Zum Inhalt der Seite

Normale Zoobesuche

Und was dabei alles schieflaufen kann
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

One-Shot

Familie Forger wollte ihrem normalen Alltag nachgehen. So normal wie ihr Alltag sein konnte. Man könnte glauben, ein Psychiater, eine Angestellte des Rathauses, ihr adoptiertes kleines Mädchen und ihr normaler, wenn auch sehr groß geratener Hund, ein Pyrénées, erlebten an einem gewöhnlichen Ausflugstag oder im täglichen Leben nur normale Dinge. Wie beispielsweise an dem Tag jenes Museumsbesuches, an dem man am späten Nachmittag noch einen Taschendieb gefasst hatte, oder an dem Tag der Schuleinschreibung, als die Familie von einem Schlamassel ins Nächste gestolpert war und beinahe von einer Horde Kühe überrannt worden wäre, bevor Anya mit dem Schuldirektor ins Gespräch kam. Und auch dieses war sehr normal und ereignislos abgelaufen, bis auf dass einer der reiche Schnösel das Mädchen zum Weinen gebracht und sich von Loid beinahe einen Schlag eingefangen hatte. Wie Bewerbungsgespräche an Eliteschulen nunmal so abliefen.
 

Anya besaß ihren Hund erst seit kurzer Zeit und diesem war von Anfang an bewusst, dass diese Familie etwas… anders war, als man es sonst kannte. Sowie Bond auch und nach all den schrecklichen Tierexperimenten und den Grausamkeiten, die manche Menschen ihm angetan haben, wollte er nicht darüber klagen, dass seine Familie ein wenig exzentrisch und speziell auf ihre eigene Weise war. Sie alle waren gute Menschen, das konnte er spüren, und er wollte seine neue Familie vor jedem Unheil bewahren. Wie jedem anderen gewöhnlichen Hund auch, war ihm dies möglich, indem er in die nahe Zukunft sehen konnte.

„Heute ist Ausflugssonntag“, verkündete Yor, als sie das Wohnzimmer betrat um den noch verschlafenen Bond von seinem Hundekissen zu holen. Ihr wuselte ein kleines Mädchen mit pinken Haaren nach. „Ausflugssonntag!“, rief die Kleine immer und immer wieder, setzte sich zu Bond und begann zu erzählen, welche Tiere sie sich im Zoo ansehen wollte. „Und Wölfe sind soo groß!“ Sie breitete die Arme so weit aus wie sie konnte. „Sogar noch größer als du.“

Bond kommentierte mit einem tiefen Bellen.

„Nein, das muss dir keine Angst machen. Die sind doch in einem Geh… hinter Gittern. Da geht es ihnen aber sehr gut. Es ist ein großes Geh… großer Käfig. Und Wölfe sind so aufregend!“ Sie sah ihn durchdringend an. „Du hast zum Glück gar keine Angst. Das weiß ich.“

„Du kannst doch keine Gedanken von Tieren lesen.“

„Ich kann…“ Anya schlug sich in einer großen und geräuschvollen Geste die Hände vor den Mund und sah zu ihrem Vater auf, der nun etwas verwundert eine Antwort erwartete. „keine Gedanken von Tieren lesen.“

„Und du meinst Gehege. In manchen Zoos sind aber keine Hunde erlaubt“, wandte er ein, während Yor eine große Picknicktasche packte.

Beide Elternteile tauschten fragende Blicke aus, bevor sie in stiller Übereinkunft zu dem Schluss kamen, dass das Verhalten eines Kindes keinen Sinn machen müsste, erst recht nicht, wenn es Anya hieß, und deshalb widmeten sie sich daraufhin wieder dem Packen. Hier ein paar belegte Brötchen, da Trinkflaschen, für jeden eine, und dort zwei Wechselanzüge für Loid und Wechselkleidung für Yor und Anya. Ebenfalls zwei Stück davon. Das waren Vorsichtsmaßnahmen, die wohl jede Familie traf, die auf ihr Auftreten ein wenig Wert legte. Dieses vorausschauende und weitsichtige Handeln hatte sie am Tag der Einschreibung vor einem Malheur gerettet, das Anya wohl den Schulplatz gekostet hätte.

