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Colorful dawn

Blue, gold and orange
von

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First meeting, first heartbeat.

Der Himmel leuchtete in einem zarten Rosa und warmen Goldton ton, als die Sonne über den Bergkamm am anderen Ufer des Sees aufging. Einzelne Wolken zogen von Westen nach Osten und waren in einem hellen Fliederton getauft. Das Wasser schimmerte in silbernen, blauen und gelben Farben. Um den See blühte eine Landschaft aus kraftstrotzenden Bäumen und farbenprächtigen Blumen. Der Sand trennte das Wasser von dem Naturgrün am Seeufer, dazwischen ragten Schilfrohre aus dem flachen Stellen. Dieses Gemälde zeigte die charmante Seite des frühen Morgens. Kein Flüstern erreichte den Ort, der Wind schwieg und ein süßer Geruch hing in der Luft, der von den blühenden Pflanzen stammte.

Sanji holte tief Luft und genoss die Morgenstunde. Nach dem er die Zigarette aufgeraucht hatte, konzentrierte er sich auf die anderen Dinge im Leben. Neben Kochen, Backen und Frauen liebte er auch die Geheimnisse der Welt, vorwiegend dachte er an die Legende All Blue. Für viele nur ein Mythos, für einige eine Chance und für zwei ein Traum zum Leben. Ein Lächeln breitete sich auf sein Gesicht aus.

»Bald wird die Legende keine Legende mehr sein.«

Aus der Ferne zwitscherten Vögel, die in den Bogen des Sonnenaufgangs flogen. Sanji blickte auf und kniff die Augen zusammen, als die Sonnenstrahlen ihm entgegen blendeten.

»Vielleicht fliegen sie zum All Blue«, schmunzelte er und fuhr sich durch die Haare.

Das Holz der Bank knarzte unter ihm, als Sanji sich gegen die Lehne drückte und die kühle Luft auf der Haut spürte. Dann quietschten die Dielen des Stegs, der im Sonnenlicht hell erstrahlte. Ein Plätschern störte diese Stille am Morgen, doch Sanji ignorierte das Geräusch. Derzeit interessierte er sich nicht für die Tiere im See, eher entspannte er sich vor dem Sturm mit geflochtenem Schnauzbart und groben Verhalten. Jeff konnte sehr barsch und angriffslustig sein, aber er hatte das Herz am rechten Fleck.

 

»Brauchst du eine Karte zum All Blue, Goldlöckchen?«

Plötzlich zuckten Sanjis Ohren. Eine Stimme, so hell und klar wie ein Stern am Himmel, erregte seine ganze Aufmerksamkeit. Durch seinen Körper wallte eine Welle aus Neugier und Leidenschaft, die ihn zu einem Sprung auf die Beine führte und ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

»Eine engelsgleiche Frau fragte mich nach meinem Interesse. Welch eine Ehre!«, summte er und drehte sich zum Steganfang um.

Doch keine Seele war zu sehen. Perplex zog Sanji die Augenbrauen zusammen. Die Stimme hatte er sich nicht eingebildet, dafür schlug sein Herz zu sehr.

»Verzeiht meine Liebe, aber wo befindest du dich?«

Hinter ihm ertönte ein Kichern und das Schlagen von Wellen. Ohne nachzudenken, schnellte Sanji herum und entdeckte eine Frau im Wasser.

Nur der Kopf ragte heraus und sie grinste ihn schelmisch an. Ihr langes, wallendes Haar umrahmte das Gesicht wie Fluss aus Orangen um eine Insel.

»Bist du immer so schnell vom Begriff?«, scherzte sie. »Und die junge Frau heißt Nami.«

Dann musterte sie ihn von oben bis unten.

»Hm… Du siehst komisch aus.«

Schon als junges Mädchen nahm sie kein Blatt vor den Mund und kitzelte aus jeder Situation den besten Jackpot heraus. Neugier und Leidenschaft surften auf einer Welle, die sie mühelos zähmen konnte. Bei dieser Kaulquappe handelte es sich aber vielmehr um der Stich einer Qualle, um das Ziel zu erreichen. Von außen lächelte sie herzlich, doch im Inneren rieb sie insgeheim die Hände. Das klang nach einer Herausforderung.

Instinktiv ging Sanji einen Schritt nach hinten. Etwas stimmte nicht und er spannte die Schultern an. Zuletzt fühlte er sich unter ihrem scheinheiligen Blick wie ein Wurm am Angelhacken, der gleich zu Fischfutter wurde.

»Du trägst das Herz auf der Zunge. Respekt!«, konterte Sanji. »Nicht alles muss Niveau haben, oder?«

Jetzt grinste er frech zurück. Diesen Angriff hatte sie bestimmt nicht erwartet.

Das listige Lächeln verschwand nicht gänzlich, eher verkrampfte es und entwickelte sich zu einem schiefen Grinsen.

Der kleine Koch traut sich was, beleidigte sie ihn in Gedanken.

Nami plante bereits, ihm eine Ohrfeige der Vernunft zu verpassen, doch dann fiel ihr eine bessere Idee ein.

»Mitleid ist wohl dein einziger Vorteil im Leben.«

Zu guter Letzt schenkte sie ihm einen Luftkuss.

Mürrisch knirschte Sanji mit den Zähnen. Diese Frau hatte es faustdick hinter den Ohren und gab sich nicht mal die Mühe, ihre Unverfrorenheit zu verstecken. Er nahm die Herausforderung an.

»Was passiert, wenn man an einem Pfannkuchen erstickt?«, fragte er und schmunzelte bei ihrer Verwirrtheit. »Man Crêpiert!«

Halbherzig legte sie den Kopf schief. Hielt er sich für witzig? Männer waren ein Mysterium, aber dieser Kerl entpuppte sich als Vollidiot. Sie strich sich eine Strähne hinter das Ohr und öffnete den Mund mit erhobenem Kopf.

»Brot kann schimmeln, was kannst du?«, zischte sie zurück.

Auch sie kannte witzige Wortspiele, vor allem wenn sie sich damit aktiv wehren konnte.

Beinahe verlor Sanji das Gleichgewicht, als sie ihn mit einem Brot und einer seiner ekelhaften Eigenschaften verglich. Zwei angriffslustige Augen blitzten ihn ohne Bedenken an.

»Na warte, junge Dame«, raunte er leise. »Auf einer Skala von 1 bis 70, wie hoch ist dein IQ?«

Selbstsicher verschränkte er die Arme vor der Brust.

Hals über Kopf lachte Nami laut los. Ihre Augen waren zu und ihr Mund blieb offen, dessen ungeachtet spürte sie seinen perplexen Blick auf sich. Endlich hatte sie ihn am Hacken. Langsam beruhigte sie sich und hielt sich grunzend den Bauch.

»Mehr als du, Goldlöckchen«, antwortete sie und spritzte ihn mit Wasser nass. »Was kannst du eigentlich als Unbeteiligter zum Thema Intelligenz sagen?«

 

Die nächste Runde fing an.

Zunächst wanderte sein Blick von der Frau zu seinen nassen Schuhen und dann zurück zu dem teuflischen Grinsen. Sanji runzelte die Stirn. Auf keinen Fall wollte er die Fassung verlieren, daher ging er in die Verteidigung.

»Das ist aber ganz schön viel Meinung für so wenig Ahnung.«

Dabei zwinkerte er ihr zu.

Nami murrte und grübelte. Er hielt sich länger über Wasser als gedacht. Das Wasser um ihren Körper strahlte indes mehr marineblau, während die Sonne nach oben stieg und die Welt in ein warmes Licht tauchte. Inzwischen sind gute zehn Minuten vergangen, die sehr unterhaltsam waren. Watte umarmte ihr Herz. Im Wasser bewegte sie den Körper von links und nach rechts. Etwas kribbelte in ihrem Hals.

»Mein Herz ist klüger und gütiger als du denkst, Goldlöckchen«, beharrte Nami und wackelte mit den Augenbrauen. »Ich habe vielleicht Lust, dich wieder zu treffen. Mit einem Stein oder so. Nur mit einem Stein!«

Der Smutje fuhr mit der Hand über das Gesicht und verzog die Mimik mit dem Anflug eines Lächelns. Sie blieb hartnäckig, wie ein Lachs auf seiner Wanderung, was er respektierte. In ihm loderte eine Flamme, die heißer wurde, wenn eine Seele sowohl Schönheit als auch Intelligenz besaß.

Sein Blick wurde mild und seine Gestik verlor die distanzierte Reichweite zu ihr.

»Wie großzügig von dir, meine Herzdame«, sagte er gelassen. »Obwohl ich es bei deiner lauten Stimme nicht glauben kann.«

Namis Lächeln begann mit dem Zittern und ein dunkler Schatten huschte über ihr Gesicht. Kurzweilig knisterte es in der Luft, die sich dick und schwer anfühlte, wie eine aufgeladene Sturmwolke.

»Wie bitte? Wie hast du meine wunderschöne Stimme genannt?«, zeterte Nami fuchsteufelswild und schlug auf das letzte Stegbrett ein. »Als junge Frau erklingt meine Stimme zart und leise. Du komische Makrele!«

Qualm dampfte aus ihren Ohren und eine Wutader pochte auf der linken Schläfe.

Sanji schnalzte mit der Zunge. Kaum traf er bei ihr einen wunden Punkt und schon spuckte diese Meerhexe giftiges Feuer. Reue überkam Sanji und er kratzte sich am Hinterkopf, denn die Bezeichnung Meerhexe war schon taktlos. Doch dann beleidigte sie ihn einfach weiter.

»Wieso beschimpft du mich als komische Makrele? Dir mangelt es an Kreativität oder warum fällt dir nichts Besseres ein?«

»Ich mag keine Makrelen«, erklärte sie erbost und warf ihm einen bissigen Blick zu. »Und bin ich viel kreativer als du behauptest. Ich kenne mich mit Wasser und Wetter besser aus als jedes andere Leben auf der Grandline.«

Im selben Moment klang ihre Stimme aufrichtig und keine Lüge glänzten in den braunen Augen. Unverzüglich stützte sie sich am Ende des Stegs ab und zog ihren Oberkörper heraus.

»Hey, warte mal! Was hast du vor? Dein K-Körper… Du bist n-nackt!«, rief Sanji verworren und sein Gesicht brannte vor Entsetzen, dabei schloss er die Augen. »Hast du kein Scharmgefühl?«

Grenzen waren bei ihr ein fremdes Gefühl. Erst tauchte sie wie aus dem Nichts auf, dann blaffte sie ihn an und jetzt erblickte er für eine Sekunde ihren splitterfasernackten Oberkörper. Das Bild hing auf ewig im Kopf.

Ein amüsantes Lachen eroberte den Moment. Nami klopfte mit der einen Hand auf das Holz und mit der anderen wischte sie sich die Tränen weg.

»Ich kann es nicht glauben. Dein Schrei war laut, spitz, schrill und panisch wie der einer Jungfrau. Bitte sage mir nicht, du bist eine Jungfrau.«

Sie wand sich, während das Holz unter ihr knarzte und quietschte. Mit dem Lachen konnte sie unmöglich aufhören.

 

»Das ist nicht lustig!«

Seine Ohren glühten und er hatte das Verlangen, sie mit seinem zürnenden Blick zu durchbohren.

»Dann muss ich es riskieren«, murmelte Sanji und schnellte herum. »Du bist doch ebenfalls eine Jungfrau.«

Er schaute ihr nur ins Gesicht und nicht weiter nach unten. Eigentlich träumte er neben dem All Blue auch den Wunsch von einer bestimmten Teufelskraft, die eine Person unsichtbar machte und er konnte zum Glück diesen perversen Traum aus seiner Jugend endgültig verbannen. Jeff war daran nicht unschuldig.

Langes, orangefarbenes Haar fielen über ihre schmalen Schultern und bedecken teilweise ihren Oberkörper. Als sie seinen Worten lauschte und seine Taten bemerkte, hörte sie mit dem Lachen auf und erwiderte seinen starren Blick.

»Wow! Du hast doch Eier in der Hose, Goldlöckchen«, stichelte sie ihn an.

»Hör auf, mich wie eine Jungfrau zu behandeln.«

Es reichte ihm. Schon zuckte seine rechte Augenbraue und seine Geduld wurde dünner als ein Spinnenfaden. Sein Gefühlszustand glich einer wilden Wasserbahn. Sanji grübelte vor sich hin. So kamen beide nicht voran. Er sehnte sich nach Ruhe und sie plante etwas Arglistiges. Auf jeden Fall sagte es ihm sein Bauchgefühl. Mal war er wütend, mal ernüchtert, mal irgendwas dazwischen.

Die Frau legte den Kopf schief und beobachtete seine Gefühlssituation. Selten traf sie auf andere die so oft die Mimik und Gestik wechseln konnten.

Die Bezeichnung Clownfisch passte von Namen her perfekt, verglich sie ihn mit einem Fisch, es fehlte nur noch die Anemone als Krone.

Verworren schüttelte Nami den Kopf und fuhr mit der Hand durch das lange Haar.

»Warum bist du an den All Blue gebunden?«

Kurz setzte Sanjis Herz aus. Erst bot sie ihm eine Karte zum All Blue an, dann provozierte sie ihn und jetzt wurde sie neugierig, wieso er sich zum All Blue hingezogen fühlte? Diese Frau besaß die Neugier einer Katze und ihre Augen glänzten wie die einer diebischen Elster.

»Woher kommt plötzlich diese Freundlichkeit?«, fragte er angespitzt. »So naiv bin ich nicht. Tut mir leid, meine Herzdame.«

Das bestätigte er mit einem Grinsen.

Nami konterte eher mit einem Lächeln, nur wirkte es grantig und spiegelte ihre Enttäuschung wider. Der Schatz blieb unerreichbar, außerdem war sein Wille härter als jedes Gold auf der Grandline. Irgendwie machte es ihr keinen Spaß mehr.

»Du bist eine komische Makrele.«

Ihre Stimme verlor an Kraft und sie legte ihr Kinn auf die verschränkten Arme an den Holzdielen. Im Hintergrund sangen einige Vögeln, die sich im Schilf versteckten.

»Du verstehst es nicht. Niemand kann diesen Traum verstehen,« erklärte Sanji niedergedrückt. »Und das hier ist unser Problem.«

Für sie mochte es ein Spiel sein, doch für ihn entwickelte es ich zu einem Lebenstraum, den er nicht träumen, sondern realisieren wollte.

Die Stimmung kippte. Namis Herz nahm an Gewicht zu und drückte alles in die Tiefe. Gift und Galle kamen bei ihr hoch. Diese Jungfrau konnte niemals eine Stimmungskanone sein. Vielleicht brauchte er dafür Alkohol und einen Glückstreffer im Jackpot.

»Ziehst du andere gerne mit deinem Drama herunter?«

Sanji lachte trocken und kämpfte dagegen an, nicht weiter in den Abgrund zu rutschen. Erinnerungen aus seiner Kindheit vergrub er tiefer, als die Seele reichte und seufzte bitter.

»Willst du mir ein schlechtes Gewissen einreden?«

Mit den Anflug einen Lächelns wurde ihm die Situation bewusst.

Sie runzelte die Stirn. In Wahrheit verbreitete er doch die miese Stimmung und besaß sogar die Frechheit, ihr die Schuld zu geben. Menschen waren komisch.

»Ich wusste nicht, wie sensibel du auf das Thema reagierst. Es ist nicht meine Schuld, wenn du aufgegeben hast, Goldlöckchen.« Dann schnaubte sie beleidigt. »Träume sind keine Schwäche, aber sie verlieren ihr Licht, wenn man nicht darum kämpft.«

Als Nami geendet hatte, war Sanji still. Zunächst reagierte er entrüstet, verzerrte das Gesicht und formte die Augen zu Schlitzen.

»Wie kannst du…,« fing er aufgebracht an, bis er sich an Jeffs Worte erinnerte.

In seinem Auge spielte sich die Szene ab und umfasste Sanjis Herz wie eine kalte Faust.

»Wenn es um Leben und Tod geht, darf man nicht eine Sekunde an sich zweifeln. Denn wer an sich zweifelt, wird die Schlacht verlieren und untergehen. Nur der Wille zählt.«

Der Schiffskoch sah ein, dass sie Recht hatte. Das Gefühl, dass er schon lange im Herzen trug und stets bewunderte hatte, was sein Leben beeinflusste, stach in ihm wie ein Messer ein, sodass seine Welt erschütterte wurde.

»Autsch! Deine Worte schmerzen sehr,« keuchte er und ging in die Knie. »Doch es ist die Wahrheit.«

Prompt klatschte Nami in die Hände und gratulierte ihm zu seiner Erleuchtung.

»Du hast nur vom All Blue geträumt und stets gehofft, es tauchte eines Tages wie ein strahlender Held vor deiner Nase auf.«

 

Menschen konnten echt naiv und gefangen leben. Für sie bedeuteten Freiheit und Unabhängigkeit aber sehr viel. Kein Wunder, dass sie ihn zuvor wachrütteln musste.

»Und was hast du jetzt vor?«

Zum allerersten Mal, seitdem er bei Jeff lebte, verspürte er das Gefühl der Machtlosigkeit. Zum Glück schnitt es nicht so tief in das Fleisch, wie die Schmerzen, bevor er auf Jeff traf und einen Traum ohne den Hauch einer Chance träumte.

»Gute Frage, nächste Frage. Ich muss zuerst nachdenken,« raunte er leise und rieb sich den Nacken. »In dem Fall ändert sich einiges.«

Nami blickt den jungen Mann ins Gesicht, versuchte, seine Mimik zu lesen und herauszufinden, ob die Entschlossenheit, die sie in ihm erkannte, ihr beim Plan weiterhalf. Diese Möglichkeit wollte sie nicht verpassen.

»Die Lösung ist ganz simpel.«

Den einfachen Satz sprach sie sanft und sachte, wie ein Flüstern des Windes.

Sanjis Augen loderten auf, als hätten sie nur darauf gewartet, dass Nami diesen Satz sagte.

»Du bist ziemlich gierig, wenn du dein Ziel erreichen willst,« bemerkte er skeptisch und hob eine Augenbraue hoch. »Wieso glaubst du mir und willst mir sogar helfen?«

Er ist hartnäckig, genau wie ich, fiel Nami auf und hatte das Bedürfnis, ihn etwas zu reizen.

Sonst machte es keinen Spaß. Im Wasser schwankte sie hin und her. So konnte sie am besten überlegen. Irgendwie entwickelte sich ihr Vorhaben in eine andere Richtung. Weniger grausam und blutig als gedacht. Sie schmollte.

»Ich muss wohl dir alles aus der Nase ziehen,« seufzte Sanji und massierte sich die Nasenflügel »Jedoch bin ich mir sehr sicher, dass du kein Mensch bist. Oder!?«

Endlich legte er die Karten auf dem Tisch.

Ihre Lippen krümmten sich zu einem Lächeln. Es war weder zwanghaft noch ehrlich. Selbst die braunen Augen strahlten eine Kälte aus, die einem den Hals zuschnürten.

»Interessant! Goldglöckchen will in die Offensive gehen. Dann ist Schluss mit den Kinderspielen.«

Sie leckte sich über die Lippen.

 

Sein Blick glitt von Namis Augen über ihre Lippen bis hin zu den Holzdielen. Diese hinterlistige Frau trieb ihn in den Wahnsinn. Bei dem Anblick pochte sein Herz stärker als vorher und die verführerische, tödliche Aura entlockte ihm ein seltsames Gefühl.

»Jetzt zeigst du dein wahres Ich.«

Zum zweiten Mal zündete er sich eine Zigarette und stieß Rauchwolken aus.

»Vielleicht fangen wir von vorne an. Mein Name ist Sanji.«

Einer von ihnen musste den ersten Schritt riskieren.

»Goldlöckchen gefällt mir besser, aber du hast vielleicht recht. Schließlich sind die Spielchen vorbei,« räumte sie ein und zuckte mit den Schultern. »Ich bin Nami, deine Herzdame.«

Zum Schluss flötete sie alles honigsüß und wackelte mit den Augenbrauen.

Beinahe hüpfte ihm das Herz aus der Brust. Verlegen räusperte sich Sanji und versteckte seine heißen Wangen.

»Bedeutet Flirten bei dir Verhandeln?«

Das sie eben damit anfing, konnte er schlecht ahnen. Frauen blieben ein Mysterium auf der Welt. Unklar rubbelte er durch sein blondes Haar.

»Was für eine empfindliche Jungfrau.«

Nami verdrehte hoffnungslos die Augen und wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger.

»Okay, Butter bei die Fische.«

Die Handflächen schlug sie auf die Holzdiele und sprang mit einem Ruck weiter nach vorne. Somit saß sie komplett auf dem Steg und winkelte die Beine an.

