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DREAMS

Willkommen in meinem Kopf
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Der Schöne und der Drache (geträumt am 30.11.2016)

Ein verzogener Prinz wird aus Strafe in einen Drachen verwandelt und in die Obhut einer alten Drachin gegeben, der er nun Gesellschaft leisten muss. Sein neues Ich und der Umstand mit jemand Fremdes in nichts als einer Höhle leben zu müssen, zeigt jedoch seine Wirkung: seine Ansicht auf andere wird offener, das eigene Glück uninteressanter und sein steinernes Herz federleicht. Er gewöhnt sich mit der Zeit sogar nicht nur an sein neues Leben als Drache, sondern betrachtet die alte Drachin nun auch als Familienmitglied.

Dennoch ermutigt sie ihn dazu seinen Fluch zu brechen und in sein altes Leben zurückzukehren. Dafür soll er innerhalb von sieben Wochen sieben Liebesbriefe schreiben und sie ziellos und auf unterschiedliche Art und Weise in die Welt hinausschicken. Weder darf er darin seinen Namen, noch seine königliche Abstammung nennen oder die Tatsache, dass er ein Mensch in Drachengestalt ist. Nur der Standort ihrer Drachenhöhle darf er auf ihnen vermerken. Wenn der letzte Brief verschickt ist, soll er von da an jeden Tag auf den Berg hinauf klettern, an dessen Fuß ihre geheime Höhle liegt, und nachsehen, ob an den knorrigen, alten Ranken einer Pflanze, die auf dem Gipfel wächst, Knospen treiben und Blüten sprießen.
 

Lange Zeit zerbricht sich der Prinz den Kopf über leerem Pergament. Er war noch nie verliebt gewesen und hatte als Mensch auch sonst nie ein Wort der Liebe, Zuneigung oder gar Dankbarkeit von den Lippen gebracht. All das hat er erst von der alten Drachin gelernt - bis auf die Liebe, die ihm noch immer fremd ist. Nun jemandem, den er weder kennt noch je zuvor gesehen hat, einen Liebesbrief zu schreiben, fällt ihm mehr als schwer.

Die Drachin kann ihm nur den Rat geben sich eine Person vorzustellen, mit der er jeden Tag seines Lebens verbringen möchte und dass er sich dafür an alles Schöne erinnern soll, was ihm bisher widerfahren ist. Über ihre Worte grübelt der Prinz wieder sehr lange, bis er eines schönen Tages schließlich doch zögerlich zu schreiben beginnt.
 

Den ersten Brief faltet er ganz klein und bindet ihn an den Rücken eines Salamanders, der vor ihrer Höhle auf einem Stein in der Sonne liegt. Panisch kriecht dieser daraufhin in eine Felsspalte, aus Angst davor von dem jungen Drachen gefressen zu werden.

Den zweiten Brief stibitzt ihm ein Gnom, der sich in ihre Höhle gewagt hat, um nach Drachenschätzen zu suchen. Da er nichts Wertvolles gefunden hat, muss er angenommen haben, dass es sich darum wenigstens um eine Schatzkarte handeln muss.

Den dritten Brief verkorkt er in einer Flasche und gibt ihn einer Nixe, die er, in einem Fischernetz gefangen, gefunden und befreit hat. Aus Dankbarkeit verspricht sie aus dem See hinaus flussabwärts bis zum weit entfernten Meer zu schwimmen, um die Flasche dort den Wellen zu überlassen.

Den vierten Brief entreißt ihm ein Sturm. Der Wind trägt das Stück Papier höher und schneller fort, als er es im Auge behalten kann. Ihm bleibt nur die Hoffnung, dass er dabei ganz und einigermaßen leserlich geblieben ist.

Den fünften Brief gibt er dem Boten mit, der, von seinen Eltern entsandt, einmal die Woche zur Höhle kommt, um sich für sie nach dem Wohlbefinden ihres einzigen Kindes zu erkunden. Die Nachricht darüber, dass dieser begonnen hat die Liebesbriefe zu schreiben, erfreut den Boten sehr, doch ermahnt ihn der Prinz sofort. Der König und die Königin dürfen erst davon erfahren, nachdem er auch den letzten Brief verschickt hat. Bis dahin darf er kein Wort darüber verlieren. Sie sollen keine Gelegenheit haben sich darin einzumischen. Mit dem Brief dagegen soll er machen, was er will.

Den sechsten Brief versteckt er zwischen den Waren eines reisenden Händlers, der, nichts ahnend, mit seinem vollgeladenen Karren nicht unweit der Höhle Rast gemacht hat. Von dem jungen Drachen hat er weder etwas gesehen, noch gehört und so treibt er, nach einer ruhigen und friedlichen Nacht, seine Pferde am nächsten Morgen fröhlich pfeifend zur Weiterfahrt an.

Den siebten und letzten Brief behält der junge Prinz sehr lange. Kein Tag scheint ihm die Gelegenheit zu geben, diesen weit von sich in die Welt hinaus zu tragen. Am siebten Tag, an dem er sein Glück ein letztes Mal versuchen muss und alle Hoffnung auf Erfolg fast verloren glaubt, muss er feststellen, dass er den Brief verloren hat. Zunächst überkommt ihn Panik, die dann in Verwirrung übergeht und schließlich in Erleichterung endet. Nun sind alle Briefe fort und jeder auf seine ganz eigene Art und Weise.
 

Tag für Tag ist der junge Drachenprinz auf den Berg gestiegen um nach der Ranke zu sehen, aber keine Knospe oder gar ein Blättchen treibt aus der verholzten Pflanze. Doch bleibt er geduldig, steigt den Berg jeden Morgen hinauf und wieder hinab und wartet auf die Rückkehr auf wenigstens einen seiner Briefe.

So lebt er friedlich bei der alten Drachin und da Drachen langsam altern und lange leben, vergehen die Jahre, werden zu Jahrzehnten und schließlich zu Jahrhunderten. Seine Eltern gehören lange Zeit der Geschichte des Königreiches an, während sich um ihn viele Legenden ranken. Da niemand aus dem Volk von seiner Verwandlung wissen durfte, bis auf denen, die dabei gewesen waren oder vom Königspaar in das Geheimnis einbezogen wurden, warf sein Verschwinden viele Fragen auf und das Volk begann sich die wildesten Geschichten zusammen zu spinnen.

Einzig der Bote, der ihn stets besuchen kam, kannte die Wahrheit. Er kam weiterhin zu ihm, auch nachdem seine Eltern gestorben waren und als er zu alt dafür wurde, übertrug er diese Aufgabe auf seine Kinder und diese wiederum auf ihre Kinder. Doch auch der Drachin merkte er bald das Alter so langsam an. Gerade in den letzten Jahrzehnten schien jeder Tag wie ein weiteres Jahr an ihr zu nagen, sodass sie nun die meisten Stunden krank und schwächlich auf ihrem Schlafplatz liegt. Sie spürt ihr Ende nahen und während es ihn jeden Tag trauriger und ängstlicher stimmt ohne sie allein zu sein, erwartet sie es geduldig. Sie betrauert nur, dass sie sich nicht bereits eher kennen lernen konnten, denn die Zeit mit ihm hat sie glücklicher gemacht, als all die einsamen Jahrhunderte zuvor. Ihr letztes Ei ist ein ganzes Jahrtausend her und Verwandte kennt sie keine mehr. So vermacht sie ihm alles, was sie besitzt.
 

Am Morgen ihres Todes steigt der Drache wieder den Berg hinauf. Dort begräbt er sie unter massigen Felsen und hätte dabei vor Trauer fast die Ranke vergessen. Zu seiner Überraschung findet er an ihrem äußersten Zweig eine kleine Knospe vor. Nun muss sie nur noch erblühen ohne zu verblühen, ehe nicht einer seiner Briefe zu ihm zurückgekehrt ist. Sonst wird er, bis auch sein Ende gekommen ist, für immer ein Drache bleiben.



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