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The Tiger and the Wolf

von

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Alles was man für eine gründliche Nachforschung braucht

Scott saß gemeinsam mit Luke an einem Tisch in der Cafeteria, Allison und Isaac ihnen gegenüber. Wie bereits gestern, war es dem Werwolf vergönnt, sich am Mittagessen seines Sitznachbarn zu bedienen, der heute mehrere Behältnisse mit den gewohnten Motiven, Vegeta, Iron Man und Co mit sich führte. Es gab Frühlingsrollen, dazu Wan Tan Suppe und als Nachtisch zwei Stück kalte Pfannkuchen mit Dattelfüllung. Dabei wurde kurz ein Lob auf die Thermobox für die Suppe ausgestoßen, ehe Luke Scott jeweils die Hälfte seiner Ration überließ, unter dem skeptisch-sehnsüchtigen Blick Isaacs, während Allison leicht irritiert in ihrem zerkochten Kartoffelstampf herumstocherte.
 

Luke schnappte sich seine Essstäbchen und machte sich bereits über seine Mahlzeit her, als Scott zumindest seine Frühlingsrollen an seine Freunde abtrat, deren Gesicht sich förmlich aufhellte. Unter dem Tisch konnte der Alpha bemerken, wie sich seine und Lukes Fußspitzen flüchtig berührten, was ihm ein schwaches Lächeln auf die Lippen zauberte. Es war zwar äußerst seltsam, aber diese natürliche Anziehung, die zwischen ihnen bestand, konnte er nicht mehr bestreiten.
 

„Wie kommt es eigentlich, dass wir uns mit diesem Fraß begnügen müssen und du quasi dein eigenes Mittagsmenü mitbringst?“, murrte Isaac und verschlang die Frühlingsrolle in drei Bissen.
 

„Jonathan hat mich vorgewarnt, dass in öffentlichen Schulen der Mittagstisch ungenießbar sein könnte und daher bereits vorgesorgt.“ Luke spülte einen Happen Wan mit einem Schluck Tee aus seiner Spiderman-Thermoskanne hinunter.
 

„Jonathan ist wer?“ Der blonde Werwolf bedachte ihn mit einem dezent verwirrten Blick.
 

„Mein Butler.“ Der Brite sah dabei zu Scott hinüber, der sein Essen bisher noch nicht angerührt hat. „Was ist denn? Schmeckt es nicht? Soll ich Jonathan für morgen etwas anderes vorbereiten lassen? Ich wollte eigentlich Kung Pao bestellen, das ist Hähnchenfleisch mit Paprika und Gemüse und als Dessert gebackene Bananen im Honigteigmantel.“
 

„Nein, ich…“ Der Alpha seufzte leise und starrte in seine Suppenschale. Er fühlte sich nur Allison und Isaac gegenüber schuldig. Stiles´ Worte geisterten ihm immer noch durch den Kopf. Wenn Luke tatsächlich auch in ihn verliebt war, wovon er stark ausging, dann konnte es passieren, dass ihn der Brite mit Geschenken überhäufen würde. Das wollte er aber nicht. Sein grummelnder Magen sagte da aber etwas Gegenteiliges.
 

„Iss ruhig“, riss ihn Allisons Stimme aus seinen Gedanken. Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln, wobei sie ihrem Gefährten die zweite Frühlingsrolle hinschob, der einen Moment lang zögerte, ehe er auch diese verschlang.
 

„Sicher? Ich meine, du hast doch auch nur dieses…“ Scott nickte in Richtung der undefinierbaren Masse, die sich ihrem Teller befand.
 

„Ganz sicher“, bestätigte sie ihm.
 

