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Die Väter Apollos

von

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Eine Stadt entsteht nicht durch seinen Gründer, sie entsteht durch Menschen, die ihr Potenzial erkennen und sie wachsen lassen. Jason Kindren hing träge in der Schwerelosigkeit seines Luxusapartments in Apollo-City und bedauerte seinen Abstieg als erster Pornodarsteller auf dem Mond.

"Meinen sie nicht, dass es auf dem Mond noch eine Aufgabe für sie geben könnte, Mister Kindren?" ,klang die Stimme seines Psychiaters aus dem Lautsprecher.

"Sie sind ja nicht hier, also können sie es nicht wissen." ,seufzte er. "Aber hier herrscht, anders als man denkt ein extremer Arbeitsmangel. Die Jobs, die es gibt, sind streng abgewogen, neue Arbeit kann man nur durch Wachstum schaffen." Auch wenn die finanziellen Aspekte keine Rolle für mich spielen, fügte er in Gedanken hinzu. Betrübt blickte er sich in dem Apartment um. Meist weinrote Möbel und ein grauer Beamertisch in der Mitte des Raumes. Für die Therapiesitzung wurde kein künstliches Bild an die Wände projiziert, was den Raum mit seinen weißen Wänden kalt und karg erschienen ließ. An jenen Wänden hingen ein paar Urkunden und Auszeichnungen. Die meisten zierte eine Aufschrift: First. Relikte der letzten fünf Jahre.

"Das meinte ich gar nicht. Sie haben doch ein gutes Einkommen durch ihre Bordelle in Apollo-City. Suchen sie sich noch eine kreative Beschäftigung oder irgendeinen Kellner-Job zum Zeitvertreib und um unter Menschen zu kommen."

"Nein. Ich bin kein Künstler, vor allem keine Hilfskraft. Alles, was ich zu bieten habe sind mein Körper und meinen Geschäftssinn. Ich kann nur Unternehmen führen. Aber die Bordelle ... "

"Dann gründen sie noch ein neues Unternehmen." ,schlug der Psychologe vor. Jason verwuschelte die sorgsam gegeelten blonden Haare.

"Vielleicht haben sie ein kleines Grundwissen, Doktor. Aber sie verstehen nichts von der Mondwirtschaft. Hier basiert alles auf: be the First. Man muss schnell sein. Denn bei 25.000 Bewohnern gibt es keine hohe Flexibilität in der Expansion. Begonnen habe ich mit Schwerelosigkeitpornos. Damals absolut einmalig, es wurde gut dafür gezahlt. Nach dem Ausbau der Tourismusinfrastruktur habe ich rechtzeitig auf Bordelle umgestellt. Die Pornoindustrie auf dem Mond brach selbstverständlich zusammen, nachdem die Touristen kamen. Meine Läden hallten sich profitabel, es besteht ein Gleichgewicht und Neuerungen sind nur schädlich. Sie sehen also: In meinem Beschäftigungsfeld gibt es nichts für mich zu tun."

"Wie wäre es mal mit einer anderen Branche?" ,fragte der Psychologe nüchtern.

"Einen Stripklub?"

"Unsere Zeit ist um." ,seufzte der Psychologe daraufhin. "Bis nächste Woche."
 

"Nein. Ein Stripklub im All ist unmöglich. Da fehlen die Kandidatinnen." ,erklärte Robert Hartung, ein Freund und Geschäftspartner von Jason.

"Warum. Die Space-Artist-Show hat jede Menge schlechter Bewerber. Diese Mädels können problemlos bei Mond-Schwerkraft um die Stange fliegen." ,erwiderte Jason. Die beiden saßen in einem Sushi-Resturant und Apollo-City. Der einzige Laden der Stadt der Mondfische verkaufte.

"Das ist also dein Plan. Gar nicht schlecht. Wenn wir es ihnen als Training und härtere Anforderung als die Show selbst verkaufen ..." ,überlegte er.

"Dann kommen genug süße Hasen, um ihren Lebenslauf aufzuwerten. Richtig."

"Ich kenn jemanden von der SAS. Vielleicht machen wir einen Kooperationsvertrag. Die beiden Männer lachten. Dann knurrte Jason verärgert.

"Das klappt nie. Die Kosten decken sich nicht. Wenn man schon so viel Geld in die Hand nimmt, kann man auch gleich in meine anderen Läden gehen. Außerdem sind wir dann schnell durch Streams angreifbar." ,erklärte er betrübt. Schade um die Idee. Grundsätzlich musste die Unterhaltung auf dem Mond offline sein, weil sie sonst sofort von der Online-Konkurrenz vernichtet wurde. Zu seinem Glück ging echter Sex bisher nur analog.

"Was ist los, Jas? Dich betrübt doch was, sonst würdest du keinen vernünftigen Einwand gegen deine eigene Idee geben."

Jason murmelte verbittert: "Es ist es nicht, was ich will."

"Und was willst du?" ,erkundigte sich Robert nüchtern. Jason starrte auf die farbige Tapete des Restaurants, es munterte ihn ein wenig auf.

"Ruhm. Wie bei den Firsts damals."

"Der First-Verlag ist Geschichte, Jas. Guinness hat ihn geschluckt und praktisch stillgelegt."

"Ich weiß. Aber es waren großartige Zeiten. Den First für den ersten Dreier auf dem Mond. Für den ersten Porno im All. Ach ja. Zwanzig von denen nur durch Sex."

"Mhm."

"Ach tu nicht so. Deine Firsts sind auch nur durch deine Streamcafes entstanden. Und Ruhm ist Ruhm. Nichts interessierte die Leute auf der Erde mehr als meine Sexabenteuer."

"Lief ja auch im Privatstreaming." ,murmelte der Deutsche abfällig. Eine Kellnerin brachte ihnen eine Platte Sushi. Es war ausschließlich Lachs und Thunfisch. Die großen Fische entwickelten sich in den Tanks am besten und ihre Futtertiere waren durch die auf dem Mond gezüchteten Algen erschwinglich.

"Jedenfalls will ich wieder so was. Was bei dem mir Leute zusehen." ,seufzte der ehemalige Playboy und ließ ein feines Stück Sashimi in seinem Mund verschwinden.

"Aber lass bitte die Sachen an. Mach am besten irgendwas im EVA-Anzug." ,grinste Robert und langte nach der Tube mit der Sojasoße.

"Hm. EVA." Jason ließ seine Essstäbchen geistesabwesend in der Luft kreiseln. "Das könnte was werden."
 

Einen First im EVA zu ergattern war prinzipiell leicht. Eigentlich gab es eine Millionen uninteressante Tätigkeiten, die man in der Kraterlandschaft des Mondes tun konnte. Deshalb tat es auch jeder Depp. Der First-Verlag wäre auch ohne das Aufkaufen durch Guinness nicht dazu in der Lage gewesen diesen ganzen Mist zu dokumentieren. Jasons Idee war etwas aufwendiger. Vor allem war sie kostspielig. Also verlangte es die Hilfe der Tourismusindustrie. Zumindest wäre ihm der Ruhm garantiert. Jason Kindren. Der Mann, der die X-Games auf den Mond brachte. Eine neue Attraktion. Hauptsache er zog es durch, ehe noch jemand anderes auf die Idee kam. Be the First.
 

Anderthalb Jahre der Planung vergingen. Apollo-City wuchs um ein paar Tausend Einwohner an und er erreichte die 40. In dieser Zeit holte sich Jason einen querschnittsgelähmten Stuntman namens Rivera in sein Team. Denn nach zahllosen Gesprächen mit Robert war er zu dem Schluss gekommen, dass er selbst den Startschuss setzen würde. Gerade ging man mit der Olympus Reihe in Serie. Diese neuen Raketen reduzierten die Transportkosten für ein Kilo Material von 10.000 auf 6.000 Dollar. Jedem war klar, dass bei dem nächsten Durchbruch möglicherweise sogar eine Halbierung drinn war. Außerdem nahm die autarke Produktion jährlich zu. Es galt also für alle Firmen jetzt zu investieren, ehe nach dem großen Boom nichts mehr übrig wäre.
 

Jason also setzte sich also an ein hartes Training zum Stuntman, soweit dies in seinem Apartment überhaupt möglich war. Jedes Mal die Zentrifuge zu mieten würde zu teuer werden. Training für die Mondscherkraft wäre dort sowieso überflüssig.

"Es ist wichtig, dass sie jede Richtung wahrnehmen. Auf der Erde gibt es nur eine Richtung in die sie fallen können, doch hier kann sich die Richtung durch jeden anfliegenden Stein plötzlich ändern. Stellen sie sich also darauf ein." ,hatte Riviera eines Tages während des Trainings erklärt.

"Ich bewundere wirklich dass sie schon nach neun Monaten besser über die Bewegung auf dem Mond Bescheid wissen als ich." ,spottete Jason daraufhin.

"Arroganz nützt ihnen nichts. Wenn sie fallen, dann fallen sie. Und sie können keinen allzu schweren EVA-Anzug tragen. Es besteht also ernste Gefahr für ihr Überleben, wenn sie es vermasseln."

"Kein Problem. Dann würde ich immerhin als erstes Unfallopfer auf dem Mond in die Geschichte eingehen."

"Ihr seid hier wirklich viel zu sicher."
 

Weder der Tourismusverband noch die Bürgermeisterin wollten sich auf ein Risiko bezüglich seines Projektes einlassen. Der einzige Erfolg war, dass er die Erlaubnis für die Durchführung innerhalb der näheren Umgebung der Stadt mit anwesenden Rettungskräften bekam. Allerdings kein Live-Stream. Er würde das Video auf altmodische Art hochladen müssen.

"Das ist vielleicht besser.

Noch gibt es weiterhin ein paar Millisekunden Verzögerung zwischen Erde und Mond. Nicht gerade sexy." ,erklärte Robert. Jason nickte. Zumindest würde es ihn nicht aufhalten. Der Termin war in drei Wochen. Zeit Riviera freie Hand zu geben.
 

Der erste offizielle Stunt auf dem Mond bestand in einem klassischen Reifensprung unter Nutzung der niedrigen Schwerkraft. Die akrobatischen Sprünge hatten hierbei mehr Gewicht als der Stunt selbst. Jason würde mit einer extra importieren Harley-Davidson durch eine Reihe von sieben Ringen springen, dabei immer wieder abspringen, sich über die Ringe abschwingen und am Ende wieder auf der Maschine zu landen. Dabei sank die Harley um insgesamt zehn Meter hinab. Mehr hatte ihm Riviera nicht zugetraut, aber allein die reale Mondschwerkraft würde, die Zuschauer anlocke. Die wirklich populären Stunts würden dann Profis bei den Moon-X-Games machen. Es war schon abgesprochen diese als dritte Wettkampfgruppe neben Sommer- und Winterwettkämpfen, alle drei Jahre durchzuführen. All das . Während Jason sich im Inneren der Kuppel in den ungewöhnlich dünnen EVA-Anzug zwängte, ging Riviera erneut die Daten durch. Die Bewegungen in der verringerten Schwerkraft waren hauptsächlich komplizierteste physikalische Berechnungen über Trägheit, Geschwindigkeit und Jasons schlechte Reaktionsschnelligkeit.

"Zum Glück hast du den Kerl vor dem SAS angeworben, Jas." ,bemerkte Robert kichernd.

"Ich bin nichts Besonderes, ich bin nur der Einzige von meiner Sorte auf dem Mond."

"Klasse. Und? Noch irgendwelche Unsicherheiten?" ,fragte Jason desinteressiert.

"Nein. Dein Überleben ist supersicher in diesem luftleeren Stück Nichts." ,Riviera verdrehte die Augen. "Versuch einfach nicht hinzufallen."

"Ein guter Rat. Aber ich bezweifle doch stark, dass unser Freund ihn einhalten kann." ,lachte eine blecherne Stimme hinter ihn.

"Eldritch. Verpissen sie sich. Die Veranstaltung ist nur für bezahlende Zuschauer." ,spuckte Robert.

"Lass ihn." ,forderte Jason und schritt auf den alten Mann zu.

"Wer is`n der Kerl?" ,fragte Riviera leise an Robert gewandt.

"Ein Großindustrieller. Dem Kerl gehört die Aluminiumschmelze."

"Also ist er reicher als ihr beide?"

"Klar. Er produziert Material dessen Transport von der Erde uns ruinieren würde. An allem, was wir verdienen verdient er also mit. Aber auf dem Mond ist Unterhaltung ebenfalls hoch dotiert. Da ich und Jason uns verbrüdert haben, kommen wir theoretisch gegen ihn an."

"Auf der Erde klappt das wohl nicht." Riviera ließ sich das Bild durch den Kopf gehen.

"Nein. Dort haben die Zuhälter irgendwie weniger Macht." ,lachte Robert.

"Ich hoffe, dass sie nicht fallen, Junge." ,gähnte Eldritch und wandte sich von Jason ab. Dieser antwortete nicht.

"Was haben die eigentlich? Ihre Geschäftsinteressen greifen sich noch nicht gegenseitig an?" ,fragte Riviera.

"Es geht um den Titel Stadtvater. Wer mehr Wachstum für Apollo-City bringt. Dabei liegt Jason mit dem alten Sack ziemlich gleich auf."

"Aha. Also nur dumme Schwanzvergleiche."

"Richtig, aber Jas war Pornostar und Eldritch fährt hier oben einen E-Roller von Porsche."
 

"Denk dran, wenn es nichts wird, können wir einfach noch mal drehen. Und ich kann dich jederzeit mit dem Jetpack rausholen." ,wiederholte Rivera zum etwa zehnten Mal seine Sicherheitshinweise. Jason nickte geduldig über seinen maßdesignten Helm und zog sich die weiße Kapuze des EVA-Anzuges über. Dem ersten Stuntman des Mondes standen glänzende Schweißperlen auf der gebräunten Stirn.

"Ich komm klar. Und ich erledige die Sache beim ersten Versuch." ,rief er triumphierend.

"Wenn man mal die vierzig Proben rausrechnet." ,murmelte Riviera kleinlaut. Auch wenn es bei jeder, neue Überraschungen seitens seines Arbeitgebers gegeben hatte.

"Mach keinen Scheiß Jas." ,ermahnte ihn Robert und tippte mahnend gegen die meterdicke Glashülle der westlichsten Beobachtungskuppel. Der Vierzigjährige stand in dem extrem dünnen EVA-Anzug plus weißem Polsteranzug und einem neuen funktionalen Jetpack mit voll drehbaren Düsen neben einer schweineteuren Harley Davidson mit erschwertem Rahmen und grinste in alle zwanzig Kameras, die den Platz umgaben gleichzeitig. Der Parcours der Ringe stand an seinem vorgesehen Platz. Zwei Rampen an den Enden. Der Playboy schwang sich auf die Maschine. Er begann zu sprechen. Das Mikro in seinem Helm zeichnete alles inmitten des Vakuums auf.
 

"Hey Leute. Ich bin Jason Kindren. Ihr kennt mich aus Filmen wie ... Nein, es sehen ja auch Kinder zu. Zumindest kann ich jugendfrei erzählen, was ich heute hier mache und warum." ,er legte eine kurze Pause ein und fuhr pathetisch fort. "Schon immer wollten die Menschen außergewöhnliche Aktion sehen. Viele tapfere Menschen arbeiteten an ihren Fähigkeiten, brachten sich selbst in Gefahr und das nur um die Massen für einen kurzen Moment zu unterhalten. Doch im Laufe der Zeit wurde sie immer brachialer verfälscht, die Action. Es gibt keine reale Gefahr mehr. Alles ist sicher und die großen Studios nutzen nur noch NOGGI. Doch heute beleben wir sie wieder. Die Action kommt hierher. Auf den Mond. Das gefährlichste Umfeld der menschlichen Besiedlungszone. Jeder Sturz hier kann tödlich enden." ,er grinste selbstsicher. "Manch einer sagt, es ist dämlich sich nur für diesen Moment des Ruhmes selbst zu gefährden, doch ich sage, dass es genau, das ist, was das Leben auf diesem Felsbrocken erst lebenswert macht. Ich will unterhalten und dafür riskiere ich gerne meine Haut." Lachend drehte er ruckartig am Gas. Die Harley erhob sich nur Zentimeter weit vom Boden, statt völlig abzuheben. Riviera hatte extra an diesem Ort Magnetplatten vergraben lassen, um die Entgleisung des Motorrades zu verhindern. Es reichte, um diese übertriebene Geste auf ein erträgliches Maß abzusenken. Das Vorderrad hob sich einen Meter an, dann zogen die Platten es wieder hinunter. Dann löste Rivera die Verbindung von Patte und Harley. Mit hoher Geschwindigkeit raste Jason auf die Rampe zu. Dabei wirbelte er mehr Mondstaub auf als eine umkippende Gesteinssammeldrohne. Er bedauerte einen Moment, dass niemand den heulenden Motor der Harley hören konnte. Doch das war eben der Stil der Moon-X-Games. Er erreichte die Rampe, fuhr zwei Meter und wurde in die Luft gerissen. Der erste Ring tauchte direkt über ihm auf. Wie in allen Übungen vorher stieß er sich von der Harley ab, die ohne ihn durch die Ringe trieb und machte einen Aufschwung, an dessen Ende er auf dem oberen Rand stand. Die Haken in seinen Fußsohlen sicherten ihn vor dem Davontreiben. Ein unmerklicher Stoß des Jetpacks manövrierte seinen ausgestreckten Körper nach unten. Am Ende dieser Rolle packte er den Sitz des vorbeischwebenden Bikes und griff nach dem nächsten Ring über ihm. Rivera und Robert überwachten das Geschehen hinter der Glasscheibe und griffen wenn nötig mit dem Jetpack ein. Nach zahllosen weiteren anspruchsvollen akrobatischen Manövern und einer 720 Grad-Drehung zwischen Ring 5 und 6 landete er zittrig auf Ring 6. Der letzte Ring lag vor ihm.

"Er ist zu spät angekommen. Die Harley muss schneller tiefer gestoßen werden, ehe sie über die Rampe schwebt." ,murmelte Riviera zu Robert. Wie so oft hatte er zu viel Zeit gebraucht, in diesem Fall eine überflüssige halbe Umdrehung.

"Warte lieber erst bis du eingreifst. Du hast das Jetpack jetzt schon dreimal genutzt und Jas tut das schließlich auch für sein Ego." ,bat Robert.

"Ich habe alles berechnet. Wenn er zu langsam ist, greife ich ein. Ansonsten ist die ganze Nummer hier sinnlos."

Jason landete nach einem Salto im Handstand auf Ring 7 und schwang sich mit den Füßen Richtung Harley ab. Nach Sekunden der Kontrollberechnung kam Rivera zu dem Schluss, dass der Winkel in dieser Zeit niemals erreicht werden konnte, und aktiviere das Jetpack. Der Stoß riss Jasons Unterkörper Richtung Bike, die Arme des frischen Stuntmans ruderten hilflos durch die Luft. Als der auf dem Sitz aufknallte, hörte Rivera sein Wimmern.

"Scheiße Rivera, das ging in die Eier." ,grinste Robert pflichtschuldig.

"Mhm." Die Harley kam mit dem Vorderreifen auf der Rampe auf und rollte geschmeidig in den Mondstaub hinab. Kurz darauf stoppte sie vor der Rampe.

"Eines muss man ihm lassen, er hat mehr Tricks der SAS abgeschaut als die Tänzerinnen, die ich gerade caste." ,gab Robert seine Meinung zu Protokoll.

"Er verbringt ja auch mehr Zeit mit ihnen als irgendwer sonst." ,kommentierte Riviera. Von Jason kam nur ein leises Wimmern als Antwort aus dem Mikro.

"Was`n los Jas? Rühreier?" Keine Antwort. Jason saß mit den Armen in die Luft gestreckt auf dem und starrte auf die aufgehende Erde. Diese ewige Viktory-Pose vor diesem Hintergrund verlieh dieser lächerlichen Veranstaltung echte Würde. Einige Minuten vergingen, ohne dass sich Jason rührte. Rivera fiel es schließlich auf.

"Armer Penner."

"Hm? Was ist mit Jas?"

"Als ich das Jetpack während des Schwunges aktiviert habe, hat es ihn ziemlich abrupt von der Stange gerissen."

"Ja, und weiter?"

"Jetzt steht er da, hat beide Schultern ausgekugelt und kann sich nicht bewegen, ohne zu schreien. Ich kenn das."

"Shit. Aber das Video ist im Kasten oder?"
 

Mit blutunterlaufenen Augen lag Jason auf seiner Couch und betrachtete die Videoaufnahmen aus verschiedenen Winkeln. Damit war er der erste Stuntman und der erst Stunt-Fail des Mondes.

"Also abgesehen vom Ende ist es doch ganz ordentlich. Wenn wir den Teil einfach rausschneiden. Ach komm, ich erkenn an deiner Gestik, dass du es genauso siehst." ,säuselte Robert.

"Ah ha ha wie lustig. Aber die Leute werden merken, wenn was fehlt. Wir versprachen ihnen den gesamten Teil. Vom Austreten bis zum Wiedereintreten in die Kuppeln." ,erwidere der Mann mit den verschränkten Armschienen.

"Willst du echt den vierstündigen Rettungseinsatz mitveröffentlichen?" Zähneknirschend nickte Jason.

"Warum? Du mit erhobenen Armen auf der Harley. Mit dieser epischen Nummer können wir das Ding so rausbringen, dass die Moon-X-Games jährlich stattfinden." ,grinste Robert.

"Du lädst es einfach hoch, wie es ist." ,forderte Jason kompromisslos.

"Warum zum Teufel? Das macht dich nur lächerlich." Sein Gegenüber lächelte diabolisch.

"Klar aber wenn dann will ich es wenigstens nutzen. Mit dieser peinlichen Nummer erschließen wir zwei Zielgruppen. Die Extremsportler, die sagen "das kann ich aber deutlich besser" und die Idioten die sagen "was der kann, kann ich schon lange, nur weil er reich ist" Wir eröffnen einen Amateurbereich und vergrößern die Reichweite durch Youtuber. Da es jetzt einen Unfall gab, werden die Sicherheitsauflagen erhöht werden. Es ist für Privatleute also zukünftig nur noch erlaubt Stunts in meinen Anlagen durchzuführen."

"Du Fuchs, du. Aber ging es dir nicht um deinen eigenen Ruhm?"

"Sicher, aber wenn ich ein gemeinschaftliches Unterhaltungsprojekt wie dieses errichte, kommen neue Leute nach Apollo, die Moon-X-Games sind abgesichert und ich scheffle Geld. Das wiegt den Ruhm auf."

"Verstehe. Du hast Angst dass Eldritch die Wahrheit veröffentlicht, wenn du es geschnitten hochlädst." ,bemerkte Robert grinsend. Der Verletzte knirschte abermals mit den Zähnen.

"Damit gebe ich auch meine eigenen Ambitionen auf öffentlichen Ruhm durch Stunts auf. Rechne mir das bitte an."

"Deshalb wirst du jetzt alles gegen Eldritch ins Feld schieben?" Der ehemalige Playboy grinste feurig.

"Wer zuerst das größere Imperium auf dem Mond aufbaut." Robert seufzte.

"Es erscheint mir aussichtslos. Jedes Gebäude dass du errichtest, jeder Liter Luft den, die zahlst, all das kommt von Eldritch, er wächst also mit dir. Das wird ein ziemlich ungleicher Kampf."

"Ich werde ihn kämpfen. Auch wenn ich verliere." ,der Playboy mit den ausgekugelten Schultern lächelte. "Hier gibt es viele Möglichkeiten sich lächerlich zu machen." Hauptsache man war dabei der Erste.



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