»Ich verhandele jetzt mit ganzem Körpereinsatz und verstecke mich nicht mehr.«

»Was bei den sieben Weltmeeren!«

Die zierlichen Schultern, die feinen Kurven und die zarten Beine waren in der Hinsicht wie ein göttliches Geschenk. Sein Bauch kribbelte und er keuchte entsetzt. Doch Sanji verpasste sich selbst eine Ohrfeige.

Reiß dich zusammen, Sanji! Eine Frau darf nur mit ihrer Stimmung berührt werden, erinnerte er sich an seinem Schwur und schnaubte die Erregung aus.

 

Ungeduld regte sich auf Namis Gesicht und setzte ihre Tricks ein, um ihn für sich zu gewinnen. Augenblicklich rollte ein weißer, dichter Nebel über das Wasser und verschluckte auch den Steg in wenigen Sekunden. Sanji hatte jetzt nur noch sie im Blickfeld, anderen Störungen waren vernebelt und unwichtig. Sie schmunzelte.

»Welches Unheil bahnt sich jetzt an?«

Sanji rieb sich die Augen und schaute sich um. Das konnte nur ihr Werk sein! Daher spitze er Augen und Ohren.

»Nami! Hör auf damit,« zeterte er.

»Womit aufhören, Goldlöckchen?«, hauchte sie ihm charmant ins Ohr. »Da spricht nur die Jungfrau aus dir.«

Geschmeidig umschlossen ihre Arme seinen Oberkörper und sie schmiegte sich enger an seine Brust. Ihre Beute musste sich nur entspannen und sich fallen lassen. Bald erhielt sie ihren Schatz.

Erst hämmerte sein Herz in der Brust wie Trommelschläge, tanzte vor Freude und schlug ihm bis zum Hals. Dann formten seine Augen sich zu Herzen und seine Wangen glühten wie heiße Kohlen. So nah, zu nah! Sanjis Atem beschleunigte sich und er blickte flüchtig nach unten. Reiß dich zusammen, Sanji! Zutaten für ein Gericht darf ich nicht nur nach dem Aussehen beurteilen. Dahinter steckt viel mehr. Denk an das Kochen, denke an das Kochen! Ständig zuckten seine Augenbrauen und seine Seele brannten vor Verlegenheit.

Zärtlich berührte sie seinen Hals und spürte seine Muskeln unter dem schwarzen Jackett.

Eine starke Jungfrau, also!

Um ihnen herum knisterte die Atmosphäre, die Anspannung schnitt wie ein Schwert durch die Luft. Nami kicherte optimistisch. Jetzt hatte sie ihn am Angelhacken.

Endlich aus seiner Starre entkommen, benutzte er seinen Verstand.

»Du erkältest dich noch!«

Sanji drückte Nami sanft von sich, zog sein Jackett aus und deckte ihren nackten Körper ab. Indes beruhigte sich sein Herz, das kurz vor dem Explodieren stand.

»Sei nicht so nachsichtig, meine Herzdame.«

Namis Sinne vernebelten sich und ihr Kopf wurde weich wie Zuckerwatte. Sie blinzelte ihn konfus an. Denn er gab ihr eindeutig einen Korb und spielte alles mit einer Fürsorge ihrer Gesundheit herunter.

»Hä? Ist das dein Ernst? Wie kannst du es wagen!«

Kochend vor Wut schubste sie ihn und stampfte mit den Fuß.

Zeitweilig fühlte Sanji sich schuldig, sie auf diese Art abzulehnen, doch er hatte keine andere Wahl. Eigentlich interessierte er sich momentan für keine Beziehung, weil er mit seiner Arbeit mehr als beschäftigt war. Diesen Standpunkt wollte er ihr klar machen.

 

»Ich will nicht. Wir kennen uns nicht mal richtig.«

Die Hände hob Sanji beschwichtigend hoch und schluckte einen massiven Kloß im Hals herunter, als Nami ihn finster ansah.

Wasserperlen kullerten über ihre Haut und hinterließen auf den Holzdielen dunkle Flecken. Blut und Wasser rauschten in Namis Ohren, ihr Herz schmerzte nach dem Stich von Sanjis Abfuhr. Der erste Mensch, der sich mit ihr anlegte und einen Korb gab. Er war eine komische Makrele. Sie fuhr sich über das Gesicht.

»Entweder formt dich deine Unschuld oder du hast nicht mehr alle Sterne am Himmel,« zischte Nami.

»Hast du Hunger? Ich kann dir etwas Leckeres zubereiten,« schlug er enthusiastisch vor. »Bei leeren Magen sind alle Übel doppelt schwer.«

Sanji rieb sich am Kinn und nickte zufrieden. Tempura war ein guter Anfang. Fleisch, Fisch und Gemüse konnte er in Öl – mit Sesamöl frittieren und Reis als Beilage servieren. Dann wird er die kleinen Happen in Dips aus Sojasauce, Sweet-Chili oder Ingwer eintauchen. Die Lust auf das Kochen formte sich zu einem freudigen Grinsen.

Nami hingegen zog die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Er denkt nur ans Kochen, beobachtete sie ernüchtert.

Seine Leidenschaft ging ihr auf die Nerven, doch ihn so in Flammen zu sehen, war schon reizvoll. Nichtsdestoweniger blieb sie stur.

»Nein danke. Ich will nicht vergiftet werden.«

»Ein Nein werde ich nicht akzeptieren,« protestierte Sanji. »Nur weil du nicht kochen kannst, heißt es nicht, dass ich versagen werde.«

Denn ein wahrer Koch gab niemals auf, um die hungrigen Bedürfnisse des Gastes zu befriedigen. Selbst Nami stieß bei ihm auf taube Ohren.

Ein erzürntes Stöhnen entfuhr Nami, sie konnte seine Sturheit kaum ertragen. Und dann beschrieb er sie noch als unbegabte Köchin.

»Ich kann innerlich sehr gut kochen.«

Frech streckte sie ihm die Zunge heraus.

Aus heiterem Himmel fing Sanji an, herzlich zu lachen. Sogar den Körper krümmte er beim Lachen.

»Du bist witzig, hitzköpfig und bittersüß. Das klingt nach einem sarkastischen Rezept.«

Nami pustete die Wangen auf und zog das schwarze Jackett enger um ihren Körper.

»War das ein zweideutiges Kompliment oder eine sarkastische Beleidigung?«

Es dauerte noch zehn Sekunden, bis Sanji sich beruhigte und eine Träne aus dem Augenwinkel wegwischte. Für ihn schmeckte diese Erkenntnis vorzüglich. Offenbar schien sie etwas verwirrt zu sein.

»Tut mir leid. Du bist die erste Frau, die mehr als Schönheit und Torheit aufweisen kann,« sagte er unverblümt. »Auch wenn du eine heißblütige Diva bist, besitzt du Humor und Scharfsinn.«

Mit der Bewertung hob er den Daumen hoch.

»Wie bitte?«

Sie besaß die Würde zu erröten. Ihr Herz blieb für zwei Sekunden still, bevor es mit einem Zucken schmerzte und rasant im Brustkorb hämmerte.

Wie kann er es wagen, mich so direkt zu loben?

Diese Gefühle überwältigen sie wie ein Sturm auf dem offenen Meer. Wenngleich sie diese Naturgewalt rechtzeitig erkennen kann und sie war mehr als stolz darauf.

»Für eine komische Makrele bist du …  unreif …!«

»Kannst du bitte mit dem Jungfrau-Gerede aufhören und …,« kritisierte Sanji sie und runzelte die Stirn.

Unbeherrscht stampft sie mit den Füßen.

»Jetzt halte mal deine Klappe. Ich wollte noch …!«

»Nein! Du hörst mir jetzt bitte zu.«

Seine Stimme wurde lauter, aber nicht aggressiv. Denn Sanji wusste genau, wie empfindlich und emotional Frauen reagieren können. Davor hatte er Respekt.

»Hör auf mich zu unterbrechen, wenn ich dich unterbreche,« konterte Nami und zeigte auf ihn. »Du bist und bleibst eine komische Makrele, die unreif, aber auch charmant ist.«

Endlich beendete sie ihren Satz und wirkte direkt entspannter. Zufrieden schnaubte sie.

Sanji starrte sie erstaunt an.

»Oh!«

Mehr konnte er nicht sagen und lächelt sie schief an.

Ich und charmant?

Das Kompliment kam unerwartet und berührte wie ein Kuss sein Herz. Darum erhitzen sich seine Wangen.

»Oh? Nur ein Oh? Echt jetzt? Das ist alles!«

Die Empörung stand ihr ins Gesicht geschrieben und auch ihre Stimme wurde eine Oktave höher.

»Warum legen Männer ihre Gefühle immer auf Eis? Wie dumm seid ihr!«

 

Nach ihrem Wutausbruch bereute Sanjis seine simple Reaktion, doch zum ersten Mal lobte eine fremde Frau ihn mit bezaubernden Worten. Er sortierte sowohl seine Gedanken als auch seine Gefühle und räusperte laut.

»Ich war sprachlos. Kein Mensch hatte mich jemals so gelobt außer meiner … Mutter.«

Schließlich verstummte Sanjis und er lächelte unglücklich.

»Oh.«

Ihr entglitten alle harten Gesichtszüge. Die Bezeichnung Mutter löste in Nami einen vertrauten Schmerz aus und sie senkte den Kopf. Wortlos ging sie auf Sanji los, streckte die Arme aus, umarmte ihn und drückte sich an seiner Brust.

»Das tut mir leid. Ich kenne diesen Verlust zu gut,« hauchte sie ihm ins Ohr.

Als Nami ihn umarmte, spannte Sanji die Schultern an und die Muskeln wurden ganz steif. Erst stockt ihm der Atem, dann bewegte sich sein Herz zu einem anderen Rhythmus. Er zählte nicht mehr mit, wie oft er im Gesicht purpurrot anlief. Daran war nur Nami schuld, doch ihre feinfühlige Reaktion schien ihn zu besänftigen und er atmete durch.

»Das kam unerwartet.«

Zögernd erwiderte er die Umarmung und klopfte ihr auf den Rücken.

Die junge Frau schmunzelte. Für sie verlief ebenso alles anders und reagierte schockiert über die Erinnerung seine Mutter. Auch sie besaß ein Herz, aber nur in sehr seltenen Fällen.

»Und das ist deine Schuld,« kicherte sie zugeneigt ohne die Spur von Sarkasmus. Wie gesagt, auch sie hatte eine sanfte Seite.

Jetzt musste Sanji herzlich lachen.

