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You changed my life

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh. Mein. Gott. Ich habs tatsächlich getan. >.< Ich hoffe es gefällt euch. Ich selber bin noch nicht zu 100% von diesem Kapitel überzeugt, aber nachdem ich die Story seid 3-4 Wochen im Kopf hatte, musste ich sie jetzt einfach schreiben.

Ich weiß nicht mal was ich wirklich als Vorwort schreiben soll...^^'' Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht mal sicher, ob ich das so wie es jetzt ist wirklich behalten soll oder doch wieder umschreiben. Aber erstmals bleibt es so wie es ist.

Also dann viel Spaß beim lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, ein herzliches Dankeschön geht an Megu für ihren lieben Kommi :) Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich gegrinst habe. Ich glaube alle meine Mitmenschen, haben mich für verrückt erklärt xD

Auf jeden Fall gibt es hier jetzt erst mal das neue Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir so verdammt Leid >.< Ich wollte euch echt nicht lange warten lassen, hatte das Kapitel sogar schon zur Hälfte fertig. Aber dann hab ich ne ff gelesen und es hatte sich eine Idee in meinem Kopf geformt. Deswegen musste ich erst mal den Anfang dazu schreiben, bevor ich hier weiter schreiben konnte. Und dann kam mein Sturheit mit anderen ffs die ich am lesen bin :/

Also dann viel Spaß mit dem neuen Kapitel :)

P.S.: Es wird (hoffentlich) nicht noch mal so lange dauern bis das nächste Kapitel fertig sein wird. ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh. Mein. Gott. Ich habe es endlich fertig gebracht, das neue Kapitel hochzuladen. Vergebt mir das es so lange gedauert hat v.v
Und ich muss ehrlich sagen, dass ich selber skeptisch bei diesem Kapitel bin. Jedoch ist es sogar ein wichtiges Kapitel, da das nächste darauf aufbaut. In etwa.
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem und ihr könnt mir vergeben, dass es so lange gedauert hat. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Schande über mein Haupt. Ich wollte nicht so lange warten und doch ist es passiert. Und dann hat sich das Kapitel von selbst gewandelt. Eigentlich wollte ich ein ganz anderes Ende haben, aber auch das ist nicht so passiert, wie ich es wollte. Trotzdem hoffe ich wieder, dass es euch gefallen wird. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
1 Monat ist es schon wieder her? Wie die Zeit vergeht. Dabei habe ich bereits schon einige Kapitel fertig, werde aber erst mal langsamer (mehr als eh schon, leider) hochladen. Ich bin ja mal gespannt, wer hier an wen gedacht hat.

Viel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja ich lebe noch. Es tut mir wahnsinnig Leid, dass es schon wieder so lange gedauert hat, bis ich das hier hochgeladen habe. Erst war da Weihnachten, dann Silvester und dann hat mich der Alltag eingeholt und irgendwie war die Zeit dann plötzlich weg.
Doch hier ist es. Das nächste Kapitel und ich hoffe es gefällt euch. Und wenn alles gut läuft (und mein Gedächtnis es nicht wieder vergisst) wird es morgen als Entschädigung schon das nächste Kapitel geben. Desweiteren bin ich gerade am überlegen, welche Fanfiction ich als nächstes zu unseren beiden Lieblingen schreiben soll. Meine Gedanken sind gerade am überfluten. Ich werde eine Umfrage mal starten (wenn ich das denn hinbekomme) und ihr könnt euch aussuchen, was als nächstes gestartet werden soll.
Aber keine Sorge, ich werde diese Story nicht vernachlässigen oder abbrechen.

Also dann, viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie versprochen, kommt hier das nächste Kapitel. Viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das nächste Kapitel. Wann das nächste kommt, kann ich leider gerade nicht sagen. Wie einige mitbekommen haben, habe ich meinen OS "Supernatural" in eine Fanfiction gewandelt. Da ich meine eigentliche Fortsetzung dazu nicht so fertig gebracht habe, dass es alles in einen OS gepasst hätte, habe ich mich dazu entschlossen. Leider hat mein Kopf dadurch beschlossen, 3 Geschichten gleichzeitig gedanklich zu bearbeiten und im Moment spuken mir gerade zu Supernatural einige Ideen im Kopf herum (wie passend).

Trotzdem wollte ich euch dieses Kapitel nicht vorenthalten, weshalb ihr es jetzt lesen könnt.

LG
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das nächste Kapitel. Solltet ihr einen Titel für die Fanfiction haben, die im Moment durch die Umfrage in Planung ist haben, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr mir einige davon zukommen lassen könntet. Ich bin wirklich am verzweifeln und mir fällt einfach kein Titel ein.

Ansonsten viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Lang, lang ist's Mal wieder her. Und es tut mir auch wirklich Leid, aber irgendwie hing ich zwischen allem fest. Ich glaube aber, ich habe so langsam wieder zu der Story gefunden. Also, nicht das ich sie aufgegeben hätte, auf keinen Fall. Bis Kapitel 21 weiß ich alles was passieren wird, aber ich hing halt gerade mehr beim Lesen von anderen Stories. Hoffentlich könnt ihr mir verzeihen und genießt das Kapitel hier.

Viel Spaß
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, hier ist das nächste Kapitel. Leider wird das Kapitel danach erst noch ein wenig dauern, da ich es noch schreiben muss^^'' Aber ich weiß immerhin schon, was alles passieren wird.

Also dann: Viel Spaß beim Lesen
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Lang, lang ist's her. Aber mich hat zusätzlich zur Corona-Krise auch noch eine Schreibblockade erwischt. Zum Glück ist diese jetzt endlich vorbei und damit auch das Kapitel fertig. Sogar ein extra langes. Ich bin gespannt, wie es euch gefällt.
Deswegen - viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben, heute kommt ein ganz besonderes Kapitel. Es ist mein erstes "Special" und ich widme es Alistor. Dank dir konnte ich meine Schreibblockade etwas lösen und es ist für mich jetzt schon leichter, weiter zuschreiben. Es hat mich wirklich etwas gestört, dass ich nicht genau wusste, wie ich diese Woche, in der Seto nicht da ist, in den normalen Ablauf einbringen konnte. Jetzt habe ich es geschafft und werde bald das nächste reguläre Kapitel fertig stellen können. Ein kleiner Hinweis meinerseits: Das reguläre kapitel ist schon zur Hälfte fertig und ich habe einige Abschnitte aus diesem sowie dem Kapitel davor hier einfließen lassen. Ich werde hier nicht sagen, was es ist, sondern werde es erst im nächsten Upload verkünden. Ihr dürft aber gerne raten, wenn ihr wollt.
So und nun: Viel Spaß mit dem Kapitel!

LG
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier ist das neueste Kapitel. Viel Spaß beim Lesen!

LG
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier kommt ein neues Kapitel. Leider nicht wie gedacht am Abend, sondern in der Nacht und auch nur eines.
Trotzdem viel Spaß beim Lesen!

LG
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, hier ist das nächste Kapitel. Ein sehr großes und herzliches Danke geht an Alistor! Vielen, lieben Dank noch Mal und dein Vorschlag hat mir echt viel geholfen :)

Und jetzt viel Spaß euch allen beim lesen :)

LG
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So mit etwas Verzögerung ist hier das nächste Kapitel.

Viel Spaß!
Tsumi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel ist endlich da!
Deswegen kurz, knapp und schnell: Viel Spaß beim Lesen!

LG Komplett anzeigen

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Prolog

In der heutigen Welt gibt es abgesehen von den zwei klassischen Geschlechtern – Mann und Frau – noch drei weitere. Alpha, Omega und Beta.
 

Alphas sind überlegene Menschen. Meist in Führungspositionen, reich und in allem gut, was sie machen. Alphas sind von Natur aus nur in einer Sache unterlegen: Den Pheromonen eines Omegas in der „Heat“-Phase. Weibliche Alphas können, sowie die Alpha-Männer auch, Sperma produzieren, um so in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung Kinder zu bekommen.
 

Omegas sind das genaue Gegenteil von Alphas. Sie werden gerne als das Schlusslicht in der Hierarchie gesehen und belegen dementsprechend auch die jeweiligen Arbeitspositionen. Um in etwas gut zu sein, müssen sie sich besonders anstrengen, werden aber immer wieder durch ihre sogenannte „Heat“-Phase nach hinten geworfen. In dieser Phase verstreuen sie Pheromone die von den Alphas erkannt und aufgenommen werden. Außerdem verspüren sie ein außerordentliches sexuelles Verlangen, dass nur durch eine bestimmte Medizin oder sexuelle Handlungen gemildert werden können. Diese Phase tritt jeden Monat für 7 Tage auf.

Omegas können, egal ob Mann oder Frau, Kinder bekommen.
 

Betas sind die „Normalen“ unter diesen drei Geschlechtern. Sie sind durch und durch durchschnittlich und auch die am meisten vertretene Art der drei Geschlechter. Sie sind von den Pheromonen eines Omegas nicht betroffen und geraten auch nicht in die „Heat“-Phase.
 


 


 

„Oni-chan, jetzt beeil dich doch endlich!“ „Ja, ja, ich komm ja schon“, antwortete ein blonder, junger Mann Anfang 20. Bernsteinfarbene Augen schlossen sich, ein seufzen entwich den Lippen. Kurz darauf öffneten sich besagte Augen wieder, nur um in blaue Augen zu blicken. „Ito!“, Jounouchi Katsuya schaute auf das kleine blonde Mädchen vor ihm. Es hatte einen roten Rock, eine braune Bluse und eine rote Schleife im Haar. „Müssen wir dahin?“, fragte Ito. Seufzend lächelte Jounouchi und streichelte ihr einmal über den Kopf. „Wir müssen, Hime-chan. Außerdem wird es dort ganz lecker essen geben und darauf freust du dich doch schon“, das kleine Mädchen fing beim erwähnen des Essens an zu strahlen. Mit einem Nicken drehte sie sich um, sodass ihr Rock sich aufplusterte und lief so schnell sie konnte zur Tür, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Jounouchi lächelte ihr hinterher. Ito war erst drei, doch für Jounouchi war die Zeit, in der sie auf der Welt, unersetzlich und es schien ihm, als wären die Jahre davor Bedeutungslos für ihn. „Oni-chan?“, Shizuka streckte ihren Kopf durch die Tür und blickte ihren Bruder fragend an. „Alles in Ordnung? Ito scheint sich nun doch auf die Feier zu freuen, aber ich bin mir bei dir nicht sicher“, besorgte graue Augen starrten in bernsteinfarbene. Ja, Jounouchi war nervös und war sich nicht sicher ob er sich wirklich freuen sollte. Drei Jahre war es nun her, seitdem er alle seine Freunde ‘wirklich‘ gesehen hatte. Nicht nur zwischen Tür und Angel oder kurz beim einkaufen.
 

Wieder seufzte er. Jounouchi war eigentlich keine Person, die vor irgendwas oder irgendwem zurück schrecken würde. Geschweige denn davonlaufen. Und dennoch fühlte er sich gerade so, als wäre es das beste davonzulaufen. „Es wird schon irgendwie klappen“, mit einer Hand fuhr er sich durch seine wilden Haare, die nun etwas kürzer waren, als noch vor drei Jahren. Erfahrungen mit kleinen Babyhänden, die daran gezogen haben, waren schmerzliche Erinnerungen und eine Lehre für ihn, sich seine Haare schneiden und kürzer zu lassen. Aber nicht nur seine Haare haben eine Veränderung durchgemacht. Auch sein Körper war muskulöser und wies eindeutig einen Erwachsenen schlief auf. Als Alleinerziehender musste man eine gewisse Ausdauer sowie Kraft haben. „Ka-san, Oba-san, kommt endlich“, Itos Kinderstimme drang aus dem Flur. Jounouchi sowie Shizuka traten in den Flur, nur um Ito zu sehen, wie sie schon völlig bereit da stand und ihre Hände in die Hüfte stützte. Eine Angewohnheit, die sie von Shizuka übernommen hatte. „Hime-chan, deine Schuhe sind falsch“, Jounouchi ging in die Hocke. Verdutzt schaute das Mädchen den Blonden an, nur um dann auf ihre Füße zu starren. Ganz plötzlich traten ihr Tränen in die Augen und sie hockte sich auf den Boden. Mit ihren kleinen Händen versuchte sie die Tränen wegzureiben, doch es kamen immer mehr dazu, die ihr sogleich auch über ihr kleines Gesicht rannen. „Nicht doch, Hime-chan. Das macht doch nichts. Komm her, wir machen das zusammen“, mit dem Daumen wischte Jounouchi über die Tränen und setzte sich zu ihr auf den Boden. Nach ein paar kurzen Griffen waren die Schuhe an ihren rechtmäßigen Füßen. Dazu kamen noch ein roter Schal sowie ein brauner Kindermantel. „Aw, am liebsten würde ich doch jetzt durchknuddeln und nicht mehr loslassen, meine kleine“, Jounouchi nahm Ito in den Arm und knuddelte sie ein wenig. Daraufhin fing Ito an zu lachen. „Aber Ka-san, du sagst, wir müssen doch los“, giggelte sie. „Sagtest. Aber ja, das stimmt“, korrigierte der Blonde sie. Beide erhoben sich und die beiden Älteren zogen nun auch ihre Jacken an. „Ich kann immer noch nicht glauben, wie sehr du dich in den letzten drei Jahren geändert hast. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich dich für einen anderen Menschen halten“, die Braunhaarige schüttelte lächelnd ihren Kopf. „Hm?“ war die einzige Reaktion, doch bevor Shizuka darauf reagieren oder ihren Satz wiederholen konnte, öffnete Ito, auf einem Fuß stehend, die Tür und lief nach draußen. Daraufhin lief Jounouchi ihr hinterher, zu groß war die Sorge das was passieren könnte. Natürlich hatte er ihr schon öfters erklärt, wie sich sich draußen zu verhalten hatte, aber die Sorge bestand immer. Er musste aber insgeheim zugeben, dass seine Schwester recht hatte. Er hatte sich verändert. Sehr sogar und jeder der ihn aus der Schule kannte, könnte nicht glauben, was er sehen würde, wenn man ihn so sähe. Er war auf seine Art und Weise ruhiger und verantwortungsvoller geworden. „Oba-san! Komm schon!“, die laute Kinderstimme verleitete Shizuka den Kopf zu schütteln und ihrem Bruder sowie ihrer Nichte zu folgen.
 

Sie fuhren mit dem Auto durch Domino, Jounouchi und Shizuka vorne sitzend, Ito hinten in ihrem Kindersitz. Die Häuser wurden immer weniger bis sie in dem Viertel ankamen, in dem die Villen zu finden waren. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto krampfhafter umfasste Jounouchi das Lenkrad. Sein Herz pochte vor Aufregung. Er hatte niemanden von Ito erzählt, nicht mal seinen Freunden. Hatte ihnen immer wieder neue Ausreden präsentiert, warum er nicht konnte. Darin war er ein Meister geworden. Die einzige die ihn sehr schnell durchschaut hatte, war Shizuka. Und nachdem er ihr alles erklärte, hatte sie vorgeschlagen zusammen zu wohnen. Dadurch musste er sich keine Gedanken machen, wegen Ito und konnte auch einen Job haben. Außerdem konnten sie sich die Miete für die Wohnung teilen und sogar eine etwas größere Wohnung belegen. Alles in allem, waren beiden zufrieden mit der Situation. Und doch wurde nach und nach Shizuka bewusst, auf was Jounouchi alles verzichtete und wie es ihn innerlich auffraß. Klar, er liebte seine Tochter, aber es niemanden zu erzählen, war eine Qual. Sie verstand auch nicht, warum er sich so quälte. Es war keine Schande seinen Freunden zu gestehen, dass er ein Omega war und dazu auch noch ein Kind ausgetragen hatte. Aber der Stolz in Jounouchi war zu groß, als das er sich das eingestehen wollte. Und trotzdem hatten sie – nein, Jounouchi – beschlossen, es seinen Freunden endlich zu sagen. Auch wenn es eine ziemlich lange Diskussion zwischen den beiden Geschwistern gab, in der Jounouchi sich geschlagen gab und auf eine günstige Gelegenheit gewartet hatte. Und diese Gelegenheit war heute.
 

Sie kamen vor einem großen schmiedeeisernen Tor an und Jounouchi betätigte einen großen Knopf unterhalb einer Freisprechanlage. „Ja bitte“, kam es aus der Anlage. „Ähm...“, Jounouchi räusperte sich. „Hier sind Jounouchi Katsuya und Kawai Shizuka. Wir wurden eingeladen.“ „Sehr wohl, Jounouchi-san. Einen Moment bitte“, er hörte wie es kurz rauschte und dann mit einem leisen Klicken öffnete sich das Tor. Das Emblem, welches die beiden Buchstaben „K“ und „C“ enthielten, wurde genau zwischen den beiden Buchstaben geteilt und gaben den Weg für die kleine Familie frei. Sie fuhren einen Kiesweg nach oben und stellten ihren Wagen neben einem Motorrad ab. Bei näherer Betrachtung erkannte Jounouchi, dass es sich um eine Honda handelte. Er musste grinsen. Er wusste ganz genau, wem diese Maschine gehörte und konnte es nicht glauben, dass diese Person sich wirklich diese Maschine geholt hatte. „Was ist los, oni-chan?“, fragte Shizuka. „Nichts. Ich musste nur daran denken, das Honda sich wirklich eine Honda geholt hat“, er fing an zu lachen. „Ja, und ich bin wahnsinnig stolz darauf“,ertönte eine Stimme vom Eingang. „Honda!“ „Honda-kun!“ Die beiden Erwachsenen drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Hinter Honda tauchten noch weitere Personen auf. „Jou-kun! Shizuka-chan!“, ertönte mehrere Stimmen und schon bald waren beide von einer Gruppe von Menschen umzingelt. „Yuugi, Anzu, Bakura und Mokuba. Schön euch zu sehen“, Jounouchi grinste von einem Ohr zum anderen. Es tat gut seine Freunde wieder zusehen und er merkte, dass die letzten drei Jahre schrecklich ohne seine Freunde waren. Zumindest wenn es um diesen Part seiner Vergangenheit ging. Doch er stutzte. „Wo ist denn Otogi? Und Ishtar? Ich dachte es würden alle kommen?“, er schaute zur Eingangstür um zu schauen, ob die beiden da oben standen. „Otogi konnte leider nicht kommen. Er bekam noch kurzfristig ein Meeting rein. Und Malik-kun kommt erst morgen, sein Flieger konnte aufgrund schlechten Wetters nicht starten. Wobei es auch ganz gut ist, denn immerhin hat er auch erzählt, dass es in seiner neuen Wohnung vor ein paar Tagen ein Rohrbruch gab. Und die Renovierungsarbeiten würden wohl noch bis morgen anhalten“, erklärte Yuugi. Der König der Spiele schien gewachsen zu sein, wobei seine Stachelfrisur ihn immer noch großer wirken lies, als er eigentlich war. Aber er war nicht der einzige der sich verändert hatte.
 

Anzus Haare waren etwas länger als früher und man sah ihr an, dass sie in dieser Zeit viel Zeit in ihr Tanztraining investiert hatte. Sie trug einen rosafarbenen, schulterfreien Pullover, eine schwarze Strumpfhose sowie eine kurze blaue Hose und braunen Stiefeln. Yuugi trug eine blaue Hose, schwarze Schuhe und ein weißes Hemd, sowie eine passende blaue Krawatte. Honda trug eine enge schwarze Lederhose sowie ein blaues T-Shirt. Seine Frisur war noch genauso wie Jounouchi ihn in Erinnerung hatte. Mokuba war in einem schwarzen Anzug gekleidet. Unter seiner Anzugjacke konnte man ein weißes Hemd, sowie eine schwarze Krawatte sehen. Außerdem war er ein gutes Stück größer geworden. Wenn Jounouchi es richtig abschätzte, war Mokuba mittlerweile so groß wie er selbst. Das auffälligste aber waren seine Haare. Die noch für ihn typische lange, wilde Mähne gab es nicht mehr. An ihrer Stelle war eine Kurzhaar Frisur zu sehen und seine Gesichtszüge nahmen immer mehr Ähnlichkeit mit denen seines Bruder Kaiba Seto an. Bakura schien der einzige zu sein, der sich nicht verändert zu haben schien. Er war nur ein klein wenig gewachsen, seine weißen Haare waren noch genauso lang wie früher und auch sein Kleidungsstil schien sich nicht großartig verändert zu haben. Er trug anstelle seines blau-weiß gestreiften T-Shirts ein komplett weißes und darüber ein schwarzen Hemd das offen war. Als Hose war eine normale hellblaue Jeans zu erkennen und darunter waren Sneakers zu sehen.
 

„Mensch, Alter. Du hast dich ja ganz schön verändert“, Honda schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Honda-kun hat recht. Du siehst erwachsener aus“, stimmte Anzu zu. Jounouchi spürte den prüfenden Blick von ihr auf ihm. „Außerdem steht dir dieser schwarze Rollkragenpullover und die Skinnyjeans“, meinte sie zwinkert zu ihm. Jounouchi wurde rot und kratzte sich verlegen am Kopf. Ein zaghaftes klopfen am Fenster und Jounouchi erstarrte in seiner Bewegung. Er hatte sich so von seinen Freunden vereinnahmen lassen, dass er doch tatsächlich seine eigene Tochter vergessen hatte. „Unko!“, fluchte er und wandte sich dem Auto wieder zu. Die fragenden Blicken hinter ihm konnte er deutlich spüren. „Gomen, Hime-chan!“, Jounouchi öffnete die Tür und Ito schaute ihren Vater schmollend an. Schnell half er ihr aus dem Auto und setzte sie auf den Boden ab. „Jou-kun. Wer ist das?“, Yuugi war der erste der seine Stimme wieder gefunden hatte.
 

„Nani? Ach so, gomen“, Jounouchi lächelte nervös und nestelte an seinem eigenen weißen Mantel. Ito kichert und ging an ihrem Vater vorbei und streckte ihre Hand aus. Jounouchi starrte Ito an, Stolz durchströmte ihn, als er sah, wie sie selber sich vorstellte. „Mein Name ist Jounoutchi -“ sie biss sich ausversehen auf die Zunge, „ Ito.“ Ihr Gesicht wurde rot und sie drehte sich schnell wieder um und versteckte sich hinter Jounouchi. Dieser musste kurz auflachen und streichelte ihr dann beruhigend über den Kopf. Dann beugte er sich zu ihr herunter. „Das hast du gut gemacht“, lächelte er sie an, nur um sich dann wieder seinen Freunden zu widmen. „Ich kann das alles erklären, aber wie wäre es wenn wir nicht reingehen würden? Ich denke nicht, dass Kaiba es vorzieht, wenn wir alle hier draußen bleiben.“ „Ich würde es eher vorziehen, wenn ihr gar nicht da wärt, bonkotsu“, war die Stimme von eben diesem zu hören. Kaiba Seto trat aus der Eingangstür und schaute sie alle an. Sein Blick blieb etwas länger an Jounouchi hängen, dann wandte er sich ab und ging wieder nach drinnen. „Ni-sama! Argh, wenigstens an seinem Geburtstag könnte er etwas netter zu euch sein“, Mokuba seufzte, wies dann aber alle anderen an, ihm zu folgen.
 

Als sie drinnen waren staunte Jounouchi nicht schlecht. Er hatte sich immer vorgestellt, dass die Kaiba Villa protzig und kalt eingerichtet war, aber sie strahlte eine angenehme wärme aus. Er hatte direkt das Gefühl zuhause zu sein. Auf dem Boden war ein großer Teppich zu sehen, direkt bei der Tür war ein Garderobenschrank zu sehen und an den Wänden befanden sich unterschiedliche Gemälde. Auf der linken Seite führte eine große Treppe in den ersten Stock. „Ka-san!“, Ito stand in einer Doppeltür auf der rechten Seite und stemmte wieder ihre Hände in ihre Seiten. „Bin schon unterwegs, Hime-chan“, Jounouchi streifte sich die Schuhe ab und folgte seiner Tochter in den Raum. Es war ein Wohn-Esszimmer. Im hinteren Bereich gab einen großen Flachbildfernseher, der an der Wand befestigt war. Davor befanden sich in einer U-Form drei weiße Ledersofas und in der Mitte von diesen stand ein kniehoher, länglicher Beistelltisch. Die rechte Seite wurde von einer großen Fensterfront durchzogen und im vorderen linken Bereich stand ein großer Esstisch, an dem 10 Personen platz finden würden. Dieser Tisch war mit allen möglichen Speisen gedeckt und Kaiba saß an seinem üblichen Platz am Ende des Tisches. Man konnte an seiner Haltung erkennen, dass er genervt war. Nicht zuletzt an dem Finger, der die ganze Zeit ungeduldig auf seinen Unterarm tippte. Kaiba war wie Mokuba ganz in schwarz gekleidet, nur bestand seine Kleidung aus einem schwarzen Rollkragenpullover sowie einer schwarzen Hose.
 

Nachdem alle am Tisch saßen, begann Kaiba mit dem Essen. Alle anderen sahen jedoch zu Jounouchi und warteten auf eine Erklärung. Unter den Blicken seiner Freunde rutschte Jounouchi unruhig auf seinem Stuhl herum. Ito, die auf seinem Schoß saß, sah ihn fragend an. „Also Jounouchi, wer ist die kleine Dame die du da hast“, fragte Anzu dann und lächelte beide an. Jounouchi seufzte zum wiederholten Male an diesem Tag auf und lud sich etwas Reis auf den Teller. Wenn er schon mal hier war, dann sollte er auch was essen. Mit dieser Einstellung begann er sich und Ito mit essen zu versorgen. „Sie ist meine Tochter“, brachte er leise zwischen zwei Bissen hervor. Sein Blick stets auf den Teller gerichtet, damit er die Blicke der anderen nicht sehen muss. Sein Blick hob sich erst, als ein Lachen die Stille durchschnitt. „Deine Tochter? Du machst Witze, Bonkotsu“, Kaiba faste sich an die Stirn und schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Was willst du damit sagen, Kaiba!?“, Jounouchi schaute Kaiba an, seine Augen zu schlitzen verengt. „Was ich damit sagen will? Man muss dir auch echt alles erklären, makeinu. Aber was will man auch von einem Hund erwarten“, während Kaiba sprach, presste Jounouchi seine Hände auf die Ohren von Ito. „Könntest du wenigsten mit den Beleidigungen aufhören? Es sind hier immerhin Kinder, beziehungsweise ein Kind, hier am Tisch!“, Jounouchi funkelte Kaiba an, noch immer die Hände auf den Ohren des Kindes. „Ich soll Rücksicht auf ein Kind nehmen, insbesondere deines? Hmpf. Ich frage mich immer noch welcher Idiot meinte sich mit dir zu paaren. Aber es muss wohl ein Artgenosse gewesen sein. So bleibt wenigstens alles in der Art“, Kaiba griff nach seinem Glas und trank einen Schluck. „Ni-sama. Jounouchi hat recht“, Mokuba versuchte seinen Bruder zur Vernunft zu bewegen, bekam aber nur einen ungläubigen Blick.
 

Zähne knirschend betrachtete Jounouchi Kaiba, der Blick verfinsterte sich mit jeder Sekunde die verstrich. „Jou-kun, darf ich fragen wer die Mutter ist?“, Bakura versuchte das Gespräch wieder in die richtige Richtung zu bewegen, löste aber nicht wissentlich eine Tretmine aus. Jounouchis Blick senkte sich erneut auf den Teller, ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen. „Wenn ihr es in dem Sinne meint, und euch fragt wer die ‘Frau‘ ist, es gibt keine ‘Frau‘“, Jounouchi sprach leise und spürte wie der Rotschimmer sich verdeutlichte. Shizuka drückte sanft seinen Arm und zeigte ihm dadurch, dass er ihre Unterstützung hatte. Er lächelte schwach in ihre Richtung und blickte seine Freunde der Reihe nach an. In ihren Blicken lag Verwirrung, doch diese Verwirrung wich schnell der Erkenntnis. „Du bist ein Omega“, flüsterte Mokuba. Jounouchi grinste ihn an und kratzte sich verlegen am Kopf. „Jepp. Und dadurch ist Ito-chan entstanden.“ Besagte schaute ihren Vater immer noch fragend an, seine Hände ruhten jedoch weiterhin auf ihren Ohren. Jounouchi wollte nicht, dass Kaiba irgendwas falsches sagte, während sie ihn hören konnte. „Aber Jou-kun. Warum hast du denn nie was erwähnt?“ „Warum? Yuugi was hätte ich sagen sollen? ‘Hey, ich bin eigentlich ein Omega, bin Schwanger und werde ein Kind austragen?‘“, als Jounouchi dies sagte, merkte er erst wie sich das anhörte. Es war mehr als nur peinlich. „Da fragt man sich doch tatsächlich welcher männliche Idiot sich mit dir eingelassen hat? Wobei er ja direkt gemerkt haben muss, was für ein Verlierer du bist. Sonst wäre er wohl noch an deiner Seite“, Kaiba sprach ruhig und aß währenddessen weiter, als würden sie ein normales Gespräch halten. „Und große Hoffnungen muss man sich ja auch nicht machen, nicht wahr Bonkotsu? Zumindest musst du dir keine Gedanken machen, wegen der Schullaufbahn. Sie wird, so wie du, es sowieso nicht weit bringen“, mit einem krachen landete die Faust von Jounouchi auf dem Tisch. Ito zuckte zusammen, schaute ängstlich zwischen Jounouchi und dem Braunhaarigen hin und her. „Kaiba! Beleidige mich soviel du willst, aber lass meine Tochter daraus!“, er hielt Ito fest und stand ruckartig auf. Der Stuhl auf dem er saß kippte nach hinten.

„Shi-chan, bring Ito ins Auto. Wir fahren. Ich hätte wissen müssen, dass das hier keine gute Idee war“, der Blick kalt und starr auf Kaiba gerichtet. „Oni-chan“, Shizuka versuchte ihren Bruder zu beruhigen, jedoch schüttelte er nur den Kopf. „Vergiss es. Sie wissen und das war‘s. Das war es doch, was wir ausgemacht haben. Ich kann dich zwar nicht zwingen mitzukommen, jedoch werden Ito und ich verschwinden. Du kannst hierbleiben wenn du willst. Ito geh und zieh deine Schuhe an“, Itos Augen wurden groß. So hatte ihr Vater noch nie mit ihr gesprochen und sie wusste nicht, ob sie was falsches getan hatte. Sie wollte schon ansetzen, jedoch blieb ihr ihre Frage im Hals stecken, als sie den Blick ihres Vaters sah. Sie drehte sich um und verschwand schnellen Schrittes aus dem Raum. Shizuka folgte und somit war Jounouchi alleine mit den anderen. „Jou-kun, beruhige dich bitte.“ „Ja, man. Hör bloß nicht auf Kaiba“, pflichtete Honda Yuugi bei. Ein Blick jedoch von Jounouchi und beide blieben stumm. „Kaiba, ich dachte wirklich du hättest dich in den letzten drei Jahren geändert. Wärest erwachsener geworden. Ich hab mich wohl geirrt. Aber was will man auch von einem aufgeblasenen Kaban wie dir erwarten. Ich habe versucht dir Respekt zu zeigen, in dem ich hier heute mit friedlicher Absicht hingekommen bin. Aber wie ich schon sagte, ich hätte es besser wissen müssen“, Jounouchi begann zur Tür zu gehen, nur um dort im Rahmen stehen zu bleiben. „Kaiba, du bist ein Feigling, der sich hinter Geld und Beleidigungen versteckt. Aber ich will mal nicht so sein. Heute ist dein Geburtstag, immerhin sollte das hier ja eine Geburtstagsfeier sein. Und einem Geburtstagskind erfüllt man ja bekanntlich seine Wünsche. Also werde ich dir einen erfüllen. Happy Birthday Kaban. Du bist der Idiot!“, ein letzter Blick auf Kaiba, dann verschwand Jounouchi aus der Villa.

Kapitel 1

Kapitel 1
 

3 Wochen waren seit dem Zwischenfall in der Kaiba Villa vergangen. 3 Wochen in denen Jou Rede und Antwort, zum Großteil, seinen Freunden stand. Und in diesem 3 Wochen hatte sich alles noch einmal um 180 Grad gedreht. Yuugi und Anzu gaben bekannt, dass sie heiraten wollten. Honda konnte seinen Traum von einer eigenen Werkstatt endlich in die Tat umsetzen. Malik Ishtar überraschte alle, in dem er sagte, dass er ab nächsten Monat für Kaiba Seto als PR Manager anfangen würde. Otogi hatte seinen Hauptsitz von Amerika nach Japan verlegt. Genauer gesagt nach Domino.

Selbst Mokuba kam so oft es ging um seine Nichte besser kennen zu lernen. Außerdem brachte er zwei Jahreskarten für Kaibaland. „Vielleicht sieht man sich ja dann mal und ich kann euch eine Führung geben“, zwinkerte Mokuba Jou zu. Als Antwort bekam er nur Kopfschütteln sowie ein Lachen mit der Kombination, dass Jou im einmal durch die Haare wuschelte.

Doch der, den es am meisten Betraf tauchte nicht auf. Jou war auf der einen Seite traurig, auf der anderen Seite erleichtert. Traurig, da Kaiba Seto anscheinend kein Interesse hatte, dass er eine Tochter hatte. Erleichtert, dass er selber Kaiba Seto nicht gegenübertreten musste.

Und Otogi war derjenige, der Jou am meisten unterstützte. Was alle überraschte. Jedoch war dieses Verhalten recht schnell geklärt, da es anscheinend den Anschein hatte, dass Otogi Ryuji einen Narren an dem kleinen Mädchen gefressen hatte. Vom ersten Tag an war er hin und weg und hatte sich selbst zum Onkel, wenn nicht sogar zum Onkel Nummer 1, erklärt. Und Ito fand es toll. Wenn ihr Vater ihr kein Eis kaufte und Otogi war dabei, so ging sie direkt zu ihm und setzte ihren Hundeblick ein. Und schon hatte sie das gewünschte Eis in der Hand, sehr zum Leidwesen von Jou. Aber bei dem Eis blieb es nicht. Otogi kaufte ihr alles was sie wollte und verwöhnte sie wie eine richtige Prinzessin.

So kam es, dass Otogi einen Tag vor dem Geburtstag von Ito bei Jou und Shizuka auf der Matte stand, im Arm einen großen Schwarzen Rotaugen Drache als Plüschtier. „Das ist nicht dein ernst!“, Jou hatte gerade die Tür aufgemacht, als er das Plüschtier sah. „Doch, natürlich“, strahlte Otogi ihn an und schob sich an Jou vorbei, um in die Wohnung zu kommen. „Otogi! Sie hat so schon genügend Sachen. Noch mehr und sie wird noch zu einem verzogenen Mädchen!“, Jou seufzte, folgte ihm aber. „Erstens heißt es Ryuji, merk dir das endlich. Und zweitens: Dann musst du halt dafür sorgen, dass sie das nicht wird“, er zwinkerte ihm zu und platzierte das Plüschtier auf dem Sessel im Wohnzimmer. Er schaute sich um und stellte fest, dass sich nichts geändert hatte. Und das, obwohl er Massen an Spielzeug für sie die letzten 3 Wochen gekauft hatte. Die kleine, aber offene Küche war sauber und aufgeräumt. An der Theke standen zwei Stühle für erwachsene, sowie ein Kinderstuhl für Ito. Das Wohnzimmer bestand aus einem blauen Stoffsofa, welches an manchen Stellen leichte Farbmuster aufwies. 3 Türen, davon zwei auf der linken Seite und 1 auf der rechten, wiesen auf die drei Schlafzimmer der Bewohner hin. Otogi kannte davon nur das Schlafzimmer von Jou, welches sehr schlicht eingerichtet war. Ein größeres Personenbett befand sich direkt gegenüber der Tür. Am linken Kopfende stand daneben ein kleiner Nachtschrank. Rechts vom Bett an der Wand befand sich ein Kleiderschrank. Auf der linken Seite des Zimmers war ein großes Fenster und davor befand sich ein Schreibtisch mit einem Stuhl und einem Laptop.

Das Zimmer rechts daneben gehörte Ito. Es war vom Aufbau des Zimmers das Spiegelbild zu Jous, jedoch stand in der linken hinteren Ecke des Zimmers ein Kinderbett. Vor dem Bett befand sich ein kleinerer Kleiderschrank und an der Wand gegenüber der Tür befand sich ein Regal, welches mit Spielzeug überfüllt war. Kuscheltiere, egal ob groß oder klein, waren meist auf dem Boden verstreut, genauso wie ein Teil des Spielzeugs. Jou hatte, sobald Ito laufen konnte, aufgegeben wirkliche Ordnung in ihrem Zimmer zu halten. Besonders da sie es lustig fand, das gerade Aufgeräumte immer wieder direkt aus dem Regal zu ziehen und es quer durch den Raum zu befördern. „Also, was verschafft mir die Ehre deines Besuchs, Ryuji?“, fragte Jou, entdeckte dabei aus den Augenwinkeln ein Puzzle, welches Ito wohl unter das Sofa geschoben hatte, damit sie es später weiter machen konnte. Er grinste. „Nunja, da ich ja weiß, dass du morgen wahrscheinlich die kleine nicht hergeben wirst, wollte ich dir einen Vorschlag machen. Wir gehen Ito vom Kindergarten abholen und ich verbringe den Tag mit ihr. Dann kannst du dich ausruhen, bevor du morgen höchstwahrscheinlich deinen Untergang erleben wirst“, Jou musste die Augen verdrehen. „Danke, aber warum bist du dann hier? Du hättest auch einfach anrufen können und ich hätte Shou-san Bescheid gegeben“, skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. „Ganz einfach. Aus einer sicheren Quelle habe ich erfahren, dass ein gewisser Braunhaariger unsere kleine Hime-chan abholen möchte. Und ich glaube, dass das die Gelegenheit ist, ihn dir zu schnappen“, er zwinkerte wieder, jedoch war diesmal eine ganz andere Bedeutung dahinter.

„Er will WAS?“, Jou schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, dann sprintete er zur Tür und lies nur einen fragenden Blick nach hinten schweifen. Amüsiert folgte Otogi und war auf das Treffen gespannt.
 

Jou war höchstwahrscheinlich noch nie so schnell bei der Tagesstätte angelangt, wie an dem heutigen Tag. Otogi hechelte hinter ihm her, der Blonde war ja generell schon für seine Ausdauer bekannt, aber dieses Tempo war einfach zu viel. Besonders für jemanden, der zwar Sport betrieb, aber dennoch mehr auf sein Äußeres, kosmetisch bedingt, achtete, als auf was anderes. Und doch kamen sie schon fasst zu spät an. Wobei Otogi sich nicht sicher war, denn er musste sich ganz stark ein lachen verkneifen. Kaiba Seto stand mit verschränkten Armen vor der Brust vor Shouta Kenzaki, dem grünhaarigen Kindergärtner, und hatte, wenn Otogi sich nicht versah, einen leicht roten Kopf. Shouta hingegen stand mit einem puterroten Kopf da und hatte sein Handy in der einen Hand und mit der anderen Hand stach er dem Brünetten auf ein freies Stück Brust.

„Shou-san!“, Jou verlangsamte sein Tempo, um zu Atem zu kommen, und bleib schließlich vor den beiden Männern stehen. „Kat-chan! Gott sei Dank. Du wirst es nicht glauben, aber Kaiba-sama meint doch allen ernstes das Ito-chan seine Tochter wäre und er ein Recht darauf hätte sie abzuholen“, erklärte Shouta und Jou konnte heraushören, dass er bis vor kurzem noch recht sauer war. Nun war er eher erleichtert. „Sie ist meine Tochter! Dadurch habe ich ein Recht, sie abzuholen!“, zischte Kaiba durch zusammengepresste Zähne. „Ach? Und warum stehen Sie, Kaiba-sama, nicht auf der Autorisierungsliste? Sie mögen vielleicht viel Geld besitzen und die meisten haben Angst vor Ihnen, aber ich kann Ihnen versichern, dass mir das vollkommen egal ist! Und werter Kaiba-sama, verlassen Sie sofort dieses Grundstück, bevor ich wirklich die Polizei anrufe“, Shouta knurrte zum Schluss nur noch und Jou konnte hinter sich ein leises lachen hören. Aber auch er musste grinsen. Sicherlich kannte er und Kaiba niemanden der diesem so viel Stirn bot, wie Shouta es gerade getan hatte.

„Shou-san, schon gut. Ich kümmer mich um Kaiba. Ryuji wird Ito holen. Alles in bester Ordnung also“, Jou lächelte und deutete auf Otogi der hinter ihm stand und kurz winkte. Shoutas Gesicht erhellte sich und sofort machte er Otogi zu verstehen, dass er ihm folgen sollte. Kaiba schnaubte nur. „Er ist also autorisiert?“, fragte er verächtlich und blickte auf Jou hinab. „Kaiba, Ryuji war in den letzten 3 Wochen mehr da als du und Ito mag ihn. Wir haben das alles ziemlich genau besprochen und er ist dadurch eine große Hilfe für mich. Außerdem hat Shou-san recht. Du kannst nicht einfach erwarten, nur weil du der ach so große Kaiba fucking Seto bist, dass du mit einem Fingerschnippen ein Kind vom Kindergarten abholen kannst“, Jou musste den Kopf schütteln. Und da dachte er jahrelang, der Ältere wäre ein Genie. Wobei dies wohl nur auf die nicht-menschlichen Interaktionen zu treffen musste. „Hmpf“, war die einzige Reaktion des Brünetten.

„Wirklich Kaiba? Willst du jetzt auf bockiges Kleinkind machen?“, Jou lachte. „Glaub mir, da hast du keine Chance bei mir. Ich habe die letzten 3-4 Jahre das beste Anti-bockiges-Kleinkind-Training absolvieren können. Das zieht bei mir also nicht.“ „Dann erklär mir, was ich machen muss, damit ich meine eigene Tochter zu Gesicht bekomme“, Kaiba war eindeutig bockig, so viel konnte Jou feststellen. Und das machte ihn schon ziemlich menschlich. „Erst einmal solltest du kein Arsch mehr sein“, fing Jou an. „Ka-san! Das muss ihn die Böse-Wörter-Tasse!“, unterbrach die feine Stimme von Ito ihren Vater. „Aw, da hat mich wohl jemand erwischt. Aber ich weiß dann schon, wer morgen doch noch ein Eis bekommen kann. Immerhin heben wir das Geld aus der Böse-Wörter-Tasse auf, um bei besonderen Ereignissen etwas ganz leckeres zu bekommen“, Jou kniete sich vor Ito. Diese hatte ein riesengroßes Lächeln im Gesicht und ihre Augen strahlten. „Aber zuvor hat dein Vater noch ein Gespräch mit Seto-kun“, erwiderte Otogi und erntete einen skeptischen Blick von besagten Seto-kun. „Na, komm. Du darfst dir noch ein Kuscheltier aussuchen“, bei diesen Worten sprang Ito in die Luft und klatschte in ihre kleinen Hände. Kurz darauf zog sie Otogi auch schon in eine, von ihr richtig gemeinte, Richtung. „Bis dann und viel Spaß euch beiden“, Otogi winkte kurz über seine Schulter und kurz darauf um die nächste Ecke verschwunden.
 

Jou spürte den fragenden Blick von Kaiba und seufzte kurz, bevor er sich wieder ihm zu wandte. „Also, kennst du zufällig einen Ort, an dem wir in ruhe Reden können?“ Kaiba nickte nur und ging einfach drauf los, Jou kopfschüttelnd im Schlepptau. Während dem kurzen Stück bis zur Kaibalimousine, musste Jou feststellen, dass er in den letzten 3 Wochen öfter geseufzt und den Kopf geschüttelte hatte, als die letzten Jahre. Er seufzte – mal wieder. Als beide im Wagen saßen, schwiegen und starrten sie sich gegenseitig an. Kaiba, weil er nicht einsaß, weshalb er anfangen sollte. Immerhin wollte der makeinu ja reden. Jou, weil er nicht wusste wie und was Kaiba eigentlich mit dem heutigen Auftritt bezwecken wollte. Nach 5 Minuten hielt es Jou nicht mehr aus. Er war zwar ruhiger geworden, trotzdem machte ihn diese Stille nervös und unbehaglich. „Also Kaiba. Du willst also Ito öfters sehen?“, stellte er die Frage. Kaiba zog nur eine Augenbraue hoch und sein Blick sagte deutlich Das fragst du gerade nicht ernsthaft nach, oder? Jou lehnte sich jedoch zurück und verschränkte nur die Arme vor der Brust. „Kaiba, das Wort wir in Wir reden bezieht sich auf uns beide. Und wenn du nichts zu sagen hast, dann entschuldige mich. Ich müsste für morgen noch ein paar Vorbereitungen machen.“ „Und du solltest wissen, dass ich mich nicht gerne wiederhole. Also hör jetzt gefälligst zu, bonkotsu. Was muss ich machen, damit ich meine Tochter sehen kann“, so wie Jou verschränkte nun auch Kaiba seine Arme und lehnte sich zurück.
 

„Und ich gebe dir die gleiche Antwort wie vorhin. Hör auf so ein Arsch zu sein. Und versuche mal diesen Ich-bin-Kaiba-Seto-ich-bekomme-alles-was-ich-will-egal-wie Ton abzulegen. Das hier ist kein Gespräch zwischen zwei Geschäftsmänner die einen Deal abschließen wollen. Hier geht es um unsere Tochter! Und das bedeutet, dass du zeigen musst, dass du sie sehen willst. Geschweige denn abholen“, erklärte Jou. „Dann erkläre mir noch mal, warum ich nicht dazu autorisiert bin, aber der Dungeon Dice Freak!“ „Ganz einfach. Nachdem ich euch allen, abgesehen von Ryuji und Ishtar, bei dir in der Villa gesagt hatte, kamen die andern fast jeden Tag vorbei. Dadurch haben wir viel geredet und hatten, nachdem Ryuji und Ishtar Zeit gefunden hatten, ein Treffen in Burger World vereinbart. Perfekt um eine recht große Gruppe unter zubekommen und ein kleines Kind mit Fastfood glücklich zu machen. Als die beiden dann eintrafen waren sie erst mal total buff, doch nach einer kurzen Erklärung schien es, als wäre Ryuji komplett hin und weg. Naja, es schien nicht nur so, sondern es war so“, Jou dachte an den Tag zurück und lachte leise. „Du musst wissen, Ito wollte unbedingt ein Eis und ich hatte es ihr verboten. Zu viel Zucker und es reichte schon, dass sie das ganze Kidsmenü aufgegessen hatte. Und Ryuji kaufte ihr es einfach. Danach wollte sie ihn nicht mehr hergeben und blieb die gesamte Zeit auf seinem Schoß sitzen. Naja, und dann kam er quasi täglich, sofern es seine Termine zuließen, vorbei. Hatte immer ein kleines Geschenk dabei. Und irgendwann holten wir Ito zusammen vom Kindergarten ab. Von da an war er Oji-san“, wieder lachte Jou.
 

„Komm auf den Punkt“, Kaiba klang genervt, aber an seinen Augen konnte Jou erkennen, dass er gerne dabei gewesen wäre. Höchstwahrscheinlich um Otogi aufziehen zu können. Aber wer wusste das schon so genau. „Danach kommt eigentlich nicht mehr viel. Da er dann regelmäßig mit kam, wenn ich sie abholen ging, haben wir es einfach mal ausprobiert, als ich eine normale Schicht erledigen musste. Er holte sie ab, natürlich nur mit Rücksprache mit Shou-san und dem Hintergedanke, wenn sie nicht wollte, dass man mich oder Shi-chan direkt anrufen würde. Aber sie soll anscheinend so gestrahlt haben, dass wir ihn autorisiert haben. Um im Notfall einspringen zu können“, Kaiba nickte verstehend. „Wie...wie kommt es, dass ihr auf der Basis des Vornamens seid?“ „Keine Ahnung. Irgendwann fing es an. Hab mich selber noch nicht so wirklich dran gewöhnt“, verlegen kratzte sich Jounouchi am Kopf. „Das hört sich aber nicht wirklich so an.“ „Eifersüchtig?“ „Von wegen!“ Kaiba schnaubte und Jou lachte. Er musste gestehen, dass er sich solch eine Situation mit Kaiba nie vorgestellt hat. Und es tat irgendwie gut, sich normal zu unterhalten und nicht sich gegenseitig versuchen umzubringen. Oder die meisten, besten und schlimmsten Verwünschungen an den Kopf zu werfen.
 

„Wenn du gerne Ito öfters sehen willst, sollten wir wohl alles besser abklären, nicht war?“, Jou unterdrückte ein weiteres Lachen. „Das denke ich auch“, seufzte Kaiba, schaute Jou aber nicht direkt an. Aus den Augenwinkel konnte er erkennen, dass Jou ihn anlächelte. Innerlich schüttelte er über die Situation den Kopf. Niemals hätte er sich vorstellen können mit dem makeinu friedlich in einem Raum beziehungsweise Auto zu sitzen. Und dabei nicht versuchen sich gegenseitig umzubringen. „Also, wo und wie fangen wir an?“, den Geschäftston konnte er einfach nicht ablegen. „Vielleicht am Anfang? Da kommt mir die Frage warum? und weshalb ich? auf“, abwartend schaute Jou Kaiba an. Dieser senkte leicht den Kopf und sein Blick verdüsterte sich leicht. „Warum kann ich dir ganz einfach sagen. Pheromone. Weshalb du? Keine Ahnung. Es hätte wohl in diesem Moment jeden Treffen können“, Kaiba zuckte mit den Schultern. Wollte es damit abtun. Doch Jou glaubte ihm das nicht. Und das zeigte er ihm auch. „Laber keinen Scheiß! Wir haben nicht umsonst ein eigenes Schulfach gehabt, dass sich mit den Pheromonen von Omegas und Alphas beschäftigt hat. Und wenn ich mich recht erinnere, gab und gibt es bisher keine Aufzeichnung darüber, dass ein Alpha so heftig auf Pheromone reagiert hat. Außer vielleicht der Omega hatte seine Heat-Phase schon seid ein paar Tagen und hat nichts dergleichen unternommen, die Pheromone einzudämmen!“ „Willst du mir damit etwa sagen, dass ich Schwach sein soll?!“ „Oder aber du hattest einen anderen Grund, warum du so – diese Worte stammen nicht von mir – über mich hergefallen bist und mich durchgenommen hast!“ Betretenes Schweigen herrschte zwischen den beiden, die Blick starr auf den jeweils anderen gerichtet. Kaiba blinzelte zuerst.
 

„Ich kann nicht wirklich erklären was da los war. Ich hatte einfach das Gefühl es machen zu müssen. Du musst zugeben, dass du da schon ziemlich heiß warst, wie du da so lagst und vollkommen in deinen Pheromonen eingehüllt warst“, Kaiba schaute ihn nicht an und Jou konnte es nicht glauben. „Willst du damit sagen, dass ich dich angemacht habe?“, Jou fielen beinahe die Augen heraus, als er den leichten Rotschimmer bemerkte. „Wie ich schon sagte, ich kann es nicht erklären! Aber es erschien mir damals einfach richtig. Was es natürlich nicht war. Und...es…tut mir Leid deswegen“, zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit fielen Jou beinahe die Augen heraus. Erst gestand Kaiba, dass er ihn heiß fand – zu diesem Zeitpunkt selbstverständlich – und dann entschuldigte er sich. „Das muss ich in meinen Kalender markieren“, murmelte der Blonde und schüttelte grinsend den Kopf. „Aber schön zu wissen, dass auch du ein schlechtes Gewissen hast.“ „Hatte ich damals auch schon, sonst wäre ich wohl nicht abgehauen.“ „Na, so schlecht konnte es damals ja nicht sein, wenn du mich einfach wie ein benutztes Taschentuch liegen gelassen hattest. Es hätte ja auch nur sonst wer ins Krankenzimmer rein kommen können und mich halb nackt, mit Schweiß und -“ „Schon gut! Ich gebe es ja zu! Ich war ein Feigling. Und auch das tut mir Leid. Aber so wie auch du, war ich damals jung und unerfahren. Und glaube mir, wenn ich das jetzige Wissen damals gehabt hätte, wäre das nicht passiert!“, verteidigte Kaiba sich. „Schon gut, schon gut.“ „Wann hast du gemerkt, dass du….du weißt schon?“, Kaiba war es irgendwie unangenehm darüber zu sprechen und Jounouchi merkte, dass es ihn viel, sehr viel menschlicher machte. „Wirklich gemerkt hab ich es gar nicht. Ich wusste, dass was mit mir nicht stimmte, als mir von den Geruch von Burger World schlecht wurde und ich mich auf der Kundentoilette übergeben habe. Als ich dann beim Arzt war, schickte dieser mich zu einem Spezialisten weiter“, wieder musste Jou durch die Erinnerung lachen. „Es war ein Frauenarzt oder besser gesagt ein Omega-Schwangerschaftsarzt. Bis ich das gecheckt hatte, war es bereits zu spät und ich lag mit herunter gelassener Hose und Oberkörper frei auf der Liege und hatte ein Ultraschallbild vor meiner Nase. Wärst du dabei gewesen, hättest du dich wohl köstlich amüsiert und mich noch Wochen damit aufgezogen“, er grinste Kaiba an.
 

„Warum bist du nicht zu mir gekommen? Nach dem Ultraschall?“ „Warum? Du bist erstens einfach abgehauen. Zweitens warst du zu dem Zeitpunkt noch total auf Atemu fixiert und hattest das Milleniumspuzzle ausgegraben und zusammengebaut. Dann das Duell gegen Aigami. Nachdem das alles vorbei war, musste ich von Mokuba hören, dass du die wahnsinnige Idee hattest, dich ins Jenseits – war es das Jenseits? - zu befördern, nur um Atemu herauszufordern. Ehrlich, wie bescheuert kann man eigentlich sein? Und dabei heißt es, dass du ein Genie sein sollst. Außerdem durften wir oder eher gesagt Yuugi sich von Mokuba anhören, dass man dich einfach nicht finden konnte. Du bist von alles Bildflächen verschwunden. Für drei Monate! In dieser Zeit hatte ich schon mit den ganzen Schwangerschaftssymptomen zu tun. Und hatte mich von den andern ferngehalten. Dadurch habe ich dir wohl auch eine größere Schmach abgehalten, nicht?“
 

„Wie sähe es denn aus, wenn raus käme, dass du mich geschwängert hast und dann einfach so verschwindest. Das wäre deinem Ruf nicht gut bekommen und Mokuba wäre wahrscheinlich auch am Ende gewesen.“ „Das heißt, du hast mir damit was gutes getan?“, skeptisch zog Kaiba eine Augenbraue hoch. „Aber gut. Warum bist du dann nicht danach zu mir gekommen?“ „Du hast keine Ahnung, oder? Als dein Körper dann nach diesen drei Monaten wieder aufgetaucht ist, gab es ‘nen riesen Presserummel. Außerdem, so hieß es, dass du kurzzeitig nicht geatmet hättest. Man wollte dich sogar schon für Tod erklären, da hast du – oder dein Körper – wieder angefangen zu atmen. Ansonsten gab es aber kein Lebenszeichen. Du lagst noch weitere drei Monate in einer Koma, die sich keiner erklären konnte“, Kaiba schien irgendwie geschockt darüber zu sein. Als wüsste er nicht ganz was Jounouchi da von sich geben würde. „Du wusstest das nicht? Was hat Mokuba dir bitte erzählt?“ „Nicht, dass ich drei Monate im Koma lag. Er hat es so ausgeschmückt, dass ich angeblich die meiste Zeit verschwunden war und erst vor ein paar Tagen gefunden wurde.“ „ Und das hast du geglaubt?“ „Natürlich! Warum sollte ich meinem Bruder nicht glauben?“ Jou zuckte mit den Schultern. „Erzähl weiter“, forderte Kaiba ihn.
 

„Danach...naja. Was hätte es gebracht, bei dir aufzutauchen? Ich hatte Ito auf die Welt gebracht, war nicht mal ein Jahr aus der Schule raus. Und seien wir mal ehrlich: Hättest du mir geglaubt das du der Vater wärst?“ „Ich hab dir doch auch jetzt geglaubt. Warum also sollte ich es damals nicht tun?“ „Kaiba, ernsthaft. Wir haben uns damals gefetzt. Es wundert mich eigentlich immer noch, dass wir uns nicht ernsthaft geprügelt haben. Und ich gehe auch davon aus, dass du mir jetzt auch nicht zu Hundert Prozent glaubst, nicht war?“, Jou grinste leicht, als er bemerkte, dass er Kaiba ertappt hatte. „Sag bloß, du willst ‘nen DNA Test machen?“ „Hättest du was dagegen?“ „Nicht wirklich.“ Sie verfielen wieder in Schweigen. „Was ist morgen eigentlich so besonders?“, fragte Kaiba plötzlich und Jou rutschte auf seinem Platz hin und her. Er murmelte was unverständliches. „Was?“ „Morgen ist ihr Geburtstag!“ Kaibas Augen weiteten sich und er sah Jounouchi geschockt und auch gleichzeitig verärgert an. „Und das sagst du mir weshalb nicht?! Ich dachte wir hätten uns darauf geeinigt, dass ich sie als Tochter kennenlernen will? Verdammt, du bist wirklich nutzlos Bonkotsu!“, Kaiba knurrte das letzte Wort und schoss wütende Blicke in Jounouchis Richtung. „Darauf geeinigt?! Wir haben uns noch auf gar nichts geeinigt! Wir haben gerade mal angefangen zu reden, um uns einigen zu können! Und wenn du wieder damit anfängst Beleidigungen um dich zu werfen, kannst du es gleich vergessen!“, Jou zischte ihn an. Beide versuchten sich mit den Blicken zu töten und keiner war gewillt als erstes wegzuschauen. Erst ein Klopfen an der Tür brachte beide dazu, verwirrt dahin zu schauen. „Kaiba-sama, wir wären beim Appartement von Jounouchi-sama angekommen“, ertönte dumpf eine männliche Stimme. Kaiba nickte. „Danke“, antwortete er durch die noch immer geschlossene Tür.
 

„Ich gehe davon aus, dass du für morgen schon Pläne hast?“, Jounouchi nickte. „Gibt es eine Möglichkeit, dass ich mitkommen kann?“, Jou zog seine Augenbrauen hoch. Damit hatte er zwar gerechnet, aber nicht das er fragt. Er hätte eher gedacht, dass es eine Aussage oder ein Befehl werden würde, der ihm keine Wahl lassen würde. „Natürlich. Wir wollten morgen um 11 Uhr ins Kaibaland fahren.“ „Ich werde euch dann abholen lassen“, da war ja die Aussage. „Nein, wir werden mit dem Shuttle hinfahren. Glaub mir, nichts lässt sich mit einem kleinen Kind einfacher lösen, als wenn es alles, was es haben will, selber tragen müsste. Dadurch wird die Auswahl, was Ito wirklich haben will geringer. Außerdem weiß ich eh nicht, wie das alles bei uns in die Wohnung passt. Ich denke immer noch, dass wir irgendwo einen versteckten Raum, ein schwarzes Loch oder eine verzauberte Tasche haben müssen, um all das ganze Spielzeug zu verstauen.“ „Ich verstehe. Dann werden wir uns wohl morgen um 11 Uhr am Eingang vom Kaibaland wiedersehen“, Kaiba nickte und wünschte Jou noch einen angenehmen Tag.
 

Erst als die Limousine weg, wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, dass sie die gesamte Unterhalten über unterwegs gewesen sein mussten. Denn immerhin haben sie eine gute bis zwei Stunden geredet. Und man braucht alleine zu Fuß vom Kindergarten bis zu seiner Wohnung nur 20 Minuten. Mit dem Auto also noch weniger. Er würde wohl morgen fragen müssen, was das für ein Fahrzeug ist, dass so leise und sanft durch die Straßen Dominos fahren kann. Mal wieder seinen Kopf am schütteln kramte er seinen Schlüssel heraus und betrat die Wohnung. Shizuka würde in gut einer Stunde nach Hause kommen und er würde wetten dass Otogi und Ito fast zu gleichen Zeit vor der Tür stehen würden. Er hatte also nicht mehr viel Zeit, um ein Essen für drei Erwachsene sowie ein Kleinkind vorzubereiten.

Kapitel 2

„Oba-chan? Was macht Ka-san da?“, Ito stand in der Tür zu Jounouchis Zimmer und zeigte auf ihren Vater. Verwirrt über die Frage eilte Shizuka zu ihr und zog beide Augenbrauen nach oben. „Ito-chan, wenn ich wüsste, was mein lieber Ni-chan da macht, werde ich es dir sagen. Nicht war, Ni-chan?“ Jou schaute beide an, widmete sich aber sogleich wieder seinem Schrank zu. „Es würde schneller gehen, wenn du mir helfen würdest Shi-chan. Dann wäre ich fertig und wir könnten los“, er schaute einmal schnell auf seine Uhr und zog zischend die Luft ein. Er hatte nur noch 5 Minuten, dann würden sie den Bus gerade rechtzeitig erreichen. „Ich wusste gar nicht, dass du dich für ein Date bereit machst. Ich dachte du wolltest einen Kindergeburtstag feiern“, Shizuka lachte leise. „Wa-? Natürlich ist das kein Date! Aber du kannst dir genau vorstellen, was Kaiba sagen wird. Und darauf habe ich gerade heute keine Lust“, Jou zog einen roten Wollpullover heraus, verwarf den Gedanken aber direkt wieder. Man würde den Nacken sehen. „Wie wäre es mit dem Weinroten Rollkragenpullover und der Jeans hier? Da der Pullover nicht ganz so dick ist, könntest du sogar deine dickere Jeansjacke anziehen“, schlug Shizuka vor. Jou überlegte. Sein Blick ging wieder zur Uhr. Noch genau 2 Minuten. „Überredet!“, Jou zog sich um, rannte einmal schnell ins Bad um seine Haare wieder zu zähmen. „Los geht‘s Hime-chan!“, rief er und Ito sprintet zur Tür. Sie hatte heute eine schwarze Leggings, einen schwarzen langärmligen dünnen Pullover und darüber ein blaues Jeanskleid an. Dazu würden noch ihre pinken Winterschuhe und ihre Winterjacke kommen. „Bis später Oba-chan!“ Und dann waren sie auch schon unterwegs.
 

Den Bus hatten sie gerade noch so erreichen können und kamen pünktlich an der Bushaltestelle von Kaibaland an. Ito hüpfte aufgeregt bis zum Eingang und drehte sich um. Jou war ein paar Schritte hinter ihr und lächelte. Er hatte sich genauso wie sie auf den Tag gefreut. Auch wenn die Freude etwas geringer ausfallen würde, da ein gewisser CEO anwesend sein würde. Aber er würde es schon irgendwie überlegen. „Ka-san jetzt komm schon“, Ito war zwischenzeitlich zurückgelaufen und hatte sich seine rechte Hand geschnappt. Daran ziehend ging sie auf den Eingang zu. „Ist ja schon gut Hime-chan. Wir müssen uns aber leider noch etwas gedulden. Wir brauchen erst noch unsere Eintrittskarten.“ Ito verschränkte daraufhin ihre Arme vor der Brust und drehte sich schmollend von dem Blonden weg. „Ihr benötigt keine Eintrittskarten“, ertönte eine Stimme, die Jou nur zu gut kannte. Itos Gesicht verwandelte sich in ein riesiges Grinsen und ihre Augen funkelten. „Wirklich?“ „Wirklich.“ Ito schien, obwohl sie strahlte, immer noch skeptisch zu sein. „Wirklich, wirklich?“ Kaiba Seto lachte und Jounouchi Katsuya musste zugeben, dass solch ein Lachen dem Brünetten stand. Sehr. „Ja, wirklich wirklich. Also kommt“, damit drehte er sich um und marschierte auf einen weniger prominenten Eingang zu. Ito raste hinterher und Jounouchi blieb nichts anderes übrig als zu folgen. Wer weiß was Kaiba sonst noch so anstellen würde. „Kaiba, ich danke dir dafür. Auch wenn es nicht wirklich notwendig war. Trotzdem danke“, der Blonde hatte endlich zu ihnen aufgeholt und war leicht außer Atem. Kaiba hatte wahnsinnig lange Beine und Jou benötigte fast 2 Schritte um mit ihm mitzuhalten. „Du kannst ja gerne zahlen, wenn es dich so stört“, Kaiba verzog keine Miene als er das sagte. „Was zu-? Kaiba bitte. Das hier soll ein friedlicher und spaßiger Tag werden. Könntest du bitte einmal aufhören, so ein schlechtgelaunter Mensch zu sein?“ Bevor Kaiba etwas erwidern konnte, stand das kleine blonde Mädchen vor ihnen. „Ka-san“, sie zog am Hosenbein von Jou und zeigte auf ein zweistöckiges Duell Monsters Karussell. „Was ist Ito?“, Jou wusste was los war, aber er wollte das Ito es ihm sagte. „Ich will mit dem Karussell fahren“, sagte sie nach einigem zögern. Ihr war irgendwie nicht ganz wohl bei der Sache, dass der Brünette dabei war. Immerhin war es doch ihr Geburtstag und der Blonde hatte ihr versprochen, dass es ein Eltern-Kind-Tag sein würde. Warum war also der Mann, der ihnen die Eintrittskarten geschenkt hatte noch dabei?
 

