Zum Inhalt der Seite

How to marry the Girl of your Dreams

Virgina/Wolf aus 10. Königreich
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Familienbande

4. Familienbande

Das Wiedersehensfest wurde nur von Tony überschattet, der seine Tochter keine zwei Sekunden aus den Augen ließ, weil er herausfinden wollte, ob sie nun wirklich schwanger war. Und wenn sie es nicht wäre, würde sie es so auf jeden Fall nicht werden.

"Möchtest du etwas, Dad?", fragte Virginia lächelnd. Obwohl es nur knapp ein Tag war, hatte sie ihren Vater vermisst, da sie es einfach nicht gewohnt war, ohne ihn zu sein. Und falls das für eine 21-jährige Frau unpassend war, so war ihr das egal.

"Äh ..." So direkt hatte Tony das Ganze nicht angehen wollen, aber wenn sich die Gelegenheit schon mal bot, so sollte er sie auch beim Schopf packen. Also nickte er zögerlich und führte seine Tochter in eine einsame Ecke des Thronsaales, um mit ihr zu sprechen.

"Worum geht es?" Es ließ sich an Tonys Gesicht einfach ablesen, dass ihm die Situation äußerst unangenehm war.

Mit abgewandtem Gesicht und verschränkten Armen sammelte sich der ehemalige Hausmeister, um das delikate Thema anzuschneiden. *Ein Baby! Vor zwanzig Jahren hab ich zuletzt ein Baby gesehen ...* - "Nun, es geht um etwas, das Wolf bei Wendells Krönungsfeier gesagt hat, und Wendell selbst hat gestern auch so etwas erwähnt, und da dachte ich mir, ich hole mir mal Bestätigung ...", begann er nachdem er noch einmal tief Luft geholt hatte. Auf ein ermutigendes Nicken seiner Tochter hin, fuhr er fort. "Ich will auch gar nicht mehr um den heißen Brei herumreden, also sag ich's ganz direkt ... Ohne Drumherum, einfach geradeheraus ... Ohne Masche, ohne Schleife, ohne-"

"Dad!"

"Bist du schwanger?" Jetzt war es heraus, und Tony fühlte sich seltsam erleichtert. Es war gar nicht so schwer gewesen, wie er angenommen hatte.

Virginia hielt vor Schreck den Atem an, ehe sie ihr Gehirn verzweifelt nach einer passenden Antwort absuchte. Doch schließlich entschied sie sich für die Wahrheit. "Ich weiß nicht."

"Wie, du weißt nicht? Wieso wissen es dann alle anderen, nur du nicht?"

"Ich ... habe noch keinen Test gemacht, aber Wolf ist sich sicher. Muss ein Wolfding sein oder so ..." Ein verlegenes Lächeln umspielte ihre Lippen, und Virginia hoffte sehnlichst, dass diese Unterhaltung nicht noch peinlicher wurde. Sie fühlte sich, als wäre sie mit der Hand in der Keksdose erwischt worden, oder zutreffender: mit ihrem ersten richtigen Freund im Wald. "Aber der Ring hier ... er singt auch in diese Richtung ..." Damit legte sie ihre rechte Hand auf ihren Bauch, der noch keinerlei Zeichen für eine etwaige Schwangerschaft aufwies, und der Ring begann leise von Krippen und Schlafliedern zu summen.

"Na, wenn das nicht besser als jeder Schwangerschaftstest ist", kommentierte Tony trocken, während er noch auf den singenden Verlobungsring starrte, der ihn an die bevorstehende Hochzeit erinnerte. Ohne seinen Blick zu heben fragte er leise. "Liebst du ihn?"

Virginia, die seinem plötzlichen Gedankensprung kurz nicht folgen konnte, rieb noch einmal über ihren Bauch und lächelte. "Ja."

"Und ..." Tony wusste, dass das noch schwieriger werden würde, aber er musste da durch. Virginia war seine Tochter, sein einziges Kind, und ihr Glück stand über seinem. "... liebt er dich auch?" Ruckartig hob er den Kopf und Virginia erblickte nicht zum ersten Mal in den letzten zwei Wochen die eiserne Bestimmung, die unter der faulen und gesetzten Schicht schlummerte. "Ich meine, wenn nicht, dann brauchst du nur ein Wort zu sagen ... Wenn er dich nicht 100%ig glücklich macht, dann-"

"Es ist alles in bester Ordnung, Dad", schnitt ihm seine Tochter das Wort ab. Tränen schimmerten in ihren Augen, als sie zitternd Luft holte und ihn umarmte. "Ich hab dich lieb, Daddy."

