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The Tiger and the Wolf

von

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Vertrauen und Liebe im Übermaß

Wie sie in dieser Position geendet waren, konnte Scott nicht sagen, doch Luke lag gerade an ihn gekuschelt, eine Hand unter sein Shirt geschoben, mit dem Gesicht an seiner Halsbeuge. Er hatte dafür, im Gegenzug, den Arm um ihn gelegt. Irgendetwas stimmte an dieser Szene nicht, aber der Werwolf konnte es nicht wirklich benennen. Sie fühlte sich so fremd an und doch so vertraut.
 

„Ich glaube, ich habe noch nie so einen wunderschönen Hautton gesehen, wie deinen, Scott“, raunte ihm der Dunkelblonde zu, während er mit dem Zeigefinger die Maserung seiner Brustmuskeln nachstrich, was ihm beinahe den Atem raubte. Er zog den Bauch dabei ein und atmete stoßweise ein und aus. Diese Berührung war so intensiv, noch intensiver als ihr Küssen.
 

„F-Findest du?“, stammelte der Alpha und hatte Mühe, sich nicht auf die Unterlippe zu beißen.
 

„Natürlich“, lautete die kichernde Antwort. „Du bist das, was ich von ganzem Herzen liebe, mehr noch als Hakim. Der perfekte Freund.“
 

Scott rang mit sich. Nur mit Mühe konnte er die Verwandlung zurückhalten. Als er das erste Mal kurz davor gewesen war, mit Allison zu schlafen, war es ihm ebenfalls so ergangen. Er blinzelte mehrmals, in der Hoffnung, seine Augenfarbe würde sich nicht verändern und legte den Arm vorausschauend so, dass er Luke mit den Krallen nicht verletzen würde. Der Werwolf wollte aufstehen, sich lösen, konnte aber nicht. Etwas hielt ihn fest; wie eine Kette, die ihn an den Briten band.
 

„In China existiert Yue Lao, der Gott der Ehe und Liebe. Er verbindet zwei Menschen, in der Nacht ihrer Geburt, mit einem roten Seidenband. Sie sind damit auf ewig verbunden und werden sich finden, egal wie groß die Dunkelheit auch sein mag, in der sie leben.“ Luke wanderte mit den Lippen langsam an Scotts Hals entlang, über das Muttermal am Kinn, bis er vor seinem Mund stehen blieb. Grau-grün traf auf braun, Atem vermischte sich mit Atem, Liebe traf auf Liebe. Der Blick des Dunkelblonden wurde weicher als er je zuvor gewesen war. „Yue Lao hat mich mit dir verbunden, mich auf dich warten lassen – 17 lange Jahre musste ich auf dich warten und in dem Moment, in dem ich dich bereits nicht mehr zu finden glaubte, tauchtest du plötzlich auf. Meine große Liebe, mein Partner, mein Gefährte…“
 

Damit legten sich ihre Lippen aufeinander und Scott glaubte den Verstand zu verlieren. Es fühlte sich an, als würde man seinen Mundrand abwechselnd in Feuer und Eis baden. Er konnte kaum atmen, seine Lungen brannten, wie auch sein Gesicht und jede Faser seines Körpers; als hätte man ihn unter Strom gesetzt. Seine Augen glühten förmlich, er spürte, wie sich die Krallen aus seinen Fingern schoben und die Reißzähne zum Vorschein kamen. Er drohte völlig die Kontrolle zu verlieren.
 

Luke hatte seine Hände auf Scotts Schultern gelegt und sich auf ihn geschoben. Der Kuss riss nicht ab, selbst, als die Zahnspange mit den Reißzähnen Bekanntschaft machte. Entweder es störte ihn nicht, oder der Brite bekam gar nicht mit, was unter ihm passierte. Die Tatsache, dass er ihm beim Küssen tief in die Augen sah, sprach eigentlich dagegen.
 

„Denkst du, ich habe Angst vor dir?“, flüsterte der Brite, nachdem er sich wenige Millimeter von ihm gelöst hatte. „Vor dem Monster, das unter der Oberfläche schlummert?“ Lukes Hände wanderten von den Schultern, über die Oberarme, zu seinen Fingern, die er miteinander verwob. Scotts Krallen lagen auf der blassen Haut des Menschen auf, ohne sie irgendwie zu verletzen. Bevor er einen Blick nach unten werfen konnte, wurde er erneut geküsst, dieses Mal auf die Stirn.
 

„Ich habe keine Angst vor dir, Scott. Wir gehören zusammen, du könntest mich niemals verletzen, wie auch ich dich nicht. Liebe mag grausam sein, die schlimmste Empfindung, die man verspüren kann, aber auch zeitgleich die Schönste.“
 

„Du weißt es also?“ Der Alpha war dazu übergegangen, behutsam über Lukes Handrücken zu streicheln. Wieso ihm seine Stimme nicht den Dienst versagte, war ihm ein Rätsel.
 

„Ich weiß, dass du etwas Besonderes bist, etwas Einzigartiges. Du hast es geschafft, die Leere in meinem Herzen zu füllen, das Vakuum, welches dort herrscht, zu vertreiben. Jeder Augenblick mit dir ist ein Geschenk und ich werde dich niemals verletzen, Scott. Wenn das Mal durch die Narbe aufscheint, ein S und M…“ Der Brite beugte sich dabei nach unten und bettete seine Stirn auf der von Scott. „Dann sind Kummer und Schmerz vergessen. Ich werde immer bei dir sein und dich immer lieben. Zwei Teile eines Ganzen, Licht und Schatten, Ying und Yang, Lacrossekapitän und Fußballkapitän – Wolf und Tiger.“
 

Der Alpha konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er wollte sich konzentrieren, war dazu aber nicht mehr in der Lage. Aus dem zärtlichen Küssen wurden leidenschaftliche und von Verlangen getriebene Gesten. Sein Körper reagierte stärker auf Luke als er sich vorzustellen vermochte. Sowohl Werwolf als auch Mensch verschmolzen in diesem Moment zu einer einzigen Entität und gaben sich der Vertrautheit hin. Keine Sorgen, keine Nöte, keine Ängste – Luke wusste es und er liebte ihn trotzdem; er hatte sich verwandelt und ihn dennoch nicht verletzt. Sie gehörten zusammen, so wie Stiles und Derek, Allison und Isaac… Gefährten.
 

Gerade als Luke dazu übergegangen war, mit seinen Fingern, die er mittlerweile befreit hatte, am Bund von Scotts Trainingshosen zu nesteln, hielt er inne und sah nach oben. Er zögerte und das, obwohl er genau sah, dass der Werwolf es auch wollte.
 

„Es ist… es ist zu früh. Ich will nicht diesen Moment dadurch zerstören, dass wir übereinander herfallen wie zwei Tiere. Dafür liebe ich dich zu sehr.“ Damit kehrte er an seinen ursprünglichen Platz, an Scotts Seite, zurück und schmiegte sich wieder an ihn.
 

„Du weißt, dass das gemein ist?“, schnaubte der Alpha und strich mit einer seiner Krallen an Lukes Wange entlang. Einzig seine Gesichtszüge hatten sich nicht verändert, waren menschlich geblieben – sonst glich er einem Werwolf.
 

„Wer hat gesagt, dass ich lieb bin?“, grinste ihn Luke frech an.
 

„Ich.“ Damit legte er seine Wange an die des Briten und bettete ihn erneut in seinen Armen. „Ich weiß, was sich hinter dieser harten Schale verbirgt.“
 

„Ein Makoto Kyogoku?“
 

„Ein furchtbar verletzlicher und schüchterner Junge“, überging er den Einwand seines Gefährtens. Sie waren Gefährten, das war ihm nun bewusst. Keine Berührung, kein Blick, kein Kuss war jemals so intensiv gewesen wie heute.
 

„Sag das mal meinem Vater.“ Luke strich wieder an Scotts Brust entlang und kuschelte sich noch ein wenig fester an ihn. „Ich bin nichts davon; in Camp Half Blood wäre mein Vater Ares. Krieger werden nicht dazu erzogen, Gefühle zu zeigen.“
 

„Das tust du aber, regelmäßig. Sogar dieser Makoto hat das getan.“ Das Streicheln war nun wieder deutlich angenehmer, sanfter und beruhigender als eben noch. Scott konnte sich wieder mehr konzentrieren.
 

„Ich bin nicht dazu erzogen worden und du bist die einzige Ausnahme. Für dich werde ich immer dein Gefährte bleiben, dein dich liebender Luke und in deinen Armen kann ich ruhig einschlafen, denn ich weiß, dass du mich beschützt. Ein altes chinesisches Sprichwort besagt: ‚Du bist solange ein Niemand, bis dich jemand zu lieben beginnt‘ und das stimmt.“
 

„Woher weißt du diesen ganzen Kram eigentlich?“ Scott richtete sich ein wenig auf, um auf Luke hinabschauen zu können, der die Augen bereits geschlossen hatte und sich nicht rührte.
 

„Wenn man alles hat, sehnt man sich nach Etwas, das unerreichbar ist. Die wenige Freizeit, die mir geblieben ist, habe ich für solche Dinge verwendet. Es war erträglicher, den Traum zu leben, eines Tages doch noch meinen Gefährten finden zu können, als sich damit abzufinden, auf ewig alleine bleiben zu müssen.“
 

„Das müsstest du doch gar nicht?“
 

„War es denn mit Allison jemals so intensiv wie mit mir? Hast du nach fünf Tagen bereits so gefühlt wie mit mir? Ich hätte eine Lüge gelebt.“
 

„Und dein Name? Mein Gefährte trägt die Initialen L und A, nicht L und T. Warum hast du mich dann angelogen?“ Scott konnte beobachten, wie Lukes Züge sich bei geschlossenen Augen verhärteten.
 

„Weil…“
 

Sein Mund formte die Worte, bewegte sich, doch Scott konnte nicht verstehen, was sein Gefährte sagte. Ein lautes Klopfen übertönte jegliches andere Geräusch. Es wurde immer lauter. Er glaubte, sein Kopf würde zerspringen, so ohrenbetäubend war der Ton, der sich in seinen Kopf hämmerte. Die Szene entglitt ihm, Luke entfernte sich von ihm und dann, plötzlich, starrte er an die Decke des Zimmers, schwer atmend. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was geschehen war: Er hatte geträumt.



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