Das neuerliche Knurren seines Magens bewegte den Werwolf nun schlussendlich doch dazu, sich ebenfalls an seinem Mittagsmenü zu bedienen, welches wieder hervorragend schmeckte. Kein Vergleich zu dem Essen der Schulküche. Dieses Wan Tan, oder wie auch immer Luke es genannt hatte, war köstlich. Die Suppe fügte sich perfekt in das Geschmacksbild ein. Eine wahre Freude für den Gaumen, wie Stiles das Gericht beschreiben würde. Dieser hatte sich entschuldigt. Wahrscheinlich traf er sich mit Derek.
 

„Wie kommt es eigentlich, dass du dir das alles leisten kannst?“, erkundigte sich Isaac und ging nun dazu über, sein eigentliches Mittagessen zu vertilgen, wobei er bereits beim ersten Bissen leicht verstimmt wirkte.
 

„Mein Vater hat ein Vermögen mit der Entwicklung von Waffen verdient. Scotts Freund kann dir das genauer erklären, ich bin darin nicht so bewandert. Wo steckt er überhaupt?“ Luke sah von seiner Suppe auf in Richtung Scott.
 

„Er hat noch etwas zu erledigen“, antwortete der Werwolf bewusst vage, wobei sich bereits wieder sein schlechtes Gewissen meldete, weil er Luke die Wahrheit bewusst vorenthielt.
 

Isaac und der Brite unterhielten sich eingehend über den Mercedes, wie auch die Vorzüge eines persönlichen Butlers, während Allison und Scott beiläufige Blicke austauschten. Die ganze Situation war einfach zu grotesk. Quasi aus dem Nichts tauchte der Sohn von Kate auf, verdrehte ihm den Kopf, wie auch umgekehrt, verhielt sich handzahm gegenüber dem Alpha, ebenso Allison und Isaac, mit denen er ganz locker und normal umging, der aber nahezu jeder anderen Person die kalte Schulter zeigte.
 

„Bist du eigentlich genauso alt wie Allison oder jünger?“, fragte Isaac und erntete dabei einen strengen Blick von Allison. Sie schüttelte angedeutet den Kopf.
 

Scott hielt ein wenig die Luft an, weil er damit rechnete, dass Luke nun abblocken würde, schließlich handelte es sich hierbei wieder um ein Detail seines Privatlebens, welches er bisher kaum mit jemandem, außer ihm, geteilt hatte. Wahrscheinlich würde die leicht angespannte Stimmung nun vollends kippen.
 

Lukes Finger an den Essstäbchen zuckten tatsächlich ein wenig, wobei sein Blick auf Allison fiel. Er zog die Lippen kraus, ehe er den Mund öffnete und antwortete: „Nein, Allison ist ein Jahr älter als ich, meinte Grandpa.“
 

Der Werwolf konnte sich einen verdutzen Blick nicht ganz verkneifen. Das schien der Brite auch zu bemerken, der ihn mit einem „Was ist?“ konfrontierte. Scott kaschierte diesen Umstand mit einem hastigen Räuspern und der Lüge, er hätte in seinem Wan Tan so etwas wie Knoblauch geschmeckt.
 

„Das kann gar nicht sein“, schüttelte Luke den Kopf. „Jonathan bereitet mein Wan Tan bereits seit Jahren so zu.“ Seine Aufmerksamkeit wanderte wieder zu Allison und Isaac. „Wenn du es genau wissen willst, ich wurde am 1ten Juli geboren, dem heiligen Tag der Juno, genauso wie Jason Grace.“ Eine Spur von Stolz schwang in seiner Stimme mit.
 

„Ähm, okay“, fiel Isaacs dürftige Antwort aus. „In Großbritannien?“
 

„Natürlich. Ich wurde im Queen Charlotte´s & Chelsea Hospital in London geboren. Das ist eine der renommiertesten Privatkliniken für Geburten. Mom wurde exzellent betreut, dafür hat Dad gesorgt. Mit der nötigen Ruhe und Privatsphäre.“ Luke nippte an seinem Thermoskannendeckel, den Blick zwischen Isaac und Allison hin- und herpendeln lassend.
 

Scott fühlte seltsamerweise so etwas wie Sehnsucht. Die gleiche Sehnsucht, die er auch in der Nähe von Luke verspürte und doch war sie gänzlich anders. Dessen grau-grünen Augen ruhten schlussendlich auf Allison.
 

„Und das bedeutet?“, hakte Isaac nach, wobei er seinen Teller zur Seite schob.
 

„Dass ich per Kaiserschnitt zur Welt gekommen bin.“, erklärte Luke und sah auf die letzten Reste Wan Tans, die sich noch in der Son Goku-Box befanden, ehe er sie Isaac und Allison zuschob. „Hier, nehmt. Dieser Fraß scheint wirklich ungenießbar zu sein.“
 

Nun griff auch Allison zu und schenkte ihrem Cousin ein dankbares Lächeln, der es leicht schüchtern erwiderte. Warum erzählte er, in Gegenwart eigentlich Fremder, etwas über seine Vergangenheit? Sein Vater hatte schließlich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit nichts über Luke nach außen drang. Der Brite war nur Scott gegenüber bisher bereit gewesen, etwas durchblicken zu lassen und das war wohl auch nur dem Umstand geschuldet, dass er in ihn verknallt war.
 

„Demnach hattest du eine gute Kindheit?“ Isaac setzte nach und dieses Mal blieb die erwartete Reaktion nicht aus, denn Lukes rechtes Augenlid zuckte verräterisch. Er presste die Lippen aufeinander und schwieg für kurze Zeit, bevor er mit den Schultern zuckte.
 

„Ja. Ich hatte eine gute Kindheit. Mein Vater hat mir alles gekauft, was ich wollte und das Personal war um mich bemüht. Ich wuchs in einem großen Anwesen auf, mit allen Vorzügen, die man sich mit Geld leisten konnte. Bis zu meinem Eintritt in die nahegelegene Privatschule wurde ich von den besten Lehrern Cambridges unterrichtet.“ Luke vermied es dabei, den blonden Werwolf direkt anzusehen. Das war ein Zeichen, dass er log. Scott hätte es auch so erkannt, denn der Herzschlag seines Sitznachbarn beschleunigte sich unweigerlich.
 

„Klingt ja zauberhaft“, meinte Isaac trocken und schlang sein Wan Tan hinunter, als wäre er am Verhungern.
 

„War es auch“, erwiderte Luke bemüht euphorisch klingend. „Mein Vater gehört zu den oberen Zehntausend und ich damit auch. Wäre Grandpa nicht gewesen, hätte meine Hilfe nicht gebraucht, würde ich wahrscheinlich heute im Nachwuchskader von Manchester United spielen, mit dem Ziel, eines Tages den Torrekord der Premier League zu brechen, damit er stolz auf mich ist.“
 

Scott spannte sich unweigerlich bei der Erwähnung von Gerard an. Der Löffelstiel in seinen Fingern drohte verbogen zu werden. Auch, wenn er nicht einmal die Hälfte von dem verstanden hatte, was Luke da von sich gab, war ihm doch bewusst, dass er einen weiteren Erfolg nur für seinen Großvater erringen wollte.
 

„Ist das nicht ein wenig sehr ambitioniert?“, mischte sich nun Allison ein, die wohl bemerkt hatte, dass mit dem Alpha etwas nicht stimmte. Scott war nämlich eigentlich eher ruhig, beherrscht und zurückhaltend.
 

„Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der es keinen Preis für den zweiten Platz gibt. Zumal Fußball kein bloßer Sport ist, sondern eine Lebenseinstellung. Es ist die höchste Ehre, für einen der besten Vereine Englands zu spielen und vielleicht sogar bei der Europameisterschaft und der Weltmeisterschaft sein Land vertreten zu dürfen. Zwischen von der Loge aus zusehen oder selbst auf dem Feld zu stehen, liegen noch einmal Welten.“ Lukes Stimme beherbergte nun eine ehrliche Euphorie.
 

„Das bedeutet, du magst Fußball?“ Allison stellte sich wohl bewusst unwissend.
 

„Ich lebe Fußball. Es vergeht kaum ein Tag, wo ich nicht trainiere. Ich versuche meinen schwachen Fuß genauso stark werden zu lassen wie den starken, mein Dribbling zu verbessern, ebenso wie meine Technik zu perfektionieren. Wenn ich einmal 19 oder 20 bin, hoffe ich, so weit zu sein, dass man im Old Trafford meinen Namen ruft und kein Spiel von Manchester United ohne Luke Taylor ablaufen kann. Der Stürmer zu sein, vor dem die Torhüter zittern, weil er in jedem Spiel mindestens einen Hattrick erzielt.“ Luke zögerte, bevor er auch noch seinen Pfannkuchen in Richtung Allison und Isaac schob.
 

„Danke“, meinten beide einstimmig, wobei der Blondschopf sich mehr für das Essen interessierte, und Allison für ihren Cousin. Luke schien es gleich zu gehen und Scott fiel es wie Schuppen von den Augen: Sein Sitznachbar war zu ihnen so nett, weil sie quasi zu seiner Familie gehörten. Wenn er mit Chris ähnlich umging, würde das zu Stiles´ Analyse passen. Er wollte ihnen vertrauen.
 

„Was ist ein Hattrick?“, wollte Scott wissen.
 

„Ein Hattrick sind drei aufeinanderfolgende Tore in einem Spiel. Das, was mich damals im entscheidenden Spiel gegen unsere Rivalen von Oxford quasi zum Helden der Kabine gemacht hat. Ich war es, der in der zweiten Halbzeit den Rückstand aufgeholt und beim Elfmeterschießen das entscheidende Tor für unsere Mannschaft erzielt hat. Der Tiger von Cambridge.“ Lukes Lippen zierte ein schwaches Lächeln. „Vielleich hätte ich noch eins mehr geschafft, wenn du dabei gewesen wärst“, flüsterte er leise in Richtung des Alphas.
 

Scott lächelte nicht. Ihm tat dieser Leistungsdruck, dem Luke augenscheinlich zu unterliegen schien, genauso wie das Geltungsbedürfnis gegenüber den Menschen, die er augenscheinlich mochte, in der Seele weh. Der Werwolf definierte seine Freunde nicht über deren Leistungen, sondern über ihren Charakter und das tat er bei jemandem wie Luke ganz besonders.
 

„Das bedeutet, du schiebst also noch mehr Kohle ein?“, riss Isaac ihn aus seinen Gedanken.
 

„Ich spiele nicht um des Geldes wegen, sondern weil es Spaß macht und ich darin gut bin.“
 

Damit lenkte sich ihr Gespräch auf andere Themen, die sie alle betrafen: Die Schule, den nächste Chemietest und den morgigen Orientierungslauf. So verging die Mittagspause und sie machten sich bereit zur nächsten Stunde. Luke verabschiedete sich höflich, denn er hätte noch etwas zu erledigen, räumte seine Sachen ein und verschwand dann.
 

„Damit dürften wir alles haben, was Stiles für seine Nachforschungen benötigt, oder?“, fragte Isaac in die Runde.
 

„Wir wissen sogar, in welchem Krankenhaus er zur Welt gekommen ist“, bestätigte ihm Allison.
 

„Dann hoffen wir mal, dass wir nicht enttäuscht werden“, brachte sich Scott ein und nickte in Richtung seines besten Freundes, der gerade um die Ecke gebogen kam. Er hoffte es wirklich, denn wenn der junge Alpha erst einmal die Gewissheit hatte, dass Allisons Cousin sein Seelengefährte war, dann würde er alles daran setzen, ihn von Gerard zu lösen und ihm die Freiheit zu schenken, die er verdient hatte. Mehr noch, als jetzt schon.



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