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Champ Stories

Band 1: Endynalos
von
Koautor:  Flordelis

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Wir wollen nur mit dir reden

Am nächsten Tag setzten Delion und Raelene ihren Plan in die Tat um. Dafür waren sie besonders früh aufgestanden, um in Ruhe alles nötige einzupacken. Nachdem sie auch die – teilweise noch recht verschlafenen – Pokémon wieder zurück in die Bälle gerufen hatten, schwangen sie sich anschließend auf Glurak und flogen zu den Kronen-Schneelanden. Diesmal natürlich langsamer, da Delions Arm weiterhin ruhig gehalten werden musste, was bedeutete, dass er sich nicht richtig festhalten könnte, wenn sie zu schnell unterwegs wären. Glücklicherweise hatte auch ein gemütlicher Flug seinen Reiz.

Es war Mittag, als sie ihr Ziel, den Dyna-Baum, erreichten. Unterwegs hatten sie beschlossen, dort erneut ihr Lager aufzuschlagen. Immerhin gab es an diesem Ort auch eine Energiequelle, mit deren Hilfe sich Endynalos vielleicht besser erholen könnte. Sofern er es zuließ. Bislang zeigte der Pokéball von ihm aber weiterhin keinerlei verdächtige Aktivität und war vollkommen ruhig, demnach standen die Chancen ganz gut.

Am Boden angekommen, stiegen sie von Glurak und atmeten tief durch. Während Raelene anschließend dabei half, das Gepäck abzustellen, nahm Delion sich noch einen Moment länger Zeit. Er sog die friedliche Atmosphäre regelrecht auf und strahlte.

„Es ist immer noch super-schön hier“, schwärmte Delion.

Raelene stellte vorsichtig den letzten Rucksack ab und klatschte zufrieden in die Hände. „Ja~. Ich bin sicher, dieser Ort wird euch allen dabei helfen, dass ihr euch schneller erholt. Danke, dass du uns wieder geflogen hast, Glurak.“

Obwohl er es bestimmt gewohnt war, Delion regelmäßig von einem Ort zum anderen zu bringen, fand es Raelene trotzdem wichtig, ihre Dankbarkeit auszudrücken. Zwar könnten sie auch jederzeit mit einem Krarmor-Taxi fliegen, doch das wäre nicht so angenehm … privat. Auf die Art konnten sie sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, ohne befürchten zu müssen, dass jemand ihren Standort ausplauderte – leider waren nicht alle Piloten professionell, was die Privatsphäre ihrer Kunden betraf.

Grinsend tätschelte Delion Gluraks Hals. „Oh ja, wir können echt froh sein, dich zu haben~.“

Schnaubend nahm sein Partner diese Anerkennung nur zu gerne an. Danach standen sie zu dritt eine Weile schweigend da und sahen einander an. Vermutlich konnte Glurak sich denken, was sie als nächsten tun wollten, weshalb er sich nicht einfach ein sonniges Plätzchen suchte, wo er sich hinlegen könnte. Natürlich wollte er ihnen in dieser Sache beistehen.

„Also ...“, begann Raelene zögerlich, „sollen wir es dann mal wagen? Endynalos kann es vermutlich kaum erwarten rauszukommen.“

„Bestimmt.“

Je länger sie es aufschoben, desto mehr Misstrauen könnte das in Endynalos wecken. Darum sollten sie es sofort tun. Delion holte den durchlöcherten Pokéball hervor und drehte ihn ein wenig in seiner Hand. Nach wie vor herrschte darin Ruhe. Allmählich war es fast bedenklich. Hoffentlich war Endynalos einfach nur erschöpft und nicht …

Das durfte nicht sein.

Sicher war Endynalos in Ordnung.

Soweit Raelene wusste, hatte Delion sich gestern noch per Eilpost einen nigelnagelneuen Pokéball zukommen lassen. Ein Prototyp aus einer Reihe, deren Fokus auf dem Komfort für die Pokémon lag. Scheinbar unterstützte die Liga diese Firma schon seit einiger Zeit finanziell und daher waren sie mit Freude bereit gewesen, dem Präsidenten kostenlos ein Exemplar zu schicken.

Geliefert worden war das Paket von einem Pelipper, direkt auf die Terrasse. Hoffentlich würde Endynalos diesen Pokéball mögen, falls sie ihn nochmal transportieren müssten. Zumindest wirkte das dunkelviolette Gehäuse mit den bläulichen Verzierungen und dem goldenen Logo der Firma – welches an ein Herz erinnerte – äußerst edel. Sobald diese Bälle in Produktion gingen, hätten sie sicher einen stolzen Preis, den sich kaum einer leisten konnte.

Zuversichtlich nickte Delion ihr und Glurak zu. „Okay, dann schauen wir mal.“

Ohne den Ball zu werfen, entließ er Endynalos mit einem hellen Lichtspiel in die Freiheit. Unwillkürlich hielt Raelene den Atem an. Hätten sie vielleicht vor dieser Aktion ein paar Leute über ihr Vorhaben informieren sollen? Nein, das hätte einen falschen Eindruck auf Endynalos gemacht. Raelene konnte trotzdem nicht bestreiten, dass sie nervös war. Sie hatte Endynalos zuletzt vor einigen Jahren gesehen, ihn erlebt. Wie würde das Wiedersehen nun unter diesen Umständen aussehen?

