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The Boyfriend Experience

von

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Der Hausbesetzer

Derek war heilfroh, als er zuhause ankam und seine eigene Tür hinter sich verschließen konnte. Obwohl es nicht wirklich einen rationalen Grund dafür gab, fühlte er sich mies. Dabei hatte er Stiles niemals etwas versprochen und was mit diesem Greenberg gelaufen war, war immerhin nur ein Job gewesen.

Warum also nagten plötzlich Schuldgefühle an ihm?

Bloß weil Stiles ihn bei ihrem Abschied mit großen traurigen Augen angeschaut hatte? Er konnte doch wohl jetzt nicht erwarten, dass er seinen Job an den Nagel hing, bloß wegen einiger intimer Momente, in denen sie einander ihr Innenleben offengelegt hatten?

Wovon sollte er den zukünftig leben?

Außerdem wusste Stiles doch genau, auf wen er sich mit Derek eingelassen hatte. Er verkaufte seinen Körper und er sah keinen Grund, sich dafür zu schämen!

Zu keinem Zeitpunkt hatte er Stiles gegenüber zu verstehen gegeben, dass er zu einer monogamen Beziehung bereit wäre. Im Gegenteil, er hatte ihm sogar sehr ehrlich und deutlich mitgeteilt, warum dies für ihn nicht in Frage kam.

Stiles war doch selbst Schuld, wenn er sich dennoch Hoffnungen auf mehr machte.
 

Je mehr Derek sein Schuldgefühl durch Ärger ersetzte, umso wohler fühlte er sich wieder in seiner Haut.

Er blickte auf die Uhr, es war bereits weit nach Mitternacht, viel zu spät, um jetzt noch bei Stiles anzurufen, denn der schlief mit Sicherheit bereits. Er zog sich aus, warf die getragenen Kleider direkt in den Wäschekorb und stellte sich unter die Dusche, um sich ausgiebig von dem fremden Geruch auf seiner Haut zu reinigen. Dies war nichts Besonderes, er tat es immer, wenn er von einem Kunden kam, ob er nun Sex mit ihm gehabt hatte, oder nicht. Es war sein Ritual, um das Gefühl zu haben, wieder ganz sich selbst zu gehören.
 

Bei Stiles jedoch hatte er es nie getan.
 

Nach dem Duschen legte sich Derek direkt ins Bett, denn er war hundemüde. Er war eingeschlafen, kaum dass sein Kopf das Kissen berührt hatte.
 

Stiles saß, in eine Wolldecke gehüllt, im Schneidersitz in seiner Hollywoodschaukel auf der nächtlichen Veranda und wiegte leicht vor und zurück. Auf einem Tischchen neben ihm flackerte die Flamme einer dicken Kerze in einem hohen Glas und spendete ihm schwaches Licht. Die sanfte Bewegung beruhigte Stiles ein wenig. In seiner Hand hielt er eine große, bauchige Tasse Kakao, welcher langsam kalt zu werden begann und in seinem Schoß lag ein dummes, nutzloses Telefon, welches einfach nicht klingeln wollte.

Stiles hatte es bereits mehrfach erfolglos mit Schlafen versucht, doch sobald er die Augen schloss, tauchten vor seinem inneren Auge Bilder von Derek auf, wie er einen Fremden fickte und schon war es mit seiner Ruhe vorbei.

Und darum saß er nun hier vor seinem Haus, während die Kühle der Nacht ihn frösteln machte. Er lauschte auf die Geräusche in der Ferne; die Brandung des Autoverkehrs, leise menschlichen Stimmen, Bäume, welche vom Wind bewegt wurden und er kam sich vor, wie ein Trottel.

In was hatte er sich da nur hineingeritten? Er hatte doch einfach nur nicht mehr so einsam sein wollen, doch nun fühlte er sich sogar regelrecht verloren.
 

Derek erwachte viel zu früh am kommenden Morgen von einem Geräusch, dass es eigentlich gar nicht geben dürfte. Ein Schlüssel wurde in seinem Wohnungstürschloss herumgedreht, dabei gab es doch nur einen einzigen Menschen auf der Welt, der einen Zweitschlüssel zu seinem Apartment besaß und dieser Jemand dürfte doch im Grunde überhaupt nicht in der Stadt sein?
 

„Guten Morgen, geliebter Neffe. Gibt´s Frühstück?“ ertönte die putzmuntere Stimme von Peter Hale, welcher geräuschvoll zwei Reisetaschen auf dem Boden neben der Eingangstür absetzte und die Tür dann mit einem lauten Rumms ins Schloss fallen ließ.
 

Derek hob mürrisch den Kopf, warf ein Blick auf den Wecker neben seinem Bett und stellte fest, dass es noch nicht einmal sechs Uhr am Morgen war:

„Frühstück? Hast du den Verstand verloren? Es ist doch noch mitten in der Nacht! Wieso bist du eigentlich schon wach? Schläfst du nicht für gewöhnlich mindestens bis mittags?“ knurrte er.
 

„Ich war noch gar nicht im Bett. Außerdem ist zu viel Schlaf gar nicht gesund. Ich schlafe nie mehr als vier bis fünf Stunden die Nacht. Und schau mich an! Bin ich nicht das blühende Leben?“ erwiderte Peter im Plauderton und mit einem Grinsen auf dem Gesicht, für welches Derek ihm am liebsten die Fresse poliert hätte:
 

„Du bist die Pest am Arsch, das ist es, was du bist!“ beschwerte er sich stattdessen und zog sich sein Kissen über den Kopf: „Was machst du überhaupt hier? Hast du nicht immer behauptet, jemand wie du gehöre nach L.A. und unser schönes San Francisco sei ein verschlafenes Provinznest. Und was sollen die Taschen? Willst du etwa länger bleiben?“
 

Peter ließ sich neben Derek auf das Bett fallen und schmunzelte gerissen, als er sagte:

„Heute ist dein Glückstag, Neffe! Ich habe meine Meinung über San Francisco geändert. Ich werde hier herziehen. Und bis ich eine Bleibe gefunden habe, bleibe ich bei dir und erfreue dich mit meiner Gesellschaft. Ist das nicht wunderbar?“
 

„Wie bitte?“ fragte Derek, mit einem Mal hellwach und setzte sich kerzengerade auf: „Du kannst hier nicht wohnen. Hier ist kein Platz. Wieso nimmst du dir kein Hotelzimmer, zum Teufel?“
 

„Du willst doch deinem einzigen verbliebenen Familienmitglied nicht zumuten, in einem anonymen, ungemütlichen Hotel zu leben? Nein, nein, du und ich rücken ein wenig zusammen und dann geht es schon. Das wird ein Riesenspaß.“ behauptete Peter
 

Derek raufte sich die Haare und murmelte:

„Das kann doch wohl alles nicht wahr sein?“
 

Peter ignorierte dies, klimperte mit einem Autoschlüssel und sagte:

„Ich habe noch drei weitere Koffer im Wagen. Bitte sei ein Schatz und hole sie für mich rauf, ja?“
 

„Sehe ich etwa aus wie ein Gepäckträger? Hol´ sie selbst, du Faulpelz! Ich schlafe noch.“ knurrte Derek und legte sich wieder hin:
 

„Du willst es deinem alten Onkel zumuten, sich mit schweren Koffern abzuschleppen?“ schmollte Peter: „Was bist du nur für ein Gastgeber?“
 

„Du bist kein Gast, du bist ein Hausbesetzer, der seinen Schlüssel für Notfälle benutzt, um hier zu nachtschlafender Zeit einzubrechen. Und überhaupt: Du bist gerade mal sechs Jahre älter als ich und ein Bodybuilder seit deiner Jugendzeit. Du kannst deine blöden Koffer selbst tragen.“ stellte Derek klar.
 

Peter seufzte dramatisch und erhob sich wieder:

„Also gut, du Unmensch. Aber denk´ dran: Falls mir eine Bandscheibe herausspringt, dann musst DU mich pflegen.“
 

Derek war gerade wieder dabei einzudösen und hatte sich derweil selbst davon überzeugt, dass er bloß schlecht geträumt haben konnte, da war Peter auch schon wieder da und wollte wissen:

„Hast du vielleicht etwas dagegen, auf´s Sofa umzuziehen? Ich bin nun doch ein wenig müde, immerhin bin ich stundenlang gefahren und ich hätte gern ein richtiges Bett.“
 

„Vergiss es!“ bellte sein Neffe: „Ich bleibe hier. Du kannst tun, was immer du willst, nur lass´ mich endlich in Ruhe!“
 

„Also gut. Dann lege ich mich eben einfach mit zu dir. Aber weißt du was? Man könnte fast annehmen, du freust dich gar nicht, dass ich da bin.“ seufzte Peter schmollend.
 

