Zum Inhalt der Seite

Neues und Vergangenes

Sprichwort-Challenge 2020 Monat Mai
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Neues und Altes des Maimonates

Der Tag des 4. Mai begann schon chaotisch. Mattis versuchte ein Frühstück hinzubekommen. Edna jedoch verschüttete die Milch, stellte die Butter auf die Herdplatte und stellte diese ein oder tat Marmelade in den Kaffee ihres Vaters. Der Vater schüttelte nur den Kopf.

„Edna, benimm dich doch.“

„Aber Vater, ich möchte nicht mehr dorthin. Die Schule ist soooo langweilig.“

„Es ist besser für dich, in die Schule zu gehen. Ausserdem…“

Der Mann holte ein Paket. Das Mädchen blickte zu ihrem Vater.

„…wenn du heute brav in die Schule gehst, bekommst du ein kleines Geschenk.“

Edna jauchzte. „Ein Geschenk von dir ist immer toll.“ Schnell packte sie ihre Sachen und lief hinaus. Ihr Vater hinterher. Edna hatte nicht alles mitgenommen und Mattis brachte es ihr nach.
 

Edna zappelte mit den Beinen. Wollte so schnell wie möglich nach Hause. Das störte jedoch ihren einzigen Schulkollegen Alfred. „Herr Hornbusch! Edna stört mich!“

„Du kleine Petze.“, murmelte Edna, bevor sie zu ihrem Lehrer sagte „Das stimmt gar nicht. Diesmal war ich ganz ruhig. Hab nichts gesagt.“ Der Mann sah sie streng an. „Edna, noch eine Beschwerde und du kommst in den Schrank.“

Genervt lief sie nach Hause. Obwohl sie nichts gemacht hatte, musste sie in den Schrank. Dieser Alfred hat einfach nur Lügen erzählt. Vater hat das sicher auch schon erfahren und sie bekommt das Geschenk nicht.

„Vater, ich bin zurück.“

„Hallo Edna.“ Mattis sah seine Tochter an. „Ich habe gehört, dass du nicht in der Schule aufgepasst hast.“

„Natürlich hab ich aufgepasst. Ich habe nur etwas mit den Beinchen gezappelt. Aber Alfred hat es gestört.“

Der Vater sah sie an. Obwohl er eigentlich böse sein sollte, konnte er es nicht.

„Edna, du bekommst dein Geschenk trotzdem.“ Er gab ihr das Paket. Freudig öffnete sie es. Ein blauer Plüschhase war darin. „Toll, Vater! Ein blauer Hase. Ich nenne ihn Harvey!“

Der Vater lächelte nur. Er hoffte, durch sein Geschenk wir alles wieder besser.
 

Edna stocherte in einem Ameisenhügel herum. Harvey hatte sie auf den Schoss.

„Edna, was machst du da? Das siehst spassig aus.“

„Ich nerve nur die Ameisen. Das ist wirklich spassig.“

„Ich hab eine tolle Idee, wie man das noch Spassiger machen kann. Stecke doch einen brennenden Stock hinein.“

„Harvey, das würde Vater verbieten. Ich darf nicht mit Feuer spielen.“

„Das ist doch langweilig. DU bist langweilig.“

„Vater hat dich mir erst heute geschenkt. Ich möchte nicht, dass du mir wieder weggenommen wirst.“

Edna schüttelte den Hasen. Sie wollte ihren neuen Freund nicht verlieren.

„Aber bedenke Edna, dein Vater ist beschäftigt. Er würde es nicht merken.“

Edna überlegte einen Moment. „Gut, aber nur ein mal.“

Der Vater sah seine Tochter fassungslos an. Er wusste immer, dass seine Tochter ein kleiner Wildfang war und oft Unsinn veranstaltete, jedoch hatte sie nie mit Feuer gespielt. Er kniete sich hin und tätschelte über ihren Kopf.

„Edna, was dachtest du dir dabei? Das hätte schlimm ausgehen können.“

Das Mädchen zeigte auf den Hasen. „Harvey hat es mir gesagt. Er meinte, ich wäre ein Langweiler, wenn ich es nicht mache.“

Der Vater lächelte. Die Kleine hatte immer grosse Fantasie und die Schuld auf ihren neuen Plüschfreund abzuwälzen, war schon gut.

