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Der Ritt in die Berge

Winnetou
von

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Trauer und Emery

Trauer und Emery
 

Seit jenem Tag sitze ich Nacht für Nacht schweißgebadet auf meinem Lager.

Scharlih war in die Brust getroffen worden und in meinen Armen gestorben, trotz all meiner Versuche, die Kugel zu entfernen.

Und er hatte mir gesagt, was mit Hatatitla geschehen sollte. Doch der Hengst verweigerte auch jetzt noch jede Nahrungsaufnahme. Er stand nur stumm vor Scharlihs Grab und ließ sich nicht fortbewegen. Musste ich ihn doch noch erschießen, um ihn nicht weiter zu quälen?
 

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und auch mein Vater hatte keinen Rat, was ich mit dem Rappen anfangen sollte.

Scharlih, warum, warum musste deine Ahnung wahr werden?

Warum hat man dich mir genommen? Den Menschen, den ich doch so sehr liebe.

War es deshalb? Hat dein Manitou dich mir genommen, weil er die Liebe zwischen zwei Männern nicht duldet? Scharlih, komm zurück! Doch es geschah nichts, keine Antwort, keine Regung.
 

Hatatila liegt inzwischen neben dem Grab, als wolle er es beschützen. Er atmet kaum mehr, er will zu seinem Herrn. Selbst Iltshi kann ihn nicht mehr aufheitern, obwohl auch er sich hier bei ihm befindet.

Auch mein Herz krampft und schmerzt, kann die Trauer nicht länger verbergen, nichts ist mehr interessant.

Ich ziehe mich immer mehr zurück aus dem Leben, versinke in der Dunkelheit.
 

Es gibt keine Sonne mehr in meinem Herzen, diese ist mit Scharlih erloschen, genauso wie er es gesagt hatte.

Scharlih, bitte, was kann ich tun? Ich brauche dich, ich will bei dir sein! Ich werde dir folgen, schon bald.

Wieder liege ich wach, auf meinen Lager im Zelt, habe es bei meinem Vater und Nscho - tschi nicht mehr ausgehalten. Gedanken rasen durch meinen Kopf, doch ich kann sie nicht greifen.

Dann fällt mir ein, dass ich Scharlih versprochen habe, sein Testament zu vollstrecken.

Deshalb erhebe ich mich und greife den Kalender aus der Satteltasche.

Noch einmal lese ich also seine Einträge.
 

Mein erster Weg führt mich nach St. Louis, darum sattle ich meinen Iltschi, und plötzlich steht Hatatitla bei mir, ich nehme ihn in den Arm, drücke ihn fest an mich. „Dein Freund, Hatatila, will, dass du lebst, bitte bleib du mir also erhalten, gib nicht auf, Hatatitla.“
 

Dann wende ich Iltshi dem Pueblo zu und Hatatitla folgt uns, es ist als ob er plötzlich wieder Leben in sich spürt, so als ob Scharlih bei uns wäre. So jagen wir zu dritt über die Prärie, bis wir in St. Louis ankommen.

Henry sieht mir direkt an, das was passiert ist, weshalb er mich einfach an sich drückt.
 

„Was bedrückt Winnetou, was ist passiert? Ich sehe Hatatitla, aber Charly ist nicht dabei!“
 

„Old Shatterhand ist tot! Ich bin hier, um seinen letzten Willen zu erfüllen! Scharlih wollte, dass ich seiner Familie Bescheid gebe. Aber hier steht etwas, was Winnetou nicht lesen kann, vielleicht kann mir Mr. Henry helfen?“
 

„Lass mal sehen!“
 

Ich reichte ihm den Eintrag, und dann lächelte er mich an.
 

„Charly hat Winnetou eine Reise geschenkt, sie ist bezahlt und du kannst sie jederzeit antreten!“
 

„Winnetou sagt danke!“
 

Das war es also, warum er wollte, dass ich sein Testament vollstrecke, denn mit dieser Reise erfüllte Scharlih mir einen Wunsch. Einen Wunsch, den er zusammen mit mir erleben wollte. Doch konnte ich einfach verschwinden? Ich konnte doch nicht einfach mit den Pferden so vereisen?!

Henry schien meinen inneren Zwist zu spüren, weshalb er eine Hand auf meinen Arm legte.
 

„Winnetou kann hier eine Nachricht an seinen Vater hinterlassen, die ich dann einem der Boten mitgeben kann!“
 

„Mr. Henry! Winnetou weiß gar nicht, wie er ihm jetzt danken soll.“
 

„Winnetou muss mir nicht danken. Er sollte sich auf dieser Reise von seiner Trauer erholen.

Damit er gestärkt zu den Seinen zurückkehrt!“
 

„Winnetou weiß nicht, ob er das noch kann und will? So vieles erinnert ihn dort an seinen Blutsbruder!“
 

„Winnetou und Charly waren ein Paar, kann das sein?“
 

„Mr. Henry vermutet richtig. Wir wollten, wenn er zurückkommt, meinen Vater fragen, doch das konnten wir nun nicht mehr. Scharlih starb in meinen Armen, mit einer Kugel in der Brust. Nein, Winnetou wird niemandem mehr sein Herz öffnen. Scharlih war ihm mehr, als er in Worte fassen kann.“
 

Wir saßen in der Küche von Mr. Henry, so hörte nur er meine Worte, den Laden hatte er geschlossen. Er war mir ein Freund geworden, der alles über Scharlih und mich wusste.

Scharlih hatte mir seine Muttersprache beigebracht, weshalb ich auch deutsch sprechen konnte, auch einige arabische Sätze. Himmel, da fiel mir ein, dass ich ja Emery noch benachrichtigen musste!
 

„Hat Mr. Henry die Anschrift von Emery Bothwell noch? Er muss es auch erfahren, was geschehen ist. War Scharlih doch zuletzt mit Emery im Orient.“

„Ja, warte, dem schicken wir besser ein Telegramm, das geht schneller, Winnetou. Komm mit, wir machen das gleich, dann vergessen wir es nicht!“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chai-Cherry-Tea
2020-11-05T10:55:22+00:00 05.11.2020 11:55
;A; ich wusste es, die Realität wird anders, es durfte ja nicht sein. Geht die Geschichte jetzt noch weiter?
Antwort von:  Onlyknow3
05.11.2020 12:03
Das war das letzte Kapitel. Leidet sieht die Realität, immer anders aus als man möchte.
Auch Winnetou muss sich dieser stellen ob er will oder nicht. Klar schmerzt es jemanden zu verlieren.
Doch mit dieser Reise, diesem Geschenk, reist er Winnetou aus seiner doch wirklich tiefen Trauer heraus.
Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3


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