Was auch immer passieren mochte, sie stand zu dieser Entscheidung und wusste, dass sie richtig handelten. Deshalb wich sie nicht zurück, als sich aus dem rötlichen Licht Endynalos zusammensetzte. Sein Körperbau hatte Raelene schon damals an ein Skelett erinnert, doch er wirkte insgesamt eher wie ein Drache. Der Kern in seinem Brustkorb leuchtete nur schwach, schien sogar ungesund zu flimmern.

Ein kurzer Seitenblick verriet Raelene, dass Delion wieder sehr entschlossen aussah. Keine Spur von Angst, auch nicht bei Glurak, trotz ihrer Niederlage gegen Endynalos in der Vergangenheit. Er war wirklich stark. Vielleicht lag es daran, weil Endynalos gerade so geschwächt wirkte, anders als damals. Ein gewisser Respekt ihm gegenüber flackerte dennoch in Delions Augen, was Raelene nachfühlen konnte.

Sie konzentrierte sich wieder auf Endynalos und wartete ab. Zuerst wollte sie ihm die Zeit lassen, sich umzuschauen. Alles auf sich wirken zu lassen. Der blühende Dyna-Baum, grüne Wiesen, blauer Himmel, wilde Pokémon und frische Luft. Das musste nach all den Jahren der Gefangenschaft überwältigend für ihn sein, jedenfalls wünschte sie ihm das. Denn es wäre, zur Abwechslung, mal etwas Schönes.

Schnell fokussierte sich Endynalos' Aufmerksamkeit aber doch auf Delion und Raelene, auch seine Haltung veränderte sich. Sein Körper war angespannt. Es war schwer einzuschätzen, ob er kurz davor war anzugreifen oder nur unsicher war. Jeder kleinste Fehler könnte fatal enden, doch Raelene durfte diesem Gedanken nicht zu viel Macht geben.

„Hallo, Endynalos“, sagte Raelene ruhig. „Du wirst jetzt nicht mehr eingesperrt werden, versprochen.“

„Schon gar nicht kommst du in diesen Pokéball zurück“, betonte Delion, mit einem kurzen Blick auf den beschädigten Hyperball – Endynalos' jahrelanges Gefängnis.

Raelene glaubte, ein tiefes Knurren zu hören, das wie ein Vibrieren durch Endynalos hindurchlief. Möglicherweise war das auch nur ein Zeichen eines drohenden Angriffs. Trotzdem blieb Delion gelassen und steckte den Pokéball wieder ein, so dass er nun die Hand frei hatte. Diese hob er auch direkt, um Endynalos zu zeigen, dass er nichts vorhatte.

„Was damals passiert ist, tut mir wirklich leid“, entschuldigte Delion sich aufrichtig, seine Stimme klang klar und gefestigt. „Präsident Rose hat dich aus deinem Schlaf geweckt und derart in Panik versetzt. Sicher wolltest du Galar nicht zerstören, oder?“

Plötzlich stieß Endynalos ein aufgebrachtes Brüllen aus, der Kern in seiner Brust leuchtete dabei kurz stärker auf. Zwar lief Raelene ein kalter Schauer über den Rücken, aber ansonsten geschah nichts. Sie wurden nicht von einer Attacke erfasst und Endynalos rührte sich auch nicht vom Fleck. Einzig die Luft schien ein wenig geladen zu sein. Wahrscheinlich entlud Endynalos durch seine angespannte Stimmung etwas Energie.

„Wir wollen nur mit dir reden“, versicherte Raelene, weiterhin ruhig. „Mir tut es auch leid, was passiert ist. Ich hätte mich eigentlich um dich kümmern sollen, statt dich zur Verwahrung wegzugeben. Dass ich noch ein Kind war, entschuldigt das nicht.“

Reumütig senkte sie kurz den Blick. Damals hatte sie sich der Verantwortung einfach nicht gewachsen gefühlt und sie war auch in dieser Sekunde unsicher, dass sie mit so einem mächtigen Pokémon richtig umgehen könnte. Diesmal wollte sie aber wenigstens dafür sorgen, dass Endynalos von nun an ein gutes Leben bekam, egal wie dieses Gespräch am Ende ausging.

Was das anging, konnte Raelene Endynalos entschlossen anschauen. „Jetzt sind wir aber hier, um dir zu helfen. Du hast natürlich trotzdem jedes Recht dazu wütend auf uns, oder eher auf mich, zu sein. Falls dir das hilft, kotz dich ruhig mal ordentlich aus. Also, bitte nicht wörtlich nehmen. Ich meine, schrei mich an, wenn dir das hilft ... oder so.“

Wie auf Stichwort brüllte Endynalos tatsächlich sofort erneut los, so laut, dass sie die Augen zusammenkniff. Ihr war so, als würde sogar eine kleine Windböe über sie hinwegfegen und ihr Haar herumwirbeln. Es sollte Raelene wohl nicht wundern, dass Endynalos derart laut schreien konnte, aber das tat es dennoch. Nun war sie erst recht froh, so weit abgelegen von allem zu sein, denn so mussten sie sich keine Sorgen um neugierige Besucher machen. Lediglich die Pokémon in der Umgebung, die so etwas wie Endynalos das erste Mal sahen und hörten, sahen ihn verwundert an, während er all seinen Frust ausschüttete.

