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Tribal

I`ll be your home
von

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Hana the winter flower

Es war bereits sehr dunkel draußen.

Der Winter war gekommen und verursachte auf der tropischen Insel mehr Stürme und Regen als in jeder anderen Jahreszeit. Und ganz besonders diese Nacht fegte ein kühler und nasser Wind über ihr Dorf hinweg, so dass alle Patcheen sich bereits in ihre warmen Wigwams zurückgezogen hatten. Es lag nicht daran dass es bereits draußen dunkel war, sondern auch weil etwas besonderes passierte. Etwas was es nicht so oft gab und man deswegen auch nicht stören durfte. Jeder respektierte das und jeder wusste Bescheid. Doch konnten es nur die Bewohner hören, die nahe des Wigwam vom Häuptling erlebten, es aber auch nur teils mitbekamen wegen des Regens der auf ihre Dächer prasselte. Und in Hao seinem Wigwam befanden sich gerade nur Goldva, Opacho und Yoh…der erneut schrie.

Sanft legte ihm die alte Goldva einen kühlen Lappen auf die Stirn und Opacho saß rechts neben dem Jungen am Kopfende und rieb ebenso sanft über das braune und leicht verschwitzte Haar. Sie war gerade mal fünf Jahre alt, aber kümmerte sich schon wie eine große um den leidenden Jungen. Im Gegensatz zu den anderen Patcheen war Opacho komplett dunkelhäutig und trug einen großen Afro. Ihre Eltern waren optisch ebenso gewesen und somit waren sie zwar sehr auffällig, aber auch von allen geliebt, denn sie waren gute Menschen, auch wenn sie von außerhalb kamen. Die Kleine wurde hier geboren, aber ihre Eltern waren Schiffbrüchige die vor 6 Jahren an den Strand gespült wurden. Sie lebten glücklich mit ihnen zusammen. Aber nach dem Tod ihrer Eltern, durch Apollo, nahmen Hao und Yoh sie auf und erzogen sie mit. Und nun saß sie da und gab Yoh so viel Komfort den sie mit ihrer Nähe geben konnte…es war so weit das ihr kleiner Bruder geboren wurde. Oder eher mehr: Das Kind was sie wie ihren Bruder lieben würde. Denn Yoh lag in den Wehen.

So lag er auf dem Rücken und war mit einem warmen und langen Fell zugedeckt worden. Und auch deswegen war er nur bekleidet bis zum Bauch, der eine gute Größe hatte und lag somit einfach schwer atmend da. Es fühlte sich an als würde man ihn innerlich zerreißen und er verzog wieder das Gesicht schmerzhaft als eine neue Welle von Schmerzen durch seinen Körper jagte. Eine der er wieder nicht so gut stand hielt und erneut etwas wimmerte und schrie dabei. Goldva, die kleine Hexe und ehemalige Anführerin, saß in seiner Brusthöhe und fasste ihm vorsichtig mit der rechten Hand auf die Brust. Sein Herz raste und er war sehr warm. Aber nichts davon war erst mal beunruhigend. Sowas war bei einer Geburt normal und kein Grund zur Sorge. Endlich war es soweit. Vor neun Monaten war es passiert. Hao hatte mit Yoh Nachwuchs gezeugt und dieser wollte endlich geboren werden. Lange hatte sie den unsicheren und besorgten Yoh durch die Schwangerschaft begleitet und nun war es endlich soweit. In dieser kühleren Nacht und unter dem schützenden Wind ihrer Götter, würde das Kind geboren werden auf das alle gewartet hatten. Das Kind des Schicksals und das alle in eine glückliche Zukunft führen würde. Nie hätte Goldva gedacht das es Yoh und Hao sein würden die dieses Kind erschufen, aber nun war sie froher denn je das es so gekommen war. Hao war ein prächtiger, neuer Häuptling und Yoh ein wundervoller und ruhiger Schamane. Dieses Kind würde mit ihrem Blut etwas ganz besonderes sein. Was es auch schon vor seiner Geburt zeigte, denn bereits in der Schwangerschaft machte es klar dass es einen starken Willen hatte und temperamentvoll war. Als Yoh vor einigen Monaten schwer krank wurde, hatte das Baby dies ebenfalls überstanden und seine häufigen und starken Tritte, gegen Ende der Schwangerschaft, zeugten von Feuer in der Seele. Goldva freute sich genauso auf dieses Kind wie alle anderen und ganz besonders die Eltern waren am Ende der Nerven angekommen. So lächelte sie sanft und dennoch streng zu ihm rüber und sprach:

„Er lässt dich ganz schön zappeln, was?“

Als der Schmerz nach ließ musste Yoh kurz und sanft zu ihr rüber lächeln. Seine Augen waren nur halb geöffnet, weil er so schwach und erschöpft war, aber er konnte ihr nur nickend zustimmen. Immerhin ließ ihn dieses Kind bereits seit 10 Stunden zappeln. Ein harter Brocken, aber nicht unnormal. Eine Geburt war ein mehrere Stunden andauernder Prozess und er wird üblicherweise in vier Phasen eingeteilt: die Eröffnungsphase, die Übergangsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase. Die Eröffnungsphase war die längste Phase der Geburt und dauert so lange, bis der Muttermund vollständig geöffnet ist. Die Wehen werden in dieser Zeit immer stärker und länger, die Pausen dazwischen kürzer. Gegen Ende der Eröffnungsphase kommen die Wehen alle zwei bis drei Minuten und dauern etwa eine Minute an. Mit jeder einzelnen Wehe geht die Geburt ein kleines Stück voran. Ist die Fruchtblase nicht schon vor Geburtsbeginn gesprungen, passiert dies meist während der Eröffnungsphase. Nachdem das Fruchtwasser abgegangen ist, drückt das Köpfchen des Kindes direkt und ohne das Polster der gefüllten Fruchtblase von innen auf den Muttermund. Das führt meist zu kräftigeren Wehen und einer Beschleunigung des Geburtsverlaufs. Genau das was Yoh nun schon eine Weile durchmachte. Seine Fruchtblase war nun auch schon vor Stunden geplatzt. Auch musste er innerhalb dieser 10 Stunden viel laufen, dass war ihm sehr unangenehm gewesen. Goldva erzählte ihm, dass dadurch das Kind mehr zum Geburtskanal rutschen würde, also lief Yoh viele Stunden und hätte eigentlich schon Kilometergeld verlangen müssen. Mal abgesehen dass es mit Wehen nicht gerade angenehm gewesen war. Oft wollte er zusammenbrechen und kotzen vor Schmerz. Vielleicht lag es daran dass er ebenfalls ein Junge war, aber er wollte am liebsten dass man ihm das Kind raus schnitt, damit die Schmerzen endlich aufhören würden. Noch nie hatte sein Gatte ihn so wütend, nervös und genervt gesehen wie zu dem Zeitpunkt. Hormone halt und Hao war die ganze Zeit bei ihm gewesen und wich nicht von seiner Seite. Es ging ihm selber aber nicht besser durch die Situation. Immerhin wurde er Vater und er wusste selber nicht was er tun sollte. Musste sich auch total auf Goldva und ihr Wissen verlassen. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt wie an dem Tag. Gegen Mittag fingen Yoh seine Schmerzen bereits an und von da an saß Hao nur auf heißen Kohlen. Als Goldva sich Yoh dann ansah, erwähnte das er in den Wehen war und das Baby kommen würde, da dachte Hao er würde aus allen Wolken fallen. So schnell?! Warum schon heute?! Warum?! Noch nie war er so hart auf dem Boden der Tatsachen angekommen wie in der Sekunde. Als hätte man ihm die Flügel gestutzt und auf den Boden knallen lassen, mit der Nase voraus. Und er wusste ab dem Zeitpunkt…würde es kein Kinderspiel werden. Weder für ihn noch für seinen Liebsten. Doch nun war er mal nicht bei Yoh und trieb sich mit einer Mission im Dschungel rum.

Yoh keuchte kurz und antwortete zu Goldva:

„Er ist halt…wie sein Vater…Der hat mich auch gern an den Rand des Wahnsinns getrieben, hehe…“

Beeindruckend. Es war beeindruckend das er in der Situation noch so lieb und ruhig bleiben konnte, auch wenn er schon seit Stunden unter Schmerzen litt und diese nicht gerade weniger wurden. So bekam er ein nettes Lächeln von der alten Hexe und sie krabbelte langsam runter zu seinen Beinen, als sie antwortete:

„Ihr seid beide so. Du hast ihn auch lange warten lassen bevor du dich in ihn verliebt hast. Ich musste meist Stunden lang Hao sein Gejammer anhören weil du dich einfach nicht entscheiden konntest! Das waren härtere Zeiten als die Geburt meines Sohnes Silva. Mann konnte dein zukünftiger Gatte jammern!“

Yoh lächelte und Opacho, neben seinem Kopf, musste auch anfangen zu lachen, weshalb die werdende Mutter zu ihm rüber sah und fragte:

„Geht es dir gut Süße? Du musst nicht bleiben wenn du nicht magst, oder es dir Angst macht.“

Das sprach erneut für ihn. Er war so ein guter Mensch. Er sorgte sich immer erst um die Anderen bevor er an sich selbst dachte und Opacho war nun auch seit Beginn der Wehen bei ihm gewesen. Vielleicht wurde das für sie langsam auch zu viel. Zuviel diese Schmerzen bei ihm zu sehen. Doch Opacho schüttelte schnell und energisch den Kopf als sie dann mit einer hohen und süßen Stimme sprach:

„Nein, nein! Opacho bleibt hier bei dir. Denn sie möchte auch den Kleinen sehen und dich unterstützen!“

Natürlich würde sie das. Früher oder später auf jeden Fall. Yoh lächelte sie an. Sie war so gut zu ihm und sie würde eine tolle große Schwester werden. Er konnte sich keine Bessere vorstellen. Aber dann kam eine erneute Wehe und riss Yoh schlagartig in die Realität zurück, nämlich das er ein Kind gebar. Er schrie kurz und krampfte sich etwas zusammen, so das Opacho ihm wieder durch das verschwitzte Haar an der Stirn fuhr und versuchte ihn zu beruhigen. Aber NICHTS konnte ihn beruhigen. Einfach nichts. Die Schmerzen wurden immer stärker und er wollte nur noch kapitulieren. Schluss! Aufhören! Ich gehe heim! Macht ihr weiter! Das fuhr ihm durch den Kopf, aber natürlich war dies nicht möglich. Und als der Schmerz aufhörte ging es ihm gleich wieder besser und er atmete keuchend ein und aus. Die Wehen wurden länger und intensiver. Dieses…Dieses Kind trieb ihn in den Wahnsinn! Goldva dagegen, die ihm nun unter die Felldecke an die Beinen ging, überprüfte noch mal die Öffnung des Muttermundes mit den Fingern. Yoh erschrak. Ihm passte das überhaupt nicht, so das er sich schlagartig etwas mit dem Oberkörper aufstützte und laut runter sprach:

„Nicht! Das tut…! Aua!!“

Es tat weh und es machte ihn ebenfalls wahnsinnig! Doch gleich danach musste er sich wieder schwach nach hinten fallen lassen, er besaß nicht mehr genug Kraft für solche Stunts und keuchte dann nach oben zur Decke gegen den Schmerz an. Opacho, die sich vorher erschreckt hatte, wegen der plötzlichen Bewegung, kam wieder näher und streichelte ihn weiter. Yoh sah schlimm für sie aus. So schwach und errötet. So kannte sie ihn überhaupt nicht. Geburten mussten offenbar sehr schwer sein. Und den Göttern sei dank war die Alte aber auch schnell fertig mit dem Abtasten und kam wieder hervor. Sie warf Yoh einen bösen Blick zu und grummelte befehlerisch:

„Stell dich nicht so an! Es haben schon dutzende andere vor dir Kinder geboren und die Natur weis genau was sie macht! Es geht alles gut voran. Also hör auf zu jammern und entspann dich gefälligst, denn du machst es dir und dem Baby nicht gerade leichter!“

Keine Ahnung wieso, doch als er das hörte platze Yoh plötzlich der Kragen. Es kam so völlig unerwartet aus ihm und er fauchte zur Decke hoch:

„Ich mache es dem Kind nicht leicht?! Wer zerreißt mich denn gerade in Stücke!? Holt ihn raus aus mir!!“

