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Narben

von

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Das fahle Licht der wenigen flackernden Kerzen tauchte den kleinen Raum in ein angenehm warmes, rötlich schimmerndes Licht, das nur hin und wieder durch am Fenster vorbeifahrende Autos wie von einem vom Regen abgeschirmten Blitz abrupt durchbrochen wurde. Rukis schwitzende Hand krallte sich in das Bettlaken, während Takato sanft über ihren nackten Oberkörper strich, sie liebevoll küsste und ihr dann einen Liebesschwur ins Ohr flüsterte. Ein Schauer nach dem anderen lief über ihren heißen Rücken, als er begann, ihr zärtlich in den Nacken zu beißen um anschließend wieder seine Lippen auf die ihren zu pressen und ihr ein wundervolles Gefühl zu geben, dass sie wünschen ließ, diese Nacht nie enden lassen zu können.
 


 

Ruki biss die Zähne zusammen, bis ihre Kiefer schmerzten und schüttelte energisch den Kopf. Nein, sie durfte nicht daran zurückdenken, nicht jetzt. Sie musste ihn finden, so schnell es ging, bevor es zu spät war. Keuchend und eigentlich schon längst jenseits ihrer Kräfte jagte sie durch die verregnete Nacht, bereits mehr als eine Windböe hätten sie um ein Haar gegen eines der riesigen Häuser geschmettert und ihr ganzer Mund war erfüllt vom metallischen Geschmack ihres Blutes. Ihre nackten Füße waren zerrissen und wund und sie glaubte, auf rohem Fleisch zu laufen, ihre Kleider waren nass und kalt und ließen sie am ganzen Leib zittern. Das alles erreichte ihr Bewusstsein jedoch nur in einer Weise, die es für sie vollkommen irrelevant machte, was mit ihr geschah.

Das einzig wichtige jetzt war er.


 

Langsam arbeitete Takato sich immer weiter herab, kitzelte mit seiner Zunge und seinem lose herabfallenden Haar ihren Bauchnabel und kicherte leise, als sie den Kopf hob und ihm über die Wange leckte. Sein wundervolles Lächeln, als er in ihre von Tränen des Glücks erfüllten Augen blickte, ließ Ruki zurück auf das schweißnasse Kissen sinken und die Augen schließen um dieses so unglaublich schöne Bild des Menschen, den sie liebte, noch für wenigstens einige Sekunden wahren zu können.


 

Suche nicht nach mir, du machst es nur noch schlimmer, VERGISS MICH, war das Letzte gewesen, was er ohne sich dabei umzudrehen mit verzweifelter, tränenerstickter Stimme gerufen hatte, bevor er davongelaufen war. Ruki hatte zu lange dort gesessen und ihm vollkommen perplex hinterhergestarrt, zu langsam reagiert, zu viel Zeit verschwendet.

Jetzt war es so gut wie unmöglich, ihn im nächtlichen Treiben Tokios wiederzufinden, er war nur ein kleiner Mensch unter Millionen und sie kannte weder sein Ziel noch seinen Weg. Doch Ruki ließ sich von logischen Tatsachen nicht davon abhalten, immer wieder verzweifelt mit heiserer Stimme seinen Namen in den Regen zu brüllen, bis ihre Stimmbänder zu versagen schienen und nur noch ein hilfloses Krächzen zustande brachten.

Etwas in ihr spürte seine Nähe. Sie verlangsamte ihren Lauf und begann, sich umzusehen, sie kannte diese Gegend, doch sie hatte vergessen, woher. Kein Mensch war mehr zu sehen, der Sandweg, auf dem sie lief, war auf beiden Seiten von Bäumen gesäumt, deren Blätter nur noch wenige der Regentropfen und kein Geräusch außer deren monotones Geplätscher bis zu ihr vordringen ließen.

Einen Moment befürchtete sie, in Ohnmacht zu fallen, als die Umgebung um sie herum begann, sich langsam um sie herum zu drehen und in einer einheitlich grauen Masse zu verschwimmen, jedoch fing sie sich wieder und bemerkte aus dem Augenwinkel einen kleinen Schimmer zwischen den Blättern.

Nun, wo ein vollkommen unbekanntes Gefühl der schrecklichsten Angst, die sie jemals verspürt hatte, sie überkam, fiel Ruki ein, wovor sie stand; es war die Hütte, in der Takato Guilmon zu Anfang versteckt hatte.

Sie schluckte und trat dann an die Tür oder die Überreste davon, es war eigentlich nicht viel mehr als ein Loch in einem Haufen vermodernder Bretter. Und mitten in diesem Haufen kniete er, vor einer Kerze, den Kopf gesenkt und etwas leise vor sich hin murmelnd.


 

Ruki hatte die Augen nicht wieder geöffnet, bis Takato langsam immer mehr von ihr abließ und sie schließlich nicht einmal mehr berührte. Besorgt sah sie auf und richtete sich auf, als sie die Tränen in seinen Augen sah. Er deutete mit seinem Blick an seinem Arm herab, dem Ruki impulsiv folgte und sie erschrak, als sie die Narben an seinem Unteram sah. Fein säuberlich angeordnet wie die Gitterstäbe eines Käfigs grinsten sie sie förmlich an, lachten über sie. Nein, Takato war es, der lachte. Ein wahnsinniges Lachen, schallend und laut, während über seine Wangen eine Träne nach der anderen rollte. Dann stand er auf und zog sich an.


 

"Ich sagte, du solltest mich nicht suchen", sagte er plötzlich mit vollkommen ausdrucksloser Stimme. Dann drehte er sich schlagartig um und hielt ihr mit diesem wahnsinnigen Grinsen, vor dem sie sich so fürchtete, sein blutgetränktes Handgelenk entgegen. "Gute Nacht, Ruki-chan"

Diese Worte, die er voller Kälte regelrecht ausgespieen hatte, jagten Ruki einen Schauer über den Rücken, dieses Mal war er jedoch alles andere als angenehm und ließ sie verunsichert einen Schritt zurückweichen.

Dann fiel er vornüber, schwarzes Wachs vermischte sich mit Blut und bespritzte die Wände und Ruki wandte sich ab und spürte, wie ihr Herz von Eis überzogen wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2003-12-22T17:49:55+00:00 22.12.2003 18:49
Also, ich finde diese FF echt gut, besonders das Pairing (wenn ichs richtig kapiert habe.. ^^)!!!
Würd mich freuen, wenn du weitermachen würdest!


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