Erst als nach etwa einer Minute wieder Stille einkehrte, öffnete Raelene zaghaft ein Auge. Endynalos schwebte ganz ruhig da und starrte sie eindringlich an. Ihre Ohren klingelten. Die von Delion scheinbar auch, so wie er den Kopf schüttelte, als könnte er dieses störende Geräusch dadurch einfach loswerden. Nur Glurak wirkte überraschend unbeeindruckt und zeigte keinerlei Reaktion, sondern sah Endynalos nur aufmerksam an.

Daran nahm Raelene sich ein Beispiel und hob fragend den Blick. „... Besser?“

Endynalos atmete schwer aus, als wäre da eigentlich noch viel mehr, das ihm auf der Seele lag. Offenbar nahm Delion das als Anlass, ebenfalls seine Schuld zu bekennen, so wie Raelene es vor ihm getan hatte.

„Du hast auch jedes Recht, auf mich wütend zu sein“, sagte er ernst. „Ich war damals immerhin der Champ, mir hätte es gelingen sollen, dich zu fangen oder zumindest zu beruhigen.“

Tatsächlich funkelte Endynalos ihn dafür wütend an, doch Delion fuhr unbeirrt fort. „Und dann hätte ich sichergehen müssen, dass es dir in der Verwahrung wenigstens gut geht. Aber nicht einmal das habe ich getan. Für das will ich dich auch um Verzeihung bitten.“

Delion neigte den Oberkörper ein wenig nach vorne, während er weiterhin den stechenden Blick von Endynalos ertragen musste. Automatisch senkte auch Raelene nochmal schuldbewusst den Kopf. Irgendwie hatten sie wohl beide versagt, obwohl sie Champs waren. Sie bereitete sich innerlich schon darauf vor, nochmal angeschrien zu werden, aber Endynalos blieb ruhig. Deshalb sah sie ihn wieder unsicher an.

Inzwischen schien Endynalos' Körperhaltung ein wenig entspannter zu sein, er schwebte auch etwas dichter am Boden und starrte sie nur weiter an. Möglicherweise war es für ihn etwas Neues, dass Menschen so normal mit ihm redeten. Raelene würde sich nicht wundern, wenn er selbst nicht so recht wusste, wie er damit umgehen sollte. Gewiss dürfte er noch ziemlich misstrauisch sein, doch vielleicht hatten sie es geschafft sein Interesse zu wecken.

„Wir können deine alten Wunden nicht heilen, aber nicht alle Menschen sind schlecht. Dass es dir erst mal wieder besser geht, ist gerade aber unser Hauptziel“, erklärte Raelene, schon etwas motivierter. „Und wenn du dann wieder fit bist, kannst du ganz allein entscheiden, was du machen willst. Aber erst musst du mein Curry probieren. Ich kann nicht viel kochen, aber das kriege ich echt gut hin~.“

Von diesem lockeren Themenwechsel angesteckt, stimmte Delion nickend zu. „Das stimmt, ihr Curry ist super! Du wirst es mögen~. Sogar ich mag es, und dabei ist mir Essen früher ziemlich egal gewesen.“

Endynalos brummte leise. Wieder war der Ton so tief, dass er wie ein Vibrieren bei Raelene ankam und vermittelte ihr, wie groß sein Misstrauen bei dieser Sache war. Verständlich, eine Person hatte neulich erst versucht, ihn umzubringen.

„Keine Sorge“, beruhigte Delion ihn. „Wir werden alle davon essen, damit du weißt, dass es sicher ist.“

„Und wenn du dann doch nicht willst, musst du nichts essen“, fügte Raelene noch hinzu. „Verbring doch einfach mal den Tag mit uns und schau dir an, wie Menschen und Pokémon eigentlich miteinander umgehen.“

Das dürfte bestimmt helfen, Endynalos' Meinung über Menschen zu ändern – aktuell musste diese nämlich denkbar schlecht sein. Ihre eigenen Pokémon könnten daher viel besser für sie sprechen. Solange Endynalos weiter so zurückhaltend blieb, sollte es dabei keine Probleme geben. Nicht mal Glurak hatte bisher in irgendeiner Art negativ reagiert oder zu verstehen gegeben, dass sie in Gefahr wären. Und Raelene konnte seinem Urteil garantiert trauen.

„Wir würden also als nächstes erst mal unsere Pokémon freilassen. Nicht für einen Kampf, sondern um Zeit mit ihnen zu verbringen.“ Erwartungsvoll sah Raelene Endynalos an. „Okay?“

Etwas an Endynalos sagte ihr, dass er ihnen weiterhin misstraute. Sein Blick wanderte aber kurz zu Delions rechtem Arm, der noch verbunden war und in einer Schlinge lag. Dabei schien Endynalos über etwas nachzudenken. Kurz darauf nickte er ganz leicht, was wohl eine zögerliche Zustimmung sein sollte. Erleichtert nickte Raelene Delion zu.

Dieser erwiderte nicht nur ihren, sondern auch Endynalos' Blick mit einem Lächeln. „Danke~.“

Danach griff er in seine Tasche und zog seine Pokébälle in Miniaturform hervor. Als er sie in die Luft warf, wuchsen sie auf ihre richtige Größe an und entließen dann die Pokémon in die Freiheit.

Die Reaktionen auf Endynalos waren anschließend ziemlich unterschiedlich.

Durengard schnellte direkt vor Delion, als wollte er seinen Trainer beschützen. Maxax, Intelleon und Katapuldra blieben ein wenig abseits, unschlüssig, was sie tun sollten. Nur Pichu war wieder einmal vollkommen unbedarft und lief direkt zu Endynalos hinüber. Vor ihm hielt er inne und strahlte ihn an. „Pichu! Pi! Chu!“

Endynalos betrachtete das Baby überaus ratlos, aber zumindest wirkte er dabei nicht aggressiv. Das bestärkte die kleinen Grolldras darin, sich Pichu anzuschließen und Endynalos näher zu betrachten. Dabei stießen sie zirpende Laute aus, die Endynalos wohl nicht als Bedrohung ansah.

Schmunzelnd schüttelte Raelene den Kopf, als sie Pichu beobachtete. Garantiert würde mindestens Wolly sich ihm anschließen und Endynalos ebenso begeistert begrüßen.

Sie zog auch ihre Pokébälle heraus und hielt kurz inne. Erst dachte sie darüber nach, Zamazenta etwas später rauszulassen, aber das könnte so wirken, als plane sie einen Hinterhalt mit ihm auf Endynalos. Also hoffte sie, es würde nicht sofort alles kaputt machen, wenn die zwei sich sahen. Wie Delion warf sie die Pokébälle in die Luft und ihr Team wurde ebenfalls in die Freiheit entlassen.

Liberlo baute sich direkt schützend vor ihr auf, da er sich aber immer noch ausruhen musste, versicherte Raelene ihm, dass alles in Ordnung sei. Feelinara ging nur einige Schritte auf Endynalos zu und setzte sich dann freundlich lächelnd ins Gras. Dedenne und Azurill waren, zu Raelenes Überraschung, etwas ängstlich und versteckten sich vorerst hinter ihr. Wolly hüpfte, wie erwartet, zu Pichu und den Grolldras, deren Laute sie zu imitieren versuchte.

Zamazenta betrachtete Endynalos prüfend und blieb in einem gewissen Abstand stehen. Im Moment war Endynalos scheinbar ohnehin noch so abgelenkt von der Aufmerksamkeit von Pichu, den Grolldras und Wolly, dass er Zamazenta noch gar nicht registriert hatte.

„Bedrängt ihn doch nicht so“, bat Delion seine Kleinen. „Endynalos ist es nicht gewohnt, mit anderen Pokémon zusammen zu sein.“

Die Grolldras verstanden das offenbar und begaben sich direkt zu Feelinara, um wieder ihre Bänder nachzuahmen. Außerdem war sie immer noch nah genug, um Endynalos aus angemessener Entfernung zu betrachten. Pichu hörte allerdings nicht darauf, jedenfalls nicht wirklich. Zumindest sagte er nichts mehr, strahlte Endynalos aber weiterhin an.

„Er ist ein Baby-Pokémon“, erklärte Delion dem überforderten Endynalos. „Er ist deswegen noch ziemlich neugierig.“

„Und Wolly will einfach nur mit der ganzen Welt befreundet sein“, sagte Raelene entschuldigend.

Darauf neigte Endynalos kurz den Kopf, als wollte er sagen, dass er verstanden hätte. Raelene kniete sich ins Gras und rief Wolly zu sich. Sofort drehte sie sich zu ihr und kam artig angehüpft. Anschließend erklärte Raelene auch ihr, dass Endynalos Zeit bräuchte und sie warten solle, bis er auf sie zukäme. Wolly verstand schnell und eilte daraufhin zu Durengard, um mit ihm zusammen schützend vor Delion zu stehen – sicher dachte sie, das wäre ein Spiel.

Als Endynalos sich plötzlich wieder bedrohlich aufbaute, wusste Raelene sofort, dass er Zamazenta bemerkt haben musste. Nervös blickte sie zwischen den beiden hin und her. Eine gefühlte Ewigkeit lieferten sie sich ein legendäres Blickduell, das die Atmosphäre abermals mit Spannung erfüllte. Zamazenta war letztendlich derjenige, der das Ganze beendete und sich schüttelte, bevor er sich etwas weiter abseits gemütlich hinlegte.

Endynalos starrte ihn weiter hartnäckig an, in der Erwartung, er könnte sich jeden Moment doch noch gegen ihn wenden. Irgendwie ... tat es Raelene furchtbar leid, wenn sie das beobachtete. Bislang hatte Endynalos wohl überhaupt keine positiven Erfahrungen sammeln können. Wenigstens konnten sie sicher sein, dass er gerade keine Gefahr darstellte, sonst wäre Zamazenta nicht genauso entspannt wie Glurak.

„Okay, benehmt euch einfach wie immer und genießt das Wetter.“ Ermutigend lächelte Raelene ihren Pokémon zu. „Spielt und habt Spaß~. Ich rufe euch alle zusammen, wenn das Curry fertig ist.“

Delion wandte sich an seine Pokémon. „Das gilt auch für euch.“

Glurak, Intelleon und Maxax verstanden das sofort und verteilten sich direkt. Intelleon sprang ins Wasser, um zu schwimmen, wie üblich. Maxax ging zu Azurill und Dedenne hinüber, um sie davon zu überzeugen, dass er sie beschützen würde, Pichu beschloss, ebenfalls zu den beiden zu gehen, um sie zu grüßen. Glurak legte sich in einiger Entfernung in die Sonne. Katapuldra schloss sich seinen Grolldras an und schwebte um Feelinara herum.

Einzig Durengard war noch nicht überzeugt und schwebte weiter vor Delion. Zumindest war er aber in Schildform und damit keine Gefahr für Endynalos. Damit gab Delion sich offensichtlich zufrieden, da er Durengard lächelnd zunickte.

