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The Boyfriend Experience

von

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Wo stehen wir?

Als Stiles an diesem Morgen die Augen öffnete, war Derek bereits hellwach, lag ihm zugewandt und blickte ihn aufmerksam an. Es schien, als habe er bloß auf das Erwachen seines Bettnachbarn gelauert, wie ein Kater, der auf sein Frühstück wartete.

Stiles fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung durchs Haar und murmelte verschlafen und unglücklich:

„Nein, guck´ weg! Ich sehe morgens Scheiße aus.“
 

Derek, welcher selbstverständlich auch direkt nach dem Aufwachen bereits wie ein Disney-Prinz aussah, behauptete:

„Ich finde dass du toll aussiehst, Stiles.“ Er rollte sich auf seinen Gastgeber und fügte schnurrend hinzu: „Und außerdem bist du sexy., wie die Hölle!“
 

„Du machst dich doch lustig über mich!“ erwiderte der überrumpelte Stiles missmutig: „Meine Haare stehen in alle Richtungen, ich trage ein doofes, übergroßes T-Shirt mit Band-Logo und eine alte ausgebeulte Pyjamahose. Ich bin zum Weglaufen, ein einziges Katastrophengebiet!“
 

„Deine zerzausten Haare sind süß und bei der Kleidung kommt es ja wohl hauptsächlich auf den Inhalt an, also red´ keinen Unsinn! Wollen wir doch mal sehen, wie wir dich zum Schweigen bringen?“ antwortete Derek mit hungrigem Blick und beugte sich zu einem Kuss zu ihm herunter:
 

„Warte!“ japste Stiles: „Ich habe noch nicht einmal die Zähne geputzt. Ich stinke bestimmt aus dem Mund:
 

„Tust du nicht.“ versicherte Derek, presste seine warmen Lippen fordernd auf die von Stiles, ließ seine Hände forschend und ungeduldig über dessen Körper wandern und bewegte seine Hüfte anregend gegen die des FBI-Beamten.
 

Stiles hatte keine Ahnung, was diesen lustvollen Ausbruch seines Gastes ausgelöst hatte, denn immerhin war der vorige Abend mit seinen erschütternden Bekenntnissen ein ziemlicher Downer gewesen und vielleicht war es lediglich die Tatsache, dass heute ein neuer Tag war, doch er spürte, wie der Funke allmählich auch auf ihn übersprang.
 

Körpererinnerung!
 

Es mochte bereits lange her sein, doch Stiles Leib reagierte auf die Situation vollkommen automatisch. Er öffnete seine Lippen für Dereks forschende Zunge, wand die Beine um dessen Hüfte, so dass ihre Mitten aufeinander lagen, packte mit einer Hand gierig nach Dereks Arsch, um ihn noch enger zu sich heran zu ziehen und klammerte sich mit der anderen an dessen breiten Rücken.
 

Ihrer beider keuchender Atem, das leise Knarzen des Bettgestells, das Rascheln der Laken und der morgendliche Vogelgesang vor dem Schlafzimmerfenster vereinten sich zu einer perfekten Symphonie. Stiles war einen kurzen Moment lang zu beinahe allem bereit, fürchtete sogar er könnte bereits allein durch die Reibung an seinen Genitalien früher oder später einen peinlichen, feuchten Fleck vorne in seine Pyjamahose spritzen, als Derek ihn fragte:

„Wollen wir jetzt vielleicht...? Ich meine, hast du Lust und... hast du irgendwo Kondome?“
 

Verdammt, verdammt, verdammt!

Wieso machte Derek denn so etwas? Wieso stellte er ihm solche Fragen, anstatt einfach zu handeln, wenn dadurch doch zwangsläufig sein Verstand auf den Plan gerufen wurde? Sie hätten doch jetzt ganz wunderbar vögeln und sich erst hinterher um die Konsequenzen ihrer Taten kümmern können, doch damit hatte er alles kaputt gemacht.

Denn wenn Stiles Hirn, welches doch bis gerade eben noch so erfolgreich ausgeknipst gewesen war sich jetzt dazuschaltete, dann hatte es eben auch einiges zu dem zu sagen, was hier gerade geschah.

Und natürlich hatte es ein Veto einzulegen:

„Warte...!“ japste Stiles also unzufrieden: „Wir... wir können nicht... das geht nicht!. Zwischen uns ist doch immer noch alles vollkommen ungeklärt. Ich muss zuerst wissen, wo wir überhaupt stehen.“
 

Derek stöhnte unglücklich. Alle Spannung verließ seinen Körper schlagartig und er ließ sich schwerfällig und schlaff auf Stiles unter sich sinken, wo er liegen blieb und gegen dessen Hals murmelte:

„Ja! Ja, ich weiß. Irgendwie hatte ich wohl gehofft, wir könnten diesen Teil einfach überspringen und es würde sich alles von selbst klären. Also... was machen wir denn nun?“
 

„Also ich gehe duschen. Kalt würde ich sagen.“ seufzte Stiles unglücklich.
 

Derek rollte sich widerwillig von ihm herunter und Stiles erhob sich. Er ging hinüber zur Tür, wo er noch einmal innehielt und über die Schulter hinweg sagte:

„Aber wenn wir uns beide benehmen, dann spricht sicher nichts dagegen, wenn du mich begleitest.“
 

Derek grinste, stand ebenfalls auf und folgte seinem Gastgeber ins Bad.

Dort ließen sie die Hüllen fallen und konnten einander nun erstmals zur Gänze bewundern:
 

„Wow!“ war der, auf das nötigste reduzierte und dennoch hinlänglich ausdrucksstarke Kommentar von Stiles zu dieser blendenden Aussicht:
 

„Wollte ich auch gerade sagen.“ erwiderte Derek mit einem halben Grinsen: „Du bist wirklich verdammt schön!“
 

Stiles verkniff sich seinen Widerspruch gegen diese offensichtlich maßlose Übertreibung, senkte stattdessen verlegen den Blick, stieg in die Dusche, drehte das Wasser auf und Derek folgte ihm.
 

Als sie dabei waren sich gegenseitig einzuseifen, fiel Derek etwas auf. Mit den Fingerspitzen strich er sacht über eine blasse Narbe direkt über Stiles Herzen:
 

„Ich habe dir ja erzählt, dass ich angeschossen wurde. Ich habe noch eine weitere hier.“ Er führte Dereks Hand hinab zu seiner Hüfte, wo sich die Narbe eines Streifschusses erkennen ließ:

„Hier bin ich glimpflich davongekommen. Ein paar Stiche und das Thema war erledigt.“ Er schob Dereks Hand zurück auf seine Brust: „Aber hier sah die Sache schon ein wenig anders aus. Ich trug keine Schussweste bei diesem Einsatz, weil vorher nicht absehbar war, dass es derart gefährlich werden würde. Ich war nicht schnell genug, als dieser Kerl die Waffe auf mich gerichtet hat und deswegen hat er mich frontal erwischt. Ich kam damals sofort ins Krankenhaus und wurde mehrere Stunden lang am Herzen notoperiert. Man hat mir berichtet, ich sei sogar einmal zwischendurch klinisch tot gewesen. Ich habe danach mehrere Monate gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Das hat vielleicht genervt! Ich kann es nämlich überhaupt nicht leiden untätig auf meinem Arsch zu sitzen. Ich wollte so schnell wie möglich wieder arbeiten, denn...“ Während er erzählte, hatte Stiles einen Moment nicht auf Derek geachtet, doch als er nun zu ihm aufsah und den Ausdruck in seinem Gesicht sah, hielt er inne:

„Ist alles in Ordnung bei dir?“ erkundigte er sich nun:
 

„Hast du denn gar keine Angst?“ wollte Derek wissen: „Jeder deiner Einsätze könnte dein letzter sein. Denkst du nie darüber nach?“
 

Er war ja so ein Idiot, schalt Stiles sich innerlich selbst. Natürlich musste so eine Erzählung jemanden wie Derek, der bereits so viel Verlust und Tod erlebt hatte verstören.

Oh ja, sie beide hatten wirklich einiges zu besprechen!
 

„Hey Mann, nun schau doch nicht so!“ sagte der Agent sanft: „Ich bin echt gut in meinem Job. Außerdem kriegt man mich nicht so schnell klein. Wenn ich dies also überleben konnte, dann wüsste ich nicht, was mich aufhalten könnte?“
 

„Du spielst es herunter.“ gab Derek zurück und ließ den Kopf hängen.
 

Stiles zog sein Gesicht zu eine, Kuss zu sich heran und erwiderte dann:

„Nein, tue ich nicht. Das Leben ist nun einmal gefährlich und was immer wir auch tun, es endet tödlich. Es kann jederzeit alles mögliche passieren. Ich könnte hier in der Dusche ausrutschen und mir das Genick brechen. Ich könnte aber auch ebenso gut mit fünfundneunzig in einem Schaukelstuhl, mit einer Wolldecke auf den Knien, an einem Herzinfarkt sterben. Wir wissen es nicht und haben es auch nicht in der Hand. Ich gebe zu, meine Arbeit ist gefährlicher, als die vieler anderer Leute, aber du hast es gestern selbst gesehen, dass ich genau weiß was ich tue. Ich passe auf mich auf und ich habe überdies eine großartige Partnerin an meiner Seite, die mir den Rücken freihält. Also nein, ich habe keine Angst und die solltest du auch nicht haben.“
 

Stiles las Skepsis und Widerspruch im Blick seines Gegenübers, doch Derek sagte nichts weiter dazu und so legte er die Arme um ihn und sie ließen eine Weile einfach bloß das warme Wasser über ihre Körper rinnen.
 

Das Gefühl von fremder Haut auf seiner eigenen,war eine weitere Erfahrung, welche Stiles Körper beinahe vergessen hatte. Dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Dieses Gefühl einer Heimat.

Da war es wieder!

Er war sicher, dass es ihm körperlichen Schmerz bereiten müsste, wenn sie sich gleich wieder von einander lösen würden, also zögerte er den Moment noch ein wenig heraus.

Derek schien damit sehr einverstanden zu sein.
 

Als sie zwanzig Minuten später vollständig angezogen, mit geputzten Zähnen und gekämmten Haaren in Stiles Küche standen, ließ der Gast es sich, trotz des Widerspruchs seines Gastgebers, nicht nehmen, bei den Frühstücksvorbereitungen zu helfen.

Stiles beobachtete Derek dabei, wie er den Tisch deckte, während er selbst das Rührei auf dem Herd beaufsichtigte. Sein Besucher war ernst und in sich gekehrt, mahlte mit seinen kräftigen Kiefern und wirkte in diesem Moment meilenweit entfernt. Stiles hätte gern gewusst was er dachte, oder etwas gesagt, dass das Lächeln in Dereks Gesicht zurück gezaubert hätte, dennoch spürte er deutlich, dass dieser Zeit brauchte, um die Dinge zu überdenken.
 

„Das ist echt gut!“ erklärte Derek, als sie am Tisch saßen und ihr Rührei mit Toast verspeisten.

Es war nicht viel, aber immerhin ein Zeichen, dass Stiles Gast nicht vollkommen in sich selbst versunken war. Der Koch bedankte sich.

Beide Männer häuften sich eine große Portion auf ihre Teller und nahmen sich sogar zweimal nach. Es war nicht zu übersehen, dass sie einen tiefer sitzenden Hunger hatten, den sie vergeblich mit Essen zu stillen suchten.
 

Nach ihrer Mahlzeit traute Stiles sich zu fragen:

„Was hältst du davon, wenn wir uns ein paar Stunden Zeit geben, um in Ruhe über alles nachzudenken und uns heute Abend wiedertreffen, um miteinander zu sprechen? Du weißt schon, über alles... über... über uns?“
 

„Ich kann heute Abend leider nicht.“ gab Derek zurück und Stiles musste nicht fragen, was er vorhatte, so wie er seinen Blick vermied und den Fußboden fixierte, als gäbe es da unten irgendetwas furchtbar Interessantes zu sehen.

Derek hatte heute Abend offensichtlich einen Kunden.
 

„Verstehe.“ erwiderte Stiles knapp und suchte den Blick aus dem Fenster, als eine kleine Flucht aus dieser unbehaglichen Situation.
 

Derek wählte seinen eigenen Ausweg, indem er vom Tisch aufsprang und ihrer beider Teller nahm, um sie in die Spülmaschine zu räumen:

„Wir machen das, wir reden! Ganz bald!“ versprach er unangemessen munter: „Ich verschwinde jetzt erst mal, aber wir telefonieren! Danke für gestern, für die Nacht, für das Frühstück... einfach für alles!“

Er drückte Stiles einen kleinen Kuss auf die Wange und verschwand, ehe dieser sich in irgendeiner Weise dazu äußern konnte.
 

Der Gastgeber blickte in die Richtung, in welche sein Besucher verschwunden war, noch lange nachdem die Haustür hinter Derek zugefallen war.



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