„Dann sage bitte deinen Freund, dass es gefährlich ist, so etwas zu machen.“

Das Mädchen nickte. „Harvey, hast du gehört.“
 

Edna sass auf der Terrasse. Ihr Vater brachte sie mehrmals zu Doktor Marcel. Er machte sich Sorgen. Seit sie Harvey hatte, hatte sie sich verändert. Ihre Streiche wurden immer heftiger. Seit einem Jahr wahr sie nicht mehr sich selbst. Mattis verstand es nicht. Obwohl er hoffte, durch sein Geschenk würde sie ruhiger werden.

„Horatio, was soll ich nur mit ihr machen? Sie isoliert sich und spielt nicht mehr mit anderen Kindern.“

Der Doktor beobachtete das Mädchen. Mattis hatte ihn Zuhause eingeladen. Der Arzt zog an seine Pfeife. „Ich denke, es wäre das Beste, wenn du ihr diesen Hasen wegnimmst. Er ist wohl der Verursacher, da sie sich seit anfangs Mai letztem Jahr verändert hatte.“ Nochmals zog er an der Pfeife. „Und lass sie behandeln. Wie du weisst, sind meine Behandlungen sehr gut. Ausserdem ist es nicht gut, dass Kinder in diesem Alter imaginäre Freunde einbilden.“

Mattis nahm ein Schluck Kaffee. Obwohl er wusste, wie man über die radikalen Behandlungen von Doktor Marcel redete, hörte er auf seinen Rat.

Eines Nachts ging der Vater in das Zimmer von Edna. Vorsichtig nahm er das Plüschtier weg.

„So, kleiner Harvey, du verstehst es sicher.“ Mattis seufzte. Sein Freund riet ihn, ab jetzt aufzuschreiben, wie sich Edna verhalten wird. Er setzte den Hasen in eine Kiste und schob diese bis hinten auf sein Bücherregal. Auf einen Zettel schrieb er das Datum. Es war der 6. Mai.

„Vater! Wo ist Harvey.“ Edna lief aufgeregt zu ihm. Mattis sah seine Tochter verdutzt an. „Du hast ihn doch mit zu Bett genommen.“ Das Mädchen nickte. Mattis lächelte. „Dann muss er irgendwo sein.“ Die Tochter seufzte. „Vater, du musst recht haben. Darf ich draussen spielen gehen?“

„Aber zuerst ziehst du dich an und isst Frühstück.“
 

Das Mädchen kletterte auf einen Baum, um nachher kopfüber hängen. „ARR, ich bin ne Fledermaus.“ rief das Mädchen.

„Fledermäuse schlafen aber tagsüber in Höhlen und sind nachtaktiv.“ Genervt sah sie nach unten. Alfred stand mit einem Stapel Bücher und Blätter vor ihr. „Ausserdem machen Fledermäuse nicht arr.“

Edna schwang sich zurück auf den Ast. „Was willst du?“

„Ich bringe dir einige Aufgaben von Herrn Hornbusch. Wir…“

„Es ist Wochenende. Ich mache keine Aufgaben.“ Edna sprang runter und wollte gehen.

„Erstens es ist nicht nett, jemanden unterbrechen. Zweitens, wir sollten sie zusammen machen.“ Alfred lief ihr hinterher.

„Und drittens, mache es doch alleine. Ich opfere nicht meine Freizeit für sowas.“

Alfred lief vor ihr. Drückte ein Buch in ihre Hand. „Lese es bis zu Ende und schreibe auf…“

Genervt sah sie es an. „Mache ich nicht!“ Wütend schlug sie das Buch auf Alfred Stapel. Dadurch stolperte er rückwärts. „Edna, passe besser auf. Ich wäre fast umgefallen.“

„Ich kann dir dabei helfen.“ Das Mädchen stoss ihn auf den Boden. Der Stapel Papier verteilte sich. Alfred versuchte die Sachen einzusammeln. Edna tritt ihn auf die Finger. „Edna! Das tut weh. Ich sage es meinen Vater und Herr Hornbusch!“

Lachend kniete sie sich hin. „Sag ihnen doch das, du Petzfrosch.“

„Edna! Was dachtest du dir dabei?“ Mattis schimpfte mit seiner Tochter. Er konnte nicht glauben, was sie getan hatte. Er bekam einen Anruf von Doktor Marcel. Edna verletzte seinen Sohn und verwüstete die Schulbücher. „Ich habe gar nichts Schlimmes getan. Alfred meinte wirklich, dass ich am Wochenende Aufgaben für die Schule mache…“ Der Vater schüttelte den Kopf.

„Morgen gehen wir zu dem Marcels und du machst dort die Sachen. Keine Widerrede!“
 

Genervt sah sie die Seiten an. Obwohl es ein sonniger Tag war, musste sie drinnen mit Alfred die Aufgaben machen. Dieser liess und schrieb fleissig. Edna dachte daran, was Harvey machen würde. Er würde die Blätter nehmen und Papierflugzeuge basteln. Und die Bücher würde er zu einem Turm machen. Sie nahm ein Papier und machte ein Flugzeug daraus. Türmte zwei Bücher aufeinander und schnippe das Papier weg.

„Edna, du musst dein Buch lesen.“ Alfred sah sie an. Er stapelte seine Blätter zurecht.

„Erzähl mir, was drinnen steht.“ Edna stand auf den Stuhl, mit dem Flugzeug in der Hand.

„Das geht nicht, du musst es selbst lesen….“

„Dann mache ich es nicht. Harvey würde es auch nicht machen.“

„Dein Plüschhase ist nicht da. Ausserden habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Hast du ihn etwa zerstört?“

„Ich würde Harv nie etwas tun. Hast du ihn mir etwa geklaut?“ Wütend suchte sie sein Zimmer ab. Alfred wollte sie abhalten. Wütend schubste das Mädchen ihn.

Mattis und Horatio sassen unten. Diskutierten über das Verhalten von Edna.

„Horatio, ich glaube, es tut Edna nicht gut ohne Harvey. Sie ist viel ungeduldiger und aggressiver. Sogar Herr Hornbusch ist ihr Verhalten aufgefallen.“

„Mattis, Geduld. Es wird….“

„EDNA, HÖR AUF!“

„DANN SAG MIR; WO HARVEY IST; DU MIESSER, KLEINER PETZFROSCH!“

Schnell rannten die zwei Männer hinauf. Mattis sah geschockt in das Zimmer. Mit einem Buch schlug seine Tochter den Jungen. Schnell lief er zu ihr und nahm ihr es weg. Er nahm seine tobende Tochter auf die Arme.

„Horatio, wir gehen besser. Ausserdem habe ich mit deinem Vorschlag einen grossen Fehler gemacht.“

Der Doktor zog an seiner Pfeife. „Mattis, du wirst deinen Fehler bereuen.“
 

Edna balancierte über einen Ast. Sie war wütend auf alle. Ohne ihren Harvey war sie nichts. Er war der Einzige, den sie vertraute. Ausser ihrem Vater. Seit einigen Wochen war er weg. Der Vater beobachtet sie. „Kleiner Freund, obwohl du eigentlich meiner Tochter nur Flausen in den Kopf setzt, war sie ruhiger. Hoffentlich bist du oder Edna nicht böse auf mich.“

Langsam lief er raus. „Edna, ich habe etwas für dich.“

Edna drehte sich weg. Wollte nicht mit ihm reden. „Was willst du, Vater.“

„Ich habe deinen kleinen Freund gefunden.“ Der Mann wackelte mit den Hasen.

Sie drehte sich um. Ihre Augen glänzten vor Freude. „Harvey!“ Schnell sprang sie runter. Drückte ihn an die Brust.

Langsam lief der Vater weg. Wollte sie alleine lassen.

„Harvey, wo stecktest du die ganze Zeit?“

„Ich wurde von deinem Vater weggesperrt.“

„Vater würde das NIEMALS tun. Er würde mich nie unglücklich machen.“

„Es war aber so. Aber ich glaube, es hat etwas mit diesem verrückten Doc zu tun.“

Einige Tage vergingen. Obwohl Edna wieder Brände und Zerstörungen verursacht hatte, war Mattis einfach nur froh. Seine Tochter war wieder so, wie er sie kannte. Er räumte seine Kammer auf. Da entdeckte er eine Kiste. Er konnte sich gut erinnern, dass er den Hasen dort versteckt hielt. Er sah hinein. Daran fand er ein beschriebenes Papier. Der Mann zerriss es. Auf den Boden fiel ein Stück. Darauf stand das Datum 26. Mai.
 

