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The Tiger and the Wolf

von

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Eine Prise Geborgenheit

Ein Kapitel aus der Sicht von Stiles, der sich ungefähr zur gleichen Zeit auf dem Nachhauseweg befindet.

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Stiles hatte sich mittlerweile an den Camaro gewöhnt. Ihm war zwar sein alter Jeep noch immer deutlich lieber, doch auch er musste zugeben, dass Dereks Wagen seine Vorzüge hatte. Er war schnell, schnittig und zog die Blicke der Leute auf sich. Als er das erste Mal aus dem schwarzen Sportwagen ausgestiegen war, hatte man ihm noch Beachtung geschenkt, ihn mit hochgezogenen Augenbrauen angestarrt, heute war es etwas Alltägliches. Ja, der mürrische und ernste Derek Hale hatte seinen Seelengefährten im aufgedrehten, sarkastischen und hochintelligenten Stiles Stilinski gefunden. Für seinen Vater war es ein kleiner Schock gewesen, doch mittlerweile gehörte Derek fest zur stilinski´schen Familie. Noah und er konnten sich über Sport unterhalten, während Stiles in der Küche stand und ein Mahl für sie zauberte. Irgendwie waren sie eine kleine und glückliche Familie. Außerdem liebte Stiles Derek und das galt auch umgekehrt. Trotz ihres Gezänks, das sie teilweise sogar brauchten, verging kein Tag, an dem sie lange aufeinander böse hätten sein können. Das aufziehende Gewitter seitens seines Gefährten war für Stiles nichts Neues als er ihm vom Neuzugang an der Beacon Hills High berichtete.
 

„Was?“, platzte es aus Derek heraus, der das Lenkrad verriss und sie, unter lautem Hupen ihres Hintermannes, an den Straßenrand bugsierte.
 

„Woah, Derek, reg dich ab, meine Knochen heilen nicht so schnell wie deine“, fauchte Stiles aufgebracht, als er bei dem Manöver, trotz angelegten Sicherheitsgurtes, ordentlich durchgeschüttelt wurde.
 

„Sag mir bitte, dass das einer deiner Scherze ist, über den ich nie lachen kann“, zischte der Werwolf ungehalten und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. Für einen kleinen Moment wanderten seine Brauen so weit nach unten, dass sie Bekanntschaft mit den Augen zu machen drohten, bevor sich Besorgnis in seinen Zügen widerspiegelte. Fast schon behutsam ergriff er Stiles am Arm und half ihm dabei, sich wieder gerade hinzusetzen.
 

„Nein, es ist kein Scherz, Derek.“ Stiles rieb sich über den Oberarm, der bei dem Manöver unfreiwillig die Beifahrertür kennengelernt hatte, bevor er den Kopf auf Dereks fragenden Blick hin schüttelte. „Nichts passiert.“ Trotz seiner Unbeherrschtheit, die sich mit seinem Dasein an Stiles´ Seite deutlich gebessert hatte, und auch entgegen seines Auftretens als rauer Zeitgenosse, war Derek ein liebevoller und fürsorglicher Partner. Er maulte und meckerte zwar, doch war er der Erste, der Stiles vom Training abholte, wenn es wie aus Eimern schüttete, oder laut protestierend in den Wagen stieg, um den nächsten Supermarkt unsicher zu machen, damit Stiles frisch kochen konnte. Derek war der perfekte Seelengefährte und Stiles konnte sich keine Sekunde mehr ohne seinen Liebsten vorstellen. Das lag nicht an seinem, zugegebenermaßen ansehnlichen Äußeren; Derek sah schließlich aus wie ein Unterwäschemodel. Nein, das war es nicht, oder nicht nur, was Stiles an ihm liebte: Es war dieses kleine Aufblitzen von Liebe und Fürsorge, welches sich in den grünen Augen zeigte, sobald es um seinen Gefährten ging. Die Momente, in denen er sich unbeobachtet fühlte, und er still in sich hineinlächelte.
 

„Tut mir leid“, murmelte Derek und drückte Stiles einen flüchtigen Kuss auf die Wange, was dem Jüngeren ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Der weiche Ausdruck in Dereks Zügen verschwand aber augenblicklich und machte strengem Ernst Platz. „Du bist dir ganz sicher, dass dieser Junge, dieser… wie hieß er noch gleich?“
 

„Luke“, beantwortete Stiles´ den Satz und unterdrückte ein leises Seufzen, als er sah, wie sein Freund wieder auf den verantwortungsbewussten Alpha-Modus umschaltete. „Luke Taylor, Sohn von Daniel Taylor, DER Koryphäe auf dem Gebiet der Waffentechnikentwicklung.“
 

Derek brummte leise etwas Unverständliches und lenkte den Wagen dann wieder vom Straßenrand weg. Sein Blick war geradeausgerichtet. Er dachte nach. Dazu hätte es keiner tieferen Verbindung oder einer länger andauernden Beziehung bedurft, um diese Zeichen zu deuten. Er runzelte immer ein wenig die Stirn, wenn er nachdachte.
 

„Du machst dir Sorgen, oder?“, wollte Stiles wissen.
 

„Natürlich mache ich mir Sorgen. Vor allem, wenn du sagst, er könnte gefährlich sein.“ Derek strich sich über seinen perfekten Dreitagesbart und kratzte sich dann an der Wange. „Wie hat er sich gegenüber den anderen verhalten?“
 

„Er hat sich mit Jackson angelegt. Isaac war in unserem Team und ist Allisons Seelengefährte. Ich glaube nicht, dass er ihm etwas tun würde“, spekulierte der junge Stilinski. „Boyd und den Zwillingen gegenüber hat er sich ganz normal verhalten und Erica war nicht in unserer Sportstunde dabei.“
 

„Und du sagst, er hat eine enge Bindung zu Gerard?“ Derek sah dabei kurz von der Straße zu Stiles, der ihn mit einem Nicken wortlos bestätigte. „Gut, ich halte den Jungen damit zwar auch für eine Bedrohung, aber was soll ein Teenager schon anrichten? Ich meine, wir sind zu sechst, mit Scott sieben und er alleine. Allison steht zu Isaac, dann wären da noch Chris und du.“
 

„Gerard hat ihn sicher nicht ohne Grund aus der Versenkung geholt.“ Stiles lehnte sich ein wenig zurück und betrachtete sein Antlitz im Spiegelbild. Ihm standen das Misstrauen und die Beunruhigung quasi ins Gesicht geschrieben. „Der alte Psychopath macht nie etwas ohne Grund und du hättest die beiden sehen sollen, Derek – Luke war genauso drauf wie Allison damals, wenn nicht sogar noch schlimmer. Er ist ihm quasi verfallen, hörig, wenn ich die Zeichen richtig gedeutet habe.“ Sein Blick wanderte zu Derek hinüber, dessen Stirn noch mehr in Falten lag als vorhin. Ihm etwas vorzulügen oder die Situation herunterzuspielen wäre kontraproduktiv gewesen, zumal er Stiles gut genug kannte, um eine Lüge zu durchschauen. Er zögerte dennoch einen Moment, bevor er den Mund öffnete, um seine zweite Befürchtung zu äußern: „Ich glaube außerdem, dass er Scotts Seelengefährte ist.“ Stiles´ Worte waren nicht mehr als ein Flüstern und doch wusste er, dass sein Gefährte ihn verstand. Innerlich machte sich der Jüngere schon bereit, erneut unfreiwillig Bekanntschaft mit der Beifahrertür zu machen, doch Derek blieb erstaunlich gelassen. Er heftete erneut seinen Blick auf Stiles, dieses Mal mit etwas Zweiflerischem darin.
 

„Das kann nicht sein. Scott trägt ein L und ein A auf dem Arm und du hast gesagt, dieser Luke würde Taylor heißen.“
 

„Ich weiß, aber ich glaube, dass sie beide lügen, Gerard und er“, spekulierte Stiles.
 

„Wie meinst du das?“ Derek zog verwundert die Augenbrauen zusammen.
 

„Wahrscheinlich lautete sein ursprünglicher Nachname Argent oder tut es immer noch. Personaldaten kann man fälschen oder ändern. Das ist es aber nicht, was mich stutzig gemacht hat.“ Stiles trippelte ungeduldig auf seinem Knie und dem Griff der Beifahrertür herum.
 

„Sondern?“ Derek klang beunruhigt, aber auch interessiert, den Blick wieder auf die Straße gerichtet.
 

„Der Coach meinte, die Anweisung zum Fußballspielen käme von oben. Scott hat sich auf sein Bauchgefühl verlassen, das weiß ich. Er hat Luke und nicht Greenburg ins Team gewählt. Beide haben perfekt miteinander gespielt. Wenn wir einmal davon ausgehen, dass Luke tatsächlich Stürmer in der Fußballmannschaft seiner Schule gewesen ist, und auch Mannschaftskapitän, dann besitzt er Erfahrung und wahrscheinlich auch Können. Scott aber nicht“, führte Stiles seine Gedanken aus.
 