Tony stand noch einige Minuten, nachdem Virginia längst wieder bei ihrem Verlobten war, völlig überrumpelt da.

"Na, alles wieder in Ordnung?" Wendell klopfte Tony auf die Schulter, als er ungemerkt angekommen war. "Und wie geht die Planung mit der Hochzeit voran?"

Tony hatte das Spielpark-Projekt zurückgelegt, um bei den Hochzeitvorbereitungen für die Heirat seiner Tochter helfen zu können. Dadurch sollte er ein besseres Gefühl dafür bekommen, dass sein Küken bald eine verheiratete Frau sein würde.

"Gut, gut ... nur mit der Gästeliste bin ich mir noch nicht so sicher ..."

"Wieso denn? Wir können doch dieselbe verwenden wie für meine Krönungsfeier. Das erspart eine Menge Arbeit." Wendell langte nach einer Sektflöte, die ein sich vorbeischlängelnder Kellner auf seinem Tablett anbot.

"Es geht darum: Ich hab mich ein bisschen mit der Geschichte dieses Landes hier beschäftigt - nicht dass ich wieder Julia, den Holzfäller für Rumpelstilzchen halte oder so - und da bin ich über Dornröschen gestolpert."

"Die Geschichte kennt doch jeder, Anthony", erwiderte Wendell. "Dornröschen stach sich an der Spindel und schlief hundert Jahre ... zumindest heißt es so, denn tatsächlich hat sie nach ihrem Einschlafen niemand mehr zu Gesicht bekommen ... Wahrscheinlich können wir sie also nicht einladen."

"Nein, das meinte ich nicht, Wendell. Ihre Eltern hatten doch alle bis auf eben eine Fee eingeladen, um Dornröschen zu segnen. Und dieser einen alten Schachtel hat das nicht gepasst, sie ist trotzdem aufgetaucht und hat die Party ruiniert, indem sie das Baby verfluchte, erinnerst du dich? Wär ja nicht wirklich so toll, wenn das bei der Hochzeit auch passieren würde, was?"

Nach kurzem Überlegen stimmte Wendell zu. "Du hast Recht, Anthony, sehr gut gedacht."

"Und als ich die Liste der Einladungen durchgegangen bin, habe ich gesehen, dass kein einziger Vertreter des 8. Königreichs dabei war ..."

Wendell verschluckte sich an seinem Sekt und hustete kräftig. Hatte er richtig gehört? Hatte Anthony gerade vorgeschlagen, den Vertreter des 8. Königreiches einzuladen? Er brauchte wohl dringend einen HN- und vor allem O-Check. "Was?", krächzte er gerade noch verständlich. "D-du willst die Ice Queen einladen zur Hochzeit deiner Tochter?"

Tony, der den Aufwind nicht ganz verstand, nickte nur mit zusammengekniffenen Augen. "Nur weil sie so einen coolen Namen hat, muss das ja wohl noch lange nichts heißen, oder gibt es hier noch mehr solcher Vorurteile wie das mit den Wölfen?"

"Das mit den Wölfen, das war ... Das war etwas ganz anderes. Die Ice Queen ... sie ist böse! Nach dem Tod meiner Schwiegermutter, deiner Frau ... ist sie bestimmt die gefährlichste Person in allen 9 Königreichen. Du kannst sie nicht einfach so einladen!"

"Wieso denn nicht? Was, wenn sie nur eine griesgrämige, alte Frau ist, die nie irgendwohin eingeladen wurde und dann beschlossen hat, einfach immer nur zu Hause zu bleiben? Das Schicksal neigt dazu, sich zu wiederholen, und ich will nicht, dass die Ehe meiner Tochter so verflucht ist ... wie meine das gewesen ist!"

"Wo hast du denn die Weisheit aufgeschnappt? 'Das Schicksal neigt dazu, sich zu wiederholen'?", konnte Wendell nicht anders, als zu fragen.

"Das ist aus ... Ist ja auch egal. So schlimm kann sie doch gar nicht sein, oder? Ich meine, hast du sie schon mal gesehen? Hat sie schon mal jemanden umgebracht? Wurde sie wegen irgendeines Deliktes ins Gefängnis geworfen?"

"Nein", gestand Wendell zögerlich ein. "Aber ..."

"Aber was?"

"Jeder weiß, dass die Ice Queen böse ist, sie ist die eiskalte Königin."

"So wie jeder weiß, dass Wölfe allesamt mörderische Bestien sind? Ich hab mich auch damit anfreunden müssen, dass Wolf nicht das ist, was ich zuerst gedacht hatte. Vielleicht ist diese Ice Queen gar nicht so schlimm, wer weiß? Wir müssen ihr nur einfach eine Chance geben. Und wenn irgendetwas sein sollte, haben wir ja noch die Magische Armbrust des Jägersmannes ..."

Wendell musste widerwillig eingestehen, dass Tony sehr wohl einen Punkt hatte. Seine und auch die Meinung aller anderen Einwohner in Bezug auf die Ice Queen basierte völlig auf Geschichten, die man vom Hörensagen kannte. Niemand hatte sie je von Angesicht zu Angesicht gesehen, deswegen ließen sich die meisten Theorien einer menschenfressenden Hexe nicht halten.

~*+^+*~

"Was siehst du, Zigeunerin?"

Wenn es nicht die eisige Kälte gewesen wäre, die der Wahrsagerin einen Schauer über den Rücken jagte, dann sicher der Klang der Ice Queen. Doch daran sollte sie sich schnell gewöhnen. Mit steifen Fingern legte sie die Karten neu aus und begann sie zu deuten. Das war das erste Mal, das sie dieser Tätigkeit nachging, nachdem sie vom Jägersmann getötet worden war. Dank der Ice Queen lebte sie wieder und konnte ihre Gemeinschaft rächen.

"Ich sehe große Ziele, große Träume, in deren Verwirklichung Ihr viel Geduld investiert ..."

"Das war mir klar! Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß", forderte die Königin ihre Wahrsagerin auf.

"Dazu brauche ich Eure Hand, Königin ..."

Das kalte Gliedmaß versteifte die ohnehin schon arthritisgeplagte Hand der Zigeunerin noch weiter. Die Alte fuhr mit dem krummen Zeigefinger ihrer anderen Hand die verschiedenen Linien auf der Handfläche der Königin nach und erklärte, was sie aus deren Verlauf erkennen konnte. "Ihr habt eine ungewöhnlich lange Lebenslinie und in naher Zukunft werdet Ihr Euch an einer Gabelung entscheiden müssen ... Ich sehe ... nein, mehr sehe ich nicht."

Ice Queen knirschte ungehalten mit den Zähnen. Etwas mehr hatte sie sich schon von dieser Sitzung erhofft. "Dann leg noch einmal die Karten für die allgemeine Zukunft, nicht auf mich spezialisiert."

"Sehr wohl, Königin ...", murmelte die ehemalige Zigeunerkönigin und mischte erneut ihre Karten, die sie anschließend auflegte. "Der Wagen, die Liebenden, der Turm, das Universum und ... der Tod."

"Und? Was bedeutet das alles?" Ice Queen schlug ein Bein über das andere und stützte sich auf dem niedrigen Eistischchen ab, auf dem die Karten aufgebreitet lagen. "Gewinne ich ein Auto? Ziehe ich um? Rede!"

Die Zigeunerin schluckte trocken. Sie konnte die Bedeutung der Karten nicht glauben. Wahrscheinlich hatte sie irgendetwas missinterpretiert, aber nein ... "Der Wagen steht für Wandel. Es wird eine Veränderung vorgehen, etwas, das niemand vorhergesehen hatte. Für wen allerdings, das lässt sich nicht sagen. Die Liebenden stehen für Beziehungen, für zukünftige wie für vergangene. Der Turm signalisiert den Umbruch. Das kann jetzt für die Liebenden sein, dass sie sich trennen oder aber es greift auf das Universum vor, welches Vollendung bedeutet. Das würde dann heißen, dass ein Plan nicht vollendet werden kann, da es eine Störquelle gibt, die vielleicht die Liebenden sein können ... Und der Tod steht für Abschluss in jeder Bedeutung, der Abschluss einer Tätigkeit, einer Beziehung, eines Lebens ..."

"Das ist alles noch sehr vage, nicht wahr?", gurrte die Königin, während sie sich von ihrem Stuhl erhob und Anstalten machte, den Raum zu verlassen. "Das nächste Mal will ich Handfesteres, verstanden?"

