Zum Inhalt der Seite

✩ Mondpalast ✩

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ungewissheit

1. Ungewissheit

 

Ich erwachte aus meinem Schlaf und richtete mich hektisch in meinem Bett auf. Ich fasste mir an mein wild schlagendes Herz, welches schmerzhaft gegen meine Brust schlug. Mein Puls raste als wäre ich einen Marathon gelaufen, meine Halsschlagader pochte regelrecht auf Hochtouren und ich schnappte mit kurzen, abgeharkten Atemzügen gierig nach Luft. Mit zittrigen Fingern fuhr ich mir durch meine blonde Mähne, meine Haare waren verwusselt, standen in alle Himmelsrichtungen ab und ich stellte dabei fest, dass meine Haare vom Schweiß feucht waren. Was für ein Albtraum, schoss es mir als erstes durch den Kopf als ich langsam zu mir kam und fühlte mich alles andere als erholt. Einen erholsamen Schlaf hatte ich seit längerem nicht mehr gehabt und ich fühlte mich ausgelaugt und erschöpft, so, als wäre ich gerade erst mit Natsu und Happy von einem anstrengenden Auftrag zurückgekehrt. Der letzte Auftrag, den wir gemeinsam hatten, lag bereits vier Wochen zurück. Vier Wochen in denen ich wieder in Magnolia war und mit der ersten Nacht seit unserer Rückkehr suchte mich in jeder Nacht dieser Albtraum heim, der mittlerweile stark an meinen Kräften nagte. Ich war gedanklich bereits den ganzen Auftrag noch einmal durchgegangen in der Hoffnung, dass ich irgendeinen Auslöser finden würde, da es meiner Meinung nach schon sehr verdächtig war, dass diese Träume erst anfingen, als ich mit Natsu diesen Auftrag beendet hatte, aber gefunden hatte ich nichts. Es war nichts weltbewegendes Geschehen, so dass ich sagte: Hey, daran liegt es! und das machte mir zusätzlich zu schaffen, denn wie sollte ich etwas bekämpfen, wovon ich nicht wusste was es ausgelöst hatte?

»Doch was habe ich nur geträumt?« Ich wusste es nicht mehr, aber wieso? Ich vergaß meine Träume sonst nie, aber wieso konnte ich mich ausgerechnet an diesen Traum nicht erinnern, der mich jede Nacht um meinen wohlverdienten Schlaf brachte? Was war der Grund dafür, dass sich mein Körper, mein Kopf sich so sehr gegen die Erinnerung des Traumes sträubte? Mich schüttelte es und meine Fingernägel bohrten sich in den dünnen Stoff meiner grünen Hot-Pan, die ich zum Schlafen benutzte.

 

»Luce?«, hörte ich eine allzu bekannte Stimme unmittelbar neben mir sorgenvoll meinen Namen sagen. Verwirrt drehte ich meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam um direkt in zwei dunkle Augen zu schauen, die mich besorgt musterten. Mit einem Schlag befand ich mich zurück in der Realität. Der Traum war vergessen und eine Ader pochte bedrohlich an meiner Stirn, während mein linkes Auge gefährlich zuckte. »Was zur Hölle hast du - leider Gottes mal wieder - in meiner Wohnung zu suchen?«, herrschte ich den Dragon Slayer wütend an, der panisch aufsprang und abwehrend die Hände in die Höhe hob als er einen kleinen Sicherheitsabstand zwischen uns legte. »Also, ich, ä-ähm,…«, haspelte er überfordert vor sich her und suchte nach einer guten Ausrede, die ihm natürlich nicht einfallen wollte. »Ja?«, fragte ich viel zu ruhig für meine momentane Verfassung mit einer viel zu lieblichen Stimme nach. Natsu schluckte schwer und sein Adamsapfel machte einen kleinen Hüpfer. »Ich bin gerade erst gekommen, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe?«, erwiderte er nervös, doch klang es eher nach einer Frage als nach einer Erklärung für sein Vorhandensein in meiner Wohnung, während seine Hände sich zu Fäusten ballten, sich öffneten und wieder zu Fäusten ballten. Ein Zeichen, dass er sichtlich aufgewühlt war und nicht mehr weiter wusste wie er sich aus dieser brenzligen Situation heil herausbefördern sollte.

Mein Blick huschte zu meinem Sofa, auf welches ein zerknülltes Kissen und eine benutzte Decke von mir lagen, auf welcher ein stiller Happy saß und zwischen uns beiden mit einem leichten Anflug von Panik in den Kateraugen hektisch hin und her schaute. Auch er schien nicht zu wissen, was er nun sagen sollte und entschied sich daher besser seine sonst so Vorlaute Schnute zu halten. Eine sehr weise Entscheidung Happy! »So, so, ihr seid also gerade erst zu mir gekommen, ja?« Der rosahaarige Mann, der zugleich mein bester Freund war, nickte unsicher und im gleichen Moment platzte mir der Kragen. »Und warum zur Hölle schaut mein Sofa so aus als hättest du darauf die Nacht verbracht?«

»Ähm, also…«, kam die geistreiche Reaktion des jungen Mannes und schon war ich aus dem Bett aufgesprungen, was sich als sehr leicht herausstellte, da meine Bettdecke dank meines mysteriösen Traumes, der mich völlig in den Wahnsinn trieb, auf den Boden lag und verpasste ihm hysterisch schreiend einen Lucy Kick, der sowas von gesessen hatte und der ihn einmal quer durch mein Zimmer schleuderte. Seinen empörten Aufruf, als er Bekanntschaft mit der Wand gegenüber machte, ignorierte ich gekonnt und deutete auf meine Tür. »Raus, aber dalli. Wie oft habe ich dir bereits gesagt, dass meine Wohnung kein Hotel ist? Hast du schon mal daran gedacht, dass ich vielleicht meine Ruhe haben möchte, wenn wir zu Hause in Magnolia sind? Oder das ich vielleicht auch Männerbesuch mit nach Hause nehmen möchte, was ich aber nicht kann, weil du ständig hier unangekündigt aufkreuzt, ob am helligten Tag oder heimlich Mitten in der Nacht, weil, ja, keine Ahnung, deine Hängematte dir zu unbequem ist?«, konterte ich bissig und hielt ihm eine Predigt, die ihn nicht zu Wort kommen ließ und selbst Erza's Wutausbrüche schienen meinen gerade in den Schatten zu stellen. Zumindest fühlte es sich für mich so an. Meine rehkitzbraunen Augen funkelten meinen pinkhaarigen Teamkameraden böse an und er schien zu wissen, dass, wenn er jetzt auch nur ein Piep von sich geben würde, ich Erza von ihrem Thron als furchteinflößendste Frau Fairy Tails ablösen würde.

»Wir sehen uns, Luce«, antwortete der Dragneel eilig, packte Happy beim Rucksack und verließ fluchtartig meine Wohnung. Laut hallten seine überstürzten und hurtigen Schritte im Treppenhaus wider und ich, ja ich konnte nichts anderes als zufrieden vor mich hinzugrinsen, als mich die Erkenntnis des Tages traf. »Natsu hat zum ersten Mal meine Tür und das Treppenhaus benutzt«, murmelte ich und war ein kleines bisschen Stolz auf mich, dass ich ihn nach all den Jahren, wo ich ihn nun kannte, dazu habe bringen können.

»Oh man, die hat ja heute vielleicht eine Laune«, nuschelte der Feuermagier schmollend zu seinem blauen Freund, der neben ihm herflog. Seine Hände hinter den Kopf verschränkt, hopste er geschickt auf der kleinen Mauer entlang, die sich neben den Fluss befand. Eine gar nicht mal so schlechte Angewohnheit, die er mit den Jahren von Lucy übernommen hatte, die das schon tat seitdem er sie damals mit zu Fairy Tail genommen und sich hier in Magnolia eine zentralliegende Wohnung gesucht hatte. Im Gegensatz zu seinem gehopste balancierte die blonde Stellarmagierin allerdings jedes Mal auf der kleinen Steinmauer mit ausgestreckten Armen an dem Fluss entlang, so, als würde sie jeden Moment losfliegen wollen. »Frauen sind halt komisch«, kicherte Happy, der es sich soeben auf Natsus Kopf bequem machte, da er keine Lust mehr hatte zu fliegen. Lieber machte er es sich in den weichen Strubbelhaaren seines Freundes bequem und genoss die leichte Wärme der aufgehenden Sonne auf seiner Katzenhaut. »Luce und Männerbesuch ... als ob«, nuschelte er vor sich hin und ließ seinen Blick auf die Wasseroberfläche des Flusses schweifen, die durch die ersten Sonnenstrahlen leicht glitzerte. Aber der Gedanke stört mich, dass es wirklich mal so sein könnte. Ein x-beliebiger Kerl, der sich an sie ranschmeißt und … Er kniff seine Augen zusammen und verwarf den aufkeimenden Gedanken, bevor er sich in seinem Kopf festsetzen konnte.

»Ihr seid doch immer zusammen Natsu. Lucy hat gar keine Zeit, sich einen Mann zu suchen«, erwiderte der blaue Kater aufmunternd, der die bedrückte Stimmung bei seinem Freund bemerkt hatte. Hoffen wir es, ansonsten fällt das weiche Bett und die gemütliche Couch weg und ich müsste jeden Abend in meiner Hängematte pennen … Vor allen Dingen, müsste ich dann mal meine Bruchbude aufräumen und ne, lieber bei Luce schlafen, da ist immer alles schön sauber und gemütlich! »Allerdings ist Lucy in letzter Zeit wirklich komisch drauf.«

»Ja, da hast du recht. Aber anvertrauen tut sie sich uns nicht. Was sie wohl bedrückt?«

»Hm«, kam ein nachdenkliches Geräusch von Happy, der überlegend wieder ein paar Kreise flog. Seine weißen Flügel schlugen sachte im Wind, ehe er sich mit seinen kleinen Pfoten verzweifelt am Kopf fasste und eine verzweifelte Schnute zog. »Ich verstehe weder Luce, noch Charlé und erst recht Erza nicht. Frauen sind einfach anstrengend und viel zu kompliziert«, nörgelte der blaue Kater. »Und jetzt habe ich Hunger auf einen Fisch!«.

Natsu grinste zu ihm hoch. Das Happy sich überhaupt Gedanken über seine blonde Tramkameradin machte, wenn auch nur kurz, zeigte ihm, dass er wirklich besorgt um sie war. »Wir sollten Luce auf einen Auftrag mitnehmen. Der Letzte ist bereits vier Wochen her und das wird sie sicherlich ein wenig ablenken«, überlegte der Dragneel. Die beiden strahlten sich bis über beide Ohren entschieden an. »Auf zur Gilde«, riefen sie enthusiastisch mit einem überdimensionalen Grinsen im Gesicht, das von einem Ohr bis zum anderen reichte und spurteten los.

»Die beiden treiben mich schier in den Wahnsinn«, meckerte ich wütend mein Spiegelbild an, während ich mir meine Haare mit einem blauen Stoffband zu einem Pferdeschwanz zusammenband. »Meine Wohnung ist doch kein Hotel!« Allerdings machten sie sich nur sorgen um mich und ich wusste ja selbst, dass ich in letzter Zeit schwierig war. Ich seufzte schwer als ich mir meinen Pony zurecht zupfte. Mit einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel verließ ich meine Wohnung und machte mich ebenfalls auf den Weg zur Gilde, allerdings mit einem kleinen Umweg. Ich wollte noch ein wenig meine Gedanken schweifen lassen. Ich wusste nicht warum, aber es nagte sehr an mir, dass ich nicht wusste, was ich träumte. Ob es daran lag, dass ich an die Traumdeutung glaubte? Oder eher daran, dass ich noch nie einen Traum nach dem Aufwachen vergessen hatte? Ich wusste es nicht. Fest stand nur: Ohne Traum keine Traumdeutung und es war mehr als nur klar, dass durch diese ständige Grübelei, das Nichtwissen und der Schlafmangel meine Nerven bis zum äußersten gereizt waren. Abermals verließ ein tiefer Seufzer meine Lippen, was ebenfalls an mir nagte. So viel wie in den letzten vier Wochen hatte ich mein ganzes Leben nicht vor mich hin geseufzt und ich fragte mich bereits, ob das zu einer schlechten Dauergewohnheit werden würde. Ich sollte mir von Cana die Karten legen lassen. Vielleicht kann sie mir ja weiterhelfen. Abrupt blieb ich stehen und konnte über meine eigene Dummheit nur lächeln. Ja, genau!, johlte ich innerlich und konnte es nicht glauben, dass ich auf diese simple und logische Idee nicht schon viel eher gekommen war. Der Schlafmangel schien wohl mittlerweile meine Intelligenz anzugreifen. Mit neuem Elan und neu gewonnener Hoffnung schlug nun auch ich den direkten Weg zur Gilde ein und meine Schuhsohlen hallten unüberhörbar auf den Pflastersteinen wider.

 

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück