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Dunkle Vergangenheit

*ÜBERARBEITUNG UND NEUE FREISCHALTUNG ALLER KAPITEL*
von

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5. Bekannte Blicke und Feindseligkeiten

5. Bekannte Blicke und Feindseligkeiten
 

Mariah wurde unsanft aus dem Schlaf gerüttelt.

"Mariah - Los aufstehen, sonst kannst du das Frühstück vergessen", hörte sie Hermiones Stimme.

Mariah blinzelte und rieb sich die Augen. Sie sah in Hermiones Gesicht, das sehr angespannt wirkte.

"Wieso trägst du denn Alltagsklamotten?", fragte diese, als Mariah die rote Decke zur Seite schlug.

Erst jetzt bemerkte sie, dass sie immer noch die Sachen von der letzten Nachtwanderung trug.

"Oh, ich muss gestern Abend beim Lesen eingeschlafen sein. Sag mal, warum siehst du denn so gestresst aus? Ist was passiert?", gab Mariah zurück.

"Ja, leider. Ich hatte vorhin so einen fesselnden Traum, dass ich meinen Wecker nicht gehört habe und der ist dummerweise so verzaubert, dass nur ich ihn hören kann. Jetzt sind alle Gryffindormädchen sauer auf mich, weil ich sie erst so spät geweckt habe."

"Oh, was war denn das für ein Traum, weswegen ich jetzt nicht ausgiebig frühstücken kann?", fragte Mariah grinsend.

Plötzlich wurde Hermiones Wangen rot.

"Oh, äh ... so besonders war der gar nicht. Komm, beeile dich lieber", sagte sie und verließ den Schlafsaal. Mariah schaute ihr stirnrunzelnd hinterher, stand dann aber auf und machte sich schnell fertig. Als sie unten ankam, wurde sie von Hermione regelrecht aus dem Gemeinschaftsraum hinaus gezerrt. Sie liefen in einem schnellen Gang die Korridore entlang und als sie gerade gerade um die nächste Ecke gehen wollten, liefen sie in jemanden rein und schreckten zurück.

Erst nach wenigen Sekunden realisierten die beiden Mädchen, mit wem sie da zusammengestoßen waren.

"Entschuldigung, bist du in Ordnung? Du bist doch Daniel Fudge, oder?", fragte Hermione hastig.

"Ja", murmelte Daniel so leise, dass man ihn kaum hören konnte. Mit gleichgültiger Miene ging er an den beiden vorbei. Irrte sich Hermione oder schrieb sich der Junge gerade etwas auf einem Stück Pergament auf, welches er auf einmal unter seinem Umhang hervorholte?

"Komm, Hermione, sonst kriegen wir nichtmal ein Frühstücksei ab", sagte Mariah und zusammen gingen sie nun weiter und kamen nach einigen Minuten in der Großen Halle an.

Sofort fiel Mariahs Blick auf die vier Stundengläser, an denen man die Hauspunkte ablesen konnte. Mariah stutzte erst, atmete aber dann erleichtert auf. So wie es aussah, hatte Gryffindor wegen der nächtlichen Aktion keine Punkte verloren. Aber was war mit Laura? Hoffentlich hatte Malfoy ihr nicht zu sehr die Leviten gelesen. Mariah würde versuchen, so schnell wie möglich mit ihr zu sprechen, aber jetzt wollte sie erstmal frühstücken.

Sie setzte sich wieder neben Harry, der schon längst fertig war.

"Da seid ihr ja endlich. Wo ward ihr denn?", fragte er.

"Verschlafen", antwortete Mariah nur und nahm sich ein Brötchen.

Hermione hingegen beugte sich zu Harry und Ron und fing an, mit ihnen zu flüstern.

"Wir sind gerade mit Daniel Fudge zusammengestoßen und als er weiterging, schrieb er sich irgendwas auf. Leider weiß ich nicht, was er sich aufgeschrieben hat, aber ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache", flüsterte sie leise. Die Jungs sahen sie nachdenklich an.

"Könnte es sein, dass Cornelius Fudge Daniel beauftragt hat, ganz bestimmte Personen zu überwachen und ihm regelmäßig Bericht zu erstatten?", schlug Harry vor.

"Nach dem, was er sich bei unserem Haus geleistet hat, traue ich ihm alles zu. Hier in Hogwarts kann er ja wohl kaum seine üblichen Spione verteilen, also hetzt er jetzt seinen kleinen Neffen auf uns", sagte Ron und schaute verstohlen zum Tisch der Hufflepuffs, entdeckte Daniel aber nicht.

"Wahrscheinlich ist er in seinem Gemeinschaftsraum. Ich werde mich nachher mal bei den Vertrauensschülern von Hufflepuff ein bisschen über ihn schlau machen", sagte Hermione und trank etwas Kürbissaft.

Obwohl das Trio so leise wie möglich gesprochen hatte, hatte Mariah jedes Wort mitgehört. Tja, ihr gutes Gehör war unübertrefflich. Auch sie spürte, dass dieser junge Fudge für sie alle ein großes Problem darstellen würde.

Nachdem sie endlich satt war, schaute sie auf ihren Stundenplan und sah, dass sie gleich Verteidigung gegen die dunklen Künste haben würden. Sie war schon sehr gespannt auf Professor Lupin. Bei einigen Todessertreffen im letzten Sommer hatte sie so einiges über ihn erfahren.

Auch, dass er ein Werwolf war, wusste sie. Peter Pettigrew alias Wurmschwanz hatte nämlich stundenlang vor den anderen Todessern herumposaunt, wie er Sirius Black reingelegt hatte und dass er Remus Lupin auch zu gerne etwas anhängen würde. Daher wusste Mariah auch, dass der schwarze Hund bei Professor Lupin in Wirklichkeit Sirius Black war.

Für einen kurzen Moment sah sie zum Slytherintisch und bemerkte, dass Snape dort stand und mit Laura sprach. Was wollte der denn von ihr?

Doch das Gespräch war wohl schon nach wenigen Sekunden beendet und Snape ging zurück zum Lehrertisch. Lauras Miene sah nicht gerade sehr rosig aus.

Durch ein leichtes Rütteln an ihrer Schulter wurde Mariahs Aufmerksamkeit wieder ihrem Tisch zugewandt. Harry hatte sie aus ihrer Beobachtung gerissen.

"Kommst du? Der Unterricht beginnt bald", sagte er.

Mariah nickte, trank ihren Kürbissaft in einem Zug aus und verließ mit ihren Freunden die Große Halle. Unterwegs sprach Harry Mariah erneut an.

"Heute ist übrigens die Wahl für den neuen Hüter des Gryffindorteams. Wenn du Lust hast, kannst du es ja mal versuchen. Ron will auch sein Talent auf die Probe stellen."

"Ist das wahr, Ron?", fragte Mariah begeistert und drehte sich zu Ron. Der wurde leicht rot und nickte.

"Du bist bestimmt besser als ich. Ich habe nämlich nur sehr selten Quidditch gespielt", fügte Mariah noch hinzu. Hermione, die etwas abseits lief, hörte ihnen mit einem seltsamen Blick zu.

Nach wenigen Minuten erreichten sie das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und wollten gerade reingehen, als ihnen ein großer, schwarzer Hund den Weg versperrte. Es war ohne Zweifel Sirius. Er tapste an ihnen vorbei und kratzte mit seinen Pfoten gegen die Tür eines lehrstehenden Klassenzimmers, das ganz in der Nähe war. Jetzt fiel bei Harry der Groschen. Sirius wollte mit ihm, Ron und Hermione sprechen. Er sah auf seine Uhr und stellte fest, dass noch etwas Zeit bis zur Unterrichtsstunde war. Harry nickte seinen beiden besten Freunden zu, um ihnen klarzumachen, Sirius zu folgen. Diese verstanden seine Geste sofort.

"Äh, Mariah? Geh doch schon mal rein. Wir haben noch was zu erledigen und kommen gleich nach", sagte Harry. Diese wusste sofort, was wirklich los war, nickte dann aber und ging alleine ins Klassenzimmer.

Die drei Freunde hingegen betraten so unauffällig wie möglich den leeren Raum. Kaum hatte Hermione die Tür hinter sichs geschlossen, verwandelte sich Sirius zurück in seine wahre Gestalt.

"Sirius", sagte Harry lächelnd, wie auch Ron und Hermione den mann ansahen.

"Ihr fragt euch bestimmt, warum ich mit euch reden will? Nun ja, es geht erstmal um diese Mariah McKay. Wie ist sie denn so?", fragte Sirius.