Er war so wütend wie noch nie zuvor! Er wollte die Wände hoch gehen! Doch Goldva ließ sich davon nicht beeindrucken und kam ganz normal wieder auf Brusthöhe zu ihm hoch und setzte sich gelassen daneben. Kurz darauf donnerte sie ihm leicht, mit ihrer Pfeife in der rechten Hand, einen auf den Schädel und Yoh kam wie aus seiner Trance wieder raus. Sie hatte die Pfeife meist bei sich. Auch wenn sie gerade nicht rauchte, war das so eine Gewohnheit bei ihr geworden. Wenn das Kind kam würde sie sie natürlich ablegen. Die Wut von Yoh war wie weggefegt und verdutzt sah er rüber zu der alten Hexe, diese starrte ihn nur ruhig und streng an. Sie war ihm nicht böse. Es war normal das Mütter bei der Geburt die Nerven verloren und somit sauer wurden, so wie auch dabei um sich schlugen. Noch bekam sie das alles ab was Yoh loswerden musste vor Schmerz. Mal sehen wie Hao das aushielt sobald er wieder da war. Konnte lustig werden. Etwas Schadenfreude gönnte sich die Alte einfach mal, sonst wäre die Situation schon angespannt genug. Dann sprach sie zu dem Jungen vor sich:

„Das Kind entscheidet wann es kommt und nicht du. Es geht nach seinem Tempo, also finde dich damit ab. Du bist auch bald soweit für die Austreibung. Gibt dem Kleinen noch etwas Zeit und er zwing dich im Nu in die Übergangsphase, so das du all deine Kräfte dafür aufsparen solltest anstatt jetzt schon rum zu jammern!“

Goldva hatte es bereits gefühlt. Es würde bald losgehen und dieser Trottel Hao war noch immer nicht da! Ohne ihn würde das komplizierter werden, denn nur er konnte Yoh ruhig halten.

Der Muttermund war fast offen und die Eröffnungsphase wird meist von einer kurzen Übergangsphase abgelöst. Sie führt zur vollständigen Öffnung des Muttermundes und ist das Zeichen, dass die eigentliche Geburt nun kurz bevorsteht. Die meisten Frauen haben im Laufe der Eröffnungsphase einen Rhythmus gefunden, mit den stärker werdenden Wehen umzugehen. Ob das Yoh allerdings schon konnte war noch fraglich. Werdende Mütter spüren plötzlich, dass die Wehen unregelmäßig werden, manchmal schnell aufeinander folgen und schwer zu veratmen sind. Die Erholungspausen sind kurz und manchmal bleibt kaum eine Atempause zwischen den Wehen. Weitere typische Symptome der Übergangsphase können Übelkeit und Zittern sein. Deswegen wurde Yoh auch langsam nervöser und sein Geduldsfaden immer kürzer. Goldva kannte das: Viele Frauen kommen nun an ihre Grenzen und haben das Gefühl: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr.“ Sie möchten nach Hause oder verlangen das man das Kind rausschneidet, werden wütend, gereizt oder mutlos. Die alte Hexe und bald auch Hao, waren ab jetzt nur noch „Blitzableiter“. Sie mussten Yoh seinen Zorn und seine Ängste auffangen und ihm beistehen. Und nach dieser Anfuhr hatte sich Yoh auch wieder beruhigt und fing sogar leicht an zu weinen. Er verzog das Gesicht schmerzhaft und jammerte plötzlich:

„E-Es tut so weh. Es soll aufhören…Ich kann das nicht. Ich kann nicht…Wo ist Hao…?“

Da kam die Verzweiflungsphase die jede Frau durchmache bei der Geburt. Auch wenn Yoh nicht eine Frau war, so machte er doch das Selbe bei der Geburt durch wie jedes andere weibliche Wesen auf der Erde das gebären konnte. Für ihn war es vielleicht noch schmerzhafter, weil er nur teils körperlich eine Frau war. Eine Laune der Natur. So strich ihm Goldva sanft über die Stirn und legte danach wieder den Lappen auf diese weil Yoh ihn vorhin, mit seiner Ruckaktion, runter geworfen hatte. Sie hatte keine Ahnung wo Hao steckte. Er sollte nur kurz weg um etwas zu holen. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Aber eigentlich war er ungeschlagen und konnte gut auf sich aufpassen. Und kaum nachdem sie darüber nachgedacht hatte, ging links von ihr auch schon das Fell der Eingangstür zur Seite. Goldva so wie auch Opacho sahen hin und sahen einen nassen und keuchenden Hao in den Wigwam laufen. Es schien draußen doch heftiger zu regnen als es der Wigwam um sie durch klingen ließ, zumindest sah Hao so aus. Goldva hatte ihn losgeschickt um einige Kräuter zu holen die Yoh seine Wehen etwas angenehmer machen würden. Gut das er noch kam bevor es richtig los ging.

Mit einem nervösen Blick kam er auf sie zu und ließ sich förmlich neben Goldva auf die Knie fallen. Er hatte einen kleinen Beutel in der rechten Hand, den er nun der Hexe reichte und dabei erschöpft sprach:

„Es ging nicht schneller…Sie waren fast alle abgegrast gewesen…“

Ergab Sinn denn der Winter machte es nicht leichter diese Kräuter zu finden. Er war am Ende, das sah sie ihm an. Auch Hao litt unter der Geburt, wenn auch nicht körperlich. Er muss wie ein Irrer durch den Dschungel gerannt sein um diese Kräuter zu finden und das mit dem Wissen dass zuhause sein Liebster in den Wehen lag und litt. Goldva wusste wie sehr Yoh und Hao miteinander verbunden waren. Das waren nicht nur Liebe und Partnerschaft, dass war eine Seelenbindung. Die beiden waren Seelenpartner. Sie wurden geboren und ihre Seelen füreinander bestimmt. Etwas was sehr selten vor kam. Wenn einer litt, dann litt der Andere auch. Und als sie ihm den Beutel abgenommen hatte, wand er sich auch gleich Yoh zu und kam hoch an seine linke Seite des Kopfes und gegenüber von Opacho, die rechts von Yoh saß. Goldva ging hinter an den kleinen Tisch und fing an den Tee zu machen, denn dafür hatte Hao die Kräuter ja gesammelt. Derweil legte sich Hao sanft und seitlich neben Yoh und nahm seine Hand fest als der Kleine ihn glücklich aber schwach ansah und hauchte:

„Hao…du bist wieder da…Warum bist du denn so nass? Ich dachte das wäre heute meine Aufgabe, hehe…“

Es war wie verhext. Sofort wurde Yoh ruhiger und fühlte sich gefasster als vorher. Hao schenkte ihm Kraft und Schutz wie es noch nie jemand geschafft hatte. Einfach nur weil er da war und seine Hand hielt. Mit ihm hatte er das Gefühl alles zu schaffen. Dann gab ihm der neue Häuptling sanft einen Kuss auf die verschwitzte Stirn und sprach lieb so wie auch sanft:

„Ich dachte wir machen mal Partnerlook. War ne gute Idee, oder?“

Er lächelte frech und grinste etwas dabei, denn er spaßte herum und wollte die angespannte Situation dadurch etwas lockern. Was ihm auch gelang denn Yoh lächelte sofort noch breiter. Hao liebte sein Lächeln. Selbst während der kompletten Schwangerschaft hatte Yoh meist nur gelächelt. Und das immer wenn er allein war und sich über den Bauch rieb. Man sah ihm an das er sich unglaublich über das Baby freute und er es kaum erwarten konnte den Kleinen endlich willkommen zu heißen. Richtig gehört: den Kleinen. Keiner wusste warum Yoh das gesagt hatte, aber er war sich zu hundert Prozent sicher dass ihr Baby ein Junge sein würde. Hao hatte das nie verstanden und dachte es wäre reines Wunschdenken von seinem Liebsten gewesen, doch Goldva sagte etwas anderes dazu. Sie meinte: dass nur eine Mutter, die auch Schamanin war, es fühlen konnte ob es ein Junge oder Mädchen wird. Genau wie sie damals bei ihrem Sohn Silva. Daran sah man wie eng verbunden Mutter und Kind waren und das nicht nur durch eine Nabelschnur. Und immer wenn es Yoh nicht gut ging, fing er sofort an panisch zu werden, weil er merkte dass auch sein Kind im Bauch darunter litt. Er war dann nur schwer zu beruhigen. Doch das zeigte schon vor der Geburt was für eine tolle Mutter er bereits war. Und wie sehr er das Kind in sich liebte, auch wenn er es momentan am liebsten aus sich zerren würde und dann gegen die Wand klatschen allein wegen der Wehen. Völlig normale Gedanken.

Dann sah ihn Hao aber wieder trauriger und besorgter an und fragte:

„Wie geht es dir? Kommst du zurecht?“

Er sagte das so besorgt und wehleidig dass es Yoh fast das Herz brach dies zu hören. Dennoch nickte er nur schwach und gab zurück:

„Jetzt geht es mir besser…einfach weil du da bist.“

Hao küsste ihm darauf auf die linke Wange und drückte sich danach näher an ihn. Er lag noch immer seitlich und stützte mit dem rechten Arm seinen Kopf ab, während er mit der linken Hand Yoh seine Hand gefasst hatte und sanft über den Handrücken rieb. Es tat ihm weh das zu sehen. Er fühlte an der Hand wie der Kleine zitterte und wie nass geschwitzt er war. Er musste schreckliche Schmerzen haben und Hao saß nur daneben und hatte die Hände gebunden. Nichts tun zu können machte ihn wahnsinnig. So wollte er dass es endlich vorbei war, aber dummerweise bestimmte ihr Kind den Ablauf. Und der war offenbar noch nicht ganz bereit aus dem Schoß seiner Mutter zu kommen. Kurz darauf hatte Yoh wieder eine Wehe und fing an zu jammern. Das jammern brach Hao das Herz und er drückte die Hand seines Liebsten fester. Derweil hatte Goldva die Mixtur fertig und brachte sie in einem getöpferten Becher zum Häuptling. Sie stubste ihn von hinten gegen den Rücken und er sah erschrocken zu ihr, so dass er auf seinen Hintern kam und Goldva sprach:

„Hier. Stütz ihn etwas auf und gib ihm das zu trinken. Er muss alles austrinken, denn dass wird die Schmerzen etwas lindern und ihm Kraft geben.“

So nickte er und nahm der Kräuterhexe den Becher ab. Vorsichtig half er Yoh dann etwas auf und stützte ihn mit dem rechten Arm, den er um seinen Rücken geschlungen hatte und mit der linken Hand gab er ihm sanft den Becher. Auch Opacho half und stützte Yoh von der anderen Seite. Die werdende Mutter keuchte einfach nur mit halb geschlossenen Augen und fasste fast blind nach dem Becher, als Hao sanft sagte:

„Hier, trink das. Es wird dir helfen.“

So nahm Yoh sanft einen Schluck, es schmeckte nicht und er wollte aufhören, doch Hao wies ihn an mehr zu trinken. Also tat er das. Schnell war der Becher auch leer und Goldva nahm ihm wieder an sich. Und als sie hinter in die Ecke verschwand, um diesen wegzustellen, hatten Hao und Opacho den Kleinen noch etwas gestützt das er saß. Sein Hao nutzte diese Möglichkeit auch gleich und griff mit der linken Hand nach seiner Hosentasche. Schnell zog er etwas hervor, was er halb raushängen hatte, man es aber wegen dem Poncho nicht sah. Er sprach sanft:

„Yoh, die hab ich dir mitgebracht. Ich dachte das muntert dich auf.“

Er hielt etwas vor die Nase der schwachen und werdenden Mutter, so dass sie es kaum erkannte. Aber der Nebel lichtete sich schnell und dann musste er erstaunt und verzückt blinzeln. Sie…sie waren wunderschön. Hao hielt ihm einen kleinen Ast voller Blüten, gerade handgroß, vor die Nase die in einem Pink leuchteten im schwachen Licht des Feuers um sie. Yoh nutzte die Phase in der er mal keine Schmerzen hatte und fasste mit seiner rechten Hand sanft an die Blüten die Hao noch immer fest hielt. Sie waren so zart und wunderschön. Dann sah er zu seinem Liebsten und sprach:

„W-Wo…woher hast du die denn?“

Hao lächelte sanft.

„Das sind die Blüten der Winterkirsche. Ich habe vorhin Bäume davon nahe den Bergen gesehen. Sie sind rosa oder weiß und ähneln denen der Sakura, mit runderen und weniger länglichen Blütenblättern. Man kann sie unter dem Schnee blühen sehen. Wunderschön stehen sie für den kommenden Frühling, für Kraft, Gesundheit und für die Fähigkeit, eine schwierige Zeit zu überwinden. Eigentlich wollte ich dir diese zu unserer Trauung schenken, aber nun ist doch ein besserer Zeitpunkt gekommen.“

Yoh sah ihn einfach nur stumm und verliebt an als Hao zu ihm zurück lächelte und ihm dann plötzlich diesen kleinen Ast in das Haar steckte. Winterblüten…Es war in jener Sekunde…das Yoh wusste wie sein Name sein würde. Das er wusste wie das Kind heißen sollte. Und das machte ihn noch glücklicher. Danach legte Hao seine große Liebe wieder sanft hin und sprach sitzend zu ihm runter:

„Ich liebe dich und ich weiche nicht mehr von deiner Seite. Wir stehen das gemeinsam durch, okay?“

Diese Worte ließen den Jungen unter ihm förmlich schmelzen. Yoh war so überrannt von verschiedenen Gefühlen, dass er nicht mehr wusste wo noch hin damit. So fing er einfach an zu weinen und ließ die Tränen laufen. Eine Art ein Ventil zu öffnen und die Gefühle einfach raus zu lassen. Er würde durchhalten, allein für ihr Baby und Hao.

Ein neuer Schmerz der Geburt überkam ihn und er sprach noch schnell, bevor dieser mit seiner ganzen Härte zuschlug:

„I-Ich liebe dich auch…“

Und dann ging es auch schon los. Der Schmerz raste über Yoh hinweg und setzte sich danach wie ein Teufel auf seinen Bauch und wollte nicht mehr gehen. Es fing an ihn intensiv zu zerreißen und zu quälen, so dass er wieder schrie und jammerte dabei. Hao drückte sich wieder an ihn und Goldva wusste was nun passierte. Er war endlich in der Übergansphase, es war also soweit: Das Baby wollte raus. Und so vergingen weitere zwei Stunden in denen Yoh noch schlimmere Schmerzen erlitt als vorher. Die Pausen zum Luftholen wurden immer knapper, da die Wehen öfter kamen, doch er war so froh gewesen dass er nun endlich anfangen konnte was dagegen zu unternehmen. Denn nun durfte er pressen. Mit jeder Wehe durfte er mitgehen und pressen. Und obwohl er Schmerzen hatte fühlte sich jede Presswehe so gut an und es war als würde er endlich wieder Luft bekommen. Doch konnte er nicht wild darauf los pressen, er musste sich an den Takt halten den Goldva ihm vorgab. Die Zeit verstrich und Yoh kämpfte mit allem was er hatte bis zur Erschöpfung. Machte auch Fortschritte, aber der wahre Schrecken kam erst noch…als Yoh plötzlich anfing zu bluten. Er konnte es nicht sehen, aber fühlen. Die Einzige die es sah war Goldva, die an seinen Beinen saß und auf das Kind wartete. Es kam wie aus dem nichts und Yoh fing schlagartig an Panik zu bekommen. So setzte er sich halb erschrocken auf und Hao stützte ihn verwirrt als er selber nervös sprach:

„Yoh?! Hey was ist los?!“

Dieser Blick gefiel ihm nicht. So überhaupt nicht! Yoh sah voller Schrecken und völlig verschwitzt, so wie auch blass auf seinen Bauch runter. Goldva sah auf und ebenfalls seinen erschrockenen, ja starren und entsetzen Blick. Dann sah sie wieder das Blut was aus seinem Geburtskanal lief. Etwas stimmte nicht, dass wusste sie auch. Doch im Gegensatz zu den Anderen verfiel sie nicht in Panik und sprach zu Opacho rüber:

„Opacho. Verlass den Wigwam. Sofort.“

Das Kind sah zu ihr rüber und nickte. Ohne zu zögern gehorchte sie und verließ traurig und besorgt den Wigwam. Sie lief rüber zu Silva seinem und suchte dort Schutz vor dem Regen. Goldva wollte nicht das die Kleine einen Schock bekam und schickte sie deswegen fort. Es war zu ihrem Besten, denn was nun kam wurde heftig.

Yoh fing plötzlich an zu wimmern und schrie schon fast panisch:

„E-es tut sich nichts! Ich kann ihn nicht mehr spüren! Ich kann ihn nicht mehr spüren!!“

Er verfiel völlig in Panik, so das Hao ihn schon etwas festhalten musste, weil er sich zu sehr bewegte, aber Goldva blieb eisern und fasste ihn fest an den Füßen. Hielt ihn damit am Boden und fauchte dann zu ihm hoch:

„Genug!!“

Nun war es an der Zeit zu handeln und der Junge vor ihr musste anfangen sich zusammen zu reißen! Yoh und sogar Hao zuckten beide zusammen und sahen sie erschrocken an. Normalerweise wurde die alte Hex nicht so laut und war sehr ruhig, dass sie ihre Stimme so erhob bestätigte schon das Gefahr im Verzug war und man ihr nun ganz genau folgen musste. Sie wusste sicherlich was los war. Und wenn das der Fall war, dann gab es nur eine Möglichkeit das Schlimmste zu verhindern. Sie mussten schnell handeln.

Sofort warf die alte Frau Hao einen strengen Blick zu und der zuckte zusammen. Sowas war ihm noch nie passiert, wie peinlich, aber er war selber sehr nervös das konnte man mal durchgehen lassen. Goldva sprach laut zu ihm:

„Hao. Du setzt dich hinter Yoh und stützt seinen Oberkörper leicht an dich. Massiere seinen Bauch sanft, aber mit Druck nach unten und direkt zu mir.“

Yoh verstand das alles in Panik und im Schmerzdelirium nicht und japste nur zittrig nach Luft. Er hatte solche Schmerzen und war erschöpft. So spürte er auch nicht das Hao nickte und sofort das tat was die alte Hexe ihm befahl. Sanft setzte er sich hinter Yoh und stützte ihn etwas nach oben. Doch bevor er anfing den Bauch seines Liebsten zu massieren fragte er laut und ebenfalls panisch:

„Was ist denn los?! Was ist mit ihm?!“

„Sei ruhig und mache was ich dir sage! Wenn wir Mutter und Kind retten wollen müssen wir das tun!“

Mutter und Kind…retten? Was meinte sie damit. Hao fuhr ein Schauer über den Rücken, allein wenn er nur daran zurück dachte was Goldva eben gesagt hatte. Was stimmte denn mit Yoh nicht? So fragte er völlig blass und schockiert zu ihr rüber:

„W-Was meinst du damit? Was…was hat Yoh!?“

Goldva erklärte ihm die Situation, aber erst nachdem sie noch mal nach dem Kopf des Kindes gefühlt hatte. Ja…es war wie sie es sich gedacht hatte. Dann sah sie zu Hao und sprach:

„Das Baby hat offenbar keine Kraft mehr. Der Kleine liegt im Geburtskanal und regt keine Wehen mehr an. Eine Geburt ist für Mutter und Kind nicht einfach und sehr erschöpfend. Noch dazu ist es sehr stressig für das Kind. Der Kleine hat, wie gesagt, keine Kraft mehr und Yoh ist auch langsam am Ende seiner Kräfte angekommen. Wenn wir jetzt nicht handeln, erstickt das Kind im Geburtskanal und Yoh könnte ebenfalls durch den Stress und die Schmerzen sterben. Noch dazu hat er einen plötzlich eine stärkere Blutung bekommen die ihn ebenfalls schwächt, ich nehme an das er zu fest gedrückt hat und er sich dadurch verletzte. Du musst den Bauch massieren und damit das Kind beruhigen und anregen, so dass es neue Kraft bekommt und die Wehen wieder einsetzen. Sobald es nahe genug bei mir ist, werde ich es rausholen. Aber wir können das nicht ohne Yoh schaffen. Deshalb müssen wir ihn so gut wie möglich Arbeit abnehmen!“

Sie sah zu dem noch immer schnell atmenden und schlappen Yoh, der einfach nicht mehr konnte. Er hatte so Schmerzen und war erschöpft, er wollte nur noch schlafen. Yoh war schon immer zarter und empfindlicher gewesen als andere und das zeigte sich nun auch wieder bei der Geburt. Ohne Hilfe…wurde das nichts. Sein zukünftiger Gatte sah zu ihm runter und erblickte den schwachen und hilflosen Blick. Wenn er nichts tat…dann würde er beide verlieren. Er würde Yoh und sein Kind verlieren! Das ließ ihn sofort entschlossen hochfahren und er nickte. Hao hatte verstanden was Goldva ihm damit sagen wollte und fing an zu massieren, dabei sah er weiter zu Yoh runter und sprach laut und verzweifelnd fordernd zu ihm:

„Yoh, du musst dich zusammenreißen! Wenn du jetzt aufgibst dann bringst du dich und unser Baby in Gefahr! Yoh hörst du mich?! Du musst wach bleiben! Gib nicht auf! Ich bin bei dir! Wir stehen das zusammen durch, hörst du?!“

Er hatte es versprochen und genau das würde auch passieren. Er blieb bei seiner Familie bis zum Ende, deren Leben gerade auf der Kippe stand. So massierte er mit sanften Bewegungen von oberhalb des Bauches, über diesen drüber und bis zum Unterleib wo er den Druck etwas erhöhte. Yoh schrie wenn der Druck zu hoch wurde, aber da musste er nun durch. Es war schmerzhaft aber hielt ihn auch weiterhin wach. Er wusste nicht was er tun sollte und lag nur schwach und ausgeliefert da, bis Goldva zu ihm sprach:

„Yoh auch du musst mir zuhören: Ruh dich aus und spare deine Kräfte. Aber sobald ich dir sage: das du pressen sollst, dann wirst du das auch tun! Hast du gehört!? Wir konzentrieren uns jetzt auf gezieltes Pressen und holen den Kleinen da raus. Dein Baby braucht dich jetzt mehr als zuvor, oder er wird das nicht überstehen!“

Yoh sah zwischen all dem Schmerz und der Erschöpfung erschrocken zu der Decke rauf und an Hao vorbei, der immer weiter machte und nicht daran dachte zu stoppen. Die Worte hallten durch den Kopf der werdenden Mutter…Er…er würde das nicht überstehen? Sein Baby…könnte sterben? Und als hätte man ihm einen starken Schlag auf den Kopf gegeben, um ihn damit zu unterstützen, weckte diese Tatsache alle seine Lebensgeister erneut und er knurrte leicht vor Schmerz. Er würde kämpfen. Er würde nicht aufgeben und sein Kind retten! Er wollte ihn sehen. Ihn spielen und lachen sehen. Wollte sehen wie Hao seinen Sohn stolz und glücklich durch das Dorf trug. All das…wollte er sehen. Und so biss er sich auf die Lippen und ließ seine Tränen vor Schmerz und Entschlossenheit einfach laufen. Adrenalin schoss durch ihn und er wurde wieder wacher, sah zu seinem Bauch runter und wartete nur auf den Befehl von Goldva zu pressen. Hao sah diese Entschlossenheit und wurde ebenfalls dadurch stärker. Er lächelte entschlossen und machte intensiver weiter. Yoh wollte am liebsten sterben, so Schmerzen hatte er, aber er gab nicht auf. Niemals. Und dann schrie Goldva das erste Mal zu ihm:“

„Jetzt Yoh!“

Und dieser gehorchte. Er drückte so stark er konnte und dachte der Schmerz würde ihn ausschalten. Doch als er nach dem Pressen locker ließ war er noch immer da und keuchte und schnaufte wie verrückt. Das ging weitere Mal so und bei jedem Pressen schrie er als würde man ihn abstechen. Als würde ihn ein Jaguar in Stücke reißen! Schlimme Minuten der Unsicherheit und der Anspannung vergingen und Yoh dachte bei dem letzten Drücken er würde nun endgültig sterben. Seine Sicht vernebelte sich. Es wurde dunkler und er konnte kaum noch was hören. Der Schmerz rang ihn förmlich nieder…doch etwas anderes geschah darauf. Etwas womit er nicht mehr gerechnet hätte und was ihn förmlich überrollte…Der Schmerz ließ nach. Es krachte über ihm zusammen und riss ihn aus seinem Tunnel der Schmerzen heraus, den er durch die Geburt gebildet hatte. So ließ er sich schwach nach hinten in seinen Geliebten fallen und konnte nur noch nach Luft ringen. Sein Herz war alles was er noch hörte, sein Blick zu Hao wurde verschwommen, der offenbar zu ihm runter sah und mit ihm sprach. Da war nichts mehr. Nur noch sein Puls…

Doch dann weckte ihn etwas aus der Tiefe seiner Erschöpfung und vom Rande des Todes. Zumindest fühlte es sich so für Yoh an…Es war ein Schreien. Ein glockenhelles Schreien riss ihn aus dem Nebel und klärte wieder seine Sicht, so das er endlich Hao richtig sehen konnte…Der weinte. Er hatte Tränen in den Augenwinkeln und sah nach vorne zu Goldva. Yoh verstand das alles nicht, aber er konnte es weiter hören: dieses helle Schreien. Es war ein weinen. Da weinte jemand und rief nach ihm. Das konnte er fühlen. So fasste er erneut alle seine Kräfte und sah zu seinem Bauch runter, über diesen hinweg und erkannte Goldva, die dort auf den Knien saß und etwas in den Armen hielt. Das Bündel schrie, strampelte und krisch und je länger es ging umso nervöser und panischer wurde Yoh plötzlich. Sein Verstand realisierte was er da sah und er hörte Hao wie er zu ihm runter sprach:

„Du hast es geschafft!“

Aber diese Worte verflogen sanft, weil der Blick der Mutter nur auf einem in diesem Raum ruhte…und das war sein Neugeborenes. Seinem Kind. Sofort fing sein ganzer Körper an zu zittern und die Atmung war noch immer schnell und unruhig. Nicht mehr wegen der Schmerzen, sondern weil er es wollte. Er wollte sein Baby in den Armen haben! Er versuchte sich weiter hochzusetzten und danach zu greifen, aber Hao hielt ihn unten, sprach dabei:

„Nicht! Du bist noch zu schwach Yoh!“

Doch das war dem Kleinen egal, er jammerte:

„I-Ich will zu ihm! Ich will meinen Sohn! Bitte! Ich will mein Baby!“

Es war ein klägliches, voller Tränen und jammerndes Flehen welches er mit aller Kraft aus sich raus presste, als würde man ihm sein Kind stehlen. Sein Kopf war warm und seine Gedanken schwer auf das Baby zu fokussieren, weil er so schwach war. Doch Goldva schenkte ihm nur ein Lächeln und sprach ruhig, während das Kind weiter in ihren Armen schrie:

„Beruhige dich. Es ist alles okay. Dieser kleine Braten hat dich lange genug zappeln lassen…Dann geh mal zu deiner Mama.“

So stand sie langsam auf und lief von Yoh seinem Schoß rechts an ihm rauf und legte das Kind sanft auf die Brust seiner Mutter. Vorher zog sie aber noch die Felldecke weg und Hao schnell Yoh sein Oberteil aus, damit das Kind auch wirklich auf der Brust der Mutter liegen konnte. Weinend und jammernd empfing er seinen Sohn und spürte das warme und feuchte Gewicht auf seiner Haut. Es beruhigte ihn unheimlich und er konnte nur noch weinen und das Kind mit den Händen fassen, dass noch immer wie am Spieß schrie. Er war so glücklich. Dieses Bündel auf sich liegen zu sehen und zu sehen das es ihm gut ging, machte all die Schmerzen und das Leid von vorher weg. Yoh überkam ein Rausch von Muttergefühlen und er konnte nur weiter weinen und schwach seinem Baby über den schrumpeligen Rücken streicheln. Sie waren noch immer verbunden. Die Nabelschnur hielt Mutter und Kind noch eine Weile innig zusammen und Goldva wusste das es so richtig war. Das war ein ganz wichtiger und besonderer Moment für Mutter und Kind. Sie erzeugten Nähe und auch die alte Hexe musste sich eine kleine Träne unterdrücken, als sie sah welch ein schönes Bild sich da vor ihr abzeichnete. Sie sah eine glückliche Familie. Nach so viel Zeit konnten sie ihren Sohn endlich in den Armen halten. Yoh hatte sich nicht geirrt, es war wirklich ein kleiner Junge und ein wunderschöner noch dazu. Zwar war er noch etwas verschmiert und schrie als würde man ihn schlagen, aber das war bei Babys normal. Sie war froh dass er so laut schrie, denn damit bekam er die Lunge auf und bewies dass es ihm gut ging. Und so blieb sie einfach neben den beiden Sitzen und sah zu. Sah wie Hao zum ersten Mal in seinem Leben Tränen vergoss und seine Familie an sich drückte. Immer wieder leise sprach: „Ich liebe dich“, oder: „Er ist so wunderschön“. Und man konnte ihm den stolzen Blick eines Vaters ansehen, der er nun offiziell geworden war. Und als Yoh das Kind höher an sich rückte, um seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn zu geben, sprach er danach sanft aus:

„Hana…Sein Name ist Hana…Unsere Winterblüte.“

Hana…Das bedeutete: Blume. Ein passender Name für ihn. Die Nabelschnur wurde durchtrennt und endlich konnte ihn auch sein Vater in Empfang nehmen und hielt ihn mit beiden Armen an sich gedrückt. Er saß inzwischen neben Yoh und dieser sah ihm schwach aber genau dabei zu, während Goldva noch auf Yoh seine Nachgeburt wartete. Die Plazenta musste raus, damit es keine Entzündungen gab und Yoh daran nicht noch krank wurde. Die frisch gebackene Mutter sah zu ihrem Liebsten rüber, wie er sanft dort saß und das Kind an sich drückte, dass inzwischen etwas ruhiger geworden war. Es war Hao egal ob seine Kleidung blutig und dreckig wurde, er konnte dieses Kind einfach nicht mehr los lassen und weinte sogar dabei. Dieser Tag…wurde der glücklichste Tag seines Lebens. Er hatte seinen Sohn in den Armen, auf den sie so lange gewartet hatten. Er war gesund, genau wie seine Mutter und nun ging es nur noch nach vorne. Er würde ihn beschützen, sah ihn voller Liebe an und fasste ihm leicht auf die Stirn als er dabei sprach:

„Ich werde dich immer beschützen. Ich verspreche es dir. Jeder der der an Leid antun will…werde ich persönlich in die Hölle schicken.“

Er küsste seinem Sohn auf die Stirn. Seiner kleinen Winterblume und sprach:

„Ich liebe dich Hana…“

Er würde ein lieber und guter Häuptling werden. Da war sich Hao sicher.
 

Nachdem er diese Aktion eben erlebt hatte musste er erst mal etwas Abstand schaffen.

Er hustete und keuchte noch immer etwas und hielt sich dabei die Kehle, als er zurück in den Dschungel rannte und weg vom Strand. Noch nie zuvor war er so grob angefasst worden. Sicherlich lag es daran dass er der Sohn des Häuptlings war und jeder, der ihn so anfassen würde, von Hao sofort das Todesurteil ausgesprochen bekam. Denn so war das eben eine völlig neue Erfahrung gewesen. Eine die er nie mehr machen wollte.

Hana blieb nach einem gewissen Abstand schließlich stehen und stützte sich an einem Baum links von sich ab. Stand dort und rang noch etwas keuchend nach Luft. Dieser Bastard. Er hätte ihn wirklich beinahe erwürgt und das ohne mit der Wimper zu zucken! So ging er das ganze Szenario noch einmal im Kopf durch. Suchte nach einem Fehler den er gemacht hatte und der war leider mehr als offensichtlich. So schwer es Hana auch fiel…ER hatte den Fehler gemacht. Denn er hatte diesen Kerl völlig unterschätzt. Nie hätte er erwartet dass dieser Typ solch einen Killerinstinkt besaß. Wie geschickt und gezielt er den Blonden davon abhielt anzugreifen. Über welche Reflexe und Aufmerksamkeit er verfügte. Wenn er nicht so ein Mistkerl wäre würde Hana ihn echt bewundern. Doch so schlimm die Situation eben auch eskaliert war, davon ließ sich der Junge nicht abschrecken. Ganz im Gegenteil! Nun wollte er noch mehr zeigen dass er sich nicht verarschen ließ und ihm überlegen war! Es spornte Hana nur noch mehr an. So hustete er ein letztes Mal und grinste frech.

„Dir werde ich es schon zeigen! KEINER geht so mit mir um! Ich habe dich einmal unterschätzt, das gebe ich zu, aber das nächste Mal…kannst du was erleben.“

Er wusste schon genau dass er sich diesen Typen schnappen und sich unterwürfig machen wollte. Immerhin wollte er ja auch einiges von ihm in Erfahrung bringen. Aber da er ne harte Nuss zum knacken zu sein schien, musste Hana sich da was anderes einfallen lassen und auch unfreundlichere Methoden aus dem Sack holen. Er wusste nur noch nicht ganz welche. Aber er würde sich was einfallen lassen.

So lief er erst mal zurück nachhause. Es war bereits gegen Mittag und seine Eltern würden sich sicherlich schon fragen wo er abgeblieben ist. Aber das war nicht was ihn auf dem Weg bis ins Dorf ärgerte. Sondern die Tatsache dass er seinen Speer verloren hatte. Durch den fiesen Angriff von diesem Blödmann hatte er ihn am großen Vogel fallen gelassen und vorher sogar zerlegt um sich überhaupt erst befreien zu können. So lag er also noch immer dort. Deshalb durfte er sich für seine Eltern nun was einfallen lassen um das Verschwinden seiner Waffe zu erklären und warum er eine Neue brauchte. Vater würde nicht begeistert sein, so wie immer. Das kotzte ihn bereits schon auf dem Weg an und kaum als er sich dem Eingang zum Dorf näherte, machte er einen Bogen um dieses herum und schlich durch den Dschungel zum Fluss hinter, der direkt an seinem Wigwam münden würde. Dort lief er dann am Wasser langsam hinauf und beobachtete dass er auch nicht gesehen wurde. Rechts von ihm konnte er bereits sehen wie einige kleine Kinder spielten und lachend über den Platz rannten. Es war bereits wieder viel los und auch die Frauen nähten und arbeiteten lachend, als versammelte Gruppe, im Kreis. Er verzog etwas muffig das Gesicht. Doofe Giggelweiber. Wenn er sowas sah dann war er froh ein Junge zu sein. Allein wenn er daran dachte er könnte eine Frau sein wurde ihm komisch. Das musste doch super blöd sein! Immer nur kochen, abwaschen, plappern, auf die Männer warten, Landarbeit, Nähen und so vieles mehr. Wie herablassend. Und dann auch noch Kinder aus sich quetschen, nein danke, darauf hatte er keine Lust. Noch mal Schwein gehabt in der Hinsicht. Und während er darüber nachdachte lief er weiter den Fluss hoch und kam schließlich an ihrem Wigwam an. So stand er rechts neben seinem zuhause und lauerte vorsichtig um die Ecke. Suchte mit den Augen nach seinen Eltern. Nichts. Er konnte niemanden sehen…Vielleicht war Mutter bereits auf dem Feld helfen und Vater…

„WO WARST DU?!“

Hana schrie auf vor Schreck und donnerte nach vorne auf den harten Boden. Sein Gesicht küsste diesen, bis er sich nach Sekunden wieder hoch hievte und auf seinen vier Buchstaben hinter zum Wigwam sah. Genau genommen hoch auf das Dach des Wigwams, wo er bereits mit einem bösen und super genervten Blick begrüßt wurde, noch zusätzlich zu dem Gebrüll eben. Hao saß mit sehr kurzer Leitung da oben, hatte das rechte Bein über sein linkes gelegt und die Arme vor sich und unter dem Poncho verschränkt. Sein Blick wollte Hana in Stücke reißen, so kam der Kleine unten gleich wieder verteidigend auf die Beine hoch und brachte hervor:

„V-Vater! Was zum Kuckuck machst du da oben?!“

Das war nicht sein Ernst? Wie dreist konnte man sein? Hao schnaufte und fauchte zu ihm runter:

