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Tribal

I`ll be your home
von

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The warm rain of spring

Ich fuhr über eine Straße an einem regnerischen Donnerstag und dachte ich könnte dich leise und sanft zu mir sprechen hören. Zuhause machte ich dann die Lichter, den Fernseher und das Radio an, aber konnte dennoch nicht deinem Geist entkommen der mich verfolgte. Was ist nur passiert? Verrückt würden es einige sicherlich nennen. Wo ist das Leben hin das ich einst kannte? Aber ich weine nicht über den gestrigen Tag, denn da draußen gibt es ein normales Leben das ich allerdings erst finden muss. Und während ich versuche mir meinen Weg durch das normale Leben zu kämpfen, lerne ich gleichzeitig wie man überlebt. Deine Leidenschaft oder der Zufall haben dich einst dazu gebracht folgendes zu mir zu sagen: „Dein Stolz wird und beide auseinander reißen.“. Tja aber nun ist der Stolz raus aus dem Fenster geflohen, rennt über die Dächer davon und weg von uns beiden. Es lässt mich in einem Vakuum meines Herzens zurück. Was passierte nur mit mir? Einige würden es verrückt nennen. Wo war mein bester Freund als ich ihn am meisten brauchte? Zeitungen und Papiere an den Wänden von Häusern, entlang der Straße, erzählten vom Leid und der Gier die unser Land plagte. Es fürchtete den heutigen Tag, nicht den Gestrigen und alles was noch kommen würde. Hier neben den für uns heiligen Neuigkeiten und dem heiligen Verlangen nach was Neuem, ist unser Gespräch so voller Kummer. Aber ich weine nicht nach den vergangenen Tagen, denn da draußen ist eine normale Welt die ich unbedingt finden muss. Und während ich endlich gelernt habe mich durch diese Welt zu beißen, wusste ich dass der einzige Weg um am Leben zu bleiben der Weg der Einsamkeit war. Der Weg niemanden zu vertrauen. Die Dunkelheit in mir verdreht und verkrüppelt mich und es gibt nichts was ich dagegen tun kann außer sie willkommen zu heißen. Diese Welt dreht sich nicht im Kreis. Sie stellt sich einfach auf den Kopf. Die Nacht erwürgt mich mit einem festen Griff. Meine Nerven versagen und ich habe nicht mehr genug Kraft um zu schreien. Zu schreien…das es ein langer Weg nach unten ist. Ich erstickte in diesem Traum der mit mir immer weiter in die Tiefe sank und verlor langsam, aber sicher, alles was ich an mir kannte. Träumte einst von Hoffnung, aber die ist verloren gegangen. Balancierte auf einem Seil das dazu verdammt war zu reißen. Die Geräusche um mich waren wie verdrehte Gutenachtlieder und deine sanfte Berührung war der eine Schnitt bevor das Blut aus der Wunde lief. Und schon bald werde ich komplett nachgeben, obwohl ich, in meiner Position, nicht die Kontrolle verlieren darf. Ich muss mich daran erinnern mich zu fokussieren, damit ich den Weg nach draußen finde. Raus aus meinem Gefängnis. Aber ich ersticke in diesem Traum…Der mir langsam anfängt zu gefallen. Und wenn ich dich sehe…dann erinnere ich mich daran dass nur mein Hass auf dich mich am Leben hält. Das du der Grund für mein Leid bist. Und plötzlich…fühlen sich meine dunkelsten Träume sehr gut an. Es ist ein langer Weg mit dir nach unten in die Hölle. Aber wenn wir dort zusammen angekommen sind, dann heiße mich willkommen. Heiße mich willkommen…mein alter Freund…„Death Zero“.
 

Der warme Frühlingregen prasselte sanft auf die Erde hinab.

Die Sonne war bereits schon untergegangen und die schwachen Lampen der Straßen Tokyos flackerten leicht auf, während, auf deren Glas, die Tropfen vom Regen hinab liefen. Menschen liefen wie in geübter Formation an den Straßen entlang. Autos fuhren schnell und laut an den Bürgersteigen vorbei und spitzten das gestaute Wasser der Abläufe zur Seite und sogar auf einige Fußgänger die das Pech hatten und zu dem Zeitpunkt genau dort entlang liefen. Ein völlig normales Bild des Stadtlebens in Tokyo. Und ein Zeuge dessen wie schlecht es dem Land doch ging und das der nächste Krieg nicht mehr lange auf sich warten ließ. Die Menschen wurden ärmer. Die Vorräte knapper, oder zu teuren Preisen angeboten die sich ein normaler Bürger kaum mehr leisten konnte, zumindest ohne etwas anderes dafür fallen zu lassen. Die Menschen wurden unruhig und oben drauf aggressiv. Es war keine friedliche Stimmung mehr im Land und je näher der unabwendbare Krieg kam, umso schlimmer wurde es. Als würden die Menschen in ihre Urinstinkte zurückfallen. In den Instinkt: Ich muss überleben und dann kommen erst die Anderen. Es war traurig mit anzusehen wie ihr Land degenerierte und seinen Wohlstand verlor. Besonders wegen etwas was der Kapitalismus losgetreten hatte. Und ganz besonders SIE konnte das nicht mit ansehen. Dieses Mädchen was viel zu lieb für ihr eigenes Wohl war und immer helfen wollte wo es nur ging. Und es war inzwischen schon sieben Uhr am Abend, während sie noch immer da stand und auf ihre Verabredung wartete, die sich zu verspäten schien.

Mit einem schwarzen, langen und sehr schönen Kleid bekleidet, das ihre Figur gut betonte, stand das Mädchen dort unter ihrem gelben Regenschirm und wartend unter einer Straßenlampe. Sie stand allerdings nicht direkt an einer Lampe an der Straße und deswegen konnten die Autos sie auch nicht mit den Fluten des Regenwassers erwischen, sondern weiter weg und neben dem Eingang einer Kneipe. Es war ein ungewöhnlicher Ort für ein wichtiges Treffen, aber ihre Verabredung bestand darauf. Und noch dazu kam sie sich daneben etwas abgestellt und Aufmerksamkeit erregend vor, so wie sie dort wartete. Es machte ihr Unbehagen. Aber was noch viel komischer daran war, als nur ihr abgestelltes Warten, war: das sie sich in einer Jazzkneipe treffen wollten. Etwas was in Japan nicht gerade häufig war und weniger zu ihrer Landestradition und dem Lebensstil gehörte, denn eigentlich war es mehr so ein amerikanisches Ding. Allein eine in Japan zu finden gestaltete sich schon als schwierig und sicherlich war diese auch die einzige in dem Bereich Tokyos in dem sie lebte.

Jazzkneipen bezeichneten Lokalitäten, die sich auf Jazzmusik spezialisiert hatten. Auch war das Ambiente dementsprechend eingerichtet. Die Lokale besaßen demnach eine vorwiegend gemütliche Atmosphäre und waren in der Regel mit einer Bühne ausgestattet, auf welcher Jazzkonzerte stattfanden. Oftmals, wenn es an bestimmten Tagen keine Livemusik gab, wurde dann eben die entsprechende Musik vom Band abgespielt. Künstler nutzen häufig das Publikum in den Jazzkneipen um vielleicht Fans zu finden und die Kneipen wurden nach dem Vorbild der traditionellen amerikanischen Jazzlokale eingerichtet. Was bedeutete: Das Licht war in der Regel gedimmt, an Wänden gab es häufig Fotos von bereits aufgetretenen Künstlern und typisch waren auch alte Musikinstrumente, die das Lokal zieren. Es gab eine Theke mit Barhockern und zusätzliche gemütliche Sitzmöglichkeiten im großen Gastraum von dem aus man einen guten Blick auf die Bühne hatte. Und all das wusste sie nur weil sie sich vorher mal darüber informiert hatte um nicht ganz so unwissend in dieses fremde Ambiente zu rennen. Dennoch wunderte sie sich darüber: Warum eine solche Kneipe? Sie hielt ihn nämlich gar nicht für einen Jazzfan. Und erst recht war es komisch an solch einen Ort zu gehen…wo sie doch was Ernstes zu besprechen hatten. Wenn sie es nicht besser wüsste, wirkte es schon fast wie ein Date, was es aber überhaupt nicht sein konnte. Es war nicht sein Stil. Allerdings war ihre Verabredung heute etwas zu spät, weshalb sie auf die Armbanduhr an ihrem rechten Handgelenk sah und danach wieder rechts neben sich zu dem Bürgersteig und den Autos die vorbei fuhren.

Das Wasser platschte und krisch auf, mit jedem Vehikel das vorbei fuhr und landete auf dem Bürgersteig. Sie selber aber sah danach wieder davon weg und leicht über sich, sah dem Regen beim Fallen zu. Es war so ein schönes Wetter. Sie mochte den warmen Frühlingsregen schon immer. Und als sie dann links von sich zu einer Kirschblüte sah, die neben der Kneipe gepflanzt war und in voller Blüte stand, da wurde ihr noch wohler ums Herz. Denn sie sah wie sanft das Wasser sich von den rosafarbenen Blütenblättern abperlte und hinab tropfte. Es war wunderschön und lenkte sie noch etwas ab, bevor ihre Verabredung bald ankommen würde. Sie schämte sich nicht dafür. Viele liebten sie. Und auch Chiharu…liebte die Sakura. Die Kirschblüte war die nationale Blüte Japans und stand als Symbol für die Zerbrechlichkeit und Schönheit des Lebens, denn die Saison der Kirschblüte war sehr kurz. Bei ihnen fand die Kirschblütenzeit meistens von Ende März bis Anfang April statt und markierte somit den Anfang des Frühlings. Für das Feiern und Betrachten der blühenden Kirschbäume gab es bei ihnen sogar einen eigenen Begriff. Man nannte es nämlich: Hanami. Und jedes Mal, wenn sie sie sah wie sie blühte, dann musste sie lächeln, denn es erinnerte sie an ihn. Erinnerte sie zurück an das Bild vor einer Woche im Park, da wo sie ihren Liebsten unter einer Kirschblüte sitzen sah und wie schön er sich von ihr abgegrenzt hatte. Sie waren das komplette Gegenteil, aber sich dennoch sehr ähnlich. Die Blüte war sanft und eher weiblich. Er dagegen war stark und männlich. Aber etwas Entscheidendes verband die Beiden miteinander, denn die Kirschblüte hatte noch eine weitere Bedeutung. Sie wurde auch als Symbol des Lebens gefeiert und verehrt. Darüber hinaus standen die weiß- und rosafarbenen Blüten für die Reinheit und Schlichtheit, die bei ihnen einen hohen Stellenwert einnahm. Das Aufblühen stand für den Beginn des Lebens und das Abblühen letztlich für das Sterben. Und genau so war er auch. Er blühte immer wieder auf…aber kurz darauf gab er einem schon wieder den Eindruck als würde er verblühen und dann innerlich sterben. Er war sehr emotional und launisch. Was ihm aber am meisten mit der Blüte verband…war sein Nachnamen, denn er wurde fast wie sie geschrieben. Nicht Sakura…sondern Sakurai. Und es war ein wunderschöner Nachname. Einer der ihn mit der Blüte verband und für den tiefen Brunnen der er gerne mal in seiner Seele war. Es…es sollte definitiv seinen Nachnamen bekommen…

Das Bremsen von einem Auto weckte sie kurz darauf aber auch schon aus ihren Gedanken und sie sah neben sich zu der nassen Straße. Selbst das sanfte Rasseln des Regens, auf ihren Regenschirm, konnte sie nicht mehr davon ablenken, als sie sah wie das Auto anhielt und jemand vorne rechts ausstieg und danach hinten rechts die Tür des Wagens öffnete, also auf der Fahrerseite und am Bürgersteig. Chiharu fiel das Modell auf und das obwohl sie sich mich Fahrzeugen nicht auskannte. Denn das Automodell war ein neuer Datsun in einer schwarzen Farbe, also ein recht kostspieliges Auto. Jemand der mit so einer Karre fuhr hatte definitiv Geld und war höher betucht als alle anderen in der heutigen Zeit. Und als sie dann sah wer da ausstieg, ergab es auch Sinn dass es so ein teures Auto war. So legte Chiharu den Kopf leicht seitlich nach links und sah aufmerksam zu dem kräftigen Mann der dort ausstieg. Es war natürlich der Mann mit dem sie sich verabredet hatte und er war sogar noch mehr aufgemotzt gekleidet als sie, was sie erst etwas wunderte.

Ein Mann, so groß wie sie, kam aus dem Auto raus und nahm dem jungen Kerl, der ihm vorher die Tür geöffnet hatte und nun seinen Regenschirm öffnete, diesen auch gleich ab und betat den Bürgersteig. Der Schofför verbeugte sich darauf noch mal bei dem wohlhabenden Mann und lief dann wieder nach rechts zu der Fahrerseite und stieg ein. Kurz darauf stiegen auch noch zwei weitere große Männern aus dem Wagen und stellten sich jeweils links und rechts neben Chiharu ihre Verabredung. Riesige und kräftige Kerle in militärischer Uniform. Es waren offensichtlich seine Leibwachen die sich um ihn scherten, denn immerhin war er nicht irgendwer und genoss einen gewissen Stellenwert. Und wenige Sekunden danach fuhr das Fahrzeug auch schon in die Nacht davon. Chiharu sah weiter zu dem Mann vor, der noch dort an derselben Stelle stand und sich nun eine Zigarette anmachte, während ihm die Männer nicht von der Seite wichen. Teure Zigaretten, deren Marke sie aber nicht erkennen konnte, weil er die Packung wieder schnell in der Brusttasche seines schwarzen Anzugs verschwinden ließ. Und kaum als er sie angezündet hatte fuhr sein Blick auch schon zu dem zarten Mädchen rüber und er lächelte sie an, nur um danach das Streichholz, mit dem er sich seine Kippe angefacht hatte, wegzuwerfen und auf sie zu zuschreiten. Natürlich wurde er verflogt von seinen zwei Pitbulls in Menschengestalt. Etwas unsicher, aber sich dann fangend lief das Mädchen dann aber auch auf ihn zu, bis sie voreinander standen und sich leicht verbeugten. Höflichkeit war das A und O in Japan. Danach sah sie ihn aber genauer an.

Chiharu sah genau wie vornehm er gekleidet war. So trug er einen schicken dunklen Anzug und eine gelbe Krawatte über dem weiße Hemd welches er unter dem Sakko trug. Auch seine Haare waren zurückgeglättet und gaben ihm damit einen etwas schmierigen Ausdruck, der ihm aber nicht gerecht wurde, denn er war ein guter Mann in ihren Augen. Im Gegensatz zu ihm kam sich das Mädchen aber leicht underdressed vor, denn immerhin trug sie nur ein schwarzes Kleid bis zu den Knien, feine Schühchen und hatte die Haare noch nicht mal schnieke frisiert sondern natürlich fallen lassen. Sie wirkte gegen ihn normal und als wollte sie nur einen guten Freund treffen. Er dagegen sah aus als ginge er wirklich zu einem Date mit ihr. Komisch, aber sie dachte nicht viel darüber nach. Konnte sie auch nicht, denn dann sah sie zu wie ihre linke Hand genommen wurde und der Mann sie vornehm auf ihren Handrücken küsste, während er die Zigarette von sich weg hielt und danach noch immer leicht verbeugt sprach:

„Verzeih meine Unpünktlichkeit Chiharu, aber es gab noch ein wichtiges Treffen mit anderen Vorgesetzten und das konnte ich nicht schneller im Keim ersticken, so sehr ich auch wollte“

Danach stellte er sich wieder aufrecht, ließ ihre Hand los und nahm einen weiteren Zug während er sie freundlich ansah. Chiharu selber lächelte höflich und verbeugte sich dann leicht mit ihrem Regenschirm, als sie antwortete:

„Ihr müsst euch nicht entschuldigen. Ich bin einfach nur froh darüber dass ihr euch für mich überhaupt die Zeit genommen habt und meiner dreisten Bitte, für ein Gespräch, Gehör schenkt, Oume-Sama. Immerhin hab ihr sicherlich wichtigeres zu tun in diesen schweren Zeiten bevor der Krieg anfängt.“

Als sie ihn so höflich und gehoben ansprach, konnte ihr Gegenüber nichts anders als eine Augenbraue etwas hochzuziehen und sie nur verdutzt anzustarren. Oume war es gewohnt so vornehm und mit Respekt angesprochen zu werden, aber es kam ihm komisch von ihr so betitelt zu werden. Besonders da sie sich schon länger kannten und es eigentlich nicht nötig war. Sie waren immerhin Freunde und er nicht ihr Vorgesetzter, also was sollte das? Aber er kannte die gute Chiharu ja. Sie war schon immer viel zu lieb gewesen und ein sehr gut erzogenes Kind. Das sah man in jener Sekunde wieder. Doch er machte ihr gleich klar das es für solche Floskeln keinerlei Platz zwischen ihnen benötigte, indem er kurz lachte und dann einen letzten Zug von seiner Zigarette nahm, bevor er sie links neben sich auf die Straße schnickte und zu ihr sprach:

„Das habe ich allerdings. Gespräche nach Gesprächen und Vorbereitungen für unseren Abzug ins Palau Archipelago, da kommt man echt ins Schwitzen. Aber für eine gute Freundin nehme ich mir meine Zeit. Es gibt aber keinen Grund so höflich mit mir zu sprechen meine Liebe. Wir kennen uns doch nun schon seit so vielen Jahren. Habe ich dir je das Gefühl gegeben mich so höflich ansprechen zu müssen, Chiharu? Mein Titel ist heute Abend nicht wichtig, denn ich bin nur mit einer Freundin hier die eine Bitte an mich hat und der ich immer Gehör schenken werde.“

Chiharu kam kurz darauf wieder hoch und sah ihn aufmerksam dabei an. Sah wie er freundlich lächelte und sie dass dann automatisch auch tat. Er war ein guter Kerl. Schon immer und sie mochte ihn deswegen auch. Die Tatsache dass er aber nun ein General war und damit auch Sakutaro sein direkter Vorgesetzter machte sie allerdings nervöser als sie es eigentlich sein wollte. Sie konnte aber nicht anders. Immerhin sprach sie mit General Oume der japanischen Marine und damit war er ein sehr hohes Tier geworden und nicht mehr der kleine Mechaniker den sie damals durch Saku kennengelernt hatte. Doch sie war froh dass er es so locker nahm und nicht abgehoben war, wie es die meisten, nach so einem schnellen Aufstieg auf eine solch hohe Position, gerne wurden. Und sie war vor allem dankbar dafür dass er Sekunden danach die Zigarette weggeworfen hatte, auch wenn es nicht auf den Boden hätte sein sollte. Es war ein Fakt geworden, dass sie nämlich, seid ihrer Schwangerschaft, den Geruch von Zigaretten nicht mehr ausstehen konnte. Und es war ja auch bekanntlich nicht gut für das Baby den Rauch einzuatmen.

Chiharu war nun schon in der achten Schwangerschaftswoche und es gab bei ihr bereits leichte Symptome die das bestätigten. Sie wurde schneller müde und einige Gerüche konnte sie auch nicht mehr abhaben. Oh ja und die Morgenübelkeit war eine Plage. Aber dennoch war es bisher noch nicht so weit das man ihr die Schwangerschaft ansehen konnte, denn ein Bäuchlein hatte sich noch lange nicht gebildet. Sicher war sie schmal und zart, aber ein Bäuchlein bildete sich in der ersten Schwangerschaft in der Regel etwas später, so ab der fünfzehnten Woche. Auch wenn es nie eine Garantie dafür gab, sondern alles nur Richtlinien waren, denn jede Schwangerschaft war individuell und es kam dann noch darauf an wie das Baby in der Gebärmutter lag, ob man was sehen konnte. Sie persönlich war dankbar dass es bei ihr noch nicht sichtbar war, denn nur so konnte sie es vor Saku noch etwas geheim halten. Zumindest so lange…bis sie was mit Oume geklärt hatte und dann endgültig eine Antwort von ihm bekommen würde wie es weiter ging.

Er reichte ihr danach auch die freie linke Hand, da er mit der rechten den Schirm hielt und sprach:

„Wollen wir rein?“

Chiharu sah auf seine Hand. Zuerst zögerte sie komischerweise etwas, aber dann riss sie sich zusammen und nickte ihm lieb zu, als sie antwortete:

„Gerne Kaizo.“

Dann nahm sie auch schon seine Hand und lief dann mit ihm gemeinsam in die Kneipe hinein, während die Leibwachen um sie mitliefen und alles genau im Auge behielten.

Besonders für Chiharu war es komisch diese Kerle um sich zu haben. Nicht nur weil sie es nicht gewohnt war, sondern auch weil man dann das Gefühl bekam man könnte zum Abschuss bereit stehen. Sie wusste ja das Kaizo inzwischen sicherlich gerne mal ein Ziel der Amerikaner geworden war, aber nun konnte sie es auch fühlen, als es immer nur gesagt zu bekommen. Die zwei Männer um sie mussten ihn beschützen, denn einen General zu töten, während er nicht im Dienst war, schien, trauriger weise, ein Standard geworden zu sein. Sie selber fand das zwar schlimm, aber war mehr darüber beruhigt dass das bei Saku nicht der Fall sein konnte und ihm keiner ans Leder wollte wenn sie mal wo essen gingen. Immerhin war er nur Pilot. Wenn auch ein außergewöhnlicher und bekannt wie ein bunter Hund. Obwohl auch Saku immer mal den Eindruck machte als käme er sich verfolgt und beobachtet vor. Doch das war mehr so ein Tick von Sakutaro als das er es wirklich wurde. Er war eben von Natur aus sehr wachsam und hatte einen scharfen Blick. Wenn er sich umsah, dann wirkte es wie als würde ein Raubvogel nach einer Maus Ausschau halten. Es war streng und dennoch verführerisch in ihren Augen. Etwas was sie so sehr an ihm liebte. Besonders in der Kombination mit seinem guten Herzen. Er war ein stolzer Beschützer.

Kaizo hatte für die Beiden schon Tage vorher einen Tisch reserviert und zu diesem begaben sie sich dann auch. Und während sie dort hin liefen sah sich das junge Mädchen gut um, denn Chiharu hatte dieses Ambiente noch nie zuvor gesehen. Wie auch? Immerhin war sie noch nie in einer Kneipe gewesen, egal ob japanisch oder amerikanisch. Das waren Orte wo sie sich nicht rumtrieb und Sakutaro hielt sie auch gezielt von sowas fern. Was daran lag das er sich nämlich zu sehr Sorgen darüber machte das sie dort jemand anbaggern könnte, oder sich ihr die falschen Leute nähern würden. Er tat das aus Schutz für sie und sie wusste das, deswegen hielt sie sich auch ihm zur Liebe von solchen Gegebenheiten fern. Mal abgesehen davon dass es eh nicht so ihr Geschmack war sich in Kneipen rumzutreiben. Dennoch konnte sie nicht leugnen dass es ein schöner Ort war. Das Licht war leicht gedimmt und leuchtete in einem Orange. Seidige, rote Vorhänge befanden sich an den Säulen neben den Tischen und erschufen damit eine natürliche Abtrennung zu den anderen Tischen um sie herum. Etwas was mehr Privatsphäre möglich machte und man nicht so unter Beobachtung stand, oder sich wie in eine Sardinenbüchse gequetscht vorkam. Einer der Mitarbeiter an der Anmeldung hatte sie bereits erwartet und leitete sie quer durch die Bar, an der kleinen Bühne vorbei, die sich am Ende des großen Raumes befand und zu ihrem Platz. Sie saßen etwas außerhalb und in einer Ecke an einem schön gedeckten und feinen Tisch wo sie ungestört sprechen konnten. Kaizo war der Erste der sich auf den Stuhl setzte und Chiharu durfte als Dame auf der Sitzbank, die weich war, platznehmen. Ihre Regenschirme hatten sie vorher noch am Eingang abgestellt und sie zog dann langsam ihre dünne Strickjacke aus, als Kaizo plötzlich mit der rechten Hand schnipste und schließlich einer seiner beiden Hünen zu ihr lief und ihr stumm anbot diese abzunehmen. Etwas verdutzt sah ihn das Mädchen an, aber reichte dann dem großen Kerl ihre Jacke und sprach etwas eingeschüchtert:

„Oh, danke.“

Und kurz darauf stellte sich der Kerl rechts neben ihren Sitzplatz hin und behielt die Umgebung im Auge, während er die Jacke auf seinem rechten Arm hängen hatte. Genauso fand der Zweite seinen Platz neben Kaizo und sah sich ebenfalls wie ein ausgehungerter Scheißhund um. Sie hielten Wache und Chiharu fühlte sich plötzlich nicht mehr ganz so wohl. Was aber mal ausnahmsweise nicht an der Schwangerschaft lag, sondern daran das sie beide offenbar beschützt werden mussten. Sie kam sich plötzlich wie in einem dieser amerikanischen Filme vor. Die wo ein Mafia-Boss auch von seinen Leuten beschützt wurde weil sie sich in Bars trafen um illegale Deals zu machen. Das Ambiente, in dem sie gerade waren, passte noch perfekt dazu. Aber sie schüttelte das Unwohlsein und die Fiktion ab, saß dann gerade und mit den Händen im Schoß da, während sie zu Kaizo rüber sah und der bereits schon ordernd den Kellner herbei schnipste.

Seine Gestik und sein Verhalten zeigten ihr das er offenbar schon öfters in dieser Kneipe gewesen sein musste. Aber nicht nur das, sondern auch das er plötzlich englisch sprach, was sie noch mehr erstaunte. Sie wusste nicht dass er dieser Sprache mächtig war und das es in Tokyo Kneipen gab in denen Englisch gesprochen wurde. Komisch, besonders in den Zeiten wo die Amerikaner ihnen jeden Tag gefährlich nahe kamen und den Krieg im Gepäck hatten. Chiharu saß da verstand natürlich kein einziges Wort von dem was er da von sich gab und sah ihnen nur verwirrt blinzelnd dabei zu wie sie eine Konversation führten. So mussten sich wohl Außerirdische fühlen wenn sie auf die Erde kamen, was? Sie kam sich plötzlich auch wie einer vor. Doch während sie da saß und sich fragte was besprochen wurde, da merkte sie wie sie etwas, aus der Situation vor ihr, raus riss…nämlich ihr Bauch. Ein leichtes Ziehen im Unterleib riss sie raus und gedanklich sah sie auf ihren Bauch runter und rieb dann mit der rechten Hand sanft über ihn. Es war nichts Ungewöhnliches, denn schon seit einiger Zeit litt sie unter den typischen Beschwerden einer Schwangerschaft wie Übelkeit und Erbrechen. Auch das Ziehen, was sie eben gespürt hatte, war völlig normal. Ihr Körper passte sich weiterhin an die Veränderung an und das Baby wuchs ja auch unaufhörlich in ihr weiter. Und jedes Mal, wenn sie etwas spürte, dann wusste sie das es von ihrem Kind kam und das machte sie schlagartig glücklich. So glücklich das sie kurz sanft lächeln musste und dann wieder zu Kaizo aufsah, als der genau in dem Moment über den Tisch fragte:

„Möchtest du einen guten Wein kosten Chiharu? Es geht heute alles auf mich, also tob dich gern aus meine Liebe.“

Es ging alles auf ihn…Er wusste ja gar nicht wie sehr vieles von ihm abhängig war. Obwohl, er wusste das sicherlich, denn genau deswegen hatte er so viel Macht und konnte ruhig bleiben. An sich war das ein nettes Angebot von ihm, aber mit Alkohol und Wein war es nun offiziell für sie vorbei nachdem sie schwanger wurde. Obwohl sie vorher auch nicht sonderlich getrunken hatte…Eigentlich sogar nie. Also schüttelte sie sofort den Kopf sanft und gab dann nett von sich:

„Das ist sehr großzügig von dir, aber ein Glas Wasser würde ich eher bevorzugen.“

Kaizo nahm das lächelnd an und gab es in Englisch an den Kellner weiter, der sich danach verbeugte und davon machte um weitere Gäste zu bedienen und ihre Bestellung weiter zu geben. Und kaum als er weg war lehnte sich Kaizo locker vor sich auf den Tisch und schob seinem Gegenüber sanft die Speisekarte, über die Tischdecke, entgegen. Das Mädchen sah das und nahm sie dann auch an. Als sie aber nach wenigen Sekunden danach darin rumblätterte wurde ihr bereits bewusst das sie wieder komplett aufgeschmissen war, denn…sie konnte nichts davon lesen. Es waren zwar leckere Abbildungen von Gerichten da drin, aber da alles in Englisch geschrieben wurde und nicht in Japanisch, saß sie wieder unbeholfen da wie ein Kind vor einem Haufen Wäsche der sortiert werden sollte und man nicht wusste wie es los ging. Deswegen sah sie auch gleich etwas unbeholfen über die Karte hinweg und zu Kaizo, der doch tatsächlich frech lächelte und dann sprach:

„Entschuldige Chiharu, aber ich wollte einfach zu gerne diesen hilflosen Blick von dir sehen. Es ist immer wieder zu drollig.“

Okay, den hatte er nun bekommen, dann konnte er ja auch damit aufhören. Es war schon gemein und sie kam sich saublöd vor, aber dennoch musste sie danach leicht lächeln und er nahm ihr auch schon gleich die Karte ab, machte sie zu und legte sie neben sich auf den Tisch, als er sprach:

„Ich habe uns bereits etwas bestellt. Es ist ein Klassiker und ich denke es wird dir gefallen.“

Sie sah ihn an. Was…machte er da? Es war sehr nett und schön dass er sie einlud und sich überhaupt Zeit dafür genommen hatte sie zu treffen, aber deswegen waren sie nicht hier. Sie waren nicht hier um ein Date zu haben und gemütlich zu essen, sondern um etwas sehr ernstes zu besprechen was Sakutaro betraf. Natürlich wusste Kaizo noch nicht das es um Saku gehen würde, aber mal abgesehen davon war es doch sehr komisch das er das alles gerade so machte wie er es machte. Sie wurde auf einmal das Gefühl nicht los…das er sie anbaggern würde. Oder vielleicht auf die Idee kam es zu versuchen.

Kaizo war nicht dumm sondern das krasse Gegenteil davon. Er war intelligent und er wusste schon lange das Chiharu und Sakutaro zusammen waren. Das sie offiziell ein Paar waren auch wenn das durch eine Ehe noch nicht bestätigt wurde. Etwas was aber das Kind zeigen würde, sobald es auf der Welt war. Das er nun auf die Idee kam sie vielleicht angraben zu können, das wäre einfach nicht sein Stil. Das konnte sie sich bei ihm nicht vorstellen, auch weil er schon immer der Zurückhaltende war. Aber warum hatte sie dann dieses Gefühl? Und selbst wenn er es versuchen würde, dann war das Rennen für ihn bereits gelaufen, denn sie liebte schon immer nur Saku und trug inzwischen auch noch sein Kind in ihrem Leib. Sein Baby das inzwischen die Größe einer Brombeere erreicht hatte und dessen Herz auch schon schlug. Und im Vergleich zu einem Erwachsenen, schlug das kleine Herz inzwischen mit einer doppelten Frequenz und pumpte unentwegt sauerstoffhaltiges Blut in den kleinen Organismus, wodurch es alle Organe bei der gesunden Entwicklung unterstützte. Sie war bereits eine werdende Mutter und hatte obendrauf auch noch einen Mann der sie über alles liebte. Gegen nichts auf der Welt würde sie das eintauschen.

Also kam sie langsam zum Punkt und Grund des Treffens. Wollte gerade anfangen zu reden, als der Kellern plötzlich von rechts mit einem Tablett zurückkam und ihnen ihre Getränke auf den Tisch stellte. Es riss sie raus. Chiharu bedanke sich dann leicht verneigend und Kaizo nahm sich das was er bestellt hatte. Im Gegensatz zu Chiharu hatte er sich nämlich einen guten Wein bestellt. Einen: Bodegas Carreno. Dieser kam aus der südspanischen Kleinstadt Cehegín und war eine aus mehreren Dörfern und Weilern bestehende Gemeinde. Ein edler Tropfen, den er sich erst mal öffnete und dabei zu dem Mädchen vor sich sah, als er sprach:

„Du hättest ruhig mehr nehmen können als nur Wasser Chiharu. Sicher das du keinen Schluck willst? Es ist ein edler Tropfen und würde dir sicher schmecken. Hat eine fruchtige Note.“

Dann zog er den Korken aus dem Flaschenhals und es poppte lauft auf. Sie schüttelte allerdings nur wieder verneinend den Kopf und sah ihm dabei zu wie er sich ein Glas einschenkte. Es dauerte einige Sekunden bis sie sich wieder gefangen hatte, nachdem der Kellner aufgetaucht war, aber dann fand sie erneut ihren Faden und sprach nett zu ihm rüber:

„Es…es ist wirklich sehr lieb von dir das du mich an diesen schönen Ort eingeladen hast Kaizo. Das ist es wirklich. Aber…ich bin nicht hier um schick zu Essen, sondern weil ich mit dir über etwas Ernstes sprechen wollte.“

Er sah sie nicht mal an als sie das zu ihm sprach sondern senkte seine Nase über das Glas, in den er sich vorher noch den roten Wein eingeschenkt hatte und nahm dann einen Atemzug dabei. Er roch köstlich also zögerte er auch nicht eine Sekunde, hob das Glas darauf hoch und trank einen kleinen Schluck. Man sah ihm an das es mundete und er sprach dann, mit dem Blick auf das Glas gerichtet:

„Ein wundervoller Abgang. Du verpasst wirklich etwas meine Liebe.“

Er hörte ihr anscheinend nicht zu und Chiharu war nicht da um sich abwimmeln und zum Essen ausführen zu lassen, also fasste sie sich ihr Herz und wurde dann etwas bestimmter als sie wieder zu ihm sprach:

„Du sagtest: du würdest dir anhören was ich von dir will, Kaizo.“

Nachdem sie das gesagt hatte sah er wieder zu ihr vor und blickte sie dann nur an.

Chiharu warf ihm einen leicht ernsten Blick zu. So ernst wie sie nun mal schauen konnte und er…er wusste genau was los war. Oh ja er wusste sofort was los war, denn er kannte sie lange genug, nämlich gute sechs Jahre. Und das worum es wahrscheinlich ging…ließ seinen Blick automatisch sofort etwas kühler und ernster werden, egal wie sehr er es auch versuchte zu vermeiden. Das konnte er nicht ganz kontrollieren, denn bei dem Thema…konnte er nicht anders und wurde dadurch prinzipiell leichter mit den Nerven zu Fuß. Wie bereits gesagt: er war nicht dumm. Und genau deswegen konnte er sich auch gut vorstellen um was es gehen würde. Und ehrlich gesagt interessierte ihn das alles auch nicht wirklich, sondern er wollte einfach nur mit ihr essen gehen und mal alles andere darum vergessen. Besonders dieses Thema, mit dem er sich jeden Tag auf der Arbeit rumzuschlagen hatte. Kaizo wollte einfach mal seine Chance nutzen mit ihr allein zu sein. Aber der Kelch ging wohl nicht an ihm vorbei, was? So dass ein leichter Seufzer aus seiner Kehle rang, von dem sein Gegenüber aber nichts mitbekam. Na gut. Er war mal nicht so und er wollte hören was das hübsche Ding von ihm wollte. Doch er wusste sicherlich schon zu hundert Prozent um was es gehen würde. Da gab es keine Zweifel. Also stellte er sein Glas ab, lehnte sich wieder vor und sprach dann aufmerksam und meisterlich interessiert geschauspielert zu ihr:

„Und dazu stehe ich auch Chiharu. Also…was bedrückt dich meine Liebe?“

Er sah sie aufmerksam an und schien voll bei ihr zu sein, zumindest hoffte er dass es so auch ankommen würde, denn er gab sich alle Mühe. Etwas was die naive Chiharu beruhigte und sie wieder sofort lockerer wurde. Dennoch wusste sie nicht gleich…wie sie das ganze Thema angehen sollte. Sicher hatte sie eine Bitte, um die es ja heute gehen sollte, denn genau deswegen waren sie hier. Aber wie legte sie los, ohne ihn damit gleich zu überrennen und eventuell auch noch zu vergraulen? Sie konnte sich gut vorstellen dass er vielleicht nicht so gut darauf anzusprechen war. Zumindest dadurch wie es in den letzten Wochen so beim Militär ablief. Letzten Endes aber gewann ihre Ehrlichkeit…und sie legte einfach frei Schnauze los. Sprach leicht verunsichert:

„Ich…ich weis dass du ein sehr beschäftigter Mann bist Kaizo und dass solch eine Bitte eigentlich nicht deine Zeit wert wäre. Es liegt mir auch eigentlich nichts ferner als dich zu belästigen und zu nerven, aber ich kann nicht mehr anders. Die Situation lässt mich nicht mehr schlafen und ich kann kaum noch abschalten ohne daran zu denken. Der Krieg kommt immer näher und ich…“

Sie stockte und sah dann vor sich auf den Tisch.

Man merkte das sie nicht genau wusste wo sie anfangen sollte darüber zu reden und Kaizo sah sie streng dabei an…Also doch. So offensichtlich. Er wusste es. Selbst ohne Übung konnte er es von dem hübschen Gesicht vor sich ablesen und das sogar noch bevor sie überhaupt erst richtig aus der Hüfte gekommen war. Denn es ging immer nur um das Eine bei ihr…So seufzte er kurz und lehnte sich wieder locker nach hinten, zurück an seine Stuhllehne und hob elegant sein Glas mit Wein in die rechte Hand. Etwas fokussiert sah er auf die rote Flüssigkeit darin und bewegte das Glas leicht, so das sie anfing sich zu bewegen. Sein Blick lag weiter darauf, als er schon extrem kühl und dennoch neutral sprach:

„Hach…Es geht um Sakurai, nicht wahr? Es geht immer um Sakurai.“

Chiharu zuckte leicht zusammen als sie das hörte und sah dann von dem Tisch wieder auf und ihm ins Gesicht. Einige Sekunden sahen sie sich beide nur still an und das Mädchen versuchte seine Mimik zu deuten, die er ihr über den Tisch zuwarf. Doch sie konnte nichts davon verstehen. Zumindest ließ Kaizo nicht durchsickern was er wirklich dachte und man konnte ihm deswegen nichts im Gesicht ablesen. Das wirkte auf sie erst sehr beunruhigend, so dass sie einfach nur stumm darauf nicken konnte und schließlich keine weiteren Worte mehr dazu fand. Er wusste das. Konnte es aus ihren Worten hören und ihr ablesen und landete damit einen Volltreffer. Aber Saku hatte sowas auch schon mal erwähnt. Also das ein gut geübter Soldat, einer der schon viel Leid und Krieg gesehen hatte, genau ablesen konnte was im Kopf des anderem vor ihm abging. Das sie lernten Gefühle abzulesen und einzuschätzen, einfach indem man das Gesicht des anderen sah. Nun bestätigte sich das direkt vor ihn, denn Kaizo tat genau dasselbe was Saku auch konnte…nämlich gezielt Emotionen abzulesen und damit Gedankengänge und Vorhaben zu verstehen, oder zu erahnen. Sie waren sich, in der Hinsicht zumindest, sehr ähnlich. Also Kaizo und Sakutaro. So wusste Chiharu auch sofort das sie ihm nichts vormachen konnte und würde demnach nichts mehr hinter dem Busch halten. Es lohnte sich nicht mehr denn er hatte es durchschaut. Und Kaizo anzulügen wäre keine gute Idee, denn das könnte dann böse auf Saku zurückfallen. Aber zum Glück gab es nichts worüber sie lügen musste. Und Saku…ja der wusste nicht mal dass sie sich heute trafen…

Kaizo nahm darauf dann einen kleinen Schluck seines Rotweins und hielt das Glas danach weiterhin in den Händen, als er wieder seufzte und sprach:

„Er ist aber auch wie ein kleiner Teufel der auf meiner Schulter sitzt, was? Ich werd ihn einfach nicht los und egal wohin ich auch gehe, die Anderen müssen immer über ihn sprechen, oder es geht um ihn. Er verfolgt mich echt, was? Selbst außerhalb des Stützpunkts und in meiner privaten Zeit…“

Als er das sagte klang er plötzlich nicht mehr so erfreut darüber und neutral. Das war aber eine völlig normale Reaktion denn Kaizo konnte sich andere Dinge vorstellen als immer wieder an seinen damaligen Rivalen erinnert zu werden und sich sogar in seiner Freiheit mit diesem rumschlagen zu müssen, selbst wenn er nicht mal da war. So nach Jahren konnte das schon mal nerven. Er hielt das auch nicht hinter dem Busch. Also das er leicht genervt war. Ja und das machte Chiharu plötzlich nervöser. So nervös sogar, dass sie sich einfach, ohne darüber nachzudenken, einschaltete und weiter plapperte:

„E-es ist nicht viel und nur eine kleine Bitte, Kaizo…Ich weis das du und Sakutaro in der letzten Zeit öfters Meinungsverschiedenheiten hattet und er nicht gerade einfach sein kann wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat. Aber ich bitte dich einfach nur darum…ihn dieses mal nicht in den Kampf ziehen zu lassen.“

„Ich wusste es.“

Kam es dann locker und kühl aus Kaizo, als er sein Glas dabei abstellte und sich dann wieder entspannt nach hinten an die Stuhllehne legte, während er seine Hände, vor sich, auf dem Tisch faltete und zu ihr sah. Er ahnte ja schon, als sie sich damals zu ihm, am Telefon, durchstellen ließ, dass sie nicht wegen ihm anrief, sondern mal wieder wegen diesem Störfaktor Sakurai. Dennoch und obwohl er das ahnte, konnte er ihr diese Bitte nicht abschlagen und willigte ein. So konnte er auch mal mit Chiharu allein sein. Warum also…saß er nun so enttäuscht dort? Besonders wo er das doch offensichtlich kommen sehen konnte. Ganz einfach: Er wollte doch…einfach nur einen entspannten Abend mit ihr haben. Mit…mit dieser Frau die er schon immer geliebt hatte. Aber erneut schoss ihm mal wieder Sakurai dazwischen. So wie immer…Es war inzwischen eine unendliche Geschichte geworden dass dieser Mistkerl ihm die Show stahl wenn er dazu die Gelegenheit bekam. Er war schon immer so gewesen. Kaizo fing das alles aber dennoch sehr gut ab und ließ sich nicht anmerken dass er innerlich etwas säuerlich deswegen war und sprach dann neutral zu ihr:

„Oh mann…Wie kommst du eigentlich darauf dass ich Einfluss darüber habe, Chiharu? Ich bin nicht für jeden einzelnen Mann zuständig der in der Marine tätig ist nur weil ich ein General bin. Und erst recht entscheide ich nicht allein darüber wer aus der Pflicht entlassen wird und wer nicht. Ich bespreche sowas Ernstes noch mit anderen Vorgesetzten und Generälen. Und die müssen auch erst mal zusammen kommen, darüber diskutieren und ect. ect. Ist also ein ziemlicher Aufwand für nur einen Mann, wenn du mich fragst. Mal abgesehen davon halte ich Sakurai nicht gerade für einen Deserteur der gerne freiwillig vor seiner Verpflichtung flieht. Du etwa? Wir wissen doch beide das er es zu sehr liebt zu kämpfen.“

Chiharu lehnte sich etwas zu ihm vor.

„Genau deswegen bitte ich dich ja Kaizo. Du weist das er nicht auf mich hören und gehen wird. Und dass er wieder dabei sein Leben…“

„Kam er DESWEGEN letztes Mal zu mir? Wegen dir?...Man muss nicht extrem intelligent sein um zu verstehen das du anscheinend die treibende Kraft warst warum er letztens mit exakt derselben Bitte zu mir gekommen ist. Er hat mich nämlich ebenfalls gefragt ob er dieses Mal nicht in den Krieg ziehen müsste. Obwohl ich ihm genau ansehen konnte das er das eigentlich nicht fragen wollte. Er hatte nämlich diesen Blick gehabt der mich anflehte ihn doch in die Schlacht zu schicken, auch wenn er das vielleicht selber nicht mal bemerkte…Setzt du ihm neuerdings Flöhe in den Kopf, Chiharu? Hmm…Wie ungewöhnlich für einen Dickkopf wie ihn sich einfach so manipulieren zu lassen. Muss wohl nur die richtige Frau kommen, was?“

Sie erstarrte auf der Stelle und sah ihn auch genauso an.

Ja das war richtig. Saku war zu ihm gegangen und bat darum nicht gehen zu müssen. Er hatte das ihr zur Liebe getan, aber Kaizo ließ sich damals angeblich nicht darauf ein. Zumindest hatte Saku das so gesagt und wenn er das tat dann glaubte sie ihm. Sie dachte auch, der Grund warum er ihn nicht in der Heimat ließ, wäre vielleicht der weil Saku und er sich in letzter Zeit öfters mal am Kopf hatten. Sie teilten nicht oft dieselbe Meinung und meist diskutieren heftig darüber. Und Sakutaro hatte leider diese Art an sich das er sich gerne mal mit Leuten an den Kopf bekam die über ihm in der Hackordnung standen. Eine böse Angewohnheit. Er war stur und eigenwillig was Entscheidungen anging und wenn sie nicht seinem Gefühl entsprachen ging er nur ungern diesen Weg den andere für ihn bereit stellten. Ausnahmen bestätigten zwar die Regel, aber bei ihm war es sehr selten der Fall. Wenn Saku sich was in den Kopf gesetzt hatte, dann machte er dass auch, komme was da wolle. Und er machte dass mit solch einer Leidenschaft die keiner verstehen konnte…außer ihr. Eine Leidenschaft die andere vielleicht mit Sturheit verwechseln könnten. Doch was sie gerade so schockierte war die Tatsache…das Kaizo sie „manipulativ“ genannt hatte. Was aber nicht so war, denn sie wollte Saku nicht manipulieren. Nichts lag ihr ferner! Aber Dinge änderten sich nun mal mit der Zeit und alles was sie sonst so mit ihm durchgemacht hatte, auch seine Freude am Kampf, das musste langsam mal aufhören. Besonders jetzt…wo sie schwanger war. Vielleicht war sie in der Hinsicht egoistisch, aber sie wollte nicht zuhause sitzen, mit Kind im Leib und Angst darum haben das er nie wieder aus der Schlacht zurückkommen würde. Sie wollte nicht eine alleinerziehende Mutter sein und das ihr gemeinsames Baby ohne Vater aufwuchs, nur weil er gerne für Freiheit und sein Land kämpfen wollte! Saku war talentiert in dem was er tat und in der Luft konnte ihm keiner das Wasser reichen, aber es konnte immer mal etwas schiefgehen und das Risiko wollte sie nicht mehr eingehen. Sie…sie hatte das lange genug mit ihm durchgemacht. Hatte immer, wenn er ging, dafür gebetet dass er wieder kam. Das es ihm gut ging, denn er neigte zu überstürztem Verhalten und Hitzköpfigkeit in der Schlacht. Manchmal sogar so sehr das Paku mit auf ihn achten musste damit er nicht wieder auf dumme, selbstmörderische Gedanken kam. Auch wenn das als Zero-Pilot eigentlich sein Job war. Chiharu konnte das alles einfach nicht mehr. Und jetzt erst recht nicht mehr, denn nun ging es um ihre gemeinsame Familie, die sie bald sein würden. Und für ihr Baby kämpfte sie wie eine Löwin um ihren Papa. Chiharu wollte das Saku blieb und die Geburt seiner…seiner Tochter miterleben konnte. Sie wusste nicht warum…und eigentlich war es unmöglich, aber es fühlte sich an als würde es ein Mädchen werden. Und wenn es so war…dann wusste sie auch schon einen Namen für sie. Nämlich Saki…sie sollte dann Saki heißen…

Dann riss sie sich wieder zusammen und gab ihm endlich als Antwort:

„Ich setze ihm keine Flöhe in den Kopf! Er ist ein guter Mann und ich weis das es ihm zuwider ist zu töten, selbst wenn er das Kämpfen liebt! Es ist doch eine ganz simple Bitte Kaizo. Also bitte lass Saku dieses Mal nicht in den Krieg ziehen! Bitte tu es für mich, wenn schon nicht für ihn!“

Sie flehte ihn ja förmlich an, etwas wo Kaizo doch tatsächlich hellhöriger wurde und sie deswegen verwundert anblickte.

Was war denn mit ihr los? Er wusste ja das Chiharu emotional war, aber in der Regel blieb sie gefasst und explodierte kaum. Das was sie in jenem Moment tat war aber ein seltener Gefühlsausbruch bei ihr, dessen er noch nie teilhaben durfte. Er verstand das ganz besonders nicht, denn sie hatte schon öfters brav zuhause gesessen während sich Saku auf dem Schlachtfeld austoben ging und dabei nicht mal eine Sekunde einen Gedanken an sie verschwendete. Sich dabei fragte wie es IHR damit ging zurückgelassen zu werden. Etwas was Kaizo…an ihm hasste. Es war unfair. Chiharu war so ein gutes und hübsches Kind…Und genau deswegen hatte Sakurai sie auch nicht verdient, denn er behandelte sie wie Dreck. Saku, ein guter Mann? Wie naiv war sie nur? Es klang wie ein mieser Scherz. Aber sie konnte es auch nicht besser wissen denn…sie hatte ihn ja noch nie bei der Arbeit gesehen. Sein wahres Gesicht. Gesehen…wie er wirklich war da draußen auf dem Schlachtfeld. Was er doch für ein Monster sein konnte. Ein Sensenmann der Marine und im wahrsten Sinne des Wortes: Death Zero. Er wurde seinem Spitznamen nämlich gerecht. Aber mal abgesehen davon war Oume neugierig warum sie sich ausgerechnet bei dieser Schlacht so für ihn einsetzte das er bleiben sollte. Was war der WAHRE Grund dafür? Denn es lag sicherlich nicht daran das sie demnächst heiraten würden, oder so. War nicht Saku sein Stil. Also wollte Kaizo es wissen und deswegen fragte er auch neutral:

„Warum dieses Mal nicht Chiharu?“

Sie sah ihn verwirrt an und er sprach darauf weiter:

„Warum setzt du dich dieses Mal so sehr dafür ein dass er nicht geht?...Eigentlich sollte es mich nicht kümmern und ich dir hier und jetzt ehrlich sagen: das es den ganzen Aufwand und die Zeit nicht wert ist einen Mann vom Krieg fern zu halten der nichts lieber möchte als in diesen gezogen zu werden um mal richtig Dampf abzulassen. Denn genauso ist er. Das wissen wir beide. Aber wir sind Freunde und ich kann dich gut leiden, also mache ich das auf die emotionale Tour für dich und ich gebe dir eine Chance. Nur eine Chance mich davon zu überzeugen. Also: Warum sollte ich ihn suspendieren und hier lassen? Besonders jetzt wo seine Fähigkeiten von extremer Wichtigkeit für uns sind. Es wäre dumm ihn nicht mitzunehmen, denn unsere Verluste könnten dadurch extrem ansteigen. Immerhin verlangst du gerade von mir dass ich mein bestes Pferd im Stall stehen lasse. Da brauche ich von dir mehr als ein: Bitte lass ihn nicht gehen, um mich zu überzeugen. Gib mir…einen Grund warum ich dafür kämpfen sollte dass er bei dir bleiben kann, Chiharu…“

Und es war eine bittere Tatsache für die Süße, aber Kaizo hatte da leider alle Karten in der Hand. Es lag nur an ihm ob Saku bleiben konnte oder eben nicht. Und es war nicht nur so das sich Kaizo dann mit anderen Generälen und Stabsmitgliedern anlegen müsste, um das überhaupt erst mal durchzudrücken, sondern auch mit Sakurai, dem er dann nämlich auch klar machen musste das es seine Freundin gewesen war die ihn an die Leine gelegt hatte und somit ein Verbot zum Kämpfen aussprach. Das war, für Kaizo zumindest, viel zu viel Arbeit für so ein Arschloch wie Sakurai. Er war diese Art der Arbeit nicht mal wert in seinen Augen. Warum nur ließ er sich von Chiharu gerade so breitschlagen? Sicher er liebte sie insgeheim, aber er war ausgebildet gewesen sich nicht manipulieren zu lassen. Warum also gab er ihr die Chance? Und vor allem Sakurai damit die Gelegenheit seine Beziehung zu der Hübschen zu pflegen. Das war eigentlich genau das was er niemals tun wollte.

Und während er sie so ansah, darauf wartete das sie ihm DEN entscheidenden Grund an den Kopf warf um für dieses Arschloch Sakurai zu kämpfen…wurde das Mädchen vor ihm nur nervöser. Sie fing leicht an zu zittern und sah dann wieder vor sich auf den Tisch. Einen Grund geben das er blieb…Chiharu hatte diesen…und sie wusste nun was zu tun war. Also atmete sie aus, fasste sich sanft mit der linken Hand auf ihren Bauch, ließ sie dort ruhen und blickte dann zu Kaizo rüber, der noch immer auf eine Antwort wartete. Im Hintergrund spielte leise Jazzmusik auf der Bühne und sie war ganz froh darüber, denn so konnte niemand um sie mitbekommen worüber sie da sprachen. Besonders dann…als sie die Bombe platzen ließ die eine gewaltige Kraft erzeugen würde. Sie schluckte ein letztes Mal und antwortete ihm mit einem entschlossenen und dennoch leicht traurigen Blick:

„Weil…weil ich schwanger bin.“

Kaizo sah sie kurz darauf erschrocken an und sie fügte noch etwas hinzu:

„Es ist sein Kind…“

Und diese Worte kamen hart und erschlagend rüber, obwohl sie das so sanft gesagt hatte.

Es war komisch. Kaizo war nicht der Vater, aber sicherlich würde sich genauso ein Vater fühlen wenn man ihm sowas wie der Blitz um die Ohren schlug und das auch noch ohne Vorwarnung. Er war erschrocken und sah sie auch dabei so an. Es ratterte ihm durch den Kopf: Schwanger…Sie war schwanger, also bekam sie ein Baby. Und es dauerte nicht mal einen Bruchteil einer Sekunde, da wusste er auch schon sofort WER der Vater war. Sie musste es ihm nicht sagen und tat es auch nicht, denn auch sie wusste dass er es wusste, denn immerhin war er nicht blöd. Und Kaizo saß einfach weiter nur da und sah sie an. Sah wie dieses zarte Ding dort saß und wieder den Tisch vor sich an fixierte und leicht dabei zitterte. Es tat ihm weh sie so zu sehen. Schon immer wenn sie litt und unsicher wirkte. Sie…sie war schwanger. Immer und immer wieder ging es ihm durch den Kopf und er ließ nicht davon ab. Das Mädchen, welches er schon immer geliebt hatte, saß nun schwanger vor ihm und es war nicht mal seins was sie da austrug...Sondern SEINS. Das was in ihr wuchs…war SEINS. Es war Sakurai sein Kind…Heh, welch…eine seltsame Fügung des Schicksals, nicht wahr? Dieser Trottel, dem immer seine Kämpfe und seine Fähigkeiten als Pilot wichtiger waren als alles andere, sogar wichtiger als seine Freundin…der wurde nun Vater. Von Fairness war absolut keine Rede mehr. Er…hatte es einfach nicht verdient. Das war Kaizo seine Meinung. Und am meisten tat ihm Chiharu leid…die seine Brut austrug. Das arme…Ding…

Langsam und sich wieder aus seiner Starre reißend kam Kaizo vor und fasste, wie in Trance, die rechte Hand von Chiharu, die sie auf dem Tisch liegen hatte und streichelte ihr dabei sanft über den Handrücken. Etwas was sie wieder dazu brachte aufzusehen und sie seinen besorgten und ehrlichen Blick erkennen konnte. Ehrlicher als er es den ganzen Abend über gewesen war. Er fragte sie dann sanft:

„Geht es dir gut Chiharu? Es tut mir wirklich leid dass du gerade jetzt...“

Was? Das sie schwanger war? Sie schüttelte den Kopf darauf und lächelte zuversichtlich.

„Nein. Nein das muss es dir nicht Kaizo, denn ich bin sehr glücklich darüber. Ich wollte schon immer ein Kind mit Sakutaro und er hat mir meinen Wunsch erfüllt, wenn auch nicht ganz beabsichtigt.“

Das war interessant. Also ihre Wortwahl…Kaizo ließ dann von ihrer Hand ab und lehnte sich weiter auf den Tisch, als er neugierig fragte:

„Nicht ganz beabsichtigt?...Weis Sakurai denn nichts davon?“

Das war eine sehr gezielte Frage von Kaizo…die auch so sein sollte und Chiharu schüttelte dann wieder sanft den Kopf und gab ihm als Antwort darauf:

„Bisher noch nicht. Es ist aber auch noch ganz frisch, denn ich bin erst in der achten Woche und ich wollte ihn nicht gleich damit überfallen, verstehst du? Besonders weil…weil ich nicht wusste ob er nun in den Krieg ziehen muss oder nicht. Ich…ich wollte ihn damit nicht belasten und ihn zu etwas zwingen. In dazu zwingen zu bleiben weil ich schwanger bin.“

Volltreffer…Kaizo runzelte die Stirn und fragte:

„Das verstehe ich nicht. Mit der Schwangerschaft hast du theoretisch alle Karten in der Hand um ihn davon zu überzeugen vom Krieg fern zu bleiben. Etwas was du doch unbedingt willst und dennoch spielst du diesen Joker nicht aus? Warum nicht Chiharu?“

Und auch das war eine berechtigte Frage gewesen, auf die er eine Antwort wollte. Welche er dann auch bekam. Sie sah wieder zu ihm und sprach:

„Wenn er dennoch gehen müsste, obwohl er dann weis das ich schwanger bin, dann lenke ich ihn damit zu sehr von seiner Pflicht ab. Ich kenne ihn. Ich weis das Saku keinen klaren Gedanken mehr fassen könnte wenn er wüsste dass ich alleine zuhause sitze, schwanger bin und dann auch noch das Kind gerade dann gebären könnte wenn er nicht da ist. Er würde komplett den Kopf verlieren und sich auf dem Schlachtfeld vielleicht in Gefahr bringen. Deswegen habe ich ihm noch nichts gesagt. Ich wollte auf Nummer sicher gehen bevor ich es sage.Und du…du bist auch bisher der einzige der das weis Kaizo. Ich habe es nämlich noch niemand anderem erzählt.“

Er sah sie an.

Okay, nun verstand er ihren Grund und es war mal wieder so typisch Frau. Aber dass sie das bisher niemanden außer ihm erzählt hatte…kam ihm, ehrlich gesagt, ganz gelegen. Sie war so ein junges und naives Ding. War sie schon immer. Und oben drauf hatte sie es Sakutaro auch noch verheimlicht…was seinen Job nun einfacher machen würde. Der wusste also nichts davon das er Papa werden würde und das war auch gut so, denn Chiharu hatte damit recht das er auf die Barrikaden gehen würde sobald er davon Wind bekam und dann darum kämpfte bei ihr bleiben zu dürfen. Ja und mit Saku wollte man sich nicht anlegen wenn der hochfuhr. Besonders da auch Kaizo wusste das Saku schon immer ein Familienmensch gewesen war und er dann richtig Gas gab. Das sah er damals jeden Tag innerhalb der Ausbildung…Wie er zu diesen Loosern gehalten hatte, als wären sie seine richtige Familie und er jeden von denen durchfütterte mit seinem Ruhm und Talent. Ja sie quasi damit am Leben erhielt. Wenn er wüsste das er Vater wurde…er würde kämpfen wie der Sensenmann höchstpersönlich. Und das solange bis er hatte was er wollte. So war er schon immer. Ja und manchmal…war es gar nicht mal so schlecht wenn man etwas gegen ihn in der Hand hatte um in im Zaum zu halten. Sakurai war wie ein Wolf in Ketten. Er war dressiert, befolgte Befehle und wurde dafür gefüttert um am Leben zu bleiben. Aber auch Kaizo wusste dass, tief im Innern, dieser Wolf niemals gesättigt werden konnte und es ihn nach Freiheit verlangte. Und sobald er eine Lücke fand um die Ketten zu sprengen…würde er sie auch nutzen. Doch Kaizo musste ihn an der Kette halten…koste es was es wolle, denn dort…gehörte er für ihn hin. So ungern er es auch zugab…Sakurai war ihr bester Pilot und von unschätzbaren Wert in der kommenden Schlacht. Und nebenbei…mochte Kaizo es ihn an der Leine zu haben wie seinen persönlich dressierten Kampfhund. Und dass wenn er pfiff…dieser los rannte und alles in Stücke riss was sich ihm in den Weg stellte…Kaizo hatte inzwischen eine gewisse Art von Macht über Sakurai…Und das genoss er in vollen Zügen.

Er blickte kurz auf sein Glas neben sich.

Und dennoch…es tat ihm schon irgendwie leid…Besonders für die arme Chiharu. Es brach ihm das Herz…wegen dem was er tun musste. Dann sah er wieder zu ihr und lächelte sie freundlich an, als er zu ihr aufmunternd sagte:

„Ich bin dankbar dafür dass du dieses Geheimnis zuerst mit mir geteilt hast, Chiharu. Es ist bei mir in guten Händen und ich verspreche dir…das ich daran arbeiten werde das Sakurai nicht in den Krieg ziehen muss.“

Als er das gesagt hatte, sah sie ihn überrascht und unglaublich glücklich an. Sie…sie hatte es geschafft?! So einfach!? Wie ungewöhnlich aber dennoch wunderbar! Okay es war vielleicht doch nicht ganz so leicht gewesen, wie sie es gerade hingestellt hatte, aber es war nun auch egal. Sie hatte es wirklich geschafft und konnte es kaum abwarten mit Saku darüber zu sprechen! Eigentlich wollte sie erst nicht auspacken das sie schwanger war, aber sie vertraute Kaizo genauso wie Paku und den Anderen Freunden von Sakutaro und sah das als ihre letzte Chance was zu erreichen. Kaizo wollte einen Grund und den hatte sie ihm gegeben. Was bedeutete: der Nächste, der von ihrer Schwangerschaft erfuhr…war der Vater persönlich. Und Chiharu konnte es kaum erwarten Saku sein Gesicht zu sehen, wenn sie ihm vor den Latz knallte das sie schwanger war und er bald Vater werden würde. Etwas…was er schon immer gern sein wollte. Es war so schön. Saku würde sicherlich weinen vor Freude und sie konnten dann endlich eine Familie sein. Sie würden sich dann ein schönes Haus in Nagano suchen. Erst mal fernab des Militärs. Das war etwas was sie geplant hatte, denn sie wollte dass sein Kind in seiner Heimat und vielleicht auch in demselben Dorf zur Welt kam wie er. Es würde so schön werden und er…ganz sicherlich ein wundervoller Vater. Er hatte das einfach im Blut. Und besonders war sie Kaizo so dankbar dafür dass sie das nun tun konnte und er ihr damit eine gewaltige Last von den Schultern nahm. Sie würde ihm dafür ewig dankbar sein. Was sie dann auch zu ihm sagte, mit einem glücklichen Lächeln oben drauf:

„Ich…ich danke dir Kaizo! Wie kann ich das nur jemals wieder gut machen?“

Er lächelte zu ihr zurück.

„Das musst du nicht meine Liebe. Es ist für mich wesentlich wichtiger dass du glücklich bist. Und ich denke…nein es ist meine Überzeugung, das ein Vater bei seiner Familie sein sollte. Deswegen werde ich es morgen schon in die Wege leiten mich mit den anderen Generälen zu treffen und darüber zu sprechen. Diesen Krieg werden wir auch schon so gewinnen. Sakurai wird bei dir…und eurem Kind bleiben. Das verspreche ich dir…Das wird sicherlich ein noch größeres Abenteuer für ihn als sich auf dem Schlachtfeld rumzutreiben, was?“

Er lachte ganz kurz und Chiharu dann auch, als sie darauf antwortete:

„Er wird komplett den Verstand verlieren, haha! Du kennst ihn ja, er ist so voller Energie und wird mehr tun als er eigentlich müsste und dabei noch Wahnsinnig werden! Aber das bekommt er schon hin, so wie alles was er anfasst. Er wird ein toller Vater werden...und ich danke dir so sehr Kaizo. Vielen Dank.“

Kaizo sah sie an.

„Das wird er ganz bestimmt meine Liebe…Ganz bestimmt. Und du musst dich nicht bei mir bedanken. Ich mache…sowas doch gerne für eine gute Freundin die bald Mutter wird. Und für einen alten Freund…“

Sie saßen schließlich da und lächelten sich gegenseitig an. Und kurz darauf kam auch schon ihr Essen und sie konnten den Rest des Abends gemütlich zusammen essen und alles ausklingen lassen. Chiharu hatte es also geschafft. Sie bekam das hin was keiner schaffen konnte, noch nicht mal Saku und überzeugte Kaizo davon ihn da zu lassen. Ihn bei seiner Familie zu lassen. Es wurde nicht einfach das alles zu stämmen. Für keinen den sie kannte. Aber das wurde alles schon, davon war sie fest überzeugt. Und als sich ihr Treffen dem Ende zuneigte, Kaizo dann draußen noch mal sanft ihren Handrücken küsste, während sie vor der Bar im Regen und unter ihren Schirmen standen…da verkrampfte sich sein Herz. Vieles ging ihm in der Sekunde durch den Kopf und er genoss ihren sanften Duft ein letztes Mal…bevor er sie für immer an Sakurai verlor. Doch es war bereits sehr spät und er verabschiedete sich endlich von ihr. Bekam es schweren Herzens hin. Das Auto, mit dem er vorher angekommen war, kam wieder neben ihnen am Straßenrand an und wollte ihn abholen. So stand er dann dort am Straßen Rand neben seinem Auto und sah ihr dann noch nach wie sie in die Nacht verschwand und nachhause ging. Schmerz. Ein tiefer Schmerz nagte an ihm und der schlimmer wurde je mehr sie sich entfernte. Ein Schmerz den er im Keim ersticken musste um zu überleben. Er hatte verloren. Es war vorbei. Sie war schwanger und das von dem Mann den er mehr verabscheute als alles andere auf dieser Welt. Und so sehr er sie auch liebte…es tat zu schrecklich weh sich das einzugestehen. Erneut…hatte Sakutaro ihn wieder abgehängt und damit würde Chiharu ihm niemals mehr gehören. Das war ein Fakt und davon musste er sic losreißen. So nahm er dann seine vor kurzem angezündete Zigarette aus dem Mund und warf sie neben sich auf den Bürgersteig und in eine Pfütze, so dass es ein Zischen gab und sie erlosch. Der sanfte Regen prasselte unaufhaltsam an diesem Abend und nicht mal dieser konnte seinen Schmerz davon schwemmen den er nun in seiner Brust fühlte. Ja und dann…dann war sie, die Frau die er liebte, um die nächste Ecke verschwunden und Kaizo seufzte. Chiharu…Seine Chiharu…Und dann öffnete er die Tür seines Wagens vor sich und schnipste. Er schnipste ein letztes Mal laut mit der rechten Hand und verschwand dann im Innern des Vehikels. Schloss den Schirm und warf ihn neben sich auf die Sitzbank, als er sich zurücklehnte und aus dem Fenster neben sich sah. Der Regen…würde alles wegschwemmen…Einfach alles. Danach schnallte er sich an und sah zu einem der Bodyguards vor sich, der ebenfalls eingestiegen war und sie zu dritt mit dem Fahrer des Wagens in die Nacht davon fuhren. Zu dritt…und das obwohl sie zu viert gekommen waren…
 

Ich war ein junger Spund mit einer kurzen Zündschnur. Stark von meinen Gefühlen umschlossen stand ich aufrecht und wollte nur davon befreit sein. So träumte ich oft von Größerem, als das was das Leben mir gab und wollte dieses alte hinter mir lassen. Und eigentlich war ich nie der Ja-Sager und Mitläufer, sondern besaß meinen eigenen Kopf. Aber genau deswegen machten sich die anderen Kinder über mich lustig, während ich dort einsam und verlassen saß und niemanden was Böses wollte. Doch je mehr sie mich ärgerten, umso mehr saß ich dann nicht mehr einfach so nett da, sondern noch weiter hinten im Hintergrund und plante Vergeltung für jeden einzelnen von ihnen. Wer dachten die eigentlich wer sie waren? Träumten davon große Helden zu werden und etwas besseres als ich. Sie nannten mich. „unnormal“ oder „verrückt“ und ich stand deswegen immer außerhalb der Massen. Doch dann kam der Zeitpunkt an dem ich das ändern konnte. Der Tag an dem mein Geduldsfaden riss und ich später lächelnd dort stand…während andere, vor meinen Füßen, auf dem Boden lagen und sich die blutenden Nasen hielten. Sich in ihrem Blut wälzten. Ja, ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf und wollte mich niemanden beugen. Fing irgendwann an über die Strenge zu schießen und alles zu tun was ich für richtig hielt. Doch dann kam ich, je älter ich wurde, immer mehr in die Gesellschaft der Erwachsenen hinein und die Veränderung war nicht mehr aufzuhalten. Ich wurde in den normalen, menschlichen Alltag verflochten und dadurch wie in eine Passform gedrückt in die ich nie wollte. Eine Passform in der einfach jeder Mann, in meinem Alter, enden würde. Ich kam mir vor wie bei einem wichtigen Gespräch, wo ich vorher eine Nummer zog und im Foyer darauf wartete aufgerufen zu werden. Beweisen sollte das ich in diese Welt reinpassen könnte. Es stimmt das ich zahmer wurde. Aber tief im Innern wusste ich dennoch dass ich noch immer ich selbst war. Egal wie tief ich es auch vergraben sollte. Das ich nur unterdrückte wer ich wirklich war. Und jedes Mal, wenn ich lächelte…da bestätigte sich das. Ich war grausam. Ich war egoistisch. Ich war…der Blitzschlag vor dem Donner…Der Donner den ich gerne und mit Genuss über meine Feinde brachte. Doch auch ich realisierte später sehr schnell den schreienden Schmerz den ich laut in meinem Kopf hören konnte. Der mich jedes Mal biss wenn ich handeln wollte. Und egal wie viele ich auch tötete und wie oft ich auch verletzt wurde, ich ging einfach erhobenen Hauptes weiter, mit dieser Narbe die mich zeichnete. Diese Narbe in meinem Herzen. Es war okay wenn man das vergaß. Okay wenn man es nicht mehr spüren konnte das es weh tat. Okay war mich zu verletzten, denn ich spürte den Schmerz nicht mehr. Egal wie sehr ich auch meine schlaffen und leblosen Füße hinter mir herzog. Genauso tot wie meine Feinde enden würden. Und dennoch klebte ich die Risse und Wunden in meinem Herzen, mit diesen Lügen, zusammen um durchzuhalten, denn ich konnte mich schon lange nicht mehr selber sehen. Ich der sich verzweifelt auf den Beinen hielt und einfach nur noch sterben wollte, aber zu stur war um dem nachzugeben. Denn alles was ich noch hatte…war das Töten. Es hielt mich am Laufen. Ernährte mich und wie eine gut geölte Maschine machte ich meinen Job. Doch eines Tages da hörte ich den Laut des Windes. Hörte wie er mit zuflüstere. Er sagte mir: dass ich den Narben folgen sollte und das noch bevor ich von dem Gewicht meiner Schuld erdrückt werden würde. Er fragte mich: Erinnerst du dich an den blauen Himmel? An den Regen, als du Menschen verloren hast die dir wichtig waren? Denn genau dieser Schmerz gab dir die Kraft weiter zu machen und einen Schutz vor allem was dir etwas anhaben wollte. Und dieser Schmerz wird dich immer beschützen. Die Güte anderer, dich nicht zu verletzten, ist mehr wert als deine eigene Stärke darum zu kämpfen unverletzt zu bleiben. Doch diese Stimme, die durch den Wind zu mir drang…klang traurig. Sie trennte mein Herz und meinen Körper voneinander. So wie in jener Nacht als ich meine Zukunft verlor. Doch ich fand die Möglichkeit sie zu verstehen. Wusste nach einer Weile wessen traurige und vertränte Stimme es gewesen war die ich hörte…denn es war meine eigene. Und all das was mir passiert war, war nur für diesen Moment gewesen. Und ich bin mir ganz sicher…das DU das genauso gewusst hast. Genauso wie ich damals. Ich sah dich dort im zarten Sand und in der Sonne und wusste sofort was ich zu tun hatte. Denn ich wollte der Einzige sein der dich nicht im Stich lassen würde. Konnte meine Blicke nicht von dir reißen, egal was ich auch zu dir sagte. Machte dir damit klar…dass du zu mir gehörst. Mein Schmerz, der mich so lange quälte und am Leben hielt, der gab nun DIR Schutz. Mein Herz sagte mir: dass ich deinen Tränen folgen sollte. Denn nur dann…würde es nichts mehr geben wovor du und ich uns fürchten müssten. Und deswegen werde ich für dich da sein. Deswegen vergiss niemals zu lächeln. Jenes Lächeln…das mich nun am Leben hält. Ich bin jetzt hier…und ich werde nie wieder gehen. Und wenn doch…dann nur noch mit dir zusammen.
 

Es dauerte nicht sonderlich lange und dann hatten sie auch schon den Dschungel erreicht.

Sakutaro fiel sofort auf dass sie eine andere Route genommen hatten und das schon kurz nachdem sie von dem Flugzeugträger gekommen waren. Eine komplett andere als die die er damals, mit Hana in den Armen, von seinem Zero gerannt kam. Damals als die Zeit noch drängte und der Kleine drohte zu verbluten, einzig wegen der Schusswunde die er allein dem Piloten zu verdanken hatte. Dem der ihn eigentlich beschützen sollte. So gesehen war auch nicht mal viel Zeit vergangen nach diesem Zwischenfall. Es war am späten Morgen gewesen, als Hana angeschossen wurde und nun war es bereits schon Nachmittag, nachdem sie von den Patcheen gestellt wurden. Die Zeit verging an diesem Tag sehr langsam. Zumindest fühlte es sich so für Saku an. Etwas was er sich nicht erklären konnte. Fast so als wäre man in einem Alptraum gefangen, der einfach nicht enden wollte. Doch dieser hatte mal ein gutes Ende gehabt, denn Hana seine Wunde war verarzten worden und am heilen. Zwar noch frisch vernäht und gerade erst behandelt, als Saku ihn weiterhin in seinen Armen trug und ihm damit allen Schutz bot dem er ihm geben konnte, aber immerhin. Er kam durch und das war das Wichtigste. Obwohl ER gerade eigentlich der Jenige war der Schutz und Rückendeckung brauchte, denn immerhin war er nun offiziell ein Gefangener. Seit dem Moment wo sie den Flugzeugträger verlassen hatte und sich ins Unbekannte aufmachten. Für ihn zumindest, denn er hatte keine Ahnung wie diese Patcheen überhaupt lebten. Hana hatte ja nie wirklich was davon erzählt. Und selbst wenn das keiner wusste, also das er ein Gefangener war, war es sehr offensichtlich zu erkennen, einfach an der Tatsache wie die Gruppe lief, in der er sich stumm mit bewegte.

Saku war nämlich wortwörtlich „umzingelt“ und konnte genau sehen und vor allem spüren wie Pfeile auf ihn gerichtet wurden und das bisher auch den ganzen Weg über den sie gelaufen waren. Links waren einige Patcheen und liefen seitlich zielend auf ihn und rechts spielte sich das Selbe ab. Keine Ahnung, es sah komisch aus, als wäre er ein Monster das jede Sekunde austicken könnte und sie dann alle in Stücke reißen würde. Nichts sehr nett, vor allem da er nicht mal etwas der Gleichen plante. Noch dazu spürte er mindestens drei Pfeilspitzen in seinem Kreuz und bekam dann doch leichte Sorge, denn wenn einer der Kerle mal ausversehen locker ließ, schnellte das Teil von der Sehne und er hatte es im Rücken stecken. Doch er ging mal davon aus das es alles Profis um ihn waren und die genau wussten wie man mit einem Bogen umging, also drückte er die Sorge schnell weg. Wäre auch echt schlimm wenn nicht.

Sakutaro hatte also alles genau im Blick und sah dann rechts von sich zu Yoh, Hana seiner Mutter, die ruhig und mit einem sanften Lächeln sehr nahe neben ihm her lief und dabei sogar eine Hand von ihrem Sohn hielt. Er sah wie sanft sie seine eine Hand hielt und dabei sogar über den Handrücken streichelte. Deswegen musste man auch musste nicht lange darüber nachdenken um zu erkennen das Hana und seine Mutter eine enge Verbindung verband und wie sehr sie sich liebten. Sie lächelten sich immer mal wieder gegenseitig sanft an. Es war ein schöner Anblick. Und Hana war an sich auch plötzlich viel ruhiger als sonst, was einmal daran lag das seine Mutter da war und zum Anderen…da Saku ihn trug. Doch Letzteres wusste der Pilot natürlich nicht. Normalerweise hatte der Blonde ja bekanntlich Hummeln im Arsch, so wie Saku eigentlich auch und keine große Geduld, aber seltsamerweise war er gerade ungewöhnlich ruhig für sein sonst so trotziges Verhalten. Wobei sich diese Hummeln im Hintern bei Sakutaro etwas gelegt hatten als er älter wurde. Als Kind war er echt schlimm gewesen. Und Saku konnte nur spekulieren, aber er ging davon aus das es daran lag, warum Hana so ruhig war, das seine Mama nun da war und er sich somit eigentlich im Schutze seiner Familie befand. Auch wenn der Pilot sofort bemerkt hatte das etwas schwer im Argen bei ihnen lag. Es herrschte, trotz der Liebe seiner Mutter, eine sehr gedrückte Stimmung. Eine die man schneiden konnte und das war belastend. Etwas war zwischen ihnen passiert, ganz offensichtlich und es musste sicherlich mehr gewesen sein als nur die Tatsache das sich Hana auf ihn eingelassen hatte und angeblich Götter in Gestalt eines Werwolfs erschlug. Was an sich schon komisch klang. Sein Vater schien eines der Probleme zu sein, aber sicherlich war auch Hana etwas daran schuld, so wie bei vielem, denn er war leider kein sehr einfacher Junge. Das musste Saku leider selber auf die harte Tour herausfinden. Und dazu zählte eben einfach ALLES was sie zusammen erlebt hatten seit er an diesem Ort gestandet war. Angefangen von dummen und arroganten Sprüchen, bis hin zu tödlichen Auseinandersetzungen, oder Selbstmordaktionen. Hana war einfach nicht leicht…aber er hatte das Herz trotzdem am rechten Fleck und versteckte seine unsichere Art hinter einer trotzigen Mine und einer lauten Stimme. Ja einer Stimme die SEHR laut und aggressiv werden konnte. Aber das alles wusste Sakutaro inzwischen sehr gut und Hana seine unsichere Art, so wie auch das liebe an ihm, was er versteckte, war einer der Gründe warum er das alles überhaupt mit sich machen ließ. Sicher würden ihn viele für verrückt erklären, allein dafür dass er sich so einen kleinen, blonden Teufel freiwillig ans Bein flickte, aber er konnte eben nicht anders. Da war etwas an ihm…das Saku dazu brachte ihn beschützen zu wollen.

Er mochte und Hana sehr und hasste ihn auch irgendwie zur gleichen Zeit, besonders dann wenn er mal wieder über die Strenge schoss und dabei auch noch so dickköpfig wurde dass man das Gefühl bekam man würde gegen eine Wand reden. Doch das waren alles Eigenschaften die er selber nur zu gut kannte, denn er…er war auch so gewesen in dem Alter. Wenn er so darüber nachdachte war er sogar noch aggressiver und selbstsicherer gewesen als Hana. Allein die Aktion damals am Schießstand mit Kaizo fiel ihm da wieder ein. Da wo Saku wirklich über die Strenge geschossen hatte. Wow das durfte der Blonde niemals erfahren, denn dann würde er ihn sicherlich weniger erst nehmen. Aber genau deswegen kam er damit klar, denn wenn er Hana sah…dann sah er sich selbst, nur in einer viel sanfteren und…schöneren Version von sich.

Sakutaro war wesentlich älter als er. Er hatte ja immerhin auch sechs Jahre mehr auf dem Buckel und demnach auch viel mehr Lebenserfahrung gesammelt als es für den Blonden überhaupt schon möglich war. Somit hatte er auch viel in seinem Leben gesehen und durchgemacht und dennoch, obwohl er mehr Erfahrung hatte…schaffte es Hana immer wieder ihm etwas beizubringen. Nicht unbedingt etwas Neues, aber etwas…was er dachte schon längst verloren zu haben vor einigen Monaten. Es war einfach bizarr. Der Kleine griff ihm durch den Rachen runter in den Brustkorb und riss ihm dann das Herz raus, nur um diesem danach einen Kuss zu geben und es schließlich wieder reinzustecken. Was er damit meinte war: er tat ihm höllisch weh damit! Mit vielem was er tat! Aber auf der anderen Seite…gab er ihm auch einen sanften Kuss auf sein verletztes Herz und half damit die Narben heilen zu lassen die dort vor langer Zeit entstanden waren. Diese ganzen Narben…die er seit seiner Kindheit mit sich trug. Trauer, Verachtung, Hass, Wut und Verlust. Und keine Ahnung wie Hana das machte und das obwohl er so ein Stinkstiefel war, aber er schaffte es tatsächlich Saku zu entspannen und klebte damit sanft Pflaster auf die Narben seines Herzens. Holte den Hitzkopf damit runter und gab ihm eine neue Aufgabe. Die Aufgabe der Erwachsenere von ihnen beiden zu sein, denn er war wesentlich jünger als Chiharu und brauchte deswegen auch mehr Führung. Ja und mit dem Erwachsensein, kam dann die Ruhe. Man wurde im Alter ruhiger, das gehörte dazu. Auch schenkte ihm Hana noch dazu Trost und gab ihm dann schließlich den Arschtritt den er nötig hatte. Den Arschritt der ihn aus seiner Starre rausholen sollte. Aus der Starre…dass das Leben keinen Sinn mehr hätte. Denn Saku…war inzwischen wie eine Marionette geworden.

Er wollte eigentlich nicht mehr weiter machen, aber etwas hielt ihn an den Fäden und brachte ihn dazu weiter zu tanzen. Doch würde man diese Fäden nun durchtrennen, dann klappte er leblos zusammen und besaß niemanden mehr der ihn auffing. Der ihm wieder auf die Beine half. Denn nachdem er Chiharu verloren hatte wurde ihm das ganz besonders bewusst. Er vergrub sich danach in Arbeit und in Kriegsvorbereitungen. Einfach um abzuschalten das er seine Freundin verloren hatte. Das einzige Mädchen die ihn aufrichtig liebte wie er war. Aber es war mehr wie ein seidener Vorhang, den er da vor sich hoch zog und er da noch immer verschwommen, seine Taten, durchsehen konnte und was er angerichtet hatte. Seine Sünden. Und bis heute wusste er nicht mal was passiert war und warum es passiert war. Warum man ein so gutherziges und liebes Mädchen wie Chiharu umgebracht hatte, denn sie hatte nie jemanden was getan. Saku wusste den Grund nicht…aber er ging mal davon aus das es an IHM lag. Dass irgendwer Wind davon bekommen hatte das sie seine Freundin war und man sich deswegen vielleicht so versuchte an ihm zu rächen. Immerhin war er der berüchtigte „Death Zero“ und er hatte viele Feinde auf dem Schlachtfeld. Allein die Amerikaner hätten allen Grund dazu gehabt ihm das an zu tun, denn an ihn persönlich kamen sie ja nicht ran. Und selbst die Art und Weise WIE sie getötet wurde war sehr brutal und gnadenlos gewesen. Sah aus wie ein Steckbrief der Rache an ihn, der ihm unter seiner Tür durchgeschoben wurde.

Als Saku sie gefunden hatte war sie bereits tot gewesen. Er hielt sie fest und zittrig in den Armen und rief immer und immer wieder nach ihr, aber da war nichts mehr zu machen. Sie war schon länger tot und offenbar war es ein langsamer Tod gewesen, denn die Wunden, die man ihr zugefügt hatte, waren nicht sofort tödlich sondern eher…schmerzhaft angesetzt worden. Etwas was es für ihn nur noch schlimmer machte, denn sie wurde nicht einfach erschossen und das Thema war damit vom Tisch, nein…sie wurde gefoltert und durfte dann langsam daran verbluten. Saku konnte noch immer die Schusslöcher in ihr sehen, besonders dann wenn er die Augen schloss. Jedes Mal aufs Neue. Es verfolgte ihn wie ein Phantom. Er sah wie sie noch immer bluteten, obwohl das Mädchen bereits schon lange tot war. Die Anzahl…Gott er konnte sich sogar noch die Anzahl der Schusslöcher aufsagen. Es war unmenschlich gewesen, denn es waren acht Löcher…Acht Löcher die sich alle im Bauch und im Brustbereich verteilt befanden. Sie waren allerdings so gesetzt worden, dass sie keine tödlichen Stellen trafen, sondern drum herum, also diente es nur zur Folter und fürs Schmerzen zufügen. Und seltsamerweise wurde ihr besonders oft in den Bauch geschossen, genau wie…Hana. Daher zog Saku auch vor einigen Stunden bei Hana den Vergleich zu Chiharu. Als er ihn in den Armen hielt, denn es war dasselbe Bild gewesen.

Beide lagen sie in seinen Armen und bluteten am Bauch, Hana und Chiharu. Nur mit dem Unterschied das Hana noch lebte und dabei schrie. Sich wand vor Schmerz und sein Körper darum kämpfte nicht zu sterben. Seine Schreie…Es waren Klänge gewesen die Sakutaro bis in seine Grundfeste erschütterten und ihm selber Schmerzen verursachten. Man konnte sagen: es fühlte sich an als würde auch in jenem Moment er sterben. Nein, es war schlimmer als zu sterben, denn Hana so leiden zu sehen…war das schlimmste was er jemals gesehen hatte…und er wusste nicht mal warum, denn Chiharu lag eigentlich schlimmer verletzt und tot in seinen Armen…

Doch ab dem Moment wurde es ihm klar. Als er ihn in seinem Armen sah, blutend und das Bild immer und immer wieder zwischen Hana und der toten Chiharu wechselte…da wusste er was er zu tun hatte. Es war der blanke Horror für ihn. Doch er konnte den Kleinen retten und dafür war er so undendlich dankbar dass er nicht wieder denselben Schmerz erleiden musste wie bei ihr damals. Und natürlich auch das Hana nicht wegen ihm sterben musste weil er mal wieder versagt hatte. Doch ihm wurde auch bewusst dass er gehen musste. Er mochte Hana. Verdammt noch mal er mochte ihn inzwischen sogar verdammt gerne! Aber nach der Aktion, mit der Schusswunde, wusste Saku dass er ihn nur beschützen konnte wenn er selber wegging und das so weit wie möglich. Er und seine Staffel, einfach alle…sie mussten von dieser Insel runter und er dann noch alles dafür tun was in seiner Macht stand um sie auch weiterhin geheim zu halten. Denn solange er bei ihm war…konnte das jeder Zeit wieder passieren. Und das wollte er nicht. Saku…wollte Hana beschützen und das ging nur wenn er von ihm fern blieb. Er wollte ihn beschützen....Dieses dickköpfige und freche Balg beschützen, dass sich irgendwie in sein Herz geschlichen hatte und das allein nur aus sturer Willenskraft. Und wenn er ihn sah, sah wie frech er lächeln konnte, wie glücklich er eigentlich doch unter der Fratze war und wie wunderschön seine Augen und Haare im Licht der Sonne funkelten…da wusste Saku das es das einzig Richtige war. Er…er konnte nicht glauben das ihm sowas durch den Kopf ging aber…aber er liebte Hana irgendwie. Es war ihm schon öfter durch den Kopf gegangen, aber er wand sich immer wieder stur davon ab und nur weil er es nicht wahrhaben wollte. Jeder verdammt noch mal, in seinem Umkreis, sah es ihm an. Sah ihm an das er Hana liebte, aber er versuchte sich wie ein Fisch aus dem Netz zu winden und wollte es nicht zugeben. Denn er hatte Angst. Nie hätte er gedacht das er sich in diesen Bengel, den er damals am Strand getroffen hatte und sie sich schon mehrmals gegenseitig umbringen wollten…dass er sich genau in den verlieben würde. In dieses wunderschöne und willensstarke Balg. Und es genau das war was er so an ihm liebte. Doch die Angst ihn sterben, oder leiden zu sehen, machte Saku innerlich verrückt. Er wollte das nicht. Hana sollte sicher sein und genau deswegen musste er gehen. Er liebte ihn auf eine komische Art und Weise…und genau das war etwas was er nicht durfte, denn er gehörte nicht nur nicht an diesen Ort, sondern würde ihn genauso ins Kreuzfeuer holen wie damals Chiharu. Und das durfte nicht passieren. Er musste weg…Egal wie sehr es sich hier auch nach einem Zuhause anfühlte. Denn Hana seine Sicherheit war ihm wichtiger geworden als alles andere…

Sein Blick fuhr danach von Yoh weg und vor sich, wo er den Rest der Gruppe sah, nämlich Hao und Silva die dicht nebeneinander liefen. Der Häuptling war wesentlich kleiner als sein Nachbar, was aber an sich nicht schwer war denn Silva war ein Hüne, genauso wie Paku. Aber dennoch konnte man Hao ansehen, vor allem an seinem muskulären Rücken, das er ein harter Brocken war und ein ernst zu nehmender Gegner im Kampf sein würde. Er war trainiert und kräftig und das wunderte Saku nicht mal, denn immerhin waren sie hier im Dschungel und es gab keinerlei Technik die für einen das Kämpfen übernahm. Hier ging es nur um rohe Kraft, Intelligenz und Ausdauer um den Sieg davon zu tragen. Es war wild und natürlich. Etwas…was Saku, ehrlich gesagt, auch besaß und es ihm damit nicht mal Nachteile bescheren würde , also wenn er nun nur mit einem Stock kämpfen müsste. Sicher war er es gewohnt eine Schusswaffe zu benutzen und besaß eigentlich, die meiste Zeit in Gefechten zumindest, seinen Zero unterm Arsch der ihm half. Dennoch war er mehr als zuversichtlich dass wenn man ihm ab jetzt nur einen Speer gab, so einen wie Hana besaß, er auch damit zu Recht kommen würde. Er war ehrlich denn er hatte dieses Feuer in sich das wild war und frei gelassen werden wollte. Als würde man ein Raubtier hinter Gittern halten und es nicht seine natürlichen Triebe ausleben lassen. Etwas was er von seinem Vater vererbt bekommen hatte, denn seine Mutter war so sanft wie ein Schneehase im Pulverschnee. Und wenn er noch ehrlicher war, irgendwie…hatte es etwas Reizvolles an sich sich einfach mal in purer Wildheit und nur Auge in Auge, ohne eine Schusswaffe, mit einem Raubtier zu fetzen und das auf Leben und Tod. Sakutaro hatte ja bekanntlich einen Sprung in der Schüssel, so wie der Rest seiner Jungs auch und das war eben sein Knacks. Es war das Kämpfen auf Leben und Tod. Er liebte es sich zu messen und zu kämpfen. Und wenn er daran dachte sich Auge in Auge mit einem Leoparden fetzen zu müssen, nur mit einem Messer bewaffnet…da ging ihm irgendwie schon einer ab. Es war etwas was er nicht kannte, denn wo traf man denn schon mal in Tokyo und Nagano einen freilaufenden Leoparden? Oder eine andere Raubkatze um sich mit der zu fetzen? Richtig, nämlich NIRGENDS. Und genau das reizte ihn so und er wollte es gerne mal versuchen. Saku war, im Grunde, nicht komplett lebensmüde und wusste genau wann es bescheuert war einzugreifen und wenn man klar im Nachteil war, aber das…war doch etwas anderes. In der Hinsicht war er einfach verrückt.

Er sah Hao dabei weiter in den Rücken, während sie immer weiter liefen und keiner etwas von ihnen sagte. Sie schwiegen schon den ganzen Weg über und der Häuptling vor ihm musste echt was drauf haben, so wie ihn alle mit Respekt behandelten und vor ihm kuschten. Das hatte Saku auf dem Flugzeugträger auch live miterlebt. Er war nicht nur Häuptling vom Titel her…sondern auch von seinen Qualitäten. Hao, Hana sein Vater, hatte damals auch schnell, klar und deutlich gemacht wer die Hosen an hatte und wessen Spielplatz, so wie auch Revier, diese Insel war: Nämlich seins. Somit war es auch für ihn kein Problem taktisch geschickt über die Zero Staffel her zu fallen, wie ein Löwe der immer sein geübtes Rudel von Löwinnen bei sich hatte und die ihm dann die Möglichkeit boten den entscheidenden Todesbiss am Ende auszuführen. Es war alles geplant gewesen, auch das Silva sie raus locken sollte und das alles um an seinen Sohn zu kommen. Was auch funktioniert hatte. Saku hatte auch deswegen leichten Respekt vor ihm bekommen, dank dem was er abgezogen hatte und wie glatt es verlief. Und besonders das er sie töten wollte, ohne großartig zu überlegen, war etwas was der Pilot ebenfalls verstand. Es ging um seinen Sohn und wenn Saku in dieser Position gewesen wäre, also das man sein Kind vor ihm offensichtlich in Geiselhaft halten würde, er hätte nicht anders reagiert. Er wäre vielleicht sogar noch mehr an die Decke gegangen und hätte nicht so sehr die Coolness halten können wie Hao. Saku hätte sofort hitzköpfig und beschützend gehandelt, was dumm gewesen wäre in der Situation. In der Hinsicht…hatte Hao ihm also etwas voraus. Und Sakutaro war inzwischen ganz froh darüber…das er niemals mehr in solch eine Situation kommen könnte. Das Leben als Vater war für ihn in dem Moment gelaufen als er Chiharu verloren hatte. Denn er wollte eigentlich später noch mit ihr eine Familie bekommen, sobald der Krieg vorbei wäre. Sie wurde aber bei ihrem letzten Sex nicht schwanger und nun würde sie es nie mehr werden. Diesen Traum von einem eigenen Kind hatte er schon vor Monaten begraben…Und das wo er schon immer so gerne Vater werden wollte. Ja und dann fing er auch noch an verliebte Gefühle für einen Jungen zu entwickeln, der eh nicht schwanger werden konnte. Das Thema war so durch bei ihm. Doch im Augenblick wollte er, komischerweise, etwas ganz anderes als sich darüber Gedanken zu machen. Sicher er wollte Hana in Sicherheit wissen und das es ihm gut ging, aber irgendwie…hatte er plötzlich diesen Drang bekommen. Er hatte gesehen wie Hao drauf war und das er es sicherlich auch körperlich in sich hatte und plötzlich…wollt Saku sich gerne persönlich Mann gegen Mann mit ihm anlegen. Er wollte mit ihm kämpfen und sehen wer von ihnen besser war…Es reizte ihn das herauszufinden. Was er als nichts anderes als ein natürliches, dominantes Verhalten sehen konnte.

Er holte sich aber zurück. Erst mal schob er diesen Wunsch davon und das so weit weg wie möglich, denn er brauchte seinen ruhigen Fokus zurück. Hao hatte sie auf jeden Fall nicht auf der Stelle getötet. Etwas was er, Gott sei Dank, auch offenbar erst mal nicht mehr vor hatte. Er verschonte Saku und seine Staffel vor diesem Schicksal und das hatten sie alle eigentlich nur einem zu verdanken und das war Yoh. Die männliche Frau des Häuptlings und der sich wie ein Kämpfer eingemischt hatte um sie und seinen Sohn zu decken, wenn auch auf die behutsame Art und Weise. Und genau da lag der Hase nämlich im Pfeffer. Etwas was Saku nicht los ließ und ihn neugieriger machte als er es eigentlich sein sollte. Sie waren…anders. Hao und Yoh waren grundsätzlich sehr verschieden und strahlten das auch aus. Wo Hao der starke, führende, strenge Häuptling war, zu dem alle aufsahen, war Yoh fast das komplette Gegenteil. Er wirkte ruhig, freundlich, hilfsbereit und war sanft. Und das waren alles bisher Dinge die Saku nur von den wenigen Minuten kannte in denen er sie kennengelernt hatte. Es würde also noch viel mehr Ebenen geben. Aber das was er bereits sah hatte schon völlig ausgereicht das er sofort klar und deutlich sehen konnte woher genau Hana kam und woher er die Gene hatte. Noch bekam er nicht ganz die Blutverbindung zwischen ihnen hin, aber man sah Hana an das er das Kind von den Beiden war, denn er war ihnen verdammt ähnlich. Da Yoh und Hao allerdings beide männlich waren verstand Saku nicht ganz warum Hana den Einen „Mutter“ und den Anderen „Vater“ nannte. Immerhin waren sie beide so gesehen seine „Väter“. Er konnte sich das nur so erklären: dass einer von den Beiden wirklich der biologische Vater war und der Andere dann eben die Rolle der Mutter übernahm. Er würde sogar soweit gehen und sagen das Hao Hana sein leiblicher Vater sein musste und Yoh die Ersatzmutter darstellte, vielleicht weil die echte bereits verstorben war. Es musste so sein denn Hana war blond und keiner der Beiden wies dieses Merkmal auf. Vielleicht war es seine leibliche Mutter gewesen? Oder es übersprang einige Generationen, denn das kam ja auch vor. Doch Saku machte sich mal wieder viel zu viele Gedanken darüber und fragte sich dann auch plötzlich: Warum? Es konnte ihm doch egal sein wie die Verwandtschaft des Kleinen verzweigt war, immerhin würde er eh gehen. Er musste nicht wissen wie was lief und ob er mit dem oder dem zurechtkommen würde. Immerhin war es ja nicht so als würde Saku bald Hao sein Schwiegersohn werden oder so, denn dazu müsste er Hana heiraten und…HANA HEIRATEN?! Wie kam er denn nun auf diesen Unfug?! Eher ertränkte er sich, zusammen mit seinem, Zero im Ozean! Okay so schlimm war es nun auch wieder nicht, er übertrieb. Ja und das ganz gewaltig. Doch er schüttelte dann sanft den Gedanken komplett weg, besonders dann als Hao plötzlich, vor ihm, die rechte Hand hob und sofort alle zum stehen kamen, so wie auch er.

Es war der Befehl zu halten und Saku sah ihn verdutzt dabei an.

Wow, wie auf Kommando blieben seine Leute stehen, beeindruckend. Er hatte ihnen noch den Rücken zugewandt und Silva links neben ihm war der Erste, der seine Arme nun verschränkte und sich zu ihnen nach hinten umdrehte, sie dabei genau im Blick behielt. Er sah streng zu ihnen und Hana sah darauf blinzelnd zurück.

Inzwischen hatte der Kleine es sich recht gemütlich gemacht in den Armen seines Retters und es machte ihn etwas traurig dass es anscheinend auch bald wieder vorbei sein würde. Er wusste was los war, oder konnte es sich gut denken, denn sie waren schon tief im Dschungel angekommen und somit…auch bald zuhause. Das hieße dann…demnächst spürte er Saku seine warme Nähe nicht mehr, an die er sich schon so wohlig gewöhnt hatte. Er seufzte leicht wenn er nur daran dachte und dann sah er, genau wie die Anderen um ihn, wie sich Hao ebenfalls umdrehte und ihnen einen strengen und leicht genervten Blick zuwandt. Er war auch genervt, dass musste er nicht mal verstecken, denn es hätte alles viel leichter laufen können indem er diesen Mistkerl, der seinen Sohn trug, einfach umbringen würde. Doch wie immer musste ihm Hana in die Parade fahren und zu allem Übel stellte sich auch noch Yoh hinter ihren Sohn. Das machte es nicht gerade leichter. Noch dazu hatte er es versprochen diesen Himmelsmenschen zu verschonen. Zusammengefasst: Hao hatte nun mal etwas entschieden und dazu stand er. Wechselte er nun spontan seine Entscheidung litten seine Glaubwürdigkeit und der Respekt seiner Leute darunter, also musste er das wohl durchziehen. Was bedeutete: jetzt wurde erst mal gehandelt. Ein genervter Seufzer entfloh seiner Kehle und er sah Saku dann stechend an als er sprach:

„Aber hier geht es für dich blind und unbewaffnet weiter.“

Saku blinzelte verdutzt. Was? Blind? BLIND?! So wortwörtlich BLIND?! Wie musste er sich das vorstellen? Wollte er…wollte er ihm etwa die Augen ausstechen?! Doch noch bevor Sakutaro sein Selbstschutzmechanismus überhaupt erst hochfahren konnte, er also anfangen würde zu fauchen, machte es ihm Hao entspannter und er sprach weiter an ihn gerichtet:

„Meine Frau und mein Sohn mögen dir zwar blind vertrauen, aber ich traue dir nur so weit wie ich dich werfen kann, Himmelsmensch. Was bedeutet dass es nicht wirklich weit ist bei deiner Größe und Statue. Und genau deswegen werden dir nun die Augen verbunden und dann noch deine Waffen entfernt. Ich gehe nicht das Risiko ein dass du dir den Weg merkst und dann weist wo genau unser Dorf liegt, nur damit du dann später mit deinen barbarischen Freunden hier auftauchen könntest um uns alle zu töten. Vorausgesetzt du entkommst uns überhaupt erst mal. Was aber nicht sehr wahrscheinlich ist. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht, nicht wahr?“

Saku sah ihn weiterhin verdutzt an.

Okay das war gar nicht mal so dumm. Er hatte auch nichts anderes erwartet. Aber er klang schon irgendwie „arrogant“ dabei. Aber mal abgesehen davon: Hatte er ihn gerade irgendwie „fett“ genannt? Also nur in wesentlich freundlicher umschrieben? Nein da ging sein Hirn, das meist auf Krawall gebürstet war, wohl eher mit ihm durch. Allerdings war er ganz froh darüber dass er seine Augen weiterhin behalten durfte und nur verbunden bekam. Denn insgeheim dachte er wirklich sie würden ihm nun barbarisch die Augen ausstechen, damit er nicht wusste wo es lang ging und es auch niemals würde. Immerhin…hatten sie auch schon Hana verbrannt. Es lag also nicht ganz im Spektrum des Unmöglichen. Seine Waffen abgenommen zu bekommen war das geringste Problem, damit kam er klar. Er machte also kein Geschiss deswegen, denn er war erstens: auch definitiv nicht in der Position dazu die Klappe auf zu reißen und zweitens: wollte er auch Hana keine Probleme mehr damit bereiten. Was passieren würde wenn er nun aufmüpfig wurde.

Hana und sein Vater hatten gerade, auf eine verkorkste Art und Weise, das Kriegsbeil zwischen ihnen ausgegraben und verhielten sich nicht gerade freundlich zueinander. Der reinste Rosenkrieg konnte man sagen. Aber nicht zwischen Mann und Frau, sondern zwischen Vater und Sohn. Und wenn sie könnten würden sie sogar versuchen sich zu zerfleischen. Da wollte Saku nicht noch dem Blonden absichtlich in die Parade fahren und dessen Glaubwürdigkeit in Frage stellen, eben weil er sich nicht benehmen würde. Hana hatte versucht, seinem Vater verständlich zu machen, das Saku und seine Staffel keine Gefahr darstellten. Wenn der Pilot nun anfing aufmüpfig zu werden, dann erreichte er nämlich genau das Gegenteil davon, brachte den Blonden in eine schlechte Position und alles wurde richtig scheiße. Also blieb er cool so gut er konnte. Komischerweise war er das auch irgendwie, obwohl er doch ein Gefangener war.

Sie konnten ihn nicht leiden, denn immerhin war er der der den Sohn des Häuptlings fast umgebracht hatte. Etwas was Saku ihnen nicht mal übel nahm. Sie hatten allen Grund ihm misstrauisch gegenüber zu sein. Selbst wenn er es nicht gewesen ist der den Abzug dafür drückte. Doch hoffentlich ließen sie ihn deswegen nicht gleich absichtlich gegen einen Baum rennen sobald er nichts mehr sehen konnte. Keine Ahnung aber irgendwie traute er das Hao zu. Lag wohl auch daran das der nicht gut auf ihn zu sprechen war und es sich seltsamerweise sehr persönlich anfühlte.

Hao machte plötzlich eine Kopfbewegung zu Silva, der diese aus dem Augenwinkel sah und dann sofort auf Saku zuschritt. Der Schwarzhaarige wusste nicht warum, aber als der Große auf ihn zu kam fasste er automatisch Hana wieder fester und fühlte sich weniger locker als noch vor einigen Sekunden. Der Drang den Kleinen zu schützen kam wieder hoch und das obwohl er wusste das sie ihm nichts tun würden. Hana dagegen bemerkte den festeren Griff an seinen Beinen und Rücken auch sofort und sah wieder zu Saku auf. Fühlte wie dieser ihn dabei sogar wieder mehr an seine Brust drückte. Ihm Schutz bot und er deshalb wieder erneut leicht rot an lief.

Inzwischen war es schon etwas nervig für ihn, also dass sein Herz immer wieder anfing schneller zu schlagen wenn der Pilot ihn so packte und ihm nahe war, aber dafür konnte er nichts. Er war nun mal verliebt und…und er liebte es wenn Saku ihn so beschützend an sich drückte. Liebte es ihm nahe zu sein und die Nähe zu kosten. Ihn zu riechen und zu fühlen. Doch im Innern hoffte er das er das weiterhin gut hinter dem Berg halten konnte, denn keiner sollte mitkommen das er sich ja schon fast Hals über Kopf in diesen Trottel verliebt hatte. Was würden alle von ihm denken? Seine Reputation, als harter Kerl, wäre dann offiziell im Keller! Doch er mochte Saku von Tag zu Tag mehr, aber nach der Aktion am Strand, als Saku ihn vor Anderson schütze und ihm dann auch noch mit seinem Blut gerettet hatte…ab da wusste er dass er ihn liebte. Ausgerechnet diesen abgestürzten Vogel der aus einer ganz anderen Welt kam und nicht mehr alle Dornen in der Hecke hatte. Noch dazu waren sie beide ja männlich. Wie sollte das denn nur funktionieren? Warum war Hana nur so kompliziert? Er machte seiner Familie das Leben nicht gerade leicht, das wusste er inzwischen denn er hatte in den letzten Tagen durch Saku vieles gelernt. Er war erwachsener geworden und wusste nun das sein Handeln einen Rattenschwanz mit sich zog der andere, die ihm nahe standen, auch in Schwierigkeiten bringen könnte. Wenn er jetzt noch um die Ecke kam und sagte das er sich in einen Himmelsmenschen verliebt hatte, der dann auch noch ein Mann war…sein Vater würde ihn umbringen. Naja nicht umbringen, aber alles dafür tun um das im Keim zu ersticken. Oh Gott vielleicht würde er Saku sogar unverzüglich töten! Hana durfte das nicht zulassen und demnach auch nichts sagen. Er musste dieses Geheimnis für sich behalten und abwarten wann und ob sich ein Moment ergab wo man es sagen könnte. Denn eines war klar: ewig würde er das nicht verheimlichen können. Und die Zeit könnte vielleicht auch drängen und war eben nun mal nur endlich, denn immerhin…wollte Saku wieder gehen. Sobald sein Vogel am Strand wieder fliegen könnte dann…dann würde er ihn verlassen. Und der Gedanke riss sein Herz plötzlich in zwei, so dass es Hana selber verzweifelt schockierte. Heh…er war so ein Idiot. Wie konnte er nur zulassen…sich in diesen Kerl zu verlieben? Und das nach all dem was dieser schon bei ihm versucht hatte.

Er wollte ihn mehrmals erwürgen, eine Klippe hinab werfen und dann auch noch vergewaltigen. Auch wenn er für das Letzte nichts konnte. Doch Hana konnte sein Herz einfach nicht mehr belügen. Egal was auch zwischen ihnen passiert war…er liebte Sakutaro inzwischen. Und er hatte Angst ihm das zu sagen, denn er wusste nicht wie der darauf reagieren würde. Nicht nur weil sie beide Männer waren, sondern auch…weil SIE noch immer in seinem Kopf war. Und Hana wurde sofort wieder wütend wenn er nur an Chiharu dachte…An dieses Mädchen das seinem Saku schon so nahe gewesen war…

Silva kam kurz darauf vor Saku und Hana an, so dass ihn beide aufmerksame Blicke zu warfen. Leichte Nervosität des Älteren war natürlich auch in seinen Blicken, was Silva sofort sah und darauf dann zuversichtlich und selbstbewusst lächelte. Er war nervös. Dieser Himmelsmensch hatte wirklich gute Instinkte, aber es gab keinen Grund für Nervosität. Das wollte er ihm mit diesem Lächeln klar machen. Oder bekam Saku inzwischen automatisch dieses Gefühl wenn man dem Sohn des Häuptlings zu nahe kam? Lag vielleicht daran das Hana verletzt war und dieser Sakutaro hatte sich schon perfekt in die Rolle seines Beschützer eingefunden. Vielleicht sogar in noch viel mehr.

Danach fasste er dann mit seinen Händen nach vorne zu dem Blonden und packte ihn sanft neben dieselben Stellen an denen Saku ihn noch immer hielt. Und als der das merkte wollte er instinktiv einen Schritt nach hinten machen um diesen Kontakt abzubrechen. Er sollte…Hana nicht anfassen, denn der könnte sich nicht wehren. Aber das war nicht möglich denn dann rannte er in scharfe Pfeilspitzen die noch immer auf seinen Rücken gerichtet waren. Yoh sah deswegen ebenfalls zu ihnen und bemerkte das Silva eigentlich nur Sakutaro den Kleinen abnehmen wollte. Natürlich wollte er das denn Saku musste gleich die Augen verbunden bekommen und die Hände gefesselt, denn eher nahm ihn Hao nicht mit ins Dorf. So sah er zu dem Himmelmenschen rauf und konnte in seinem Blick genau sehen dass er nervös war. Wow er war nicht gut darin seine wahren Gefühle und Gedanken zu verstecken. Was ihm sofort eine ehrliche Ausstrahlung verpasste. Etwas weswegen Yoh lächelte und dann seine linke Hand auf Sakurai seine Schulter legte, den es dann auch aus seiner Aufmerksamkeit riss und er zu ihm runter sah. Die Schamanin lächelte lieb und sprach dann darauf:

„Es ist okay. Er möchte dir nur Hana abnehmen. Es tut mir leid das mein Gemahl dich so hart ran nimmt und gleich fesseln lassen wird, aber er macht das nur aus Vorsicht. Gib meinem Hao…bitte diesen Freiraum, ja? Weder dir noch Hana wird etwas passieren. Ich gebe dir mein Wort.“

Saku sah ihn an.

Dem Häuptling diesen Freiraum geben…Das klang komischerweise so, zumindest in seinen Ohren, als wäre Hao selber sehr unsicher was ihre Situation betraf und als spielte er gerade mehr den Taffen und Wegweisenden, als er es vielleicht war. Offenbar verunsichere ihn diese Situation auch ungemein, was dann sicherlich daran lag dass es um das Leben seines Sohnes ging. Und auch Saku selber war plötzlich wieder sehr unschlüssig. Es lag nicht nur daran das er das Bedürfnis hatte Hana weiterhin in seinem Schutzbereich zu halten, also dort wo er nach ihm greifen konnte, sondern auch dass, wenn er den Kleinen jetzt ab gab,…man ihn theoretisch umlegen könnte. Er wusste: sobald er Hana losließ war er Freiwild und für den Abschuss freigegeben. Der Blonde sicherte ihm also gerade auch einen Art von Schutz zu und diesen gab er ab wenn er ihn nun Silva überreichte. Saku war von Natur aus ein sehr misstrauischer Mensch. Und es wurde sogar schlimmer je älter er wurde, wegen dem ganzen Scheiß den er schon erlebt hatte. Das er nun so verunsichert und misstrauisch reagierte musste man ihm nachsehen. Er kannte diese Menschen immerhin nicht und auch wenn sie Hana seine Familie waren so stand nun mal der Elefant im Raum dass sie ihn nicht leiden konnten weil er ein Außenseiter war. Weil er nicht von dieser Insel kam. Und allein das war ein Grund mehr um auf der Hut zu sein. Hao hätte ihn vorhin sicherlich schon längst umgebracht, aber Hana und Yoh hatten das verhindert und ganz besonders der Blonde durch seine Nähe zu ihm. Alle standen sie unter seinem Kommando und wenn Hao den Befehl zum Angriff gab, dann würden alle über ihn herfallen. Alle, bis auf vielleicht Hana seine Mutter, die ihn noch immer sehr freundlich und beruhigend ansah. Was war das nur? Er hatte so eine besänftigende Art an sich und in seinem Blick, dass es Saku ganz komisch wurde. Und es war derselbe Blick…den Hana auch haben konnte und dann sogar noch genau dasselbe Gefühl in ihm auslöste. Das Gefühl das man vertrauen konnte und alles gut wurde. Also…versuchte er es, schweren Herzend und mit leichten Zweifeln, mit etwas Vertrauen und sah wieder zu Silva vor. Wenige Sekunden danach überreichte er sanft den Kleinen in seinen Armen dem Kräftigen vor sich und als Hana das bemerkte sah er erschrocken zu Sakutaro rüber.

Er sah wie er von ihm gerissen wurde und die Wärme, die er so sehr liebte, ihn ebenfalls verließ. Hana lag dann auch schon in Silva seinen Armen und der fühlte wie er, trotz der Verletzung, sich etwas von seinem Paten wegdrückte und wieder zu Saku wollte. Zu seinem Liebsten, der nun so allein und völlig der Gnade seines Vaters ausgeliefert dort stand und darauf zu warten schien wie es weiter ging. Und Hana bekam Panik. Wenn Hao jetzt der Teufel ritt…dann war Saku tot, denn er hatte nichts mehr was ihm Schutz bot. Er hatte sich komplett ausgeliefert. Besonders dann noch als Hao einen Pfeifton von sich gab, so wie vorhin und einer der Patcheen hinter Saku, den Bogen senkte, ihn auf seinen Rücken schnallte und dann nach dem Piloten seinen Waffen griff, also nach der neuen Nambu 04 in seinem Holster und seiner eigenen Nambu am Rücken, die zwischen diesen und dem Waffengürtel gesteckt war.

Der Patchee nahm ihm beide ab und legte sie dann, weiter von ihnen weg, an einen Baum, legte dann noch Blätter darüber und verbarg den Blick auf diese. Und genau in der Sekunde war Saku komplett entwaffnet gewesen. Es gab kein Zurück mehr und sein Schicksal lag nun in den Händen dieser Bewohner der Insel. Heh, wenn seine Jungs und ganz besonders Matsumoto, ihn nun sehen würden, sie würden glatt Panik bekommen das ihm was passieren könnte und sicherlich um sich ballern. Es war gut dass sie nicht dabei waren, denn das wollte er ihnen nicht antun. Wollte ihnen nicht seine verwundbare Seite zeigen. Sakutaro war schon immer der Stärkste der Gruppe gewesen und wenn er als Anführer die Waffen nieder legte und sich ergab, dann bekam der Rest Panik, denn sie wussten danach sofort das die Kacke am dampfen war. Saku war keiner der einfach so aufgab, sondern bis zum Schluss um sich biss und er behielt in ihrem Umfeld auch eigentlich immer seine Anführer-Ader aufrecht. Bis auf vorhin…wo es Hana so schlecht ging, denn da hatte er einen Meltdown gehabt. Zeigte zum ersten Mal, vor seinen Jungs, seine empfindliche Seite. Mehr als er es jemals zuvor getan hatte. Und gerade in dem Moment war das auch so. Und sonst…war ihm das noch nie passiert. Außer vor Chiharu und seiner Mutter.

Yoh war sehr froh darüber dass er das alles mit sich machen ließ und sich nicht mal dabei wehrte, geschweige denn anstellte. Es zeigte dass er es mit Vertrauen versuchte und mehr verlange sie auch nicht von ihm. Vertrauen war sehr wichtig. Besonders in diesen angespannten Zeiten denn er wusste genau…das wenn die anderen Himmelsmenschen von ihnen wüssten…Hao locker in den Krieg ziehen würde. Allein für Hana seine Sicherheit würde er das schon tun und in der Hinsicht waren sein Gemahl und Sakutaro sich nicht mal so unähnlich. Sie sorgten sich beide um das Wohl seines Sohnes. Das konnte Yoh genau sehen und es machte ihn glücklich. Glücklich zu sehen wie sehr sein Sohn geliebt wurde. Nun gab es also nur noch die Hürde zu überwinden wie sie diesen Fremden in ihren Stamm integrieren könnten, denn Saku war Hana sein Dyami und musste demnach bleiben. Sie gehörten zusammen, daran gab es keine Zweifel und Hana…hatte ja lange auf ihn warten müssen. Doch jetzt war er hier und Yoh…er wollte dafür sorgen dass alles gut wurde. Das sie beide glücklich werden könnten. Etwas was er sehr schnell, kurz nachdem er die Beiden zusammen sah, akzeptiert hatte. Aber sein Hao…war da doch etwas sturer. Er liebte Hana über alles und würde ihn nicht so leicht hergeben wie Yoh, obwohl es das Beste für ihn sein würde. Und er war sich ganz sicher…das Hao ebenfalls bemerkt hatte das sein Sohn diesen Mann mochte. Aber er liebte ihn so stark…das es ihm schwer viel loszulassen. Und so zuversichtlich Yoh auch war…er ebenfalls wusste dass es schwer werden würde, denn Saku war nun mal ein Himmelsmensch und dies war nicht seine Heimat und demnach könnte, ihn zu integrieren, verdammt schwer werden.

Der Patchee, der eben die Waffen verschwinden ließ, kam nun wieder vor Sakurai und zog ein strammes und fest geflochtenes Seil vom Bund seiner Hose und fasste dann völlig wortlos Saku seine Hände und band sie vor ihm zusammen. Dieser ließ das auch völlig wortlos mit sich machen und sah dem ganzen noch dabei zu. Er sah die Technik und war erstaunt. Er kannte diese Technik. Sie war der, die sie im Militär lernten und die er kannte, sehr ähnlich und nur an einigen Stellen leicht anders. Das warf wieder Fragen in seinem Kopf auf. Berechtigte Fragen.

Ihm war aufgefallen, gleich am ersten Tag auf dieser Insel, dass Hana japanisch sprach. Sie hatten demnach auch keinerlei Kommunikationsbarrieren zwischen ihnen und verstanden sich flüssig. Was ihn zu der Überzeugung brachte das diese Menschen früher Mal Japaner gewesen sein mussten. Anders konnten sie diese Sprache nämlich nicht besitzen. Zumindest wusste er nicht wie das sonst möglich wäre. Und wenn er nun diese Technik vor sich sah…erinnerte ihn das stark an die Technik innerhalb der japanischen Marine, was seinen Kopf zum zusammenzählen brachte. Sie hatten auch diese Knoten und Bindetechnik gelernt um den Feind gut zu fesseln damit er auf keinen Fall entkommen könnte. Es klang verrückt aber was wenn…wenn sie Nachkommen von Schiffsverunglückten waren? Und das vielleicht sogar Jahrhunderte zurück lag. Immerhin war es nicht ungewöhnliches das Schiffe verunglückten auf der tosenden See und Menschen somit verschwanden. Ihr Gelerntes und Techniken wurden weiter vererbt und weitergegeben, sollten sie überlebt haben und Saku glaubte nicht an Zufälle. Das war ihm dann alles doch viel zu zufällig, also glaubte er eher an seine eigene Theorie. Nämlich das diese Menschen mal aus Japan kamen, hier strandeten und dann einfach auf dieser Insel geblieben waren und eine eigene Zivilisation gründeten. Sie überlebten. Das erklärte zumindest vieles und dann waren sie sich natürlich auch ähnlicher als er bisher dachte. Selbst ihre Gesichtszüge und ihr Körperbau waren eher japanisch, als etwas anderes. Bis auf Silva, der wirkte anders. Aber es könnten echt seine Landsleute sein, die nur anders aufgewachsen waren und das fern der eigentlichen Heimat und der sich schnell entwickelnden, modernen Zivilisation. Und er fühlte auch dass es ein ordentlicher Knoten war, mit dem er gefesselt wurde, denn kurz nachdem er die Hände vor sich verbunden hatte, versuchte er mal leicht sie zu lockern…konnte er aber auch sofort wieder vergessen. Diese Schlinge und der Knoten waren gut verarbeitet, da kam er nicht mehr raus ohne dass ihn jemand befreite. Nun war er wirklich…ein Gefangener.

Hana lag weiter in Silva seinen Armen und sah dem allem zu. Er sah wie Saku gefesselt wurde und der Patchee vor ihm nun um ihn herum lief, wieder hinter ihm ankam und dann noch ein weißes Stirnband hervorzog und es schließlich Saku über die Augen legte und es am Hinterkopf fest zusammenband damit es auch ja nicht verrutschte. Er wurde komplett „gesichert“ konnte man sagen. Wie sie ihn behandelten, als wäre er ein Feind der ihnen böses wollte und das tat Hana weh. Er wollte das nicht sehen. Sehen wie sie ihn als Gefangene behandelten und es war seine Schuld das sie in der Lage gelandet waren, denn wäre er nicht angeschossen worden, ja quasi weggeblieben vom Zero, dann wäre es nicht so weit gekommen. Das war seine Schuld und Saku war ein so guter Mensch der nun darunter zu leiden hatte. Ihn so zu behandeln war einfach falsch in seinen Augen. Weswegen er sich leicht wand, obwohl er dann wieder Schmerzen bekam und laut sprach:

„Saku! Saku es tut mir so leid!“

Er musste es einfach sagen, denn das alles war die Bürde die er zu tragen hatte. So wie Saku dachte er wäre schuld an Hana seiner Verletzung, so fühlte der sich für das alles verantwortlich. Da gaben sie sich echt in nichts nach. Und als der Pilot seine Stimme hörte sah er in die Richtung vor sich, auch wenn er nichts mehr sehen konnte, aus der sie gekommen war und sprach freundlich lächelnd darauf:

„Alles okay Hana. Ich kann verstehen dass sie das machen. Ich hätte es auch nichts anders gemacht, denn immerhin bin ich der Feind für sie…Mach dir also keine Sorgen, ja?“

Er versuchte das sehr beruhigend und beschwichtigend zu sagen, aber bei dem Blonden kam das nicht ganz so an, denn Hana sah ihn danach traurig an. Nein…nein das war nicht richtig. Es war nicht fair. Saku war nicht der Feind und er sollte damit aufhören sich so hinzustellen als wäre er es! Warum machte er das? Plagten ihn wirklich solche Gewissensbisse, wegen dem Schuss auf ihn, dass er sich jetzt freiwillig alles aufbürdete? Aber das sollte er nicht! Es war doch nicht seine Schuld gewesen, ganz im Gegenteil! Er hatte ihn gerettet! Es tat ihm so weh das zu sehen. Und das sah seine Mutter ebenfalls und kam deswegen auch gleich wieder zu ihm und neben Silva. Sanft streichelte er dann seinem Kind über den blonden Haarschopf, so das Hana zu ihm sah und Yoh dann lieb sprach:

„Er hat recht. Alles wird gut. Du musst dir keine Sorgen um ihn machen Hana. Ich gebe dir mein Wort das ihm nichts passieren wird. Und dein Vater auch. Nicht wahr Hao?“

Sehr spitz und gezielt.

Er sah dann zu seinem Gemahl rüber, der hinter ihnen stand und die Arme muffig vor sich verschränkt hatte. Sein Blick war weiterhin sehr ernst und er sprach kein Wort zu ihnen. Doch er konnte Yoh damit nicht täuschen. Alle anderen vielleicht, aber nicht ihn, denn dafür kannte er ihn besser als alle anderen. Wäre auch schlimm wenn nicht denn er war sein Mann. Er sah Hao an das er innerlich aufgewühlt war, nur konnte der das fast perfekt verbergen, dass man genau hinsehen musste um es zu verstehen. Ganz anders als Saku, der sehr offen war mit seiner Kommunikation seines Körpers. Etwas was dem jungen Schamanen schnell aufgefallen war. Und so sah man Hao auch gerade an das er erst nicht wusste wie er antworten sollte. Doch je länger er seiner Königin in die Augen sah, diese Augen die ihn plötzlich zu durchbohren schienen…da gab er langsam nach. Und es nervte. Hao sah Yoh an das er ebenfalls unglaubliches Vertrauen in diesen Fremden steckte und das obwohl sie ihn nicht kannten und sein Sohn bisher der Einzige war der immensen Kontakt zu ihm hatte. Woher kam also dieses Vertrauen in seiner Königin her? Dieses Vertrauen zu dem Himmelsmenschen. Aber er konnte es sich denken, denn sicherlich lag es an Hana. Es lag meistens an Hana. Und somit war es wie immer…Mutter und Sohn hatten eine so enge Bindung zueinander das er deswegen leicht außen vor stand. Und offenbar wussten sie etwas was er nicht wusste. Was ihn leicht fuchste. Er mochte keine Geheimnisse. Doch er gab dennoch nach und schnaufte kurz. Der fremde Kerl war gefesselt und verhielt sich bisher auch sehr kooperativ, also würde er mal nicht so sein und ihn verschonen. Immerhin hatte er es ja auch versprochen. Bis jetzt verlief noch alles im Rahmen und wie er es wollte, also gab es keinen Grund ein Arschloch zu sein. Demnach nickte er auch nur leicht, schloss die Augen und antwortete:

„Na schön…Ich gebe ebenfalls mein Wort das ihm nichts passieren wird. Zumindest so lange nicht bis ich bemerkte das er was Krummes versuchen will. Und sollte das passieren, mache ich persönlich kurzen Prozess mit ihm!“

Und das war auch erst mal wieder sein letztes Wort gewesen. Dann drehte er sich um, gab erneut einen Pfiff von sich und setzte sich in Bewegung. Auf Grund des Pfiffs machten sich auch alle anderen auf den Weg und folgten ihrem Stammesführer. Silva drehte sich deswegen auch um und riss damit automatisch den Blickkontakt von Hana zu Saku ab. Und bereits wenige Sekunden, ja noch ihm Umdrehen, als der das bemerkte, sah Hana besorgt zu Saku rüber und streckte den linken Arm nach ihm aus, als er rief:

„Saku!“

Es war fast so als würde man zwei Liebende trennen.

Und obwohl der nichts mehr sehen konnte, so hörte er die Sorge und Angst in der Stimme des Kleinen, was ihn sofort auch etwas unruhig werden ließ. Sein Instinkt befahl ihm irgendwie sich los zu reißen und zu Hana zu rennen, aber er behielt das logischerweise unter Kontrolle und damit auch wieder seine Ruhe. Saku atmete aus. Es war alles gut, denn vorerst gab es keinen Grund mehr für Sorge. Er musste vertrauen und das sollte Hana besser auch, denn sie konnten nicht mehr ausgeliefert sein als sie es gerade waren und das war ein Fakt. Saku war gefesselt, hatte die Augen verbunden, war entwaffnet worden und es waren Pfeile auf ihn gerichtet. Jap echt beschissener und eingekesselt konnte man nicht sein. Und Hana war bewegungsunfähig und stark verletzt. War also auch für ihn ne miese Situation. Keiner von den Beiden konnte was machen, also mussten sie sich fügen. Und genau deswegen sprach er dann auch beruhigend zu ihm rüber:

„Entspann dich Hana. Du bist noch frisch behandelt und brauchst Ruhe. Wenn dann sollte ich den Grund haben nervös zu werden und nicht du. Ich versuche es aber mal mit Vertrauen. Und wenn ich ruhig bleiben kann, dann kannst du es erst recht. Nicht wahr du Nervensäge? Immerhin kannst du doch alles angeblich besser als ich, oder?“

Er war frech und dieses Lächeln…Warum lächelte er ihm noch so sanft dabei zu, wo doch alles hätte komplett anders laufen sollen? Dieser eine verdammte Zwischenfall am Strand hatte alles komplett verändert. Nicht nur das Hana angeschossen und verletzt wurde, sondern auch seine Gefühle wurden dadurch klarer. Er wusste nun dass er Saku liebte und dass viele seiner komischen Ideen in letzter Zeit daher fruchteten. Ja sein ganzes komplett verändertes Verhalten sogar. Und manchmal war es so erschreckend, sogar für ihn, denn Hana erkannte sich manchmal nicht wieder. Was daran lag…das er erwachsen wurde. Sein kindlicher und frecher Trotzkopf würde niemals richtig verschwinden, denn er war ein Teil von ihm. Aber er wurde inzwischen mehr als das…und das hatte er nur Saku zu verdanken. Ihm und seinen Jungs, die ihre Flügel öffneten und ihn herzlich in ihrer Familie von verrückten Vögeln aufnahmen. Eine Familie in die er perfekt passte, denn er war auch ein komischer Vogel. Hana war glücklich darüber. Und genau deswegen schluckte er seine Sorge weg und ließ sich von Silva davontragen. Dieser Blödmann Saku. Er musste leicht zurück lächeln. Natürlich konnte er vieles besser als er! Was war das denn für eine Frage? So ging es ihm sofort wieder viel besser. Aber dennoch hatte er noch Schmerzen. Nicht nur seine Brust tat ihm weh, weil er sich um Saku sein Wohlbefinden sorgte, sondern auch sein Bauch. Klar er war noch nicht lange verarztet worden, sicher kam das daher. Die Wunde schmerzte aber nun wieder stärker, weswegen er erneut seine Hände auf den Bauch legte und sich auf seine Atmung konzentrierte. Er veratmete die Schmerzen damit gezielter, die sich aber etwas seltsam anfühlten. Klar er wurde ja auch noch nie in seinem Leben angeschossen, also waren das alles neue Gefühle für ihn. Doch da war noch etwas…Ein starkes Ziehen in seinem Bauch, das nicht direkt an der Wunde war und er hoffte plötzlich das Sugi auch wirklich alles gut behandelt und nichts vergessen hatte. Er musste vertrauen, genau wie Saku. Doch Mama würde ihn sich sicherlich auch noch mal ansehen und er war sich ganz sicher dass sie auch gleich bemerken würde wenn etwas mit ihm nicht stimmte. Also gab es kaum einen Grund zur Beunruhigung. Alles wurde schon irgendwie. So wie Mama immer sagte. Danach setzten sich dann auch schon alle in Bewegung.

Saku bekam von hinten einen etwas unfreundlichen Schubs, aber lief dann auch schon einfach los ohne was dazu zu sagen. Es war okay und so liefen sie weiter tiefer in den Dschungel, was Sakutaro aber nicht mehr sehen konnte dank der Augenbinde. Er konnte nur noch hören und weiter laufen. Und das was er hörte war ein Unwetter. Ein grollendes Unwetter in der Ferne und noch nicht ganz bei ihnen angekommen, aber konnte er es hören. Es zog vom Ozean zu ihnen und brachte dicke, graue Wolken mit sich. Grauer und voller Gewitter, als die düsteren Wolken die sich schon über ihnen gefestigt hatten seit sie den Flugzeugträger verließen. Und dann hörte er noch was…Regen. Leises Prasseln fing langsam um ihn herum an. Ausgelöst von Tropfen die auf Blätter schlugen und diese sanft zum wackeln brachten. Auch konnte er ihn wittern und er war warm, als er seine Haut am Nacken und dem Gesicht berührte. Da kamen…so viele Erinnerungen hoch. Jedes Mal wenn er ihn roch und fühlte. Keine schönen…sondern schlimme Erinnerungen. Derselbe Regen…wie in der Nacht als er Chiharu verlor. Der erste, warme Frühlingsregen setzte ein und befruchtete die Erde, der Insel, unter ihren Füßen. Schenkte neues Leben und brachte Veränderung mit sich. Und beide, weder Hana noch Saku wussten nicht wie sehr sich alles ab diesem Tag ändern würde. Wie ein Ereignis am Strand erneut ihre ganze Welt auf den Kopf stellte und das es auch noch ohne Vorwarnung über sie kommen würde. So wie damals als sie sich kennen lernten und jetzt durch den Schuss auf Hana. Und Saku konnte ihn genau hören. Dort weit in der Ferne und über den tosenden Wellen des Wassers hörte er ihn kommen. Die sprichwörtlich bekannte „Ruhe“ vor dem Sturm die da aufzog. Und der danach nicht lange auf sich warten lassen würde. Er kam…der eine komplette Neubeginn, den der Sturm mit sich im Schlepptau hatte und alles verändern würde. So machten sie sich auf den Weg.

Der Regen fiel weiter und hatte noch immer nicht seine volle Stärke erreicht während sie weiter durch den Dschungel liefen und das Dorf auch schon bald in Reichweite auftauchen würde.

Hana lag noch immer in Silvas Armen, der mit ihm zusammen zwischen Hao und Saku seinem Häuptling nachhause folgte. Dich neben ihnen lief Yoh, der die Hand seines Sohnes hielt und diesem immer mal wieder sanft zulächelte. Er wusste ganz genau das Hana besorgt war und er versuchte ihm dies durch sanftes Streicheln über seinen Handrücken zu nehmen. Wollte ihm Schutz spenden und damit aussagen dass alles gut werden würde. Hao war zwar pissig aber er würde zu seinem Wort stehen, denn das tat er immer. Doch der Blonde registrierte das Streicheln so gut wie gar nicht und das lag nicht daran das er es nicht wollte, sondern weil seine Gedanken komplett wo anderes waren. Das sah man auch an seinem Blick den er starrte vor sich auf seinen Bauch. Er war komplett weg. Sah das mit Blut getränkte Oberteil an, das aber inzwischen schon geronnen war und blickte auf das Loch im Stoff wo die Patrone vorhin durchschlug. All das war innerhalb von Stunden passiert und da es nun bereits schon Nachmittag war und die Dämmerung auch langsam einsetzte, wirkte es noch surrealer als es bereits war. Es ging alles so schnell. Das Frühstück, die Suche nach Saku seiner Waffe um sich zu entschuldigen und Vertrauen zu zeigen, der Zwischenfall mit dem Schuss und dann seine Operation. Sein Leben stand schrecklich auf der Kippe diesen Tag und er dachte wirkliche er würde es nicht schaffen. Aber Saku hatte ihn mit Sugi gerettet. Tja und nun waren sie plötzlich auf dem Weg zu seinem Dorf und Saku noch dazu ein Gefangener von ihnen. Etwas was Hana nicht passte und nie gewollt hatte. Aber mal von den ganzen Dingen abgesehen, die passiert waren, diese waren Vergangenheit und das was ihn gerade mehr sorgte…war die Zukunft. Denn was würde passieren sobald sie mit Sakutaro im Dorf waren? Wie ging es dann weiter? Hao hatte ja klipp und klar ausgesagt das er nicht mehr zu ließ das Hana das Dorf verlässt. Er würde ihn also dort halten und einsperren und damit fand er sich, ironischer weise, genau in derselben Position wie der Pilot den er inzwischen liebte. Sie waren dann nämlich beide plötzlich Gefangene der Patcheen und das obwohl es das Zuhause des Blonden war. Doch so schrecklich es für ihn auch war weggesperrt zu werden, er sorgte sich mehr um den Piloten. Was würden sie mit Saku tun? Würden sie ihn in einen Wigwam stecken, an einen Pfahl binden und dort verrotten lassen? Allein wenn Hana sich dies bildlich vorstellte zerbrach es ihm sein Herz. Er sah ihn plötzlich dort knien, mit den Händen nach hinten an den Pfahl gebunden, die Handgelenke bereits blutig wegen der strammen Fessel die sich in seine Haut schnitt und den Kopf schwach nach unten zu Brust geneigt. Es tat weh. Dieses Bild suchte ihn heim und tat einfach nur weh und wenn das wirklich passieren würde…dann war das seine Schuld. In seinem Kopf kniete Saku dort wie ein gefoltertes Tier. Wie ein stolzer Adler, den man absichtlich die Schwingen gestutzt hatte und der sich damit nie wieder in die Lüfte erheben würde um auf ewig sein Leben als Haustier zu fristen. Weg. Nein einfach weg damit. Hana musste dieses Bild aus dem Kopf kriegen. Es quälte ihn so sehr und er schüttelte dann auch leicht den Kopf. Niemals. Niemals würde er das zulassen. Er wusste nicht was sein Vater mit Saku vorhaben würde, aber was auch immer es war…Hana ließ nicht zu das sie ihm wehtaten. Er würde ihn selber da raus boxen wenn es sein müsste. Und es war ihm dann mal wieder egal ob er sich, in dem Moment erneut, gegen seine Familie stellte. Immerhin…war er doch eh der Fluch seiner Familie, oder? Was sollte noch passieren? Es konnte nicht schlimmer werden. Da konnte er dann auch für das kämpfen was er liebte.

Und der Gedanke stoppte noch nicht mal dort, denn es gab da noch ein weiteres Problem das im Dorf lauerte und sicherlich schon auf Alarmbereitschaft gestellt war. Das Unwetter vor dem es ihm persönlich grauste und damit auch wieder Schmerzen in seinem Bauch verursachte, wenn er nur daran dachte. Es war der Mensch den er mehr als alles andere verabscheute im Dorf und dem noch immer viel zu viele ihr Gehör schenkten. Seltsamerweise sogar auch sein Vater…Es war die alte Hexe Goldva. Und die war etwas wo sie wohl nicht drum rum kamen, egal wie sehr sie es auch wollten. Sie mussten sich ihr stellen und wie er die Alte kannte war die sicherlich schon auf Krawall gebürstet und lechzte nur danach das Hana wieder mit Ärger im Schlepptau nachhause kam, damit sie ihm erneut die Ohren langeziehen und ihn gleichzeitig auch noch niedermachen könnte. Ihn beschimpfen könnte was für eine Schande er doch war und wie sehr er damit mal wieder seiner Großmutter ähneln würde. Er…er konnte es nicht mehr hören. Hana hatte irgendwann aufgegeben sich der Alten beweisen zu wollen und sich Mühe zu geben. Sie konnte ihn schon immer nicht leiden und er wunderte sich noch heute warum die Hexe ihn damals, nach der Geburt, nicht gleich an die Wand geklatscht hatte und ihn umbrachte. Sonst war sie doch auch nicht rücksichtsvoll und zimperlich. Und wenn er ehrlich war dann widerte ihn der Gedanke an…das diese Hexe die Erste war die ihn nach seiner Geburt in den Händen hielt. In dem Moment hielt wo er völlig schutzlos gewesen war. Sie hätte ihm schon gleich da den Hals umdrehen können. Hätte sie es mal getan, was? Vielleicht war das aber auch absichtlich ihn zu schonen, denn wahrscheinlich wusste sie genau ab dem Moment schon, als sie seine Haarfarbe sah, dass sie ihm lieber erst mal das Leben richtig zur Hölle machen würde vor allem anderem. Denn sie, nicht sein Vater, oder jemand anderes im Dorf, sondern nur SIE hatte diesen Floh allen anderen ins Ohr gesetzt das er der Teufel wäre. Das er böses Blut in sich trug und das nur weil er seiner Oma so ähnlich sah. Denn Hao hatte das nie durchsickern lassen und hat ihn als Kind so sehr geliebt. Doch je älter er würde und je mehr er seinen eigenen Kopf bekam…umso schlimmer wurde ihr Verhältnis zueinander, denn Goldva schaffte es dann endlich in seinen Schädel zu kommen und ihm ebenfalls den Floh ins Ohr zu setzten das Hana nicht anders konnte als in die Fußstapfen seiner Großmutter zu treten. Also Unheil zu bringen und das er verflucht dazu sei, aber Hana selber hatte sich immer dagegen gewehrt, denn er war nicht seine Großmutter! Machte es sogar schlimmer damit. Er war immer schon er selbst gewesen und das würde er auch weiterhin bleiben! Er tat was er für richtig hielt und bisher hatte es ihm zwar viel Leid gebracht…aber auch viel Gutes. Und er blieb sich selbst treu. Denn nur dadurch, dass er sich selbst treu blieb…konnte er Saku und die Jungs kennenlernen. Noch dazu war er sogar zum ersten Mal in seinem Leben verliebt. Und Hana wusste das es Liebe war denn dieses starke Gefühl hatte er noch nie zuvor erlebt. Es war dem Gefühl ähnlich was er zu seiner Mutter hatte, aber VIEL intensiver. Viel schöner... Und er erinnerte sich daran was seine Mutter einst zu ihm gesagt hatte. Damals als er sie fragte ob er auch jemals jemanden finden würde den er so intensiv lieben lernen könnte wie es Mama und Papa taten. Der ihn so lieben würde wie er war. Und Yoh sagte zu ihm: „Natürlich gibt es jemanden für dich. Und ich bin mir sicher du wirst diese Person ganz allein finden. Du musst nur deinem Herzen folgen und mit einem offenen Verstand durch die Welt gehen. Sei ehrlich zu dir und deinen Gefühlen, so wie auch anderen denen du begegnest. Und dann kommt die große Liebe schon von ganz allein. Du wirst es erkennen wenn du alt genug dafür geworden bist. Und ich bin mir sicher…die Person die dich bekommt, kann nicht dankbarer sein. Du bist ein gutes Kind und du wirst ein wundervoller junger Mann werden. Sie wird dich über alles lieben…Ganz sicher Hana.“. Und sie hatte recht. Seine Mutter hatte doch tatsächlich recht gehabt. Er hatte diese Person ganz allein gefunden und auch wenn er noch nicht wusste wie Saku zu dem Ganzen Gefühlschaos stand, das in ihm vor ging, so war es ein fakt das er ihn ebenfalls mochte denn sonst würde er ihn anders behandeln. Saku hatte ihm schon öfter gezeigt das er ihn mochte. Ob er allerdings für ihn auch Gefühle wie Liebe empfand, dass musste Hana erst noch herausfinden. Und das könnte…kompliziert werden, denn Sakutaro war etwas trotzig wenn es um offene Gefühle ging. Zumindest konnte er nicht gleich so darüber reden sondern eher um vier Ecken. Etwas…was Hana allerdings auch in Perfektion konnte. Demnach würde das echt knifflig werden mit ihnen. Sie waren... beide schon echt bekloppt, was? Es riss ihn aber aus seinen Gedanken, als er kurz danach rechts von sich sah und schon ihr Dorf schon sehen konnte, denn es war bereits in Sichtweite. Verdammt es ging alles viel zu schnell und Hana schluckte. Tja dann war es wohl soweit. Zeit sich warm anzuziehen. Und noch nie zuvor…kam er mit solch einer extremen Nervosität nachhause…

Als nächstes schritten sie auch schon auf den großen Platz und kaum als sie diesen betreten hatten…konnte er es genau sehen. Hana war es ja gewohnt das jede Mal, wenn er nachhause kam und über diesen Platz lief, ihn die Augen der anderen Patcheen folgten. Sie ihm dabei Blicke zuwarfen als wäre er ein Monster und eine Schande für einfach jeden. Es waren also verachtende Blicke. Doch heute war das nicht so, denn zu Abwechslung lag ihre Aufmerksamkeit nicht auf Hana…sondern auf Saku und

man bemerkte sofort wie sie ihn ansahen.

Hana konnte sehen wie diese Blicke voller Furcht und Sorge waren das er ihnen was tun könnte, oder als käme er aus der Unterwelt. Das war noch nicht mal ungewöhnlich denn wann sahen sie schon mal einen Menschen der nicht von dieser Insel kam? Der Blonde wusste überhaupt nicht wann es das letzte Mal vorgekommen war dass sie jemand gefunden hatte. Jemand auf diese Insel kam und mit ihnen Kontakt auf nahm. Seine Mutter könnte das vielleicht wissen, oder die alte Goldva, denn die wusste ja angeblich alles. Also es wäre zumindest möglich. Aber bis vor einigen Tagen wusste Hana ja selber nicht mal das es außerhalb seiner Welt überhaupt noch eine andere gab. Eine die er nicht kannte und eine von der er, ohne Saku seinen Absturz, vielleicht auch niemals erfahren hätte. Deswegen hielt er ihn damals auch für einen bösen Geist oder einen Dämon, denn es ergab einfach keinen Sinn. Ein Mann der vom Himmel fiel... In dem Moment wurde alles was Hana über seine Welt wusste auf den Kopf gestellt. Und das hatte bisher auch noch nicht nachgelassen, denn je länger er sich bei Saku und seinen Jungs aufhielt…umso mehr hinterfragte er sein Zuhause und seinen Platz im Leben. Er fragte sich immer mal wieder: Wo gehörte er nun eigentlich hin? Er wurde zwar auf dieser Insel geboren, aber sein Herz sagte ihm das er zu Saku seiner Familie gehörte. Zu ihn und seinen Jungs die er so gern hatte. Er wusste nicht wieso es das tat, aber es war ihm nun klar geworden das es so war. Und wenn es nach ihm ging…wollte er sich nie wieder von ihnen trennen. Besonders von Sakutaro und es tat ihm weh und machte ihn wütend zugleich, wenn er sah wie die Patcheen den Mann ansahen der ihn so mochte wie er war. Sie ihn so voller Angst und Abneigung ansahen, als wäre eine Pest in ihr Lager marschiert um sie dahinzuraffen. Diese Blicke waren voller Angst, aber dennoch…fast wie die die er sonst immer abbekam.

Mütter zogen kurz darauf ihre Kinder hinter sich, oder schickten sie in ihre Wigwams um sie vor dem Fremden zu schützen. Nicht alle aber viele. Sie ließen ihn nicht eine Sekunde aus den Augen, als sie über den Platz liefen und dann nahe dem großen Feuer stehenblieben. Etwas was Saku hören konnte. Denn seit er die Augen verbunden hatte war sein Gehör alles geworden auf das er sich noch verlassen konnte um seine Umgebung wenigstens etwas zu identifizieren.

Er bekam nicht alles mit, doch der leichte Regen war nun weiter in den Hintergrund gerutscht weil das Feuer des Lagers so stark knisterte. Ein Lagerfeuer also. Und wenn er sich nicht irrte hörte er auch flüstern weiter um sich von Leuten die er nicht kannte. Sicherlich Dorfbewohner die Angst vor ihm hatten, denn auch wenn er keine Worte verstand konnte er sich das gut vorstellen. Immerhin war er ein Fremder. Doch er musste sich das alles nicht mehr länger fragen, denn ohne das er es sah machte Hao eine Kopfbewegung zu einem der Patcheen hinter dem Piloten, einen Befehl und zwei Sekunden danach sah er auch schon wieder etwas.

Saku fühlte wie ihm die Augenbinde abgenommen wurde und musste danach erst mal ordentlich blinzeln um seine Sicht wieder zu schärfen und sich auf die Helligkeit einzustellen die ihn wegen dem gewaltigen Lagerfeuer vor ihm überrannte. Aber es waren nur Sekunden und dann war er auch schon wieder voll dabei und mitten drin so das er sich verdutzt umsah. Er stand nun in einem Dorf und dieses war nicht mal sonderlich groß und bestand aus Wigwams die er nur von Indianern aus seinen Kinderbüchern kannte. Sie waren schön geschmückt und bemalt und er sah sogar viele Kunstwerke aus Knochen und Federn an diesen Hängen. Eine sehr zurückgebliebene Zivilisation. Und dann sag er auch schon die Bewohner des Dorfes um sich und diese…nun es waren ganz normale Menschen. Nichts Abgedrehtes oder Wildes, sondern ganz normale Leute. Saku sah diese etwas wilder und nicht so modern gekleideten Menschen um sich stehen und bemerkte wie sie ihn voller Angst ansahen, als wäre er der Teufel persönlich und gekommen um ihre Kinder zu fressen. Jap sie hatten schreckliche Angst vor ihm, das konnte man klar in ihren Augen ablesen. Zumindest bei den Erwachsenen, aber bei den Kindern war das nicht so. Die Augen der Kleinen blickten ihn dagegen mit Neugier und sogar teils schon mit Faszination an. Kein Wunder er war ja auch ein komplett Fremder der nicht von der Insel kam. Sowas wie ihn hatten sie noch nie zuvor gesehen und dann war er auch noch anders gekleidet.

Saku faszinierte alles was er sah. Dieses Dorf strotze vor Leben und das besonders durch die Kinder. Er sah sie, nicht viele, aber es gab sie bei ihnen. Kinder, geschätzt vielleicht so im Alter von vier bis 8 Jahren und demnach noch sehr jung. Eine Mutter trug sogar ein Baby in ihren Armen und drückte es dann schützend an sich als sie ihn sah. Und das war Saku plötzlich sehr unangenehm. Sie sollten…keine Angst vor ihm haben, denn er wollte ihnen nichts tun, sondern eher das Gegenteil erreichen. Er wollte sie beschützen, denn wenn Kaizo von ihnen erfuhr dann war das friedliche Leben, was er vor sich sah, endgültig vorbei. Obwohl „friedlich“ so ne Ansichtssache war, denn für Hana schien das offenbar nicht so zu sein an diesem Ort. Nichtsdestotrotz war es ein schöner, geheimer Ort auf dieser Insel und besaß schon fast etwas Magisches. Es wirkte wie eine Heimat in der man ohne Sorge seine Kinder großziehen könnte und diese dann glücklich sein würden. Sehr familiär. Doch was war da bloß noch im Busch…das Hana sich hier nicht wohl fühlte? Saku sah deswegen auch wieder vor sich und zu Silva, der wieder neben Hao platzgenommen hatte und weiterhin Hana in den Armen hatte, der dem Piloten einen sehr sehnlichen Blick zuwarf. Man konnte ihm ablesen das er zu ihm wollte und Saku wollte ihn auch plötzlich wieder zurück haben. Hatte Hana... wirklich solche Sorge um ihn? Was war denn plötzlich mit dem kleinen Teufel los? So kannte er ihn ja kaum. Aber auch er verhielt sich anders. Anders seit diesem Schuss...

Doch nicht nur Saku und Hana waren die Einzigen die um sich sahen wie sehr sich das Volk fürchtete…sondern auch ihr Anführer. Denn Hao hatte als Erster die Blicke gesehen und genau aus dem Grund war er auch mit diesem Fremden vor dem heiligen Lagerfeuer stehen geblieben. Er wollte dass alle ihn sehen. Diesen Himmelsmenschen sahen um ihnen somit den Schrecken vor ihm zu nehmen. Sie sollten wissen dass er alles unter Kontrolle hatte und das erst Mal keine Gefahr bestand. Das dieser Kerl ihnen nichts anhaben konnte. Und wenn doch…dann kümmerte er sich ja selber um das Problem, egal was Hana wollte. So verschränkte er wieder seine Arme vor sich und sah sich um. Fünf Patcheen standen um Saku herum. Jeweils einer links und rechts von ihm und der Rest an seinem Rücken und hielten ihn so im Zaum. Er war eingekesselt und Hao nutzte dann seine Gunst der Stunde und sprach laut zu seinen Leuten um sich:

„Ihr müsst euch nicht fürchten. Es ist wahr dass sich die Gerüchte bestätigt haben, die schon länger kursierten, nämlich dass Himmelsmenschen auf unserer Heimat angekommen sind. Doch bestimmte Gründe haben mich dazu veranlasst einen von ihnen als Gefangenen zu nehmen und in unser Dorf zu bringen. Er wird euch aber nichts tun, dafür werde ich sorgen. Und ich verspreche euch, dass ich ihn sofort ausschalten werde, wenn er mir auch nur das Gefühl gibt das er eine Gefahr für uns darstellen könnte.“

Okay klang ehrenhahft, wenn er damit nur nicht noch Saku persönlich gedroht hätte ihn umzunieten, denn der nahm das etwas persönlich. Hao machte dann einige Schritte von Silva weg und sah zu den Dorfbewohnern links von sich, als er weiter sprach:

„Ihr habt bestimmt viele Fragen und das ist auch gut so. Aber alles was ich euch sagen kann ist: Macht euch keine Sorgen und lebt einfach normal weiter. Lass eure Kinder spielen und denkt nicht darüber nach. Es wird euch nichts passieren und ich werde für alles gerade stehen…was mein Sohn mal wieder verbockt hat.“

Bitte was tat er da gerade?! Saku sah ihn erschrocken dabei zu wie Hao danach einige Schritte auf die Andere Seite machte und weiter sprach:

„Mein Sohn hat mal wieder Ärger im Gepäck und mehr an sich gedacht als an den Rest von uns. Aber das ist nichts was ich nicht wieder hinbekomme. Und ich hoffe ihr könnte mir vergeben…Vergeben das er so einen Dickkopf hat und das er... meiner Mutter so ähnlich ist.“

Und das war ein ziemlich mieser Hieb gewesen. Das tat weh. Es tat Hana verdammt weh. Besonders dann noch, als Hao dabei kurz über seine rechte Schulter sah und zu Hana in Silvas Armen blickte, der seinen Blick dann auch schon traurig und beschämt auf seine Brust richtete und dem seines Vaters nicht mehr standhalten konnte. Er schämte sich für ihn. Sein eigener Vater schämte sich offen und vor allen anderen über seinen Sohn. Und nichts schmerzte gerade mehr. Er verglich ihn nämlich mit etwas was alle in diesem Dorf als Fluch und Unheil ansahen…nämlich seiner Großmutter. Und wenn Hana sich nicht so gut zusammenreißen würde, wie er es gerade in der Sekunde tat…dann hätte er sofort anfangen können loszuheulen, denn der Schmerz in seiner Brust wurde unerträglicher. Was hatte er…denn nur verbrochen um so bestraft zu werden? Er wollte doch nie jemanden etwas böses und folgte einfach nur seinem Herzen. Was hatte…Oma nur getan das sie so verhasst war und er nun ebenfalls diese Bürde aufgehalst bekam? Und Habe merkte das er nichts von ihr wusste. Er wusste NICHTS von Oma. Aber eines dafür ganz genau: nämlich das er seine Haar und Augenfarbe von ihr hatte. Und wie oft…wie oft schon hatte Hana am Fluss gesessen und sich über sein Aussehen geärgert? Wie oft wollte er sich seine Haare ausreißen und dann noch die Augen ausstechen vor Zorn und Trauer? Sein Aussehen…Es war etwas was ihn wunderschön machte, aber für ihn mehr wie ein Fluch an ihm haftete. Und Hana wollte doch einfach nur normal sein und geliebt werden. Aber er bekam es nicht hin. Schon immer war er…die Schande seiner Familie auf zwei Beinen. Und er musste sich die Tränen verkneifen als es wieder hoch kam. Keiner sah es ihm an. Dachte er... Doch Saku sah das.

Der Pilot sah wie es Hana quälte und wie Hao seinen eigenen Sohn vor seinen Leuten runter machte und ihn dabei sogar noch beschämte. Wodurch der Schwarzhaarige nun endgültig verstand. Nun wusste er noch besser warum Hana diesen Ort nicht leiden konnte, denn hier wurde er förmlich als Problem präsentiert und musste sich danach noch mit Steinen bewerfen lassen und das ertragen. Es war grausam und Saku verzog sogar leicht wütend den Mundwinkel deswegen. Es tat ihm weh das zu sehen. Zu sehen wie Hana sich schämte und traurig dabei noch die Augen schloss. Vielleicht hatte er wirklich etwas falsch gemacht und es hätte nie soweit kommen dürfen. Also das sie sich trafen. Aber nun war das Kind schon längst in den Brunnen gefallen und man konnte eigentlich damit aufhören ihn so nieder zu machen! Er behandelte seinen Sohn wirklich wie eine Strafe und damit…traf er bei Saku auch einen verdammt wunden Punkt, denn er wurde damals genauso behandelt als er noch klein gewesen war. Sein Vater... war auch das größte Arschloch gewesen. Und innerhalb von Sekunden wollte er sich nicht mehr einfach nur aus Dominanz mit Hana seinem Vater anlegen…sondern weil er ihn Verstand einprügeln wollte. Denn keiner…KEINER hatte es verdient so von seinem Vater behandelt zu werden! Kinder sollten von ihren Eltern geliebt werden wie sie sind und auch genauso akzeptiert. Und in Saku seinen Augen war Hana kein schreckliches Kind, sondern nur eines das verzweifelt versuchte seinen Platz zu finden. Eines das gesehen werden wollte, eben weil er das bei seiner Familie nicht bekam. Nicht von allen zumindest, denn Yoh schien nicht so zu sein. Hana war so trotzig weil ihm das von seinem Vater verweht wurde, der sich offenbar für ihn schämte. Ja und plötzlich hatte Sakutaro das Bedürfnis sich loszureißen, den Kleinen zu schnappen und schützend an sich zu drücken. Ihn vor den Blicken der Menschen um ihn zu beschützen und ihn von diesem Ort wegzubringen. Doch das konnte er nicht. Er…er konnte es einfach nicht, denn Hana gehörte hier her und er durfte niemals in seine Welt gelangen, denn dort, war er sich sicher, würde der Kleine untergehen. Saku wollte nicht zulassen…das Hana seine kindliche Unschuld, die er irgendwo in seinem Innern noch immer hatte und nur geschickt verbarg, komplett verlor. So begrub er so schell wie möglich wieder seine Wut und schluckte sie hinunter. Er durfte nicht sauer werden und musste die Ruhe bewahren, denn sonst bekam Hana nur noch mehr Probleme.

Hao lief kurz darauf wieder zurück zu Silva und sah abwechselnd zu ihm und seiner Königin, die neben dem Großen stand und noch immer die eine Hand ihres Sohnes hielt.

Yoh sein Blick war besonders verletzt und nicht darüber erfreut wie sein Gemahl über seinen Sohn gesprochen und ihn damit auch noch wortwörtlich und vor allen anderen zur Sau gemacht hatte. Es war gemein und das obwohl Hao genau wusste das sowas Hana schreckliche Schmerzen verursachte. Das er nichts wollte als akzeptiert zu werden. Und Yoh stand dann nur etwas hilflos dort, sah Hao traurig und entsetzt dabei an, während er sich fragte: Wann nur…wurde sein warmes Feuer in der Brust bloß so kalt?

Hao liebte seinen Sohn, doch das eben…war genau das Gegenteil davon gewesen. Das war nur gemeines Bloßstellen und hatte nichts mehr mit Liebe zu tun. Und sein Gemahl sah ihm kurz darauf auch schon den Blick der ihm zugeworfen wurde. Also der das Yoh entsetzt über alles war was gerade passierte, doch es war ihm egal. Er musste vor seinem Stamm stark sein und dafür sorgen dass sie alle sicher waren. Er musste sie alle beschützen. Doch galt das nicht dann auch eigentlich für seinen Sohn? Und vor allem musste er ihnen die Wahrheit sagen und in seinen Augen war das nun mal die nackte Wahrheit gewesen. Nämlich das Hana nur wieder Ärger machte und erneut Gefahr über sie bringen würde, wenn er es nicht schon längst getan hatte. Das würde sich natürlich noch zeigen. Das mit ihrem Gott Sirius war eine Sache gewesen, aber einen Himmelsmenschen zu kontaktieren eine ganz andere.

Danach floh sein Blick auch schon von Yoh weg und zu Silva hoch, als er dabei zu ihm sprach:

„Bring ihn in unser Zelt und bewach ihn wie ein Raubvogel. Lass ihn nicht gehen und pass auf ihn auf. Ich werde mich jetzt erst mal mit unserem „Gast“ zu Goldva begeben.“

Als ob Hana mit seiner Wunde laufen und fliehen könnte, Hao übertrieb etwas in Silva seinen Augen. Und als er das gesagt hatte rutschte Hana nun endgültig das Herz in den Magen und er sah wieder erschrocken zu seinem Vater neben sich. Was?! Zu Goldva?! Und das ohne ihn?! Nein! Nein das wollte er nicht! Goldva würde Saku in Stücke reißen und dafür sorgen das er getötet wurde wenn ihm keiner beistand! Weswegen sich seine Lebensgeister wieder rührten und er laut zu seinem Vater sprach:

„Was?! Nein! Nein Saku geht nicht alleine zu dieser Hexe! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich lass ihn nicht…!“

Er erhob sich erneut gegen das Wort seines Vaters. Ja und dann…dann gab es einen Schlag.

Es war ein lautes und unbarmherziges Geräusch das über den Platz hallte und zu jedem drang der sich in ihrer Nähe befand. Alle sahen zu ihnen. Hana zuckte plötzlich zusammen, drehte den Kopf weg und starrte erschrocken neben sich an Silva runter und zum Boden. Sein Atem wurde schlagartig schneller, sein Herz fing an zu rasen und zu krampfen und sein rechtes Auge füllte sich leicht mit Tränen während sich auf derselben Wange langsam ein roter Fleck bildete der weh tat. Der hatte gesessen. Er hatte richtig gesessen und Hana spürte wie es anfing noch mehr wehzutun. Wie es Welle für Welle schlimmer wurde je mehr Zeit verging. Und dennoch tat es nicht so sehr weh…wie der Riss der plötzlich in seinem Herzen entsandt. Ein Riss von dem er nicht wusste ob er jemals wieder heilen würde, denn noch nie zuvor…hatte sein Vater ihn geschlagen. Hao hatte Hana geschlagen. Es war eine saubere und kräftige Backpfeife gewesen die den Blonden förmlich von den Füßen reißen würde, wenn er stehen würde, aber in der Situation schepperte sie mehr durch seinen kompletten Körper als wäre er ein leeres Gefäß in das ein Knochen geworfen wurde. Sekunden der Stille hallten über alle hinweg und Yoh war der Erste der erschrocken zu ihm hin sah, gefolgt von Saku der das Scheppern ebenfalls gehört und gesehen hatte. Gesehen hatte wie Hana sein Vater die Hand gegen ihn erhoben hatte und ihn dann schlug. Sogar sein Herz stockte in der Sekunde…denn es erinnerte ihn an sich selbst zurück. In Sekunden sah Saku seinen Vater wieder vor sich, wie er ihn geschlagen hatte als er seine Mutter verteidigen wollte. Und es tat weh. Es riss ihn in zwei, weshalb er wie aus Reflex plötzlich laut rief:

„HANA!“

Der aber nicht reagierte weil er zu geschockt war.

Er wollte hin, aber riss sich zusammen stehen zu bleiben. Die Spitzen der Pfeile, in seinem Rücken, waren das beste Argument dafür dort zu bleiben wo er war. Verdammt noch mal! Er konnte nichts machen, denn dann gab er ihnen erst recht einen Grund ihn zu töten! Sakurai wollte diese Menschen nicht in Angst versetzten indem er nun einfach reagierte und sauer wurde. Aber er konnte doch nicht dabei zu sehen wie der Kleine geschlagen wurde! Wie Hana geschlagen wurde obwohl er…! Was…was sollte er nun machen?! Er wusste es nicht, also biss er sich schweren Herzens nur auf die Lippen, senkte sein Haupt dabei und sah auf den Boden vor sich. Er konnte…nichts tun. Ihm waren wortwörtlich die Hände gebunden…Und er hasste sich mal wieder selber deswegen. Denn wegen ihm wurde Hana wieder verletzt. Und das auch noch von seinem eigenen Vater. Das war alles einfach nicht fair. Und Sekunden danach sah Hana auch schon wieder seinen Vater an. Sein Gesicht war voller Entsetzen, das in seinen Augen funkelte, während Hao sauer donnernd zu ihm sagte:

„Du hast mir schon genug Schande gebracht und du hörst immer noch nicht damit auf?! Ich habe es satt Hana! Du hast Goldva mit Respekt zu behandeln, so wie alle anderen auch! Denn nur dank ihr bist du überhaupt hier! Sie hat deiner Mutter bei deiner Geburt geholfen, ansonsten wärst weder du noch Yoh hier und das nur weil DU es deiner Mutter so schwer machen musstest bei der Geburt! Du hast sie gefälligst zu respektieren! Muss ich dich wirklich noch mehr prügeln damit es endlich in deinem Dickkopf ankommt?!“

Das war doch verrückt! Ein Baby entschied nicht wie es geboren wurde! Es klang fast so als würde Hao seinen Sohn absichtlich böse Absichten zutrauen! Und er brüllte so laut dabei. Er brüllte so verdammt laut und Hana…bekam nun Angst vor ihm. Er zuckte förmlich zusammen bei dem Geschrei und verzog dabei das Gesicht verängstig, denn so kannte er seinen Vater nicht und obendrein…hat er ihn geschlagen. Er hatte ihn geschlagen und es tat so weh. Und nicht nur ihm tat es weh, sondern auch Yoh, der sich dann endlich reagierte, sich aus seinem Schock riss und sich sofort dazwischen drängte. Er stellte sich wie ein Wall zwischen seinen Sohn und seinen Mann, als er dabei zu diesem anschrie:

„HAO! Es reicht verdammt noch mal!! Hör auf!! Was denkst du dir?! Wie kannst du unseren Sohn einfach so schlagen?! Was ist los mit dir?! Ich…Ich lasse nicht mehr zu das du unseren Sohn weiterhin schlägst!!“

Ein Giftblick.

Noch nie zuvor hatte Yoh seinem Gemahl so einen giftigen Blick zugeworfen und er wand diesen noch nicht mal von ihm ab. Sah ihn taff dabei an. Etwas was dazu führte das sie nur so da standen und sich gegenseitig anstarrten. Und keiner von beiden wollte nachgeben und hielt deswegen dem Blick des Anderen stand. Welch eine Entschlossenheit. Hao hatte schon fast vergessen wie entschlossen seine Königin doch aussehen konnte, wenn man sie in die Ecke drängte und sie von etwas überzeugt war. Er liebte diese Stärke an ihm. Und Yoh hatte schon immer für Hana gekämpft wie eine Löwin für ihre Jungen und genau das machte er gerade wieder. Er würde nicht ablassen, denn wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte bekam man ihn nicht davon weg. Ja und genau das…das hatte auch Hana von seiner Mutter geerbt. Und wenn Hao diese Augen so vor sich sah…dann sah er genau woher Hana seine hatte. Nämlich von Yoh und nicht von Asanoha. Er war nämlich der Blick seiner Königin und nicht der seiner Mutter der in Hana seinen Augen funkelte wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Doch er ließ sich davon nicht mehr ablenken. Es reichte und er hatte sich um ein ganzes Dorf zu kümmern, verdammt noch mal! Er wollte keinen Rosenkrieg mit seinem Liebsten anzetteln, also gab er irgendwie nach und wand seinen Blick dann zu Silva hoch, nur um danach wieder zu Yoh zu sehen als er dabei kühl sprach:

„Sie nach der Wunde unseres Sohnes und pflege ihn. Silva wird auf euch aufpassen. Und jetzt geht mir aus den Augen…Sofort.“

Kalt und entschlossen.

Und Silva nickte. Er zögerte nicht wirklich lange und wand sich dann von seinem Häuptling ab. Er wusste das es besser war denn er sah wie Hao immer mehr hoch fuhr und wollte ihn damit sogar schützen. Sein Häuptling war sehr aufgewühlt und bevor er noch was dummes anstellte, brach Silva diesen Kontakt besser ab und suchte das Weite. Er musste seinen Häuptling beschützen. Im Notfall sogar vor sich selbst. Deswegen drehte er sich mit Hana weg, der noch immer erschrocken aussah und wieder auf seinen schmerzenden Bauch starrte. Er war so schockiert von dem was passiert war, dass er nicht mal mehr zu Saku sehen konnte bevor er endgültig weggetragen wurde. Yoh ließ die Hand seines Sohnes los und stand noch einige Sekunden da, sah Hao traurig und wütend zugleich in die Augen…bis er sich auch abwand und dann dem Großen und seinem Sohn folgte. Das würde…noch ein Nachspiel haben, da konnte sein Mann sich sicher sein. Denn Yoh würde nicht zulassen das Hana noch mehr passierte und erst recht nicht…das man ihn von Sakutaro trennte. Und Hana fühlte wieder diesen Schmerz der ihn leicht zerriss. Es war nicht der Schmerz in seiner Brust…sondern wieder in seinem Bauch.

Hao wand sich dann wieder zurück an Sakurai und kam auf diesen zu. Er sah dabei verdammt wütend aus, was Saku nicht überraschte und er sich sofort etwas anspannte um dem Sturm standzuhalten der sich ihm da näherte. Es konnte eigentlich nur laut werden, aber er ließ sich auch gerne vom Gegenteil überzeugen. Doch da war er bei Hao leider an der falschen Adresse. Denn kaum als der auf gut nen Meter vor ihm zum stehen kam, sah er ihn sauer an und sprach laut, aber nicht brüllend zu ihm:

„Ich hoffe du hast gut hingesehen. Ich weis nicht was dich und meinen Sohn verbindet, aber das wird ab heute aufhören, hast du mich verstanden? Von heute an, solange du in unserem Dorf bist, werde ich jedes Mal, wenn Hana wegen dir etwas anstellt, nicht eine Sekunde zögern ihn zurecht zu weisen. Er gehört nicht zu euch und du nicht hier her. Und wenn dir auch nur irgendetwas an ihm liegt…dann solltest du schnell dafür sogen ihm seine Flausen im Kopf auszutreiben und danach von dieser Insel verschwinden. Ich habe mein Wort gegeben das dir nichts passieren wird und das halte ich auch. Aber solltest du es nicht hinbekommen, dass er sich freiwillig von dir löst,…dann sorge ich dafür das du aus seinem Leben verschwindest! Er ist mein Sohn…und ich werde nicht zulassen das man ihn mir wegnimmt.“

Und erneut war das sein letztes Machtwort das er Saku gnadenlos an den Kopf geworfen hatte. Etwas weswegen der ihn erschrocken ansah und sogar noch hinterher, als er davon schritt und erst Mal zu Goldva musste um sie auf den bevorstehenden Kontakt vorzubereiten, denn wann war das letzte Mal ein Fremder bei ihnen gewesen? Und das ohne Opacho und ihre Eltern dazuzuzählen. Doch Saku wusste das alles nicht und stand einfach nur da. Sein Blick löste sich von Hao und er sah vor sich auf den Boden, spürte dann auch plötzlich wie ihm schlagartig, von hinten, noch ordentlich in die Kniekehle getreten wurde und er dadurch auf die Knie ging. Scheiße das hatte echt weh getan und er verzog etwas wütend das Gesicht dabei. Dennoch riss er sich weiterhin zusammen und kniete dort wie ein Gefangener auf dem Boden. Wartete ja schon fast wie auf seine Hinrichtung, während er wieder an Hana dachte.

Das war es also…Hao tat das aus einer Art von Liebe heraus. Aber es war nicht richtig. Was er da tat war besitzergreifend und bestimmend über das Leben seines Sohnes. Und es war ja auch so das Hana das offenbar nicht wollte. Es war…genau wie bei ihm damals, doch Saku hatte sich dem hingegeben. Er wollte nie Soldat werden, aber weil sein Vater drohte seine Mutter zu schlagen gab er irgendwann einfach nach. Ja er wollte Pilot werden und nicht Soldat. Zum Glück hatte er das dann auch noch geschafft und die Kurve bekommen, doch Hana kämpfte noch immer…und er war viel stärker damit als es Saku je sein konnte. Denn Hana kämpfte verbissen weiter, egal wie viel Schmerz er auch dabei erlitt. Sein Blick…Saku konnte seinen Blick eben nicht vergessen. Noch dazu wusste er nicht was er nun machen sollte.

Hao hatte ihm offen angedroht das er Hana weiterhin schlagen und wehtun würde, wenn Saku nicht anfing diesen von sich abzunabeln. Ihm klar zu machen dass sie sich trennen mussten. Er sollte Hana also von sich lösen und dafür sorgen dass der Kleine ihn nicht mehr mochte, aber wie sollte er das anstellen? Und…eigentlich wollte er das auch nicht. Sie hatten schon einiges erlebt und sich irgendwie aneinander gebunden. Etwas was leise und heimlich kam, ohne das sie es bemerkten. Als wäre es…natürlich gewesen. Er mochte ihn, liebte ihn vielleicht sogar noch oben drauf, wenn er tiefer grub, also wie konnte er sich nun hinstellen und gemein zu Hana sein um sich von ihm zu lösen?! Wie konnte er?! Doch in einer Hinsicht hatte Hao leider recht. Es…es war besser für Hana. Saku musste eh gehen um ihn zu beschützen, also kam das hier vielleicht ganz gelegen. Doch warum…zerriss es ihm so dass Herz wenn er daran dachte gemein zu Hana sein zu müssen und wie er ihn dann ansehen würde. Diesen Blick standhalten müsste den er nicht an ihm sehen wollte. Denn er sah diesen traurigen und schmerzhaften Blick nun vor sich, dem ihn der Kleine zuwerfen würde wenn er das tat und Sakutaro…konnte fast anfangen zu heulen wie ein Schlosshund wenn er daran dachte. Er wollte Hana nicht weh tun. Er wollte das nicht verdammt noch mal! Er hatte so viel getan um auf ihn zu achten! Er hatte ihm sogar sein Blut gegeben und das alles nur damit er wieder gesund wurde und es ihm gut ging! Ihn nun mies zu behandeln…es würde nicht nur ihm, sondern auch Hana das Herz brechen…denn…denn sie waren bereits schon viel zu tief drin…

Und dann hörte er Schritte vor sich.

Es waren keine lauten oder strengen Schritte, sondern mehr ein sanftes Tippeln und zwar sehr viele davon. Das sagte ihm bereits nach Sekunden das es mehrere Personen waren die sich ihm näherten und deswegen sah er neugierig auf. Die Spitzen der Bögen, an seinem Rücken, gruben sich etwas härter in diesen und er blickte deswegen mal kurz, über seine rechte Schulter hinter sich. Er warf den beiden Patcheen, die ihn noch von hinten unter Kontrolle hielten, einen leicht genervten Blick zu. Ja es war ja gut! Er hatte verstanden dass er keine krummen Dinger drehen sollte! Verdammt noch mal steckt die Spielzeugbögen endlich weg! Er wurde innerlich langsam genervt davon. Er war doch kein Monster verdammt noch mal! Er hatte er ja auch nicht vor etwas Krummes zu drehen, also warum machten sie das? Spannten wieder so nervös an ihm an. Etwas musste sie ja dazu nötigen das zu tun und als er wieder vor sich sah wusste er auch warum und war deswegen etwas verdutzt. Denn er sah vor sich was was er nicht verstand. Und wenige Meter vor ihm…standen zwei Mädchen die ihn ansahen.

Sie waren noch klein, vielleicht gerade mal fünf Jahre alt, oder maximal sechs und starrten ihn neugierig an, während sie sich gegenseitig die Hände hielten. Was Saku aber mehr faszinierte, als das sie sich so nahe an ihn trauten, war: dass es Zwillinge waren. Zwillinge mit langen, schwarzen und zu einem Pferdeschwanz geflochtenen Haar, der ihnen zwischen den Schulterblättern, am Rücken, runter hing. Gekleidet waren sie in kleinen weißen Kleidchen, die schwarze Muster eingenäht hatten die Saku nicht kannte. Der einzige Unterschied an ihnen war: das eines ein blaues und das andere ein rotes Stirnband trug.

Die Mädchen beäugten ihn weiterhin neugierig und endlich verstand auch der Pilot warum die Typen hinter ihm wachsamer wurden. Die hatten Angst er könnte den Kindern was tun, von denen eines sich nun sogar noch mutiger an ihn heran traute und zwei Schritte näher machte. Es war die mit dem roten Stirnband. Sie blinzelte und sah ihm dabei die ganze Zeit über in die Augen, so das Saku den Kopf etwas nach rechts schief legte. Er blickte sie auch an, aber nicht neugierig sondern eher neutral und aufmerksam. Es war bewundernswert wie mutig dieses Kind war und sich damit an einen Fremden traute den sie ja noch nie zuvor gesehen hatte. Einer der angeblich eine Gefahr darstellen sollte. Doch sie sah ihn nicht an als wäre er eine Gefahr oder ein Monster, sondern mehr mit Verzückung und leicht erröteten Wangen. Sie sahn ihn an als würde sie ihn mögen. Hehe, Frauen mochten ihn schon immer und Mädchen auch, war wohl der Fluch seines Aussehens immerhin war er ein gutaussehender Kerl. Und sein Blick änderte sich auch augenblicklich, als er sah wie lieb sie dann noch anfing zu lächeln, auch wenn es mehr ein kleines Schmunzeln war, als ein richtiges Lächeln. Er konnte da irgendwie nicht anders. Er war zwar ein harter Kerl der Marine, aber bei Kindern da wurde er komplett anders. Was insgeheim auch daran lag das er selber mal einen Kinderwunsch gehabt hatte. Keinen speziellen, aber er hatte ihn. Und ihm persönlich war es damals egal gewesen ob es ein Mädchen oder ein Junge werden würde, wenn er mal eines bekam. Es sollte einfach nur gesund sein und über zwei Armen, Beine und nen Kopf verfügen. Doch wenn er sich was aussuchen durfte…einfach mal so neben die Tüte gekotzt…dann hätte er gerne ein kleines Mädchen gehabt. Keien Ahnung warum aber er kam sich mehr so wie ein Papa für ein Mädchen vor und hätte sehr seinen Spaß daran gehabt. Seine Kleine…die er beschützen könnte. Deswegen sah er die Kleine vor sich auch plötzlich so sanft und ruhig an, denn er assoziierte das plötzlich mit seinem Wunsch. Noch dazu war sie echt eine Süße, so wie auch ihre Schwester, die nun ebenfalls etwas näher kam und sich hinter die Vordere stellte. Sie lugte vorbei und dann fragte das vordere Mädchen vorsichtig zu ihm:

„Bist du…ein Dyami?“

Saku runzelte die Stirn verwirrt. Ein was? So sah er sie auch weiter an und schüttelte dann den Kopf. Antwortete ihr:

„Ähm…nicht das ich wüsste. Wenn dann bin ich eher ein Pilot. Was ist das ein Dyami?“

Was war ein Pilot? Sie verstanden kein Wort davon, so wie er nicht wusste was ein Dyami war. Die jüngere Schwester kam nun endlich neben die Ältere und sie beantwortete die Frage für ihn plötzlich viel mutiger als sie es eben noch gewesen war:

„Er…er ist ein Beschützer und einer der dich leitet. Bist du…Hana sein Dyami?“

Ihre ältere Schwester sah zu ihr und schubste sie dann leicht an der linken Schulter an.

„Ruhig Lip! Natürlich ist er Hana sein Dyami! Sie sagte das doch schon bereits! Sie sagte er würde kommen! Und Hana hat ja auch lange genug auf ihn gewartet! Frag ihn doch nicht so doof!“

Die Jüngere, deren Name offenbar Lip war, sah Sekunden danach unglaublich erfreut und strahlend zu Saku und das obwohl sie eben noch geschubst wurde. Sie fasste sich dabei an ihren langen Zopf, den sie vor ihre Brust zog und an dem rumspielte, während sie erneut sprach:

„Oh das ist ja toll Rap! Dann ist er ja endlich hier und Hana kann anfangen glücklich zu werden! Wie schön! Er hat sooooo lange gewartet!“

Die Mädels fingen gleichzeitig an zu lachen und fassten sich dann plötzlich wieder an den Händen, während sie sich glücklich im Kreis drehten und dabei etwas sprangen. Sie schienen sich sehr über seine Ankunft zu freuen…und genau das verstand Sakutaro nicht. Genau deswegen sah er sie auch weiterhin sehr verwirrt dabei an. Das war berechtigt den erstens: wusste er noch immer nicht was ein Dyami jetzt genau war und zweitens: ergab das alles doch gar keinen Sinn. Ein Beschützer…Es klang ja fast schon so als…als hätten sie gewusst das er kommen würde. Die Eine sagte ja auch sowas vor wenigen Minuten. Also das SIE ihnen gesagt hätte er würde kommen. Das er offenbar erwartet wurde. Aber wer war SIE? Meinten die Yoh? Also Hana seine Mutter? Immerhin hatte die auch schon sowas zu ihm gesagt als sie auf dem Deck des Flugzeugträgers waren. Saku runzelte wieder die Stirn verwirrt. Er war so durcheinander und sah dann den Mädels noch etwas bei ihrem fröhlichen Tanz zu. Als er sie so ansah fiel ihm aber noch was ein. Etwas was sie auch gerade sagten. Hana kann dann endlich glücklich werden? Er wusste ja dass der Bengel ein zu tiefst trauriger Junge zu sein schien, aber es war noch schlimmer wenn das offenbar sogar schon die Kleinsten im Dorf wussten. Das zu hören tat noch mehr weh, denn er dachte eigentlich dass nur die Erwachsenen Probleme mit ihm hätten und deswegen Abstand zu ihm hielten. Das aber die Kleinsten nun auch da drin verwickelt waren und wussten was lief…das sorgte ja dann automatisch dafür das sogar die Abstand zu ihm nahmen. Diese Zwei vor ihm schienen aber nicht so zu sein. Und das alles traf ihn wie ein Schlag. Hana…war offenbar doch viel einsamer als er es sich vorstellen konnte. Und das nur wegen seinem Aussehen? Das war doch verrückt denn immerhin…war er ein hübscher Junge.

„Ist Hana…wirklich so allein?“

Fragte Saku plötzlich vorsichtig und mit etwas Trauer in seiner Stimme, die er einfach nicht unterdrücken konnte. Es war ehrlich gemeint gewesen und das erregte damit sofort wieder die Aufmerksamkeit der Zwillinge, die augenblicklich aufhörten zu tanzen und wieder zu ihm sahen. Der Blick der Jüngsten, also von Lip, wurde ebenfalls trauriger, als sie dann scheu nickte und zum Boden sehend sprach:

„Hmhm. Keiner kann ihn leiden und wir wissen nicht mal warum. Mama verbietet uns mit ihm zu spielen, dabei ist er so lieb und macht immer so lustige Dinge. Das ist echt gemein. Aber wir spielen dennoch gerne mit ihm wenn Mama nicht um uns ist!“

Rap schaltete sich sofort ein und sah zu ihrer Schwester. Sie sprach begeistert:

„Ja! Weist du noch als er mal auf einem lebendigen Tapir ins Dorf geritten kam?! Es war so lustig! Unser Häuptling fand das nicht so witzig und es ging sehr viel dabei kaputt, aber wir haben dabei so sehr gelacht!“

Lip nickte ihrer Schwester zu.

„Ja! Er hat das gemacht weil wir Geburtstag hatten und wir schon immer ein Tapir streicheln und füttern wollten! Leider hat das nicht geklappt und er bekam sehr viel Ärger. Er ist immer so lieb zu uns! Wir haben ihn richtig gern! Später hat er sogar für uns gesungen! Er kann so schön singen!“

Sie sahen sich dann an und lachten zusammen weil sie sich noch genau an den Tag erinnern konnten. Und Saku konnte plötzlich auch nicht anders als sanft zu lächeln. Es kam einfach so über ihn und er konnte sich echt gut vorstellen wie dieser Chaot auf einem Wildtier ins Dorf geritten kam und sein Vater danach wütend die Scherben aufwischen durfte. Heh, das hörte sich so typisch nach Hana an und irgendwie…fand er das schön. Und noch etwas erstaunte ihn. Singen? Hana und singen? Das klang ja schon fast wie ausgedacht, denn er hatte ihn noch nie singen gehört. Warum auch, denn dazu bestand kein Grund. Doch wenn er so darüber nachdachte…er besaß eine sanfte und freche Stimme und wenn er das gut beherrschte…wurde daraus sicherlich eine schöne Singstimme.

Saku war sich vor allem sehr sicher das Hana bestimmt ganz genau wusste das er Ärger bekommen würde wenn er so ne Show abzog. Aber dennoch hatte er das für die Mädels gemacht und danach den Kopf hingehalten. Einfach nur um sie glücklich zu sehen. Es war genau das was Saku auch schon erlebt hatte. Die Sache das Hana fürsorglich und lieber war als er zugab. Aber auch…wie allein er war das er lieber angeschrien wurde, nach einer Aktion, nur um vorher noch Aufmerksamkeit zu bekommen. Etwas was er so sehr wollte und wonach sein Herz offenbar schrie. Er war schon…ein echt einsames Kind…Genau wie er damals. Okay Saku hatte sich jetzt nicht zum Affen vor anderen gemacht, nicht immer zumindest, aber auch er wollte nur anerkannt werden und das Leute ihn so nahmen wie er war. Doch er kam eines Tages damit klar das es nicht so werden würde…Hana aber offensichtlich nicht. Er war…so empfindlich. Und dennoch so stark.

Die Jüngste sah wieder zu ihm und fragte dann lieb:

„Bist du hier um Hana glücklich zu machen?“

Er sah sie nur an…Wie…wie sollte er darauf antworten? Er wusste es nicht. So entkam ihm ein leichtes seufzen, bevor er antwortete:

„Ich…ich weis es nicht. Eigentlich wollte ich nur wieder nachhause kommen, weil ich hier nicht hier her gehöre. Mein Flieger er…Also ich bin vom Himmel gefallen, weil ein Sturm mich überrascht hatte. Nur deswegen bin ich hier gelandet.“

Er sagte das bewusst so, denn wenn Hana schon nicht wusste was ein Zero war, dann die zwei Süßen erst recht nicht. Die Mädchen sahen sich bei der Antwort verwirrt an und wurden sogar wieder etwas traurig. Rap war sogar die Erste die wieder zu ihm sah und dann sprach:

„Aber die Fuchsgöttin meinte dass du bleiben würdest. Sie sagte uns: das du Hana sein Dyami bist und hier her gehörst.“

Er sah sie weiterhin nur an und verstand nun offiziell nichts mehr.

Fuchsgöttin? Was redeten die Kinder da? Und irgendwie erinnerte ihn dass an seine Mutter, die auch fest davon überzeugt war das es die Kami gab. Doch…es gab keine Götter und er war auch nie einem Fuchs begegnet, einer der ihn bei Kindern verpetzt haben könnte, oder so. Er driftete in kindliche Fantasien ab und holte sich zurück. Das ergab in seinem Erwachsenen Hirn keinen Sinn und deswegen sah er wieder vor sich auf den Boden. Sein Blick wurde traurig. Er gehörte…angeblich hier her? Warum sagten sie sowas zu ihm und warum…tat es gut das zu hören? Er hatte nie…einen Ort gehabt wo er hingehörte. Und keine Ahnung woher die Kinder die Idee hatten…aber das war definitiv nicht der Fall. Sakutaro würde auch nicht bleiben, denn Hana sollte nicht noch mehr leiden und er…er war leider ein Faktor dafür der das begünstigte. Er musste weg, egal wie. Es gab keine Götter die sie leiteten und wenn, warum sollten sie ausgerechnet sein Bestes wollen? Dafür hatten sie ihm nämlich schon viel zu viel genommen. Wenn es da draußen wirklich sowas wie eine höhere Macht gab die ihm Gutes wollte…warum hatte sie ihm dann Chiharu genommen? Das war kompletter Humbug und es tat ihm leid das dieser Kinder offenbar an sowas glaubten.

Und als er keine Antwort mehr von sich gab und dabei so traurig auf den Boden sah…da kam die kleine Lip näher an ihn ran und beugte sich unter ihn damit sie wieder in seinem Blickfeld war. Saku zog deswegen automatisch den Kopf wieder hoch und etwas von ihr weg, so dass sie sich wieder gerade stellte und dann vorsichtig fragte:

„Wie…wie heißt du denn?“

Er sah sie an und antwortete sanft:

„Sakutaro Sakurai…Oder auch einfach nur Saku…So nennen mich Freunde zumindest.“

Sakutaro Sakurai…das fand Lip irgendwie lustig und lächelte sanft deswegen. Und nachdem er seinen Namen gesagt hatte sprach sie dann, mit dem Blick nach oben zu dem Blattwerk über ihnen gerichtet:

„Danke Mutter des Windes! Ohne dich hätte Saku nie hier her gefunden! Danke dass du ihn Hana geschickt hast! Er ist wirklich ein Dyami, Rap! Hast du gehört?! Er fiel sogar vom Himmel!“

Und so rannte sie wieder zu ihrer Schwester und beide verschwanden danach lachend und rennend, so schnell wie sie gekommen waren. Sie hatten alles gehört was sie wollten und waren glücklich das Hana sein Dyami endlich gekommen war. Die Fuchsgöttin hatte nicht gelogen. Kein Wunder, denn sie hatte…sie hatte immer recht. Und Saku sah ihnen noch verdutzt nach, zog dabei sogar eine Augenbraue verwirrt nach oben. Was…für komische Kinder. Aber süß waren sie schon. Sie wirkten so frei und fröhlich und er sah wie sie dann zu ihrem Zuhause rannten und sich dann wie zwei Katzen rollend und spielend, vor dem Wigwam, über den Boden rollten. Sie lachten und bissen verspielt etwas nacheinander und Saku lächelte wieder. Kinder…waren schon was Tolles. Er wünschte auch er könnte noch mal so unbekümmert sein, aber für ihn war die Zeit leider vorbei. Und nachdem was Hao gesagt hatte…würde es auch erst mal so bleiben. Und das galt auch für Hana.

So sah der Pilot wieder von den Mädels weg und auf den Boden vor sich. Wartete auf das was als nächstes passieren würde und überlegte. Ihre Worte ließen ihn nicht los und er konnte sich auch keinen Reim darauf machen warum sie so mit ihm gesprochen hatten. Es war so bizarr, aber dennoch machte er sich darüber Gedanken. Über alles was er heute gesehen, gehört und erfahren hatte. Es zischte durch seinen Kopf. Brachte ihn so durcheinander. Und während der Regen weiter auf ihn prasselte und inzwischen auch an Intensität zunahm…da wusste Saku was er wollte und was nicht. Er wusste es ganz genau. Sakutaro…wollte Hana glücklich sehen. Er wollte ihn lachen sehen. Dasselbe glockenhelle Lachen was er ihm schon einmal zugeworfen hatte und das frechen Grinsen wenn alles okay war. Hana sollte sicher sein und dafür musste Saku gehen. Doch er konnte es nicht. Nicht so. Deswegen würde er nicht das tun was Hao von ihm verlange. Er würde den Blonden nicht aus böser Absicht verletzten und dann einfach verschwinden. Einen Keil zwischen sie jagen. Nein. Sakutaro machte das auf seine eigene Art. Er würde gehen…und Hana konnte dann endlich wieder so leben wie er es sollte. Aber vorher…musste sich unbedingt noch was in diesem Dorf ändern. Nämlich seine Beziehung zu seinem Vater und vielleicht…schafften sie das sogar zusammen. Denn eher würde er nicht von hier weggehen und ihn allein lassen. Sein Leben sollte sich stabilisiert haben. Vielleicht…konnte er wenigstens DAS noch für ihn tun.

Und während er darüber nachdachte, da am Boden kniete und auf seine Abholung wartete, saß neben einem Baum des Dschungels ein schneeweißer Fuchs und behielt ihn genau im Auge. Ihr Schwanz wedelte sanft und sie wusste dass er hier her gehörte. Sah es ihm an. Er war nur dafür geboren worden. Und für sie…war er Hana sein Dyami und damit würde er hier auch sein Schicksal erfüllen. Er würde die Familie, gemeinsam mit Hana, zusammenbringen. Denn sein Blut war rein…und gehörte einfach in diese Familie.
 

Ich brauchte dich um mich durch zu bekommen. Konnte dem nicht wiederstehen und wollte es auch nicht. Glaub mir ruhig, denn es ist wahr. Ich konnte es nicht besiegen und wollte es auch nicht versuchen. Es war die perfekte Hölle für mich in die ich gehörte. Es war mehr als ihr jemals verstehen könntet. Hier unten wo der Rest von uns noch immer fällt. Wir rotteten dahin ohne etwas zurück zu lassen, während ich in dieser perfekten Hölle gefangen war. Meine Abhängigkeit hat begonnen in dem Moment wo ich anfing zu zerstören. Wie bin ich nur so tief gefallen? Glaub mir: keiner weis das. Manchmal kann ich einfach nicht damit aufhören und keiner kann mir da raus helfen. Und nun hat es von mir Besitz ergriffen. So das ich nicht mehr weis ob ich es nun noch da raus schaffen kann. Denn je weniger ich mache umso mehr ergibt es keinen Sinn mehr. Ich war eine wandelte Pest welche durch Illusionen aufrecht erhalten wurde. Am Rande der Zerstörung krallte ich mich an dir fest, während mein dünnes Blut unaufhaltsam blutete und mein Puls raste kurz bevor mein Herz drohte in die Luft zu fliegen. Da gab es keine Möglichkeit dagegen zu gewinnen. Ich hatte das akzeptiert. Und es war so schwer dem nicht nachzugeben, denn ich war das Unheil dessen Sünden jeden mit in den Abgrund riss den ich kannte. Und könnte es zu spät sein um mich zu retten. Oder dieser Gedanke lebte nur noch in meinem Kopf weiter. Doch es fühlte sich so an als wäre ich in einem tiefen, dunklen Loch aufgezogen worden. Als Gefangener ohne Parole. Man sperrte mich ein und nahm mir meine Seele. Eine Schande dass man mir das antat. Doch dann saß ich dort und rief nach dir. Du hast mir geantwortet als wäre ich der einzige für dich. Deine Arme waren ausgestreckt um mich zu empfangen, doch wenn du damit fertig warst…hattest du mich auch schon in Stücke gerissen. Also sag mir: Warum hat mir die Liebe eine Waffe in die Hand gedrückt? In meinen Kopf gepflanzt und in meine Hand gedrückt. Warum sticht mir die Liebe ein Messer ins Herz? Und warum reißt die Liebe mir weiter meine Wunden auf? Ist das alles eine Rückzahlung an mich? Oder aus Rache? War es wegen meinem Verhalten? Oder wegen meiner Sturheit? War es wegen dem geilen Gefühl der Ekstase meine Hoffnung an den Rand des Wahnsinns zu stoßen? Also warum nur? Warum hat mir die Liebe eine Waffe in die Hand gedrückt? Vielleicht warst auch du es gewesen. Du gabst sie mir nicht wahr? Damit jedes Mal, wenn ich dich vor mir sah, wenn ich an dich dachte, ich mir genau diese an die Schläfe halten konnte um alles zu beenden. Damit ich zu dir konnte. So oft habe ich sie mir an den Kopf gehalten. Wollte abdrücken. Doch nun…nun kann ich es nicht mehr, denn ich habe etwas gefunden. Etwas gefunden wofür es sich zu kämpfen lohnt. Und so sehr ich dich auch vermisse, nur durch ihn…kann ich wieder vollkommen sein. Und mein alter Freund der Tod…muss noch etwas länger auf mich warten.



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