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Reise ins Unbekannte

Ein Breath of the Wild-MSP
von
Koautor:  Charly89

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Weiterreise mit Hindernissen

Es wird eine vergleichsweise kurze Nacht – zumindest kommt es mir so vor, denn etwas Warmes stupst meine Wange an und fast sofort öffne ich die Augen. Prompt bereue ich es zudem, im Sitzen geschlafen zu haben. Mein Nacken zieht unangenehm und fühlt sich leicht versteift an.

„Guten Morgen, Charly“, grüße ich den Steppenfuchs und strecke mich einmal kurz, bevor ich mich langsam aufrichte und noch einmal durchstrecke. Es knackt ungefähr alles – gefühlt jedenfalls. Das Feuer indes glimmt zwar noch, aber es wird ohnehin gerade hell. Die Morgensonne verjagt gerade den letzten Rest der Nachtschwärze und ich schaue mich kurz mit leicht gesenktem Blick um. Kam irgendetwas weg, während wir geschlafen haben? Sieht nicht wirklich danach aus. Der Rucksack liegt noch da, das Schild ist nach wie vor fest daran verschnürt, und Charly hat auch niemand geklaut.

 

Apropos. Mein tierischer Begleiter sitzt brav vor mir und scheint auf etwas zu warten.

„Keine Sorge, ich bin wach. Hellwach.“ Wie auf Kommando muss ich jedoch kurz darauf gähnen und halte die Hand vor den Mund.

Jetzt aber wirklich.

Im Hintergrund zwitschern etwas entfernt ein paar Vögel und ich sehe ein paar Reiher fliegen; es wirkt alles so idyllisch wie gestern, als ich zum ersten Mal hier aufgewacht bin. Dass das auch täuschen kann, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

Mein tierischer Begleiter lässt ein typisches Bellen von sich hören, das eher klingt wie ein quietschen, und läuft davon.

Für einen Moment drängt sich in meinem noch leicht benebelten Kopf die Überlegung, ihm zu folgen, doch ich lasse es gut sein und strecke mich ein weiteres Mal, wobei es leicht metallisch klimpert, als ich die Arme wieder sinken lasse.

Hat sich mein Körper spontan dazu entschieden, metallisch zu werden? Nein, nicht wirklich jedenfalls.

Eigentlich hätte es mir gestern schon auffallen müssen, doch ich stelle fest, dass mein Oberteil auch ein Kettenhemd beinhaltet, welches knapp unter den gemusterten Ärmeln und Saum des roten Überwurfs hervorragt.

Oooooh, interessant.

Vielleicht sollte ich mich erst einmal frischmachen, bevor ich mich weiter über meine Kleidung wundere – und etwas zu essen wäre auch nicht verkehrt. Aber eins nach dem anderen. Ich schnappe mir sicherheitshalber meinen Rucksack und mache mich auf den Weg zum nahegelegenen Fluss. Dabei sehe ich zu meiner Linken kurz ein seltsames Gebilde, doch ich ignoriere das erstmal, setze den Rucksack nur nahe des Ufers wieder ab und blicke auf das klare Wasser. Ein halb verfallener Unterstand und ein verrottender Planenwagen grüßen mich, als ich alles fein säuberlich ablege und begutachte – und tatsächlich, eines der Teile ist ein Kettenhemd.

 

Ob mich gerade an diesem Morgen irgendwer beobachtet, ist mir erstmal egal, ich nehme ein kurzes Bädchen im flachen Wasser, wasche auch meine Brille grob ab – obwohl ich am liebsten reflexartig wieder aus dem Fluss gehüpft wäre, denn es ist eiskalt.

Zähne zusammenbeißen und durch, du bist doch kein Weichei!

Nackt wie von Hylia geschaffen stehe ich kurz darauf wieder am Ufer, nur mit der Kette um den Hals – und warte ein paar Minuten, bis ich mich wieder ankleide und meine Ausrüstung anlege.

Etwas zum Abtrocknen habe ich nämlich nicht.

Ich bin zudem dezent verwundert, dass bis jetzt keiner ans Ufer kam. Vielleicht ist noch niemand anderes wach.

Wie früh es wohl ist?

Ich schüttele den Kopf leicht und schlüpfe in die Lederstiefel, die Brille trockne ich an einem Teil des roten Überwurfs und setze sie auf die Nase. Tatsächlich hatte das Ding ein paar Schleimspritzer abbekommen, aber es hat sich glücklicherweise nichts eingebrannt gehabt.