„Was ich hier mache?! Ich halte Ausschau nach meinen Sohn der seit heute morgen verschwunden war und niemanden gesagt hat wo er hin ist!!“

Danach kam er locker den Wigwam heruntergerutscht und landete elegant auf seinen beiden Füßen. Genauso stolz und böse schauend lief er auf Hana zu…der nicht anders konnte und vor sich auf den Boden sah. Er wusste nicht warum aber…aber er konnte dem bösen und strengen Bick seines Vaters nicht standhalten. Erneut: er hatte keine Angst, aber dennoch krampfte sich alles in ihm zusammen wenn Hao ihn so anfauchte und dabei in Grund und Boden starrte. Und da fiel ihm schlagartig etwas auf. Dieser Blick…fast den gleichen Blick hatte vorhin auch Saku gehabt. Es war erschreckend ehrlich gesagt. Und dann stand Hao nur wenige Zentimeter vor seinem Sohn und das Gewitter ging los:

„Was fällt dir eigentlich ein?! Das du dich mir wiedersetzt ist nichts neues, aber dass du deiner Mutter solche Sorgen bereitest das geht zu weit Hana! Yoh hat dich gestern schon in Schutz genommen, nachdem du einfach nach unserer Prüfung verschwunden bist, aber heute wird er dich nicht decken! Und ich frage dich noch mal: WO warst du?! Und wehe du lügst mich an!“

Konnte Vater riechen wenn er log? Das war vielleicht etwas das er nun herausfinden würde, denn niemals konnte er von dem Abgestürzten am Strand erzählen. So stand er erst mal dort und überlegte. Was sollte er sagen? Da er sich nichts so schnell etwas völlig neues aus dem Hut ziehen konnte, machte er eine Mischung aus etwas was er wirklich erlebt hatte. So schluckte er und sprach dann, mit einem ersten Blick, zu seinem Vater hoch:

„Ich war auf der Jagd gewesen! Ich habe versucht einige Fische im Ozean zu fangen, aber dabei habe ich meinen Speer verloren und nun bin ich…“

Hao ließ ihn nicht mal ausreden und sprach sauer:

„Und nun bist du wieder da, ohne was zu essen und auch noch ohne deine Waffe. Lief anscheinend mal wieder richtig gut was Hana?! Was soll ich nur mit dir machen?! “

Man konnte die Enttäuschung schon förmlich aus ihm rauslaufen hören und das war etwas was Hao selber sehr weh tat. Er wollte Hana nicht wieder zur Schnecke machen, aber er konnte ihn nicht einfach tun und lassen machen was er wollte. Auch der Sohn des Häuptlings hatte Verpflichtungen und musste sich an Regeln halten. Und das erst recht weil er noch immer viel zu lernen hatte. Aber zu der Wut und der Enttäuschung gesellte sich ein Gefühl das Hao sehr gut verstecken konnte…und das war Angst. Denn er hatte Angst das Hana etwas zugestoßen sein könnte. Er war schusselig und impulsiv, so dass er nicht oft über Konsequenzen nachdachte. Diese brachten ihn dann schnell in Gefahr und jedes Mal, wenn Hana das Dorf alleine verließ, könnte sein Vater im Dreieck springen weil er solche Angst um ihn hatte. Er verstand dass es falsch war. Aber…Hana war sein einziges Kind, welches er über alles liebte. Er seufzte. Denn er wusste es besser: Hana hörte ihm eh nicht richtig zu. Der Junge war zu dickköpfig um das zu kapieren. Das hatte er von seiner Großmutter Asanoha. Haos Mutter. Aber auch Yoh konnte sehr stur und neugierig sein. Vielleicht war das eine Kombination aus Yoh seiner Art und Hao seinem Stolz und Eifer. Auf jeden Fall war es erst mal nicht gesund für den Kleinen, also sah er rüber zu Goldva ihrem Wigwam und sprach dann:

„Geh gefälligst zu deiner Mutter und zeig dass es dir gut geht. Deine Mutter hat sich nämlich schreckliche Sorgen um dich gemacht! Sie ist bei Goldva.“

So wie er auch…aber das sagte er natürlich nicht. Hao war drauf und dran gewesen einen Suchtrupp loszuschicken, aber dann wollte er auch nicht als Übervater dastehen oder als einer der seinem Kind nichts zutraute. Immerhin gingen schon die Kleinsten ohne Probleme und nicht weit weg vom Dorf spielen, aber sogar das würde er Hana nicht mal lassen. Was sollte sein Stamm nur von ihm denken, wenn er einfach wegen solcher Dinge an die Decke ging. So schüttelte er etwas seinen Zorn ab und sah weiter seinen Sohn an, der nun endlich muffig nickte und dann mit gesenktem Haupt auf den Wigwam von Goldva los lief. Manchmal…hasste er seinen Vater. Dies war wieder so ein Moment gewesen.

Als er in den Wigwam von Goldva kam konnte er bereits sehen was los war. Nicht weit von ihm entfernt saß die alte Hexe auf dem Boden und hustete etwas leicht und angestrengt. Natürlich hatte sie sofort ihre Augen zu dem Blonden gewandt, aber sagte nichts zu ihm. Sie warf ihm nur einen stillen Blick zu und ihre Augen waren inzwischen schon sehr gräulich und blasser geworden. Dass das alte Fossil noch lebte war eh einem Wunder gleich. Dann erblickte Hana auch schon seine Mutter die mit dem Rücken zu im gewandt vor Goldva saß und ihr den rechten Arm vorsichtig mit einem Tuch verband und fest machte. In seiner sanften Stimme sprach Yoh zu der alten Frau:

„Das wird wieder. Du solltest besser auf dich achten Goldva. Immerhin bist du auch nicht mehr die Jüngste und Arbeit auf dem Feld ist sehr anstrengend und gefährlich.“

Nicht mehr die Jüngste war noch nett ausgedrückt für Hana. Goldva hatte auf dem Feld geholfen, obwohl sie das nicht brauchte und dabei hatte sie sich mit dem Werkzeug zum Graben geschnitten. Die Wunde am Arm war nicht tief, aber bei einer alten Frau und viel Blutverlust, könnte das nicht gut enden. Die alte Krähe schüttelte aber den Kopf und sprach etwas krächzend und muffig zu Yoh:

„Behandel mich nicht wie ein Kind du Bengel! Ich habe diesen Stamm schon geführt da warst du noch im Bauch deiner Mutter! Die arme Keiko, die Götter mögen über sie wachen. Ich weis was ich kann und was nicht!“

„Ich mache mir doch nur Sorgen um dich Goldva. Wenn du nicht auf mich hörst dann muss ich Hao vorschicken.“

„Ach, der Spinner kann mir auch nicht alles verbieten! Alles was der weiß hat er von mir und meinen Sohn gelernt! Silva wollte mein Erbe nicht antreten, nur aus dem Grund ist dein Mann der Häuptling geworden!“

Yoh seufzte. Die gute Goldva war an dem Tag mal wieder voller Ehrlichkeit, was? Aber das war schon okay. Sie war sehr alt und konnte sich nicht mehr wirklich an alles erinnern. Auch ließen neben ihrem Gedächtnis so langsam auch ihre körperlichen Fähigkeiten nach. Keiner wusste wie lange sie noch hatte, aber Yoh pflegte sie so gut er konnte, als wäre sie seine Großmutter. Nicht nur weil er ihr das schuldig war, weil sie ihn und Hana bei der Geburt gerettet hatte, sondern weil man alte Leute respektierte und sich um diese zu kümmern hatte wenn die nicht mehr können. Am Ende seines Lebens ist man fast wie am Anfang seines Lebens. Goldva war das gute Beispiel dafür. Doch die alte Hexe hielt nicht viel davon und sah wieder von Yoh weg und zu Hana rüber, zu dem sie dann lauter sprach:

„Und der ist auch so ein Spinner wie sein Vater! Sehnt sich nach Abenteuern und nach dem Unbekannten, wie seine Großmutter, so dass er seiner armen Mutter dadurch nur Leid und Sorge zufügt! Komm näher du Rotzlöffel, damit ich dich besser sehen kann!“

Gab sie schließlich krächzender von sich und Hana zuckte etwas zusammen. Es hatte ihn etwas überrascht, aber das verflog gleich wieder als er ihre Worte im Kopf abging. Er ließ sich nicht von dieser alten Schachtel so anmachen, also kam er etwas näher und fauchte dann auf Abstand zu ihr rüber:

„Was willst DU denn du altes Fossil?! Nenn mich nicht einen Spinner du olle Krampe!“

Yoh zuckte zusammen und drehte sich sofort zu seinem Sohn um, dessen Wut sofort aus seinem Gesicht verschwand, als er sah wie schockiert und traurig ihn seine Mutter ansah. Was…was war los mit ihr? Warum machte sie so ein Gesicht? Schnell und wie gestochen kam Yoh auf die Beine und machte schnelle Schritte zu seinem Sohn, drückte diesen Stürmisch an sich, so das Hana vor Schreck einfach nur da stand und hörte wie sie laut sagte:

„Hana! Oh ein Glück! Es geht dir gut!“

Es geht dir gut? Warum sollte sie denken dass es ihm nicht gut ging? So sah er verdutzt zu seiner Mutter hoch und fühlte wie sie ihn nur noch fester mit den Armen umschlang und ihn an die Brust drückte. Wenn das so weiter ging würde sie ihn noch ersticken! So das er sich leicht etwas wand und dabei muffig sprach:

„Lass das Mutter! Natürlich geht es mir gut, warum auch nicht?! Das ist voll peinlich! Lass mich los!“

Doch ehrlich gesagt war ihm das nicht so peinlich wie er es gerade darstellte. Er liebte es wenn seine Mutter ihn so innig in die Arme schloss. Es ließ sein Herz ruhiger schlagen und gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Etwas was ihm sehr bekannt vor kam, aber er nicht mehr wusste woher. Es fühlte sich dann immer danach an…als wären sie durch ein magisches Band verbunden dass niemand sehen konnte. So seufzte er dann leicht und ließ seine Mutter einfach weiter machen. Er konnte ihr nicht wiederstehen. Noch nie. Doch Yoh ließ ihn kurz darauf los und sah zu ihm runter. In seinen Augen schimmerte noch immer Sorge, als er dann fragte:

„Wo bist du gewesen!? Du kannst doch nicht einfach so in den frühen Morgenstunden verschwinden ohne was zu sagen! Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht! Und dein Vater hat schon nach dir gesucht! Was denkst du dir nur?!“

„Es geht mir gut Mutter. Ich war nur etwas Fische jagen, mehr nicht.“

Dann drückte Yoh seinen Sohn wieder an sich und zitterte sogar leicht. Seine Mama zitterte? Wegen ihm? Das hatte er ja noch nie erlebt und schon wusste er dass da noch etwas anderes im Busch war. Er erinnerte sich an das was die alte Hexe mal zu ihm gesagt hatte. Angeblich bestand zwischen einigen Müttern und ihren Kindern ein so starkes Band das sie spüren konnten wenn es dem Kind nicht gut ging. Hatte sie…vielleicht gespürt dass Sakutaro Hana vorhin fast erwürgt hatte? War seine Mutter deswegen so unruhig und panisch in der Sekunde? Er wusste es nicht, aber er fühlte sich nun verdammt schlecht und wusste was er zu tun hatte, auch wenn er noch etwas zögerte und nur die Umarmung seiner Mutter genoss. Er musste sich definitiv entschuldigen. So sprach er kleinlaut:

„Verzeihung Mutter.“

Aber das war okay. Hauptsache es ging ihm gut, dass war für Yoh das Wichtigste. Goldva sah ihnen dabei mürrisch zu und konnte sich es einfach nicht verkneifen. Sie murrte ehrlich:

„Genau wie ich es sagte: Große Klappe wie sein Vater und nur Flausen im Kopf wie seine Großmutter! Keinerlei Empathie besitzt dieses Kind und versteht nicht die Sorgen seiner Mutter. Er denkt nur an sich selbst! Tu dir selber einen Gefallen Yoh und vermähle ihn an einen gescheiten Krieger im Dorf! Lass ihn Frauenarbeit leisten, so kann er wenigstens nicht mehr da draußen rumstreunen und sich dabei den Hals brechen!“

Bitte was sagte sie?! Hana wurde verdammt wütend und wollte sich von seiner Mutter losreißen und die alte Schachtel persönlich über den Jordan jagen! Doch zu seinem Erstaunen war es Yoh der ihn plötzlich los ließ und einen etwas saureren Blick zu der alten Frau hinter warf. Wenn es um seinen Sohn ging dann würde Yoh zur Löwenmutter! So sprach er laut und leicht sauer zu ihr:

„Nun reicht es Goldva! Ich verbitte mir das du Hana so niedermachst! Du redest über meinen Sohn!“

Erstaunt sah der Junge seine Mutter an und blinzelte dabei. Was passierte gerade? Noch nie war seine Mutter so sauer gewesen und hatte so laut gesprochen wie in jener Sekunde. Und ihm wurde bewusst dass sie das alles tat um ihn in Schutz zu nehmen. Er lief etwas rot an dabei und fühlte sich beschämt. Allein das seine Mutter aus der Haut fahren musste um ihn zu decken…das mochte er nicht. Sie sollte wegen ihm nicht so sein. Und die alte Hexe murrte auch nur und drehte ihren Kopf von ihnen weg.

„Natürlich nimmst du ihn so in Schutz. Immerhin kam er ja aus dir raus gekrochen. Du solltest das Kind weniger seine eigenen Entscheidungen treffen lassen, denn da kommt nur Blödsinn bei raus. Und du solltest erst recht aufhören ihn so zu bemuttern,den er wird dadurch total verzogen!“

Genau wie Hao. Hao hatte auch gesagt das Yoh ihn nicht immer so in Schutz nehmen sollte, aber konnte er als Mutter nicht anders? Es war doch normal dass man sein Kind beschützte so gut man konnte. Aber leider musste er sich eingestehen das Hao und Goldva irgendwo recht hatten. Hana war alt genug um sich selbst zu schützen. Und dennoch sprang Yoh immer wieder in die Bresche für ihn. Er konnte nicht anders. Er liebte ihn einfach so sehr. Doch vielleicht war es wirklich besser das etwas runter zu fahren. Goldva sprach weiter:

„Dein Kind hat keinen Respekt für andere. Ganz einfach. Er wird ein lausiger Häuptling wenn er das nicht bald ändert. Sein Vater war bereits mit 16 Jahren schon Häuptling und der hier rennt noch durch den Dschungel und jagt Chupacabras wie ein verträumtes Rotzgör!“

Er zeigte dabei auf Hana, der neben seiner Mutter stand und ihr einen bösen Blick zuwarf. Schon wieder. Warum musste er allen immer beweisen dass er kein Versager war?! Wenn andere Kinder Mist bauten war das doch auch egal! Aber NEIN er war ja der Sohn des Häuptlings und ihn behielt man genau deshalb so im Auge! Es KOTZE ihn an! Und noch mehr als das Goldva so respektlos zu ihm sprach, machte es ihn sauer dass sie so mit seiner Mutter redete! Also machte er einen Schritt vor seine Mutter und platze förmlich:

„Ja, ja! Denk ruhig weiter so über mich du alte Hexe! Ich habe es nicht nötig mich DIR gegenüber zu beweisen! Also tu uns allen einen gefallen und kratz endlich ab! Keiner braucht dich mehr! Weder Vater noch ich! Es ist mir egal was du über mich denkst! Aber wenn du meine Mutter so angehst nehme ich das persönlich, das verspreche ich dir! Und es ist mir auch egal dass du bei meiner Geburt geholfen hast! Wenn du meine Mutter noch mal so anmachst jage ich dich persönlich über den Jordan und zum großen Geist!“

Und damit wand er sich sauer ab und verließ den Wigwam. Yoh sah seinem Sohn erstaunt nach und musste erst mal verarbeiten was eben passiert war. Hatte Hana…ihn verteidigt? Offenbar geschahen doch noch Zeichen und Wunder. So seufzte er etwas aus und sah ihm lächelnd nach. Sein Junge hatte so ein gutes Herz und war einfach ehrlich. Nur seine Wortwahl war etwas harsch. Doch das hatte er einfach von seinem Vater. Goldva fing leise an zu lachen und hustete sogar etwas dabei, so das Yoh wieder zu der Alten sah. Sie blickte auf den Boden und saß weiterhin nur im Schneidersitz da, als sie beruhigt sprach:

„Er hat eine ziemlich vorlaute Klappe. Doch sein Herz ist am rechten Fleck. Wenn ich ihn so sehe wie eben…dann erinnert er mich sehr stark an Hao in seinen jungen Jahren. So lässt er sich auch nichts vorkauen und sucht seinen eigenen Weg. Du hast…einen wirklich tollen Jungen geboren Yoh.“

Ein Kompliment…Nun verstand Yoh es auch endlich. Goldva hatte nichts davon gemacht um über Hana herzuziehen und ihn zu verachten. Sie machte das um in sein Herz sehen zu können. Offenbar wollte sie ihn testen und das schien ihr auch gelungen, oder zumindest hatte sie die Antworten, die sie wollte, bekommen. So schaffte sie ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen und sprach dann zu Yoh rüber:

„Er hat etwas in sich gefunden. Und genau das spornt ihn an diese Dinge zu tun. Mach dir keine Sorgen um deinen Sohn Yoh. Er ist in guten Händen und auf dem richtigen Weg.“

Woher wollte sie das wissen? Auch Goldva war eine weise Schamanin und angeblich konnte sie Dinge sehen die kein anderer erblicken konnte. Sie hatte Yoh ebenfalls ausgebildet um sie als Shamanenkönigin zu ersetzen. Doch deshalb musste er ihr nicht alles glauben. So sah er wieder zu der Tür vor sich und überlegte: Sollte er Hana nach? Nein, dafür gab es keinen Grund. Es ging ihm gut und er war wieder so geladen das er lieber etwas Zeit für sich brauchte. Doch…was hatte die alte Frau gesehen, dass sie davon überzeugte das Hana in guten Händen war. Und vor allem: In wessen guten Händen sollte er sein?

Der Tag wurde für Hana dagegen immer mieser. Als er den Wigwam dieser alten Hexe verlassen hatte und seine Mutter ebenfalls zurück ließ, lief er etwas genervt über den großen Platz und direkt auf den Fluss hinter ihrem Zuhause zu. Und zu seinem Glück begegnete er nicht auch noch seinem Vater, ansonsten wäre er sicherlich komplett ausgerastet! Aber mal abgesehen davon: Was erlaubte sich Goldva so mit ihm und seiner Mutter zu reden! Oder auch über Vater! Sie zog über seine Familie her und keiner hielt sie wirklich auf! Sicher war sie die damalige Chefin gewesen, aber langsam reichte es auch mal! Es machte ihn wütend und er setzte sich auf einen Stein am Fluss, sah einfach nur in das Wasser vor sich und erblickte die Fische die an ihm vorbei schwammen. Es waren nicht viele und er zählte sie auch nach Sekunden nicht mehr, hatte seine Hände auf dem Schneidersitz abgestützt und stützte damit seinem Kopf das dieser nicht runter fiel. Denn er war mehr als schwach und müde von dem ganzen Tag. Eigentlich wollte er wieder zurück an den Strand und diesen Saku fangen und nach den Ohrfeigen von eben musste er erst recht Abstand gewinnen. Doch wie sollte er vorgehen? Einfach wieder hinzulaufen, ohne sich auszurüsten und gewappnet zu sein, war einfach nur bescheuert. Dieser gestrandete Trottel hatte ihm ja gedroht ihn umzubringen wenn er wieder zurück kam. Irgendwie glaubte ihm Hana das und dann auch wieder nicht. Einerseits hatte dieser Sakutaro die Augen eines Killers, wie bei der Würgaktion, aber in anderen Momenten dann wieder nicht. Hmmmmm…Der Typ verwirrte ihn einfach. Er war so komplett anders als alle anderen die Hana kannte. Als würden in ihm zwei Persönlichkeiten leben. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein und dachte zu viel darüber nach. Fakt war: er brauchte einen Plan, ehe ging er dort nicht mehr hin. So sah er sich einfach um und suchte nach Ideen. Rechts von ihm standen Unmengen an Werkzeugen…Und er fand sogar eine Idee! Sein müdes Gesicht wurde immer heller und ein freches und breites Grinsen machte sich auf diesem breit. Heh, natürlich! Warum hatte er nicht schon eher darüber nachgedacht!? Nun wusste er wie er an Saku heran kam. Und das würde spaßig werden…
 

Als ich vom Rande aus vor mich sah, dort wo einst das Lachen hallte, herrscht nun die Stille.

Als ich in die Dunkelheit vor mich ergriff, dort wo der hellste Regenbogen nun schwarz wurde.

Dort schreie ich laut hinaus wo du bist und das obwohl ich weis das meine Stimme nicht so weit reichen kann.

Ich entzünde einen Funken, helle Erinnerungen und spreche einen Zauber um dich zu mir zurück zu bringen.

Ich lasse dich nicht in der Dunkelheit verschwinden.

Aber es fällt mir schwer mich an deine Stimme zu erinnern.

Doch ich muss dieses Lächeln wieder sehen auch wenn es egoistisch ist, aber: habe ich eine andere Wahl?

Denn wir sind wie Kerzen im Regen.

Scheinen hell bis man uns auspustet.

So viele Lichter auf meinem Weg und ich sah sie funkeln bevor sie erstickten.

Ich greife nach dem einen Licht.

Diese Gedanken werden mich nie mehr überfallen.

Ich muss es irgendwie in Ordnung bringen.

Denn das ist nicht die Straße die ich entlang laufen möchte.

Also gehe ich von dem Rand zurück.

Bring mich bitte nachhause.

Denn ich greife nach diesem einen speziellen Licht.

Ich möchte einen besseren Morgen erleben.
 

Saku legte die Platte an dem Bauch seines Zero wieder fest.

Stück für Stück machte er die Schrauben mit dem Schraubenzieher wieder zu und schnaufte danach erst mal aus. Er war nun seit einigen Stunden bereits an seinem Flugzeug dran und hatte es endlich geschafft die komplette, verdammte Technik zu überprüfen. Und er war sehr froh darüber dass nichts beschädigt wurde. Schlimmer als verlorene Flügel, oder Gelenke, wäre es wenn die Kabel im Eimer gewesen wären, doch da schien ihm das Glück wohl hold zu sein, denn nichts der Gleichen zeichnete sich an dem Zero ab. In der Hinsicht konnte er also den Kopf aus dem Sand ziehen und wieder etwas aufblicken. Nun musste er also nur noch einzig und allein die zerstörten äußeren Teile in Gang bringen und dann konnte er diesen verlassenen Sandhaufen im Ozean auch endlich auf Wiedersehen sagen. Was war er froh wenn er wieder in der Luft war und nach Japan zurück konnte. Wahrscheinlich war er sogar der einzige gewesen der überlebt hatte, denn noch immer hatte er kein Anzeichen von Leuten seiner Staffel oder der Crew erlebt. Ehrlich gesagt stimmte ihn das etwas traurig, denn er war gut mit einigen Jungs befreundet gewesen, besonders die aus seiner Zero-Staffel. Sie tot zu wissen…machte sein Herz schwer. Doch warum eigentlich? Es gab dafür keinen Grund, oder? Immerhin waren sie doch Zero-Kämpfer. Es war ihre Aufgabe dass sie sich opfern und in feindliche Schiffe warfen. Der Tod war ihr ständiger Begleiter. Und ganz besonders seiner…Saku hatte…schon öfter gegen den Tod verloren. Er saß auf seiner Schulter wie ein lästiger Begleiter.