Derek lag es auf der Zunge zu antworten, dass sein Onkel dies ja wirklich sehr scharfsichtig erkannt hätte, doch er verkniff es sich und forderte stattdessen:

„Halt jetzt die Klappe und lass´ mich einfach weiterschlafen!“
 

Erstaunlicherweise befolgte Peter diese Anordnung und gab Ruhe.
 

Mehrere Stunden später saßen die beiden Männer am Küchentresen zum Frühstück. Derek hatte sich tatsächlich dazu durchringen können, seinem Onkel einen Kaffee und ein Omelett zu servieren, obgleich sein „Besuch“ ihm immer noch vielmehr wie ein Überfall vorkam.

Mittlerweile wach genug für ein Gespräch, wollte er von Peter wissen:

„Und verrätst du mir nun, warum du so plötzlich hierher nach San Francisco umziehen willst? Hast du etwas ausgefressen? Wirst du in L.A. vielleicht von der Polizei gesucht, oder so? Sag´ es lieber gleich.“
 

„Was du immer gleich denkst!“ lachte Peter unbeschwert: „Ich doch nicht! Ich bin unschuldig, wie frisch gefallener Schnee.“
 

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht? Ich kenne dich nämlich rein zufällig und wenn du eine Sache nicht bist, dann unschuldig.“ konterte Derek: „Also was ist es dann? Hast du in deiner alten Heimat schon jede fickbare Person abgegrast und siehst dich nun nach neuen Weidegründen um, oder wie?“
 

„Etwas in der Art.“ bestätigte sein Onkel: „Du kennst mich doch. Ich langweile mich schnell und dann brauche ich eben etwas Neues:
 

„Aha.“ machte Derek: „Und hast du schon irgendeine Vorstellung, wie lange du mich mit deiner werten Anwesenheit beglücken wirst? Weil... du und ich im selben Raum...? Das geht nicht lange gut,wie wir beide wissen.“
 

„Das liebe ich an dir Neffe, deine erfrischende Offenheit!“ gab Peter schmunzelnd zurück: „Aber keine Sorge, ich habe in den kommenden Tagen einige Besichtigungstermine für neue Wohnungen. Ich bin bald weg.“ Er musterte seinen Neffen eingehend und fuhr dann fort:

„Aber jetzt habe ich auch mal eine Frage: Auf wessen Anruf wartest du eigentlich gerade, hm?“
 

Derek zuckte schuldbewusst zusammen und behauptete:

„Auf niemandes. Wieso?“
 

Peter grinste siegessicher:

„Weil du bereits zwölf mal auf dein Telefon gestarrt hast, seit wir aufgestanden sind. Was ist passiert? Hast du dich etwa endlich mal wieder verliebt?“
 

Verdammter Peter und seine aufmerksame Beobachtungsgabe!

Denn genauso gut wie Dereks Onkel darin war zu ignorieren, wenn er Leuten auf den Sack ging, oder er penetrant über deren Grenzen hinweg trampelte, so aufmerksam war er eben auch darin zu erfassen, was in seinem Gegenüber vor sich ging, wenn er es nur wollte.

Doch Derek hatte überhaupt keine Lust dazu, mit Peter über Stiles zu sprechen. Wenn es nach ihm ginge, dann sollte Peter möglichst nicht einmal von der Existenz des süßen FBI-Beamten erfahren, also sagte er schnell:

„Du spinnst Peter, da ist gar nichts!“
 

Sein Onkel schüttelte gutmütig den Kopf:

„Du warst immer schon ein mieser Lügner, Junge. Unglaublich, dass du und ich wirklich verwandt sein sollen? Aber wozu lügen? Es ist doch gut, wenn du endlich mal wieder dein kleines Herzchen für jemanden geöffnet hast. Einer wie du braucht ein wenig Liebe und Romantik in seinem Leben. Und das mit Isaac ist doch jetzt wirklich schon eine Ewigkeit her. Wie lange soll die Trauerzeit denn noch andauern?“ wollte Peter wissen. Dann fügte er hellsichtig hinzu:

„Und solange du dich nicht in einen deiner Freier verliebst, ist doch alles in bester Ordnung.“
 

Derek erstarrte und sämtliches Blut wich aus seinem Gesicht.



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