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der letzte Tag

von

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London.Highgate Hill 90.Samstag.21. Juli.1979.
 

Dieser Sommer war trocken. Die letzten Tage hatte sich kaum eine Wolke über London verirrt. Aber heute war es etwas aufgefrischt, es nieselte sogar leicht. Gar kein Wetter für die morgige Sommersonnenwende.

Es war noch früher Morgen, knapp 7 Uhr und Tibby kramte sich durch die vielen Innentaschen ihre Umhängetasche und seufzte schließlich erleichtert auf, als sie das kalte Metall der Ladenschlüssel an den Fingerspitzen spürte. Sie wohnte etwas außerhalb von London, sie mochte ihren Laden, sie mochte auch die Gegend… allerdings vermisste sie ihre Heimat schon ziemlich.

Sie vermisste ihre Eltern und die Highlands, in denen sie zu Hogwartszeiten Quidditch trainiert und im Alter von 8 Jahren versucht hatte den Hochlandrindern das sprechen beizubringen.

Bei dem Gedanken daran musste die junge Hexe lachen.

Die Klingel an der Ladentür bimmelte, als die Inhaberin sich Zugang zu ihrem Lebenswerk verschaffte.Sie stand in ihrem Geschäft, das gleichzeitig auch ein Teil ihrer Werkstatt war. Bei McArren & Daugther erhielten die Muggel alles was ihr Herz begehrte. Von Tischgarnituren, über Spiegelrahmen, bis hin zu Betten fertigte Tibby alles an.

Je verrückter desto besser.
 

Die Ausstellungsstücke standen zur Präsentation im Schaufenster und in dessen Nähe, in der Mitte des Raumes ihr Tresen, an dem sie die Kunden bediente.

Ihr Dad hatte ihn angefertigt. Wenn man genau hinsah, konnte man feine Disteln, Hochlandrinder und auch Quidditchbälle erkennen. Wenn auch für ein ungeübtes Muggelauge die Quidditchbälle vermutlich eher wie ein Fehler des Schreiners wirkten.

Im Vorbeigehen strich die Hexe, mit der flachen Hand über die Tischplatte. So wie jeden Morgen. Ein Ritual.

Im letzten drittel des Raumes lag Werkzeug auf einer Werkbank herum, feine Späne bedeckte einen Teil des Bodens und erweckten den Anschein, das man sich in einem großen Meerschweinchengehege aufhielt. 
 

Ging man von hier aus weiter, gelangte man an eine Tür mit Vorhang, den niemand einfach so durchqueren konnte. Versuchten Muggel durch diese Tür zu gehen, wurden sie von dem irritierenden Gefühl ergriffen, das sie die Privatsphäre der Ladenbesitzerin Respekt zollen und eine großzügiges Trinkgeld zahlen wollten. Zauberer und Hexen bemerkten stattdessen das der Bereich versiegelt war, das der blaue Samtvorhang nicht einfach zur Seite gestrichen werden konnte.

Tibby zog ihren Zauberstab aus einer, speziell dafür angenähten, Tasche ihres dunkelgrünen Kleides.

Sie wirkte den Zauber ungesagt, schließlich sollte niemand, auch durch Zufall nicht, davon erfahren.

Sie durfte sich schon so oft genug von ihrer Freundin Artemis anhören, das ‚Alohomora‘ zu simpel sei, aber genau das war ja das Geniale an der Sache.

Der Vorhang hob sich an, klappte zu beiden Seiten auf und ermöglichte so nun das Eintreten.

In diesen Teil des Ladens wurden nur Zauberer, Hexen und gegebenenfalls deren Muggeleletern akzeptiert.

Der zweite Raum war ihr eigentliches Standbein. Ihre wirkliche Passion. Das Beste was sie sich vorstellen konnte, in einem Raum vereint.

Besen, sie hingen an den Wänden, lagen auf Podesten und drei Modelle schwebten sogar knapp unter der Decke.

Sie hatte bereits zu Hogwartszeiten an Entwürfen für die verschiedensten Besen gefeilt und hatte tatsächlich viele davon umgesetzt. 
 

Ein absoluter Renner für Kunden mit Höhen- oder Tiefenangst war der Fegeleicht, ein Modell das dem Nutzer suggerierte das sich eine sichere Plattform unter den Füßen befand.

Für Kunden mit besonders starker Angst beim herunter gucken konnte dieses Model sogar kleine Leinensegel, mit einer Spannweite von etwa 50 cm pro Seite am Besenstil ausklappen, sodass man dem Abgrund nicht mehr direkt ins Auge blicken musste.

Bei Quidditchenthusiasten mit der Spielposition des Treibers, erfreute sich der Grimmeshauser besonderer Beliebtheit.

Ermöglichte er den Spielern doch das mühelose Balance halten, während der Klatscher geschlagen wurde.

Auch wenn ruckartiges Manövrieren nicht so einfach war, da er sich eher behäbig in scharfen Kurven verhielt.

Was sie auch verkaufte, was jedoch nicht auf der offiziellen Artikelliste zu finden war waren ihre Kampfbesen. Sie mochte es nicht sie zu verkaufen und herzustellen, aber zu ihrer Schulzeit wie auch danach war sie so manchen dunklen Zauberern begegnet und wenn man sich oder seine Familie mit ihren Besen verteidigen konnte, war es ihr das wert.

Besen mit eingebauten Fächern für Zaubertrankzutaten, mit Schutzrunen um zu verhindern das man geortet werden konnte und auch ein Prototyp mit Fluchabwehrsystem befand sich in ihrem Sortiment.
 

Auch in diesem Raum war es etwas chaotisch. Auf einem kleinen Pult stapelten sich lose Blätter, Tintenfässer und Federn. Ihre Unordentlichkeit hatte sich seit ihren Hogwartstagen nicht sonderlich gebessert, aber Tibby gefiel es so.

Ein kurzer Blick auf ihren Terminkalender, ebenfalls auf dem Pult, verriet ihr das sie heute um 12 Uhr einen Termin, für die Besprechung einer Sonderanfertigung, hatte.

Also blieb ihr noch etwas Zeit.

Den Laden würde sie gleich aufmachen, wenn sie sich einen Tee gekocht hatte.

Im angrenzenden Büro hatte sie sich eine kleine Teeküche hergerichtet, neben dem Schrank in dem sich das Denkarium befand, das Artemis ihr zum Abschluss geschenkt hatte.

Das Büro quoll über vor Quidditch Zeitschriften, Fachliteratur zur Schreinerei und über magische Hölzer.

Auch ein paar Zaubertrankbücher hatten sich unter die Sammlung gemischt. Wenn Professor Slugghorn wüsste das sie tatsächlich mit so mancher Tinktur erfolgreich arbeitete, würde er wohl sehr erstaunt sein… und sie vielleicht nachträglich in seinen Slugclub aufnehmen.

Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

Im Büro und dem Besenraum war Teppich ausgelegt, er war zwar kurz geschnitten, jedoch trotzdem schön weich und umschmeichelte so angenehm ihre nackten Füße.

So lange es die Temperaturen erlaubten, war die rothaarige Schreinerhexe Barfuß unterwegs.

Im Verkaufsraum vorne waren es Fliesen, jedoch gelang es Tibby die Räume so zu heizen, das sie auch dort Barfuß laufen konnte.

War sie in ihrer Jungend eher der Rockmusik zugeneigt gewesen, und auch ein wenig dem Punk, würde man ihren jetzigen Kleidungsstil wohl eher dem eines Hippies zuordnen.

Sie hörte noch immer gerne Queen, Led Zeppelin und auch Black Sabbath… nur ihre Kleidung war nun luftiger. Tibby trug gerne weite Kleider mit wilden Mustern, Fuß- und Armreifen, große Auffällige Ohrringe und ab und an eine bunte Haarspange um das kurze, aber immer noch dichte lockige rote Haar zu bändigen.
 