"Sehr wohl, Königin." Mit gesenktem Kopf wartete die Zigeunerin bis die Ice Queen die vereiste Türe verschlossen hatte. Dann machte sie sich daran, die Karten wegzupacken, und erst als die Tarot-Karten sorgsam blickdicht in einem Säckchen verstaut waren, traute sie sich aufzuatmen. Sie hatte es nicht gewagt, alles auszusprechen, was sie gesehen hatte. Es war so, dass die von ihr verwendete Legeart jeweils eine Karte ausließen und immer die übernächste mit sich kombinieren ließ. Der Wagen, der Turm, der Tod ... Ihr Plan würde scheitern und mit dem Abschluss enden. Die Liebenden, das Universum ... Das bedeutete wahrscheinlich, dass das Paar ein Kind in die Welt setzen würde, das die 10 Königreiche wieder näher bringen würde. Doch ob dieses Kind nun direkt mit der vom Anfang an zum Untergang geweihten Ice Queen zu tun hatte?

~*+^+*~

"Mm! Supergutes Lammfleisch!", meinte Burly und fasste mit seinen ungewaschenen, klobigen Fingern nach einem weiteren Stück Fleisch, das schon bessere Tage gesehen hatte, und auf dem mehr Fliegen klebten als Fett.

"Supergutes Lammfleisch!", echote Blabberwort.

"Lecker, lecker", stimmte nun auch Bluebell zu.

Nach und nach leerte sich der überhäufte Tisch der neuen Herrscher des 3. Königreiches, als sich das Mittagessen dem Ende näherte.

Obwohl sich jeder der drei Trolle am liebsten selbst als alleinigen Herrscher gesehen hätte, so waren sie doch klugerweise dazu fähig gewesen, sich auf eine gemeinsame Regentschaft zu einigen, in der jeder das gleiche Mitspracherecht besaß. Denn auch wenn dieses Charakteristika nicht sofort ins Auge sprang, so konnten Trolle auch äußerst scharfsinnig sein, und nachdem ihr Vater von der Wicked Queen so hinterhältig ermordet worden war, mussten sie dafür sorgen, dass ihr Königreich und seine Hinterlassenschaft nicht verkümmerte. Relish sollte stolz auf seine Kinder sein, auch wenn er es nicht mehr erlebte, dass sie etwas vollbrachten, sein Tod würde nicht umsonst gewesen sein.

Die drei Geschwister waren nun völlig auf sich allein gestellt, und sollten sie wieder einmal in Schwierigkeiten oder gar ins Gefängnis kommen, würde es niemanden mehr geben, der sie wieder rausholte. Nicht, dass sie es noch einmal darauf anlegen würden, in so eine Situation zu geraten.

Nachdem ihre Mutter sie schon so früh einfach verlassen hatte, hatten sie nur ihren Vater gehabt, den die Aufgabe, drei Trolle großzuziehen, sicher ein wenig überfordert hatte, aber er hatte sein bestes getan.

"He, Burly, glaubst du, dass sie hier heiraten werden?", fragte Blabberwort mit vollem Mund und langte gleichzeitig zu ihrem gefüllten Weinglas.

"Wer?", fragte Burly zurück.

"Na, die Hexe und der Wolf. Denkst du, sie werden uns auch einladen?"

"Fahren wir dann mit unserer besten Kutsche?", wollte Bluebell aufgeregt wissen und vergaß für einen Augenblick das Essen auf - und neben - seinem Teller.

"Wer weiß?", gab Burly seinen Bruder ignorierend zurück.

"Ich will auch mal auf so eine richtig große Festivität!" Sie sprach das Wort aus, als wäre es das schwierigste Fremdwort der gesamten 10 Königreiche. "Und ein Kleid tragen, und dann wäre ich die Ballkönigin und jeder würde mit mir tanzen wollen ..." Blabberworts Augen glänzten als sie die Hände faltete und in ihren Tagträumen versank. "Und der Prinz würde nur Augen für mich haben ..."

"Wendell ist der Prinz, nein, der König sogar", warf Burly ein.

"Warum sollte Wendell nur Augen für dich haben?", wollte Bluebell von seiner Schwester wissen. "Außerdem hast du gar kein Kleid, und wenn, würdest du nicht hineinpassen! Hahargh-" Des jüngsten Trolls Lachanfall wurde von einem gezielt geworfenen Keulenstück im wahrsten Sinne des Wortes im Halse erstickt.

"Schlucken, Bruder", tadelte Blabberwort, ehe sie auf ihren 'Traumprinzen' zurückkam. "Wendell? Igitt! Da bleib ich doch lieber Jungfer!"

Diese Aussage ließ beide Brüder in Gelächter ausbrechen, und Blabberworts Wangen nahmen das kräftige Orange ihrer Haare an.

"Seid still!", brüllte sie, doch ohne Zweck. Ihre Brüder waren einfach zu dumm. *Mit Intelligenz gebrandmarkt*, dachte sie ironisch. *Was für ein Kreuz.*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück