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Die Hochzeit meiner besten Freundin

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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Morgensonne schien warm ins Schlafzimmer. Derek hatte sich auf Stiles gerollt, sich dessen Handgelenke gegriffen, um diese festzuhalten und bewegte sein Becken anregend gegen das seines Geliebten.
 

"Nicht dein Ernst? Du kannst echt schon wieder? Hat die letzte Nacht dir denn noch nicht gereicht?" murmelte Stiles mit einem verschlafenen Grinsen. Er hatte noch nicht einmal seine Augen geöffnet:
 

"Was denn? Kann das arme, kleine Rotkäppchen mit dem Appetit des großen, bösen Wolfes etwa nicht mithalten?" raunte Derek in Stiles Ohr:
 

"Das nimmst du sofort zurück, du frecher Köter!" schimpfte der Mensch, mit einem Mal hellwach und kämpfte um die Oberhand, bis er den Werwolf auf Rücken gewälzt und sich auf dessen Hüfte platziert hatte:

"Mit dir kann ich es allemal aufnehmen, alter Mann!" ließ er Derek wissen, schnappte sich die Gleitgeltube vom Nachttisch, verteilte ein wenig von ihrem Inhalt an den strategisch wichtigen Stellen und entlockte Derek jenes kehlige Knurren, welches er so liebte, als er ihn kurz darauf zu reiten begann.

Er führte die Rechte des Werwolfs zu seiner eigenen Mitte, drückte ihm die Tube in die Linke und forderte: "Und nun mach dich ein wenig nützlich. Du weißt doch: Untätige Hände sind des Teufels Spielplatz!"
 

"Du bist ein wirklich böser Junge!" grinste Derek und machte sich mit geübten Fingern ans Werk: "Ich liebe dich!"
 

Der Jüngere beugte sich zu einem Kuss zu ihm hinunter und versicherte:

"Ich liebe dich auch, Mann. Und ich liebe das hier! Das ist so geil!"
 

Sie kannten sich bereits seit sieben Jahren. Am Anfang konnten sie einander auf den Tod nicht ausstehen. Als arrogant, unberechenbar und gefährlich hatte Stiles den Werwolf zunächst eingeschätzt und er hatte damit damals vielleicht auch gar nicht mal so vollkommen daneben gelegen.

Derek hingegen fand den Menschen zu diesem Zeitpunkt unerträglich, nervtötend, ungeschickt, frech, großmäulig, sich selbst grandios überschätzend und respektlos und auch damit hatte er wohl nicht vollkommen Unrecht.

Nur um Scotts Willen hatten sie einander schließlich toleriert.
 

Doch dann hatten sie sich besser kennengelernt. Derek hatte erkannt, dass Stiles ebenso auch mutig, tapfer, schlau, sensibel und unglaublich loyal war.

Stiles wiederum hatte die Verletztheit, die Angst und die wahnsinnige Einsamkeit in Derek gesehen und sie verstanden. Sie hatten Respekt füreinander entwickelt und am Ende sogar so etwas wie Freundschaft.
 

Dann war die Schule vorüber gewesen und das Rudel verstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Malia war nach San Francisco gegangen, Lydia nach Cambridge, um dort Mathematik zu studieren und Scott und Stiles verbrachten die Collegezeit an der UCLA.
 

Und hier in Los Angeles waren Derek und Stiles sich dann auch wieder begegnet und das nicht bloß ein einziges Mal. Man sollte meinen, dass man statistisch gesehen in einer Stadt, in der mehr als vier Millionen Menschen lebten eine ganze Lebensspanne zubringen könnte, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu treffen, richtig?

Dennoch liefen diese Zwei sich in nur einem einzigen Monat ganze fünfzehn Mal zufällig über den Weg und das in völlig unterschiedlichen Winkeln der Stadt. Sie hatten schließlich darüber gelacht, gewitzelt wer hier wen stalken würde und schließlich waren sie zusammen etwas trinken gegangen. Es wurde spät, sie hatten endlos lange geredet und als die Bar, in welcher sie saßen Feierabend machte, wollten sie sich immer noch nicht wieder von einander verabschieden und so war Stiles mit zu Derek nachhause gegangen.

Später stritten sie sich oft darüber, wer wen zuerst geküsst hatte. Jeder der beiden behauptete, es sei der andere gewesen. In Wahrheit war es wohl eher so, dass sie es beide gewollt hatten und es dann einfach passiert war. Danach hatte eins zum anderen geführt und sie waren miteinander im Bett gelandet. Sie waren füreinander jeweils der erste Mann gewesen, doch sie lernten schnell und von da an übten sie so ausdauernd miteinander, als sei Sex so etwas wie eine olympische Disziplin.

Derek hatte zuerst: „Ich liebe dich!“ gesagt, darüber gab es keinen Streit. Und es war vermutlich das mutigste, was der Werwolf in seinem Leben jemals gewagt hatte. Doch er wurde dafür auch reichlich belohnt, denn Stiles liebte ihn ebenfalls und die Tage seiner Einsamkeit waren damit endlich vorbei.
 

Stiles hatte am College ein Zimmer zusammen mit Scott und am Anfang hatte er noch gemeint, er könnte diese Sache, die da zwischen Derek und ihm begonnen hatte vor seinem besten Freund geheim halten, doch das war natürlich vollkommener Unsinn, wenn ebenjener beste Freund ein Werwolf mit überlegenen Sinneswahrnehmungen war und so wurde Scott eingeweiht und gleichzeitig zu absoluter Geheimhaltung verpflichtet. Und zu Stiles großer Erleichterung hatte Scott nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als er die Neuigkeiten erfuhr. Im Gegenteil, es schien ihm richtig gut zu gefallen, dass sein bester Freund und sein Beta nun ein Paar waren.
 

„Wir müssen uns immer noch überlegen, was wir nun morgen tun wollen.“ stellte Stiles fest.
 

Derek und er saßen mittlerweile befriedigt und frisch geduscht an einem reichlich gedeckten Frühstückstisch, denn nach ihren kleinen, oder größeren Eskapaden, waren die beiden Männer jedes Mal vollkommen ausgehungert.
 

Derek hatte sich soeben einen Berg Rührei und Toast auf seinen Teller geladen und wollte mit der Gabel genüsslich hineinstechen, doch die Worte seines Geliebten ließen ihn mitten in der Bewegung innehalten:

„Ich weiß es doch auch nicht.“ erwiderte er gequält.
 

„Wir haben es die ganze Zeit vor uns hergeschoben, aber nun muss endlich eine Entscheidung her. Lydias Hochzeit ist schließlich nicht irgendwann, sie ist MORGEN.“ erinnerte ihn Stiles und biss herzhaft von seinem Lachsbagel ab: „Unsere Freunde, unsere Familien, alle Leute, die wir kennen werden da sein. Wie treten wir dort auf? Als frisch verliebtes Pärchen? Oder klopfen wir uns etwa bloß männlich-herzhaft auf die Schultern, begrüßen uns mit `Hey Alter, gut dich zu sehen!´ und tun so als wäre nichts? Sag´ es mir!“
 

„Ich habe keine Ahnung!“ murrte Derek unzufrieden: „Gibt es keine dritte Option? Können wir nicht einfach gar nichts tun, ein bisschen die Füße stillhalten und hoffen, dass niemand auf uns achtet, weil es schließlich Lydias großer Tag ist?“
 

„Ich bin dir also peinlich, ist es das?“ stellte der Jüngere mit finsterer Miene fest.
 

Der Werwolf seufzte:

„Stimmt doch gar nicht! Aber du willst doch bestimmt auch nicht, dass sie es alle mitbekommen, oder? Sonst hättest du es doch wenigstens deinem Dad schon längst gebeichtet.“
 

Im Grunde hatte Derek gar nicht so Unrecht, Stiles hatte sehr wohl Angst vor ihrem Coming Out, doch je mehr sein Geliebter sich dagegen aussprach, umso mehr wollte er es plötzlich. Er schob sich energisch den letzten Bissen in den Mund und hatte noch nicht einmal fertig gekaut, als er protestierte:

„Dasch ischt doch lächerlich! Wir können nischt so tun, als wäre da nischtsch zwischen unsch!“
 

„Vielleicht schluckst du erst einmal runter?“ schlug Derek betont ruhig vor: „Ein Sprühregen aus Frischkäse und Fisch in meine Richtung, hilft deiner Argumentation nämlich überraschenderweise kein Stück.“
 

Tatsächlich folgte Stiles dieser Empfehlung und schluckte, doch er war mittlerweile richtig wütend, denn er konnte es nicht leiden, wenn jemand mit dieser Stimme der Vernunft zu ihm sprach und ihm damit den Eindruck vermittelte, er selbst verhalte sich unvernünftig und unverhältnismäßig. Diese Art der Ansprache war vielmehr die beste Methode, ihn tatsächlich an jenen Punkt zu treiben, an welchem er unvernünftig und unverhältnismäßig reagierte:

„VERDAMMT, LENK´ NICHT AB, HALE!“ pöbelte er „Ich finde es einfach nur unwürdig, dass du da morgen irgendein Schmierentheater aufführen willst, bloß weil du nicht den Arsch in der Hose hast ehrlich zu sein!“
 

„Seit wann hast du etwas gegen meinen Arsch?“ fragte Derek in der Hoffnung, sich mit unpassendem Humor aus der Sache herauswieseln zu können:
 

„Lass´ den Blödsinn!“ pöbelte Stiles: „Wir führen hier ein ernsthaftes Gespräch und ich will wissen, was wir morgen tun werden?“
 

„Können wir nicht einfach absagen und uns krank melden, oder so?“ fragte Derek unzufrieden:
 

„Du bist ein Werwolf, du Genie! Jeder weiß, dass du nicht krank wirst. Was willst du denen erzählen? Dass du dir Flöhe eingefangen hast, oder wie?“ schnappte Stiles: „Nein, wir gehen da hin. Lydia ist meine beste Freundin. Sie würde es uns nie verzeihen, wenn wir ihre Hochzeit schwänzen.“
 

„Aber wenn wir ihr an diesem Tag die Show stehlen, indem wir dort unser Coming Out zelebrieren, dann wäre ihr das bestimmt auch nicht Recht.“ entgegnete Derek.
 

Stiles sah aus, als würde er jeden Moment platzen:

„ALSO DAS IST DOCH WOHL DIE LAHMSTE ENTSCHULDIGUNG, DIE ICH JE GEHÖRT HABE!“ fuhr er den Älteren an: „Warum gibst du nicht einfach zu, dass du dich für uns beide schämst, hm?“
 

„Ich schäme mich nicht, ich finde bloß nicht, dass es alle Welt etwas angeht, was wir treiben. Das ist ein Unterschied.“ behauptete Derek.
 

Stiles war mittlerweile ruckartig vom Tisch aufgesprungen, wobei sein Stuhl krachend zu Boden ging. Er machte sich nicht die Mühe ihn wieder aufzuheben, sondern rief stattdessen: „Also bin ich dein schmutziges Geheimnis, ja? Der Typ, den du hinter verschlossenen Türen fickst, aber wehe du sollst dich in der Öffentlichkeit zu mir bekennen! Ich bin wohl nicht gut genug für dich? Nicht cool genug, bloß ein dummer, kleiner Mensch, weit unter der Würde des großen, tollen Werwolfs? Fein, darüber musst du dir jetzt keine Sorgen mehr machen, ich habe nämlich eine Entscheidung getroffen. Ich werde mit Scott zur Hochzeit gehen. DU hingegen kannst machen, was immer du willst.“

Stiles hatte sich mittlerweile seinen Rucksack geschnappt und damit begonnen, alles Zeug hineinzustopfen, dass er bei Derek hatte:
 

„Was soll denn das, Baby?“ fragte der Werwolf betroffen und legte seinem Geliebten sanft eine Hand auf die Schulter: „Jetzt sei doch vernünftig.“
 

Stiles schlug die Hand energisch weg, packte unbeirrt weiter und polterte:

„Ich bin aber nicht vernünftig, immerhin habe ich mich mit einem Idioten wie dir eingelassen. Ich bin unvernünftig, uncool, menschlich, spiele nicht in deiner Liga und darum verschwinde ich jetzt!“
 

„Stiles bitte! Hör´ auf damit!“ forderte Derek kläglich: „Und... das war übrigens mein Shirt, dass du da gerade eingepackt hast.“
 

„Ach ja?“ knurrte der Jüngere: „Jetzt nicht mehr! Ich klaue es dir, weil ich wütend auf dich bin!“
 

Derek rollte mit den Augen, doch er versuchte nicht, sich sein Eigentum zurückzuerobern. Stattdessen wollte er wissen:

„Und wohin willst du jetzt gehen?“
 

„Nicht dass es dich jetzt noch etwas anginge, aber ich gehe nachhause zu Scott. Der weiß mich wenigstens zu schätzen.“ erwiderte Stiles giftig.
 

Derek schluckte:

„Heißt das etwa... du machst Schluss mit mir?“
 

Stiles blickte ihn kalt an und anstatt zu antworten, zuckte er einfach nur mit den Schultern.
 

Derek klang nun wirklich ein wenig panisch, als er fragte:

„Stiles, komm´ schon! Wann sehe ich dich wieder?“
 

Der Jüngere hatte die Türklinke bereits in der Hand, als er sich nun noch einmal umdrehte und ruhig entgegnete:

„DU wirst mich Morgen bei der Hochzeit sehen, sofern du dich entscheidest dort aufzukreuzen. Ich hingegen werde ganz einfach durch dich hindurchschauen und so tun, als wärst du tot!“

Mit diesen Worten verschwand er durch die Tür und ließ sie krachend hinter sich zu fallen.
 

Derek starrte einen Augenblick in die Richtung, in welcher Stiles verschwunden war, während er spürte, wie Ärger in ihm aufkam. Dieser kleine Blödmann sollte bloß nicht denken, dass er jetzt hinter ihm herlaufen würde. Das wäre ja noch schöner, denn immerhin hatte er rein gar nichts falsch gemacht! Er hatte bloß ein vernünftiges Gespräch führen wollen, doch dazu kam er ja gar nicht, weil Stiles ihm jedes Wort im Munde verdrehte. Er wollte doch nur nicht, dass alle Welt jedes Detail über sein Privatleben wusste. Seine Intimsphäre war ihm eben wichtig, aber das war doch wohl kein Verbrechen? Und was Stiles daraus machte, war ganz allein sein Problem.

Ach verdammt, Derek brauchte diesen kleinen Spinner nicht. Er brauchte NIEMANDEN! Er war Derek Hale, verdammt nochmal, ein einsamer Wolf!

Er setzte sich wieder an den Tisch und stopfte wütend sein Frühstück in sich hinein, was ihm hinterher Bauchschmerzen einbrachte.
 

„Hey Bro, da bist du ja schon wieder.“ begrüßte Scott Stiles fröhlich, als dieser in ihr gemeinsames Zimmer gerauscht kam, doch dann hielt er kurz inne, als er die finstere Miene seines besten Freundes erblickte:

„Oh je, was hat Derek ausgefressen?“
 

„Er ist ein RIESENARSCH!“ schimpfte Stiles und pfefferte seinen schweren Rucksack neben sein Bett: „Er liebt mich überhaupt nicht.“
 

„Das hat er wirklich gesagt?“ fragte Scott skeptisch.
 

Stiles stutzte kurz. Nein, eigentlich hatte Derek das wirklich nicht gesagt. Er hatte sogar das genaue Gegenteil behauptet, doch das war in der Hitze des Gefechts, also zählte es nicht, richtig?
 

„Nein, nicht in diesen Worten, aber das hat er gemeint!“ erwiderte Stiles entschieden: „Ich bin sein `Guilty Pleasure´, aber wissen darf das mit uns beiden niemand. Er hat tatsächlich vorgeschlagen, dass wir auf Lydias Hochzeit so tun, als wäre da nichts zwischen uns. Wer tut so etwas? Jedenfalls niemand, der dich liebt, ist es nicht so?“
 

Scott holte tief Luft, ehe er zu bedenken gab:

„Du hast es noch nicht einmal deinem Vater gesagt. Du hattest bislang also auch noch keine große Eile, die Regenbogenflagge zu schwenken, oder? Warum also machst du plötzlich so einen Druck?“
 

„Auf wessen Seite bist du denn eigentlich? Ich dachte, du bist mein Freund?“ empörte sich Stiles, doch Scott kannte ihn gut genug, um sich auf dieses Spielchen nicht einzulassen:
 

„Jetzt mach´ mit mir nicht das gleiche, wie gerade mit Derek. Ich bin dein Freund und du hast nun wirklich keinen Grund, das in Frage zu stellen. Meine Frage ist durchaus legitim: Warum machst du plötzlich so einen Streß, hm? Warum ist es so wichtig, das Derek und du da morgen als Paar auftretet?“
 

Stiles zog ein Schnäuzchen, lümmelte sich auf sein Bett und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Für seine Antwort brauchte er eine Weile, doch schließlich gestand er ein:

„Zuerst wusste ich auch noch gar nicht so genau, ob wir es wirklich tun sollten, aber dann hat Derek es so kategorisch ausgeschlossen, dass wir den anderen die Wahrheit sagen und das... hat mich echt verletzt. Wenn er mich wirklich lieben würde, dann wäre er doch auch stolz darauf, mit mir zusammen zu sein, oder nicht? Dann würde er es doch von allen Dächern schreien. Stattdessen will er so tun, als würden wir uns gar nichts bedeuten. Vor den Menschen, die uns am nächsten stehen! Nein, er ist für mich gestorben! Ich will ihn nicht mehr. Ich... ich HASSE ihn!“
 

„Bullshit, Bullshit, Bullshit!“ erwiderte Scott entschieden: „Du hasst ihn nicht, sondern du liebst ihn. Und er liebt dich ebenfalls wie verrückt. Er hat einfach nur Angst, Stiles. Denn falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Derek hatte in seinem Leben noch nicht allzu viel Grund dazu, sich sicher zu fühlen!“
 

Stiles verzog das Gesicht:

„Na großartig, Scott! Du bist ein ganz mieser Freund. Jetzt fühle ich mich beinahe schuldig.“
 

Der Werwolf grinste:

„Stimmt gar nicht. Ich bin der beste Freund, den man haben kann, denn ich sage, dass wir unsere heutigen Vorlesungen schwänzen und ich lade dich auf ein großes Eis ein!“
 

„Ich will aber nicht raus. Ich will mich hier verstecken!“ jammerte Stiles:
 

„Nichts da!“ bestimmte Scott, schnappte sich die Hände seines besten Freundes und zog ihn aus dem Bett.

Da Stiles sich jedoch weigerte, auf seinen eigenen Füßen zu stehen, nahm Scott ihn kurzerhand Huckepack, und schleppte ihn hinaus:
 

„Unfair!“ behauptete Stiles: „Du benutzt deine Werwolfskräfte dafür, um mich zu entführen. Böser Alpha!“
 

Scott lachte und stellte klar:

„Das ist nur zu deinem Besten. Ich bin immerhin der WAHRE Alpha, schon vergessen. Zu Boshaftigkeit, gleich welcher Art, bin ich überhaupt nicht fähig!“
 

Stiles ging nicht darauf ein, sondern behauptete stattdessen, als sie das Wohnheim verließen:

„Die Sonne lacht mich aus!“
 

Sie gingen in den Echo-Park, Stiles erhielt seinen versprochenen Eisbecher, die Freunde saßen eine kleine Ewigkeit lang faul herum und genossen die schadenfrohe, kalifornische Sonne und als ihnen das zu langweilig wurde, mieteten sie eines dieser weißen Tretboote welche aussahen wie Schwäne, sie paddelten damit über den See und beobachteten die Enten. Später gingen sie noch eine Weile spazieren und genehmigten sich zum Abendessen in einem Diner einen Riesen-Burger mit Milchshakes und Curlyfries.
 

Der wahre Alpha hatte seine Macht einmal mehr für das Gute genutzt und es tatsächlich geschafft, seinen besten Freund eine Weile von seinem Liebeskummer abzulenken und ihm einen richtig schönen Tag zu bereiten. Erst als sie abends in ihren Betten lagen und das Licht bereits aus war, überkam Stiles die Sehnsucht und er zog klammheimlich jenes Shirt, welches er Derek gemopst hatte aus seinem Rucksack, um darin sein Gesicht zu vergraben.
 

Derek hatte nicht versucht Stiles anzurufen, auch wenn es ihm schwergefallen war. Er hatte das Gefühl dass es besser wäre, ihm ein wenig Zeit zu lassen, um wieder zur Besinnung kommen zu lassen.

Vielleicht hätten sie ja nach Lydias Hochzeit ein wenig Zeit, um zu reden, hoffte er?

Vielleicht würde sein Freund ja sogar mit ihm zusammen zurück nachhause fahren.
 

Sein Freund.

Sein Freund?
 

War Stiles das überhaupt noch? Derek war sich nicht mehr vollkommen sicher, denn diese Frage hatte der Mensch am gestrigen Tag ja unbeantwortet gelassen.
 

Derek hatte nicht gut geschlafen, denn die Ungewissheit hatte ihn gequält. Es mochte dem Werwolf vielleicht nicht gefallen, doch dieser dumme, unverschämte, dürre Junge hatte ihn fest in seinen schönen Händen.

Derek mochte ja früher schon geliebt haben, doch es war niemals... SO gewesen. Es fühlte sich echt an, groß und bedeutungsvoll. In seinen Gedanken war Derek der Zeit längst längst weit voraus gewesen, hatte vom Zusammenziehen, von Heirat, vielleicht sogar von Kindern fantasiert; von einer Zukunft eben.

Und nun war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er und Stiles überhaupt noch eine Gegenwart hatten?
 

Er straffte sich, stieg aus dem Wagen und marschierte quer durch den Wald hinüber zur Hochzeitsgesellschaft, für welche ein Festplatz auf einer großen Lichtung mitten im Beacon Hills Naturschutzgebiet errichtet worden war.
 

Als er den Jeep am Waldrand parkte, spürte Stiles wie in seinem Magen ein Schwarm Schmetterlinge zum Leben erwachte. Gleich würde er Derek gegenüberstehen und er hatte noch keine Ahnung, wie das wohl ausgehen mochte. Er zögerte kurz, doch sein Beifahrer Scott forderte hellsichtig:

„Na komm´ Bro! So schlimm wird es schon nicht werden. Ich bin ja bei dir!“

Mit einem Seufzer stieg Stiles aus und sie machten sich auf den Weg.
 

Vor der Trauung gab es einen kleinen Sektempfang und wie es schien, waren Scott und Stiles wohl die letzten die eintrafen.

Sogleich begann Stiles damit, die Menge mit dem Blick zu scannen und die erste Person, die er bewusst wahrnahm, war sein Dad, der an der Seite von Natalie Martin stand, strahlte als er seinen Nachwuchs erblickte und ihn heranwinkte. Stiles folgte der Einladung und Vater und Sohn fielen sich freudig in die Arme. Es war bereits ein paar Monate her, dass diese Zwei sich gesehen hatten. Nachdem sie sich ausgiebig begrüßt und ein paar Neuigkeiten ausgetauscht hatten, machte der Sohn sich auf, um auch noch die anderen bekannten Gesichter zu empfangen. Sie waren wirklich alle da; Corey und Mason, Liam, der aus irgendeinem Grund Theo dabei hatte, vermutlich damit er ihn im Auge behalten konnte, denn obwohl Raeken sich in den letzten Jahren einigermaßen rehabilitiert hatte, hielt das Rudel es scheinbar immer noch für angezeigt, ihm über die Schulter zu gucken. Isaac und Cora hatte Stiles bereits seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, doch sie hatten den Weg hierher gefunden und offenbar waren diese Zwei mittlerweile mehr als nur Freunde. Ethan und Jackson hatten es sich nicht nehmen lassen und waren eigens aus London angereist. Coach Finstock und ein paar Jungs aus ihrem alten Lacrosse-Team waren ebenfalls gekommen. Danny hatte einen wahnsinnig gutaussehenden Typen dabei und diesmal schien es wohl etwas Ernstes zu sein, so wie die beiden sich anschauten.

Melissa McCall war in Begleitung von Chris Argent gekommen. Alan Deaton hingegen war allein da, so wie eigentlich immer.

Und Peter Hale hatte sich höchstwahrscheinlich selbst eingeladen, denn Stiles konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Lydia es getan hatte, nach allem was er ihr in der Vergangenheit schon alles zugemutet hatte. Dennoch begrüßte er die beiden Freunde, als sei er der Gastgeber dieser ganzen Veranstaltung und zwar tat er dies auf die französische Art, mit Küsschen links und rechts und er tat dabei so, als seien sie die allerbesten Freunde.

Es musste toll sein, Peter zu sein und sich die Welt widdewidde-wie-sie einem gefiel zu machen, dachte Stiles flüchtig, als seine Ex-Freundin Malia zu ihnen trat, ihrem Vater einen herzhaft-freundlichen Stupser mit dem Ellenbogen in die Rippen versetzte und Scott und Stiles grinsend fragte:

„Belästigt euch der Kerl, ihr Süßen?“
 

„Nicht mehr als üblich.“ erwiderte Stiles lachend und fiel der Werkoyotin um den Hals.
 

Bevor Peter noch die Chance hatte, sich zu echauffieren, hatte die junge Frau die beiden Freunde auch schon untergehakt und nahm sie mit hinüber zum Bräutigam. Richard Keane entstammte einer langen Ahnenreihe britischen Geldadels, sah umwerfend aus und war überdies auch noch ein wirklich netter Kerl. Er hatte Lydias Freunde bereits bei einem früheren Besuch in Beacon Hills im letzten Sommer kennengelernt und schon da konnte sich jeder davon überzeugen, dass dieser Kerl wohl der perfekte Partner für die großartige Lydia Martin war. Doch die Kirsche auf dem Milchshake war wohl, dass die Welt des Übernatürlichen ihm alles andere als fremd war, denn sowohl er, als auch seine gesamte Familie waren Magier.
 

Stiles ließ seinen Blick ein weiteres Mal über die Menge schweifen, denn er hatte ja noch immer nicht Derek entdeckt und begann schon sich zu fragen, ob dieser überhaupt gekommen war. Andererseits war es gar nicht so leicht in diesem Gewimmel jemanden ausfindig zu machen, denn es waren über hundert Gäste geladen.

Da plötzlich erblickte Stiles den Werwolf. Er trug einen engen schwarzen Smoking, welcher selbstverständlich saß, als hätten die Heerscharen des Himmels ihm diesen persönlich auf den Luxuskörper geschneidert.

Da wurde es Stiles einmal mehr überdeutlich bewusst, dass Derek und er wirklich nicht in derselben Liga spielten. Wahrscheinlich spielten sie nicht einmal dasselbe Spiel, denn bei Derek war es höchstwahrscheinlich etwas Cooles wie Football und bei Stiles wohl eher etwas vollkommen Beknacktes wie Gummistiefelweitwurf. Und während Derek in seinem Anzug aussah wie ein Traumprinz, fühlte Stiles sich eher wie ein dürrer, klebriger Besenstiel, an dem versehentlich ein wenig Abendgarderobe hängen geblieben war.

Doch das war noch gar nicht mal das Schlimmste. Viel übler war, dass Derek keineswegs elend und einsam ohne ihn aussah. Nein vielmehr wirkte es, als hätte er eine wundervolle Zeit und zwar an der Seite von Braeden, seiner wunderschönen Ex! Er lächelte sogar und die Zwei schienen sich bestens zu unterhalten. Na ja, diese beiden hatten ja auch immer schon eine unglaublich gute Chemie gehabt.

Schön für sie! WIRKLICH SCHÖN!

Stiles verschoss Blitze mit seinen Augen, welche selbstverständlich vollkommen unbemerkt von dem Paar abprallten.
 

Das Streichquartett, welches bis dahin sanfte Hintergrundmelodien gefiedelt hatte spielte nun in typisch wagnerschem fortissimo `Hier kommt die Braut´, was das deutliche Signal an die Gäste war, sich wie pawlowsche Hunde zu ihren Klappstühlen links und rechts des Mittelgangs zu begeben und Platz zu nehmen.

Dann endlich erschien die weibliche Hauptdarstellerin des heutigen Tages in einem wundervollen schneeweißen Corsagenkleid mit weit ausgestelltem, bodenlangem Taftrock mit Schleppe. Ihr hellrotes Haar war ihn glänzende Wasserwellen gelegt, in welche auch ein kleiner Schleier eingearbeitet war. Sie sah einfach atemberaubend aus, wie sie so am Arm ihres Vaters die Stuhlreihen abschritt und einzig Augen für ihren Bräutigam hatte, welcher ihr mit einem, an Dümmlichkeit grenzenden Lächeln entgegen schaute.
 

Die ersten Gäste begannen Taschentücher zu zücken und auch Stiles ließ diese Situation nicht vollkommen kalt, doch den weitaus größere Teil seiner Aufmerksamkeit band sein eigenes Liebesdrama. Die Trauungszeremonie rauschte beinahe unbemerkt an ihm vorbei, ebenso wie der erste Tanz, das Brautstraußwerfen und die ach so lustigen Partyspiele. Sobald es die Höflichkeit erlaubte, flüchtete er sich an einen der Tisch, stocherte lustlos in dem Stück Hochzeitstorte herum, welches Scott ihm organisiert hatte und wartete darauf, dass der ganze Zauber vorüber wäre und er wieder nachhause fahren durfte.

Als dann auch noch Derek mit Braeden tanzte, war es für ihn endgültig vorbei. Er schob seinen Teller beiseite und hörte seinem kleinen Herzen beim zerbersten zu.
 

„Du bist abgelenkt, Derek!“ stellte Braeden fest: „Wo schaust du denn immerzu hin?“
 

„Ich schaue doch gar nicht. Alles ist bestens.“ behauptete der Tanzpartner der Schönen.
 

Braeden lachte und folgte der Blickrichtung des Werwolfs und fragte:

„Dann gibt es vermutlich gar keinen Grund dafür, dass Stiles und du heute so tut, als würdet ihr überhaupt euch nicht kennen, richtig?“
 

„Was?“ fragte Derek dümmlich
 

„Ach komm´ schon, was läuft hier? Habt ihr euch gestritten?“ erkundigte sich Braeden ungeduldig:

„Da war doch damals immer schon etwas zwischen euch beiden. Was ist daraus geworden? Wart ihr etwa endlich im Bett und wisst nun nicht, wie ihr damit umgehen sollt, oder wie? Jetzt erzähl schon!“
 

Derek wurde blass um die Nase:

„Ich... WAS? Nein...!“ stammelte er: „Verdammt woher weißt du...?“
 

Die junge Frau in seinem Arm lachte, nahm ihn bei der Hand und führte sie zu einem leerstehenden Tisch:

„Ich bin eben keine Idiotin. Was meinst du, warum ich damals mit dir Schluss gemacht habe? Weil ich wusste, dass dein Herz jemand anderem gehört.“
 

„Das ist doch Unsinn. Du kannst es gar nicht gewusst haben. WIR wussten es damals ja noch nicht einmal selbst!“ protestierte der Werwolf:
 

„Was kann ich dafür, wenn Stiles und du so eine lange Leitung habt. Für mich war es jedenfalls nicht zu übersehen.“ behauptete Braeden: „Und jetzt will ich die ganze Geschichte hören und zwar ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf!“
 

Derek seufzte, doch dann begann er zu berichten. Als er geendet hatte, fragte seine Ex stirnrunzelnd:

„Und wieso zum Teufel machst du so ein Theater? Was wäre denn dabei gewesen, wenn ihr hier heute als Paar aufgetreten wärt? Hier sind doch auch noch eine ganze Reihe anderer gleichgeschlechtlicher Paare versammelt. Das ist doch heutzutage zum Glück keine große Sache mehr.Also ich verstehe, warum Stiles verletzt ist.“
 

„Aber unser Privatleben geht doch hier niemanden etwas an!“ knurrte Derek unzufrieden: „Wozu soll so ein Coming Out denn überhaupt gut sein?“
 

Braeden boxte dem Werwolf nicht eben sanft in den Oberarm:

„Vielleicht schaust du dich hier einmal um und gibst dir die Antwort selbst, du Schwachkopf! Hier wird gerade ein großes Fest gefeiert, bei dem es nur um eine einzige Sache geht und zwar um die Liebe zweier Menschen. Füreinander da sein, füreinander einstehen, diese Dinge sind wichtig für Menschen. Es ist wichtig für Stiles und du hast ihn schmählich im Stich gelassen, du einsamer Wolf du! Und weißt du, was ich glaube? Es geht hier noch um etwas völlig anderes: Stiles hat gar nicht so Unrecht mit seiner Vermutung, dass es dir peinlich ist, wenn die Leute herausfinden, das ihr zusammen seid.“
 

„Stimmt doch gar nicht!“ behauptete Derek entrüstet, rieb sich die Stelle, wo der Hieb ihn getroffen hatte und wollte zu einer Rechtfertigung ansetzen, doch Braeden ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern fuhr fort:

„Ich wette, das ist so ein Macho-Ding. Ein ganzer Kerl wie du kann überhaupt nicht schwul sein. Das passt nicht zu deinem Selbstbild, stimmt´s nicht?“
 

„Ich bin ja auch nicht schwul!“ zischte Derek seiner Tischnachbarin zu, bedacht darauf, dass kein anderer sie beide hörte: „Du solltest das ja wohl am besten wissen, oder nicht? Immerhin waren wir ja mal zusammen!“
 

„Beweisführung abgeschlossen!“ triumphierte Braeden: „Ich habe Recht. Du bist ein homophober Trottel, der sich einredet, dass er sich bloß rein zufällig in das Bett eines anderen Kerls verirrt hat.“
 

„Was? NEIN! Ich bin nicht homophob, ich sage doch bloß, dass ich bisher immer nur mit Frauen zusammen gewesen bin. Das mit Stiles ist... neu.“ ereiferte sich Derek beleidigt.
 

Braeden schüttelte bloß unwillig den Kopf und machte ein Gesicht, als habe sie es mit einem geistigen Tiefflieger zu tun:

„Also ist das ganze bloß so eine Phase, ja und du hoffst, dass es bald wieder vorbeigeht und du wieder normal wirst, oder wie?“
 

Das hatte gesessen! In Dereks Miene spiegelte sich Betroffenheit. Dasselbe musste auch Stiles gefühlt haben, bei ihrem gestrigen Streit. Sicher war sein Freund sich bei seinen Worten minderwertig, unbedeutend und ungeliebt vorgekommen:

„Es ist keine Phase.“ murmelte Derek schuldbewusst: „Ich liebe ihn wirklich. Er ist so großartig! Er ist lustig und schlau, er fordert mich heraus und mit ihm zusammen bin ich... einfach glücklich!“
 

Braeden lächelte nachsichtig, weil ihr begriffsstutziger Schüler endlich seine Lektion gelernt hatte:

„Und der Sex?“ fragte sie unverblümt.
 

Derek antwortete nicht, doch sein Grinsen sagte bereits alles:
 

„Also worauf wartest du dann noch? Wieso sitzt du immer noch hier bei mir, hm?“ wollte Braeden wissen:
 

„Ich habe Angst, dass es bereits zu spät sein könnte.“ gab Derek leise zurück:
 

„Willst du, dass ich dich wieder schlage? Geh´zu ihm!“ forderte seine Ex ungeduldig.
 

Derek wandte sich um und blickte hinüber zu Stiles, welcher vollkommen allein an seinem Tisch saß, während um ihn herum gefeiert wurde. Sein Freund hatte seine Hände auf der Tischplatte gefaltet und sein Kinn darauf abgestützt. Er wirkte überhaupt nicht mehr wütend, nein er sah einfach nur traurig aus; unheimlich traurig und verloren.

Derek fühlte sich wie ein echter Mistkerl:
 

„Geh´!“ forderte Braeden erneut ungehalten und da endlich setzte der Werwolf sich in Bewegung.
 

Stiles war so tief in Trauer und Selbstmitleid abgetaucht, dass er Derek erst bemerkte, als dessen breiter Schatten auf ihn fiel. Er richtete sich auf, blickte den Älteren misstrauisch an und fragte:

„Was willst du? Hast du denn gar keine Angst mehr mit mir gesehen zu werden?“
 

„Nein, habe ich nicht. Ich will dich fragen, ob du vielleicht mit mir tanzen möchtest?“ erwiderte Derek und hielt ihm seine Hand hin:
 

„Was ist los? Als ich dich vor einer Weile mal gefragt habe, ob du mit mir in einen Nachtclub gehen willst hast du gesagt, dass du tanzen hassen würdest. Das hat dich allerdings nicht daran gehindert, es vorhin mit Braeden zu tun. Was war das überhaupt? Seid ihr zwei jetzt wieder zusammen, oder wie ist das?“ wollte Stiles wissen.
 

Derek fiel der Unterkiefer herunter:

„Was? Was redest du denn da? Ich bin mit dir zusammen. Also das hoffe ich zumindest? Es tut mir so wahnsinnig leid, dass ich dich verletzt habe, Stiles. Das wollte ich wirklich nicht. Und du hattest wirklich mit allem Recht. Ich bin ein Feigling gewesen und hatte Angst davor, was die Leute denken könnten. Braeden hat mir in der letzten halben Stunde deswegen gründlich den Kopf gewaschen.“
 

Stiles Augen wurden riesig:

„Du hast ihr von uns erzählt?“ fragte er ungläubig.
 

Derek bestätigte:

„Das habe ich. Und sie hat mir klar gemacht, dass ich ein Idiot war. Ich würde es gern wieder gut machen, falls ich von dir die Chance dazu erhalte. Bitte tanz´ mit mir! Ich will das jeder hier sieht, wie stolz ich darauf bin, dass du mein Freund bist.“
 

Stiles kniff skeptisch die Augen zusammen, während er immer noch versuchte zu verstehen, was soeben geschehen war. Dann schließlich erhob er sich, ergriff Dereks Hand, welche dieser ihm die ganze Zeit über entgegengestreckt hatte.

Sie gingen gemeinsam hinüber zur Tanzfläche, Stiles legte die Arme um den Älteren und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter.
 

Der DJ spielte soeben den alten Gershwin-Klassiker, `Someone to watch over me´, interpretiert von Frank Sinatra.
 

Es war kitschig, lächerlich und übertrieben.
 

Es war einfach perfekt!
 

Nach einer Weile gestand Derek flüsternd in Stiles Ohr:

„Als ich dachte ich hätte dich verloren, habe ich es richtig mit der Angst zu tun bekommen. Ich liebe dich wirklich wahnsinnig, Baby. Ich will dich niemals verlieren.“
 

Stiles hob den Kopf und blickte ihn verwundert an:

„Ich bin wohl auch ein Idiot!“ stöhnte er: „Es tut mir wirklich leid, Großer!“
 

„Ist schon okay. Die Hauptsache ist, das jetzt wieder alles in Ordnung ist. Das ist es doch, oder?“ versicherte sich Derek:
 

„Ist es.“ bestätigte Stiles und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Älteren zu küssen. Als ihre Lippen sich wieder von einander lösten, flüsterte er in das Ohr des Werwolfs:

„Wo steht eigentlich dein Wagen?“
 

„Wieso?“ erkundigte sich Derek lachend:
 

„Na vielleicht können wir uns später, wenn es dunkel wird dorthin schleichen und... du weißt schon! Versöhnungssex! Immerhin habe ich auch einiges bei dir gut zu machen.“ erwiderte der Mensch mit dem ihm eigenen ungezogenen Grinsen:
 

„Klingt nach einem Plan.“ bestätigte Derek.
 

Sie schlossen beide die Augen und wiegten sich weiter gemeinsam zur Musik. Einen Augenblick lang waren sie beide vollständig in ihrem eigenen Kosmos.
 

Doch dann endete der Song, sie öffneten die Lider wieder und mussten feststellen, dass sie die Tanzfläche ganz für sich allein hatten und all ihre Freunde und Familienmitglieder sich rings um sie versammelt hatten, um ihnen zuzuschauen.

Und nun brachen sie auch noch in Applaus aus.
 

Das Paar stand ertappt in der Mitte und sie wussten scheinbar beide nicht, was sie nun tun sollten.
 

Da plötzlich meldete sich Braeden zu Wort und rief:

„Das war wirklich süß, findet ihr nicht? Aber nichts desto trotz ist jetzt Zahltag!“
 

„Ach ja! Das hatte ich ja schon beinahe vergessen. Verdammt! Aber was soll´s? Spielschulden sind Ehrenschulden, richtig?“ knurrte Dereks Onkel Peter unzufrieden und zog fünfzig Mäuse aus seiner Geldbörse, um sie Dereks Exfreundin zu überreichen.

Nach und nach wechselten noch weitere Geldscheine den Besitzer und wanderten von den Brieftaschen ihrer Freunde in Braedens dunkle, schlanke Hand. Die ehemalige Söldnerin wirkte mit sich und der Welt überaus zufrieden.
 

„Kannst du mir mal verraten, was hier vorgeht?“ fragte Derek sie streng, als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte: „Habt ihr etwa Wetten abgeschlossen, ob Stiles und ich irgendwann zusammen finden werden?“
 

„Das siehst du vollkommen richtig, Süßer!“ bestätigte die Schöne: „Und nun rate mal, wer als einziger immer an euch geglaubt hat?“ Sie deutete mit beiden Daumen auf sich selbst, als sei sie auch noch stolz auf sich:
 

„Hast du deswegen vorhin auf mich eingeredet, dass ich zu Stiles gehen und mich entschuldigen soll?“ fragte Derek entrüstet: „Das ist in höchstem Maße unmoralisch und verabscheuungswürdig!“
 

„Du weißt doch, dass ich eine Kapitalistin bin. Ich beschütze immer meine Investition.“ erwiderte seine Ex grinsend und ohne jede Spur von Scham. Dann fügte sie jedoch hinzu: „Nein, das war bloß Spaß. Das Geld ist bloß ein netter Nebeneffekt. Aber sei versichert, ich will bloß, dass du glücklich bist, mein Schatz.“
 

„Ja, ja, du mich auch!“ knurrte der Werwolf.
 

Stiles mittlerweile auch wieder aus seiner Erstarrung erwachte, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und pöbelte seine Freunde an:

„Ihr Arschgeigen! Ihr seid furchtbare Menschen und ich hasse euch alle!“
 

Lydia, die aus ihrer winzigen Handtasche den Geldschein heraus gekramt hatte, welchen auch sie Braeden schuldete, drückte ihrem besten Freund einen Kuss auf die Wange und stellte klar:

„Nein, tust du nicht. Du hast nämlich kein Recht mich zu hassen, denn ich bin die Braut und es ist mein Tag. Jeder muss mich heute lieben! Das ist so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz.“
 

Stiles wollte gerade etwas kontern, doch dann verschlug es ihm kurz die Sprache:

„Nicht du auch, Dad? Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ japste er, als seine Stimmbänder nicht mehr ihren Dienst verweigerten.
 

Der Sheriff zuckte schuldbewusst mit den Schultern, händigte Braeden einen Schein aus und murmelte:

„Tut mir wirklich leid, Sohn. Ich weiß nicht, was ich sagen soll?“ zaghaft fügte er hinzu:

„Na ja, vielleicht: Ich liebe dich, Junge, Happy Pride und zum Coming Out die besten Wünsche?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Titelbild ist das Werk von "Puppenspieler". Noch einmal vielen Dank dafür! Komplett anzeigen

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