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Breaking Point

von

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„Das kann doch nicht dein Ernst sein?!“ Ein lautes Klirren, als die halb gefüllte Flasche Feuerwhiskey gegen die Steinwand flog und zerbarst unterstrich Snapes wütenden Aufschrei.

„Was willst du denn jetzt machen – einfach abhauen? So wie immer?“

„Ganz genau!“ Harry wollte sich schon zum Gehen wenden, seine Hand lag schon auf der kalten Türklinke, als der andere ihn unsanft anpackte und an der Schulter zurück riss.

„Du wagst es nicht, mich einfach so hier sitzenzulassen.“ Snapes Stimme bebte vor Wut, seine dunklen Augen funkelten böse. Seine Griff wurde so fest, dass es schmerzte.

„Lass mich los, du tust mir weh.“ Harry versuchte verzweifelt, die Hand seines Lehrers abzuschütteln, doch dieser hielt ihn nur umso fester.

„Ich lasse dich erst los, wenn wir das hier geklärt haben“, knurrte Snape und zog den Jüngeren noch näher an sich heran, so dass die Spitzen ihrer Nasen sich fast berührten.

Harry wollte das nicht. Er wollte weg. Er hatte keine Lust mehr, auf die ewigen Auseinandersetzungen mit der alten Fledermaus. Auf seine Eifersucht und seinen Kontrollzwang. Was als harmloses Spiel zwischen ihnen begonnen hatte, war zu schnell ausgeufert und er wollte es beenden, bevor Snape die Oberhand über sein Leben gewinnen konnte.

Er hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach sein würde.

„Du kannst mich mal!“, brüllte Harry und wehrte sich nun heftiger gegen den anderen. Fast hatte er es geschafft, die brutale Hand abzuschüttlen, doch Snape setzte sein gesamtes Körpergewicht ein, um ihn gegen die Wand zu pressen und ihn dort zu halten. Mit einem Keuchen entwich alle Luft aus Harrys Lungen und Platzangst keimte in ihm auf.

Mit einem Mal wurde ihm klar, dass Snape gefährlich war. Dass es gefährlich gewesen war, einen Streit mit ihm anzufangen und dass er sich die Situation, in die er sich gebracht hatte, selbst zuzuschreiben hatte.

Nein, das war Unsinn. Snape hatte ihn in diese Situation gebracht und er hatte jedes Recht sich dagegen zu wehren und keine Rücksicht auf den verletzten Stolz eines alten Mannes zu nehmen. Genauso wie er das Recht hatte, diese Beziehung – er wollte es mal so nennen – zu beenden, wenn es ihm passte.

Doch Snape schien da ganz anderer Meinung. Er hielt Harry mit Gewalt gegen die Wand gepresst, griff nach seinem Handgelenk und verdrehte es schmerzhaft um es über Harrys Kopf festzuhalten. „Jetzt hör mir mal zu, Potter“, den Namen spie er aus, so dass kleine Spucketröpfchen Harrys Gesicht trafen und dieser angewidert den Kopf zur Seite drehte, „du verlässt diesen Raum erst, wenn ich es dir erlaube und das wird nicht jetzt sein.“

„Du hast doch einen Knall, Severus. Merkst du eigentlich überhaupt noch was?“ Harry wusste, dass es nicht ratsam sein konnte, seinen Gegenüber noch weiter zu reizen, doch wie immer war seine Zunge schneller als sein Verstand. „Genau wegen solcher Aktionen habe ich keine Lust mehr auf dich und auf das hier.“

Er wollte noch mehr sagen, doch Snape verschloss ihm die Lippen mit einem harten Kuss, in dem keine Zuneigung steckte. Es war mehr wie ein Viehzüchter, der seinem Bullen eine Brandmarke verpasste. Als wollte er sagen: Du gehörst mir und du wirst für immer mir gehören. Gegen seinen Willen öffnete Harry seine Lippen und die ließ die Zunge des Anderen herein. Dann lösten sie sich wieder voneinander.

„Na, willst du immer noch gehen? Bitte, es steht dir frei.“ Snape ließ das Handgelenk seines Schülers los und trat einen Schritt zurück, doch dieser blickte ihn nur unverwandt an.

„Was bin ich eigentlich für dich?“

„Was glaubst du denn?“, fragte der Ältere zurück und ein kaum wahrnehmbares doch unverkennbar spöttisches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.

„Ich glaube, ich bin nicht mehr für dich als ein Spielzeug“

„Und damit könntest du Recht haben“ Snape trat wieder näher an Harry heran, senkte das Gesicht nah über seines, während sich das leichte Lächeln in ein breites Grinsen verwandelte. „Nur dass die Zeit zum Spielen noch lange nicht vorbei ist.“

Harry war wie erstarrt. Noch immer brodelte die Wut in seinen Eingeweiden, doch er hatte das Gefühl, er würde von Snapes scharfem Blick gefangen gehalten, so als müsste er jeden Moment in dessen tiefschwarzen Augen versinken. Verdammt, wie hatte ihm dieser Mann nur jemals so den Kopf verdrehen können und was musste er tun, um sich endlich aus dessen Bann befreien zu können?

Er wollte sich umdrehen und gehen, endlich die Flucht ergreifen und nie wieder zurück sehen, doch er konnte keinen Muskel bewegen, starrte nur in das unergründliche Gesicht seines Professors, das sich nur wenige Zentimeter vor ihm befand. Das hier war krank. Sie waren krank.

Snapes heißer Atem kitzelte Harrys Haut, so dass sich seine Nackenhaare aufstellten und ihm ein leichter Schauder den Rücken herab fuhr und sich als wohlige Wärme in seiner Lendengegend ausbreitete. Keinen Moment lösten sich ihre Blicke voneinander.

„Severus... ich...“, stammelte Harry, dessen Stimme auf einmal einiges von der vorherigen Härte eingebüßt hatte. Snape würde ihn noch um den Verstand bringen, so oder so. Sie waren wie Feuer und Wasser, konnten nicht mit aber auch nicht ohne einander. Ein explosives Gemisch, das bei dem leichtesten Ungleichgewicht in Flammen aufgehen und sie beide verzehren würde.

Harry schloss die Augen und ließ sich gegen seinen Lehrer sinken, seine Lippen suchten hungrig die des Anderen. Und er hasste sich dafür. Hasste sich und hasste Snape, der ihn so leicht um den Finger wickeln konnte. Harry musste sich eingestehen, dass er dem Anderen schon lange mit Haut und Haar verfallen war, dass dieser schon lange die Kontrolle über sein Leben und sein Denken an sich gerissen hatte.

Der Kuss war ungestüm, wild. Fast brutal. Wütend. Snape griff fest in Harrys Nacken, um ihn noch enger an sich zu ziehen. Harry spürte Zähne, die sich in seine weiche Unterlippe gruben, Schmerz durchzuckte ihn.

„Ich hasse dich“, flüsterte Harry tonlos, als sich ihre Lippen voneinander lösten.

„Ich weiß. Aber du liebst das hier“, grinste Snape höhnisch und griff nach Harrys pochender Erektion.

Scharf sog Harry die Luft zwischen den Lippen ein und legte den Kopf in den Nacken. Snape hatte recht. Er liebte das hier, er ging darin auf, nicht nur der Sex, auch der Streit, der ständige Kampf um die Oberhand. Es war krank und es war heilsam zugleich. Verabscheuungswürdig und erregend, abstoßend und erfüllend.

„Mach schon, nimm mich endlich, Severus“, zischte Harry und starrte dem anderen provokativ in die Augen. Dieser gab ein spöttisches Lachen von sich, ließ sich aber nicht zweimal bitten.

Brutal griff er Harrys Schulter und drehte ihn um, so dass sein Gesicht gegen die kalte Kerkerwand gepresst wurde.

„Wusste ich es doch, dass du mir nicht widerstehen kannst, Potter“ Harry konnte den kühlen Hohh, der aus Snapes Stimme troff, beinah körperlich spüren. Er presste sich gegen den Anderen, als dieser ihm geschickt die Hose von der Hüfte streifte. Nein, er konnte Snape nicht widerstehen. Nicht jetzt. Vielleicht nie.

Sein letzter Gedanke war, dass sie sich gegenseitig zerstören würden, endgültig zerstören und es konnte nicht mehr lange dauern. Schon spürte er, wie sein Selbstbild, seine Selbstachtung und sein Selbstwert unter dem kalten Griff des anderen zu bröckeln begannen. Lange würde es nicht mehr gut gehen können, lange konnte es nicht dauern, bis einer von ihnen zerbrach, in zahllose Stücke zersprang, die nie wieder zusammengesetzt werden könnten.

Dann wurde Harry von einer brennenden Welle der Lust überrollt, die all seine Zweifel auslöschte, sein Gedankenkarussel anhielt und all die Angst und die Wut aus ihm herausspülte. Nur der Hass war doch da, der Hass auf sich selbst und auf den anderen. Doch auch dieser schien in nicht mehr greifbare Ferne gerückt, als würde er zu jemand anderem gehören.

Das hier war krank. Sie waren krank.
 

Als sie schwitzend nebeneinander auf dem staubigen Teppich lagen, konnte Harry schon wieder fühlen, wie all die ertränkt geglaubten Gefühle an die Oberfläche zu kommen versuchten. Der Ekel vor sich selbst, die Angst verletzt zu werden, der Wunsch, alles zu zerschlagen um dem Bruch zuvorzukommen.

Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie sein Professor aufstand und sich wieder anzog. Geschickt knöpfte er die Hose wieder zu und zog sich den Umhang über die schmalen, weißen Schultern. Seine Bewegungen waren praktisch und umstandslos. Betont sachlich. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und schon spürte Harry auch den Hass wieder an seiner Schädelwand kratzen.

„Glaub bloß nicht, dass ich das noch lange mitmache“, murmelte er, erntete aber nur ein Schnauben als Reaktion. Harry glaubte sich ja selbst kaum.

Wie hatte es nur so weit kommen können? Warum übte sein Lehrer so eine unwiderstehliche Anziehung auf ihn aus, obwohl sie doch beide wusste, dass aus dieser Vereinigung nichts anderes erwachsen konnte als Schmerz und Hass? Was hatte sie beide derart verletzt, dass die abgeschlagenen Kanten ihrer Persönlichkeit nur auf diese abstoßende Art zusammenpassen zu schienen? Harry war sich nicht einmal sicher, ob er die Antworten überhaupt hören wollen würde.

„Ich sehe dich morgen Potter. Und diesmal wünsche ich keine Diskussion.“ Das waren Snapes letzte Worte, bevor er ohne einen weiteren Blick den Raum verließ, nur einen vage kräuterigen Duft zurücklassend.

Wieder spürte Harry in sich den Drang in sich, den anderen anzubrüllen, ihm hinterherzulaufen und sich ihm entgegenzustellen. Doch zu welchem Zweck? Er würde ihm doch nur wieder verfallen. Und obwohl er dies wusste, kostete es seine gesamte verbliebene Kraft, nicht aufzuspringen und den Namen des anderen zu brüllen, eine weitere Konfrontation zu provozieren.

Bebend drehte er sich auf die Seite, starrte die schwere Holztür an, durch die Snape verschwunden war, als könnte er allein mit seiner Gedankenkraft den Anderen zum Umkehren bewegen. Aber natürlich hörte er nur, wie dessen Schritte sich immer weiter entfernten.

Das hier war krank. Sie waren krank.

Und Harry spürte, wie der Riss, der in seinem Selbst klaffte, immer weiter auseinander ging.

Bald würde er brechen. Bald.

Und dennoch würde er morgen wieder hier sein. Er war süchtig.

Einfach nur krank.



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