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Einsamkeit

von

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Gefangen

Eury folgte dem Gespräch der beiden nur noch mit einem Ohr. Asami tat ja gerade so als wäre er ein wahrgewordener Alptraum im Bett. Er konnte den Japaner zwar bis zu einem gewissen Grad verstehen, doch seine körperliche Nähe jetzt als Drohung zu missbrauchen ging dem Russen gewaltig gegen den Strich, ebenso die Reaktion des Langhaarigen.

Dankbar sah Eury auf, als der Junge wieder neben ihm aufgetaucht war und ihm eine kleine Platte mit verschiedenen Häppchen entgegenhielt. Mit einem Nicken nahm er ihm die Häppchen ab und bediente sich auch gleich. Sofort verschwand der Junge wieder, was Eury langsam neugierig machte, wie er das so schnell hinbekam. Immerhin konnte sich der Kleine ja schlecht in Luft auflösen.

Er musste schon mehrmals angesprochen worden sein, bevor Eury es schaffte sich wieder auf die beiden Männer neben sich zu konzentrieren. Unwillig knurrte der Russe auf, als er Asamis vorwurfsvollen Blick bemerkte. „Was willst du Asami? Glaubst du wirklich ich werde brav neben dir sitzen bleiben, während du so tust als wäre es die größte Strafe der Welt mit mir das Bett zu teilen?“

Der Ältere räusperte sich, doch Eury ignorierte ihn völlig. „Denkst du etwa das es für Akihito anders gewesen ist? Auch ihn hast du nie gefragt und trotzdem ist er immer wieder zu dir zurückgekehrt.“

Das Lächeln des Japaners glich jetzt vielmehr einem Zähne blecken, als er antwortete. „Selbst dir dürfte aufgefallen sein das Akihito einmalig gewesen ist.“

Die Wut in seinem Inneren verpuffte so schnell wie sie gekommen war. Müde blinzelte er in die feurigen goldenen Augen, die bis in das Innerste seiner Seele zu sehen schienen. „Moj salatoj war einzigartig, damit hast du Recht. Doch tu nicht so als hätte es dir mit mir gar nicht gefallen. Denk daran, ich habe dich gefühlt und gehört.“

Das Gesicht Asamis verzog sich als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Ich denke darüber sollten wir ein anderes Mal sprechen, vorzugsweise wenn wir unter uns sind. Jetzt schlage ich vor das du dich wieder auf unser eigentliches Anliegen zurück kommen. Oder hast du Feilong und Yan Tsui vergessen?“

Das hatte Eury für den Moment tatsächlich. Allerdings würde er das Asami gegenüber niemals zugeben. Nur mühsam gelang es ihm seinen Blick von dem Yakuza zu lösen. Das der Ältere dabei selbstgefällig grinste machte es auch nicht wirklich einfacher.

Zumindest war der Japaner gnädig genug ihn ins Gespräch jetzt miteinzubeziehen. „Shao-tsen wollte uns gerade seine Entscheidung in Hinsicht auf Yan Tsui mitteilen.“

Sofort lag die volle Aufmerksamkeit des Russen auf dem Langhaarigen, der gerade an seinem Tee nippte, bevor er die Tasse geräuschvoll auf den Tisch zurückstellte.

„Ich weiß was du von mit erwartest, Ryuichi. Doch du weißt selber das ich es dir nicht so einfach geben kann. Yan Tsui ist immerhin ein da ge. Außerdem ist dir bekannt wie die Bamboo Union aufgebaut ist. Selbst wenn ich wollte, kann ich ihn dir nicht einfach ausliefern.“

„Das habe ich auch nicht erwartet. Was du jedoch tun kannst, ist wegzusehen, während wir tätig werden.“

Seufzend schloss der Langhaarige seine Augen. „Ryuichi, er ist ein da ge.“

„Und ich bin ein Oyabun, außerdem sitzt direkt neben mir der zukünftige Patriarch des Albatof-Syndikats. Sag mir jetzt nicht das dir die Entscheidung da schwer fällt. Gerade die Organisation der Bamboo Union macht es dir möglich so zu handeln wie ich es fordere.“

„Und genau da ist das Problem, du forderst anstatt zu bitten. Was bekomme ich für deine Forderung?“

„Was willst du?“

„Du weißt was ich will, das was ich schon immer von dir wollte.“

Jetzt war es an dem Yakuza die Augen genervt zu schließen. „Das kann nicht wirklich dein Ernst sein. Es ist siebzehn Jahre her und schon damals hattest du, wie du selber zugegeben hast, Probleme mit mir mitzuhalten.“

„Ist der Chinese es dir nicht wert?“

Nur das leichte zusammenzucken des Yakuzas zeigte das Huang den einzigen Punkt getroffen hatte, mit dem er Asami bekommen konnte. Jede Entspannung war aus dem Japaner gewichen und er saß jetzt kerzengerade in seinem Sessel. „Nur eine Nacht und ich werde nicht nur wegsehen, sondern dich auch noch mit allen Informationen versorgen über die ich verfüge. Dir dürfte klar sein wie wertvoll ein solches Wissen hier ist, was sind dagegen ein paar Stunden mit mir.“

Eurys Blick lag auf dem Yakuza. Keine Regung des Älteren entging ihm. Hatte er dem Gespräch erst amüsiert zugehört, so bemerkte er jetzt wie sich Wut in ihm ansammelte. Es wurde auch nicht besser als er den Ursprung dieser Gefühlsregung fand.

Eifersucht.

Sich selber darüber im klaren wie dumm dieses Gefühl war, beobachtete er wie Asami sich vorbeugte. In diesem Moment wurde ihm klar was der Japaner gleich sagen würde und auch das er das nicht zulassen würde. Vielleicht würde er niemals wieder mit diesem Mann schlafen, doch mit einem Anderen würde er ihn auf jeden Fall nicht teilen. Auf eine sehr merkwürdige Art gehörte Asami jetzt ihm. Wenn er von jemandem genommen wurde, dann nur von ihm. Niemals würde er diesen Anblick oder auch die verletzlichen Geräusche die der Japaner in diesem Moment von sich gab teilen.

Mit einem Knurren schob der Blonde Asami zurück in seinen Sessel. „Ich glaube da muss ich sie enttäuschen Huang-san. Wenn sie auf dieses Geschäft bestehen werden sie wohl mit mir vorlieb nehmen müssen.“ Der harte Blick des Russen versenkte sich in den braunen Augen des Älteren, während er mit spitzen Fingern nach dem Tuch um Asamis Tuch griff und dieses entfernte. Deutlich war jetzt der tiefe Biss zu sehen, den Eury auf der vorher makellosen Haut hinterlassen hatte.

Es wurde so still im Raum, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen gehört hätte.

Fassungslos starrte Huang auf die Zahnabdrücke. Nachdem das Tuch vollkommen entfernt war, konnte man jetzt auch die restlichen Spuren sehen die der Russe hinterlassen hatte. Schluckend glitt der Blick des Älteren über das Genick des Yakuzas auf dem mehr als deutlich ein großer Handabdruck zu sehen war.

Eury genoss diesen Moment, würde es diesen doch in dieser Form so nie wieder geben. Doch Asami einmal so vorzuführen, ihn als sein markiert zu haben, fühlte sich besser an als er es für möglich gehalten hätte. Die Reaktion Huangs machte es nur noch besser. Provozierend strich der Blonde über die Male die von ihm stammten. „Sollen wir dann gleich ins Schlafzimmer überwechseln oder willst du dich vorher noch frisch machen?“
 

Feilong saß in der großen Bibliothek und blätterte abgelenkt durch eines der Bücher. Er konnte noch nicht einmal sagen was er da gerade gelesen hatte. Seit er Tao fortgeschickt hatte, war er nicht mehr wirklich in der Lage gewesen sich zu konzentrieren. Zu seinem Glück wurde das aber auch nicht von ihm verlangt, schließlich war es ja nicht so das Yan Tsui ihn mit irgendeiner Aufgabe betrauen wollte. Er würde nicht länger der Anführer der Baishe-Triade sein, er war nur noch ein Aushängeschild.

Besitz.

Sein Bruder hatte tatsächlich die einzige Schwachstelle gefunden die ihn dazu bringen würde, sich kampflos zu ergeben. Es war Feilong ein Rätsel wie der Ältere von dem Jungen erfahren hatte. Es war für einen Mann in seiner Position nicht ungewöhnlich das er sich von einem Jungen bedienen ließ. Der Chinese hatte immer darauf geachtet das Tao nicht zu oft in der Öffentlichkeit zusehen gewesen war. Trotzdem hatte Yan Tsui von ihm gewusst, was nur bedeuten konnte das es in seinem Innersten Kreis einen Verräter gab.

Überrascht hob Feilong den Kopf als ohne Vorwarnung die schwere Tür aufgerissen wurde und sie lautstark gegen die Wand krachte. Noch bevor er begriffen hatte was geschah, flog er schon aus dem Sessel und landete auf dem Boden. Eine Seite seines Gesichts pochte unangenehm und wurde heiß. Abwesend wischte sich der Langhaarige das Blut von seinen aufgesprungenen Lippen, während er sich langsam wieder aufrichtete.

„Was macht der verdammte Japaner hier?“

Ein Lachen kam über die Lippen Feilongs. „Das fragst du mich? Du hast seinen Liebhaber ermordet.“

Ein weiterer Schlag schickte den Jüngeren zu Boden, härter diesmal.

Schmerzerfüllt stöhnte er wieder auf, blieb jetzt aber liegen.

Wie eine Raubkatze ihre Beute umkreiste der Ältere den am Boden liegenden und beobachtete jede seiner Reaktionen. „Er hat einen Russen bei sich.“

Eury. Es konnte nur der Ältere der Albatof-Brüder sein. Mühsam richtete sich Feilong langsam wieder auf, darauf bedacht seinen Bruder nicht weiter zu reizen. „Und was sollte mir das sagen?“

„Tu nicht so unschuldig, Fei. Welche Gefälligkeiten hast du diesen Männern erwiesen das sie für dich hierher kommen?“ Direkt vor ihm hatte sich Yan Tsui hingekniet und strich zärtlich über die rote Wange des Jüngeren. „Sag mir was du getan hast, Fei.“

Unwirsch entzog sich der Langhaarige der Berührung. „Ich habe niemals etwas in dieser Richtung getan, Yan Tsui. Du solltest eher bedenken was du getan hast.“

Wütend verengten sich die Augen des Älteren und er schnappte unsanft nach dem Kinn Feilongs. Schmerzhaft bohrten sich seine Finger in die empfindliche Haut. „Und was sollte ich getan haben um die Aufmerksamkeit des Russen auf mich zu lenken?“

„Genau dasselbe was du Asami angetan hast. Du hast seinen Liebhaber ermordet.“

Falten bildeten sich auf der sonst glatten Stirn, während er langsam das Kinn Feilongs höher zwang. „Und wer sollte das gewesen sein?“

Der Jüngere ächzte leise, als sein Genick unangenehm überdehnt wurde. „Akihito.“

Der Druck auf sein Kinn verschwand, nur damit er im nächsten Moment wieder zu Boden geschleudert wurde. Doch diesmal nahm Feilong den Schlag nicht mehr einfach so hin. Ohne lange darüber nachzudenken, stützte er sich mit den Händen ab bevor er aufkam und trat dem Älteren kräftig vor die Brust. Dieser hatte nicht damit gerechnet und kam fluchend ein gutes Stück entfernt von Feilong auf. Allerdings war er leider kein schwacher Gegner. Schneller als dem Jüngeren lieb sein konnte kam er wieder auf die Füße und warf sich sofort auf den Kleineren. Die gesamte Luft wurde Feilong aus den Lungen gepresst als der schwere Körper Yan Tsuis auf ihm landete. Noch bevor er sich davon erholt hatte, konnte er spüren wie der Ältere ihn auf den Bauch drehte und seine Arme auf dem Rücken fixierte.

„Lass mich nur eines klar stellen, Fei. Solltest du so etwas noch einmal versuchen werde ich deinen wertvollen Tao hierher bringen und ihn vor deinen Augen zum Schreien bringen, bis er um seinen Tod bettelt und das werde ich so oft wiederholen bis nichts mehr von dem Kleinen übrig ist.“

Stöhnend versuchte Feilong sich von seinem Bruder zu befreien, doch dieser hielt ihn mühelos in seinem Griff. „Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“

Es dauerte, doch endlich nickte der Jüngere. Erleichtert spürte er wie sich der stahlharte Griff um seine Handgelenke löste und der Größere sich ein Stück von ihm entfernte. Zwar nicht weit, doch es reichte um sich aufzusetzen. Wie um Schutz zu suchen zog Feilong seine Knie dicht an den Körper und schlang seine Arme um sie.

„Und jetzt beantworte mir meine Frage. Was macht ein verdammter Russe hier in Taiwan?“

Es dauerte bis Feilong antwortete, er hatte sein Gesicht zwischen den Knien vergraben und sah nicht auf. „Ich schätze das es sich um Eury Albatof, dem Sohn Jefim, handelt. Er dürfte genauso viel Grund haben wie Asami, dich zu töten. Du weißt nicht was Akihito diesem Eisklotz bedeutet hat, Bruder. In dem Moment indem du den Kleinen angefasst hattest, hast du dir das Albatof-Syndikat zum Feind gemacht. Jefim wird sich in dieser Sache voll und ganz hinter den Erben des Syndikats stellen. Selbst dir dürfte klar sein das du diesem Druck nicht stand halten kannst. Albatof und Asami sind ernstzunehmende Gegner.“

Die Hand in seinen Haaren erschreckte den Jüngeren weit mehr, als die Schläge zuvor. Die Stimme Yan Tsuis war zärtlich, während seine Fingerspitzen das Genick Feilongs entlangfuhren. „Und jetzt sag mir was dich mit den beiden Männern verbindet. Hast du dich ihnen hingegeben?“

Leicht schüttelte der Chinese den Kopf. „Nein. Unsere Verbindung zueinander war Akihito. Nur er war dazu in der Lage.“ Langsam hob Feilong den Kopf und sah dem Älteren voll ins Gesicht. „Ich habe dir gesagt das du einen Fehler gemacht hast, als du Akihito ermorden liest. Mit ihm als Geisel hättest du alles von Asami bekommen können, doch mit seinem letzten Atemzug hast du ihn dir endgültig zum Feind gemacht. Die Bamboo Union ist nicht stark genug um sowohl Asami als auch Albatof stand zu halten.“

Die Finger lagen noch immer federleicht im Genick des Jüngeren und schienen abwesend Muster auf die Haut zu malen. „Du magst recht haben das die Bamboo Union allein nicht stark genug ist. Doch zusammen mit Baishe sieht das ganze schon wieder anders aus. Deshalb habe ich gestern schon nach deinen Vertrauten rufen lassen. Wenn sie hier eintreffen wirst du ganz offiziell die Führung an mich abtreten.“

Vor Schreck blieb Feilong die Luft weg. Er hatte gewusst das es so kommen würde. Es war immer schon das Ziel Yan Tsuis gewesen die Führung über Baishe zu erlangen. Doch dass

er so schnell handeln würde, damit hatte er nicht gerechnet.

„Bis sie hier sind wirst du mir alles über Asami und Albatof erzählen. Du könntest damit anfangen was genau dich mit diesen Männern verbindet.“

Resigniert schloss Feilong die Augen als die Hand in seinem Genick langsam den Stoff beiseiteschob um an die Haut darunter zu kommen.
 

Vorsichtig nippte Asami an seinem heißen Tee, während er den Geräuschen aus dem Nebenzimmer lauschte. Er wusste gerade nicht wirklich ob er amüsiert oder verärgert sein sollte. Es war erst drei Tage her das Akihito ermordet wurde und der Russe hatte nichts anderes zu tun als von einem Bett in das nächste zu springen. Ein Schrei ertönte und brachte den Yakuza dazu seine Tasse so hart aufzusetzen das er sie beinahe zerbrochen hätte. Mit einem wütenden Schnauben erhob er sich und ging zu der Wand von der sein Feuerzeug abgeprallt war, als er es nach Huang geschmissen hatte. Er wollte sich gerade eine Zigarette anzünden als es leise an der Tür klopfte. Unwillig knurrend erteilte Asami die Erlaubnis einzutreten. Der kleine Diener Huangs huschte herein und verneigte sich tief vor dem Älteren. „In der Lobby befindet sich ein Herr, der darauf beharrt mit ihnen sprechen zu müssen Asami-sama.“

Überrascht hob sich eine von Asamis Augenbrauen. „Hat der Herr auch einen Namen?“

„Verzeiht Asami-sama, den hat er nicht genannt, allerdings wusste er sowohl von ihrer wie auch von Albatof-samas Anwesenheit hier.“

Frustriert schnaubte der Yakuza. Er war extra nur mit wenig Begleitung gereist um nicht weiter aufzufallen, daher sollte es eigentlich noch nicht einmal bekannt sein das er Tokio verlassen hatte. „Kannst du ihn dann zumindest beschreiben?“

Verlegen sah der Junge auf und sah dem Älteren kurz in die goldenen Augen. „Ich habe ihn wirklich nur ganz kurz gesehen, Asami-sama. Doch ich denke das er größer war als sie, außerdem waren seine Haare genauso hell wie die von Albatof-sama.“

Asami wusste sofort wen der Junge da gerade beschrieben hatte. „Bitte bringe ihn und seine Begleitung hier her.“

Unsicher trat der Diener einen Schritt zurück. „Das kann ich nicht, Huang-sama hat mir verboten jemanden in seine privaten Räume zu lassen, wenn er nicht da ist.“

„Ich bin in seinen privaten Gemächern und wünsche das du meinen Besuch zu mir bringst. Ich denke nicht das dein Herr begeistert, wäre wenn du Michel Albatof abweisen würdest.“

Noch immer nervös kaute der Jüngere auf seiner Unterlippe. Eine Angewohnheit die Asami bisher nur von Akihito kannte. Aus Gründen die dem Yakuza vollkommen fremd waren, strich er dem Jungen die dunklen Haare aus dem Gesicht bis dieser ihn endlich wieder ansah. Warme braune, schon fast rote Augen sahen in das flüssige Gold des Yakuzas. „Ansonsten werde ich dafür sorgen das er weiß, dass ich die volle Verantwortung dafür übernehme.

Zögernd nickte der Kleinere und verneigte sich dann vor dem Oyabun. „Wie sie wünschen, Asami-sama.“

Deutlich konnte man den Zweifel in den Augen des Kindes sehen, trotzdem drehte er sich gehorsam zur Tür um Asamis Befehl auszuführen.

Der Japaner brauchte nicht lange zu warten. Anscheinend hatte der Kleine sofort gehandelt, denn er tauchte nach nicht einmal fünf Minuten mit Michel in der Tür auf. Der Russe legte sofort den Kopf schief als er die Geräusche aus dem Schlafzimmer hörte. Doch anstatt sein übliches Grinsen aufzusetzen, blickte der Blonde besorgt zur geschlossenen Tür. „Wie lange ist er schon da drin?“

Michel musste keinen Namen nennen, damit Asami wusste wen er meinte. Der zuckte nur mit den Achseln. „Eine Stunde, vielleicht etwas länger.“

Der Russe nickte nur und setzte sich dann dem Yakuza gegenüber. Der Junge stand noch einen Moment bewegungslos im Raum, bevor er sich hastig zurückzog und die beiden Männer alleinließ. Asami fiel dabei auf wie er immer wieder nervös zu der verschlossenen Schlafzimmertür blickte. Er hatte dabei einen Gesichtsausdruck, der dem Yakuza nicht wirklich gefiel. Wieder musste er sich fragen was ihn ein einfacher Diener überhaupt kümmerte. Der Junge war nichts Besonderes, Huang hatte schließlich mehrere von ihnen die ihm dienten. Trotzdem überraschte sich Asami selbst als er den Jüngeren noch einmal zu sich rief. „Wie ist dein Name?“

Verlegen senkte der Diener seine Augen die den Yakuza immer mehr faszinierten, je häufiger er sie sah. „Mein Name ist Anjing, Asami-sama.“

Sanft griff der Japaner nach dem zarten Kinn und zwang so den Jungen ihm ins Gesicht zu sehen. Wieder versenkte sich der Blick aus den fast roten Augen in dem Gold des Yakuzas. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Älteren. „Du kannst gehen, Anjing, wir werden deinen Herren in Empfang nehmen, wenn er aus dem Schlafzimmer kommt. Er wird deine Dienste heute nicht mehr benötigen.“ Genau in diesem Moment erscholl wieder ein lauter Schrei und Anjing zuckte zusammen. Erleichtert nickte er dem Älteren zu und verließ dann hastig den Raum.

Asami war sich des Blickes vom Russen nur zu bewusst, als er sich vorbeugte um nach einer neuen Zigarette zu greifen. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, spürte er auf einmal Michels Finger an seinem Hals.

Gegen seinen Willen zuckte der Yakuza zurück und richtete sich hastig wieder auf. Da Eury den Krawattenschal mitgenommen hatte, konnte der Jüngere deutlich die Spuren auf Asamis Körper sehen die sein Bruder auf diesem zurückgelassen hatte. Zum Glück fragte Michel ihn nichts, während sein Blick an dem deutlich sichtbaren Biss hängen blieb. Außerdem war Asami in diesem Moment mehr als dankbar dafür, dass alle Leibwächter vor der Tür warteten. Er hätte es nicht ertragen erneut dem Blick Kirishimas begegnen zu müssen.

„Sei ihm nicht böse.“

Der Yakuza hatte vieles erwartet, doch nicht diesen Satz. Fragend sah er seinen Gegenüber an, während es ihm endlich gelang sich eine Zigarette zwischen die Lippen zu stecken und sie anzuzünden.

„Er war schon immer furchtbar darin seine Gefühle zuzulassen.“

Schnaubend zog Asami an der Zigarette.

„Asami, er trauert genauso wie du. Vielleicht sogar noch etwas mehr. Du wirst niemals ganz verstehen können was es für einen Mann wie Eury bedeutet überhaupt Gefühle zuzulassen. Natürlich würde er es niemals zugeben, doch Akihito hat etwas in ihm berührt und ihn dadurch verändert. Eury wird immerhin nicht umsonst als Eisblock bezeichnet. Mit diesem Verlust jetzt ist er einfach überfordert und versucht diesen durch irgendetwas zu kompensieren. Sein Verstand ist gerade dabei es zu verarbeiten, doch er selber ist einfach noch nicht bereit loszulassen.“

Still saß der Yakuza in seinem Sessel und lauschte den Ausführungen des Jüngeren. Er hatte Michel noch nie so ernst gesehen. Natürlich hatte er mit dem Jüngeren der Albatof-Brüder bisher auch kaum etwas zu tun gehabt und war diesem nur die wenigen Male begegnet wenn dieser sich gerade mit Feilong getroffen hatte. Dieser Gedanke lenkte ihn endlich von dem tiefen Stöhnen ab, das eindeutig von dem Russen stammte.

„Was machst du hier? Meines Wissens solltest du dich entweder in Sankt Petersburg oder Macau aufhalten.“

Das Lächeln tauchte wieder auf den vollen Lippen des Blonden auf, als dieser sich nach vorne beugte um sich an Asamis Zigarettenschachtel zu bedienen. „Fei hat mich hier her bestellt. Zwar hat er mir keinen Grund genannt, doch als er mir das Hotel mitteilte wo ich ihn treffen sollte, wusste ich das etwas nicht stimmen konnte. Leider muss ich gestehen das meine Informanden in Japan nicht ganz so gut sind wie ich geglaubt habe. Ich erfuhr erst von Eury von Akihitos Ermordung. Hätte ich es früher gewusst, hätte ich mich sofort mit euch getroffen. So habe ich natürlich im Hotel gewartet und konnte dadurch aber Tao in Empfang nehmen.“

Bei diesen Worten richtete sich Asami kerzengerade auf. „Tao? Yan Tsui hat ihn gehen lassen?“

Das Lächeln auf den Lippen des Blonden wurde dünn, während sein sonst so warmer Blick vollkommen erkaltete. „Fei hat sein Wort gehalten und sich gegen den Jungen eingetauscht. Anscheinend hat er seinem Bruder sowohl Treue als auch Gehorsam zugesichert.“

Noch bevor Michel zuende gesprochen hatte, war Asami bereits aufgestanden und steuerte jetzt die Schlafzimmertür an. Ohne sich darum zu kümmern, wo er da gerade reinplatzte, riss er die Tür auf und trat ein. Das Rauschen von Wasser war zu hören, doch den Yakuza kümmerte nur das kleine Häuflein das unter etlichen Decken begraben lag. Gegen seinen Willen stahl sich ein Lächeln in seine Mundwinkel.

Ihn hatte der Russe unter die Dusche getragen.

Etwas was er diesmal ganz eindeutig als unnötig erachtet hatte.

Huangs Atem kam noch immer unregelmäßig und er wusste anscheinend nicht wirklich wie er sich annähernd schmerzfrei hinlegen konnte. Für Rücksicht hatte der Yakuza jedoch keine Zeit. Er hatte keinen Zweifel das die Worte Michels wahr waren. Sie würden jetzt schnell handeln müssen, wenn sie nicht der vereinten Macht von der Bamboo Union und Baishe gegenüber stehen wollten. Er strich sachte über die schweißnasse Stirn des Älteren, bis dieser endlich die Augen öffnete.

„Du hast deine Bezahlung bekommen, jetzt steh zu deinem Wort, Shao-tsen.“

Müde erhob der Triaden-Führer sich, ließ es sogar zu dass der Jüngere ihn stützte.

Mittlerweile war auch Eury aus der Dusche gekommen. Nur mit einem Handtuch um die Hüften musterte er den Yakuza, der den Älteren ins Wohnzimmer zurückführte. Asami sah nur kurz über die Schulter zu dem Blonden. „Zieh dir was an, wir gehen auf die Jagd.“

Ein breites Grinsen erschien auf Eurys Gesicht, als er nach seinen Sachen griff um den anderen beiden in den größeren Raum zu folgen.

Sex und Jagd, was brauchte ein Mann mehr?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2021-06-02T12:08:49+00:00 02.06.2021 14:08
Eury ist unmöglich, sich so von seiner trauer abzulenken. Aber gut jedem das sein.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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