»Zur Hälfte entspricht es der Wahrheit,« tadelte er und klang aufgeheitert. »Du hast mit dem Streit angefangen.«

Sanji schloss die Augen und küsste Nami auf den Haarschopf. Denn für das streitlustige Gespräch war er dankbar und konnte bei ihr sein Herz ausschütten. Das Gleiche galt auch für sie. Das spürte er bei ihr und sie ebenfalls.

»Hey, ich sollte das letzte Wort haben!«

Ihr Gesicht ruhte auf seiner Schulter und sie versteckte die Gesichtsröte vor ihm. Wieso küsste er ihren Kopf? Nami drückte ihn fester. Die meisten Männer waren scharmlos. Bei ihm fühlte es sich anders an. Allerdings konnte sie dieses Gefühl nicht einordnen und verhielt sich dabei zurückhaltend. Sie lockerte die Umarmung, bis Luft dazwischenkam.

»Du bist und bleibst eine komische Makrele.«

Kurz überlegte Sanji. In diesen Minuten lernte er sie impulsiv, hinterlistig und etwas sarkastisch kennen, dann tauchte ihre weiche Seite auf und das überforderte Sanji ein bisschen. Jedenfalls wollte er im Moment nicht unsensibel agieren.

»Tut mir leid. Du bringst mich halt in Verlegenheit, meine Herzdame.«

Er spürte, wie sie die Augen rollte und breit grinste. Natürlich war das mit Absicht.

»Es ist einfacher, kritisch zu sein als korrekt,« korrigierte Nami ihn und genoss seinen warmen Geruch. »Aber du als einfacher Mensch bist komplizierter als gedacht.«

Der Koch legte die Stirn in Falten.

»Kritisch statt korrekt? Einfach und kompliziert?«, wiederholte er teilweise. »Seit wann so poetisch?«

Liebevoll strich er ihr über den Rücken und durch das Haar. Irgendwie mochte er es an ihrer Seite zu sein. Ihre Aura zog ihn magisch an.

Statt dagegen zu rebellieren oder ihn zu beschimpfen, ließ sie seine behutsamen Berührungen zu. Keine Angst kroch durch ihre Venen und keine Wut brannte im Bauch wie Feuer. Es war ein sorgloses und freies Gefühl.

»Halt die Klappe!«

 

Das Murren klang vielmehr nach einer bissigen Bitte als nach einer Beleidung.

Sanji fand ihr Temperament erfrischend, beinahe wie ein Dessert, dass verlockend aussah und schmeckte. Ein Kloß steckte in seinem Hals fest. Zweifelsohne erkannte er Nami als eine bemerkenswerte Frau mit Charm und Anmut. Bei ihm kribbelte es im Bauch und er entwickelte den Wunsch, sie immer in den Armen zu halten. Sie stellte seine Welt auf dem Kopf.

»Ich habe noch nie jemanden wie dich getroffen«.

In der Nähe schlug ein Schmetterling mit seinen bunten Flügeln und flog durch die Luft, um mit dem Wind zu tanzen. Wohin der Schmetterling reiste, wusste niemand. Bloß, dass er sich für einen Weg entschied.

Das Gleiche passierte mit Namis Herz. Ständig flatterte es und schmerzte auf eine angenehme Weise. Dieses Kompliment berührte sie in all ihren Farben und Formen. Dankerfüllt schloss sie die Augen.

»Du bist echt ein guter Zuhörer.«

Plötzlich kicherte Nami, löste die Umarmung und streckte ihren Kopf nach vorne.

Zärtlichkeit verband viele Emotionen. Zunächst reagierte Sanji zögernd und wich nach hinten aus, dann blieb er stehen und erlaubte diesen ersten Moment. Sanftmut und Wärme überwältigten ihn. Damit hatte er nicht gerechnet.

Ich bewundere deine Schlagfertigkeit, dachte Sanji über Namis gewagten Schritt.

Nachdem Nami ihre Lippen spitze und sich seinem Gesicht näherte, bemerkte sie, wie unerwartet alles verlief. Schnell wich er ihrem Versuch aus, aber im letzten Augenblick hielt er still und bekam von ihr einen Kuss auf die Wange. Innerlich musste sie schmunzeln.

So eine Jungfrau!

Der Kuss geschah flüchtig, schlug dennoch bei ihnen Wellen der Gefühle. Dann beendete sie den Kuss und grinste ihn zwinkert an.

»Wer nichts wagt, der nichts gewinnt«.

Mit den Fingern strich er über die geküsste Stelle. Sanji realisierte soeben, wie er seinen ersten Kuss auf die Lippen entgegentrat und dass dieses liebevolle Zeichen alles verändern konnte. Um ehrlich zu sein, er küsste sie zuerst, obwohl es nur auf dem Kopfschopf war. Somit brachte er die Steine ins Rollen.

Endlich realisiert er es, beobachtete Nami erstaunt.

Der Smutje fühlte die Hitze in seinem Körper. Nami glich der süßesten Versuchung auf der Grandline, obwohl es bereits Schokolade und Eiscreme gab.

»Deine Ecken passen gut zu meinen Kanten.«

Er zeigte auf Namis Lippen und zu seiner linken Wange. Sein Schmunzeln war etwas schief.

Sie gluckste fröhlich. Freude funkelte in den braunen Augen, denn sie kannte seine Bemühungen an.

»Ich mag dich ein bisschen mehr als ursprünglich geplant.«

Kein einziges Wort entsprach einer Lüge.