„Und Anya, nächstes Mal, wenn du zwielichtige Menschen siehst, laufen Bond und du ihnen nicht allein nach. Dann holt ihr uns oder andere Erwachsene, die in der Nähe sind. Einverstanden?“

Auch diese waren vollkommen gewöhnliche Vorsichtsmaßnahmen und gut gesittete und vorausschauende Familien bereiteten sich eben drauf vor, dass man ab und an Verbrecher auf der Straße traf. Dieses „ab und an“ war leider zu einem „regelmäßig“ geworden, aber das war nunmal der Alltag der Familie Forger, der sich wohl doch ein wenig von jener anderer Familien unterschied.

Loid sah sie abermals fordernd an, bevor sie widerwillig ein „ja“ murmelte.

Meine Tätigkeit bringt dieses Kind zu häufig in Gefahr. Manchmal wünschte ich, ich könnte tatsächlich bloß ein Psychiater sein.

„Psych… ein Arzt zu sein ist aber nicht so aufregend!“, widersprach sie, als sie seine Gedanken las.

„Was… Anya, wovon redest du? Meinst du ein Arzt zu sein ist nicht so aufregend wie auf Verbrecher auf der Straße zu stoßen? Das war nicht aufregend, das war gefährlich.“

„Nein, das war aufregend! Vielleicht aber auch gefährlich. Aber Papa… Bond muss schon in den Zoo mitkommen. Du hast gesagt, manche Zoos mögen es nicht, wenn man Hunde mitnimmt“, klagte das Mädchen, als sie verstand, dass man ihrer seltsamen Reaktion keine Beachtung mehr schenkte. „Bond will auch all die Tiere sehen. Er kennt sie gar nicht.“

„Da hab ich mich bereits erkundigt, in diesem sind sie erlaubt. Wir müssen ihn allerdings an der kurzen Leine halten. Er muss artig bleiben, versprecht ihr mir das?“

Abermals bellte der Hund bejahend.

„Brot mit Erdnussbussbutter, Anya?“, fragte Yor, als sie alles Nötige herrichtete.

„Erdnussbutter!“, wiederholte das Mädchen aufgeregt. Yor verstand ihre Reaktion als Bestätigung und schmierte gleich drei.
 

Um Punkt zehn Uhr dreißig, da Familie Forger stets gut organisiert war, um jedem unvorhergesehenen Ereignis zu entgehen, wurden die Eintrittskarten für den Zoo gekauft.

„Da ist ein Löwe auf der Karte! Ich willl gleich zu den Löwen!“, kommentierte Anya und sah mit großen Augen auf, als sie durch den riesigen Bogen schritten und mit einem Schritt vom Gewusel in der Stadt mitten in eine andere Welt kamen, die von den verschiedensten Tieren bewohnt wurde. Anya hatte sie alle bereits in einem Buch gesehen, manche sogar in einer Fernsehshow, doch noch nie mit ihren eigenen Augen und nun, da sie auf dem Pfad stand, der vom Eingang zu allen möglichen Gehegen wegführte, fühlte sie sich von dem Gedanken überrumpelt, dass all diese Tiere tatsächlich existieren.

Viele von ihnen waren ja richtige Riesen! Viel, viel größer als es sogar Bond war. Und manche von ihnen sahen aus, als kämen sie aus einem Märchenbuch und wären von Menschen ausgedacht worden, wie ein Drache oder ein Pega… ein Pferd mit Flügeln, aber sie existieren wirklich. „Mama, Papa, das ist so aufregend! So aufregend!“, quiekte das Mädchen und sah von ihrer Karte auf um den Druck auf der Eintrittskarte mit den realen Abbildern vor ihren Augen abzugleichen. „Er sieht ja wirklich aus wie eine normale Katze, aber so viel größer! Und er hat sooo eine Mähne! Papa, ist der Löwe neben ihm seine Frau und der andere Löwe seine Schwester? Sind das Mädchen?“

Sie kuschelte sich in Bonds flauschiges Fell und zog die Haare an seinen Nacken lang. Stoisch ließ der Hund es über sich ergehen. „Wir könnten Bond auchmal als Löwe verkleiden.“

„Vielleicht ein andern Mal. Du willst wissen, wer die Löwen ohne Mähne sind?“

Sie nickte bestätigend und erwartete eine Antwort, während Yor und Loid die Infoschilder durchlasen, die die Namen der Löwen verrieten und in welchem Verhältnis sie zueinander standen. „Ich denke, die beiden weiblichen Löwen sind… beide seine Frauen.“

„Was!? Beide!?“

Yor tauschte Seitenblicke mit ihm aus und flüsterte: „Das kannst du einem Kind doch nicht sagen. Wie sieht es denn die Kinderpsychologie?“

„Das ist nicht mein Fachgebiet, aber ich bin mir sicher, dass man einem Kind beibringen kann, dass Tiere anders leben als Menschen.“ Ich sollte endlich mehr Bücher über verschiedene Fachgebiete der Psychologie und Psychiatrie lesen, um meine Tarnung Yor gegenüber besser aufrechtzuerhalten. Am Ende schöpft sie noch Verdacht.

Ein Gedanken, der zu Anya durchkam. „Papa lernt nicht so fleißig“, sprach sie aus ohne darüber nachgedacht zu haben und erntete einen verwunderten Blick von Loid, der rasch in Verlegung umschlug.

„Junge Dame, ich habe für meinen Beruf etliche Jahre lang an der Universität gelernt.“ Um vom Thema abzulenken, nahm er das Mädchen hoch, damit sie besser sehen konnte, und ließ sie auf die Raubkatzen zeigen. „Wenn sie alle glücklich sind, ist das ja nicht schlimm, dass er zwei Frauen hat“, schloss sie ihren Gedanken ab. „Aber ich glaube eine Mama reicht dir. Mir auch, ich brauche nicht noch eine Mama.“

Die Erwachsenen kicherten und stimmten ihr zu, während sie den Tieren dabei zusahen, wie sie in ihren Gehegen, eigentlich waren es Käfige, auf und abwanderten und stets ihre selben Runden drehten. Man war zwar bereits von den runden Stahlbauten, die aussahen wie ein überdimensionaler Vogelkäfig, der eine Raubkatze verwahren sollte und in denen sich die armen Tiere nichtmal richtig umdrehen konnten, abgekommen, doch viel Platz bot die neue Version dennoch nicht.

Anya nahm Yors Hand und schüttelte daran, bis sie ihre Aufmerksamkeit bekam. „Aber wieso ist das Gehege so klein?“ Ihr Ton wurde nachdenklicher und ließ die kindliche Unbeschwertheit missen. „Das ist so klein, da kann man gar nicht darin spielen und sich austoben. Die müssen doch laufen und toben und sie wollen bestimmt Kinder bekommen. Dann brauchen sie ein neues zu Hause mit mehr Platz.“ Das war wie im Waisenhaus. Da war es auch nicht schön und man konnte nicht frei draußen spielen. Anya wusste jedoch, dass sie diesen Gedanken nicht mit Yor teilen durfte, um ihren Vater nicht zu verraten. Diesmal dachte sie mit und schwieg sich über das Waisenhaus und ihre Vergangenheit aus.

„Ich bin mir sicher, dass es den Löwen hier gutgeht.“ Yor drückte sanft ihre Hand und strich ihr durchs Haar. „Früher waren die Käfige der Tiere in Zoos sehr viel kleiner, aber nun haben sie mehr Platz bekommen.“

„Noch kleiner?“

„Ja, aber das fanden die Zoodirektoren und die Besucher nicht gut, also hat man ihnen neue Anlagen gebaut.“

„Aber die sehen immer noch klein aus“, widersprach Anya, wollte heruntergelassen werden und kuschelte sich in Bonds Fell, der bisher artig jedes Tier nur aus der Ferne beobachtete.
 

In den nächsten beiden Stunden ritt sie auf ihrem Hund durch den Zoo, was ihnen zugegebenermaßen einige Blicke bescherte und Familie Forger als nicht ganz so normale Familie hervorstechen ließ, und machte bei jedem Tier große Augen und quiekte vor Begeisterung, bevor sie sie kleinen Anlagen der Tiere bekrittelte und ihre Eltern einige Male wissen ließ, dass man die Tiere freilassen sollte.

Bei den Elefanten, bei den Nashörnern, bei den Eisbären, obwohl sie dennoch Andenken und ein weißen Teddy, der einen Eisbären darstellte, mitnahm, … und bei den Robben. Bei den Robben vergaß sie ihre Einwände hingegen rasch, da um dreizehn Uhr eine Fütterung stattfand. Anya rannte mit Bond und den anderen Kindern im Zoo zu dem Glas vor, von dem man die Tiere unter Wasser beobachten konnte, und lachte jedes Mal schallend auf, wenn die Robben auf Befehl klatschten und Küsse gaben, und kreischte jedes Mal gleich daraufhin, wenn sie ins Wasser sprangen und die Kinder am Glas nassspritzten.

Jedes Mal wieder versuchte sie sich auch hinter Bond zu verstecken, was bloß darin endete, dass sie beide klatschnass wurden. Als die Fütterung zu Ende ging, lachten die anderen Kinder ihren Hund aus, da sein zuvor so prachtvolles Fell an ihm klebte und ihn plötzlich so schmal und klein aussehen ließ. Er kommentierte dies mit einem tiefen Bellen.

„Tut mir leid, Bond.“

Abermals ein tiefes Bellen und die Erwachsenen kamen zur Stelle, um Anya rasch auf einer öffentlichen Toilettenanlage umzuziehen, da war bereits die erste Wechselkleidung dahin, und Bond bestmöglich trocken zu rubbeln.
 

„Was schauen wir als Nächstes an?“, fragte Anya aufgeregt und wollte bereits zu einem Gehege hinlaufen, das sie noch nicht besucht hatten.

„In der Mittagssonne ruht man sich ein wenig aus, sonst bekommst du noch einen Sonnenstich.“

„Was ist das? Die Sonne kann doch gar niemanden stechen.“

„Das ist, wenn du zu lang in der Sonne bleibst und es dir schlecht geht, weil deinem Körper zu heiß geworden ist.“

„Aber ich will…“ Sie zeigte auf drei Orte der Karte. „Da sind die Prim… Affen.“

„Primaten“, korrigierte Loid sie geduldig und reichte ihr die Wasserflasche, die sie morgens mit Apfelsaft gefüllt hatten. „Die sehen wir uns an bevor wir uns auf dem Heimweg machen.“

Bis dahin war ihr nicht aufgefallen, dass die Gedanken der anderen Menschen und der Tiere viel zu laut waren, und der Abstand zu diesen recht guttat. Deshalb widersprach sie nicht weiter. „Mama, was liest du?“

„Wusstet ihr, dass Löwen ihrem Opfer direkt an die Kehle springen, um es zu töten? Das ist die effektivste Tötungsmethode.“ Yor reichte ihrem Mann ein Buch, das sie an einem Kioskstand gekauft hatten, um ihm die Illustrationen darin zu zeigen. „Hier stehen noch sehr viel mehr Informationen darüber, wie verschiedene Tiere ihre Beute am effektivsten erledigen. Das ist sehr faszinierend. Darüber hab ich mir bisher nur wenige Gedanken gemacht.“

Manchmal wünschte sich Loid, dass sich seine Alibifrau nicht so sehr hineinsteigern würde, sobald die Rede auf Gewalt und Tötungen kam. Für die Mission würde er es ertragen, aber da hatte er eine seltsame Frau mit morbiden Vorlieben und einem schrägen Humor gefunden. Wie kam eine Angestellte des Rathauses zu solch morbiden Interessen? „Nun bin ich mir sicher, dass solch ein Gespräch nicht für Kinderaugen oder -ohren geeignet ist“, versuchte er halbherzig einzulenken, da Anya bereits große Augen machte. Ob sie verstört oder ebenso fasziniert war wie ihre Mutter, oder wahrscheinlich war beides der Fall, konnte er nicht mit Treffsicherheit sagen. Da hatte er sich zwei sehr exzentrische Familienmitglieder für die Mission angelacht… obwohl er nicht in der Position war darüber zu urteilen, sah er sogleich selbst ein.

Das Schlimme daran war, er stieg doch tatsächlich auf eine Diskussion mit Yor ein, da die Passagen, die sie vorlas, plötzlich doch sein Interesse geweckt hatten.
 

Das sollte kein guter, normaler Familienvater tun, der das Bild einer perfekten Familie aufrechterhalten wollte und noch weniger sollte ein guter, normaler Familienvater seine Tochter und seinen Hund aus den Augen lassen.

„Die Löwen in der Wildnis haben nur Hunger. Die müssen andere töten, damit sie essen können“, erklärte Anya ihrem Hund, dem sie die Hand auf den Rücken legte, während sich Kind und Hund von den Eltern entfernten, die noch immer über das Buch diskutierten. „Aber sie sind sicher nicht böse. Die Löwen im Zoo bekommen immer zu fressen, aber sie sollen nicht in einem so kleinen Käfig leben.“ Bilder ihrer Vergangenheit fraßen sich in ihre Gedanken. Immer eingesperrt, nicht gewollt und die Menschen waren grausam zu ihr gewesen und so wie Bond sie ansah und welche Gedanken er ihr übermittelte, wusste sie auf einer tieferen Ebene, dass er sie verstand. Die Gedanken von Tieren hörten sich anders als jene von Menschen an. Sie waren nicht so klar ausformuliert, sie drückten sich nicht mit Worten aus, aber Anya wusste es.

Sie kannte den Weg zum Löwengehege noch. Da standen sie wieder. Nun Kind und Hund allein ohne Aufsicht eines Erwachsenen und die anderen Menschen waren viel zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Kindern beschäftigt, um die beiden wahrzunehmen.

Der Löwe und seine beiden Weibchen ging immer noch auf und ab, auf und ab, immer dieselben Runden des Geheges, das mit nichts als etwas Sand aufgeschüttet worden war und einem einzelnen Baum, der ihnen Schatten bot. Manchmal legten sie sich für einige Zeit hin, doch sobald sich eine neue Menschenmasse um das Gehege bildete, waren sie zu gereizt um sich schlafen zu legen.

Anya hörte zuerst die Gedanken der Löwen nicht, da die Menschen um sie herum zu laut und viel zu viel dachten, doch wenn sie sich nur auf sie konzentrierte, dann verstand sie die Tiere plötzlich. Erneut waren es keine klaren Gedanken, doch Anya verstand sie nur zu gut.
 

„Komm“, flüsterte sie Bond verräterisch zu und ehe der Hund verstand, was das Mädchen in Inbegriff war zu tun und als es bereits über eine Abzäunung kletterte, bellte Bond aufgeregt. Sein tiefes Bellen erschallte hinter und der Hund konnte bereits vorhersehen, wie das Mädchen zu nah an die Gitterstäbe kam und wie eines der Weibchen hindurchbiss.

Panisch und mit einem Hechtsprung, kam ihr der Pyrénées hinterher und erfasste das Kind noch rechtzeitig am Zipfel des Kleides, bevor es mit der Hand in die Nähe des Käfigs kam. Er zerrte an ihr und brachte sie zum sicheren Gehweg zurück. Für den einen Moment war Anya perplex. Dann sah sie ihn an und begriff, was geschehen hätte können und spürte, wie Tränen ihre Wangen herabliefen, bevor sie schluchzte und nicht mehr aufhörte zu weinen.

Die Menschen drehten sich raunend um und beobachteten die Szene, als die Eltern laut nach ihrem Kind schrien und ihre Gesichter bleich vor Angst wurden. „Unverantwortlich!“, schimpfte jemand aus der Menge, gerade so laut, dass die Eltern es hören konnten, aber im Großen und Ganzen war man froh, dass dem Mädchen nichts geschehen war und nach wenigen Minuten löste sich die Masse um das Geschehen herum auf.

Die Eltern rubbelten dem Kind über den Rücken und versuchten alles, damit es sich beruhigte. Allmählich kamen keine Tränen mehr und Anya entschuldigte sich kleinlaut.

„Was hast du dir dabei gedacht?“ Loids Stimme war strenger als er es von sich selbst erwartet hatte. Dieses Mal ging es nicht um die Mission, oder dass er diese Familie zum Schein aufrechterhalten musste. Für einen Augenblick hatte er gedacht, dass Anya durch die Stäbe greifen würde und seine Sorge hatte nur ihrem Wohl gegolten. Ohne Hintergedanken, nur ihrer eigenen Sicherheit wegen.

„Ich…“ Beinahe wären wieder Tränen geflossen. „Ich wollte sie trösten, weil sie eingesperrt sind.“

„Das sind gefährliche Tiere, Anya!“

„Ich weiß.“ Noch kleinlauter diesmal.

„Verstehst du das!?“

„Ja.“ Kaum zu hören. Dann wusste sie nicht mehr, was sie zu ihrer Verteidigung sagen sollte, oder wie sie es wieder gutmachen könnte.

Versöhnlich nahm er sie auf den Arm. „Hauptsache dir ist nichts passiert. Mach sowas bitte niemals wieder.“

Ein Nicken und dann vergrub Anya ihr Gesicht im Anzugkragen ihres Vaters, um zu verbergen, dass ihr abermals die Tränen kamen. Der Schrecken saß noch tief in ihren Knochen.