Frisch gewaschen und fertig angezogen geht es zurück zum Lagerfeuer – wo mich gleich die nächste Überraschung erwartet. Nicht nur ist der Stallknecht von gestern eifrig dabei, Feuerholz nachzulegen, nein. Er hat kurz darauf auch einen Topf über der Flamme aufgebaut und will darin wohl etwas zubereiten.

Wird vermutlich das Frühstück für die Arbeiter hier.

Ich sehe ihn weiter mit einer Holzschale hantieren, aus der er etwas in den Topf kippt. Tagealter Reis, wie sich herausstellt – und davon nicht wenig, außerdem schlägt er ein halbes Dutzend Eier hinein und rührt das alles mit einem Holzlöffel um.

Eine weitere Mitarbeitende bringt ein paar Schüsseln und Löffel und nimmt die leeren Eierschalen wieder mit, bevor die Planen vor den Eingängen von gestern hochgerollt werden.

Bei Hylia, das ist ziemlich viel.

 

Ich habe gestern nicht wirklich darauf geachtet, wie viele Leute hier arbeiten, aber neben meinem ‚besten Freund‘, der gerade fleißig im Topf über dem Feuer rührt, und seinem Vorgesetzten habe ich tatsächlich niemanden gesehen. Es scheint doch noch mindestens eine weitere Person hier zu geben, wenn nicht mehr.

„Was gibt es da zu gucken, Weib?“, werde ich plötzlich unvermittelt...nein, nicht angesprochen, eher angemault – noch dazu von einer bekannten Stimme, die am gestrigen Abend noch meinte, Lästern wäre ziemlich knorke.

„Ich stehe nur hier und-“

„Nun, Ihr steht im Weg. Wenn Ihr etwas davon abhaben wollt, wird das etwas kosten“, erwidert er in einem Ton, dass ich mich für einen Moment frage, ob er mit dem falschen Fuß aufgestanden ist oder chronisch schlechte Laune hat.

Noch nichtmal ausreden lässt er einen...ungehobelter Flegel.

„Bo, sei nicht so unhöflich“, lässt seine etwas kleinere Kollegin energisch verlauten und klappert mit den Schüsseln, die sie vorhin mitgebracht hat. Ihre langen braunen Haare sind zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr über die Schultern fallen, ansonsten trägt sie die gleiche Kleidung wie ihr überaus freundlicher Kollege.

„Eno toleriert dein Verhalten nur, weil du gute Arbeit leistest und ihr manche Ansichten teilt, aber du musst dich trotzdem zusammenreißen.“

„Nana, misch dich nicht ein.“, grummelt der größere Mann missgelaunt und rührt weiter im Reis-Ei-Gemisch. „Du hast diese...Reisende gestern nicht erlebt.“

 

Meine rechte Augenbraue fängt an zu zucken, kaum hat er aufgehört zu quatschen, und ich balle eine Hand zur Faust.

Achja...wobei erlebt? Dabei, dass ich versucht habe, dir Hohlbirne mitzuteilen, was mein Problem war, und du es einfach abgetan hast? Ja...das will ich unbedingt hören. Nicht.

Mit den Augen rollend stelle ich meinen Rucksack ab und krame kurzerhand nach dem Rubinsäckchen. Ich halte dem unhöflichen Klotz fünf blaue Rubine hin, denn Lust auf Diskussionen habe ich gerade so überhaupt nicht. Nicht schon am Morgen.

„Ich konnte mich gestern nur nicht verständlich machen...hier, reicht das?“, will ich wissen und setze ein ekelhaft freundliches Lächeln auf. Die Rubine werden mir schneller weggeschnappt, als ich gucken kann und kurze Zeit später sitze ich neben Nana mit Bo und noch zwei weiteren Personen schweigend um das Lagerfeuer. Der Eierreis, den der grummelige, ungehobelte Stallknecht gezaubert hat, schmeckt nicht schlecht – auch wenn er etwas mehr Pfeffer vertragen könnte. Aber gut, wenigstens muss ich nicht meine Fleischspieße antasten. Vielleicht sind sie ja nichtmal für mich, sondern die Person, die ich hier eigentlich treffen sollte.

 

Die Gespräche der Mitarbeiter verfolge ich schweigend; es geht hauptsächlich um die Einteilung der Tagesaufgaben und wann der nächste Händlerkarren vorbei kommt, damit sie ihren Vorrat an Hyrule-Reis auffüllen und neues Heu für die Pferde bestellen können. Eben ganz normale Dinge – vermute ich zumindest. Ich habe schließlich keinen blassen Dunst, wie der Alltag hier aussieht – zumindest nicht als Arbeitskraft.

Mit einem kurzen „Vielen Dank für das Essen, und viel Erfolg heute“ stehe ich schließlich auf, als meine Schüssel restlos geleert ist, um das Geschirr auf den Baumstumpf zu stellen, der bis eben noch mein Sitzplatz war. Den Rucksack schulternd will ich gerade losmarschieren, um nach Charly zu suchen und die Weiterreise wohin auch immer anzutreten, doch sonderlich weit komme ich nicht. Vielleicht ein paar Meter.

„Guten Morgen, Abenteurerin“, tönt es plötzlich von weiter vorne und ich blinzele erstaunt. Es sind Kashiwa und Charly.
 

„Guten Morgen, Kashiwa“, grüße ich lächelnd zurück. So langsam bessert sich meine Laune tatsächlich. Ich freue mich, den Orni-Barden zu sehen, nachdem er gestern Abend verständlicherweise nicht mehr draußen aufzufinden war.

„Ohoho, Stimme und Sänger haben wieder zueinandergefunden.“

„In der Tat – und das haben wir dir...Euch zu verdanken“, antworte ich prompt und fange an doof zu grinsen, bevor ich den Orni einfach umarme. Wie Kashiwa darauf reagiert, kann ich nicht direkt sagen, aber sofort weggeschoben werde ich schonmal nicht und lasse es davon abgesehen auch relativ bald wieder bleiben.

Was mich da eben geritten hat, weiß ich nicht genau, vermutlich ist einfach die Freude mit mir durchgegangen. Man umarmt ja nicht einfach so aus dem nichts irgendwelche wildfremden Leute.

„Verzeihung...ich...vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis“, stöpsele ich zusammen. „Ich weiß nicht, wie ich Euch das zurückzahlen kann.“

Der Orni jedoch schüttelt den Kopf.

„Die Freude ist mir Lohn genug, Abenteurerin. Ihr könnt jederzeit gerne hierher zurückkehren, wenn Euch der Sinn nach weiteren Liedern oder Geschichten steht. Ich bin meist hier oder an anderen Ställen anzutreffen, wenn es mich nicht gerade in die inspirierende Natur hinauszieht.“

Das ist schonmal gut zu wissen.

Trotzdem ist es mir irgendwo unangenehm, Kashiwa einfach so umarmt zu haben. Zu gerne würde ich mich noch einmal entschuldigen, bringe aber keinen Pieps in dieser Richtung hinaus und habe für einen Moment wieder die Befürchtung, meine Stimme einfach verloren zu haben.

 

„Wenn ich das nächste Mal hierher komme, nehme ich das Angebot gern an“, sage ich stattdessen und schenke ihm ein leichtes Lächeln. Sollte ich ihn auf das ansprechen, was ich gestern Abend gehört habe? Hat Bo tatsächlich mit dem Orni gesprochen?

Wenn ja, was hat er erzählt?

Nein, aus.

„Aber sagt mal, hat Euch gestern einer der Stallmitarbeiter angesprochen? Ich...“ Das Lächeln verfliegt binnen Sekundenbruchteilen und ich starre meine Stiefel an. Verflucht sei meine Neugier!

„Es tut mir leid, ich...habe gestern Abend nach etwas gesucht und Stimmen gehört, das...ist alles. Es war keine Absicht, wirklich!“, beteuere ich mit leicht eingezogenem Kopf.

Eigentlich will ich dem Barden ja von dem kleinen Abenteuer gestern Nacht berichten, aber das kann ich nun wohl vergessen, denn er verfällt in nachdenkliches Schweigen. Gefühlt ziehen sich die nächsten Minuten unendlich in die Länge und es macht mich beinahe wahnsinnig, dass ich überhaupt danach gefragt habe.

„Hm. Das hat er tatsächlich. Er hat davon abgeraten, mit Euch zu interagieren“, erwidert Kashiwa nun in nachdenklichem Ton. Eine Schelte hört sich eindeutig anders an, ist er mir etwa nicht böse für meine überschwängliche Aktion oder das Lauschen? Oder bin ich einfach nur zu unbedarft, um das zu merken? Vielleicht beides.