Liberlo nahm sich in der Zwischenzeit ein Beispiel an Glurak und legte sich zu ihm in die Sonne – das mochten wohl alle Feuer-Pokémon sehr gerne. Wolly blieb weiterhin bei Durengard und schnüffelte immer wieder mal neugierig im Gras herum. So wie es aussah, wären damit alle beschäftigt.

Raelene wandte sich nur noch einmal an Endynalos. „Wenn du was brauchst, gib einfach Bescheid. Wir verständigen uns dann schon irgendwie~.“

Anscheinend konnte Endynalos nämlich keine Telepathie mehr einsetzen. Entweder war er dafür zu schwach oder es hatte etwas in der Einrichtung gegeben, wodurch ihm das möglich gewesen war. Delion warf auch noch einem letzten Blick zu Endynalos, ehe er zu Raelene hinüber ging. Durengard folgte ihm natürlich, den Blick sogar schon von Endynalos abgewandt, also betrachtete er ihn wohl auch nicht als akute Gefahr.

„Kann ich dir bei irgendwas helfen?“

Erst wollte Raelene anmerken, dass sein Arm verletzt war und er sich lieber auch schonen sollte, doch sie überlegte. Delion würde sich sicherlich darüber freuen, wenn er nur irgendetwas tun könnte. Anders als bei Liberlo musste er nur seinen rechten Arm stillhalten, also könnte sie ihm ruhig eine kleine Aufgabe geben, damit er sich besser fühlte.

„Wenn du willst, kannst du dich mit Glurak wieder um das Feuer kümmern“, schlug Raelene vor. Mit nur einer Hand würde das wesentlich länger dauern, aber notfalls könnte er mit den Baby-Pokémon auch eine Art Spiel daraus machen, wie sie ihm erklärte. „Du machst das schon~.“

An Energie mangelte es Delion immerhin nicht. Sie hoffte nur, dass er es nicht übertrieb. In dem Punkt vertraute sie aber auf Glurak, der ihn rechtzeitig tadeln würde. Vorsichtshalber warf Raelene nochmal prüfend einen Blick zu Liberlo, doch er lag wirklich nur gemütlich im Gras und genoss die Mittagssonne.

Entschlossen ballte Delion die gesunde Hand zur Faust. „Geht klar! Glurak, komm mal bitte her~!“

Kaum hörte Glurak die Stimme seines Partners, hob er erst den Kopf, dann stand er wieder auf und kam er tatsächlich zu ihm herüber. Delion erklärte ihm, was sie zu tun hatten, dann machten sie sich sofort gemeinsam an die Arbeit. Anfangs schien es wirklich nicht einfach für ihn zu sein, weil er nur einen Arm benutzen konnte, aber nachdem auch Pichu dazukam, um herauszufinden, was sie dort machten und sich dann ebenfalls engagierte, gelang es ihnen tatsächlich, ein Feuer in Gang zu bringen, das groß genug war.

Raelene hatte sich währenddessen um das Essen gekümmert und auch alle Beeren ausgesucht, die sie benötigte. Da es für Endynalos, falls er denn etwas wollte, das erste Mal Curry gab, hatte sie sich wieder für die milde Variante entschieden. Auch für die Babys war das immer noch besser.

„Perfekt~“, lobte sie Delion und alle Helfer, als sie den Kessel über das Feuer stellte.

Dedenne hatte sich irgendwann zu Liberlo gelegt, nachdem er ihn eine Weile umrundet hatte. Offenbar war es für den kleinen Nager seltsam, nicht mehr ständig mit einem Ball verwechselt zu werden. Feelinara schien anmutig mit den Grolldras und Katapuldra zu tanzen. Azurill blieb dicht bei Maxax, weil sie immer noch unsicher war, und saß auf seinem Kopf. Wolly ... rollte, aus irgendeinem Grund, immer wieder gegen Zamazenta.

Irritiert neigte Raelene den Kopf, während sie anfing zu rühren. „Manchmal verstehe ich nicht, was sie will.“

„Entweder will sie kuscheln oder spielen“, vermutete Delion. „Aber das ist wohl beides nicht Zamazentas Ding.“

Immerhin war er ein legendäres Pokémon, da war es nur verständlich, dass er kein allzu großes Interesse an so etwas zeigte. Nur selten nahm Zamazenta mal an einem Spiel teil, wenn ihm danach war. Eigentlich müsste Wolly das wissen, doch sie wollte offenbar trotzdem ihr Glück versuchen. Durengard hatte Wolly eine Weile beobachtet und verließ Delions Seite, um zu ihr hinüber zu schweben, als wolle er ebenfalls fragen, was sie wollte.

„Woll, woll, woll~!“

Wolly sah Durengard mit leuchtenden Augen an, bevor sie dann als nächstes gegen ihn rollte und anschließend ein Stück weglief. Danach kam sie zurück und wiederholte das Ganze.

„Aaah!“, gab Raelene verstehend von sich, während sie unbeirrt weiter rührte. „Ich glaub, sie will Fangen spielen. Was das angeht, hattest du also recht~.“

Das machte mit mehr Mitspielern natürlich erst so richtig Spaß, deshalb hatte sie Zamazenta wohl dazu ermutigen wollen. Vielleicht dachte sie, weil er letztens beim Völkerball mitgemacht hatte, dass er nun auch das Spielen für sich entdeckt hätte.

Als sie erneut gegen Zamazenta rollte, stand dieser plötzlich auf und gab ihr einen Klaps mit der Pfote, woraufhin sie freudig nochmal gegen Durengard rollte. Danach huschten sowohl Zamazenta als auch Wolly davon. Nun war wohl Durengard dran mit jagen.

„Ach, Wolly~.“ Raelene lachte herzlich. „Jetzt hat sie ihn doch rumgekriegt.“

„Sie weiß, was sie will, hm?“

Durengard akzeptierte die Herausforderung und folgte den beiden, wobei er sich nicht wirklich entscheiden konnte, welchen von ihnen er lieber fangen wollte. Aber ungeachtet dessen schien er sich durchaus zu amüsieren. Endynalos beobachtete die drei aufmerksam. Es sah aus, als wäre ihm nicht ganz klar, weswegen sie taten, was sie taten. Wahrscheinlich hatte er in seinem Leben noch nie gespielt.

Raelene merkte sofort, dass Zamazenta absichtlich langsamer lief als er könnte. Vermutlich weil er den anderen eine faire Chance geben wollte. Gerade deshalb war es umso schöner, dass er das Spiel trotzdem mitmachte.

Wolly lief an Feelinara, Katapuldra und den Grolldras vorbei und forderte sie mit Rufen dazu auf auch wegzulaufen. Im Gegensatz zu Zamazenta ließ Feelinara sich nicht lange bitten und machte, genau wie Durengard, direkt mit. Katapuldra und die Grolldras schlossen sich dem Spiel auch sofort an, so dass Durengard nun eine wesentlich größere Auswahl an Spielgefährten hatte. Einer von denen müsste sich doch fangen lassen, oder?

„Das wird wohl turbulent~“, meinte Raelene zufrieden, dann sah sie zu Glurak. „Bist du so lieb und könntest aufpassen, dass sie mir nicht in den Kessel rennen?“

Glurak nickte ihr entschlossen zu und stellte sich dann so vor den Kessel, dass keiner der Spielenden daran gelangen könnte. Endynalos beobachtete das Treiben weiterhin argwöhnisch, sein Interesse schien inzwischen ohnehin eher dem Kessel zu gelten, zu dem er immer wieder hinsah.

Raelene bekam mit, wie Azurill aufgeregt von Maxax' Kopf sprang, weil sie das Spiel erkannte und mitmachen wollte. Sie stolperte dabei in Durengard hinein, weshalb sie direkt mit Fangen dran war. Zamazenta machte es ihr ziemlich leicht. So lief das Ganze immer weiter. Eine derart lebhafte Atmosphäre war einfach großartig.

Dann konzentrierte sie sich aber lieber voll und ganz auf das Curry.

„Kannst du mir bitte die Schüsseln holen?“, fragte sie Delion. „Dann kann ich gleich direkt das Essen verteilen~.“

Er nickte ihr zu, ging zum Gepäck der beiden hinüber und wühlte darin kurz nach den Schüsseln. Es dauerte nicht lange, bis er sie gefunden und aus der Tasche befördert hatte. Wobei er etwas vorsichtiger als sonst sein musste, weil er nur eine Hand benutzen konnte.

Als er das geschafft hatte, brachte er die Schüsseln zu Raelene. „Hier, bitte~.“

„Danke dir~.“

Normalerweise würde Raelene Endynalos zuerst eine Portion geben, aber da er noch misstrauisch war, fing sie besser mit ihren Pokémon an – wozu sie inzwischen auch schon automatisch die von Delion zählte.

Raelene verkündete laut, dass das Essen fertig war und alle herkommen sollten. Sofort wurde das Fangspiel abgebrochen und die ersten Pokémon versammelten sich begeistert um sie. Dedenne rannte erst alleine los, hielt aber dann inne und war doch noch so umsichtig Liberlo zu wecken, damit auch er zu ihr an den Kessel kommen konnte.

Glurak bekam die erste Portion, weil er den Kessel vor den Spielenden verteidigt hatte. Danach gab sie nach und nach auch den anderen ihr Essen. Manchmal reichte sie Delion eine Schüssel, damit er sie weitergeben konnte. Zu ihrer Freude beobachtete Endynalos das Ganze äußerst interessiert, also würde er vielleicht tatsächlich auch etwas essen wollen.

Inzwischen hatten sich die Pokémon alle aneinander gewöhnt, so dass niemand mehr versuchte, einem anderen etwas wegzuessen. Besonders Pichu hatte am Anfang versucht, sich durch die Schüsseln der größeren Pokémon zu fressen. Da die Ermahnungen von Maxax und Glurak nicht gefruchtet hatten, war es an Delion gewesen, Pichu zurechtzuweisen. Und inzwischen funktionierte es gut, selbst wenn sie direkt nebeneinander aßen.

Als alle der gewohnten Pokémon versorgt waren, sah Delion zu Endynalos, der seinen Blick mit einem leisen Brummen erwiderte.

Darauf wandte Delion sich an Raelene: „Ich denke, Endynalos möchte auch eine Portion.“

„Sehr gerne~.“

Für Endynalos nahm Raelene eine der größeren Schüsseln. Er war ein riesiges Pokémon und hatte wahrscheinlich noch nie etwas gegessen, daher dürfte er einen gigantischen Hunger entwickelt haben, von dem er selbst nur noch nichts wusste. Sie brachte ihm das Essen und wünschte ihm lächelnd einen guten Appetit.

Endynalos beobachtete sie kurz wachsam, während sie zum Kessel zurückging und die nächste Portion für Delion in eine Schüssel füllte. Dann widmete er sich aber wirklich seinem Essen.

„Ich bin so gespannt, ob es ihm schmecken wird“, flüsterte sie aufgeregt zu Delion.

„Ich bin auch gespannt“, antwortete Delion leise.

Sie beide versuchten, Endynalos nicht zu auffällig anzustarren, aber ihre Neugier war gleichzeitig zu stark. Endynalos kostete erst einmal vorsichtig, als ließe er es auf sich wirken – und dann aß er ein wenig schneller weiter. Offenbar schmeckte es ihm gut. Plötzlich hielt er wieder inne und hob den Blick. Delion zuckte zusammen und sah weg, was Raelene ihm gleichtat. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Endynalos zufrieden den Kopf senkte und weiteraß.

„Er isst es!“, murmelte sie, konnte ihre Freude jedoch kaum unterdrücken. „Er isst es wirklich!“

Auch Delion gefiel dieser Fortschritt, seine Augen leuchteten. „Das lief besser als erwartet. Aber umso schöner~.“

„Ich sollte mich die Curry-Queen nennen~.“

Raelene nahm einen Löffel von ihrer eigenen Portion, die sie inzwischen hatte, und hüpfte dabei mit zusammengekniffen Augen ein wenig auf und ab vor Begeisterung. Ihr Curry wurde nicht nur von Delion und dessen Team geliebt, sondern sogar Endynalos aß es! Sie war so glücklich.

Azurill ahmte Raelene nach und fing an fröhlich auf der Stelle zu hüpfen. „Azurill, rill~!“

Wenn Endynalos das Essen schon mochte, würde er vielleicht auch bei ihnen bleiben. Dann könnten sie Freunde werden und ihm vieles zeigen, was diese Welt zu bieten hatte. Vielleicht könnten sie sogar zusammen in andere Regionen reisen. Ja, das wäre alles einfach wundervoll. Zunächst sollten sie Endynalos aber vielleicht aufessen lassen.

Gemeinsam setzten sie sich zu den Pokémon ins Gras und genossen das Essen. Zum Glück war alles wieder so schnell gut geworden. Nun mussten nur noch Delion und Liberlo wieder vollkommen gesund werden, dann wäre die Welt perfekt. Deshalb bekam Liberlo auch sofort einen Nachschlag, als er um einen bat, genau wie einige andere Pokémon.

Neugierig warf Raelene einen Blick zu Endynalos und bemerkte, dass er nur noch reglos auf die nun leere Schüssel vor sich starrte.

„Möchtest du auch einen Nachschlag?“, fragte sie.

Sogleich hob Endynalos den Kopf, zögerte jedoch kurz, bevor er leicht nickte. Also bekam auch er eine weitere Portion, die er eifrig aß. Wenn er bei ihnen bleiben würde, hätte Raelene große Lust darauf herauszufinden, welche Art Curry ihm wohl am besten schmeckte.

Als sich Raelene wieder zu Delion setzte, fiel ihr auf, wie gelöst er wirkte, während er Endynalos beobachtete. Natürlich bemerkte er ihren Blick und schenkte ihr ein Lächeln, das ihre Brust mit Wärme füllte. Ein wenig hatte sie das Gefühl, gerade den acht Jahre jüngeren Delion vor sich zu haben, der noch Champ war und nie etwas Traumatisches hatte durchmachen müssen.

„Es ist, wie ich es mir immer dachte~“, setzte Delion an und strahlte noch mehr. „Pokémon sind nicht von Grund auf böse, nicht einmal Endynalos. Er brauchte nur jemanden, der ihn versteht.“

Verstehend erwiderte Raelene sein Lächeln. „Und genau das tun wir jetzt.“

Damit hatten sie die Welt wieder ein Stück besser gemacht, sie waren eben ein großartiges Team. Statt noch mehr zu sagen, genoss Raelene weiterhin das restliche Essen und lauschte den Gesprächen der Pokémon. Schließlich waren irgendwann alle satt und zufrieden, also füllte sie den Rest vom Curry in eine Schüssel, damit sich noch die wilden Pokémon daran bedienen könnten.

Feelinara bestand wieder darauf, ihr den Abwasch abzunehmen, wogegen sie sich nicht wehrte. Raelene nutzte die Zeit und setzte sich zu Liberlo, um sich bei ihm zu erkundigen wie es ihm ging. Natürlich klagte er darüber, wie langweilig es war, die ganze Zeit nur herumzuliegen. Sie versicherte ihm, dass er nur noch ein paar Tage durchhalten musste und sich dann wieder nach Lust und Laune bewegen könnte.

Wolly hatte sich ins Gras fallen lassen und machte ein Verdauungsschläfchen. Durengard hatte sich gegen Wolly gelehnt, war aber wachsam. Auch Dedenne und Azurill nahmen sich an ihr ein Beispiel, hatten sich aber dafür an Maxax gekuschelt. Pichu lag auf ihm, wie so oft, wenn es um Nickerchen ging, die Maxax sich auch wieder angewöhnt hatte, seit er die Babys und Dedenne kannte.

Glurak lag ein wenig abseits in der Sonne, einen Flügel ausgebreitet, unter dem sich Intelleon hingelegt hatte. Katapuldra hatte sich Feelinara angeschlossen, um ihr mit dem Abwasch zu helfen, die Grolldras wiederum hatten es sich zum Schlafen in Delions Haaren gemütlich gemacht, wie üblich.