„Ja, das ist doch das Wichtigste. Und Bond, du bist ein sehr guter Hund“, lobte Yor, nachdem die Anspannung von ihren allen Schultern gefallen war, schließlich. „Ich würde ihm unser Mädchen immer anvertrauen. Es ist fast so, als könnte er bereits ahnen, was geschieht.“
 

Zur Schlafenszeit legten die Eltern nach einem normalen Familienausflug ihre Tochter mit einem neuen Teddybären und ihrem flauschigen Hund, der gut über das Mädchen wachte, ins Bett und waren heilfroh, dass heute wieder einmal nicht so viel Ungewöhnliches geschehen war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  phean
2023-01-11T06:45:36+00:00 11.01.2023 07:45
Ich kann Anyas Gedanken total verstehen. Es ist wirklich grausam, wie die Tiere gehalten werden. Ich finde es toll, wie du ihre Gedanken beschreibst und die Beziehung zu Bond. Ich hatte fast schon mehr böse Worte der umstehenden erwartet, dich sich darüber aufregen, was den Rabeneltern denn einfiele, dass sie ihr Kind das machen lasse.
Was ich bei der Formulierung einmal verwirrend fand war die Stelle, bei der sie zu den Löwen wollte, da ich im ersten Moment nicht wusste, wie das Gehege abgesichert war (hatte mir den typischen großen Graben vorgestellt, der dann aufgrund des Verkaufs ja nicht da sein konnte)
Aber zum Glück hat Bond in jedem Fall den Tag gerettet ☺️
Antwort von:  _Risa_
13.02.2023 17:29
Sorry, ich hab den Kommentar gar nicht gesehen.
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. :D
Antwort von:  phean
13.02.2023 20:57
Hallo :)
ach alles gut xD
Ich bin zeitweise auch schlimm im beantworten von Kommentaren oder Nachrichten ;D

Gerne :)
Von:  ChiaraAyumi
2022-10-23T12:24:27+00:00 23.10.2022 14:24
Erstmal hab ich mich sehr gefreut eine Geschichte zu Spy x Family zu bekommen. Schon lange hat mich kein Anime bzw. Manga so schnell in den Bann gezogen und deswegen freut es mich, dass ich direkt zu den Forgers eine Geschichte bekommen habe.
Und ein Familienausflug muss bei den Forgers natürlich schief gehen xD Ich fand toll, dass Bond im Vordergrund der Geschichte stand *~*
Und ich fand du hast Anyas Art wunderbar getroffen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass sie den Tieren in ihren zu kleinen Gehegen helfen würde. Ist ja auch wirklich furchtbar so wenig Platz zu haben und dann noch von allen angestarrt zu werden.
Zum Glück ist Bond zur Stelle und rettet Anya, bevor irgendwas Schlimmes passiert. Bond ist neben Anya eben der Retter in der Not. Und der Ausflug hat ein gutes Ende genommen yeah :)

Vielen Dank für diese knuffige Geschichte ^^
Antwort von:  _Risa_
23.10.2022 20:35
Ich freu mich sehr darüber, dass es dir gefallen hat!
Hab da immer etwas Selbstzweifel, wenn ich eine Fanfiction schreibe und frage mich, wie gut ich in den Augen anderer die Charaktere treffe. Vor allem, wenn eine Fanfiction für jemanden geschrieben ist.
Freut mich daher, dass du Spaß hast. ^^

Und ja, mich haben Anime und Manga auch gleich begeistert. Ist eine gute Mischung aus guten Charakteren, Wholesomeness, Comedy und Drama und dem coolen Setting. ^^

Hab mir zum One-Shot noch die ca. 50er-Zoos angesehen. Denk mal, dass Spy x Family irgendwo um diese Jahrzehnten und Kalten Krieg rum inspiriert ist. Die waren zwar schon besser als die Anfänge um die Jahrhundertwende, aber im Gegensatz zu den Heutigen noch echt armselig.
Also ja, kein Wunder, dass Anya da traurig wird. :(
Von:  _Delacroix_
2022-10-12T13:31:16+00:00 12.10.2022 15:31
Ach je, die arme Anya.
Da hat sie wirklich Glück gehabt, dass Bond immer so gut auf sie aufpasst. Wäre der Mission sicher abträglich gewesen, hätte ein Löwe sie erwischt.^^° (Und Yor danach den Löwen, so wie ich sie einschätze.)
 
Schöner OS und ein richtig niedlicher Familienausflug, der gut ins Fandom passt. Außerdem ganz großes yeah, das Bond so eine wichtige Rolle abbekommen hat.^^
Antwort von:  _Risa_
18.10.2022 22:08
Yor hätte den Löwen dann zerlegt, wenn Miss Anya was passiert! xD

Danke. ^^ Freut mich, dass es dir gefallen hat.
Mein Wichtelkind wollte auch gerne etwas mit Bond lesen, also hab ich mir überlegt, wie ich ihn einfügen kann.


Zurück