Harry runzelte die Stirn und fragte sich, warum Sirius das wissen wollte.

"Wieso willst du das auf einmal wissen?", fragte er.

"Ich habe gestern von diesem Vorfall mit dieser Elisha Blaine gehört. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie wütend Snape war, als Remus ihn fragte, weshalb Slytherin schon fünfzig Punkte verloren hat. Aber auch egal. Da wir nicht genau wissen, was für Kräfte diese zwei Mädchen haben, solltet ihr mir oder einem Lehrer Bescheid sagen, falls sie sich irgendwie seltsam oder daneben benehmen. So wie es aussieht, habt ihr mit den Mädchen nämlich schon Freundschaft geschlossen. Und dann geht es da noch um diesen Erstklässler Daniel Fudge. Seit ihr auch schon auf ihn aufmerksam geworden?"

"Ja, sind wir. Er ist doch der Sohn von Cornelius' Schwester, oder?", fragte Ron.

"Jep, aber irgendwas stimmt mit diesem Jungen nicht", sagte Sirius und rieb sich nachdenklich am das Kinn.

"Wieso?", fragten die drei gleichzeitig.

"Na ja, er hatte gestern bei uns Unterricht. Er hat Remus und mich die ganze Zeit schief angeguckt und sich andauernd Notizen aufgeschrieben, die ganz sicher nicht zum Unterricht gehörten."

Plötzlich fiel Hermione wieder dieses Erlebnis von vorhin ein.

"Mariah und ich sind vorhin mit Daniel zusammengestoßen. Danach hat er sich auch irgendwas aufgeschrieben", erzählte sie.

"Sirius? Glaubst du auch, dass Fudge ihn gebeten hat, hier etwas rumzuspionieren", fragte Harry.

"Das hab ich mir auch schon überlegt ... aber ... es gibt noch jemanden, der ihn darum gebeten haben könnte." Harry, Ron und Hermione überlegten zuerst, was Sirius damit meinte, bis ihnen die schreckliche Gewissheit kam.

"Du meinst doch nicht ... etwa Voldemort?", fragte Harry vorsichtig ohne das Zusammenzucken von Ron und Hermione zu beachten.

"Doch, genau den meine ich", antwortete Sirius bedrückt.

"Aber Sirius, Daniel ist doch noch ein Kind!", protestierte Hermione.

"Vergiss nicht, Hermione, dass Harry noch ein Baby war, als er Voldemort beinahe vollständig besiegt hätte. Außerdem kann es immer gefährlich sein, Fremden zu vertrauen, egal ob sie Erwachsene oder Kinder sind", sagte Sirius ernst. Fast eine halbe Minute lang gelang es keinem, etwas zu sagen, bis Sirius schließlich das Schweigen brach.

"So, der Unterricht beginnt in einer Minute. Kommt, gehen wir", sagte er und verwandelte sich zurück in den schwarzen Hund.

Die drei folgten ihm und gingen zusammen ins Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Dort war inzwischen schon die gesamte Klasse von Gryffindor versammelt. Harry bemerkte sofort den freien Platz neben Mariah und drehte sich kurz zu Ron um.

"Macht es dir etwas aus, wenn ich heute neben Mariah sitze?, fragte er den Rotschopf.

Ron schaute zuerst überrascht, nickte dann aber und setzte sich an einen freien Tisch. Hermione, die missmutig zu Harry und Mariah sah, setzte sich neben ihn. Nach wenigen Minuten betrat auch endlich Professor Lupin das Klassenzimmer und ging zum Lehrerpult.

"Guten Morgen, Gryffindors, ich freue mich, wieder hier zu sein und euch zu unterrichten", sagte er und schaute gut gelaunt in die Runde. Die Schüler lächelten und zeigten ihm so, dass sie ebenfalls froh waren.

Zuerst wurde mal wieder die Namensliste vorgelesen und Mariah freute sich, bei dem Aufruf ihres Namens keinen seltsamen Unterton wie bei Snape zu hören. Sirius saß währenddessen gemütlich am Eingang.

Nachdem alle aufgerufen worden waren, schaute Remus erneut in die Runde.

"Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch, zuerst die gute. Diese Stunde wird mit Pflege magischer Geschöpfe zu einer Doppelstunde gemischt. Ihr werden einige sehr gefährliche Kreaturen kennen lernen und versuchen, euch gegen sie zu verteidigen."

"Und was ist die schlechte Nachricht?", fragte Ron, der wohl auf die Knallrümpfigen Kröter vom letzten Jahr anspielen wollte.

"Ihr werdet diese Doppelstunde mit den Slytherins haben", bedauerte Remus.

"Was?", keuchten fast alle gleichzeitig. Nur Mariah blieb still. Das war doch gar nicht schlecht. So konnte sie wenigstens ein paar Worte mit Laura wechseln.

Vor allem aber war Ron empört. Er hätte wahrscheinlich wieder was von 'besseres Partnerhaus aussuchen' gesagt, wenn Hermione ihn nicht wieder mit einem strengen Blick zurückgehalten hätte.

"Tut mir ja auch sehr Leid, aber Professor Dumbledore meinte, dass es besser wäre, diese Doppelstunde mit zwei Klassen durchzuführen", versuchte Remus die wütende Klasse zu beruhigen. Doch auch er ärgerte sich im Inneren etwas. Wieso mussten eigentlich Gryffindor und Slytherin andauernd zusammen Unterricht haben? Schon in seiner Schulzeit war das so gewesen. Zwar gab es in Slytherin auch mal ein paar nette Schüler, aber das trug keinesfalls zu einer harmonischen Atmosphäre bei. Langsam empfand Remus es so, dass die Auswahl der Partnerhäuser mehr verflucht war als sein Lehrerposten, von dem man sich erzählte, dass man ihn nach einem Schuljahr wieder verlassen würde.

"So, dann gehen wir mal runter zu den anderen. Aber leise und diszipliniert bitte", bat er.

Alle standen auf und gingen in Zweiergruppen durch die Tür.

Nachdem sie ein paar Minuten gelaufen waren, bemerkte Harry, dass sie gerade im Korridor des ersten Stockes waren. In dessen Mädchenklo spukte seit über fünfzig Jahren der Geist einer ehemaligen Hogwartsschülerin, und zwar die Maulende Myrte.

Harry hoffte um alles in der Welt, dass sie jetzt nicht auf dem Flur auftauchen und ihn wieder vollheulen würde, dass er sie so lang nicht besucht hatte. Doch diese Bitte wurde leider nicht erhört. Als die Klasse direkt an dem Mädchenklo vorbeiging, schwebte die Maulende Myrte schwankend aus der Wand. Einige Mädchen schrien auf, Harry, Ron und Hermione dagegen stöhnten genervt und unheilverkündend. Remus und Sirius hatten diesen Geist noch nie gesehen und sahen ihn nur überrascht an.

"Oh, hallöchen, Harry. Schön dich mal wiederzusehen", sagte Myrte kichernd und mit silbernen Wangen.

"Äh, ebenfalls", würgte Harry nervös hervor. Sirius konnte nicht anders, als laut loszulachen. Als Hund hörte sich das aber mehr wie ein Husten an, doch Harry verstand es.

Myrte wollte gerade wieder eine schmeichelnde Bemerkung machen, als ihr Blick auf Mariah, die neben Harry stand, fiel. Die beiden schauten sich einige Sekunden lang stumm an, bis Myrtes Augen sich panisch weiteten.

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!", schrie sie mit einem so hohen Ton, der das Blut in den Adern der anderen beinahe gefrieren ließ. Diese hielten sich mit gequälten Blicken die Ohren zu. Immer noch kreischend, flog Myrte mit einer Geschwindigkeit, die sogar die Schallmauer durchbrochen hätte, zurück ins Mädchenklo.

Nachdem auch endlich das Echo ihrer Stimme verstummt war, nahmen die anderen wieder ihre Hände von den Ohren. Irritiert, schauten sie auf die Stelle der Wand, in der die Maulende Myrte verschwunden war.

"Was war das denn eben?", fragte Harry, ohne wirklich zu wissen wen.

"Hmm, vielleicht war sie so geschockt, weil neben dir ein anderes Mädchen steht", scherzte Ron.

"Sehr witzig", sagte Harry matt und sah in das Gesicht von Mariah. Ihre Augen waren starr vor Schreck und es sah nicht so aus, als ob sie sich während des Schreies die Ohren zugehalten hätte.

"Hey, ist alles in Ordnung?", wurde sie von Harry gefragt. Sie zuckte zuerst leicht zusammen beim Klang seiner Stimme, bevor sie sich wieder fing.

"Ja, hab mich nur etwas erschrocken", sagte sie und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf.

"Los, wir gehen weiter", rief Remus und ging voraus.

Die anderen, die immer noch sehr verschreckt wirkten, nickten und und folgten ihm.
 

***
 

Unten angekommen warteten schon Hagrid und die Slytherins.

"Na endlich, dachte schon ihr wärd alle in 'ne Trickstufe gefallen", sagte der Halbriese.

"Nein, wir wurden nur kurz aufgehalten, aber jetzt sollten wir endlich anfangen", sagte Remus und stellte sich so hin, dass alle Schüler ihn sehen konnten.

Mariah erblickte Laura schnell und bemerkte, dass Blaise Zabini und Millicent Bullstrode auch da waren. Pansy lag vermutlich noch im Krankenflügel.

"Also, wie schon gesagt, werden diese beiden Unterrichtsfächer an diesem Wochentag immer gemischt durchgeführt. Wir werden nun hauptsächlich magische Geschöpfe behandeln, die der dunklen Seite angehören oder von dieser benutzt werden. Heute nehmen wir ein sehr gefährliches Wesen durch, nämlich die so genannten 'Bloodgoblins'. Wer kann mir sagen, was das für Wesen sind?", fragte Remus.

Hermione wusste es natürlich und wollte gerade die Hand heben, doch nahm Remus Mariah dran, die sich ebenfalls meldete.

"Miss McKay!"

Mariah räusperte sich kurz und fing an zu erzählen:

"Bloodgoblins sind kleine, koboldartige Monster, die sich hauptsächlich von Blut ernähren, weshalb ihnen auch eine Verwandschaft mit den Vampiren nachgesagt wird. Im Gegensatz zu ihnen sind Bloodgoblins tagaktiv. Am liebsten mögen sie das Blut von weiblichen Säugetieren. Sie greifen aber auch Menschen an und können als große Gruppe einen vollkommen aussaugen. Ihre Farbe geht vom dunklen Rotbraun zum knalligen Rot bis ins helle Orange. Sie sind unfähig zu schwimmen und ihre größte Schwäche ist der Schein des prallen Vollmondes. Wenn sie mehr als eine Viertelstunde dem Mondlicht ausgeliefert sind, kann das für sie tödlich enden."

"Perfekt, Miss McKay, zehn Punkte für Gryffindor!", sagten Remus und Hagrid fast gleichzeitig.

Hermione konnte sich das nicht erklären, aber in diesem Moment hätte sie Mariah gerne ans Ende der Welt befördert.

"Gut, dann wollen wir die hübschen Tierchen mal holen", sagte Hagrid gut gelaunt.

Mariah stutze. Hübsche Tierchen? Na ja, über Geschmack ließ sich streiten.

"So, währenddessen möchte ich noch gerne von euch wissen, wie man sich gegen Bloodgoblins schützt", sagte Remus.

Diesmal war es Laura, die vor Hermione ihren Arm hob. Während sie dies tat, wichen einige in ihrer Nähe zurück, was sie nicht beachtete.

"Miss Blaine!"

"Wenn man verwundet ist, sollte man die Wunde so schnell wie möglich verbinden, denn sonst werden Bloodgoblins vom Blut blitzschnell angezogen. Sie können das Blut in einer Entfernung von hundert Metern riechen. Zum Schutz wäre ein Kältezauber am wenigsten angebracht, denn sonst verstärken sich Wille und Durst nach warmen Blut noch mehr. Am angebrachtesten wäre ein Lähm- oder ein Verwirrungszauber. Obwohl diese Wesen tagaktiv sind, sollte man in ihrem Lebensraum nachts vorsichtshalber ein so genanntes Mondamulett tragen, das auch gut gegen andere magische Wesen helfen kann", erklärte sie.

"Gegen Werwölfe schon mal nicht", sagte Malfoy böse grinsend.

Sofort wandten sich alle Köpfe zu ihm um. Die Gryffindors starrten ihn voller Abscheu an.

Auch Laura warf ihm einen wütenden Blick zu. Das war wieder der typische Malfoy. Also war diese Freundlichkeit in der letzten Nacht wirklich nur Scharade gewesen. Was hatte sie auch sonst erwartet?

Remus hingegen blieb ganz ruhig und ungerührt.

"Sehr gut, Miss Blaine. Zehn Punkte für Slytherin", sagte er freundlich.

Nach diesen Worten kam Hagrid mit zwei riesigen Käfigen an. Sie beinhalteten viele kleine Bloodgoblins mit den verschiedensten Farbvariationen von orange bis braun. Sie waren sehr unruhig und erinnerten irgendwie an die Wichtel aus dem zweiten Jahr.

"Wir möchten euch zuerst zeigen, wie gefährlich sie sind, wenn sie Blut wittern. Dafür brauchen wir eine Schülerin, die sich eine kleine Wunde zufügt und sie den Bloodgoblins entgegenhält", erklärte Remus.

Keiner meldete sich.

"Wir werden sie natürlich im Käfig lassen."

Wieder kein Freiwilliger.

Doch dann trat Mariah entschlossen vor. Remus und Hagrid lächelten zufrieden.

"Vielen Dank, Miss McKay. Also, Sie werden sich einen kleinen Schnitt an der Hand zufügen und uns demonstrieren, wie sich die Bloodgoblins verhalten. Danach zaubern Sie Ihre Wunde wieder heil. Können Sie das?", fragte Remus.

Mariah nickte und nahm von Hagrid ein kleines Messer entgegen. Ganz langsam zog sie die Klinge durch die Haut ihrer linken Hand. Einige Mädchen kniffen die Augen zusammen oder sahen weg. Die anderen hingegen schauten interessiert zu.

Harry wunderte sich, denn Mariah schien es überhaupt nichts auszumachen, sich selbst zu verletzen.

Als sie fertig war, hielt sie ihre verletzte Hand den beiden Käfigen entgegen.

Die Bloodgoblins waren für einen Moment still. Doch auf einmal kreischten sie und sprangen, kratzten und drückten gegen die Gitter und ließen die Käfige heftig erzittern.

Die Schüler und auch Mariah wichen etwas erschrocken zurück.

"In Ordnung. Kannste wieder heilen", brummte Hagrid, der wohl befürchtete, dass diese blutdurstigen Wesen gleich die Käfige aufbrechen würden.

Ohne zu zögern, hob Mariah ihre rechte Hand über die verletzte und ließ die Schnittwunde verschwinden. Die Bloodgoblins wurden ruhiger und hechelten vor Erschöpfung. Aus ihren Mäulern lief der Speichel.

"Tja, jetzt habt ihr es gesehen. Sie können unberechenbar sein, wenn sie erstmal die Witterung von Blut aufgenommen haben. Hagrid lässt jetzt die Bloodgoblins raus und ihr werdet zusammen versuchen, euch gegen sie zu schützen und sie unschädlich zu machen. Jeder schaut nach, ob er noch irgendwo eine kleine offene Wunde hat, selbst der kleinste Kratzer kann euch in den Krankenflügel bringen. Wer eine Wunde hat, lässt sie von mir oder von Miss McKay verheilen. Also los!", rief Remus. Alle Schüler, die um ihr Leben bangten, suchten nichtverdeckte Stellen ihres Körpers nach Verletzungen ab. Einige gingen entweder zu Remus oder Mariah, um sich verarzten zu lassen.

Mariah und Laura bewegten kurz ihre linken Unterarme hin und her und spürten, dass gerade keine ihrer zahlreichen Schnittwunden offen war.

Hagrid stand neben den Käfigen und machte sich bereit, sie zu öffnen. Jeder Schüler stellte sich gerade hin und zückte den Zauberstab oder, in Mariahs und Lauras Fall, die Hand.

Der Atem wurde eingestellt. Keiner wagte es zu blinzeln.

"Zeigt's ihnen!", brummte Hagrid und öffnete die Käfigtüren. So nahm das Chaos seinen Lauf. Die Bloodgoblins sprangen auf die Schüler zu und versuchten, sie zu kratzen. Man musste sehr gut aufpassen, um nicht von ihnen verwundet zu werden.

Harry, Ron und Hermione hatten wenig Probleme damit diese Viecher unschädlich zu machen, da sie sich gegenseitig halfen.

Auch Mariah schlug sich nicht schlecht.

Laura hatte gerade so ein Vieh von ihrem Arm abgeschüttelt, als sie hinter sich jemanden schreien hörte und sie sich umdrehte. Draco hatte von einem Bloodgoblin einen riesigen Kratzer im Gesicht abbekommen und nun drehten sich die meisten von den anderen Blutsaugern zu ihm um und rannten schnell wie tausend Pfeile auf ihn zu. Remus und Hagrid bemerkten, dass die Situation außer Kontrolle war. Remus versetzte einigen von den Tieren einen Schockzauber, konnte Draco aber so nicht aus der Gefahr holen.

Laura stand nur ein paar Meter von Draco entfernt und überlegte.

Sie hasste ihn und seine ganze Familie. Er war gestern sicher nur so nett zu ihr gewesen, um sie irgendwann um den Finger zu wickeln und dann flachzulegen.

Aber hatte er so etwas wie das hier wirklich verdient? Er würde diesen Angriff der Blutsauger bestimmt nicht überleben...

Im nächsten Moment sprang sie flink vor Draco und richtete ihre Hand auf die immer näher kommenden Bloodgoblins.

"Imobilus!", schrie sie und nur einen halben Meter vor den beiden, erstarrten die kleinen Monster. Sie ließ ihre Hand sinken und atmete erleichtert auf. Draco tat es ihr gleich.

"Danke", sagte er unter großer Erschöpfung. Ohne ihm in die Augen zu sehen, stand Laura auf und sagte: "Das hätte ich für jeden anderen auch getan."

Hagrid eilte herbei und sammelte die erstarrten Monster ein.

"Is alles in Ordnung?", fragte er besorgt. Laura und Draco nickten.

"Jut, das macht weitere zehn Punkte für Slytherin, Miss Blaine", sagte der Halbriese freundlich.

Laura lächelte zufrieden. Wenn das so weiter ging, würde sie die ganzen versäumten fünfzig Punkte in null Komma nichts wieder aufholen. Hagrid stopfte die noch immer erstarrten Bloodgoblins in ihre Käfige und unterhielt sich kurz mit Remus. Dieser räusperte sich, bevor er sprach.

"Wir werden jetzt erstmal fünfzehn Minuten Pause machen. In der zweiten Stunde werden wir uns lieber mit der Theorie der Bloodgoblins und anderen magischen Geschöpfen beschäftigen."

Die Schüler atmeten erleichtert auf. Wär ja auch noch schöner, sich nochmal mit diesen blutrünstigen Viechern anzulegen. Die meisten von ihnen setzten sich ins Gras und fingen an zu quatschen. Mariah und Laura saßen weit entfernt von den anderen nebeneinander und schauten stumm in die Ferne.

"Wer hätte gedacht, dass du Malfoy freiwillig das Leben rettest", sagte Mariah schließlich mit etwas Belustigung in der Stimme.

"Ich wollte nicht für den Tod von irgendjemandem verantwortlich sein", murmele Laura.

"Ach ja, dein Versprechen. Doch irgendwann muss man wohl töten, um sein Ziel zu erreichen ..."

Laura sah flüchtig zu ihr und senkte den Blick

" ... Kann sein."

"Was wollte Snape heut früh eigentlich von dir?"

"Mir sagen, dass ich heue Abend als Strafarbeit den Zaubertrankkerker schrubben darf."

"Oh ... Na ja, lass dich bloß nicht von dem einschüchtern. Hat ... Lara dir eigentlich schon mal von der Kammer des Schreckens erzählt?", fragte Mariah leise.

"Ja, sie wurde von Salazar Slytherin erbaut und Jahrhunderte lang von einem Basilisken bewohnt. Zuerst wurde sie vor zirka fünfzig Jahren von Voldemort geöffnet und das letzte Mal vor drei Jahren von dieser Ginny Weasley, die von Voldemorts Tagebuch beeinflusst wurde. Lucius hat auf den Todessertreffen alles davon erzählt. Der Basilisk wurde von Harry Potter getötet und das Tagebuch wurde zerstört", erzählte Laura.

"Und ... du weißt doch, dass damals vor fünfzig Jahren ein Mädchen getötet wurde, eine Muggelgeborene."

"Hm ... Wieso fragst du mich das eigentlich alles?"

"Na ja, wir sind vorhin dem Geist von diesem Mädchen begegnet und ... ich glaub, sie hat meine Augen als die von dem damaligen Tom Riddle wiedererkannt."

"Was? Wie genau hat sie denn reagiert?"

"Hat geschrien wie am Spieß und ist davongeflogen. Die anderen waren zwar verwundert, haben aber keinen Verdacht geschöpft. Aber was ich von Harry, Ron und Hermione gehört habe, werden sie der Sache bestimmt bald auf den Grund gehen wollen."

"Genau. Am besten gehst du heut Nacht zu diesem Geist und legst einen Zauber auf sie, damit deine Augen sie nicht mehr an Voldemort erinnern, okay? Ich würde dir ja gerne helfen, aber du weißt ja, was ich heute noch vorhabe."

"Hm, trotzdem danke", sagte Mariah und klopfte ihrer Freundin auf die Schulter.

"Wie hast du es eigentlich hingekriegt, dass Malfoy Gryffindor keine Punkte abzieht? Ich meine, wegen gestern?", fragte sie noch.

"Damit er uns nicht verrät, sollte ich in seinen Schlafsaal umziehen."

"WAS? Dieses perverse Schwein!"

"Beruhige dich! So schlimm war es gar nicht. Er und seine Bodyguards haben auch ihre Finger bei sich gelassen. Du hättest mal das Gesicht von diesen Gorillas sehen sollen, als sie mich in ihrem Schlafsaal gesehen haben, zum Schießen! Malfoy war gestern Nacht sogar unglaublich zahm."

"Du weißt aber, dass er vielleicht nur aus einem Grund so zahm tut."

"Klar weiß ich das, ist eben ein Malfoy."

"Ja und ich bin eben eine Riddle." Laura zuckte zusammen. Mariah sprach weiter.

"Ich weiß, dass Draco nicht gerade ein Unschuldsengel ist, aber du kannst ihn nicht nach seinen Vorfahren beurteilen, nur weil er den gleichen Namen trägt. Er ist wahrscheinlich nur so geworden, weil seine Eltern ihn so erzogen haben. Du bist so geworden, weil deine Mutter trotz ihres Todesserdaseins ein guter Mensch war und ich habe bestimmt das gute Wesen meiner Mutter geerbt. Sieh in Draco wenigstens eine gewisse Individualität seiner Taten."

Laura überkam ein schlechtes Gewissen, doch auch sie konnte ihre Meinung durchsetzen.

"Mariah, du hast nicht gesehen, wie er damals in der Winkelgasse war. Eine jüngere Version von Lucius, die auch das Wort Schlammblut benutzt."

"Wie gesagt, er wurde nun mal so erzogen", wiederholte Mariah und zeigte Laura damit, dass das Gespräch beendet war.

Mariah stand auf und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, zu den Gryffindors, um sich mit ihnen noch die letzten fünf Minuten lang zu unterhalten.

Laura nahm ihr das nicht übel und schaute den anderen Schülern stumm zu.

Blaise und Millicent erzählten den übrigen Slytherins, wie schlimm Pansy angeblich verletzt worden war. Draco schaffte es irgendwie, sich aus dieser Gesprächsgruppe davonzuschleichen und ging auf Laura zu. Diese stöhnte innerlich und drehte ihren Kopf zur Seite. Draco blieb vor ihr stehen.

"Darf ich mich zu dir setzen?", fragte er ohne erkennbare Gefühle in der Stimme.

Laura sah ihn etwas überrascht an. Erst zahm und jetzt höflich, was sollte als Nächstes kommen?

"Meinetwegen", sagte sie gleichgültig. Draco lächelte und setzte sich direkt neben sie.

Zuerst schwiegen beide lange, bis Draco erneut sprach.

"Ich wollte mich nochmal für deine Hilfe vorhin bedanken. Nur wenige hätten das für mich gemacht. Danke", murmelte er leise und wurde leicht rosa im Gesicht. Dabei war auch zu erkennen, dass die Wunde wohl von Professor Lupin geheilt wurde.

Inzwischen schauten mehrere Schüler, und nicht nur Slytherins zu den beiden und versuchten, das Gespräch so gut wie möglich mitzuhören.

"Braucht dir nicht peinlich zu sein", sagte Laura schadenfroh, nachdem sie seine rosa Wangen bemerkt hatte. Diese verfärbten sich auf einmal rot.

"Ist mir gar nicht peinlich!", zischte Draco eingeschnappt.

"Ich hab dir schon gesagt, ich hätte es für jeden getan, sogar die Gryffindors hätten dir sicherlich geholfen", sagte sie mit großer Überzeugung.

"Warum, bitte, sollten sie das tun?", fragte er so, als ob es das Lächerlichste auf der Welt wäre.

