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the end of the rope

von

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Kapitel 1

Schwüler Fahrtwind blies durch das heruntergelassene Autofenster herein und legte einen leichten Schweißfilm auf Sasukes Gesicht. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, kam jedoch nicht gegen den beständigen Strom feuchter Sommerluft an. Er wischte sich mit dem Handrücken über die klebrige Stirn und stöhnte leise auf. Schon Ende Juni war es beinahe unerträglich heiß und laut Wetterbericht würde der Hochsommer nahezu apokalyptische Ausmaße annehmen.
 

„Es wird besser, sobald wir das Waldgebiet erreichen“, versprach Itachi schmunzelnd und klopfte Sasuke ermutigend das Knie. Seine Haut war kalt, obwohl es im Inneren des Autos so brütend heiß war, dass man sicherlich Spiegeleier auf dem Armaturenbrett braten könnte. „Natürlich könntest du auch einfach das Fenster zu machen, damit die Klimaanlage anständig arbeiten kann.“
 

„Du weißt genau, dass mir dann schlecht wird“, versetzte Sasuke gereizt, was Itachi ein leises Seufzen entlockte, aber immerhin diskutierte er nicht.
 

„Ich verstehe vollkommen, dass das nicht der Sommer ist, den du dir vorgestellt hast, vor allem, wo du jetzt dieses Mädchen kennengelernt hast.“
 

„Karin ist nicht meine Freundin“, sagte Sasuke genervt. Obwohl sie das gern behauptete oder besser, obwohl sie das annahm, denn er hatte keine größeren Anstrengungen unternommen, sie dahingehend zu korrigieren. So war es leichter, für ihn zumindest, und sie hatte natürlich – natürlich! – vollstes Verständnis gehabt, dass er momentan keinen Nerv für eine Beziehung hatte, und hielt sie trotzdem für ein Paar.
 

Itachis Mund presste sich zu einem missbilligenden Strich zusammen. Sasuke konnte sich denken, was ihm durch den Kopf ging. Er hatte ihn und Karin beim Sex gehört, mehrmals sogar, also waren sie für ihn zusammen, denn Itachi war derart grundanständig, dass unverbindlicher Geschlechtsverkehr für ihn nicht nur ein Oxymoron darstellte, sondern sich völlig außerhalb seiner Vorstellungskraft bewegte. Sasuke war da anders und wäre er an Itachis Stelle, würde er jedes halbwegs attraktive Mädchen bis zur Besinnungslosigkeit durchvögeln. Seine Ehrenhaftigkeit ging sogar so weit, dass er Izumi, mit der er immerhin fast fünf Jahre liiert gewesen war, in die Freiheit entlassen hatte und seitdem alles, was sie in ihrer bodenlosen Verzweiflung anstellte, mit stoischer Geduld ertrug. Insgeheim glaubte Sasuke jedoch, dass Itachi im Grunde ganz froh war, einen Vorwand zum Schlussmachen gefunden zu haben, denn die Liebe schien stets einseitig geblieben zu sein, und er könnte schwören, dass er überhaupt nur deswegen mit ihr zusammengekommen war, weil sie, um es mit den Worten ihres Vaters zu sagen, eine gute Partie abgab.
 

„Jedenfalls“, fuhr der Ältere gepresst fort, „könnte ich mir, um ehrlich zu sein, auch etwas Schöneres vorstellen, aber es schien Mutter sehr wichtig zu sein.“
 

Und was ist dir wichtig?, lag ihm auf der Zunge, aber er sprach es nicht aus. Itachi war so sehr Meister darin, den Wünschen ihrer Eltern zu entsprechen, dass er vermutlich noch nie darüber nachgedacht hatte, was er selbst wollte. Sasuke fand es allerhöchste Zeit, dass sein Bruder sich endlich verwirklichte, doch Itachi dagegen fand offensichtlich, dass es nun auch nicht mehr darauf ankam. In den schlaflosen Nachtstunden, wenn sich die Angst wie eine Faust um Sasukes Herz ballte, fürchtete er, dass Itachi insgeheim froh war, das alles bald hinter sich zu haben.
 

Sasuke lümmelte sich gegen die Beifahrertür, hing seinen Arm aus dem Fenster, in der Hoffnung, dass der Fahrtwind seine Haut wenigstens ein bisschen kühlte, und betrachtete Itachi unauffällig. Wenn man ihn so ansah, käme man nie auf die Idee, dass er krank war. Obwohl… Er war dünner geworden, blasser, sein Teint hatte einen dezent gräulichen Ton angenommen, sein Haar war nicht mehr so glänzend wie noch vor einigen Wochen und auf seinem Gesicht hatte sich eine nicht enden wollende Erschöpfung eingegraben. Und dann war da natürlich der Husten, der Itachi seit seinem elften Lebensjahr begleitete. Sasuke erinnerte sich noch daran, wie sie wochenlang allesamt angenommen hatten, es handele sich um eine verschleppte Erkältung – immerhin war er schon immer kränklich gewesen –, bis ihr Hausarzt Itachi schließlich ratlos an einen Pneumologen überwiesen hatte. An dem Tag, der ihrer aller Leben für immer auf den Kopf gestellt hatte, war er wütend gewesen, weil seine Mutter vergessen hatte, ihn vom Karate-Training abzuholen, und er gezwungen gewesen war, mit dem Bus durch die halbe Ortschaft zu fahren, nur um sie restlos aufgelöst am Tisch sitzend vorzufinden. Itachi hatte ihr in hilflosen Tröstungsversuchen über den Rücken gestreichelt. Der Zorn hatte sich so sehr in Sasuke eingebrannt, dass er ihn seitdem nie wieder richtig losgeworden war.
 

Über die Jahre war Itachis Husten kontinuierlich schlimmer geworden und doch hatte er stets einen so gesunden Eindruck gemacht, dass Sasuke leichtfertig verdrängt hatte, dass sein älterer Bruder von geborgter Zeit lebte. Meistens war er genervt, aber nicht besorgt gewesen, und dann hatten sie erfahren, dass Itachi nur noch ungefähr ein halbes Jahr zu leben hatte. Das war vor knapp vier Monaten gewesen. Mittlerweile waren die Anfälle so schlimm, dass sie ihn minutenlang nach Atem ringend und mit schmerzverzerrtem Gesicht zurückließen, weil seine Lunge bei lebendigem Leib verfaulte.
 

Wahrscheinlich sollte er in seinem Zustand nicht mehr Auto fahren, doch wenn sie sich dieser Wahrheit stellten, müssten sie sich auch allen anderen Wahrheiten stellen, wie der, dass Itachi vor Ende des Sommers tot sein würde.
 

Ihre Eltern waren im Stadium der Verdrängung steckengeblieben. Fugaku war fast explodiert, als Itachi sein Studium aufgegeben hatte – als gäbe es auch nur die geringste Chance, dass sein Erstgeborener jemals seinen Abschluss erleben durfte. Mikoto hatte Itachi vor sechs Monaten spontan einen schicken neuen Sportflitzer geschenkt, was ziemlich idiotisch war, da sein Bruder konsequent das Tempolimit einhielt und sein altes Auto auch gerade erst zwei Jahre alt war. Vermutlich hatte sie einfach etwas für ihn tun wollen, hilfloser Aktionismus. Es wäre ironisch, wenn Itachi einmal in seinem Leben etwas Wagemutiges anstellen und dabei in einem Autounfall ums Leben kommen würde. Das Auto würde garantiert noch nach Neuwagen riechen, wenn Sasuke es erbte. Und nun hatte sie diesen hübschen kleinen Familienurlaub in ihrem ehemaligen Heimatdorf geplant, weil die saubere Landluft Itachis Lunge bestimmt guttun würde. Ihre Mutter schien um jeden Tag mit dem Tod persönlich feilschen zu wollen.
 

„Geht es dir gut? Du siehst blass aus“, stellte Itachi fest und löste seine Augen für einen winzigen Moment von der Straße, um ihm den Kopf zuzudrehen.
 

Musst du gerade sagen, dachte Sasuke, antwortete aber: „Ich hab bloß Hunger.“
 

„Wir sind fast da“, sagte er und deutete auf den Wald, der sich wie ein Wall aus Bäumen am Horizont abzeichnete. „Erinnerst du dich eigentlich noch an Konoha?“
 

„Ich war sechs, als wir weggezogen sind, also ja“, meinte er und rollte mit den Augen. „Allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich dieses Kaff vermisst hätte, und ich habe angenommen, dass das Haus längst verkauft wäre.“
 

Itachis Mund verbog sich zu einem, für seine Verhältnisse, sarkastischen Schmunzeln. „Vater wollte das Haus tatsächlich verkaufen. Er hatte sich mit einigen Immobilienmaklern in Verbindung gesetzt und bereits ein paar gute Angebote erhalten, weil es zu dieser Zeit ganz groß in Mode unter den Städtern war, Grundstücke auf dem Land zu erwerben. Allerdings war Mutter vehement dagegen und da das Haus rechtlich beiden gehört, waren ihm die Hände gebunden. Ich vermute, dass Mutter das Haus als Feriendomizil nutzen wollte, vielleicht dachte sie auch, dass wir eines Tages nach Konoha zurückziehen. Du kennst sie; das Stadtleben hat ihr nie wirklich behagt. Jedenfalls gab Vater es irgendwann auf, das Haus verkaufen zu wollen, offiziell, weil der Immobilienmarkt am Boden sei, aber ich glaube, dass er Mutter damit ihren Willen gelassen hat, ohne zu offensichtlich klein beigeben zu müssen.“
 

„Und jetzt kehren wir wirklich zurück“, merkte Sasuke düster an und sah aus dem Fenster. Sie hatten die asphaltierte Landstraße verlassen und waren auf eine unbefestigte, von Schlaglöchern gespickte Waldstraße eingebogen. Die Luxuskarosse, die für derlei Gelände schlicht nicht gemacht war, holperte ungesund röhrend dahin und Itachi, der grundsätzlich ein guter, wenngleich langweiliger Autofahrer war, hatte sichtlich Mühe, den Wagen unter Kontrolle zu halten.
 

Die Baumkronen spannten sich als ewiges Blätterdach über den Himmel und filterten das späte Mittagslicht zu einem unnatürlich anmutenden Grünton. Nur hier und da warf die Sonne vereinzelte goldene Sprenkel auf den Boden. Wie Itachi angekündigt hatte, war die Temperatur merklich gefallen, und der Geruch des Waldes drang gemeinsam mit zahlreichen Insekten ins Wageninnere vor. Sasuke schloss das Fenster und verspürte unverzüglich Übelkeit in sich aufsteigen.
 

„Und jetzt kehren wir zurück“, pflichtete Itachi bei, während er das Auto auf Schneckentempo ausbremste, um drei Fahrradfahrer zu überholen.
 

Die drei mussten ungefähr in Sasukes Alter sein. Ein dicker Junge strampelte sich mühsam keuchend den Hang hinauf, sein Gesicht war knallrot und schweißnass und es würde Sasuke kaum verwundern, wenn er jede Sekunde ohnmächtig vom Rad kippte. Ein drahtiger Junge, der sein dunkles Haar zu einem stachelig aussehenden Man Bun gebunden hatte, und eine hübsche, überschlanke Blondine feuerten ihn mehr oder weniger erfolgreich an. Das Mädchen lachte so sehr über die Anstrengungen des Dicken, dass sie ihnen fast vors Auto radelte und den Lenker erst in letzter Sekunde erschrocken rumriss. Sie kamen Sasuke vage bekannt vor, doch zehn Jahre waren eine lange Zeit und er konnte sie ebenso gut mit x-beliebigen Menschen verwechseln.
 

Itachi legte eine Vollbremsung hin, obgleich er sowieso so langsam gefahren war, dass sie allerhöchstens einen blauen Fleck davongetragen hätte, und ließ das Fenster herunter. „Bist du okay?“, fragte er.
 

„Ja, klar, hab mich nur erschreckt“, sagte sie. Über ihre Wangen legte sich ein sichtlicher Rotschleier bei Itachis Anblick und sie zwirbelte ihren langen Pferdeschwanz, was vermutlich verführerisch sein sollte, sie aber eher wie ein kleines Schulmädchen aussehen ließ.
 

„Klasse Auto“, staunte der Dicke und befummelte die glänzende Silberlackierung mit seinen schwitzigen Wurstfingern. Sein Fahrrad hatte er lieblos auf die Straße fallen lassen. „Das sind 11-Star-Carbon-Felgen, die kosten ein kleines Vermögen.“
 

„Die ganze Karre kostet ein kleines Vermögen“, maulte der andere Junge, als würde ihn dieser Umstand ungemein nerven.
 

„Bist du ‘n Touri?“, wollte das Mädchen wissen, indes sie sich mit überkreuzten Armen ins Wageninnere lehnte. Ihr quietschsüßes Zuckerwatteparfum stieg Sasuke in die Nase, die er automatisch rümpfte. Jemand sollte ihr sagen, dass sie sich wie eine billige Nutte verhielt und außerdem wie eine roch, was schade war, weil die Kleine eigentlich ganz niedlich aussah. „Oh, hallo“, grüßte sie, als ihr auffiel, dass Itachi nicht allein war, runzelte dann nachdenklich die Stirn und fragte schließlich: „Sag mal, kennen wir uns?“
 

„Vielleicht“, erklärte Itachi an Sasukes Stelle mit einem unverbindlichen Lächeln. „Wir haben mal in Konoha gewohnt, ist aber schon ein Jahrzehnt her. Ihr seid aus dem Dorf, oder?“
 

Die Blonde blinzelte ein paar Mal schnell hintereinander und in dem Moment, in dem sie Sasuke erkannte, machte es auch bei ihm Klick. „Sasuke? Bist du das etwa?“, kreischte sie in einer nervtötend hohen Stimmlage. Die beiden anderen Jungs verzogen synchron die Gesichter.
 

„Und du bist Ino Yamanaka, richtig?“, fragte er, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass es sich bei dem Mädchen nur um sie oder wenigstens eine enge Verwandte handeln konnte; das helle weizenblonde Haar und die großen silberblauen Augen machten eine Verwechslung nahezu unmöglich.
 

„Du erinnerst dich an mich“, quietschte sie schrill und traf die fragwürdige Entscheidung, sich durch das Fenster zu stürzen, was sie in die verfängliche Lage brachte, in der sie mit dem Oberkörper halb auf Itachis Schoß landete und ihre zu einer überschwänglichen Umarmung ausgestreckten Hände Millimeter neben Sasukes Schritt aufkamen. „Hoppla“, lachte sie und zappelte mit den Beinen. „Shikamaru, ich brauch mal Hilfe.“
 

„Du bist echt eine Plage“, nörgelte dieser, packte sie aber um die Taille und zog sie aus dem Auto.
 

„Tut mir leid“, grinste sie. „Ich freue mich nur echt, dich, euch zu sehen.“
 

„Offensichtlich“, kommentierte Sasuke trocken, während Itachi den Vorfall noch mental zu verarbeiten hatte.
 

„Was macht ihr hier? Zieht ihr wieder her? Du erinnerst dich bestimmt noch an Shikamaru und Chōji“, rasselte Ino herunter. Es fehlte nicht viel, dass sie wie ein kopfloses Huhn aufgeregt im Kreis rumrannte. „Wow, das muss ich gleich twittern. Ach, Mist, hier ist ja gar kein Empfang. Könnt ihr mich mitnehmen?“ Sie klimperte süßlich mit den langen Wimpern.
 

Sasuke starrte sie mit offenem Mund an und Itachi stieg allegorischer Rauch aus den Ohren.
 

„Mann, Ino, schalt mal einen Gang runter, Mädel“, sagte Shikamaru und verpasste ihr eine sanfte Kopfnuss, die sie dennoch dramatisch jammern ließ. „Wenn die dich mitnehmen, was ist dann mit deinem Fahrrad?“
 

„Könnt ihr nicht…“
 

„Vergiss es.“
 

Ino schob schmollend die Unterlippe vor, verschränkte dann die Arme hinter dem Rücken und wippte auf den Fußballen vor und zurück. „Vielleicht ein andermal?“, wandte sie sich an Itachi, der nichtssagend lächelte und offensichtlich bereute, sie nicht mit hundert Meilen pro Stunde über den Haufen gefahren zu haben. Okay, nein, so war Itachi nicht, aber Sasuke bereute es definitiv. „Ich arbeite im Kiosk am See, kommt doch mal vorbei. Die erste Limo geht aufs Haus.“
 

„Das ist sehr freundlich“, bedankte der Ältere sich. „Leider müssen wir jetzt weiter.“
 

„Klar, bis demnächst“, sagte Ino strahlend und winkte ihnen zum Abschied zu.
 

Itachi schloss das Fenster und seufzte angestrengt. Sasuke sah im Seitenspiegel, wie die Blonde einen kleinen Freudenhüpfer vollführte. „Leider müssen wir weiter?“, stichelte Sasuke. „Jetzt glaubt die Alte, dass sie dich an der Angel hat. Spätestens morgen hält dich das halbe Dorf für ihren neuen Lover.“
 

„Mach dich nicht lächerlich, das Mädchen rangiert altersmäßig wohl eher in deiner Kategorie.“
 

„Aber du bist der mit der klasse Karre. Es gibt haufenweise Weiber, die für weniger die Beine…“
 

„Sasuke“, ermahnte Itachi ihn scharf. „Ich will nicht, dass du so redest. Das ist respektlos. Dieses Mädchen mag ein wenig… ungetrübt sein, aber du darfst nicht vergessen, dass wir nicht mehr in Tokio sind.“
 

„Was übersetzt bedeutet, dass du sie für eine Hohlbirne hältst.“
 

Itachis Mundwinkel zuckte unzufrieden. „Diese demonstrierte Unbekümmertheit ist jedenfalls besorgniserregend. Das Mädchen hätte zu weiß Gott wem ins Auto steigen können.“ Sasuke schaltete geistig ab, als sein Bruder anfing, Kriminalstatistiken runterzubeten.
 

Sie erreichten das Dorf und das Erste, was Sasuke auffiel, war, dass sich Konoha in der vergangenen Dekade kein Stück verändert zu haben schien. Alte Männer saßen auf der einen Seite der Hauptstraße beisammen und spielten Shōgi, ihre Ehefrauen tratschten auf der anderen, Touristen flanierten durch die schmalen Gassen, labten sich an überteuertem Fingerfood und kauften unnötigen Plunder in den zahlreichen Souvenirgeschäften. Mit seinem Netzwerk aus heißen Quellen, einem kristallklaren Badesee und Bergen, die im Sommer zum Wandern oder ausgedehnten Radtouren und im Winter zum Skifahren einluden, war Konoha ganzjährig ein beliebtes Urlaubsziel. Vielleicht lag es daran, dass er die erste Hälfte seiner Kindheit in diesem Ort aufgewachsen war, doch Sasuke hatte nie recht verstanden, weshalb manche Menschen einen Reiz darin sahen, ihre wertvolle Ferienzeit auf diesem unspektakulären Fleckchen Erde zu verbringen.
 

Itachi fuhr nun beinahe im Schritttempo durch das Dorf, was vor allem den Anwohnern ausreichend Gelegenheit bot, die italienische Luxusklasse schamlos zu begaffen. Touristen hatten die Straße zur Fußgängerzone erklärt und legten das typisch asoziale Verhalten von Menschen an den Tag, die sich im Urlaub wie gönnerhafte Könige fühlten und ihren Anstand Zuhause vergessen hatten. Sasuke beugte sich nach rechts und betätigte drei Mal schnell hintereinander die Hupe, ehe Itachi ihn daran hindern konnte.

„Sonst sind wir heute Abend noch nicht da“, erklärte der Jüngere sich auf Itachis strengen Blick hin.
 

„Wie kommt es, dass du es plötzlich so eilig hast?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Gemeinsam mit seiner ruhigen, emotionsarmen Art ließ es ihn eine unangreifbare Arroganz ausstrahlen. Sasuke hatte lange versucht, diesen Ausdruck zu imitieren, aber schnell gelernt, dass das einseitige Hochziehen der Augenbraue eine ebensolche Geheimkunst wie mit den Ohren wackeln oder die Zunge rollen war.
 

„Nichts ist so ätzend, wie nicht voranzukommen, weil irgendwelche Arschlöcher glauben, allein auf der Welt zu sein, und anderen den Weg blockieren“, schnappte er. „Das hat nichts mit Eile zu tun, ich bestimme nur gern selbst, wie wertvoll meine Zeit ist.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: lunalinn
2024-03-21T09:12:46+00:00 21.03.2024 10:12
Huhu,
ein sehr schöner Einstieg, von dem ich hoffe, dass es bald weitergeht. :D
Es ist ja recht selten, dass man FFs in dem Fandom findet, die dann auch noch in character sind, aber die hier gefällt mir richtig gut.
Itachi als der sanfte Bruder, während Sasuke da eindeutig etwas bissiger rüberkommt. xD
Auch dass die Vorstellungen von Beziehung da mehr auseinandergehen, gefällt mir...ohne den ganzen Clan-Mord-Kontext sähe das bestimmt ganz genauso aus.
Von daher gefällt mir diese brüderliche Beziehung sehr, die vor allem von dem Hintergrund überschattet wird, dass Itachi ja nicht mehr lange zu leben hat.
Ich kann Sasuke verstehen...das muss richtig hart sein...vor allem, wenn man dann noch lächeln bzw. normal sein soll.
Ino war klasse. xD
Vor allen, als sie einfach ins Auto steigen will, weil - gutaussehende Jungs und heeeey, den einen kennt sie doch von früher!! Haha...ich an Itachis Stelle wäre auch schockiert, immerhin ist das zig Jahre her. Wirklich nicht die schlauste Idee, aber es passt sehr gut zu Inos Charakter.
Das verspricht ja alles sehr anstrengend für Sasuke zu werden. Der Arme.
Jedenfalls ein guter Einstieg.
Was hier pairingsmäßig passiert, kann man ja noch nicht sagen, aber ich bin da eigentlich recht offen.
Die Standart-Pairings wie SasuSaku, InoSai etc mag ich eigentlich ganz gern...auch wenn ich eigentlich mehr der Shonen-Ai Spalte zugehörig bin, bzw. gern mische. Ich glaube zwar, dass es hier KisaIta leider nicht geben wird, aber damit kann ich bestimmt leben. ;)
Von daher weiter so und noch einen schönen Tag.

LG
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
03.04.2024 15:07
Hallo lunalinn,

wooow, vielen lieben Dank für dein wirklich tolles und ausführliches Review. <3 Ich freue mich total darüber. Und entschuldige bitte die späte Rückmeldung, aber bei mir ist gerade einiges los: erste eigene Wohnung, neuer Kater, anderer Kater krank, Ostern usw. Da hatte ich schlicht nicht den Kopf, angemessen auf dein Review zu reagieren.
Leider weiß ich noch nicht, wann das nächste Kapitel kommen wird… Das Schreiben fällt mir seit geraumer Zeit schwer; und ich habe gerade meine Ausbildung begonnen und arbeite nebenbei noch ehrenamtlich, weswegen ich wenig Freizeit habe. Aber ich liebe das Schreiben, also geht es definitiv weiter. <3
Ich freue mich riesig, dass du meine Charaktere in character findest. Da gebe ich mir wirklich Mühe, denn es ist teilweise gar nicht so leicht, den Figuren ihre authentische Persönlichkeit zu verleihen, vor allem in einem Alternative Universe.
Haha, ja, Sasuke kann ganz schön bissig sein. Ich muss immer an diese eine Szene denken, in der Klein-Ino ihm eine Blume schenken will und er sie einfach stehen lässt. Seine Zuneigung ist eben sehr schwer zu erobern. Das wird bei Itachi zwar nicht anders sein, aber er ist nicht so ein Arsch und trägt das nicht so nach außen. ^^
Sasukes Vorstellung, was Beziehungen betrifft, ist eher meine freie Interpretation. Allerdings denke ich, dass Sasuke die vermeintlich fehlende Zuneigung seiner Eltern darüber zu kompensieren versucht. Letztlich ist er eben auch nur ein Teenager, dessen geliebter Bruder sehr krank ist. Und dass die Eltern da gedanklich eher bei Itachi sind (und Sasuke sich vernachlässigt vorkommt), ist wohl verständlich.
Ino, my guuurl xD Ich lieb sie ja. Sie ist eben – wie sagte Itachi noch gleich – ungetrübt. Als ehemaliges Dorfkind kann ich jedenfalls für einen kleinen Teil der Weltbevölkerung sprechen, dass man doch etwas vertrauensseliger ist. Man kennt sich eben und die Schlechtigkeit der Welt ist meist weit weg. Plus, in dem Alter macht man sich da auch einfach nicht die Gedanken. Sie kennt Sasuke immerhin, also alles gut – jedenfalls in ihrem Mindset. Ino ist eben ein Original. <3
Itachi ist da natürlich deutlich reifer und welterfahrener und er hat in einer Großstadt gelebt, in der es freilich noch mal deutlich anders zugeht.
Was pairingmäßig passiert, verrate ich natürlich noch nicht. ;D Aber prima, wenn du eh für alles offen bist.
Lieben Dank noch mal für dein Review und alles Liebe.
Von:  Sesha
2024-02-29T10:33:48+00:00 29.02.2024 11:33
Ein schöner Schreibstil, ich werde das mal weiter verfolgen :)
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
29.02.2024 18:01
Hallo Sesha,

lieben Dank für das Lob. Ich hoffe, die Geschichte wird dir auch weiterhin gefallen. 😊
Von:  Kairi234
2024-02-25T21:41:50+00:00 25.02.2024 22:41
Tolle Story ❤️
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
26.02.2024 07:45
Hallo Kairi234,

lieben Dank. ❤️


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