Er sah rechts neben sich auf den Boden und zu seiner braunen Umhängetasche die dort lag. Viele seiner wichtigsten Eigentümer lagen dort drin und eines brachte ihn ganz besonders dazu nicht wirklich gerne in diese Tasche zu sehen. So das er wieder schnaufte, seinen Fliegerschal auszog und schnell in diese stopfte. Inzwischen hatte Saku wieder seine braune Fliegerjacke an, die am Kragen helles Fell hatte, sein weißes Shirt darunter, dazu seine grüne, lange Hose und die braunen Stiefel. Auf seiner Stirn ruhte angeschnallt seine etwas zerbrochene Fliegerbrille. Diese hatte er getragen, als er die Elektronik überprüfte. Durch die Bruchlandung hatte das Glas aber Sprünge bekommen und das Glas der linken Seite war sogar fast komplett weg, nur einige vereinzelte Glasscherben standen noch hervor. Aber so klein das sie ihn nicht störten oder gefährlich wurden. Erstaunlicherweise hatte er nicht viel verloren bei dem Absturz, aber etwas ganz anderes wichtiges fehlte ihm: Nämlich Nahrung. Sicher hatte er einige Dosen an Militärfutter bei sich, aber das war kaum etwas um den Magen voll zu bekommen, noch dazu musste er damit behutsam umgehen, denn schnell war das Zeug weggefuttert. Er müsste also jagen gehen, je nach dem wie schnell er den Zero wieder hin bekam.

So seufzte er erneut und stand langsam auf, sah rechts neben sie zu dem kommenden Sonnenuntergang und fragte sich: Ob er jemals wieder nachhause kam. Aber mehr noch: Lohnte es sich noch zurück zu gehen? Immerhin…erwartete ihn doch niemand in seiner Heimat. Nicht mehr. Und so langsam kam er sich wirklich wie ein Geist vor. So wie der Bengel gesagt hatte, aber doch anders: Ein verlorener Geist des Krieges, der keine Ruhe finden konnte. Denn keiner wusste dass er an diesem Ort noch am Leben war.

Ein plötzlicher Schlag holte ihn aus seinen Träumen und er griff sich mit der rechten Hand an den Hinterkopf. Es tat weh. Etwas hatte ihn hart am Kopf getroffen und sofort drehte er sich schnell und sauer um. Er sah den leichten Hang hoch, der vom Strand zum Dschungel führte und konnte nichts erspähen, außer einzelne große Steine und den Wind der den Sand etwas aufwühlte. Was zum Teufel war das gewesen? Danach drehte er sich komplett in die Richtung und sah runter zu seinen Füßen. Sah den Übeltäter von eben: Dort lag ein kleiner Stein und er nahm ihn verwirrt hoch. Sah ihn sich an. Ein Stein? Was sollte das denn? War er unter Beschuss? Von wem? Die Amerikaner warfen bestimmt nicht mit Steinen. Und dann knallte ihm ein weiterer kleiner Stein an den Kopf, dieses Mal aber an die Stirn so das er laut sprach:

„Autsch!“

Und dann den kleinen Stein aus seiner Hand fallen ließ und mit jener sich über die Stirn rieb. Sein Blick kam hoch und er sah sich wütend um. Da verarschte ihn doch jemand! Es sei denn auf dieser Insel konnten Steine von allein fliegen! So ließ er seinen Blick hin und her schweifen, suchte alles ab, bis dieser weiter oben am Dschungel zum Stehen kam und er genau sah was sich dort abspielte. Wut entfachte etwas in seiner Brust. Das gab’s doch nicht! Wütender sah er auf und verzog auch das Gericht dabei zu einem Knurren, denn er sah wie sich ganz oben, kurz vor dem Dschungel, jemand hinter einem großen Stein hervortraute und lässig über diesen drüber sah. Blondes Haar wehte im Wind und dieses Grinsen, das so überheblich war, machte ihn nur noch saurerer und er fauchte zu der Person hoch:

„Du schon wieder!!“

Natürlich ER, wer auch sonst? Über den Felsen lehnte sich locker der kleine, blonde Teufel, den er vorhin noch den Hals umdrehen wollte. Es war Hana und er grinste überheblich und frech zu Saku runter, der nur noch saurer wurde, als er hörte wie der Kleine frech rüber brüllte:

„Was starrst du denn wie ein Trottel in das Abendrot?! Haben wir Liebeskummer? Oh wie ätzend schnulzig! Der große, harte Kerl hat Gefühle! Bah! Hast du mich schon vermisst Sakutaro?“

Eher würde er sich freiwillig in eine Horde Seeigel schmeißen als Hana zu vermissen! Er musste nicht mal sagen das er sauer war, denn er sah fast automatisch wieder etwas rot wenn er den Jungen so dreist hörte und dann auch noch mit diesem Grinsen erblickte! Also zückte er schnell seine Nambu und lief auf ihn zu. Aus der Entfernung zu schießen ging locker daneben, allein weil der Wind die Flugbahn verändern würde. Also musste er näher ran. Etwas schoss ihm durch den Kopf: Das reichte, nun war er fällig!

Er hatte Hana gedroht ihn zu töten, wenn er wieder kommen würde und der Junge wollte es offenbar nicht anders! Und während sich Saku den Sand hinauf kämpfte sah Hana noch mal mit verschränkten Armen, auf dem Stein unter sich, zu ihm und grinste. Na also. Er hatte angebissen. Leichter als erwartet! Sofort ging er aber in Deckung und schlich zurück in den Dschungel hinter sich. Der Typ konnte sicherlich schießen, also musste er das gewitzter angehen. Aber er hatte bereits alles vorbereitet was er benötigte um den Kerl zu erwischen. Also kletterte er schnell auf einen der Bäume, hob dort einen großen Stein an, an dem dahinter noch mehrere festgebunden waren und wartete auf seinen Moment. Alles war bereit.

Nach wenigen Sekunden war auch Saku oben angekommen und sah sich um. Er schaute schnell hinter den Felsen, hatte die Waffe im Anschlag und fand dort niemanden, natürlich nicht. Dann sah er sich wieder misstrauisch um. Er hatte noch nie in irgendeinem Dschungel gekämpft. Er war Pilot und in den Lüften, also musst er etwas vorsichtiger sein. Landkampf war nicht so sein Fall, auch wenn er sich dort ebenfalls gut wehren konnte. Aber er bevorzugte die Lüfte als sein Reich. So schlich sein Blick nach oben und in das dichte Dschungeldickicht über ihm. Ein Angriff könnte von oben kommen, das stand fest, aber einfach irgendwohin zu ballern war falsch. Es nahm ihm sein Momentum um zu treffen, warnte den Bengel und kostete nur Munition, von der er so schon nicht viel hatte. Also verkniff er sich das und kam langsam hinter den Felsen, dort wo Hana gelauert hatte und sah sich weiter um. Aber vielleicht war es nicht mal der Himmel auf den er achten musste…sondern auf den Boden. Das wäre nämlich genau die Falle mir der jeder rechnen würde wenn die Bäume über ihm so dicht waren. So sah er vor sich und machte einige Schritte vor. Dann grinste etwas überheblich. So offensichtlich. Er sah einen ziemlich schlecht verteilten Haufen an Bananenblättern vor sich am Boden und wusste sofort was Sache war. So das er schnaufte und laut nach oben sprach:

„Wirklich? Ging es nicht noch offensichtlicher?! Denkst du echt ich fall auf solch eine lausige Falle herein?! Du bist ja noch unfähiger als ich dachte!“

So schubste er mit den Füßen die Blätter beiseite und offenbarte darunter eine Schlinge aus einem Seil, die nur dazu da war damit er rein treten würde und danach am Baum hing indem ihn das Teil fesselte und hoch zerrte. Das war eine einfache Falle zum Fangen von Tieren. Dachte Hana echt er würde darauf reinfallen? Saku schüttelte den Kopf und hob das Seil auf, dabei sah er wieder über sich und zerrte einmal kräftig daran. Im Nu hatte er das Seil aus den Bäumen gezogen und es lag komplett vor ihm. Er sprach:

„Du hast noch viel zu lernen. Traurig das es nicht mehr dazu kommen wird Kleiner.“

Denn er würde ihn töten. Er hatte genug von diesem Rotzgör das ihn versuchte wie einen dummen kleinen Jungen dastehen zu lassen. Dann ließ er das Seil fallen und machte einen Schritt nach hinten, so dass er wieder stand und hoch zu den Bäumen sah. Und es war genau der Moment…auf den Hana gewartet hatte. Er grinste frech und ließ einfach den Stein neben sich vom Baum fallen…an dem ein anderes Seil befestigt war. Er hatte ihn in der Falle. Sekunden danach sah Saku bereits den Stein fallen und schien leicht verdutzt. Er erkannte das Seil aber zu spät, welches um diesen gebunden war und wie dann weitere drei schwere Steine ebenfalls neben den Großen auf den Boden donnerten. Ab da war es dann vorbei und alles was er noch fühlte war ein starker Ruck, der ihn von den Füßen riss und wie sich seine Welt auf den Kopf stellte. Wegen dem harten Aufschlag, bevor er in die Luft gezerrt wurde, verlor er seine Waffe und hatte sie am Boden unter sich liegen, an die er nun auch nicht mehr ran kam. Und so hing er dann da. Kopfüber und mit beiden Beinen schön gefesselt in der Luft. Erst wusste er nicht wie er darauf reagieren sollte. Sollte er sich über sich selbst aufregen oder einfach nur weiter sauer auf diesen Bengel sein der ihn wirklich hart verarscht hatte? Eine zweite Falle…Nie hätte er gedacht das dieser Junge soweit denken konnte mit seiner dummen Art. Nun erntete er was ER gesät hatte. Er war unvorsichtig gewesen. Aber dann entkam ihm nur ein genervtes Schnaufen und er sprach leise:

„Na klasse...“

Kurz darauf sah er auch schon, kopfüber, wie dieser blonde Bengel den Baumstamm runter rutschte und auf den Füßen ankam. Sein überhebliches Grinsen war nicht zu übersehen oder zu ignorieren, als er sich von dem Baum entfernte und auf Saku einen Sprung zu machte. Dann zeigte er mit dem rechten Zeigfinger auf ihn und sprach laut:

„HA! Erwischt du miese Ratte! Letzes Mal war ich nicht vorbereitet gewesen, aber dieses Mal habe ich mich nicht von dir veräppeln lassen! Du hast mich unterschätzt! Hahaha! Naaaaa?! Wer hat mich unterschätzt?! Sag es! Ich will das aus deinem Mund hören!“

Saku sah ihn einfach nur genervt an und verschränkte die Arme vor sich. Warum er selber plötzlich so ruhig war wusste er auch nicht. Doch dieser Junge genoss ihm diese Tat etwas zu sehr. So baumelte er dort einfach und Hana packte ihn mal sogar kurz am Kinn und fragte erneut verdammt überheblich und laut:

„NA?! WER hat mich unterschätzt?!“

Der hatte ein Organ. Saku riss sich sauer los und fauchte dann Hana entgegen:

„Lass mich sofort runter du Rotzgör, damit ich dir den Hals umdrehen kann!“

Hana ließ sich aber von sowas nicht beeindrucken, dennoch sprang er kurz zurück auf etwas Abstand und lächelte ihn frech an. Diese Zeit war vorbei, denn nun hatte er die Zügel in der Hand. So verschränkte er seine Arme vor sich und stand nur wenige Zentimeter vor Saku, so dass er ihm genau in die Augen sehen konnte und nicht in Griffreichweite war, als er antwortete:

„Du bist nicht in der Position zu drohen Sakutaro. ICH hab dich dieses Mal an der Leine und nicht anders herum! Und du hast auch keine Möglichkeit dich zu befreien.“

Mit den Worten schob er Saku seine Nambu, vor seinen Füßen, leicht mit dem rechten Bein von ihnen weg und grinste dabei noch immer überheblich. Entwaffnet und gefangen. Er hatte ihn. Es hatte alles so geklappt wie er sich das vorgestellt hatte. Zum ersten Mal! Sei Vater wäre sicherlich stolz auf ihn…würde da drin ein Tapir hängen zumindest. Doch was kümmerten ihn Tapire?! Er konnte besseres fangen als das! Saku war der Beweis dafür, verdammt! Es pushte dein Ego und es machte ihn verdammt arrogant, so sehr das der Pilot vor ihm schon das große Kotzen bekommen wollte, wenn er ihn noch länger so selbstsicher dort stehen sah. Und als sich Hana dann auch noch arrogant und sicher abwand, sich hinten an den Baum setzte und Saku einfach nur ansah, da platze es aus dem Älteren raus und er fauchte:

„Das macht dir wahnsinnig Spaß, was?!“

Hana nickte natürlich so fort und sprach grinsend:

„Du hast ja keine Ahnung wie sehr!“

Und das würde er auch nie verstehen, denn das war tatsächlich Hana sein erster großer Fang gewesen! Und dann auch noch ein Erfolgreicher! Und den würde er in vollen Zügen genießen. Also pfiff er etwas und sah den Baumelnden nur beim Baumel zu. Aber die Antwort und das Verhalten machten Saku nicht gerade ruhiger und er sprach erneut laut:

„Ich schwöre Kleiner wenn ich hier runter komme mache ich dich kalt!“

Hana blieb locker und lehnte sich hinter ihm an den dicken Baum. Er kreuzte die Hände hinter seinem Kopf und sah entspannt zu dem Miesmuffel vor sich der einfach noch ne Weile weiter baumeln würde, nach dieser Aussage. Er hatte nicht vor ihn so schnell runter zu holen. So sprach er auch frech:

„Du hast etwas Zeit um über deine Fehler nachzudenken Sakutaro. Vor allem über das nachzudenken was du mir angetan hast.“

Saku sah ihn an und fauchte sofort zurück:

„Was ICH dir angetan habe?! DU verfolgst mich doch und lässt mich nicht in Ruhe!“

„Ich habe dich aus der Koralle gerettet du Spinner! Und als Dank wolltest du mich bei der nächsten Gelegenheit erwürgen!“

„Du hast mich mit deinem Speer niederschlagen wollen!“

„Oh ja genau, deswegen erwürgt man den Anderen auch gleich du Arschloch!“

„Halt die Klappe du Satansbraten!“

Sie drehten sich im Kreis. Keiner wollte so wirklich bei dem Anderen nachgeben und wenn das so weiter ging hingen sie noch Tage an der Stelle fest. Also zog Saku die Reißleine und sah muffig zu seinen Beinen rauf. Er hatte eine Idee. Das Seil war straff gebunden, aber wenn er an den Knoten kam könnte er diesen sicherlich lösen. So sah er wieder zu Hana und zeigte mit dem rechten Finger auf ihn, sprach wütend aber gefasst:

„Bete das ich nicht von alleine hier runter komme, denn wenn ich das schaffe, dann Gnade dir Gott!“

Pft! Hana konnte das nicht ernst nehmen. Er zuckte frech mit den Schultern.

„Versuch es doch. Packst du eh nicht du Weichei.“

Dem würde er es zeigen! Saku fing an etwas zu schwingen und versuchte dabei seinen Oberkörper nach oben zu seinen Beinen zu bekommen. Er musste eine stramme Bauchmuskulatur dafür haben, aber das war nicht das Problem, denn erst mal brauchte er etwas Schwung. Hana sah ihm dabei neugierig zu und wusste auch gleich was der vor hatte. Ah, wollte wohl die Muckis spielen lassen, was? Na da war er ja mal gespannt. Dann lehnte er sich wieder zurück an den Baum hinter sich. Wenn er den Kerl so sah konnte er schon sehen wie ihm das weiße Oberteil etwas zum Hals gerutscht war und somit den Bauch freigelegt hatte. Man sah ihm an das er gut gebaut war und Muskeln besaß. Nicht mal schlecht. Doch warum machte das Hana innerlich etwas unruhig? Er schüttelte sich die leichte Röte auf seinen Wangen weg, woher die auch immer kam und sprach zu Saku:

„Aber während du eh nur „rumhängst“, kann ich dir ja gerne mal erklären wie das jetzt mit uns beiden weiter gehen wird.“

Oh nein. Saku wusste bereits das dabei nichts Gutes rauskommen würde. Hana legte los:

„Also: zuerst schlage ich vor das du erst mal netter zu mir bist. Das machst du am besten indem du mich nicht bei meinem Namen nennst, sondern mich als: „Eure königliche Hoheit“ ansprichst. Du wirst mich auf deinem Rücken überall hintragen wohin ich auch will, ach und zweimal am Tag müsstest du mir etwas die Schultern massieren ich bin dort immer etwas verkrampft verstehst du?“

Laber, Laber. Der hatte doch nen Knall und einen von der hochnäsigen Sorte! Saku hörte ihm fast gar nicht zu sondern konzentrierte sich auf seine Arbeit. So vergingen einige Minuten in denen er nur herum schwang und versuchte an den Knoten zu kommen. Hana kaute ihm dabei förmlich ein Ohr ab, oder auch beide, ohne sich auch nur einen Meter von seinem Platz zu entfernen. Doch als er merkte dass der Große ihm nicht mehr zuhörte grinste er etwas und hob einen kleinen Stein neben sich auf. War Zeit für etwas Aufmerksamkeit, denn Saku driftete ihm zu sehr ab. Kurz darauf warf er den Stein an den Kopf des Älteren und der sah sauer zu ihm rüber. Er fauchte unverblümt:

„HANA!“

Na bitte, er hatte ihn wieder. Der grinste etwas verspielt und sprach lieblich:

„Huch! Wie ungeschickt von mir! Ich wollte eigentlich den Vogel um deinen Kopf erwischen, hehe! Naja beim nächsten Mal!“

Ihm machte das einfach zu viel Spaß. Er wusste überhaupt nicht dass er so sadistisch sein konnte. Naja, ab und zu ritt einen mal der Teufel. Saku dagegen schnaufte wieder wütend und machte weiter. Ignorieren. Ignoriere ihn einfach und sieh zu da du runter kommst! Mit den Gedanken hielt er sich über Wasser und machte einen erneuten Versuch…und der saß. Er schwang sich hoch und fasste das Seil über sich mit beiden Händen. Hana sah ihn erneut an und klatschte leicht als er das sah. Saku sah mürrisch zu ihm und bekam entgegengeworfen:

„Nicht mal schlecht! Bist wirklich gut trainiert was? Und wie geht es jetzt weiter Sakutaro?“

Fragte er in einem lieblichen aber bitter bösen Ton. Der Ältere sah nicht mehr zu ihm und fasste an den Knoten, als er antwortete:

„Ich mache mich jetzt los und dann bringe ich dich eigenhändig um!“

„Aha! Na dann…“

Kurz darauf hörte Sakutaro wie sich Hana erhoben hatte und sah etwas verdutzt hin. Er wusste nicht warum, aber er behielt den Kleinen im Auge und sah ihn für einige Sekunden hinter dem Baum verschwinden, an dem er eben noch so lässig gelehnt hatte. Doch fasste ihn der Schock, als er sah was der Blonde aus dem Schatten zerrte und es langsam immer näher zu dem hängenden Piloten zog. Schließlich platzierte er es frech unter den Älteren und Hana legte stolz die Hände in die Hüfte, sah zu Saku hoch und sprach ebenso frech:

„Na komm, trau dich.“

Das konnte doch einfach nicht sein! Dieser Bengel hatte wirklich alles durchgeplant! Was er da aus den Schatten gezogen hatte war einfach unglaublich. Und als er es unter ihm platziert hatte, dachte Sakurai zum ersten Mal darüber nach, dass er vielleicht wirklich etwas in der Klemme steckte. Denn er sah unter sich helle, handgroße Klingen im Licht der untergehenden Sonne aufblitzen. Sie waren nach oben gestellt und zeigten direkt auf ihn. Es waren verdammt viele in einem großen Korb angebracht. Das war ne miese Fallgrube die er da gelegt hatte! Nur das es halt keine Grube war sondern einfach ein Korb voller Messer! Wie mies und sadistisch musste man eigentlich im Schädel sein um sich sowas auszudenken?! Na toll: Wenn er sich löste, dann landete er direkt in der Falle unter sich und er würde sich vielleicht damit umbringen, oder zumindest böse verletzten! Er konnte nicht anders: Also ließ er sauer den Knoten los und hing wieder in seiner Ausgangsposition,mit verschränkten Armen vor sich. Er sah Hana muffig an, der ihn frech angrinste und fragte:

„Na? Doch keine Lust mehr?“

Saku fauchte ihn erneut an:

„Wie kann man eigentlich so nervig und bösartig sein wie du!?“

Hana zuckte mit den Schultern.

„Ach komm schon. Du bist doch nur sauer weil ich dir voraus war und dich reingelegt habe. Du bist echt unglaublich stolz was? Ich meine ja nur wenn du nicht über sowas stehen kannst.“

Das war keine Frage des Stolzes, sondern wie man in der Situation behandelt wurde. Und Hana machte ihn bewusst nieder und sich über ihn lustig, da war es doch normal das einem die Hutschur riss! Er schüttelte den Kopf und sprach gefasster und genervt:

„Weist du was? Ich hasse dich.“

Hana lächelte frech.

„Ich will ja auch nicht das du mich liebst du Blödmann.“

„Was willst du von mir verdammt?!“

Na endlich kamen sie zum Punkt. Hatte ja auch lange genau gedauert. Schön wenn ein Plan funktionierte. Der Blonde verschränkte die Arme vor sich und sprach mit einem frechen Grinsen und überheblichen Blick zu seinem Gefangenen:

„Ich will das du mir alles beibringst was du über die Außenwelt weist!“

Saku sah ihn verdutzt an….Was? war das sein ernst? Wegen sowas machte er so eine miese Tour?! Nägel mit Köpfen und so. Okay, nun war ihm völlig klar dass dieser Bengel einfach nur bösartig war. Er hatte aber auch verstanden dass er offensichtlich nicht für die Amerikaner arbeitete, denn dann wären die schon längst hier und hätten ihn erschossen. Also stand vor ihm wirklich nur ein kleiner Hinterwäldler der zu neugierig für sein eigenes Wohl war. Aber vielleicht konnte er das auch ausnutzen. Da er von dieser Insel stamm wusste er bestimmt Dinge die Saku nicht wusste. Vielleicht könnten sie gegenseitig von einander lernen und er damit sogar seinen Zero reparieren und endlich diese Gott verdammte Insel verlassen! Er dachte einige Sekunden nach und sah Hana nur stumm dabei an, der auf eine Antwort zu warten schien. Verspielt und frech schubste er den Baumelnden immer mal wieder an und brachte ihn ins Schwingen…Saku wollte ihm den Kopf abreißen. Aber offenbar war dies seine einzige Lösung um wieder runter zu kommen. Also schnaufte er und sprach dann zu dem Blonden:

„Warum sollte ich das tun?“

Fragte er noch mal stutzig und Hana lächelte wieder fies.

„Weil du sonst noch etwas länger hier hängen könntest, mein Lieber. Ich habe Zeit und kann warten, aber wann steigt dir wohl das Blut zu Kopf das es weh tut, hm?“

Miese kleine Ratte. Aber Hana sah ihn auch nur etwas länger an und dachte nach. Hmmm…Vielleicht musste er ihn doch etwas mehr ködern. Er sprach:

„Pass auf: Ich komme dir etwas entgegen Sakutaro: Ich hole dich runter und helfe dir deinen Vogel wieder zu beleben und als Dank bringst du mir alles bei was du weist. Wie hört sich das für dich an?“

Saku sah ihn unbeeindruckt an.

„Also würde ich einen Pakt mit dem Teufel eingehen.“

Hana lachte kurz und legte den Kopf etwas seitlich und lächelte. Wirklich? Es klang wirklich danach als würde Saku gerade einen Deal mit dem Teufel eingehen. Aber hatte er eine andere Wahl? Und warum…sah dieser blonde Bengel in der Sekunde so süß aus? Er hatte plötzlich eine ganz andere Art an sich und dieses Lächeln gab ihm etwas so unschuldiges und liebes, so das der Ältere kurz rot an lief. Aber er faste sich auch wieder schnell, denn davon ließ er sich nicht einlullen. Ihm wurde in der Sekunde bewusst wie sehr er sich doch geirrt hatte. Dieser Junge war ihr überhaupt nicht ähnlich! So gar nicht! Er war sadistisch und arrogant! Doch warum…hatte er vorhin…Chiharu ihr Gesicht in ihm gesehen? Er war einfach nur komisch. Hana...das bedeutete: Blume in Japanisch. Und ehrlich gesagt wirkte er schon fast wie eine zarte Blüte im kältesten Winter. Er besaß sehr helle Haut, fast wie schnee nur lebendiger und diese wirkte zart, wie die eines Blütenblattes...Und während die Sonne immer weiter unter ging…willigte er nickend ein. Er hatte ja keine Ahnung wie sich ihr gemeinsames Schicksal damit in Bewegung setzten würde. Und das dies erst der Anfang einer komischen Reise werden würde.



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