Mit ihrer Teetasse, handgetöpfert in einem intensiven marineblau, tappste Tibby in den Verkaufsraum zurück.

Ein großer Schluck des schwarzen Tees und sie fühlte sich bereit für diesen Tag.

Das würde ihr Tag werden, heute in 6 Monaten würde ihr 19. Geburtstag sein und sie hatte vor ihn in Schottland zu feiern. Den Dezember würde sie sich frei nehmen, zurück in die Heimat fliegen und endlich ihre Eltern wieder sehen.

Tibby freute sich das sie so viel Arbeit hatte, aber so gänzlich ohne ihre Familie in London zu leben gefiel ihr auf Dauer nicht.
 

Sie drehte das Schild an der Tür von GESCHLOSSEN auf GEÖFFNET um, sodass ihre Kunden sich auch in den Laden trauen würden.

Tibby setzte hinter dem Tresen, die Teetasse zu ihrer Rechten, vor sich ein Blatt mit dem Auftrag für einen Sitz, der auf einen Langreisebesen montiert werden sollte.

Es war mittlerweile 8 Uhr, die Sonne schaffte es kaum durch die Wolken, der Laden lag im Dämmerlicht, als die Tür aufschwang und die Klingel leise bimmelte.

Tibby hob den Kopf und begann ein fröhliches „ Schönen guten Morgen, was kann ich…“ ihr Blick fiel auf einen Mann von etwa 50 Jahren in dunklen Kleidern. 

Er war bleich, trug sehr unverhohlen einen Zauberstab an seinem breiten Gürtel und atmete schwer.

Er sah sie an. Kalte dunkle Augen, tief in die Höhlen gefallen, und ein unheimliches Grinsen verschafften ihr ein ungutes Gefühl.

Sie erhob sich, legte das Papier zur Seite und versuchts so professionell fortzufahren wie es ihr, unter diesen Umständen, möglich war.

„Verzeihung, was kann ich für Sie tun?“ sie trat unauffällig rückwärts auf den Samtvorhang zu, während sie mit ihrer linken Hand auf einen großen Spiegel deutete und freundlich lächelnd fragte

„Ein Geschenk für ein Familienmitglied vielleicht?“ Er antwortete immer noch nicht, sie behielt seine Hände im Blick als sie dem Vorhang still befahl sich zu öffnen.

Dann ging alles ganz schnell.
 

Tibby sprintete los, der Vorhang senkte sich wieder, allerdings zu langsam und der unheimliche Mann schaffte es noch hindurch. Über ihrem Kopf explodierte Holz.

Die drei Besen, die an der Decke schwebten, stürzten zu Boden, zerbarsteten in tausend Teile und waren danach nur noch schwer als Besen zu erkennen.

Die junge Hexe zog ihren Zauberstab, drehte sich um und schleuderte dem Zauberer einen Stupor entgegen. Er traf ihn direkt in die Brust und schleuderte ihn gegen die Wand.

Tibby riss die Tür zum Büro auf, stürzte hinein und schlug sie wieder zu.

„Colloportus“ keuchte sie leise und begann ihren Schreibtisch vor die Tür zu schieben, griff nach einem Stück Kreide, malte krakelig eine Schutzrune auf das Holz und rannte zu einem Schrank an der anderen Seite des Raumes.

Hinter der Tür tobte eine unglaublich Geräuschkulisse, der Mann nahm offensichtlich den gesamten Raum auseinander. 

Vermutlich waren es auch die Zauber, die von der Tür abprallten, lange würden die Absicherungen nicht halten.

Auf einem Regal mit Zaubertrankflaschen stand das Bild eines älteren Mannes in vornehmen Kleidern, der sehr beunruhigt wirkte.
 

„Was geschieht hier Miss?“ fragte er mit starkem irischen Akzent.

„ Machen Sie sich bereit Mr. Byrne. Es scheint ein Todesser zu sein… sollte ich es nicht schaffen… geben sie das Signal!“ in diesem Moment explodierte das Holz in ihrem Rücken und die Tür war ein Mal gewesen.

