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Säuselstimme, Silberblick und Liebreiz

von

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Platan, ich will dich besser kennenlernen

Platan erzählte am Abend des Tages, an dem sie sich begegnet waren, zu Beginn seiner Radiosendung von ihrem schicksalhaften Treffen, womit er Flordelis überraschte. Den Namen des mysteriösen Unbekannten erwähnte Platan dabei nicht, sondern betonte nur, was für ein außergewöhnlicher Mensch diese Person sei und wie sehr er sich auf ein Wiedersehen freute, gefolgt von einem persönlichen Gruß an seinen treuen Fan. Im Anschluss nutzte Platan diesen Anfang geschickt als passende Überleitung zu der Geschichte, die er mit seinen Zuhörern teilen wollte.

Sie handelte diesmal von zwei Pokémon und einer zufälligen Begegnung, wodurch sie zu Schicksalspartnern wurden. Flordelis war unsicher, ob sein Herz während der gesamten Sendung über so schnell schlug, weil es sich um eine recht romantische Geschichte handelte oder weil er sich schlicht geehrt fühlte, vom Moderator erwähnt und gegrüßt worden zu sein. Mit Sicherheit eher letzteres.

Tatsächlich bedeutete es Flordelis viel, zu hören, wie begeistert Platan von ihrem Kennenlernen war. Allerdings riet ihm die leise Stimme der Vernunft bereits vorsichtig zu sein. Er war ein bekanntes Gesicht in Kalos, mit viel Einfluss und Geld, also könnte das der einzige Grund sein, warum Platan dieses Treffen in seiner Radiosendung bewusst erwähnte und so positiv darüber sprach. Da Flordelis ihm verraten hatte, dass er jeden Abend einschaltete, konnte Platan sich sogar sicher sein, ihn mit seinen schönen Worten zu erreichen.

Zumindest im Moment wollte Flordelis sich von ihnen einfach umgarnen lassen.

Abwarten, wie sich das Ganze entwickelte.

Sobald ersichtlich wurde, wie viel Wahrheit wirklich hinter Platans Begeisterung steckte, könnte Flordelis sich notfalls immer noch abwenden und zukünftig mit seinem Königsschild sämtliche Annäherungsversuche von anderen ausnahmslos zu seinem eigenen Schutz abwehren. Also ließ er bis dahin die Vorfreude auf ihre Verabredung zum Kaffee trinken zu, statt sich Sorgen zu machen, wodurch die restlichen Arbeitstage, trotz der stressigen Probleme, wie im Fluge vergingen.

Plötzlich war Samstag und somit ließ Flordelis sich diese Woche mittags von seinem Fahrer erneut beim Café Fleur prismatique absetzen. Hier würden sie sich zum zweiten Mal treffen und diesmal gemeinsam an einem Tisch sitzen. Diesen Ort für ihr Wiedersehen hatte Platan ausgewählt, mit der Betonung darauf wie gut der Kaffee dort sei, und da war Flordelis ganz seiner Meinung. Ob Platan wohl bemerkt hatte, wie lange er einige Tage zuvor von Flordelis in diesem Café beobachtet worden war und es nur nicht gezeigt hatte? Hoffentlich nicht. Es wäre Flordelis ziemlich unangenehm.

Ein prüfender Blick auf die Uhrzeit verriet ihm, dass er viel zu früh dran war. Dennoch betrat er schon mal das Café, mit dem Plan sich einen der besten Tische zu sichern. Nur bekam Flordelis keine Zeit sich umzuschauen, da nur wenige Sekunden nachdem er das Gebäude betreten hatte auf einmal Platans zauberhafte Stimme nach ihm rief: „Monsieur Flordelis! Hier drüben~!“

Überrascht lenkte Flordelis den Blick zu einem Tisch, an dem bereits seine Verabredung saß und ihm mit diesem herzlichen Lächeln zuwinkte, mit dem er sich zuletzt von ihm verabschiedet hatte. Glücklicherweise gelang es Flordelis aber seine selbstbewusste Haltung zu wahren, trotz seines flatternden Herzens, und ging gefasst zu Platan hinüber. Auch heute trug dieser ein dunkelblaues Hemd, das ihm wirklich gut stand, und die graue Schultertasche, welche sich gerade nicht bewegte. Bei ihm angekommen nickte er ihm respektvoll zu.

„Wie ich sehe, bin ich nicht der einzige, der zu früh hier ist.“

Schmunzelnd zwinkerte Platan ihm zu. „Ich wollte Sie eben so schnell wie möglich wiedersehen und Ihnen scheint es genauso zu gehen. Das schmeichelt mir~.“

„Ich bin wohl recht gut darin, dieses Gefühl in Ihnen auszulösen“, meinte Flordelis – seltsamerweise zufrieden, obwohl er sich dafür entschuldigen sollte.

„Sieht ganz so aus.“ Mit diesen Worten vollführte Platan ein einladende Handbewegung. „Bitte, setzen Sie sich und schmeicheln Sie mir noch mehr, wenn Ihnen danach ist. Aber seien Sie gewarnt: Ich werde mich auch nicht zurückhalten~.“

Sollte das eine Art Drohung sein? Irgendwie entzückend. Flordelis' Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.

Ohne zu zögern nahm er auf dem Stuhl gegenüber von Platan Platz. Dieser stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab, faltete die Hände ineinander und bettete sein Kinn auf ihnen, bevor er zu einer Begrüßung überging: „Bonjour, Monsieur Flordelis~.“

„Bonjour, Monsieur Platan“, erwiderte Flordelis mit den gleichen Worten wie er, ohne darüber nachzudenken.

Auf einmal wurde der andere dann etwas ernster. „Da Sie nun hier sind, können wir endlich über das Geschäftliche reden.“

Das … kam unerwartet.

Ungläubig starrte Flordelis ihn an. „Wie bitte?“

„Oh, nicht das, was Sie denken“, beruhigte Platan ihn rasch. „Ich wollte Sie nur fragen, ob es für Sie in Ordnung wäre, wenn wir uns duzen. Mir behagt diese betont höfliche Distanz nicht.“

Innerlich atmete Flordelis ein wenig auf.

Für eine schreckliche Sekunde hatte er befürchtet sein Königsschild früher als erwartet zum Einsatz bringen zu müssen.

Da er nicht sofort reagierte, wurde Platan etwas unsicher. „Es sei denn, Ihnen liegt etwas daran, dann führen wir das selbstverständlich weiter fort.“

Flordelis winkte ab. „Nein, das ist nicht nötig. Wir können uns gerne duzen.“

„Wirklich?“ Erleichtert hellte sich Platans Gesicht auf. „Fein, fein~. Entschuldige, falls ich dich erschrocken habe. Ich sagte ja, Scherze liegen mir irgendwie nicht.“

„So schlecht fand ich ihn nicht“, entgegnete Flordelis, in einem Versuch ihn aufzubauen. „Der Fehler lag bei mir. Ich habe deine Aussage zu ernst genommen.“

Als Platan wieder lächelte, wirkte es diesmal noch eine Spur wärmer. „Und ein weiteres Mal fühle ich mich geschmeichelt.“

Ihr Gespräch wurde kurz von der Bedienung unterbrochen, die ihre Bestellungen aufnahm. Beide baten um einen Kaffee, Platan wollte dazu noch einige Illumina-Galetten. Nachdem die junge Dame ihre Wünsche notiert hatte, zog sie sich vorerst zurück und ließ sie alleine.

Danach verfielen sie in einen lockeren Dialog darüber, wie die letzten Tage jeweils bei ihnen waren und tauschten sich auch über einige anderen Kleinigkeiten aus. Kurz darauf kehrte die Bedienung schon mit ihren Bestellungen zurück, wünschte ihnen einen angenehmen Aufenthalt, nachdem sie alles serviert hatte und huschte zum nächsten Gast.

Genussvoll nahm Platan direkt einen ersten Schluck von seinem Kaffee und seufzte selig. „Wundervoll~.“

„In der Tat“, stimmte Flordelis zu, der wie gewohnt etwas Milch hinzugefügt und ebenfalls kurz probiert hatte. „Ein wahrer Seelenschmeichler.“

Sofort glitzerten Platans Augen fasziniert. „Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Ein Seelenschmeichler. Das klingt perfekt. Was würden wir nur ohne Kaffee tun?“

Offenbar erwartete er darauf keine Antwort, da er einfach weitersprach: „Es ist wichtig, etwas zu haben, das einem dabei hilft zu entspannen.“

„Für mich sind das deine Geschichten“, entglitt es Flordelis, wie von selbst.

Ergriffen legte Platan eine Hand auf seine Brust. „Ich habe immer gehofft, dass sie irgendeinen positiven Effekt auf andere erzielen, egal auf welche Art und Weise. Dank Menschen wie dir lohnt es sich, sie zu erzählen.“

Wie Flordelis es sich immer dachte, Platan wollte der Menschheit mit seinen Geschichten etwas Gutes geben.

Neugierig lehnte Platan sich nach vorne. „Hast du diese Woche jede Sendung gehört? Welche Geschichte hat dir am besten gefallen?“

Nachdenklich strich Flordelis sich über den Bart. In seinen Augen war das eine bedeutsame Frage, daher wollte er sie nicht leichtfertig beantworten. Für Platan waren diese Geschichten mehr als nur irgendwelche Erzählungen, das war stets deutlich. Bei jeder einzelnen Sendung.

„Die mit dem Mädchen und dem Herbstbaum aus Vivillons“, entgegnete Flordelis nach einer Weile. „Das war sehr inspirierend.“

„Mir gefällt diese Geschichte auch besonders gut.“ Als Platan weitersprach, starrte er verträumt in die Ferne. „Viele können sicherlich nachempfinden, wie es ist, wenn man all seinen Mut und die Hoffnung verliert. In solchen Zeiten darf man dennoch niemals aus den Augen verlieren, wie viel Schönheit uns immerzu umgibt. Wenn man sich selbst daran erinnert, gelingt es einem wesentlich besser die Motivation dafür zu finden einfach weiterzumachen. Selbst wenn man seine Ziele vielleicht nicht erreicht, ist es ein Wunder, dass wir all das erleben dürfen. Darum hat sich die Mühe am Ende doch gelohnt.“

Ob Platan in der Richtung persönliche Erfahrungen gemacht hatte? Es kam Flordelis jedenfalls so vor, wenn er beobachtete, wie sehr der andere sich darin vertiefte. Er war neugierig und hätte gerne nachgehakt, doch das käme ihm unverschämt vor. Für solcherlei Fragen kannten sie sich noch nicht gut genug. Darum behielt er seine Neugier für sich.

Ein wenig fühlte Flordelis sich auch selbst von Platans Worten angesprochen. Einfach weitermachen, weil es sich lohnte. Für die Menschen, die eine bessere Welt verdienten und sie noch schöner machten.

„Oh, deine Augen glühen auf einmal richtig~“, bemerkte Platan angetan. „Sie erinnern mich an einen strahlend blauen Himmel im Sommer. An klares Wasser, auf dem sich das Sonnenlicht bricht. In ihnen brennt einen Flamme der Entschlossenheit. Wahrlich faszinierend. Ich könnte mich stundenlang in dem Anblick verlieren.“

Darauf schmunzelte Flordelis, um zu verstecken, dass er sich etwas überrumpelt fühlte – und verwirrt war, weil das nach etwas mehr als nur einem Kompliment klang. „Ah, du hast deine Drohung wahrgemacht. Nun fühle ich mich diesmal geschmeichelt.“

Etwas zu geschmeichelt sogar.

Drohung?“, wiederholte Platan verdutzt. „Hätte ich das besser nicht sagen sollen?“

Sofort hob Flordelis beruhigend eine Hand. „So war das nicht gemeint. Das Scherzen liegt uns offensichtlich beiden nicht.“

Nach dieser Aussage musste Platan lachen, was viel zu schön klang. „Also haben wir noch etwas gemeinsam. Wie wundervoll~.“

Noch etwas? Natürlich, er sprach davon, dass sie beide ein Fan von dem jeweils anderen waren.

„So wie deine Geschichten“, betonte Flordelis, der kurz einen Schluck von seinem Kaffee nahm, ohne dabei den Blick von seinem Gegenüber zu lösen. „Es ist kaum zu überhören, wie sehr du es liebst, sie zu erzählen. Wolltest du schon immer Radiomoderator werden und Märchen in die Welt hinaus tragen?“

Sacht schüttelte Platan den Kopf. „Ich liebe Märchen, aber vor allem Pokémon. Deshalb wollte ich ursprünglich Pokémon-Professor werden.“

Das hätte Flordelis nicht erwartet. Natürlich waren Pokémon zweifelsohne eindrucksvolle und liebenswerte Wesen, weswegen er sich selbst auch eine Weile ihrer Erforschung hingegeben hatte, bis ihm bewusst wurde, dass er in anderen Bereichen doch mehr leisten konnte. Für jemanden wie Platan erschien ihm dieser Beruf ebenfalls nicht passend, denn als Professor musste man sich eher mit trockener Theorie und wissenschaftlichen Fakten befassen.

„Ist das so überraschend?“, fragte Platan, mehr amüsiert als gekränkt.

War es Flordelis so deutlich anzusehen? Dieser Mann war erschreckend gut darin ihm Emotionen zu entlocken. Schnell konzentrierte er sich wieder darauf möglichst gefasst zu wirken.

„Ehrlich gesagt schon“, gab er entschuldigend zu. „Warum bist du Radiomoderator geworden, wenn du eigentlich als Professor Pokémon erforschen wolltest?“

Leise seufzend lehnte Platan sich in seinem Stuhl zurück, mit der Kaffeetasse in den Händen, um zwischendurch trinken zu können. „Weil ich wusste, dass aus mir kein guter Pokémon-Professor geworden wäre. Ich verliere mich viel zu sehr in der romantischen Vorstellung, dass jede noch so fantasievolle Erzählung einen Hauch Wahrheit in sich birgt und möchte daran glauben, dass alles möglich ist, statt mich auf wissenschaftliche Daten und Fakten zu stützen. Ich befürchte, die Arbeit als Professor wäre mir auf Dauer zu fantasielos und trocken ...“

Wie Flordelis es sich gedacht hatte.

„Ich kann nicht mal eindeutige Nachweise dafür liefern, dass es in der Pokémon-Welt einen Feen-Typen gibt“, fügte Platan ein wenig frustriert hinzu.

Abermals gelang es Flordelis nicht die Fassung zu wahren, sondern war nun sichtlich irritiert. „Feen-Typ?“

Platan öffnete bereits enthusiastisch den Mund, kam jedoch nicht dazu, etwas zu sagen, weil aus dem Nichts eine Art Zwitschern ertönte. Etwas daran klang magisch und zerbrechlich, wie eine hauchzarte Melodie, die sich viel zu schnell wieder verflüchtigte. Der Laut kam Flordelis durchaus bekannt vor, nur kam er nicht darauf woher. Außerdem war er zu abgelenkt davon, dass sich nun doch etwas in Platans Schultertasche bewegte.

Rasch stellte dieser die Tasse auf dem Tisch ab und öffnete die Tasche vorsichtig, um einen Blick hinein zu werfen. Sein Lächeln wurde so sanft, es sorgte für ein warmes Gefühl in Flordelis' Brust – dabei galt es nicht mal ihm, sondern dem, was sich in der Tasche befand.

„Guten Morgen~“, sagte Platan leise. „Hast du gut geschlafen?“

Ein weiteres Mal war dieses liebliche Zwitschern zu hören.

„Fein, fein~. Hast du Hunger? Ich habe hier ein paar Illumina-Galetten für dich. Und wir haben sehr liebenswerte Gesellschaft, also musst du dir keine Sorgen machen.“

Abermals ein Zwitschern, diesmal klang es unsicher. Flüchtig warf Platan einen Blick zu ihm und flüsterte danach etwas in die Tasche hinein, woraufhin einige lebhaftere Laute folgten. Inzwischen hatte Flordelis sich unbewusst etwas nach vorne gelehnt und war wirklich neugierig darauf, mit wem er sich da unterhielt, wollte sich aber auch nicht einmischen. Vermutlich war das, was Platan mit sich herumtrug, normalerweise sehr schüchtern oder gar ängstlich.

„Die Unterbrechung tut mir leid“, entschuldigte Platan sich schließlich bei ihm. „Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn sich noch jemand zu unserem gemütlichen Kaffeekränzchen dazu gesellt.“

Mit diesen Worten holte er ein kleines Pokémon mit rosafarbenem Gefieder aus der Schultertasche hervor. Ein Parfi. Allerdings hatte es goldene Augen. Sollten sie nicht rötlich sein?

Vorerst behielt Platan das Pokémon auf dem Arm und deutete mit einer Hand zu ihm. „Parfi, das ist Flordelis. Flordelis, das ist Parfi. Sie ist meine treue Begleiterin und mein Schützling. Pokébälle mag sie nicht, darum trage ich sie in der Tasche bei mir. Außerdem machen ihr Fremde Angst, also zeigt sie sich eigentlich so gut wie nie, wenn ich unter Menschen bin.“

„In dem Fall fühle ich mich geehrt, dass sie bei mir eine Ausnahme macht.“ Sein Lächeln war aufrichtig, mit dem er der Kleinen zunickte. „Freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen, Parfi.“

Etwas verlegen versuchte sie mit ihren winzigen Flügeln ihre Augen zu verdenken, was Platan zum Schmunzeln brachte. Er griff nach einer der Illumina-Galetten und hielt sie Parfi hin. Sie vergaß ihre Verlegenheit sofort und fing an zufrieden an dem Gebäck zu knabbern.

„Sehr zauberhaft“, kommentierte Flordelis diesen Anblick.

Nun kannte er auch das Geheimnis hinter den Bewegungen in Platans Schultertasche und es handelte sich tatsächlich um ein Pokémon. Und es gab wirklich gute Gründe dafür, warum er sie so transportierte.

„Nicht wahr? Sie ist ein Schatz.“ Lächelnd beobachtete Platan sie beim Essen. „Und etwas ganz Besonderes. Parfis verströmen in der Regel einen süßen Duft, der jeden bezaubert. Vornehme Damen trugen sie damals gerne bei sich, statt Parfüm zu benutzen. Je nachdem, was Parfis essen, besitzt der Duft von ihnen andere Note. Das ist sehr faszinierend.“

Zum ersten Mal konnte Flordelis ihn sich als Professor doch gut vorstellen. Während Platan ihm mehr über Parfis erzählte, wirkte er ähnlich leidenschaftlich wie bei seinen Geschichten. Er wusste gut Bescheid, zumindest über diese Pokémon-Art – und sicherlich auch über viele andere.

„Bei ihr funktionieren die Drüsen an ihrem Körper aber nicht richtig“, erklärte Platan weiter. „Deshalb verströmt sie keinerlei Duft, aber das benötigt sie auch gar nicht. Wie du schon angemerkt hast, ist sie trotzdem überaus bezaubernd~.“

Darauf nickte Flordelis zustimmend. Ausgehend von den goldenen Augen könnte irgendein Gendefekt dafür verantwortlich sein, dass die Drüsen bei diesem Parfi nicht funktionierten. Zum Glück war sie bei einem Menschen wie Platan gelandet. Andere hätten solch ein, in ihren Augen fehlerhaftes, Pokémon bestimmt abgewiesen. Es würde ihn nicht mal wundern, sollte sie genau deswegen Angst vor Fremden haben, aufgrund schlechter Erfahrungen.

Den letzten Rest der Illumina-Galette verschlang Parfi in einem Zug und genoss das Essen mit geschlossenen Augen. Zärtlich strich Platan ihr dabei über den Kopf. Wie behutsam er mit ihr umging. Parfi fühlte sich in seinem Arm sichtlich wohl und geborgen. In dieser Sekunde wirkte alles an diesem Mann derart anmutig, dass Flordelis den Atem anhielt, als könnte er Parfi sonst doch noch verschrecken oder diesen Moment an sich stören. Das warme Gefühl in seiner Brust weitete sich aus.

Erst als Platan den Blick wieder hob und Flordelis ansah, begann dieser sofort mit eindringlicher Stimme zu sprechen: „Platan, ich will dich besser kennenlernen.“

„Ich dachte, aus diesem Grund sitzen wir jetzt hier“, entgegnete Platan lächelnd. „Aber ich verstehe, was du meinst. Ein einziges Treffen reicht dafür einfach nicht aus.“

Charmant zwinkerte er ihm zu. „Darf ich also so dreist sein und dich auch in Zukunft belästigen?“

Belästigen? Das klang falsch.

Und doch gefiel Flordelis diese Bitte – es kam seinem eigenen Wunsch entgegen.

„Ich bitte darum“, erwiderte er daher.

„Wundervoll~.“

Dieses Wort hatte Platan schon einige Male genutzt. Was für eine interessante Eigenart.

„Bisher haben wir fast nur über mich gesprochen“, fiel Platan auf. „Dabei habe ich auch so viele Fragen an dich.“

Flordelis fand es eigentlich sehr angenehm, wenn es nur um Platan ging, doch er verstand, dass dieser auch etwas mehr erfahren wollte. Also wollte er ihm anbieten, seine Fragen jetzt zu stellen, aber Parfi warf ein leises Zwitschern ein und ließ den Blick ein wenig nervös durch das Café schweifen. Zur Ablenkung reichte Platan ihr eine zweite Illumina-Galette.

„Dürfte ich vorher noch fragen, wie ihr zwei euch kennengelernt habt? Das interessiert mich sehr.“ Bedeutungsvoll legte Flordelis eine Hand auf seine Brust und verneigte sich leicht. „Ich verspreche, dass ich dir danach auf all deine Fragen antworten werde.“

Platans Augen fingen an zu leuchten. „Wenn das so ist, werde ich dir deinen Wunsch erfüllen. Ich kam noch nie dazu, jemandem zu erzählen, wie Parfi und ich uns kennengelernt haben. Am Anfang ist die Geschichte recht traurig, aber insgesamt sehr ergreifend.“

Demnach durfte Flordelis diese Geschichte nicht nur als erster genießen, sondern Platan würde sie obendrein nur für ihn erzählen. Umso mehr entfaltete sich die Wärme in seinem Inneren und löste ein Gefühl in ihm aus, das sich angenehm anfühlte.

Dieses Wiedersehen war bisher besser verlaufen, als er es sich hätte ausmalen können. Und beide wollten einander besser kennenlernen – allmählich glaubte auch Flordelis daran, dass es Schicksal sein musste, dank dem sie zusammengeführt worden waren.

„Nur zu, erzähl sie mir“, bat Flordelis, wobei seine Stimme ungewohnt sanft klang. „Ich höre dir immer gerne zu, Platan.“

Nach diesen Worten schienen dessen Augen noch heller zu leuchten und für eine Sekunde glaubte Flordelis den Schimmer der Verlegenheit in seinem Gesicht zu erkennen. Kaum fing Platan aber tatsächlich an die Geschichte zu erzählen, wie Parfi und er sich trafen, verschwand dieser Ausdruck und machte der vertrauten Leidenschaft Platz. Gebannt lauschte Flordelis seiner Stimme, deren Klang an diesem Tag noch fesselnder war.



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