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In the closet

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In the closet

Der Abend dämmerte soeben herauf. Derek saß auf dem Dach des Beacon-Hills-Memorials und er konzentrierte sich. Alles was er hören wollte, war dieser eine Herzschlag. Er kannte ihn mittlerweile beinahe so gut, wie seinen eigenen. Er war ein wenig unregelmäßig, doch das war nicht weiter besorgniserregend. Es war bedingt durch die ADHS-Medikamente, wie er wusste. Nein, was Derek wirklich Angst machte war, wie schwach dieser Herzschlag war. In der Vergangenheit war er doch stets so energetisch und lebhaft gewesen, ebenso wie sein Besitzer.
 

Doch dann war gestern diese unfassbare, furchtbare Sache passiert.
 

Normalerweise rief Stiles noch einmal kurz an, wenn er nach einem Besuch bei Derek zuhause angekommen war. Keine Kurznachrichten, das hatte der Werwolf dem Jungen strikt verboten, denn diese könnte ja versehentlich von den falschen Personen gelesen werden! Aber dieser Anruf musste sein, denn vorher fand der Werwolf keinen Frieden.
 

Doch gestern hatte Derek vergeblich auf das Klingeln seines Telefons gewartet und mit jeder Minute die verging, war er unruhiger und unruhiger geworden, bis er es schließlich in seinem Loft nicht mehr aushielt.

Derek war es dann auch gewesen, der den schwer verletzten Stiles bewusstlos mitten auf der Straße in der Nähe seines Elternhauses liegend gefunden hatte: Unfall mit Fahrerflucht. Und der Fahrer hatte ihn einfach dort liegen gelassen und nicht einmal den Anstand besessen, hinterher anonym einen Krankenwagen zu bestellen.
 

Derek hatte den Jungen ins Krankenhaus gebracht und dann Scott und seinen Vater informiert:

"Danke Hale! Sie haben meinem Sohn vermutlich das Leben gerettet." hatte der Sheriff gesagt und hatte dann wissen wollen: " Wie haben sie ihn überhaupt gefunden?"
 

"Zufall." hatte Derek gemurmelt. Er konnte diesem Mann schließlich nicht die Wahrheit sagen.
 

Scott hatte sich dem Sheriff angeschlossen und versichert:

"Wir schulden dir was. Danke, Mann!" Dann hatte sein Alpha hinzugefügt: "Ist okay. Du kannst jetzt nachhause gehen. Wir haben alles im Griff."

Diese Worte hatten mehr als deutlich gemacht, dass dies hier eine Familienangelegenheit war und er hier nichts zu suchen hatte.
 

Er hatte genickt und sich zurückgezogen, während alles in seinem Inneren jedoch danach schrie, zu bleiben und über den Verletzten zu wachen.

Er hatte es sich selbst zuzuschreiben!
 

Das zwischen Derek und Stiles hatte angefangen, wie es immer begann; mit einem Kuss, wobei hinterher keiner mehr sagen konnte, von wem die Initiative hierfür ausgegangen war. Irgendwie hatten sie es wohl beide so gewollt.

Nachdem die Büchse der Pandora einmal geöffnet war, ließ sie sich dann auch nicht mehr schließen. Es folgten weitere aufregende, sündige Lippenbekenntnisse, Hände die sich auf den Weg in verbotene und dennoch innig ersehnte Gefilde wagten. Sie beide stahlen sich süße, gemeinsame Stunden im Verborgenen; draußen im Naturschutzgebiet, in Dereks Loft oder in Stiles Zimmer, wenn sein Vater im Dienst war.

Es war ihr kleines Geheimnis.
 

Und solange sie nicht wirklich miteinander schliefen, konnte Derek sich einreden, dass es nichts bedeutete, dass es lediglich eine bedeutungslose, kleine Spielerei sei.
 

Einmal hatte Stiles gesagt, sie könnten es den anderen doch auch sagen. Sie wären zunächst vielleicht ein wenig überrascht, es mochte ihnen vielleicht auch nicht unbedingt gefallen, aber sie würden es am Ende schon akzeptieren. Derek war da so außer sich gewesen, dass Stiles schließlich geflüchtet war, aus Angst um sein Leben.

Doch er war wiedergekommen, hatte ihm verziehen, denn so war es mit ihnen: Sie konnten einfach nicht lange von einander lassen.
 

Und darum war Derek nun hier auf dem Dach des Krankenhauses, während Scott und der Sheriff unten an Stiles Bett saßen. SIE waren Familie, sie hatten das Recht bei ihm zu sein. Er hingegen war ein Nichts und das war seine eigene Schuld.
 

In der vergangenen Nacht, als Melissa McCall ihren Sohn zum Schlafen nachhause geschickt hatte und der Sheriff im Stuhl an der Bettseite seines Sohnes eingedöst war, hatte Derek sich dann getraut, war wie ein Schatten durch die Krankenhausflure geschlichen, zu dem Ort, wo sein sehnsuchtsvolles, von Angst erfülltes Herz ihn hinzog. Er hatte einen zarten Kuss auf die aufgeschürfte Wange des Jungen gehaucht, innerlich aufgeheult beim Anblick, des schönen, schlauen Kopfes unter dem Verband und er hatte einen flüchtigen Moment lang die Finger mit jenen kraftlosen des Verletzten verschränkt, ehe er wieder im Schatten verschwunden war, um dort weiter im Verborgenen seine Wacht zu halten.
 

Er hatte einen ganzen Tag ausgeharrt, ohne zu essen, zu schlafen oder zu trinken und nun wartete er darauf, dass es endlich Nacht werden möge und er für einen kurzen Moment an Stiles Seite zurückkehren konnte.
 

Dann war es endlich so weit. Derek hörte Scotts Vespa sich knatternd entfernen und auch der Sheriff war heute nachhause gefahren, um zu duschen und um ein paar Stunden im eigenen Bett zu schlafen, ehe er wiederkehren würde.

Dereks Herz machte einen glücklichen kleinen Hüpfer. Der Weg war frei für ihn, er konnte endlich ungesehen und ungehindert an Stiles Seite verweilen, ihn sehen, ihn riechen, ihn berühren, ihm den Schmerz nehmen, falls nötig und einfach bei ihm sein und ruhig werden.

So dachte er zumindest.
 

Als er gerade durch die Tür des Krankenzimmers treten wollte, stellte sich ihm Melissa McCall in den Weg. Sie hatte die Fäuste in die Taille gestemmt und sagte fest:

„DU! MITKOMMEN! Aber ein bisschen plötzlich.“
 

Sie war ja vielleicht bloß ein winziges, wehrloses, menschliches Persönchen, doch sie traf den richtigen Ton und Derek folgte ihr, wie ein wohlerzogenes Hündchen:
 

„Setzen!“ befahl Scotts Mutter, als sie im leeren Schwesternzimmer angelangt waren und Derek gehorchte.

Die Krankenschwester zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und nahm direkt vor dem Werwolf Platz:

„Und nun will ich eine Erklärung hören!“ bellte sie:
 

„Ich wollte nur nach Stiles sehen. Das ist doch nicht verboten.“ murmelte Derek kleinlaut.
 

Melissas Gesicht verfinsterte sich weiter:

„Erspar“ mir den Bullshit, Junge!“ erwiderte sie: „Ich arbeite in diesem Krankenhaus. Ich weiß, was unter diesem Dach vorgeht. Und auch darauf! Du warst die ganze Zeit hier. Und wenn ich das sagen darf; du riechst mittlerweile ein wenig überreif. Warum diese Heimlichtuerei, hm?“
 

Dereks Augen wurden kugelrund vor Überraschung. Er versuchte sich wieder zu fassen und stammelte dann:

„Ich... ich fühle mich wohl irgendwie verantwortlich für den Jungen, weil ich ihn gefunden habe, oder so?“
 

Melissa gab ein kleines Knurren von sich, ein deutliches Indiz dafür, dass sie zu viel Zeit unter Werwölfen zubrachte:

„Was habe ich denn gerade gesagt? Ich will keinen Bullshit von dir hören! Als ob es nicht schon lange offensichtlich wäre, was mit Stiles und dir los ist. Also warum dürfen Noah und mein Sohn es nicht wissen? Was soll diese Scharade?“
 

„Nein so ist das gar nicht...“ begann der Werwolf, doch er wurde von der Krankenschwester unterbrochen:
 

„Verkauf´ mich gefälligst nicht für dumm!“ Scotts Mutter schüttelte verständnislos mit dem Kopf: „Ich habe nie verstanden, warum sich Leute selbst das Leben so schwer machen, indem sie vor anderen zu verbergen versuchen, was sie in Wirklichkeit fühlen. Stiles könnte sterben, begreifst du das denn nicht? Und dann wärst du für alle anderen bloß irgendein Kerl, der ihn gekannt hat und nicht der Mann, der ihn geliebt hat. Ist es wirklich das, was du willst?“
 

Derek war klein geworden in seinem Stuhl und er hatte den Kopf hängen lassen, doch nun hob er ihn abrupt wieder:

„Stiles könnte sterben?“ fragte er und seine Stimme überschlug sich beinahe.
 

Melissa seufzte:

„Er hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Bis jetzt wurde er in ein künstliches Koma versetzt. Morgen früh wird man die Medikamente absetzen und dann heißt es abwarten, ob er von selbst wieder erwacht und wie es ihm dann geht.“
 

Derek blickte sie an, als habe sie ihn geschlagen. Scotts Mutter streckte eine Hand aus und bedeckte damit die größere des Werwolfs:

„Nicht die Hoffnung aufgeben, Junge!“ sagte sie sanft: „Stiles mag ja bloß ein Mensch sein, doch er ist verdammt zäh, denkst du nicht? Und nun geh´ zu ihm! Ich bringe dir etwas zu essen und zu trinken. Und anschließend gehst du hier duschen und legst dich in unser Bereitschaftsbett und schläfst ein paar Stunden. Ich habe dir frische Kleidung von Scott mitgebracht.“
 

Derek wusste wie so oft nicht, was er sagen sollte, also schwieg er ganz einfach, nickte, erhob sich und ging dorthin, wo es ihn schon die ganze Zeit sehnsüchtig hinzog.
 

Als Melissa mit dem Tablett hinzukam und sah, dass Derek den Verletzten bei der Hand hielt lächelte sie. Die Krankenschwester war bereits im Begriff sich wieder zurückzuziehen, da wollte der Werwolf wissen:

„Kann er mich hören?“
 

Melissa zuckte mit den Schultern:

„Das kann ich dir nicht genau sagen? Möglicherweise?“

Dann entfernte sie sich, um wieder ihrer Arbeit nachzugehen.
 

Derek blieb und er berichtete dem bewusstlosen Stiles in flüsternden Worten alles, was er dem wachen niemals gesagt hatte; was er in der Vergangenheit erlebt hatte, bevor sie sich begegnet waren, was er fürchtete, wonach er sich sehnte, wie er für Stiles fühlte. Derek sagte dies alles, weil es vielleicht seine letzte Chance war, diese Dinge zu sagen und weil sie einfach nicht ungesagt bleiben durften.
 

Als am nächsten Morgen Scott und Noah Stilinski wieder an Stiles Bett zurückgekehrt waren, hatte sich Derek bereits wieder in sein Versteck auf dem Dach zurückgezogen.

Es galt nun eine Entscheidung zu treffen.
 

Und als er dies getan hatte, nahm er einen tiefen Atemzug und machte sich auf den Weg.
 

Scott und der Sheriff, die in ängstlicher Erwartung an Stiles Bettseite beinahe erstarrt waren, hoben nun die Köpfe und blickten Derek an.
 

Scott fand als erster seine Stimme wieder und er erklärte:

„Es ist nett, dass du noch einmal vorbeikommst, um nach Stiles zu sehen. Leider gibt es immer noch nichts Neues.“ Dann runzelte er die Stirn: „Das Shirt kommt mir bekannt vor? Ist das etwa meins?“
 

Derek wollte gerade dazu Stellung nehmen, doch etwas anderes erregte seine Aufmerksamkeit:
 

Der Sheriff hatte es auch gesehen:

„Mein Gott, er wacht auf!“ rief er erleichtert aus.
 

Denn nicht nur Derek hatte an diesem Tag eine wichtige Entscheidung getroffen, sondern auch der Verletzte. Stiles hatte nämlich entschieden, dem Buch seines Lebens noch viele weitere Kapitel hinzuzufügen. Er schlug die Augen auf, blickte sich suchend im Raum um und sagte dann mit heiserer Stimme:

„Derek...?“
 

Der Werwolf bahnte sich seinen Weg am Vater und am Herzensbruder des Verletzten vorbei, hin an seine Bettseite:

„Ich bin hier, mein Liebling. Ich bin hier!“ versicherte er zärtlich und küsste Stiles sanft auf die Lippen
 

Derek spürte quasi die fassungslosen Blicke Stilinskis und Scotts auf seinem Rücken und im war klar, dass er einiges zu erklären hatte, doch nicht jetzt.
 

Nein, jetzt war der Moment, um das Überleben seines Gefährten zu feiern.



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