Doktor Marcel sah seinen Sohn an. Er hatte blaue Flecken und Schrammen. Der Mann konnte sich denken, woher er diese hatte.

„Alfred, gehe ins Zimmer und mache deine Aufgaben.“ Der Junge nickte. So konnte es nicht weitergehen. Mit Mattis und Edna. Sowie mit diesem Plüschhasen.
 

Edna kicherte vor sich hin. Obwohl sie eigentlich aufpassen musste, konzentrierte sie sich nicht. Der Lehrer sah sie böse an. „Edna Konrad! Ich habe es dir jetzt dreimal gesagt. Ab in den Schrank!“ Widerwillig stand sie auf. Machte die Türe auf und setzte sich auf den Boden, nachdem der Lehrer die Türe zumacht hatte

„Man. Diesen Alten kann man nicht zufriedenstellen.“

„Harvey, immerhin muss ich sein Geschwätz nicht anhören.“

„Jedoch versteht er nicht einmal ein bisschen Spass. Wie dieser Alfred und sein verkorkster Vater.“

„Immerhin bin ich mit dir hier drin. Und mit dem alten Mantel.“

„Aber Edna. Höre den alten Mantel an. Lernen ist wichtig für die Zukunft.“

„Klappe, alter Stoff. Wie sein Besitzer.“

Langsam öffnete sich die Türe. Alfred stand davor. „Edna, mein Vater möchte mit dir reden.“
 

Das Mädchen sass auf einen Stuhl. Der Doktor ihr gegenüber.

„Ich sage nichts, ohne meinen Vater.“, sagte Edna. Der Doktor sass schweigend da. Das Mädchen sah sich um. Überall hatte es Geräte. Sie überlegte sich, warum in einer Anstalt das überhaupt gab. Edna drückte ihren Freund an sich.

„Edna, ich habe ein sehr ungutes Gefühl. Der verrückte Doc hat was vor.“, meinte Harvey leise. Edna nickte leicht. Der Mann beobachtete das Mädchen. Langsam stand er auf und verliess den Raum. Er vergass sein Feuerzeug auf den Stuhl. Natürlich mit der Absicht, um zu schauen, was das Mädchen macht.

„Er geht? Was hat er nur vor, Harv.“

„Egal, er hat das Feuerzeug liegen lassen. Stell dir nur vor, was man damit machen kann.“

Edna sah den Hasen an. Schüttelte ihn. „HARVEY! Nicht hier.“

„Doch, Edna. Geben wir ihn Saures. Denk daran, was er alles mit uns gemacht hat. ER VERDIENT RANDALE!“
 

Alfred sah seinen Vater an. Er war in Gedanken. Obwohl er ihn ungern störte, frage der Junge sein Vater, ob er zu den Konrads gehen darf. Doktor Marcel sah auf. „Warum willst du dorthin? Sie ist kein guter Umgang.“

„Ich habe Hausaufgaben bekommen, und da es Edna nicht macht, möchte ich sie motivieren. Keine Sorge, ich werde aufpassen.“

Edna sah den Jungen an. Lachte, als er ihr erklärte, warum er hier ist. Zusammen sassen sie im Zimmer.

„Edna, ich mag ihn nicht. Kann er nicht verschwinden.“

„Harvey, immerhin ist er ein Gast.“, sagte Edna zu ihm. Obwohl sie sich auch wunderte, warum er hier war. Alfred sass auf dem Bett und las ein Buch. Edna musterte den Jungen genau. Es war ruhig, bis Alfred ein Gespräch anfing.

„Edna, warum verbringst du so viel Zeit mit deinen Plüschhasen.“

„Warum fragst du das? Haste ein Problem damit.“

„Was ist mit deinen anderen Freunden? Mit Klara oder Judith? Oder mit Lars? Sind sie dir nicht so wichtig?“

„Warum fragst du das?“

„Edna, höre doch nicht auf ihn. Er macht nur die gleichen Spiele wie sein verrückter Vater!“, mischte sich Harvey ein. Edna grübelte nach.

Alfred stand auf. Lief zu dem Mädchen. „Edna, lass dir helfen.“, sagte er und schnappe sich den Hasen. Edna lief ihm hinterher. Vor der Treppe standen die Beiden.

„Alfred, gib mir Harvey zurück!“

„Edna, der Plüschhase hat dich verändert. Glaube mir, es wäre besser, wenn er nicht mehr da ist.“

„Edna, mache was! Er möchte mich sicher zu einem Putzlappen verarbeiten. Schubs ihn die Treppe runter!“ Edna lief ganz schnell zu ihm. Mit einem Stoss war es vorbei. Durch den Krach kam Mattis hinein. Edna kniete neben den Jungen. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Schnell lief der Vater zu ihnen. „Keine Angst Edna, ich mach das schon, gehe in dein Zimmer zurück.“ sagte er. Edna nickte und ging hoch. Sie sah nochmals auf den Kalender. Es war der 17. Mai.
 


 

_____
 

Doktor Marcel sortierte die Akten. Murmelte genervt vor sich hin. Obwohl er immer versucht hatte, Edna mit seiner neuen Charakterkorrektur zu verändern, schaffte sie es immer wieder zu ihren alten Erinnerungen zurück. Es klopfte an die Türe. Er packte die Akten weg. Hulgor klopfte an die Bürotür.

„Doktor Marcel. Die Frau Psychologin möchte mit Ihnen reden.“, sagte der Mann. Der Doktor drehte sich um. „Sage ihr, ich komme gleich.“
 

Edna stand auf dem Tisch und schrie rum. „Ich bin ein grosser Drache. Ich fresse euch alle.“ Genervt wurde an die Türe geklopft. „Sei leise da drinnen. Es gibt Leute, die ihren Dienst in Ruhe verbringen möchten.“ Das Mädchen sah sich um. Schnell lief sie zu der Türe. „Dienst verbringen?“, fragte sie. Die männliche Stimme antwortete genervt. „Ja. Ach warum rede ich überhaupt mit dir. Diese Gespräche langweilen mich. Der Doktor soll das endlich mal richtig durchführen.“ Edna setzte sich auf den Boden. Was für ein Doktor? Und wo war sie?

„Hey Edna? Jemand Zuhause?“ Sie sah sich um. „Ich bin’s Harvey, dein alter Freund.“ Sie sah zum blauen Plüschhasen. „Harvey…? Ich…“ Edna kratzte sich am Kopf. „…ich bin in eine Gummizelle. Warum bin ich hier?“

„Der verrückte Doktor Marcel schleift dich immer heraus und dann kommst du immer müde zurück. Wenn du aufwachst, kannste dich dann nicht mehr erinnern. Aber dein guter Kumpel Harvey hilft dir gerne.“ Sie hatte ein grosses Gedächtnisloch. „Harv… ich habe das Gefühl, ich habe etwas Schlimmes getan.“ Bevor Edna weiterreden konnte, öffnete sich die Türe. Doktor Marcel und Hulgor standen vor ihr. „Edna Konrad. Wie ich sehe, bist du wieder erwacht. Stiesel hat mir berichtet, dass du wieder wach bist. Komm mit.“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. Hulgor lief zu ihr und packte sie.
 

Doktor Marcel sah Edna an. Obwohl sie nur mürrisch auf seine Fragen beantwortete, lächelte er. Der Mann rief Hulgor, dass dieser Edna wieder in die Zelle brachte. Gemütlich ging er zurück in sein Büro. Holte die Akte von ihr hinaus. „Endlich, nach vier Jahren hat meine Therapie etwas gewirkt. Sie hat vergessen, dass ihr gutmütiger Vater sich geopfert und die Schuld von Alfreds Tod auf sich genommen hat. Auch dass sie meinen Sohn umgebracht hat, hat sie wohl vergessen. Ich muss nur weiter daran arbeiten.“ Er schrieb den Bericht. Er notierte das Datum des 9. Mai.
 

„Hey Stiesel! HEEEEY!“ Edna sass vor der Türe und sah diese an. Von draussen hörte man nur ein genervtes Seufzen. Der Mann wollte die junge Frau ignorieren. Jedoch klappte das nicht.

„Weisst du was, Stiesel. Harvey hat mir einen sehr guten Witz erzählt.“ Edna stand auf und lehnte sich an die Türe. Weil sie keine Antwort bekam, redete sie einfach weiter. „Soll ich dir erzählen, oder wäre er dir dann zu HOCH?“ Die junge Frau lachte. Das reichte den Mann. Er war zwar geduldig, aber wenn es um seine Grösse ging, verstand er keinen Spass. “Edna, das reicht. Kannst du nicht einfach einmal ruhig sein. Mich nervt dein Gequatsche.“

„Aber ich habe ja nur dich und Harvey. Leider habe ich ja keine Zellenkollegen hier.“

„Dann rede mit deinen Hasen und lasse mich in R-U-H-E!“

„Man, der Typ versteht ja keinen Spass.“

„Edna, so sind halt die kleinen Leute. Verstehen nicht, was die grosse Mehrheit als Witz versteht.“

„Ach Harvey, du bist einfach nur GROSSARTIG!“

„Und er ist einfach nur ein KLEINER, einfacher Mann.“

Die junge Frau amüsierte sich sehr. Über Harveys Witze und Wortspiele. Obwohl sie Stiesel oft seufzen hörte, störte es sie nicht. Einige Stunden vergingen. Edna klopfte an die Türe.

„Stiesel, ich hab Hunger. Wann gibt’s essen?“

„Das weisst du doch genau. Jedenfalls nicht jetzt. Gedulde dich. Du verhungerst schon nicht.“

Edna setzte sich auf den Tisch. Zappelte mit den Beinen. „STIESEL! Ich hab Hunger.“, rief sie laut. Jedoch hörte sie nichts. Nochmals rief sie. Immer noch nichts. Edna setzte sich in Schneidersitz hin. Warum hörte sich nichts von ihm? Ist er weggegangen. Sie starrte zur Türe. Klopfte an sie. Dann nahm sie den Stuhl und warf ihn gegen die Türe.

„Edna, was machst du da?“, fragte der Hase. Edna hörte auf.

„Wenn ich nichts zum Futtern bekomme, zerstöre ich den Stuhl. Ganz einfach.“

„JAAAA RANDALE! Das ist eine gute Idee!“, rief Harvey. Davon war er nicht abgeneigt. Bevor die junge Frau weiter machen konnte, wurde die Türe geöffnet. Ein Angestellter stand vor ihr. „Edna Konrad. Hier ist dein Essen. Obwohl es noch früh ist, bekommst du es jetzt früher.“ Der Angestellte übergab ihr das Essen. Freudig liess sie den Stuhl fallen und nahm das Tablett. „Danke schön!“, rief sie noch, bevor die Türe zuging.
 

Der Doktor sah die verwirrte, junge Frau an. Er hatte dem Kochpersonal befohlen, ihr Beruhigungsmittel zu geben. Edna sah sich um. Der Mann lächelte leicht.

„Was tue ich bei dir? Wie bin ich hierhergekommen.“, fragte sich Edna. Sie wollte aufstehen, konnte jedoch nicht.

„Keine Sorge Edna, ich möchte dir nur helfen. Höre mir gut zu und schliesse die Augen.“

„Das möchtest du wohl gerne! Ich mache gar nichts. Ich möchte nur nach Hause.“

„Dann sage mir, wo du wohnst, Edna.“, fragte der Doktor. Die junge Frau überlegte. Konnte jedoch keine Antwort finden. „Ich weiss es nicht. ABER ich werde mich sicher erinnern.“, meinte Edna aufmüpfig. Doktor Marcel lachte. „Dann musst du mir jetzt einfach nur zuhören und die Augen schliessen, Edna.“

Die Behandlung hatte geklappt. Stolz brachte der Doktor die müde und verwirrte Edna zurück zur Zelle. Obwohl sie immer wieder an etwas erinnern konnte, konnte er ihre Erinnerungen gut kontrollieren. Er sah in seinen Kalender. Es waren gute sieben Jahren vergangen, als er seinen Sohn verloren hatte. Er sah zu dem Altar. „Ich werde deinen sinnlosen Tod vergelten, Alfred. Ich werde deine Mörderin bestrafen. Keine Sorge.“, sagte er leise zu sich. Er setzte sich hin und las die Zeitung von dem heutigen Datum, den 21. Mai.
 

Edna sah sich um. Obwohl sie wusste, dass sie nicht rauskam, versuchte sie es trotzdem. Sie schlug an die Zellentüre. „Stiesel. Bitte lass mich raus. Ich will nach Hause. Ich gehöre nicht dahin. Ich bin nicht verrückt!“

„Edna, das nützt nichts. Obwohl ich weiss, dass du völlig normal bist, lassen sie dich nicht raus.“, sagte Harvey zu ihr. Die junge Frau setzte sich hin. Sie verstand es nicht. Sie wusste nicht mal, wie lange sie schon hier war. Warum Doktor Marcel sie gefangen hielt. Sie war doch völlig normal. Doch jeder sagte, das wäre sie nicht.

Doktor Marcel sass im Büro. Stopfte seine Pfeife nach. Genervt kam Stiesel zu ihm.

„Doktor Marcel, wie lange willst du Edna noch hierbehalten? Die Versuche nützen doch nichts.“

„Geduld Stiesel. Sie wird bald so weit sein.“ Der Doktor zog an seine Pfeife. „Egal wie lange es noch dauert, Edna wird bald wie ein Lämmchen sein. Freundlich und sanft. Geh jetzt wieder zurück.“

Stiesel stand auf. Er blickte nochmals zurück und murmelte „Doc, ich hoffe nur, du weisst, was du da tust.“
 

„Harvey, geniesst du die frische Luft. Wie lange ist da nur schon her?“ Edna drehte sich um. Beobachtete die Wolken.

„Ja ja… Edna du musst doch nach Hause, bevor der verrückte Doc dich bekommt.“, sagte er genervt.

Edna blickte ihn an. „Warum bist du so gereizt? Es ist ein schöner Maitag. Wenn ich richtig gesehen habe, sogar der 14. Mai, wenn die Zeitung im Büro gestimmt hat. Ein Tag, der alles verändern wird. Wir sind frei und niemand wird uns etwas antun.“

„Wenn du meinst, Edna.“, sagte der Hase. Edna sah den Hasen an. Seit sie die Klinik verlassen haben, war ihr Freund anders. Auch das dachte Harvey zu Edna. Den Altar von Alfred und der Zeitungsabschnitt, dass Mattis Konrad Alfred Marcel umgebracht hatte, veränderte beide. Edna schritt weiter, schweigend. Edna spürte, dass ein Gefühl der Schuld sie plagte. Jedoch wusste sie nicht, warum.
 

Die junge Frau stand vor dem Haus. Langsam lief sie hinein. Wollte wissen, was die Vergangenheit vor sie geheim hielt. Sie sah sich um. In ihren Kopf schwirrten ihre Gedanken. Sie spürte Reue, Schuld und Traurigkeit. Edna stand vor der Treppe. Sah hinunter. „Harvey, was habe ich nur getan? Ich bin die Mörderin von Alfred.“

„Wie kommst du darauf. Edna?“, fragte der Hase. Bevor sie etwas sagen konnte, kam Doktor Marcel die Treppe hinauf. „Liebe Edna, du kannst dich also erinnern. Ich könnte dir diese Schuld nehmen. Dir ein neues Leben schenken. Dafür müsstest du dich aber für immer von der Vergangenheit lösen. Also auch von deinem Freund Harvey.“

„Edna höre nicht auf ihn. Ich bin doch dein bester Freund! Du wirst mir doch nie etwas tun. Ohne mich wärst du nicht in Freiheit!“

Edna sah zum Doktor Marcel und dann zu ihren besten Freund Harvey. Sie war sehr unentschlossen. Wusste nicht, was sie tun sollte. War sie wirklich krank? Sollte sie sich wirklich therapieren lassen oder die Freiheit geniessen? Egal was sie jetzt tut, diese Entscheidung wird ihr ganzes Leben für immer verändern. Dieser Tag war heute gekommen. Ein neuer Lebensabschnitt für Edna…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück