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Shining vs. Supernatural

von

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Ankunft

Am frühen Morgen des ersten Novembers fuhr Luna mit einem Taxi den Berg nach oben und näherte sich ihrem Ziel: dem Overlook Hotel. Sie kannte viele Geschichten über das Hotel und viele davon waren blutig und tödlich. Viele Seelen waren in dem Hotel umgekommen und vermutlich noch dort. Die junge Frau sah sich in der Pflicht diesen Seelen zu helfen und sie ins Jenseits zu geleiten. Morde, Selbstmorde und natürliche Tode hatte es reichliche in dem Hotel gegen und besonders die ersten beiden hatten ihre Spuren hinterlassen. Vor fünfzehn Jahren war der letzte Mensch in dem Hotel gestorben. Sein Name war Jack Torrance und man munkelte er habe versucht seine Familie zu töten. Viele schoben es auf das Mysterium was die Leute dort ereilte wenn sie im Winter dort alleine waren. Luna aber bezweifelte dass die Abgeschiedenheit wirklich Familienväter dazu brachte ihre Familien und sich selber zu töten. Oft waren es Familien gewesen. War jemand alleine dann beging er eben Selbstmord. Das war nicht normal.

Sie vermutete dass viele der Geister daran schuld waren weil sie ihren eigenen Tod nicht verkraftet hatten. Selbst außerhalb der Wintermonate hatte es einige Tragödien im Hotel gegeben und diese waren der Schlüssel.
 

Der Weg nach oben war noch relativ frei von Schnee aber in ein paar Tagen würde er die Straße unpassierbar machen. Selbst in der heutigen Zeit konnte man noch eingeschneit werden. Deswegen hatte in der Anzeige etwas von Schneemobilen gestanden. Für jeden Notfall sollte das Hotel gewappnet sein. Nur bei Schneesturm sollte man das Hotel nicht verlassen. Man würde sich hoffnungslos verirren.

Luna fragte sich wer wohl noch diesen Winter im Hotel verbringen würde. Es war ihr gesagt worden dass sich mehrere Leute gemeldet hatten. Wie mochten diese wohl sein? Hoffentlich würde sie mit diesen klarkommen. Sie mochte es nicht wenn Streit ausbrach und man sich nicht ausstehen konnte. Da war sie doch etwas sehr harmoniesüchtig. Ein paar Wochen würden sie schließlich alle miteinander auskommen müssen.
 

Das Taxi bog um die letzte Ecke und da rückte es in ihr Blickfeld: das Overlook Hotel. Die blonde Frau schluckte als es sich bedrohlich vor ihr aufbaute. Allein der Anblick des Hotels reichte aus um es ihr eiskalt über den Rücken laufen zu lassen. Wie ein schlafendes Raubtier lag es vor ihr und sie wusste wenn sie es wecken würde dann würde sie es bitter bereuen. Sie sprach sich stumm Mut zu und bedankte sich bei dem Taxifahrer. Nachdem sie ihn bezahlt und ihren Koffer geholt hatte, steuerte sie den Eingang an. Mit klopfendem Herzen trat sie ein. Im Eingangsbereich war noch gut was los. Viele Gäste waren dabei aus zu checken und die ersten Angestellten verabschiedeten sich in ihren Urlaub.

Luna reihte sich in die Schlange vor der Rezeption ein und als sie dran kam, erklärte sie den Grund ihres Hierseins. Die Rezeptionistin rief einen Kollegen der sie zum Büro des Besitzers brachte. Dort sollten sich alle versammeln. Vor dem Büro nahm sie auf einen Stuhl Platz und fühlte sich wieder ganz mulmig. Ihren Koffer hatte sie an der Rezeption gelassen weil man diesen direkt zu ihrem Apartment bringen wollte. Also konnte sie sich nur an ihren eigenen Händen festhalten. Nervös knetete sie diese und wartete darauf dass der Rest eintraf.
 

Dean saß am Steuer und lenkte den Impala über die Straße nach oben. Ein paar Flüche fielen weil die Straße über nur eine Spur verfügte und nur wenig Platz bot wenn man entgegenfahrenden Autos ausweichen musste. Hier und dort gab es Parkbuchten aber eben nicht an jeder Stelle. Sam warf einen Blick zu seinem Bruder der angespannt auf die Straße schaute. So angespannt war sein Bruder beim Autofahren nur sehr selten. Meistens war er doch eher sehr lässig und locker. Heute aber nicht. Kein Wunder. Neben ihnen war nur Abgrund und das bedeutete einen tiefen Fall wenn etwas schief ging. Vor dem totalen Absturz schützte sie nur eine Leitplanke und die Bäume die am Abhang wuchsen. Sam wollte sich lieber nicht ausmalen was passieren würde, wenn sie fielen. Deswegen vermied er es aus dem Fenster zu sehen. Er wollte den Abgrund nicht sehen und lieber auf die Straße achten. Bis jetzt waren ihnen nur wenige Autos entgegengekommen und sie hatten immer anhalten können. Zum Glück. Selbst einen Kratzer würde Dean niemanden verzeihen der seinen Weg kreuzte. Momentan war er eh nicht gut drauf. Nun wie sollte man gut drauf sein wenn der Teufel frei war und der Untergang der Welt drohte? Sicher hatte Bobby ihnen den Fall im Overlook Hotel anvertraut damit sie mal an etwas anderes dachten.
 

Nach einer Weile hatten sie es endlich geschafft und waren oben angekommen. Ein Hotelangestellter erkundigte sich für den Grund ihres Daseins und Sam erklärte ihm dass sie zu den Wintergästen gehörten. Daraufhin bekamen sie erklärt wo die Garagen waren und einen Schlüssel überreicht. „Damit können sie die Garage abschließen. Sie haben die Nummer eins, ganz links. Alle Garagen sind noch offen“, erklärte er freundlich.

„Danke.“ Sam nahm den Schlüssel an sich und sein Bruder fuhr weiter.

Skeptisch näherte Dean sich der Garage aber als er erkannte dass sie ausreichend Platz bot, entspannte er sich. Dort würde sein Baby vor der Kälte des Winters sicher sein. Gekonnt fuhr er langsam hinein und parkte den Impala. „Dann wollen wir mal einchecken Sammy“, meinte er und stieg aus dem Wagen. Er ließ es sich nicht nehmen noch einmal mit den Fingern über den schwarzen Lack zu fahren. Hoffentlich würden sie diesen Fall schnell gelöst haben. Er wollte nicht länger als nötig hier bleiben. Vor allem wollte er nicht eingeschneit werden. Schließlich gab es noch andere Dinge zu tun.
 

Sammy? Hatte Dean ihn tatsächlich mit dem besonderen Kosenamen angesprochen? Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf Sams Zügen ab. Es war schon eine Weile her dass Dean das getan hatte. Vielleicht waren sie auf einen guten Weg sich gegenseitig zu verzeihen und vor allem die Sache mit Ruby endlich ruhen zu lassen. Es war scheiße gelaufen, das konnte er nicht leugnen und er bereute es zutiefst aber es sollte nicht ewig zwischen ihnen stehen. Noch einmal würde er nicht derart verletzen und der falschen Person vertrauen. Vor allem jetzt mussten sie zusammen halten. Als Team freier Wille mussten sie gemeinsam den Engeln und den Dämonen trotzen.

Sie holten ihre Taschen aus dem Kofferraum und verließen die Garage. Nachdem er die Garage abgeschlossen hatte, gab Sam den Schlüssel an Dean weiter. Schließlich stand dessen Baby in dieser Garage und daher sollte er auch jederzeit da dran kommen können. Sie machten sich auf zum Eingang des Hotels und reihten sich an der Rezeption ein. Auch sie bekamen den Hinweis dass sich alle vor dem Büro versammeln sollten damit der Chef des Hotels mit ihnen allen reden konnte. Man brachte sie dorthin und außer ihnen war bereits eine junge Frau dort. „Guten Tag“, grüßte Sam freundlich und setzte sich auf einen der Stühle.

Wie lange würde sie wohl warten müssen? Hoffentlich nicht allzu lange. Sie war auch so schon nervös genug. Wenn sie nun gefühlte Stunden auf die anderen Teilnehmer warten müsste, würde sie durchdrehen. Allein fühlte sie sich in diesem Wartebereich ziemlich schutzlos und ausgeliefert. Es war ein seltsames Gefühl und es half nicht ihre Nervosität zu lindern, eher das Gegenteil. Luna atmete einmal tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Sie hatte sich freiwillig für das hier gemeldet und musste einfach daran glauben es schaffen zu könne. Sie war ein Medium verdammt! Sie konnte mit Geistern umgehen und würde auch mit den anderen aus der Gruppe klarkommen. Es würde schon niemand dabei sein der Ärger suchte oder sie auslachte. Das Medium hasste es wenn man sie wegen ihrer Gabe auslachte und nicht ernst nahm. Deswegen würde sie diese so lange wie möglich geheim halten und darauf achten das keiner etwas merken würde. Sicherlich glaubte nicht jeder an die Geister und sie konnte gut darauf verzichten das Opfer schlechter Witze zu werden. Das hatte sie alles schon erlebt. Es ging ihr allein um die ruhelosen Seelen.
 

Nach bereits wenigen Minuten hörte sie Schritte und setzte sich aufrecht hin. Weitere Wintergäste? Gespannt drehte sie den Kopf in die Richtung aus der die Schritte kamen. Derselbe Hotelangestellte wie eben begleitete zwei Männer und näherte sich ihr. „Bitte setzen sie sich. Sobald alle da sind, wird die Besprechung beginnen“, erklärte er den Männern freundlich und verabschiedete sich wieder. Er lief raschen Schrittes zurück zum Eingang um dort die nächsten Gäste in Empfang zu nehmen. Damit ließ er Luna mit den beiden fremden Männern allein. Diese richtete ihre Aufmerksamkeit auf die beiden und schluckte. Die Ausstrahlung der beiden hatte etwas Imposantes und auch etwas Einschüchterndes. Besonders der kleinere von ihnen strahlte eine Stärke aus, die sie einschüchterte. Da wandte sich der größere ihr zu, lächelte und grüßte sie freundlich bevor er sich ihr gegenüber setzte. Sofort entspannte sie sich ein wenig. Nun war seine Ausstrahlung eher freundlich und weniger erdrückend. Das machte es ihr leichter. Ob er sich seiner Wirkung auf andere Menschen bewusst war? „Guten Tag“, erwiderte sie den Gruß und lächelte zaghaft.
 

„Hey ich bin Dean und das ist mein kleiner Bruder Sam“, stellte sich Dean grinsend vor nachdem er Luna kurz gemustert hatte. Das Wort kleiner betonte er dabei besonders. Es war schon eine Ironie des Schicksals, das er als älterer Bruder der kleinere von ihnen beiden war. Früher einmal war er größer gewesen und hatte seinen kleinen Bruder immer beschützt. Nun standen die Dingen anders. Vor allem nach den letzten Erlebnissen. Doch davon ließ er sich nichts anmerken sondern interessierte sich mehr für die junge Frau gegenüber von Sam.

„Luna, Luna Williams“, stellte sich Luna ebenfalls vor und richtete ihre blaugraue Augen auf Dean. Dieser zeigte ihr sein charmantestes Lächeln. Damit wirkte er auf sie auch nicht mehr einschüchternd sondern völlig normal.

„Freut uns“, übernahm Sam das Wort bevor sein Bruder noch auf die Idee kam mit Luna zu flirten, „sie gehören also auch zu der Gruppe welche hier außerhalb der Saison übernachten will. Darf ich fragen wieso sie sich dafür entschieden haben?“

Luna zögerte und wusste nicht ob sie auf diese Frage wirklich antworten wollte. Schlussendlich entschied sie sich dazu einen Teil der Wahrheit preiszugeben. „Ich interessiere mich für Geister. Das Thema hat mich schon als Kind ziemlich gefesselt. Deswegen bin ich hier und sie?“ Damit gab sie zu an Geister durchaus zu glauben oder deren Existenz für möglich zu halten, aber nicht dass sie welche sah.

Auf den ersten Blick war Luna nett und Sam konnte sich vorstellen dass sie mit der jungen Frau kaum Probleme bekommen würden. Sie wirkte nicht wie jemand der Ärger bedeutete. Dafür wirkte sie viel zu zart und vorsichtig. Für einen Moment hatte sie sich sogar ein wenig verspannt als sie beide angekommen waren. Sams Beobachtung nach gehörte sie daher eher zu den sehr vorsichtigen Menschen. Besser er achtete darauf dass sein Bruder Dean nicht zu sehr in den Flirtmodus überging. Manche Frau konnte bei Deans charmanter Art durchaus überfordert sein. Nicht jede war für einen Flirt offen und es gewohnt angeflirtet zu werden. Daher würde er ein Auge auf seinen Bruder haben. Schließlich war die Suche nach Geistern wichtiger. Falls es hier noch spukte, mussten sie das herausfinden.

Luna gestand an Geister zu glauben und sich für diese zu interessieren. Gut eventuell würde sie Dean und Sam dann weniger für Spinner halten wenn diese ihre Untersuchungen begannen. Eine Person weniger um die sie sich Gedanken machen müssten. Sam konnte sich nicht vorstellen dass jeder wegen der Geister hierher kam. Einige waren sicher wegen der Bezahlung hier. Es klang schließlich nach einem sehr leicht verdienten Geld. Wer würde da dieses Angebot ausschlagen? Eine Wohngemeinschaft auf Zeit in einem angesehen Hotel war sicher eine Erfahrung wert. Die beiden Jäger interessierten sich nur bedingt für die Belohnung. Sie planten eher nach Falllösung sofort abzureisen. Einen wochenlangen Stillstand konnten sie sich einfach nicht leisten.
 

„Wir sind ebenfalls wegen der Geister hier“, antwortete Sam wahrheitsgemäß. Er log nur ungern und war froh zumindest einen Teil der Wahrheit sagen zu können. Die Sache mit der Jagd und dass sie Jäger waren, verschwieg er allerdings. Das musste die junge Frau nicht wissen. „Wir interessieren uns für Orte wo es spukt und wollen herausfinden ob hier auch noch Geister leben.“ Immer noch die Wahrheit.

„Richtig“, pflichtete ihm Dean bei und grinste breit. „Falls das kleine Schlossgespenst hier herum spukt, wollen wir das herausfinden!“

Sam verdrehte die Augen als Dean mit seinen Worten wieder alles ins Lächerliche zog. Das machte er wirklich gerne. Sie waren bestimmt nicht wegen dem kleinen Schlossgespenst hier. Manchmal übertrieb es Dean mit seinen Witzen. Andererseits war es schön dass er wieder Witze riss und mehr wie der alte Dean war.

Luna tat Dean den Gefallen und lächelte verhalten. Allerdings war sie sich nicht sicher wie sie Deans Worte einsortieren sollte und ob es wirklich witzig war. Das Overlook Hotel beherbergte bestimmt keine Geister wie das kleine Schlossgespenst. Nein das waren weitaus gefährlichere Geister.
 

Sam übernahm lieber wieder das Wort bevor sein Bruder noch etwas Dummes sagen konnte. „Das Overlook Hotel verfügt ja über eine sehr lange Geschichte bezüglich Geister und Vorfälle die lange Zeit verschwiegen wurden. Erst als es vor Jahren abbrannte, wurden ein paar Dinge bekannt.“ Und zwar durch die Familie von Jack Torrance. Seine Frau Wendy und sein Sohn Danny hatten ein paar der Geschichten der Polizei mitgeteilt und etwas davon war an die Presse durchgesickert. Geglaubt hatte niemand das der Spuk echt war aber das es Tote gegeben hatte und man die Tode vertuscht hatte. „Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr Geschichten und wir werden sie nie erfahren. Jedenfalls hat unser Vater uns davon erzählt als wir noch Kinder waren. Seitdem haben wir uns immer gefragt ob die Geschichten über die Geister war sind.“ Gut der letzte Teil war nun gelogen. Es war Bobby der sie vor wenigen Tagen auf das Hotel aufmerksam gemacht hatte. Der alte Jäger kannte die Geschichte des Overlook Hotels und was man sich unter Jägern erzählte. Deswegen waren sie hier und nicht um einer Kindheitserinnerung nachzujagen. Es passte aber zu John und wenn er davon gewusst hätte, hätte er ihnen bestimmt von diesem Hotel erzählt.

„Na ja und die Neueröffnung konnten wir dann nicht verpassen. Wir sind die ersten die den Winter in diesem Hotel verbringen. Wenn es hier noch spukt dann werden wir Zeuge davon.“ Und falls es keinen Spuk mehr gab dann konnte dieser Ort als sicher eingestuft werden. Ansonsten würde es Nachforschung benötigen um all die Geister ins Jenseits zu befördern. Irgendwas musste sie noch hier halten und es lag an ihnen diese Verbindung zu trennen.
 

Während Dean und Sam sich bereits ein wenig mit Luna bekannt machten, betrat Emily das Overlook Hotel. Ihr dicht auf den Fersen waren Mike und Alice. Die drei hatten sich bereits auf dem Parkplatz getroffen und festgestellt dass sie alle dasselbe Ziel hatten: die Winterferien im Overlook Hotel zu verbringen. Deswegen hatten sie beschlossen einfach gemeinsam reinzugehen. Ihre Autos waren sicher in den Garagen untergebracht und würden dort vor Wind und Wetter geschützt sein.

Emily schätzte ihre beiden neuen Bekanntschaften als Unwissende ein. Beide hatten angegeben wegen dem Geld hier zu sein und an Geister kein bisschen zu glauben. Mike war ein typischer Sunnyboy. Mit leichtgebräunter Haut und blondem Haar verstand der Musiker es mit einem Lächeln Frauenherzen zu gewinnen. Bei Emily allerdings kam er nicht weit. Die interessierte sich nur für echte Kerle. Die rothaarige Alice wirkte auf den ersten Blick etwas arrogant und eingebildet. Warum sie das Geld brauchte, hatte sie nicht erzählen wollen. Doch das war nicht wichtig wenn sie Emily nicht im Weg herumlief. Sie selber hatte sich der Jagd nach Vampiren verschrieben. Seit dem Tod ihrer Eltern war Emily eine Jägerin und hatte bereits einige Vampire erledigt. Mit Geistern hatte sie noch nicht wirklich zu tun gehabt und das Overlook Hotel würde quasi eine Feuertaufe in dieser Beziehung werden. Natürlich hatte sie sich aber über Geister informiert und die wenigen Jägerkollegen, die sie kannte, über Geister ausgefragt. Ganz unvorbereitet wollte sie nicht an einem eventuell sehr gefährlichen Ort herumstolpern. Insgeheim hoffte sie ja auf erfahren Jäger zu treffen und von diesen lernen zu können.
 

Die junge Jägerin war gespannt welche Mitbewohner sie noch erwarteten und ob diese besser waren als die bereits bekannten.

An der Rezeption meldeten sie sich an und wurden um ihr Gepäck erleichtert. Man führte auch sie zu dem Büro des Besitzers und bat sie sich zu setzen. Neugierig musterte Emily die anderen drei. Freundlich stellte sie sich vor und lächelte Luna aufmunternd zu. Deren schüchterne Art weckte in ihr das Bedürfnis sie zu beschützen. Dean und Sam allerdings schienen auf sich selbst aufpassen zu können. Beide stellten sich mit Vornamen vor und gaben an sich für die Geistergeschichte zu interessieren. Bei deren Namen klingelte etwas bei ihr aber sie konnte nicht sagen was.

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, kam eine weitere Person und stellte sich als Samuel Millers vor, Hobbygeisterjäger und sehr interessiert an dem Overlook Hotel. Seitens von Mike und Alice erntete er spöttische Blicke.

„Alice duChant“, stellte sich Alice vor und stempelte die meisten als Spinner ab.

„Mike Ashen“, stellte auch Mike sich vor und zeigte sein charmantestes Lächeln.

„Luna Williams“, kam es von Luna.

„Ich bin Dean und das ist mein Bruder Sam.“ Dean deutete grinsend mit dem Daumen auf seinen jüngeren Bruder.

„Emily Gauthier.“ Freundlich und offen sah sie Samuel an und hoffte nur dass er wusste worauf er sich einließ. Die Geister dieses Hotels waren besonders gefährlich. Er war kein Jäger und sie wusste nicht wie gut er sich wirklich mit Geistern auskannte.

Da sie nun alle vollständig waren, wurden sie ins Büro des Hotelbesitzers gebeten.
 

Brad Sanders erwartete die Gruppe bereits und empfing sie mit einem erfreuten Lächeln. Sein Büro war nicht gerade riesig aber der Platz reichte um den sieben Personen einen Sitzplatz zu bieten. „Ich heiße sie herzlich willkommen im Overlook Hotel. Es freut mich sehr dass sich entschieden haben hierher zu kommen. Jeder von ihnen bekommt ein eigenes Apartment und ihr Gepäck wurde bereits hingebracht. Ich möchte sie nun mit den Regeln vertraut machen und anschließend werde ich sie durch das Hotel führen.“

Das Hotel war sein Schatz und etwas ganz Besonderes. Er hatte es mit viel Mühe und Geld wieder aufgebaut und er wollte nicht dass alles umsonst war. Deswegen setzte er all seine Hoffnung in diese jungen Leute. Während der kalten Wintermonate sollten sie ein Auge auf das Hotel haben und alles in Ordnung halten. So etwas wie vor zwanzig Jahren durfte sich nie mehr wiederholen. Dafür hatte er auch eine größere Gruppe ausgewählt und vor allem keine Familie. So war es hoffentlich möglich jeglichem Lagerkoller entgegen zu wirken. Jeder hatte seinen eigenen Rückzugsort und es gab auch Möglichkeiten in die Stadt zu gelangen. Sofern kein Schneesturm tobte. Damit standen die Chancen doch gut dass alles gut gehen würde oder? Geister gab es ja schließlich nicht.
 

Nacheinander betrachtete Brad Sanders jene Leute, die sich gemeldet hatten um auf seinen Schatz aufzupassen. Es war schwer einzuschätzen ob er ihnen vertrauen konnte oder nicht. Natürlich hoffte er es sehr. Er wollte nicht der nächste unglückliche Besitzer sein der dieses Hotel verlor. Nein er wollte es in neue Höhen befördern und seinen alten Glanz wiederherstellen. Als Kind war er hier öfters mit seinen Eltern gewesen. Die tragischen Geschichten des Hotels hatte er damals nicht gekannt. Er war noch so klein gewesen und zudem war der Sommerbetrieb hier sehr normal gewesen. Jedenfalls hatte er schon damals für dieses Hotel geschwärmt und nun war es sein Eigentum. Er würde es hegen und pflegen. Wenn diese Leute es richtig anstellten, dann würde dieses Hotel im Frühling seine Türen wieder für Gäste öffnen und alles würde gut gehen.

Warum nur hatte er trotzdem ein mulmiges Gefühl? Es war als würde ihm eine leise Stimme zu flüstern welche grauenhaften Wahrheiten in diesen Mauern lauerten. Er schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich allein auf die vor ihm sitzenden Leute. Alles andere war fehl am Platz. Gewiss sein Plan war gewagt aber weniger riskant als die Maßnahmen der vorherigen Besitzer. Indem er mehr Leute hierher eingeladen und für Ausgangsmöglichkeiten gesorgt hatte, konnte er einem Lagerkoller stark entgegen wirken.
 

„Während ihrer Anwesenheit werden sie darauf achten müssen das im gesamten Hotel eine gleichbleibende Temperatur herrscht. Wo sie das regeln und kontrollieren können, zeige ich ihnen gleich. Es gibt zwei Generalschlüssel welche ihnen während ihres Aufenthalts zur Verfügung stehen werden. Mit ihnen kommen sie in jeden Raum des Hotels, davon ausgenommen ist dieser Raum hier. Mein Büro ist tabu und wird den ganzen Winter über verschlossen bleiben. Ansonsten steht ihnen alles zur Verfügung. Die Hotelzimmer sind ordentlich zu halten und nach Möglichkeit nicht zu benutzen. Sehen sie einmal wöchentlich einfach nach den Rechten und notieren Auffälligkeiten. Bei der Gelegenheit lüften sie jedes Zimmer für ein paar Minuten. Mehr müssen sie in den Zimmern nicht tun. Die Reinigung übernimmt das Reinigungspersonal bevor das Hotel wieder eröffnet wird. Ihnen stehen der Wellness- und Fitnessbereich zur freien Verfügung. Dort allerdings sollten sie schon auf Sauberkeit achten. Ebenfalls in der Küche des Hotels. Nach Möglichkeit halten sie die Wege draußen vom Schnee frei und auch den Landeplatz für den Hubschrauber. Dieser befindet sich hinter dem Hotel. Bis hierhin irgendwelche Fragen?“ Abwartend sah er in die Runde.
 

Mike hob die Hand und Brad nickte ihm zu. „Wie ist das mit dem Heizen? Ich hab gehört das Hotel ist abgebrannt weil die alte Heizungsanlage im Keller in die Luft geflogen ist. Irgendwas mit dem Druck oder so.“

„Da kann ich sie beruhigen. Wir haben das neuste Heizungssystem und die Steuerung dafür ist nicht im Keller. Es gibt auch keinen Druck mehr der abgelassen werden muss. Die Sicherheitsstandards sind hoch und sie haben nichts zu befürchten.“ Darum hatte er sich ganz besonders gekümmert. Vor allem hatte er eine Fußbodenheizung verlegen lassen um es seinen Gästen angenehmer zu machen. Die hässlichen Heizungen waren damit nicht mehr zu sehen und niemand bekam kalte Füße. So war es für alle am besten. Diesen Risikofaktor hatte er also vollkommen ausgemerzt. „Sonst noch Fragen?“

Nun meldete sich Alice. „Und wie ist das mit dem Rauchen? Sollen wir dazu rausgehen? Die meisten Hotels sind ja mittlerweile für Nichtraucher.“

„So lange es draußen angenehm ist, würde ich sie darum bitten. Ansonsten gibt es hier im Erdgeschoss extra eine Raucherlounge. Nur in den Zimmern und Gängen ist das Rauchen streng untersagt. In ihren Apartments denke ich kann ich es durchaus zulassen. Bis zum nächsten Winter dürfte der Rauchgeruch schon lange aus allem wieder draußen sein. Wenn sie sonst keine Fragen haben, würde ich sie nun herum führen.“

Die wichtigsten Fragen waren erst einmal gestellt und die Leute wollten ihren zukünftigen Arbeitsplatz erst einmal unter die Lupe nehmen. Vielleicht würden dem einen oder anderen dabei noch ein paar Fragen einfallen.
 

Es war ein ziemlich bunt gemischter Haufen der auf das Hotel aufpassen würde. Ehrlich gesagt war Dean nur mäßig begeistert davon. Ihm wäre es lieber wenn nur sein Bruder und er hier wären. Allein und nur unter sich könnten sie den Fall schneller knacken ohne auf andere aufpassen zu müssen. So waren sie dazu gezwungen vorsichtig zu sein, die Leute am Leben zu erhalten und sich nicht zu verraten. Nur wenn es nicht anders ginge, würden sie erzählen warum sie wirklich hier waren. Wahrscheinlich würde das in einem Moment geschehen wo man ihnen auch glauben würde. Jetzt würde sie nur jeder für Spinner halten. Selbst die Personen die offenbar an Geister glaubten. Deswegen mochte Dean es nicht wenn noch andere Menschen an allem beteiligt waren. Er machte lieber sein Ding und rettete Menschenleben ohne es erklären zu müssen. Auch wenn es schön war einen Dank dafür zu bekommen. Den gab es in seinem Leben viel zu selten.

Ein klein wenig war er aber dennoch entschädigt. Die Frauen waren doch ganz ansehnlich und genau sein Typ. Besonders Emily und Alice. Die beiden rothaarigen Frauen waren der absolute Hammer. Luna war auch nicht zu verachten aber recht schüchtern, sie würde eher zu Sam passen, wie er fand. Daher richtete er sein Augenmerk lieber auf die anderen beiden Damen. Vielleicht würde sich ja eine Gelegenheit bieten bei einer von ihnen zu landen. Gegen etwas Spaß hätte er nichts einzuwenden~
 

Gemütlich lief Dean Winchester neben seinen Bruder her und hörte sich das ganze Zeug über das Hotel an. Brad führte sie zur Küche, zeigte ihnen dort alles und besonders die üppigen Vorräte zauberten Dean ein Lächeln ins Gesicht. Er sah sich jetzt schonen einen Hamburger essen. Alles was er dafür brauchte war in Massen hier. Damit gewann das Hotel einen Pluspunkt. Die Küche war sehr groß und das musste sie auch sein wenn man alle Hotelgäste verköstigen wollte. Für die Wintergäste war sie schon zu groß aber so würden sie sich nie im Weg stehen. Das Essen sollte also schon mal kein Problem sein. Dean jedenfalls würde hier nicht verhungern. Sicherlich ließ sich im Kühlraum auch noch die eine oder andere Pizza lagern.

Von der Küche ging es weiter in den Keller. Dort bekamen sie den Heizungskeller und die Abstellräume gezeigt. Nichts davon war wirklich wichtig, meinte Brad und die Tür zum Keller sollte stets abgeschlossen sein. Der Schlüssel dafür würde vorne im Foyer hängen aber auch die Generalschlüssel waren für diese Tür geeignet. Diese würden ebenfalls im Foyer gelagert werden sodass jeder von ihnen darauf Zugriff haben würde. Je nachdem wer die Runde durchs Hotel machen sollte, konnte einen der beiden Generalschlüssel an sich nehmen. Im Notfall hingen alle Zimmerschlüssel aber ebenfalls im Foyer. Allerdings waren die eher für die Hotelgäste gedacht sobald diese im Frühling wieder einchecken würden.
 

Brad führte sie alle durch das restliche Erdgeschoss und zeigte ihn die Raucherlounge sowie den Essenssaal mit der Bar. Den Essenssaal konnten die Wintergäste gerne nutzen aber die Bar war geschlossen. Jeglicher Alkohol wurde ins Lager gebracht und war nur für die Hotelgäste gedacht. Brad mahnte die Wintergäste ihre Pflicht ernst zu nehmen und erlaubte ihnen sich ihren Alkohol selbst zu kaufen wenn sie keine Trinkpartys damit veranstalteten. Für Getränke gab es in den Apartments ebenfalls kleine Kühlschränke. Nur über eigene Küchen verfügten sie nicht. Dafür gab es ja die Hotelküche.

Dean hörte nur mit einem Ohr zu während er sich alles ansah. Auf den ersten Blick wirkte alles wirklich vollkommen normal. Doch in all den Jahren hatte er gelernt dass der Schein immer trügen konnte. Deswegen würde er mit seinem Bruder das ganze Hotel mit ihren EMF-Geräten absuchen. Nur nicht jetzt. Irgendwann später wenn sie ungestört wären. Man musste sie dabei ja nicht beobachten.

Als sie im Fitnessraum ankamen, strahlten seine Augen. Er hatte bildlich vor Augen wie die Frauen hier an den Geräten arbeiteten und konnte ein Grinsen nicht zurückhalten. Oh ja er liebte Fitnessräume. Frauen sahen verdammt sexy aus in Sportkleidung. Auch so wäre es ein Raum den er ab und zu aufsuchen würde. Als Jäger musste er stets fit bleiben und hier hatte er alles was er dafür benötigte.

Ein Stoß in die Seite ließ ihn zusammenzucken. „Was?!“, zischte er seinen Bruder leise an.

Sam waren der geistesabwesende Blick und das selige Grinsen von Dean nicht entgangen. Deswegen hatte er ihm den Ellenbogen brüderlich in die Seite gerammt um ihn wieder ins Hier und Jetzt zu holen. Sie waren schließlich nicht zum Vergnügen hier. „Für Fantasien sind später Zeit. Hör lieber zu. Jede Info könnte wichtig sein, Alter.“

Dean brummte irgendwas Unverständliches und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Manchmal war sein Bruder echt ein Spaßverderber. Gut dann würde er diesem den Gefallen tun und sein Kopfkino beiseiteschieben um Brad weiter zu zuhören. Auch wenn es für ihn eher langweilig war.
 

Nach dem Fitnessraum gab es noch den Spa-Bereich. Dieser verfügte über einen Pool (der auch nach draußen führte), eine Sauna und zwei Whirlpools. Zudem gab es noch drei abgetrennte Räume welche für Massagen vorgesehen waren. Allerdings waren sie ohne das passende Personal eher uninteressant.

Sam versuchte sich alles gleich auf Anhieb zu merken und besonders die Tatsache dass der Pool nach draußen führte, merkte er sich. Im Ernstfall könnte das ein Weg nach draußen sein. Türen und Fenster konnten Geister versperren aber wenn man es bisher schaffte, konnte man entkommen. Von daher erschien ihm das wichtig. Sein Bruder war sicherlich eher daran interessiert die Frauen im Pool schwimmen sehen zu können. Bei dem Gedanken verdrehte er die Augen. So war sein älterer Bruder nun einmal. Er war ein richtiger Womanizer.

„Der Außenbereich des Pools kann wärmer eingestellt werden als der restliche Pool“, erklärte Brad gerade und zeigte ihnen wo sie die Steuerung dafür fanden. Sicherlich wollten seine Gäste den Pool ebenfalls nutzen. Da gab es nur die Auflage auf das Chlor zu achten und den Pool sauber zu halten. Alles sollte schließlich schnell wieder für die Hotelgäste nutzbar sein. Das war von hoher Wichtigkeit. Aber um seinen Wintergästen einen ähnlichen Komfort zu bieten, erlaubte Brad ihnen die Nutzung von fast allem. Sie sollten eben nur alles sauber halten. In diesem Jahr würde er austesten wie gut das lief und dann fürs nächste Mal entscheiden ob er das beibehalten konnte.
 

Damit war die Führung beendet. Es ging zurück in Brads Büro wo jeder ein Dokument unterschreiben musste. Reine Routine. Schließlich musste man sich ja rechtlich absichern oder nicht? Jeder sollte bestätigen dass er über die Pflichten und Rechte aufgeklärt war und für Schäden zu haften hatte. Danach verteilte Brad die Schlüssel und bat lächelnd darum ihm noch einmal zu folgen. Er führte die Gruppe zu einer Verbindungstür, welche zum Anbau führte. „Es gibt diesen Eingang und draußen einen“, erklärte er ihnen. Ebenso erklärte er ihnen dass hier die Generalschlüssel nicht für geeignet waren. Für den Anbau gab es diese extra Schlüssel. Jeder bekam einen Schlüssel für sein Apartment woran auch ein Schlüssel für die Eingangstüren hing.

„Ich bedanke mich bei ihnen und wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt im Overlook Hotel. Wir sehen uns dann im Frühling wieder. Bei Fragen bin ich aber über mein Handy erreichbar. Die Nummer steht im Foyer. Dort gibt es ein Buch mit wichtigen Telefonnummern. Wenn sie mich nun entschuldigen würden.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Brad. Auch wenn er etwas nervös war, hatte er ein gutes Gefühl. Diese Leute würden auf seinen Schatz achtgeben.
 

Sam hatte den Schlüssel an sich genommen und warf einen Blick zu seinem Bruder. „Wollen wir? Wir haben die Nummer eins.“ Die Nummer eins lag direkt auf der rechten Seite und war an vorderster Stelle. Der Anbau war länglich angebracht worden und die Apartments auf zwei Seiten eines langen Ganges angebracht. Vor den ersten Apartments befand sich ein großer Eingangsbereich. Hier gab es zwei Sofas als Sitzgelegenheit und einen Tisch dazu. Auch einen Schrank für die Garderobe und Straßenschuhe gab es.

Dean ließ seinen Blick kurz durch den Eingangsbereich schweifen und nickte seinem Bruder anschließend zu. Die Gruppe teilte sich auf und jeder betrat erst einmal sein Apartment. Neugierig waren sie alle darauf.

Sam schloss die Tür auf und trat ein. Ein kurzer Flur führte geradeaus zu einem Wohnzimmer und rechts zum Schlafzimmer mit dem angrenzenden Bad. Ihre Taschen hatte man ins Schlafzimmer gestellt. Insgesamt war das Apartment recht gemütlich eingerichtet und größer als ein Motelzimmer. Die nächsten Tage würde man es hier sicher gut aushalten können. Sam schnappte sich seine Tasche und schmiss sie auf das rechte Bett. „Ich nehme das hier. Du kannst das am Fenster nehmen“, meinte er zu seinem Bruder. Dieser zuckte mit den Schultern und sprach sich nicht dagegen aus. Stattdessen nahm er seine Tasche und stellte sie ebenfalls aufs Bett. Er warf einen Blick hinein um sicherzugehen dass alles noch darin war und zog den Reißverschluss wieder zu. Auspacken würde er ganz gewiss nicht. Dies hier war ein Fall und kein Urlaub.
 

Ein paar Tage würden sie wohl hier bleiben um zu überprüfen ob noch immer Geister anwesend waren oder nicht. Ehrlich gesagt fand es Dean doch gar nicht mehr so schlecht. Nachdem er das Hotel gesehen hatte, war er durchaus angetan davon. Wann bekam man schon mal Geld dafür in einem Hotel zu bleiben? Es war echt cool dass sie nichts hinblättern mussten um hier zu übernachten. Nein sie verdienten sogar was dabei. Okay gut… das aber auch nur wenn sie bis zum Frühling blieben. Das konnten sie sich eigentlich nicht leisten. Immerhin war da draußen eine Apokalypse im Gange und die konnten sie nicht einfach ignorieren. Davon träumen aber durfte man wohl mal.

Dean holte sein Handy heraus und schickte Bobby eine Nachricht. Der alte Brummbär sollte wissen dass es ihnen gut ging und sie sich im Hotel befanden. Er sollte wissen dass sie sich um den Fall kümmern würden. Sofern es überhaupt noch ein Fall war. Das galt es ja erst herauszufinden. Noch war ja nicht klar ob die Geister noch immer an diesem Ort weilten. Vielleicht waren sie mit dem alten Hotel verschwunden. Mit der Zeit würde sich das zeigen. Nun aber wollte sich Dean mit dem Außengelände vertraut machen. Eigentlich würde er auch gerne in die Stadt fahren, aber er hatte keine Lust seinen Wagen wieder um diese Straße zu lenken. Eventuell würde er das später tun oder morgen. Oder aber jemand könnte sie mitnehmen.
 

„Wollen wir uns dann noch etwas umsehen?“, fragte Sam.

Dean nickte. „Klar. Und nachher müssen wir noch einkaufen. Im Kühlschrank fehlt eindeutig Bier. Meinst du jemand würde uns mit in die Stadt nehmen?“

Sam zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Wir können ja einfach mal fragen.“ Fragen kostete ja schließlich nichts. Wenn von den anderen jemand in die Stadt wollte, konnten sie sich diesem eventuell anschließen.

Nun aber wollten sie sich erst einmal draußen umsehen und sich einen Überblick verschaffen. Von ihnen kannten sie das Hotel ja nun zum größten Teil schon. Sie verließen zusammen ihr Zimmer und nutzten den separaten Eingang um den Anbau zu verlassen. Außer ihnen war keiner der Wintergäste draußen. Wahrscheinlich waren die noch mit auspacken beschäftigt. Anders als sie hatten die ja vor die ganzen Wintermonate hier zu verbringen. Die würden sich ihr Geld also verdienen. Dean vergrub die Hände in den Hosentaschen und trottete neben seinem Bruder her. „Was meinst du? Könnten noch ein paar Geister hier spuken?“, fragte er und blickte seinen Bruder von der Seite aus an.

Sam überlegte und runzelte dabei die Stirn. „Schwierig zu sagen. Ich halte es allerdings nicht für unmöglich. Wenn ihre Leichen nicht verbrannt wurden oder sie an die Überreste des alten Hotels gebunden sind, könnten sie noch hier sein. Die Überreste des Hotels könnten wie ein persönlicher Gegenstand wirken“, äußerte er seine Meinung.

Kurz schwieg Dean und ließ sich die Worte seines kleinen Bruders durch den Kopf gehen. „Ich denke ähnlich wie du. Bobby wohl auch weswegen er uns hierher geschickt hat. Jedenfalls sollten wir wachsam sein.“
 

Neben dem Hotel und um das Hotel herum erstreckte sich ein großer Garten. In einer Ecke gab es Tennisplätze sowie einen Spielplatz für Kinder. Dort befanden sich auch der Außenbereich des Pools und ein Labyrinth. Die Anlage war wirklich großzügig angelegt und Dean pfiff anerkennend. Hier hatte man sich ja echt Mühe gegeben. Den Gästen sollte es hier oben wohl an nichts mangeln. Neben all dem Luxus gab es aber auch natürlich die schöne Umgebung und die Natur. Sicherlich gingen hier viele Gäste auch wandern. „Das ist wirklich ein Luxusschuppen! Die Tage hier sollten wir wirklich genießen!“, meinte Dean grinsend. Das war das Beste was ihm nach langer Zeit passierte. Fast könnte er seine Sorgen und Ängste vergessen. Leider nur fast. Mit einem Blick zu Sam wurde er wieder ernst. Er machte sich Sorgen, große Sorgen. Was war wenn sie verloren? Wenn er seinen Bruder verlor? Er musste an die Worte seines Vaters denken. Würde er selbst seinen Bruder töten müssen um die Welt zu schützen? Nein daran wollte er nicht denken. Mit aller Gewalt verdrängte er die Gedanken daran. Irgendwie würden sie den Teufel aufhalten und Schlimmeres verhindern. Und was auch immer sein Vater gemeint hatte, es würde nicht geschehen. Keiner der Winchesters würde sterben. Dafür würde Dean sorgen. Er setzte wieder sein typisches Grinsen auf und stupste Sam in die Seite. „Und wenn es keine Geister mehr gibt, ist das nur besser für uns! Dann können wir uns so richtig entspannen!“ Sie könnten die Füße hochlegen und einfach eine kleine Pause einlegen. „Du wolltest doch schon länger eine Pause haben, nun hier ist sie!“

Sam schmunzelte. „Nur wenn keine Geister hier sein sollten. Ansonsten werden wir sie vertreiben müssen und danach weiterziehen. Gewöhn dich also lieber nicht allzu sehr an den ganzen Luxus“, entgegnete er frech.

„Sammy, manchmal bist du echt eine Spaßbremse. Du musst das Leben auch mal genießen! Ein paar Tage werden schon drin sein. Hier findet uns keiner.“ Nicht einmal der Teufel würde sich nach hier oben verirren.
 

„Ist ja schon gut!“, meinte Sam lachend. Es tat gut mit seinem Bruder wieder herumflachsen zu können. Wie lange war es her, dass sie so miteinander umgegangen waren? Ruby hatte eine Menge kaputt gemacht und er hatte es zugelassen. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn deswegen noch immer. Umso mehr freute er sich darüber dass sein Bruder ihn wieder Sammy nannte und sie wieder Scherze treiben konnten. Vielleicht wären ein paar Tage hier oben wirklich nicht schlecht. Sie könnten ihre geschwisterliche Beziehung wieder aufbauen und kräftigen. Das würden sie brauchen um den Untergang der Welt zu verhindern. So ein Teufel war sicherlich nicht leicht aufzuhalten. Mit Unbehagen erinnerte sich Sam an den Traum, in welchem der Teufel mit ihm Kontakt aufgenommen hatte. Dieser hatte die Gestalt von Jessica genommen und sich für seine Befreiung bedankt. Zudem hatte er angedeutet dass sie bald einander begegnen würden. Zum Glück war dies bisher nicht geschehen und auch kein weiterer Traum hatte ihn gequält. Sein Bruder wusste von dem Traum und hatte sich wenig darüber gefreut. Der Teufel sollte Sam bloß in Ruhe lassen. Es war nicht Sams freier Wille gewesen den Teufel zu befreien und deswegen sollte sich dieser bloß nicht bedanken. Das war zumindest Deans Meinung. Allerding war er noch beunruhigter wegen diesem Traum und irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Dies hatte er allerdings nicht mitgeteilt sondern den starken Bruder gemimt.
 

„Also wollen wir?“, hakte Dean nach und sah zu seinem Bruder. Lässig vergrub er die Hände in den Jackentaschen. Sam nickte und folgte seinem Bruder nach draußen. Es war frisch draußen und was anderes war im November wohl auch nicht zu erwarten. Bald würde noch mehr Schnee vom Himmel fallen und alles in weiße Stille tauchen. Der Schnee war bereits angekündigt worden. Allerdings hoffte man dass der richtig große Schneefall noch warten würde. Ansonsten würden sie mit dem Impala nur schwer wieder nach unten kommen. Die Straße konnte dann mörderisch sein.

Auch Sam vergrub die Hände in den Jackentaschen und stapfte neben seinem Bruder durch den Schnee. Ein wenig lag bereits überall und kündete vom nahenden Winter. Leise knirschte er unter den Sohlen der beiden Brüder. Sie umrundeten den Anbau und begaben sich zum Garten des Hotels. Im Sommer musste der Garten richtig herrlich sein. Auch jetzt strahlte er noch eine gewisse Schönheit aus. Allerdings blühte nichts mehr und die Bäume hatten sich aller Blätter entledigt. In seiner grünen und bunten Pracht konnte man den Garten nur in den anderen Jahreszeiten bewundern. Sam warf einen Blick rüber zu dem Irrgarten. Aus irgendeinem Grund schauderte es ihn. Er wendete den Blick ab und betrachtete lieber den Kinderspielplatz. „Das Hotel hat wirklich eine Menge zu bieten. Wenn es frei von Geistern ist, wird es eine gute Zukunft haben“, meinte er. Die Umgebung schien ideal zu sein um Urlaub zu machen. Trotz der Abgeschiedenheit war das Hotel gut besucht. Warum allerdings kam niemand im Winter? Weil die Abreise so beschwerlich war? Der Berg konnte ansonsten selbst im Winter ausreichend Beschäftigung bieten. Wahrscheinlich war die Versorgung auch zu schwer wenn die Wege verschneit waren. Beim alten Hotel war es ja bereits so gewesen. Sam fragte sich wie das mit den Geistern wohl angefangen hatte. Irgendeiner musste als erster hier gestorben sein. Irgendjemand musste diesen Spuk begonnen haben. Böse Häuser gab es schließlich nicht.
 

Sie gingen durch den ganzen Garten und mieden nur den Irrgarten. Den brauchten sie ihrer Meinung nach nicht zu erkunden. Sie wären ja wohl kaum so blöd in den Irrgarten zu rennen und zu hoffen dort vor den Geistern sicher zu sein. Von daher war es nicht wichtig sich darin auszukennen. „Sehen wir uns heute Nacht im Hotel um?“ Sam blickte zu seinem Bruder. Tagsüber konnten sie schlecht mit den EMF-Geräten durch das Hotel laufen. Jedenfalls nicht ohne gleich als Spinner angesehen zu werden. Nicht jeder aus der Wintergruppe glaubte an Geister. Sie wollten sich lieber bedeckt halten und nicht allzu sehr auffallen. Zumindest Sam wollte das. Immerhin war auffallen niemals eine gute Sache. Für niemanden.

Dean überlegte kurz und entschied dann, dass es nicht schaden konnte bereits in der ersten Nacht mit dem Check zu beginnen. „Klar! Am besten wir fangen im Erdgeschoss an und arbeiten uns dann nach oben durch“, stimmte er zu. Je eher sie das angingen desto besser. Dann könnten sie entweder entspannen oder sich an die Arbeit machen. Je nachdem was ihre Untersuchung zutage fördern würde. Sie wussten einfach nicht was sie erwarten würde und würden deswegen sehr vorsichtig sein müssen. Vor allem weil sie eben alleine waren. Dean war echt froh über die Tatsache, dass die anderen „Mitbewohner“ im Anbau untergebracht waren. Bis dahin würde man hoffentlich keine Schüsse hören. Falls sie sich wehren mussten, würde er nicht zögern und die Schrotflinte mit dem Steinsalz benutzen. Nur wollte er dabei von keinem anderen erwischt werden. Es würde nur zu viele Fragen aufwerfen.

Nach ihrem Rundgang draußen, kehrten sie in den Anbau zurück. Da ging gerade eine der Türen auf und Emily trat heraus. Sie bemerkte die beiden Männer und winkte ihnen lächelnd zu.
 

Während Dean und Sam sich bereits ein wenig umsahen, war Emily damit beschäftigt ihr Gepäck auszupacken. Anders als die anderen beiden Jäger hatte sie vor bis zum Frühjahr zu bleiben. Sie ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen ein wenig Geld zu verdienen. Als Jäger war man meist immer knapp bei Kasse und ihr käme dieses Geld mehr wie Recht. Außerdem könnte sie nach einem gelösten Fall ein wenig entspannen. Auch Jäger brauchten mal eine Pause. Natürlich waren hinter ihr auch keine Dämonen und Engel her. Deswegen konnte sie sich diesen Luxus leisten. Zudem war ihr nicht bekannt dass der Weltuntergang drohte. Es war ja nicht so als gäbe es irgendwo eine Rundmail für Jäger. Die meisten Jäger blieben immer für sich weswegen immer unbekannt war wie viele es überhaupt gab. Neuigkeiten verbreiteten sich also nicht immer schnell und überall.

Wenn sie davon wüsste und wüsste wer da mit im Hotel war, sie würde wohl ihre Hilfe anbieten und nicht bleiben wollen. Oder die Jungs für die Misere verantwortlich machen. Je nachdem wie sie davon erfahren würde. Bis jetzt war es aber nicht so und würde sich so schnell nicht ändern. Im Moment hielt sie sich noch für die einzige Jägerin hier.
 

Die rothaarige Jägerin setzte sich auf ihr Bett und hielt ein Tablet in ihrer Hand. Darin hatte sie Fotos von alten Zeitungsartikeln gespeichert und blätterte diese gerade durch. Es waren Artikel über das alte Overlook Hotel, jenes das abgebrannt war. Sie fragte sich ob was an den Gerüchten dran war, dass alte Teile des Hotels verwendet worden waren und ob Geister daran haften konnten. Ihr Fachgebiet waren Vampire weswegen sie sich mit Geistern nicht ganz so gut auskannte. Sicher hatte sie mal den einen oder anderen Fall mit Geistern gehabt aber die konnte sie an einer Hand abzählen. Wirklich nennenswert waren sie also nicht. Wahrscheinlich waren sie auch viel harmloser als das was hier vor sich gehen könnte. Auf jeden Fall wäre es ratsam sich vor den Geistern zu schützen. Vielleicht sollte sie auch darauf achten die anderen Wintergäste zu beschützen. Wenn alle schliefen, würde sie etwas Salz vor deren Türen verteilen und damit hoffentlich eventuelle Geister aus den Apartments fernhalten. Ihr eigenes Zimmer könnte sie noch besser sichern. Am besten sie besorgte sich noch ein wenig Salz. Sie verstaute ihr Tablet in ihrer Tasche und erhob sich vom Bett. Rasch wanderten noch die restlichen Sachen in die Schränke und der Koffer ebenso. Nun sollte sie sich besser beeilen um vor der Abenddämmerung wieder hier oben zu sein.
 

Sie verließ ihr Zimmer und entdeckte Dean und Sam. Lächelnd winkte sie den beiden zu. „Habt ihr euch ein wenig umgesehen?“, erkundigte sie sich.

Dean grinste als die Rothaarige auf sie beide zukam. „Jupp, haben mal die Umgebung überprüft falls da sich irgendwelche Geister verstecken“, scherzte er. Sein Bruder verdrehte nur die Augen und ließ den Teil unkommentiert. Stattdessen sagte er: „Wir wollten uns einfach ein wenig draußen umsehen. Man hat schließlich nicht oft die Gelegenheit in einem so luxuriösen Hotel zu übernachten.“

„Das stimmt“, pflichtete Emily ihm bei, „ich werde mich morgen ein wenig umsehen. Jetzt will ich erst einmal in die Stadt noch ein paar Einkäufe erledigen. Schließlich will ich richtig eingedeckt sein wenn der ganze Schnee kommt.“

Sie wollte in die Stadt? Das war die Gelegenheit. „Können wir mitfahren?“, fragte Sam freundlich, „wir möchten auch ein paar Dinge holen und ehrlich gesagt war die Hochfahrt ja schon eine Tortur.“

Emily sah zwischen den beiden Jägern hin und her. Dann lachte sie. „Klar, warum nicht? Ich kann verstehen dass man hier so wenig wie möglich hochfahren will. Außerdem spart man Sprit wenn man in der Gruppe fährt.“ Warum sollte sie die beiden nicht mitnehmen? Diese wirkten alles andere als bedrohlich auf sie und zur Not konnte sie sich wehren. Außerdem konnte man sich bei einer solchen Fahrt ein wenig miteinander bekannt machen.
 

So kam es also das sie zu dritt den Anbau verließen nachdem Emily wieder in ihre Schuhe und Jacke geschlüpft war. Schnurstracks steuerte sie die Garage an in der ihr Auto untergebracht war. Es war ein Leihwagen und sie hatte mit Absicht sich einen besorgt. Mit ihrem eigenen Wagen hatte sie den Berg auch nicht hochfahren wollen. Ihren Wagen brauchte sie noch, einen Leihwagen konnte sie nötigenfalls einfach stehen lassen. „Es ist nur ein Leihwagen aber mir war es auch lieber mit einem anderen Auto zu fahren. Bei meinem müsste ich erst noch neue Winterreifen holen. Mit den Sommerreifen wäre ich keinesfalls hochgekommen“, erklärte sie. Das war auch nicht gelogen. Die Winterreifen ihres Wagens waren ziemlich abgefahren und das Geld für neue hatte sie noch nicht. Nach dem Aufenthalt hier allerdings würde sich das ändern. So musste sie also nicht unbedingt lügen um zu erklären warum sie mit einem Leihwagen hier war.

Sie stieg in den Leihwagen und fuhr aus der Garage. Danach ließ sie die Jungs einsteigen und machte sich dann an die Abfahrt. Einen Vorteil hatte der Leihwagen zudem noch: er war für diese Jahreszeit und für diesen Berg wie geschaffen. Er ließ sich anstandslos die Straße nach unten lenken. „Und warum seid ihr in dem Hotel? Wegen dem Geld oder wegen der Geistergeschichten?“, fragte sie beiläufig und versuchte so ein wenig mehr über ihre Begleiter zu erfahren.
 

Die ehrliche Antwort wäre wegen den Geistern, doch war es ratsam das auch offen zu zugeben? Irgendwann ließ sich das vielleicht auch nicht mehr leugnen. Einen Teil der Wahrheit konnten sie also zugeben. Hatten sie bei Luna ja auch getan. Also entschied Sam dass es hier auch ratsam wäre. Je weniger sie lügen mussten desto besser. Sonst würden die anderen nur misstrauisch werden. Er nickte und antwortete: „Ja, sind wir. Wir interessieren uns einfach für Orte an denen es spuken könnte.“

„Das Geld ist natürlich ein netter Bonus“, mischte Dean sich grinsend ein. Emily musste ja nicht wissen, dass sie es wahrscheinlich nie erhalten würden. Was schon echt schade war. Dean hätte gerne ein paar Kröten in der Tasche. Zum ersten Mal hätte er sie sich auch dann ehrlich verdient. Doch sie hatten beide einfach nicht die Zeit hier Wochen auszuharren und darauf zu hoffen dass niemand sie fand. Egal wie gut sie sie sich abgesichert hatten, bestand immer eine Restmöglichkeit doch noch entdeckt zu werden. Engel und Dämonen schliefen niemals. Nun gut sie brauchten auch keinen Schlaf…

Emily lachte. „Das stimmt wohl. Leichter kann man wohl kein Geld verdienen und wenig ist es auch nicht.“ Es war also nicht verwunderlich dass ein paar Leute dieser Verlockung erlegen waren und ihr Glück versuchten. Ein Hotel über den Winter hinweg beaufsichtigen? Klang einfach, wenn da nur nicht die Geister wären. Die hatten nicht in der Anzeige gestanden. Doch die alten Geschichten um das Hotel waren vielen bekannt. Wenn man nur ein klein wenig danach grub, fand man sie. Neue Sichtungen hatte es wohl bisher keine gegeben aber es war ja auch der Winter der sie erwachen ließ.

„Richtig!“, pflichtete ihr Dean vom Rücksitz aus bei. Er hatte sich direkt hinter Emily gesetzt und Sam saß neben ihm. „Vor allem hat man dabei noch etwas nette Gesellschaft. Ich treffe gerne neue Leute.“ Vor allem nette Damen.
 

Sam wusste genau was seinem Bruder da schon wieder durch den Kopf ging und er verdrehte gedanklich die Augen. Andererseits sollte er sich wohl nicht beschweren. Es war doch eine gute Sache wenn es seinem Bruder gut genug ging um sich über nette Flirts Gedanken zu machen. Die letzten Tage waren echt nervenaufreibend gewesen und da war Dean selbst für einen Flirt zu angespannt gewesen. Nun schien sich das deutlich zu ändern. Es stimmte Sam positiv. Nicht nur dass sein Bruder wieder den besonderen Spitznamen für ihn nahm, nein er schien allgemein wieder lockerer zu werden. So langsam verstanden sich die Brüder wieder und das war wichtig um diese Sache gemeinsam zu durchstehen.

Nun war es aber genug mit solchen Gedanken. Der momentane Fall sollte seine volle Aufmerksamkeit bekommen. Er durfte nicht mit dem Kopf woanders sein und dann etwas übersehen. Die Apokalypse musste im Moment warten. „Und du? Weswegen bist du da?“, hakte Sam nun nach. Wenn Emily sie beide schon fragte, dann konnten sie doch ebenso sie fragen oder nicht.

„Ich bin wegen dem Geld da“, antwortete Emily. Damit sagte sie nur einen kleinen Teil der Wahrheit. Anders als die Jungs gab sie nicht zu sich für Geister zu interessieren. Was ihren Job als Jägerin anging, war sie recht verschlossen. Sie wusste dass es nichts war womit man hausieren ging. Entweder man wurde für verrückt gehalten oder die falschen Personen erfuhren davon. Deswegen blieb sie da lieber so lange verschwiegen wie es nur ging. Nur wenn die Situation es erforderte, gab sie zu was sie war. Die beiden Jungs waren ihr zwar sympathisch aber ihnen gegenüber würde sie nicht offen zugeben, dass sie an Geister glaubte. Man sollte eher glauben, dass sie nur wegen dem Geld da war. Damit entging sie unangenehmen Fragen.

„Nun dann hoffe ich dass wir uns alle gut verstehen werden“, meinte Sam mit einem Lächeln. Emily nickte und danach breitete sich Stille im Wagen aus. Keiner schien sich zu trauen weitere Fragen zu stellen. Also schwieg jeder und hing seinen Gedanken nach. Viel hatten sie voneinander nun nicht kennengelernt.
 

So hatte sich Emily das nicht vorgestellt aber irgendwie hatte ihre Antwort eine Mauer aus Stille zur Folge. Erklären konnte sie sich das nicht. Um nicht als zu neugierig wahrgenommen zu werden, schwieg sie nun auch. Sie lenkte den Leihwagen die letzten Meter nach unten und folgte der Straße dann zum nächstgelegen Ort. „Wollt ihr zum Supermarkt?“, durchbrach sie die Stille.

Sam nickte. „Ja, genau dort wollen wir hin. Dort dürften wir alles kriegen was wir noch brauchen“, teilte er ihr für sie beide mit. Im Supermarkt würde Dean sein Bier kriegen und sicherlich auch seine Pizza. So wie er Dean kannte, wollte er bestimmt auch ausreichend Pizza im Hotel haben. Zudem konnte es sicher nicht schaden sich noch ein wenig mit Salz einzudecken.

„Gut, dann fahre ich direkt dorthin. Wenn ihr aber noch irgendwohin wollt, dann sagt Bescheid.“ Jetzt waren sie noch unterwegs und sie konnte die beiden hinfahren wo sie wollten. Sobald der Schnee lag, würden sie nicht mehr hier runterkommen.

„Dann melden wir uns“, versicherte ihr Dean. Sofern ihm noch was einfallen würde, würde er sie es wissen lassen. Im Moment war er froh wenn er im Supermarkt seine Lieblingssachen bekam. Ohne Bier würde er die nächsten Tage nicht verbringen wollen und Pizza musste auch sein. Burger allerdings schien man selber machen zu können. Die würde er also nicht mitnehmen müssen.

Während Dean an Bier und Pizza dachte, kamen Sam noch Batterien in den Sinn. Bei Geistern war es ratsam einen großen Vorrat Batterien für Taschenlampen zu haben. Geistig machte er sich eine Notiz um sie nicht zu vergessen. Schließlich hielten sie auf dem Parkplatz eines großen Supermarktes. Sie stiegen aus und Emily sagte dass sie sich hier nach dem Einkauf wieder treffen würden. Während des Einkaufs mussten sie ja nicht beieinander bleiben. Sam und Dean waren derselben Meinung.
 

Emily schnappte sich einen Einkaufswagen und betrat den Supermarkt. Vor allem wollte sie Salz holen. Wenigstens das Schlafzimmer sollte ein sicherer Ort sein. Falls es wirklich spuken sollte und die Geister sehr gefährlich waren, wollte sie einen Rückzugsort haben. Allerdings wären die anderen Wintergäste dann noch immer in Gefahr. Schwierig. Es war schwer andere Menschen zu beschützen wenn man ihnen nicht erklären konnte was los war. Ein Teil der Gruppe würde sie sicher für verrückt halten und auf jegliche Vorsichtsmaßnahmen pfeifen. Die würden sich wundern wenn am jeden Morgen Salz vor der Tür ihres Apartments war. Vielleicht sollte sie es dennoch wagen. Es war doch besser wenn man dachte es gäbe einen Spinner und wusste nicht wer das war, als wenn jemand starb. Die Geschichten des Overlook Hotels waren jedenfalls nicht gerade beruhigend. Es hatte viele Tote gegeben und jeder von ihnen könnte nun ein mordender Geist sein.

Okay sie würde besser etwas mehr Salz mitnehmen und sich einfach beeilen, dass es niemand sah. Also lief sie schneller durch die Gänge des Marktes, griff sich noch ein paar Kleinigkeiten und marschierte dann gleich Richtung Kasse. Dean und Sam brauchten ja auch nicht zu sehen wie viel Salz sie holte. Der Kassierer an der Kasse schaute schon schief genug. Der fragte sich sicher was sie mit all dem Salz wollte. Sie lächelte nur und sagte nichts dazu. Stattdessen bezahlte sie und verstaute ihren Einkauf in einer Tüte, welche sie zum Wagen brachte. Sie hatte Glück, Dean und Sam waren noch nicht draußen. Also konnte sie ihren Einkauf ungestört im Kofferraum verstauen und die Tüte zuknoten. Perfekt. Nun würde keiner die ganzen Packungen Salz sehen. Was ihr Leben als Jägerin betraf, suchte sie keinerlei Aufmerksamkeit und war froh wenn sie alles heimlich erledigen konnte. Es reichte ihr zu wissen dass sie anderen das Leben rettete. Einen Dank wollte sie dafür nicht.
 

Dean und Sam holten alles was sie brauchten und ließen es sich auch nicht nehmen etwas Salz mitzunehmen. Allerdings dachten sie nicht daran es auch gleich zu benutzen. Es war für den Notfall. Erst einmal mussten sie ja prüfen ob es in dem Hotel überhaupt spukte. Es wäre Verschwendung das Salz zu verteilen und dann festzustellen dass nichts los war. Bei einem anderen Fall könnten sie das Salz dann wieder gebrauchen. Nein so lange keine Gefahr offensichtlich bestand, würde es keine Schutzmaßnahmen geben. Außer für sie selber. Aber die richteten sich eher gegen Dämonen und Engel. Diese sollten sie nicht aufspüren können und dann am Ende im Hotel auftauchen. Sie achteten sehr darauf, dass dies nicht passieren würde. Dann wären die Geister ihr geringstes Problem.

Nachdem sie auch genug Pizza eingepackt hatten und reichlich Batterien, machten auch sie sich auf zur Kasse. Sam nahm die Tüte und folgte seinem Bruder nach draußen. Dort wartete bereits Emily auf die beiden Brüder. „Und habt ihr alles bekommen?“, erkundigte sie sich lächelnd.

Dean nickte und grinste über beide Ohren. „Haben wir. Genug Pizza und Bier für ein paar Tage.“

„Hm das klingt gut“, meinte Emily schmunzelnd. Das könnte ja glatt auch ihr Essen und Trinken sein. Das machte Dean ihr sehr sympathisch. Ihr wusste zumindest was man essen konnte und womit man einen Abend beendete. „Können wir dann zurück?“ Abwartend sah sie zwischen den beiden hin und her. Nun war es Sam der antwortete und angab noch in ein Elektronikgeschäft zu wollen. „Okay, dann steigt ein. Ich fahre uns hin.“ Also stiegen sie ein und fuhren los. Das nächste Elektronikgeschäft war nicht weit weg und bald erreicht. Dort besorgte Sam noch Batterien für die Taschenlampen. Nun hatte er alles was er brauchte und sie konnten zurück zum Hotel fahren.
 

Dort angekommen brachte ein jeder seine Einkäufe in sein Apartment. Nur die Pizza wanderte ins Kühllager des Hotels. Der Rest der Wintergäste hatte sich soweit bequem eingerichtet und man beschloss gemeinsam ein Abendessen anzurichten. Alle trafen sie sich in der großen Küche des Hotels und kochten sich ihr Essen. Im Restaurant fanden sie einen gemütlichen Platz und aßen gemeinsam. Während ein Teil der Gruppe alles schweigend verfolgte, unterhielt sich der andere Teil munter über Gott und die Welt. Die Stimmung war recht ausgelassen. Nach dem Essen saßen sie noch eine Weile zusammen bis es wirklich spät wurde. Als die Nacht hereingebrochen war, verabschiedete man sich voneinander und jeder zog sich in sein Apartment zurück. Auch Emily folgte diesem Beispiel. Allerdings legte sie sich nicht gleich schlafen. Sie wartete eine Weile bis es vollkommen still war und verließ dann leise ihr Apartment. Mit einer Packung Salz in der Hand schlich sie von Tür zu Tür und zog eine Linie aus Salz. Das sollte die Geister von den Bewohnern fernhalten. Zufrieden kehrte sie in ihr Apartment zurück und gähnte müde. Eigentlich wollte sie sich umsehen aber nun war sie viel zu müde. Der Tag war recht aufregend gewesen. Sie beschloss sich hinzulegen und mit der Suche am nächsten Tag zu beginnen. So müde wie sie war, konnte sie sich nicht wirklich auf die Jagd nach Geistern konzentrieren. Also zog sie sich um und legte sich in ihr Bett.



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