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Tribal

I`ll be your home
von

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Tell me about love

Du, du sahst immer die Zeichen am Himmel. Das Echo in meinem Kopf spielte rhythmisch zu deinem Lied. Dabei fühlte ich mich als wäre ich zuhause. Doch der nächste Morgen kam bereits, es wurde ein neuer Tag. Ein weiterer an dem ich nicht wusste wonach ich genau suchte. Und ich spürte damals all diese Dinge in mir die ich durchgemacht habe wenn ich dich sah. Alles was ich tat das machte ich nur für dich. Hänge noch in meiner Vergangenheit fest und raffe mich innerlich zusammen um nicht zu zerbrechen. Kämpfte damals gegen jeden der uns nichts Gutes wollte. Und mein Herz wusste genau was es wollte. Aber ich hörte den Regen, in der Ferne, der niemals kam. Erst als wir uns nahe kamen war er da. In jener Nacht als wir uns liebten. So war es besser und ich bekam die Kontrolle über dieses Gefühl wieder, welches noch immer mit mir Achterbahn fuhr. Aber wenn ich so weiter mache dann fahre ich so lange bis ich einen Unfall baue. Dabei möchte ich nur zurück zu dem Ort den ich liebte. Aber nun ist er anders. Dort entlang der Küste, wo du bist und meine Sünde mich völlig überrennen darf, da fühle ich mich erneut zuhause. Doch manchmal hasse ich das Gefühl der völligen Kontrolle, so dass es mir jemand abnehmen soll. Aber nun bin ich bei dir und ich tu alles was ich kann um dich glücklich zu sehen. Ich bekomme einen Herzschlag in deiner Nähe und könnte vor Sorge in die Luft gehen, aber genau dann habe ich viel zu viel Spaß mit dir. Jedoch haust dein Schatten in meinem Kopf und auch noch immer der Regen, der in jener Nacht fiel als ich dich verlor. Hast du ihn mir geschickt? Den Sonnenschein der mich am Strand überraschte? Willst du dass es mir gut geht? Soll ich weiter kämpfen? Aber ich habe zu viel Angst davor. Du bist noch immer hier. Ich spüre dich und manchmal kann ich dich sogar sehen. Wie du mich anlächelst als wäre alles okay. Doch wenn ich nach dir greife gehst du fort. Lässt mich allein am Strand stehen…wo meine Gefühle erneut verrückt spielen. Und der neue Sonnenschein meinen Schutz niederreißt wie ein tobender Sturm. Dein Lächeln gab mit Kraft. Es verfolgt mich bis heute. Was soll ich tun? Ich will dich gehen lassen und nach diesem einem Sonnenschein greifen. Aber ich kann nicht davon ablassen…Von der Sünde die auf mir lastet.
 

„Siehst du? Diese Teile musst du beim Fisch entfernen. Sie sind nicht essbar, aber ich verwende sie gerne für unsere Medizin. Zwei Fliegen mit einer Klappe. So wird nichts weggeworfen und jeder hat was davon. Verstehst du das Hana?“

Yoh saß mit seinem Sohn auf dem Boden innerhalb ihres Wigwams und zeigte auf einen ordentlich zerlegten Fisch vor ihnen. Sein Sohn Hana saß, in dem Moment, auf seinem Schoß und behielt genau im Auge was seine Mutter da tat. Lauschte aufmerksam und versuchte so viel zu lernen wie er konnte.

Er war gerade erst sechs Jahre alt geworden aber unglaublich neugierig und wissensdurstig für sein Alter. Yoh war immer wieder darüber überrascht wie aufmerksam und neugierig Hana war und wie fleißig noch dazu, denn am Anfang dachte er der Kleine würde mehr nach seinem Vater gehen und bereits mit sechs schon anfangen zu drängeln wann er endlich mit Hao auf die Jagt gehen dürfte. Doch nichts davon passierte, ganz im Gegenteil: Hana lernte viel lieber bei ihm. Bei seiner Mutter. Was sich drastisch geändert hatte, denn vor zwei Jahren noch, wollte das Kind immer bei seinem Vater sein und wich ihm kaum von der Seite. Es fing an als er lernte selber zu laufen und seinen eigenen Kopf zu bekommen. Ab da hing er Hao am Rockzipfel, was Yoh etwas traurig machte, denn es fiel ihm sehr schwer den Kleinen nicht um sich zu haben. Es machte ihn nervös. Aber er wollte das sein Kind eigene Schritte unternahm und mehr mit seinem Vater machte, da er Sorge hatte Hana würde sonst zu sehr auf seine Mutter fixiert sein. Also riss er sich zusammen und ließ ihn gehen.

Seit jener Nacht, als Hana gezeugt wurde, war dieses Kind immer bei ihm gewesen. Egal wo er hin ging, denn es wuchs und gedieh in seinem Leib und sie bekamen selbst danach noch eine sehr enge Bindung zueinander. Noch enger als es andere Mütter haben konnten, einfach weil Yoh ein Schamane war und die dazu neigten eine enge Bindung zu ihrem Fötus, in ihrem Leib, zu haben. Und wenn er sein Baby so auf seinem Schoß sah, wie hübsch er geworden war und wie groß…da verging für den Schamanen die Zeit einfach viel zu schnell. Wollte nicht loslassen, aber Hana wurde erwachsen, man konnte es nicht stoppen. Doch er konnte noch immer fühlen wie nah sie sich waren und das wollte er nicht verlieren. Schon damals in seinem Bauch und nun auch. Erinnerte sich gerne daran zurück.

Nachdem Apollo gefallen war, setzte kurz darauf der Wiederaufbau des Dorfes ein.

Es war eine harte und anstrengende Zeit gewesen. Jeder musste bei dem Aufbau helfen und die Hitze des Frühlings machte es allen nicht leichter. Dieses Mal war sie besonders stark gewesen. Jedoch schafften sie es ihre Heimat zu behalten und ihre Toten zu bestatten. Viele waren dem Zorn ihres Gottes zum Opfer gefallen und wieder andere hatten enorme Verluste zu beklagen. Die Zeiten waren schwer und ab da wurde Yoh zum ersten Mal bewusst…wie grausam Götter doch sein konnten und das Hao seine Ansichten nicht mal so falsch waren. Einfach sitzen bleiben und sich ihren Göttern ergeben war auch für Yoh keine Option mehr geworden. Nicht nach dieser Nacht der Gewalt und des Blutvergießens dieses Bären.

Aber es gab noch immer Patcheen die das anders sahen und regelrecht Angst vor ihren Göttern hatten und denen damit bis sonst wohin in den Hintern krochen. Viel zu viele. Goldva war eine von diesen Personen. Sie machte das aber nicht aus Angst, das war der Unterschied, sondern weil sie der festen Überzeugung war das es ein Schicksal gab und jeder diesem zu folgen hatte. Sich diesem beugen sollte. Und das Götter dieses beeinflussten.

Jeder Patchee wurde unter dem Zeichen eines ihrer Götter geboren. Und dieser Gott beeinflusste das Schicksal des Menschen der unter seinem Zeichen lebte. Es klang nach Humbug aber leider…behielt die alte Hexe damit recht. Ein Beispiel: Hao lebte unter dem Zeichen des Bären und war zum Kämpfen und Herrschen geboren worden. Allein das er Apollo besiegte zeigte es. Er war stark und gerecht, aber auch kämpferisch und impulsiv. Und das war nur eines der Beispiele, denn auch Yoh hatte diese Erfahrung an sich selbst machen müssen. Sein Schutzgott war die Schildkröte Ke-ya. Die weise Schildkröte die immer die Ruhe behielt und half wo sie nur konnte. So war der junge Schamane auch. Versuchte allen immer zu helfen und sie mit einem Lächeln zu beruhigen. Er hatte das von Natur aus und konnte nichts dagegen tun. Yoh war gelassen und wie das Blatt im Wind. Ließ sich sanft fallen und vom Wind leiten. Aber Ke-ya stand auch in einer sehr engen Verbindung mit der Geburt des Menschen. Die Schildkröte, an sich, gehört zu den glücksbringenden Tieren. Ihr Symbol findet sich daher sehr oft im unmittelbaren Umfeld von Säuglingen und Kleinkindern. Sie besaßen einen Wigwam in denen die Kinder behütet und abgegeben wurden, wenn die Eltern arbeiten mussten und da hingen viele Motive und Symbole von Ke-Ya zum Schutz der Kleinen. Ke-ya bringt jedoch nicht die Babys. Ihre Aufgabe war es, das Neugeborene sicher in die Welt hineinzuführen. Sie stand für die gutherzige und warme Mutter die über ihr Kind, mit einem undurchdringlichen Panzer, wacht und an dem alles abprallt was ihm schaden wollte. Das passte sehr zu Yoh denn seine Bestimmung war es schon immer gewesen das Kind des Häuptlings zu gebären und die Blutlinie fortzuführen. Was auch kurz darauf geschah. Er passte perfekt unter den Schutz dieses Gottes.

Nachdem sie ihre Toten bestattet und nach einem Monat wieder einigermaßen auf den Beinen standen, sich alles beruhigt hatte und das Leben weitergehen konnte, da stand auch schon ihr nächstes Fest der Liebe vor der Tür, welches nur bei Vollmond gehalten wurde.

Yoh erinnerte sich noch genau daran wie nervös er in jener Nacht gewesen war. Er und Hao hatten sich gestanden das sie sich lieben, aber danach war nicht viel Zeit gewesen das auch einfach mal zu leben. Der Aufbau ihres Dorfes, die Bestattung der Verstorbenen und dann auch noch Hao seine Wunden bremsten alles sehr aus. Er musste erst mal wieder auf die Beine kommen und sich von den Verletzungen erholen, die er erlitten hatte und welche wirklich schwer gewesen waren. Er trug sie zwar davon, wie ein echter Krieger und jammerte nicht rum, allerdings hatte er lange Bettruhe verschrieben bekommen und er stellte sich dabei an wie ein kleines trotziges Kind. Was alles nur noch nerviger machte. Hao wurde aufmüpfig und nervig, als würde man einem Kind sein liebstes Spielzeug wegnehmen. Oder als hätte man ihn wie ein Vieh irgendwo festgebunden und ihm seine Freiheit geraubt. So fühlte er sich und das nur weil er nicht mehr auf die Jagt mitgehen durfte. Komisch oder? Lieber brachte er sich in Gefahr als sicher das Bett zu hüten. Einmal hatte er sogar versucht sich davon zu schleichen, aber Yoh hatte ihn dabei erwischt und dann folgte von Goldva eine Trachtprügel und Kopfwaschung die gesessen hatte. Danach versuchte er das nie wieder. Yoh dachte sogar das er, von da an, etwas Angst vor der alten Hexe bekommen hatte. So wie sie ihn an dem Tag angebrüllt hatte wäre das kein Wunder gewesen.

Hao konnte ein verdammter Dickkopf sein. Aber er hörte auf die Menschen vor denen er Respekt hatte solange es nicht Yoh betraf, denn da hatte er bewiesen dass sein Liebster vor ging. Den meisten Respekt zollte er aber Goldva und ihrem Sohn Silva. Klare Sache. Der Hexe gehorchte er, weil sie als Häuptling das Sagen hatte und Silva weil er der größte und stärkste Krieger der Patcheen war. Noch dazu hatte er Hao ausgebildet seit er ein kleines Kind gewesen war. Hatte ihn aufgenommen und auch mit zur Jagt begleitet. Alles was er wusste und drauf hatte konnte er nur dank Silva. Mit einem Klecks seiner eigenen verrückten Ideen und Rangehensweisen natürlich. Silva war sowas wie sein Adoptiv-Vater geworden. Und genau das Verhalten hatte Hana inzwischen auch. Er war ein gutes Kind, aber öfters hatte er den Dickkopf von seinem Vater und der kam immer mehr zum Vorschein je älter der Süße wurde. Und das war gut so, denn immerhin musste er was von seinen Eltern haben. Man wusste gleich aus welcher Blutlinie er kam. Er hatte die sanfte Natur seiner Mutter und den hitzköpfigen Dickschädel seines Vaters. Aber die Schönheit seiner Großmutter. Eigentlich ne flotte Kombination. Yoh musste immer schmunzeln wenn er in Gedanken versank und an die Person dachte die mal mit Hana zusammen kommen würde. Der arme Mensch. Er tat ihm jetzt schon etwas leid. Mit ihrem Sohn war es wie eine wilde Dschungeljagt. Es gab Höhen und Tiefen und Hana konnte SEHR launisch sein. In einer Beziehung würde er sicherlich nicht anders werden. Das war er schon vor seiner Geburt gewesen. Schon seit dem Moment an dem er gezeugt wurde. Es war einer der Momente an die sich Yoh gerne zurück erinnerte.

Als das Fest der Liebe, in jener Nacht, begann, da wusste Yoh nicht was er machen sollte. Er sah Hao damals dort vor dem Feuer sitzen und mit anderen seinen Sieg über Apollo und seinen Mut feiern, auch wenn das bereits lange her war. Er würdigte den jungen Yoh, an dem Abend, nicht mal eines Blickes und das obwohl sie sich doch liebten und zusammen waren. Das hatte ihn sehr verunsichert und dafür gesorgt dass er sich etwas aus dem Geschehen zurückzog. Insgeheim hatte er gehofft mit Hao endlich einen Bund eingehen zu können und ihre Liebe auch körperlich zu besiegeln. Das er endlich, offiziell, seine Braut werden könnte. Aber dem schien nicht so zu sein, also duckte er sich weg und fand sich damit ab den Abend erneut alleine zu verbringen.

Er entfernte sich kurz darauf von dem Lagerfeuer und hörte ein komisches Geräusch. Es hallte über das Jubeln und Lachen hinter ihm hinweg und offenbar konnte auch nur er es hören. Es klang wie…wie ein Glöckchen. Wie ein Windspiel an Glöckchen, welche sie in einigen Wigwams hängen hatten. Weswegen er stehen blieb und nach rechts sah, dort hin wo das Geräusch her kam.

Drauf sah er, in die Ferne und in dem dunklen Dschungel, etwas sitzen. Ein großes Ohr zuckte nach links, als würde es kurz jucken und es blickte ihn mit goldenen Augen im Licht des Feuers an, hatte dabei einen sehr scharfen Blick. Yoh legte darauf den Kopf schief und wunderte sich über das was er da sah. Das konnte nämlich nicht sein es sah aus…wie ein Fuchs. Ein Fuchs der einfach dort saß und rüber blickte. Das Fell so weiß wie der Winterschnee. Er hörte erneut das Glöckchen, das aus der Richtung des Tieres zu kommen schien und sah kurz darauf auch schon wie sich das Tier erhob und langsam im Dschungel hinter ihm verschwand. Lautlos und sanft ging es weg. Und Yoh hatte damals das Gefühl folgen zu müssen. Als würde dieses Tier ihn rufen und ihm etwas zeigen wollen. Was er dann auch tat, schließlich ebenfalls in die Richtung lief und im dunklen Dschungel verschwand. Allerdings wusste er da noch nicht das Hao ihm kurz darauf gefolgt war, der ihn beobachtet hatte.

Etwas später kam der junge Schamane weiter oben auf dem Berg und an ihrem heiligen Ort an. Es war einer an dem man sich zurückziehen konnte um mit den Geistern der Verstorbenen Kontakt aufzunehmen. Eine kleine Quelle des Berges in der sich klares Wasser sammelte und in das verbotene Tal, tief im Berg, floss. Yoh hatte nie daran geglaubt. Also daran das die Geister der Verstorbenen sie leiten könnten und man mit ihnen in Kontakt treten könnte. Aber als er an diesem Abend da hoch kam…da wusste er wie sehr er sich geirrt hatte. Denn der Fuchs hatte ihn bis hoch zu dieser Quelle geführt.

Direkt vor dem klaren Wasser blieb er dann stehen und sah hinter sich. Kaum als Yoh oben war und ihn sah, da verschwand er auch schon mit einem Sprung und löste sich in Luft auf, als hätte es ihn nie gegeben. Weg war der schneeweiße Fuchs der ihn geführt hatte und Yoh wusste ab dem Moment…das es nur ein Naturgeist gewesen sein konnte. Er hatte sich auch gleichzeitig gefragt warum er ihn an diesen Ort geführt hatte…aber als Hao dann hinter ihm auftauchte…da wusste er es. Er wusste es einfach sofort und sah wie sein Liebster ihn lieb anblickte und auf ihn zu kam. Yoh verstand es endlich…Hier sollte es passieren. Und das tat es auch, denn an dem Abend…da wurde Hana gezeugt.

Hao und er gestanden sich erneut ihre innige Liebe füreinander und zum ersten Mal küssten sie sich leidenschaftlich und voller Liebe. Hao wollte ihn in jener Nacht und Yoh fühlte das die Zeit dafür gekommen war. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit. Sie wurden am selben Tag geboren und waren nie großartig getrennt gewesen. Sie gehörten zusammen und alles war gut, also verfielen sie einander und ihrem Urinstinkt. Unter dem klaren Sternenhimmel und dem strahlenden Vollmond, schliefen sie an diesem heiligen Ort miteinander und Yoh dachte dabei öfters er würde sterben. Diese Gefühle waren neu und zu viel gewesen. Hao begattete ihn mit solch einer Leidenschaft und Kraft das der Kleinere öfters dachte er würde darunter zusammenbrechen. Noch nie wurde er so grob und doch leidenschaftlich zart berührt. Die Stärke und Wärme seines Gatten machten ihn verrückt und nach wenigen Minuten war der Schmerz vergangen und es wurde unglaublich schön. Er blutete dabei, weil er entjungfert wurde, aber das war ihm egal gewesen. Er wollte das Hao ihn festhielt und Druck erzeugte. Yoh verfiel seiner inneren Natur. Ergab sich ihr.

Es hieß in seiner Blutlinie: das nur etwas Spezielles den Eisprung auslösen könnte um jemanden zu befruchten. Es war individuell und bei jedem besonders. Und er wusste genau was es bei ihm war. Sein Körper leitete ihn dazu ohne dass er darüber nachdenken musste. Es war Kraft und innige Liebe. Hao sollte sich wild an ihm austoben und ihm leichte Schmerzen zufügen, denn genau das war es auch was den Sprung auslöste. Liebe, Kraft und Wildheit. All das bekam er und damit wurde es besiegelt. Er spürte damals Wärme in sich. Seine und die von Hao. Es war die schönste Nacht seines Lebens gewesen und sie verbrachten ihre gemeinsame Zeit bis zum Morgen an der heiligen Quelle. Es gab nur sie und ihre Liebe. Und als sie sich dann wieder zurück ins Dorf machten…da wussten sie beide nicht das Yoh, in jener Nacht, geschwängert wurde. Hana war unterwegs und das bekam der junge Schamane dann erst zwei Wochen später mit, als bereits die ersten Symptome auftraten.

Er kam sich so dumm vor, wenn er an damals dachte und wie unerfahren und verängstigt er doch am Anfang gewesen war. Einfach weil er es nicht realisieren wollte. Als hätte er ein Brett vor dem Kopf. Er war auch erst 16 Jahre alt gewesen und dachte nicht daran dass es gleich ein Volltreffer werden würde.

Es fing an mit den typischen ersten Anzeichen. Es fing mit unsicheren Symptomen an, von denen er dachte das er sich vielleicht eine Krankheit einfangen hätte. Es stimmte teils, er hatte sich was eingefangen, aber anders als er dachte. Tja und zuerst ging es los mit einer plötzlichen Übelkeit und unvorhersehbarem Erbrechen. Sehr spontan und nicht einzuschätzen, egal was er aß oder auch nicht. Manchmal stand er morgens auf und musste, ohne Grund, sofort brechen und ihm war schlecht. Das hielt sich auch gern über den Tag, oder kam ab und zu mal wieder zurück. Auch gestellte sich zu allem der Heißhunger nach Gemüse und einigen Früchten, dafür wurde ihm aber kotzübel wenn er Fleisch roch, besonders Gebratenes. Schwindel und Müdigkeit machten ihn schlapp und er knackte sogar mal ein als er bei einer Ansprache von Goldva, ums Feuer im Lager saß und fest schlief. Hao hatte in dann geweckt, das war Yoh sehr peinlich gewesen und er konnte e sich nicht erklären. Wollte nicht respektlos sein. Ja und noch später kam dann das er öfters pinkeln musste.

Aber das waren alles Dinge über die er sich noch keine wirklichen Gedanken machte…erst als es anders losging und er etwas Neues an sich feststellte, da wurde es ernst. Da sein Körper ja weibliche und männliche Geschlechtsorgane hatte, bemerkte er auch bald darauf einen vermehrten Ausfluss aus seinem weiblichen Geschlechtsorgan so wie leichtes Ziehen im Unterleib. Ja und dann kamen noch die extremen Stimmungsschwankungen obendrauf, die Hao voll abbekam. Erst war er glücklich und schlagartig fing er an zu weinen oder zu meckern. Es war, für alle, unerträglich geworden und er verstand es am wenigsten woher das nur kam. Allerdings machte er einfach weiter. Doch erst als Yoh sein Oberkörper leicht anfing zu ziehen, besonders im Bereich seiner Brust, in Kombination mit einer leichten Blutung in seinem Schritt und einem Ziehen, da bekam er Panik. Er war so schnell bei Goldva gewesen wie noch nie zuvor in seinem Leben. Hatte so viele panische Fragen im Kopf. Sie untersuchte ihn darauf…und es stellte sich natürlich heraus: dass er in freudiger Erwartung war. Er war schwanger und ein Baby wuchs in seinem Bauch heran. Und Hao war der Vater.

Zuerst fiel Yoh in ein Loch der Verzweiflung. Er wusste nicht was er tun konnte und konnte sich auch nicht wirklich über die Schwangerschaft freuen. Als würde alles über ihm zusammenbrechen saß er nur da. Noch kam dazu: Hao war, zu dem Zeitpunkt, dabei die Prüfung abzuhalten damit er der nächste Häuptling werden könnte. Yoh hatte Angst er würde ihn von seinen Prüfungen ablenken und wollte ihm deswegen auch nichts sagen. Keiner sollte es Hao sagen. Ein großer Fehler. Das Goldva ihn nicht sofort verpetzt hatte war überraschend gewesen. Sie hielt echt die Backen und es ging einfach so weiter. Yoh erzählte Hao immer, wenn die Symptome kamen, das es eine Krankheit wäre und alles gut gehen würde. Dies konnte er aber nicht lange aufrecht erhalten, denn als er schließlich anfing ein leichtes Bäuchlein zu bekommen, da konnte er es einfach nicht mehr verbergen und gestand ihm alles. Allerdings auch erst nachdem ihn sein Gatte damit konfrontiert.

Hao war es schon vorher aufgefallen, daß er sich veränderte und sie zofften sich ganz schrecklich über die Tatsache das Yoh ihm die Schwangerschaft lange verschwiegen hatte. Hao war nicht blöd. Goldva sollte zwar nichts sagen, aber sie schnitt immer mal wieder sowas an, wenn sie Hao sah und der wurde deswegen nachdenklicher. Sie waren beide so blöd gewesen. Aber dann freuten und weinten sie zusammen das sie Eltern wurden und Hana konnte ruhig kommen. Sie warteten nur auf ihn.

Er war im Bauch seiner Mutter schon sehr aufgeweckt und energiegeladen gewesen. Manchmal gab er Tritte von sich als würde er gleich aus der Bauchdecke springen wollen, oder als wäre es nicht bequem genug. Diese hatten die junge Mutter manchmal erstarren lassen, weil es weh tat. Aber dann war alles wieder gut. Das Temperament, das Hana an den Tag legte, dass kam von Hao. Yoh musste noch immer darüber lachen wenn er daran zurück dachte. Es war zu witzig. Interessant: Hana sein Ei sprang nur als Yoh hart rangenommen wurde und der Fötus selber trat gerne mal zu und bewegte sich viel. Alles war mit Kraft verbunden gewesen. Das waren keine Zufälle. Der Raufbold lag Hana schon immer im Blut. Ja und bei der Geburt hatte er Yoh auch ganz schön gequält und zappeln lassen. Doch es war das alles wert gewesen, denn nun hatte er einen frechen und süßen Rabauken als Sohn und sah wieder zu ihm runter.

Er war wunderschön. Auch wenn es viele irritierte und vielleicht auch für Angst sorgte…Yoh liebte Hana sein blondes Haar und seine stechenden Augen. All das hatte er von seiner Großmutter, Hao seiner Mutter, geerbt. Er war etwas ganz Besonderes. Genau wie er selbst.

Hana fasste dann nach dem Fisch vor ihnen und strich über die glatten Schuppen, als er dabei fragte:

„Mama? Denkst du Ame mag mich nicht mehr?“

Yoh sah darauf verdutzt zu ihm runter. Ame…das war doch der…Er fragte sanft:

„Wie kommst du darauf mein Schatz?“

„Naja sie ist schon seit so langer Zeit weg und sie kommt auch nicht mehr zurück an die heilige Quelle. Meinst du…ich habe ihr weh getan? Bleibt sie deswegen weg? Ich wollte sie nicht immer so fest am Schweif packen und mich auf sie drauf werfen. Ich dachte ihr macht das auch Spaß. Was wenn sie mir deswegen böse ist und nicht mehr zurückkommt?“

Er klang dabei sehr traurig und sah nicht mal zu seiner Mutter hoch als er diese Worte aus sich raus drückte die sehr weh zu tun schienen. Es war erstaunlich. Hana war noch so jung und machte sich schon solche Sorgen über so etwas. Über Bindungen und Verlust. Das zeigte wie reif er doch schon war für sein Alter und das allein machte seine Mutter sehr stolz. Doch es war in der Tat ein trauriges Thema.

Er sah wieder vor sich wie der kleine Hana damals zu ihm gerannt kam und freudig lachte. Immer wieder sagte: er habe einen Freund gefunden. Und als dieser Freund dann um die Ecke kam…da blieb der jungen Mutter das Herz stehen. Es konnte nicht sein…Denn es war derselbe weiße Fuchs der ihn damals auf den Berg und zum Heiligtum geführt hatte. In jener Nacht als Hana gezeugt wurde. Spätestens ab da wusste er dass nichts mehr ein Zufall war. Yoh lebte unter dem Zeichen der Schildkröte…und dennoch hatte ihn ein Fuchs geleitet und dafür gesorgt das Hana überhaupt erst entstehen konnte. Was war da nur passiert? Was war das für ein Naturgeist? Und weil es ein Geist war konnte ihn auch niemand außer Yoh sehen, daher überraschte es ihn nur noch mehr das Hana das offenbar konnte. Welch eine Ironie. Der Fuchs, der dafür gesorgt hat dass er geboren wurde, konnte nun auch von ihm gesehen werden und freundete sich sogar mit ihm an. Es hatte was Romantisches und Wundervolles an sich. Und besonders stolz war Yoh darüber…das sein Kind ihm doch mehr ähnlich war als er am Anfang dachte. Vielleicht sogar noch mehr als seinem Vater. Deswegen hatte er auch mit ihnen zusammen gespielt, egal wie verrückt es auch für die Anderen ausgesehen haben mochte. Yoh war glücklich. Sein Sohn war nicht verrückt, sondern sensibel für die Welt der Geister und die Natur. Genau wie er. Nichts machte ihn glücklicher. Wenn man Geister sehen konnte…dann war man ein guter Mensch. Das war seine Überzeugung.

Sanft streichelte er seinen Sohn über die Stirn, als dieser nach hinten zu ihm aufsah und sprach lieb lächelnd:

„Ich bin mir sicher dass du sie wiedersehen wirst. Ame ist nicht böse auf dich, aber manchmal müssen sich Wege trennen damit man merkt was einem sehr wichtig ist und wie vergänglich das Leben sein kann. Zu jedem Treffen gehört auch ein Abschied. Sei es durch einen Streit, eine Reise, oder dem Tod. Ame kam zu dir als du sie gebraucht hast. Als du allein und traurig warst. Sie kam um dich zu trösten und dich zu führen. Um dich auf den rechten Weg zu bringen. Aber nun geht es dir wieder besser und deswegen ist sie auch gegangen. Ihre Aufgabe war erfüllt. Doch dies muss kein Abschied für immer sein. Wenn du ganz fest daran glaubst, dann wird sie wieder zu dir kommen. Genau dann…wenn du sie am meisten brauchst und wenn du nicht weist wie du in besonderen Situationen fühlen sollst, Hana.“

Der Kleine runzelte etwas die Stirn bei den Worten seiner Mutter. Das verstand er nicht und legte dann auch den Kopf etwas schief. Aber es war okay. Yoh war sich sicher dass er das eines Tages verstehen würde, denn Hana war nicht blöd und sehr schlau. Er würde verstehen was er damit gemeint hatte. Yoh hatte es immerhin auch verstanden. Es war ihr Schicksal. Dieser Fuchs kam zu ihm als er nicht wusste was er tun sollte. Als er sich seiner Gefühle nicht bewusst war und unsicher wurde. Sie leitete ihn hoch zum Heiligtum und führte somit Yoh und Hao zusammen. Vereinte sie damit in jener Nacht die Existenz ihres Sohnes anfangen konnte. Sie war mit daran beteiligt gewesen. Und genau deswegen würde Ame auch wieder zu Hana zurückkehren. Dieser Fuchs war, in jener Nacht, ihrer beider Schutzgeist geworden. Und er würde kommen wenn der Kleine vom Weg abkam und drohte sich in seinen Gefühlen zu verrennen. Da war sich der junge Schamane ganz sicher.

„Das versteh ich nicht.“

Kam es verwirrt von Hana und Yoh riss es aus seinen Gedanken, so dass er wieder zu ihm runter sah.

„Das wirst du noch mein kleiner Glühkäfer. Eines Tages wirst du es verstehen.“

Und dann gab er seinem Sohn einen sanften Kuss auf die Stirn und Hana lächelte sofort darauf. Ein leichtes Lachen entwich seiner Kehle und er drehte sich komplett, auf dem Schoß seiner Mutter, um damit er sich an sie knuddeln konnte. Was er dann auch tat. Schmiegte sich sanft und schmusig an sie. Er liebte seine Mutter und sie drückte ihn ebenfalls wärmend und lieblich zurück. Schloss dabei sogar die Augen.

Hana war Yoh sein größtes Glück geworden. Und dafür musste er allen Göttern da draußen danken, dass sie ihm einen so wundervollen, empfindsamen und hübschen Sohn geschenkt hatten. Nein…eigentlich musste er nur Zweien da draußen danken. Sie hatten ihm dieses Kind geschenkt. Sein Gatte Hao, der ihn geschwängert hatte…und Ame die ihm in jener Nacht den rechten Weg wies. Kurz darauf, in der Stille des Wigwams, sprach Hana dann auch Worte die Yoh niemals vergessen würde und die sein Herz zum springen brachten. Die schönsten Worte die man einer Mutter geben konnte.

„Ich hab dich lieb Mama.“

Als er das hörte musste sich Yoh die Tränen verkneifen, die vor Glück aus ihm laufen wollten. An sich war es okay zu weinen, aber in der Situation war es besser das nicht zu tun, denn dann würde Hana vielleicht unruhig werden und sich Sorgen machen. Sie waren stark miteinander verbunden und wenn die Mutter panisch wurde, oder traurig, dann wurde es das Kind auch. Hana war sehr emphatisch.

Also saßen Mutter und Sohn einfach noch eine Weile da und kuschelten zusammen im warmen Licht des kleinen Feuers vor ihnen, als dann kurz darauf, hinter Yoh, der Vorhang des Eingangs vom Wigwam beiseite gezogen wurde und jemand rein kam.

Sofort lösten sich die Zwei voneinander und sahen hin. Yoh über seine linke Schulter und Hana rechts an seiner Mutter vorbei. Als würde man ihn mit Geschenken überhäufen fing der Blonde schlagartig an zu lächeln. Sein Herz pochte vor Freude in seiner Burst und er wurde hippeliger. Wollte hinrennen. Es war zwar niemand mit einer Hand voll Geschenke der da rein kam…aber sein Vater, der ein Tapir um Schlepptau hatte und dieses über seine rechte Schulter trug. Das war schöner als alles zusammen. Er trug nur ein junges Exemplar dieses Tieres mit sich, das war aber dennoch fett genug um die ganze Familie zu ernähren. Hana strahlte noch immer über beide Ohren und sprach dann freudig und laut:

„Papa! Papa du bist wieder da!“

Sofort löste er sich von seiner Mutter und rannte zu seinem Vater vor. Mit seinem struppigen und wilden, blonden Haar knuddelte er sich an den Bauch seines Vaters, der sofort stehen blieb und dann zu ihm runter lächelte. Mit der linken und freien Hand, wuschelte ihm Hao dabei durch das Haar und sprach frech:

„Na? Hat mich da etwa jemand vermisst? Ich bin schockiert Hana.“

Eigentlich war er das nicht, er sagte das aus Spaß. Er freute sich das der Kleine so froh war ihn zu sehen. Hana war ein kleiner Dickkopf und tat immer so als wäre es ihm egal wenn sein Vater ging. Aber das zeigte mal wieder dass es nicht so war und er ihn sehr liebte. Es machte Hao glücklich.

Sein Sohn lachte darauf nur und drückte sich noch fester an seinen Vater. Es stimmte, er hatte ihn vermisst, immerhin war er seit zwei Tagen weg gewesen. Hao war jagen und das in einer größeren Gruppe aus den besten Jägern und Kriegern. Wenn das passierte waren sie meist mehrere Tage weg, aber kamen dann mit genug Beute für das ganze Dorf zurück. Dieses Tapir war nur ein Teil des großen Fangs gewesen den sie erbeutet hatten. Hana wollte irgendwann auch mit ihm da raus gehen und jagen. Ihn stolz machen und zeigen das er auch so toll war wie er. Aber dazu hatte er noch etwas Zeit denn, im Gegensatz zu Hao, wollte Yoh nicht das sein Sohn schon mit sechs da raus ging und sich in Gefahr brachte. Da bemutterte er ihn viel zu sehr. Auch war der Kleine dafür noch viel zu verspielt und sensibel. Bei seiner Mutter zu sein war erst mal wichtiger und sicherer.

Aber nicht nur Hana hatte ihn vermisst, sondern auch Yoh. Dieser stand kurz darauf auf und kam sanft lächelnd auf seinen Gatten zu, der das auch sofort bemerkt hatte und dann von Hana weg sah, rüber zu der Liebe seines Lebens blickte. Kurz darauf stand Yoh auch schon vor ihm und Hana blickte etwas verdutzt nach oben, als er seine Mutter hinter sich fühlten konnte und seinen Vater vor sich, die ihn beide, mit der Aktion, etwas einengten, als sie sich ansahen. So das Yoh zu Hao sprach:

„Nicht nur er hat dich vermisst.“

Hao lächelte frech zu Yoh und gab von sich:

„Wirklich? Na dann sind wir ja schon zu zweit. Ich habe dich nämlich auch vermisst meine Königin.“

Verspielt und frech wie immer. Yoh liebte das an ihm. Und schon küssten sie sich herzhaft und lieblich als wären sie Jahre getrennt gewesen. Hana stand noch immer zwischen ihnen und wurde dabei etwas eingedrückt, weil die über ihm rumknutschten. Er stützte sich, mit den Händen, am Bauch seines Vaters ab und sah hoch. Sah wie die beiden da oben immer weiter rumknutschten wie verliebte Teenager, weshalb er dann die Zunge etwas angewidert rausstreckte und die Augen zusammen kniff. Er war noch jung und konnte das nicht verstehen. Er wusste dass sie sich lieben und dass es aus Liebe gemacht wurde, aber er verstand nicht ganz was daran so toll war das es so lange und so oft sein musste. Ein „Bäh“ kam aus ihm raus, weil er es eklig fand wenn Erwachsene so rumknutschten. Doch dummerweise hatten seine Eltern die Angewohnheit ihn und seine Laute dabei gekonnt zu ignorieren und küssten sich einfach weiter. Deswegen sah der Blonde dann auch etwas genervt hoch. Er fand es eklig, aber dennoch fragte er sich immer wieder warum sie das taten. Es musste ja ein tolles Gefühl sein, sonst machte man das doch nicht immer und immer wieder, oder? Doch er war weiterhin noch zu jung um dieses Gefühl zu verstehen und zu wollen. Doch sollte ihn der Teufel holen wenn er mal auf die Idee kommen würde mit jemanden zu knutschen! Niemals wollte er das tun!

Und dann nörgelte er und muffte zwischen seinen Eltern rum, als er versuchte aus der Zange zu entkommen, die ihn festhielt, so das Yoh und Hao das bemerkten und aufhörten sich zu küssen. Sie sahen beide frech zu ihm runter und Hao fragte sogar dreist, mit einem Lächeln auf dem Gesicht:

„Was ist los Hana? Auch nen deftigen Schmatzer gefällig?“

Sein Vater ließ das Tapir von seiner Schulter gleiten, so dass es neben ihnen auf den Boden donnerte und Hana erschrocken hin sah. Die Räder in seinem Kopf fingen an sich zu drehen, als er das Tier da liegen sah. Und dann klickte es auch schon: Oh nein…er wusste was passieren würde. So dass er ebenso erschrocken hoch sah und schon bemerkte wie sein Vater mit beiden Händen nach ihm greifen wollte. Oh bitte nicht! Hana wollte sich hektisch von ihm lösen, aber Yoh spielte das miese Spiel mit und hielt seinen Sohn weiter den Fluchtweg nach hinten versperrt, so dass das arme Kind keine Möglichkeit mehr hatte zu fliehen…und von den Händen seines Vater gepackt wurde. Er strampelte dabei und wurde unter den Armen angehoben, als er hilflos maulte:

„Nicht! Papa! Lass mich runter!“

Hana wusste genau was kommen würde und darauf hatte er so kein Bock. Er fand es eklig und beschämend, aber erneut konnte er mal wieder nicht davor fliehen. Er geriet zwischen das Süßholzgeraspel seiner Eltern und bekam dann auch noch die volle Breitseite ab. Das zeigte sich dann meist genau so wie in jenem Moment. Sein Vater hielt ihn hockend auf seinem rechten Arm oben zwischen ihnen, zog den Kopf von Hana seitlich und kurz darauf bekam er von beiden seiner Eltern, auf jede Wange, einen dicken Kuss, den von der feuchtesten und abartigsten Sorte aufgedrückt. Wenn es nur einer gewesen wäre, aber es waren immer mehrere! Yoh küsste ihn frech auf die rechte Wange und lachte herzlich vor Freude und Hao drückte ihm immer wieder links einen rein und sabberte absichtlich dabei. Mit seiner freien Hand wuschelte er seinem Sohn dabei das Haar durcheinander und verteilte dann noch zusätzlich, mit der Zunge, den Sabber auf Hana seiner Wange und der brüllte sichtlich angewidert und mit zusammengekniffenen Augen, während er sich von seinem Vater verzweifelt wegdrücken wollte. Er krisch:

„PAPA!! Lass das! Du versaust mir meine Frisur und es ist so ekelig!! PAPA!!“

Hao hatte das absichtlich getan und hörte dann frech auf, als er wieder zu seinem Sohn sah und einen Blick zugeworfen bekam der töten sollte. Er war stolz darauf. Sehr gut! Den Todesblick hatte er schon echt gut drauf! Und Yoh lachte nur herzhaft hinter seinem Sohn über das ganze was sich vor seinen Augen abgespielt hatte. Er war so glücklich darüber und fand es drollig wie zerzaust und verschmiert Hana war. Aber es war nicht nur das. Er liebte es wenn sie einfach nur eine Familie waren. Ganz ohne die Pflichten und die langen Tage der Trennung hin und wieder. Und genau das waren sie in jenem Moment. Auch Hao konnte nicht anders als es zu genießen. Er liebte seine Familie und er wollte nichts lieber als jeden Tag bei ihnen zu sein und einfach nur Unsinn mit Hana anzustellen. Seinen Sohn jeden Tag beim Wachsen bewundern. Wie er immer hübsche wurde. Immer wenn er Hana sah wusste er dass er ganze Arbeit geleistet hatte. Er war so zart wie Yoh und so wunderschön wie seine verstorbene Mutter. Doch seine Pflichten als neuer Häuptling ließen das nicht immer zu und darunter litt leider der Rest seiner Familie. Besonders Hana, der einen Vater verdient hatte der immer bei ihm sein sollte, besonders dann wenn er Sorgen oder Fragen hatte. Es war kein Geheimnis, aber Yoh nahm Hao sehr viel Arbeit ab und er konnte nicht dankbarer dafür sein. Denn er war immer für ihren Sohn da. Deswegen wollte er, wenn er mal für sie Zeit und Luft hatte, nur Blödsinn mit Hana machen und ihn zum Lachen bringen. Und Yoh lieben wie er es verdiente. Hana sollte seinen Vater als jemanden erleben der ihn liebte und mit ihm quatsch machte und nicht als einer der nie da war und ihm das Gefühl gab nicht wichtig zu sein. Hao gab sich alle Mühe. Doch er merkte wie schwer das war.

Danach setzte er seinen mürrischen und sehr genervten Sohn wieder auf dem Boden ab und antwortete frech:

„Sowas passiert wenn man zwischen mich und deine Mutter gerät wenn wir uns lieben. Das nennt man dann wohl: „Kollateralschaden“. Oder auch: Einzelschicksale auf die man keine Rücksicht nehmen kann, haha!“

Hana rieb sich sauer den Sabber seines Vaters von der rechten Wange, nur mit seinem rechten Arm und sprach muffig darauf:

„Du bist gemein Papa! Ich bin kein Kolatestralschaden!“

Er konnte das Wort nicht mal richtig aussprechen, weswegen Hao wieder lächeln musste. Aber er war noch nicht fertig seinen Sohn zu nerven, also sprach er frech:

„Und ich werde noch viel gemeiner zu dir, wenn du deiner Mutter nicht gleich beim Essenmachen hilfst bis ich wieder zurück bin. Mir fallen schon viele Dinge ein wie es weiter gehen könnte! Ich könnte dich auf den Boden werfen und dich solange kitzeln bist du um Gnade winselst! Oder ich zwinge dich heute Nacht dazu zwischen mir und Mama zu schlafen, während wir uns leise Liebesgeflüster entgegenwerfen und darüber nachdenken dir vielleicht noch ein Geschwisterchen zu schenken.“

Als er das sagte blinzelte er etwas frech und charmant zu Yoh rüber, der doch tatsächlich etwas beschämt rot anlief und dabei zurück lächelte. So ein Blödmann. Er wusste das Hao das nur gesagt hatte um Hana zu ärgern, aber der Gedanke an sich wirkte plötzlich sehr verführerisch. Besonders der Teil mit dem Sex, von dem Hana nichts wusste und auch nicht da raus verstanden hatte. Allerdings war ein Teil des Plans nicht mehr möglich…nämlich das Geschwisterchen. Yoh besaß nur eine Eizelle. Das war innerhalb seiner Blutlinie so und die war für Hana draufgegangen in jener Nacht. Er konnte keine Kinder mehr bekommen. Aber das brauchte er auch nicht, obwohl es Hana sicherlich gut tun würde ein kleines Geschwisterchen zu haben um das er sich dann mit kümmern könnte. Garantiert wäre er ein toller großer Bruder. Momentan wer er der kleine Bruder und Opacho war eine gute große Schwester für ihn. Am Ende war genau das dass Wichtigste.

Als Hao aber diese Worte sagte sah ihn Hana wie von einer Spinne gebissen an und verzog das Gesicht erschrocken. Er hatte die Augen weit aufgerissen und stand kerzengerade da, sah danach flehend zu seiner Mutter hinter und jammerte sichtlich schockiert:

„Mama! Bitte lass uns schnell essen machen bevor Papa mir noch ein Geschwisterchen schenkt! Ich möchte keins haben!“

Hana war froh ein Einzelkind zu sein, denn so bekam er die volle Aufmerksamkeit von seinen Eltern. Einfach weil er der Jüngste war und somit alle um ihn rumrannten und ihm Aufmerksamkeit schenkten. Auch wusste er das Opacho nicht seine leibliche Schwester war. Sie verband kein Blut, aber dennoch liebte er sie sehr.

Danach rannte er zum Tapir und zerrte es langsam in die Richtung zum Lagerfeuer im Wigwam. Yoh musste herzhaft anfangen zu lachen und sah dann wieder von seinem Sohn weg und zu Hao, der erneut zwinkerte und sprach:

„Viel zu einfach.“

Lief also genau nach Plan, was? So konnte man sein Kind auch zum Arbeiten motivieren.

Er machte einen Schritt vor, umarmte seine Königin und küsste ihn erneut, als er sein Gesicht danach ganz dicht an sein eigenes Gesicht hielt, sie sich ansahen und Hao frech und verführerisch flüsterte:

„Wenn Hana heute Nacht tief und fest schläft, entführe ich dich raus in den Dschungel und lasse dich um Gnade winseln…“

Es kam sehr plötzlich und mit so viel sexueller Energie das Yoh ihn erst mal nur beschämt anstarrte. In ihm selber das Gefühl hoch kroch Sex haben zu wollen. Aber als es endlich sackte, was Sache war, da sah Yoh ihn frech an und fasste ihm dann mit dem rechten Zeigefinger auf die Lippen. Eine Geste still zu sein, als er ebenso verführerisch konterte:

„Und wehe du hörst auf wenn ich das tue…“

Denn inzwischen stand er auf eine wilde und harte Vereinigung. Stille Wasser waren ja bekanntlich tief. Und mit dieser starken, sexuellen Energie zwischen ihnen lösten sie sich schließlich voneinander und Hao wand sich ab. Wollte am liebsten jetzt schon drauf springen, aber es war nicht möglich. So lief er, geladen, raus aus dem Wigwam und hatte noch was mit Goldva zu besprechen. Ob er sich allerdings noch konzentrieren könnte war ein anderes Ding, denn seine Gedanken kreisten schon wild in seinem Kopf um Sex und er freute sich so sehr, als hätte er zwei Tagen auf dem Trockenen gesessen, auf diese Nacht. Was er auch hatte. Noch zusätzlich zu den restlichen fünf Tagen an denen sie einfach keinen Moment für sich gefunden hatten.

Yoh drehte sich mit klopfendem Herzen zu seinem Sohn um und freute sich. Er war keiner der auf Schmerzen stand, aber Hao wusste genau den richtigen Takt um ihn wild zu machen und auf den freute er sich riesig. Sie hatten einen Sohn, aber deswegen musste man nicht aufhören Sex zu haben. So sah er den süßen Blonden wieder vor sich, der das Tapir vor das Feuer gezerrt hatte und seiner Mama bereits alles bereit legte zum Zerlegen. Da hatte wohl jemand echt Angst ein Geschwisterchen zu bekommen, was? Kam bei Hana wohl wie eine Drohung an. Yoh lächelte darauf lieb und da kam ihm ein Gedanke: Er freute sich schon auf den Tag an dem es bei Hana soweit sein würde. Wenn er mit einer Person vor ihn trat und sagte das er sie liebte. Endlich den Partner gefunden hatte der zu ihm passte. Oft fragte er sich sogar WER es wohl sein würde. Und WAS. Ein Mann, oder eine Frau. Es stimmte das Hana nicht schwanger werden konnte, fehlte ihm dazu das Werkzeug. Aber dennoch war da etwas was Yoh faszinierte und ungewöhnlich fand. Hana war ein Junge und besaß keinerlei Gebärmutter. Das sagte zumindest Goldva, als sie ihn genauer untersucht und abgetastet hatte. Aber dennoch…er besaß genau wie seine Mutter einen…

„Mama komm schon! Schnell bevor Papa wieder da ist! Mama!“

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah wieder zu Hana vor. Dann lächelte er und antwortete lieb:

„Ich komm ja schon Hana.“

Somit ließ er von seinen Gedanken und Fragen ab. Setze sich schließlich zu seinem Sohn und der kam wieder zurück auf seinen Schoß. Es würde alles schon irgendwie werden. Das hatte Yoh im Gefühl. Sein Sohn würde schon den richtigen Weg gehen. Da war er sich ganz sicher. Er sah zu ihm.

Hana war noch zu jung um mit scharfen Gegenständen zu hantieren, aber er durfte schon das Fleisch sortieren und seiner Mama zurechtlegen damit sie nur schneiden musste. Und während sie das taten, es draußen immer dunkler wurde, da plagte Hana plötzlich eine Frage in der Brust. Eine die er sich immer stellte, besonders wenn er seine Eltern so sah wie eben. Aber nie hatte er sich getraut danach zu fragen. Es war für ihn peinlich gewesen. Aber warum auch immer…nun wollte er es. Also sah er vor sich auf seinen Schoß und fragte beschämt so wie auch unsicher:

„Du Mama? Was…was ist Liebe? Ist…ist Liebe ewig? Und wie fühl sie sich an?“

Diese Frage verdutzte seine Mutter etwas und er hörte auf zu schneiden. Yoh sah runter zu Hana und erblickte wie der plötzlich scheu und etwas errötet zu ihm auf sah. Offenbar auf eine Antwort wartete. Er fragte:

„Was meinst du mein Schatz? Wie kommst du denn da drauf?“

Hana schluckte beschämt.

„Naja du und Papa ihr…ihr knutscht immer so viel herum und ich weis nicht wieso. Ist sowas Liebe? Und warum macht ihr das immer wieder?“

Er war so süß, aber wie…wie sollte er ihm das erklären? Immerhin war er noch viel zu jung für solch eine Frage und um dieses Gefühl zu verstehen. Das Gefühl von sexueller Liebe. Er wusste was Liebe an sich ist, immerhin liebte er seine Familie, aber er fragte nach einer anderen Art von Liebe. Nämlich nach der körperlichen und tiefen Liebe die nur Paare haben konnten. Etwas von dem er ja noch so weit entfernt war. Also wusste Yoh erst mal nicht wie er da ran gehen sollte und blickte kurz von seinem Sohn weg. Viel ging ihm durch den Kopf. Sollte er ihn anlügen? Nein, das war nicht richtig. Aber er musste das netter und kinderfreundlicher verpacken. Sonst könnte es vielleicht sein das Hana Angst vor sexuellem Kontakt bekommen könnte, oder so. Kinder sahen Dinge immerhin anders als Erwachsene. Also schluckte er kurz und wusste dann genau was er zu sagen hatte. Er sah wieder zu Hana und lächelte lieb, als er anfing zu erklären:

„Du kennst das Gefühl von Liebe mein Schatz. Du weist doch wie du dich fühlst wenn Papa wieder nachhause kommt, richtig? Wenn er lange weggewesen ist.“

Hana nickte darauf.

„Nun die Liebe zwischen mir und deinem Vater ist ähnlich, aber viel stärker. Wenn man die Person sieht, die man über alles liebt, dann ist es als würde alles wieder gut sein. Als wüsste man das einem nichts passieren kann, solange sie bei dir ist. Aber man will diese Person nicht nur um sich haben, sondern auch fühlen. Sich küssen und berühren ist völlig normal und sehr wichtig. Man kann einem auf viele Arten und Weisen sagen das man jemanden liebt. Das kann ein Lächeln sein, liebe Worte, eine sanfte Berührung und so vieles mehr. Oder auch…ein Kind. Und deswegen machen dein Papa und ich das so oft. Wie mögen das sehr und können uns dann näher sein als es mit Worten überhaupt möglich ist.“

Dabei streichelte sie Hana wieder über die Stirn. Genau wie vorher auch.

„Genau so bist auch du entstanden Hana. Weil dein Papa und ich und so sehr lieben.“

Und dann lächelte Yoh seinen Sohn wieder liebevoll an, der noch immer versuchte die Worte zu verstehen und verwirrt zu ihm auf blickte.

„Liebe ist etwas sehr starkes Hana. Und die Liebe zwischen zwei Erwachsenen ist stärker als das was du kennst. Wenn du später mal jemanden liebst…diesen Menschen findest den du über alles liebst, dann würdest du einfach alles für ihn tun. Du willst in seiner Nähe sein, mit ihm Spaß haben und dich bei ihm wohlfühlen. Mit deiner ganzen Seele…und deinem Körper. Und wenn er dich dann einfach liebt wie du bist…gibt es nichts Schöneres.“

Hana legte den Kopf schief. Er wusste nicht warum dieses Gefühl da war und verstand nur schwer was seine Mutter ihm da erklären wollte. Und dennoch hatte er so einen Druck in der Brust. Der Gedanke tat ihm weh, auch wenn er nicht wusste warum, also sprach er ihn aus:

„Werde ich…sowas auch mal erleben Mama? Gibt es dort draußen jemanden der mich auch so liebt? Also so wie ich bin? Jemand wie Papa? Können wir auch so verliebt sein wie du und Papa?“

Das war eine schöne Frage. Yoh lächelte ihn noch weiter an und kam wieder zur ihm runter. Er drückte nun sein Gesicht sanft an die Stirn seines Sohnes und sprach zart:

„Natürlich gibt es jemanden für dich. Und ich bin mir sicher du wirst diese Person ganz allein finden. Du musst nur deinem Herzen folgen und mit einem offenen Verstand durch die Welt gehen. Sei ehrlich zu dir und deinen Gefühlen, so wie auch anderen denen du begegnest. Und dann kommt die große Liebe schon von ganz allein. Du wirst es erkennen wenn du alt genug dafür geworden bist. Und ich bin mir sicher…die Person die dich bekommt, kann nicht dankbarer sein. Du bist ein gutes Kind und du wirst ein wundervoller junger Mann werden. Sie wird dich über alles lieben…Ganz sicher Hana.“

Und das sah er auch so. Hana würde schon die richtige Person finden. Yoh fühlte das und wenn er ehrlich war dann wünschte er sich…dass es ein starker, junger Mann sein würde. So würde es richtig sein. Einer der seinen zarten und sensiblen Hana führen und beschützen würde. Einer der ihm auf den Deckel schlug, wenn er Unfug im Kopf hatte und ihn auf dem Boden der Tatsachen hielt. Aber das war nur Wunschdenken. Außerdem…würde Hao das nie erlauben, denn Hana konnte keine Kinder gebären. Er musste die Blutlinie anders fortführen indem er ein Kind, mit einer Frau, zeugte. Und das tat weh denn sein Sohn…sollte doch einfach nur glücklich werden. Doch wenn er seiner Mutter so ähnlich war, wie er selber dachte, dann würde sich Hana sicherlich in einen Mann verlieben. Es…es lag ihm im Blut. Denn innerhalb seiner Familien-Geschichte gab es selten weiblichen Nachwuchs. Yoh seine Mutter war eine Ausnahme gewesen und er wieder die Regel. Die Männer innerhalb seiner Blutlinie waren anders. Sie wurden geboren um Mütter zu sein. Und Hana…Hana war die noch größere Ausnahme…Als ein reiner Junge innerhalb seiner Abstammung.

Hana sah dann seiner Mutter in die Augen und sprach lieb, wo wie erfreut:

„Denkst du er kommt von den Sternen und fällt für mich vom Himmel? Ich fände das lustig. Wie eine Sternschnuppe die meine Wünsche erfüllt und mich über alles liebt.“

Ein schöner und sehr romantischer Gedanke. Yoh lächelte und lachte dann.

„Wenn er vom Himmel fällt würde ich ihn jederzeit willkommen heißen und ihm erst mal wieder die Flügel richten müssen. Denn sicherlich würde er sich die dabei verletzten, hehe!“

Und so fingen sie beide herzhaft an zu lachen. Draußen war es bereist sehr dunkel geworden und die Sterne leuchteten hell am dunklen Nachthimmel. Es war derselbe Nachthimmel…zu dem auch jemand am anderen Ende des Horizonts blickte. Weit weg in einer Welt die sie nicht kannten. Einer der auf einem Hügel saß und den Nachthimmel ebenfalls beobachtete. Eine Sternschnuppe flog über das dunkle Firmament und er war dabei sich zu verlieben. Seinen eigenen Weg zu gehen. Ein Junge der nicht ahnte dass das Schicksal ihn jemals auf diese Insel verschlagen würde. Dort wo ein junges Herz im selben Tackt schlug wie sein eigenes. Und ihre Seelen sich gegenseitig anziehen würden.
 

Das Lagerfeuer knisterte noch immer vor ihnen in dieser Nacht.

Nachdem er sich endlich ausgeweint hatte, saß Hana einfach noch etwas stumm vor dem Feuer und starrte es an. Seine Beine waren vor ihm angewinkelt und er umschlang sie mit beiden Armen ganz fest, so dass er auch sein Kinn auf seinen Knien ruhen lassen konnte. Er hatte die Ruhe nötig und versuchte sein Herz zu beruhigen.

Doch noch immer waren seine Wangen etwas errötet, durch das intensive Weinen von vorher. Aber nachdem er sich wieder beruhigte wurde es ihm peinlich was er getan hatte. Er hatte doch echt da gesessen und vor Saku geheult wie ein kleines Baby. Das war eine Sache und schlimm genug, aber noch viel mehr schämte er sich wegen der Sache…was Saku getan hatte. Allein wenn er daran dachte wurde er wieder leicht rot. Er hatte ihn umschlungen, ihn fest von hinten an sich gedrückt und ihn getröstet. Er meinte es gut und wollte sicherlich nur helfen. Aber genau das war es gewesen was Hana nun solches Kopfzerbrechen und innere Scharm erzeugte. Denn er wusste nicht wie er das einzuordnen hatte. War es nur eine freundliche und mitleidige Geste gewesen oder…war da mehr? Allein wenn er wieder daran dachte fing sein Herz an zu pochen. Diese Nähe, die sie gehabt hatten und wie warm ihm dabei wurde...warum hatte er das getan? Sie mochten sich doch „offiziell“ nicht. Zumindest sollte es weiterhin so den Anschein haben. Und erschreckenderweise erinnerte es Hana an etwas…denn es war fast dasselbe Gefühl gewesen wie im Tal, nur nicht so intensiv und sexuell, sondern eher sanft. Er mochte das nicht. Letzten Endes wurde es ihm so unangenehm dass er die Gedanken erneut wegschloss und zögernd zu dem Piloten rüber sah. Er wollte gerade keinen Blickkontakt und war froh dass er den auch nicht bekam.

Sakutaro hatte sich wieder auf seinen vorherigen Platz gesetzt und überprüfte stumm das Fischfleisch an dem Feuer. Sah nach ob es schon durch war, aber stellte es gleich wieder hin als das nicht der Fall gewesen war. Auch er war sehr still geworden und sah nicht mehr zu dem Blonden rüber. Wusste auch nicht wirklich was ihn da geritten hatte. Klar er wollte das Hana aufhörte zu weinen und ihn beruhigen, aber das hätte man auch anders machen können als solch eine intime Nähe zu erzeugen. Doch komischerweise hatte er es so gewollt. Alles in seinem Körper brachte ihn dazu das zu tun und damit fiel ihm die Entscheidung auch nicht sonderlich schwer. Also tat er es einfach und es…hatte ihm gefallen. Hana war zwar ein Nervenbalg und ein Dickschädel, aber er mochte es ihn zu umarmen und zu beruhigen. Vielleicht lag es daran das er so gut roch und so zart und zierlich war, wenn er in seinen Armen lag. Saku war größer und kam sich wie ein Beschützer vor. Etwas was er von Natur aus war.

Paku hatte schon ähnliches angedeutet und auch gesagt, aber nun traf es auch Saku mit voller Härte. Ihm wurde nämlich klar…dass er Hana inzwischen gern um sich hatte. Und er wusste genau wie sehr das eigentlich nicht sein sollte. Es war zu gefährlich, doch wie sollte er das noch beenden? Wie konnte er die Bremse ziehen und…wollte er das noch überhaupt? Wenn Hana bei ihm bleiben würde, dann könnten früher oder später die Falschen davon Wind bekommen und wie sollte er dann nur damit umgehen? Wie sollte er Kaizo und den Anderen erklären dass er mit einem Einwohner der Insel befreundet war, von denen sie nicht mal was wussten! Wenn sein General herausbekam, das diese Insel nicht unbewohnt war, wer wusste schon was er dann mit ihnen tun würde? Sicherlich rief er einen kleinen Krieg hervor um seine Leute vor den „Wilden“ zu beschützen. Auge um Auge. Ich töte zuerst bevor es auf die Idee kommt mich zu töten. Kaizo hatte öfters bewiesen das er so denken konnte. Und Hana so wie sein ganzer Stamm würde sofort ins Kreuzfeuer geraten und das wollte Sakurai nicht zulassen. Niemals. Sie waren Unschuldige und hatten nichts mit Krieg zu tun.

Aber mal abgesehen davon: Wie ging es sonst noch weiter?

Er hatte sich ja eingestanden das er den Blonden gern um sich hatte, selbst wenn es nur zum Streiten war, aber wie ging es damit an sich weiter? Er und seine Leute mussten von dieser Insel weg. Saku tat alles dafür um wieder in seine Heimat zu kommen und das auf dieser Insel weiterhin Frieden herrschen konnte. Aber langsam und sicher wurde er sich einem weiteren Problem bewusst. Eines dem man nicht aus dem Weg gehen konnte, besonders wenn er seinen Plan so durchzog wie er es wollte. Nämlich…das sie dann wussten das dieser Ort existierte.

Eine einsame und unbekannte Insel, mitten im Palau Archipelgago, völlig unbebaut, das war sowas wie ein Geschenk für die moderne Welt. Dort könnte man sich sein eigenes Reich aufbauen und es gab genug neuen Platz für die eh schon zu hohe Bevölkerungsdichte der Menschheit. Alle die dort waren würden von diesem Ort erzählen und kurz darauf stand eine komplette Garnison an Fremden am Strand und würde alles für sich beanspruchen. Und dann…was passierte dann mit Hana und seiner Familie? Sie würden sicherlich kämpfen und das war leider ein Kampf den sie nicht gewinnen konnten. Die Fremden waren Eindringlinge auf ihrer Insel und die würden sie verteidigen, ganz sicher. Doch gegen moderne Waffen hatten sie keine Chance. Japan würde sie wegfegen und auslöschen. Was würde aus ihnen werden? Würde man sie versklaven, oder gar umbringen? Diese Gedanken machten Saku plötzlich sehr nervös und er starrte nur weiter vor sich in die Flammen.

Eigentlich sollte es ihm egal sein. Er war ein Mann des Militärs und das war alles was er noch hatte. Sich ihnen zu wiedersetzten kam nicht in Frage. Niemals würde er das tun. Und dennoch…zweifelte er sehr an seiner Wahl. Er musste zurück nach Tokyo. Es war seine Pflicht seine Männer in Sicherheit zu bringen und seinem Land zu dienen. Aber er wollte auch nicht dass diesen Einwohnern der Insel etwas passierte. Er wollte nicht…das Hana etwas passierte. Und noch nie zuvor hatte er sich so zwischen zwei Stühlen gefühlt wie in dem Moment. Noch nie in seinem Leben. Selbst bei Chiharu und seiner Leidenschaft fürs Fliegen war ihm das nichts sonderlich schwer gefallen sich zu entscheiden. Warum also auf einmal? Und warum wegen einem blonden Rotzgör das er gerade mal vier ganze Tage kannte?

Ein lautes Schniefen von Hana weckte ihn aus seinen Gedanken und er sah zu ihm rüber.

Der Blonde rieb sich, mit dem rechten Arm, an der Nase entlang und etwas den Rotz weg, der noch ein kleines Überbleibsel von dem Weinen von vorher war. Danach setzte er sich aber wieder ordentlich hin und umschlang erneut seine Beine dabei. Saku sah ihn einfach nur an. Was…was ging wohl in seinem Kopf vor? Was hatte er nur für Sorgen und Probleme? Er wünschte sich plötzlich das zu wissen. Es musste vieles sein. Und wenn er an die Wunde zurück dachte, dann hatte auch Hana ordentliche Probleme im Schlepptau. Es war einfach kaum zu glauben dass die Menschen in seinem Dorf ihm sowas angetan hatten. Wirkte so surreal, denn immerhin sollten sie doch zusammenhalten und familiärer sein als andere. So dachte er zumindest. Hana musste echt was Schlimmes getan haben das sie ihm so eine Wunde verpasst hatten. Okay, Saku hatte keine Beweise dass sie es wirklich waren, aber anders konnte es einfach nicht sein. Die Wunde war an einem zu speziellen Ort, da holte man sich nicht so leicht eine gezielte Verbrennung. Und auch die Art der Verbrennung war nicht offen und gesprengt, sondern sehr punktgenau und gezielt. Die war von Menschenhand gewesen, ganz klar. Und wenn er ihn so dort sitzen sah…da bekam er wieder das Bedürfnis mit ihm reden zu wollen.

Also gab er sich einen Ruck und tat das dann auch. Er holte tief Luft. Nach der peinlichen Aktion, die er mit dem Trösten und Umarmen gebracht hatte, wusste er nicht ganz wie er an die Sache rangehen sollte. Immerhin mochten er und Hana sich ja nicht wirklich und ein Streit war bei ihnen ein normalerer Zustand als ein ruhiges und besorgtes Gespräch. Demnach fühlte er sich auch unwohl. Aber noch länger, ohne ein Wort, dort zu sitzen machte es ebenfalls schlimmer und peinlich. Also riss er sich zusammen und brachte von sich, während er zum Feuer sah und einen weiteren Brocken Fleisch untersuchte:

„…Geht’s dir besser?“

Hana reagierte darauf etwas verdutzt und sah zu ihm rüber. Saku würdigte ihn keines Blickes, aber man sah ihm an das er etwas beschämt wirkte, also vergab der Blonde ihm den abwesenden Blick und sah dann ebenfalls beschämt vor sich ins Feuer. Warum war ihm nur so? Normalerweise würde er doch einen lockeren, oder frechen Spruch ablassen, doch ihm war plötzlich nicht mehr danach. Auch weil er es wieder vor sich sah. Wie er ihn umarmte und sie sich aneinander geschmiegt hatten. Sein Herz klopfte kurz und er nickte nur stumm, bis er dann ruhig antwortete:

„A-alles okay…Also irgendwie…denke ich.“

Was war nur mit ihm los?! Das war so eine scheue und schüchterne Antwort von ihm gewesen das er sich noch mehr schämte als er es eh schon tat! Also schluckte er und trat sich selbst mental in den Arsch als er darauf erneut sprach:

„I-ich habe dich übrigens nicht darum gebeten! Du hättest meine Wunde nicht versorgen müssen!“

Saku sah dann wieder zu ihm. Die Leier wieder, ja? Typisch. Aber er war froh das Hana ihm diesen Brocken entgegen warf, denn dadurch fühlte er sich auch wieder ruhiger und konnte normal mit ihm reden. So wie immer. Es war besser wenn sie grob zueinander waren. Also sah er wieder vor zu dem Feuer, steckte erneut den Fisch wieder dort hin und gab von sich:

„Wenn es schon keiner in deinem Dorf tut, dann lass wenigstens mich mal so nett sein. Das hätte sich noch böser entzünden können und ich denke du stehst nicht auf Schmerzen, oder?“

Das tat er in der Tat nicht. Also sah er wieder muffig von dem Älteren weg.

„Erwarte ja keinen Dank!“

„Den hätte ich auch nicht von einem Rotzbengel wie dir erwartet.“

Wahre Worte. Er brauchte diesen auch nicht, denn es war das Richtige gewesen dies zu tun. Hana brauchte Versorgung, ganz einfach. Und danach stand er auf und lief zu dem Blonden rüber.

Etwas verwirrt sah ihm Hana dabei zu und beobachtete wie Saku was im Rucksack suchte, den er rechts von sich wieder an sich herangezogen hatte und davor noch darin rumgekramte. Kurz darauf zog er auch schon etwas Helles hervor. Er schüttelte es aus und warf es dem Blonden dann direkt auf den Schoß, der sich inzwischen wieder in einen Schneidersitz gesetzt hatte. Hana war noch verwirrter als vorher und sah dieses Teil auch so an, während Saku den Rucksack rechts vom Kleinen stehen ließ, wieder an seinen Platz ging und im Sitzen erneut die Fischstücke überprüfte. Er hatte echt hunger, hoffentlich was das bald mal durch. Es war alles sehr schnell passiert und der Kleine wusste noch immer nicht was das für ein Fetzen auf seinem Schoß war, so das er fragte:

„Was ist das? Was soll ich damit?“

Dann nahm er es in beide Hände, hob es an und drehte es vor sich hin und her. Es war offensichtlich etwas zum Anziehen, aber sowas hatte er noch nicht gesehen. Es sah fast aus wie das Teil was Saku unter seiner Fliegerjacke trug. Also dieses weiße Hemd. Nur hatte es leicht längere Ärmel als Saku sein Hemd, das ja keine besaß und es war etwas luftiger geschnitten. Dennoch verstand er nicht was er damit sollte und sah wieder verdutzt zu dem Älteren rüber, der dann, noch immer mit dem Blick aufs Essen gerichtet sprach:

„Das sollte ich dir von Paku geben. Er dachte es würde dir gefallen und da du bei Tag und Nacht, Wind und Wetter immer oberkörperfrei rumrennst, fand er es besser damit du dich nicht erkältest. War seine Idee.“

Hana sah ihn weiter verdutzt an. So, so…Paku wollte das, ja? Warum glaubte er ihm das nicht so wirklich? So sah ihn Hana doch genauer und überrascht an. Hielt das Teil wieder weiter unten an seinem Bauch und blinzelte kurz. Das war…für ihn? Danach sah er es weiter an. Er wusste nicht warum aber er freute sich sehr über dieses alte und lappische Shirt. Sicher hatte es schon bessere Tage gesehen und diente ihnen vorher sicherlich nur als Putzlappen, so klein wie es war. Aber ihm würde es, von seiner Größe her, gut passen und das freute ihn. Denn insgeheim mochte er die coole Kleidung die Saku und Paku trugen. Keine Ahnung warum. Und besonders die Fliegerbrille mochte er sehr. Zwar war das keine in seinen Händen, aber es war das Erste was er von ihnen bekam um ihnen ähnlicher zu sehen. Und das gefiel ihm plötzlich sehr. Er…er liebte es. Doch sein frecher und schützender Stolz ließ ihn das nicht so offen zeigen, also muffte er etwas nach links und sprach arrogant:

„Ich trage es nur weil es ein Geschenk von Paku ist. Und höfliche Opfergaben lehne ich nicht ab. Das hat nichts mit dir zu tun, oder das ich dir dankbar bin! Immerhin renne ich mein Leben lang schon oberkörperfrei rum. Ich bin hart im Nehmen! Aber Paku ist ein toller Kerl und behandelt mich wie es mir gebührt, nämlich mit Respekt und Anbetung. Viel besser als du Sakutaro! Du könntest mir auch etwas mehr Respekt zollen! Mir, dem Sohn des Häuptlings!“

Oh mann Hana war mal wieder zu lange in der Sonne gewesen, was? Aber Saku nahm diese dummen, arroganten Sprüche inzwischen etwas lockerer, sah dann ganz frech zu ihm rüber und danach wieder vor sich zum Essen, als er antwortete:

„Und wenn ich dir jetzt sage: dass es eigentlich ein Geschenk von mir ist?“

Der Blonde lief etwas rot an. Kurz darauf warf Hana das Oberteil vor sich in den Sand unter ihnen und verschränkte die Arme vor seiner Brust, sah muffig weg und sprach:

„Dann will ich diesen Lappen nicht!“

War ja klar. Inzwischen wusste er aber das Hana das nur aus Trotz und Scharm machte. Es war so offensichtlich dass es ihm gefiel. Warum stellte er sich nur so bei ihm an? Aber es brachte Saku dennoch frech zum lächeln. Dann nahm er ein Fischstück vor sich vom Feuer weg, biss vorsichtig rein und kostete. Das Essen war endlich durch und er nickte, wand sich dann wieder mit seinen Worten an Hana und gab von sich:

„Keine Sorge, es ist von Paku, du kannst es also ruhig anziehen du Rotzgör. Ich denke aber auch das es eine gute Idee ist, denn…so kannst du auch gut deine Brandwunde verstecken und keiner starrt dann da drauf.“

Danach legte er einige Stücke des Thunfischs auf das Palmenblatt neben sich und schob es rüber zu Hana, damit der auch seine Portion hatte. Er selber fing an von einem Stock zu essen und biss immer wieder in das gute Fleisch hinein. Schmeckte besser als er dachte, dafür dass es schnell gehen musste.

Hana sah dann wieder zu ihm und war etwas beschämt. Was hatte er da gesagt? Es versteckte die Wunde, damit keiner sie sehen konnte? Das klang als…als würde er sich sorgen. Als wüsste er dass es eine Schande war dieses Teil an seinem Körper zu haben und dass jeder der es sieht sofort wüsste dass er Schande über das Dorf gebracht hatte. Es war also eine…eine Art von Schutz für ihn? Sicherlich war die erste Intension eine andere gewesen, aber der Gedanke…gefiel Hana sehr. So das er es vor sich im Sand ansah und dann lächelnd danach griff. Während Saku noch aß, sah er mal kurz rüber und beobachtete wie sein Nachbar das Oberteil plötzlich über seinen Kopf stülpte und versuchte sich darin zu Recht zu finden. Nach wenigen Sekunden waren die Arme da durch wo sie sollten und auch der Kopf kam wieder zum Vorschein. Es dauerte aber länger als gewöhnlich, weil Hana sowas nicht kannte und wie ein kleines Kind erst mal die Ausgänge suchen musste. Dennoch hatte er es geschafft und er sah danach auf sich runter und begutachtete sich selbst. War das etwa…ein weiteres leichtes Lächeln auf seinen Lippen gewesen? Saku konnte nicht anders, aber als er das leichte Lächeln auf Hana sah, da musste er ebenfalls kurz lächeln. Er hatte…einfach ein schönes Lächeln. Viel wärmer als man es ihm vielleicht zutrauen würde. Und er sah sehr schön dabei aus. So grazil und anmutig. Saku wurde wieder komisch in der Brust, bei diesem Anblick, aber es verflog kurz darauf, als sich der Junge ein Stück Fisch schnappte und es wie ein Tier riss und in sich stopfte. Das war es dann mit Anmut und Grazie gewesen. Doch er war froh dass er dieses Oberteil angenommen hatte. Er hatte nämlich eine kleine Notlüge benutzen müssen damit Hana anbiss. Es war nicht Paku seine Idee gewesen…sondern seine. Aber von ihm hätte er das sicherlich nie angenommen. Warum auch immer.

So aßen sie beide in aller Ruhe ihr Essen auf und wechselten dabei kaum ein Wort. Es ging ihnen gut und sie hatten keinen Streit, aber das sie nicht sprachen lag nur daran dass sie so extrem hungrig waren und nun fast schon um die Wette fraßen. Und obwohl Saku als erster angefangen hatte zu essen, hatte ihn Hana in Windeseile eingeholt und war als erster fertig geworden. Er saß da und rülpste vornehm während er sich froh über den Bauch strich und dabei sprach:

„Gratulation an den großartigen Fänger! Nämlich MICH! Ohne mich hätten wir keinen so tollen Fisch essen können! Aber ich muss zugeben das deine Gewürze auch nicht schlecht waren Sakutaro.“

Saku schielte etwas genervt zu ihm rüber, während er gerade wieder in den Fisch biss. Aha, sein Fang also, ja? Wessen Angel war es noch mal gewesen? Doch er schnaufte nur und aß einfach weiter. Ließ Hana seine verrückten Träume mal ausleben. Die weiter von der Realität weg waren als Geister und Dämonen. Danach donnerte wieder ein Rülpsen aus Hana heraus und er sah freudig rechts neben sich zu der großen Tasche von Saku. Er hatte wieder diesen Drang darin rumzuwühlen, also schnappte er sie sich mit beiden Händen und zog sie vor seinen Schneidersitz. Auch der Ältere hatte inzwischen aufgegessen und sah überrascht zu dem Jungen rüber, der wieder mit dem Kopf im Rucksack hing, als wäre er ein Köter der nach Knochen grub. Warum machte er das? War er einfach nur extrem neugierig, oder suchte er etwas Bestimmtes? Wenn es die Fliegerbrille war, konnte er lange suchen, denn die hatte Saku schon längst wieder auf seine Stirn geschnallt, dort wo sie vor dem blonden Teufel am sichersten war. Ihm war nicht entgangen das Hana nach dieser Brille lechzte und das konnte er gerade mal vergessen. Das war nicht einfach irgendwas. Das war sein Glücksbringer und ständiger Begleiter. Das Einzige was er noch persönlich von Chiharu hatte.

Nach wenigen Sekunden kam Hana auch wieder aus dem Rucksack hervor und hielt etwas Neues in den Händen. Es war etwas schwer und aus Metall. Lag mit einer ordentlichen Länge in seiner Hand und hatte an einem Ende etwas was aussah wie eine Schere von einer Krabbe. Er sah es verdutzt an und sprach dann:

„Was ist das denn? Ist das ein Knochen von deinem Vogel? Scheint aus demselben Material zu sein.“

Saku sah zu ihm. Nah nicht mal so schlecht. Es bestand aus demselben Material, nur viel dicker und nicht so dünn verarbeitet wie sein Zero. Zeit ihm wieder was beizubringen. So beugte er sich etwas im Schneidersitz hervor und antwortete:

„Das ist ein Schraubenschlüssel. Damit befestigt, oder lockert man die Schrauben an Maschinen. Und du kannst nichts damit anfangen, weil du davon keine Ahnung hast. Er ist sehr wichtig um meinem Zero wieder zum Fliegen zu bringen.“

Also um seinen Flieger zu heilen? Aber Hana grinste dann plötzlich zu ihm rüber und sprach frech:

„Lockerst du damit auch mal gerne deine Schrauben im Kopf, Saku? Hehehe!“

Berechtigte Frage, denn ab und zu knallten Saku ja mal explosiv die Sicherungen durch und er wurde von freundlich zu extrem aggressiv. Doch er bekam nur einen muffigen Blick zurückgeworfen und als Antwort:

„Ha Ha, sehr komisch Hana.“

Kam es genervt und sarkastisch von ihm, so dass der Blonde den Schraubenschlüssel wieder in den Rucksack steckte und dabei von sich gab:

„Ich weis. Ich hab einen tollen Humor.“

Er verstand nicht mal Sarkasmus richtig. Oh mann er war anstrengend. Aber Hana hatte das schon verstanden nur stichelte er den Großen so gerne. Es war normal zwischen ihnen.

So wühlte er einfach weiter. Und während sich Saku immer mehr blöd vor kam, weil er den Blonden so genau dabei beobachtete, was er tat, fand Hana etwas sehr interessantes am Boden des Rucksacks. Verdutzt fühlte er es in der Dunkelheit und zog es dann hervor. Es war klein und lag in seiner Handfläche. Wenn er es bewegte schimmerte es wunderschön im Licht der Flammen so hell wie die Sonne. Es war aus Gold, was er nicht kannte und er starrte es nur weiter an. Saku dagegen…rutschte der Magen in die Kniekehlen bei der Sache. Er hatte es komplett vergessen. Normalerweise wollte er sich dieses Gegenstands entledigen, nachdem das mit Chiharu passiert war, aber er hatte es bisher nicht übers Herz gebracht. Ohne es selbst zu bemerken, hatte er das Teil wieder mitgenommen. Hatte es aus seiner Feldtasche in den Rucksack umgesiedelt. Damals im Tal…da hatte er es auch angesehen. War in Erinnerungen versunken als er in seine Tasche sah. Er konnte es nicht weggeben. Es ging einfach nicht. Und Hana fummelte plötzlich an dem kleinen Teil rum, an dessen oberen Part eine Kette befestigt war und diese dabei anfing zu klappern. Er fragte neugierig:

„Was ist das denn? Es funkelt so schön und es ist sehr schwer für seine Größe.“

„Hey Hana gibt das her, das ist…!“

Saku wollte sich gerade nach vorne stützen und es ihm abnehmen…da gab es einen leises Klicken von sich. Erstaunt sah der junge Patchee wie sich der Oberteil des Gegenstands abhob und etwas zur Seite klappte. Saku erstarrte und ließ Hana einfach machen…der es öffnete und etwas sah was er nicht kannte…nämlich ein Foto.

Da drinnen war jemand abgebildet. Das Gesicht eines sehr hübschen Mädchens lächelte zu ihm. Sie hatte kurze, schwarze Haare die bis zum Kinn hingen und sie wirkte so sanft und lieb. Das Bild war komplett in schwarz und weiß, also erkannte man auch nicht welche Farbe ihre Kleidung trug oder was für eine Augenfarbe sie hatte. Fakt aber war: Sie war bildhübsch. Hana war fasziniert wie man so hübsch sein konnte. Aber kurz darauf sah er wieder davon weg und zu Sakutaro rüber…der seinen Blick auf den Sand unter ihnen gerichtet hielt und nicht gut aussah. Er schien wieder traurig zu sein und Hana…der fühlte sich plötzlich auch irgendwie schlecht. Als hätte er etwas Schlimmes getan. Aber er wusste nicht was es gewesen war. Doch er war kein empathieloser Mensch, also sah er wieder zu dem Bild in diesem kleinen, platten Ei und dann wieder zu Saku hoch. Es war deswegen…Deswegen sah er so traurig drein. Glasklar. Und Hana überkam die Neugier. Er wollte es wissen. Wollte wissen was los war. Also fragte er ungewöhnlich vorsichtig, als wollte er Saku nicht verletzen, was es damit auf sich hatte. Er fragte sanft:

„…Wer ist sie?“

Es sollte ihn eigentlich nicht kümmern und es war unhöflich so danach zu bohren, vor allem, wenn er merkte, das Saku das Thema sehr nahe ging. Aber es ließ ihn nicht los. Hana war nicht blöd. Das miese Gefühl in seiner Brust war nicht nur wegen dem was er gerade tat. Sondern auch…weil er etwas befürchtete. Etwas Schlimmes. Denn wenn er dieses Mädchen sah…dann wurde ihm sehr unwohl. Und es lag nur an einer verdammten Sache: Es war ihr Lächeln. Denn dieses Lächeln, was sie auf dem Bild hatte…es war seinem erschreckend ähnlich. Warum auch immer, aber er sah sich selbst in jener Sekunde. Sich und seine Mutter, denn sie konnten beide auch so lächeln. Ein warmes und behutsames Lächeln. Es war unheimlich und er hoffte einfach dass er sich das alles nur einbildete und zu viel da rein interpretierte. Aber kurz nach seiner Frage, nahm ihm Sakutaro auch schon die Kette ab und lehnte sich wieder nach hinten zu seinem Zero, der hinter ihm stand. Sein Blick war auf das Amulett und das Bild darin gerichtet, allerdings sah er überhaupt nicht gut aus. Wirkte so in Gedanken versunken und ganz weit weg. Weit weg in seiner Vergangenheit, das es sogar Hana bemerkte und ihn nur etwas mitfühlend ansah. Er wusste nicht warum er das tat. Woher dieses Mitgefühl für ihn kam. Und warum er es einfach wieder nicht mochte wenn er Saku so traurig sah. Es war Trauer in seinen Augen, kein Zweifel. Kam sein eigenes Verhalten vielleicht daher…weil er Saku mochte? Weil er ihn achtete?

Erneut fragte er zaghaft, weil er noch immer keine Antwort bekommen hatte:

„Wer ist sie Saku?“

Der Pilot sah darauf von dem Bild in seinen Händen weg und blickte kurz rüber zu Hana.

Er wusste nicht was er tun sollte, denn eigentlich ging es den Kleinen nichts an. Sie kannten sich nun seit vier Tagen und innerhalb von so kurzer Zeit sollte man nicht alle privaten Dinge einfach so ausplaudern. Aber…was sollte schon passieren? Wenn er seinen Flieger fertig hatte…würde er Hana eh nie wieder sehen. Doch warum schmerzte der Gedanke kurz? Danach sah er aber wieder zu der Kette und versuchte den Kloß im Hals runter zu schlucken, der sich einfach sofort bildetet wenn er dieses Bild von ihr sah. Es tat so weh sie zu sehen. Und er machte es einfach immer und immer wieder. Sah dieses Bild von ihr und ritze sich damit mental immer und immer wieder selben Wunden in die Seele. Als dürfte er nie vergessen…dass es seine Schuld gewesen ist. Doch er schaffte es sich davon los zu reißen und sah zu Hana rüber, als er endlich Kraft fand um zu antworten:

„Eine alte Freundin von mir…“

Hana sah ihn an. Er sprach das etwas erstickend und der Blonde sah unsicher und traurig auf den Boden. Er hatte dieses Ding bei sich…also musste sie etwas besonderes sein. Er konnte sich denken wer das war. Aber…aber er brachte es nicht über das Herz zu fragen. Er hatte Angst dass er rechthaben würde und dann…machte es alles nur noch komplizierter zwischen ihnen. Aber Saku nahm ihm leider diese Entscheidung ab und gab, für Hana, gnadenlos und in Gedanken verloren von sich:

„Ihr Name war Chiharu. Und sie…war meine Freundin.“

Als er ihren Namen sagte war es als würde man Hana einen Dolch in das Herz schlagen und auf der anderen Seite wieder raus ziehen. Sogar noch mal nachstechen damit es auch schön ordentlich wehtun würde. Und es tat auch unglaublich weh, aber er konnte sich das erst nicht wirklich erklären warum. Doch je mehr Sekunden vergingen, umso mehr wusste er plötzlich warum. Und das war das Problem. Es verletzte ihn denn…Saku hatte diesen Namen bereist schon zwei Mal genannt seit dem sie sich kannten. Einmal als sie in den Fluten runter zum Tal gerissen wurden und dann…in jener Nacht wo sie sich so nah gewesen waren. Er verstand. Er hatte das jedes Mal getan…wenn er bei Hana gewesen war. Wenn er in Gefahr war, oder sie sich nahe. Und das tat sehr weh, denn es gab ihm das Gefühl…als hätte Saku Chiharu in ihm gesehen und nicht ihn selbst. Es war nur eine Vermutung, aber diese machte ihn plötzlich sehr verrückt und brachte sein Herz dazu nervös zu hüpfen. Er wollte das plötzlich nicht mehr wissen. Wollte nichts mehr davon hören. Aber Saku sprach einfach weiter, als wäre Hana nicht da, sah auch nicht zu ihm sondern zum Bild seiner Freundin und erzählte los:

„Wir sind im selben Dorf aufgewachsen und waren immer zusammen. Da wir beide Außenseiter waren und deswegen viel gehänselt wurden, fühlten wir uns zueinander hingezogen. Ich habe ihr mal geholfen, als sie geärgert wurde und danach wich sie mir nicht mehr von der Seite. Ich bekam sie einfach nicht mehr los…“

Hana sah von ihm weg und auf seine Hände vor sich, die sich langsam etwas verkrampft in den Sand gruben. Er wollte das nicht hören es…es war ihm sehr ähnlich. Auch er hatte sich an Saku gezwackt und war gerne bei ihm. Genau wie sie damals. Hana fühlte sich immer unwohler in seiner Haut, denn er ahnte schlimmes. Und wenn das der Fall sein würde…dann würde er…er fühlte sich als würde er sterben. Was war nur los mit ihm?

„Als wir älter wurden kamen wir zusammen. Aber meine Arbeit und das Fliegen waren mir immer wichtiger gewesen als sie. Ich…ich habe ihr damit oft genug wehgetan und dennoch liebte ich sie mehr als alles andere.“

Als Saku das gesagt hatte sah Hana etwas verwirrt aber noch immer mit leichter Trauer zu ihm rüber. Er wusste nicht ob es angemessen war zu fragen…aber er wollte es wissen. Er musste es einfach wissen. Saku sagte: liebte. Was eigentlich hieß das…

„…Was ist mit ihr passiert?“

Es war zögerlich, aber ehrlich gewesen und Saku lächelte sanft, aber dennoch traurig zu dem Bild vor sich, als er Hana seine Frage hörte. Er war…ein guter Junge. Sakutaro konnte hören das es Hana unangenehm war zu fragen, aber er hörte auch dass der Kleine sichtlich interessiert war. Und zwischen diesem Interesse…klang seine Stimme leicht nach Sorge. Es tat gut zu hören da sich jemand um ihn sorgte. Genau wie der Rest seiner Staffel. Und besonders von Hana tat es gut das zu hören. Offenbar wusste der kleine Teufel wann er seine vorlaute Klappe zu halten hatte und wann nicht. Zeigte sogar Mitgefühl. Also klappte er die Kette zu und verbarg damit das Bild. Als sie einschnappte und es ein Klicken gab, sagte er darauf ehrlich:

„…Sie ist gestorben. Und es war meine Schuld. Aber das ist schon lange her…“

Doch eigentlich war es nur einige Monate her und die Wunde noch immer sehr frisch.

Es war…seine Schuld? Hana verstand nicht ganz. Was hatte er damit zu tun? Er wollte ihn erneut fragen. Wollte wissen was passiert war. Aber er merkte dass der Pilot das Thema damit beenden wollte und besonders als er die Kette in eine seiner Hosentaschen steckte. Also respektierte der Blonde das zum ersten Mal und schwieg einfach weiter. Er hatte keine Probleme Saku zu bedrängen, ihn anzuschreien und ihn in peinliche Situationen zu bringen, aber in der Sekunde…wollte er nichts davon. Er akzeptierte die Stille und seinen Wunsch das Thema zu wechseln…Und es fühlte sich richtig an. Es war vorbei. Aber dennoch wollte Hana ihm gerne noch was sagen. Ein: Tut mir leid. Oder: Ich hätte nicht so neugierig sein sollen. Doch nichts kam über seine Lippen. Er war…einfach nur still.

Und Saku sah dann zu ihm rüber und lächelte kurz. Es war dasselbe sanfte Lächeln was er ihm schon mal zugeworfen hatte und Hana mochte es. Der Ältere war dankbar dass sein Nachbar nicht mehr nachharkte. Das war sehr überraschend und angenehm. Innerlich dankte er ihm dafür. Doch Hana hatte noch so viele Fragen. Er wollte ihm all diese Stellen, aber brachte es nicht übers Herz. Besonders wollte er wissen…warum er ihn in jener Nacht Chiharu genannt hatte. Es ließ ihm einfach keine Ruhe. Riss an seinem Verstand wie ein Schakal an einem Kadaver. Er ahnte es…aber er wollte es aus seinem Mund hören. Und betete einfach dass es nicht der Fall sein würde und er sich irrte.

Saku lehnte sich dann entspannt nach hinten und stütze seinen Oberkörper an dem Zero ab, als er die Augen dabei schloss, die Hände vor sich faltete und schließlich auf seinem Bauch ruhen ließ. Es sah aus als wollte er schlafen, aber er sprach dann:

„Es ist schon spät. Du solltest wieder nachhause gehen Hana. Die suchen dich bestimmt schon wieder. Hab ich recht?“

Er wollte dass er geht? Oder war das aus Sorge gewesen es könnte ihm wieder einer wehtun? Doch Hana schüttelte nur den Kopf stur und verschränkte dann die Arme schützend vor sich, als er muffte:

„Ich kann bleiben wo ich will. Und ich möchte heute nicht heim sondern…hier bleiben.“

Saku machte das linke Auge halb auf und blickte zu ihm rüber. Dann schmunzelte er leicht. Ja, ja das hatte er sich schon fast gedacht. Er war nun mal sehr anhänglich…Genau wie Chiharu. Tat er das wegen ihm, oder weil er nicht heim wollte? Dann zuckte er aber mit den Schultern locker, machte das Auge wieder zu und sagte entspannt:

„Mach was du willst. Du bekommst ja den Ärger, nicht ich.“

Doch eigentlich wollte er nicht das Hana wieder wegen ihm Ärger bekam.

Hana sah weiter muffig zu ihm rüber. Ja, ja. Bloß nicht zugeben dass er sich über die Gesellschaft freute! Typisch Saku! Also schnaufte er und legte sich dann seitlich in den Sand. Mit dem rechten Arm stützte er sich ab und hielt mit der Hand seinen Kopf fest, als er weiter in das Lagerfeuer vor sich starrte und motzig antwortete:

„Kann dir doch egal sein. Oder hast du bange dass du neben mir einpennen könntest und ich dir etwas Wichtiges klaue, wie deinen doofen Anhänger mit Bild deiner toten Freundin.“

Autsch, der hatte gesessen. Es wurde still und Hana war selber erschrocken wie motzig und bissig das aus ihm gekommen war, so dass er etwas erstarrte und weiter in das Feuer sah. Was…war das denn gewesen? Warum war er plötzlich so mies drauf? Und warum reagierte er wie eine Zicke auf ihn? Lag das…an dem Bild? Das Mädchen sah sehr nett aus und ihm etwas ähnlich, aber dennoch…wurde ihm schlecht wenn er wieder an sie dachte. Und noch mehr…wenn er daran dachte dass sie Saku besser gekannt hatte als er. Moment mal! War er…eifersüchtig?! Auf eine Tote?! Wegen Sakutaro?!

Er schüttelte sofort den Kopf leicht und muffte etwas kleinlauter:

„I-ich meine: Du denkst doch nicht wirklich das ich dich beklaue, oder?“

Saku machte wieder beide Augen auf und sah zu ihm. Ihm war die Spitze wegen Chiharu nicht entgangen und er wusste nicht ganz was er davon halten sollte. Aber letzten Endes war Hana eben Hana und er war nun mal ein motziger und das Herz auf der Zunge tragender Satansbraten. Aber das mochte er an ihm. Er war damit einfach ehrlich. Also lächelte er nur kurz über die Aussage hinweg und sprach locker:

„Nein das denke ich nicht. Aber du pennst eh von uns beiden zuerst ein, einfach weil du viel schwächer und weniger Ausdauer hast als ich und der Tag besonders anstrengend gewesen war. Was bedeutet: du nimmst mir den Schlaf weg und ich muss Wache halten. Danke übrigens dafür du Dickkopf.“

Hana sah sauer zu ihm rüber.

„Ich bin überhaupt nicht müde! Und ich bin nicht so schwach wie du denkst, Blödmann! Ich stecke dich locker in die Tasche! Außerdem habe ich nicht verlangt dass du Wache schieben sollst! Wirst schon sehen! Am Ende passe ICH auf DICH auf!“

Heh, niemals. Saku schnaufte nur amüsiert darüber und antwortete:

„Bloß keine Schwäche zeigen. Ich würde das total kindisch finden, wenn ich nicht auch über diese Eigenart verfügen würde. Nur gehe ich wesentlich besser damit um und bin nicht so ein Großkotz wie du.“

„Du kannst mich mal Sakutaro!!“

Fauchte Hana zurück und schon war alles wieder beim Alten. Genauso wie es zwischen ihnen sein sollte. Wie es normal war.

Hana warf ihm noch eine ganze Weile gemeine Dinge an den Kopf, die besser nicht genannt werden sollten, bis er sich doch tatsächlich so müde gebrabbelt hatte, das er nach wenigen Minuten neben Saku wegknackte und im Sand lag. Dabei schnarchte er dann laut. Als er das tat öffnete der Ältere wieder seine Augen und sah frech zu Hana rüber. Sagte dann leise:

„Ja genau…du steckst mich locker in die Tasche, was Hana?“

Und dann kam er auch schon hoch und streckte sich kurz.

Der Blonde lag neben ihm weiterhin im Sand und schlief mit seinem Kopf auf dem rechten Arm gestützt. Sein Mund war halb offen und nun kam endlich sanftes Schnarchen aus ihm raus, anstatt dass er ganze Wälder niedersägte. Er sah dabei echt lustig und überhaupt nicht grazil aus. Besonders als er sich, Sekunden später, mit der linken Hand im Schritt kratze und laut auf schnarchte dabei. Heh, wie so ein Trampel und unzivilisiert, aber Saku brachte das auch nur zum schmunzeln und er lief um das Feuer herum zu ihm. Danach kam er hinter ihm in die Hocke und sah zu dem Jungen runter.

Es war komisch. Sicher sah er aus wie ein Hund der auf dem Rücken lag und mit dem einem Bein in der Luft zuckte, während ihm Sabber und Zunge aus dem Maul hingen, aber dennoch sah er so…ruhig und lieb dabei aus. Er wirkte plötzlich nicht mehr so hart und abwehrend und das war ein sehr schöner Anblick. Es war einfach ehrlich, so dass der Pilot ihn doch tatsächlich noch mal anlächeln musste. Hana war schon komisch. Er aber auch. Er konnte diesen kleinen Rotzbengel nicht ausstehen. Aber dennoch…wollte er ihn um sich haben und mochte ihn hin und wieder. Innerhalb dieser vier Tage…war er echt weich geworden. Keine Ahnung wie der kleine Teufel das geschafft hatte, aber er schlich sich in sein Herz. Langsam und stetig. Erst hatte Saku Angst davor. Aber nach dem was an diesem Tag passiert war…fühlte er sich besser damit.

Er wusste noch nicht was die Zukunft bringen würde und wie es mit ihnen weiter ging. Aber das war in jenem Moment auch nicht wichtig. Gerade gab es nur sie an diesem Strand. Weit draußen auf einer Insel, die keiner kannte außer denen die darauf lebten. Und es war nett. Es wirkte entspannend und frei. Doch als Hana plötzlich aufzuckte und sich dann in Embryonalstellung zusammenkauerte, den Mund etwas mulmig dabei verzog, da wusste Saku das ihm offensichtlich kalt war und das obwohl er das weiße Shirt trug. Heh, er war so empfindlich. Doch nicht so hart im Nehmen, was? Aber der Wind war wirklich etwas kühl in dieser Nacht gewesen. Also machte er instinktiv etwas Ungewöhnliches. Er bewegte sich wieder ganz von allein.

So zog er seine braune Fliegerjacke aus und legte sie Hana sanft über den zusammengezogenen Körper. Sie war ja von ihm gewärmt und er packte Hana vorsichtig in diese ein, so damit er nicht aufwachen würde. Sicherlich war ihm nun auch wärmer. Und als er ihn dann so vor sich liegen sah, wie sanft er schlief und wie eingepackt und behütet er da lag…da fühlte sich Saku wohl. Ihm gefiel dieser Anblick und nachdenklich, so wie etwas traurig, fuhr er sanft, mit der rechten Hand, dem kleinen Hana eine Strähne aus dem Gesicht. Direkt die die sich von seiner Stirn über das linke Auge gelegt hatte. Sanft glitt sie weg und ermöglichte einen genaueren Blick auf sein Gesicht, das schöne Züge hatte. Er war wirklich wunderschön und sanft. So ungewöhnlich zart für einen Jungen. Und auch seine Haut war so weich. Genau…wie ihre. So das Saku danach von ihm abließ und noch mal sanft zu ihm flüsterte:

„Schlaf gut…Hana.“

Für ihn würde es eine längere Nacht werden. Aber das war auch okay. Und als er sich wieder an seinen Zero setzte, hoch in den Himmel über ihnen sah und über ihnen die Sterne funkelten…da fühlte er sich komisch. Er wollte immer mit Chiharu weg von dem krieg. Wissen was hinter dem Horizont lag und mit ihr an einen Ort fliehen wo es nur sie und die Sterne gab. Es war komisch. Ganz anders als noch vor vier Tagen. Es war fast als…als wäre er zuhause.
 

Es war sehr spät gewesen als Sakurai durch die Straßen von Tokyo lief und auf dem Heimweg war.

Sein Tag war mal wieder anstrengend gewesen und dieser ganz besonders, noch dazu fing es schlagartig an zu Regnen und das spiegelte sich auch in seiner Laune wieder, die man ihm deutlich vom Gesicht ablesen konnte. Er sah genervt und wütend aus, aber versuchte es, so gut es ging, unter Kontrolle zu halten nicht einfach was kaputt zu schlagen.

In voller Montur, also in seiner Fliegerjacke, einer langen, grünen Hose und Stiefel, lief er auf dem Bürgersteig die Straße hinauf und viele Menschen mieden ihn schon automatisch deswegen. Es war nicht nur wegen seinen Blick, der schon sagte das sie wegbleiben sollen, oder das sie Angst vor ihm hatten, aber in einer Zeit voller Krieg und Kapitalismus hielten anständige Menschen lieber Abstand von jemanden der tagtäglich mit Gewalt und Kampf zu tun hatte. Sie wollten keinen Ärger haben und mieden ihn. Saku nervte das aber nicht mehr. Es war ihm egal geworden, denn inzwischen war er 22 Jahre alt und musste sich über Fremde nicht mehr den Kopf zerbrechen. Sie waren ihm egal geworden. Die sollten über ihn denken was sie wollten, denn alles was ihm wichtig war besaß er bereits. Naja FAST alles. Und kaum als er sich dem Hochhaus näherte, in dem er wohnte…da sah er sie auch schon.

Sie stand dort. Still und leise, hatte einen gelben Regenschirm offen und schütze sich somit vor der Nässe die sich aus dem Himmel über ihnen ergoss. Gekleidet war sie in einem simplen und schwarzen Kleid, welches ihre grazile Statur nur noch mehr betone. Sie war wunderschön, schlank, nicht zu klein und hatte das schwarze Haar kurz geschnitten das es ihr bis ans Kinn reichte. Ihre blauen Augen strahlten im Schimmer der Straßenlampen magisch und sie warf ihm, wie immer, ein sanftes Lächeln zu, kaum nachdem sie ihn gesehen hatte. Normalerweise würde er sofort sanft zurück lächeln, wenn er sie sah, aber diesen Abend war ihm nicht danach. Er war einfach zu geladen und daran konnte auch Chiharu nichts ändern. Es sei denn sie konnte zaubern. Es war noch extra schwer genug dass sie da war.

So kam er bei ihr an und blieb etwas auf Abstand vor ihr stehen.

Rechts von ihm und links von ihr, war die große Glastür, die in das Gebäude führte und durch welches helles Licht raus schimmerte. Menschen liefen an ihnen vorbei und die Zwei sahen sich einfach nur weiter an. Bis Saku der Erste war, der die Stille brach und fragte:

„Was willst du hier? Es ist bereits spät und ich habe dir gesagt dich nicht alleine in der Dunkelheit herumzutreiben. Wir leben in gefährlichen Zeiten Chiharu. Warum hörst du nicht auf mich?“

Er klang dabei sehr ernst. Es war deutlich über das Prasseln des Regens zu hören, der auf sie niederschlug und Sakutaro durchtränkte, denn er hatte weder eine Mütze noch einen Regenschirm. Ihm machte das aber nichts aus. Auch wenn er da wie ein begossener Straßenkater stand. Er war schlimmeres gewohnt, denn seit sechs Jahren hatte er Dinge gesehen und erlebt von denen das Mädchen vor ihm nichts wusste. Nicht mal ansatzweise davon träumen könnte. Nie hatte er sie damit belastet. Chiharu sie sah ihm an das er mies gelaunt war, warum auch immer. Normalerweise sollte man ihn so allein lassen. Dennoch lächelte sie nur lieb zurück und antwortete:

„Guten Abend Sakutaro. Wie war deine Arbeit? Wie geht es dir?“

Wie eine gute Hausfrau die ihren Mann begrüßte wenn er, nach der Arbeit, heim kam. Chiharu sagte das alles sehr lieb und ging nicht wirklich auf seine miese Laune ein. Sicherlich wäre es besser so, aber in seinem Fall leider nicht. So sah er sie weiterhin ernst an und gab als plumpe Antwort:

„Was denkst du denn? Es würde mir besser gehen wenn ich wüsste dass du, zur Abwechslung, mal auf mich hören würdest, Chiharu. Und das ich mir nicht immer Gedanken um dich machen müsste.“

Sie sah ihn stumm an. Wow er hatte wirklich schlechte Laune. So ernst. Aber es war schön zu hören dass er sich Gedanken um sie machte. Das erfreute ihr Herz welches tief in ihn verliebt war. Danach musste sie auch wieder lächeln und antwortete ihm:

„Wir kennen uns jetzt seit unserer Kindheit. Du müsstest eigentlich wissen wie stur und frech ich sein kann. Besonders wenn es darum geht etwas zu machen was ich liebe. Und ich wollte dich gerne heute Abend besuchen Saku.“

Sie tat es einfach wieder. Sakutaro war sauer darüber das sie ihm nicht gehorchte und das obwohl er alles nur zu ihrer Sicherheit machte. Wie er mit ihr sprach, was er ihr ans Herz legte, all das überhörte sie gerne und ging stur ihren Weg. Er würde aber lügen, wenn er behaupten würde, dass es ihm nicht an ihr gefällt. Er liebte sie und das war einer der Gründe. Doch manchmal wünschte er sich einfach sie würde vorsichtiger sein. Chiharu sah die Welt viel zu rosig und netter als sie es war. Saku aber hatte gesehen und erlebt wozu Menschen in der Lage waren. Er kannte die Abgründe der Menschen. Nicht alle, aber verdammt viele. Innerhalb seiner Ausbildung war ihm das besonders aufgefallen. Menschen taten alles dafür um das zu bekommen was sie wollten und wenn man ihnen nur einen kleinen Finger als Startschuss reichte, dann nahmen sie ihn sofort. Und ab dann ging es skrupellos weiter…Er war auch so. Chiharu war so. Einfach jeder. Aber es gab auch Menschen die von Grund auf böse waren. Und bei ihnen gab es, für Saku, nichts dazwischen. Ein Feind war ein Feind und den erschoss man bevor man selber erschossen wurde. Klare Sache und simples Überleben. Und für ihn…war jeder ein Feind der nicht auf seiner Seite stand. In der Hinsicht war er knallhart geworden.

So seufzte er und erblickte das sie etwas in der linken Hand hielt. Es war ein weißer Plastikbeutel und er hing herab. Darin war offenbar etwas Schweres untergebracht. Noch dazu trug es ein bekanntes Logo rechts und links, das wie eine Tasse aussah und das drauf gedruckt wurde. Kurz darauf sah er wieder zu ihr hoch und sprach:

„Was hast du da bei dir?“

Chiharu sah verdutzt zu ihrem Beutel runter, auf den Saku mit der rechten Hand zeigte und lächelte danach wieder lieb zu ihm. Schön das er danach gefragt hatte. Sie wusste er würde neugierig danach fragen. Ihm entging einfach nichts. Obwohl das eine sehr offensichtliche Sache war. Mit geschlossenen Augen sprach sie zu ihm:

„Du bist seit fünf Tagen nicht mehr in dem Coffee-Shop gewesen, in dem ich arbeite. Deswegen habe ich gedacht: Naja wenn er nicht zu mir kommt um seinen liebsten Kaffee zu trinken, dann bringe ich diesen einfach zu ihm. Und da ich dich eh besuchen wollte habe ich es einfach kombiniert.“

Er sah sie einfach nur an. Was dachte sie sich? Es war schön zu hören dass sie ihn sehen wollte, aber dazu musste sie ihn nicht mit Kaffee ködern, oder zusätzlich besänftigen. Dies als Vorwand benutzen um ihn zu sehen, denn so kam er sich vor. Sie war viel zu gut dafür. Dennoch erfreute es sein Herz das sie genau wusste was er liebte und was nicht. Auch wenn sie sich manchmal bewusst etwas stur stellte und seine Bitten ignorierte. Chiharu wusste was sie wollte…und das war er. Dafür riss sie alle Mauern vor sich nieder und kämpft sich durch die Straßen wie ein Monster auf der Jagt nach einem Menschen. Sie war zielstrebig und verbissen wenn sie etwas wollte. Wieder etwas wofür er sie liebte. Dennoch schüttelte er den Kopf auf ihre Aussage und steckte seine Hände in die Jackentaschen, als er sprach:

„Chiharu ich hatte heute keinen guten Tag und ich möchte einfach nur…“

„Sehr gut! Dann bringt dich der Kaffee und meine Anwesenheit gleich wieder auf andere Gedanken!“

Und damit wand sie sich fröhlich ab und lief links von sich zu dem Hochhaus und durch die offene Glastür, machte ihren Regenschirm zu, klopfte ihn aus und lief direkt zum Fahrstuhl rechts. Saku sah ihr etwas verdutzt nach und musste dann wieder genervt schnaufen. Mann was sollte er noch tun? Diese Frau war unmöglich. Sie hatte sich offiziell verbissen, wie eine Zecke und damit bekam er sie auch nicht mehr los. Also akzeptierte er sein Los und folgte ihr nach drinnen. Es gab schlimmeres und er konnte einfach schlecht „nein“ zu ihr sagen.

Im Fahrstuhl und auf dem Weg durch die Flure, zu seiner Wohnung, hinterließ er eine leichte nasse Spur auf dem Boden hinter sich, so dass ihn Leute schon nachstarrten. Er war verdammt durchtränkt und Chiharu machte sich Sorgen das er sich vielleicht erkälten könnte. Sakutaro war zwar hart im Nehmen, aber man musste das ja nicht unnötig herausfordern. Also machte sie ihm, kurz nachdem sie in seiner Wohnung waren, auch gleich seinen Kaffee, während er sich umziehen und waschen ging. Sich aufwärmte unter der Dusche.

Sie stand in der Küche, die mit dem Wohnzimmer verbunden war und konnte genau hören, wie er, ein Zimmer weiter, unter der Dusche stand und sich sauber machte. Allein wegen den Geräuschen fingen ihre wildesten Fantasien an Unfug mit ihrem Verstand zu treiben. Sie wollte plötzlich zu ihm gehen und sich mit ihm unter die Dusche stellen. Ihn dabei anfangen zu küssen und sich einfach nur hinzugeben. Mit ihm schlafen und sich an seinen starken Körper schmiegen…Diese Gedanken kamen ihr öfters in letzter Zeit. Jeden Monat und in einer bestimmten Phase, erneut.

Also stand sie da, machte Kaffee und lief dabei etwas rot an. Sie liebten sich, auch wenn sie es noch nie zueinander gesagt hatten und dennoch hatten sie noch nicht einmal miteinander geschlafen. Das ging bereits viele Jahre so. Seit sie sich damals unter dem Baum, im Sommer in ihrer Heimatstadt Nagano, geküsst hatten. Ab und an küssten sie sich auch jetzt immer mal wieder, aber Chiharu wünschte sich schon so lange das es mehr werden würde. Doch es wurde stattdessen immer weniger. Und seit Sakutaro seine Mutter gestorben war wurde es noch weniger. Das und seine Ausbildung hatten sie nach Tokyo ziehen lassen. Sie sahen sich auch weniger, obwohl sie zusammen nach Tokyo gezogen waren. Egal wo er hinging, sie ging mit ihm und dachte nicht lange darüber nach. Er zog in die Nähe des Militärstützpunktes und sie etwas weiter weg nahe ihres neuen Jobs. Also lebten sie getrennt. Chiharu wurde in einem sehr beliebten Coffee-Shop eingestellt, das was sie schon immer wollte und er ging zum Militär und war Pilot geworden. Aber leider einer der Sorte den sie nicht gut fand. Sakutaro war Staffelführer der Zero-Piloten geworden. Und als Kamikaze stand sein Leben jedes Mal intensiver auf der Kippe, als bei anderen Soldaten im Krieg. Oft hatte sie sogar Angst er würde nicht mehr zurück kommen und sie allein lassen. Was aber zum Glück bisher nicht passiert war. Saku war ein verdammt guter Pilot. Der Beste den es aktuell gab und er war sogar der Schützenkönig wenn es ums abschießen von Feinden ging. Da kam keiner an ihr ran. Das machte sie einerseits sehr stolz, denn er hatte damit seinen Traum erfüllen können, den er seit seiner Kindheit mit sich trug. Doch fand sie es nicht gut dass er Menschen umbrachte. Und noch etwas war da…Denn ihr eigener Traum ging einfach nicht in Erfüllung. Und das nur…weil er Pilot war und Kämpfen mehr liebte als alles andere. Dabei hatte sie einen viel simpleren und einfacheren Wunsch als er. Sie wollte einfach nur eine gute Ehefrau und Mutter werden. Wollte Saku ein Kind schenken, vom dem sie wusste das er es lieben würde. Er würde ein guter Vater sein. Aber dieser Traum schien weiter weg als jemals zuvor.

Das Öffnen der Tür, vom Bad, weckte sie aus ihren Gedanken und sie sah rechts neben sich.

Saku trat aus der Tür raus und lief auf sie zu, dabei rubbelte er sich, mit einem Handtuch, das schwarze Haar trocken und sie sah ihm dabei einfach zu. So lief er auf die andere Seite vom Tresen, der eine Trennung zwischen Küche und Wohnzimmer darstellte und kam vor ihm zum stehen. Er rubbelte sich noch immer die Haare, aber Chiharu sah ihn dennoch ganz genau dabei an.

Er dampfte etwas von der heißen Dusche und dabei verströmte er einen angenehmen Duft, den sie so sehr an ihm liebte. Es war nämlich sein natürlicher Geruch, der durch die Sauberkeit angenehmer wurde. Es erinnerte sie an Sandelholz. Keine Ahnung warum. Wie Sandelholz roch? Der Duft von Sandelholz zeichnete sich durch seine süßliche Note, die durch einen erdig-holzigen Geruch abgerundet wurde, hervor. Der einzigartige Geruch wirkte zugleich anregend und beruhigend auf Körper, Geist und die Seele. Zumindest war es bei ihr so. Es beruhigte sie ihn zu riechen und gab ihr das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Genauso wie er sie schon immer beschützt hatte.

Aber auch sein Aussehen war mal wieder nicht von schlechten Eltern. So stand er da nur mit einem weißen Hemd und einer kurzen, schwarzen Shorts bekleidet. Kein Wunder er war ja auch zuhause, deswegen der lässige Look. Aber sie ließ es erneut kurz erröten. Er war so ein hübscher und starker Mann geworden. Als Kind und Teenager sah er schon gut aus, aber nun war er wie ein stolzer Adler geworden der mit seinem prachtvollen Gefieder ruhig angeben konnte. Von ihm geliebt zu werden und Kinder zu bekommen war der reinste Jackpot. Und sie war stolz darauf dass er das eine schon mal tat, auch wenn er damit etwas hinter dem Busch blieb.

Saku zog danach das Tuch von seinem Kopf und legte es auf den Tresen rechts von sich. Sofort wand sich Chiharu von ihm ab und griff nach links zu der Kanne und machte das heiße Wasser in eine Tasse zum Kaffee. Wortlos schob sie diese zu ihm über den Tresen und lächelte ihm dann freundlich zu. Und kaum als er anfing zu trinken, da sah sie auch schon das es ihm schlagartig etwas besser ging. Es war komisch aber Saku liebte strengen und bitteren Kaffee. Schwarze, südamerikanische Bohnen waren seine Lieblinge. Streng und stark. Fast wie er. Deswegen lächelte er auch kurz und sanft nachdem er den ersten Schluck gemacht hatte und stellte dann die Tasse wieder vor sich. Chiharu war froh. Sie wusste einfach wie man ihm zum Lächeln brachte. Aber es war nicht von der Hand zu weisen das es ihm irgendwie nicht gut ging, also fragte sie endlich danach:

„Willst du darüber reden?“

Er sah verdutzt zu ihr.

„Worüber?“

„Warum du heute so schlecht drauf bist. Du kannst es nicht verbergen Saku, denn das ist nicht deine Art. Egal wie sehr du es auch versuchst. Ich kann es doch sehen das dich etwas nervt und bedrückt. Erzähl mir ruhig davon.“

Sie wollte für ihn da sein. Er sah wieder von ihr weg und runter auf seine Tasse, die er noch mit beiden Händen umschlungen hatte. Warmer dampft kam ihm aus dieser entgegen und er überlegte. Eigentlich ging sie das nichts an und er war einer der seine Probleme gerne selber löste und nicht darüber sprach. Doch irgendwie hatte er das Bedürfnis mit ihr darüber zu sprechen, also seufzte er leicht und gab ernst von sich:

„Dir kann man echt nichts vormachen, was?“

Sie schüttelte lieb den Kopf.

„Du bist für jeden wie ein offenes Buch Sakutaro. Das hat nichts mit mir zu tun. Jeder kann dir ansehen wie du dich fühlst.“

Wohl wahr. Dann sah er wieder zu ihr auf. Er…er liebte ihr Lächeln, also öffnete er sich:

„…Ich habe mich heute mit Kaizo in die Wolle bekommen.“

Chiharu hörte auf zu lächeln und sah aufmerksam zu ihm. Kaizo? Das war doch sein bester Freund in der Ausbildung gewesen, der inzwischen sogar sein Vorgesetzter geworden war. Er und Saku arbeiteten viel zusammen und hatten immer mal Differenzen gehabt, aber das sie sich so aktiv gestritten hatten war vorher noch nie passiert, das wusste auch sie. Immerhin war sie ihm bereits mehrmals begegnet, wenn sie Saku auf dem Flugplatz besuchen kam. An bestimmten Tagen durfte sie das und da war sie ihm auch mal begegnet. Er war ein nobler und höflicher Mann gewesen wenn er mit ihr sprach und sie sah der er sie gut leiden konnte. Das sagten seine Augen. Aber dennoch fand sie ihn oft mal unheimlich denn sie konnte diesen Blick bei ihm sehen…Dieser Blick den er Saku zuwarf wenn er und Chiharu nebeneinander standen. Das machte ihr Unbehagen, aber sie ignorierte das weiterhin. Dachte nicht viel darüber nach. Doch wenn, dann würde sie sagen: Es war der Blick eines eifersüchtigen Mannes der Saku zugeworfen wurde. Und das gefiel ihr nicht. Sie kam aber wieder zurück und fragte:

„Wegen was denn? Er ist doch sonst immer so ruhig und höflich.“

Saku sah sie an. Ruhig und höflich? Sie hatte ja keine Ahnung. Danach nahm er wieder einen Schluck von seinem Kaffee, stellte ihn wieder ab und sprach weiter nach unten gerichtet und in Gedanken:

„Es steht eine neue Schlacht vor der Tür. Die amerikanischen Streitkräfte versuchen sich im Palau Archipelago niederzulassen. Zumindest sagen das unsere Spitzel so und kommen damit unserer Heimat immer näher. Wir wollen nicht zulassen dass sie die Aktion durchziehen und werden in einigen Wochen auch losziehen um sie zu stoppen. Ich…ich bin wieder mit dabei und leite meine Staffel in die Schlacht.“

Sie verstand. Dann würde er also bald wieder weg gehen und sie…sie musste erneut Angst um ihn haben…Das fiel ihr schwer und am liebsten wollte sie betteln das er es nicht tat. Doch sie hielt sich zurück. Er würde nicht bleiben. Das lag nicht in seiner Natur. Saku sprach weiter:

„Doch das ist nicht der Grund warum wir eine Auseinandersetzung hatten.“

„Sondern?“

Fragte Chiharu vorsichtig. Saku sah sie darauf endlich wieder an.

„Es geht um Paku. Der Streit ging um ihn. Du kennst doch den Veteran aus meinem Team, der mich aufgenommen und mit erzogen hat, oder?“

Sie nickte.

„Ja, das ist doch dieser große Mann der so freundlich ist. Er hat dich doch wie einen Sohn aufgenommen und dich zu dem gemacht was du heute bist. Warum habt ihr euch wegen ihm gestritten?“

Saku fand nun endlich den Moment um sich zu setzten und zog rechts von sich einen Stuhl an den Tresen damit er sich setzten konnte. Er war noch selber sehr sauer wegen der Aktion mit Kaizo, aber er wurde noch saurerer wenn er wieder daran zurück dachte. Das sah ihm Chiharu auch gleich an, denn er starrte sauer auf seine Tasse vor sich und atmete schwerer. Schließlich sprach Sakutaro weiter:

„Paku ist nun schon lange bei der Zero-Staffel und man konnte sich immer auf ihn verlassen. Er weis genau was er tut und ich würde mir keinen anderen Flügelmann wünschen als ihn. Aber…aber in der letzten Schlacht da hatte ich wirklich Angst um ihn. Er flog in Formation und wie es sich gehörte, aber sein Zero bekam einen inneren Schaden während des Fluges und das brachte sein Leben in Gefahr. Ich wusste erst nicht ob es an ihm lag. Ob er ihn nicht richtig gewartet hatte, oder ob er nicht vielleicht doch irgendwie erwischt wurde, jedenfalls fing der Zero an zu rauchen und ich musste ihm aus der Schlacht zerren und retten, sonst wäre er sicherlich bereits tot. Erst wollte er nicht auf mich hören und weiter machen. Sich sinnlos in das Schiff des Feindes werfen um uns allen einen Vorteil zu verschaffen. Aber ich…ich konnte das nicht zulassen. Paku hatte recht und es war die richtige Entscheidung gewesenen, in dieser Situation, immerhin sind wir genau für sowas da. Doch ich wollte das nicht. Ich habe mich unserer Aufgabe wiedersetzt und seinen Arsch aus der Schlacht gezerrt indem ich ihm Feuerschutz bis zur Basis gab. Ich bin sein Leutnant und er macht was ich ihm sage, auch wenn er das nicht wollte. Später stellte sich dann heraus dass er nicht getroffen wurde, sondern einen Kompressor nicht richtig gewartet hatte. Es war sein Fehler gewesen und Paku wollte an dem Tag freiwillig für uns sterben…und ich hab es nicht zugelassen. Darauf bat ich Kaizo heute Paku aus dem Dienst zu entlassen und ihn zu pensionieren. Damit er einfach nicht wieder auf diese Idee kommen würde. Kaizo hat sich nicht darauf eingelassen und es kam zum Streit.“

Das war auch kein Wunder. Einen Mann einfach so aus dem Dienst zu entlassen, wenn das Land gerade jeden brauchte um zu kämpfen, klang auch für sie unlogisch. Chiharu sah ihn etwas traurig an und fasste dann sanft einer seiner Hände. Dennoch sagte sie aber:

„Du…du hast das Richtige getan. Du hast einen Freund beschützt und sorgst dich weiterhin um sein Leben. Das ist nichts verwerfliches Saku. Aber du musst ihm weiterhin vertrauen. Er ist dein Freund.“

„Er ist für mich wie ein Vater, Chiharu. Aber ich habe egoistisch keine Rücksicht auf seine Gefühle genommen und seinen Willen nicht respektiert so wie auch geachtet. Und das Schlimme ist: es war mir egal. Ich wollte ihn an dem Tag nicht verlieren! Keinen meiner Jungs! Sie sind meine Familie und ich achte auf sie! Aber woher soll ich noch wissen dass ich meinen Auftrag erfüllen kann ohne mich um Paku sorgen zu müssen?! Was wenn ER wieder einen Fehler macht?!“

Er wurde leicht aufgebracht und Chiharu fühlte das, so das sie fester seine Hand drückte und ehrlich sprach:

„Tu das bitte nicht Saku. Wenn du jetzt anfängst deiner Staffel nichts mehr zuzutrauen, dann machst du einen riesen Fehler! Fehler schleichen sich nun mal ein, dafür sind wir Menschen, aber am Ende hast du das Richtige getan! Du hast ihn gerettet, auch wenn du dich seinem Wunsch wiedersetzt hast! DAS zeichnet dich aus! Du wirfst deine Kameraden nicht wie Kanonenfutter auf den Feind, sondern du sorgst dich um sie und hilfst wo du nur kannst! Das ist keine Schwäche Saku!“

Als sie das gesagt hatte sah er von seiner Tasse wieder auf und ihr ins Gesicht. Sie sah ihn ernst und selbstsicher an. Hielt es für richtig was er getan hatte…aber bei ihm war es nicht so. Er sah das anders.

„Auf dem Schlachtfeld ist es eine. Ich hatte einen Befehl Chiharu und diesem hab ich mich nicht nur wiedersetzt, sondern ich habe egoistisch und respektlos gehandelt indem ich Paku nicht entscheiden ließ was ER für richtig hielt. Ich habe das Schlachtfeld mit ihm verlassen und daraufhin haben wir viel zu viele gute Männer verloren. Nur weil ich nicht da gewesen bin um ihnen Rückendeckung zu geben. Wir hatten mehr Verluste als es nötig gewesen wäre und das ist mein Kreuz das ich nun tragen muss. Ich kann froh sein das ich nicht für diese Feigheit suspendiert wurde. Und das auch nur weil Kaizo mich gedeckt hat. Nur wegen ihm bin ich noch dabei. Und dann gehe ich zu dem Mann hin, der mich deckte und fange Streit mit ihm an. Und warum? Weil ich wieder egoistisch bin. Weil ich mehr mit meinem Herzen denke, als mit meinem Kopf.“

Er zeigte dabei noch an seine rechte Schläfe, als er das sagte. Danach stand er auf, drehte ihr den Rücken zu und lief einige Schritte in sein Wohnzimmer. Seine Freundin sah ihm aber nach und verstand das Problem nicht. Also sie verstand schon was es für ein Problem gab, aber sie konnte nicht verstehen warum es so lief. Warum die Armee so war wie sie war. Denn für sie gab es nichts Wichtigeres als Menschen zu helfen und zu retten. Und genau deswegen…hatte Saku, in ihren Augen, auch nichts falsch gemacht. Und das machte sie auch sauer, wenn sie sah wie er sich deswegen selbst geißelte und innerlich zerriss, wo er doch nichts Falsches getan hatte. Er war ein guter Mensch und das Beschützen lag in seiner Natur. Auf der einen Seite war er ein eiskalter Killer, wenn man es von ihm erwartete, aber auf der Anderen war er das krasse Gegenteil. Und genau damit stand er im Konflikt. Es zerstörte ihn.

Also kam sie um den Tresen herum und lief dichter an ihn heran. Etwas auf Abstand blieb sie dann stehen undsprach lauter zu ihm:

„Weist du was? Nein! Hör zu: ich weis das ich keine Ahnung davon habe wie die Dinge bei euch im Militär ablaufen und es ist mir ehrlich gesagt auch egal! Denn das Einzige was ich für richtig empfinde ist anderen zu helfen! Du hast das Richtige getan, als du Paku geholfen hast! Deinetwegen ist er am Leben! Und wenn du DAS als „egoistisch“ bezeichnest, dann bin ich der größte Egoist von uns allen! Denn ich will nicht das du dich so zerreißt wegen etwas was nicht falsch war! Du hast ein gutes Herz und manchmal wünsche ich mir einfach nur dass du mit diesem sinnlosen Töten aufhörst und nachhause kommst!“

Nachhause…aber wo war das? Als sie das sagte sah er erschrocken, über seine recht Schulter, zu ihr hinter. Was hatte sie…gerade gesagt? Sinnloses…Töten? Aber Chiharu war noch nicht fertig mit ihm und sprach weiter aufgebracht und fast den Tränen nahe:

„Also sag mir nicht dass du dich besser fühlst, wenn du Menschen umbringst, denn in Wahrheit bist du nicht so! Und wenn ich ehrlich bin…dann habe ich Angst davor! Ich sehe was es aus dir macht und ich will das nicht! Das bist nicht du! Warum verstehst nur DU das nicht?! Du bist ein liebevoller und sanfter Mensch und beschützt jeden den du liebst mit ganzem Herzen. Warum lässt du zu das dieses sanfte Herz im Krieg verdorben wird?! Ich wollte auch dass du Pilot wirst, aber nicht zu diesem Preis! Ich wollte das weil ich wusste dass es dich glücklich macht! Das wir beide wegfliegen, so wie du es mir damals versprochen hast! Hoch in den Himmel und einfach nur weg! Was ist daraus geworden Saku? Bitte lass doch endlich dieses sinnlose Töten sein!“

„Sinnlos?“

Kam es von ihm plötzlich etwas erschrocken und doch mit einem Hauch von Kälte das Chiharu schlagartig unwohl wurde. Sie stellte sich gerade hin und hielt ihre beiden Hände schützend an ihr Herz, als müsste sie sich vor dem schützen was gleich kommen würde. Und als sich Saku umdrehte und zu ihr sah…war sie froh es getan zu haben. Denn er donnerte los:

„Dieser Krieg ist „sinnlos“ für dich? Wenn wir da draußen nicht kämpfen würden, dann würden die Amerikaner schon über unser Land hergefallen sein wie eine biblische Plage und alles verändern was uns lieb ist! Denkst du es macht mir Spaß!? Spaß anderen eine Kugel in den Kopf zu jagen und dabei zuzusehen wie Menschen in ihren Maschinen verbrennen, oder im Ozean ertrinken?! Es herrscht KRIEG Chiharu! Und wenn ich nicht da draußen für mein Land kämpfe dann würdest auch DU diesen Krieg voll abbekommen und um dein Leben bangen müssen! Jeden Tag aufs Neue!“

„Aber zu welchen Preis?!“

Kam es aus ihr zurückgeschossen, doch Saku fuhr nur weiter hoch:

„Ich mache das um DICH zu beschützen! Für unser Land! Für eine Zukunft! Und wenn ich, am Ende, als eiskalter Mörder abgestempelt werde, dann ist es halt so! Ich habe nicht über hundert Menschen in Papua Neuguinea abgeschossen und im Ozean versinken lassen, nur weil es mir Spaß gemacht hat! Sonden weil ich es musste! Ich wollte anfangs einfach nur fliegen. Aber durch meine Verbindung zum Militär habe ich Dinge erfahren und gesehen die du dir nicht mal in deinen schrecklichsten Alpträumen vorstellen kannst! Krieg hat nichts Ehrenhaftes Chiharu! Er ist nicht glorreich und nicht mal mit Ruhm behaftet! Da draußen tut man was man für richtig hält um am Leben zu bleiben! Und das alles für die Menschen, in der Heimat, die man liebt und beschützen will! Aber es ist nicht nur das sondern auch der Wahnsinn der Reichen der ihn fördert! Krieg ist wie eine gut geölte und Geld druckende Maschine! Die Reichen bekriegen sich um mehr Macht zu erlangen und wir Soldaten machen das ohne auch nur zu hinterfragen ob es richtig oder falsch ist! Ich werde diesen Krieg beenden Chiharu! Egal wie du das auch siehst!“

Und das war somit auch sein letztes Wort zu dem Thema. Es war ein Streit und er wollte diesen nicht mehr mit der Frau führen die er liebte. Also schwieg er und beendete das Thema. Und während er sie einfach nur weiterhin sauer ansah und sie seinem Blick stand hielt…da verstand sie es. Er hatte es gesagt, aber nun verstand sie es auch vom Gefühl her. Er tat das wirklich nicht weil er daran gefallen hatte. Vielleicht ein kleines bisschen, denn er kämpfte gerne und wollte schon immer über seine Grenzen gedrängt werden, aber der Hauptgrund war ein anderer…Er tat das aus Liebe. Und dieser Streit geschah auch nur aus dem Grund. Über mehrere Ecken hatte er ihr eben gestanden dass er sie liebte. Und ihr ganzer Körper…reagierte darauf. Sie konnte es nicht mehr bremsen. Er war so egoistisch…genau wie sie. Und deswegen holte sie sich nun auch was sie wollte.

Ohne zu zögern lief sie auf ihn los und warf sich um seinen Hals. Küsste ihn stürmisch dabei und er blieb etwas erschrocken stehen, denn mit sowas hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er dachte sie würde sich umdrehen und gehen, aber da lag er mal voll daneben. Stattdessen küsste sie ihn wild und stürmisch, als hätte er ihr einen verdammten Antrag gemacht. Und er hatte einfach keine Ahnung was er nur getan hatte das sie nun so hoch fuhr! Aber es war nicht unwillkommen. Er wusste auch nicht warum, aber es gefiel ihm wenn sie ihn so wild küsste und aggressiv den ersten Schritt machte. Also zögerte er auch nicht lange und erwiderte genauso wild zurück, als hätte er es schon viel zu lange zurückgehalten.

Da er größer war als sie, packte er sie dabei mit beiden Händen an den Oberschenkeln und hob sie an, so dass sie ihn umschlungen küsste und auf seiner Hüfte saß. Er hielt er sie so in Position und küsste weiter, aber dann kam die Wildheit und er steuerte mit ihr auf die Couch hinter ihnen zu. Mit einer plumpen Bewegung ließ er sich mit ihr auf die Couch fallen und war schließlich über ihr. Küsste sie noch immer wie wild und fing an an ihr rumzufummeln. Es war ihm egal. Er wollte sie hier und jetzt. Sehnte sich danach und Chiharu hatte auch gut dabei geholfen. Tat es noch immer. Denn als sie merkte, wie er mit seiner rechten Hand unter ihr Kleid glitt, da übernahm sie feurig das Steuer. Er signalisierte ihr damit, dass er mit ihr schlafen wollte und das war genauso ihr Wunsch wie seiner. Und da sie ein kleines Luder sein konnte, zumindest was ihn betraf, drehte sie den Spieß um und kämpfte sich schwunghaft auf ihn drauf. Im Nu lag er unter ihr auf der Couch und löste den Kuss. Sah dieses wunderschöne Mädchen über sich sitzen, das genau dort saß wo sie sein sollte und ihn nur noch mehr anfeuerte. Und als sie ihr Kleid hektisch öffnete und danach von ihr warf, da war es um ihn geschehen. Er kam wieder hoch, saß aufrecht und küsste sie erneut. Berührte ihre warme und zarte Haut während des Kusses. Als er sich für eine Sekunde von ihren Lippen los riss, hauchte er ihr erregt zu:

„Was ist…mit Verhütung?“

Aber sie ignorierte seine Worte komplett und küsste ihn einfach weiterhin wild. Entkleidete sich unterhalb und arbeitete auch an ihm. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Es sollte einfach nur geschehen. So lange liebte sie ihn nun schon und endlich würden sie miteinander schlafen. Endlich hatte sie ihn nur für sich selbst und konnte ihm zeigen wie verrückt sie nach ihm war und wie sehr sie ihn liebte. Und als sie ihn in sich spürte machte er sie glücklicher als jemals zuvor. Sie ließ sich nehmen und nahm sich egoistisch genau das was sie immer wollte. Nämlich ihn…und vielleicht auch ein Baby. Was sie sich von ihm mehr wünschte als alles andere. Diese Nacht gehörte ihr. Und er sollte sie einfach nur nehmen. Damit beweisen das er sie liebte und sie…sie wollte ihn niemals gehen lassen. Weder ihn…noch das was kommen würde.
 

Es gab einmal ein altes Dorf mit einem Jungen und seiner Muse. Und dem magischen Himmel über ihnen der ihnen all ihre Wünsche erfüllen sollte. Ein Ort der den tiefen Gedanken, im Herz des Jungen, Leben einhauchte. Die Muse war sein Glück und er konnte nicht aufhören über ihre Schönheit nachzudenken. Erzählte ihr von Abenteuern am Ende ihres Horizonts und im dunklen Nachthimmel wartend. Einen Ort an den er sie entführen wollte. Und in der dunkelsten Nacht, zwischen den Sternen auf den Straßen kam sie allein zu ihm und ertrank in ihrem eigenen Blut. Der Junge fand sie leblos und rief immer wieder ihren Namen. Doch als sie keine Antwort gab wurde er mit Angst überflutet. Er suchte verzweifelt einen Weg sie zu retten, doch einzig sein Echo kam zu ihm zurück und ließ ihn damit völlig allein. Und als er sich schwor sie niemals zu vergessen, indem er sie immer in seinem Herzen hielt, bildeten sich Finsternis und Alpträume plagten ihn ohne Ruhe in dem tiefsten Teil seiner Seele. In dieser Dunkelheit kam sie zu ihm, mit Finsternis in ihren Augen. Heulte unheimlich nach ihm, mit süßen Worten als Tarnung. Er nahm sie an und umarmte sie, obwohl er wusste dass es falsch war. Schwor sie beide für immer zum Schweigen zu bringen und das hoch am Himmel der ihnen gehörte. Ob dies allerdings ein Traum war, oder real, dass wusste er nicht. Aber eine Sache blieb jedes Mal zurück…Denn in mondlosen Nächten konnte er sie noch immer hören. Hörte wie sie nach ihm schrie und jagte ihm Angst ein. Er verlor sich in der grenzenlosen Dunkelheit und Einsamkeit seines Herzens. Doch um sein Herz zu retten musste er lernen zu akzeptieren. Musste das eine Herz finden das in Einklang mit seinem schlug. Denn nur so konnte er noch seine Zukunft retten.



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