»Touché,« erwiderte Sanji und kratzte sich am Hinterkopf. »Ich habe dich auch falsch eingeschätzt.«

Parallel fingen beide an herzlich zu lachen. Tränen bildeten sich an den Augenwinkeln und glitzerten im Licht der aufgehenden Sonne. In der Luft hing eine minziges Aroma, die sich mit der Harmonie vermischte.

 

Prompt verstummte Namis Lachen und schaute Sanji traurig an.

»Leider dauert dieser Sonnenaufgang nicht ewig.«

Ihr Blick wanderte zum hellblauen Horizont. Die Pupillen schrumpften im Sonnenschein, aber die Augen blieben offen. Es kitzelte und wärmte sie auf, als der Segen der Sonne ihre Haut berührte.

»Was?«

Ein Stich erfasste sein Herz. Sanji wollte es vorweg nicht verstehen, zumal Namis Stimme sich nach einem Abschied anhörte. Neigte sich ihre gemeinsame Zeit dem Ende zu?

Schweigen strich sie eine Strähne hinters Ohr und drehte sich zu Sanji um, der sie erschrocken anstarrte. Sie seufzte.

»Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns wieder sehen, du komische Makrele.«

Widerwillig winkte sie ihm zu und schritt auf den See zu. Mehr konnte sie nicht sagen, sonst zögerte sie noch, von hier fortzugehen.

Reflexartig streckte er die Hand nach ihr aus, bis er begriff, dass er sie so nicht aufhalten konnte.

»Warte, bitte! Was ist mit der Karte von dem All Blue?«

Beinahe schrie er diese Frage hinaus ins Freie, doch endete es als eine fühlbare Frage.

Anders als geplant, blieb Nami stehen und dafür verfluchte sie sich selbst. Sanji war hartnäckig. Mehr als sie, wenn es um wertvolle Schätze oder ihre Familie ging. Manchmal kämpfte sie mit einer zweischneidigen Klinge.

»Schon gut! Du kannst es mir später erzählen,« entschied Sanji sich um und er fühlte sich halbwegs schuldig. »Und denk an deine Worte.«

»Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«

Nami klang zunächst empört, dann lockerte sich ihre Haltung und hatte ein Lächeln auf dem Gesicht. Wie er sich kurz für eine dumme Sache die Schuld gab, konnte sie aus seinen Sätzen hören. Ihr Blick hing stets am Horizont fest. Sie musste sich beeilen und Sanji fürs Erste verlassen. So kam sie auf eine Idee, die ihr Herz zum Pochen brachte.

»Dann zerstöre es einfach. Denn du hast dich als würdig erwiesen, über das Wasser geführt zu werden, statt in den Tiefen verschlungen zu werden. Und denk daran! Ich verabscheue ein Gegenstände aus tiefster Seele. Der Schleier ist Tabu!«

 

»Momentmal! Wovon sprichst du? Was soll ich zerstören, Nami?«

Unverständlich schüttelte Sanji den Kopf. Eben stellte die junge Frau einige Dinge klar, dann änderte sie prompt ihre Taktik um 360 Grad. Jeff hatte Recht gehabt. Frauen waren ein Mysterium, welches er gerne erforschen wollte.

Ohne ein weiteres Wort sprintete Nami los und sprang elegant in den See. Als sie die klare Wasseroberfläche durchbrach, schallte ein lautes Platschen durch die Gegend. Wellen schlugen mehrere Kreise und das Schilf am Ufer wackelte im Sekundentakt. Genau wie sie aus dem Nichts kam, verschwand sie ohne eine Spur vom Steg.

Seine Kinnlade fiel nach unten und er blinzelte fassungslos. Sie war weg, ohne sich richtig zu verabschieden. Diese Frau kannte kein Erbarmen. Noch etwas neben sich, massierte Sanji seine Nasenwurzel, um in Ruhe nachdenken zu können. In der Brust zog sich der Schmerz langsam und qualvoll zusammen, aber zugleich spürte er ein leichtes Gefühl im Kopf, wie Zuckerwatte. Eine Achterbahn der Gefühle.

»SANJI! DEINE FRÜHSTÜCKSPAUSE IST VORBEI,« brüllte eine kraftvolle Männerstimme von Weitem.

Wenn man mal vom Teufel sprach.

Er zuckte zusammen und bedauerte es, seinen Namen erwähnt zu haben. Mitgenommen blickte er die Stelle am Steg an, wo Nami stand und sich mit ihm bis aufs Äußerste zankte. Er seufzte. Lange wollte er Jeff nicht warten lassen.

»SANJI! DAS WIRD EINE TEURE RECHNUNG, WENN DU NICHT IN DER KÜCHE ARBEITEST UND UNZUFRIEDENE GÄSTE SIND NICHT GERADE BILLIG!«

Ein lautes Schnauben entfloh Sanji, damit er nicht wütend zurück blaffte. Schließlich konnte er sich keinen weiteren Streit bei seinem Chef erlauben. Zu guter Letzt beschaute er das Wasser im Schein des Sonnenaufgangs.

Die Berge trennten wie eine Mauer das Wasser und den Himmel ab.

Insgeheim freute Sanji sich sehr auf das Wiedersehen mit Nami. Plötzlich verstand er ihre letzte Anspielung.

»Meinte sie etwa die … Red Line?«, sagte er nachdenklich und wollte sich eine Zigarette anzünden, doch ihm fehlte sein Jackett…



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