Langsam sehe ich wieder auf und lache gekünstelt, während sich meine Hände zu Fäusten ballen. Wird wirklich Zeit, hier zu verschwinden – so ungern ich das gerade tue, weil ich zu gern noch mit Kashiwa geplaudert hätte. Aber ich lasse das lieber bleiben und verabschiede mich schweren Herzens, justiere den Rucksack auf meinem Rücken neu und blicke hinunter. Charly steht neben mir und scheint bereit weiterzuziehen. Also auf auf.

Die Preisfrage ist nur...wohin?

Zurück in Richtung der Brücke auf keinen Fall, ich habe keine Lust auf noch mehr Bokblin.

Ich werfe einen Blick auf die Karte auf meinem Armband, doch die ist auch nicht unbedingt hilfreicher als bei meinem letzten Versuch, sie zu lesen. Sie zeigt lediglich einen blinkenden Punkt an. Vermutlich mein aktueller Standort oder so, sicher bin ich mir nicht.

Eine zweite, orangerote Markierung unweit von mir wird ebenfalls angezeigt, er schient fast mit dem Gelben zu verschmelzen. Ein Anzeigefehler?

Kurz blicke ich auf und sehe mich um. Das Einzige, was sich in der Umgebung befindet, sind ein paar Schmetterlinge, ein Reiher am Himmel – und mein tierischer Begleiter sowie die Stallmitarbeiter und Kashiwa.

Der Blick wandert zurück auf das Karten-Armband. Ich verziehe nachdenklich den Mund und schiebe die Karte ein wenig hin und her. Der Punkt bleibt konstant dicht bei dem gelben Marker und verschwindet nicht.

Handelt es sich um Charly? Sicher bin ich mir nicht, aber etwas anderes kommt meines Erachtens nicht wirklich infrage. Der Steppenfuchs ist nämlich der einzige direkt neben mir.

Kurz frage ich mich, ob ich den anderen Punkt antippen soll, lasse es dann aber doch bleiben. Schließlich hat Charly gestern sinngemäß gemeint, wir hätten heute einen weiten Weg vor uns und für Spielereien bleibt somit eigentlich keine Zeit.
 

Apropos Weg, den wir einschlagen könnten. Es gibt diesbezüglich zwei Möglichkeiten, wenn mich nicht alles täuscht. Wir könnten dem Weg in südöstlicher Richtung folgen, oder aber zurück in Richtung Brücke und dann geradeaus weiter statt dem Weg zum Stall zu folgen.

Seufzend schiebe ich die Karte mit dem Finger auf dem Bildschirm hin und her und schüttele schließlich den Kopf. Nein, ich will nicht riskieren, wieder dem Bokblin von gestern zu begegnen.

Als ich wieder von meinem Armband aufblicke, ist der Fuchs von meiner Seite verschwunden – nach kurzem Umsehen kann ich ihn jedoch am anderen Ausgang des Stallgeländes entdecken.

Also nicht zurück in Richtung Brücke? Verstehe.

Ich folge dem Vierbeiner, der dort einfach nur auf mich zu warten scheint.

 

„Wird Zeit, dass Ihr verschwindet“, kommentiert jemand unsere ohnehin geplante Abreise in einem herablassenden Ton, dass mir gleich ganz anders wird.

Diese Stimme...

Ich muss mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer genau da gerade hinter mir steht und sich immer noch so verhält, als hätte ihn ein Esel im Galopp verloren.

Eigentlich bin ich ja froh, dass ich diesen Kerl nicht mehr sehen muss, andererseits habe ich mir vorgenommen, ihm die Meinung zu sagen, und drehe mich doch betont langsam um. Tatsächlich, da steht der Stallknecht, nein...Bo. Der Blick, den er Charly und mir zuwirft, hat nichts Positives an sich. Kein Funke Freundlichkeit, Mitgefühl oder dergleichen.

Jetzt reichts mir endgültig! So geht man nicht mit anderen Leuten um!

„Sowas wie du sollte hier nicht arbeiten.“ Nein, ich will gerade nicht höflich zu ihm sein, es steht mir bis obenhin! Schnaubend stapfe ich in seine Richtung zurück und bleibe direkt vor ihm stehen. Dass er seine Heugabel mit beiden Händen vor sich hält, ist leider ein sehr überzeugendes Argument, was mich davon abhält, ihm einfach eine zu klatschen für sein Verhalten. Doch der Mann lacht nur laut auf meine Worte und wirft mir einen Blick zu, der von Arroganz geradezu trieft.

„Und sowas wie du ist hier nicht willkommen“, kontert er arrogant. „Was ist das überhaupt für ein Aufzug? Und dieser Fuchs erst. Ihr beide wart mir von Anfang an suspekt, aber wir dürfen leider niemanden einfach so des Geländes verweisen. ‚Hier sollen sich Reisende wie zuhause fühlen‘, um die Statuten zu zitieren.“

Es gibt Statuten für den Stall?

Genervt schüttele ich den Kopf, mein Hirn scheint sich an den unmöglichsten Details aufzuhängen.

 

„Das entschuldigt nichts von dem, was gestern war, kein stückweit!“, blaffe ich ihn ungehalten an. „Glaubst du, ich habe gar nichts mitbekommen?!“ Ich rücke ihm dicht auf die Pelle und greife ebenfalls nach dem Griff der Heugabel, um sie genau da zu halten, wo sie gerade ist. Nur falls dieser Hohlkopf doch noch auf dumme Gedanken kommen sollte.

Dass es an meinem Kehlkopf leicht wird – oder es sich zumindest so anfühlt, als würde dort etwas leichter werden – fällt mir zwar durchaus auf, doch ich schenke dem erst einmal keine Beachtung. Das wird mit Sicherheit gleich wieder weggehen.

„Wovon redest du, verrücktes Weib? Ich habe mich lediglich mit meinem Vorgesetzten ausgetauscht. Ist das verboten?“

Ganz egal, ob er vorhin ein halbwegs genießbares Frühstück gezaubert hat oder nicht, aber dieser Kerl und ich werden in diesem Leben eindeutig keine Freunde mehr und das liegt sicher nicht nur an seiner überaus...reizenden Art, nein.

 

„Nein, ist es nicht“, kommt es bemüht ruhig von mir.

Hätte ich besser daran getan, sein Geplappere einfach zu ignorieren? Vielleicht.

„Es hätte trotzdem verdammt nochmal nicht geschadet, wenn man Probleme mit der betreffenden Person direkt klärt, statt zu lästern! Nochmal so eine Aktion u-“

Meine Stimme...sie wird trotz aller Wut, die ich hineinlege, immer leiser und undeutlicher. Sogar so leise, dass ich nicht einmal meinen letzten Satz beenden kann und nur ein trockenes Husten herausbringe bei dem trotzig-wütenden Versuch, es trotzdem zu tun. Überrascht lasse ich die Heugabel los und greife mir mit der gleichen Hand an die Kehle.

Ein weiterer Versuch, Worte zu formulieren, endet mit...gar nichts. Kein Ton kommt mir über die Lippen – schon wieder.

Was beim grünen Gras der Ebene passiert hier? Das ist nicht fair! Habe ich mich gestern Nacht etwa vollkommen umsonst von einem verdammten Krog durch die Gegend scheuchen lassen, nur um am Ende dann wieder stumm dazustehen wie ein Fisch?

Komm schon, tu mir das nicht an...sag was.

Alles, was mir seitens des Stallknechts nunmehr entgegenschlägt, ist schallendes Gelächter. Ihn scheint es offenbar ohne Ende zu amüsieren, dass ich mich hier gerade zum Gespött des ganzen Stalls mache.

Diese Blamage schmerzt gefühlt wie tausend Nadelstiche gleichzeitig – als hätte ich solche Situationen schon einmal erlebt.

„Na, fehlen dir wieder die Worte? Sags nochmal, ich habe leider kein Wort verstanden“, spottet Bo sichtlich schadenfroh und lacht weiter.

Unsensibler, ungehobelter Vollidiot...das ist nicht lustig. Hör auf zu lachen, sofort!

Ich will gerade die Hände heben, um ihm wütend zu ‚erklären‘, dass das nicht lustig ist, doch es bleibt lediglich bei dem Vorhaben.

 

Ich weiß zunächst nicht, was passiert ist, aber das Gelächter geht nur wenig später in einen schmerzerfüllten Schrei über, als der Stallknecht aufspringt und die Heugabel dabei fallenlässt.

Was...?

Während mein ‚bester Freund‘ herumhampelt wie ein Bekloppter, und sich den Hintern hält, schaue ich ziemlich überrascht drein, als ich Charly ein kleines Stückchen hinter Bo erblicke.

Er hat einen dunkelblauen Stofffetzen im Maul und irgendwie...täusche ich mich, oder tut er wieder nicht fuchstypische Dinge? Scheint irgendwie so, anders kann ich mir die fast greifbare Häme im Gesicht meines tierischen Begleiters nicht erklären.

Hat er gerade allen Ernstes dem Kerl...in den Hintern gebissen? Kann man das als Karma bezeichnen?

 

„Du dummes Vieh!“, flucht der Knecht lautstark und will nach dem Fuchs treten, doch dieser weicht dem geschickt aus. Für einen Moment starre ich auf die Heugabel, die ja immer noch da liegt. Horrorszenarien dessen, was bei Benutzung dieses Dings hätte passieren können, kommen mir kurz in den Kopf, da huscht auch schon Charly an mir vorbei und ich mache auf dem Absatz kehrt, um ihm zu folgen.

Vermutlich hat uns der halbe Stall bei diesem Spektakel zugesehen, doch das ist mir gerade erstmal egal.

Hoffentlich müssen wir hier nicht so bald wieder hin...auch wenn ich Bo zu gern die Leviten zu Ende gelesen hätte. Aber das bleibt mir leider – wie eine ausführliche Unterhaltung mit einem gewissen Orni-Barden – vorerst verwehrt.

Nach Lachen ist mir, trotz Charlys zugegebenermaßen sehr amüsanter Racheaktion, nicht wirklich zumute; ich bin einfach nur froh, als wir das Stallgelände hinter uns lassen und das unverletzt. Ich will nicht wirklich wissen, was sonst noch alles passiert wäre, hätten wir uns nicht im Eiltempo verkrümelt wie die Felskekse. Und vor allem hätte ich es mir nicht verziehen, wenn Charly etwas passiert wäre.

Ich ziehe es zunächst auch vor, nichts zu sagen, während wir dem Weg in Richtung Südosten folgen – immerhin glaube ich nicht, dass überhaupt nochmal ein Ton aus meinem Mund kommen wird.

Stattdessen starre ich auf das Lederarmband an meinem rechten Handgelenk und versuche mein Glück wieder einmal mit der...nope, keine gute Idee. Die Karte ist immer noch nicht lesbar. Ich sehe lediglich unsere beiden Punkte, die sich auf dem Weg entlang bewegen.

„Hm...ich frage mich...“, plappere ich nachdenklich los und erschrecke mich wie schon gestern Nacht über meine eigene Stimme. Dieses Mal jedoch eher aus dem Grund, dass es mich sehr überrascht, sie doch wieder zu hören.

Das Wort ‚seltsam‘ beschreibt nichtmal ansatzweise, wie sich das anfühlt.

Was bei der Göttin war das vorhin am Stall?

Jetzt, wo ich so darüber nachdenke und meinen Kehlkopf betaste, fühlt der sich wieder ganz normal an.

„Äußerst kurios, sie ist doch wieder da“, stelle ich fest – auch wenn mir die Situation mit Bo nicht wirklich aus dem Kopf gehen will – und das mögliche Horrorszenario im Zusammenhang mit der Heugabel.

Idiot, denk nicht weiter drüber nach! Es ist nichts passiert.

Noch nicht, wie mir ergänzend dazu durch den Kopf geht – und mich wundere, warum mein tierischer Begleiter plötzlich anhält und sich leicht duckt.

Seine gelben Augen suchen direkt Blickkontakt mit mir und ich halte kurz den Atem an, um zu lauschen.

Ich höre etwas...das wie das Wiehern von Pferden klingt. Bilde ich mir das nur ein oder sind hier wirklich wilde Pferde in der Nähe?

Wenn ja, will ich ihnen lieber nicht zu nahe kommen – hauptsächlich aus Respekt vor den Tieren an sich. Sehen kann ich jedoch nichts.

„Bokblin-Reiter“, kommt es leise aus Charlys Richtung und ich blinzele überrascht, lausche dann aber noch einmal und höre neben den typischen Pferdegeräuschen relativ bald leises Grunzen.

 

Sofort wird mein Mund trocken.

Bokblins auf Pferden können nicht gut sein und ich will lieber nicht wissen, was passiert, wenn sie uns entdecken sollten. Vermutlich trampeln uns eher die Pferde nieder, als dass die Bokblins uns gefährlich werden könnten. Trotzdem...die Vorstellung alleine reicht schon, um mich nervös zu machen – nicht auf die gute Art. Ich fühle mich beinahe wieder so, wie gestern an der hölzernen Brücke und das macht irgendwie gar nichts besser.

 

Trotzdem versuche ich so gut wie möglich, leise und vorsichtig weiter dem Weg zu folgen – oder vielmehr dem Fuchs. Fast bin ich versucht, auf allen vieren zu krabbeln, nur um nicht gesehen zu werden – zu groß ist die Angst, dass es tatsächlich so weit kommt.

Was, wenn wir kämpfen müssen?

Ich schlucke schwer und schleiche weiter, während mir das Herz bis zum Hals schlägt. Nein, ich will nicht daran denken, was dann passiert, doch ich kann es nicht verhindern. Mein Gehirn scheint diesbezüglich ein Eigenleben zu haben und ich sehe uns bereits von Bokblins auf Pferden umzingelt. Dass ich darüber glatt vergesse, mich leise fortzubewegen, war nicht geplant. Es legt mich geräuschvoll lang, als ich über meine eigenen Füße stolpere, mich sofort fluchend wieder aufrappele...und prompt hätte ohrfeigen können.

Wie gelähmt stehe ich nun stattdessen da, höre nur, wie das dumpfe Geräusch von Pferdehufen auf erdigem Untergrund immer näher kommt.

 

Zwei.

Es sind zwei von ihnen, das kann ich inzwischen nur zu deutlich sehen, doch noch immer bewege ich mich keinen Millimeter von der Stelle.

Das erinnert mich an die Schleime gestern Nacht im Wald, doch da konnte ich mir wenigstens noch ein Herz fassen und sie mit einem Ast verprügeln. Jetzt stehe ich nur mitten auf einem breiten Reisepfad und kann mich nicht bewegen.

„Charly...lauf! Los!“

 

Ein Kampf lässt sich kaum noch vermeiden, doch ich will den Fuchs nicht mit hineinziehen. Auf keinen Fall. Mich von der Stelle bewegen kann ich auch immer noch nicht.

Nein, das ist nicht wie gestern bei den Schleimen im Wald. Das hier ist wesentlich schlimmer. Meine Hand zittert wie verrückt, als ich nach dem Reiseschwert greife.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgaben für Kapitel 5:
Du wirst geweckt, ob sanft oder eher ungeduldig hängt davon ab, was du für ein Typ bist.
Bist du ein guter Aufsteher wirst vermutlich nach den ersten Stupsen von Charly mit der Nase gegen deine Wange aufwachen. (Ixa: das hier trifft eher zu, auch wenn es zwischendrin mal 'Durchhänger' gibt. Hängt ein wenig von der Tagesform ab.)
Bist du eher ein schlechter Aufsteher wird dich der Fuchs irgendwann ungeduldig in den Handrücken kneifen.
Dein Begleiter wird dicht vor dir sitzen und dich ansehen. Wenn er sicher ist, dass du wach bist wird er ein typisches Fuchsbellen(quietschen) von sich geben. Er steht dann auf und läuft weg.
Steh auf, wasch dich, sortiere deine Gedanken und Sachen.

„Guten Morgen, Abenteurerin“, tönt es plötzlich.
Kashiwa steht da und freut sich offenbar dich zu sehen. Neben ihm steht Charly, der dich scheinbar wohlwollend anlächelt.
Bedanke dich, schwatze mit ihm, tu was du möchtest.

Charly wird still an deiner Seite sein, sollte dein Gespräch mit Kashiwa aber länger dauern, wirst du merken wie der Fuchs ungeduldig wird, irgendwann aufsteht und Richtung Ausgang des Geländes läuft. Er wird stehen bleiben und dich auffordernd ansehen.

Ihr verlasst das Gelände, bzw. wollt gerade gehen.
„Wird Zeit, dass Ihr verschwindet“, hörst du es deutlich herablassend hinter dir.
Du ahnst schon, wer da ist und drehst dich um. Der Stallknecht steht da und sieht dich herablassend an.
Geige ihm deine Meinung, wenn du magst.
Solltest du das tun, wird er wenig beeindruckt reagieren und dir dumme Kommentare an den Kopf werfen.
Je mehr du dich aufregst, wütend wirst, spürst du, wie es an deinem Kehlkopf „leicht“ wird. Zunächst wirst du dir nichts dabei denken. Aber deine Stimme wird sich mit jedem weiteren Wort „verflüchtigen“. Sie wird undeutlich und immer leiser, bis du mitten im Satz plötzlich verstummst.

Vermutlich bist du überrascht, vielleicht wird das ganze durch das Gelächter des Stallknechts auch noch beschämend.
Das Gelächter des Kerls geht plötzlich in einen Schrei über und er springt hoch. Meckernd hält er sich den Hintern und hampelt herum.
„Du dummes Vieh!“, flucht er und du siehst Charly hinter dem Stallknecht.
Der Fuchs grinst irgendwie hämisch und hat ein Stück Stoff zwischen den Zähnen. Offenbar hat er dem Kerl in den Hintern gebissen. Geschickt weicht er den Tritten des Stallknechts aus und huscht dann an dir vorbei. Folge ihm.
Sollte dir nach lachen zu Mute sein, kannst du das, es wird wahrscheinlich im ersten Moment noch etwas leise sein, aber es wird kräftiger bis deine Stimme wieder „normal“ ist.

Ihr folgt dem Weg weiter (Richtung Süd-Ost). Nach einigen Metern wird Charly kurz inne halten und sich dann ein wenig ducken. Seine Augen werden sich auf dich richten.
„Bokblin-Reiter“, flüstert dein Begleiter.
Du hörst Pferde, und wahrscheinlich das gegrunze der Bokblins in der Ferne. Solltest du einen langen Hals machen, siehst du sie oben am Hügel zu eurer linken patrouillieren.
Leise und vorsichtig folgt ihr weiter dem Weg.

(Solltest du Krach machen, werden euch die Reiter bemerken. Tritt dieser Fall ein, werden zwei sich auf den Weg zu euch machen. Nehmt die Beine bzw Pfoten in die Hand. Solltest du dich widererwartend in einem Kampf wiederfinden, teile es deiner Gottheit mit um die Konditionen dafür zu erhalten.)

Ixa: Well, was soll ich sagen? Ich habe ein Talent dafür, mich in unangenehme Situationen zu manövrieren. e_e Manches ändert sich nie. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Charly89
2024-01-25T20:24:15+00:00 25.01.2024 21:24
Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor deinem Bad ^-^°
Ich weiß noch, wie ich beim Lesen dachte: das macht sie jetzt nicht wirklich? Doch, sie hüpft nackig in den Fluss ... Hätte ich mich nicht getraut, und das nicht wegen dem kalten Wasser -.-"

Den Freiraum den ich dir nach dem Aufstehen gelassen habe, hast du gut genutzt. Frisch gebadet und gestärkt geht es weiter. Ich bin sehr gespannt, wie du deine erste Solo-Erkundung (die irgendwann demnächst wohl kommen wird) ausarbeiten wirst *-*

Du und Bo werdet wohl keine Freunde mehr, egal ob in diesem oder im nächsten Leben XD
Man hat deinen Ärger über sein Verhalten aber gut verstanden und, ich persönlich, auch gut nachvollziehen können. Er hat es verdient, die nächsten Tage nicht sitzen zu können :3

Tja, was soll ich sagen ... der Kampf war nicht geplant - aber das ist es, was am Ende so ein Partnerprojekt so spannend macht: man weiß nie was kommt. Selbst als Gottheit nicht XD

Auf ins Getümmel
^-^/
Antwort von:  Ixana
25.01.2024 22:31
Tjaaa...wenn ich schonmal die Möglichkeit habe, muss die genutzt werden - auch wenn das Wasser eiskalt ist. Wasserratte bleibt Wasserratte. ^^° Davon ab wollte ich mich jetzt nicht im dreckigen Eimer von gestern Abend waschen.
(Kann verstehen, warum du dich nicht in den Fluss getraut hättest. Also alles gut. :c)

Vielleicht hätte ich mir den inaktiven Schrein nochmal genauer anschauen sollen, aber das Ding war in dem Moment einfach nicht interessant genug. Irgendwann vielleicht mal. Ich freu mich jetzt schon auf die Solo-Erkundungstouren :'D (wenn wir nicht gerade verdroschen werden *hust*)

Vielleicht kommen wir ja irgendwann nochmal zum Stall der Sümpfe zurück...Freunde werden Bo und ich zwar nicht, aber irgendwie...keine Ahnung, vielleicht kann ich ihm ja nochmal die Leviten lesen (oder seinem Boss XD"). Hat bisher wohl keiner mit ihm gemacht. Wer so mit Leuten umspringt hat einfach nix in soner Position zu suchen.

Der Kampf...ja, der war so eigentlich nicht geplant, aber ich kenn meine Nervosität in potenziellen Gefahrensituationen leider zu gut (auch wenn sie nicht gefährlich sind, wenn man vorsichtig bleibt...aber das steht auf nem anderen Blatt).

Auf in den Kampf! (ich will eigentlich nicht, send help ;_;)


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