"Aus Gewissen und Moral. Ich könnte auch niemanden sterben lassen, geschweige denn umbringen."

"Das sah gestern aber noch ganz anders aus."

"Ihr tut ja gerade alle so, als ob ich diese Pansy ins Grab befördert hätte. Sie selbst hat sich auch nicht besser verhalten und nur wegen ihrer krankhaften Eifersucht, muss ich heute Abend für Snape den Zaubertrankkerker sauber schrubben"

"Eifersucht?", fragte Draco sichtlich verwundert.

"Tu bloß nicht so, als ob du nicht wüsstest, was ich meine. Sie ist nur deswegen so ausgeflippt, weil du mich gestern die ganze Zeit begafft hast", untertsellte sie ihm kühl.

"Spinnst du? Wieso sollte ich so eine hässliche Zicke wie dich begaffen?"

"Keinen Schimmer - Und vergiss bloß nicht, dass diese hässliche Zicke dich vorhin vor dem Tod bewahrt hat, Draco Malfoy!"

Das reichte. Draco stand auf und sah ihr noch einmal in die dunkelgrünen Augen.

"Du kannst mich mal", sagte er kalt und ging zu seinen Mitschülern, die die letzten Sätze des Gespräches klar und deutlich gehört hatten. Auch Harry und die anderen hatten das Wesentlichste mitbekommen.

"Elisha wird es nicht leicht haben in Slytherin. Ich finde, sie passt gar nicht dorthin", gab Harry zu.

"Vom Verhalten her schon", sagte Hermione. Mariah hörte dies und sah Hermione wütend an.

"Was soll das denn jetzt heißen?", wollte Mariah wissen.

"Na ja, sie hätte Pansy beinahe um ein Haar umgebracht -"

"Sie lebt aber noch und Lau - Elisha hätte niemals jemanden umbringen oder verletzen wollen! Sie hat sich nur gewehrt! Was hätte sie denn tun sollen? Hätte sie sich von diesen Zicken zusammenschlagen lassen sollen, damit sie für dich symphatischer wirkt?!", fuhr sie Hermione nun an. Diese wollte etwas erwidern, konnte aber keinen Ton herausbringen.

Mariah schnaubte noch einmal wütend und ging mit den anderen Schülern zu Remus und Hagrid, da der Unterricht weiterging.
 

***
 

Während des Nachmittagsunterricht saß Mariah immer allein. Zu Hermiones Vorteil meldete sie sich auch kaum. Mariah hätte so gerne mit Harry und Ron geredet, aber da Hermione immer in der Nähe der Jungs war, unterließ sie das. Zu allem Überfluss hatten die Gryffindors an diesem Tag keinen gemeinsamen Unterricht mit den Slytherins mehr. Laura scheidete als Gesprächspartner also auch aus. Mariah hatte aber nicht vergessen, dass an diesem Tag ja noch die Wahl für den Hüter des Gryffindorteams war. Super, wenigstens etwas Gutes. So könnte sie auch endlich ihren neuen Feuerblitz ausprobieren. Nach der letzten Stunde machte sie sich sofort auf den Weg zum Gryffindorturm, um ihren Besen zu holen. Gerade kam sie aus dem Mädchenschlafsaal zurück, als sie eine bekannte Stimme vernahm.

"Hey", rief eine Jungenstimme vorsichtig. Mariah wusste schon, wer es war, ohne sich umzudrehen.

"Was willst du, Harry?", fragte sie unwirsch.

"Hör mal, Mariah, sehe das bitte nicht so eng, was Hermione über Elisha gesagt hat. Du weißt ja, dass die Slytherins nicht gerade unsere besten Freunde sind und wir ihnen gegenüber nun mal etwas misstrauisch sind", versuchte Harry so schonend wie möglich zu erklären.

"Das verstehe ich ja auch, aber deswegen muss sie nicht gleich über Elisha herziehen. Sie kennt sie doch überhaupt nicht!"

"Ich fand es ja auch etwas übertrieben. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich wegen so einer Sache nicht gleich unsere Freundschaft hinschmeißen möchte."

Mariah drehte sich überrascht zu ihm um.

"Du kennst mich erst seit ein paar Tagen und nennst mich jetzt schon eine Freundin?", fragte sie.

"Natürlich. Es geht doch gar nicht darum, wie lange man sich kennt, sondern wie man zueinander steht", sagte er lächelnd.

Mariah war auf einmal sehr gerührt. Sie konnte es einfach nicht glauben. Harry Potter, der Junge, der sie am meisten hassen müsste, sah sie als eine Freundin an.

"Ich möchte dich aber gerne darum bitten, es wenigstens zu versuchen, dich wieder mit Hermione zu vertragen. Ich würde nämlich nicht gerne zwischen den Fronten stehen", fügte er fast schon flehend hinzu. Mariah sah ihn eindringlich an und seufzte.

"Na gut, auf deinen Wunsch hin, werde ich es versuchen", sagte sie und band sich ihre langen, welligen Haare zu einem Zopf zusammen. Harry war erleichtert. Doch etwas lag ihm immer noch auf der Seele.

"Vorhin, als du dir ihm Unterricht die Hand aufgeschlitzt hast, da schien es dir überhaupt nichts auszumachen", murmelte er sachte.

Mariah sah ihn zuerst überrascht an, da es sie wunderte, dass Harry so genau darauf geachtet hatte. Zugleich überlegte sie sich eine Antwort. Jetzt, wo sie und Harry Freunde waren, wollte sie ihn so wenig wie möglich anlügen.

"Sagen wir einfach ... ich hab es mir angewöhnt, Schmerzen zu ertragen, okay?"

Harry wusste zwar nichts mit dieser Antwort anzufangen, nickte dann aber und machte sich mit ihr auf den Weg zum Quidditchfeld.
 

***
 

Dort warteten schon Ron, Hermione, das gesamte Quidditchteam und Madame Hooch. Auch einige andere Schüler aus Gryffindor hatten sich dort versammelt, um ihr Glück zu versuchen. Das würde ja ein spannender Kampf werden. Sofort ging Mariah auf Hermione zu und reichte ihr die Hand.

"Es tut mir Leid, dass ich vorhin so überreagiert habe. Ich verstehe ja, dass ihr mit den Slytherins auf dem Kriegspfad seid, aber ihr könnt Elisha vertrauen. Sie ist nicht so wie die anderen", sagte Mariah. Hermione überlegte kurz und gab ihr die Hand.

"Ich bin es, die sich entschuldigen muss. Normalerweise bin ich nicht so voreilig mit meiner Meinung und du, Ron, hör auf hinter meinem Rücken das Gegenteil zu behaupten!", ermahnte Hermione gereizt, als sie Rons Tuscheln bemerkte. Der wurde rot, murmelte irgendwas von Aufwärmen und verschwand in der Menge.

Mariah musste mal wieder anfangen zu grinsen. Hermione, die sich wieder beruhigt hatte, drehte sich erneut zu Mariah.

"Also ich möchte diese Sache so schnell wie möglich vergessen. Du kannst Elisha auch anbieten, während der Essenszeiten bei uns zu sitzen", bot sie an.

"Darf man das denn?", fragten Harry und Mariah überrascht.

"Klar, wenn es keine körperlichen Auseinandersetzungen gibt", erklärte sie.

Plötzlich ertönte die Pfeife von Madam Hooch.

"Alle, die versuchen wollen, der neue Hüter des Gryffindorteams zu werden, versammeln sich hier! Und nicht vergessen, nur Schüler ab der zweiten Klasse dürfen es versuchen!", rief sie laut in die Runde.

"Tja, dann werd ich mal mein Glück versuchen", sagte Mariah aufgeregt und umschloss ihren Besen fester mit der rechten Hand.

"Hey, du hast ja wie Harry einen Feuerblitz!", sprudelte es aus Hermione heraus. Für Harry war das nichts Neues, da Mariah es ihm schon im Zug erzählt hatte.

"Ja, den hat mir Elisha geschenkt. Also wird er mir sicher Glück bringen. Ich geh jetzt, drückt mir die Daumen!", rief sie ihnen noch zu, bevor sie zwischen den anderen Schülern verschwand.

Harry ging zu den anderen Teammitgliedern, um mit ihnen und Madam Hooch die Entscheidung zu fällen. Manche Teilnehmer waren wirklich ungekonnt auf dem Besen. Es gab sogar schon einige Unfälle und Madame Hooch war schon fast am Verzweifeln.

Endlich, nach einer halben Ewigkeit, kam Ron dran und Harry glaubte nicht, was er sah. Ron stellte sich super ungeschickt an und konnte kaum den Quaffel davon abhalten, ins Tor zu fliegen. Was war nur mit ihm los? In den Ferien war er doch so gut gewesen? Doch dann konnte sich Harry einen Reim machen. Ron hatte noch nie vor viel Publikum gespielt und das machte ihn nervös. Aber das dürfte er nicht bei einem wichtigen Spiel. Auch die anderen schienen derselben Ansicht zu sein.

Ron kam völlig deprimiert zurück auf die Erde. Er selbst wusste wohl auch, wie schlecht er gewesen war und setzte sich murrend auf die Tribüne. Harry wäre gerne zu ihm gegangen, aber er musste noch das Urteil des letzten Teilnehmers fällen und das war Mariah. Hoffentlich würde sie es wenigstens schaffen, sonst könnte Gryffindor den Quidditchpokal getrost vergessen.

Diese Hoffnung wurde wohl erhört. Mariah war einfach unglaublich. Sie ließ nur einen von acht Schüßen abfangen und Harry hatte den leisen Verdacht, dass sie das Fliegen vor dem Laufen gelernt hatte. Als sie auch den letzten Schuß hielt, flog sie nach unten und landete vor Harry und dem Team fragte schüchtern: "Und? War das gut genug?"

"Gut genug ist gar kein Ausdruck! Ich finde, sie sollte die neue Hüterin werden, was meint ihr?", fragte Harry und drehte sich zu den anderen Spielern um.

"Natürlich, nur das Beste ist gut genug für uns! Herzlich willkommen im Team!", sagte Fred aufgeregt und schüttelte Mariahs Hand. Diese strahlte bis ins Unendliche. Auch das restliche Team stimmte zu.

"Ich mach aber nur unter einer Bedingung mit", sagte Mariah plötzlich. Die anderen warteten gespannt.

"Ich möchte, dass Harry zum Mannschaftskapitän gewählt wird." Harry sah sie entgeistert an und auch die anderen Spieler schauten zuerst überrascht, fingen dann aber an zu grinsen.

"Keine Angst, das hatten wir sowieso vor", sagte George.

Harry war baff. Beinahe hätte er sogar vergessen zu atmen.

"D-danke!", stotterte er nur.

"Schon gut, wir sehen uns dann beim Abendessen", riefen die Zwillinge gleichzeitig und verschwanden mit den restlichen Spielern, wie auch Madame Hooch und die enttäuschten Teilnehmer vom Feld.

Harry konnte sich nicht mehr halten und umarmte Mariah vor Glück. Diese war so überrascht, dass sie gar nichts tun konnte, als ihren Besen fallen zu lassen. Nach einem kurzen Augenblick löste er sich von ihr und lächelte sie an.

"Wofür war das denn?", fragte Mariah verwundert.

"Och, ich freu mich nur riesig. Vielen Dank, dass du mich zum Mannschaftskapitän machen wolltest; und von mir nochmal: Herzlich willkommen im Team!", sagte er fröhlich.

"Dankeschön, Mannschaftskapitän", grinste sie.

Erst jetzt bemerkte sie den völlig deprimierten Ron auf der Tribüne. Hermione war schon bei ihm, um ihn zu trösten.

"Oje, das hat ihn wohl sehr mitgenommen. Ob er jetzt sauer auf mich ist?", fragte Mariah Harry im unsicheren Ton.

Der antwortete jedoch nicht und ging auf Ron zu.

"Hey Ron, geht's wieder?", fragte er vorsichtig. Ron drehte seinen Kopf ruckartig zu Harry.

"Ja, klar geht's mir gut! Gerade ist zwar einer meiner größten Träume zerplatzt, aber trotzdem geht's mir gut!", raunte er wütend und stand auf. Er ging direkt auf Mariah zu und blieb vor ihr stehen.

"Und dir wünsche ich alles Gute, Miss-alles-besser-Könnerin!", fuhr er sie an. Mariah konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte. Langsam und unbemerkt kamen ihr die Tränen. Das war ja toll gelaufen. Gerade hatte sie sich wieder mit Hermione versöhnt und schon hatte sie Streit mit Ron. Dieser ging, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, zurück zum Schloss. Mariah musste sich sehr beherrschen, um nicht zusammenzubrechen. Harry und Hermione gingen schnell zu ihr.

"Hey, beruhige dich. Hier, wisch dir erstmal die Tränen weg", sagte Hermione behutsam und gab ihr ein frisches Taschentuch.

Mariah, die völlig überrascht über ihre Heulerei war, nahm es dankend an und wischte sich das Gesicht trocken. Normalerweise weinte sie nicht mehr so schnell.

"Entschuldigung. Nur wegen mir habt ihr jetzt Stress mit Ron", schluchzte sie.

Hermione legte tröstend den Arm um sie.

"Ach, Unsinn. Ron ist eben nur sehr enttäuscht. Aber diesmal hat er wirklich übertrieben!", sagte Hermione entrüstet.

"Der wird sich schon wieder einkriegen", meinte Harry. Die Mädchen nickten und gingen mit ihm zurück zum Schloss.
 

***
 

Leider hatte sich Harry geirrt. Dieser Streit sollte nicht schon am selben Tag enden. Ron ließ sich beim Abendessen nicht blicken und das war schon ein böses Omen. Mariah schaute andauernd nervös zur Tür der Großen Halle.

"Mach dir mal nicht so viele Sorgen. Sein Stolz ist nur etwas eingeknickt", meinte Hermione.

Mariah nickte, fühlte sich aber nicht besser und der Appetit war ihr erst recht vergangen. Sie schaute noch ein letztes Mal zur Tür und in dem Moment kam Laura herein. Plötzlich fiel ihr Hermiones Angebot wieder ein und daher stand sie auf und rief Laura mit ihrem Decknamen zu sich. Diese ging daraufhin zu den Gryffindors.

"Was ist denn?", fragte sie Mariah.

"Willst du dich zu uns setzen?" Laura schaute nervös zu Harry und Hermione.

"Schon gut, setz dich ruhig", sagten die beiden gemeinsam. Immer noch rehscheu setzte sich Laura zwischen Mariah und Hermione. Einige Minuten lang aßen und quatschten sie friedlich.

"Übrigens, habt ihr Streit mit Ron?", fragte Laura vorsichtig.

Zuerst schwiegen alle drei, bis Harry bejahte.

"Hat es was mit der Hüterwahl zu tun?"

"Woher weißt du das denn?", fragte Mariah überrascht.

"Na ja, die Slytherins haben es vom Astronomieturm aus beobachtet und im Gemeinschaftsraum ordentlich rumposaunt", erzählte Laura und biss sich auf die Unterlippe. "Ach bevor ich es vergesse, herzlichen Glückwunsch, Mariah, zu deinem festen Sitz als Hüterin. Und dir auch, Mannschaftskapitän", sagte sie zu Harry.

Harry freute sich, hatte aber ein schlechtes Gewissen.

"Ähm, Elisha ... Es tut uns Leid, dass wir dich gestern so ausgegrenzt haben, weil du jetzt in Slytherin bist. Du kannst dich immer gern zu uns setzen und mit uns reden", sagte er und sah Laura entschuldigend an. Auch Hermione tat dies.

"Ist schon gut. Kann man ja verstehen bei den Schülern in Slytherin", erwiderte Laura und lachte höhnisch.

Die drei Gryffindors nickten und nahmen sich wie auch Laura etwas vom Nachtisch.

Nach einer Viertelstunde erhob sich Laura plötzlich.

"Willst du schon gehen?", fragte Hermione neugierig.

"Ja, leider Gottes. Ich muss gleich den Zaubertrankkerker für Snape schrubben. Ihr wisst ja, meine Strafarbeit."

"Herrje, du Ärmste. Na dann viel Glück", sagte Harry. Laura winkte ihnen noch einmal zu, bevor sie sich auf den Weg machte. Mariah sah ihr noch lange besorgt hinterher.

'Hoffentlich behält sie sich ihm Griff', dachte sie.
 

***
 

Je näher sie den Kerkern kam, desto nervöser wurde Laura. Hoffentlich würde Snape sich während der Strafarbeit mit irgendwas beschäftigen und sie nicht pausenlos beobachten. Doch sie würde sich nicht von ihm einschüchtern lassen, das konnte er gleich vergessen.

Langsam wurde ihr da unten so kalt, dass sie sich an den Oberarmen reiben musste, um sich etwas zu wärmen. Nach mehreren Minuten stand sie nun vor der Kerkertür und drückte zögerlich die Klinke runter.

Vorsichtig steckte sie ihren Kopf zwischen Tür und Angel und schaute sich um. Snape saß am Schreibtisch und räumte gerade ein paar Sachen heraus. Langsam und unauffällig betrat sie den Kerker und ließ die Tür sachte ins Schloss fallen. Durch das kleine Klacken sah Snape auf und entdeckte Laura.

"Nur, weil Sie zu früh gekommen sind, heißt das noch lange nicht, dass Sie früher gehen können. Eimer, Putzlappen und Reinigungsmittel sind dort auf dem Tisch", sagte er mit unfreundlicher Stimme und zeigte auf den vorderen Tisch. Laura konnte gerade nur über eines nachdenken. Was für einen schlechten Männergeschmack hatte ihre Mutter nur gehabt?

Snape ging noch einmal kurz ins Büro, bevor er an Laura vorbeirauschte und Anstalten machte, den Kerker zu verlassen. Doch noch ein letztes Mal drehte er sich zu ihr um.

"Ich werde für eineinhalb Stunden beim Schuldirektor sein. Bis dahin ist hier alles blitzblank und sauber. Ach, und bevor ich es vergesse, mein Büro ist für Sie tabu, verstanden?", befahl er mehr als zu fragen. Laura nickte kurz und zu ihrem Glück verließ er endlich den Kerker. Sie hatte sich gerade sehr beherrschen müssen, ihm nicht den Eimer an den Kopf zu werfen. Doch dem hatte sie knapp widerstanden. Sie nahm die Putzmaterialien und machte sich ans Werk.

Sie wischte den Staub von den Regalen, schrubbte den Boden, putzte die winzigen Fenster, reinigte die verdreckten und verkeimten Tische und musste zu ihrem Ärger auch unzählige Kaugummis unter den Tischen entfernen. Nach genau einer Stunde und zwanzig Minuten war sie endlich fertig und der Kerker glänzte so sehr, man hätte locker vom Boden essen können. Sie war stolz auf ihre Arbeit und wusch sich gerade ihre schmerzenden Hände.

Klonk!

Sie erschrak. Was war das für ein Geräusch gewesen? Es war aus Snapes Büro gekommen. Nervös schaute sie auf die kleine Uhr an ihrem Handgelenk. Snape würde erst in zehn Minuten wieder antanzen. Sie überlegte ihr nächstes Handeln. Vielleicht war das ein Einbrecher - oder gar ein Todesser.

Vorsichtig ging sie zu der Bürotür und drückte ihr Ohr dagegen. Es war nichts zu hören. Langsam hob sie ihre Hand und versuchte, sich schnell an alle möglichen Schockzauber zu erinnern. Mit einem heftigen Ruck öffnete sie die Tür. Sie sah sich mit ausgestreckter Hand um. Niemand war da. Kein Einbrecher, kein Todesser. Sie atmete auf und wollte gerade wieder das Büro verlassen, als ihr plötzlich etwas auffiel.

Auf dem Boden lag ein umgedrehtes Foto in einem hölzernen Bilderrahmen. Ach, das war es gewesen, das Foto war wahrscheinlich vom Schreibtisch gefallen und hatte dieses Geräusch verursacht. Darüber grinsend, dass sie durch so etwas Simples solche Angst bekommen hatte, ging sie auf das Foto zu, um es wieder ordentlich hinzustellen.

Doch auf einmal überfiel sie eine so große Neugier, was wohl auf dem Foto sein könnte. Sie konnte einfach nicht anders und drehte es um. Später hätte sie bestimmt erzählt, dass dieses Foto in ihr den größten Schock ihres Lebens geweckt hatte. Es war ein bewegliches, magisches Foto. Darauf waren zwei Jugendliche abgebildet und die eine Person erkannte Laura eindeutig als ihre Mutter. Ein junges Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und dunkelgrünen Augen. Der Junge, der neben ihr stand, hatte schulterlange Haare, die wie seine Augen schwarz waren. Es war ohne Zweifel ihr Vater, Severus Snape. Dieser junge Snape lehnte sich vor und Lauras Mutter Lara stützte seinen Kopf mit ihren Händen ab. Dann hob er seinen Kopf und küsste sie sanft und zärtlich auf die Lippen. Schüchtern erwiderte sie den Kuss. Nachdem sie sich wieder lösten, wurden sie leicht rot und lächelten Laura zu. Diese hatte gegen ihren Willen angefangen zu weinen. Durch ihren Tränenschleier entdeckte sie ein rotgeschriebenes Datum unten rechts auf dem Foto.

'Februar 1977' stand da, also ihr damaliges sechstes Schuljahr.

Nun fiel ihr wieder ein, dass Snape bald wiederkommen würde und es würde sehr verdächtig aussehen, wenn sie in seinem Büro auf dem Boden sitzen und das Foto seiner früheren Geliebten mit verweinten Augen ansehen würde. Fast wie in Trance stellte sie das Bild zurück auf den Schreibtisch und verließ ebenso verwirrt das Büro.

Im Klassenzimmer setzte sie sich an einen der Tische und dachte nach. Snape schien ihre Mutter sehr geliebt zu haben. Dass er dieses Foto auf seinem Schreibtisch hatte, war Beweis genug.

Doch warum? Warum hatte er dann sie beide, sie und ihre Mutter, bei den Todessern gelassen? Warum war er nie zurückgekehrt, um die beiden zu befreien? Das machte doch alles keinen Sinn. Ihre Mutter war nur zu einer Todesserin geworden, weil sie keine andere Wahl gehabt hatte. Snape dagegen war einfach abgehauen und hatte sich hier in Hogwarts ein schönes Leben gemacht, während seine Geliebte deren gemeinsames Kind alleine aufziehen hatte müssen.

Warum?

Das war ihre einzige Frage.

Plötzlich knallte die Kerkertür auf und Snape kam hereingestürmt. Laura wischte sich eilig die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Wehe, wenn er jetzt auch noch ihre Arbeit schlecht beurteilen würde, denn sonst würde sie wirklich vor lauter Tränen zusammenbrechen.

"Hmm, gute Arbeit, Miss Blaine", sagte er jedoch. Laura sah ihn überrascht an.

Ihr Vater näherte sich ihr auf einmal stellte sich vor sie auf. Lauras Herz raste vor Aufregung.

"Sie haben heute sehr viele Punkte für unser Haus gesammelt, Sie sind wirklich eine sehr fähige Schülerin", sagte er. Laura konnte es nicht fassen. Sie hatte soeben das erste Lob von ihrem Vater bekommen und das auch noch zu Recht.

"Ähm, vielen Dank, Professor", stotterte sie. Lange sahen sie sich stumm an.

"Es ist schon spät, Sie sollten schlafen gehen."

Laura nickte und ging zur Tür. Sie überlegte kurz und drehte sich noch einmal um.

"Gute Nacht, Professor", sagte sie.

"Gute Nacht, Miss Blaine", sagte er sanft, aber dennoch etwas überrascht.

Laura ging hinaus und schloss schnell die Tür hinter sich. Gleich darauf machte sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Heute hatte sie wirklich allerhand erlebt. Sie hatte den Sohn ihres Erzfeindes gerettet, eine Menge Punkte für ihr Haus geholt, sich wieder mit Harry und Hermione vertragen, ein gemeinsames Jugendfoto von ihren Eltern gefunden und ihr erstes Lob von ihrem Vater erhalten.

'Wow', dachte sie nur. Doch jetzt war sie hundemüde und wollte so schnell wie möglich ins Bett.
 

***
 

Severus sah sich noch einmal in seinem Kerker um. Dieses Mädchen hatte wirklich gute Arbeit geleistet, das musste er zugeben. Obwohl sie seiner Meinung nach nicht nach Slytherin passte, war sie ihm doch sehr symphatisch.

Plötzlich erinnerte er sich an früher. Da hatte er eine Frau gekannt, die er über alles geliebt hatte. Auch sie war in Slytherin gewesen und hatte dort nicht hingepasst.

'Seltsamer Zufall', dachte er nur.

Vorsichtshalber ging er nochmal in sein Büro, um zu sehen, ob diese Schülerin es auch wirklich nicht betreten hatte. Doch alles war wie immer. Langsam ging er zu seinem Schreibtisch und griff nach dem Foto. Ein warmes, aber trauriges Lächeln huschte über sein sonst so grimmiges Gesicht. Wie gerne würde er seine geliebte Lara wieder in die Arme schließen. Doch wo war sie nur, wo um alles in der Welt war sie nur? Und wie ging es seiner kleinen Tochter Laura? Waren beide überhaupt noch am Leben? Als er seine Finger über das Bild strich, fühlte er, dass es leicht feucht war. Überrascht, strich er noch einmal darüber und besah seine Finger. Vorsichtig leckte er mit seiner Zunge über den Zeigefinger und vernahm einen leicht salzigen Geschmack.

"Tränen?", flüsterte er irritiert.
 

***
 

In diesem Moment schlich Mariah durch das Schloss. Zu ihrem Glück waren Harry und Hermione früh zu Bett gegangen und so hatte sie sich unbemerkt davonschleichen können. Ron war sie vorhin im Gemeinschaftsraum nicht begegnet, also musste er auch schon schlafen gegangen sein.

Mariah übersprang die letzten Stufen, als sie endlich im Korridor des ersten Stockes angelangt war. Ruhig und gewissenhaft wie eine Katze schlich sie auf Zehenspitzen zum Klo der Maulenden Myrte. Ganz langsam öffnete sie die Tür und trat ein. Zögernd ging sie weiter, bis sie mit einem lauten 'Platsch' in eine Wasserpfütze lief. Nun erklang ein seltsames hohes Heulen und aus einer der dunkelgrünen Toilettenkabinen kam die Maulende Myrte heraus geschwirrt.

"Wer ist da?", fragte sie schrill.

Mariah antwortete nicht und trat hervor. Myrtes Gesicht spiegelte erneut blankes Entsetzen.

"AAAAAAHHHHHHHH!!!!!!! WAS WILLST DU HIER??? VERFOLGST DU MICH IMMER NOCH, OBWOHL ICH SCHON TOT BIN????? AHHHHHHHHH, HIIIILLLLFFFFEEEEEEE!!!!!", schrie sie ohrenbetäubend lauter als am Vormittag.

Mariah hatte keine Zeit mehr und musste handeln. Sie richtete ihre rechte Hand auf den Geist und rief:"Oblivate!"

Myrte verstummte und schwebte schwankend zu Boden. Mariah beugte sich zu ihr runter und atmete erschöpft auf. Auf einmal hörte sie Fußgetrappel draußen auf dem Korridor und ein Miauen.

Das konnten nur Filch und Mrs. Norris sein.

Mariah rannte aus Panik in eine der Kabinen und setzte sich auf den Klodeckel. Gerade, als sie ihre Knie zu sich ranzog, hörte sie, wie die Tür heftig aufgerissen wurde.

"Hey, Myrte! War ein Schüler hier, oder war das Peeves?", fragte der alte Hausmeister.

Myrte kam wieder zu sich und hielt sich die Stirn.

"Uh, was für ein Alptraum", sagte diese benommen. Filch hob irritiert eine fransige Augenbraue.

"Heißt das, du hast nur so geschrien, weil du einen Alptraum hattest?", fragte er empört.

"Ja, natürlich! Und jetzt verschwinde und such woanders nach deinen Opfern!", schrie der Geist kreischend. Filch warf ihr einen beleidigten Blick zu, nahm seine Katze auf den Arm und verschwand. Mariah stand unsicher auf und dachte nach, ob sie sich jetzt der Maulenden Myrte zeigen sollte. Vielleicht hatte der Zauber ja nicht gewirkt.

Vorsichtig kam sie aus der Kabine raus und sah sofort in die Augen des Geistes.

"Und was willst du in meinem Klo?", fragte Myrte entrüstet. Mariah schickte ein Dankesgebet zum Himmel. Der Gedächtnisspruch hatte also angeschlagen.

"Äh, ich bin hier neu und habe mich in der Tür geirrt", log sie geschickt.

"Dann verschwinde gefälligst, bevor ich Filch zurückrufe!"

Mariah gehorchte und verließ rückwärts gehend das Mädchenklo. Daraufhin rannte sie, ohne erwischt zu werden, zum Gemeinschaftsraum zurück.
 

*******************************************
 

Für dieses Kapitel habe ich eine Woche gebraucht. Wegen einiger Schreibblockaden war ich schon fast am Verzweifeln. Ich hoffe, die Ron-Fans hassen mich nicht dafür, dass ich ihn so böse hab auftreten lassen, SORRY! Bitte schreibt mir schnell Kommentare und bleibt mir treu!

Eure Maru!!!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Phoebe_maus
2006-04-07T14:02:06+00:00 07.04.2006 16:02
Was für ein Bild, hab ich was überlesen [verw. auf die anderen Kommis] *irritiertguck*

Also, da bin ich wieder, *wink* hab ja noch nie so schnell 12 Seiten gelesen. Bin beeindruckt.

FEHLER & ANREGUNGEN:
[Laura ist doch in Snapes Büro und findet das Foto. Da ein einzelnes Foto nicht ein solches Klack-Geräusch machen kann, denke ich mir, dass es in einem Rahmen war, was sie dann später auch wieder ordnungsgemäß auf den Tisch gestellt hat. Um vielleicht das allgemeine Verständnis zu sicher, glaub ich, wäre es nicht schlecht, wenn du noch kurz erwähnst, dass es sich in einem Rahmen befindet]

>Gleich darauf macht[e*] sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. [*Vergangenheitsform, aber hast sich zu schnell getippt ^^]

Ansonsten hab ich keine größeren Fehler gefunden. *einsgeb*

Fand das Kapitel auch super toll, wie gesagt, kam flüssig durch und find es irgendwie bemerkenswert, wie du den Personen fast Leben einhauchst. Glaube wirklich fast, ich wär dabei ^^
Laura mag ich auch, nicht nur, dass sie Snapes Tochter ist. Sondern auch die Spannung die dahinter steht. ^^°
Mariah kam in dem Kap. etwas kurz, aber das ändert sich sicher. Bisher find ich Laura am besten, da sie (welch Wunder) Gefühle zeigen kann, bzw. von ihnen überwältigt wird ...
Die maulende Myrte fand ich auch toll *lachkrampf*
Dann der Konflikt zwischen Draco & Laura, ich hätte ihn wahrscheinlich auch gerettet, aber dann so beleidigt abzurauschen ... Typisch Malfoy!
Was Ron angeht, ich finds nicht schlimm, dass er jetzt erst mal beleidigt ist, so kennen wir ihn. Denkt nicht richtig nach, aber am Ende wird sicher alles wieder gut ... Hoff ich doch?
Mal schauen, was als nächstes passiert.

LG, Phoebe
Von: abgemeldet
2004-02-22T14:28:26+00:00 22.02.2004 15:28
möchte das foto auch sehen
cuteGinny@hotmail.com
*davonwuselt um weiter zu lesen*

miss ^-^
Von: abgemeldet
2004-01-31T17:44:13+00:00 31.01.2004 18:44
Ich muss unbeding dieses Foto haben ^___^
Hier meine Addy: killajewel@web.de
Dankö schonmal
Nora
Von: abgemeldet
2003-11-23T17:48:05+00:00 23.11.2003 18:48
*händereib* schreib bitte ganz fix weiter...freu mich schon
Von:  LuziNeko
2003-11-21T20:19:47+00:00 21.11.2003 21:19
*seufz* *Haarerau* Ok...
1. Meine E-maladdi hat sich geändert! Waiineko14@aol.com
2. Ich kann bis 20. 12 net ins Netz... Sorry Saramäuschen... *deine FF bis dahin net lesen kann* *heul* *schnief* *dich gaaaaanz doll knuddel*
BaiBai
Lucifer^^
Von:  LuziNeko
2003-11-16T20:43:57+00:00 16.11.2003 21:43
*reinschleich* *Sarahmäuschen anhüpf*
Hey du^^
Das chap war gut! Was mir vorallem gut gefallen hat, war die Stelle mit Laura in Snapes Büro! Ich schätze (und hoffe) Das Snape das bald rausfindet... Eine weitere Stelle die mir gut gefallen hat, war das, als Snape dann das bild hatte.
Die stelle die mir nicht so besonders gefallen hat, war das mit dem aufritzen! Irgendwas an der Stelle gefällt mir nicht!
Ich will das Bild (oder am besten alle beide)!
Waii-neko@aol.com!
Wir lesen uns ja dann nächste Woche Woche wieder^^
BaiBai
Lucifer^^
Von: abgemeldet
2003-11-16T16:40:48+00:00 16.11.2003 17:40
Also das Kapitel war richtig Herzzreißend! Bin mal gespannt, wann Snape es endlich mit Laura rausfindet! Also, das Photo hätte ich auch gerne (wenn es geht, vielleicht beide?), meine E-mail Adresse ist:
flemming21@hotmail.com
Hoffe, du lädst das nächste Kapitel bald hoch, freu mich schon darauf!
Viele liebe Grüße flemming


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