Zamazenta starrte nachdenklich in die Ferne. Endynalos dagegen war immer noch wachsam und beobachtete sie. Es würde wohl eine Weile dauern, bis er in ihrer Nähe einfach in Ruhe schlafen könnte.

Dennoch lächelte Delion immer noch zufrieden. „Manchmal ist es gar nicht so verkehrt, wenn alles friedlich ist~.“

Raelene nickte ihm zu. Sie saß mit Liberlo in seiner Nähe.

„Stimmt~. Es ist eben immer besser, wenn niemand verletzt wird oder anderweitig leiden muss.“

Jedenfalls hoffte sie, dass es in Galar keine Orte gab, wo es Pokémon oder Menschen schlecht ging. Es wäre ihre Aufgabe als Champ, sich sonst darum zu kümmern. Nach dem Vorfall in der Einrichtung wusste sie aber, dass sie viel zu schwach war. Für einen Moment machte sie unbewusst ein ziemlich ernstes Gesicht.

Endynalos schwebte derweil ein wenig näher, behielt aber einen gewissen Abstand bei. Er deutete mit einem Nicken auf die schlafenden Pokémon, bevor er sie beide wieder fragend ansah. Delion sah zu ihm hinüber und überlegte für einen kurzen Moment, was er wohl wissen wollte.

„Hmmm ... fragst du, was sie jetzt gerade machen?“

Endynalos deutete ein Nicken an. Dass sie ihm so etwas Elementares erklären müssten, hätte Raelene nicht gedacht. Sogar Zamazenta schlief regelmäßig und viel. Hatte Endynalos das wirklich noch nie zuvor getan?

„Sie schlafen“, erläuterte Delion. „Nach dem Essen sind sie meist erschöpft, besonders wenn sie davor gespielt haben. Deswegen schlafen sie jetzt eine Runde.“

„Danach sind sie wieder fit und können noch mehr spielen~“, sprach Raelene weiter. „Versuch es doch auch mal. Das hilft dir bestimmt dabei wieder zu Kräften zu kommen.“

Endynalos dachte einen Moment tatsächlich darüber nach, obwohl er gleichzeitig nicht sehr überzeugt zu sein schien. Er warf nochmal einen Blick zu den anderen Pokémon. Dann schwebte er gänzlich zu Boden, bis er diesen berührte. Anschließend wartete er kurz, bis er wieder fragend Delion und Raelene ansah.

Am liebsten hätte Delion scheinbar gelacht, weil es einfach so bezaubernd war, dass Endynalos nicht verstand, wie ein normales Leben funktionierte – Raelene konnte das nur zu gut nachfühlen, auch sie fand das Ganze niedlich. Aber er hielt sich am Riemen und räusperte sich, damit Endynalos nicht das Gefühl bekam, dass er sich über ihn lustig machte.

„Du musst deine Augen schließen und dich entspannen, dann funktioniert das mit dem Schlaf von ganz allein. Mit der Zeit jedenfalls. Manche brauchen länger zum Einschlafen als andere.“

Raelene nickte auf Delions Erklärung. „Stell dir was Schönes vor, das kann helfen.“

Endynalos brummte verstehend und schloss die Augen. Kaum zu glauben, dass dieses Pokémon vor einigen Jahren noch eine Gefahr für ganz Galar gewesen war, wenn man ihn jetzt so sah. Das nahm Raelene einen großen Teil von ihrer Angst, die sie ihm gegenüber hatte. Endynalos wirkte gerade fast wie ein verlorenes Kind, aber das sagte sie besser niemals laut, um ihn nicht zu verärgern.

Stattdessen legte Raelene sich nun selbst ins Gras und klopfte neben sich auf den Boden, um Delion zu sagen, dass er sich zu ihr legen sollte. Darum ließ er sich nicht zweimal bitten. Zufrieden legte er sich neben sie. Wer hätte gedacht, dass sie heute schon wieder einen so angenehm ruhigen Tag verleben können, nachdem sie vorgestern noch so erbittert gekämpft hatten? Sogar das Gras war angenehm bequem.

„Das ist schön~“, seufzte Delion.

Lächelnd rückte Raelene dicht an ihn heran, um sich an ihn zu schmiegen. „Jetzt ist es sogar noch schöner~.“

Normalerweise machte sie nach dem Essen kein Schläfchen, aber an diesem Tag kam es ihr wie eine gute Idee vor. Delion und Liberlo mussten sich sowieso noch ausruhen. Außerdem tat es gut, so von Frieden erfüllt zu sein, nach dem was vorgestern passiert war. Hoffentlich würde Endynalos sich dafür entscheiden bei ihnen zu bleiben, aber selbst wenn er lieber in Freiheit leben wollte, dürfte er keine Gefahr mehr darstellen.

Delion legte den gesunden Arm vorsichtig um sie. „Oh ja, jetzt ist es perfekt~.“

Warum konnte das Leben nicht immer so einfach und unkompliziert sein? Sobald Delion und Liberlo wieder gesund waren, könnten sie dann auch endlich richtig auf Erkundungstouren gehen oder ganz viele Schaukämpfe austragen. Das wäre dann eine schöne Abwechslung zur derzeitigen Ruhe, die sie erlebten.

Noch war es aber nicht soweit. Nun konnten sie sich einfach die Zeit nehmen, die sie wollten und brauchten.



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