„Du mieses kleines…“ sie ließ ihn nicht ausreden, sie schlug ihm einen Stupor mitten ins Gesicht, es knackte laut und Blut spritze, die Nase war gebrochen.

Ihr Blick viel auf den Kamin, wenn sie schnell war, schaffte sie es eventuell das Flohnetzwerk zu nutzen… Der Todesser krümmte sich vor Schmerzen, aber richtete sich bereits wieder wutschnaubend auf und spuckte Blut auf ihren geliebten Teppich.

„Confrigo!“ Sie brüllte so laut sie konnte, sie wollte ihre Angst damit niederbrüllen, und wartete nicht auf den Effekt, sondern wandte sich um und rannte los.

Der Zauber streifte den Todesser nur, er schaffte es den umherfliegenden Stücken der Wand, der Bilderrahmen und den Büchern auszuweichen.
 

Böse lächelnd erhob er seinen Zauberstab.

Tibby fehlten nur noch zwei Meter. Als sie grünes Licht hinter sich wahrnahm und wusste es war zu Ende mit ihr.

 

Der leblose Körper schlug hart auf dem Boden auf und wirkte beinahe wie eine Puppe, die ein Kind unachtsam weggeworfen hatte.

Jacob Mulciber Senior blieb neben der Hexe stehen und sah angewidert zu ihr hinab.

„Elendes Squibkind. Du hast mir ganz schön viel Arbeit gemacht…“ er hielt seinen Zauberstab an sein gebrochenes Nasenbein und schrie auf, als dieses sich wieder richtete.

Er spuckte aus und gab der am Boden liegenden Hexe einen Tritt, dann verließ er den Raum. 
 

Beim verlassen des Ladens drehte er das Schild um, sodass von Außen nun GESCHLOSSEN stand.

Mit einem Wink des Zauberstabs verschloss er die Tür, es sollte nicht all zu schnell bekannt werden das die Besitzerin nun tot in ihrem Büro lag.

Mr. Byrne hatte alles mit angesehen, er war froh das der fehlgeleitete Confrigo nicht sein Bild erwischt und der fremde Zauberer ihn nicht bemerkt hatte.

Er hatte einen Auftrag, die Miss hatte ihm gesagt wie er zu agieren hatte wenn etwas passierte.

Er war einst Chef eines kleinen magischen Postamtes in der Nähe gewesen. Also hing dort ebenfalls ein Porträt seiner selbst. 

So gelang es ihm die Lokalität zu wechseln und einem der Postangestellten die Anweisung weiter zu leiten.

„Die Briefe und Pakete aus dem Schließfach 013 müssen versendet werden.“ der Angestellte hinterfragte nichts, er nickte nur und machte sich dran seine Aufgabe zu erledigen.

Mr. Byrne hoffte das bald einer der Freunde der Miss auftauchte, diese hatten bestimmte Möglichkeiten in den Laden herein zukommen.

Miss McArren hatte ihm erklärt was für ein Zauber dem GEÖFFNET/GESCHLOSSEN Schild innewohnte.

Es war ein Verschlusszauber der nicht einfach so gebrochen werden konnte.

„Schicken Sie eine Eule an das Ministerium. Es gab einen Mord in der Highgate Hill 90, im Laden McArren & Daugther. Es gibt einen Schutzzauber der erst ein Mal gebrochen werden muss. Schreiben sie das!“ der Mitarbeiter nickte wieder ergeben und schrieb den Brief, nachdem er alle anderen Eulen losgeschickt hatte.
 

Es war kurz vor 9. Es hatte ein wenig geregnet.

Die Wolken hingen tief, auf der Towerbridge glänzte die Oberfläche des Delfins, der Statue Delphin & Girl, und ein paar Touristen wanderten die Highgate Hill Street entlang, ohne dem Laden in der Nr.90 eines Blickes zu würdigen.



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