Zum Inhalt der Seite

Nachhilfe

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich wartete am Freitag am Fenster darauf, dass Connor mit Olivia auftauchen würde. Meine gute Laune war nicht verflogen, im Gegenteil: Ich erledigte meine Aufgaben mit Euphorie und Tatendrang! Das war sogar Caleb aufgefallen, der aber nichts deswegen sagte. Er war noch immer nett zu mir, aber Nicky mied mich. Das tat mir zwar schon weh, aber ich hoffte, dass Connor das abfedern würde. Außerdem konnte er mir ja noch mehr beibringen als nur gut zu küssen! Das würde im Kampf um Nicky ein entscheidender Vorteil sein.
 

„Du starrst aus dem Fenster wie damals als Kind, als du den Nikolaus erwartet hast.“ Caleb schüttelte den Kopf.
 

„Du übertreibst maßlos. Ich warte nur, das ist alles.“
 

„Worauf?“
 

„Auf Connor und Olivia? Wen denn sonst?“
 

Das erwartete Murren blieb aus. Mein Bruder schwieg einfach nur und ging wieder ins Wohnzimmer zurück. Ich glaube er war froh, dass ich nicht dauernd Trübsal blies. Meinen kleinen Ausbruch nach der Party hatte er auch nie angeschnitten. So war Caleb eben. Mittlerweile hatte ich ihn auch wieder einigermaßen lieb. Auch Nicky war ich nicht mehr sonderlich böse. Meine Hoffnungen waren wiederaufgekeimt, als Connor gemeint hatte, ich würde gut küssen und meine Liebste wäre mir bald verfallen. So irgendwie hatte er es jedenfalls formuliert.
 

Leo war mittlerweile meine sichere Quelle, wenn es um den gelben Porsche ging. Olivia wurde kurz begrüßt, dann aber gleich zu Connor übergegangen, der ihn an den Vorderpfoten hielt, während Leo Männchen machte, und ihm gegen die Nase stupste. Das war niedlich, sogar für meinen Geschmack. Dazu dieses Lächeln. Ich war mir sicher, auch Klein-Nicky, der in seinem Körbchen döste, würde ihn mögen.
 

„Caleb! Sie sind da!“, rief ich freudig und sprang barfuß nach draußen. Leo bellte fröhlich und wechselte zwischen uns dreien hin und her.
 

„Hey, Danny.“ Olivia kam auf mich zu und zögerte kurz. Sie spielte an ihren Fingern herum und seufzte dann: „Tut mir leid wegen der Party. Das war dumm von mir. Ich hätte das nicht machen sollen. Kann ich es wiedergutmachen?“
 

Ich brauchte einen Moment um zu begreifen was sie meinte. Gab sie sich die Schuld dafür, dass Caleb so ausgerastet war? Das lag wohl eher daran, dass sein kleiner Bruder jemanden geküsst hatte. Wahrscheinlich noch immer besser als seinen Freund, aber trotzdem. Ich überlegte kurz, wobei mein Blick auf Connor fiel, der mit Leo „Folge meinem Finger“ spielte.
 

„Wenn Connor mit mir heute Abend ins Kino geht und du bezahlst, extra großes Popcorn und Cola inklusive, dann verzeihe ich dir!“ Dabei prustete ich vor Lachen.
 

„Was?“ Olivia legte den Kopf ein wenig schief.
 

„Das war nur ein Witz. Schon okay. Ich habe Achilles für dich gesattelt. Caleb meinte, er würde dich begleiten, dir einmal das Umland zeigen und so. Die besten Routen.“
 

Das hatte er tatsächlich, was mich sehr verwunderte. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, er stünde auf Olivia. Wie aufs Stichwort kam mein Bruder, gekleidet für einen Ausritt, aus dem Haus und begrüßte Connors Schwester freundlich. Mein neuer bester Freund (Nicky zählte ja schließlich nicht mehr, denn ich war in ihn verliebt!) bekam ein knappes Nicken, das ebenso erwidert wurde.
 

„Aber, Danny? Also wegen mir könnt ihr schon ins Kino. Es dürfte halt nicht zu spät werden, weil Connor mich abholen muss. Es sei denn…“ Sie schaute fragend zu Caleb. Der bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick.
 

„Ich denke, ich kann dich auch heimfahren, Olivia. Danny ist aber pünktlich um Mitternacht zu Hause.“
 

Ich sprang auf und fiel Caleb jubelnd um den Hals.
 

„Danke!“
 

Ein leichtes Rückenklopfen signalisierte mir, dass es genug der Liebesbekundung war und ich löste mich von ihm.
 

„Aber kein Alk, ist das klar?“
 

„Geht klar!“
 

Ich drehte mich zu Connor um, der nur lächelnd nickte und sich von Leo löste.
 

„Beeil dich aber, ja? Ich habe Hunger und wir könnten vorher noch was essen gehen.“
 

Zwei Stufen auf einmal nehmend sprintete ich mein Zimmer und durchwühlte den Kleiderschrank. Es würde spät werden und damit kalt, also entschied ich mich für Jeans, ein frisch gewaschenes, rotes T-Shirt und Turnschuhe. Ich schnappte mir noch meinen Schlüssel vom Schlüsselbund und meine Brieftasche, schob alles ein, griff nach einer x-beliebigen Jacke und stürmte nach draußen.
 

„So! Bin fertig!“
 

„Na, dann“, grinste Connor und warf Olivia, wie auch Caleb, einen dankbaren Blick zu. „Steig ein!“
 

Der Porsche hatte tatsächlich nur zwei Sitze, die stark an die eines Rennautos erinnerten. Das Cockpit, oder wie man das nannte, sah total edel aus, ganz anders, als in Calebs altem Escort. Ich schnallte mich an und sah mich mit großen Augen um. Das Auto hatte sogar eine digitale Anzeige für die Geschwindigkeit, die zum Leben erwachte, als Connor den Schlüssel reinsteckte. Ein leises Piepen ertönte.
 

„Du hast dich angeschnallt, oder?“, erkundigte sich der Fahrer.
 

„Natürlich“, nickte ich bekräftigend.
 

„Gut, dann – wo möchtest du denn Essen gehen?“
 

Wir setzten zurück und Connor fuhr vom Hof auf die Landstraße. Ich winkte Caleb und Olivia noch zum Abschied, bevor ich mich ganz der Fahrt widmete. Im Innenraum war es erstaunlich leise und man hörte den Motor fast gar nicht, was mich wunderte und auch etwas enttäuschte. Connor fuhr auch nicht schneller als Caleb, eher langsamer. Was ich so sehen konnte hielt er die Geschwindigkeitsbegrenzung penibel ein.
 

„Keine Ahnung? Wo möchtest du denn hin?“
 

„Ich hätte Bock auf Knusperente und Reis. Hast du auch Lust auf Chinesisch?“
 

„Au ja!“
 

„Na dann. Ist was? Du schaust so enttäuscht.“ Connor warf mir einen besorgten Blick zu. „Wir können auch woanders hingehen, falls du magst?“
 

„Du fährst total lahm. Ich habe gedacht dein Auto wäre voll schnell?“
 

„Ist es auch. Nur weil es schnell ist muss ich aber nicht schnell fahren.“
 

„Warum? Das macht doch so keinen Spaß.“
 

„Autofahren ist eine ernste Sache, Danny. Wenn ich alleine bin, dann fahre ich schon ein wenig…sportlicher, aber nicht mit Beifahrer. Außerdem sind die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht zum Spaß da. Meine Fahrlehrerin meinte einmal, die meisten Unfälle würden wegen zu hoher Risikobereitschaft und Abenteuerlust entstehen. Das will ich vermeiden.“
 

Ich zog eine Schnute und Connor grinste schief.
 

„Sie hat aber auch gesagt, dass man ein Auto ruhig einmal ausfahren darf und auch soll, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Schau nicht so, das mag ich überhaupt nicht. Wenn wir auf der Autobahn sind, dann fahre ich schneller, okay?“
 

„Okay!“
 

Wir fuhren tatsächlich schneller als auf der Landstraße und deutlich schneller als Caleb, aber immer noch nicht merklich über dem Tempolimit. So viel zu cool: Was das anging war Connor ein totaler Spießer. Wir bogen auf den Parkplatz eines Restaurants ein über dem irgendwelche chinesischen Schriftzeichen in Neonbuchstaben, die gerade nicht leuchteten, hingen. Drunter war „Wangs Chinaküche“ zu lesen. Connor stieg aus und sperrte den Wagen ab sobald ich neben ihm stand. „Du hast schon mal Chinesisch gegessen, oder?“, fragte er mich beim Reingehen.
 

„Klar. Was denkst du denn?“
 

„Dann muss ich kein normales Besteck für dich bestellen?“
 

„Nein!“
 

Wir setzten uns drinnen an einen kleinen Zweiertisch und ich sah mich um. Das Lokal war zwar gut besucht, aber es gab noch immer genügend freie Tische. Überall hingen rote Lampen aus Papier von der Decke herab und von irgendwoher summte kitschig asiatische Musik im Einklang mit dem Plätschern von Wasser. Die Bedienung, eine junge Frau, Mitte 20, und eindeutig keine Chinesin, brachte uns lächelnd die Speisekarten und fragte uns auch gleich nach unseren Getränkewünschen. Connor bestellte sich ein Mineralwasser und ich eine Cola. Beim Durchblättern der Karte lief mir das Wasser im Mund zusammen. Wir gingen ganz selten essen, weil Caleb meist kochte, und das tat er sehr gut, und sonst gab es eben Tiefkühlessen wie Pizza. Das nächste Restaurant war irgendwo im Nirgendwo und daher war es etwas Besonderes, was beim Chinesen zu essen.
 

„Du darfst dir aussuchen was du willst und auch so viel wie die möchtest, ja?“ Connor lugte lächelnd über den Rand seiner Karte.
 

„Was nimmst du?“, wollte ich wissen.
 

„Wahrscheinlich eine Pekingente mit Reis. Warum?“
 

„Schau mal, hier gibt es etwas für zwei Personen – Glücklicher Phönix.“
 

Connor blätterte in der Karte herum.
 

„Hm, da wäre Ente dabei und Hähnchen. Na von mir aus.“
 

Nachdem wir der Kellnerin unsere Bestellung gegeben hatten, die uns dabei ein äußerst breites, fast schon wissendes Lächeln schenkte, nippte ich an meiner Cola und schaute Connor dabei zu, wie er sich mit gespreizten Fingern durch seine Haare fuhr.
 

„Das Haargel kaufe ich mir auch nicht mehr.“
 

„Warum?“
 

„Hält nicht so wie es soll und fühlt sich klebrig an.“
 

„Ich habe gar kein Haargel und lebe auch noch.“
 

„Ja du. Du bist auch eine natürliche Schönheit“, grinste er breit. „Dir würde Haargel gar nicht stehen.“
 

„Findest du?“
 

„Ja. Deine Haare sind unordentlich geschnitten und das steht dir, verleiht dir einen ganz besonderen Charme. Ich wundere mich sowieso, dass du noch keine Freundin hast. Was sagt eigentlich deine Angebetete?“
 

„Die, hm. Die, wie hast du gesagt? Die ziert sich oder so?“
 

„Ah ja. Entschuldige bitte, dass ich davon angefangen habe.“
 

„Kein Ding. Es ist einfach schwierig.“
 

„Magst du darüber reden?“
 

„Ich weiß nicht.“ Dabei rieb ich mir den Unterarm.
 

„Du musst nicht. Reden kann aber vieles erleichtern.“
 

„Können wir zuerst essen? Dann vielleicht“, wich ich aus.
 

„Klar.“
 

Der glückliche Phönix stellte sich als ein riesiger Teller mit Ente und Huhn, dazu Reis und Bambussprossen, Glasnudeln, Suppenschalen, Soßen, gekochten Eiern und einem Haufen anderen Zeugs heraus. Wir wurden noch nach einer Nachspeise gefragt, bei der wir uns beide für gebackene Bananen entschieden, bevor wir uns über das Essen hermachten. Es schmeckte gut und ich musste kichern, als Connor leise fluchte, weil ihm ein Stück in Soße getunkter Ente auf seine blauen Shorts fiel.
 

„Soviel dazu, du müsstest mir normales Besteck bestellen“, stichelte ich frech.
 

„Da hatte ich den Mund wohl ein wenig zu voll, was?“, schmunzelte er und tupfte sich das Hosenbein mit einer Serviette ab.
 

„Warum läufst du eigentlich immer in Sportsachen herum?“
 

„Hm? Weil das ganz bequem ist. Im Sommer schwitzt man nicht so leicht und wenn, dann kleben die Sachen nicht an der Haut.“
 

„Du hast gar keine anderen Sachen, stimmts?“
 

„Klar habe ich, aber die trage ich nur ganz selten. Auf der Uni etwa, und da auch nur, wenn es notwendig ist. In den Vorlesungen sitze ich meist genauso wie jetzt: Ein kurzes T-Shirt, Trainingsshorts und Sneakers.“
 

„Ich habe einen ganzen Kleiderschrank voll mit unterschiedlichen Sachen. Wenn du nicht so groß wärst und so breit, würde ich dir fast was geben wollen“, stichelte ich erneut.
 

„Hey, was soll das heißen? Meine Sachen sind total geschmackvoll!“
 

„Nicht so wie die von Nicky oder mir!“
 

„Wer kann schon mit Nicky oder dir mithalten, hm?“ Connor schenkte mir ein breites Lächeln und machte sich über den Rest Essen her, was ich auch tat.
 

Nach den Bananen war ich zum Platzen voll. So gut hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Connor hatte mich noch dreimal gefragt, ob ich nicht noch Hunger hätte, was ich aber kopfschüttelnd verneinte. Nachdem er bezahlt hatte schleppte ich mich zum Auto.
 

„Welchen Film willst du denn sehen?“
 

„Eigentlich gar keinen. Ich bin zu vollgefressen“, gab ich zu.
 

„Hm. Soll ich dich dann nach Hause bringen?“
 

„Nein. Können wir nicht noch ein wenig in der Gegend herumfahren und quatschen?“
 

„Was du willst, Danny. Aber penn mir ja nicht ein. Sonst bringe ich dich sofort nach Hause!“
 

„Ich schlafe nicht ein, versprochen.“
 

Der Porsche erwachte zum Leben und wir fuhren ein wenig durch die Stadt. Connor zeigte mir die Uni wo er hinging, genauso wie ein Sportfachgeschäft, in dem er sich seine Sachen besorgte und einen kleinen Italiener, bei dem er sich wohl öfter etwas mitnahm. Belangloses Zeug eben. Mir brannte da aber etwas auf der Zunge und ich knetete nervös meine Finger.
 

„Du, Connor?“
 

„Hm?“
 

„Du bist ab sofort mein bester Freund, nur dass du es weißt.“
 

„Bin ich das?“, fragte er und grinste dabei, was ich so im Halbdunkel erkenne konnte, denn die Sonne war mittlerweile untergegangen.
 

„Ja, bist du! Das heißt, dass du ab sofort meine Geheimnisse kennen darfst, sie aber keinem verraten. Schwörst du mir das?“
 

„Ich schwöre, bei allem was mir heilig ist!“ Er nahm die linke Hand vom Lenkrad und hielt sie sich an die Brust.
 

„Egal was ich jetzt sage, du lachst nicht oder so.“
 

„Natürlich nicht, versprochen.“
 

„Also, weil du immer davon redest, dass ich auf ein Mädchen stehe.“
 

„Ja?“
 

„Das… das stimmt so nicht ganz“, gestand ich kleinlaut.
 

„Wie meinst du das?“
 

„Ich, also ich bin schon verliebt, aber in einen Jungen.“
 

Connor schwieg und starrte konzentriert auf die Straße. Ich hatte schon Angst, ihn verärgert zu haben, als er seinen Mund öffnete: „Okay? Und weiter?“
 

„Du kennst ihn sogar.“
 

„Tue ich das?“
 

„Ja, also…“ Ich druckste herum. „Es ist Nicky.“
 

Ein Schatten huschte über Connors Gesicht. Das, oder das Licht der Straßenlaternen, die durch die Fenster hereinschienen, spielten mir einen Streich. Zusätzlich dazu meinte ich zu sehen, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, weil er das Lenkrad so fest umklammerte. Nach einem Blinzeln war aber alles wieder normal. Wohl nur Einbildung.
 

„Das habe ich mir schon fast gedacht“, meinte er ruhig.
 

„Was? Wieso?“
 

„Du hast ihn und deinen Bruder auf der Party die ganze Zeit so komisch angestarrt. So als ob du eifersüchtig wärst.“
 

„Wirklich?“ Das war mir gar nicht aufgefallen und ehrlich gesagt auch peinlich.
 

„Mh. Bei unserem Kuss hat nicht nur Caleb kurz die Fassung verloren, sondern dieser Nicky auch.“
 

Auch das hatte ich nicht bemerkt.
 

„Bist du mir böse, dass ich dich angeflunkert habe?“
 

„Warum sollte ich? Du hast mich ja gar nicht belogen.“
 

„Doch?“
 

„Nein. Ich hätte auch fragen können um wen es sich handelt. Das erklärt aber auch, warum du immer so von ihm schwärmst und dass du manchmal ganz traurig wirkst, wenn du Caleb anschaust.“
 

Jetzt war ich es der schwieg. Das was Connor mir da erzählte war mir gar nicht aufgefallen. War ich wirklich so leicht zu lesen? Starrte ich echt so offenkundig? Verletzte ich Nicky und Caleb damit?
 

„Das verkompliziert natürlich alles ein wenig.“
 

„Du glaubst also nicht, dass Nicky jetzt dann bald mein fester Freund werden wird, so wie du mir vorgestern erzählt hast?“
 

„Ich… Nein, ja, schon. Ach, das ist alles nicht so einfach, aber wem erzähle ich das? Lass einfach dein Herz sprechen, dann klappt das schon.“
 

„Dann ist aber Caleb traurig“, sagte ich leise.
 

„Ich weiß, aber dann ist das einfach so. Wo die Liebe hinfällt.“
 

„Das will ich aber auch nicht!“
 

„Das glaube ich dir, Danny. Du bist einfach viel zu lieb. Du erinnerst mich an ein wenig an Odysseus, der für seine Heimkehr nach Ithaka, zu seiner Penelope, so viele Gefahren auf sich genommen und gelitten hat. Sogar das Angebot von Unsterblichkeit und viele hübsche Frauen hat er ausgeschlagen um wieder mit ihr vereint zu sein. Sehr nobel von dir dabei auch an Caleb zu denken.“
 

„Naja, nicht immer. Oft bin ich wütend auf ihn“, gestand ich.
 

„Klar bist du das. Du bist verliebt, Danny. Mach dir mal keinen Kopf, das wird alles.“
 

„Glaubst du?“
 

„Ja, ganz sicher. Und ich bin immer für dich da, ja? Das machen beste Freunde schließlich.“
 

Meine Laune, die inzwischen im Keller war, besserte sich nach diesen Worten ein wenig.
 

„Connor?“
 

„Hm?“
 

„Kannst du mal rechts ranfahren?“
 

„Warum? Ist dir schlecht?“
 

„Nein, kannst du einfach mal?“
 

„Klar.“
 

Connor setzte den Blinker und hielt am menschenleeren Straßenrand an. Wieder dieser besorgte Blick, in den sich noch etwas anders gemischt hatte, etwas Undefinierbares.
 

„Küsst du mich?“
 

„Was?“
 

„Ob du mich noch einmal küssen könntest?“
 

„Warum?“
 

„Weil, weil… du küsst gut, ähnlich gut wie Nicky und wenn ich ihn mal wieder küssen sollte, dann will ich zeigen, dass ich schon viel weiter bin!“
 

Connor biss sich auf die Unterlippen.
 

„Danny, das ist keine gute Idee.“
 

„Wir sind doch beste Freunde, oder?“
 

„Natürlich.“
 

„Dann ist doch nichts dabei?“
 

„Doch, weil…“
 

Ich probierte es mit meinem besten Hundeblick und erzielte die gewünschte Wirkung. Keinen Moment später beugte er sich zu mir herüber und legte seine Lippen auf die meinen. Ich konnte nicht erkennen, wie er dabei dreinschaute, aber er küsste wie am See, zärtlich und sanft. Ob das Nicky wohl auch so gefallen würde? Wie lange wir so dasaßen wusste ich nicht. Erst als ich etwas Feuchtes auf meiner Nasenspitze spüren konnte, löste ich mich.
 

„Sorry, ich glaube ich bin gegen das Haargel auch ein wenig allergisch oder so.“ Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen.
 

„Kein Ding! Sag mal, kann ich etwas beim Küssen besser machen? Damit es Nicky gefällt?“
 

„Ich denke nicht, nein. Wenn du ihn so küsst, dann wird er sich sicher freuen.“
 

„Glaubst du wirklich?“, fragte ich aufgeregt.
 

„Ganz sicher“, murmelte Connor und ließ den Motor wieder an.

„Übst du auch weiterhin mit mir?“
 

Connor öffnete den Mund und schloss ihn gleich darauf wieder. Er überlegte und sah mich immer wieder aus den Augenwinkeln heraus an.
 

„Wenn du das möchtest.“
 

„Ja, will ich!“
 

Mir kam vor, dass er sich erneut ins Lenkrad krallte, aber er sagte nichts, also tat ich es als Hirngespinst ab, wie auch bei der komischen Reaktion zuvor.
 

„Hilfst du mir auch dabei ihm so ein nettes Kompliment zu machen, wie du mir?“
 

„Natürlich.“ Connor schluckte hörbar, was ich aber gar nicht mitbekam. Ich schaute aus dem Fenster und meine Gedanken kreisten um Nicky, wie wir uns küssten und er sich freute, mich lobte, weil ich auch so gut war wie er.
 

Die restliche Fahrt verlief schweigend. Ich hatte den halben Weg verschlafen und Connor weckte mich durch ein sanftes Rütteln an der Schulter.
 

„Hey, wir sind da“, sagte er mit sanfter Stimmte.
 

„Lass mich schlafen“, maulte ich und drehte mich im Sitz herum, die Augen noch immer geschlossen.
 

„Würde ich ja, aber dann dreht mir Caleb den Hals um.“
 

„Soll er doch.“
 

„Danny“, seufzte Connor leise. „Wo ist denn dein Zimmer?“
 

„Na oben, wo denn sonst?“
 

„Welche Tür?“
 

„Die Zweite. Steht sogar mein Name drauf“, murmelte ich schlaftrunken und schmatzte leise.
 

Das Geräusch einer sich öffnenden Autotür hätte mich eigentlich wach machen müssen, tat es aber nicht. Ich pennte weiter, tief und fest, entgegen meines Versprechens. So bemerkte ich auch nicht, wie mich jemand abschnallte und mich zwei starke Arme packten. Sie betteten mich ganz behutsam, wühlten in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel, sperrten auf und trugen mich auf mein Zimmer. Dort halfen sie mir aus den Turnschuhen, hingen meine Jacke über einen Stuhl und strichen mir eine Strähne aus dem Gesicht.
 

„Schlaf gut, Danny“, hauchte dieser Jemand und küsste mich sanft auf die Stirn.
 

„Du auch, Nicky“, säuselte ich und drehte mich auf die Seite, wo ich weiterschlief.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück