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Dream a little dream of me

von

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Dream a little dream of me

Es ging alles so wahnsinnig schnell. Da war der Qualm, welcher einem die Sicht nahm. Und aus den Schwaden hervor trat SIE, jene Person, die Derek bereits einmal alles im Leben genommen hatte.

Er hatte dieses Ungeheuer tot und begraben gewähnt und dennoch stand sie nun vor ihm, mit Wahnsinn in den Augen und einer Flinte in der Hand.
 

Der Schuss tötete Derek nicht, er setzte ihn lediglich außer Gefecht gesetzt.

Und als der Jaguar und ihre Schergen seinen leblosen Körper fort schafften, war alles was ihn im Wesen ausmachte schon lange an einem anderen Ort.
 

***
 

Wie konnte man eigentlich mit Sicherheit sagen, ob man träumte? Woran konnte man erkennen, ob das was man erlebte tatsächlich der Wirklichkeit entsprach. Und gab es sie überhaupt, diese sogenannte Wirklichkeit? Oder war am Ende vielleicht alles nur ein Traum und alles was wirklich war, war der Träumer selbst?

Derek war sich mittlerweile nicht mehr sicher.
 

Im Traum habe man Extra-Finger.

Das hatte ihm dieser Junge erzählt; der Junge mit den bernsteinfarbenen Augen. Derek erinnerte sich einfach nicht an seinen Namen, auch wenn dieser ihm auf der Zunge lag. Überhaupt erinnerte er sich nicht mehr an viel.
 

Es war wirklich zum verrückt werden!
 

Aber Derek wusste das, was am wichtigsten war, nämlich dass er dem Jungen vertrauen konnte und dass er bei ihm in Sicherheit war. Er war ein Freund, vielleicht sogar sein einziger Freund. Gerade war der Junge noch bei ihm gewesen, Derek hatte seine Finger gezählt, dann hatte er kurz die Augen geschlossen und eine sehr reale Erinnerung war vor seinem geistigen Auge aufgetaucht: Rauch, eine Frau in schwarz und ein Schuss.

Als Derek die Augen wieder öffnete, war er an einem vollkommen anderen Ort und sein Freund war verschwunden.

Er war allein!
 

Etwas war mit Derek geschehen; etwas sehr Schlimmes. Und nun waren modrige Kälte und Dunkelheit um ihn und das ständige sichere Gefühl, dass sein Leben in Gefahr war. Die Dunkelheit schien mit gierigen, klebrigen Fingern nach ihm zu greifen, wollte ihn festhalten, ihn lähmen und verschlingen, wie eine Spinne es mit ihrer Beute tat. Es war furchterregend und er wusste, er musste in Bewegung bleiben, musste den Ausgang finden, den Vorhang beiseite schieben, Licht hereinlassen, in jene andere Welt zurückkehren, von der er beinahe sicher war dass es sie gab, von der er nur nicht wusste, wie er sie erreichen konnte.
 

Er befand sich unter der Erde soviel war sicher. Wenn er im Dunkeln herumtastete, dann waren da feuchte, kalte Felswände und das Wurzelwerk mächtiger, alter Bäume, welches sich seinen Weg in den steinernen Untergrund gegraben hatte. Der Untergrund war glitschig und uneben und immer wieder schlug Derek hin und schürfte sich dabei die Knie und Handflächen auf. Dennoch rannte er weiter, nicht nur weil er von diesem Ort entkommen wollte, sondern auch weil sich beinahe sicher war, dass er verfolgt wurde. Er konnte gelegentlich das erschreckende Fauchen hören, welches von den Felswänden widerhallte, der Ruf einer hungrigen Großkatze, welche Jagd auf ihn machte. Und Derek hörte noch etwas anderes. Es klang wie rituelle Gesänge aus grauer Vorzeit und unwillkürlich schossen dem Flüchtenden Bilder vor Männern in kultischen Gewändern und ihren grausigen Ritualen in den Kopf, bei welchen Unschuldige verstümmelt wurden und an ihrem eigenen Blut ertranken. Derek rannte noch ein wenig schneller, rannte, bis ihm die Muskeln und Lungen brannten, bis er schließlich meinte nicht mehr weiter zu können. Da vernahm er unerwartet eine vertraute Stimme, welche ihm zuflüsterte:

„Komm´ zu mir! Ich bin hier, Derek.“
 

Derek tastete sich an den Wänden entlang und plötzlich spürte er wie sich zu seiner Linken ein kleiner Nebengang auftat. Und irgendwie wusste er, dass die Stimme von dort gekommen war und er bog ab. Er folgte dem Weg und nach einer Weile stellte er fest, dass er mit jedem Schritt den er tat, ein wenig mehr sehen konnte. Er bewegte sich auf ein Licht zu. Vielleicht war dies ja ein Ausgang, dachte er hoffnungsvoll.
 

Es war kein Ausgang, doch es war eine kleine Höhle mit hohen Decken, von welcher nach mehreren Seiten weitere enge Tunnel abgingen und im Zentrum dieser Höhle stand sein Freund, als habe er hier nur auf ihn gewartet.

Derek rannte genau in ihn hinein und der Junge fing ihn auf:
 

„Ist in Ordnung!“ sagte er sanft: „Du musst nicht mehr rennen. Für einen Moment sind wir hier in Sicherheit.“
 

Und Derek spürte, dass es die Wahrheit war und ließ sich erschöpft in die Arme des Jüngeren sinken. Dann blickte er sich um. Hier gab es ein silbriges Licht, welches ihm beinahe wie Mondlicht vorkam und er suchte die Quelle; einen Ausgang, oder eine Öffnung in der Decke, doch da war nichts. Dann wurde ihm klar, dass es er der Fels selbst war, der von innen heraus glomm:

„Was ist das für ein Ort?“ wollte er von seinem Freund wissen:
 

„Dies ist ein Zufluchtsort. Ich habe ihn für dich erschaffen. Ich kann ihn nicht lange aufrecht erhalten, aber für einen Moment bist du hier sicher und kannst dich ausruhen.“ erklärte der Junge und zog ihn hinter sich her zu einem erhöhten Felsen, auf welchem sie Platz nehmen konnten. Überrascht stellte Derek fest, dass sich der Felsen unter ihnen warm anfühlte. Ohne groß darüber nachzudenken, ließ er seinen Kopf in den Schoß seines Freundes sinken und dieser legte seine Arme um ihn:
 

„Ich hatte große Angst!“ gab Derek zu.
 

Der Junge nickte und strich dem Älteren eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn:

„Ich weiß! Aber nun kannst du dich ausruhen.“ versicherte er und Derek ließ einen Moment lang einfach los, schloss die Augen, ließ sich halten, atmete tief und ruhig und beinahe wäre er eingeschlafen.
 

Als er die Augen wieder öffnete, realisierte er, dass das Licht schwächer geworden war. Er nahm die Hand seines Freundes und hielt sie in die Höhe. Dann zählte er. Sechs Finger?

„Dies ist nur ein Traum, oder?“ fragte er niedergeschlagen.
 

Der Junge lächelte traurig:

„Ja ist es. Aber ich bin es nicht, verstehst du. Ich warte schon lange auf dich. Bitte vergiss´ mich nicht!“
 

„Werde ich nicht, Stiles!“

Da war es!

Das war der Name seines Freundes und plötzlich wusste Derek ihn wieder:
 

„Du musst nun weiter!“ forderte Stiles: „Kannst du sie hören?“
 

Und Derek hörte ihn, den hungrigen Ruf des Jaguars. Er rappelte sich auf die Beine, war auf dem Sprung, erneut um sein Leben zu laufen und Stiles rief ihm zum Abschied zu:

„Halt durch! Wir finden dich! Hilfe ist unterwegs.“
 

Im sterbenden Licht sah der Junge Dereks Lächeln, ehe dieser losrannte.



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