„Scott ist immerhin ein Werwolf, Stiles. Er besitzt bessere Reflexe als ein Mensch, ist stärker, schneller…“, gab Derek zu bedenken.
 

„Natürlich, und auch wenn man Scott mittlerweile als Sportskanone einordnen kann, so fehlt es ihm dennoch an Ballgefühl, an der Routine. Sie haben trotzdem miteinander gespielt als hätten sie seit Jahren nichts anderes getan. Trotz der Tatsache, dass Luke ein bloßer Mensch ist, waren selbst Boyd, Jackson und die Zwillinge nicht in der Lage, ihm den Ball abzunehmen. Scott stand immer genau an der richtigen Stelle, nahm den Pass an, spielte zurück…“ Stiles hielt einen Moment inne und ließ die gesprochenen Worte Revue passieren. Das waren einfach zu viele Zufälle. „Dann hat er ihm die Schokoladenmuffins geschenkt, nicht mir.“
 

„Vielleicht ist Scott auch einfach netter zu ihm als du?“ Derek zuckte leicht ratlos mit den Schultern.
 

„Das sicher, Derek, aber mir gefällt das Warum einfach nicht. Ein zweites Enkelkind von Gerard taucht aus dem Nichts auf, noch dazu mit eventuellem Zugang zu einem Arsenal an Waffen, welches das gesamte Pentagon sabbern lassen würde, und scheint dabei noch Interesse an Scott zu haben?“ Stiles rieb sich über sein Kinn und zuckte unruhig mit den Beinen.
 

„Was meinst du mit Interesse?“
 

„Ich weiß nicht, ob es gespielt ist Derek, oder nicht, aber er hat diesen gleichen sehnsüchtigen Blick wie Scott, wenn er auf das Mal auf seinem Oberarm starrt. Scott ist es nicht aufgefallen, aber mir; Luke hat ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Immer wieder war da dieser kaum zu deutende Gesichtsausdruck gewesen.“ Stiles schloss die Augen und rief sich das Bild noch einmal in Erinnerung.
 

Luke hatte an seinem Shirt gezupft und sich dann an die Seite gefasst. Sein Blick war dabei ständig auf Scott gelegen, der über dem Lückentext in der Englischstunde gebrütet hatte. Dabei hatte er ihn auf erschreckende Weise an seinen besten Freund erinnert. Wie die Lippen ein wenig zitterten, dazu der Anflug von Schmerz und Bedauern. Ein unerfüllter Wunsch, so etwas wie unausgesprochenes Verlangen. Wahrscheinlich war Scott hübsch, Stiles vermochte das bei seinem besten Freund nicht wirklich zu beurteilen, doch dieses Verhalten war ungewöhnlich.
 

„Bist du dir ganz sicher?“, fragte Derek völlig wertungsfrei.
 

„Ja, ich bin mir ganz sicher“, bestätigte Stiles mit einem Kopfnicken. „Selbst, wenn es nur gespielt sein sollte, so ist zumindest Luke an Scott interessiert.“
 

„Und hast du auch eine Vermutung warum?“ Derek konzentrierte sich nun wieder vermehrt auf die Straße.
 

„Wenn ich ehrlich sein soll: Nein. Nachdem das mit dem Biss schiefgegangen ist, dachte ich eigentlich, der alte Mistkerl würde von der Bildfläche verschwinden, aber anscheinend habe ich mich geirrt. Vielleicht erhofft er sich, dass Scott ihm die Schmerzen gelegentlich nimmt oder Heilung durch einen zweiten Biss?“ Stiles legte seinen Blick auf die Decke des Camaros. „Oder sie wollen Scott von uns isolieren.“
 

„Das wird kaum möglich sein. Scott gehört zu uns, auch wenn er nicht Teil meines Rudels ist. Du bist sein bester Freund und ihr seid unzertrennlich. Nichts kann einen Keil zwischen euch treiben.“ Eine Spur Eifersucht schwang in Dereks Stimme mit, als er Stiles zu beruhigen versuchte.
 

„Das wissen wir nicht. Wenn Scott und Luke zusammengehören sollten, wären sie verbunden, wie wir beide. Du würdest alles für mich tun, genauso wie ich für dich.“ Stiles schaute zu seinem Gefährten hinüber, dessen Körperhaltung sich schlagartig versteifte.
 

„Ich würde aber nie von dir verlangen, dass du dich gegen Scott entscheidest.“
 

Stiles legte seine Hand auf Dereks Arm und strich mit den Fingerspitzen daran entlang, was den Werwolf kurz zusammenzucken ließ, ehe er ihm den Arm entgegenstreckte. Ein leises und wohliges Seufzen entsprang seiner Kehle, während Stiles fortfuhr.
 

„Weil du ein guter Mensch bist, Derek. Du bist keine Marionette, nennst ein wundervolles Herz dein Eigen und bist der beste Gefährte, den man sich wünschen kann.“ Stiles´ Lippen umspielte ein Lächeln, während er seinen Freund liebevoll streichelte.
 

Da war er wieder, dieser sanfte und zärtliche Ausdruck in Dereks Gesicht. Die harte Schale, welche schlussendlich einen weichen Kern beherbergte. Ihn an die Oberfläche zu locken gelang Stiles mittlerweile mühelos. Sie gehörten zusammen, hatten es eigentlich schon immer getan. Als das Mal auf Stiles´ linker Brust erschienen war und es ein D und ein H beherbergte, war ihm sofort klar gewesen, um wen es sich handeln musste. Gleiches galt für Derek, der sich zu Beginn zwar ein wenig dagegen wehren wollte, doch am Ende hatte die Liebe gesiegt, wenn man es denn romantisch ausdrücken mochte. Mittlerweile konnten sich beide ein Leben ohne den jeweils anderen nicht mehr vorstellen. Es war genau dieser Gedanke, der Stiles einen Stich versetzte und die geborgene Atmosphäre, in der sie sich beide gerade befanden, trübte.
 

„Was hast du?“, wollte Derek wissen und hielt dabei direkt vor der Casa Stilinski.
 

„Hm?“, machte Stiles und tat so, als würde er nicht wissen, wovon Derek sprach.
 

„Du wirkst irgendwie traurig. Was ist los, Stiles?“ Der Werwolf stellte den Motor ab und nahm Stiles´ Hände in seine, um sie sanft zu drücken und mit den Daumen über die Handrücken zu streichen.
 

„Ich habe einfach Angst dich zu verlieren“, gestand Stiles leise. Seinen Seelengefährten zu verlieren war mitunter das Schlimmste, was einem passieren konnte. Er hatte es bei seinem Vater erlebt, als seine Mutter von der Krankheit dahingerafft worden war. Mit Claudia war auch ein Teil von Noah gestorben. Er hatte sich zusammengerissen, für Stiles, das wusste sein Sohn auch, doch ihren Verlust hatte er nie gänzlich verwinden können.
 

„Das wirst du nicht, Stiles.“ Derek nahm seine rechte Hand und legte sie an Stiles Wange, um sanft darüberzustreichen. „Wir werden immer zusammenbleiben, egal was passiert.“ Keine Spur von Zweifel lag dabei in seiner Stimme. Er war sich dessen absolut sicher. Eine Eigenschaft, die Stiles so sehr an seinem Gefährten bewunderte: Egal was Derek machte, er hielt es für richtig, schritt mutig voran, selbst gegen übermächtige Gegner und in die tiefste Dunkelheit hinein. Für sein Rudel, seine neue Familie, für ihn.
 

„Was hältst du davon, wenn wir erstmal nach drinnen gehen, uns um deine Hausaufgaben kümmern und dann etwas essen? Ich lasse mir etwas einfallen, versprochen.“ Derek beugte sich nach vorne, um Stiles zu ganz behutsam zu küssen. Augenmerklich beruhigte sich der Jüngere und sackte in seinem Sitz ein wenig zusammen, die Arme um Dereks Nacken legend. Für einen kurzen Moment gelang es Stiles sämtliche Sorgen zu vergessen. Es gab nur seinen Gefährten und ihn. Stiles atmete den Geruch von Derek ein, schmiegte sich an ihn und genoss die traute Zweisamkeit. Er räumte seine Zweifel und auch den Plan, über Luke Erkundigungen einzuziehen, ganz weit nach hinten, in die hinterste Ecke seines Kopfes. Sie hatten noch Zeit. Einen Nachmittag eventuell zu vergeuden dürfte keinen Unterschied ausmachen, oder?



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