„Gut, dann wollen wir uns mal anstellen, nicht?“, Ito nickte und lief zu der wartenden Schlange hin. Kurz davor blieb sie allerdings stehen und blickte zurück. Dann lief sie wieder zu den beiden Männern zurück und ging neben ihrem Vater her. Jou lachte wieder. Ito hatte die Angewohnheit, wie er damals, einfach drauf los zu stürmen. Und er fand es einfach zu putzig, wie sie dann doch wieder zurückkam. Da das Karussell recht groß war, mussten sie nicht lange warten und konnten ihre Fahrt antreten. Ito saß auf einem schwarzen Rotaugendrache und strahlte wieder. Vergessen war die Tatsache, dass ein ihr fremder Mann dabei war. Jou saß neben ihr auf einem Blauäugigen weißen Drachen, damit er sie im schlimmsten Fall fangen konnte, sollte sie sich nicht halten können. Kaiba saß in einer Kutsche, die von zwei Trojanischen Pferden gezogen werden sollte. Überall waren verschiedene Duell Monster zu sehen, meist welche die etwas tierisches hatten. Aber nicht nur. Über ihnen ‘schwebten‘ auch andere Duell Monster wie zum Beispiel das schwarze Magiermädchen oder die Mystische Elfe. Das Gerüst des Karussells stellte eine idyllische Wald- und Wiesenlandschaft da. Und durch holografische Effekte tauchte auch ab und zu über den Boden ein paar Sündenböcke auf. „Kuriboh!“, Ito zeigte auf einen kleinen Fellknäuel der plötzlich aufgetaucht war. „Stimmt. Weißt du noch woher du den kleinen Kerl kennst?“ „Yuugi hat Kuriboh! Und du hast mir davon erzählt“, überlegte sie laut. Der Blonde nickte zustimmend. Kaiba staunte nicht schlecht. Es schien, so musste er bisher feststellen, dass Jounouchi Katsuya ein Händchen für Kinder und Kindererziehung hatte. Auch wenn er es offen niemals zugeben würde.
 

Die Runde endete und Ito rutschte vorsichtig von ihrem Drachen herunter. Dabei musste sie ein paar Zentimeter nach unten fallen, da sie noch zu klein war, um den Boden so erreichen zu können. Sobald ihre Füße den Boden erreicht hatten, rannte sie zum Ausgang, die Treppenstufen nahm sie ganz vorsichtig, und wartete hinter der Absperrung. „Jetzt komm schon Ka-san. Ich will weiter“, quengelte sie und drehte sich demonstrativ um. Nur um dann quietschend aufzuspringen. „Luftballon!“, sie zeigte auf eine Person, die als schwarzes Magiermädchen verkleidet war und Luftballons in Form von, wer hätte es anders erwartet, Duell Monster verkaufte. „Drache!“, quietschte sie noch eine Oktave höher. Jou konnte nur den Kopf schütteln. Seine Leidenschaft auf Duell Monster hatte er komplett an seine Tochter weitergetragen und obwohl er selber nach seinem Schulabschluss an keinen Turnieren mehr teilgenommen hatte, war es trotzdem noch weiterhin ein großer Bestandteil seines Lebens. Sie gingen zu dritt auf die Verkäuferin zu und als diese sie bemerkte, verbeugte sie sich schnell. „Kaiba-sama! Was kann ich für Sie tun?“, sie verbeugte sich noch einmal. „Wir hätten gerne einen Ballon“, erklärte er und fragte sich innerlich, für was sie sonst herkommen sollten. „Schwarzer Drache!“, Ito zeigte auf den einzigen schwarzen Rotaugendrache und quietschte ein drittes Mal, als die Verkäuferin ihr den Ballon gab. Schnell zog Jou seinen Geldbeutel heraus, ein kurzer Blick auf die Preisliste und er hatte das Geld der Verkäuferin in die Hand gedrückt. Dann beugte er sich runter zu seiner Tochter, nahm die Schnur des Ballons und band es ihr um. Er wollte nicht riskieren, dass sie ihn verlor und dadurch den ganzen Tag traurig wäre.
 

Sie verbrachten mehrere Stunden damit alles auszuprobieren, was Ito gerne fahren wollte und Jou musste sich eingestehen, dass Kaiba gar kein so schlechter Zeitgenosse war. Sie redeten zwar nicht viel, aber es war eine angenehme Stille zwischen den beiden. Gerade standen sie vor einem Kettenkarussell für Kleinkinder und schauten Ito zu wie sie in ihrem Blauäugigen weißen Drachen durch die Luft flog. Der Luftballon, weiterhin an ihrem Handgelenk gebunden, flog etwas über ihrem Kopf hinterher. Erst jetzt genehmigte Jou sich einen genaueren Blick auf Kaiba. Dieser trug eine schwarze enge Hose, schwarze Lederschuhe sowie ein weißes langärmeliges T-Shirt. Offen darüber war ein grauer Mantel und ein passender grauer Schal lag locker um seine Schultern. Alles schien maßgeschneidert zu sein. Kein unnötiges Stück Stoff war zu erkennen. Der Blonde musste sich eingestehen, dass Kaiba vom Körper her verdammt gut aussah. Wäre da nicht sein Charakter. „Ka-san!“, Itos Stimme ertönte von weiter oben und winkte den beiden jungen Männern zu. Jou winkte zurück und lehnte sich auf die Metallabsperrung. „Sie ist wirklich lebendig“, hörte er Kaiba neben sich sagen. „Was hast du denn erwartet?“, schmunzelte Jou. Er bekam keine Antwort. Die Fahrt ging zu Ende und Ito wurde von Jou aus dem Drachen herausgehoben.

„So, was machen wir jetzt?“ „Essen gehen!“, rief das Mädchen. „Es gibt hier ganz in der Nähe ein Familienrestaurant. Wenn ihr wollt können wir dorthin gehen“, schlug Kaiba vor und bekam von den beiden Blonden ein Nicken als Antwort. Die beiden folgten dem Brünetten und standen kurze Zeit später vor einem Restaurant. Der Eingang bestand aus einer einfach Holztür mit goldenen Griffen. Die Wand waren lila und gelb gestreift. Der Grundbau bestand aus zwei verschiedenen Formen, einem Kreis und einem Rechteck. Die Tür war im Kreis eingelassen worden. Der runde Teil des Hauses endete in einem Turm circa 30 Meter weiter oben und hatte ein Spitzdach an dem ein Teleskop angebracht war. Außerdem befand sich auf der spitze eine seltsame Anbringung, die Jou nichts zuordnen konnte. Der rechteckige Teil erstreckte sich circa 20 Meter in die Länge und ungefähr 20 Meter in die Höhe. Das Dach dieser Haushälfte war in zwei Dachteile aufgeteilt worden. Außen konnte man eine Kuppel sehen, in die mehrere runde Fenster eingelassen wurden. Außerdem befanden sich zwei Säulen mit jeweils einer Kugel darauf auf der Kuppel. Zwischen der Kuppel und dem Spitzdach war ein Runddach zu sehen. Spitz- und Runddach waren mit lila Dachziegeln versehen.
 

„Wow“, staunten Ito und Jou mit großen Augen. „Es soll in einer abgewandelten Form die Feldzauberkarte Streichbuben-Zuhause darstellen“, erklärte der Brünette und setzte sich wieder in Bewegung. Die Inneneinrichtung bestand aus mehreren Holztischen und Holzstühlen, auf denen Ledersitzflächen vorhanden waren. In der Mitte des Turmes befand sich eine Wendeltreppe, die auf verschiedene Ebenen zutritt gewährte. Die gesamte rechte Seite bestand aus einer Bestelltheke und dahinter konnte man einige Utensilien sowie Arbeitsflächen der Küche sehen. Mittig auf der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Doppelglastür, die sich durch Bewegungssensoren öffnen lies. Ein kurzer Blick durch die Tür und Jou konnte eine Terrasse mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen sowie einem Spielplatz für Kinder sehen. Ito hatte anscheinend auch den Spielplatz gesehen und schaute ihren Vater mit einem gekonnten Welpenblick an. „Ito, du weißt das du sagen sollst, was du willst. Du kannst dich immerhin sehr gut ausdrücken“, Jou wusste nur zu genau was seine Tochter ihm sagen wollte. „Können wir bitte draußen sitzen, Oka-san? Ich möchte gerne draußen spielen“, fragte Ito und Kaiba zog überrascht eine Augenbraue nach oben. Er hatte nicht erwartet, dass das kleine Mädchen so höflich fragen würde. Geschweige denn in einem vollständigen Satz. Die bisherigen Konversationen, die der Brünette mitbekommen hatte, waren nicht von solch einem Ausmaß gewesen und er hatte sich schon gefragt, ob sie nur seine Augen geerbt hatte. Aber anscheinend hatte er sie komplett falsch eingeschätzt und sie hatte mehr von ihm geerbt, als auf den ersten Blick zu sehen war. „Setzt euch nach draußen. Ich werde was zu essen holen“, damit lies der Brünette die beiden Blonden stehen und setzte sich in Bewegung. Ito schielte kurz zu ihrem Vater, dann lief sie schon los und suchte den besten Platz aus: Nah am Spielplatz, aber nicht zu nah und trotzdem nicht zu weit entfernt, um schnell wieder was essen zu können. Als sie den, für sich, besten Platz gefunden hatte, wartete sie brav auf den Blonden. Erst als dieser saß, fing sie an unruhig zu werden.
 

„Alles in Ordnung, Hime-chan?“
 

„Ja, Ka-san.“
 

„Du weißt, dass du mir alles sagen kannst“, Jou lächelte ihr aufmunternd zu.
 

„Warum ist er dabei?“, Ito fragte den Blonden. Sie war schon immer etwas klüger als alle anderen gewesen, versteckte dies aber immer geschickt. Nur wenn es ihr nicht gut ging oder sie etwas sehr beschäftigte zeigte sie, dass sie intelligenter war, als sie nach außen zeigte. Jou hatte schon ein paar Tests machen lassen und musste feststellen, dass seine kleine Prinzessin die Intelligenz von Kaiba Seto geerbt hatte.
 

„Er wollte gerne dabei sein. Ist es denn so schlimm das er da ist?“, Ito schüttelte den Kopf. Auch wenn er wusste, dass Ito verstehen würde, wenn er ihr erklären würde, das Kaiba Seto ihr biologischer Vater wäre, wollte er es ihr noch nicht sagen. Es fühlte sich nie richtig an und er wollte, dass sie solange Kind sein sollte, wie sie es wollte. Und sie nicht mit Informationen füttern, die sie zu sehr vom kindsein abhalten würde. „Na los. Du wartest doch nur schon darauf, den Spielplatz auszuprobieren“, Jou zeigte auf eine Schaukel in der Nähe und Ito strahlte wieder. Sie sprang vom Stuhl und rannte los, wieder ganz das Kind, das sie war.
 

„Sie ist schlauer, als sie einem zeigt“, hörte er die tiefe Stimme des CEOs. Jou zuckte nur mit den Schulter und beobachtete das blonde Mädchen eine Weile. Er merkte wie das Tablett auf den Tisch gestellt wurde und Kaiba neben ihm Platz nahm. „Sie kommt in dem Sinne komplett nach dir“, Jou biss geistesabwesend in eine Pommes. Er wollte eigentlich immer vergessen, was damals passiert war. Auch wenn er sich zur einen Hälfte damit abgefunden hatte und es akzeptierte, so hatte er am Anfang gehofft, er konnte einfach akzeptieren, dass sie seine Tochter war und es keinen anderen Erzeuger gab. Doch nachdem sie viel früher angefangen hatte zu laufen und zu sprechen und mit Anfang drei schon sehr gut einige Wörter schreiben konnte – mehr als die meisten anderen in ihrem Alter – musste er ständig – und nicht wie davor ab und an – an den CEO denken. Plötzlich stand Ito neben ihnen, lachend und komplett außer Atem, schnappte sich eine Handvoll Pommes und rannte wieder zurück. Sie setzte sich neben ein anderes Mädchen und bot ihr ein paar ihrer Pommes an. „Hast du ihr nicht beigebracht, wie man ordnungsgemäß isst?“
 

„Kaiba, das machen Kinder ständig. Sie essen mehr bei Bewegung als das sie ruhig sitzen würden. Und teilen ist keine schlechte Eigenschaft. Es zeugt davon, dass sie ihre Umgebung wahr nimmt und ein großes Herz hat. Und natürlich weiß sie, dass sie das nur bei Kinder machen soll und auch dann nur, wenn es ihr nicht zu Unheimlich wird. Aber ich kann sie nicht rund um die Uhr beaufsichtigen und ihr sagen, was sie machen darf und was nicht. Sie muss eigenständig lernen, wann was angebracht ist und wann nicht“, Kaibas Blick zeigte deutlich Missbilligung. „Natürlich passe ich trotzdem auf. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich ein solch schlechter und unverantwortlicher Vater bin, oder?“, Jou knurrte leicht. Kaiba konnte ihm unmöglich unterstellen, dass er verantwortungslos sei, oder?

„Natürlich nicht, Jounouchi“, war alles was Kaiba sagte, bevor er sich seinem Essen widmete. Jou nickte nur und tat es ihm gleich. Er schnappte sich einen der beiden großen Burger und fing an zu essen. „Die sind gut“, platzte es aus ihm heraus, als er den ersten Bissen runter geschluckt hatte. Kaiba grinste nur, was eindeutig sagte Was glaubst du denn? „Gott Kaiba, selbst deine Blicke hat sie von dir geerbt, ohne das sie diese vorher gesehen hatte“, Jou stöhnte leicht. Er merkte erst jetzt, wie sehr Ito dem Brünetten glich. Sie hatte zwar die spielerische und leichtsinnige Seite von ihm selbst geerbt, aber die überlegene und schon viel zu erwachsene Seite, die sie an den Tag legen konnte, kam eindeutig von dem brünetten CEO. Und dann erst diese Blicke. Blicke die eindeutig mehr aussagen konnten, als ganze Sätze.
 

„Etwas muss sie ja von mir haben“, Kaiba aß ruhig weiter, doch Jou konnte ein leichtes schmunzeln im Gesicht von ihm erkennen. Die nächsten Minuten verbrachten beide schweigend, Ito kam immer wieder zum Tisch und aß immer wieder etwas. Die längste Zeit, die sie am Tisch verbrachte, verschlang sie ihren Kinderburger. Kaiba wusste das Kinder viel aßen, da diese noch wuchsen, aber Ito aß in seinen Augen mehr als normal üblich war. Er beobachtete sie schweigend und zog überrascht seine Augenbrauen hoch, als Ito ein weiteres Mal an den Tisch gerannt kam und ins Leere griff. Verwirrt blickten blaue Augen auf das Tablett, welches komplett Leer war, nur um dann verwirrt zwischen den beiden Männern hin und her zu schauen. Langsam setzte die Erkenntnis ein und die Hand, die bis dato über dem Tablett verharrte, zog sich langsam zurück. Den Kopf gesenkt setzte sie sich brav an den Tisch und wollte wenigstens was trinken. Aber auch da wurde sie enttäuscht. Ihr Becher war auch schon leer. Jou bemerkte den traurigen Blick und lächelte leicht. „Nicht traurig sein“, er zwinkerte ihr zu und kramte nach ein paar Münzen in seinem Geldbeutel. Diese legte er vor sie hin und deutete auf den Eiswagen, der vor kurzem aufgestellt wurde. Ito grinste wieder. „Ka-san, du musst schon reden!“, imitierte sie Jou, was nun Kaiba zum lachen brachte. „Du hast ja recht. Na los, du wolltest doch schon die ganze Zeit ein Eis haben“, auch Jou lachte leicht und gab Ito einen kleinen schubs. Diese nickte und sprang, wieder voller Kraft, vom Stuhl und sauste davon.
 

„Bevor du auch nur etwas sagst: Ja, den Hunger hat sie von mir“, gab Jou zu und kratzte sich verlegen an der Wange. „Sie muss noch wachsen.“
 

„Dann müsste sie dich von der Größe her überholen, so viel wie sie isst.“
 

„Wer weiß“, Kaiba stützte sein Kinn in seine rechte Hand und blickte zu Jou hinüber. Der Blonde spürte ein leichtes kribbeln in seiner Magengegend und anhand des Blickes, welcher Kaiba ihm zu warf, sprang der Blonde auf. „Schau bitte nach ihr“, war alles was der Brünette zu hören bekam, bevor der Blonde schon im inneren verschwand. Kaiba war sich nicht sicher, aber er hätte schwören können, dass die Pheromone von dem Blonden plötzlich zugenommen hatten. Doch Jou wäre sicherlich nicht so fahrlässig ins Freie zu gehen, wenn seine Heatphase ansetzen würde, oder?
 

Jou eilte in die Besuchertoilette und war erleichtert, dass es auch eine für Omegas gab. Räume die extra für Omegas konzipiert waren, ließen keine Pheromone nach draußen. Und er verströmte mittlerweile mehr, als er dürfte. Seine Heatphase sollte eigentlich erst in 2 Tagen anfangen und nicht heute. Gerade nicht heute. Er fluchte und kramte in seiner Jackentasche nach den Tabletten und fror mitten in der Bewegung ein. Er hatte die letzte Tasche – eine Innentasche – erreicht und konnte seine Medikamente nicht finden. Er fluchte noch mehr und stützte sich mit seinen Händen am Waschbeckenrand ab. Dann ließ er sich in die Hocke nieder und ließ den Kopf hängen. Mittlerweile hatten bereits die Hitzewallungen angefangen und seine Gedanken rasten. Rasten immer wieder zu dem Brünetten draußen bei seiner Tochter. Dem heißen Brünetten und innerlich stellte er sich vor, wie diese geschickten Hände seinen Körper entlang fuhren.

Jou hoffte, dass Kaiba die Veränderung nicht bemerkt hatte. Doch er bezweifelte es. Natürlich hatte er sie bemerkt, warum sollte der Brünette ihn sonst so angesehen haben? Jou dachte daran zurück und schluckte schwer. Kaiba schien sich zwar nicht sonderlich darüber bewusst gewesen zu sein, aber seine Augen hatten angefangen sich zu verdunkeln. Wie damals. Und er konnte deutlich erkennen wie die Lust sich in diesen blauen, klaren Augen langsam ausbreitete. Der Blonde schluckte wieder. Er musste nach Hause, sofort. Er schaffte es sich auf den Boden zusetzen und lehnte sich gegen die Tür. Sein Atem ging mittlerweile nur noch stoßweise und Jou wusste, dass sein Gesicht vollkommen rot war und seine Augen die volle Lust ausstrahlten, die sich in Kaibas Augen eben erst angefangen hatte auszubreiten. Außerdem wurde ihm die Enge in seiner Hose nur zu sehr bewusst und verfluchte sich für alles.
 

„Kaiba-sama?“, eine schüchterne junge Frau mit schwarzen Haaren trat vorsichtig vor ihren Arbeitgeber. Dieser wandte seinen Blick von dem blonden Mädchen ab, welches inzwischen ein mittelgroßes Plüschtier in Form eines Blauäugigen weißen Drachen in ihren Armen hielt, der schwarze Rotaugen Drache noch immer an ihrem Handgelenk. Er hatte dem Hundeblick einfach nicht widerstehen können, als sie zu ihm gelaufen kam und sagte, sie wolle den Drachen an dem Schießstand haben. Nachdem er ihr den Drachen geschossen hatte, waren sie wieder zurückgekommen und warteten. Nach 10 Minuten merkte Kaiba, dass Ito unruhig und auch leicht panisch wurde. Ihre Augen wurden größer und schimmerten leicht. Gerade als die erste Träne stumm ihr Gesicht hinunterlief, verfluchte Kaiba innerlich den Blonden. Und kurz darauf auch seine Angestellte, die anscheinend die Situation nicht verstand. Oder falsch verstand. So genau konnte er es gerade nicht sagen. „Was?“, zischte Kaiba und überlegte fieberhaft, wie er das kleine Mädchen aufmuntern konnte. „Es gibt ein Problem mit einem Omega. Der Notruf wurde aus der Kabine betätigt, aber er weigert sich die Tür aufzumachen“, die Schwarzhaarige schaute unsicher zu dem kleinen Mädchen. Seid wann hatte ihr Arbeitgeber ein kleines Mädchen? Und war es seine Tochter? Oder die von dem jungen Kaiba? Wobei, wäre einer ihrer Arbeitgeber Vater geworden, so wüssten doch alle Bescheid. Warum war also ein kleines Mädchen bei ihm und schien auch noch sichtlich unwohl zu sein? „Dann regelt das! Wie Sie sehen können, bin ich gerade anderweitig beschäftigt“, Kaiba streichelte leicht über den Rücken von Ito und zog sie etwas zu sich rüber. Diese zuckte leicht zusammen und blickte in ebenso blaue Augen wie ihre eigenen. Kaiba kannte diesen Blick. Sie hatte verstanden. Auf welcher Ebene genau konnte er nicht sagen, aber sie warf sich in seine Arme und krallte sich in seinen Mantel. Das Plüschtier zwischen den beiden eingeklemmt. Der Brünette spürte wie sie zitterte und drückte sie an sich. Er konnte sich noch gut daran erinnern, als Mokuba damals in dem selben Alter so zu ihm kam.
 

„Kaiba-sama, derjenige, der in der Kabine ist, hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt“, kam es ruhig von der Frau. Sie musste zugeben, dass dieses Bild sehr gut aussah. Sie wussten alle, dass Kaiba Seto sich um Kinder sorgte, aber ihn zu sehen, wie sehr er sich sorgte, lies ihr Herz höher schlagen. Kaiba drahte sich genervt zu ihr um und sein Blick sagte eindeutig, dass er nicht mit Belanglosigkeiten genervt werden wollte. Dann machte es bei ihm Klick und seine Augen weiteten sich. Jounouchi! „Bringen Sie mich sofort hin!“, befahl er. Während er aufstand hob er Ito in einer fliesenden Bewegung hoch und folgte seiner Angestellten. Er hatte den Blonden vollkommen vergessen und wusste, wer da in der Kabine den Notruf gedrückt hatte. „Sperrt sofort den Zugang und ruft Isono“, befahl er und setzte Ito vorsichtig auf den Boden ab. Diese schien die Anspannung gemerkt zu haben, denn es liefen keine Tränen mir an ihrem Gesicht hinunter. Zärtlich strich Kaiba ihr über die nassen Wangen und lächelte sie an. „Es kommt gleich jemand, mit dem du mitgehen musst. Du brauchst keine Angst haben, ich vertraue ihm mehr als sonst jemandem. Danach kümmere ich mich um Katsuya und bringe ihn dir zurück, einverstanden?“, er wusste, dass es in dieser Situation angebrachter war den Blonden bei seinem Vornamen zu nennen. Auch wenn sie diese Stufe nie erreicht hatten, so musste er Ito doch beruhigen. Und es schien zu klappen. Diese nickte und beide warteten ein paar Minuten bis Isono das Restaurant betrat. Mit kurzen, knappen Sätzen erklärte Kaiba die Situation und das Isono das Mädchen nach Hause fahren sollte. Er gab ihm außerdem die Nummer von Otogi durch, die von Jounouchis Schwester hatte er nicht. „Ruf ihn an und erkläre ihm alles. Er soll entweder die Schwester erreichen oder selbst zur Wohnung kommen“, damit wandte Kaiba sich der verschlossenen Tür zu. Er hörte wie die Tür zum Essbereich zufiel und lies die Luft, die er angehalten hatte, hinaus.
 

„Jounouchi?“, Kaiba fragte vorsichtig, bekam aber keine Antwort. Er klopfte vorsichtig gegen de Tür. „Mach die Tür auf, Inu“, es hörte sich wie ein Befehl an, aber die Stimme des CEO war sanft und besorgt. Was wenn er mitten in seiner Heatphase war? Wenn es wieder passieren würde? Kaiba nahm aus Sicherheitsgründen jeden Morgen Medikamente, dass er nicht zu sehr betroffen sein würde. Und es hatte auch bisher immer geklappt. Jegliche Pheromone die er war nahm, waren für ihn nur Gerüche. Gerüche im Hintergrund. So als wäre er in einem Restaurant. Aber er hatte die Pheromone von Jounouchi vorhin deutlich wahrgenommen. Viel zu sehr wahrgenommen. So als würden die Medikamente einfach nicht mehr wirken. Und das war völlig unmöglich. Es sei denn….! Kaibas Augen wurden größer. Er wusste was das aussetzen der Medikamente verursachen konnte. Er hatte sich die sämtliche Nebenwirkungen und Möglichkeiten durchgelesen, die einen Ausfall auslösen konnte. Nebenwirkungen konnte er nach der langen Einnahme ausschließen, sonst wäre er schon längst auf andere Medikamente umgestiegen. Und er erinnerte sich nicht daran, dass er jemals etwas zum Ausfall getan hatte. Gerade daran würde er sich erinnern, denn dann wäre die Situation eine vollkommen andere. „Katsuya, mach die Tür auf. Deine Tochter macht sich sorgen“, versuchte Kaiba es erneut und hörte endlich ein leises klicken. Als die Tür sich einen Spalt öffnete, verschlug es ihm den Atem. Die Pheromone waren alles andere als dezent und er musste seine plötzlich trockenen Lippen befeuchten. Es war wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er war von der Wucht überwältigt und war gleichzeitig dem Geruch verfallen, wie ein Drogensüchtiger nach seiner täglichen Dosis. Er wollte diesen Geruch schmecken, fühlen, spüren. Seine Gedanken setzten aus und grob schob er die Tür auf. Drückte Jounouchi gegen das Waschbecken.

Blaue, dunkle Augen trafen auf dunkle, bernsteinfarbene Augen. Beide konnten die Lust des jeweils anderen spüren. Doch Jou war noch soweit bei Sinnen, dass er zurückwich. „Kaiba, verschwinde“, brachte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Er konnte förmlich spüren, dass Kaiba mit jeder Sekunde mehr erregt wurde. Eine filigrane Hand vergriff sich in seinen blonden Haaren und krallten sich dort fest. Nur diese Bewegung und das leichte Ziehen brachte Jou zum stöhnen. Er biss sich auf die Lippen. Die Hitzewallungen erstreckten sich immer mehr in seinem Körper, seine Erektion wuchs noch weiter. Er wollte – brauchte – Kaiba. Ein weiteres Stöhnen entrang ihm. Er streckte sich geradezu der Hand entgegen und schloss die Augen. Er konnte – wollte – sich nicht wehren. Jou wusste ganz genau was vor sich ging, Kaiba nicht. Und Jou verfluchte sich und die gesamte Situation dafür.
 

„Kaiba, bitte. Du willst das nicht wirklich. Das sind die Pheromone“, Jou versuchte vorsichtig die Hand in seinen Haaren zu lösen. „Vergiss es!“, knurrte der Brünette und zog noch mal an den Haaren, diesmal etwas fester als vorher. In der Stimme des CEO lag deutliches Verlangen und der Brünette wusste selber nicht, wie ihm geschah. Er wusste nur, dass er Jounouchi Katsuya jetzt auf der Stelle wollte. Unter ihm oder vor ihm an die Wand gepresst. Seinen Namen stöhnend.
 

Ein Wimmer brach über Jous Lippen und er öffnete seine Augen. „Kai-“, bevor er den Namen vollständig ausgesprochen hatte, spürte er die Lippen des anderen auf seinen eigenen. Es war kein sanfter und fürsorglicher Kuss, er war fordernd und gierig. Verlangend. Kaiba hatte zwar nicht mit den sanften Lippen des Blonden gerechnet – das sie so sanft waren – aber es war ihm egal. Diese Lippen gehörten ihm allein und er würde den Geschmack aufsaugen und dem Blonden zeigen, dass er derjenige war, zu dem Jounouchi gehört. Dieser schloss wieder seine Augen, gab sich Kaiba ganz hin und stöhnte in den Kuss hinein. Die Chance nutzend und Kaibas Zunge fand den Weg in die Mundhöhle des anderen und erforschte diese, animierte den anderen in einen Zungenkampf, den der Blonde verlor. Die Hand in seinen Haaren lockerte sich und die andere fand ihren Weg auf seine Hüfte. Drückte leicht zu. Die Arme des Blonden lagen um den Nacken des Brünetten, klammerten sich sichtlich an ihn. Er fühlte sich, als würde er ertrinken und nur der CEO könnte ihn retten. Ihn halten.
 

So schnell wie dieser Kuss angefangen hatte, so schnell war er auch schon wieder vorbei. Blaue, geschockte Augen waren geweitet auf den Blonden gerichtet. Beide atmeten stoßweise. Lippen leicht geschwollen, Gesichter gerötet. Die Pheromone lagen noch immer schwer in der Luft und Jou hielt sich krampfhaft am Waschbecken fest. Er wusste, würde er loslassen, er würde fallen. Kaiba fuhr sich mit seiner rechten Hand durch die Haare, zerstörte die perfekt sitzende Frisur und fluchte leise. Er hatte die Pheromone unterschätzt. Oder seine Willenskraft überschätzt. Kaiba Seto wollte immer noch den Blonden unter sich haben. Doch er schob dieses Verlangen auf die Pheromene, die sich auf ihn auswirkten. Warum sollte er bitte schön den Blonden unter sich haben wollen? So tief war er nicht gesunken. Jedoch brachte ein kurzer Blick auf den Blonden den Brünetten dazu, den Gedanken zu verdrängen. Er wusste wie sich Pheromone – besonders in der Heatphase – auf Alphas auswirkten. Und so hatte er es noch nirgends gelesen. Außer es war mehr dahinter. Kaiba schüttelte den Kopf. Als ob er an den Schwachsinn mit den vorherbestimmten Mates glaube würde. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn dem Blonden um. „Du willst uns beide wohl echt umbringen“, war das erste was Jou von ihm hörte. Ein weiterer kurzer Blick auf den Blonden und der Brünette wandte sich schnell ab. „Sorry“, murmelte der Blonde und senkte beschämt seinen Kopf.
 

Kaiba seufzte und drehte sich wieder um. „Ich entschuldige mich für alles was bisher passiert ist und noch passieren wird“, Jou blickte verwirrt auf, nur um zischend Luft zu holen und sich zusammen zu krümmen. Er hatte die Faust des Größeren nicht kommen sehen und konnte nur spüren wie sie sich in seinen Magen mit einer solchen Wucht grub, die er nicht mal von seinem Vater kannte. Bevor er auf dem Boden aufschlug, spürte er wie er aufgefangen wurde. Langsam verdunkelte sich sein Blickfeld. Er konnte hören wie Kaiba tief einatmete. Er driftete in die Bewusstlosigkeit, hörte aber ein letztes Wort von Kaiba: „Shit.“

Kapitel 3

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 4

Er erwachte am nächsten Tag, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. In der vorherigen Nacht, wurde er vier Mal aus dem Schlaf gerissen. Immer wieder mit einer neuen Erektion und seine feuchten Träume in Erinnerung. Er hatte immer noch das Hemd von Kaiba an, doch mittlerweile war sein eigener Geruch im Vordergrund. Er schaffte es das Hemd auszuziehen, nur um festzustellen, dass er wieder einmal eine Erektion hatte. Sollte das Medikament nicht langsam wirken? Jou horchte in sich hinein. Er konnte leichte Wellen von Hitze spüren sowie ein leichtes Zittern, welches durch einen gesamten Körper ging. Er wusste irgendetwas stimmte nicht. Und er wusste, dass es genau das war, was ihn selbst so verwirrte. Er zog sich ein neues Hemd an und verließ das Schlafzimmer unsicher. Die Medikamente lagen noch wie am Tag zuvor auf der Theke, nur hatte sich seine Jacke dazugesellt. Er tastete sie ab und fand sein Handy darin. Schnell nahm er eine weitere Tablette und widmete sich dann seinem Handy zu. Er hatte eine Nachricht von Honda sowie von Shizuka empfangen. Honda fragte nur nach, ob das Treffen am Freitag noch immer feststand. Shizuka fragte, wo er wäre und warum niemand zu Hause sei. Außerdem informierte sie ihn, dass sie sich mit ihrem Freund gestritten hatte und falls er diese Nachricht lesen würde, ob er ihr eine Packung Zitroneneis mitbringen könnte. Schnell beantwortete er beiden Nachrichten und suchte dann die Nummer seines Arztes heraus. Nach dem zweiten Klingen wurde der Anruf angenommen.
 

„Ayashi am Apparat“, war die Begrüßung.
 

„Ayashi-san! Hier ist Jounouchi Katsuya. Ich habe eine Frage bezüglich meines Medikamentes zur Beruhigung meiner Heatphase. Ich hab gestern Abend eine Tablette genommen und bisher wirkt sie nicht.“
 

„Sie wirkt nicht?“ „Nein. Ich habe deswegen eine weitere genommen. Ist das sehr ungewöhnlich?“, Jous Stimme fing an zu zittern. Zu der Erregung gesellte sich jetzt leichte Angst.
 

„Nun, da du die Tabletten mit dieser Wirkstoffmenge schon eine Zeitlang zu dir nimmst, kann es gut sein, dass dein Körper sich eine Immunität aufgebaut hat. Wie fühlst du dich?“
 

„Seltsam. Sie wissen ja, dass ich meine Heatphase mittlerweile recht gut im Griff habe, aber trotzdem kommen die Hitzewallungen ziemlich häufig. Ich...ich musste gestern fünf oder sechs Mal… Naja, Sie wissen schon“, Jou war es immer noch peinlich darüber zu reden, wie oft er sich selbst befriedigte während seiner Heatphase, „aber ich stehe auch etwas neben der Spur. Ich weiß nicht, ob Kaiba Ihnen alles erklärt hat, aber er hat meine Pheromone abgekommen und ist beinahe über mich hergefallen.“ Er bekam eine Zustimmung von seinem Arzt ausgesprochen.
 

„Naja, und nach dem er mich anscheinend in seine Wohnung gebracht hat, hatte er sich gerade so unter Kontrolle. Hat mich angebrüllt und mir gesagt, dass ich das Schlafzimmer verriegeln soll. Hab ich auch getan. Aber meine Emotionen sind über gegangen“, schloss er seine Erklärung.
 

„Das habe ich mir schon fest gedacht. Kaiba-san schien gestern wirklich nicht sehr gut darauf anzusprechen zu sein und auch seine gesamte Körpersprache machte deutlich, dass deine Pheromone ihm zu schaffen machten. Ich befürchte wirklich, dass die Medikamente ihre Wirkung nicht mehr gerecht werden. Und deine Emotionen und Handlungen sind eindeutig auf die Markierung zurückzuführen. Auch das ist nichts ungewöhnliches. Ich werde heute noch vorbei schauen. Am besten sollte Kaiba-san auch dabei sein“, bevor Jou noch was sagen oder besser gesagt abstreiten konnte, legte der Arzt auf. Jou fluchte nur. Wenn Kaiba das erfahren würde, würde er ihn umbringen. Oder sich selbst. Aber es könnte auch neue Möglichkeiten eröffnen. Sie könnten daran arbeiten, dass so etwas wie gestern nicht mehr passieren würde.
 

Er versuchte nicht an das Zusammentreffen mit Kaiba zu denken und entschied sich, eine angenehme Dusche zu gönnen. Außerdem konnte er sich da auch Erleichterung besorgen. Die hoffentlich länger anhalten würde. Wie sagte man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt!
 

~
 

Nach einer wohltuenden Dusche und 2 Orgasmen später, fand sich Jou wieder in dem begehbaren Kleiderschrank wieder und zog immer mal wieder skeptisch ein paar Hosen hervor. Er konnte schlecht halb nackt vor die beiden Herren treten. Wobei vor Ayashi-san wäre es nicht so schlimm. Immerhin hatte dieser ihn schon nackt gesehen und war auch bei der Geburt von Ito mit anwesend gewesen. Endlich fand er eine Hose die annähernd passte und auch von der Länge her nichts ausmachte. Der Nachteil an der Hose war, dass Jou eindeutig sagen konnte, dass diese Hose nicht Kaiba gehörte. Und da er nur auf diesen oder dessen Geruch ansprang, konnte er auch nicht sagen, ob es eine Hose von Mokuba war. Oder von jemand anderem. Bevor er sich weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, zog er sie an und ging ins Wohnzimmer. Er hatte vor dem Duschen sämtliche Fenster, die sich öffnen hatten lasse, geöffnet und nun war es schon ziemlich leicht in der Wohnung zu sein. Nur das Hemd konnte jeden Moment einen Rückfall hervorrufen. Er hoffte inständig, dass die beiden sehr schnell auftauchen würden. Dann könnte er sich danach nach Hause bewegen und dort seine restlichen Tage verbringen, bis die Heatphase endlich vorbei war. Und dann könnte er seine Tochter wieder in den Arm nehmen. Diese vermisste er am meisten und er hoffte das Kaiba sie gut behandelte. Und das Ito keine Angst hatte.
 

Er seufzte und spürte, dass es wohl besser wäre noch einmal ins Schlafzimmer zu gehen. Er wusste das Kaiba einen Schlüssel hatte, immerhin war es ja seine Wohnung. Und er wollte von dem Brünetten auch nicht überrascht werden, wenn er mit heruntergelassenen Hosen hier herumsitzen und sich einen runterholen würde. Er würde seine Gedanken so gut es ginge, unter Kontrolle behalten. Noch einmal an einen gewissen Mann zu denken, wäre fatal. Also begab er sich ins Schlafzimmer und begann – mal wieder – mit der Tätigkeit, die ihm sogar den Schlaf raubte. Aber Jou hatte natürlich dieses Mal kein Glück. Gerade nachdem er seinen ersten Orgasmus hinter sich hatte und natürlich immer noch erregt war, hörte er wie die Wohnungstür sich öffnete und nach einigen Sekunden wieder schloss.
 

„Ich hoffe es ist wichtig, dass Sie mich aus meinem Meeting herausgeholt haben“, das war eindeutig die Stimme des Brünetten.
 

„Kaiba-san, wäre es nicht wichtig, wären sie noch in ihrem Meeting“, und das war eindeutig die Stimme von Ayashi-san. ‘Verdammt‘, Jou zog sich schnell wieder an. Seid wann hatte er kein Glück mehr? Vielleicht war das auch die Rache, dass er keine Duelle mehr austrug. „Kaiba, Ayashi-san“, Jou trat aus dem Schlafzimmer. Sein Gesicht war sicherlich – nach dem Blick der beiden Männer definitiv – noch rot. Außerdem merkte er selber wie ein paar Schweißtropfen an seinem Gesicht hinunterrannen. „Was ist so wichtig, dass ich hier sein soll?“, fragte Kaiba und griff in seinen Mantel. Es war ein anderer, schwarzer Mantel. Dann setzte er einen Mundschutz auf, um so die Pheromone nicht intensiv abzubekommen. „Jounouchi-san musste leider feststellen, dass seine Medikamente nicht mehr wirken. Und von den Erzählungen die ich von euch beiden bekommen habe, ist das auch in Ihrem Fall so, nicht wahr Kaiba-san?“, der Arzt brachte das Thema direkt auf den Punkt. Kaiba nickte, zog aber skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Setzen wir uns doch. Kaiba-san, Sie könnten doch sicherlich etwas Tee auftreiben, oder?“, Ayashi lächelte leicht. Jou fand es faszinierend wie Ayashi mit dem CEO umging. Ayashi war ein gutaussehender Mann Mitte 30 mit langen schwarzen Haaren und einer Brille. Abgesehen das er so wie Jou ein Omega war, wusste der Blonde, dass der Schwarzhaarige glücklich mit seiner Frau verheiratet war und Zwillinge im Alter von 8 Jahren hatte.
 

„Ich besitze in dieser Residenz keinen Tee“, gab Kaiba zu und setzte sich in seinen Schreibtischstuhl. Die andern beiden setzten sich auf die Barhocker, da das Sofa mit dem Rücken zu Kaiba stand. „Na, dann müssen wir halt so auskommen“, lächelte der Arzt wieder. „Jounouchi-san, du solltest, bevor wir anfangen, es Kaiba-san zeigen“, aufmunternd blickte der Ältere den Jüngeren an. Dieser schluckte schwer, nickte aber. Mit zitternden Händen knöpfte er langsam das Hemd auf, stand auf und drehte sich zu Kaiba um. Das Hemd rutschte bis in seine Ellenbogen runter und zeigte dem Brünetten den Rücken von Jou. Kaiba blickte erst irritiert den Arzt und dann den Rücken von Jou an. Er konnte alte Narben erkennen, die quer über den gesamten Rücken zu laufen schienen. „Was soll ich jetzt damit sehen? Glauben Sie, nur weil er eine schwere Zeit hatte und ich diese Narben sehe, werde ich weich? Pah, wenn Sie Geld wollen, damit der Makeinu bessere Medizin bekommt, dann können Sie lange warten. Ich vergebe keine Almosen und bezweifle das er welche will“, die Stimme klang durch den Mundschutz gedämpfter. Er verschränkte die Arme und blickte wieder den Arzt an. „Schauen Sie höher“, war alles was der Arzt sagte. Kaiba, nun vollends verwirrt, blickte wieder den Rücken von dem Blonden an. Er konnte erkennen, dass der jüngere leicht zitterte, so als habe er vor irgendwas Angst. Dann verlief der Blick des Brünetten nach oben und blieb beim Nacken hängen. „Und was soll mir das jetzt zeigen? Das der Makeinu einen Mate hat? Schön. Was hat das mit mir zu tun? Wenn er herumhuren möchte, dann soll er das gefälligst mit jemand anderem machen“, Kaiba schüttelte innerlich den Kopf. Er konnte von Glück sagen, dass seine Selbstbeherrschung so gut war. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn er seinen Trieben nachgegeben hätte. Höchstwahrscheinlich wäre da mehr als nur ein wenig Geld über die Bühne gewandert. „Herumhuren?!“, Jou drehte sich erbost um, den Schmerz verdrängend blickte er in die blauen Augen des anderen. „Ich geb dir gleich herumhuren, Kaiba!“, Jou machte einen Schritt auf den größeren zu, wurde aber von einem räuspern seitens Ayashi aufgehalten. „Kaiba-san, was wissen sie alles über die Markierung von Omegas?“
 

„Was ich alles weiß? Omegas die markiert, also in den Nacken gebissen, werden, gehören einem Alpha. Diese beiden sind Mates“, Kaiba schien über die Frage mehr als verwirrt zu sein. Worauf wollte der Arzt hinaus? Ayashi nickte bestätigend, schien aber mit der Antworten nicht ganz zufrieden zu sein. Jou zog währenddessen das Hemd wieder hoch und knöpfte es zu. Auch er verstand nicht ganz, was sein Arzt damit bezwecken wollte. Besonders da er immer noch mitten in seiner Heatphase steckte und nur mit aller größter Mühe sich zusammenreißen konnte.
 

„Ich werde euch einiges erklären, auch wenn es für dich schwerfallen wird, Jounouchi-san“, Jou nickte. „Omegas und Alphas stehen durch die Pheromone in einer besonderen Beziehung. Diese Pheromone lösen Instinkte in Omegas sowie Alphas aus. Alphas wollen, sobald sie die Pheromone wahrnehmen, sich paaren. Deswegen gibt es so viele Übergriffe auf Omegas. Meist sind diese nicht mal böswilliger Natur, sondern einfach den Pheromonen zu schulden. Es ist aber trotzdem keine Entschuldigung. Dann, wie Sie schon richtig sagten Kaiba-san, gibt es für Alphas die Möglichkeit seinen Partner – Mate – zu markieren. Dies geschieht in den meisten Fällen mit einem Biss in den Nacken. Es gibt Ausnahmen, da wurde ein solcher Pakt geschlossen, obwohl die Bissstelle eine andere war. Alphas können aber mehr als nur einen Omega markieren. Auch das ist nicht selten, da viele Omegas im Eifer des Gefechts gebissen werden. Teilweise wird die Handlung des Bisses nicht mal wahrgenommen.“
 

„Alphas die einen ausgewählten Partner haben, können aber auch unabhängig in eine Art Heatphase geraten. Sie wird gerne auch mal ‘Rut-Phase‘ genannt“, Kaiba schnaubte verächtlich auf, ihm waren die einzelnen Bedeutungen bekannt, „Kaiba-san scheint die Bedeutung des Begriffes geläufig zu sein. Wie sieht es mit dir aus Jounouchi-kun?“ Verlegen schüttelte der Blonde den Kopf und setzte sich auf das Sofa. Der Hocker war zu unbequem und er musste sich mehr mit den Beinen auf dem Stuhl halten. Das wurde mit jeder Sekunde schwieriger und er brauchte einen Sitzplatz, bei dem er entspannen konnte. „Rut kommt aus dem Englischen und wird gerne im sexuellen sinne gesehen. Meist auf Frauen bezogen, die eine längere Dauer Sex hatten. Jedoch passt dieser Begriff auf die Alphas sehr gut, da sie genau das zu Tage fördern. Alphas die in die Rut-Phase kommen, hören erst dann mit ihren sexuellen Handlungen auf, wenn sie vollends befriedigt sind. In manchen Fällen kann das bis zu 3 Stunden dauern.“
 

Jou rutschte etwas auf dem Sofa hin und her und versuchte seine Gedanken von dem gerade eben Beschriebenen abzulenken. Es würde sicherlich nicht gut ankommen, wenn er jetzt wieder einmal einen Ständer bekommen würde. Frustriert drehte er sich zu dem Arzt um und zog sein rechts Bein angewinkelt auf das Sofa. Sollte er eine Erektion bekommen, so würde es nicht direkt auffallen. Hoffte er zumindest. „Omegas sind da komplett anders. Sie kommen jeden Monat einmal in die Heatphase und verstreuen Pheromone. Männliche Omegas können außerdem nur in dieser Zeit Schwanger werden, weibliche Omegas erhöhen die Möglichkeit einer Schwangerschaft in dieser Phase. Jedoch darf man bei den Omegas nicht nur auf das Körperliche achten. Gerade die mentale Verfassung ist bei den Omegas wichtig und muss beachtet werden. Omegas die gebissen wurden bauen eine starke Mentale Bindung zu dem Alpha auf. Eine ungewollte Markierung kann zu einer tiefen und schwerwiegenden Depression führen, sollte die Beziehung der Mates negativ ausfallen. Eine offizielle Trennung von dem Alpha hat schon manchen Omegas das Leben gekostet“, beide Zuhörer zogen erstaunt die Luft ein. Ein trauriges Lächeln legte sich auf das Gesicht des Arztes als er nickte. „Ja, einige kommen mit einer Trennung nicht klar. Man kann dieses Verhalten auch bei Rudeltieren erkenne. Sollte ein Rudeltier gewaltsam aus einem Rudel vertrieben werden, kommt es auch des öfteren vor, dass dieses Tier aus Kummer stirbt.“
 

„Ihr wisst doch bestimmt auch, dass der Alpha eines Rudels für Sicherheit sorgt. Und das was dieser Alpha beschließt, auch vom restlichen Rudel eingehalten wird? Auch das kann man auf Omegas beziehen. Ein markierter Omega hört immer auf das, was sein Alpha ihm sagt. Auch wenn er sich noch sträuben will. Es ist in seinen Instinkten verankert, dass der Alpha recht hat. Leider wird auch das nicht immer im positiven aufgefasst und so kommt es auch ab und an vor, dass sich Omegas auf Befehl hin umbringen oder Verbrechen begehen. Gerade Omegas die schon lange unter einem gewaltsamen Alpha leben, führen ohne zu zögern den Wunsch des Alphas aus.“ „Das bedeutet, als Kaiba mir sagte, ich solle die Tür verschließen, war das ein einfacher Instinkt den ich ausgeführt habe?“, Jou konnte es nicht glauben. Wenn das wirklich stimmen sollte, was hatte er noch alles getan, was auf seinen ‘Instinkt‘ zurückzuführen war?
 

Ayashi nickte. „Ja, das stimmt. Ich hoffe diese Frage ist dir nicht zu persönlich: Was hast du dir vorgestellt, wenn du eigenhändig sexuelle Handlungen an dir ausgeführt hast?“ Jou lief knall rot an. Aus den Augenwinkeln konnte er Kaiba sehen, wie dieser sich Anspannte. Verlegen kratzte der Blonde sich am Kopf. Er wusste nicht wie er die Frage beantworten sollte, ohne zu verdeutlichen, dass der Brünette der Kern seiner Fantasien war. „Ich verstehe. Auch das ist normal. Die Verbindung eines Omegas mit einem Alphas ist auch mit den Gedanken verknüpft. Werden sexuelle Handlung an einem selbst ausgeführt, so denkt der Omega automatisch an seinen Alpha. Ein Omega kann immer nur einen einzigen Alpha haben.“
 

Jou könnte schwören, dass sein Gesicht noch dunkler wurde. Kaiba musste einfach wissen, was oder besser wen er sich vorgestellt hatte, wenn er es sich selbst besorgte. Ein weiterer kurzer Blick des Blonden und er wusste, dass Kaiba es wusste. Die blauen Augen durchbohrten ihn förmlich „Jounouchi-san? Wie viele Partner hattest du nachdem du gemerkt hattest, dass du von Kaiba-san markiert wurdest?“ Jou richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Arzt. „Keinen. Jedes Mal wenn ich versucht habe mit jemanden zu flirten wurde mir übel“, erzählte der Blonde. „Auch das ist normal. Ein Schutzmechanismus kann man sagen. Es kann einen Schutz gegenüber Fremdgehen sein. Oder aber gegen sexuellen Übergriffen. Das schreckt das einige Alphas ab. Übelkeit bis hin zum Erbrechen kann einen Omega schützen. Muss es aber nicht. Leider“, wieder sah man das traurige Lächeln des Arztes. „Dann ist unsere gesamte Situation einfach nur deswegen so verworren, weil Jounouchi und ich Mates und dadurch Mental – wie auch immer das genau gehen soll – verbunden sind?“, man konnte den Unglauben in Kaibas Stimme deutlich hören. „Ganz genau. Deswegen würde ich euch um eine Sache bitten. Versucht mit einander auszukommen. Gerade für Jounouchi-san kann es schwierig werden, wenn er immer auf einen emotionalen Wechsel bei Ihnen rechnen muss und das kann sich dann auch auf die Erziehung von der gemeinsamen Tochter auswirken.“
 

Bevor Kaiba auch nur etwas erwidern konnte – er und emotional labil? - stand Jou ruckartig auf. „Ich denke das werden wir schaffen, nicht wahr Kaiba?“, Schweißperlen zierten die Stirn des Blonden. „Kaiba, Ito kann sicherlich die restliche Zeit noch bei dir bleiben, nicht wahr? Und Ayashi-san, Sie können mich sicherlich nach Hause fahren. Das wäre sehr nett von Ihnen. Ich werde nur schnell meine Sachen holen“, damit sprintete er in das Schlafzimmer, fischte seine Sachen zusammen und war schon bei der Wohnungstür angelangt. Ein kurzer Blick über die Schulter und er sah, wie der Arzt ihm folgte. Kaiba saß immer noch auf seinem Stuhl und hatte sich keinen Millimeter bewegt. Anscheinend war er in eine Art Starre versunken. „Ich möchte euch noch eine Sache nahelegen. Nur aus reiner Vorsichtsmaßnahme, so dass es zu keinem zukünftigen Streit kommen wird. Omegas können zu dem sogenannten ‘Nesting‘ neigen. In der Welt der Tiere bedeutet das, dass ein schwangeres Tier ein Zuhause für den Nachwuchs vorbereitet. Bei Omegas ist es ähnlich, nur dient es eher dem Schutz und dem Wohlgefallen. Kaiba-san seien Sie also bitte nicht verwirrt oder wütend, wenn Jounouchi-san irgendwann einmal Kleidung von Ihnen nimmt und sich daraus ein Nest baut“, damit folgte der Arzt dem Blonden und die beiden ließen Kaiba alleine zurück.

Kapitel 5

Die restlichen Wochen im Jahr verstrichen sehr schnell. Jounouchi hatte mit Kaiba und Mokuba ausgemacht, dass sie mehr an Itos leben beteiligt werden dürfen. Dies beinhaltete auch, dass beide berechtigt waren, das Mädchen von der Tagesstätte abholen zu dürfen. Ito freute sich, da sie, nach einem langen Gespräch mit dem Blonden, unbedingt wollte, dass sie mehr Zeit mit ihrem anderen Vater verbringen wollte.

„Auch wenn ihr euch nicht lieb habt, will ich euch beide lieb haben“, war alles was sie dazu gesagt hatte. Dadurch, dass Kaiba sich nun auch um Ito kümmerte, konnte Jou einiges nachholen, was er wegen der Erziehung nicht machen konnte. Er hatte es immer bereut, nicht zu studieren, wollte aber auch gleichzeitig nicht, dass Ito sich deshalb schuldig fühlte. Außerdem musste er ja trotzdem noch arbeiten gehen, weshalb er sich an einem Internetstudium versuchte. Zuerst dachte er an Kunst, da er gerne zeichnete, doch nach einem unfreiwilligen Wiedersehen mit seinem Vater, der mal wieder Geld zum saufen und verspielen haben wollte, entschied er sich anders. Er würde sein Studium auf Psychologie und Pädagogik fixieren, mit dem Schwerpunkt für Kinder und Jugendliche in schwierigen Verhältnissen. Wenn er es alleine schaffen konnte, aus der schlechten Umgebung zu entkommen, dann konnten das andere mit seiner Hilfe auf jeden Fall schaffen.
 

Ito unterdessen wurde von Kaiba unterrichtet. Und auch wenn sie sich sehr oft darüber beschwerte, machte sie weiter. Es hatte sie der Ehrgeiz gepackt und sie wollte nicht als Schwächling da stehen. Mokuba belächelte diese Situation und meinte nur, dass dieser Starrsinn ganz nach der Art des Blonden kam. Dieser fragte sich, wie Kaiba es schaffte, eine Firma zu führen und gleichzeitig eine vierjährige zu erziehen und sie zu unterrichten. Wenn er dann Mokuba zu Gesicht bekam, musste er sich über sich selbst den Kopf schütteln und sich daran erinnern, dass der CEO seinen kleinen Bruder ja auch erzogen hatte. Wobei er und seine Freunde wohl auch noch einen großen Einfluss hatten, sonst wäre Mokuba wohl wie sein Bruder geworden.
 

So schritt das Jahr dem Ende zu und bevor jeder es überhaupt wirklich registriert hatte, hatte das neue Jahr bereits begonnen. Zu dem Leidwesen des Brünetten CEO verabredeten sich alle, Weihnachten sowie Neujahr bei den Kaibabrüdern in der Villa zu feiern und so kam es, dass am ersten Tag des neuen Jahres die ‘Gang‘ zusammen saß und – teilweise – verkatert sich ein großes Frühstück genehmigte. Der Rest – abgesehen von Kaiba – der nicht verkatert war, sah aus als wären mehrere Lastwagen über sie hinweg gerollt. „Kaiba, wie schaffst du es immer ausgeschlafen auszusehen? Du hast immerhin mit uns allen gefeiert“, Honda griff schwerfällig nach seiner Tasse Kaffee und trank einen Schluck von dem heißen Gebräu.

„Übungssache“, war das einzige Wort, welche der Brünette dem andern Brünetten als Erklärung gab.

„Wo sind eigentlich Jou-kun und Ito-chan?“, fragte Anzu an Mokuba gewandt und griff nach der Schüssel Rührei.

„Die müssten noch oben in ihrem Zimmer sein“, Mokuba beobachtete das treiben der jungen Frau und zog verwirrt und leicht angeekelt die Stirn kraus. „Anzu-kun du willst das doch wohl nicht wirklich zusammen essen?“, der jüngste der Runde zeigte auf das Rührei und die drei Scheiben Toast, die mit Marmelade, Brotschokolade sowie einer Scheibe Wurst belegt waren. Auch die anderen blickten auf den Teller von Anzu und Ryuji würgte leicht bei dem Anblick. Er war einer der zu tief ins Glas geschaut hatte und dieser Anblick erinnerte ihn daran, dass sein Magen noch nicht ganz so fit war.
 

Bevor Anzu etwas darauf erwidern konnte, traten zwei gutgelaunte Blondschöpfe den Raum. „Und die Kanji hab ich alle alleine hinbekommen Papa!“, das Mädchen war sichtlich stolz darauf, schon die schwierigen Kanji schreiben zu können. Sie würde deswegen sogar schon neidisch und bewundernd von den anderen Kindern in der Tagesstätte angeschaut. Jou lachte daraufhin und streichelte ihren Kopf.

„Das ist echt toll. Du musst mir die dann nachher unbedingt zeigen.“

„Morgen Jou-kun“, kam es nicht ganz so munter von dem Tisch, an dem die anderen saßen. Die beiden Blonden begrüßten die Anwesenden ebenfalls und setzten sich zu ihnen.

„Wie könnt ihr bitte schön so gut gelaunt und fit sein?“, Honda wiederholte seine Frage und ließ seinen Kopf hängen.

„Übungssache“, grinste der Blonde. Mokuba verschluckte sich an seinem Kaffee und Ryuji grinste vor sich hin. Der Blonde wusste nicht, dass Kaiba die selbe Antwort erst vor wenigen Minuten selbst gesagt hatte.

„Übungssache. Wie kann man so was nur üben?“, jammerte Honda und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen. „Ihr zwei seid echt nicht mehr normal“, murmelte er zu dem Boden und schloss die Augen.
 

Jou grinste ihn bloß an und fing an sein Frühstück zu verschlingen.

„Sagt mal Ito-chan, warum nennst du Jou-kun eigentlich jetzt Papa und nicht mehr ‘Ka-san‘“, Anzu blickte neugierig zu dem blondem Mädchen.

„To-san sagt, nur Frauen können ‘Ka-san‘ sein. Aber Papa kann ich nicht To-san nennen, sonst weiß ja niemand, wer gemeint ist. Also ist Papa Papa und To-san To-san“, erklärte sie.

Gerade als Jou sich eine weitere Portion auf den Teller laden wollte, spürte er wie sein Handy vibrierte. Entschuldigend stand er auf und verließ es den Raum.

„Hier spricht Jounouchi“, meldete er sich. „Jounouchi-kun! Gott sei Dank erreiche ich wenigstens dich. Hör Mal, ich weiß, dass du heute deinen freien Tag hast, aber ich brauche dich dringend in der Bar“, meldete sich sein Chef.

„Hotake-san? Was ist los?“

„Shinobu-kun ist krank und Tai-kun und Sai-kun erreiche ich nicht. Du bist meine einzige Hoffnung. Außerdem brauche ich dich am 13. Da haben wir Tag der offenen Tür. Und am 20. brauche ich dich auch, da sollen wir die Bar auf einer Firmenfeier bereitsstellen. Oh und natürlich am 25. auch, da hat ne Gruppe unsere Location gemietet“, sein Chef rasselte die ganzen Daten hinunter und Jou versuchte sich gedanklich Notizen zu machen. Dann stutzte er.

„Moment. Sagtest du 25. Januar?“, der Blonde bekam ein ‘Ja‘ als antwort.

„Ich hab da den Urlaub schon letztes Jahr im November eingereicht! Du sagtest, dass es kein Problem gibt.“

„Eingereicht?“, man hörte es rascheln. „Tut mir Leid Jounouchi-kun. Ich finde leider keinen Antrag“, war nach kurzer Zeit zu hören. Dem Blonden fiel die Kinnlade nach unten. Da hatte er extra für seinen Geburtstag rechtzeitig frei genommen und nun sollte er arbeiten gehen!
 

„Was ist mit Rioshi oder Taku? Sind die beiden etwa auch nicht da?“

„Die beiden werden auch arbeiten, aber wir brauchen noch ein paar mehr. Deswegen hab ich dich auch eingeteilt“, der Blonde wollte seinen Ohren nicht glauben. Eingeteilt? Er hatte nicht mal das Recht auf Mitsprache? So gut die Arbeit auch bezahlt wurde, das hier war einfach nicht wahr. Und dennoch konnte er nicht einfach kündigen. Er brauchte das Geld für Ito und für sein Studium. Er seufzte ergebend.

„In Ordnung. Gib mir 20 Minuten, dann bin ich da“, damit legte er auf und ging wieder zu den anderen.

„Alles in Ordnung Alter?“, Honda merkte die veränderte Stimmung des Blonden sofort.

„Ich muss los“, war alles was er sagte. Er blickte zu seiner Tochter und bekam sogleich ein noch schlechteres Gewissen. Das Mädchen saß da und blickte ihn an, die Hände zu Fäusten geballt und in den Augen lag unglaube.

„Du hast gesagt, wir gehen zusammen zum Tempelbesuch“, flüsterte sie.

„Es tut mir Leid. Kaiba wird sicherlich mit dir dahingehen“, er ging vor ihr in die Hocke und wollte sie in eine Umarmung ziehen, doch das Mädchen rutschte vom Stuhl und lief zu Kaiba. Geknickt lies Jou den Kopf hängen und seufzte wieder.

„Kaiba, du regelst das schon, nicht wahr?“, der Brünette nickte und auch Jou nickte daraufhin.

„Dann sehen wir uns später“, damit verschwand der Blonde und.
 

~
 

Es war tiefste Nacht, als Jou endlich Schluss machen konnte. Der Tag war anstrengend gewesen, da nicht nur Shinobu und Tai nicht da waren, sondern auch Ray und Senju. Dadurch mussten er und seine beiden Kollegen Rioshi und Taku die Arbeit von den beiden übernehmen. Das bedeutete, dass er abgesehen von der Bar, an der er die Getränkte mixte und bereitstellte, auch Kellnern musste. Und das gleichzeitig. Leider war die Bar auch nicht gerade leer gewesen, sondern recht voll und je später es wurde, desto mehr Leute kamen. Nun stand er endlich an der kühlen Luft und fragte sich, ob er wohl noch zu Kaiba und Ito abholen konnte. Jedoch wurde er von seinen Gedanken unterbrochen, als das Licht von Scheinwerfern auf ihn fiel.
 

Geblendet hob er die Hand und versuchte ein wenig von dem Licht auszublenden.

„Wurde ja auch Zeit, dass du raus kommst“, hörte er eine ihm allzu bekannte Stimme.

„Kaiba? Was verschlägt dich zu dieser Zeit, in diese Gegend?“

„Die Gegend ist sicher, sonst würdest du hier nicht arbeiten. Dir liegt Ito zu sehr am Herzen, dass du in einer gefährlichen Gegend arbeiten würdest. Und was ich hier mache ist einleuchtend. Ich hole dich ab“, der CEO verschränkte die Arme und lehnte sich an seinen Wagen.

„Du holst mich ab? Ich will ja nicht unhöflich sein, aber mein Wagen steht etwas weiter vorne“, damit deutete er auf den Anfang des Parkplatzes, der extra für Mitarbeiter war.

„Dein Wagen wird von Isono weggefahren“, damit öffnete er die Fahrertür und blickte den Blonden auffordernd an.

„Wenn ich selber fahren kann, dann brauchst du nicht extra jemanden schicken, der mein Auto fährt“, Jou bewegte sich kein Stück.

„Jounouchi, steig ins Auto, damit wir endlich fahren können. Ich habe besseres zu tun, als mit dir hier zu diskutieren.“

„Ach wirklich? Im Moment sieht es so aus, als hättest du nichts Besseres zu tun, als hier her zu fahren. Hast du mich so sehr vermisst?“, der Blonde grinste den Älteren an.

„Ich vermisse gerade mehr mein Bett, als ich dich jemals vermissen würde. Wenn du nun so gütig wärst und einsteigen würdest. Es wird langsam kalt.“
 

„Dir kann kalt werden?“, Jou lachte. „Ich dachte immer, dass jemand der ein Herz aus Eis hat, nicht frieren kann.“

„Würde ich ein Herz auf Eis besitzen, wäre ich kein Mensch und könnte nicht existieren“, Kaiba wurde langsam ungeduldig.

„Und wenn du nicht langsam einsteigst, kannst du zu Fuß gehen.“

„Kaiba, ich besitze ein Auto und habe die Schlüssel bei mir. Wirklich, früher warst du derjenige mit den besseren Argumenten und nicht ich“, Jou gab sich jedoch geschlagen und stieg an der Beifahrerseite ein. Kaiba erwiderte nichts darauf, jedoch konnte der Blonde im schwachen Licht der Innenbeleuchtung ein leichtes Schmunzeln auf dem Gesicht des Brünetten erkennen.

„Und wie war dein Tag, Darling?“, scherzte Jou und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Dieses wurde nur lauter, als er den entsetzten Blick von Kaiba sah.

„Jetzt sei mal nicht so verspannt. Ich beiße schon nicht. Und verführen werde ich dich auch nicht“, der Blonde machte es sich bequem. Seine Muskeln fingen jetzt an zu schmerzen und er wusste, dass es morgen nicht besser werden würde.

„Ich durfte Ito erst Mal dazu überreden ihren Kimono anzuziehen, damit wir den Tempel besuchen konnten. Durch gutes Zureden hat sie sich dann doch umgezogen. Ich wusste übrigens nicht, dass sie das schon so gut alleine kann. Jedenfalls hat sie danach viel Spaß gehabt.“
 

„Sie wollte unbedingt lernen, wie sie ihn richtig anziehen kann. Ich bin froh, dass ihr zum Tempel gegangen seid.“

„Sie wollte, dass du dabei bist“, Kaibas Stimme war leise.

„Ich weiß“, die Stimme des Blonden war ebenso leise und beide verfielen in eine angenehme Stille. Kaiba fuhr schnell, schneller als es überhaupt erlaubt war, aber er konnte es sich auch leisten.

„Wie kommt es, dass deine Autos eigentlich keine Geräusche machen?“, Jou musste wieder an die Fahrt mit der Limousine denken.

„Es sind Elektroautos mit Kaiba Corp. Technologie. Sie ermöglichen weiterhin maximalen Fahrspaß, sind aber umweltschonend“, erklärte der Brünette und gab noch Mal etwas mehr Gas. Jou staunte nicht schlecht, als die Außenwelt in einem einzigen Farbstorm verschwomm. Sie verfielen wieder in Schweigen und langsam machte sie die Müdigkeit bei dem Blonden bemerkbar. Ihm entwich ein herzhaftes Gähnen und ihm fielen die Augen zu. Sein Kopf nickte nach vorne und erschrocken sowie benommen riss er seine Augen wieder auf. Ein leichter Rotschimmer schlich sich auf sein Gesicht und er versuchte wach zu bleiben.

Jedoch war es ziemlich schwer wach zu bleiben. Er war hundemüde nach seinem Arbeitstag und Kaibas Fahrstil war sehr angenehm.
 

Wieder fielen ihm die Augen zu. Sein Kopf kippte diesmal zur Seite und Kaiba hörte den leisen, gleichmäßigen Atem von dem Blonden. Aus den Augenwinkeln konnte er das entspannte Gesicht sehen und er fuhr etwas langsamer. Kaiba musste schmunzeln, da er den Blonden nur als Laut kannte. Selbst damals in der Schule war sein Schlafen laut und nervtötend gewesen und nicht selten wurde der Blonde von den Lehrern aufgeweckt. Auch das geschah meist laut, da der Blonde einen sehr tiefen Schlaf hatte.

Nach mehreren Minuten kam er vor dem Tor vor seiner Einfahrt zum stehen und gab mit schnellen und geübten Fingern den Code ein, damit das Tor sich öffnen konnte, dann fuhr er vor seine Garage und stellte den Motor aus. Jounouchi hatte nichts von allem mitbekommen und schlief weiterhin den Schlaf der Gerechten.

„Jounouchi“, Kaiba berührte den Blonden sanft an der Schulter, jedoch blieb der Blonde regungslos. Wieder nannte der Brünette den Namen von dem Blonden und schüttelte diesmal etwas stärker die Schulter des Schlafenden. Doch auch diesmal geschah nichts. Kaiba seufzte. Er hatte keine Lust den Blonde schon wieder tragen zu müssen, besonders da dieser sehr wohl selbst gehen konnte.
 

Er öffnete die Tür und stieg aus. Er überlegte schon, ob er die Tür zuschlagen sollte, entschied sich aber dagegen, da er sein Auto nicht unnötig beschädigen wollte. Also schloss er die Tür sanft und öffnete nach ein paar Schritten die Beifahrertür. Dann berührte er ein weiteres Mal die Schulter von dem Blonden.

„Katsuya, wach gefälligst auf“, seine Stimme war etwas lauter als er beabsichtigt hatte und seine Hand schloss sich wieder etwas fester um die Schulter des Schlafenden. Bevor der Brünette sich jedoch versehen konnte, lag er auch schon zwischen Fußraum und Boden, sein Rücken wurde etwas in die Karosserie gedrückt und sein Arm war gestreckt, jedoch schmerzte die Haltung auch. Er blickte wütend in zwei Bernsteinfarbige Augen, die völlig verschlafen die Orientierung suchten.

Nach einigen Sekunden schien der Blonde wieder zu wissen wo und vor allem mit wem er zusammen war.

„Scheiße, sorry Kaiba“, schnell ließ der Blonde den Arm des CEO los und Kaiba richtete sich wieder auf. Wenn er Pech hatte, würde er morgen früh ein paar unschöne Abdrücke haben. Der Brünette stand auf und klopfte sich den Staub von dem Teil seiner Kleidung, die Bekanntschaft mit dem Boden hatten.

„Raus jetzt!“, knurrte Kaiba nur und Jou verließ eilig das Auto. Kaiba sperrte dieses ab und rauschte an dem Blonden vorbei. Dieser versuchte mit ihm Schritt zu halten und murmelte immer wieder eine Entschuldigung zu dem Brünetten. Schließlich kamen beide vor dem Gästezimmer an, welches Jou zur Zeit bezog. Kaiba nickte ihm kurz zu und verschwand dann, um in sein eigenes Zimmer zu gehen. Jou öffnete die Tür, schloss sie wieder und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der Brünette ihn mit zu sich in die Villa genommen hatte.
 

~
 

20. Januar
 

„Jounouchi! Gott sei Dank bist du bereits da“, sein Kollege Rioshi kam auf ihn zugeeilt. Verwirrt über den Ausruf blickte der Blonde seinen Kollegen an.

„Wir brauchen weitere helfende Hände. Los komm schon, sonst schaffen wir das alles nicht“, Rioshi packte seine Hand und zerrte ihn in die Stadthalle rein. Dort sollte die Firmenfeier, auf der sie arbeiteten stattfinden. Stehtische standen bereits verteilt in der Halle, ein Buffet war in der hinteren rechten Ecke aufgestellt und bildete ein U. Die Bar war recht klein, fast winzig und befand sich in direktem Anschluss an das Buffet. Überladen mit den verschiedensten Alkoholsorten.

„Und was sollen wir noch machen?“, Jou war immer noch verwirrt. Alles schien bereits fertig zu sein und er war auch nicht zu spät.

Was auch immer los war, er hoffte er würde schnell aufgeklärt werden.

„Wir müssen noch die Bar erweitern, zumindest so, dass wir genügend Platz für die Gläser haben. Außerdem müssen wir die Aushilfen einarbeiten. Wir haben blutige Anfänger bekommen“, Rioshi schnaubte abfällig.

„Auch sind wir für das Buffet zuständig, müssen eine Route festlegen wie wir am besten die leeren Schalen, Schüsseln und alles was es sonst noch so auf dem Buffet zu finden wird, gegen neue volle austauschen. Dabei wird verlangt, dass wir das so unauffällig wie möglich machen. Das bedeutet, dass einer ein Signal geben muss, wenn wieder was leer sein wird. Am besten du, da du die Bar übernehmen wirst. Das Geschirr müssen wir auch noch bereitstellen und das dreckige Geschirr muss, sobald das Besteck abgelegt wurde, sofort vom Tisch entfernt werden und in die Küche gebracht werden. Oh und natürlich darf nichts dabei kaputt gehen“, er holte tief Luft und der Blonde wusste nicht ob er auflachen oder stöhnen sollte.
 

Er hätte sich über die Aushilfen ja gerne gefreut, aber Anfänger machten bei solchen Veranstaltungen nur Probleme. Besonders bei so einer Aufgabe, nichts kaputt gehen zu lassen. Das letzte Mal, als sie Anfänger dabei hatten, ging schon die Hälfte an Alkoholflaschen flöten. Er überlegte fieberhaft wie sie am besten die Aushilfen einarbeiten könnten.

„Wie lange haben wir noch Zeit?“

„Ich würde sagen, noch eine gute Stunde“, Rioshi blickte auf seine Uhr und riss erschrocken die Augen auf.

„Ich sagte doch, ihr sollt nicht so viel tragen!“, rief er aus und eilte an Jou vorbei. Dieser blickte ihm nach und konnte zwei junge Mädchen sehen, die einige Teller trugen. Rioshi nahm der ersten einen Teil ab, eilte zu dem vorgesehenen Tisch, stellte sie ab und eilte zu dem anderen Mädchen, um dasselbe Spiel zu wiederholen. Jou grinste. Auch wenn er wusste, dass er quasi tot in sein Bett fallen würde, er freute sich auf den Abend.

„Jou, zieh dich am besten um!“, Rioshi deutete auf eine Tür und der Blonde schritt auf diese zu. Dahinter befand sich eine provisorische Umkleide, in der schon ihre ganzen Uniformen bereitlagen. Schwarze Hosen, ein einfaches weißes Hemd und eine schwarze Weste ohne Ärmel. Gerade als er fertig wurde, hörte er es hinter der Tür laut klirren. Und da war schon das erste Teil zerbrochen. Jou seufzte.
 

~
 

Nach mehr als 8 Stunden freundlich lächeln und überall hinrennen, war der Blonde endlich fertig mit der Arbeit. Und fertig mit seinen Nerven. Die Aushilfen hatten sich extrem blöd angestellt und hatten dann auch noch teilweise aus Verzweiflung das Geschirr zerbrochen. Natürlich durfte es mittendrin auch nicht fehlen, dass eines der Mädchen zum ersten Mal in ihre Heat-Phase kam und natürlich – wie sollte es auch anders sein – keine Medikamente dabei hatte. Nur mit Mühe hatten Jou und Rioshi das Mädchen nach hinten bringen können.
 

Der Blondes streckte sich und atmete die kühle Nachtluft ein. Es war eine sternenklare Nacht und die Straßen wurden von Mond und Sterne beleuchtet. Gedankenverloren schlenderte der Blonde durch die Straßen und machte sich gedanklich Notizen was er alles am nächsten Tag erledigen musste.

Dank Kaiba konnte Ito schon auf eine Vorschule gehen und würde dort bald anfangen. Das bedeutete allerdings, dass eine Schuluniform und Schulsachen von Nöten waren. Außerdem brauchte er neue Unterlagen für sein Studium und musste sich um ein Praktikum kümmern. Da er verspätet eingestiegen war, musste er alles was er verpasst hatte nachholen, aber gleichzeitig dort mitmachen, wo die anderen schon waren.
 

Er wollte gerade in seine Straße einbiegen, da stellten sich seine Nackenhaare auf. Jou spannte seine Muskeln an und verfiel in einen langsameren Schritt und lauschte in die Nacht. Bei jedem noch so kleinen Geräusch konzentrierte er sich in die Richtung und versuchte herauszufinden, ob es nur ein Tier oder ein Mensch war, der das Geräusch verursacht hatte. Vor der Wohnblocktür blieb er kurz stehen und drehte sich um. Gähnende Leere zeigte sich ihm. Erst als er in seiner Wohnung war lies die Anspannung nach. Es war ein Fluch und ein Segen, im schlechtesten Teil Dominos aufgewachsen zu sein.

„Oni-chan?“, seine Schwester öffnete ihre Tür und spähte verschlafen in den Gang.

„Hab ich dich geweckt?“, die junge Frau schüttelte gähnend den Kopf.

„Shi-chan?“, eine weitere verschlafene Stimme drang in den Flur und Jou musste grinsen.

„Los, ab ins Bett mit dir. Da gehörst du hin“, er wuschelte ihr noch einmal durch die Haare und verschwand dann in der Küche. Leise hörte er wie sich die Tür schloss. Im Kühlschrank befanden sich noch Essensreste von heute, die er sich in der Mikrowelle warm machte.
 

Eigentlich würde er am liebsten Duschen gehen, er wusste aber, dass er dadurch jeden wecken würde. Also musste er sich gedulden. Müde war er aber auch noch nicht. Er schnappte sich seine Unterlagen und ging noch mal alles durch. Als sein Blick das nächste Mal die Uhr traf, zeigte diese 4 Uhr in der Früh an. Er hatte bereits 4 Stunden gelernt. Doch aufhören wollte er auch nicht, zumindest nicht, solange er das Thema nicht fertig hatte. Also senkte sich sein Blick wieder auf die Seite und saugte jedes Wort auf.

Immer wieder machte er sich Notizen, unterstrich etwas oder kramte andere Unterlagen hervor, um etwas nachzuschlagen. Auf einem anderen Zettel notierte er wieder einige Stichpunkte, die er in der Bibliothek nachschlagen müsste. Oder im Internet. Je nachdem was für ihn besser erschien.

Mittlerweile hatte er sich auf dem Boden und auf dem Wohnzimmertisch komplett ausgebreitet. Zettel, Bücher und Ausdrucke waren verteilt.
 

Als am Morgen Shizuka verschlafen ins Wohnzimmer kam, schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht und schnell kramte sie eine Decke hervor. Ihr Bruder lag halb auf dem Wohnzimmertisch und schlief seelenruhig.

Kapitel 6

Es war mittlerweile der 25. Januar und Katsuya war sichtlich genervt von seiner Arbeit. Zwar war das nicht der einzige Grund für seine schlechte Laune, aber es war auch nichts Positives vorhanden. Und das obwohl der Morgen so richtig schön angefangen hatte. Seine Tochter hatte ihm einen kurzen Brief geschrieben und ein Bild gemalt, dazu hatte seine Schwester ihnen Frühstück gemacht und ihm sein Geschenk gegeben: Eine Ledermappe in die er seine Unterlagen einlegen konnte und die seine Initialen eingestanzt hatte. Doch kaum war das alles vorbei, so kamen auch schon die schlechten Nachrichten. Yuugi und Honda sagten für den Abend, besser gesagt die Nacht, ab. Anzu hatte sich auch abgemeldet, da es ihr anscheinend nicht ganz so gut ging. Ryous Vater kam kurzfristig nach Japan und somit musste der Weißhaarige auch absagen. Mokuba musste am nächsten Morgen früh raus, da er Schule sowie eine wichtige Klausur schrieb. Kaiba hatte sich generell nicht gemeldet, weshalb Katsuya ihn generell abschrieb. Somit war er an seinem Geburtstag alleine – wenn man seine Familie nicht bedachte.
 

Nun stand er in der Bar und wurde nur herumgeschubst. Er musste die Bar machen, Getränke an die Tische bringen, Bestellungen aufnehmen, Reservierungen notieren und trotz allem gut gelaunt schauen. Was ihm immer schwieriger fiel. Er hätte frei haben sollen, hätte mit seiner Familie und seinen Freunden feiern sollen. Stattdessen stand er hier und musste sich das alles hier über sich ergehen lassen. Er war wirklich kurz davor den Job hin zuschmeißen, doch immer wieder ermahnte ihn eine kleine Stimme, dass er dadurch Arbeitslos wäre und eine Tochter Zuhause hatte. Es war wahrscheinlich der einzige Grund, weshalb er die Zähne zusammenpresste und weiter machte. Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche und kündigte eine Nachricht an. Schnaubend kramte er es hervor und starrte auf den Namen von Ryuji. Ihn ahnte übles und er zögerte bevor er auf die Notifikation tippte.
 

Hey Katsuya, ich muss leider für heute Abend absagen. Bei mir in der Firma ist ein Notfall eingetroffen, um den ich mich kümmern muss. – Ryuji
 

Katsuya umklammerte sein Handy und versuchte ruhig zu atmen. Dann stopfte er sein Handy in die Hosentasche zurück und machte sich daran Gläser zu spülen. Leise fluchend trocknete er gerade ein Glas ab, als ein junger Mann an der Theke Platz nahm. Katsuya zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und wandte sich dem Gast zu.

„Was darf es sein?“, fragte er so höflich und gut gelaunt wie er konnte.

„Hat da jemand einen schlechten Tag?“, war die Gegenfrage und Katsuya stockte in seiner Tätigkeit. Er blickte den Gast erst jetzt ins Gesicht und wurde von grünen Augen gemustert. Zu den grünen Augen gesellte ein markantes Gesicht, dass von schwarzen Haaren umrahmt wurde. Die meisten Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden, doch die vordersten Strähnen hingen frei herum.

„Ähm, kann…man so sagen“, zögerte der Blonde kurz und blickte kurz verlegen zur Seite. Das man ihm seine üble Laune anmerkte war ihm nicht aufgefallen.

„Was ist denn passiert?“, der schwarzhaarige schien sichtlich interessiert daran zu sein, weshalb Katsuya solche schlechte Laune hatte.

„Naja, ist eigentlich nur halb so wild“, versuchte der Blonde ab zuwinken. Der andere zog jedoch nur eine Augenbraue nach oben und verdeutlichte damit, dass er ihm nicht glaubte.
 

„Musstest du schon mal an deinem Geburtstag arbeiten obwohl du eigentlich einen Urlaubsantrag ausgefüllt hattest? Und haben dir über den Tag verteilt alle deine Freunde abgesagt?“, Katsuya stellte das Glas auf die Anrichte ab und nahm das nächste Glas in die Hand, um die Prozedur zu wiederholen. Der Mann schüttelte den Kopf.

„Tja, mir passiert das gerade“, dabei lächelte der Blonde traurig und ließ von dem Glas ab. Es war sowieso sauber, wie er gerade merkte.

„So etwas sollte jemandem wie dir nicht passieren. Was macht dein Partner? Hat der wenigstens Zeit?“, Katsuya lief bei diesem Kommentar leicht rot an und schüttelte den Kopf.

„Bin Single“, war die kurze Antwort und der Schwarzhaarige riss überrascht die Augen auf.

„Du willst mich wohl verarschen?“, war nur die entsetzte Frage. „Sorry, wollte nicht so harsch klingen.“ Katsuya winkte ab. Er war es mittlerweile gewöhnt.

„Keine Sorge, ich nehm‘s dir nicht übel. Und nein, ich will dich nicht verarschen. Single seit 4 Jahren“, dabei grinste er und streckte die Arme nach links und rechts aus.

„Wie kann nur jemand umwerfendes wie du single sein?“, noch immer war Unglaube in der Stimme des Gastes zu hören und Katsuya lachte diesmal.

„Besonders wenn jemand ein so wundervolles Lachen hat. Was verbirgst du sonst noch so?“, ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen breit und er stützte seine Kopf auf seiner Hand ab.
 

„Ich werde es dir verraten, wenn du noch was zu trinken bestellst und mir deinen Namen verrätst“, meinte Katsuya nur und schnappte sich das Glas, welches er eben erst abgestellt hatte.

„Dann nehme ich doch gleich mal einen Whiskey Sour. Der Name lautet übrigens Shiro“, er zwinkerte kurz und wieder lief Katsuya leicht rot an. Solch ein offensives Flirtverhalten hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Die meisten machten sich verstohlen an ihn ran oder waren einfach nur plump und fragten direkt nach Sex. Doch Shiro schien wirklich nur an einem Gespräch interessiert zu sein und dabei zu flirten war wohl seine Art zu zeigen, dass er sein Gegenüber interessant und attraktiv fand.

„Also Shiro, du willst wissen was ich noch verberge? Ich kenne wohl das beste Rezept zu einer Erdbeersahnetorte der Welt“, witzelte er und Shiro fing an zu lachen. Es war angenehm zu hören, wie er ihn zum Lachen brachte.

„Witzig bist du auch noch. Ich kann es echt nicht verstehen, wie du noch single bist. Du siehst gut aus, hast ein wundervolles lachen und bist witzig. Der Kerl der dich mal abbekommt kann sich echt glücklich schätzen“, Shiro nahm das Getränk entgegen, welches ihm Katsuya gerade reichte.

„Vielleicht bin ich ja witzig, aber ich meinte es mit dem Kuchen ernst. Bisher konnte ich nur mit Mühe und Not selbst ein Stück essen“, Katsuya lachte wieder. Shiro blickte ihn lange stumm an, jedoch wich das Lächeln nicht.
 

„Du bist doch nicht wirklich ein Omega, oder?“, fragte der Schwarzhaarige plötzlich und brachte Katsuya damit aus dem Konzept. Verwirrt über die Frage blickte der Blonde sein Gegenüber an und legte den Kopf schief.

„Warum fragst du das?“

„Naja, es heißt ja, dass hier sei eine Omega-Bar. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du wirklich ein Omega bist“, verlegen kratzte sich Shiro am Hinterkopf.

„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“, nun war Katsuya komplett verwirrt. Nun schien Shiro verwirrt zu sein und beugte sich etwas nach vorne.

„Du weißt nicht was das hier für eine Bar ist?“

„Natürlich weiß ich das. Es ist eine Bar für Omegas“, erklärte Katsuya und bekam nur einen seltsamen Blick zugeworfen. „Was?“

„Es ist keine Bar für Omegas. Es ist eine Bar betrieben – vom Personal her – von Omegas“, erklärte Shiro leise und sanft. Katsuya stutzte. Sein Chef hatte nie so etwas angedeutet und er arbeitete hier jetzt schon etwas mehr als vier Jahre. Warum sollte er also nicht wissen was das für eine Bar war? Langsam dämmerte es dem Blonden.

„Eine Bar mit Omegas für alle anderen“, flüsterte entsetzt. Wie hatte er nur so blöd sein können? Innerlich rügte und schlug er sich für seine Torheit.
 

„Hey, mach dir keine Vorwürfe“, versuchte der Schwarzhaarige den Blonden zu beruhigen. Dieser blickte ihn nur aus zusammengekniffenen Augen an.

„Sollte das hier dann ein versuch werden, mich abzuschleppen?“, zischte der Blonde. Er würde noch heute seine Kündigung vorlegen. Wie er es nur ausgehalten hatte wusste er selbst nicht. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er das Geld brauchte. Was er ja eigentlich immer noch tat, aber es würden ihn jetzt definitiv mehr Leute nehmen als vorher. Und Ito müsste wohl oder übel erst einmal bei Kaiba unterkommen. Und seine Schwester würde sicherlich auch nichts dagegen haben, bei ihrem Freund zu wohnen.

„Was? Nein! Ich hätte ja nicht mal gedacht, dass du ein Omega bist. Deswegen ja auch die Frage“, verteidigte Shiro sich und hob zusätzlich noch abwehrend die Hände.

„Und warum solltest du dann wissen, was das für eine Bar ist und ich nicht? Ist das etwa ein Geheimnis?“, Katsuya war noch immer wütend. Auf sich, auf Shiro, auf seinen Chef und auf alle anderen. Heute war definitiv nicht sein Tag!

„Es ist nur unter den Alphas bekannt, was das für eine Bar ist. Aber warum weißt du nichts darüber? Wie lange arbeitest du schon hier?“, Shiro schien nun recht besorgt zu sein. Anscheinend dachte er, dass die Mitarbeiter offiziell wussten, was das für ein Lokal war.

„Seit etwas mehr als vier Jahre arbeite ich hier, jedoch keinen Tag länger“, wütend riss er das Handtuch von seiner Schulter und warf es auf die Theke. Dann marschierte er zu der Tür für Mitarbeiter und verschwand dahinter. Kurz darauf kam er mit seinen Sachen wieder und knallte seine Tasche auf den Tresen. Einige Gäste schauten kurz verwirrt in seine Richtung, widmeten sich aber direkt wieder ihren Tätigkeiten zu.
 

Katsuya musste sich eingestehen, dass jetzt alles einen Sinn machte. Warum er ab und an angemacht wurde – egal ob zurückhalten, direkt, plump und versteckt. Auch, dass sein Job am Anfang nicht sicher war. Dass die Aussagen seines Chefs bedeutet hatte, dass er ersetzbar war und ist. Und es erklärte auch, warum die anderen nicht da waren. Anscheinend hatten sie davon Wind bekommen und verzogen sich. Wie er es tun wird.

„Was hast du vor?“, Shiro beobachtete ihn und schien amüsiert über das Verhalten des Blonden zu sein.

„Ich kündige!“, rief Katsuya aus und wieder bekam er Blicke zugeworfen. Mit schnellen Schritten war er bei der Tür seines Chefs angekommen und riss diese ohne zu klopfen auf. „Ich kündige!“, rief er erneut und sein Chef sah ihn mit großen Augen an.

„Du machst was?“, fragte er und lehnte sich zurück.

„Ich kündige“, wiederholte der Blonde nun in einer normalen Lautstärke, jedoch noch genauso entschlossen wie zuvor.

„Schriftlich bekommst du sie am Montag. Ich werde am Wochenende nicht kommen. Auch werde ich meinen Resturlaub von letztem Jahr und den von diesem Jahr nehmen um gar nicht mehr kommen“, damit drehte sich der Blonde um und marschierte zurück an die Theke, schnappte sich seine Tasche und stürmte nach draußen. Shiro blickte weiterhin amüsiert hinterher, trank seinen Drink aus und folgte dem Blonden. Selbst wenn sie keinen Sex haben würden – was eindeutig eine Schande wäre! – so würde er doch hoffen dürfen, die Nummer des Blonden zu bekommen. Er interessierte ihn und wollte unbedingt mehr über diesen erfahren.
 

„Warte!“, rief er ihm hinterher und Katsuya blieb stehen. Doch bevor einer der beiden auch nur ein weiteres Wort sprechen konnte, blieb vor ihnen eine schwarze Limousine stehen und eine der Türen öffneten sich. Beide staunten nicht schlecht, als sie sahen, wer da ausstieg.

„Kaiba?!“, rief Katsuya erstaunt und bekam einen verwirrten Blick von Shiro zugeworfen. Kaiba unterdessen zog fragend eine Augenbraue nach oben und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was willst du hier?“, Katsuyas Stimme hatte an Giftigkeit verloren, jedoch war er noch immer wütend. Und Kaiba war bisher immer ein guter Stressabbau gewesen.

„Dich abholen“, Kaiba blickte stumm den Schwarzhaarigen an und musterte ihn kurz. Wer auch immer er war, er würde wohl jetzt verschwinden und wenn der Brünette selbst dafür sorgen müsste.

„Wir hatten das Thema schon mal“, erwiderte der Blonde nur und verschränkte seinerseits die Arme vor der Brust.

„Und meine Antwort wird dieselbe sein, wie damals“, erwiderte nun der Brünette. Sie lieferten sich ein Anstarrduell, keiner gewillt den Blick abzuwenden und einzuknicken. Shiro unterdessen blickte beide abwechselnd an, bevor er dazwischentrat und den Blickkontakt der beiden unterbrach.
 

„Nun aber langsam. Wir wollen doch hier keinen Streit anfangen. Das wäre sicherlich nicht gut für das Image der Kaiba Corporation und dir würde es auch nicht gefallen, da bin ich mir sicher“, zum Schluss hatte er sich dem Blonden zugewandt und lächelte ihn aufmunternd an. Katsuya war kurz verwirrt bevor er nur stur den Kopf zu Seite drehte. Shiro seufzte kurz und trat näher an ihn heran.

„Komm schon Katsuya, du scheinst mir eher der Typ zu sein, der auf Gewalt lieber verzichten würde“, überrascht über den Satz starrte der Blonde den Schwarzhaarigen an, in seinen Augen war die Frage, die ihm auf der Zunge lag, deutlich abzulesen.

„Du hast ein Namensschild“, zwinkerte Shiro und Katsuya lief rot an. Natürlich, wie konnte er das jetzt bloß wieder vergessen. Mental schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Jounouchi!“, Kaiba wurde langsam ungeduldig und tippte mit seinem rechten Fuß auf dem Boden.

„Wenn du nicht mit ihm willst, kannst du auch gerne den Abend mit mir verbringen. Und bevor du was sagst, ich bin nicht auf Sex aus. Ich finde dich interessant und ich möchte gerne mehr über dich erfahren. Und wenn es dann soweit sein sollte, dann können wir auch gerne Sex haben, wenn du willst“, Shiro drückte sanft seinen Arm und blickte Katsuya in die Augen. Dieser lief wieder rot an und blickte schnell an ihm vorbei. Sein Blick blieb an Kaiba hängen. Dieser hatte seine Augen zu Schlitzen verengt und beobachtete jede Bewegung der beiden. Der Blonde schluckte und entwand sich dem Griff von Shiro.
 

„Dein Angebot ist wirklich sehr nett, jedoch muss ich ablehnen“, entschuldigend lächelte der Blonde.

„Liegt das an ihm? Ich dachte du wärest Single“, fragte Shiro nach und drehte sich nun zu dem CEO um. Dieser starrte auf den Schwarzhaarigen und versuchte ihn mit seinem Blick zu töten. Und Katsuya anscheinend gleich mit.

„Wird es bald Jounouchi?“, zischte er und Katsuya eilte zu ihm, wurde aber von Shiro aufgehalten. Bevor Katsuya ihn erneut abschütteln konnte, spürte er, wie er einen kleinen Zettel in die Hand gedrückt kam.

„Falls du deine Meinung ändern solltest“, damit wandte sich Shiro ab und verließ die beiden. Verwirrt blickte Katsuya ihm nach und begutachtete den Zettel. Darauf war eine Handynummer geschrieben und Katsuya musste leicht lächeln. Shiro schien wirklich Interesse an ihm, Katsuya, zu haben und nicht nur an Sex interessiert zu sein. Er würde die Nummer behalten und ihn eventuell anrufen. Vielleicht würde sie ja Freunde werden. Doch bevor er den Zettel in seiner Tasche verstauen konnte, wurde ihm dieser auch schon aus der Hand genommen.

„Was-?“

„Hmpf. Du wirst die nicht brauchen“, damit zerknüllte Kaiba den Zettel und warf ihn über die Schulter. Katsuya starrte ihn nur fassungslos an. Er konnte ihn noch nicht mal anschreien was das denn sollte. War Kaiba etwas eifersüchtig?! Anscheinend. Oder aber die Bindung ging in beide Richtungen. Obwohl das doch eher unwahrscheinlich war.

„Was sollte das denn bitte?“, er hatte seine Sprache wiedergefunden.
 

„Wie ich schon sagte, du brauchst die Nummer nicht. Und nun komm, ich habe nicht den ganzen Abend Zeit hier herum zu stehen.“

„Und ich sagte bereits, dass ich ein eigenes Auto habe! Verdammt, ich rede mit dir!“, Katsuya lief ihm hinterher und beugte sich in das Auto, um dem Brünetten einen bösen Blick zuwerfen zu können. Doch bevor er sich versah wurde er auch schon am Kragen gepackt und in das Auto gezogen. Dann fiel die Tür ins Schloss und sie setzten sich in Bewegung. Kaiba betätigte einen Knopf und es ertönte ein leises rauschen.

„Seto-same?“

„Isono bitte bringe doch sobald ihr uns abgesetzt habt, dass Auto von Jounouchi zu ihm nach Hause.“

„Natürlich Seto-sama“, kam die Antwort und Kaiba drückte erneut den Knopf. Entgeistert, verwirrt und besorgt blickte der Blonde den CEO an und wusste wieder mal nicht, was er sagen sollte.
 

~
 

Die Fahrt verlief sehr ruhig und dauerte einige Zeit. Dann hielten sie vor einem Gebäude, vor dem eine lange Menschenschlange stand. Außerdem waren Lichter an der Außenfassade angebracht, die in den Himmel strahlten. Ein Schild über den Lichtern zeigte auf, dass der Laden Raibu naito hieß. Die Besonderheit an dem Schild war, dass die Buchstaben a, b und o jeweils großgeschrieben wurden. Eine Anspielung auf Alpha, Beta und Omega. Katsuya war mehr als nur verwirrt. Was wollte Kaiba im angesagtesten Club der Stadt? Und das mit ihm?

„Deine Schlüssel?“, Katsuya blinzelte und blickte den Brünetten verständnislos an.

„Deine Schlüssel!“, wiederholte der Brünette seine Worte energischer. Der blonde kramte seine Schlüssel hervor und drückte sie dem Brünetten in die Hand. Dieser warf sie Isono zu, welcher die Schlüssel gekonnt auffing.

„Deine Tasche wirst du auch nicht brauchen“, damit reichte er auch diese Isono.

„Was wird das hier eigentlich?“, wollte Katsuya wissen, bekam aber keine Antwort. Kaiba ging einfach los und ließ Katsuya dort stehen. Und bevor sich Katsuya wundern konnte, setzte er sich auch schon in Bewegung und lief ihm hinterher. Kaiba wechselte mit dem Türsteher ein paar Worte und deutete auf Katsuya. Der Türsteher nickte und ließ sie beide eintreten, begleitet von einem empörten Aufruf der Wartenden.

„Kaiba, jetzt sag schon was das soll!“, verlangte Katsuya zu wissen. Sie kamen in den Hauptraum und Kaiba drehte sich zu ihm um, sagte etwas, drehte sich wieder weg und begann erneut zu gehen. Katsuya, der kein Wort verstanden hatte, lief ihm hinterher.

„Kaiba!“, er schrie ihm hinterher, wurde aber anscheinend nicht gehört – verdammte laute Musik! Dann stieß der Brünette eine Tür auf und verschwand hinter dieser. Katsuya blickte skeptisch hinterher. Sollte er ihm wirklich folgen? Er war zwar bisher gefolgt, aber er wusste noch immer nicht was er hier sollte. Er könnte auch einfach wieder umdrehen und nach Hause laufen. Große Lust hatte er generell nicht irgendwas zu machen. Trotzdem war er neugierig und drückte leicht die Tür auf. Kaiba saß auf einem der drei schwarzen Ledersofas. In der Mitte war ein runder Glastisch aufgestellt. Ansonsten war der Raum mit jeder Menge Deko sowie einer kleinen Diskokugel ausgestattet. Die Tür fiel zu und Katsuya merkte, dass der Raum gut isoliert war, da man kaum noch was von dem Hauptraum hörte. Und genau als die Tür zu war, sprangen plötzlich mehrere Gestalten hinter dem Sofa hervor.
 

„Happy Birthday!“
 

Katsuya fiel vor Schreck fast um, dann erkannte er erst, dass Yugi, Honda, Ryou und Ryuji hervorgesprungen waren. Sie grinsten ihn an und kamen auf ihn zu, umarmten ihn und wünschten ihm so noch mal alles Gute. Katsuya konnte nicht anders und strahlte sie alle nach einander an. Dann strahlte er Kaiba an.

„Du…“, Kaiba winkte ab, bevor Katsuya überhaupt anfangen konnte. Auch auf dem Gesicht des Brünetten war ein Grinsen zu erkennen und er überschlug seine Beine. Dann ging die Tür erneut auf und eine Bedienung kam mit einem Kuchen hinein.

„Bestellt euch was ihr wollt“, meinte Kaiba nur und gab der Bedienung sofort seine Bestellung auf. Die anderen folgten seinem Bespiel, bevor sie in unterschiedliche Gespräche verfielen.
 

Katsuya fühlte sich mittlerweile wunderbar. Die Überraschung seiner Freunde war ziemlich geglückt und er hatte ziemlich viel Spaß. Selbst Kaiba fand ab und an ein Lachen und beteiligte sich an den Unterhaltungen. Irgendwann zogen Ryuji und Honda los, um auf der Tanzfläche sich zu vergnügen. Ryou hatte sich leider schon verabschiedet, denn sein Vater würde tatsächlich nach Japan kommen. Dann stand Ryuji vor Katsuya und zog ihn mit sich auf die Tanzfläche. Zuerst sträubte sich der Blonde, wurde dann aber doch mitgerissen und so tanzten sie zu zweit. Immer wieder wurden die beiden angetanzt. Ryuji wimmelte die ersten ab, doch dann bleib sein Blick auf einer jungen Frau hängen. Diese tanzten ihn mutig an, jedoch schien sie auch etwas schüchtern zu sein. Ryuji jedoch ging auf sie zu und schon waren die beiden in der Menschenmenge verschwunden. Katsuya hatte es jedoch nicht mitbekommen und tanzte munter weiter. Er wimmelte seine Tanzgefährten nicht ab, sondern tanzte mit jedem, der tanzen wollte. Jedoch gab er jedem deutlich zu verstehen, dass es nicht mehr geben würde.
 

Als der letzte Ton des aktuellen Liedes verstummte, drängelte er sich durch die Masse und erreichte außer Atem die Tür zu ihrem Raum. Verschwitzt, aber gut gelaunt, öffnete er die Tür und ging hinein.

„Jou-kun!“, Yugi lachte ihm entgegen und Katsuya merkte, dass sein bester Freund recht angetrunken war. Honda war inzwischen auch wiederaufgetaucht und hing auf einem der Sofas mehr recht als schlecht. Nur Ryuji und Kaiba fehlten. Letzterer kam gerade wieder in den Raum und stieß mit dem Rücken gegen den Blonden.

„Aus dem Weg Koinu!“

„Kaiba ich bin kein Hund!“, jedoch machte Katsuya trotzdem Platz, damit der Brünette durch konnte. Dieser hatte ein Tablett mit mehreren Gläsern und einer großen Flasche darauf.

„Kaiba-kun!“, rief Yugi und lachte wieder. Dann nahm er die Flasche entgegen und stellte sie mit etwas Schwung auf den Tisch.

„Vorsichtig Muto“, Kaiba stellte die Gläser auf den Tisch und füllte diese. Dann blickte er alle kurz an.

„Auf Jounouchi“, meinte er nur und kippte das Getränk hinunter. Katsuya mochte Schnaps eigentlich nicht sonderlich gerne, aber er konnte nicht wiederstehen, wenn Kaiba diesen bezahlte. Und es war ja auch nur ein Shot, es würde also nur halb so schlimm werden. Die anderen stimmten Kaiba zu und schon hatte jeder – selbst Honda – sein Getränk hinunter gekippt. Yugi und Katsuya verzogen das Gesicht. Es war ihnen anzusehen, dass ihnen der Alkohol zu viel war. Kaiba grinste sie an, er wusste ganz genau was das für ein Schnaps war und wie viel Alkohol darin enthalten war. Und er war es ja auch immerhin gewöhnt Alkohol zu trinken.
 

„Kaiba was ist das für ein Zeug?“, fragte Katsuya nachdem er wieder aufgehört hatte zu husten.

„Das wüsstest du wohl gerne“, Kaiba konnte nicht aufhören zu grinsen und goss jedem wieder ein.

„Wa-? Nicht Kaiba!“, Katsuya hatte es zu spät bemerkt und schaute nun skeptisch das Glas an.

„Zu feige zum trinken?“, provozierte der Brünette.

„Auf keinen Fall Kaiba-kun!“, erwiderte Yugi und zog Katsuya mit. Kaum hatten sie sich gesetzt, so hatte Yugi auch schon seinen Schnaps leer getrunken und blickte nun Katsuya auffordernd an.

„Yugi, du weißt ich trinke nicht gerne Schnaps pur“, versuchte sich der Blonde herauszureden.

„Nichts da. Komm schon, Jou-kun. Es ist nichts dabei“, Yugi hielt ihm das Glas unter die Nase und Katsuya seufzte.

„Nur noch dieses Glas“, meinte er und kippte sich das Getränk in den Mund. Yugi grinste ihn an und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken.
 

Ryuji steckte den Kopf kurz den in Raum.

„Ich verabschiede mich“, meinte er schnell und Katsuya grinste ihn an.

„Lass sie nicht warten!“, rief er ihm hinterher und bekam als Antwort nur den Mittelfinger entgegengestreckt. Daraufhin musste der Blonde lachen, zuckte dann aber kurz zusammen, als ihm ein Glas an seine Wange gedrückt wurde. Verwirrte blickte er in zwei amüsierte blaue Augen, die ihn aufforderten das Glas zu nehmen.

„Keine Sorge, man kann es trinken“, war die einzige Erklärung und schon hatte der Brünette mit ihm angestoßen. Woher der Brünette das Glas und den Rest her hatte wusste der Blonde nicht. Kurz nippte er an dem Getränk und nahm dann einen großen Schluck. Sofort merkte er, dass es ein Fehler gewesen war.

„Scheiße Kaiba. Wie viel Alkohol hast du da rein getan?“, fragte der Blonde entsetzt, bekam jedoch keine Antwort. Der Brünette hatte sich wieder eingeschenkt und funkelte ihn herausfordernd an.

Kapitel 7

Katsuya stöhnte auf, als er am nächsten Morgen wach wurde. Er richtete sich auf, hielt sich den Kopf und erfasste langsam seine Umgebung. Er war in seinem Zimmer, gut. Er hatte keine Kleidung mehr an, nicht gut. Wie zum Teufel war er nur nach Hause gekommen? Er schwang seine Beine aus dem Bett und suchte nach seiner Unterwäsche. Diese fand er einige Meter vom Bett entfernt, doch bewegen konnte sich der Blonde nicht. Im war leicht übel, es drehte sich alles und die Helligkeit im Raum war einfach zu viel. Missmutig ließ er sich nach hinten fallen, nur um gleich aufzustöhnen. Das war alles andere als eine gute Idee gewesen. Langsam schloss er die Augen wieder und wollte gerade wieder ins Reich der Träume abdriften, als ihn ein gellender Schrei aus dem Bett beförderte.

Ohne lange zu überlegen schnappte er sich seine Hose, zog diese an und hechtete – so gut und schnell es eben ging – aus seinem Schlafzimmer. Im Wohnzimmer stand Shizuka in einer Jogginghose und T-Shirt gekleidet, hielt einen Brief in der Hand und hatte sich die freie Hand vor den Mund gehalten. Ihre Augen waren groß und Katsuya meinte einige Tränen darin zusehen.
 

„Shi-chan alles in Ordnung?“, fragte er besorgt und ging auf sie zu. Seine Schwester hob den Blick und nun konnte der Blonde noch etwas anderes darin erkennen: pure Freude. Sie nickte nur und hielt ihm den Brief hin. Es war ein offizielles Dokument aus Tokio adressiert an Kawai Shizuka. Katsuya überflog das Schreiben und sah dann seine Schwester entgeistert und voller Freude an.

„Das ist ja wunderbar!“, sagte er und zog die Brünette zu sich hin, hob sie hoch und wirbelte sie einmal um sich selbst. Shizuka schrie kurz auf, dann kicherte sie.

„Oni-chan! Lass das lieber“, sie kicherte weiterhin, brachte aber ihren Bruder dazu aufzuhören.

„Ich hoffe, ich habe dich und deinen Besuch nicht geweckt“, sie wackelte mit den Augenbrauen und Katsuya blickte sie entsetzt an. Besuch? Er hatte jemanden – oder wurde – abgeschleppt? Im Vollsuff? Oh, verdammter Mist! Shizuka bemerkte den entsetzten Blick und versuchte ihn gleich wieder zu beruhigen.

„Ich habe nichts gesehen, nur gehört wie du mit einer weiteren Person nach Hause gekommen bist!“, das machte es für den Blonden aber auch nicht einfacher. Er versuchte sich zu erinnern, aber nachdem Kaiba ihn herausfordernd angefunkelt hatte, war da nur noch eine große, schwarze Leere.

„Ich bin alleine“, gab der Blonde zu und kratzte sich etwas verlegen am Kopf. Am besten würde er nachher Yuugi einmal anrufen und nachfragen ob er noch etwas von dem Abend weiß. Jedoch schob er den Gedanken ganz schnell nach hinten. Im Moment gab es wichtigeres zu besprechen und planen!
 

Shizuka war noch immer recht Sprachlos, dass sie es auf die Universität in Tokio geschafft hatte. Zusammen setzten sie sich an den Küchentisch und schwiegen ein paar Minuten, bevor Katsuya anfing am Herd ein Frühstück zuzubereiten. Seine Schwester grübelte über dem Schreiben, bevor sie aufseufzte.

„Shi-chan?“

„Ist es in Ordnung, wenn ich gehe? Ich meine, immerhin hast du dich um alles gekümmert und-“

„Natürlich ist es in Ordnung!“, Katsuya war herumgewirbelt und stand nun mit erhobenem Pfannenwender vor ihr.

„Du musst diese Chance nutzen, Shi-chan. Du bist klug und du kannst was aus dir machen. Sie mich an! Ich habe kein Studium und bin von nun an Arbeitslos“, Shizuka riss erstaunt die Augen auf.

„Arbeitslos?“, fragte sie geschockt und Katsuya grinste verlegen.

„Jup, hab gestern gekündigt. Aber ich werde was anderes finden, versprochen“, beruhigte er sie und wandte sich wieder dem Herd zu. Schnell besorgte er aus dem Kühlschrank Eier und Speck und schon war er dabei ein kleines Rührei herbeizuzaubern.

„Was willst du eigentlich Shino sagen?“, fragte er neugierig nach, bekam aber keine Antwort.

„Shi-chan?“, diese zuckte erschrocken zusammen und blickte ihren Bruder fragend an.

„Was willst du Shino sagen?“, wiederholte der Blonde seine Frage.

„Na, ob er auch in Tokio angenommen wurde“, grinste sie und Katsuya seufzte nur. War ja klar, dass die beiden sich zusammen in Tokio bewerben würden. Es würde ihn auch nicht verwundern, wenn Shino ihr einen Heiratsantrag in 3 oder 4 Jahren machen würde. Alleine bei dem Gedanken konnte man fast Neidisch werden. Fast.
 

„Wie sieht es mit der Wohnung aus? Hast du da schon was im Blick? Oder wirst du in eine WG ziehen?“, Fragen über Fragen hatte der Blonde, der besorgt um seine Schwester war. Tokio war größer als Domino, wenn auch wahrscheinlich nicht ganz so gefährlich. Oder vielleicht schon, so genau wusste es Katsuya nicht. Wie auch? Er war bisher noch nie in Tokio gewesen.

„Naja, wir wollten ja eigentlich zusammenziehen“; gestand sie und blickte verlegen auf den Boden. Der Blonde riss erschrocken die Augen auf.

„Was?!“

„Ni-cha! Du kennst Shino-kun doch. Er wird keine bösen Absichten haben“, entsetzt und auch zugleich verlegen riss sie die Augen auf. Ihr Bruder konnte sich nicht zwischen entsetzt schauen oder grinsen entscheiden, weshalb es zu einer ziemlichen Grimasse wurde. Trotzdem machte ihm diese Aussage noch mehr sorgen. Er wollte nicht, dass sie so früh Schwanger werden würde wie er und dadurch sämtliche Möglichkeiten vorerst verschieben müsste. Er seufzte. In letzter Zeit dachte er immer wieder daran, was er alles hätte machen können. Doch er kam immer wieder auf den Punkt, dass es so besser war. Und trotzdem wollte er nicht, das Shizuka dasselbe machte.

„Ich weiß wie er ist Shi-chan. Ich mache mir nur nun Mal sorgen. Was ist, wenn du Schwanger wirst? Wie willst du dein Studium dann machen? Und wie wollt ihr euch dann finanzieren?“, er schwieg kurz, dann: „Wie wollt ihr euch finanzieren?“ Er hatte ganz vergessen, dass beide ja erst einmal einen Job brauchten. Vielleicht würde Shino einen Zuschuss von seinen Eltern bekommen und eventuell würde ihre Mutter auch etwas beisteuern, wie bisher, aber Katsuya konnte es nicht. Er schaffte es gerade so mit seinen Ersparnissen sie zu versorgen.
 

„Dann werde ich wohl ziemlich alleine sein“, scherzte der Blonde und teilte den Inhalt der Pfanne auf zwei Teller auf.

„Alleine?“, lachte Shizuka und zog eine Augenbraue nach oben.

„Du weißt wie ich das meine“, beide Teller wurden auf den Tisch gestellt und zwei Scheiben Toast fanden ihren Weg in den Toaster.

„Du könntest doch Kaiba-kun fragen, ob du bei ihm wohnen könntest. Dann hätte Ito euch beide immer da und ihr könntet euch näher kommen“, Shizuka versuchte noch immer ihren Bruder mit Kaiba zu verkuppeln. Ihrer Meinung nach waren sie einfach das perfekte Paar, auch wenn Kaiba damals etwas unverzeihliches getan hatte.

„Das könnte ich in der Tat machen, aber dann müsste ich ihn ja täglich sehen“, meinte der Blonde nur und warf auf jeden Teller eine Scheibe Toast.

„Komm schon, so schlimm ist er doch gar nicht! Und außerdem magst du ihn doch“, stichelte Shizuka und Katsuya schüttelte nur lachend den Kopf.

„Iss mal lieber, sonst wird es kalt“, damit war für ihn das Thema beendet.
 

~

Die Tage vergingen und schon war eine weitere Woche um. Shizukas Freund Shino hatte auch einen Platz in Tokio bekommen und nun ging das Wohnungsgesuche los. Katsuya half wo er nur konnte und managte weiterhin seine Nebenjobs, Ito und sein Studium. Mehr als einmal hatte er von Ryuuji Hilfe angeboten bekommen, die er dankend abgelehnt hatte. Und nun standen Katsuya, Shizuka und Shino am Bahnhof von Tokio und blickten auf einen Stadtplan. Ito würde von Kaiba abgeholt werden und so hatten die drei Zeit sich die Wohnung, die Shinos Onkel gehörte, anzuschauen.

„Versteht ihr, wie man jetzt zu der Wohnung kommt?“, Katsuya kratzte sich fragend am Kopf und seufzte leicht. Er war froh, dass Domino nicht zu groß war. Shizuka schüttelte nur den Kopf und Shino studierte weiterhin die Karte, blieb jedoch stumm. Dann nickte er und wandte sich an die beiden Geschwister.

„Folgt mir“, grinste er und ging auf den nächsten Ausgang zu. Sie folgten ihm und betraten nach einer kurzen Wartezeit einen Bus, mit dem sie weitere 20 Minuten fuhren. In dieser Zeit träumte Shizuka laut von der Wohnung und wie es wohl ist, in Tokio zu wohnen. Die beiden Männer schüttelten nur amüsiert ihre Köpfe und warfen ab und an einige Bemerkungen in die Träumereien des Mädchens ein. Dann kamen sie in eine ruhige Gegend mit vielen Hochhäusern und stiegen aus. Alleine der Anblick von den Hochhäusern ließ Katsuya erzittern. Diese waren mindestens 12 Stockwerke hoch. Die Fassade bestand aus Sichtschutzglas und überall waren gepflegte Grünanlagen.
 

„Sind wir hier wirklich richtig?“, der Blonde hatte ein mulmiges Gefühl. Auch Shizuka schien nervös zu sein. Shino jedoch schien nichts dergleichen zu fühlen. Er blickte nur kurz auf die notierte Adresse und verglich sie mit der Anschrift an dem Wohnungsblock, vor dem sie standen.

„Jup, wir sind richtig.“

„Was arbeitet dein Onkel noch mal gleich?“

„Er verkauft die Produkte seiner Firma weltweit. Ich glaube es waren Computerchips. Dadurch, dass er aber immer unterwegs ist, steht seine Wohnung leer und verkaufen wollte er sie nicht. Weshalb wir sie nutzen können. Sie ist sogar schon mit Möbeln ausgestattet und wir müssen uns um keine Kosten kümmern. Einzig und alleine die Lebensmittel müssen wir bezahlen, alles weitere übernimmt er“, erklärte Shino und Katsuya zog Shizuka zu sich heran.

„Wehe du machst mit ihm Schluss“, murmelte er in ihr Ohr und sie kicherte leise. Katsuya grinste und dann betraten die drei das Gebäude. Im Eingangsbereich stand ein Tresen, an dem ein Mann mittleren Alters saß und gemütlich eine Zeitung las. Als die Drei auf ihn zutraten, blickte er auf und legte die Zeitung auf Seite.

„Guten Tag, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte er höflich und verbeugte sich kurz. Shino erklärte ihm kurz ihre Situation und mit einem höflichen Nicken bestätigte er, dass Hayashi-san, Shinos Onkel, ihm bereits davon erzählt hatte, bevor er wieder auf Reisen ging. Sie bekamen die Schlüssel ausgehändigt und betraten dann den Aufzug, um mit diesem in den 10. Stock zu fahren.
 

Die Wohnung erstreckte sich über das halbe Stockwerk, wie sie feststellten. Überall war Parkett ausgelegt und die Möbel sahen ziemlich neu und teuer aus. Durch die Wohnungstür trat man in einen Flur, der im Wohnzimmer endete. Leder Mobiliar stand um einen Fernseher herum und ein Glastisch stand dazwischen. Von dem Flur abgeschirmt, aber offen zum Wohnzimmer hin war eine kleine Küche mit schwarzen Schränken und einer hellen Arbeitsfläche. Auf der Schwelle zwischen Küche und Wohnzimmer war ein Esstisch mit vier Stühlen aufgestellt. Vom Wohnzimmer aus kam man auf einen Balkon der sich über die gesamte Außenseite zog. Liegen, ein Sonnenschirm, ein Tisch und mehreren Stühlen standen verteilt herum und machten einen ziemlich gemütlichen Eindruck. Es gab noch 4 weitere Räume, davon war eines das Schlafzimmer des Onkels sowie sein Arbeitszimmer. Die anderen beiden Zimmer waren als Gästezimmer eingerichtet und würden Shizuka und Shino als Schlafzimmer dienen. Was Shizuka jedoch überraschte: jedes Schlafzimmer hatte ein eigenes Badezimmer mit Waschbecken, Toilette, Dusche und Badewanne.
 

„Es ist wunderschön“, schwärmte sie und ließ sich auf das Bett fallen. Katsuya konnte nur zustimmend nicken. Alleine das unten jemand saß, beruhigte ihn schon und jetzt noch die Wohnung zu sehen war alles, was er brauchte um Shizuka hier wohnen zu lassen.

„Das stimmt. Hätte nicht gedacht, das Shou-kun so leben würde“, gestand Shino und wurde leicht rot. Er wusste, dass es seinem Onkel an nichts mangelte, aber das er ein Leben in Saus und Braus führte, wusste er nicht.

„Egal, ihr habt meinen Segen, dass ihr hier wohnt. Besser kann man es wirklich nicht haben“, grinste Katsuya und wuschelte seiner Schwester durch die Haare. Diese quietschte erzürnt auf und rauschte ins Badezimmer und ihre Frisur wieder zu richten. Shino lachte darauf hin und hielt dann aber Katsuya einen Flyer hin.

„Das hört sich doch recht gut an, oder?“, fragte er und grinste. Katsuya begutachtete den Flyer und schluckte. Ja, es sah verdammt gut aus und er hatte auch schon einmal eine Werbung diesbezüglich im Internet gesehen. Jedoch waren die Preise auch eine Kategorie für sich. Doch ausschlagen konnte er es auch nicht. Er hatte Shizuka immerhin versprochen, dass sie, nachdem sie die Wohnung gesehen hatten, essen gehen würden.

„Klar“, brachte er mühsam hervor und lächelte leicht. Zum Glück fiel es Shino nicht auf und dieser strahlte nur. Doch bevor er seiner Freundin dazu was erzählen konnte, klingelte das Handy von Katsuya. Mit einem schnellen Blick auf das Display antwortete er leicht verwirrt und verließ das Zimmer.
 

„Jonouchi-san! Wo sind Sie?“, die erzürnte Frauenstimme am anderen Ende ließ ihn beide Augenbrauen hochziehen.

„Was meinen Sie: Wo bin ich? Ich hatte doch gesagt, dass Kaiba Ito abholen wird“, er war noch immer verwirrt, weshalb die Betreuerin von Ito ihn anrief. Das hatte sie bisher noch nie getan. Ein Seufzen und ein leises Schluchzen war zu hören und Katsuya spitzte die Ohren. War das Ito gewesen?

„War das Ito?“, fragte er vorsichtig nach. Wieder erklang ein Seufzen und nun war Katsuya besorgt.

„Ja, das ist Ito-chan. Sie wurde nicht abgeholt“, erklärte Shitsune-sensei. Katsuya stockte der Atem, hielt sein Handy vom Ohr und schaute auf die Digitale Anzeige der Uhrzeit. 15:57.

„Hat Kaiba irgendetwas gesagt, dass er nicht kommen kann?“

„Nein. Und ich bin ganz ehrlich. Sie sollten Ito-chan abholen. Sie sind die Erziehungsperson und nicht Kaiba-sama. Ich weiß nicht, in welcher Beziehung Sie zu Kaiba-sama stehen, aber wenn Sie ihn ausnutzen, da Sie ein Omega sind, dann kann ich nicht zulassen, dass Sie Ihre Tochter vernachlässigen, während Sie weiß Gott was tun“, sie zischte jedes einzelne Wort in den Hörer und Katsuya spürte, wie sein Blut anfing zu kochen. Was erlaubte sich diese Person eigentlich?!
 

„Hören Sie mal, bei allem Respekt. Es geht Sie rein gar nichts an, in welcher Beziehung ich zu Kaiba stehe und wie ich meine Tochter erziehe. Wenn Sie ein Problem mit mir oder meinen Erziehungsmethoden haben, sagen Sie mir das beim nächsten Mal ins Gesicht. Ich kümmere mich darum, dass jemand Ito abholen wird“, damit legte der Blonde auf und atmete tief ein und aus. Dann wählte er eine Nummer und wartete bis abgehoben wurde.

„Katsuya?“

„Ryuuji, kannst du Ito bitte abholen und zu mir nach Hause bringen? Kaiba hat sie nicht abgeholt“, erklärte er kurz und versuchte ruhig zu bleiben. Der Schwarzhaarige konnte immerhin nichts dafür und deswegen war es nicht förderlich, die Wut an diesem auszulassen.

„Klar, aber was ist mit dir? Bist du nicht in Tokio?“

„Noch. Ich werde sofort zurückfahren. Werde so in 2 bis 3 Stunden dann da sein. Danke“, damit legte er auf und wandte sich wieder der Wohnung zu. Er seufzte und trat wieder hinein und bekam sofort einen besorgten Blick seiner Schwester zugeworfen.

„Alles in Ordnung, Oni-chan?“, Katsuya lächelte leicht und schüttelte den Kopf.

„Ich muss zurück. Ito wurde nicht abgeholt und braucht mich“, er kramte in seinen Taschen nach seinem Geldbeutel und zückte einige Scheine hervor.

„Geht ihr zwei essen, dass habt ihr euch verdient“, er drückte die Scheine Shino in die Hand.

„Aber-!“

„Kein Aber. Ich muss jetzt los, sonst schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig“, sie verabschiedeten sich und Katsuya machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Dank Shino stieg er in den richtigen Bus und war 30 Minuten Später am Bahnhof, was für die Uhrzeit noch immer pünktlich war, wenn man den Feierabendverkehr bedachte. Jedoch hatte er mit dem Shinkansen nicht ganz so viel Glück. Auf der Hinfahrt ist es ihm nicht aufgefallen, aber die Strecke nach Domino soll erneuert und modernisiert werden. Dadurch hatte sein Zug eine Verspätung von 20 Minuten. Trotzdem wusste er, dass der CEO um 18:30 noch immer in seinem Büro sein würde und so machte sich der Blonde auf den Weg dorthin. Seine Wut war mittlerweile etwas abgekühlt, doch er wusste, sobald er den Brünetten sehen würde, würde sie wieder hochkommen.
 

Er brauchte sage und schreibe 30 Minuten bis er bei der Kaiba Corporation ankam und dann noch mal weitere 10 Minuten bis sie ihn zu Kaiba durchließen. Seine Wut war wieder hochgekocht und er keifte alles und jeden an, der ihn nur schief ansah. Er machte sich auch nichts daraus zu klopfen, sondern riss die Tür mit solcher Wucht auf, dass sie an die Wand dahinter knallte und mit Schwung zurück schwenkte. Kaiba blickte auf und zog fragend eine Augenbraue nach oben.

„Jonouchi, was verschafft mir die Ehre?“, fragte er ruhig und linste auf seinen Bildschirm. Dann begann er wieder zu tippen, behielt den Blonden aber im Auge. Dieser kam mit schnellen Schritten auf den Schreibtisch zu und knallte beide Hände auf die Arbeitsplatte. Einige Papiere rutschten vom Schreibtisch und der Inhalt der Kaffeetasse schwappte über.

„Was ich will?“, zischte der Blonde und kniff seine Augen zusammen. Kaiba tippte weiter und zog fragend eine Augenbraue nach oben. Wäre es nur die Augenbraue, würde Katsuya wahrscheinlich nur wütend seine Meinung freimachen, aber das der CEO einfach weiter tippe, war zu viel.
 

„Hast du nicht vielleicht etwas vergessen?“, knurrte Katsuya und Kaiba hörte tatsächlich auf zu tippen. Der Blonde beobachtete wie der Brünette fragend die Augenbrauen zusammenzog und dann seinen Terminkalender hervorzog. Er blätterte etwas darin, hielt inne und hob seinen Blick, der weiterhin fragend war. Katsuya kochte innerlich. Dann atmete er tief durch und versuchte sich zu beruhigen.

„Kaiba-sama, ihr 20 Uhr Termin hat gerade Bescheid gegeben, dass der Termin verschoben werde sollte. Welcher Tag passt Ihnen?“, seine Sekretärin stand in der Tür und hielt einen Block mit Stift in den Händen.

„Machen Sie den nächstmöglichen Tag aus und wann es da von der Uhrzeit passt“, sie verbeugte sich, schloss die Tür und ließ die beiden Männer alleine. Sie hatte die Spannung, die von dem Blonden ausging schon beim Hereinkommen gespürt und wollte nicht dazwischen geraten. Was auch immer ‚dazwischen‘ war.

„Volle Termine, was?“

„Ganz genau, deswegen würde ich dich bitten, mir endlich zu sagen, was du hier willst. Ich muss noch weiter arbeiten“, der Brünette seufzte.

„Ito“, war alles was Katsuya sagte. Er sah wie Kaiba ihn verwirrt anstarrte und ihn dann die Erkenntnis traf.

„Scheiße“, Katsuya konnte nicht anders als zu grinsen. Kaiba schaute ihn geschockt an, Augen weit aufgerissen, die Hand auf halben Weg zu seinem Gesicht stehen geblieben.

„Katsuya, es tut mir leid. Ich-“

„Ich will deine Ausflüchte nicht hören. Du hast sie vergessen und ich wurde deswegen angepflaumt. Nicht du, ich. Und Ito ist am Boden. Ich dachte, du hättest sie gerne? Ist deine Arbeit sogar wichtiger als deine eigene Tochter?“, seine Stimme war komplett ruhig und gefasst. Katsuya hatte sich vorgestellt, dass er den CEO anschreien würde, ihn beschimpfen und sonst was machen würde. Aber er war ruhig.
 

„Natürlich ist sie mir nicht egal!“, Kaiba war empört und hatte die Stimme erhoben. Was fiel diesem Blonden Idioten ein? Jeder wusste, das ihm die Familie heilig war, immerhin sah man es an Mokuba.

„Und warum kommt es, dass keine Nachricht von dir an mich adressiert war, dass du sie nicht abholen kannst? Oder das Mokuba an deiner Stelle kommen würde?“, nun zischte er und Kaiba schluckte hörbar. Katsuya würde dafür sorgen, dass der Brünette ein richtig schlechtes Gewissen bekam. So schlecht, dass er flehen würde, Ito nicht von ihm fernzuhalten. Innerlich grinste er.

„Ich weiß, dass es keine Entschuldigung dafür ist, aber es kam ein Termin dazwischen. Und ich habe es vergessen, ja? Und wie schon gesagt, es tut mir leid“, wiederholte der Brünette und Katsuya sah ihn überrascht an. Kaiba entschuldigte sich ein zweites Mal? Innerhalb von wenigen Minuten? Bei ihm? Und er gab zu es vergessen zu haben? Er seufzte. Seine gesamte Wut war verraucht.
 

„Du solltest dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei Ito“, gab der Blonde zu bedenken und Kaiba nickte.

„Werde ich.“

„Gut. Dann…dann werde ich nun gehen“, damit wandte sich der Blonde um und verließ das Büro. Als er die Tür schloss seufzte er noch einmal auf. Das war alles ganz anders gelaufen, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Er wurde tatsächlich weich.

Kapitel 8

Katsuya schloss die Tür auf und lauschte in die Wohnung. Der Fernseher war leise zu hören, doch ansonsten war es still in der Wohnung. Er zog sich die Schuhe aus, stellte sie ordentlich weg, schlüpfte in seine Hausschuhe und ging ins Wohnzimmer. Dort saß Ryuuji und las ein Buch, während im Fernsehen einer der Filme ‚In einem Land vor unserer Zeit‘ lief. Las Katsuya näher trat konnte er sehen, dass Ito neben dem Schwarzhaarigen lag und friedlich schlief.

„Hey“, flüsterte Katsuya und Ryuuji blickte auf.

„Selber hey“, er grinste und legte das Buch zur Seite.

„Und hast du Kaiba ordentlich den Marsch geblasen?“, Katsuya lachte leise.

„Ich wollte, aber es ist nicht ganz so gelaufen, wie ich gedacht hatte.“, Ryuuji zog fragend eine Augenbraue nach oben.

„Er hat sich zwei Mal entschuldigt. Und zugegeben, dass er es vergessen hatte“, erklärte Katsuya und mit einem weiteren Seufzen setzte er sich in den Sessel. Der CEO tätschelte mitfühlend die Hand des Blonden. Sie saßen schweigend da und hingen ihren Gedanken nach.

„Wie läuft es mit der Jobsuche?“, brach Ryuuji die Stille und Katsuya seufzte wiedermal. Er sollte sich wohl echt was überlegen und handeln, er seufzte zu viel.
 

„Bisher habe ich kein Glück, aber es ist ja auch erst eine Woche um. Das wird schon“, er grinste und Ryuuji schüttelte nur den Kopf. Er verabschiedete sich und verschwand. Katsuya genoss die Stille und lauschte den leisen Atem von Ito. Dann streckte er sich, hob Ito vorsichtig hoch und brachte sie in ihr Bett. Katsuya blieb noch einige Sekunden bei ihr am Bett stehen, bevor er sich hinunterbeugte und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte. Lächelnd schloss er hinter sich die Tür und setzte sich auf das Sofa. Er schaltete durch die Programme und blieb bei einem Spielfilm hängen, der ihn aber schnell langweilte. Weshalb er sich seinen Laptop schnappte und ein wenig nach einem Arbeitsplatz suchte.

„Warum sucht jeder erst für in ein paar Monaten?“, murmelte er und klickte die nächste Ausschreibung an. So verbrachte er eine Stunde bis ihn ein Klopfen an der Tür aufhorchen ließ. Schnell stellte er den Laptop zur Seite und eilte zur Haustür. Doch als er die Tür geöffnet und auf den Flur starrte, war dort niemand zu sehen. Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf und schloss die Tür wieder.
 

~
 

Es vergingen einige Tage, in denen sich das Phänomen wiederholte. Gerade klopfte es wieder an der Tür und Katsuya raufte sich die Haare. Mit schnellen Schritten war er an der Tür, riss sie auf und brüllte: „Was soll der Scheiß?!“ Verdutzt blickten ihn violette Augen an und Yuugi trat vorsichtig einen Schritt zurück und hob abwehrend die Arme.

„Jou-kun?“

„Yuugi!“

Sie starrten sich beide erschrocken an, bevor der Blonde rot anlief und eilig dem kleineren Platz zum Eintreten machte. Schmunzelnd trat Yuugi ein und zog seine Schuhe sowie seine Jacke aus.

„Sorry, Yuugi. Ich wollte dich nicht anschreien, aber ich habe in den letzten Tagen einen Spaßvogel, der meint, er müsse an meine Tür klopfen und abhauen“, erklärte der Blonde und zog eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Dankend nahm Yuugi diese entgegen und setzte sich auf das Sofa

„Er haut immer ab?“ Katsuya nickte und setzte sich neben ihn. Es war ziemlich ruhig, da Ito noch in der Vorschule und Shizuka in die Bibliothek zum Lernen gefahren war.
 

„Ich wollte dich mal was fragen Yuugi.“

„Du Katsuya…“
 

Sie unterbrachen sich und grinsten einander an.

„Erst du Yuugi“, Katsuya ließ seinem besten Freund den Vortritt und dieser wurde etwas rot. Nervös nestelte er an einem Faden an seinem Pullover. Irritiert zog der Blonde eine Augenbraue hoch und setzte mit angezogenen Beinen auf das Sofa, um Yuugi besser anschauen zu können. Dieser seufzte leicht und lehnte sich an die Lehne zurück.

„Wie ist es eigentlich Schwanger zu sein?“, fragte der Bunthaarige leise und Katsuya zog die andere Augenbraue auch nach oben.

„Warum fragst du?“

„Nun ja…weißt du noch, wie an deinem Geburtstag Anzu nicht dabei war?“, ein Nicken bejahte die Frage von Yuugi.

„Ihr ging es da nicht sonderlich gut und sie war beim Arzt am nächsten Tag. Und…sie…ist Schwanger“, brachte Yuugi hervor und lachte leicht nervös. Katsuya saß stocksteif auf dem Sofa und starrte Yuugi nur an. Es dauerte etwas, aber langsam sickerte die Information, die der Blonde soeben erhalten hatte durch.

„Das ist ja Wahnsinn!“, rief der Blonde plötzlich und stürzte sich auf den Kleineren. Dabei fielen sie beide auf das Sofa und Katsuya wuschelte Yuugi durch die Haare. Beide lachten und Yuugi fiel sichtlich ein Stein vom Herzen.
 

„Jetzt erzähl aber mal, wie ist es Schwanger zu sein“, brachte er hervor und Katsuya lächelte sanft.

„Es ist schwer zu beschreiben. Bei mir war es gemischt. Ich war unglaublich wütend auf Kaiba, aber zeitgleich auch wahnsinnig aufgeregt. Ich hatte Angst, wollte das es vorbei ist, aber war froh diese Gefühle erleben zu können. Im Grunde war ich zum Schluss sogar dankbar, dass Kaiba getan hat, was er getan hat“, Katsuya blickte auf einen undefinierbaren Fleck und sein Lächeln wurde größer. Yuugi nickte nur und lächelte selbst leicht.

„Wir haben über Kinder geredet und wollten eigentlich noch keine. Erst nach der Hochzeit. Doch jetzt…Ich weiß nicht. Mich macht der Gedanke, so früh Vater zu werden angst. Und Anzu scheint auch nervös zu sein.“

„Das ist vollkommen normal. Ich war am Anfang so geschockt, dass ich mich in der Arztpraxis übergeben habe“, Katsuya wurde leicht rot, als er daran zurückdachte. Ayashi-san hatte ihm beigestanden und ihm durch die gesamte Zeit geholfen. Er war einer der Gründe, warum er die Schwangerschaft und die Geburt überstanden hatte.

„Hattest du jemals darüber nachgedacht, Ito nicht zu haben?“, vorsichtig fragte Yuugi nach, er wollte immerhin den Blonden nicht verärgern. Doch dieser grinste ihn nur an.

„Nein.“ Verblüfft blickten violette Augen und Bernsteinfarbene.

„Für mich war Ito schon seit der Zeugung ein Mensch und auch wenn ich früher in einer Gang war und nicht stolz auf die Sachen bin, die ich zu der Zeit getan hab, habe ich es nie über mich gebracht einen Menschen zu töten. Verletzen, ja. Aber mehr auch nicht“, erklärte der Blonde und Yuugi nickte verstehend. Er wusste, dass Katsuya austeilen konnte, wenn es denn sein musste. Aber er schätzte das Leben zu sehr, als das er jemals ein Leben beenden könnte.
 

„Du wolltest mich auch etwas fragen“, begann Yuugi und Katsuya lief komplett rot an. Er hatte es bisher nicht geschafft zu fragen, wie er nach Hause gekommen war.

„Was ist an meinem Geburtstag passiert? Und wie bin ich nach Hause gekommen?“ Yuugi konnte nicht anders als zu lachen. Leicht empört stemmte der Blonde seine Hände in die Hüfte und starrte seinen Freund an.

„Du hast mit Kaiba-kun getrunken. Ziemlich viel. Ich glaube, du hast ihn sogar versucht zu küssen. Oder er dich. So genau konnte ich das nicht sagen. Ansonsten ist nichts passiert. Ich habe dich nach Hause und in dein Bett gebracht“, Yuugi lachte noch immer und Katsuya blickte ihn geschockt an. Er wollte Kaiba küssen?!

„Keine Sorge. Es ist nichts passiert. Ihr beide wart zu betrunken, um es hinzubekommen oder wirklich zu merken“, er zwinkerte dem Blonden zu.

„Wenn du mich nach Hause gebracht hast. Warum war ich dann bitte nackt?“, fragte der Blonde nach und Yuugi prustete wieder los. Katsuya konnte die Röte nicht verhindern und blickte beschämt auf seine Hände.

„Du warst so betrunken, dass du, sobald du in deinem Bett lagst, deine Unterwäsche ausgezogen hast. Unter der Decke“, beruhigte der Bunthaarige ihn und Katsuya wusste nicht, ob er jetzt erleichtert sein oder im Boden versinken sollte.
 

„Hey, mach dir nichts draus. Kaiba-kun hat es bisher immer geschafft, jemanden abzufüllen. Mich hatte er auch schon.“

„Du weißt schon, dass sich das anhört, als hättest du die Beine breit gemacht.“

„Jou-kun! Kaiba-kun ist nicht so einer“, Yuugi lief rot an.

„Woher willst du das wissen?“

„Nachdem Kaiba-kun wieder aufgetaucht war, haben wir ihn besucht. Er hatte sich verändert, zum Besseren. Wir wollten dich auch einladen oder besuchen, aber wir wussten nicht wie oder wo du wohnst. Und als wir dann Shizuka eines Tages getroffen hatten, meinte sie nur, dass wir gerne kommen könnten, jedoch müsste Kaiba-kun wegbleiben. Wir waren ziemlich erstaunt. Deine Schwester hatte richtig ihre Krallen ausgefahren und ich hätte schwören können, dass sie auf Kaiba-kun losgegangen wäre, wenn wir nicht in der Öffentlichkeit gewesen wären“, Yuugi schmunzelte leicht, als er an die fuchsteufelswilde Shizuka dachte.

„Ihr kamt aber nicht“, die Stimme des Blonden war leise und traurig und sofort wich das Schmunzeln von Yuugis Gesicht. Ja, sie waren ihn niemals besuchen gegangen.

„Shizuka wollte uns die Adresse mitteilen, aber Kaiba-kun hatte auf ihren Kommentar nur gemeint, wenn er kommen wollte, würde er kommen. Wobei er noch sagte, er wüsste nicht, warum er einen Versager besuchen sollte“, das Zucken entging Yuugi nicht.

„Daraufhin hat sich deine Schwester nur umgedreht und ist verschwunden. Keiner konnte zu dem Zeitpunkt etwas machen, wir waren alle etwas geschockt. Selbst Kaiba-kun hatte nicht damit gerechnet.“
 

„Warum habt ihr eigentlich Zeit mit ihm verbracht?“, Katsuya klang noch immer etwas angeschlagen, doch er versuchte normal zu wirken. Doch er wusste auch, dass er miserabel darin war, wenn es um Kaiba und ihn ging. Selbst die Vergangenheit belastete ihn dank der Markierung.

„Er war im Jenseits, wenn man es denn so nennen kann, und hat Atemu gesehen“, flüsterte Yuugi und Katsuya zog überraschend die Luft ein.

„Das hat ihn anscheinend verändert. Und Mokuba sagte, dass Kaiba-kun anders die ersten Wochen war, nachdem er wieder aufgewacht war“, erklärte Yuugi, bekam aber nur ein ungläubiges Schnauben.

„Als ob Kaiba sich verändert würde“, er spürte den Stich, doch ignorierte ihn. Er hatte es lange ausgehalten, normal zu sein und nur, weil Kaiba jetzt wieder in seinem Leben war, würde er es nicht ändern.

„Jou-kun, er hat sich wirklich verändert. Du musst es doch an deinem Geburtstag gemerkt haben. Er war viel gelassener und freundlicher.“

„So war er im Club. Davor war er ein Arschloch“, beschwerte sich der Blonde und verschränkte die Arme. Yuugi konnte sich gut vorstellen, dass Kaiba seine arrogante Art in der Öffentlichkeit zeigte. Weshalb er sich sicher war, dass er das nur war, weil es eben die Öffentlichkeit war.
 

„Hast du mit ihm schon mal darüber geredet?“

„Warum sollte ich es?! Als ob er mich für voll nehmen würde! Für ihn bin ich doch nur ein Spielzeug!“, Katsuya brüllte am Ende und unterdrückte die Tränen. Dabei biss er sich auf die Unterlippe, um nicht aufzuschluchzen. Er hasste es. Er hasste es sosehr und doch konnte er nichts ändern. Selbst wenn die Markierung aufgehoben werden würde, wäre der Schmerz unerträglich. Tief atmete er durch und versucht sich zu beruhigen. Er wollte nicht herumschreien.

„Tut mir Leid Yuugi“, murmelte er und Yuugi nickte. Er hatte ein solches Verhalten noch nie bei dem Blonden gesehen und wusste nicht was er machen sollte.

„Versuch einfach mit ihm zu reden, ja? Und glaub mir, er hat sich geändert“, sanft drückte der kleinere das Knie des Blonden und lächelte ihn an. Katsuya erwiderte das Lächeln.
 

Nach kurzer Zeit verabschiedete sich Yuugi und Katsuya begleitete ihn zur Tür. Der Blonde atmete erleichtert auf und lehnte sich an die Wohnungstür. Er wusste selbst nicht, was in ihn gefahren war. Warum mussten seine Emotionen auch immer dann verrückt spielen, wenn es gerade am unpassendsten war? Er stieß sich von der Tür ab und wollte weiter nach einem Job suchen, beschloss dann jedoch seine Unterlagen zum Studium herauszusuchen und diese zu lernen. Bald standen Praktika an und er wollte noch einmal die typischsten Fälle durchgehen, die ihm unterlaufen konnten. Danach müsste er noch einen Anzug besorgen, da man von ihm einen sauberen Auftritt verlangte. Es hatte ihn wirklich Zeit und Nerven gekostet, seinen Praktikumsplatz beim Jugendamt zu sichern. Besonders nachdem er es geschafft hatte, in die Abteilung zu kommen, in die er wollte: die Problemfälle.
 

Alleine bei dem Gedanken schnaubte er und verdrehte die Augen. Bis vor einigen Jahren war er selber ein ‚Problemfall‘, wie die Sozialarbeiter immer sagten. Doch er würde nicht so werden. Er wollte den Kindern und Jugendlichen helfen, aus dem Loch zu kommen, in dem sie waren. Wollte ihnen helfen, eine Chance zu bekommen, nach der sie sich sehnten. Und egal wie sehr man ihn davon abbringen wollte, er würde es durchziehen. Er grinste und mit Elan setzte er sich an die ganzen Texte.

Kapitel 9

Kapitel 9
 

Katsuya kam zeitgleich mit Kaiba an der Tagessstätte an und standen nun vor dem Tor.

„Hey“, brachte Katsuya hervor. Ihm kam das Gespräch mit Yuugi in den Sinn und seine Wangen färbten sich leicht rot.

„Jounouchi“, Kaiba nickte, dann wandte er sich dem Gebäude zu. Katsuya folgte seinem Blick und entdeckte dabei Shitsune-sensei. Diese, so schien es dem Blonden, blickte ihn finster an. Er wusste, auf was er sich gleich einlassen müsste.

„Kaiba, was machst du hier? Es war nicht besprochen, dass du Ito abholen kannst.“

„Ich hatte gehofft, wenn wir zusammengehen, könnte ich mich entschuldigen. Wenn ich alleine gekommen wäre, hätte sie wohl Reißaus genommen“, der Brünette grinste leicht und Katsuya konnte nur nicken. Kaiba hatte sich anscheinend doch geändert. Zumindest etwas. Kaiba hielt das Tor für ihn auf und ließ den Blonden als erstes das Grundstück betreten.
 

Kinder liefen in mehreren Gruppen herum oder spielten auf dem Spielplatz. Eine kleinere Gruppe an Jungen hatte den Brünetten entdeckt und kamen, sobald er auf dem Grundstück war, auf ihn zu gerannt. Katsuya schmunzelte, ließ ihn jedoch alleine und ging auf das Gebäude zu. Shitsune-sensei erwartete ihn und stemmte die Hände in die Seite.

„Sie haben schon wieder Kaiba-sama hierher gebracht“, Katsuya verdrehte die Augen und bekam nur ein leises Zischen als Antwort.

„Papa!“, Ito hatte ihn entdeckt und kam auf ihn zu gerannt. Als sie ihn erreichte, sprang sie ihm in die Arme und Katsuya wirbelte sie einmal um die eigene Achse. Ito kicherte und drückte ihrem Vater dann einen Kuss auf die Wange.

„Ich müsste dich heute etwas früher abholen. Wir müssen immerhin noch zum Arzt wegen deiner Impfung“, erklärte Katsuya ihr und gleichzeitig auch der Frau ihm gegenüber. Ito verzog das Gesicht und schüttelte sich kurz. Sie wollte nicht geimpft werden, aber ihr Vater hatte ihr erklärt, dass es wichtig für sie war. Nur widerwillig und mit dem Versprechen danach ein großes Eis essen zu gehen, hatte sie dann doch zugestimmt.
 

Plötzlich verkrampfte sie sich leicht und Katsuya blickte verwirrt über seine Schulter in die Richtung in die seine Tochter schaute. Noch immer von den Jungen belagert, stand dort Kaiba und Ito hatte ihn entdeckt. Beruhigend streichelte er ihr über den Kopf.

„Keine Sorge, er ist da um sich zu entschuldigen“, flüsterte er ihr ins Ohr und Ito schaute ihn skeptisch an.

„Warum sollte sich Kaiba-sama entschuldigen? Wenn es einer tun müsste, dann Sie! Immerhin nutzen Sie Kaiba-samas Güte aus. Nicht mal selber kommen Sie ihre Tochter abholen, sondern schicken jemand vielbeschäftigten wie Kaiba-sama! Aber was will man auch von einem Omega erwarten. Ihr versteht einfach nicht, wie wichtig die Aufgaben eines Alphas sind“, schnaubte die Frau abfällig und Katsuya kniff seine Augen wütend zusammen.

„Wie können Sie so vor einem Kind reden?“, zischte er, bekam aber nur ein abfälliges Grinsen zu sehen. Er setzte Ito auf den Boden ab und ging einige Schritte auf die Frau zu.

„Ich rede mit den Kindern wie ich es für am besten halte. Und wenn ein Kind aus einer Omegafamilie kommt, sollte es am besten gleich lernen, was ihr Platz in der Gesellschaft ist“, sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und reckte ihr Kinn nach oben. Katsuya musste sich wirklich zusammenreißen, nicht auf die Frau loszugehen. Kaiba hatte ihm bei der Vorschule geholfen und nun wünschte er sich, dass er es auch bei der Tagesstätte getan hätte.

„Sie können mich fertig machen wie sie wollen, aber wagen Sie es ja nicht meine Tochter zu beleidigen! Sie ist ein Kind und hat nichts getan. Und es ist noch nicht mal bewiesen, dass sie ein Omega ist. Selbst wenn, hat sie es nicht verdient, so behandelt zu werden. Also rate ich Ihnen, dass sie sich ganz schnell bei Ito entschuldigen!“, Katsuya knurrte und hob drohten seinen Zeigefinger.
 

„Wollen Sie mir etwas drohen, Jounouchi-san?“, fragte Shitsune-sensei spitz und zog eine Augenbraue nach oben. Den Triumph in ihrem Blick entging Katsuya nicht, doch er hielt sich zurück. Es war nur zu deutlich, auf was die Frau aus war und er würde ihr nicht die Genugtuung geben. Er hörte Schritte auf sie zu kommen und er entfernte sich etwas von ihr.

„Alles in Ordnung?“, die tiefe und ruhige Stimme des CEO ließ Shitsune-sensei aufblicken. Sofort wandelte sich die Person und der Hass und die Verachtung von Omegas verschwand und ließ sie Kaiba anschmachten. Katsuya schnaubte nur und wandte sich ab. War ja klar, dass sie auf Kaiba stand und ihn deswegen hasste.

„Jounouchi?“

„Ja, alles klar“, war die abweisende Antwort. Mit einem kurzen Blick verdeutlichte er ihm, dass er Ito alles sagen sollte, was er geplant hatte. Als Kaiba sich zu ihr hinkniete, wich sie etwas zurück und zuckte leicht zusammen, als sie die Hand von dem Brünetten auf den Kopf des Mädchen niederließ.

„Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen, was passiert ist. Ich wollte dich nicht vergessen.“

„Aber du hast es, To-san“, sagte Ito und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Kaiba seufzte nur kurz und drückte dann einen sanften Kuss auf die Stirn seiner Tochter. Die Frau seufzte laut auf und man konnte ihr ansehen, dass sie diese Fürsorge von Kaiba liebte. Doch dann runzelte sie die Stirn und blickte zwischen Ito und Kaiba hin und her.

„Ito! Du kannst doch Kaiba-sama nicht einfach ‚To-san‘ nennen!“, erbost erhob sie ihre Stimme und Ito drehte sich zu ihr um.

„Aber Shitsune-sensei! Du hast selbst gesagt, man soll respektvoll mit seinen Eltern umgehen und sie dementsprechend ansprechen. Und das hab ich gemacht, nicht war To-san?“, fragend blickte sie in die blauen Augen ihres Vaters und grinste ihn an. Katsuya konnte ein prusten nicht unterdrücken und ging langsam auf seine Tochter zu.

„Du hast recht, man sollte immer respektvoll sein“, lachte er und hob sie wieder hoch. Auch Kaiba lachte leise.

„Aber…Kaiba-sama würde sich niemals auf einen Omega einlassen! Er hat was besseres verdient als eine Hu-“

„Wagen Sie es ja nicht, weiter zu sprechen“, knurrte der Brünette und Katsuya zuckte zusammen. Sein Griff hatte sich verstärkt und Ito jammerte leicht. Schnell löste er seinen Griff etwas und entschuldigte sich leise bei ihr.

„Katsuya wir gehen“, der Brünette griff nach der Hand des Blonden und dieser stolperte mit Ito auf dem Arm hinter ihm her. Zu verwirrt um etwas zu sagen, ließ er alles mit sich machen. Kaiba hatte ihn verteidigt und Katsuya genannt. Er hatte ihn verteidigt!
 

„To-san? Ich glaube Papa ist kaputtgegangen“, kicherte Ito und Kaiba blieb ruckartig stehen. Er blickte nur kurz über die Schulter und verdrehte die Augen, dann ging er weiter und zog den Blonden wieder mit sich.

„Bist du mit dem Auto da?“ Der Blonde schüttelte nur den Kopf, was Kaiba jedoch nicht sehen konnte.

„Papa sagt ‚nein‘“, Ito war etwas verwirrt. Shitsune-sensei hatte mal gesagt, dass ihr Vater ein Omega war und er nie jemanden bekommen würde, der sich wirklich um ihn sorgte. Das solle normal für Omegas sein. Aber sie hatte auch gesagt, dass sich Menschen, die sich gernhaben, sich um einander sorgen. Und ihr To-san sorgte sich gerade um ihren Papa. Also hatte ihre Lehrerin gelogen. Doch ihr Papa hatte böse reagiert, als Shitsune-sensei etwas gesagt hatte und gemeint, dass sie ihn beleidigen könne wie sie wollte. Ihr schwirrte der Kopf und sie vermisste ihren früheren Sensei Shou-kun. Er war schon immer netter gewesen und sie hatte ihn mehr gerngehabt.

„Gut, dann fahrt ihr bei mir mit“, der Brünette führte sie zu seinem Auto und nahm Ito aus dem Arm des Blonden. Er half ihr beim Einsteigen und anschnallen, dann wandte er sich dem Blonden zu. Dieser war noch immer zu verdattert, um irgendwie zu reagieren.

„Alles in Ordnung?“, fragte Kaiba und Katsuya nickte nur. Kaiba seufzte und hob vorsichtig die Hand und drückte die Schulter des Blonden.

„Ich…Wenn du möchtest, kann ich für die Zeit bis die Vorschule anfängt einen Aufpasser für Ito finden. Meiner Meinung nach, setzt sie dort keinen Fuß mehr rein. Doch es ist deine Entscheidung.“
 

Katsuya blickte ihn lange an, dann nickte er. Dann ließ er sich gegen Kaiba fallen und seufzte.

„Ein Omega zu sein kotzt mich manchmal echt einfach nur an“, murmelte er. Kaiba hatte sich kurzzeitig versteift, entspannte aber recht schnell wieder. Nach kurzer Zeit richtete sich Katsuya wieder auf und lächelte leicht.

„Danke, dass du geholfen hast. Auch wenn ich noch nicht ganz weiß, woher du eigentlich wusstest, dass ich heute früher kommen würde“, Kaiba grinste ihn an.

„Ich wäre kein Kaiba, wenn ich nicht meine Mittel und Wege hätte. Jetzt steig schon ein, du hast einen Termin, den du einhalten musst“, damit begab er sich zur Fahrerseite und stieg ein.
 

~
 

Nach diesem Vorfall hatte sich die Beziehung zwischen dem Brünetten und dem Blonden sichtlich verbessert und sie hatten sogar vereinbart, sich einmal in der Woche zu einem Familienessen zusammenzufinden. Shizuka hatte, nachdem sie das gehört hatte, stundenlang fröhlich gesummt und Katsuya wusste ganz genau, was in ihrem Kopf vor sich ging. Ito grinste auch nur noch und freute sich immer, wenn sie ihren ‚Aufpasser‘ Hima Kojiro traf. Was sie jeden Tag tat. Kaiba hatte sich direkt drangesetzt und nach einer Person Ausschau gehalten, die allen Anforderungen entsprach, die beide Elternteile voraussetzten.

„Ito! Nicht ganz so schnell“, lachte der Blonde und stolperte die letzte Stufe hoch, die zu seiner Wohnung führte. Er hatte das Mädchen gerade bei Kaiba abgeholt und diese war so hibbelig, dass es Katsuya schwer viel sie an Ort und Stelle zu halten. Sie rannte zur Tür und blieb brav davorstehen. Doch Katsuya sah, dass sie fragend den Kopf leicht zu Seite neigte. Diese Angewohnheit hatte sie entwickelt, auch wenn keiner wirklich erklären konnte, von wem sie das abgeschaut hatte.

„Alles in Ordnung?“, fragte der Blonde und trat neben sie.

„Die Tür ist auf“, sie zeigte auf die Tür und Katsuya zog überrascht die Augenbrauen nach oben. Tatsächlich, die Tür war leicht geöffnet. Vorsichtig stieß er sie auf und schob, Ito hinter sich.

„Du bleibst hinter mir und tust was ich dir sage, ja?“, Ito nickte und Katsuya trat vorsichtig in die Wohnung. Er schärfte seine Sinne und versuchte jedes Geräusch zu erhaschen und zu lokalisieren. Doch nichts rührte sich. Alles blieb ruhig und als er weiter in die Wohnung trat, konnte er auch nichts feststellen. Die Wohnung sah noch genauso aus, wie er sie verlassen hatte. Die Türen waren alle geschlossen und selbst das Spielzeug von Ito lag noch genau dort, wo sie es am Vortag liegen gelassen hatte. Trotzdem kontrollierte er sämtliche Räume und Nischen und war erst dann zufrieden und ruhig, als er dir Tür abgeschlossen hatte.
 

Schon lange hatte er eine Tür von innen nicht mehr verschließen müssen und er kam sich wieder als 17-jähriger in der Wohnung seines Vaters vor. Ob er wohl hier war und nach Bargeld gesucht hatte? Wusste er überhaupt, wo Katsuya wohnte? Oder hatte er einfach nur vergessen, die Tür richtig zu zuziehen? Er grübelte lange nach und vergaß dabei beinahe das Essen von der Herdplatte zu nehmen. Leise fluchend verteilte er das Essen auf drei Teller und stellte diese auf den Tisch ab. Ito saß vor dem Fernseher und schaute sich eine Kinderwissenssendung an.

„Essen ist fertig“, rief er und Ito sprang vom Sofa auf und rannte in die Küche. Dort blieb sie verwirrt stehen.

„Papa? Kommt To-san oder Oji-san zu Besuch?“

„Was? Wie kommst du denn darauf?“

„Na, weil hier drei Teller stehen. Und Shi-chan ist doch mit Shino-kun weg. Also, kommt To-san oder Oji-san?“

Nun schaute Katsuya verwirrt auf den Tisch. Dann wandte er sich zu der Tafel um, die sie an der Wand angebracht hatte. Dort stand es ‚Shizuka mit Shino unterwegs‘. Er kratzte sich am Hinterkopf und nahm den dritten Teller an sich. Er war mit seinen Gedanken einfach viel zu beschäftigt gewesen.

„Alles ok Papa?“

„Was? Ja…ja, alles in Ordnung“, er lächelte und Ito grinste zurück.

„Nach dem Essen geht es ins Bett, verstanden? Wir müssen morgen etwas früher aufstehen“, Ito nickte und schob sich eine Gabel mit Spaghetti in den Mund.
 

Als alles aufgegessen, aufgeräumt und Ito im Bett war, ließ sich Katsuya auf das Sofa fallen. Nachdenklich schaltete er durch die einzelnen Programme, bekam aber nicht wirklich was mit. Seufzend ließ er die Fernbedienung fallen und biss sich auf die Unterlippe. War wirklich jemand hier drin gewesen? Aber es war alles wie es vorher war. Vielleicht war er ja doch etwas in Eile gewesen und hatte tatsächlich vergessen die Tür zu zuziehen. Es war immerhin schon ein paar Jahre her, seitdem er sich darüber Gedanken machen musste, ob in die Wohnung eingebrochen werden konnte oder nicht. Dann blinzelte er und schnappte sich die Fernbedienung. Der Ton wurde lauter gestellt und geschockt starrte er auf das Bild, welches gerade im Fernseher zu sehen war. Es war die Situation von vor einer Woche, als er sich gegen Kaiba gelehnt hatte.
 

„Unserem Informanten zufolge, soll Jungunternehmer Kaiba Seto-sama in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung zu einem Omega sein, mit dem er sogar schon eine Tochter haben soll. Sollte der beliebte und gutaussehende CEO etwa wirklich vom Markt sein?“
 

„Also ich glaube ja nicht, dass er vom Markt weg ist. Viele Reiche holen sich einen Omega zur Hand, damit die Erbschaft gesichert ist. Es ist ja immerhin wissenschaftlich bewiesen, dass männliche Omegas eine hundertprozentige Chance auf eine Schwangerschaft während der Heatphase haben. Und wer könnte einem so heißen Omega während der Heatphase widerstehen.“
 

Die beiden Moderatoren lachten und Katsuya lief rot an. Er wurde gerade in ganz Domino im Fernsehen gezeigt, wie er angeblich eine Sexbeziehung mit Kaiba haben soll. Und jeder wusste nun, dass er ein Omega war. Vielleicht erkannten ihn aber auch nicht alle. Das wäre gut.
 

„Hioshi-san, du bist selber ein Alpha. Was würdest du bei diesem Omega machen?“
 

„Wie ich schon eben sagte. Der Omega auf dem Bild ist verdammt heiß. Und ich glaube, dass er gerade während der Heatphase noch heißer sein wird. Zu schade, dass man sein Gesicht nicht richtig erkennen kann. Ich würde ihn aber definitiv nicht von der Bettkante stoßen. Also, falls Kaiba-sama hier gerade zu sieht. Ich würde ihn nehmen, wenn er zu langweilig wird.“
 

Wieder lachten sie und Katsuya schaltete den Fernseher aus. Es war erniedrigend. Und am liebsten würde er den Fernseher aus dem Fenster werfen. Hoffentlich hatte die Show keiner seiner Freunde gesehen. Oder seine Schwester. Oder Kaiba. Was der Brünette wohl dazu sagen würde? Und war deswegen vielleicht die Tür schon offen gewesen? Weil jemand Beweise für diesen Bericht suchen wollte? Sein Handy vibrierte und er traute sich nicht, nach zu sehen. Was wenn es die ersten Hassposts waren, weil ihn jemand erkannt hatte? Oder wenn Kaiba ihm mitteilte, dass er sich warm anziehen sollte und er Ito nicht mehr großziehen dürfte. Oder seine Freunde, die angewidert waren, von seinem Verhalten. Seinem Verhalten, welches die Moderatoren erfunden hatten. Verzweifelt schüttelte er den Kopf und griff nach dem Handy. Es war eine Nachricht von Ryuuji.
 

Alles in Ordnung? Ich habs gerade im Fernsehen gesehen. Soll ich vorbeikommen? Hast du mit Kaiba gesprochen? Melde dich!
 

Erleichtert seufzte er und tippte schnell eine Antwort. Es würde guttun, Ryuuji hier zu haben und ihn zu unterstützen. Er würde auch Kaiba anrufen, immerhin wüsste der Brünette mehr darüber, wie man die Presse von etwas abwimmelte.

„Moshi Moshi?“

„Mokuba?“

„Jounouchi-kun! Alles in Ordnung?“, die Stimme von Mokuba ging von heiter zu besorgt innerhalb von ein paar Sekunden.

„Dem Umständen entsprechend. Ich nehme an, du hast es schon mitbekommen?“

„Ja und Ni-sama auch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es hier gerade ist. Ni-sama ist total am ausflippen. Die Berichte laufen auf fast allen Sendern zu unterschiedlichen Zeiten und es hat uns frontal getroffen. Malik versucht alles Mögliche, um Informationen zu demjenigen zu bekommen, der das Foto eingereicht hat. Bisher hat er aber keinen Erfolg.“

„Malik?“, Katsuya war erstaunt, dass der Ägypter die Sache in die Hand nahm. Er hätte schwören können, dass Kaiba es selbst machen würde.

„Ja, dafür arbeitet er doch für uns. Und außerdem würde Ni-sama die Situation wahrscheinlich nur schlimmer machen. Er kann zwar Reden und Organisieren, aber etwas ins Lot bringen konnte er noch nie gut. Aber ist bei dir wirklich alles in Ordnung? Sollen wir vorbeikommen?“

„Nein, schon gut. Ryuuji kommt gleich vorbei. Kann ich…kann ich helfen? Ich bin ja selber daran schuld, dass-“

„Du hast gar keine Schuld! Diese verdammten Paparazzi versuchen schon seit Jahren einen Skandal bei meinem Bruder zu wittern. Auch wenn ich ehrlich keinen Skandal daran sehe. Aber alles was nicht typisch für Ni-sama ist, ist wohl ein Skandal.“

„Mokuba!“, die Stimme des CEO war schwach im Hintergrund zu hören.

„Sorry Jounouchi-kun. Ich muss Schluss machen. Wir melden uns morgen nochmal, in Ordnung?“

„Klar. Bis morgen“, er legte auf uns seufzte erleichtert auf. Kaiba würde es regeln.
 

Es klingelte und Katsuya ließ Ryuuji ein. Dieser drückte ihn leicht an sich und murmelte beruhigende Worte in sein Ohr. Dankbar lächelte der Blonde.

„Also, wie schlimm fühlst du dich?“ Katsuya seufzte.

„Eigentlich recht gut. Ich mache mir Sorgen, aber ansonsten fühle ich mich normal. Ich hoffe nur, dass mich keiner erkannt hat.“

„Ich habs leider erst jetzt gesehen, aber einige Sender sollen das sogar schon seit 3 Stunden zeigen. Zumindest die Sender, die die Klatschpresse vertreten.“

„Mokuba hatte so etwas erwähnt.“ Wenn es seit 3 Stunde gezeigt wurde, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sein Vater es gesehen hatte. Und er könnte zum Problem werden.

„Hey, mach dir keinen Kopf darüber. Kaiba wird schon eine Lösung finden“, beruhigte ihn Ryuuji.

„Am besten gehst du ins Bett und wir werden morgen weiter schauen. Ich werde hier auf dem Sofa schlafen und wenn was ist, bin ich sofort da“, versprach der Schwarzhaarige und Katsyua nickte dankend. Obwohl Ryuuji ein Alpha war, verstand er was Katsuya durchmachte.

Kapitel 10

Der nächste Morgen kam viel zu schnell und Ryuuji fiel vom Sofa, als ein Hämmern an der Wohnungstür die gesamte Wohnung wachrüttelte. Verschlafen tapsten Shizuka, sie war mitten in der Nacht erst nach Hause gekommen, und Ito in ihren Pyjamas in das Wohnzimmer und Katsuya kam in einer Jogginghose aus seinem Schlafzimmer.

„Was zur Hölle ist hier los?“, fauchte er unausgeschlafen und öffnete die Wohnungstür. Davor stand ein wütender Malik Ishtar mit den beiden Kaibabrüdern und alle drei sahen ziemlich unausgeschlafen aus. Katsuya mutmaßte, dass keiner der drei überhaupt geschlafen hatte.

„Oh, was los ist? Vielleicht sollte man mal die Nachrichten einschalten!“, brüllte Malik. Es öffnete sich die Wohnungstür gegenüber und schnell zog der Blonde die drei in seine Wohnung.

„Kaiba. Ishtar. Mokuba“, Ryuuji grüßte die drei und Malik stieß einen verzweifelten Schrei aus. Shizuka und Ito schreckten zurück und die Jüngste im Raum eilte zu dem Blonden und versteckte sich hinter ihm.

„Malik, bitte. Du machst Ito Angst. Vielleicht erklärst du erst einmal was los ist?“, versuchte der Blonde den Ägypter zu beruhigen und erntete einen ungläubigen Blick.

„Du hast wirklich keine Ahnung was los ist“, stellte dieser fest und sackte in sich zusammen. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde für jemanden wie Kaiba zu arbeiten. Aber das er direkt in einen Skandal reinrutschen würde, hätte er nicht gedacht.
 

„Mach den Fernseher an“, meinte er nur und setzte sich auf das nächstmöglichste – einen der Stühle vom Esstisch. Ryuuji folgte der Anweisung und schaltete den Fernseher ein. Es war noch der selbe Sender wie am Abend zuvor und es wurden in mehreren Abständen das Haus von dem Blonden gezeigt. Auch wie er selber in jenes Haus ging war zu sehen. Das reichte ihm, um zu wissen, was los war. Er fluchte leise und fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare.

„Wenigstens einer versteht was los ist“, Malik verschränkte die Arme und schaute wartend den Blonden an. Dieser verstand noch immer nicht ganz was los war, jedoch konnte man es auch auf seine unausgeschlafene Verfassung schieben.

„Titel der neuesten Klastschpresse: Dreiecksbeziehung zwischen Kaiba, Otogi und Omega Jounouchi Katsuya“, brachte Malik die Situation auf den Punkt und Katsuya zuckte zusammen. Daran hatte er nicht gedacht. Natürlich würde jemand vor seinem Haus stehen und ihn beobachten. Und das Ryuuji dann hierherkam, war alles andere als förderlich. Doch er fragte sich, wie man seinen Namen herausgefunden hatte. Ob jemand – sein Vater? – ihn erkannt und den Namen an die Presse verkauft hatte?

„Papa?“, Ito blickte ihn fragend an und er seufzte. Es würde schwierig werden ihr das alles zu erklären und sie vor der Presse zu schützen. Er wusste nicht, wie penetrant die Presse sein konnte, aber er konnte es sich gut vorstellen. Und er wusste nicht, wie viel Ito wirklich verstand. Er wollte das sie Ruhe hatte und nicht andauernd vor der Presse flüchten musste.
 

„Wir konnten die Person ausfindig machen, die das Foto verkauft hat und konnten die Negative und die Digitalisate sichern. Jedoch haben wir noch nicht herausgefunden, wer deinen Namen preisgegeben hat. Kaibas Leute sind aber dran und drehen jeden Yen um, der von gestern auf heute getätigt wurde.“

„Ni-sama wird die Person finden Jounouchi-kun. Ihr…“, er schielte zu seinem Bruder. „Ihr könnt solange bei uns wohnen, bis sich alles beruhigt hat.“ Kaibas Kopf ruckte zu seinem Bruder und man konnte den Unglauben in seinem Blick deutlich erkennen. Malik nickte zustimmend und murmelte was von ‚Möglichkeit von Eindämmung von weiteren Schäden‘. Ryuuji nickte zwar, war aber skeptisch. Doch er wusste, dass der Blonde bei dem CEO sicherer war, als bei ihm. Ito strahlte nur und Shizuka lächelte leicht.

„Papa! Wenn To-san gut im Finden ist, kann er auch herausfinden, warum die Tür gestern offen war?“, fragte sie laut und Katsuya zuckte zusammen. Jegliches Augenpaar im Raum war auf ihn gerichtet und er lachte nervös auf. Er könnte allen bis auf Shizuka eine Lüge erzählen, sie würde sofort erkennen, dass es eine war. Er schluckte und blickte auf den Boden. Sein Kopf rauchte und er versuchte eine einfache Erklärung zu finden, ohne jemanden weiter zu alarmieren.
 

„Warum erfahre ich erst jetzt davon?“, Kaibas Stimme war tief und grummelnd und Katsuya wusste einfach, dass der Brünette definitiv kein Auge zugemacht hatte.

„Es war nicht so wichtig. Zumindest nicht wichtiger als das“, er zeigte kurz auf den Fernseher und setzte sich auf die Armlehne seines Sofas.

„Wurde was gestohlen?“, fragte Shizuka und kam auf ihn zu. Er schüttelte den Kopf. Vielleicht war es wirklich ein Sensationsgieriger Reporter gewesen.

„Ihr werdet auf jeden Fall mitkommen. Am besten wird es sein, wenn du, Kaiba, einen Arm beschützend um ihn legst. Draußen werden sicherlich mehr Reporter sein, als in der Nacht. Jounouchi du wirst Ito tragen und nicht von der Seite von Kaiba weichen. Es soll aussehen, als ob ihr zusammenhaltet und euch gegenseitig stützt. Das wird die Dreiecksbeziehungstheorie direkt zerstören. Otogi du wirst dich mit Mokuba im Hintergrund halten. Ich gehe stark davon aus, dass einige Reporter auf uns zukommen werden. Haltet sie auf und erzählt ihnen, dass ihr die Familie unterstützt. Besonders du solltest ihnen immer wieder sagen, dass du die Familie als Freund unterstützen wirst“. Sein Blick lag ruhig auf Ryuuji und dieser nickte. Malik scheuchte Katsuya, Shizuka und Ito in ihre Zimmer zum Anziehen, wobei bei Ito Kaiba folgte und ihr half. Nach nur 10 Minuten standen sie angezogen und gewaschen im Wohnzimmer und hatten jeweils eine Tasche mit einigen Kleidern in der Hand.

„Ich werde zu Shino fahren. Ich weiß, dass ich bei euch sicherlich willkommen bin, aber ich möchte nicht rund um die Uhr bewacht werden. Außerdem habe ich bald Abschlussprüfungen und könnte mich nicht wirklich konzentrieren“, Shizuka verbeugte sich kurz und Mokuba nickte lächelnd.

„Kein Problem Shizuka-kun. Melde dich aber, wenn etwas ist“, er drückte sie kurz an sich, dann verschwand sie aus der Wohnung und aus dem Haus. Katsuya biss sich auf die Unterlippe und blickte zwischen allen hin und her. Ito stand neben ihn und hatte seine Hand gegriffen. Sie spürte, dass ihr Vater unsicher war und wollte ihm helfen sich zu beruhigen, wusste aber nicht wie.

„Dann wollen wir mal“, meinte Malik enthusiastisch und sie folgten ihm nach unten.
 

Draußen tummelten sich einige Wagen von unterschiedlichen Sendern und Reporter standen überall verteilt. Als sie die Gruppe erblickten, setzten sie sich sofort in Bewegung. Mokuba und Ryuuji blockten sie ab und Kaibas Arm, welche um die Schulter von Katsuya gelegt war, verkrampfte sich leicht. Ito war auf dem Arm von Katsuya und drückte sich an den Blonden. Katsuya selber drückte sich leicht in Kaiba und hatte den Kopf gesenkt. Er hörte, wie Fotos gemacht wurden, wie einige Reporter nach ihnen riefen und wie einige versuchten, sie mit der Kamera zu erwischen. Kurz hob Kaiba seine Arm und zog den Blonden noch näher an ihn. Dann spürte der Blonde wie sich etwas auf seinem Kopf niederließ und er stellte fest, dass Kaiba seine Jacke um ihn gelegt hatte. Er wusste nicht, wie er dem Brünetten jemals danken sollte.
 

~
 

Nach über einer Stunde kamen sie endlich an der Kaibavilla an. Zwischenzeitlich hatte sich Shizuka gemeldet und mitgeteilt, dass sie gut angekommen war und das kein Reporter ihr Beachtung geschenkt hatte. Es war wohl nicht herausgekommen, dass sie mit dem Blonden verwandt war und sie zusammen wohnten, was diesen erleichtert ausatmen ließ. Malik telefonierte herum, brüllte, fluchte und zischte in den Hörer und raufte sich immer wieder die Haare. Ab und zu konnte der Blonde hören, wie der Ägypter murmelte, dass wenn er gewusst hätte, wie es sein würde, dass er den Job niemals angenommen hätte. Katsuya grinste leicht und wandte sich dann wieder dem Fernseher zu. Er hatte sich mittlerweile unzählige Varianten angeschaut. Er war als eine Hure bezeichnet worden. Das Kaiba ihm Geld gezahlt haben müsste. Und das er ihm das Kind nun unterjubeln wollte. Oder er war wirklich der Liebhaber von Kaiba, der jedoch vernachlässigt war und eine Affäre mit Ryuuji angefangen hätte, um den Brünetten zu reizen. Oder einfach, weil er eine Hure war. Einige behaupteten Ryuuji und Kaiba hätten angeblich eine Affäre miteinander und wollten es mit einem Omega aufpeppen und beide hätten versucht ihn zu schwängern und nur bei Kaiba hatte es geklappt. Doch auch hier wurde er als gierige Hure bezeichnet, der unbedingt zwei Alphas haben wollte. Es wurde sogar mehr als einmal gesagt, dass man nichts Anderes von einem Omega erwarten könnte, außer herumzuhuren.
 

Nachdem gerade erneut der Bericht eines Senders anfangen wollte, wurde der Fernseher ausgeschaltet. Katsuya drehte sich um und sah Mokuba mit der Fernbedienung in der Hand.

„Das ist wirklich einfach nur ätzend. Als ob du eine Hure wärst! Die haben doch alle keinen blassen Schimmer was eigentlich los ist“, schnaubte er nur und ließ sich neben den Blonden fallen.

„Du kannst aber auch nicht erwarten, dass sie es wissen“, murmelte der Blonde und Mokuba seufzte nur.

„Sie würden selbst dann, dich verurteilen und als Hure abstempeln. Sie würden dir vorenthalten, dass du Ni-sama verführen wolltest und absichtlich deine Medikamente nicht genommen hattest“, gestand der Schwarzhaarige und Katsuya zog überrascht die Luft ein.

„Du weißt es“, flüsterte er und er merkte wie er anfing zu zittern.

„Jounouchi-kun, ich…ich weiß, dass was mein Bruder getan hat, unverzeihlich war. Aber du darfst ihn deswegen nicht verurteilen. Er…es tut ihm sehr leid, was damals passiert ist und…“, er bis sich zögernd auf die Unterlippe und sein Blick schweifte durch den gesamten Raum. „Ihr könntet einen Neuanfang wagen“, flüsterte er dann. Katsuya schwieg. Er wusste nicht was er sagen oder reagieren sollte. Mokuba wusste es! Er wusste komplett Bescheid.

„Wie lange weißt du es schon?“, Katsuya wollte die Antwort eigentlich nicht hören. Er fühlte sich wiedermal zurückversetzt, als er noch zur Schule ging. Er spürte wie die Erinnerung in ihm hochkam.

„Ni-sama hatte es damals erwähnt, dass er was unverzeihliches getan hatte. Er hatte nicht alles explizit erwähnt. Nur, dass er einen männlichen Omega…“, Mokuba schaffte es nicht, es auszusprechen. Es hatte ihn damals schon verstört und er hatte sich mit seinem Bruder heftig gestritten und nach einigen Wochen hatten sie sich wieder vertragen. Doch eine gewisse Anspannung war geblieben und Mokuba hatte sich mehr als nur einmal gefragt, ob die Reise, die sein Bruder angetreten war, seine Art war Reue zu zeigen. Oder der Brünette hatte einfach nur Angst vor den Konsequenzen.

„Damals? Kaiba wusste es die gesamte Zeit?“, Katsuya war aufgesprungen und sein Gesicht war rot vor Wut. Kaiba wusste es! Hatte es die ganze Zeit gewusst. Hatte es gewusst, als er Ito vorgestellt hatte. Als er ihn beleidigt hatte. Katsuya hielt inne. Kaiba hatte sich selbst beleidigt. Er hatte es gewusst und sich selbst erniedrigt, weil er wusste, dass es falsch war.

„Er wusste, dass ich durch ihn Schwanger geworden bin?“, er flüsterte aus Angst, wenn er es lauter sagen würde, dass es sofort von jeder Person auf der Welt mitbekam.

„Er sagte, dass du…der Omega in der Heatphase war und eine Schwangerschaft sehr hoch, wenn nicht sogar zu hundert Prozent möglich war.“

„Das heißt, als er Ito das erste Mal sah, wusste er, dass er der Vater war?“ Mokuba nickte und biss sich wieder auf die Unterlippe. Er wusste nicht, wie er den Blonden behandeln sollte. Es wäre für ihn einfacher, wenn er geschrien oder geweint hätte. Aber er war so ruhig.

„Entschuldige mich bitte“, bevor Mokuba nicken konnte, war der Blonde auch schon aus dem Zimmer geflüchtet.
 

~
 

Katsuya fehlte beim Abendessen und Ito weigerte sich ihres zu essen. Kaiba war mit den Nerven am Ende und Malik hatte sich heißer geschrien. Sie waren noch immer nicht weiter und die Geschichten wurden nur noch abstruser. Ihr Auftritt vom Morgen untermalte einige Behauptungen und brachten neue hinzu. Doch egal wie sehr sie auf Familie taten, der Blonde wurde immer wieder als Hure bezeichnet. Teilweise sogar als Geldgierige. Dabei waren nicht mal alle Moderatoren Alphas. Die meisten waren Betas und selbst die Journalisten der Zeitungen waren zum Großteil Betas. Doch was erschreckend war, waren die wenigen Omegas die sich regten. Es gab nur eine kleine Anzahl, doch die eine Hälfte verteidigte den Blonden und die andere schloss sich den Behauptungen an. Kaiba selber wurde mit keiner Silbe schlechtgeredet und das machte es nur komplizierter.

„Ito du musst etwas essen“, versuchte es Mokuba wieder, doch das Mädchen presste die Lippen fest aufeinander. Dann schob sie den Teller weg und verschränkte die Arme. Wäre es nicht so angespannt, würden sie darüber lachen, wie das Mädchen den Brünetten imitierte.

„Ito. Iss“, Kaiba schaute nicht auf und aß weiter, ließ Ito auch nicht widersprechen. Das Mädchen schmollte und zog den Teller wieder zu sich heran und begann langsam etwas zu essen.
 

„Kaiba? Wir hätten eventuell eine Spur. Jedoch benötigen wir wohl etwas mehr Überzeugung“, Malik steckte sein Handy wieder ein. Er hatte gerade eine kurze Textnachricht erhalten und würde dieser Spur nachgehen.

„Tu was du willst, aber beende es endlich. Ich kann diese ganzen Berichte nicht mehr sehen.“

„Es wäre einfacher, wenn ihr euch zeigen würdet. Selbst wenn ich es jetzt alles regle, wird es dauern, bis alles wieder ruhig ist. Ihr könntet den ganzen Unsinn beenden, wenn ihr eine Pressemitteilung aussprecht. Zeigt euch, seid verliebt und was man noch alles machen könnte, um zu zeigen, dass du keine reine Se- körperliche Beziehung mit ihm hast.“

„Und wie stellst du dir das vor? Hast du eine Ahnung was das alles bedeuten kann?“, Kaiba legte sein Besteck zur Seite, benutzte die Servierte und blickte dann den Ägypter an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Er war ein Beta. Ein Normalsterblicher und konnte sich nicht vorstellen, welche Auswirkungen es auf Kaiba, Jounouchi oder die Kaiba Corporation hatte. Auch wusste er nicht, welche Rolle es spielen würde, dass Kaiba ein Alpha und Jounouchi ein Omega war. Es gab Berichte, da wurden Alphas, die eine Beziehung zu einem Omega hatten, sozial zerstört. Doch er glaubte kaum, dass dies auch mit dem CEO passieren würde. Dafür hatte er eine zu große Wirkung auf die japanische Wirtschaft, wenn nicht sogar auf die internationale Wirtschaft.
 

„Du glaubst nicht daran, dass es Auswirkungen haben könnte“, stellte der Brünette fest.

„Keine, die die Firma belasten würde“, gestand Malik und Kaiba seufzte.

„Ich werde mit ihm reden und wir werden zusammen überlegen, wie wir vorgehen werden.“

Malik nickte und verschwand aus dem Raum. Mokuba hatte dem Gespräch gelauscht und wurde nun etwas unruhig. Sein Bruder wusste nicht, dass es der Blonde wusste. Er schluckte schwer, als er zurückdachte.
 

~Flashback~
 

Die Eingangstür zur Villa fiel krachend ins Schloss. Mokuba, der bis dahin im Wohnzimmer ferngesehen hatte, zuckte zusammen und blickte schuldbewusst über die Sofalehne. Eigentlich sollte er nicht hier sitzen, sondern in seinem Zimmer und Hausaufgaben machen sowie für ein Projekt lernen. Doch ihm war langweilig geworden und er wusste, dass sein Bruder erst spät nach Hause kommen würde. Also würde diese eine Stunde vor dem Fernseher nicht schaden. Und niemand würde es mitbekommen. Doch das der Brünette schon zuhause war, machte den Schwarzhaarigen nervös. Doch noch nervöser machte es ihn, dass die Haustür zu hören war, aber sonst nichts. Keine Schritte und auch keine typischen Geräusche wie das Aufhängen der Jacke oder das Abstellen der Schultasche.
 

Langsam stand er auf und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Vorsichtig öffnete er diese und lugte in die Eingangshalle. Dort sah er seinen Bruder völlig verstört am Boden sitzen, den Rücken an die Haustüre gepresst.

„Ni-sama!“, bestürzt rauschte Mokuba aus dem Zimmer und zu seinem Bruder. Dieser blickte ihn an und Mokuba blieb ruckartig stehen. Pures entsetzen war auf dem Gesicht des jungen CEO zu sehen und sein ganzer Körper zitterte.

„Ni-sama? Alles in Ordnung?“, behutsam trat der jüngere auf seinen Bruder zu und ging neben ihm in die Hocke. Behutsam drückte der Schwarzhaarige den Oberarm des Brünetten. Dieser zuckte zusammen und versteifte sich. Angst kroch in dem Schwarzhaarigen empor. So hatte er seinen Bruder noch nie gesehen.

„Ich...“, Kaiba schluckte schwer und vergrub seine beiden Hände in seinen Haaren. Er atmete einige Male tief durch und erst dann sah er seinem jüngeren Bruder in die Augen.
 

„Ich habe etwas Entsetzliches getan.“
 

~Flashback ende~
 

„Ni-sama?“, vorsichtig wandte er sich seinem Bruder zu. Ito hatte mittlerweile wieder aufgehört zu essen und blickte neugierig ihren Vater sowie ihren Onkel an. Sie wusste, dass ihr Papa von vielen schlecht gemacht wurde. Sie hatte es im Radio und im Fernsehen gehört. Sie konnte zwar nicht alles verstehen, doch einiges hatte sie sich zusammenreimen können. Das andere würde sie noch selber herausfinden und wenn sie dafür an den Computer ihres Onkels müsste. Sie würde sogar extra Aufgaben lösen, damit sie die Zeit für den Computer bekommen würde.

„Was ist Mokuba?“

„Ich...könnte eventuell erwähnt haben, dass du es die ganze Zeit wusstest“, gab er leise zu und machte sich schon einmal auf den Wutausbruch seines Bruders gefasst. Doch er kam nicht. Stattdessen seufzte der Brünette nur wieder auf und erhob sich.

„Dann könnte das einiges ersparen. Du kümmerst dich bitte um Ito. Ito du hörst auf deinen Onkel, verstanden? Und du hast noch deine Schreibaufgaben zu machen.“

„Ok“, skeptisch zog Kaiba eine Augenbraue hoch.

„Ohne genörgel?“

„Ja To-san“, nun wurde Kaiba noch skeptischer. Doch er würde sich darum erst später kümmern.

„Gut. Wenn du alles ordentlich machst, bekommst du eine kleine Belohnung“, er konnte einfach nicht aufhören sie zu verwöhnen. Wahrscheinlich war das auf seine eigene Kindheit zurückzuführen. Jubelnd warf das Mädchen die Arme in die Luft und Kaiba musste lächeln. Sie war dem Blonden sehr ähnlich, auch wenn sie definitiv fleißiger war als dieser. Er nickte Mokuba kurz zu, dann machte er sich auf den Weg zu Jounouchi.

Kapitel 11

Kapitel 11
 

Jounouchi lag auf seinem Bett und hatte einen Arm über die Augen gelegt. Er hatte versucht zu schlafen, doch als er die Augen schloss, kamen sofort die ganzen Bilder und stimmen wieder hoch. Hure, Schwanzlutscher, Schwuchtel und was sonst noch geisterte in seinen Gedanken herum und machte ein einschlafen unmöglich. Der Blonde hätte aufstehen können, nach unten zu den anderen gehen können oder ein Buch lesen können, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Er wollte einfach nicht. Nach einiger Zeit grummelte sein Magen, doch auch das ignorierte er. Wie viel Zeit verstrichen war wusste er nicht und es interessierte ihn auch nicht. Er wollte einfach nur sein normales und ruhiges Leben zurückhaben. Doch das war nicht mehr möglich. Innerlich verfluchte er wieder den Tag, an dem er Kaiba sagte, dass er der Vater von Ito sei. Nein, der Brünette hatte es gewusst gehabt. Es hätte also keinen Unterschied gemacht. Oder vielleicht doch. Vielleicht hätte er ihn einfach nicht besuchen sollen, dann wäre der CEO nie auf der Bildfläche aufgetaucht. Immerhin hatte er es die ersten Jahre ja auch nicht für nötig gehalten gehabt.
 

Es klopfte an der Tür. Der Blonde hob langsam den Arm und blickte die Tür an. Wieder klopfte es.

„Moment“, murmelte er und erhob sich schwerfällig. Wie lange er wohl hier gelegen hatte? Wieder klopfte es, diesmal etwas energischer.

„Ja doch!“, rief der Blonde diesmal und schlurfte zur Tür. Er würde nicht schneller gehen für wen auch immer. Es konnte auch nur Mokuba, Malik, Kaiba oder Ito sein. Und Ito konnte er ausschließen, da sie nicht die Kraft hatte so heftig zu klopfen. Er drehte den Schlüssel herum und öffnete die Tür und Kaiba drängte sich an ihm vorbei.

„Klar, komm rein“, murmelte der Blonde und schloss die Tür wieder.

„Dir ist schon klar, dass das hier ein Zimmer in meinem Haus ist?“, schmunzelte der Brünette und der Blonde zuckte nur mit den Schultern. Kaiba seufzte und setzte sich auf das Bett.

„Mokuba sagte mir, dass ihr zwei über damals geredet habt.“ Katsuya ließ sich neben dem Brünetten auf das Bett fallen.

„Haben wir“, er spürte den Blick von dem Älteren auf sich ruhen.
 

„Ich wiederhole mich zwar nur ungern, aber ich denke es muss sein. Es tut mir Leid was damals passiert ist.“

„Ich weiß. Und ich habe es angenommen.“

„Hast du? Ich könnte schwören, dass du das nie erwähnt hast.“

„Dann erwähne ich es eben jetzt“, Katsuya drehte sich so um, dass er Kaiba von der Seite aus betrachten konnte. Dieser sah stur geradeaus und knete seinen Hände.

„Was genau willst du jetzt eigentlich?“ Kaiba seufzte. Es fiel ihm noch immer schwer darüber zu reden, doch er musste dem Blonden seine Sichtweise schildern.

„Reden. Über damals und über jetzt.“ Überrascht erhob sich der Blonde und setzte sich im Schneidersitz hin.

„Dann fang mal an.“
 

„Wie du sicherlich noch sehr gut in Erinnerung hast, bin ich damals abgehauen“, Katsuya schnaubte nur und Kaiba funkelte ihn an.

„Ich habe damals mit Mokuba darüber geredet. Oder vielmehr gestritten.“
 

~Flashback~
 

„Ich habe etwas entsetzliches getan“, brachte der Brünette flüsternd hervor und Mokuba rückte noch näher an ihn.

„Es wird schon nicht so schrecklich gewesen sein, Ni-sama.“

„Du hast ja keine Ahnung.“

„Dann erzähl es mir!“

„Ich…ich habe jemanden vergewaltigt“, die Stimme des sonst gefassten und ruhigen CEO zitterte und war hauchdünn. Seine Hände vergruben sich immer mehr in den Haaren und er zog die Knie an seinen Oberkörper heran. Mokuba erstarrte. Hatte er sich verhört?

„Du hast was?“

„Jemanden vergewaltigt!“, brüllte der Brünette und sank noch mehr in sich zusammen. Er konnte noch immer nicht glauben, was er getan hatte. Und er war danach einfach abgehauen. Er war nicht nur ein Vergewaltiger, sondern auch noch ein Feigling. Er hatte sich selbst ruiniert. Und Mokuba. Er erstarrte. Er hatte Mokuba ruiniert!

„Das…das ist nicht wahr“, Mokuba entfernte sich etwas von seinem Bruder und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sein heißgeliebter Bruder ein Vergewaltiger?

„Doch, es ist wahr“, langsam hob er den Blick wieder an, er hatte nicht bemerkt, dass er diesen wieder gesenkt hatte. Mokuba wich noch mehr von ihm zurück und er konnte sehen, dass dieser Angst hatte. Ja, Mokuba hatte Angst vor seinem Bruder, der innerhalb weniger Stunden zu einem Verbrecher geworden war. Er fragte sich, ob Jounouchi zur Polizei gegangen war. Ob man ihm wohl glauben würde? Sollte er sich vielleicht sogar lieber selbst anzeigen?

„Wen?“
 

Er schwieg. Er konnte es ihm nicht sagen. Nicht nur, dass er ein Vergewaltiger war, er hatte auch noch einen der Freunde von seinem Bruder vergewaltigt. Er schluckte. Nein, er würde es nicht sagen. Niemandem.

„Wen!?“, schrie der Schwarzhaarige seinen Bruder an und ballte die Hände zu Fäusten. Er zitterte und pure Wut war in den Augen zu sehen.

„Einen Omega“, brachte der Brünette hervor. Mehr würde er nicht sagen.

„Einen Omega?! Einen Omega?! Hast du eigentlich eine Ahnung was du angerichtet hast?“, Mokuba schrie jedes einzelne Wort heraus. Kaiba blickte ihn lange an, hing seinen Gedanken nach. Was er angerichtet hatte? Was würde denn noch schlimmer sein, als – Er schluckte. Da war etwas, was er nicht bedacht hatte.

„War es wenigsten ein weiblicher Omega?“, fauchte der Schwarzhaarige nun etwas ruhiger. Er musste seine Beherrschung wiedererlangen, doch es viel ihm recht schwer. Er hatte immer zu seinem Bruder aufgesehen, wollte so werden wie er. Doch dann kam dieser mit einer Vergewaltigung nach Hause. Die er begangen hatte!

Kaiba stand wacklig auf und marschierte ins Wohnzimmer. Er ignorierte die Tatsache, dass der Fernseher lief und öffnete einen Schrank. Es kamen mehrere Flaschen Alkohol zum Vorschein, die er nur dann zur Hand nahm, wenn er beruflichen Besuch hatte. Er griff nach einer Flasche Whisky, öffnete diese und nahm einen großzügigen Schluck daraus.
 

„Ni-sama“, völlig entsetzt über das Verhalten seines Bruders stand Mokuba mit offenem Mund da und beobachtete ihn. Ein weitere Schluck folgte dem ersten und erst dann drehte sich der Brünette um.

„Es war kein weiblicher Omega. Es war ein männlicher“, wieder nahm er einen Schluck. „Ich habe ihn höchstwahrscheinlich geschwängert“, der nächste Schluck und Kaiba ließ sich in den Sessel fallen.

Mokuba trauten seinen Ohren nicht. Da war sie wieder, die Wut.

„Du bist nicht nur ein Vergewaltiger, sondern hast den Omega auch noch geschwängert?! Was glaubst du eigentlich wer du bist? Nur weil du quasi ganz Domino gekauft hast und unterstützt, heißt das nicht, dass du dir alles erlauben kannst! Hörst du mir eigentlich zu?“, keifte Mokuba und umrundete den Sessel. Sein Bruder blickte ihn nicht an, sondern starrte nur gerade aus, die Flasche Whisky fest in der Hand. Die Wut überrannte den Schwarzhaarigen und mit einer Wucht, die ihn selbst überraschte, schlug er die Flasche aus der Hand des Brünetten. Scheppernd kam die Flasche auf dem Boden auf und zerbrach. Die restliche Flüssigkeit verteilte sich und sickerte in den Teppich.

„Ich weiß wirklich nicht mehr, wer du bist“, flüsterte der Schwarzhaarige und er versuchte die Tränen zu unterdrücken. Dann wirbelte er herum und rannte aus dem Zimmer. Kaiba saß weiterhin Bewegungslos da und starrte ins Nichts.
 

~
 

Es verstrichen mehrere Wochen, in denen er sich in die Arbeit stürzte. Er hatte der Schule mitgeteilt, dass er den Abschluss vorziehen würde und diese hatte zugestimmt. Bisher war keine Polizei bei ihm aufgetaucht und auch sonst war nirgendwo was zu sehen, was darauf schließen ließ, was er getan hatte. Er hatte sich darangesetzt das Milleniumspuzzle zusammenzubauen. Atem war ihm noch ein Duell schuldig und er würde auch ein Gespräch mit dem Pharao führen. Er brauchte einen Rat außerhalb von alldem hier. Er seufzte. Es war schwer weiterzumachen, als wäre nichts passiert, doch anmerken ließ er sich nichts.

Mokuba redete seitdem kein Wort mehr mit ihm und er konnte es ihm auch nicht verübeln. Wäre er an seiner Stelle, er würde es genauso machen.

„Kaiba-sama? Der Bericht den Sie wollten“, seine Sekretärin verbeugte sich und ließ ihn dann wieder alleine. Er wusste, dass seine Stimmung auf seine Angestellten überschlug, doch er konnte es nicht ändern. Sein Duellink machte große Fortschritte und schon bald würden die Duelle auf der gesamten Welt virtuell stattfinden können.
 

Es klopfte und die Tür öffnete sich.

„Seit wann braucht es keine Erlaubnis mehr von mir, um in mein Büro eintreten zu können?“, knurrte er, ohne den Blick von dem Bericht zu heben.

„Verzeiht bitte Seto-sama. Doch ich dachte mir, dass Sie das hier interessieren könnte“, Isono trat ein und verbeugte sich. Er war es gewöhnt, dass Kaiba seine Momente hatte. Und der CEO hatte ihm schon mehrfach gesagt, dass er eintreten konnte wann immer er wollte. Der Brünette funkelte ihn an und legte den Bericht zur Seite.

„Was könnte so wichtig sein?“

„Das Befinden desjenigen, um den sie gebeten hatten, sich diskret zu informieren“, Isono hatte einmal den Fehler gemacht und den Namen desjenigen auszusprechen und sein Chef hatte geschrien und war danach zusammengebrochen. Er wusste nicht, um was es ging, doch würde er es vermeiden, seinen Chef ein weiteres Mal so zu sehen.

„Danke. Du kannst gehen. Behaltet ihn weiterhin im Auge“, wieder verbeugte sich Isono und verschwand aus dem Büro. Der Bericht enthielt nichts Auffälliges, nur, dass es dem Blonden gesundheitlich etwas schlechter ging. Konnte das die Übelkeit sein, die einige bekamen, wenn sie Schwanger waren? Er wusste es nicht. Seufzend legte er den Bericht in die Schublade, in der auch schon die anderen Berichte lagen. Der Blonde lebte weiter, hatte es niemandem gesagt und so würde auch der CEO weiterleben.
 

~
 

„Mokuba? Du kümmerst dich um alles, während ich weg bin?“

„Natürlich Ni-sama“, es tat gut Mokubas Stimme wieder regelmäßig zuhören. Besonders, wenn man bedachte, was er vorhatte. Er würde sie für eine gewisse Zeit nicht mehr hören.

„Pass bitte auf dich auf Mokuba.“

„Du auch auf dich Seto.“ Der Brünette grinste, dann startete er die Maschine. Er hörte ein klacken, dann spürte er wie er in seinen Sitz hineingedrückt wurde und dann war da nichts mehr. Kein rumpeln, kein schaukeln, kein in-den-Sitz-reingedrückt-werden-Gefühl. Die Kapsel öffnete sich und eine strahlende Sonne schien auf ihn herab. Blinzelnd stand er auf, streckte sich und drehte sich. In der Ferne konnte er flimmernd eine Stadt erkennen und er machte sich auf den Weg. Es dauerte etwas, doch er schaffte den Weg. Ihm war nicht heiß, obwohl die Sonne schien. Er durchschritt Gassen und konnte einige Menschen sehen. Sie waren alle im gleichen Stil gekleidet und verschwanden in den Gebäuden, sobald sie den Brünetten sahen. Niemand hielt ihn auf, nicht mal als er am Palast ankam und durch den Eingang ging. Die Wachen blieben an ihren Plätzen und standen still, so als wären sie nur unbewegliche Figuren.
 

„Ich hatte mich schon gefragt, wann du auftauchen würdest“, ertönte die ihm bekannte Stimme. Kaiba straffte die Schultern und trat erhobenen Hauptes in den Thronsaal. Dort auf dem Thron saß er. Er sah noch genau so aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Atem erhob sich und schritt die Treppen hinab.

„Ich habe dich erwartet, aber habe nicht gedacht, dich in einer solchen Stimmung vorzufinden“, fragend blickte der Pharao den CEO an, doch dieser verzog keine Miene.

„Ich bin hier, um mich gegen dich zu duellieren, nicht um zu reden“, er aktivierte seine Duelldisk, doch Atem schüttelte den Kopf.

„Du bist nicht bei der Sache. Erst wenn du ganz bei dir bist, können wir uns duellieren. Solange sei mein Gast Kaiba“, ein Diener eilte heran und flüsterte etwas auf Arabisch. Atem nickte erfreut und wies den Brünetten an, ihm zu folgen. Sie kamen in einem Garten an und Atem setzte sich auf eine der Liegen die dort standen. Kaiba blieb unschlüssig stehen.

„Setz dich Kaiba und entspanne“, wies der Ägypter an und widerwillig folgte der CEO der Aufforderung. Dann kamen einige Diener herangeeilt und stellten einige Früchte sowie Getränke zwischen den beiden ab.
 

„Was soll das hier? Ich bin hier um gegen dich anzutreten!“

„Das können wir tun, wenn du mir erzählst was los ist. Du bist nicht du selbst Kaiba, das sieht jeder.“

„Es ist nichts!“, antwortete er schnippisch und schaute schnell woanders hin. Er hatte sich verraten und das einfach und schnell. Atem runzelte die Stirn. Er kannte den Brünetten inzwischen so gut, dass er ganz genau sagen konnte, das etwas nicht stimmte. Er seufzte und ließ sich zurücksinken.

„Jetzt sag schon. Du bist sonst immer beherrscht und nicht so schnippisch“, er bemerkte den Griff von dem Jüngeren und die weißen Knöchel die hervorstanden. Egal was es war, es machte den Jüngeren fertig.

„Kaiba…“

„Ich habe jemanden vergewaltigt“, platzte es aus dem Brünetten heraus, noch bevor Atem zu ende reden konnte. Perplex und leicht geschockt schauten sie sich an.

„Du hast…jemanden…ver…vergewaltigt?“, fragte Atem nach und Kaiba nickte. Früher hätte der Pharao nicht mit der Wimper gezuckt, doch die Zeit mit Yuugi und den anderen haben ihm eine ganz neue Sichtweise auf einige Details gebracht, die zu seinen Lebzeiten vollkommen normal waren.

„Jounouchi“, flüsterte er und ließ sich nun ebenfalls auf die Liege fallen. Ein Arm war über seine Augen gelegt, der andere baumelte kraftlos herab.

„Jou?! Kaiba was, bei den Göttern, hast du getan?!“, der Bunthaarige konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte.

„Ich habe Jounouchi Katsuya vergewaltigt“, wiederholte der CEO und Atem konnte Verachtung heraushören. Verachtung gegen sich selbst.

„Was ist passiert?“

„Er… ist ein Omega und war in seiner Heatphase. Ich…ich habe ihn dabei erwischt, wie er sich befriedigt hat und…ich konnte einfach nicht anders. Ich habe es zuerst versucht, doch ich konnte nicht. Ich wollte ihn. Um jeden Preis. Ich wusste, dass es seine erste war. Es wusste niemand, dass er ein Omega war und es wäre aufgefallen. Die Heatphase kommt regelmäßig und man müsste entweder zuhause bleiben oder immer Medikamente nehmen. Ich wollte der erste sein, der ihn in seiner Heatphase nimmt.“

„Ich hatte mir schon gedacht, dass Jou ein Omega war. Er hat nie über sein zweites Geschlecht gesprochen. Generell hat er das Thema immer von sich geschoben und geändert, sobald es aufkam. Ich hätte mir nur nicht im Traum einfallen lassen, dass du so auf die Pheromone anspringst.“

„Ich hatte es mir auch nicht vorgestellt. Es war, als wäre ich in einem Rausch. Ich wollte ihn so dringend haben, dass es schon schmerzhaft war. Er… er hat sich gewehrt, doch ich habe es ignoriert. Habe ihn sogar gefesselt, damit er sich nicht so viel bewegt. Und ich befürchte, dass ich ihn geschwängert habe“, Kaiba hatte sämtliche Kraft verloren und doch fühlte er sich leichter als jemals zuvor. Er hatte mit Mokuba gesprochen, doch er hatte ihm nie erzählt, dass es Jounouchi war. Er konnte es ihm einfach nicht erzählen. Doch Atem war anders. In gewisser Weise war er sein einziger Freund und wem konnte er es schon erzählen?

„Kaiba du musst unbedingt mit Jou darüber reden. Das ist das mindeste was du tun kannst.“

„Ich weiß, aber ich weiß nicht wie. Wie soll ich auf ihn zugehen?“

„Kaiba...“
 

~Flashback ende~
 

„Du hast dich betrunken?“, war das erste was der Blonde von sich gab, als Kaiba endete. Er stöhnte und lies sich nach hinten auf das Bett fallen.

„Ja und ich weiß, dass Alkohol keine Probleme löst. Doch ich habe es in der ersten Zeit einfach gebraucht“, er blickte zur Decke, dann schielte er zu dem Blonden. Er saß noch immer im Schneidersitz neben ihm.

„Wenn du es gewusst hattest, warum bist du eigentlich nie aufgetaucht?“ Berechtigte Frage, wie Kaiba feststellte.

„Ich wollte der Wahrheit nicht ins Auge sehen. Selbst nach dem Gespräch mit Atem, war es für mich unmöglich, mit dir darüber zu reden. Ich war schon froh, dass du keine Anzeige aufgegeben hattest. Außerdem habe ich alles erfahren, was ich wissen wollte.“

„Du wolltest sie nie sehen?“, der Brünette könnte schwören, dass die Stimme des Blonden leicht traurig klang.

„Natürlich wollte ich sie sehen. Was glaubst du, warum ich dich vor drei Monaten darauf ansprach, dass ich am Leben meiner Tochter teilhaben wollte?!“, fuhr der CEO auf und Katsuya zuckte zusammen.

„Warum hast du uns dann nie besucht? Warum wolltest du erst Kontakt haben, als ich vor dir stand? Als ich allen mitgeteilt habe, was ich bin und dass ich unsere Tochter ausgetragen habe?“, zischte er zurück. Kaiba setzte sich auf und näherte sich dem Blonden.

„Was bitte hätte ich machen sollen, wenn ich vor deiner Tür gestanden hätte? Hätte ich dich umarmen, dich küssen sollen? Hätte ich direkt sagen sollen, dass ich meine Tochter sehen will? Glaubst du ernsthaft, du hättest mich gelassen?“, sie waren nur einige Zentimeter voneinander getrennt und Katsuya spürte den Atem auf seinem Gesicht.

„Natürlich nicht!“, er rutschte von dem Brünetten weg und schaute verlegen zur Seite.

„Ich schätze, dass macht uns beide zu Feiglingen“, er lächelte leicht, doch der Brünette schnaubte nur. Wenn es sie beide zu Feiglingen machte, dann wäre er der größere. Denn er schämte sich noch immer für das was er getan hatte, auch wenn er es niemandem zeigte.
 

„Kaiba, ich weiß nicht ob ich dir jemals verzeihen kann. Was du getan hast ist unverzeihlich. Doch ich kann sehen, dass es dich selber zerfrisst“, Katsuya seufzte. Er hätte nie geglaubt, dass er das jemals sagen würde.

„Wie wäre es wenn wir all das, was passiert ist, hinter uns lassen und neuanfangen?“

„Du würdest es einfach ignorieren? Einfach den Teil aus deiner – unserer – Vergangenheit vergessen und so tun, als wäre es nie passiert?“

„Ich würde es versuchen. Yuugi meinte, du hättest dich verändert und ich will dir eine Chance geben. Außerdem würde es nicht nur uns guttun, sondern auch Ito. Sie braucht mehr als nur zwei verschiedene Väter, sie braucht eine richtige Familie. Nicht, dass sie die nicht mit mir und Shi-chan hätte. Aber ihr beide, du und Mokuba fehlen. Es mag zwar nicht so aussehen und sie wird es selber noch nicht bemerken, aber es wird die Zeit kommen, da wird sie Fragen stellen. Und ich will ihr alles beantworten was ich kann, doch du gehörst auch dazu. Sie wird dich fragen, warum du getan hast, was du getan hast. Doch solange diese Zeit noch nicht da ist, will ich, dass sie in einer Familie aufwächst die sich nicht jedes Mal skeptisch mustert. Also, glaubst du, wir könnten einen Neuanfang starten?“

„Unter einer Bedingung.“ Katsuya seufzte theatralisch auf.

„Natürlich gibt es eine Bedingung, was habe ich auch erwartet.“ Kaiba schüttelte grinsend den Kopf.

„Wir werden es offiziell machen, dass wir eine Tochter zusammen haben. Und du wirst als mein Partner auf offiziellen Veranstaltungen teilnehmen. So kann ich sicherstellen, dass dir und Ito nichts passiert. Ich habe zu viele Neider, man sieht es ja schon an den Reportern. Und ich möchte nicht, dass euch beiden was passiert. Ihr… ihr seid mir… ans Herz gewachsen“, Katsuya schaute den Älteren an und fing an zu lachen.

„Solch eine Bedingung kannst auch nur du stellen. Wir hätten es sowieso nicht mehr ändern können. Die Welt weiß, dass du eine Tochter hast. Und mit dem Rest bin ich einverstanden. Ich schlage kein kostenloses Essen aus“, er zwinkerte und grinste von einem Ohr zum anderen.

„Wir haben eine Tochter. Nicht ich, nicht du. Wir. Und ich würde dich um einen Gefallen bitten müssen“, Kaiba blickte nervös zu dem Blonden und nun wurde es auch diesem etwas mulmig zu Mute.

„Um was geht es?“

„Wenn dich jemand fragt, kannst du bitte sagen, dass es einvernehmlich war?“

Kapitel 12

Es waren einige Tage vergangen und Katsuya dachte noch immer über alles nach. Er war erstaunt, wie viel Reue Kaiba zeigte und dass nicht nur der Blonde zu leiden hatte. Er hatte zwar Ito ausgetragen, aber nach dem was der Brünette erzählt hatte, hatte auch dieser gelitten.

„Jounouchi-kun? Bist du soweit?“, Mokuba streckte den Kopf in das Zimmer und suchte mit dem Blick den Blonden. Er stand vor dem Spiegel und betrachtete sich skeptisch.

„Du siehst gut aus.“ Katsuya hatte eine schwarze, enge Jeans an und darüber ein weinrotes Hemd mit schwarzer Krawatte an. Er seufzte auf und kratze sich verlegen am Kinn.

„Wirklich? Ich meine, ich sollte schon gut aussehen, wenn ich das mit deinem Bruder durchziehen werde. Aber glaubst du dieses einfache formelle Outfit wird reichen?“ Mokuba lachte und trat ganz ins Zimmer ein.

„Das sind Designer Klamotten Jou! Wenn nicht sogar Maßgeschneiderte.“ Verwundert, aber auch erleuchtend blickte der Blonde den Schwarzhaarigen an.

„Deswegen brauchte er meine Maße!“, rief er aus und Mokuba nickte nur. Er hatte sich schon gewundert, warum Kai- Seto seine Maße brauchte. Dann stand plötzliche eine Tüte mit diesen Kleidungsstücken bei ihm im Zimmer. Der Blonde schmunzelte. Es war so typisch von dem CEO, dass selbst die Kleider perfekt sein mussten.

„Also? Bereit?“

„Denke, habe ja auch keine andere Wahl. Malik würde mich sonst umbringen, wenn ich jetzt einen Rückzieher machen würde“, er grinste von einem Ohr zum anderen und Mokuba nickte grinsend.

„Ich werde mit Ito hier warten. Ihr werdet sicherlich aufgehalten werden, weshalb du dich um sie nicht sorgen musst.“

„Ich weiß. Und denk bitte dran. Fernsehen maximal eine Stunde, sie muss noch ihre Aufgaben von K-Seto machen und danach soll sie baden gehen. Und denk dran, ihr das Mittagessen warm zu machen! Sie hat recht wenig gegessen und wird nach dem Bad sicherlich wieder Hunger haben. Und pass auf, dass sie nicht einschläft. Sonst bekomm ich sie heute Abend nicht ins Bett und ich will sie von dem Mittagsschlaf wegbekommen, da sie ja bald in die Schule gehen wird.“

„Jou. Es wird alles gut gehen und ich werde auf alles Acht geben. Jetzt aber runter mit dir. Ni-sama wird sonst noch ungeduldig“, er schob den Blonden nach draußen und dann zur Treppe. Unten sahen beide schon, wie der Brünette hin und her tigerte. Katsuya musste zugeben, dass der Brünette gut aussah, doch das war eigentlich immer der Fall. Der CEO hatte nur maßgeschneiderte Kleidung. Und heute trug er einen maßgeschneiderten, schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte.

„Ni-sama, da ist er“, rief Mokuba, während sie beide die Treppe hinuntergingen. Ein kurzer Blick von dem Brünetten reichte, um den Blonden leicht rot werden zu lassen. Verdammte Markierung. Jedes Mal, wenn der Brünette ihn anschaute und zufrieden nickte, wurde dem Blonden ganz warm und er wurde etwas fröhlicher.

„Du siehst passabel aus.“

„Passabel?“

„Ganz genau“, Seto grinste den Blonden an und streckte die Hand aus.

„Bereit?“

„Klar, ich habe mein ganzes Leben nur auf diesen Moment gewartet“, erwiderte Katsuya und ergriff die Hand. Der Brünette verdrehte die Augen und zusammen machten sie sich auf den Weg zur Pressemitteilung und Liveübertragung.
 

Sie fuhren mit der Limousine und Katsuya zwirbelte nervös seine Krawatte. Als sich eine Hand über seine legte schaute er auf und Seto schüttelte leicht den Kopf.

„Du musst nicht nervös sein. Du wirst neben mir stehen, sonst nichts. Die Fragen werde ich beantworten.“

„Aber sieht das nicht seltsam aus?“

„Nicht wirklich. Ich bin so etwas gewöhnt und du nicht. Sie werden automatisch davon ausgehen, dass ich alles Regel. Außerdem bin ich der Alpha in der Beziehung, sie würden generell nur mir zuhören und glauben.“

„Na toll.“

„Lass es nicht an dich herankommen. Die Gesellschaft ist nun mal so.“

„Trotzdem. Ich bin auch ein normaler Mensch, halt nur ein Omega. Was ist daran so schlimm?“

„Hast du schon mal die Aufzeichnungen von früher gesehen? Dort werden viele Omegas erwähnt, die ihre Möglichkeit Kinder zu bekommen ausgenutzt haben. Haben sich damit bessere Positionen in der Gesellschaft erkauft oder erpresst. Außerdem haben viele die Pheromone ausgenutzt und Alphas dadurch ausgenutzt. Das ist noch in den Köpfen drin, weshalb ein Omega mit Vorsicht behandelt wird.“

„Das ist keine Vorsicht, sondern Diskriminierung!“

„Ich weiß. Jedoch kannst du es den Alphas nicht verübeln, dass sie so reagieren, wie sie reagieren. Auch wenn die heutige Situation anders ist als vor ein paar Jahrhunderten.“

„Und deswegen habt ihr das Recht Omegas so zu behandeln und auszunutzen? Sie zu vergewaltigen und dadurch ihr Leben zu verändern, wenn nicht sogar zerstören? Du hast Ayashi-san gehört. Einige Omegas werden durch die Bindung psychisch missbraucht!“

„Ich weiß.“

Sie verfielen in Schweigen und Katsuya fragte sich wieder einmal, wie er nur in diese Situation geraten war. Wäre sein Leben anders verlaufen, wenn er nicht als Omega geboren wäre? Oder nicht auf die Domino High gegangen wäre? Er schaute aus dem Fenster und sah die Gebäude von Domino an ihnen vorbeiziehen. Sie kamen ihrem Ziel immer näher, doch Katsuya wurde nicht nervöser. Der Wagen hielt und erst jetzt bemerkte er, dass Seto seine Hand bis jetzt umschlossen hatte.

„Bereit?“

„Hab ich eine andere Wahl?“

„Nicht wirklich“, der Brünette schmunzelte.

„Dann bin ich bereit.“

Seto stieg als erster aus, reichte Katsuya die Hand und half ihm beim Aussteigen. Er hatte gerade mal seinen Kopf nach draußen geschoben, da hörte er schon die ersten Kameras klicken. Jeder wollte der erste sein. Seto wartete bis er ganz ausgestiegen war und legte dann seinen rechten Arm um die Hüfte des Blonden. Leicht rot im Gesicht blickte der Blonde stur geradeaus und zusammen machten sie sich auf den Weg. Erst als sie in dem abgesperrten Bereich, welcher extra für sie beide eingeräumt wurde, waren, ließ die Anspannung in dem Blonden nach.

„Und so was bist du gewohnt? Es hat noch nicht mal angefangen und ich würde am liebsten fertig sein“, jammerte Katsuya und ließ leicht die Schultern hängen. Seto schmunzelte nur und begab sich zu seinem Stuhl mit Spiegel. Er saß nicht mal eine Sekunde und schon kam eine junge Frau herangeeilt und begrüßte den Brünetten. Dann fing sie auch schon an Makeup aufzutragen und die Haare zu stylen. Katsuya beobachtete das Tun und staunte, als der Brünette fertig war. Obwohl so viel Make-Up aufgetragen wurde, sah er natürlich aus.
 

„Bereit Darling?“, die Frau lächelte ihn an und verwirrt zeigte Katsuya mit seinem Finger auf sich.

„Aber ja doch. Oder siehst du noch jemand anderen?“, sie lachte und schob ihn zu dem Stuhl, auf dem zuvor der Brünette saß. Sie öffnete kleine Dosen, griff nach Pinseln, Stifte und noch mehr. Katsuya wusste nicht, wie ihm geschah und als sie fertig und zufrieden zurücktrat, war er sprachlos. Sie hatte so viele verschiedene Sachen herausgesucht und genutzt und doch war alles sehr dezent aufgetragen. Und es sah alles sehr natürlich aus. Der Blonde drehte seinen Kopf zu beiden Seiten und blickte mit offenen Mund die Frau an.
 

„Mund zu Darling, wir wollen doch nicht, dass sich die Fliegen darin verirren“, sie zwinkerte und schob mit ihrer Hand den Unterkiefer von dem Blonden sanft nach oben. Dieser wusste nicht was er machen sollte, doch bevor er überhaupt reagieren konnte, war die Frau auch schon wieder verschwunden.

„Wer war das?“

„Meine Stylistin. Du glaubst doch wohl nicht, ich würde einfach so vor die Kamera treten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was alles dadurch zum Vorschein kommt. Selbst die feinsten Narben können bei einer guten Kamera erkennbar sein“, Seto betrachtete sich im Spiegel und nickte zufrieden. Die Frau war ihr Geld wirklich wert.

„Kaiba-sama? Wir wären bereit“, ein Mann mittleren Alters trat auf sie zu und wies ihnen den Weg nach draußen. Dort waren auf mehreren Stuhlreihen die Reporter verteilt. Ein Podium mit Mikrofon stand davor und Seto trat auf dieses zu. Katsuya wies man an, seitlich hinter dem Brünetten zu stehen. Noch in der Nähe aber so, dass die Reporter dennoch einen guten Blick auf ihn bekommen konnten.
 

„Vielen Dank, dass Sie heute hier erschienen sind. Wie Sie alle sicherlich mitbekommen haben, wurden Bilder von mir und meinem Partner Jounouchi Katsuya veröffentlich. Ohne unsere Zustimmung. Wir waren sehr darauf bedacht, unsere Beziehung so gut es ging privat zu halten. Besonders da wir eine gemeinsame Tochter haben und wir uns um ihr Wohl sorgen. Außerdem sollte sie in einem normalen Umfeld aufwachsen.“
 

„Kaiba-sama, eine Frage. Stimmt es, dass Sie und der Omega Jounouchi Katsuya sich früher nicht verstanden haben?“, eine zierliche Reporterin war aufgesprungen, kaum, dass Seto zu ende gesprochen hatte. Innerlich fluchte der Blonde hinter dem Brünetten. Natürlich würde jemand kramen und versuchen alles von ihnen zu entdecken.
 

„Ja, wir haben uns früher nicht sonderlich gut verstanden. Man konnte sogar sagen, dass wir Feinde waren. Doch wir haben schnell gemerkt, dass uns mehr verbindet als wir geglaubt hatten. Wir wollten unsere Ruhe haben, weshalb wir nichts an unserem öffentlichen Bild geändert hatten. Doch wir waren keine Feinde mehr.“
 

„Wie kamen Sie und der Omega dazu, ein Kind zusammen haben wollen? Sie waren doch recht jung und sicherlich mehr auf Ihre Firma bedacht, anstatt eine Familie zu gründen? Und warum haben Sie sich ihn ausgesucht?“
 

„Mir sind Kinder schon immer wichtig gewesen. Wie Sie alle sicherlich wissen, waren mein Bruder und ich Waisen, bevor wir von Kaiba Gozaburo adoptiert wurden. Allerdings kann ich versichern, dass die Erziehung dieses Mannes nicht dem entsprach, was gerne angenommen wurde. Dies ist auch einer der Gründe warum mir das Wohl von Kindern so am Herzen liegt. Sie können sicherlich verstehen, warum ich deshalb ein eigenes Kind haben wollte. Ja, ich möchte allen Kindern eine Freude verschaffen, weshalb ich auch Kaibaland erbaut habe, doch das Glück ein Vater sein zu können und zu wissen, dass das eigene Kind glücklich ist, war schon immer in gewisser Weise mein größter Traum. Zumindest wenn man mein Privatleben meint. Warum ich ausgerechnet Jounouchi Katsuya ausgewählt habe? Ganz einfach. Frauen haben mich noch nie interessiert und Katsuya kannte ich schon. In gewisser Weise war und ist er einer der Wenigen denen ich vertraue. Und gerade wenn es um mein eigenes Kind geht, brauche ich vertrauen in diese Person. Und dieses Vertrauen gibt er mir.“
 

Katsuya wurde rot. Die Worte waren schmeichelnd und der Blonde fragte sich, ob der Brünette sie auch so meinte. Vertraute er ihm wirklich? Blitze regneten auf sie beide ein, doch Katsuya hatte seinen Blick auf den Redner geheftet. Er blendete alles andere aus. Es war seltsam, den Brünetten so reden zu hören, doch konnte er sich daran gewöhnen.
 

„Was sagen Sie zu der Vergangenheit des Omegas?“, ein älterer Mann sprach, machte sich jedoch nicht die Mühe aufzustehen. Er starrte dem CEO in die Augen und wartete geduldig auf die Antwort. Stift und Block lagen ruhig in seiner Hand. Der Mann neben ihm, wahrscheinlich sein Kollege, sprang auf und schaltete ein Aufnahmegerät ein und der Brünette konnte ein leichtes Zittern in den Händen erkennen.
 

„Seine Vergangenheit ist vergangen. Wenn Sie darauf aus sind, dass Katsuya in seiner Jugend in einer Gang war, kann ich versichern, dass er keinerlei Kontakt mit möglichen Mitgliedern sowie Ex-Mitglieder hat.“
 

„Sind sie sich da sicher? Ich habe Gerüchte gehört, dass seine Familie mit der hiesigen Yakuza in Verbindung stehe“, das Grinsen, welches sich auf dem Gesicht des Mannes bildete, war furchteinflößend und Katsuya schluckte nervös. Er wusste, dass sein Vater schon immer gerne in Schwierigkeiten geriet, aber das er angeblich sogar Kontakt zur Yakuza hatte, überraschte ihn. Er hatte immer geglaubt, sein Vater würde das Geld einfach immer nur verjubeln. Doch wenn er es bei der Yakuza einsetzte, dann würde es einiges Erklären. Doch er bezweifelte es, sein Vater wäre nicht so dumm sich die Yakuza zum Feind zu machen.
 

„Katsuya hat keinen Kontakt zu diesen Menschen. Soweit ich weiß, ist seine Mutter in Tokyo am Arbeiten und seine Schwester macht gerade ihren High School Abschluss. Was sein Vater macht, ist uns leider nicht bekannt, aber er zählt für Katsuya nicht mehr zur Familie“, er blickte den Reporter lange an, versuchte sich sein Gesicht einzuprägen. Etwas war ihm nicht geheuer, doch er konnte nicht sagen was es war. Doch bevor er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, erhob sich der nächste Reporter.
 

„Warum hat Ihre Tochter den Namen des Omegas angenommen? Es ist doch viel Sinnvoller, wenn Sie ihren Namen annimmt, als den von jemandem Unbekannten.“

„Warum haben Sie einen männlichen Omega ausgesucht?“

„Stimmt es, dass der Omega auch eine Beziehung zu dem Alpha Otogi Ryuji hat?“
 

„Hey!“, rief Katsuya aus. Er trat neben Seto und funkelte alle Reporter an.

„Ich hab mir jetzt lange genug angehört, wie Sie über mich reden. Ich bin anwesend! Und nur, weil ich nicht reich bin, bin ich noch lange kein Niemand! Und Sie haben alle doch gar keine Ahnung. Wie wir in Bezug auf unsere Tochter entscheiden ist unsere Sache. Wir wollten sie und damit basta! Lass uns gehen, Seto. Die sind es nicht wert“, damit drehte er sich um und stampfte von der Bühne. Als er an Malik vorbeikam, sah er nur wie dieser ungläubig den Kopf schüttelte. Der Blonde hatte wohl den sorgfältig aufgestellten Plan umgeworfen. Hinter ihm konnte er die Schritte des CEO hören und erst als sie außer Sichtweite von allen waren, entspannte sich Katsuya.
 

„Ich dachte, du wolltest nichts sagen?“

„Und ich dachte, sie würden mich alle ignorieren. Beziehungsweise nicht so über mich reden.“

„Das ignorieren fällt ihnen wohl genauso schwer, wie es mir immer schwer gefallen war“, der Brünette grinste und drückte die Schulter des Blonden leicht.

„Möchtest du nach Hause?“ Ein knurren war zu hören und Katsuya wurde leicht rot.

„Würde es dir was ausmachen, wenn wir erst noch was essen gehen würden?“ Seto lachte und führte den Blonden zu der Stelle, an der sie zuvor angekommen waren. Dort wartete bereits der Chauffeur und hielt ihnen die Tür auf.

Bevor der Brünette zum Blonden einstieg, wechselte er noch ein paar Worte mit dem Fahrer. Dieser nickte und machte sich, sobald die Tür hinter Seto zufiel, daran selber einzusteigen und loszufahren.
 

Katsuya beobachtete den Brünetten ganz genau.

„Wusstest du das mit meinem Vater? Nein, warte. Bevor du antwortest, woher wusste du das alles? Ich habe dir nicht wirklich was erzählt, also nichts was nicht mit Ito in Verbindung steht“, skeptisch betrachtete er Seto, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

„Ich habe dich beobachten lassen. Und ich habe mit deiner Schwester geredet“, ungläubig vergrößerten sich die Augen des Blonden.

„Ich dachte, sie hasst dich!“

„Hat sie auch. Und ich habe erst vor kurzem mit ihr gesprochen.“ Der Wagen hielt vor einem italienischen Restaurant an und ihnen wurde kurz darauf die Tür geöffnet. Katsuya betrachtete das Gebäude mit großen Augen. Es hatte einen einfachen und eher bürgerlichen Namen – ‚Papa Antonios Restaurante‘. Dieser Name entstammte noch der Zeit, als der Eigentümer gerade erst das Restaurant eröffnet hatte. Mittlerweile war es ein sehr teures Lokal und nur die gehobene Schicht Dominos kam hierher um eine Mahlzeit zu essen. Katsuya hatte schon immer davon geträumt gehabt hier essen gehen zu können, doch bisher hatte er nie das Geld gehabt. Nicht mal, um alleine hier her zu kommen.

„Kommst du?“, braune Augen fanden blaue und Katsuya eilte zu dem Brünetten.

„Wir gehen wirklich hier essen?“, Seto grinste. Der Blonde benahm sich gerade wie ein kleines Kind, welches genau das bekam, was es wollte. Er nickte und Katsuya konnte nicht anders, als den CEO zu umarmen. Seto versteifte sich kurz, doch der Blonde bekam das gar nicht mit. Dieser hatte sich schon wieder dem Gebäude zugewandt und eilte auf die Tür zu. Es war rustikal eingerichtet und hatte einen gewissen italienischen Flair.

„Guten Tag der Herr“, wurde der Blonde begrüßt und Katsuya verbeugte sich schnell. Dann spürte er die Präsenz von Seto hinter sich und er trat zur Seite.

„Guten Tag. Wir würden gerne zu zweit essen. Diskret wenn das möglich ist.“

„Natürlich Kaiba-sama. Bitte folgen Sie mir“, sie folgten dem Mann und wurden an einen Tisch in der hintersten Ecke geführt. Der Tisch war durch ein Terrarium mit einer Schlange verdeckt. Begeistert beobachtete der Blonde die Schlange. Diese lag faul unter einem Heizstrahler und ab und zu sah man ihre Zunge herauskommen.

„Bist du noch anwesend?“, schmunzelnd konnte der Brünette den Blonden nur beobachten. Nie hätte er gedacht, dass er einmal mit diesem in einem Restaurant zusammen an einem Tisch sitzen würde.
 

„Ja, alles bestens. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir hier sind. Wir müssen unbedingt mit Ito einmal hierher. Sie wird es lieben. Mokuba und Shi-chan kommen auch mit“, Katsuya brabbelte nur so daher und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

„Möchtest du was wegen den Gerüchten zu deinem Vater machen?“, er wusste, dass er damit die Laune des Blonden runter ziehen würde, doch er wollte mit ihm über Möglichkeiten sprechen, die eventuell.

„Nein. Ich glaube nicht, dass er so ein Idiot ist, dass diese Gerüchte war wären. Und wirklich in Kontakt war ich mit ihm nicht mehr, seitdem ich ausgezogen bin. Aber das weißt du ja bereits“, er zuckte mit den Achseln und starrte in die Karte. Er konnte sich nicht wirklich entscheiden was er essen sollte.
 

~
 

„Du bist sicher, dass ich nicht reinkommen muss?“

„Seto, ich will nur ein paar Sachen holen. Außerdem wohne ich eigentlich noch immer hier. Wir werden nur ein paar Tage bei dir wohnen, bis sich alles wieder gelegt hat.“

„Du weißt schon, dass du gerade dann wieder alles aufwirbeln wirst?“ Seto schmunzelte und Katsuya verdrehte die Augen. Dann schloss er die Autotür und stiefelte zu dem Gebäude. Er brauchte seine Unterlagen zu seinem Studium, sonst würde er wohl die nächste Prüfung versemmeln. Summend betrat er den Fahrstuhl und drückte die Taste für seine Etage. Nach kurzer Zeit ertönte ein leiser Ton, welches ihm ansagte, dass er angekommen war. Die Türen öffneten sich und er trat auf den Flur, eine Hand in seiner Hosentasche, die andere spielte mit seinem Schlüsselbund.

Es war erstaunlich, wie schnell sich alles gewandelt hatte. Und er konnte noch immer nicht glauben, dass Seto und er auf eine freundschaftliche Basis gekommen waren. Es mag zwar nur ein paar Tage her sein, doch nachdem er diese die gesamte Zeit bei den Kaibas verbracht hatte, hatte er eine völlig andere Seite von dem CEO kennengelernt. Dieser war fürsorglich und ein richtiger Familienmensch geworden. Die Kälte und Arroganz war in den vier Wänden nur selten zum Vorschein gekommen. Besonders bei Ito schien der Brünette aufzublühen und selbst das hatte er außerhalb noch nie gesehen. Katsuya grinste leicht.
 

Ein leises Klirren ließ ihn allerdings aufhorchen und er verlangsamte seine Schritte. Doch nichts weiter war zu hören. Er erreichte seine Tür und blieb verwirrt stehen. Die Tür war leicht angelehnt und leise Stimmen drangen auf den Flur. Vorsichtig drückte er die Tür auf und spähte in die Wohnung. Dort lagen einige Unterlagen und andere Gegenstände verteilt auf den Boden. Vorsichtig trat er ein und presste sich an die Wand. Er musste nur zu der Garderobe ein paar Schritte weiter vorne hinkommen und dort in eine der alten Jacken greifen. Er wusste, dass er dort noch ein Messer versteckt hatte. Er erreichte die Stelle, griff in die Jacke und umfasste das kühle Metall. Dann hörte er Schritte hinter sich.

„Scheiße!“

„Was zum-?!“, der Blonde wirbelte herum und starrte mit großen Augen auf die Person vor ihm, das Messer glitt aus seiner Hand.

„To-san?!“

Kapitel 13

Kapitel 13
 

„Was zur Hölle machst du hier Junge?“, Katsuya starrte seinen Vater an und ignorierte die Frage. Der Mann war gealtert und hatte mittlerweile einige graue Haare mehr bekommen. Die Augen waren müder und der Blick war unfokusiert. Falten zierten das Gesicht und er hatte einige Kilo abgenommen, war sogar recht mager geworden.

„Was machst du hier?“, wiederholte der Mann seine Frage und riss Katsuya aus seiner Starre.

„Ich wohne hier zu deiner Information“, er verschränkte die Arme vor der Brust und reckte sein Kinn nach vorne. Mag zwar sein, dass er früher etwas Angst vor seinem Vater gehabt hatte, aber diese Zeit war vorüber. Außerdem sah der Mann vor ihm nicht so aus, als ob dieser Katsuya aufhalten könnte.

„Das ist mir bewusst. Aber was machst du hier? Ich meine jetzt?“, gestresst fuhr sich der Ältere durch seine ergrauten Haare und blickte zur Seite. Katsuya entspannte sich etwas. Er wusste nicht, was es war, aber sein Vater strahlte etwas aus, dass ihn entspannen ließ.
 

„Das gleiche kann ich dich fragen.“

„Ich...“, der Blick sprang wieder zur Seite und Katsuya war sich nun sicher, dass es nicht stimmte und sein Vater Angst hatte.

„Was hast du angestellt?“, es war schon fast wie mit Ito, wenn sie etwas getan hatte, was sie nicht sollte und Katsuya überraschte es nicht, dass sein Vater leicht zusammenzuckte. Ertappt fuhr dieser sich erneut durch die Haare und seufzte.

„Könnten wir uns setzen?“ Katsuya nickte und wies auf die Stühle am Tisch. Bevor sich der Jüngere setzte kramte er zwei Tassen hervor.

„Tee?“

„Gerne.“

Stille machte sich breit und nur der Wasserkocher war zu hören. Katsuya spürte den Blick seines Vaters auf sich ruhen, doch er ignorierte ihn. Egal was dieser hier wollte, er würde nicht nachgeben. Nicht wie er es früher getan hatte. Wo er es noch nicht besser wusste.

„Also?“, fragte er nachdem der Wasserkocher fertig war. Die Teekanne war mit einem Teesieb gefüllt und langsam goss er das heiße Wasser ein. Wasserdampf traf sein Gesicht, doch er zuckte nicht zurück.

„Ich dachte, ich könnte hier etwas finden“, gab der ältere Jonouchi preis.

„Geld? Habe ich nicht hier. Liegt alles auf der Bank, da wo es hingehört. Und das bisschen was ich hier habe, reicht wohl nicht“, Kanne und die beiden Tassen wurden auf den Tisch gestellt und Katsuya setzte sich seinem Vater gegenüber.

„Nein, kein Geld. Also, nicht direkt. Ich dachte...ich dachte du hättest hier ein Bild oder so“, wieder schweifte der Blick zur Seite und Katsuya zog eine Augenbraue nach oben. Ein Bild?

„Du warst das. Du hast meinen Namen an die Presse weitergegeben!“, er presste die Zähne zusammen und krallte sich in die Armlehnen. Sein Vater nickte und sackte zusammen.
 

„Ich wollte dir aber damit nicht schaden! Das musst du mir glauben“, flehend blickten die Augen zum ersten Mal direkt in die des Jüngeren. Braun traf auf Braun und Katsuya konnte sehen, dass sein Vater verzweifelt war. So kannte er ihn nicht.

„Was ist passiert? Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals so gesehen zu haben. Wo ist der betrunkene und aggressive Mann hin, der mich aufzog?“, Katsuya lehnte sich zurück und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Sein Vater seufzte und lehnte sich ebenfalls zurück.

„Nachdem du ausgezogen bist, habe ich mein Leben umgeworfen. Erst dein Auszug hat mir die Augen geöffnet. Was für ein Arsch ich war und das ich es verdient habe, alleine gelassen zu werden. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie die erste Zeit für mich war Junge“, erzählte er und blickte auf die Teetasse. Katsuya zog überrascht beide Augenbrauen nach oben. Damit hatte er nicht grechnet. Es stimmte zwar, dass der Mann vor ihm, anders war. Alleine das der Gestank von Alkohol nicht mehr an ihm klebte und auch der Geruch von Zigaretten nur noch schwach war, zeugte schon, dass er wirklich was geändert hatte.

„Hier“, eine Münze wurde über den Tisch geschoben und neugierig nahm der Blonde sie in die Hand. Er drehte sie und zog die Luft scharf ein.

„Seit vier Jahren?“

„Seitdem du weg bist“, der Ältere nickte und Katsuya spürte wie ihm warm ums Herz wurde. Nie hätte er es gedacht oder gar erträumt, dass sein Vater trocken werden würde. Doch hier war der Beweis und es erfüllte ihn mit Stolz.

„Ich habe richtig viel Scheiße gebaut und ich wollte dir immer sagen, wie leid es mir tut. Ich kann wirklich verstehen, dass du mich nicht sehen willst, doch du solltest wissen, dass ich dich trotzdem immer geliebt habe, Sohn“, sein Vater trank einen Schluck und blickte seinen Sohn schweigsam an. Dieser wusste nicht was er sagen sollte. Er hatte noch immer die Stimme von dem betrunkenen Zustand von seinem Vater im Gedächtnis, der seine Hassreden von Homosexuellen von sich gab. Er räusperte sich und kratzte sich verlegen am Kinn.
 

„Ich...ich weiß nicht was ich sagen soll.“ Katsuya schaute zur Seite, dann wieder auf seinen Vater.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das alles akzeptieren kann. Es ist viel passiert. Sehr viel. Und zum Teil bist du daran Schuld, das ich so geworden bin, wie ich bin.“

„Du meinst, dass ich gegen Homosexuelle war?“

„War? Das hat sich geändert?“

„Ja“, er trank wieder einen Schluck und seufzte.

„Ich habe meine Einstellung geändert, als ich anfing trocken zu werden. Alles hat begonnen, nachdem du weg warst. Ich möchte nicht, dass du mir verzeihst, denn es gibt Sachen, die sind nicht verzeihbar. Ich wollte es dir nur sagen.“

„Was suchst du dann hier?“, Katsuya ignorierte seinen Tee, er wollte nur wissen, was hier lief.

„Ich brauche Geld. Schnell und viel. Und nachdem das mit dir herauskam, da dachte ich, ich könnte hier was finden. Das herausgeben deines Namens hat mir etwas gebracht, aber es reicht nicht.“

„Es reicht nicht? Wozu?“, verwirrt goss der Blonde seinem Vater nach und wartete.

„Ich habe, wie du sicherlich noch weißt, Geld für Wetten und Pachinko ausgegeben. Jedoch...“

„Jedoch was?“, er beobachtete seinen Vater genau, doch dieser wich seinem Blick aus. Katsuya bemerkte, wie er nervös auf der Unterlippe herumkaute und zog fragend eine Augenbraue nach oben.

„Also?“

„Ich schulde jemandem Geld. Sehr viel Geld und die wollen das Geld jetzt wieder haben.“

„Wem und wie viel?“ Er bekam keine Antwort und langsam wurde er ungeduldig. Er tippte mit den Fingern auf der Tischplatte herum und stützte den Kopf auf der anderen Hand ab. Sein Vater schluckte.

„Yakuza“, flüsterte der Älter und Katsuya erstarrte.

„Wie bitte?!“, brüllte der Blonde und sprang auf. Sein Vater zuckte zusammen.

„Ich fass es nicht! Hast du eigentlich den kompletten Verstand verloren? Weißt du was das bedeutet?“, sein Vater nickte schwach und Katsuya knurrte. Er konnte es nicht glauben.

„Was glaubst du eigentlich wem du hier alles geschadet hast?“, er wurde leiser und stützte sich auf den Tisch ab.
 

„Es tut mir leid. Wirklich“, sein Vater sank in sich zusammen und Katsuya lachte bitter auf.

„Es tut dir leid? Ich dachte wirklich, dass ich dir glauben könnte. Das du dich geändert hast. Vielleicht hast du das ja, aber für das was du getan hast, kann ich dir nicht verzeihen. Du hast recht. Herzlichen Glückwunsch. Aber du verschwindest von hier und kommst nie wieder“, er zischte ihm die Worte ins Gesicht und stach seinen Zeigefinger in die Brust des anderen. Dieser blickte nur auf die Tischplatte und nickte.

„Hast du einen Namen oder sonst was? Damit ich mich absichern kann, dass die ganze Scheiße nur auf deinen Mist gewachsen ist und ich da raus bin“, er drückte sich vom Tisch ab und drehte seinem Vater den Rücken zu. Er war außer sich. Wäre er alleine, wäre es ihm egal. Er hätte sich wehren können, hätte eventuell sogar ein paar Jobs erledigen können. Doch nicht mit Ito und Shizuka. Shizuka wäre bald aus der Stadt raus, das wäre kein Problem, aber Ito würde noch eine lange Zeit hier in Domino bleiben. Und er würde niemals zulassen, das ihr was passiert.

„Ich habe nur eine Nummer, wenn du willst...“

„Wenn ich will? Oh glaub mir, ich will. Ich werde ganz deutlich machen, das du das alles selbst hinbekommst. Und wenn du dafür bis in dein Grab arbeiten musst“, er fing an in sein Zimmer zu gehen und suchte eine Tasche. Dann fing er an, seine Unterlagen zusammen zu suchen und noch einiges an Kleidung, nur um sie in die Tasche zu packen.

„Kann ich dir helfen?“

„Nein.“

„Katsuya.“

„Am besten verschwindest du. Ich habe noch genug zu tun und du bist keine wirkliche Hilfe“, der Blonde blieb stehen und überlegte. Sollte er für Ito noch einiges mitnehmen? Sie hatte generell einiges bei dem Brünetten, doch bräuchte sie mehr?

„Katsuya, es tut mir wirklich leid.“ Er hörte wie sich sein Vater in Bewegung setzte und wie sich die Schritte entfernten. Katsuya seufzte. Er war kein Mensch, der wütend auf jeden war und es viel ihm schwer, es bei seinem Vater zu bleiben. Aber er hatte ihn einfach zu oft enttäuscht. Noch gut konnte er sich an die ganzen Tiraden erinnern, die er erdulden musste, als er noch zur Schule ging. Das er als Omega doch zu nichts zu gebrauchen war und er am besten nur stumm auf dem Bett liegen und die Beine breit machen sollte. Zu oft hatte dies sein Vater im betrunkenen Zustand von sich gegeben. Er ging zu dem Tisch hin und sah dort den Zettel mit der Telefonnummer liegen. Wieder seufzte er. Er hatte zwar gesagt, dass sein Vater es alleine durchziehen musste, aber er würde trotzdem helfen wo er nur konnte. Familie war wichtig und anhand der Marke konnte er sehen, dass es sein Vater mit allem ernst meinte.

„Was mach ich hier eigentlich?“, murmelte er und wählte die Nummer mit dem Haustelefon. Nach ein paar Sekunden wurde abgehoben.
 

„Ja?“, die Stimme war tief und mürrisch.

„Guten Tag, spreche ich dort mit demjenigen, der das geliehene Geld wieder eintreibt?“

„Wer will das wissen?“

„Jonouchi-“

„Jonouchi-san? Du hörst dich jünger an. Hast du endlich das Geld zusammen?“ die Stimme klang erleichtert.

„Nein, hier spricht der Sohn. Ich rufe wegen meinem Vater an.“ Am anderen Ende lachte die Stimme.

„So so, der Sohn? Willst wohl selber für das gerade stehen, was dein Vater uns schuldet.“

„So in etwa.“

„Dein Name?“

„Jonouchi Katsuya.“

Der Jonouchi Katsuya? Der gerade in aller Munde ist?“

„Der einzig wahre“, murmelt Katsuya. Er war also auch schon bei der Yakuza bekannt, dass konnte ja was werden. Im Hintergrund wurde noch eine andere Stimme hörbar, doch Katsuya verstand keines der gesprochenen Worte.

„Boss? Wa-? ‘Türlich. Der Boss will dich sprechen.“

„Ok“, es folgte kurz Stille und es raschelte, dann: „Wie schön von dir wieder zu hören, Katsuya.“

„Shiro?“
 

~
 

Seto wartete geduldig im Auto und checkte ein paar seiner E-Mails. Es waren einige Anfragen zu Festivitäten eingegangen und einige musste er wahrnehmen. Doch immer wieder war die Sprache davon, den Blonden mitzubringen. Sie alle wollten ihn kennenlernen. Seto schnaubte. Sie wollten nur wissen, wie er aussah und versuchen ihn abzubekommen. Was nicht unüblich für Alphas war, doch der Brünette würde sich nicht auf dieses Niveau hinunterbegeben. Zu oft gab es deswegen schlechte Schlagzeilen und die wollte er nicht. Er beantwortete einige bevor er auf seine Armbanduhr schaute. Der Blonde war schon ziemlich lange in der Wohnung. Wollte er sämtliche Gegenstände mitnehmen? Es wäre zwar wirklich praktisch, wenn der Blonde bei ihm und Mokuba einziehen würde, doch er bräuchte sicherlich die Möbel nicht. Seto schüttelte ungläubig den Kopf. Noch vor ein paar Tagen hätte er alles daran getan, das der Blonde nicht einzog. Er war mit ihm auf einer neutralen Basis angelangt, doch er konnte sich noch immer nicht so richtig seinen Dämonen stellen. Doch nun saß er hier und es war leichter durch das Leben zu gehen. Es tat gut mit Katsuya über alles gesprochen zu haben und einen Neustart anzufangen.

„Kaiba-sama? Wenn wir hier länger warten, müsste ich umparken“, ertönte die Stimme des Fahrers durch die Sprachanlage. Seto betätigte einen Knopf und gab seine Zustimmung kund. Kaum hatte er den Knopf losgelassen, rollte der Wagen auch schon los. Es war nicht weit, aber Seto hatte das Gebäude im Rücken und er bezweifelte, dass der Blonde den Wagen direkt sah.

„Ich werde aussteigen und im Gebäude warten. Sie bleiben abfahrt bereit“, er stieg aus, ohne eine Antwort abzuwarten.
 

Draußen zog er seine Jacke zurecht und mit schnellen Schritten stand er vor dem Gebäude. Gerade als er eintrat, trat ein Mann aus dem Fahrstuhl. Er hatte einige Ähnlichkeiten zu dem Blonden und Seto kniff die Augen zusammen. Er stellte sich dem Mann in den Weg und musterte ihn.

„Entschuldigung?“

„Sie müssen Katsuyas Vater sein“, Seto verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, er hatte nicht mitbekommen, wer ihn aufhielt, da der Blick nach unten gerichtet war.

„Was machen Sie hier?“ Der Blick hob sich und die Augen weiteten sich, als der Ältere registrierte, vor wem er stand.

„Kaiba-san. Ich...ich hatte etwas gebraucht, doch das hat sich erledigt“, er trat zur Seite und verbeugte sich leicht. Der Blick fokussierte wieder den Boden und Seto zog argwöhnisch eine Augenbraue nach oben.

„Hat es das?“

„Ja, bitte entschuldigen Sie, doch ich bin hier fertig“, er trat in die Tür und blieb noch einmal stehen.

„Nur eines: Passen Sie bitte auf meinen Sohn auf“, dann verschwand er und Seto trat in den Fahrstuhl. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Warum sollte der Mann hier gewesen sein, wenn es doch auf allen Sendern gelaufen war, dass Katsuya bei ihm zur Zeit wohnte. Ein Gedanke kam auf und er stellte sich den Älteren noch einmal gedanklich vor. Er war abgemagert und leicht heruntergekommen. Die Kleider hatten definitiv bessere Tage hinter sich und waren leicht zu groß. Er schien eindeutig Geldprobleme zu haben und er würde sein sämtliches Vermögen verwetten, dass er derjenige war, der den Namen des Blonden preisgegeben hatte. Es würde ihn nicht wundern, wenn er hier war, um etwas zu finden, was er an einen der Sender verkaufen konnte. Abfällig schnaubte er nur. Der Fahrstuhl hielt in der ersten Etage und ein junger Mann in einem Rollstuhl stand davor. Zügig trat der Brünette zur Seite, als sein Handy klingelte. Er entschuldigte sich und verließ den Fahrstuhl.

„Kaiba?“

„Kaiba, wo zur Hölle steckt ihr? Es war ausgemacht, dass ihr direkt nach Hause fahrt und da seid ihr nicht“, Malik klang gehetzt und im Hintergrund waren noch andere Stimmen zu hören.

„Wir sind noch Essen gefahren und sind nun in der Wohnung von Jonouchi“, erklärte der Brünette. Er wusste, dass er ehrlich zu dem Ägypter sein musste, denn immerhin war er für seine ganzen öffentlichen Auftritte verantwortlich. Und dadurch musste er wissen, wo der Brünette war.

„Ihr seid dort? Was macht ihr da? Wa-? Mokuba, jetzt sei doch mal still“, es war ein Gemurmel zu hören und Seto musste schmunzeln. Sein Bruder war schon wieder besorgt.

„Was ist los Malik? Du rufst sonst nicht einfach so an, nur weil ich nicht dort bin, wo ich sein sollte. Das hast du in der ganzen Zeit, in der du jetzt für mich arbeitest, und sei es nur so kurz wie es ist, noch nie getan.“

„Warum ich anrufe? Wir wissen jetzt, wer den Namen verkauft hat. Dachte, du würdest es wissen wollen.“

„Wer war es?“

„Jonouchi Koshiro, der Vater von Jou.“ Seto seufzte.

„Ich hatte es schon vermutet. Ich bin ihm gerade begegnet.“

„Wie bitte?“

„Ich bin ihm begegnet. Er kam gerade aus dem Fahrstuhl, als ich das Gebäude betrat. Ka-Jonouchi hat ihn sicherlich auch schon gesehen, immerhin ist er alleine zu seiner Wohnung rauf gegangen, um ein paar Unterlagen zu holen. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm“, Seto betätigte erneut den Rufknopf des Fahrstuhles und wartete geduldig. Nach kurzer Zeit war dieser da, doch es blieb weiterhin still auf der anderen Seite der Leitung.

„Noch anwesend?“, Seto lachte leise.

„Klar. Kommt am besten so schnell es geht wieder und nehmt alles mit was persönlich sein kann. Wer weiß, was er sonst noch alles verkaufen könnte. Wir sehen uns dann später“, damit legte er auf und Seto runzelte die Stirn. Malik hatte bisher noch nicht so reagiert. Er hoffte, dass es keine neuen Probleme gab und dieser musste deswegen so abgehakt auflegen. Er hatte so schon genügend zu tun und war froh, wenn es einmal so lief, wie er es wollte.
 

Er kam auf dem Stockwerk des Blonden an und ging zielstrebig zur Tür. Diese war nur angelehnt und Seto trat eilig ein. In der Wohnung selber sah es aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Überall lagen Sachen verstreut herum und es war deutlich zu sehen, dass der ältere Jonouchi etwas gesucht hatte. Seto hoffte wirklich, dass dieser nichts gefunden hatte. Dann würde sich der ganze Rummel um sie beiden bald legen und es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie wieder normal weiterleben konnten. Was bis dahin noch geschehen würde, wusste er nicht. Doch er hoffte, dass es sich bessern würde.

„Katsuya?“

„Ich bin hier“, der Blonde trat um die Ecke und hatte eine Tasche geschultert. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen und man konnte sehen, dass er über etwas nachdachte.

„Alles in Ordnung? Ich bin deinem Vater begegnet und wie sich herausgestellt hatte, hat er deinen Namen verraten.“

Der Blonde seufzte: „Ich weiß. Er braucht Geld und hatte sich damit erhofft, dieses zu bekommen. Es reichte allerdings nicht und nun war er auf der Suche nach anderen Informationen.“

Seto schnaubte abfällig. War ja klar, dass er mehr haben wollte. Doch etwas hielt ihn zurück seine abfällige Antwort auszusprechen.

„Das mit der Yakuza stimmte“, Seto zog überrascht die Luft ein.

„Lustig oder? Ich dachte immer, er wäre nie ein solcher Idiot gewesen, doch anscheinend habe ich mich gründlich geirrt“, bitter lachte der Blonde auf und der Brünette verzog das Gesicht.

„Ich könnte ihm helfen. Der Boss…nun ja, ich kenne ihn flüchtig. War eine totale Überraschung. Er meinte, er könnte die Schulden ganz einfach vergessen, wenn ich mich für ihn entscheiden würde.“

„Entscheiden? Du meinst, er hat dir angeboten, dein Alpha zu werden?“, entgeistert blickten blaue Augen auf den Blonden und dieser nickte. Seto spürte wie Eifersucht in ihm hochkam und er atmete langsam ein und aus. Niemals würde er das zulassen.

„Ich hoffe doch, dass du abgelehnt hast“, er verschränkte die Arme und wartete. Nervös blickte der Blonde zur Seite und Seto spürte wie in ihm Wut hochkochte.

„Ich glaub es ja nicht! Du hast nicht mal daran gedacht, abzulehnen?“, er kam einige Schritte auf den Blonden zu.

„Es ist nicht so, dass ich zugestimmt habe! Er ist nun mal mein Vater! Auch wenn er scheiße gebaut hat, kann ich ihn nicht einfach so hängen lassen. Das ist gegen meine Natur!“, verteidigte sich der Blonde und funkelte den Brünetten an. Dieser schnaubte nur wieder.

„Was hast du denn dann bitte schön geäußert?“

„Ich habe um Bedenkzeit gebeten. Ich dachte, ich könnte dich fragen, ob du mir das Geld, welches er denen schuldet, leihen könntest. Lieber schulde ich dir das Geld, als der Yakuza.“
 

Seto seufzte nur.

„Wie viel?“

„Was?“

„Wie viel schuldet dein Vater der Yakuza?“

„Es sind noch circa 3 Million Yen übrig. To-san meinte, dass er schon einen Teil abbezahlt hätte und ich weiß auch nicht wie lange er daran schon arbeitet“, Katsuya suchte den Blick des anderen und als er ihn fand, lächelte er den Brünetten aufrichtig an. Seto ging auf den Blonden zu und schnappte sich die Tasche.

„Komm, wir werden zuhause erwartet“, dann griff er nach der Hand des Blonden und zog diesen aus der Wohnung hinaus.

Kapitel 14

Kapitel 14
 

Katsuya hatte nichts mehr von seinem Vater gehört, was man schon als ein gutes Zeichen deuten konnte. Dennoch nagte es an seinem Gewissen, ihn einfach so weggeschickt zu haben. Hätte er ihm vielleicht doch noch eine weitere Chance geben sollen? Oder war die Entscheidung, die er getroffen hatte, richtig gewesen?

„Papa?“ Hätte er ihm vielleicht anbieten sollen, in seiner Wohnung zu hausen? Oder wäre das keine gute Idee gewesen.

„Papa!“

„Au, verdammt“, flucht Katsuya und hielt sich das Schienbein. Ito stand mit den Händen in ihren Hüften vor ihm und zog eine Schnute. Sie hatte ihn schon mehrmals gerufen und nie hatte er reagiert.

„Ich hab Hunger“, nörgelte sie.

„Dann geh in die Küche und hol dir was. Du weißt wo der Kühlschrank ist und kommst mit dem Hocker auch schon an den Griff ran.“

„To-san hat gesagt, ich darf da nicht mehr alleine dran.“

„Seto hat…? Hast du etwa an den Süßigkeiten genascht, die da drinnen lagen?“, er grinste, als er merkte wie verlegen sie wurde. Dann schnappte er sie und kitzelte sie durch. Ein Kichern erfüllte das sonst stille Wohnzimmer und Katsuya hörte erst dann auf, als sie Schluckauf bekam.

„Na…toll…“, jammerte sie zwischen zwei Hicksern und Ito holte tief Luft. Doch es half nicht.

„Vielleicht hilft ja was zu trinken.“

„Trinken?“

„Genau. Wenn man langsam trinkt, dann kann das auch helfen, wenn man Schluckauf hat.“

„Das…wus…ste ich…gar…nicht“, sie verzog schmollend das Gesicht, musste jedoch weiter hicksen. Die beiden hatten sich mittlerweile bei den Kaibabrüdern eingelebt und Ito wollte nicht mehr zurück in ihre eigentliche Wohnung. Katsuya konnte darüber nur schmunzeln. Sein Handy vibrierte und signalisierte, dass er eine Nachricht erhalten hatte. Wahrscheinlich Shizuka, da sie sich generell melden wollte. Ein schneller Blick bestätigte seine Vermutung.
 

Hallo Oni-chan. Die Wohnung sieht furchtbar aus. Ich habe erst einmal aufräumen müssen. Das nächste Mal kippst du bitte den Tee aus der Kanne, der Geruch war einfach nur widerlich. Ich werde wohl mit Shino bis zum Abschluss in der Wohnung bleiben. Hast du schon überlegt, was du danach machen willst? Warum ziehst du nicht komplett zu Kaiba-kun? Ihr hättet da viel mehr Platz und ihr würdet Ito gleich viel sehen. Überleg es dir bitte!

Kuss

Shizuka
 

Katsuya grinste nur. War ja klar, dass seine Schwester diesen Vorschlag bringen würde. Obwohl sie den Brünetten eine Zeitlang gehasst hatte, war sie nun ziemlich freundlich zu diesem. Es schien, als ob sie ihm verziehen hatte.

„Pap…a“, hickste Ito und zog an seiner Hand.

„Ich bin ja schon unterwegs“, lachte Katsuya und zusammen gingen sie in die Küche. Kaum hatten sie diese betreten knurrten auch schon zwei Mägen und beide musste laut lachen.

„Wie wäre es, wenn ich uns noch eine kleine und schnelle Mahlzeit zubereiten würde? Sowas wie Spaghetti mit Tomatensoße?“

„Au ja!“, jubelte Ito und sprang dabei in die Luft. Katsuya gab ihr ein Glas Wasser und sie trank langsam das Glas leer. Sie wartete noch ein paar Sekunden, dann jubelte sie ein weiteres Mal und sprang um ihren Vater herum. Dieser schmunzelte nur und suchte die nötigen Utensilien sowie Zutaten heraus.

„Ich werde etwas üben. Darf ich das hier machen?“, fragte Ito und Katsuya zog die Augenbraue nach oben. Seit wann wollte Ito freiwillig in Anwesenheit von ihm lernen? Schulterzuckend nickte er nur und Ito verschwand aus dem Raum. Keine 5 Minuten später war sie wieder mit ihrem Tablet da und setzte sich auf einen der Stühle. Dann startete sie ihr Sprachenprogramm und wählte ihre Übungen aus. Der Raum wurde von einer Mechanischen Stimme sowie der Stimme Itos erfüllt und Katsuya musste sich eingestehen, dass es immer so sein könnte. Er suchte in einem Schrank Teller und Besteck und fing an den Tisch für die beiden zu decken. Dabei summte er eine Melodie, woher er sie eigentlich hatte wusste er nicht mehr, aber es störte ihn auch nicht.

„Papa? Die Soße spritzt“, kicherte Ito und deutete auf die roten Flecken, die bereits an der Wand zu sehen waren.

„Wa-? Mist“, Katsuya eilte zum Herd und stellte die Platte niedriger und zog den Topf von dieser.

„Danke dir.“ Schnell nahm der das Spültuch und machte die Wand sauber. Zum Glück waren es Fliesen und dadurch leicht abzuwischen, doch er wusste auch, dass einige Fliesen rosa Flecken dadurch bekommen konnten. Zufrieden schob er den Topf zurück und widmete sich den Nudeln. Das hieß, er wollte, doch er schreckte zurück und stieß mit der Seite in die Ecke der Anrichte.

„Au, verdammt. Seto was machst du hier?“

„Dir auch einen guten Tag Katsuya“, schmunzelt hob er eine weitere Nudel aus dem Topf und ließ diese in seinem Mund verschwinden.

„Ich würde sagen, die haben es“, damit nahm er den Topf vom Herd und begab sich zur Spüle. Verwirrt schaute der Blonde dem Brünetten zu und suchte dann kopfschüttelnd das Sieb. Nach einigen Minuten war das Essen servierfertig und ein weiterer Teller mit Besteck lag auf dem Tisch.

„Itadakimasu“, ertönte von allen dreien und schweigend fingen sie an.
 

„Was machst du jetzt eigentlich hier?“, fragte Katsuya zwischen zwei Bissen. Er wartete geduldig bis der Brünette zu ende gekaut hatte.

„Schlimm, dass ich hier bin?“

„N-nein! Ich…bin nur verwundert. Habe dich nicht für einen Menschen gehalten, der Zuhause ist. Zumindest am Mittag“, murmelte der Blonde und stocherte auf seinem Teller herum. Seto lächelte bloß.

„Ich habe heute Nachmittag keine weiteren Termine und alles andere kann ich auch von hier aus bearbeiten. Es war Zufall, dass ich pünktlich zum Essen herkam.“

„Kannst du nicht immer zum Essen da sein To-san? Dann macht das viel mehr Spaß. Papa würde sich auch freuen“, Ito strahlte.

„Ito!“

„Was? Du hast selbst gesagt, dass es viel schöner ist, wenn man mit mehr Leuten essen kann“, sie schmollte gespielt und streckte dem Blonden dann frech die Zunge heraus. Bevor der Blonde etwas darauf erwidern konnte, mischte sich Seto bereits ein.

„Das stimmt. Besonders, wenn das Essen so gut schmeckt“, ein Grinsen war auf dem Gesicht zu sehen und Katsuya wurde leicht rot. Dann beugte sich der Brünette zu dem Blonden und flüsterte ihm ins Ohr: „Besonders wenn es die Personen gemacht haben, die einem wichtig sind.“ Katsuya sprang auf, der Stuhl fiel nach hinten und die anderen beiden konnten sehen, wie rot der Blonde war. Stotternd entfernte er sich vom Tisch und rannte dann aus dem Zimmer heraus.

„Was hat Papa denn?“

„Keine Ahnung. Aber wie wäre es mit einem Eis?“

„Au ja!“
 

~
 

Katsuya wusste nicht wie ihm geschah. Eben noch saßen sie wie eine kleine Familie am Tisch, im nächsten Moment beugte sich der Brünette vor und seine Pheromone spielten verrückt. Er spürte noch immer den Atem des CEO an seinem Ohr und die tiefe Stimme ertönte in seinen Gedanken. Seine nächste Heatphase war eigentlich noch ein paar Wochen entfernt und dennoch spürte er die bekannten Anzeichen.

„Verdammt, verdammt, verdammt“, er fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare und ging in seinem Zimmer auf und ab. Ihm wurde heiß und mit schnellen Schritten war er in seinem Badezimmer angelangt. Er riss sich die Kleider von seinem Körper und sprang unter die Dusche. Es war ihm egal, dass das Wasser kalt war, er wollte nur die Hitze loswerden. Die Wassertropfen liefen seinen Körper hinunter. Die Hitze ließ etwas nach, doch sie war noch immer da.

„Verdammt…“, er ließ den Kopf hänge und ballte die Hände zu Fäusten. Dann drehte er das Wasser ab und verließ die Duschkabine. Mit nur einem Handtusch um die Hüfte gebunden betrat er sein Schlafzimmer und seufzte nur.

„Katsuya?“, kam es dumpf hinter der Zimmertür hervor und der Blonde sprang leicht in die Luft. Der Brünette würde ihn noch irgendwann an einem Herzversagen umbringen.

„Alles in Ordnung“, brachte er hervor. Sein Herz raste und seine Lippen wurden trocken.

„Genau, deswegen sind deine Pheromone auch hier auf dem Gang bemerkbar. Sogar Mokuba hat sich verzogen, damit er klar denken kann. Außerdem ist Ito besorgt“, die Tür öffnete sich und der Brünette trat ein. Er hatte einen Mundschutz über seinem Gesicht und betrachtete den Blonden. Dieser lief rot an und kramte schnell seinen Bademantel hervor.

„Dann sag ihr bitte, dass ich gerade etwas Zeit für mich brauche.“

„Sollte deine Heatphase nicht erst in zwei Wochen anfangen?“ Er kam auf Katsuya zu und dieser wich zurück. Sie hatten eigentlich alles ganz genau abgesprochen, wie sie sich verhalten sollten, wenn Katsuya wieder einmal seine Heatphase hatte. Gerade jetzt, wo sie doch zusammenwohnten. Er stieß gegen sein Bett und verlor das Gleichgewicht. Der Brünette seufzte und kniete sich vor den Blonden hin.

„Soll ich dir helfen?“ Geschockt saß der Blonde auf dem Bett, sein Körper schien jedoch selbständig zu reagieren. Ein leises Lachen ertönte von dem CEO und er funkelte ihn verschmitzt an.

„Scheint wohl der Fall zu sein.“

„Auf gar keinen Fall! Verschwinde!“, Katsuya kroch von Seto weg und er spürte wie seine Arme anfingen zu zittern. Sollte der Brünette länger in diesem Raum bleiben, so wüsste Katsuya nicht, was geschehen würde. Er schluckte und seine Arme gaben nach.
 

„Katsuya, du scheinst Probleme zu haben und wenn ich dir dabei helfen kann, dann nimm sie doch an.“

„Und ich sagte, auf gar keinen Fall! Hast du eigentlich eine Ahnung, wie du nur helfen kannst? Sicherlich nicht. Und nun raus hier“, Katsuya griff nach einem Kissen und bewarf Seto damit. Warum konnte der Andere nicht einfach verschwinden. Oder so ein Arschloch sein, wie zu Schulzeiten? Warum musste er nun so nett sein?

„Warum?“ Verwirrt runzelte Seto die Stirn. Was war denn jetzt auf einmal los?

„Warum was?“

„Warum bist du so nett? Beleidige mich doch einfach und lass es gut sein, damit komme ich besser zurecht!“, Tränen standen dem Blonden in den Augen und erst jetzt merkte Seto, dass dieser am ganzen Körper zitterte.

„Ich dachte wir wollten einen Neuanfang wagen? Dazu gehört nun mal, dass ich meine Einstellung zu dir ändere. Wenn es dir nicht passt, dann können wir das gerne ändern“, Seto verschränkte die Arme vor der Brust. Dann seufzte er und kroch zu dem Blonden auf das Bett. Dieser saß erstarrt vor ihm und überlegte fieberhaft, wie er entkommen konnte. Ja, sie wollten den Neuanfang, aber das hier war alles so anders. Er hatte sich zum Teil daran gewöhnt, dass der Brünette nett zu ihm war, aber jetzt war er einfach nur verunsichert. Was würde passieren? Würde es sich eventuell wiederholen? Er wurde an den Körper des CEO gezogen und beruhigend fuhren die Hände von diesem seinen Rücken auf und ab. Er spürte den Herzschlag des Brünetten und wie angespannt der Körper war.

„Du solltest das wirklich nicht machen“, flüsterte Katsuya und hob langsam seinen Kopf an.

„Ich weiß“, erstaunt riss der Blonde die Augen auf und setzte sich etwas gerade hin. Vergessen war die Tatsache, dass er nur mit einem Bademantel und Handtuch bekleidet war.

„Wenn du es weißt, warum machst du das dann?“

„Weil ich gelernt habe, dass es wichtig ist, einander zu helfen. Deswegen will ich dir helfen.“
 

Katsuya wurde wieder rot. Das Verhalten passte so gar nicht zu der Erinnerung, die er über den Anderen hatte. Er bemerkte eine Bewegung und entsetzt musste er feststellen, dass der Brünette den Mundschutz entfernt hatte.

„Was-?“ Lippen legten sich auf seine. Der Kuss war zögernd, wurde jedoch immer verlangender und Katsuya drückte sich an den Körper von Seto. Dessen Hände wanderten weiter nach unten, bis sie an seinem Hintern ankamen und ihn noch näher an ihn drückten. Katsuya ließ unterdessen seine Hände in die Haare des anderen wandern und durchfuhr diese. Katsuya spürte die Zunge des anderen und zögerlich öffnete er den Mund. Seto erkundete die Mundhöhle des Blonden und stupste die Zunge des Blonden immer wieder an. Katsuya erzitterte und seufzte, spürte wie sein Körper nach mehr verlangte. Widerwillig löste er sich von dem Älteren.

„S-stopp“, brachte er hervor. Er atmete zitternd ein und drückte sich etwas weg. Es war falsch, dass sie es nur wegen seinen Pheromonen machten und Katsuya spürte wie sich langsam Tränen bildeten. Er hasste sich dafür.

„Katsuya?“, er hörte Seto leise fragen, merkte, dass es auch den Anderen nicht kalt gelassen hatte.

„Geh bitte“, flüsterte dieser.

„Ka-“

„Geh!“, schrie er den Anderen an und wies mit dem Finger zur Tür. Seufzend stand Seto auf und verschwand durch die Tür. Katsuya atmete erleichtert auf und ließ sich auf das Bett fallen. Es hatte sich so gut und richtig angefühlt und doch wusste er, dass seine Pheromone zum Großteil zu allem beigetragen hatten.

„Verdammt…“, murmelte er und ließ seinen Tränen freien Lauf.
 

~
 

Es dauerte 2 Stunden bis der Blonde sich wieder beruhigt hatte und eine weitere halbe Stunde bis er sich dazu durchringen konnte, seine Schwester anzurufen.

„Oni-chan? Jetzt sag schon was los ist. Du schweigst sonst auch nicht 10 Minuten“, sie seufzte. Schon als sie seinen Anruf entgegen genommen hatte, hatte sie vermutet das etwas vorgefallen sein musste.

„Ich…ich weiß selbst nicht so genau was los ist“, er lag auf dem Rücken und starrte die Decke an. Vor einer Stunde hatte Mokuba geklopft und ihm mitgeteilt, dass er, Ito und Seto in die Innenstadt fahren würden. Noch bevor der Schwarzhaarige fragen konnte, ob Katsuya mit wollte, hatte dieser bereits dankend abgelehnt.

„Wie du weißt nicht, ob alles in Ordnung ist? Du musst das doch wissen? Geht es dir gut oder schlecht? So was weiß man doch“, verwirrt hörte er die Stimme seiner Schwester und er seufzte wieder.

„Mir geht es gut, aber auch nicht. Also nicht wirklich schlecht, aber ich weiß halt nicht, was mit mir los ist. Oder wie ich mit alldem umgehen soll.“

„Wie wäre es, wenn du es mir erklären würdest?“ Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und fuhr dann mit der Zunge darüber. Er spürte wie sich sein Herzschlag beschleunigte und die Erinnerung an den Kuss kam hoch.

„Er hat mich geküsst“, platzte er heraus und hielt die Luft an. Gespannt wartete er auf die Reaktion seiner Schwester.

„Wer hat dich geküsst? Kaiba-kun?“

„Ja.“

„Na, das ist doch gut, oder nicht? Ich meine, er sorgt sich ja um dich und hilft dir wo er nur kann. Und Gefühle hattest du doch schon immer für ihn.“

„Wa-? Shizuka! Das ist gar nicht wahr!“, verlegen vergrub er sein Gesicht im Kissen. Er hörte seine Schwester lachen und er wusste, dass sie in irgendeiner Weise recht hatte.

„Außerdem waren meine Pheromone daran schuld“, murrte er ins Kissen.

„Wie bitte? Ich verstehe dich kaum noch“, er richtete sich auf und wiederholte seinen Satz. Daraufhin wurde es still am anderen Ende der Leitung.

„Shi-chan?“

„Katsuya, du willst also wissen, ob das alles nur deswegen zustande gekommen ist?“

„Ähm…ja. Denke ich.“, gab er kleinlaut zu.

„Dann teste ihn einfach.“

„Was?“

„Testen. Warte bis deine Pheromone nicht aktiv sind und küsse ihn. Wenn er positiv darauf reagiert, sei froh und bespreche mit ihm, wegen Beziehung und so, alles. Wenn er nicht so gut darauf reagiert, sei froh, dass du es getestet hast und nicht unwissend geblieben bist.“

„Du hast leicht reden“, er lachte leicht. Er wusste, warum er sich immer auf seine Schwester verlassen konnte.

„Und du auch. Kaiba-kun hat sich verändert, dass muss ich zugeben. Ich habe ihm zwar noch immer nicht komplett verziehen, aber ich sehe, dass Ito ihm wichtig ist. Und so wie er sich um dich kümmert, bist du ihm auch wichtig.“

„Kann sein. Aber es ist so ungewohnt, ihn so fürsorglich zu sehen. Das kannte ich bisher immer nur bei Mokuba. Ja, bei Ito sieht man es auch, aber ich hab ihm die Zeit mit ihr ja alleine gelassen. Und ich weiß halt nicht, wie er bei mir sein wird. Ich…bin einfach verunsichert.“

„Komm schon. Du hast einiges geschafft, was niemand schaffen würde. Da wirst du doch wohl das schaffen“, undeutlich hörte Katsuya eine andere Stimme im Hintergrund, bevor Shizuka wieder am Apparat war.

„Ich muss Schluss machen. Hab dich lieb, Oni-chan. Du schaffst das schon“, damit wurde die Verbindung unterbrochen und Katsuya starrte die Decke an.
 

„Papa!“, die Tür wurde aufgestoßen und Ito sprang zu ihm auf das Bett. Sie strahlte und der Blonde konnte etwas Schokolade an ihrem Mund erkennen.

„Ito! Ihr seid bereits zurück?“

„Ja. Aber auch nur, weil To-san zurück wollte. To-san ist nicht gut gelaunt. Aber Oji-san war gut gelaunt und hat mir ein Eis gekauft“, Ito strahlte noch mehr und setzte sich auf den Bauch von ihrem Vater.

„Hat er das?“, Katsuya lachte.

„Ja“, sie nickte begeistert und rollte sich dann von ihm runter. Sie blieb einige Sekunden auf dem Rücken liegen und starrte die Decke an, bevor sie ihren Kopf drehte.

„Kannst du mit To-san reden? Ich mag es nicht, wenn er so schlecht gelaunt ist.“

„Ich...kann es versuchen.“

„Du bist der Beste, Papa!“, Ito drückte sich an ihn und Katsuya konnte nicht anders als zu lächeln. Er liebte seine Tochter und er liebte es, wenn sie glücklich war.
 

~
 

Katsuya klopfte an die Bürotür, hinter der er Seto vermutete. Immerhin sagte der Brünette ja, dass er den Rest von Zuhause erledigen könnte. Es blieb stumm, doch der Blonde zögerte nicht die Tür vorsichtig zu öffnen. Leises getippe war zu hören und erleichtert atmete Katsuya aus. Der Brünette war wie vermutet in seinem Büro.

„Hey“, Katsuya trat vollständig in das Büro und bekam nur einen kurzen Blick zugeworfen. Dann widmete sich Seto wieder seinem Computer zu.

„Ähm...hast du kurz Zeit?“, er trat näher, doch bekam weiterhin keine Antwort. Etwas sagte ihm, dass er zum Teil mit Schuld daran hatte, dass der CEO so mies gelaunt war. Als er direkt vor dem Schreibtisch stehen blieb, starrte er einfach nur auf seinen Gegenüber und wartete. Nach ein paar Minuten seufzte der Brünette und lehnte sich zurück.

„Was willst du?“

„Ähm...Ito sagte, du wärest nicht gut gelaunt. Und...sie bat mich mit dir zu reden“, erklärte der Blonde und merkte selber, wie seltsam sich das anhörte. Seto schnaubte nur.

„Sollte ich da was getan haben, tut es mir Leid“, leicht beugte der Blonde seinen Kopf nach unten, doch Kaiba sagte nichts. Er starrte ihn nur an und seufzte nach einigen Sekunden. Dann stand er langsam auf und trat zu dem Blonden, tätschelte seinen Kopf leicht bevor er die blonden Haare verwuschelte. Perplex hob Katsuya den Kopf und berührte die Stelle, die Kaiba berührt hatte.

„Du hast nichts falsch gemacht. Und Ito auch nicht, das werde ich ihr aber noch sagen. Ich bin mehr auf mich selber wütend“, gestand er dem Blonden und dieser legte fragend den Kopf zur Seite. Doch der Brünette lächelte nur leicht und verschwand dann aus dem Büro. Verwirrt blickte Katsuya ihm nach und wurde leicht rot.

„Was machst du bloß mit mir?“, murmelte er.

Kapitel 15

Kapitel 15
 

„Alter!“, Katsuya zuckte zusammen, als er die Hand von Honda vor seinem Gesicht bemerkte und die laute Stimme im Ohr hörte.

„Was?“

„Oh man. Da hat man dich mal endlich wieder für uns und du bist gedanklich ganz woanders“, Anzu kicherte leicht.

„Sorry“, verlegen kratzte sich Katsuya am Hinterkopf. Er war noch immer von dem Verhalten von Seto verwirrt und er wusste nicht, wie er weitermachen sollte.

„Alles in Ordnung, Jou-kun?“, Yuugi stützte sich auf dem Tisch ab und sein Blick bohrte sich regelrecht in das Gesicht von dem Blonden. Dieser rutschte nervös hin und her und wusste nicht, was er sagen sollte. Das Glück war auf seiner Seite, als die Tür des Cafés aufging und Mokuba herein gerauscht kam. Schwitzend und außer Atem kam er vor dem Tisch der Gruppe zum stehen und verbeugte sich schnell.

„Tut mir Leid, dass ich erst jetzt komme. Ni-sama hatte mich noch in der Firma aufgehalten und wir mussten uns um ein Problem kümmern.“

„Kein Problem. Arbeit ist nun mal ein wichtiger Punkt im Leben.“ Katsuya rutschte etwas und machte dem Schwarzhaarigen Platz.

„Was musstet ihr denn machen?“, Anzus Blick zeigte pure Neugier und sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Milchshake.

„Das darf ich leider nicht sagen. Betriebsgeheimnis. Nicht das ich euch nicht trauen kann, aber auch ich und Ni-sama unterliegen dem. Und Ni-samas Zorn will ich mir nicht wirklich holen. Er kann ziemlich gruselig werden.“

„Das stimmt. Ich weiß noch wie ich den letzten Pudding gegessen habe, den er sich aufgehoben hatte. Ich musste ihm tatsächlich eine ganze Schüssel neu machen, damit er nicht mehr wütend war.“

„Nicht wahr? Ni-sama war früher zwar richtig aggressiv, aber jetzt ist es einfach nur gruselig. Er hat sich einmal an mir gerächt und ich habe eine Woche lang überall in meinem Zimmer Trockenfutter von Hunden gefunden. Und wir haben nicht mal einen“, beiden lief ein kalter Schauer über den Rücken und die anderen lachten.
 

„Wer hätte gedacht, dass Kaiba-kun so reagieren könnte.“ Katsuya beobachtete seine Freunde und konnte sich das Grinsen nicht unterdrücken. Er war zum jetzigen Zeitpunk glücklicher, als je zuvor und er musste zugeben, dass es nur noch besser werden würde, wenn besagter CEO auch hier wäre.

„Hallo. Was kann ich dir bringen?“, eine Kellnerin trat an ihren Tisch und blickte fragend auf Mokuba hinunter.

„Ich hätte gerne eine Portion von den Chillicheese Pommes und den Tagesburger sowie eine Diet Coke.“

„Wird sofort erledigt“, sie lächelte und machte sich daran, die Bestellung in die Küche zu geben.

„Ich fühle mich wie damals zur High School. Mittags auf zu Burger World und dort den Magen voll schlagen und danach versuchen die Hausaufgaben auszublenden und Anzu zu ignorieren, wenn sie genörgelt hat, dass wir sie nicht machen wollten.“

„Na danke Honda! Immerhin musste ja einer sich Gedanken darüber machen, euch auf dem richtigen Pfad zu navigieren!“, sie verschränkte die Arme vor der Brust und Katsuya und Yuugi lachten leise.

„Ni-sama hat mich auch immer dazu überreden müssen, die Hausaufgaben zu machen. Aber nun muss ich wirklich sagen, das ich es ziemlich leicht habe. Eventuell kann ich sogar eine Klasse überspringen“, Mokuba grinste und anerkennend pfiff Honda. Kurz darauf kam ihr Essen – es war wirklich von Vorteil, wenn man alles zusammen bekommen konnte, auch wenn es mehr Anzus verdienst war – und sie verfielen in ein angenehmes Schweigen.
 

„Ich bin erstaunt, dass du das alles essen kannst“, Katsuya erinnerte sich nur zu gut an seine Schwangerschaft und wie ihm alleine von dem Geruch schon schlecht wurde.

„Hm?“, Anzu schaute fragend zu dem Blonden, dann wurde ihr Blick groß.

„Yugi!“, der angesprochene flüchtete etwas mehr in die Ecke, in der er saß und sein Blick wurde entschuldigend.

„Sorry, aber ich...er hat immerhin Erfahrung!“, verteidigte er sich. Honda und Mokuba ließen ihre Blicke zwischen den dreien hin und her schweifen, verstanden aber nicht worum es genau ging.

„Mag zwar sein, aber wir hatten trotzdem ausgemacht, es allen gleichzeitig zu sagen“, sie schmollte.

„Was ist los?“

„Da Yuugi jetzt eh schon alles verdorben hat, kann ich es ja sagen. Ich bin Schwanger“, zuerst waren die beiden stumm, doch dann kamen Glückwünsche nur so aus ihnen herausgesprudelt.

„Wisst ihr schon was es wird?“

„Wir wollen uns überraschen lassen und ich glaube auch, dass es dafür noch zu früh ist“, erklärte Yuugi und Anzu legte vorsichtig ihre Hand auf ihren Bauch.

„Ich habe mich auch überraschen lassen“, grinste Katsuya und erinnerte sich noch zu gut an alles was ihm passiert war.

„Ich kann aber sagen, dass die Geburt bei dir einfacher sein wird.“

„Einfacher?“

„Na, du hast zwei Möglichkeiten, dass Kind auf die Welt zu bringen. Ich hatte nur eine und dadurch konnte das ziemlich riskant für mich und Ito werden. Zumindest meinte das mein Arzt. Es ist aber alles gut ausgegangen, wie ihr ja wisst.“
 

Sie unterhielten sich noch eine Weile über die Schwangerschaft und man konnte Honda und Mokuba ansehen, dass es sie zwar interessierte, aber sie beide waren doch froh, nicht schwanger werden zu können. Gerade als sie ihre nächste Runde Milchshakes bestellt hatten, trat ein Mann mittleren Alters an ihren Tisch und begutachtete sie alle. Sein Blick kam bei Katsuya zum stehen und langsam schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht.

„Guten Tag, Jonouchi-kun. Ich würde mich gerne mit dir unterhalten“, bevor auch nur einer etwas erwidern konnte, hatte sich der Mann zu Ihnen auf eine der Bänke gesetzt.

„Und wer sind Sie?“, Mokuba legte eine Aggressivität in die Stimme, die die anderen überrascht blinzeln lies.

„Mein Name ist Jun Roshi und ich arbeite bei Domino Public. Ich würde gerne ein paar Fragen beantwortet bekommen können. Wird dein Alpha auch hier auftauchen?“, Katsuya verspannte sich leicht und sein Blick wurde wütend.

„Verschwinden Sie“, knurrte er und auch Mokuba knurrte leicht. Der Mann hob abwehrend die Hände und lachte kurz auf.

„Ich möchte doch nur ein paar Fragen stellen. Kein Grund gleich so aggressiv zu werden.“

„Wenn Sie Fragen stellen wollen, dann wenden Sie sich doch bitte an unseren PR Manager Ishtar-san. Er wird Ihnen sämtliche Fragen beantworten, die zulässig sind“, Mokuba hatte eine Visitenkarte hervorgeholt und hielt diese dem Reporter unter die Nase. Er ignorierte sie.

„Wie ist es, ein gezeichneter Omega für so einen wichtigen Alpha zu sein? Und wirst du Kaiba-sama noch ein weiteres Kind schenken? Diesmal in der Hoffnung einen würdigen Erben zur Welt zu bringen? Wirst-“, die Faust von dem Blonden kollidierte mit dem Reporter und man konnte ganz deutlich sehen, wie wütend dieser war. Alles in dem Diner schien eingefroren zu sein und Katsuya stieg über den Mann, um das Gebäude zu verlassen. Keine fünf Minuten später holte Mokuba ihn ein.

„Alles in Ordnung?“, vorsichtig berührte der Jüngere den Blonden am Arm.

„Klar, warum nicht?“

„Weil du ihm eben eine verpasst hast?“

„Er hatte sie verdient. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich nun gerne nach Hause. Ich bin doch leicht erschöpft“, Mokuba glaubte ihm kein Wort, doch er nickte nur. Wenn der Blonde weg wollte, dann würde er ihn begleiten. Innerlich freute sich Mokuba auch noch, da der Blonde die Kaibavilla als Zuhause bezeichnet hatte.
 

~
 

Sie waren kaum dort angekommen, da verzog sich der Blonde auch direkt in sein Zimmer. Mokuba wusste nicht, wie er Katsuya aufmuntern könnte, weshalb er ihn auch alleine ließ. Jedoch wollte er sich mit seinem Bruder kurzschließen. Dieser Reporter war immerhin der erste, der sie aufgesucht hatte. Katsuya unterdessen grübelte nach. Die Fragen hatten ihn beschäftigt und er musste zugeben, dass er sogar froh war, dass es nur solche gewesen waren. Trotzdem war er weiterhin stolz auf sich, dem Mann eine verpasst zu haben. Jedoch wusste er, dass er dadurch wahrscheinlich einiges wieder schlimmer gemacht hatte. Wenn nicht sogar so, dass sie nun glauben würden, dass auch er was mit der Yakuza zu tun hätte.

„Verdammt“, er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Das hatte er tatsächlich komplett vergessen. Schnell zog er sein Handy hervor und suchte in der Anrufliste nach der Nummer, die ihm sein Vater gegeben hatte. Sein Finger schwebte über dem Display, doch wählen konnte er nicht. Nicht ohne den Brünetten gefragt zu haben. Seufzend packte er es wieder in seine Hosentasche und tigerte dann in seinem Zimmer auf und ab. Er wusste, dass Seto noch in der Firma war und auch Ito dabei hatte. Er wollte Katsuya den freien Tag können und Katsuya war auch ganz froh darüber.
 

Er verließ sein Zimmer und machte sich auf den Weg nach unten. Er würde sich noch anderweitig beschäftigen, auch wenn er noch nicht genau wusste, was er tun wollte.

„Alles in Ordnung, Jou?“, Mokuba saß in der Küche und hatte sich etwas zu trinken geholt und stand angelehnt an der Küchentheke.

„Ich denke“, er kratzte sich am Hinterkopf und sein Blick fiel auf das aufleuchtende Handy.

„Ist das Seto?“ Mokuba Sperrbildschirm zeigte zwei Kinder, beide lächelnd und ein Schachspiel zwischen ihnen.

„Jup. Wir haben auch das Foto als Anhänger, aber ich wollte es auch gerne auf meinem Handy haben“, er zeigte seinen Anhänger, in dem nur die Hälfte von Seto zu sehen war.

„Er hat die andere Hälfte auch noch. Außerdem ist in den Anhängern ein Peilsender angebracht, für den Notfall.“

„Ihr scheint euch damals schon sehr nah gewesen zu sein“, Katsuya gesellte sich neben Mokuba und dieser nickte. Beide schwiegen eine Zeit lang.

„Ich habe über die Situation von meinem Vater nachgedacht.“

„Hast du? Und wie hast du dich entschieden?“, Katsuya hörte die leichte Unsicherheit aus der Stimme des Jüngeren und lächelte leicht.

„Ich werde deinen Bruder fragen, ob er mir das Geld leihen könnte. Ich stehe lieber bei deinem Bruder in den Miesen, als bei der Yakuza“, er lachte auf und grinste den Schwarzhaarigen an. Dieser schüttelte nur den Kopf und musste auch lachen.

„Ni-sama wird dich sicherlich nicht alleine dahin gehen lassen. Er ist viel zu besitzergreifend, als das er das machen würde.“

„Besitzergreifend? Er? Wäre mir niemals aufgefallen“, sie lachten beide und hörten die Tür plötzlich ins Schloss fallen.

„Ni-sama?“, Mokuba rief erstaunt und bekam eine kurze Antwort zurück gerufen. Dann kam auch schon Ito in die Küche gelaufen. Sie lachte und wedelte mit einem Blattpapier herum, kurz darauf kam auch schon der Brünette in die Küche.

„Na Ito? Wie war dein Tag?“, Katsuya kniete sich zu seiner Tochter nach unten und diese blieb ruhig vor ihm stehen.

„Es war ganz okay. To-san hatte nur langweilige Sachen zu bereden und ich hab meine Übungen gemacht. Wusstest du, dass sogar Erwachsene nicht richtig schreiben können? Ein Kanji für das Wort Formular war total falsch geschrieben“, sie kicherte etwas, bevor sie das Blatt ihrem Vater hinhielt.

„Hier!“, damit drückte sie es ihm direkt in die Arme und rannte aus dem Raum.

„Sie hat den Angestellten sogar gerügt und ihm gezeigt, wie man es richtig schreibt“, Seto schmunzelte leicht und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank.

„Mir tut er ja jetzt schon leid. Vielleicht sollte ich sie mehr unterrichten, damit sie es lockerer sieht“, schlug Katsuya vor und erntete einen entrüsteten Blick von dem Brünetten.

„Was? Du bist da total streng und sie soll alles genießen. Außerdem macht sie sich in der Schule keine Freunde, wenn sie alle immer verbessert.“

„Man braucht auch keine Freunde.“

„Sagst du. Und dennoch hattest du uns.“

„Wir waren keine wirklichen Freunde.“

„Ach wirklich? Egal was passiert war, wir waren immer zusammen unterwegs. Haben alles zusammen überstanden. Für mich war das schon ziemlich nah Freundschaft. Auch wenn du es seltsam gezeigt hattest.“

„Rede dir das nur weiterhin ein.“

„Das werde ich“, Katsuya streckte ihm die Zunge raus, doch Seto stach ihn mit dem Finger in die Seite. Erschrocken sprang der Blonde auf und biss sich auf die Zunge.

„Au.“

„Geschieht dir recht.“ Mokuba schüttelte nur den Kopf über die Verspieltheit der beiden.

„Jou-kun, wolltest du Ni-sama nicht was fragen?“, er lenkte das Gespräch in die Richtung, weil er genau wusste, dass der Blonde es sonst nicht ansprechen würde. Nicht direkt.

„Ähm, ja. Also...“, er kratzte sich wieder am Hinterkopf und wurde leicht rot.

„Ich habe nachgedacht.“

„Das kann ja nichts werden.“

„Hey!“

„Ni-sama! Jou-kun!“

„Schon gut. Ich benehme mich“, abwehrend hob der Brünette die Arme und lehnte sich gegen den Tisch der in der Küche stand.

„Ich habe über die Situation mit meinem Vater nachgedacht“, er sah, wie sich der CEO verspannte und innerlich seufzte er erleichtert auf.

„Ich wollte dich fragen, ob du mir das Geld leihen könntest, was mein Vater der Yakuza schuldet. Ich würde es dir natürlich zurückgeben!“, erklärte er. Seto entspannte sich und nickte nur.

„Das sollte kein Problem sein. Auch wenn ich noch immer nicht wirklich froh darüber bin, dass du ihm helfen willst. Er hat es sich selbst verschuldet und sollte es selber auf die Reihe bekommen.“

„Er ist Familie! Müssen wir das wirklich wiederholen?“

„Nein. Wann übergibst du es?“

„Ich wollte Shiro anrufen und einen Termin ausmachen.“

„Dann mach das“, der Brünette nickte nur und wartete. Nach einigen Sekunden verstand der Blonde, dass er es jetzt machen sollte. Er kramte sein Handy hervor und suchte die Nummer heraus, dann wählte er.
 

„Katsuya, wie schön von dir zu hören“, die Stimme von Shiro war wie immer freundlich und nichts ließ daraufhin schließen, dass dieser der Boss der Yakuza war.

„Shiro. Ich habe über dein Angebot nachgedacht.“

„Hast du? Dann gehe ich wohl davon aus, dass du anrufst, um mit mir einen Termin auszumachen, um das Geld zu übergeben?“ Überrascht zog Katsuya eine Augenbraue nach oben.

„Woher…?“

„Ich das weiß? Ich habe nicht geglaubt, dass Kaiba-sama so einfach klein bei geben würde. Nicht nachdem ich ihn an deinem Geburtstag gesehen habe. Er schien da schon sehr besitzergreifend zu sein“, Katsuya musste lachen und erntete einen verwirrten Blick von den Brüdern.

„Dann muss ich sagen, dass du richtig liegst. Wann kann ich vorbeikommen, damit das alles hinter uns liegt?“

„Ich habe übermorgen kurz Zeit. Gegen 1 Uhr Mittags. Ich werde dir die Adresse morgen früh mitteilen“, das Gespräch wurde beendet und Katsuya nickte nur noch.

„Und?“

„Übermorgen um 1.“

„Ich hoffe ja mittags.“

„Natürlich! Was glaubst du denn? Dass ich einfach mitten in der Nacht so was machen würde? Sicherlich nicht.“

„Ni-sama? Hast du nicht etwas vergessen?“ Verwirrt blickten ihn die beiden Älteren an, bis der Brünette langsam die Augen aufriss.

„Natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen.“

„Was?“

„Ich muss morgen für eine Woche nach Osaka. Geschäftlich“, erklärte er dem Blonden und er konnte sehen, dass dieser leicht verletzt war. Er hätte es ihm wirklich früher gesagt, wenn nicht so viel auf seiner Agenda stehen würde.

„Und du wirst sicherlich nicht alleine dahin gehen. Mokuba wird dich begleiten.“

„Was?“, echoten die beiden und der Brünette nickte nur.

„Ich will nicht, dass du alleine zur Yakuza hingehst. Mokuba kann Selbstverteidigung anwenden und bleibt in Gefahrensituation ruhig. Du bist leicht zu reizen und rennst mit dem Kopf voran in Situationen, die Gefährlich enden könnten. Diese Gefahr möchte ich nur vermeiden“, er trat näher an den Blonden heran und drückte seine Schulter leicht.

„Ich bin kein kleines Kind mehr“, murmelte der Blonde und bekam nur ein leichtes Grinsen als Antwort.

„Ich vertraue darauf, dass ihr beide auf euch gegenseitig aufpasst. Und ihr werdet sofort zurück kommen, sobald das Geld übergeben wurde.“ Mokuba seufzte auf. Er wusste, dass er keine Chance mehr hatte, da herauszukommen.

„In Ordnung Ni-sama“, damit verschwand der Schwarzhaarige und ließ die beiden alleine.

„Bist du dir sicher, dass du Mokuba da mit hineinziehen willst?“

„Nein, aber es ist noch immer besser, als dich alleine zu lassen. Ich meinte es ernst, als ich sagte, dass du nicht genug nachdenkst.“

„Ich weiß wirklich nicht, ob ich beleidigt sein soll oder lachen soll. Hast du nicht eben noch gesagt, ich sollte nicht so viel nachdenken?“ Seto seufzte und lehnte sich leicht an den Jüngeren.

„Ich mache mir einfach Sorgen, in Ordnung?“

„In Ordnung“, Katsuya umarmte ihn und lehnte sich ebenfalls an ihn. Es machte ihn glücklich und er musste sich eingestehen, dass er froh war, dass Mokuba mitkommen würde.

„Du hast übrigens recht.“

„Habe ich?“

„Mhm. Ich handel wirklich zu unüberlegt.“

„Womit habe ich diese Erkenntnis verdient?“ Katsuya spürte das Lachen des Brünetten. Er wusste, dass ihm das Lachen vergehen würde, doch es war besser wenn er es hinter sich brachte. Wahrscheinlich besiegelte er damit sogar, dass er alleine nirgends mehr hin konnte.

„Ach, einfach nur so. Es hat auch gar nichts damit zu tun, dass ich einem Reporter eine verpasst habe. In der Öffentlichkeit. Um genauer zu sein, in einem Familienrestaurant.“

„Du hast was?!“

„Ich wollte dir nur sagen, dass du ausnahmsweise recht hast“, schnell befreite er sich aus der Umarmung und rannte aus der Küche.

„Katsuya!“, er hört wie der Brünette ihn verfolgte, doch Katsuya blieb nicht stehen. Er rannte um einige Ecken und durch einige Türen hindurch, erst dann blieb er stehen. Lachend stützte er sich an der Wand ab und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht. Er wusste, dass er noch ein Gespräch mit dem Brünetten offen hatte, doch er würde nicht kampflos zu Boden kriechen. Immer noch lachend stemmte er sich von der Wand ab und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

Kapitel 16

Kapitel 16
 

„Du hast auch wirklich alle wichtigen Nummern abgespeichert? Und ihr kommt auch wirklich ohne Probleme mit allem aus? Essen auch?“, Seto stand in Anzughose und weißem Hemd in der Haustür. Schwarze Lackschuhe zierten seine Füße und in seiner rechten Hand hatte er eine Reisetasche sowie seine Anzugjacke. Katsuya verdrehte die Augen und gab dem Brünetten einen leichten Stoß gegen die Schulter.

„Ja, es ist alles notiert und abgespeichert. Es ist ja auch nicht so, dass ich bisher für das Essen verantwortlich war. Jetzt geh schon, sonst verpasst du noch deinen Flieger“, der Blonde schob den CEO aus dem Haus hinaus. Dort wartete schon das Taxi, welches ihn zum Flughafen bringen sollte. Jetzt war es an ihm die Augen zu verdrehen.

„Dann bis in einer Woche“, er drückte die Schulter des Blonden kurz und begab sich dann zum Taxi. Katsuya starrte ihm noch eine Weile hinterher, dann wandte er sich ab und ging wieder ins Haus. Dort seufzte er einmal, bevor er sich in die Küche begab. Er würde sich etwas mit Kochen ablenken, außerdem konnte er mit hundertprozentiger Chance sagen, dass Ito mit großem Hunger wieder nach Hause kommen würde. Sie ging nun seit einigen Tagen in die Vorschule und war rund um glücklich. Sie vermisste zwar einige ihrer Freunde aus dem Kindergarten, doch sie hatte recht schnell neue Freunde gefunden. Außerdem freute sie sich ständig darauf, neues zu lernen und war stolz auf das, was sie bereits konnte.

„Jou?“, Mokuba steckte seinen Kopf durch einen Spalt in der Tür und suchte mit seinem Blick den des Blonden.

„Mokuba? Du bist bereits wieder da?“, verwundert hielt der Blonde in seiner Tätigkeit inne und Mokuba nickte. Schnell hatte er sich aus dem Kühlschrank die angebrochene Packung Milch genommen und trank direkt aus der Flasche.

„Mokuba!“, erbost schwang Katsuya mit der Kelle herum, die er in der Hand hatte. Mokuba prustete daraufhin los und verteilte ein wenig der Milch auf dem Küchentisch.

„Sorry“, entschuldigte er sich schnell und begann den Tisch wieder sauber zu machen.

„Und ja, ich bin schon wieder da. Die Schule war früher zu ende, da ein Teil der Lehrerschaft anscheinend eine Lebensmittelvergiftung hat. Haben was von einem Restaurant gegessen und haben danach auf einem Stockwerk die Toiletten komplett belegt“, Mokuba grinste leicht und Katsuya schmunzelte nur. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Topf zu und überprüfte den Geschmack.

„Was gibt es zu Essen?“, neugierig schaute der Jünger dem Blonden über die Schulter und zog die Augenbrauen zusammen.

„Kitsune Udon“, antwortete der Blonde und stellte den Herd ab.

„Alles in Ordnung Jou?“

„Klar, warum nicht?“

„Du bist ziemlich nachdenklich.“
 

Verlegen kratzte sich der Blonde am Hinterkopf. Er dachte in letzter Zeit wirklich viel nach. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Es gibt ja auch recht viel zum Nachdenken.“

„Und was?“, hakte der Schwarzhaarige nach. Er wollte unbedingt wissen, ob der Blonde auch über sich und seinen Bruder nachdachte.

„Naja. Erstens über Ito und die Vorschule. War es wirklich richtig sie eine Klasse überspringen zu lassen? Ich meine, ich möchte das sie so lange ein Kind ist, wie es eben geht. Ich weiß aber auch, dass sie klüger ist, als die anderen Kinder in ihrem Alter. Sie hat viel früher angefangen zu sprechen, zu laufen, zu schreiben. Sie kann sogar schon lesen! Und das dankt Seto. Aber ist es wirklich richtig so? Sollte sie vielleicht nicht lieber noch ein Jahr warten?“

„Du machst dir eindeutig zu viele Sorgen. Sie packt das schon, immerhin ist sie ein Kaiba und ein Jounouchi. Eine bessere Kombi in Sachen aushalten und durchbeißen gibt es wohl nicht.“

„Mag schon sein, aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Und dann ist da noch die Sache mit Shiro. Wie wird das alles ablaufen? Und wird er sich wirklich damit zufrieden geben? Er war nett und freundlich, als wir uns kennengelernt haben. Aber er ist ein Yakuza. Und die sind bekanntlich nicht so einfach abzuschütteln. Und was ist, wenn er plötzlich meint, dass es zu wenig ist? Zinsen und so? Woher weiß ich, dass es auch wirklich der richtige Betrag ist?“, er stellte das Essen in Schüsseln auf den Tisch und beide nahmen Platz.

„Jou, es wird schon alles passen. Außerdem bin ich ja auch dabei und ich glaube kaum, dass sich einer gegen einen Kaiba stellt. Außerdem müsste derjenige immer noch gegen Ni-sama vorgehen und er ist eine noch härtere Nuss, die es zu knacken gilt“, sie verfielen in Schweigen und aßen ihre Suppe. Nach einer Weile räusperte sich der Schwarzhaarige verhalten und schielte zu dem Blonden.

„Sag mal Jou. Was hältst du eigentlich von Ni-sama?“, er hielt die Luft an und sein Blick blieb stur auf der Schüssel liegen.

„Seto? Warum fragst du?“

„Na, weil ihr doch Alpha und Omega seid. Ein Paar und so. Ihr habt sogar eine Tochter!“ Katsuya musste daraufhin husten und Mokuba riss erschrocken seinen Blick von der Schüssel. Doch bevor er etwas tun konnte, hatte sich der Blonde auch schon von ihm abgewandt und eilte zur Spüle. Jedoch hätte er schwören können, dass er eine gewisse röte bei dem Blonden gesehen hatte. Gerade wollte Mokuba erneut fragen, da wurde die Tür zur Küche aufgemacht und Ito kam herein. Sie sah traurig zwischen den beiden hin und her und setzte sich dann an den Tisch.

„Ito-chan? Alles in Ordnung?“ Ito schüttelte nur den Kopf und schwieg. Verwirrt blickte Mokuab zu Katsuya und auch dieser schien besorgt zu sein. Vergessen war das Thema von eben und der Blonde trat dicht an seine Tochter heran.

„Was ist los Hime-chan?“, er kniete sich vor sie und hob ihr Kinn leicht an.

„Niemand will mit mir spielen“, flüsterte sie und nun flossen langsam die ersten Tränen hinab.

„Warum das denn? Hast du dich mit Minako-chan und Hina-chan gestritten?“ Ito schüttelte den Kopf.

„Was ist dann passiert?“

„Minakos Mama hat gesagt, dass sie nicht mehr mit mir spielen soll, weil ich ein Omega sein soll. Und Omegas wären schlecht. Und Hina-chan hat gesagt, dass ihr großer Bruder gesagt hat, dass Omegas für nur eine Sache gut wären. Und sie haben angst es mir zu sagen. Ich hab sie im Klassenzimmer reden gehört.“

„Warum haben sie denn Angst vor dir?“, Mokuba war nun auch näher gerückt und streichelte ihren Kopf.

„Weil To-san mein Vater ist“, die Tränen liefen nur noch und einige Schluchzer waren zu hören. Katsuya drückte sie an sich und murmelte ein paar beruhigende Worte, doch diese schienen nicht zu helfen. Verzweifelt blickte er den anderen an und dieser zuckte nur mit den Schultern. Keiner wusste so recht, wie sie dem Mädchen helfen konnten, denn niemand hatte eine ähnliche Erfahrung. Dann fing Mokuba auf einmal an zu strahlen.

„Ich hab die perfekte Idee! Wie wäre es, wenn wir die beiden zu einer Übernachtungsparty einladen? Dann müssten sie keine Angst mehr haben. Und wegen der Sache mit dem Omega werden wir schon was finden“, er zwinkerte den beiden zu und Katsuya nickte bestätigend.

„Wirklich?“, kam es leise von Ito.

„Natürlich. Ich werde gleich die Eltern von den beiden anrufen und es ihnen vorschlagen.“
 

~
 

Es war sehr nervenaufreibend gewesen, doch am Ende zählte nur das Ergebnis. Und dieses besagte, dass die beiden Freundinnen von Ito zu einer Übernachtungsparty am Wochenende vorbei kommen würden. Trotzdem hatte der Blonde ein schlechtes Gewissen. Bei dem ersten Telefonat konnte er das knurren des Ehemannes hören, als er seiner Frau mitteilte, dass sie ein Gespräch noch hätten. Beim zweiten war die Mutter bestürzt und entschuldigte sich für das Verhalten ihres Sohnes und versprach, mit ihrer Tochter darüber zu reden und wie falsch dieses Verhalten war. Bevor sie aufgelegt hatte, konnte Katsuya hören, wir sie ihrem Sohn sagte, wie enttäuscht sie von ihm war. Natürlich konnte er nicht genau wissen, ob die Personen ‚ärger‘ bekommen würde, er konnte schließlich nicht in die Köpfe anderer Menschen hineinschauen. Trotzdem war das Gefühl eines schlechten Gewissens da. Das einzige was ihn aufmunterte, war Ito. Sie strahlte nur noch als sie von den Neuigkeiten hörte und die Tränen, welche sie zuvor vergossen hatte, waren vergessen. Und obwohl die Übernachtung erst in zwei Tagen war, plante sie schon alles im Voraus. Selbst ihr Zimmer fing sie an aufzuräumen. Mokuba und Katsuya durften ihr zwar nicht helfen, aber sie sahen ihr schmunzelnd zu, bis Ito die Tür zu gemacht hatte.
 

Nun saßen die beiden im Wohnzimmer und sahen sich die Nachrichten an. Es gab nicht mehr viele Sendungen über ihn und den Brünetten, doch für seinen Geschmack war es noch immer zu viel. Doch ändern konnte er es nicht. Mokuba sah schon viel gelassener und zufriedener aus, als sie einen Bericht über sie sahen.

„Wie lange wird das noch dauern, bis das aufhört?“

„Aufhört? Ehrlich gesagt, wird das nie aufhören. Nur weniger werden. Ni-sama ist ein einflussreicher Mann und er wird wie eine Berühmtheit behandelt. Deswegen wird es immer einige geben, die über euch berichten werden. Mach dir aber keine Sorgen, es wird nie wieder so groß werden, wie zuvor.“

„Na, wenn du meinst.“
 

~
 

Es war Freitagmorgen und Katsuya war schon um 6 Uhr aufgestanden. Er war viel zu nervös und tigerte durch die Küche. Für Frühstück war es noch zu früh, da die anderen beiden noch schliefen. Aufgeräumt und geputzt hatte er auch schon. Sein Blick glitt zur Uhr und er seufzte. 9 Uhr. Er hatte die Adresse erst gestern Abend erhalten und er wusste, dass er niemals alleine dorthin gegangen wäre. Er kannte die Gegend noch aus seiner Jugend und selbst da hatte er es vermieden, dorthin zu gehen.

„Morgen“, ein schlafender Mokuba trat in die Küche und rieb sich die Augen. Katsuya hatte ihn bereits für heute entschuldigt und sämtliche Aufgaben, die zu erledigen waren, per Mail erhalten.

„Morgen“, leicht lächelte der Blonde und er machte sich daran, Kaffee zu kochen und das Frühstück zuzubereiten.

„Wie lange bist du schon auf?“ Mokuba ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und der Kopf kam auf der Tischplatte zum Ruhen.

„Seit 6 Uhr. Ich bin viel zu nervös, als das ich im Bett hätte liegen bleiben können.“

„Du hättest dich wirklich in das Bett von Ni-sama gehen sollen. Es ist immerhin bewiesen, dass der Geruch des Alphas den Omega beruhigt.“

„Lass mal. Nicht das dein Bruder noch mitbekommt, dass ich da drin lag und er deswegen ausflippt.“

„Das würde nicht passieren. Ich vermute mal, dass etwas ganz anderes passieren würde“, Mokuba hob den Kopf und grinste den Blonden wissend an. Dieser wurde leicht rot um die Nase und widmete sich dem Kühlschrank zu. Es würde wohl ein traditionelles Frühstück geben. Die Zutaten waren schnell zusammengesucht und der Reis wanderte in den Reiskocher. Dann machte er sich daran ein Omelett zuzubereiten. Mokuba indes hatte sich seine Tasse geholt und schüttete sich gerade seinen ersten Kaffee für heute ein.

„Zum Glück hat Ito heute einen späten Tag, sonst würden wir wohl ziemlich in Stress geraten.“

„Das stimmt. Sie müsste auch so langsam mal aufstehen“, ein Blick auf die Uhr und Mokuba erhob sich erneut.

„Ich geh sie mal wecken“, und schon war er verschwunden. Katsuya grinste nur. Es war so viel einfacher, jemanden zu haben, der ein Frühaufsteher war und ihm helfen konnte, alle anderen zu wecken. Er war früher selber ein Langschläfer gewesen und nur durch Ito zu einem Frühaufsteher geworden. Ito hatte diese Eigenschaft übernommen und da Katsuya es selber eher locker sah, hatte Shizuka sich auch angewöhnt teilweise später aufzustehen. Er fing an eine Melodie zu summen und die Schüsseln mit dem Frühstück wurden nach und nach auf den Tisch gestellt. Nach 10 Minuten kamen dann auch endlich Ito und Mokuba in die Küche. Ito sah noch sehr müde aus und hatte die Stirn in Falten gelegt. Sie murmelte leise etwas und setzte sich dann auf ihren Stuhl. Schweigend fingen sie dann an zu essen.
 

~
 

Sie hatten sich beeilen müssen. Ito wollte partout nicht ihre Uniform anziehen und auch keine Zöpfe haben. Nach einer gefühlt endlosen Diskussion hatte sich Katsuya Ito geschnappt und ihr die Kleidung einfach angezogen. Daraufhin hatte Ito ihn gekratzt und war aus dem Zimmer gelaufen. Doch sie kam kurz danach wieder und entschuldigte sich bei ihrem Vater. Mokuba hatte eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt angezogen, da er heute nicht in die Schule musste. Katsuya hatte sich für ein ähnliches Outfit entschieden, nur war sein T-Shirt rot anstatt schwarz. Isono fuhr einen SUV vor und sie stiegen ein. Unterwegs erklärte Mokuba, dass der Wagen schusssicher war und sie sich deswegen keine Sorgen machen mussten. Als sie vor der Schule ankamen, stiegen Katsuya und Ito aus. Ito verabschiedete sich von den anderen beiden und zusammen gingen sie zum Gebäude.

„Bis später Papa“, sie umarmte ihn und gab ihm noch einen Kuss auf den Mund, dann rannte sie das letzte Stück zu ihren Freundinnen, die schon auf sie warteten. Katsuya lächelte und machte sich dann wieder auf den Weg zum Wagen.

„Das ging ja schnell.“

„Natürlich, immerhin waren ihre Freunde auch schon da. Da ist der Vater doch total uninteressant“, sie hörten ein leises Lachen von vorne und Katsuya konnte den amüsierten Blick von Isono im Rückspiegel sehen.

„Wollen wir dann?“

„Bringen wir es hinter uns. Ich will so schnell wie es geht wieder nach Hause“, dabei merkte Katsuya wie sich ein wohliges Gefühl sich in ihm ausbreitete. Mokuba nickte nur und dann waren sie auch schon unterwegs zu ihrem Zielort. Die Gebäude wurden älter, verlassener und kaputter bis sie nur noch Lagerhäusern platz machten. Diese reihten sich nebeneinander auf und warfen ihre Schatten auf die Straße. Mokuba blickte nervös aus dem Fenster und auch Isono schien nicht besonders Glücklich über ihren Aufenthaltsort zu sein.

„Ich weiß, was ihr denkt. Aber man hätte es sich denken können.“

„Mokuba-sama, sind Sie sicher, dass ich im Wagen warten soll?“

„Ja. Falls wirklich was passieren sollte, dann können wir direkt los.“ Sie hielten vor einem mittleren Lager an. Die Farbe blätterte von der Fassade ab, der Eingang schien ein großes metallenes Tor zu sein. An der rechten Wand führte eine Treppe nach oben, doch keiner der Anwesenden wollte herausfinden, wohin diese führte. Fenster waren vergittert und verdreckt, sodass man keinen Blick ins innere werfen konnte. Niemand war zu sehen und auch kein Fahrzeug war in der Nähe abgestellt worden.
 

„Bist du dir sicher, dass es hier war?“

„Absolut. Außerdem ist dieser Ort bekannt dafür, um einige seltsame Geschäfte abzuwickeln. Geld ist da sogar noch das harmloseste. Drogen werden meist am Abend verkauft. Waffen meist in der Nacht. Am Tag versucht man so normal wie möglich alles zu halten. Es gibt sogar wirkliche Lieferungen für örtliche Geschäfte, die hier Landen. Oder Stellplätze für Lastwagen. Und obwohl das alles bei der Polizei bekannt ist, haben sie noch nie jemanden verhaften können. Hier bürgt jeder für jeden, denn wenn einer etwas vertickt, dann bekommen die Leute einen Anteil, wenn sie ihm geholfen haben“, Katsuya stiegt während seiner Erklärung aus und Mokuba folgte ihm.

„Woher weißt du das alles?“

„Man hat mir früher mal einen Job hier angeboten.“

„Was für einen?“ Katsuya schwieg und blickte stur auf den Boden.

„Darüber will ich nicht sprechen“, brachte er schließlich leise hervor und Mokuba konnte sehen, wie er die Hände zu Fäusten ballte. Er schluckte leicht und wusste direkt, was das für ein Angebot war. Er konnte noch immer nicht glauben, dass der Blonde das alles ausgehalten hatte.

„Na wen haben wir denn da?“, die Stimme kam von der Treppe aus und die beiden drehten sich in diese Richtung.

„Ihr seid früh dran. Wo ist das Geld?“ Mokuba begab sich wieder zum Auto und öffnete den Kofferraum. Dort lag eine große Sporttasche, in der sie das Geld gepackt hatten und obwohl Mokuba schon ziemlich groß war, sah die Tasche zu groß für ihn aus.

„Hier“, er trat um das Auto herum und hob sie leicht hoch.

„Ja, ich hoffe doch, es kommt frisch aus der Druckerei. Der Geruch von frischem Geld ist immer noch eines der schönsten Gerüche überhaupt. Wobei der schönste Geruch definitiv der eines Omega ist“, der Mann grinste sie beide an und Katsuya verzog angewidert die Nase.

„Amayo!“

„Oh, Boss. Hab dich gar nicht bemerkt“, der Mann, Amayo, verbeugte sich leicht und machte dann Shiro Platz.

„Katsuya!“, er streckte die Arme aus und umarmte den Blonden. Dieser versteifte sich und Mokuba kam schnellen Schrittes zu ihm geeilt.

„Wir haben das Geld. Können wir nun gehen?“

„Immer langsam, Knirps. Erst mal gehen wir rein. Wir wollen doch nicht unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Dann werden wir das Geld nachzählen. Amayo, bereite doch bitte etwas Tee für unsere Gäste vor, sie sind sicherlich durstig“, Shiro wies auf die Treppe und schob Katsuya in die Richtung. Amayo war schon verschwunden und vorsichtig stiegen der Blonde und Mokuba die Treppe nach oben. Am Ende war eine Tür zu sehen und als sie näherkamen, wurde diese leicht aufgestoßen. Dahinter führte eine weitere Treppe nach unten in die Lagerhalle. Jedoch war diese keine typische Lagerhalle. Die gesamte Halle war in mehrere Räume aufgeteilt, von einfachen Schlafräumen bis zu Gemeinschaftsräumen, in denen Fernseher und andere Unterhaltungsgegenstände standen. Überall waren Männer und Frauen zu sehen und wenn man genauer hinsah, konnte man auch Kinder entdecken. Erstaunt überblickten die beiden Neuankömmlinge die Halle.

„Habt ihr gedacht, dass hier sei eine einfache Lagerhalle?“

„Zumindest haben wir nicht mit dem hier gerechnet. Was ist das hier?“

„Eine Unterkunft für meine Untergebenen. Schlafräume mit bis zu 6 Hochbetten, Gemeinschaftsduschen und Toiletten, Gemeinschaftsräume zum Entspannen, eine Küche, sowie einige kleinere Räume um ungestört essen zu können. Und natürlich mein Büro.“

„Shiro-sama! Ich habe dich vermisst“, eine junge Frau viel Shiro um den Hals und verteilte Küsse im Gesicht und im Halsbereich. Ihre Oberweite war in einem hautengen Oberteil hineingepresst und man konnte ungehindert in ihren Ausschnitt schauen. Der Rock war viel zu kurz und Katsuya konnte schwören, dass sie darunter nichts trug. Die Stiefel reichten ihr bis zu den Knien und in ihrem Gesicht war für seinen Geschmack zu viel Make Up.

„Makoto-chan. Ich hab dich auch vermisst. Wie geht es dir? Und deinem Sohn? Habt ihr genug zu essen?“

„Dank dir haben wir das alles. Ich konnte Satoshi sogar ein kleines Geschenk kaufen. Und ich bin nun offiziell seit 1 Monat clean“, sie kicherte und drückte den Arm von Shiro in ihren Ausschnitt.

„Das ist schön. Ich muss allerdings los, ich habe hier gerade zwei Kunden. Wir können uns gerne später mehr darüber unterhalten“, Shiro ließ seine Hand an ihrer Seite hinunter wandern und diese blieb schließlich auf ihrem Hintern liegen. Wieder kicherte sie, ließ aber von dem Arm ab und hauchte Katsuya und Mokuba noch eine Kusshand entgegen. Dann stöckelte sie davon.

„Wow“, brachte Mokuba nur hervor.
 

„Nicht ganz das was ihr erwartet habt? Ich kann es euch nicht verübeln“, Shiro lachte hallend auf und lief voran, um ihnen den Weg zu zeigen.

„Mir ist Familie sehr wichtig und das hier ist meine Familie. Ich gebe ihnen einen Unterschlupf in der sie leben können. Einige haben kein eigenes Zuhause mehr oder fühlen sich hier wohler. Außerdem können sie hier clean werden. Ich dulde keinen Missbrauch von Drogen. Verkaufen ja, immerhin kann man damit viel Geld machen. Sollte ich aber jemanden erwischen der Drogen benutzt oder entwendet ohne Geld zu bekommen, werde ich ungemütlich.“ Sie kamen an einer Frau vorbei, die bei diesen Worten zusammenzuckte und ihre Hand hielt. Bei einer genaueren Betrachtung konnte man sehen, dass an ihrer rechten Hand der kleine Finger fehlte. Katsuya lief es eiskalt den Rücken hinunter. Was hatte sich sein Vater hierbei nur gedacht? Er konnte froh sein, dass ihm keine Körperteile fehlten.

„Keine Sorge, euch passiert schon nichts. Meine zweite Einkommensquelle ist der Geldverleih mit Zinsen. Danach kommt die Prostitution. Da ihr aber keine Drogen kauft und auch nicht als Prostituierte arbeiten wollte, seid ihr unantastbar. Es wird nichts auf euch zurückfallen und keiner wird auf euch zugehen. Jeder kennt die Aufträge die zu bestimmten Uhrzeiten ablaufen und Drogen werden nie hier in der Nähe verkauft. Prostitution wird nur in besseren Gegenden abgehalten, immerhin würde man hier wohl dadurch eher pleitegehen.“ Es wurde eine Tür geöffnet und ein kleines Büro kam dahinter zum Vorschein. Ein Schreibtisch war an der Fensterseite aufgestellt und davor zwei kleine Sofas mit einem Tisch dazwischen. Auf diesem Tisch dampften schon drei Schalen Tee vor sich hin. Shiro deutete ihnen sich zu setzen und nahm dann gegenüber von ihnen Platz.

„Also Katsuya, wie geht es dir? Wie ist das Leben bei den Kaibas?“

„Das geht Sie gar nichts an!“, fauchte Mokuba und warf Shiro die Tasche zu.

„Zählen Sie das Geld, damit wir verschwinden können!“

„So ungeduldig“, Shiro lachte und öffnete die Tasche. Dann schüttete er den Inhalt neben sich auf das Sofa.

„Eine Menge Scheine, nicht wahr?“, er schmunzelte, stand auf und verließ den Raum.

„Was ist das für ein seltsamer Kerl?! Und der hat dich angemacht?“, Mokuba stemmte seine Hände in die Hüfte und funkelte Katsuya an.

„Er ist nett und hört aufmerksam zu. Es fällt außerdem nicht wirklich auf, dass er der Boss einer Yakuza ist“, Katsuya zuckte mit den Schultern. Shiro war zwar wirklich seltsam, aber er schien außerhalb der Yakuza normal zu sein. Unauffällig. Und Katsuya musste zugeben, wäre die Sache mit Seto nie gewesen, hätte er beim ersten Mal wohl das Angebot von Shiro angenommen.

„Ts. Ich glaube nicht wirklich, dass er ein ach so toller Typ ist. Er hat selber zugegeben, dass er in illegale Machenschaften verwickelt ist!“

„Und wir können dagegen nichts tun, es sei denn, du möchtest der Welt mitteilen, dass wir darin verwickelt waren“, erwiderte Katsuya und Mokuba sackte in sich zusammen.

„Du hast ja recht.“

„Das freut mich zu hören“, Shiro war zurückgekommen und hatte eine kleine Maschine dabei.

„Das erleichtert mir das zählen“, er zwinkerte und stellte die Maschine auf den Tisch ab. Dann nahm er das erste Bündel und steckte es in die Zählmaschine. Ein leises rattern ertönte und schon war das erste Bündel gezählt.

„Schön, dass ihr nur eine Art geholt habt, dadurch ist es viel einfacher.“

„Ja ja“, Mokuba hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte finster in eine Ecke. Katsuya lächelte verlegen und entschuldigend, schaute sich aber auch lieber um, als Shiro anzuschauen.
 

Es vergingen einige Minuten, dann kroch ein süßlicher Duft in Katsuyas Nase. Es war ein bekannter Duft und doch unbekannt. Es war noch ein leichter herber Geruch dabei. Erstaunt blickte sich der Blonde um. Er konnte keine Geräusche wahrnehmen oder andere Gerüche. Was bedeutete, dass der Geruch in diesem Raum nur war. Der Geruch verstärkte sich und Katsuya wurde immer unruhiger. Er merkte wie seine Pheromone ansprangen und ein leichtes Kribbeln bildete sich in seinem Magen. Er hatte schon davon gelesen, dass sie die Heat-Phasen einiger Omegas anpassten, wenn sie eine längere Zeit zusammen verbrachten. Doch er kannte keinen Omega hier. Also warum sprang bei ihm seine Heat-phase an? Oder wollte anspringen? Dann hörte er das heftige, aber dennoch leise atmen von Mokuba und es stellten sich ihm alle Nackenhaare auf. Mit großen Augen blickte er den Schwarzhaarigen an und er konnte leichten Schweiß auf der Stirn des Jüngeren sehen. Außerdem waren die Pupillen leicht geweitet. Ein kurzer Blick auf die Hände und Katsuya sah, wie sie leicht zitterten. Doch das konnte unmöglich der Fall sein. Mokuba war ein Alpha, oder? Er versuchte sich daran zu erinnern, das Seto es ihm gesagt hatte, doch es wollte ihm nicht einfallen. Hatte der Brünette es ihm überhaupt gesagt? Wusste Seto vielleicht gar nicht, dass Mokuba eventuell kein Alpha war? Ein heftiges Schlucken ließ den Blonden aufblicken. Sein Blick landete auf Shiro:

„Scheiße“, entwich es dem Blonden. Er sprang zum gleichen Moment auf wie Shiro, war jedoch schneller an Mokuba. Er stieß ihn vom Sofa und bekam die volle Wucht von Shiro ab. Dieser hatte sich auf Mokuba stürzen wollen, musste aber nun mit Katsuya vorliebnehmen. Mokuba lag auf dem Boden und zitterte am ganzen Körper. Sein Atem ging stoßweise und er versuchte sich aufzurichten. Shiro stieß sich von Katsuya ab und beförderte den Blonden in die entgegengesetzte Richtung.

„Wer hätte gedacht, dass es in der Familie Kaiba einen weiteren Omega gibt?“ Shiro leckte sich über die Lippen und ging langsam auf den Schwarzhaarigen zu.

„Bl…bleib weg…von mir“, brachte der Schwarzhaarige hervor und kroch nach hinten.

„Oh sind wir jetzt schon beim du angelangt? Wer hätte das gedacht“, Shiro lachte und ging vor Mokuba in die Hocke. Dann griff er in die Haare des Schwarzhaarigen und zog ihn zu sich heran.

„Lass die Finger von ihm!“, Katsuya warf sich auf Shiro, doch dieser drückte ihn spielendleicht zur Seite.

„Du solltest deine Nase nicht in solche Angelegenheiten stecken. Sonst könnte man meinen, du wolltest teilhaben?“

„T-? Auf keinen Fall!“, Zornesröte bildete sich auf den Wangen von Katsuya und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er stürzte sich ein weiteres Mal auf Shiro und mit einem Rumpeln schlugen die Beiden auf dem Boden auf. Dann wurde die Tür aufgestoßen und ein weiterer Mann kam hineingestürmt.

„Boss?!“

„Mach die verdammte Tür zu“, brüllte Katsuya. Verwirrte gehorchte der Mann, blieb aber im Raum. Er traute den Kunden nicht und wollte lieber in der Nähe seines Bosses bleiben. Dann bemerkte er den Geruch.

„Verdammte scheiße. Warum ist hier ein Omega in Heat da“, verdutzt schaute er zwischen den dreien hin und her, bis der Blick schließlich auf Mokuba liegen blieb.

„Der kleine hat seine erste Heat-Phase?“

„Was geht dich das an?“, fauchte Mokuba schwach. Shiro rappelte sich wieder auf und ging wieder auf Mokuba zu.

„Deine erste? Solch ein Glück ist ja kaum zu fassen. Omegas in der ersten sollen ziemlich empfindsam sein“, wieder leckte sich über die Lippen und umfasste nun das Kinn von Mokuba. Dieser wollte ihn wegstoßen, beißen, anspucken oder kratzen, aber er konnte es nicht. Er konnte keinen Millimeter sich bewegen und das machte ihm Angst. Hatte sich Katsuya auch so gefühlt? So hilflos und schwach? Er zitterte mehr und unsicher blickte er Shiro in die Augen. Dieser kam seinem Gesicht näher und leckte einmal leicht über die Lippen von Mokuba. Schnell presste er diese fest aufeinander. Katsuya hatte sich wieder aufgerappelt und wollte Shiro wegzerren.

„Halte den Störenfried hier fest“, die Stimme von Shiro war tiefer geworden und kaum war der Befehl ausgesprochen, da wurde der Blonde auch schon festgehalten.
 

„Lass ihn los!“, Katsuya versuchte sich zu befreien, aber er konnte sich nicht rühren. Er merkte wie sein eigener Körper sich versuchte an die Pheromone von Mokuba anzupassen. Sie musste hier schleunigst raus, sonst würde er wohl auch noch seine Pheromone verstreuen.

„Wisst ihr, wir könnten auch noch einen andere Deal eingehen. Auch wenn ich weiß, dass du ihn ablehnen wirst.“

„Wir…werden nie einen anderen eingehen“, Mokuba versuchte sich von ihm zu lösen, doch er wurde an Shiro herangezogen. Dann legten sich die Lippen des Yakuzabosses auf die von Mokuba. Die Zunge wurde zwischen die Lippen gepresst und Mokuba stöhnte in den Kuss hinein.

„Mokuba!“ Shiro löste sich genervt und wandte sich Katsuya zu.

„Katsuya, sei still. Du wolltest die Bindung nicht lösen und zu mir kommen, also nehme ich mir den nächsten Omega den ich sehe. Ich hätte bei dir eine Ausnahme gemacht, hätte niemanden mehr angesehen, außer dir. Aber du wolltest nicht, also wie schon gesagt: sei still“, Shiro knurrte zum Schluss und Katsuya merkte sie seine Knie weich wurden. Er hatte Angst, eindeutig. Nicht nur um Mokuba, sondern auch um sich. Er musste Mokuba hier raus schaffen. Sofort.

„Du hast das Geld, also lass uns gehen“, er flehte und seine Stimme zitterte. Sie mussten hier raus.

„Mach das er stumm bleibt“, war alles was Shiro noch sagte, dann spürte Katsuya wie sich ein Arm um seinen Hals legte und nach kurzer Zeit wurde ihm schwarz vor Augen.
 

~
 

Katsuya riss die Augen auf und sprang aus dem Bett. Verwirrt sah er sich um und stellte fest, dass er in der Kaibaresidenz war. War das alles nur ein Traum gewesen? Ein Albtraum? Schnell blickte er auf sein Handy und mit entsetzen musste er einsehen, dass es kein Traum war. Er eilte aus dem Zimmer, rannte in Mokubas Zimmer, fand ihn dort aber nicht. Besorgt lief er in sämtliche Räume, in denen er Mokuba vermutete und fand in ihm Wohnzimmer.

„Mokuba!“, Katsuya stürzte zu ihm und umarmte ihn.

„Jou“, seine Stimme war ein Flüstern und der Blonde konnte das Zittern deutlich spüren.

„Was ist passiert, nachdem ich…“

„Er hat…also…es ist nichts passiert. Also in…“, Mokuba brach mitten im Satz ab und Katsuya atmete erleichtert auf.

„Ich wurde allerdings…gebissen“, das letzte Wort war so leise, dass es Katsuya kaum mitbekam.

„Gebissen?“, fragte er entsetzt nach und Mokuba nickte. Mit einer schnellen Bewegung drehte er den Schwarzhaarigen so, dass er den Nacken sehen konnte. Dort war ganz deutlich ein Bissabdruck zu sehen.

„Scheiße. Hast du Seto schon angerufen?“, besorgt suchte Katsuya den Blick von dem Jüngeren, doch dieser schüttelte nur den Kopf.

„Du brauchst auch einen Arzt. Ayashi kann dir sicher helfen. Er hat mir auch geholfen. Damals. Und ich werde Seto anrufen. Er muss es wissen“, Katsuya sprang auf und bevor Mokuba auch nur etwas machen konnte, war der Blonde auch schon aus dem Raum verschwunden. Ayashi war schnell erreicht und dieser versicherte, so schnell es ging bei ihnen aufzutauchen. Seto war nicht so leicht zu erreichen. Erst beim dritten Mal nahm er das Gespräch entgegen.
 

„Was?“, zischte er leise in den Hörer und Katsuya schluckte leicht.

„H-hey Seto“, seine Stimme zitterte und er fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haaren.

„Ich wiederhole mich nur ungern“, die Stimme des Brünetten war noch immer ein leises zischen und im Hintergrund waren mehrere Stimmen zu hören.

„Ich wollte dich wirklich nicht stören, aber es ist wichtig. Mokuba ist ein Omega und wurde gebissen“, er sprach schnell und verhaspelte sich ein paar Male, doch er hatte alles gesagt, was gesagt werden musste. Doch am anderen Ende war es mucksmäuschenstill.

„S-seto?“

„Wir klären das, sobald ich zurück bin“, immer noch war die Stimme zischend und leise, doch nun hatte sie eine eisige Note dazugewonnen. Katsuya wusste, dass er verloren hatte. Und er merkte jetzt schon die Auswirkungen.

Kapitel 17 - Special

Special – Eine kaiba’sche Woche
 

“Du hast auch wirklich alle wichtigen Nummern abgespeichert? Und ihr kommt auch wirklich ohne Probleme mit allem aus? Essen auch?“, mag sein das er wie ein Glucke handelte, aber er wusste wie Mokuba sein konnte. Hatte es schon viel zu oft miterlebt und leider hatte es sich selbst nach all den Jahren nicht gebessert. Der Brünette sah, wie der Blonde die Augen verdrehte. Dann stieß er gegen seine Schulter.

„Ja, es ist alles notiert und abgespeichert. Es ist ja auch nicht so, dass ich bisher für das Essen verantwortlich war. Jetzt geh schon, sonst verpasst du noch deinen Flieger“, der CEO wurde doch tatsächlich aus seinem eigenem Haus geschoben. Doch er konnte sich nicht wirklich aufregen. Katsuya hatte nun mal recht und das Taxi stand auch schon seid ein paar Minuten im Hof. Doch das letzte Wort oder die letzte Tat würde er behalten, weshalb er nun die Augen verdrehte.

„Dann bis in einer Woche“, kurz zögerte er, doch dann drückte er die Schulter des Blonden, bevor er ins Taxi stieg. Dann wurde er auch schon zum Flughafen gefahren. Er war noch keine 5 Minuten im Taxi, da klingelte sein Handy bereits. Genervt nahm er das Telefonat entgegen.

„Kaiba?“

„Kaiba-sama. Wie schön Sie noch zu erreichen. Wir haben ein kleines Problem mit dem neuesten Duell Monster Spiel. Sie wissen schon, das MMORPG, welches demnächst auf den Markt kommen soll?“ Natürlich wusste er wovon die Rede war. Er hatte das Projekt schließlich ins Leben gerufen. Er drückte seine Nasenwurzel und atmete einmal tief ein und aus.

„Natürlich, um was für ein Problem handelt es sich denn?“ Ruhig bleiben. Es brachte nichts, dass er sich aufregte und – mal wieder – seinen Blutdruck ruinierte. Sein Arzt hatte ihm es immerhin schon mehrmals gesagt, dass es für ihn nicht gut wäre, wieder in die alten Schemata zurückzufallen.

„Nun, die Umgebung im Schloss führt zu mehreren unterschiedlichen Problemen. Je nachdem wie man sich anscheinend dort bewegt und mit wem man spricht. Es wurde einer der Testcharakter komplett gelöscht, andere wurden teleportiert und kamen im Endgamebereich heraus. Wir wissen leider nicht wie wir das beheben sollen und die öffentliche Testphase beginnt ja auch schon in 2 Monaten...“

„Und was soll ich jetzt ihrer Meinung nach machen? Ich bin gerade auf dem Weg zum Flughafen. Beheben Sie selber das Problem, dafür wurden Sie eingestellt. Ich erwarte einen kompletten Fehlerbericht und sämtliche Lösungsmöglichkeiten bis übermorgen. Sollte es bis dahin nicht möglich sein, Fehlerfrei zu spielen, werde ich mir den Code vom Hotel aus ansehen.“

„Natürlich Kaiba-sama. Vielen Dank Kaiba-sama“, damit wurde das Telefonat beendet und Seto ließ sich in das Polster hinter ihm fallen. Warum hatte er noch mal darauf bestanden, bei sämtlichen Produktionen mitzuwirken? Ach ja, genau, damit das Klima in der Firma besser wird. Er schloss die Augen und genoss die Stille, merkte dabei nicht, wie er in einen leichten Schlaf verfiel.
 

„O-Kyaku-sama? Wir sind am Flughafen angekommen“, ein leichtes Schütteln an der Schulter und der CEO richtete sich schnell auf. Er war tatsächlich eingeschlafen! Innerlich schalt er sich, solch eine Schwäche zu zeigen, äußerlich war er die Ruhe selbst. Jahrelanges Training hatte ihn als Meister der Ruhe werden lassen.

„Vielen dank.“, er stieg aus, kramte ein wenig Geld aus seiner Brieftasche und überreichte es dem Fahrer. Dann schnappte er sich seine Tasche und stiefelte los, das Wechselgeld war ihm egal. Der Flughafen war nicht so groß wie der in Tokyo oder in den Staaten, jedoch wurde dieser, dank der Kaiba Corporation, jährlich verbessert, erweitert und erneuert. Der Brünette wollte Domino in eine Vorzeigestadt der Technik verwandeln und der Flughafen war einer der Punkte, die es bitter nötig gehabt hatten. Sein Privatflugzeug war schon für den Start bereit und kaum hatte er sich hingesetzt und den Gurt angelegt, da wurden ihm schon die üblichen Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen aufgezählt. Dann hob das Flugzeug ab und machte sich auf Richtung Osaka.
 

~
 

Der erste Tag war immer der anstrengendste, doch der Brünette ließ sich nichts anmerken. Er traf sich mit dem CEO seiner Partnerfirma, beredete einige kleine Punkte, die wichtig waren und man noch gut klären konnte, dann checkte er bereits in sein Hotel ein und ließ sich das Abendessen auf das Zimmer liefern. Seine Gedanken kreisten noch immer um die Punkte, wie sie sich am besten einigen konnte. Es waren nur kleine Einwirkungen seines Partner in das MMORPG, doch dieser wollte trotzdem 30% Gewinnanteil haben. Dadurch würde sich der Gewinn für die Kaiba Corporation drastisch mindern und er wusste nicht, ob er dadurch sogar Micropayments einbauen musste. Dabei wollte er gerade von diesen so gut es eben ging Abstand halten. Gedankenverloren nahm er sein Handy heraus und las einige E-Mails.

„Was…?“, er las eine der E-Mails ein weiteres Mal und er spürte wie sein Herz schneller schlug. Er wurde, mit Katsuya natürlich, zu einem Kabuki eingeladen. Es wäre das erste öffentliche Auftreten der beiden werden. Nach dem Fiasko natürlich, welches der Vater des Blonden verursacht hatte. Trotzdem wollte er den Blonden nicht einfach mit einschließen, weshalb er die E-Mail mit Wichtig markierte und sie auf in einer Woche datierte. Dann machte er sich fertig für schlafen zu gehen.
 

Der zweite Tag war entspannter. Sie besuchten einige Mitentwickler einer Funktionen, sowie einen Designer, der das Charakterdesign für einen Questgeber gestaltete. Dadurch wollte die Firma zeigen, dass sie mit den großen Firmen mithalten konnte. Seto hatte nichts dagegen, immerhin war es für zukünftige Zusammenarbeiten förderlich, wenn man einige Punkte kompromisslos akzeptierte. Außerdem war das Design sehr gut und passte hervorragend zu dem restlichen Design des Gebietes, in welchem die Figur zu finden wäre.

„Kaiba-sama, wir hätte eine kleine Anfrage bezüglich der Questbelohnung und des Merchandise. Sie haben ja als Belohnung ein Monster ausgewählt, welches ansonsten nicht zu bekommen ist. Dadurch, dass die Anforderung im Spiel so hoch ist, haben wir uns gedacht, warum nicht für jeden Zugänglich zu machen. Wir wollen nicht, dass Sie die Anforderung senken!“

„Sie wollen die Belohnung als Merchandise produzieren und vermarkten, richtig?“

„Ganz genau! Wir haben sogar schon ein Prototyp angefertigt und mit ihrer Erlaubnis und einem Anteil von 10% für die Kaiba Corporation würden es gerne mit Release des Spieles auf den Markt bringen.“

„10%? Das soll wohl ein Witz sein“, kühle Augen taxierten den anderen Geschäftsmann und dieser sank ein wenig in sich zusammen.

„Nun ja...die Produktion ist schon recht teuer. Und wir müssen ja auch Lagerkosten, Mitarbeiterkosten und so weiter abdecken. Sie verstehen doch sicherlich, dass es schwierig ist, wenn wir mehr abtreten von Gewinn...“, der Mann stockte kurz, al er das animalische Grinsen von dem Brünetten sah.

„Aber natürlich verstehe ich Sie, wir müssen beide gut überlegen, wie wir unsere gesamten Kosten abdecken. Ich denke mal, wenn ich den 10% zustimme, werden Sie sicherlich auch nichts dagegen haben, unseren 10% zuzustimmen, nicht wahr?“, er überschlug seine Beine und trank langsam aus seiner Teetasse. Er sah wie sein Geschäftspartner sich mit einem Tuch über die Stirn wischte und dann nickte.

„Aber natürlich Kaiba-sama. Vielen Dank Kaiba-sama.“ Innerlich stöhnte er genervt auf. Immer wieder dieser Gehorsam. Nie kämpfte jemand für seine Sache, weshalb es für den Brünetten nicht schwer fiel, einiges durchzusetzen. Jeder wollte gut mit ihm dastehen, jeder dachte, die Kaiba Corporation wäre der Schritt, den sie bräuchten um International berühmt zu werden. Doch es brauchte Kampfgeist und nicht Unterwerfung. Vielleicht sollte er das zeigen, indem er die Firma aufkaufen könnte. Natürlich würde jeder seinen Job behalten, dennoch sollte sein Partner sehen, dass man mit seiner Einstellung nicht weit kommen würde. Er lächelte in die Tasse hinein. Er würde das mit Mokuba besprechen, sobald er wieder zuhause wäre.

Noch am selben Abend erhielt er eine E-Mail von einem anderen Geschäftsmann, mit dem er vor einiger Zeit ein gemeinsames Projekt hier in Osaka beendet hatte. Masamune Yashiro hatte genau das gehabt, was den meisten fehlte, weshalb Seto immer wieder gerne mit ihm Geschäfte einging. Und nun hatte genau dieser Mann erfahren, dass der Brünette hier in Osaka einkehrte. Wahrscheinlich hatte die Klatschpresse etwas geschrieben und er wollte die Chance nutzen. Doch egal wie sehr Seto den Mann in der Geschäftswelt akzeptierte, so wenig akzeptierte er diesen im Privaten. Er war einer der typischen Alphas, wollte seine gesamten Kinder in guten Alphahänden wissen und somit seinen Einfluss weiter ausbreiten. Es hieß sogar, dass er seinen Sohn aus einer Affäre mit einem anderen einflussreichen Alpha vermählt hatte. Bevor er weiter nachdenken konnte, klingelte sein Handy. Wenn man vom Teufel sprach oder dachte.

„Kaiba“, seine Stimme hatte den Biss verloren und jeder konnte hören, dass der junge CEO erschöpft war.

„Kaiba-san, wie schön, dass ich Sie erreiche. Ich habe gehört, dass sie in Osaka sind und wollte Sie zu mir nach Hause einladen. Ein Abend unter Geschäftsfreunden und den alten Zeiten zuliebe. Was halten Sie davon?“ ‚Nichts.‘

„Natürlich, was würde denn für Sie passen? Ich bin allerdings nur eine Woche hier, weshalb ich es vorziehen würde, das der Dienstag nicht ausgewählt werden würde.“

„Aber natürlich! Wie wäre es mit Sonntag? Da können auch Sie mal entspannen und abschalten.“

„Dann sehen wir uns am Sonntag. Die Adresse ist noch immer dieselbe nehme ich an.“

„Ganz genau.“ Dann war das Telefonat auch schon beendet. Zum Glück.
 

~
 

Freitag war der bisher hektischste Tag. Seto wollte ein paar mehr Merchandise Produkte produzieren und es gab dadurch einige Komplikationen. Es wurde ihm versichert, dass diese behoben werden würden, damit dem Erstverkauf nichts im Wege stand.

„Ich würde gerne zwei der Produkte mitnehmen. Einmal gerne für meine Tochter und das andere um es meiner Verkaufsabteilung zu zeigen und um mögliche zukünftige Aspekte zu besprechen. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus?“

„Natürlich nicht! Wir würden uns freuen, wenn Ihre Tochter positiv auf das Tier reagiert. Dadurch würde unser Wunsch nur erfüllt werden, dass Kinder es mögen werden.“

„Oh sie wird es mögen, glauben Sie mir das. Dafür hat sie zu viel von Duel Monsters mitbekommen“, Seto lächelte leicht und nahm die beiden Tiere an sich.

„Kaiba-sama, wir würden uns nachher noch zu einem Nomikai treffen und im Namen der Firma und ihrer Mitarbeiter, laden wir Sie herzlich dazu ein. Sie müssen sich um die Kosten keine Gedanken machen, es geht alles auf mich“, der CEO verbeugte sich und Seto musste tatsächlich kurz überlegen. Doch er wusste, dass er nicht ablehnen konnte, also nickte er.

„Sehr gerne. Wenn Sie mich entschuldigen würden? Ich würde mich solange ausruhen und ins Hotel zurück fahren.“

„Natürlich!“
 

Er hatte sich tatsächlich noch einmal hingelegt. Leider hatte er über den Tag die bekannten Symptome erkannte und musste auf seine Medikamente zurück greifen. Wer hätte gedacht, dass all diese Besprechungen, die er tagtäglich bestreiten musste, hier in Osaka so einen Druck ausüben würden. Vielleicht lag es aber auch noch zusätzlich daran, dass er immer wieder dachte, dass man über ihn und den Blonden redete. Manchmal bildete er sich sogar die Blicke seiner Mitmenschen ein. Vielleicht sollte er tatsächlich mal über eine Woche Urlaub nachdenken, damit er endlich wieder zur Ruhe kommen würde. Er zog seine frische Kleidung an und packte die getragene in eine extra Tasche, die er unten an der Rezeption abgab. Man versicherte ihm, dass er diese spätestens am nächsten Morgen bei sich finden würde, dann verließ er das Hotel und er ging zu dem Lokal, welches man ihm vor einer Stunde übermittelt hatte. Es war ein kleines und traditionelles Lokal, man konnte es sogar schon fast als Izakaya abstempeln. Jedoch zeigte die Einrichtung eindeutig, dass es sich um keine Kneipe handelte, sondern um ein Restaurant.

„Herzlich Willkommen O-Kyaku-sama.“ Eine Dame verbeugte sich und wollte wissen, ob er eine Reservierung hatte.

„Kaiba-sama!“, bevor die Dame oder er selber reagieren konnte, war bereits sein Geschäftspartner neben ihn getreten.

„Er gehört zu uns.“ Damit wurde der Brünette auch schon ins Innere des Lokals geführt. Hinter einer Tür gab es ein separates Zimmer, welches von den Mitarbeitern der Firma belegt war. Sie grüßten ihn überschwänglich und noch bevor er sich gesetzt hatte, hatte er schon ein Glas Bier vor sich stehen. Innerlich rümpfte er die Nase, doch er trank aus dem Glas und bedankte sich für die Aufmerksamkeit. Er konnte es teilweise immer noch nicht glauben, dass er sich der Norm dermaßen angepasst hatte. Sein jugendliches Ich würde ihn sicherlich auslachen und in Grund und Boden stampfen. Aber er hatte mit der Zeit gelernt, dass er nicht wie ein aufmüpfiges Kind handeln konnte. Schon gar nicht, wenn es darum ging, Geld zu verdienen, damit Mokuba es leichter hatte. Er unterhielt sich mit einigen oder hörte nur zu. Jedoch war sein Hauptaugenmerk darauf ausgelegt, dass er sein Glas so langsam wie es nur ging leer trank. Er konnte es sich nicht leisten morgen mit einem Kater aufzuwachen. Außerdem hatte er sein Medikament genommen und er wollte nicht riskieren, dass es zu Nebenwirkungen diesbezüglich kommen konnte. Dann, mitten in einem Gespräch, klingelte sein Handy.

„Entschuldigen Sie mich bitte“, er stand auf und nahm das Gespräch entgegen. Wer es war hatte er nicht mitbekommen.

„Was?“, zischte er leise in den Hörer. Er wollte nicht, dass irgendjemand etwas mitbekam.

„H-hey Seto“, die Stimme war eindeutig von Katsuya und sie zitterte. Ein kaltes Kribbeln machte sich in ihm breit und er befürchtete schon das schlimmste. Doch er verbat es sich gefühlvoll zu werden. Nicht vor all diesen Menschen.

„Ich wiederhole mich nur ungern“, jetzt würden die meisten, die ihn hören konnten, denken, dass es was berufliches war.

„Ich wollte dich wirklich nicht stören, aber es ist wichtig“, Katsuya holte tief Luft, versuchte sich zu beruhigen. Doch Seto konnte weiterhin das zittern hören.

„Mokuba ist ein Omega und wurde gebissen“, er hatte sich verhaspelt, da er so schnell gesprochen hatte. Für Seto blieb die Zeit kurzzeitig stehen. Dann setzte sie sich in doppelter Geschwindigkeit wieder in Bewegung. Omega. Mokuba war...aber er wurde doch als Alpha getestet! Hatte Gozaburo etwa einen Fehler begangen? Oder hatte er es vertuscht, damit er keine Schande über sich gezogen hatte? Aber wie konnte das sein? Und… Er wollte daran nicht denken. Er war zum Teil sogar froh, dass Katsuya bei ihm gewesen war. Was wäre wohl passiert, wenn er da gewesen wäre? Hätte er es mitbekommen? Hätte er den Verstand verloren?

„S-seto?“, die Unsicherheit holte ihn in das Hier und jetzt zurück. Dann verstand er erst den zweiten Teil des Satzes. ‚Er wurde gebissen‘. Wut machte sich in ihm breit. Der Blonde hätte besser aufpassen müssen. Er hätte sich zwischen diesem Alpha und Mokuba stellen müssen. Aber er hatte nichts getan. Rief ihn nur an und hoffte, dass er nicht wütend werden würde.

„Wir klären das, sobald ich zurück bin“, seine Stimme war frostig und er bemerkte aus den Augenwinkeln, wie einige der Angestellten zusammenzuckten. Sie hatten also noch immer mitgehört und würden ihn jetzt noch mehr fürchten. Sehr gut. Er wartete keine weitere Antwort von dem Blonden ab, sondern legte einfach auf. Und direkt in der nächsten Sekunde überkam ihn ein Gefühl, welches er schon ziemlich lange nicht mehr gefühlt hatte: Schuld.
 

~
 

Der Samstag verlief ruhig. Die meisten hatten noch einen Kater vom Vorabend. Seto selber hatte mit Schwindel und Müdigkeit zu kämpfen. Er mutmaßte, dass sein Blutdruck im Keller war, was er auf das Zusammenspiel seines Medikamentes Thiazid-Diuretika und dem Alkohol schob. Er hätte von vornherein absagen sollen. Jedoch konnte er dadurch den Samstag ruhig angehen und war sogar sehr früh wieder in seinem Hotel angekommen.

Den Sonntag nutzte er zum erholen. Er ging es sehr langsam an und machte sich seelisch auf den Abend bereit. Er konnte sich gut vorstellen, worauf dieses Essen hinauslaufen würde. Dann war es auch schon so weit. Das Taxi hielt vor einer modern gebauten Villa mit sehr vielen und großen Fenstern. Der Garten wurde definitiv regelmäßig von einem Gärtner gepflegt und beschnitten. Licht brannte im Wohnzimmer und man konnte alles vom Tor aus erkennen. Hatte dieser Mann noch nie von Privatsphäre gehört? Er klingelte und ohne, dass jemand fragte, wer er denn sei, wurde das Tor geöffnet. Er hoffte, dass es am Tor Kameras gab, sonst würde er sich wirklich Gedanken um die geistige Gesundheit des Mannes machen.

„Kaiba-san!“, mit ausgebreiteten Armen trat Masamune an ihn heran und umarmte ihn. Seto versteifte sich sofort und entschuldigend trat der Ältere zurück.

„Gomen, gomen. Ich war wohl doch eine zu lange Zeit in Frankreich. Sie können froh sein, dass ich nicht den Wangenkuss zusätzlich gemacht habe“, er lachte und Seto nickte nur. Er war froh, wenn das hier vorbei war.

„Kommen Sie rein. Kisara! Sie kennen doch meine Tochter, oder? Sie ist gerade mit der High School fertig geworden. Ein schlaues Mädchen, aber sie hat nicht den Eifer. Sonst wäre sie schon länger fertig gewesen. Kisara!“, wieder rief er nach seiner Tochter und Seto seufzte innerlich auf. Er hatte es ja gewusst. Und obwohl dieses Verhalten von dem anderen einen Unmut in ihm hervor rief, sagte er nichts.

„Immer diese Teenager. Brauchen immer viel zu lange. Wie wäre es, wenn wir uns schon einmal auf die Terrasse begeben und ein Glas Wein genießen?“

„Gerne“, Seto verbeugte sich und sprach dann noch schnell ein: „Ojama Shimasu.“

„Nicht so förmlich Kaiba-san.“ Seto lächelte leicht, entschuldige sich aber nicht. Das wäre unhöflicher, als seine Floskel nicht auszusprechen. Die Terrasse war nicht wirklich abgeschieden. Man konnte ungehindert auf die Straße schauen und sie war hell erleuchtet.

„Ich möchte nicht unhöflich sein, aber wäre es nicht angebrachter, dass die Sicht auf Ihr Grundstück nicht ganz so frei wäre?“ Der Ältere lachte und reichte dem Brünetten ein Glas.

„Nicht doch. Ich habe nichts zu verbergen, also kann man auch gerne reinschauen.“ Schritte ertönte und dann stand ein zierliches Mädchen im Rahmen der Terrassentür.

„Kisara! Da bist du ja endlich. Darf ich dir Kaiba Seto-san vorstellen?“

„Kaiba-san“, sie verbeugte sich und einige Strähnen ihres weißen Haares fielen ihr über die Schulter.

„Kaiba-san, wie finden Sie meine Tochter. Hübsch, nicht wahr? Sie kommt ganz nach ihrer Mutter.“ Er lachte wieder und das Mädchen errötete. Seto blieb still. Was sollte er nur sagen? Egal was, es wäre das falsche.

„Sie ist wahrlich hübsch, doch ich muss leider sagen für meinen Geschmack etwas zu zierlich.“ Er hoffte, dass es Masamune nicht verärgerte.

„Sie sind ein ehrlicher junger Mann. Das bewundere ich an Ihnen. Die meisten hätten mir jetzt irgendwas gesagt, damit sie mich zufrieden stellen. Kisara, bring doch das Essen hier her und setz dich dann zu uns.“ Das Mädchen verbeugte sich wieder und verschwand im inneren des Hauses. Dann ertönten zwei unterschiedliche Klingeltöne zur selben Zeit.

„Da muss ja was wichtiges reingekommen sein, wenn wir beide informiert werden.“ Seto nickte, entschuldigte und entfernte sich ein wenig von dem Tisch. Das was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Ein Lockdown. Das würde bedeuten, dass sämtliche Taxiunternehmen für heute dicht machen würden. Und er müsste entweder zu Fuß ins Hotel oder hier übernachten. Da zu Fuß definitiv ausschied, immerhin hatte er mit dem Taxi schon eine gute halbe Stunde gebraucht, blieb ihm wohl nur die Möglichkeit hier zu übernachten.

„Masamune-san? Sie haben sicherlich die Neuigkeiten auch gerade gelesen. Dürfte ich bei Ihnen ein Zimmer für die Nacht beziehen? Es scheint so, als müsste ich sonst einen langen Fußmarsch hinter mich bringen.“ Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des anderen und er nickte schnell.

„Aber natürlich. Gar keine Frage.“

„Ich werde noch schnell mit meinem Bruder telefonieren. Er wird sich sicherlich Sorgen machen. Und mein Omega sollte auch Bescheid gesagt bekommen.“ Seto spielte die Karte aus, die er versucht hatte nicht auszuspielen. Er wollte Katsuya nicht mit in die Spielchen der Alpha mit hineinziehen, aber es würde ihn, Seto, hier sicherlich schützen. Er bemerkte ein leichtes Zucken, doch dann nickte Masamune und Seto drückte die Kurzwahltaste.

„Moshi, moshi?“

„Mokuba.“

„Ni-sama! Wie geht es dir? Wann kommst du wieder?“, Seto musste leicht Lächeln, als er die Besorgnis seines Bruders hörte.

„Mir geht es gut. Fertig, aber gut. Wir konnten einen wichtigen Abschnitt bereits abschließen. Jedoch weiß ich nicht, wie es die nächsten Tage weiter gehen wird.“

„Ich verstehe.“

„Ich werde aber übermorgen aber bereits wieder auf dem Weg nach Hause sein. Ich möchte nicht während dem Lockdown in einer mir fremden Stadt verbringen und euch alleine lassen.“

„Du willst…? Aber Ni-sama! Wäre es nicht besser zu warten? Wir sollen das Haus doch nicht verlassen!“

„Ich weiß, aber ich bin bereits ‚außer Haus‘. Im Moment bin ich bei Masamune-san und werde hier eine Nacht verbringen“, er wusste, dass Mokuba den Mann nicht leiden konnte, aber er musste es ihm sagen. Damit es Katsuya erfuhr.

„Wa-?“

„Mokuba. Bitte. Es ist nur eine Nacht und danach werde ich im Hotel übernachten, bevor ich wieder nach Hause komme. Gibst du das bitte auch an Katsuya weiter?“

„Ja, ok. Gut. Bis übermorgen“, er konnte ganz genau das Murren hören, doch er wusste, dass Mokuba es dem Blonden sagen würde. Und sobald er zuhause wäre, konnte er mit dem Blonden reden. Er drehte sich zum Tisch zurück und dort warteten bereits Masamune und seine Tochter.

‚Na, dann bringen wir es mal hinter uns‘, dachte er nur noch, bevor er sich zu Ihnen setzte.
 

~
 

Das Essen verlief überraschenderweise gut. Sie hatten sich ein wenig über das Geschäftliche unterhalten und über nicht-geschäftliches. Das Mädchen saß schweigend am Tisch und reagierte nur dann, wenn man sie direkt ansprach. Es war ungewöhnlich, denn bisher hatte der Brünette immer das Gegenteil von den Masamune-Kindern mitbekommen.

„Ich würde mich gerne zurückziehen. Meine Tage waren recht anstrengend und eine lange Nacht erscheint mir nicht optimal für mich.“

„Aber natürlich. Kisara, Kind, bring Kaiba-san doch bitte auf sein Zimmer. Ich bleibe noch ein wenig hier draußen und genieße die Stille.“

„Natürlich Vater.“ Kisara verbeugte sich und deutete dem CEO an ihr zu folgen.

„Ich bin ehrlich verwundert. Deine Geschwister waren meist...auffälliger, wenn sie vorgestellt wurden.“

„Ich war schon immer sehr ruhig. Außerdem...war ich schon immer besonders, für To-san. Er meinte, ich würde irgendwann einen Alpha treffen, der meinen Status würdig wäre. Hier wäre Ihr Zimmer Kaiba-san“, sie öffnete die Tür und er betrat das Gästezimmer. Es war einfach gehalten, mit einem Einzelbett, einer Kommode sowie einem Kleiderschrank.

„Wenn ich so frei sein darf, Kaiba-san, würde ich gerne eine bitte an Sie stellen. Würden Sie bitte mein Alpha werden?“

Kapitel 18

Kapitel 17
 

Katsuya lag zusammengerollt auf dem Sofa und starrte den Fernseher an. Was genau lief, wusste er nicht, er hatte ihn einfach nur wegen den Geräuschen angemacht. Die Stille war unerträglich für ihn. Es fühlte sich an, als würde sogar das Haus ihn strafen wollen. Wieder erinnerte er sich an die kalte Stimme des Brünetten und ein zittern ging durch seinen Körper. Wie er es geschafft hatte zwei Tage freundlich zu sein und ein Lächeln auf dem Gesicht hatte, wusste er auch nicht. Sein Blick huschte an die Wanduhr und erleichtert seufzte er auf. Itos Freundinnen waren endlich wieder zuhause. Sicherlich hatte Mokuba alles geregelt und wahrscheinlich ein weiteres Treffen organisiert.

„Jou?“ Katsuya zuckte zusammen. Als hätte der Schwarzhaarige gewusst, dass er an diesen gedacht hatte. Doch er wollte jetzt nicht reden. Wenn er nichts sagte, würde Mokuba denken, dass er schlief?

„Jou!“, der Jüngere stand nun vor ihm, also konnte er das Vortäuschen vergessen.

„Ja?“

„Wie geht es dir?“ Mokuba wusste wie es ihm geht. Er schnaubte.

„Bestens.“

„Jou“, Mokuba setzte sich zu seinen Füßen hin und starrte auf den Fernseher.

„Ni-sama ist sicherlich nicht wütend auf dich.“

„Ach wirklich?“

„Ja, ganz gewiss. Ich kenne ihn und er mag dich. Sehr sogar. Wenn er das nicht schon lange für dich empfunden hatte, dann auf jeden Fall seitdem ihr zwei in unser Leben getreten seid.“

„Empfunden? Wie kommst du denn darauf?“, verwundert richtete sich der Blonde auf.

„Ich sagte doch, ich kenne Ni-sama einfach zu gut. Er lässt niemanden einfach hier wohnen oder lässt es zu, dass er bei seinem Vornamen angesprochen wird“, Katsuya wurde rot. Es war schon seltsam gewesen, die erste Zeit.

„Dein Bruder hat doch damit angefangen!“, platzte es aus dem Blonden heraus und nun sah der Schwarzhaarige ihn verwundert an.

„Wie meinst du das?“

„Na, er hat plötzlich angefangen mich mit meinem Vornamen anzusprechen. Es war ihm sogar peinlich. Dann meinte er, dass es wohl nur gerecht wäre, wenn auch ich ihn mit dem Vornamen ansprechen sollte.“

„Ni-sama hat… Das glaub ich einfach nicht. Er würde niemals solch einen Fehler begehen, außer…“, Mokuba brach ab und Katsuya konnte ein Grinsen auf dem Gesicht des Jüngeren sehen.

„Er mag dich wirklich. Und ich gehe jetzt davon aus, dass er dich schon viel früher mochte.“

„Quatsch“, Katsuya winkte ab.

„Doch. Glaub mir ruhig. Es hatte mich schon immer gewundert, warum er so niedergeschlagen war. Damals. Es hat ihn zerfressen. So richtig. Jetzt macht das alles sogar noch mehr Sinn. Es war nicht nur die Schuld, dass er es einem Omega angetan hatte, sondern dass du der Omega warst.“

„Mokuba, wäre das wirklich der Fall gewesen, hätte er früher beziehungsweise generell reagiert. Was er nicht hat.“

Mokubas Augen leuchteten auf einmal und das Grinsen wurde größer.

„Wie wäre es, wenn wir das alles überprüfen?“

„Wie…? Nein, ich will gar nicht wissen, was du vorhast“, der Blonde schüttelte den Kopf und rutschte etwas von dem Schwarzhaarigen weg. Dieser sprang auf und griff gleichzeitig nach dem Arm des anderen. Katsuya war über den Tatendrang und die gute Laune erstaunt. Er selber war nach seiner ersten Heatphase geschlaucht gewesen. Mokuba sprang herum, als wäre nichts gewesen.

„Jetzt komm schon. Ich kenne immerhin die ganzen Codes die Ni-sama nutzt“, er zwinkerte dem Blonden zu und zog ihn aus dem Wohnzimmer.

„Papa?“, Ito stand auf der Treppe und sah die beiden fragend an. Dann lief sie die letzten Stufen nach unten und folgte den beiden.

„Ito, du willst doch auch wissen, ob Ni-sama deinen Papa mag oder?“ Mokuba schaute über die Schulter nach hinten und geriet ins Stolpern. Ito hatte gerade die Augen verdreht und sah dabei aus, wie der Brünette. Katsuya prallte gegen ihn und beide fanden sich auf dem Boden wieder.

„Was sollte das denn jetzt?“, Katsuya rieb sich sein Kinn, welches er sich an der Schulter von dem Schwarzhaarigen angeschlagen hatte.

„Ich…ich glaube, wir müssen uns selber mehr um die Erziehung von Ito kümmern. Sie war gerade genau wie Ni-sama“, flüsterte Mokuba und Katsuya blickte kurz zu seiner Tochter. Dann schüttelte er nur den Kopf.

„Natürlich tut sie das. Sie ist ja auch seine Tochter! Da wird sie was von uns beiden haben“, erklärte Katsuya und lief dann rot an. Von uns beiden. Schnell schüttelte er den Kopf und rappelte wieder auf. Mokuba folgte ihm und sah wieder Ito an.

„Also? Willst du das auch wissen?“

„Ji-chan. Natürlich mag To-san Papa“, tadelte das Mädchen den Schwarzhaarigen und schüttelte dabei den Kopf.

„Und woher weißt du das so genau?“

„Na, er hat es doch schon gesagt“, Ito legte ihren Kopf schief und schaute beide Erwachsene erstaunt an. Mokuba grinste einfach nur und ihr Vater war rot angelaufen. Fragend zog sie eine Augenbraue nach oben und nickte dann.

„Dann brauchen wir nur noch einen schriftlichen Beweis“, Mokuba drehte sich um und marschierte weiter. Ito folgte ihm schnell und Katsuya ließ nur den Kopf hängen. Was war nur los mit den beiden? Und seid wann mochte der Brünette ihn? Und viel wichtiger, warum sagte er es Ito und nicht ihm? Entschlossen eilte er den beiden hinterher und erreichte das Büro, als die beiden einen Safe in der Wand freigelegt hatten.
 

„Hier verwahrt Ni-sama alles was wichtig ist. Also sehr wichtig.“

„Ich weiß. Er hat da mal was reingetan, als ich da war.“ Mokuba versuchte eine Zahlenkombination, doch er bekam zwei kurze Pieptöne als Antwort. Wieder gab er etwas ein, doch dasselbe war zu hören.

„Ich dachte du weißt, welche Codes er nutzt?“, Katsuya war hinter den beiden in die Hocke gegangen und stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab.

„Er muss den Code geändert haben“, murmelte der Schwarzhaarige. Er wusste, bei dem nächsten falschen Versuch würde ein automatischer Warnhinweis an seinen Bruder gesendet werden und das durfte nicht passieren. Ito hatte währenddessen Mokuba beobachtet und wusste nun wie das Feld genau funktionierte. Sie tippte mit ihren kleinen Fingern einen Code ein und es war ein klacken zu hören.

„Woher…?“

„Ich hab gespickt als To-san den Safe geöffnet hatte. Die Nummer habe ich mir gemerkt“, sie lächelte und öffnete den Safe komplett. Darin lagen einige Unterlagen von der Firma, aber auch private Unterlagen waren darin zu finden. Erstaunt durchsuchte Mokuba die Unterlagen. Es waren einige wichtige Verträge und Projekte sowie die Geburtsurkunden von ihnen und die Besitzurkunde sämtlicher Grundstücke die sie besaßen. Doch ganz unten lag eine recht dicke Mappe. In ihr waren einige Berichte, Rechnungen und Krankenunterlagen.

„Die sind von dir“, erstaunt las sich Mokuba einen Bericht durch. Er kannte die Art. Nur einer in der Firma lieferte solche Berichte und das war Isono.

„Er hat dich beschatten lassen.“

„Das hat er erwähnt.“

„Ja, aber so richtig. Hier sind sämtliche Tagesabläufe von dir. Wo du einkaufen gegangen bist. Wo du gewohnt hast, mit wem du dich wann getroffen hast. Sogar wann du bei deinem Arzt warst. Und er hat einige Rechnungen bezahlt.“

„Zeig her.“ Katsuya streckte sich nach vorne und nahm eine der Rechnungen entgegen.

„Das habe ich nie in Auftrag gegeben“, er schnappte sich die Mappe, stand auf und setzte sich an den Schreibtisch. Überall waren Rechnungen von Aufträgen, die er nie in Auftrag gegeben hatte. Wasserrohre von denen er wusste, dass sie untersucht werden mussten, wurden repariert. Sogar eine Fensterscheibe wurde repariert, jedoch war er sich sicher, dass er nie eine zerbrochene hatte.

„Das ist total gruselig“, gab er zu und Mokuba lächelte leicht. Er wusste, dass sein Bruder ziemlich besitzergreifend werden konnte, doch dass er so weit gegangen war, wusste er nicht.

„Wir sollten Ni-sama darauf ansprechen.“

„Niemals! Das würde bedeuten, dass wir zugeben, seinen Safe geknackt zu haben!“, eiskalt lief es dem Blonden den Rücken hinunter. Wer weiß, was der Brünette machen würde, wenn er das je erfahren würde. Auch Mokuba schluckte leicht und nickte.

„Du hast recht. Wir reden darüber nur, wenn er nicht da ist. Ito?“

„Ja, ok“, sie verschränkte die Arme und zog eine Schnute. Sie mochte es nicht, wenn man Geheimnisse hatte und sie wusste auch, dass sie eines nicht lange behalten konnte.

„Ich geh in mein Zimmer“, meinte sie nur noch und wandte sich schnell ab. Katsuya grinste ihr hinterher, wusste er doch um die Schwäche seiner Tochter. Wobei er da selber nicht viel besser war.
 

~
 

„Berichten zufolge ist das sogenannte Coronavirus schon seit längeren im Umlauf. Zuerst sei sie in China aufgetaucht, doch die Ausbreitung weltweit erfolgte sehr schnell. Die japanische Regierung hat sich, wie die restliche Welt, dazu entschlossen, die Verbreitung einzudämmen. Es wird gebeten das Haus nur dann zu verlassen, wenn es nicht anders geht. Flüge sowie Züge starten vorerst nicht mehr. Nun zum Wetter…“
 

„Das ist ein Witz, oder?“, ungläubig starrte Katsuya auf den Fernseher. Ein Lockdown? Mokuba antwortete nicht. Er war wie gelähmt. Dann zuckte er zusammen, als das Telefon klingelte. Er sprang auf und eilte hin, in der Hoffnung das es sein Bruder war.

„Moshi moshi? Ni-sama! Wie geht es dir? Wann kommst du wieder?“, Mokuba schwieg daraufhin erst einmal und lauschte seinem Bruder. Katsuya würde zu gerne mithören, aber er wollte die Privatsphäre der beiden nicht stören, weshalb er weiterhin auf den Fernseher starrte.

„Ich verstehe. Du willst…? Aber Ni-sama! Wäre es nicht besser zu warten? Wir sollen das Haus doch nicht verlassen! Wa-? Ja, ok. Gut. Bis übermorgen“, er legte auf und eilte zu Katsuya.

„Ni-same wird übermorgen wieder nach Hause kommen. Er wird heute noch bei seinem Geschäftspartner übernachten und dann eine Nacht im Hotel verbringen. Bei ihm ist es wohl noch nicht so schlimm wie bei uns.“

„Das ist…toll.“

„Du bist immer noch nicht überzeugt, dass Ni-sama dir nicht böse ist?“

„Tut mir leid“, murmelte Katsuya verlegen. Er konnte einfach nichts dafür. In seiner Erinnerung war einfach noch immer diese Kälte zu hören. Da halfen auch die ganzen Dokumente nichts.

„Ito war übrigens etwas traurig. Sie meinte, du solltest wieder mehr lachen“, lenkte der Schwarzhaarige ein anderes Thema ein. Katsuya verzog das Gesicht und nickte schnell.

„Ich werde es versuchen. Da fällt mir ein, wie wäre es wenn wir morgen einen Filmeabend machen würden? Die Schule ist ja geschlossen, es kam eben eine E-Mail rein. Und Seto hatte erwähnt, dass ihr die großen Streaming Anbieter habt. Da könnten wir doch bei Disney etwas schauen!“

„Du willst bei unserem Konkurrenten einen Film anschauen?“

„Klar. Sonst hätte Seto wohl kein Geld dafür ausgegeben“, Katsuya zwinkerte ihm zu und Mokuba musste lachen.

„Das stimmt wohl. Wobei ich glaube, dass er das nur hat, weil Ito unbedingt Arielle schauen wollte. Wir haben also dann noch eine Menge Prinzessinnen vor uns.“

„Du wirst dich daran gewöhnen müssen. Immerhin ist Ito meine Prinzessin.“

„Kein Wunder, dass sie so darauf abfährt.“ Sie lachten beide daraufhin und beschlossen, an dem heutigen Abend noch einen Actionfilm zu sehen.
 

~
 

Der nächste Tag war brach an und Katsuya wurde unsanft von seiner Tochter geweckt. Diese meinte mit einem Sprung in sein Bett, wäre eine gute und schnelle Weckmethode. Schnell ja, gut nein. Sie erwischte Katsuya leider unvorteilhaft und dieser wachte mit einem Schrei auf. Ito hatte sich direkt entschuldigt und Katsuya hatte ihr erklärt, dass es nicht gut wäre, andere so zu wecken.

„Warum hast du mich eigentlich nicht geweckt? Muss ich heute nicht in die Schule?“

„Nein, die Schule ist erst mal geschlossen. Wir sollen auch nicht mehr rausgehen. Wir könnten uns mit einer Krankheit anstecken, die bei manchen Menschen sehr gefährlich sein kann. Und wir wollen ja nicht riskieren, dass wir in Gefahr geraten.“

„Was ist mit To-san?“, völlig entsetzt hatte sie ihn an einer seiner Schultern gepackt.

„Er ist in Sicherheit. Er wird auch morgen wieder da sein“, beruhigte er sich. Nicht ganz beruhigt, aber immerhin etwas und Ito ließ ihn wieder los. Sie war nachdenklich geworden und Katsuya trug sie nach unten in die Küche. Dort war bereits Mokuba zu finden, welcher sich daran versuchte ein Frühstück zuzubereiten. Katsuya musste allerdings die Nase rümpfen, denn es roch angebrannt. Er merkte wieder einmal, wie groß das Gebäude war, denn er hatte oben nichts davon mitbekommen.

„Ieh, das stinkt Ji-chan“, Ito hielt sich die Hand vor die Nase und streckte die Zunge nach draußen. Geknickt ließ Mokuba den Kopf hängen, dann blickte er Hoffnungsvoll zu Katsuya.

„Kannst du mich retten?“

„Muss ich wohl, wenn wir noch etwas essen wollen“, Katsuya streckte ihm die Zunge heraus und Mokuba tat auf beleidigt. Ito kicherte und zappelte, damit ihr Vater sie runterlassen konnte.

„Ich werde meine Schulsachen holen. Wenn ich schon nicht in die Schule kann, werde ich hier üben“, damit flitzte sie aus der Küche. Katsuya half Mokuba das Essen noch essbar zu lassen und zeigte ihm direkt ein paar Kniffe, wie er es in der Zukunft besser machen konnte.

„Warum wolltest du eigentlich frühstück machen? Ich hätte das doch auch machen können.“

„Ich wollte dich nicht wecken. Und außerdem ist es von unserer Seite her gesehen ziemlich unhöflich, dich die ganze Arbeit machen zu lassen. Wir haben davor immer nur leichte Sachen gemacht, wie Müsli oder Toast. Selbst Abends haben wir mehr von Restaurants bestellt gehabt, als das wir gekocht hätten“, verlegen kratzte sich Mokuba am Hinterkopf und Katsuya konnte sehen, dass er leicht rot war. Ein leichter süßlicher Geruch stieg ihm jedoch in die Nase und Katsuya blickte Mokuba ernst an.

„Ich finde es zwar nett, dass du dir solche Gedanken machst, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht die volle Wahrheit ist. Hast du deine Medikamente noch nicht?“ Mokuba zuckte leicht zusammen.

„N-nein, noch nicht. Ayashi-sensei konnte ja noch nicht wirklich zu uns kommen. Er hatte mir ja nur schnell ein Mittel gebracht, da bei ihm doch dieser Notfall rein kam. Er wollte ja eigentlich heute oder morgen vorbei kommen, aber ich denke, dass wird wohl nichts.“

„Das ist kein Grund Mokuba. Wenn dir etwas passiert wäre, weil dein Körper wieder in die Heatphase gerät, kann ich dir nicht wirklich helfen. Und Seto können wir das auch nicht noch einmal antun. Stell dir doch nur vor, du fällst deswegen die Treppe runter!“

„Jou, es geht mir gut. Bisher ist ja auch nichts passiert.“ Katsuya seufzte und widmete sich dem Herd zu.

„Was genau sollte das eigentlich werden?“

„Rührei.“

„Rührei? Das sieht aber…naja, nicht ganz danach aus.“

„Gott, ich weiß, dass es nicht nach Rührei aussieht. Es riecht und schmeckt auch nicht danach, ok?!“ Mokuba raufte sich die Haare und Katsuya lachte.

„Keine Sorge, dass bekommen wir schon wieder hin.“ Sie warfen den ersten versuch weg und Katsuya zeigte ihm, wie man alles richtig machte. Es war ihm zwar noch immer schleierhaft, wie man Rührei verschandeln konnte, aber es war ja bekanntlich alles möglich.
 

Um drei Uhr klingelte es an der Haustür und Ayashi betrat das Haus. Er entschuldigte sich noch einmal für das kurze Auftreten gestern und das er nicht früher aufgetaucht war.

„Kein Grund sich zu entschuldigen. Sie sind ja nicht nur unser Arzt.“ Katsuya grinste breit und wusste, dass Mokuba nun in guten Händen war. Dieser war leicht nervös, da gestern auch noch schnell etwas Blutabgenommen wurde. Um mögliche Infektionen auszuschließen.

„Ihr Blut ist sauber und ich habe mir die Freiheit genommen, ihre Unterlagen von damals mit meinen zu vergleichen.“

„Wie? Die waren doch unter Verschluss!“

„Nicht ganz, ich habe Jounouchi-san gebeten, mir die nötige Erlaubnis zu nehmen, um die Unterlagen einzusehen. Ihre Testergebnisse von damals hätten sie niemals als Alpha deklarieren dürfen. Auch wenn die Medizin immer weiter voran schreitet, so hätte man auch schon damals feststellen müssen, dass sie einfach zu jung waren. Die meisten Tests werden nicht ohne Grund erst zum ende der Mittelschule beziehungsweise Anfang der High School gemacht. Die Gene sind erst dann richtig erkennbar. Und Omega und Alpha Gene sind sehr ähnlich aufgebaut. Es gab in der Vergangenheit dadurch viel zu viele Unfälle, gerade weil man die Tests früher vollzogen hat. Ich kann Ihnen sagen, Kaiba-san, dass sie durch und durch ein Omega sind. Aber es wird alles in Ordnung. Nehmen Sie ihre Medizin, verhüten Sie, wenn Sie mit ihrem Alpha schlafen, dann brauchen Sie sich auch keine Gedanken über eine ungewollte Schwangerschaft machen. Ansonsten sind Sie kerngesund.“ Mokuba nickte.

„Und wenn ich schon mal hier bin, Jounouchi-san. Wie geht es dir? Du wohnst jetzt schon etwas länger mit deinem Alpha zusammen, habt ihr Pläne für weitere Kinder?“

„Weitere Pl-?“, Katsuya wurde rot und auch Mokuba blickte beschämt zur Seite. Er wollte nicht wissen, was sein Bruder für Pläne mit dem Blonden hat. Alleine zu wissen, dass die beiden miteinander schlafen würden, war schon zu viel für ihn. Das Thema Sex war in Ordnung, doch wollte er nie etwas über das Sexleben seines Bruders erfahren. Zumindest nicht mehr. Es hatte ihn damals schon gereicht.

„N-nein, haben wir nicht. Wir…wir sind uns einig, dass wir es langsam angehen lassen. Nichts überstürzen und alles besser verstehen“, murmelte der Blonde und Ayashi nickte.

„Gut. Ich muss jedoch eine kleine schlechte Neuigkeit loswerden. Dein Mittel gegen die Heatphase wird in dieser Art und Weise nicht mehr hergestellt. Es war ja schon immer ein recht starkes Mittel und man hat beschlossen, dass diese Art von dem Markt verschwinden soll. Eine Frechheit, aber was will man gegen die Konzerne machen? Es wird nur noch schwächere Mittel geben. Sie sollten jedoch mittlerweile ausreichen, da du bei deinem Alpha lebst. Ich habe direkt eine Packung mitgebracht. Sie ist in der Hinsicht identisch mit der von Kaiba-san, nur dass diese hier für Erwachsene Omegas ab 21 geeignet sind. Sie sind zwar farblich anders, aber trotzdem solltet ihr beiden die Tabletten an unterschiedlichen Orten aufbewahren.“

„Kein Problem“, sagten beide gleichzeitig und Ayashi nickte zufrieden.

„Ich mache mich dann schon wieder auf den Weg. Die Wehen eines Omegas haben vor einer Stunde begonnen und ich soll dabei sein.“ Sie verabschiedeten sich von dem Arzt und dieser Versprach, dass er einen Termin mit den beiden vereinbaren würde, damit eine komplette Untersuchung stattfinden könnte.

„Er ist ziemlich beschäftigt.“

„Jup, er wird auch von den meisten Ärzten aus dem Krankenhaus empfohlen. Ist wohl sowas wie ein Genie und die meisten haben großen Respekt vor ihm, da er selber ja auch ein Omega ist.“

„Er ist ein Omega?!“

„Hab ich das nicht mal erwähnt?“

„Nicht das ich wüsste. Aber kein Wunder, dass er dann so begehrt ist. Er weiß genau, wie wir uns fühlen und durch was wir durchgehen.“ Katsuya nickte und sie beiden begaben sich ins Wohnzimmer. Sie hatten den Fernseher laufen gehabt, als Ayashi klingelte und sie wollten diesen noch schnell ausmachen, bevor sie mit Ito in den Garten gingen. Gerade liefen Nachrichten und niemand geringeres als der Brünette war zu sehen.

„Wir wissen nicht, ob die Behauptungen stimmen, aber allen Anschein nach, wird der derzeitige CEO der Kaiba Corporation einen ähnlichen Weg einschlagen wie sein Vater Kaiba Gozaburo. Dieser war dafür bekannt, mehrere Omegas zu haben, damit einer dieser Omegas ihm einen Erben zur Welt bringen sollte. Welche Verbindung es zu der Masamune Familie gibt, ist uns bisher nicht bekannt. Doch dieses Foto, welches man uns zukommen ließ, lässt wenige Vermutungen offen.“ Sie Sprecherin beendete ihren kurzen Monolog und es folgte eine Großaufnahme von dem Bild, auf welchem der Brünette zu sehen war. Es zeigte ihn mit einer zierlichen jungen Frau mit weißblauen Haaren, wie sie gerade zusammen ein Haus betraten. Mokuba zog erschrocken die Luft ein und blickte besorgt zu dem Blonden. Dieser stand geschockt da und wusste nicht was passiert war.

„Jou, das ist sicherlich nur ein Missverständnis. Ni-sama hatte erwähnt dass er bei Masamune Yashiro übernachten wird, da er dort zu einem Essen eingeladen wurde. Er wurde mit der Ausgangssperre überrascht. Ich wette, dass ist eine seiner Töchter, die ihm das Zimmer zeigen wollte.“

„Sicher“, die Stimme war leblos und langsam schritt der Blonde in das Zimmer und schaltete den Fernseher aus.

„Wir sollten Ito holen und in den Garten gehen.“
 

~
 

Seto schloss erleichtert die Haustür auf und trat in das Haus ein. Es tat gut wieder Zuhause zu sein und er freute sich schon auf die Gesichter von Katsuya und Ito. Er hatte die Plüschtiere genau unter die Lupe genommen, Fotos gemacht und alles was ihm auffiel dokumentiert. Seinen Leuten würde das reichen und er konnte ihnen beide jeweils eines davon geben.

„Tadaima!“, rief er, bekam aber keine Antwort zurück. Verwirrt ging er in das Wohnzimmer, doch dort war niemand zu sehen. Die Küche war auch leer, genauso wie die Schlafzimmer von Mokuba, Katsuya und Ito. Gerade als er in den Garten gehen wollte, lief ihm Ito über den Weg. Diese kam gerade aus besagtem Garten und umarmte den Brünetten freudig. Doch Seto konnte sehen, dass etwas nicht stimmte. Kaum hatte er diesen Gedanken zu ende gedacht, trat ein mürrischer Mokuba an die beiden heran.

„Okaeri Ni-sama“, seine Arme waren vor der Brust verschränkt und er tippte mit einem Fuß auf die Fliesen, die die Terrasse zierten. Der Brünette erwartete Katsuya, doch dieser kam nicht.

„Wo ist Katsuya?“

„Wo? Ja, wenn ich das nur wüsste. Keine Ahnung wo er ist! Nach Gestern war er seltsam. Und rate mal, wessen schuld das war, hm? Mal wieder deine!“, Mokuba brüllte ihn an und Seto konnte ein paar Tränen erkennen.

„Hast du eine Ahnung, was du für eine verdammte Scheiße da zusammengebraut hast?! Du weißt ganz genau, wie Masamune denkt und trotzdem bist du zu ihm gegangen! Hast du eine Ahnung wie es sich für einen Omega anfühlt, nur Abweisungen von seinem Alpha zu bekommen? Hast du? Sicher nicht! Denn wie auch, du nimmst und nimmst und nimmst dir immer nur, ohne wirklich was zurück zu geben!“ Ito zitterte und wimmerte leicht und auch bei Mokuba flossen die Tränen. Vielleicht reagierte er über, doch die Abweisung zu seinem Alpha und Katsuya so zu sehen, brachte das Fass zum überlaufen.

„Was soll das heißen, du hast keine Ahnung?“ Es war einer der wenigen Momente, die den CEO vor Schreck innehalten ließ.

„Er war heute Morgen nicht in seinem Zimmer“, Mokuba atmete langsamer und so langsam beruhigte er sich wieder.

„Wenn du ihn suchen willst, dann mach das. Vielleicht zeigt das ja, dass er mehr für dich ist als nur eine Brutmaschine“, er nahm Ito auf den Arm und ging mit ihr wieder in den Garten. Seto stand noch an Ort und Stelle und war sprachlos.

Kapitel 19

Kapitel 18
 

Der Brünette hatte in Ruhe seine Tasche ausgeräumt und verstaut und dem Blonden eine Frist von 1 Stunde gegeben. In dieser Zeit wollte er seine E-Mails durchschauen und eine Kleinigkeit essen. Als diese eine Stunde um war, machte sich langsam Sorge in dem Brünetten breit. Sie befanden sich noch immer in einem Lockdown, weshalb Seto nicht wusste, wo er nach dem Blonden suchen sollte. War er eventuell sogar verhaftet worden? Immerhin kam die Bitte, das Haus nicht unnötig zu verlassen von ganz oben. Oder war er in seiner alten Wohnung? Wenn er genauer darüber nachdachte, ging der Mietvertrag bis zum Abschluss der Schwester. Ein Blick auf die Uhr und der Brünette seufzte. Es brachte nichts hier herum zu sitzen und sich Fragen zu stellen, von denen er keine Antwort hatte.

„Mokuba!“ Der Schwarzhaarige kam aus dem Zimmer von Ito und hatte Glitzer im Haar.

„Was?“

„Ich weiß, dass du noch immer wütend bist, aber ich kann nun mal nichts dafür. Hätte ich bemerkt, dass ein Foto gemacht wurde, hätte ich es direkt unterbunden. Glaub mir.“

„Ni-sama, ich glaube dir. Trotzdem bin ich noch immer wütend auf dich. Du hast Jou echt mit deinem Telefonat verletzt.“ Seto seufzte und fuhr sich durch seine Haare, dann nickte er.

„Ich weiß. Ich wollte dir auch eigentlich nur sagen, dass ich ihn suchen gehen werde. Ich…ich mache mir Sorgen“, gestand er und Mokuba musste grinsen.

„Dann mach dich auf den Weg. Und wehe, du kommst ohne ihn wieder!“

„Ja, ja.“ Seto zog sich seinen Trenchcoat an und verließ das Anwesen. Er würde zuerst bei der Wohnung vorbeischauen. Vielleicht hatte er sich dorthin zurückgezogen. Es war immerhin eine vertraute Umgebung und dort fühlte sich der Blonde sicherlich Sicher. Er setzte sich ans Steuer seines Wagens und fuhr los. 20 Minuten später parkte er den Wagen an derselben Stelle wie beim letzten Mal und betrachtete das Gebäude. Hier hatte er den Vater von Katsuya getroffen. Konnte er ihn schon als Schwiegervater sehen? Oder mussten sie erst richtig heiraten, damit er diesen Titel bekam? Wobei Seto ganz gerne auf seinen Schwiegervater verzichten konnte. Er war noch immer wütend darüber, dass dieser seinem Sohn das mit der Yakuza überlassen hatte. Wer macht so etwas? Nicht mal Gozaburo hatte das gemacht und dieser hat so ziemlich alles versucht, ihn gefügig zu machen. Mit schnellen Schritten näherte er sich dem Gebäude, betrat es und steuerte direkt den Fahrstuhl an. Nervosität machte sich in ihm breit. Was wäre, wenn der Blonde ihm nicht zuhören wollte? Ihm nicht vertraute oder gar verzieh? Der Aufzug pingte einmal und dann öffnete er sich. Er drückte das entsprechende Stockwerk und verharrte einen Moment. Zitterte er? Er bildete mit seiner Hand eine Faust, atmete tief ein und aus und fokussierte sich. Warum war er nur so unsicher? Lag es wirklich an dem Blonden und ihrer Verbindung? Wieder pingte der Aufzug, wieder öffneten sich die Türen und der Brünette durchschritt wieder die Schwelle des Aufzuges. Dann wandte er sich nach links und blieb an der Tür der entsprechenden Wohnung stehen. Tief atmete er erneut ein und aus, dann klopfte er. Sollte der Blonde wirklich hier sein, wollte er nicht unhöflich erscheinen.
 

Schritte ertönten, dann öffnete sich die Tür einen Spaltbreit und Shizukas Gesicht tauchte darin auf. Überrascht weiteten sich ihre Augen.

„Kaiba-kun? Ähm…gib mir einen Moment, ja?“, die Tür schloss sich und die Schritte entfernten sich. Wollte sie den Blonden warnen? Doch nach kurzer Zeit ertönte sie wieder und die Tür wurde ganz geöffnet.

„Komm rein.“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Sein Blick scannte die Wohnung ab, doch er konnte nicht erkennen, ob der Blonde hier war oder nicht.

„Was kann ich für dich tun? Hast du Ärger mit Ni-san?“

„Ärger? Wie kommst du darauf?“

„Weil du hier bist. Alleine.“ Der Brünette seufzte.

„Kann man so sagen. Ich gehe davon aus, du hast den neuesten Bericht über mich gesehen?“ Das Stocken und der abweichende Blick sagte ihm alles.

„Katsuya ist nicht zuhause und Mokuba weiß nicht wo er ist. Ich suche ihn.“

„Er ist nicht hier. War es auch nicht. Ich glaube, seit dem letzten Mal, als To-san hier war, hat Ni-san die Wohnung nicht mehr betreten. Er fühlt sich bei dir sicherer. Davon gehe ich zumindest aus.“

„Wo könnte er sein? Du musst doch sicherlich seine Plätze kennen.“ Sie schüttelte den Kopf, dann öffnete sich eine Tür.

„Shi-chan? Alles in-oh. Konbanwa Kaiba-sama“, der Junge verbeugte sich und interessiert zog der Brünette eine Augenbraue nach oben. Shizuka war anscheinend anderweitig beschäftigt gewesen, als er geklopft hatte. Dann stutzte er. Das Gesicht kam ihm irgendwie bekannt vor.

„Kennen wir uns?“ Überrascht blickte der Jüngere auf und legte den Kopf leicht schief. Er schien zu überlegen, dann schüttelte er den Kopf.

„Ich kann mich nicht erinnern, Sie einmal direkt vor mir gesehen zu haben. Natürlich über das Fernsehen, das Internet und die Zeitung. Aber direkt vor mir? In Person? Nein, da bin ich mir sicher.“

„Du kommst mir ziemlich bekannt vor. Vielleicht ein Praktikum bei mir in der Firma? Oder auf einem Turnier von Duell Monsters?“

„Nein. Ich interessiere mich mehr für Rechtskunde und nicht für Videospiele und Duell Monsters habe ich bisher nur gegen Jounouchi-kun gespielt und kläglich versagt.“

„Seltsam. Ich bin eigentlich ziemlich gut im Gesichter merken, weshalb es mir seltsam vorkommt, dass ich dich kennen müsste. Hast du Verwandtschaft?“

„Ich…ich lebe bei meinem Onkel.“

„Shino-kun!“

„Shi-chan, es bringt nichts vor ihm die Lüge zu erzählen. Ich glaube kaum, dass er mir glauben würde. Und wenn, würde er generell einen Backgroundcheck machen. Du gehörst zu seiner Familie und jeder weiß, wie Familie bei den Kaibas ist.“

„Schlau bist du auf jeden Fall. Rechtskunde hattest du gesagt? Ich werde es mir merken. Vielleicht kann man was in Zukunft organisieren. Aber zurück zum Thema Familie. Du sagtest du lebst bei deinem Onkel?“ Shino nickte und wies dann mit der Hand auf das Sofa. Seto nickte und beide setzten sich. Shizuka seufzte nur und machte sich dann auf in die Küche um Tee aufzusetzen. Sie wusste, dass es länger dauern würde. Und das es böse enden würde. Sie war nur froh, dass ihr Bruder nicht da war. Wo auch immer dieser steckte.
 

Seto blickte den Jüngeren lange an. Sein Gesicht kam ihm immer bekannter vor, auch wenn er nicht wusste woher. Er ging alle neuen und alten Gesichter durch, dann stockte er. Er kniff die Augen zusammen, starrte seinen Gegenüber an, dann knurrte er.

„Dein Onkel ist nicht zufällig dieser Yakuza Shiro?“ Entschuldigend lächelte Shino und Seto sprang auf.

„Was soll das Ganze? Wollt ihr der Familie das letzte Hemd vom Körper reißen? Hat das Geld etwa nicht gereicht?“, er brüllte und sein Kopf war rot vor Wut. Wie konnte diese dreiste Familie es wagen, seine Familie so anzugreifen.

„Moment!“, Shizuka eilte in Wohnzimmer, in den Händen ein Tablett mit drei Schalen und einer Teekanne.

„Shino hat nichts damit zu tun. Wir wussten nicht einmal, dass To-san was mit Shiro-san zu tun hatte. Wir haben davon selber erst vor einem halben Jahr erfahren.“

Einem halben Jahr?“, fassungslos starrte er das Mädchen an, dann ließ er sich auf das Sofa fallen. Beschämt nickte sie und stellte das Tablett auf den Tisch.

„Wir wollten Ni-san nach unserem Abschluss alles sagen.“

„Nach dem Abschluss? Nach dem Motto ‚Shiro ist Shinos Onkel und Tschüss, wir sind in Tokyo‘?“

„Wenn du das so sagst, hört sich das viel schlimmer an.“

„Du weißt wie dein Bruder ist! Es wird ihn zerreißen.“

„Deswegen haben wir es ihm noch nicht gesagt! Wir wollten warten, bis alles der Vergangenheit angehörte. Bis Gras über die Sache mit dem Geld gewachsen ist!“

„Es wird niemals Gras über die Sache wachsen. Nicht mehr.“ Seufzend fuhr sich der Brünette durch die Haare und dachte an Mokuba. Und an Katsuya. Dieser würde sich nur noch mehr die Schuld geben.

„Was meinst du?“ Shino rutschte etwas näher. Er wusste, dass es vor kurzem Probleme mit einem Omega gab und er hatte inständig gehofft, dass es nicht der Blonde war.

„Als sie das Geld überbracht hatten, kam es zu Komplikationen. Mokuba…es hat sich herausgestellt, dass er ein Omega ist. Warum und weshalb es gerade dann herauskam, weiß ich nicht. Ich wollte mit den beiden zusammen reden, aber Katsuya ist ja abgehauen.“

„Mein Onkel hat deinen Bruder gebissen?!“, entsetzt riss Shino die Augen auf und Shizuka blickte verwirrt zwischen den Beiden hin und her. Dann formte ihr Mund ein ‚oh‘ und sie schlug sich die Hand davor. Der Vorfall.

„Ni-san wird sich für alles die Schuld zuweisen“, schlussfolgerte sie und Seto nickte.

„Ihr müsst es ihm aber sagen. Das verdient er. Am besten…ihr kommt bei uns vorbei. Dann kann er sich zur Not zurückziehen. Sagt Bescheid, wann es euch passt. Von mir aus bringt Shiro mit. Nein, er muss mitkommen“, sie nickten und schwiegen. Nach ein paar Minuten erhob sich Seto.

„Sollte Katsuya hier auftauchen, sagt mir bitte Bescheid. Ich werde ihn weiter suchen gehen.“

„Machen wir. Vielleicht solltest du Yugi-kun fragen. Er kennt einige Plätze die ich nicht kenne.“

„Ich werde ihn fragen, wenn ich nicht mehr weiterweiß.“
 

~
 

Seto hatte im Park und in der Arkade nachgeschaut und an beiden Orten war der Blonde nicht gewesen. Dann hatte er Ziellos in der Stadt gesucht. Er kramte sein Handy hervor, suchte seine Kontaktdaten von Yugi und hielt inne. Der Jüngere würde ihm die Hölle heiß machen und doch war er seine letzte Chance den Blonden zu finden. Er seufzte, dann wählte er. Nach dem 4 Klingeln wurde abgehoben.

„Moshi moshi?“

„Yugi? Hier ist Kaiba.“

„Kaiba-kun! Was kann ich für dich tun?“

„Ich…brauche deine Hilfe“, auch wenn sich ihre Beziehung verbessert hatte, so was es dem Brünetten noch immer unangenehm, den anderen um Hilfe zu bitten.

„Wobei?“

„Katsuya ist verschwunden. Er hatte mich vor ein paar Tagen angerufen und ich habe ihn angefahren. Danach kam der Bericht von mir und Masamunes Tochter. Ich hätte ihn anrufen sollen, aber ich wollte dieses Thema nicht über das Telefon besprechen. Hätte ich gewusst, wie das endet, hätte ich es getan.“ Auf der anderen Seite der Leitung war nur Stille zu hören, dann raschelte es kurz und gedämpft kamen Stimmen an sein Ohr. Doch wer da mit wem sprach und über was es ging, konnte Seto nicht sagen. Dann raschelte es erneut und Yugi war wieder zuhören.

„Tut mir leid. Ich-“, im Hintergrund hörte man eine Tür laut ins Schloss fallen und Yugi seufzte.

„Er ist hier. Aber er ist noch immer sauer. Und verletzt. Aber ich glaube, wenn du hier auftauchst, hört er dir zu. Und…vielleicht ist es auch ganz gut, wenn du vorbeikommst. Wir machen heute einen Filmabend. Und Ryou ist dran, einen auszusuchen. Er steht auf Horror und so und Katsuya kann mit dem Genre sich einfach nicht anfreunden. Wenn du da wärst, wäre es für ihn nicht ganz so schlimm.“

„Ich verstehe. Ich bin in 20 Minuten da.“

„Warte! Wie wäre es wenn du noch vorher bei Burgerworld vorbei schaust? Bring am besten einen Doppel-Chilli-Cheeseburger mit Pommes und einem Schoko-Vanille Milchshake mit“, er konnte das Grinsen heraus hören, nickte, bevor er ihm verbal antwortete. Wenn es ihm helfen würde, Katsuya milde zu stimmen, würde er ihm alles mitbringen.

„Gib mir 40 Minuten.“
 

~
 

„Jou-kun?“, vorsichtig klopfte Yugi an der Zimmertür, dann wurde diese aufgerissen.

„Was?!“

„Er kommt in 40 Minuten vorbei.“

„Wie bitte?“

„Ich habe ihn zu unserem Filmabend eingeladen. Dann könnt ihr auch noch in Ruhe reden. Er schien wirklich besorgt zu sein.“

„Pah, von wegen. Er weiß sicherlich wo ich bin.“

„Nicht vor dem Anruf. Er wusste es wirklich nicht. Hattest du niemanden Bescheid gegeben?“

„Was? Doch, natürlich. Oh dieser verdammte, kleine Mistkerl. Mokuba hat es ihm nicht gesagt!“ Katsuya stampfte hin und her und Yugi schmunzelte nur.

„Also haben wir dieses Durcheinander dem jüngeren Kaiba zu verdanken? Ich glaube, wir sollten das Kaiba-kun besser nicht sagen.“ Bevor Katsuya etwas erwidern konnte, klingelte es.

„Geh schon mal in Wohnzimmer, ich bin gleich da.“

Katsuya nickte nur und, sobald er im besagten Zimmer war, setzte sich auf das Sofa. Es wurde ihm leicht warm ums Herz, wenn er daran dachte, dass der Brünette nach ihm suchte. Doch dann drängte sich das Bild aus den Nachrichten in den Vordergrund und so schnell wie die Wärme kam, war sie auch wieder verschwunden. Er wusste nicht, was er von alledem halten sollte und es zerfraß ihn von innen heraus. Er wollte, dass alles wieder in Ordnung war. Die Zeit vor der Geschäftsreise, wo sie sich näher gekommen waren. Es hatte ihn glücklich gemacht und wenn er darüber so nachdachte, dann hätte es wohl nicht lange gedauert, bis er mehr wollte. Aber jetzt… Er wusste nicht, ob er jetzt das mehr haben wollte.

„Hey Alter!“, neben ihm ließ sich Honda auf das Sofa fallen und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken.

„Hey, was geht? Bitte sag mir, dass du dran warst mit aussuchen?“ Honda lachte und schüttelte den Kopf.

„Ne, Bakura ist dran. Keine Sorge, du kannst dich sicherlich an jemanden klammern“, er zwinkerte ihm lachend zu und Katsuya lief rot an.

„Lass den Scheiß! Glaubst du etwa, ich Kuschel mit dir?!“ Beide verzogen das Gesicht, dann lachten sie.

„Hier haben ja welche gute Laune“, Ryuji trat ins Wohnzimmer, dicht gefolgt von Yugi.

„Nanu, wo ist denn Anzu?“

„Sie ist bei ihrer Mutter. Wollte uns einen Männerabend machen lassen. Außerdem hat sie bei dem Titel des Filmes ganz schnell gesagt, dass sie den nicht schauen wird.“ Katsuya zog zischend die Luft ein und alle anderen lachten.

„Was ist es denn für ein Film?“, kleinlaut fragte der Blonde nach und Honda grinste nur.

„Das wirst du wohl erst später erfahren“, auch Ryuji grinste ihn an und Yugi nickte nur. Beunruhigt blickte der Blonde zwischen den dreien hin und her und überlegte. Sollte er vielleicht lieber zurück? Aber sie hatten sich schon so lange auf diesen Abend gefreut und extra beschlossen, trotz Lockdown sich zu treffen.

„Wenn ich nicht schlafen kann, werde ich es euch allen heimzahlen.“

Die anderen lachten und Katsuya verschränkte die Arme. Er fand es ganz und gar nicht lustig. Es klingelte erneut und Yugi entschuldigte sich. Kurz darauf kam er jedoch wieder und blickte Jou an. Dieser seufzte, stand auf und folgte dem Kleineren. Er wusste, wer gerade ankam und er wollte eigentlich kein Gespräch haben. Nicht jetzt.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne im Gästezimmer reden. Das ist am weitesten vom Wohnzimmer entfernt und ihr seid ungestört.“

„Danke.“ Yugi erklärte noch schnell, welche Tür es war, dann verschwand er wieder. Katsuya starrte den Brünetten schweigend an, dann fiel sein Blick auf die Tüte, die dieser in der Hand hielt.

„Ist das von BurgerWorld?“ Seto schmunzelte, nickte aber.

„Lass uns in das Zimmer gehen, dann kannst du ich auf den Inhalt stürzen.“ Katsuya wurde rot, trat aber an dem Brünetten vorbei. Dieser folgte ihm und schloss, nachdem sie beide im Raum waren, die Tür. Das Gästezimmer war spärlich eingerichtet. Ein etwas breiteres Einzelbett stand in der Ecke gegenüber der Zimmertür. In der anderen Ecke von der Wand war ein Kleiderschrank aufgestellt. Eine Kommode auf der anderen Seite zierte als einziges Möbelstück die Wand. Ansonsten war der Raum leer.
 

„Hier.“ Der Brünette streckte die Hand mit der Tüte aus und Katsuya nahm diese freudig entgegen. Als er die Tüte öffnete erhellte sich so gleich sein Blick.

„Woher wusstest du, dass ich das mag?“

„Ein Vögelchen hat es mir gezwitschert“, Katsuya konnte einen leichten Rotschimmer auf dem Gesicht des Brünetten sehen und grinste leicht. Er konnte sich vorstellen, dass Yugi es ihm verraten hatte. Doch es machte ihm nichts aus. Im Gegenteil, es freute ihn, dass Seto sich den Ratschlag zu Herzen nahm.

„Also?“, er biss in den Burger und seufzte auf. Dieser Burger war doch wirklich der beste den es gab.

„Also was?“

„Du hast also nichts zu sagen?“

„Sollte ich? Was ist mit dir? Immerhin bist du einfach abgehauen.“

„Ich? Du bist der Arsch gewesen, der ziemlich kalt zu mir war. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich einfach brav zuhause bleibe und auf dich warte?“

„Ich hätte zumindest erwartet, dass du sagst wo du bist!“

„Ach, muss ich das? Hat dich ja nicht gestört, als du bei dem anderen Omega warst. Ich hätte sonst wo sein können und es war dir egal!“

„Der andere Omega? Du glaubst doch nicht wirklich, was die da gebracht haben?“

„Nicht? Was soll ich denn glauben? Du redest mit mir nur das nötigste. Wie also hätte ich das wissen sollen? Und wenn da nichts ist, warum bist du ihr dann gefolgt?“ Seto kniff sich die Nasenwurzel und setzte sich auf das Bett.

„Ich bin dort geblieben wegen dem Lockdown. Ich wollte es nicht riskieren, dass mir kurzfristig das Taxi doch absagt oder ich zu Fuß gehen müsste. Also bin ich dort über Nacht geblieben. Und es ist nichts passiert. Auch wenn ich zugeben muss, dass es mir angeboten wurde.“

„Angeboten?“ Der Brünette nickte und Katsuya kaute auf seiner Unterlippe herum. Der Burger war bereits verschlungen, doch die Pommes hatten ihren Reiz verloren. Nur den Milchshake trank er immer mal wieder.

„Warum hast du abgelehnt? Es hieß ja, dass du deinem Stiefvater nacheifern würdest.“

„Es wurde als Frage formuliert. Und nein, ich eifere diesem Mann nicht nach. Er hatte einige Omegas als seine Geliebten und sicherlich auch genauso viele Kinder. Doch in seinen Unterlagen ging hervor, dass Noa der einzige Alpha als Nachkomme in Frage kam. Du weißt ja was mit ihm passiert ist. Deswegen hatte man sich gefragt, ob ich es Gozaburo nachmache. Doch das habe ich sicherlich nicht vor“, Seto starrte den Blonden an und dieser wandte den Kopf ab. In seinem Gesicht war eine eindeutige Rötung zu sehen.

„Dann beweise es!“, überrascht rissen beide die Augen auf. Katsuya war selber über sich überrascht und er wusste selber nicht so genau, wie der andere es beweisen sollte. Ein Kuss würde es wohl nicht wirklich beweisen, oder?

„Und wie soll ich das machen?“, amüsiert schmunzelte der Brünette und stand wieder auf.

„Du kannst dir ja etwas aussuchen, während wir den Film schauen. Was wird eigentlich geschaut?“

„Wa-? Halt!“, Katsuya sprang auf und hielt den anderen auf. Verlegen starrte er den Arm an und stammelte einige undeutliche Begriffe vor sich hin.

„Was ist?“

„Ähm...also...Bakura ist dran mit Filmauswahl und er wählt immer Horrorfilme...“, Seto zog fragend eine Augenbraue nach oben, bis ihm ein Licht aufging.

„Du brauchst keine Angst haben. Es ist nur ein Film“, er grinste und Katsuya lief noch eine Spur röter an.

„Idiot.“ Seto grinste weiter und griff nach der Hand des Blonden, nur um ihn dann aus dem Zimmer zu ziehen. Während die beiden geredet hatten, war Bakura auch eingetroffen und sie hatten bereits alles vorbereitet. Ein Grinsen lag auf den meisten Gesichtern und Katsuyas Blick verfinsterte sich, als er den Film oder eher gesagt die Filme sah.

„Das ist nicht euer ernst!“

„Doch. Wir haben diese Reihe ja bisher noch nicht geschaut.“

„Aber-!“

„Nichts aber. Wir hatten beschlossen, dass wir die Filme schauen werden, die mitgebracht werden. Und das ist nun mal diese Reihe.“ Katsuya erschauderte. Er hatte mal einen kurzen Clip im Internet gesehen, weil seine Schwester es ihm gezeigt hatte. Und er hatte da schon gesagt, dass er es niemals sehen würde. Doch nun kam er anscheinend nicht drum herum. Er war wirklich froh, dass der Brünette dabei war. Dieser las sich interessiert die kurze Info auf der Rückseite durch und nickte dann zufrieden.

„Hört sich interessant an. Und du hältst das auch wirklich aus?“ Ein neckendes Grinsen war zu sehen und Katsuya konnte Honda leise Lachen hören. Rot zierte sein Gesicht und er nickte nur kurz. Er wusste nicht, ob seine Stimme genauso überzeugend gewesen wäre.
 

~
 

„Scheiße!“, Katsuya zuckte heftig zusammen als das Mädchen Tina von diesem seltsamen Typen gefangen wurde. Er saß mittlerweile eng an den Brünetten gepresst und klammerte sich an seinen Arm fest. Dieser saß recht entspannt neben ihm, doch man konnte ein leichtes Grinsen im Gesicht erkennen.

„Stell dich nicht so an. Es war doch total offensichtlich, dass das passieren würde.“

„Könnt ihr bitte aufhören zu reden? Wir wollen in Ruhe weiter schauen.“

„Was zum-? Oh mein Gott“, Katsuya vergrub sein Gesicht in dem nächst besten – Seto Brust. Er schielte auf den Fernseher und rutschte noch näher an den CEO ran. Dieser legte seinen Arm um den Blonden und zog ihn auf seinen Schoß. Alles natürlich nur, damit es für ihn bequemer war. Als es im Film Tag wurde, atmete der Blonde erleichtert auf.

„Die verhaften nicht wirklich ihn?“

„Jou!“

„Sorry“, murmelte der Blonde und schwieg. Der Film schritt weiter voran und immer wieder zuckte der Blonde zusammen. Als die Erklärung für alles kam, verkrampfte sich der Blonde etwas. Seit dem er Ito hatte, war er sehr empfindlich bei dem Thema Kindermord geworden. Zwar war es schon vorher ein heikles Thema, doch nun mit Ito war es eine ganz andere Dimension. Seto streichelte dem Blonden beruhigend über den Rücken. Als der Film endlich zu Ende war, atmete der Blonde erleichtert auf.

„Und wir schauen uns wirklich noch weitere an?“

„Warum nicht? Es schien, dass es dir nicht allzu viel ausgemacht hat“, Bakura grinste ihn an und Katsuya schielte leicht zu Seto hinunter. Er saß noch immer auf dem Schoß des Brünetten und dieser schien nichts dagegen zu haben. Er lehnte sich zurück und seufzte kurz auf.

„Wie viele habt ihr vor zu schauen?“

„Der Abend ist doch noch jung! Außerdem haben wir noch nicht mal acht Uhr, also können wir zwei eigentlich noch schauen.“

„Zwei?!“

„Wir sollten nur noch einen schauen, sonst wird Jou wohl nicht einschlafen können. Wenn er es denn generell noch kann“, Honda grinste ihn wieder an und der Blonde streckte ihm die Zunge heraus. Er konnte einfach nicht verstehen, wie man solche Filme mochte. Bakura sprang auf und legte den nächsten Film ein und noch bevor es wirklich los ging, drückte er sich noch mehr an Seto und dieser hielt ihn fest. Er zuckte noch immer ziemlich oft zusammen und Katsuya wusste, dass es ihm schwer fallen würde einzuschlafen. Himmel, sie schauten gerade einen Horrorfilm in dem die Opfer im Traum starben! Wer würde da normal einschlafen können? Und in diesem Film konnte er sogar noch von jemanden Besitz ergreifen.

„Fast geschafft“, lachte Yugi und Katsuya erschauderte. Er wollte endlich fertig sein. Doch es wurde der nächste Film eingelegt und ein weiteres Mal setzte für Katsuya das Grauen ein. Katsuya merkte das er müde wurde, obwohl diese Filme ihn vorm Träumen fürchten ließen. Doch einschlafen konnte und wollte er nicht. Es war zum einen einfach nur gruselig. Er wusste, dass es ein Film war, doch sein Geist machte ihm vor, dass wenn er einschlief, auch in dieser Traumwelt gefangen war. Und zum anderen wäre es vollkommen peinlich auf dem Brünetten einzuschlafen. Dieser hatte mittlerweile beide Arme um den Blonden gelegt und sanfte Berührungen der Hände versuchten den Blonden zu beruhigen. Was nur zum Teil gelang. Vielleicht lag es auch daran, dass er müde wurde.
 

Ein leichtes rütteln an seiner Schulter ließ ihn aufschrecken. Dann drang an sein Ohr Lachen von mehreren Personen. Im ersten Moment versteifte sich der Blonde. Sein benebelter Verstand gaukelte ihm vor, dass es dieser Krueger war, dann machte es klick und er hörte die Stimmen von seinen Freunden.

„Hätte nicht gedacht, dass er es schafft einzuschlafen. Er ist damals immer so lange wach geblieben, bis er vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Aber das hier. Einmalig.“

„Halt‘s Maul Honda“, brummte der Blonde.

„Oh Dornröschen ist aufgewacht.“

„Schnauze.“

„Ich denke wir machen uns auf den Weg. Es ist auch schon ziemlich spät“, das Kopfkissen von Katsuya vibrierte, doch er drückte sich noch mehr daran. Dann erinnerte er sich, dass es Seto war und wie von der Tarantel gestochen drückte er sich von diesem weg. Nur um unsanft auf dem Boden aufzukommen.

„Alles in Ordnung?“, er konnte das Lachen hören. Deutlich. Mit zusammen gekniffenden Augen starrte er den Brünetten an, nahm jedoch die helfende Hand an. Wieder auf den Beinen streckte er sich erst einmal und sein Rücken knackte etwas.

„Ich wäre aber froh endlich ein richtiges Bett zu haben“, gestand er dann doch mit einem leichten Grinsen.

„Also gut, dann machen wir uns auf den Weg“, Seto erhob sich und automatisch folgte der Blonde ihm. Erst an der Haustür merkte er, was er eigentlich gerade tat.

„Ich hatte eigentlich nicht vor, wieder mit zu kommen.“

„Das hatte ich mir gedacht, aber ich glaube nach den Filmen ist es nur angebracht, nicht wahr?“, Seto grinste wieder und Katsuya boxte ihn leicht gegen den Arm.

„Nicht jeder mag Horror.“

„Es ist nur Fiktion. Nichts Reales.“

„Na und? Gerade wir müssten uns mehr Gedanken zu dem Übernatürlichem machen. Immerhin haben wir mehr erlebt, als sonst einer! Und dann schauen wir so etwas an“, Katsuya schüttelte den Kopf, folgte aber dem Brünetten nach draußen. Der Wagen des CEO stand in unmittelbarer Nähe und Katsuya gestand sich selber ein, dass er froh darüber war.

„Kommt gut Heim“, Yugi winkte ihnen zu und auch die anderen verabschiedeten sich noch von ihnen, bevor jeder in eine andere Richtung ging.
 

~
 

Die Fahrt verlief schweigend und als sie endlich wieder Zuhause waren, war Katsuya froh, endlich in sein eigenes Bett zu kommen. Er hatte noch immer die Filme im Kopf und er wusste, dass er so lange auf bleiben würde, wie es eben ging. Vertieft in seine Gedanken bemerkte er den Brünetten nicht. Dieser merkte, dass der Blonde vertieft war und blies ihm leicht in den Nacken. Mit einem unterdrückten Schrei sprang Katsuya leicht in die Luft und drehte ich zu dem anderen um.

„Arschloch! Was sollte das?“, die linke Hand war in den Nacken gewandert und hielt die Stelle, an der er den Atem gespürt hatte. Seto lachte nur und trat näher an den Blonden heran.

„Du warst so vertieft, da konnte ich einfach nicht widerstehen.“

„Pah! Gute Nacht!“, damit stampfte der Blonde wütend die Treppe hinauf und verschwand in seinem Zimmer. Mit dem Rücken zur Tür atmete er heftig ein und aus. Das was der Brünette getan hatte, ließ ihn kalte Schauer den Rücken hinauf und hinunter jagen. Sein Herz schlug noch immer recht schnell und genervt fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare. Das Gespräch von vor den Filmen fiel ihm wieder ein und er wurde rot. Was hatte er sich eigentlich da gedacht? Wie sollte Seto beweisen, dass er mit ihm zufrieden war. Alleine bei dem Gedanken wurde er noch röter und er rutschte nach unten auf den Boden. Zufrieden? Wie kam er denn jetzt auf den Gedanken? Sie hatten immerhin noch nichts getan. Nicht mal geküsst hatten sie sich und das zählte nun wirklich nicht als Beweis, dass er nur ihn wollte. Dann formte sich ein Gedanke und er hielt den Atem an. Er wusste, wie der Brünette es beweisen konnte. Doch es würde ihn alleine schon sehr viel Selbstbewusstsein kosten, nur um die Forderung zu stellen. Er sprang auf, riss seine Kleider vom Körper und zog sich seine Schlafhose an. Dann kroch er unter die Bettdecke und zog sie bis zur Nasenspitze nach oben. Er konnte unmöglich gerade an das gedacht haben. Obwohl es in ihrem Fall ja nichts besonderes sein sollte. Immerhin hatten sie Ito und das verlangte nun mal… Er vergrub sein Gesicht in sein Kissen und versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen. Seine Gedanken huschten von den Szenen aus den Filmen zu seinen Vorstellungen, wie der Brünette es beweisen konnte und er wusste nicht, weswegen er genau nicht schlafen konnte. Ein rascheln war zu hören und erschrocken hielt der Blonde den Atem an. Er lauschte konnte aber nichts weiter hören. Nach ein paar Minuten ertönte wieder das Rascheln und Katsuya fing leicht an zu zittern. War da jemand? Er traute sich nicht, sich um zu schauen. Als das dritte Mal das Geräusch ertönte, sprang er aus dem Bett und rannte aus seinem Zimmer hinaus. Es war ihm egal, was der andere von ihm denken würde. Mit schnellen Schritten war er bei dem Brünetten am Zimmer angelangt und hatte die Tür aufgerissen. Dann war er auch schon im Zimmer, die Tür wieder geschlossen und er bei dem Brünetten ihm Bett. Dieser sah ihn verwundert an und schob seine Decke zur Seite. Ein nackter Oberkörper kam in das Blickfeld des anderen und Katsuya wurde ganz rot. Dann drückte er sich gegen den Brünetten und klammerte sich an ihn.

„Alles in Ordnung?“, Seto konnte sich vorstellen warum der Blonde bei ihm war, doch er wollte es nicht aussprechen. Er konnte sich vorstellen, dass es dem Blonden recht peinlich war.

„Kann ich heute hier schlafen?“, kam die gepresste Frage von dem Blonden und Seto hielt kurz die Luft an. Dann atmete er tief aus, zog den Blonden noch näher und legte die Decke über ihn.

„Natürlich.“

Kapitel 20

Kapitel 19
 

Katsuya wachte langsam in der angenehmen Wärme auf. Er zuckte kurz zusammen, dann kuschelte er sich zu der Wärmequelle und seufzte wohlig auf. Er fühlte sich geborgen, sicher und so warm, dass er nie wieder aufstehen wollte. Dann kamen die Erinnerungen, wie ein eiskalter Schwall Wasser wieder und er riss erschrocken die Augen auf. Doch der Brünette war nicht da. Er hatte das Kissen, auf welchem der Brünette geschlafen hatte als Kuscheltier benutzt, doch von dem anderen war keine Spur zu sehen. Ein Stapel Kleidung sprang ihm ins Auge und langsam stand er auf. Irgendwie waren die Wärme und die Geborgenheit verloren und nur noch Kälte blieb zurück. Der Kleidungstapel entpuppte sich als seine Kleidung. Er wusste, dass der Brünette ein angrenzendes Badezimmer hatte und betrat dieses. Schnell sprang er unter die Dusche und drehte sie auf. Warm, doch davon spürte er nicht wirklich etwas. Wo war der Brünette hin? Hatte er sich zu früh gefreut und der andere wollte ihn doch nicht, trotz des Gesprächs? Hatte er vielleicht zu viel gewollt? Er fing an zu zittern und schüttelte dann schnell den Kopf. Er sollte sich nicht zu viele Sorgen machen, immerhin musste er sich noch überlegen, wie der andere es ihm beweisen könnte. Die letzte Nacht hatte noch gar nichts bewiesen. Schnell wusch er sich, trocknete sich ab und zog seine Kleidung an. Seine Schlafhose schnappte er sich und brachte sie in sein Zimmer. Dort war das Bett bereits gemacht und auch schon gelüftet, wie er an dem offenen Fenster erkennen konnte. Hatte der Brünette das gemacht?

„Da bist du ja.“ Mokuba trat durch die offene Tür und grinste den Blonden an.

„Mokuba! Warum hast du Seto nicht gesagt, wo ich war?“

„Rache. Außerdem schien es doch gut zu sein, oder?“ Anzüglich wackelte er mit den Augenbrauen und das Grinsen wurde breiter.

„Es ist nichts passiert.“ Katsuya wurde rot und er merkte, dass es in letzter Zeit viel zu einfach war, ihn in Verlegenheit zu bringen.

„Nicht? Und warum ist Ni-sama dann heute Morgen in die Firma geflüchtet?“

„Geflüchtet?“ Fassungslos sah Katsuya den Schwarzhaarigen an und dieser nickte unsicher. Der Blonde ließ die Schultern fallen und seufzte. Das würde wohl eine Menge Arbeit bedeuten.

„Er war ziemlich durch den Wind. Er hat sich Itos Bento geschnappt und ist abgehauen. Ach ja, da fällt mir ein. Sämtliche Schulen sind bis auf weiteres geschlossen. Itos Sensei hat eben angerufen und uns das mitgeteilt. Das heißt, wir drei werden wohl jetzt ziemlich viel Zeit haben“, er grinste wieder und auch Katsuya musste leicht grinsen.

„Vielleicht sollte ich ihm sein richtiges Bento vorbeibringen? Oder glaubst du, ihm ist es egal?“

„Lass ihn ruhig. Er ist immerhin erwachsen, da soll er sich nicht so anstellen.“ Katsuya nickte und folgte dem Jüngeren nach unten. Dort saß Ito und füllte ihr Vorschulheft aus.

„Sie wird das schneller durch haben, als wir schauen können. Und dann müssen wir uns was überlegen.“

„Kann dein Bruder nicht irgendwas machen? Ich meine, ihr habt ne Gamingfirma. Da wird er wohl doch etwas machen können, oder?“

„Du meinst ein Lernspiel? Hm, vielleicht könnte er da wirklich was machen. Vielleicht auch etwas selbstlernendes.“

„Bitte was?“

„Selbstlernend. Du kannst dir das so vorstellen. Ito löst Aufgaben und je nachdem wie schnell sie diese löst und ob sie richtig sind, wird sie schwierigere bekommen. Jedoch müssen wir das nicht händisch einstellen, sondern das Programm erkennt es selber und stellt schwierigere Aufgaben zusammen. Es lernt in dem Sinne mit und kann dadurch neue Aufgaben erstellen. Man kann es mit einer künstlichen Intelligenz vergleichen. Vielleicht wäre es auch genauso wie eine, es würde drauf ankommen was Ni-sama programmieren möchte.“

„O~kay. Ich verstehe es zwar noch immer nicht genau, aber ich denke, dass wird auch eher euer Aufgabengebiet sein.“

„Man könnte es sogar noch erweitern. Man könnte es generell für sämtliche Schulausbildungen nutzen. Jou, du hast sicherlich einige deiner Unterlagen aus dem Studium da, oder?“ Katsuya nickte und Mokuba lächelte.

„Das heißt, wir könnten es direkt für Vorschüler und Studenten herausfinden. Das wäre genial. Die Kaiba Corp. könnte damit einen Sprung nach vorne machen.“

„Ähm…toll?“ Katsuya war sich nicht ganz sicher, ob es wirklich so toll war.

„Papa!“ Ito sprang auf und rannte zu den beiden hin.

„To-san hat mein Bento mitgenommen. Dabei wollte ich doch unbedingt die Kraken haben.“ Sie schmollte leicht und Katsuya zog fragend eine Augenbraue nach oben.

„Kraken?“

„Sag bloß du kennst das nicht?“ Entsetzt blickte Mokuba zu dem Blonden und dieser schüttelte den Kopf.

„Ka-san ist mit Shi-chan ausgezogen, da war ich gerade 8. Und naja, danach hab ich mir selbst das Bento gemacht.“, murmelte er verlegen, verschwieg aber, dass sein ‚Bento‘ meist aus Resten oder Konbiniessen bestand.

„Oh.“, war alles was der Schwarzhaarige hervor brachte. Mokuba grinste nur und auch Ito kicherte leicht. Dann klingelte es an der Haustür und verwirrt blickten die drei sich an.

„Ist das Tor geöffnet?“

„Es sollte geöffnet werden, aber noch nicht. Da unsere Security selber nur aus dem Personal besteht, welches auch hier wohnt. Wir wollten das Tor heute Nachmittag erst öffnen. Wenn Ni-sama wieder da ist.“

„Mokuba-sama?“

„Isono!“ Katsuya zuckte leicht zusammen und blickte erstaunt den Bodyguard an. Wann war dieser bitte an sie heran getreten?

„Eine gewisse Kawai-san ist zu Besuch hier?“

„Kawai?“

„Katsuya?“

„Ka-san?!“ Katsuya eilte zu seiner Mutter und umarmte sie.

„Was machst du hier?“

„Darf ich nicht mal meinen eigenen Sohn und meine Enkelin besuchen?“

„Oba-san!“ Ito rannte auf sie zu uns sprang ihr in die Arme.

„Hallo Ito-chan, wie geht es dir?“

„Gut! Außer das To-san mein Bento mitgenommen hat und ich meine Kraken nicht bekomme.“

„To-san?“ Verwirrt blickte sie auf und Katsuya wurde leicht rot.

„Du hast es nicht mitbekommen?“

„Ich habe was nicht mitbekommen?“

„Kawai-san, wie wäre es, wenn wir uns setzen?“ Mokuba wies auf das Wohnzimmer an und sie nickte.

„Ka-san. Seto…ich meine Kaiba…also nicht Mokuba sondern Kaiba Seto…er ist der Vater. Und er hat mich offiziell als Omega angenommen.“, stammelte der Blonde und ein Grinsen lag auf dem Gesicht seiner Mutter.

„Natürlich habe ich das mitbekommen. Es hat wahrscheinlich die gesamte Welt mitbekommen.“ Sie grinste weiter und Katsuya sah sie fassungslos an.

„Du wolltest das ich das sage!“ Sie lachte noch mehr und Mokuba, sowie Ito fingen auch an zu lachen.

„Warum bist du eigentlich hier? Es herrscht Ausgangssperre!“ Katsuya wusste, dass er eigentlich kein Recht hatte, darauf zu bestehen, immerhin hatte er sich selber nicht daran gehalten.

„Nun ja, ich war generell hier zu Besuch, doch das Hotel hat sämtliche Unterkünfte gestrichen und die Gäste gebeten zu gehen. Tja, und da keine Züge im Moment fahren, bin ich hier gestrandet.“, lächelte sie dabei und schien unbesorgt zu sein.

„Was soll das heißen?“
 

~
 

Seto blickte nachdenklich auf seine Unterlagen hinab. Er war heute Morgen geflüchtet, dass musste er sich selbst eingestehen. Er hatte mal wieder wie ein Feigling gehandelt. Seufzend schob er die Dokumente zur Seite. Seit wann war er so ein Feigling gewesen? Oder war er das schon immer? Hatte er nicht immer alles, durch andere versucht zu lösen? Gozaburo, Death-T, die Götterkarten? Hatte er nicht immer etwas als Waffe oder Werkzeug genutzt und es fallen gelassen, sobald er versagt hatte? War er da nicht auch schon feige gewesen?

„Kaiba-san?“ Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er fokussierte seinen Blick wieder auf den Bildschirm.

„Ja?“ Er entschuldigte sich nicht, dass er in ignoriert hatte oder das Gespräch nicht mehr verfolgte. Stattdessen setzte er seinen unnahbaren Blick auf und starrte den Mann im Monitor kalt an.

„Was sagen Sie dazu?“

„Haben Sie nur angerufen, um das zu erfragen? Dafür hätte auch eine Mail gereicht.“

„Nicht doch. Aber es ist essentiell wichtig, ob es auch für Sie in Ordnung geht. Die Variante für zu Hause wird teuer, egal wie sehr wir an den Produktionskosten sparen. Außerdem hat nicht jeder Platz dafür, weshalb es generell ein Luxusprodukt sein wird. Außer wir würden die Brille so modifizieren, dass diese unabhängig von dem Ganzen genutzt werden kann. Das würde aber eine zusätzliche Produktion erfordern. Und andere Technologie.“

„Ich weiß das alles schon längst. Es ist nichts Unbekanntes und ich arbeite bereits daran. Ich weiß außerdem nicht, was es sie angeht. Sie sind für die Stabilität, sowie dem anpassen für Zuhause zuständig und nicht für etwas anderes.“

„Natürlich Kaiba-san. Würden Sie sich dann bitte diese Diagramme ansehen?“ Seto starrte auf den Bildschirm und ihm wurden mehrere Dinge klar. Erstens, das Diagramm zeigte ihm nichts Neues und er nickte abwesend. Das zweite war, dass er das extra Fenster, in welchem das Diagramm war, vergrößern musste. Und drittens, dass er dadurch seinen Gesprächspartner nur noch undeutlich sah. Er deaktivierte sein Mikro und rief Isono über seinen Intercom.

„Seto-sama?“ Die Tür öffnete sich etwas und Isono trat halb in den Raum hinein.

„Vereinbare doch bitte einen Termin mit meinem Arzt, sowie einem sehr guten Augenarzt oder Optiker.“

„Natürlich. Für wann?“

„Wenn es geht für sofort.“

„Natürlich.“ Isono verbeugte sich und schloss die Tür wieder. Dann wandte Seto sich wieder an den anderen Mann. Dieser hatte nicht mal bemerkt, dass der Brünette ihn ignoriert hatte.

„Suzuki-san?“, fragte der Brünette, nachdem er das Mikrofon wieder aktiviert hatte. Dieser hielt in seinem Vortrag inne und blickte Seto fragen an.

„Arbeiten Sie einfach weiter an dem, was sie machen sollten. Ich müsste nun weiter. Ein weiterer Termin und ich möchte gerne nicht erst heute Abend wieder bei meiner Familie sein.“

„Natürlich Kaiba-sama! Verzeihen Sie die Unhöflichkeit. Ich vergesse immer wieder, dass sie ja schon in solch jungen Jahren einen Omega sowie Kinder haben. Verzeihen Sie bitte. Ich werde mich mit allem weiterem per Mail an Sie wenden.“ Er verbeugte sich und das Gespräch wurde beendet. Seufzend lehnte sich der Brünette zurück und starrte seine Bürodecke an. Dann wanderte sein Blick zu seiner, auf dem Schreibtisch stehenden, Uhr und er kniff die Augen zusammen. Sie war nicht so unscharf, wie der Videoanruf, doch Seto konnte merken, wie es ihn anstrengte auf die Uhr zu schauen. Und wenn es ihn nicht täuschte, machten sich Kopfschmerzen bemerkbar. Er stand auf und verließ sein Büro. Isono hatte sich an dem Schreibtisch seiner Sekretärin ausgebreitet.

„Isono, warum bist du hier? Solltest du nicht zuhause bleiben?“

„Mokuba-sama war etwas besorgt und es wurde um Privatsphäre gewünscht. Kawai-san ist zu Besuch.“, erklärte der Ältere.

„Kawai-san? Katsuyas Mutter ist zu Besuch?“ Leichte Panik stieg in ihm hoch. Wusste die Frau über alles Bescheid? Und wenn ja, war sie einverstanden? Oder wollte sie den anderen dazu bringen, an die Öffentlichkeit zu gehen?

„Ja, Shizuka-san macht in kürze ihren Abschluss. Genauso wie Mokuba-sama. Kawai-san wollte dabei sein. Außerdem wollte sie Ito-san besuchen und natürlich ihren Sohn. Sie waren in ein Gespräch vertieft, als ich mich auf den Weg in die Kaiba Corporation machte.“ Seto nickte nur.

„Wenn Sie möchten, bringe ich Sie zum Arzt.“

„Danke. Und sei nicht so förmlich, wir sind unter uns.“

„Natürlich.“
 

~
 

Freudestrahlend stürmte Shizuka in die Kaiba Villa und fiel ihrer Mutter um den Hals.

„Es ist so schön, dass du da bist, Ka-san“, Katsuya konnte nur lächeln. Es war ihm schon immer wichtig gewesen, dass seine kleine Schwester fröhlich war. Shino blieb im Hintergrund, da er wusste, dass die beiden Frauen Zeit für sich brauchten. Sein Blick blieb an dem Blonden hängen, der diesen bemerkte und sich fragend zu ihm wandte.

„Alles in Ordnung?“

„Ja.“ Katsuya zog eine Augenbraue nach oben und schüttelte nur leicht den Kopf.

„Du kannst mit mir über alles reden Shino. Du gehörst für mich zur Familie und ich weiß, dass du alles dafür geben würdest, damit Shizuka glücklich ist.“ Zögernd blickte der Jüngere wieder auf die beiden Frauen, dann seufzte er.

„Könnte ich mit dir reden? Unter vier Augen?““

„Ich dachte, es sei alles in Ordnung?“, schmunzelte der Blonde, doch bedeutete er dem anderen, ihm zu folgen. Keiner der anderen bemerkte ihren Abgang und erleichtert atmete Shino auf. Katsuya öffnete seine Tür und Shino trat an ihm vorbei, in ein Büro.

„Das gehört Seto und hier werden wir Ruhe haben. Eigentlich darf niemand einfach so das Büro betreten, aber solange du ihm auch nichts davon erzählst, wird er nie etwas davon erfahren.“

„Natürlich“, nickte Shino und nervös nestelte er an dem Bund seiner Uniform. Sie hätten sich doch umziehen sollen.

„Es geht um…“ Sein Blick schweifte ab und er schluckte den unsichtbaren Kloß hinunter.

„Es geht um meine Familie. Du hast sie bisher nicht offiziell kennengelernt.“

„Das ist auch nicht nötig. Solange du gut zu Shizuka bist, vertraue ich dir.“

„Das solltest du aber nicht.“ Shino seufzte, dann setzte er sich auf einen der beiden Stühle. Verwirrt folgte der Blonde dem anderen und setzte sich ebenfalls.

„Was meinst du damit?“

„Ich…ich wohne bei meinem Onkel. Meine Eltern sind verstorben. Um ehrlich zu sein, habe ich keine wirklichen Erinnerungen an sie. Ich war drei oder vier, als sie starben.“

„Das tut mir leid.“

„Braucht es nicht. Es war die Schuld von unserer Familie. Sie wollten ein normales Leben führen und mein Onkel hatte alles in die Wege geleitet, damit sie das konnten. Doch bevor wir abtauchen konnten, gerieten sie in einen Hinterhalt und wurden erschossen. Es wusste jeder, wer der Täter war, doch zur Polizei konnte mein Onkel nicht gehen. Diese hätten zu viele Fragen gestellt.“

„Das…Ich verstehe nicht ganz, was du mir damit sagen willst. Dann wohnst du halt bei deinem Onkel. Das passt. Wie gesagt, solange du Shizuka glücklich machst, habe ich nichts dagegen. Auch wenn du einiges verschwiegen oder gelogen hast. Wer spricht schon immer die Wahrheit. Ich habe immerhin auch eine Zeitlang gelogen.“

„Du hast es aber getan, um dich zu schützen. Ich weiß nicht, wie es für einen Omega ist. Ich habe keine Ahnung. Aber du hast nur dich und Ito beschützen wollen. Und sieh dich an! Du konntest mit Kaiba-san reden und es ist zum Besten gekommen. Ich weiß, dass das bei mir nicht der Fall sein wird.“

„Was meinst du? Warum sollte es bei dir nicht der Fall sein?“ Shino atmete tief ein und aus und Katsuya konnte sehen, dass er sich sammelte. Er spürte, dass etwas nicht stimmte.

„Mein Onkel heißt-. Nein. Das ist falsch. Mein Onkel ist Shiro.“ Shino blickte Katsuya lange an, doch dieser regte sich nicht. Stumm starrte er auf den Jüngeren und schwieg.

„Jou-kun? Ich weiß, ich hätte früher was sagen sollen, aber als dann raus kam, dass du die Schulden deines Vaters übernehmen wolltest, konnte ich es einfach nicht mehr sagen. Ich…ich fühle mich wirklich schlecht, dass ich es so lange verschwiegen hatte. Kaiba-san meinte, wir sollten es endlich sagen und er hätte generell noch einen Termin mit meinem Onkel wegen Mokuba-kun. Wir wollten zusammen essen.“

„Moment! Seto weiß davon?“

„Ja, wir haben es ihm erzählt, als er nach dir gesucht hat.“

„Wir. Das heißt auch Shizuka wusste es? War ich wirklich der Einzige der es nicht wusste?“

„Ich…glaube? Mokuba-kun wird es sicherlich von Kaiba-san erfahren haben. Vielleicht auch noch nicht. Ich weiß es nicht. Kawai-san wusste es auch, wir wurden quasi erwischt. Naja und jetzt weißt du es auch.“ Katsuya nickte nur. Seto hatte es gewusst und ihm nichts gesagt. Er vertraute ihm also kein Stück, sonst hätte er was gesagt. Wut formte sich im inneren des Blonden und gepresst atmete er tief ein und aus.

„Ich danke dir Shino. Ihr solltet besser gehen. Nehmt Ka-san mit.“, presste er hervor und Shino nickte schnell, bevor er eilig das Zimmer verließ. Katsuya blieb noch eine Weile sitzen und versuchte seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Doch er wusste, dass es nur eine Kleinigkeit brauchte, damit sie explodierte.
 

~
 

Seto öffnete die Haustür, hängte seine Jacke auf, zog seine Schuhe aus und ließ seine Tasche auf der Ablage fallen. Wer hätte gedacht, dass ein Termin bei seinem Arzt so ermüdend sein könnte. Oder das Ergebnis. Noch immer konnte er es nicht wirklich glauben. Seufzend trat er ins Wohnzimmer und sah nur Mokuba und Ito dort auf dem Sofa sitzen. Verwirrt trat er an die beiden heran und Ito strahlte ihn an. Dann sprang sie ihm in die Arme und drückte ihn.

„To-san, du bist wieder da!“ Schmunzelnd setzte er das Mädchen wieder auf das Sofa und nickte nur. Mokuba musterte ihn und kniff die Augenbrauen verwirrt zusammen.

„Alles in Ordnung Ni-sama? Du wirkst erschöpft.“

„Es geht. Ich habe meine Unterlagen hier und werde erst einmal von Zuhause aus arbeiten. Und ich war beim Arzt.“

„Arzt?! Alles in Ordnung?“ Mokuba eilte zu seinem Bruder, doch dieser winkte nur ab.

„Nichts Schlimmes. Die eigentlichen Ergebnisse werden erst in ein oder zwei Tage bereit liegen. Doch ich muss ab sofort eine Brille tragen“ Er grummelte noch und konnte es auch noch immer nicht glauben. Er musste wirklich, dieses nicht perfekte, in der Öffentlichkeit zeigen. Die Medien würden ein Fest veranstalten, weil sie etwas gefunden hatten, was nicht Perfekt an ihm war.

„Eine Brille?“ Seto nickte und hielt das Etui den beiden hin. Ito nahm es ihm aus der Hand und versuchte es zu öffnen, doch es gelang ihr nicht. Beleidigt hielt es dem Brünetten wieder hin und dieser lachte leise. Dann öffnete er es und holte eine Brille heraus, die er sich so gleich aufsetzte. Was bis eben noch undeutlich war, war nun kristallklar.

„Wie kommt es dazu?“

„Meine Medikamente haben höchstwahrscheinlich was damit zu tun. Tsukiyomi-sensei meinte, ich könnte dadurch Diabetes bekommen haben, welches meine Sehstärke beeinflusst. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich tagtäglich vor dem Computer sitze. Deswegen hat er mir Blut entnommen und diese untersuchen lassen. Das genaue Ergebnis bekomme ich erst in ein oder zwei Tagen.“

„Diabetes? Aber…wie? Ich meine, du hast schon immer auf die Ernährung geachtet. Auch wenn du einige Mahlzeiten teilweise ausgelassen hast, so waren sie sonst immer ausgewogen.“

„Erinnerst du dich an meinen Bluthochdruck? Das Medikament kann Diabetes auslösen. Aber wie gesagt, noch ist es nicht sicher, dass es das ist. Jedoch muss ich ab sofort die Brille tragen. Ich hatte schon einige Tage zuvor bemerkt, dass meine Sehkraft nicht optimal ist, doch ich dachte mir nichts dabei.“

„Ni-sama!“ Mokubas Stimme klang tadelnd und verzweifelt, doch Seto lächelte ihn nur an.

„Eine Brille ist kein Weltuntergang, auch wenn ich persönlich, nicht allzu begeistert bin. Aber ich muss nun damit leben.“ Mokuba nickte nur. Seto wollte sich durch das Gesicht fahren, hielt aber inne. Es würde dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte und würde wohl auch einige Zeit vergessen diese aufzusetzen. Doch damit konnte er leben. Nachdenklich blickte er auf Ito. Wenn es wirklich Diabetes war, dann musste er wohl eine Veranlagung dazu haben. Er hatte das Medikament Anfang der High School verschrieben bekommen, weil da der Stress am größten war. Was wenn er es ihr vererbt hatte? Zweifel standen ihm nicht, doch wenn es um seine Tochter ging, war es ihm recht, auch zu zweifeln. Was würde wohl der Blonde dazu sagen? Hoffentlich machte er kein großes Thema daraus und versuchte ihn zu verstehen. Vielleicht konnte er ihn auch unterstützen. Zumindest mit der Brille. Dem Blonden fiel einiges auf, was nicht stimmte. Lag wahrscheinlich daran, dass er zuvor Ito alleine aufgezogen hatte. Nachdenklich blickte der Brünette in die Ferne und bemerkte nicht, wie besagter Blonde in den Raum trat.

„Papa!“ Itos Stimme riss den Brünetten aus seiner Starre und blaue Augen blickten auf den Blonden. Doch dann runzelte er die Stirn. Katsuya sah nicht glücklich aus. Hatte er sich mit seiner Mutter gestritten gehabt? Wo war eigentlich seine Mutter? Er hätte gedacht, dass Katsuya ihn bitten würde, dass sie bei ihnen eine Zeitlang wohnen könnte.

„Seto.“ Die Stimme des Blonden war tief und jetzt konnte Seto auch sehen, dass er seine Hände zu Fäusten gepresst hatte. Eine Augenbraue des Brünetten wanderte nach oben und er nickte ihm nur zu.

„Wie schön, dass du bereits wieder Zuhause bist.“ Der Sarkasmus war unüberhörbar. Mokuba erkannte genauso schnell wie Seto, dass etwas nicht stimmte und der Blonde wütend war.

„Natürlich. Es herrscht ja immerhin Ausgangssperre.“, war die schlichte Antwort, doch er merkte zu spät, dass er das nicht hätte sagen sollen.

„Natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen. Wir hatten ja auch nicht heute Besuch und du warst ja auch nicht in der Firma. Und wir hatten gestern ja auch nicht einen Film zusammen geschaut. Wir reden eindeutig zu wenig.“, spie der Blonde. Katsuya merkte, dass es in ihm brodelte und er hoffte einfach nur noch, dass Mokuba Ito woanders hinbringen würde. Er würde es nachher bereuen. Er bereute es ja jetzt schon, so vor ihr zu stehen. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen und er konnte nur den Brünetten dafür verantwortlich machen. Vor diesem war ihm das nie passiert.

„Ito lass uns in den Garten gehen. Vielleicht finden wir ein paar Blumen die wir pflücken können.“ Ito nickte begeistert, auch wenn jeder andere im Raum wusste, dass sie keine finden würden. Nicht umsonst hatte der Brünette ein Team aus Gärtnern gebucht, die jede zweite Woche vorbeischauten und alles auf Vordermann brachten. Seto wartete bis die beiden draußen waren und die Tür geschlossen war, dann stand er langsam auf und trat auf den Blonden zu.

„Katsuya? Was ist los?“

„Was los ist? Oh, muss ich dir das auch wirklich noch sagen?“ Der Blonde zitterte und erste Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er konnte es noch immer nicht glauben, dass der Brünette es gewusst hatte. Er selbst hätte es zuerst wissen sollen, nicht Seto. Dann wäre Mokuba nichts passiert und er wäre nicht an diesen Yakuzaboss gebunden. Hätte er es nur gewusst, dann hätte er Shino einfach das Geld gegeben und sie hätten normal weiterleben können.

„Wie wäre es wenn du mir erzählst, was dich bedrückt. Ich kann keine Gedanken lesen und habe heute einen anstrengenden Tag gehabt. Ich möchte also nicht selber meine Schlüsse ziehen und zu sehr darüber nachdenken müssen.“

„Oh Verzeihung, hatte der Herr wirklich so einen schlechten Tag? Das tut mir aber leid. Nicht.“ Katsuya kam ihm näher und blieb kurz vor ihm stehen.

„Hör auf mit den Spielchen und sag es schon. Viel schlimmer kann es für mich eh nicht mehr werden.“ Die meisten Gedanken schwirrten noch immer um den Fakt, dass er eventuell Diabetes hatte und es eventuell Ito vererbt hatte. Unwissentlich natürlich.

„Dann werde ich es wohl aussprechen, wenn sich der werte Herr zu fein ist, selber nachzudenken. Immerhin weißt du es ja. Shiro ist Shinos Onkel.“ Er verschränkte die Arme und Seto seufzte nur auf. Das war es also? Shino hatte sich einen schlechten Tag ausgesucht, um es dem Blonden zu sagen, auch wenn er nicht wissen konnte, dass es ein schlechter Tag war.

„Ich weiß.“, war das einzige, was er sagte. Er musste sich eingestehen, dass er gerade nichts anderes wusste und er wusste auch nicht, worauf der Blonde jetzt aus war.

„Wie schön, dass du es wusstest. Nur warum hast du mir nichts gesagt?!“ Er wurde mit jedem Wort lauter, bis er am Ende die Worte schrie. Sein Finger bohrte sich in die Brust des anderen.

„Wir, besser gesagt, die beiden, wollten es dir demnächst sagen und ich habe die drei zu einem Essen eingeladen. Damit wir alles besprechen können.“

„Zu einem Essen?! Bist du wahnsinnig? Wenn die Presse mitbekommt, dass du Yakuza zum Essen einlädst, bist du geliefert! Deine Firma wird den Bach runter gehen und ich werde noch mehr beleidigt.“

„Das wird alles nicht passieren.“

„Ach ja? Woher willst du das wissen? Weiß es Mokuba eigentlich schon? Das du seinen Alpha zum Essen eingeladen hast? Den Kerl, der ihn links liegen lässt?“, Katsuya verschränkte die Arme und noch immer wütend, funkelte er den Brünetten an. Dieser wollte sich die Nasenwurzel drücken, doch die Brille verhinderte es. Dann seufzte er.

„Er weiß es noch nicht. Ich wollte es eigentlich mit ihm heute besprechen.“

„Da sieht man mal, wie wichtig wir Omegas sind. Wir bekommen alles erst zum Schluss mitgeteilt. Selbst du führst dich genauso auf, wie die anderen Alphas. Ein Wunder, dass du uns überhaupt einbeziehst.“

„Das geht jetzt zu weit Katsuya! Ich habe mit dir darüber noch nicht reden können, weil die Zeit einfach nicht da war. Wer ist immerhin direkt abgehauen und hatte nicht nachgedacht?“

„Nicht nachgedacht? Weil du zu einem anderen Omega bist? Und was hat das mit Shiro zu tun? Glaubst du etwa ich habe da auch nicht nachgedacht?“

„Fängst du damit schon wieder an? Ich dachte, das hätten wir geklärt?“ Setos Stimme war tief und knurrend, doch sonst ließ nichts daraufhin deuten, dass er sauer war. Katsuya war jedoch noch immer wütend, auch wenn sich mittlerweile eine Spur Traurigkeit mit hinzumischte. Konnte der Brünette nicht einfach ehrlich sein und alles direkt besprechen?

„Ich fange damit an, damit du endlich mal kapierst, dass du reden musst! Egal um was es geht, ich erfahre es immer durch andere. Hast du eigentlich eine Idee wie sich das anfühlt? Ich glaube nämlich, dass du noch immer nicht kapiert hast, dass wir beide zusammen sind. Mag zwar sein, dass du als Alpha mehrere Omegas haben kannst, aber ich bin an dich gebunden! Selbst wenn ich mich in einen anderen verlieben würde, wäre es hoffnungslos, weil ich an dich gebunden bin! Also respektiere-“ Katsuya konnte nicht zu Ende sprechen. Seine Lippen wurden mit denen des anderen versiegelt und sein Körper an den des Brünetten herangezogen. Kurz versteifte sich der Blonde, dann gab er sich dem Kuss komplett hin und lehnte sich etwas gegen den anderen Körper. Nach einigen Sekunden lösten sie sich und Seto sah, dass der Blonde rot im Gesicht war.

„Ich hätte dich schon viel früher, so vom Reden abhalten sollen.“, grinste der CEO und Katsuya schlug ihn leicht gegen die Brust. Dann beugte sich Seto erneut etwas nach unten und verwickelte den Blonden in einen erneuten Kuss.

Kapitel 21

Kapitel 20
 

Katsuya musste immer wieder an die vergangenen Tage denken. Angefangen an dem Tag, an dem sie sich das erste Mal, außerhalb der Heatphase geküsst hatten. Seit dem Tag küssten sie sich täglich. Morgens einen Guten-Morgen-Kuss, wenn Seto das Haus verließ, einen Abschiedskuss, wenn er wiederkam, einen Willkommen-zurück-Kuss. Und wenn sie schlafen gingen einen Gute-Nacht-Kuss. Seit 4 Wochen. Und Katsuya war froh, dass Seto eine gute Selbstbeherrschung hatte. Mehr als einmal hätte er nichts dagegen gehabt, mit in das Bett des Brünetten zu gehen und nicht zu schlafen. Doch jedes Mal hatte der CEO in sanft von sich geschoben und den Kopf geschüttelt.

„Erde an Jou.“ Eine Hand wedelte vor seinem Blickfeld und blinzelnd kam er zurück in das hier und jetzt.

„Sorry Mai. War in Gedanken.“ Verlegen blickte er auf seine Hände und Mai kicherte nur.

„In Gedanken an Kaiba? Das ich das mal erleben darf. Wer hätte gedacht, dass ihr beiden in eine Beziehung geratet.“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Eiskaffee und seufzte genießerisch auf.

„Ihr habt es so gut. Frankreich hat es gerade mal geschafft, die Flughäfen zu öffnen. Ihr habt alles wieder im Normalbetrieb.“

„Japan hat ja auch ziemlich schnell alles dicht gemacht. Bis sich herausgestellt hat, dass dieser Virus zwar eine veränderte Form der Grippe war, aber die Toten durch eine Lebensmittelvergiftung entstanden sind. Seto war außer sich. Er hatte sogar wirklich daran gedacht, die chinesische Regierung zu verklagen, weil seine gesamte Produktion stillstand.“

„Das ist so typisch Kaiba. Ein Wunder, dass du noch lebst.“

„Er ist gar nicht so schlimm. Er kann sehr fürsorglich sein.“ Mai zog eine Augenbraue nach oben und Katsuya wurde rot.

„Ich meine das wegen Ito!“, verteidigte er sich und Mai konnte sich nicht beherrschen, die Augenbraue noch weiter nach oben zu ziehen.

„Ich kann es noch immer nicht glauben, dass du mir das verschwiegen hast. Du hast mich komplett auf dem Laufenden gehalten, bis auf das. Und Kaiba kann froh sein, dass ich es erst jetzt erfahre.“

„Mai. Es war für uns beide nicht gerade einfach.“

„Das gibt ihm trotzdem kein Recht dazu! Ein Alpha sollte so nicht handeln.“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und überschlug ihre Beine. Katsuya lächelte nur leicht. Er hatte ganz vergessen, dass Mai selber ein Alpha war und sie deswegen sehr streng erzogen wurde. Immerhin kam sie aus einer reinen Omega-Familie und als einziger Alpha, wurde sie zu Gunsten der Omegas erzogen.

„Er weiß das. Und er hat sich sehr gebessert. Er ist ein wundervoller Vater für Ito und das ist das wichtigste.“

„Das wichtigste? Jou, er muss auch zu dir gut sein. Es bringt nichts, wenn du in einer Hölle lebst, nur weil deine Tochter es gut hat. Es muss für euch beide gut sein.“

„Das ist es. Wirklich. Ich habe mich lange nicht mehr so sicher und wohl gefühlt. Selbst als ich mit Shi-chan zusammengewohnt hatte, war dieses Gefühl nicht so intensiv.“ Mai hatte das kurze Zögern gemerkt und besorgt blickte sie den Blonden an.

„Was ist passiert? Sonst hast du nie gezögert, wenn du über deine Schwester gesprochen hast.“

„Es…“, Katsuya seufzte und starrte auf die Tischplatte. Kellner eilten um sie herum, um andere Tische zu bedienen und der Blonde knetete seine Hände.

„Ihr Freund…“ Er beugte sich näher zu der Blonden und flüsterte: „Sein Onkel ist Yakuza.“ Überrascht zog Mai die Luft ein und ihre Augen wurden größer.

„Yakuza?“, Katsuya nickte.

„Aber was hat das mit deiner Schwester zu tun?“

„Sie wusste es. Anscheinend schon eine Zeit lang. Es war sogar der Yakuza, von dem mein Alter Geld geliehen hatte. Und der, der mit mir geflirtet hat.“

„Wie bitte?!“ Sie war lauter gewesen, als sie wollte und zog schnell den Kopf ein, als einige ihre Blicke auf sie warfen.

„Du hast schon richtig gehört.“

„Was sagt Kaiba dazu? Oder weiß er es noch nicht.“ Wieder seufzte Katsuya. Er hatte dem Brünetten verziehen, nachdem dieser ihm gesagt hatte, dass er es selber noch nicht allzu lange wusste.

„Er weiß es. Er war auch nicht sonderlich begeistert. Doch Shi-chan hat mich mehr verletzt. Wir haben die letzten Jahre zusammen gewohnt und sie hat es mit keiner Silbe erwähnt. Warum? Ich wusste nicht mal, dass mein Alter von ihm Geld geliehen hatte. Das hat er mir selber erst vor kurzem gesagt.“

„Du wusstest es wirklich nicht?“

„Ich wusste, dass er ein Idiot war und Geld von der Yakuza genommen hatte. Dass es ausgerechnet von Shinos Onkel war, wusste ich nicht. Und nun ist Shizuka in Tokyo und studiert. Keine Ahnung, wann wir das alles klären.“

„Tokyo hm? Eine große Stadt, in der du sie abgesetzt hast.“

„Shino ist dabei. Ich vertraue ihm, weshalb ich es nicht so eng sehe. Er hat es mir zwar auch verschwiegen, aber ich vertraue ihm dennoch. Da fällt mir noch etwas ein.“ Katsuya kramte in seiner Tasche und zog einen Umschlag heraus.

„Ich soll dir eine Einladung zu Anzus Babyparty geben. Außerdem wollte Shi-chan, dass ich dir ein Foto von ihrem Abschluss gebe. Du bist ihr richtig ans Herz gewachsen und sie fand es schade, dass du nicht kommen konntest.“

„Danke. Ich wäre wirklich gerne da gewesen, aber die Franzosen sind so langsam gewesen. Zumindest da waren sie es. Wusstest du eigentlich, dass sie absichtlich die Handbremse nicht anziehen? Dadurch können sie sich wortwörtlich in eine Parklücke quetschen! Wenn das jemand mit meinem Wagen machen würde, ich würde durchdrehen. Oder meinem Bike. Ich glaube, da würde ich sogar morden, wenn das jemand bei meinem Bike machen würde.“

„Sie quetschen sich rein? Du meinst, sie fahren in die Parklücke und schieben die Autos nach vorne und hinten, damit sie selber rein passen?“ Mai nickte und Katsuya musste daraufhin lachen.

„Es macht ja schon Sinn, aber ich würde wohl auch durchdrehen, wenn das jemand bei meinem Wagen machen würde. Der hat mich eine Menge Geld gekostet.“

„Papa!“, Ito rannte auf die beiden Blonden zu und sprang Katsuya auf den Schoß.

„Ito“, Mai lächelte das Mädchen an und Ito bemerkte die Frau erst dann.

„Mai-chan! Wie lange bist du schon hier? Bleibst du lang?“ Sie rutschte sofort von dem Schoß ihres Vaters und blieb vor Mai stehen. Diese nahm sie hoch und setzte sie auf ihren Schoß. Noch bevor sie antworten konnte, trat eine weitere Person an den Tisch, zog sich einen freien Stuhl heran und setzte sich.

„Kaiba.“, Mai nickte dem Brünetten zu und zog erstaunt eine Augenbraue nach oben, als der Angesprochene den Blonden kurz küsste. Dieser lief etwas rot an und murmelte nur etwas von ‚Doch nicht in der Öffentlichkeit‘.

„Kujaku. Schön, dass du sicher nach Japan zurückgekommen bist.“

„Da bin ich einer Meinung mit dir. Jedoch werde ich wohl nicht allzu lange hier bleiben. Ich bin nur auf einen kurzen Zwischenstopp hier. Eigentlich muss ich nach Hokkaido zu einem Shooting für ‚Miss Duel‘. Aber ich musste Katsuya einfach sehen.“ Sie grinste leicht, als sie den Blick von dem CEO bemerkte. Innerlich war sie erleichtert, denn der Brünette war anscheinend wirklich an dem Blonden interessiert. Zumindest sagte das seine leichte Eifersucht, die sie erkennen konnte.

„Ich wusste gar nicht, dass ihr beiden euch so nahe steht.“

„Du wusstest das nicht? Katsuya, also wirklich. Du hättest ihm sagen sollen, dass du dich mit einer deiner ehemaligen Lover triffst.“ Gespielt entsetzt schlug sie sich die Hand vor den Mund und Katsuya riss die Augen auf.

„Mai!“

„Lover?!“ Seto blickte wütend zwischen den beiden hin und her und Mai konnte sich schwer daran halten, ihr Lachen zu unterdrücken.

„Ito-chan, wie wäre es, wenn wir die beiden kurz alleine lassen. Ich kann dir eine Kleinigkeit kaufen, die du aussuchen darfst. Wäre das in Ordnung?“ Das Mädchen schielte zu ihren Vätern, dann nickte sie. Sie hatte gemerkt, dass der Brünette wütend wurde und sie wusste aber auch, dass ihr Papa ihn beruhigen konnte. Sie sprang auf den Boden, Mai stand auf und zusammen verschwanden sie in der Menge der Mall. Seto hatte die Arme währenddessen verschränkt und kalte, blaue Augen starrten auf den Blonden. Dieser rutschte etwas zur Seite und seufzte nur.

„Seto, sie hat das nicht so gemeint. Sie wollte dich nur ärgern, was sie auch geschafft hatte.“

„Ärgern? Also war sie kein Lover von dir?“

„Nicht wirklich. Wir haben uns eine knappe Woche gedatet und uns dann getrennt. Wir hatten genau ein Date und das war der Abend, an dem wir uns direkt getrennt hatten. Es hatte einfach nicht hingehauen. Mir ist da auch erst klar geworden, dass ich das weibliche Geschlecht interessant fand, aber nicht so interessant wie das eigene. Außerdem hat Mai einfach ein paar Eigenheiten, die mir Zusagen. Das war auch der Grund, warum ich es mit ihr versucht hatte.“ Seto antwortete nicht, sondern suchte nur mit seinen Augen die Umgebung ab. Er konnte die Blonde in einem Klamottenladen, aus dem Schaufenster aus, sehen. Schnell legte er ein paar Scheine auf den Tisch, stand auf, zog Katsuya mit sich und eilte zu dem Laden.
 

~
 

Zwei Stunden später, kamen sie mit vollen Taschen wieder Zuhause an. Katsuya war erschöpft und er wusste nun eindeutig, warum seine Tochter schon früher sehr pingelig war, wenn es um Kleidung ging. Sie kam da eindeutig nach dem Brünetten, der mit nichts zufrieden war. Genauso wenig wie Ito. Sie hatten kaum den Laden betreten, da kam ihnen das Mädchen schon entgegen und meinte nur, dass es hier nichts gab, was ihr gefiel. Der Brünette hatte sich nur kurz umgesehen und meinte ebenfalls, dass es hier nichts Passendes geben würde und er einen Laden kennen würde, der genau das hatte, was Ito sicherlich haben wollte. Und er hatte recht gehabt. Mai hatte sich, bevor sie gefahren waren, verabschiedet und war zum Bahnhof aufgebrochen, um ihren Zug zu bekommen und Katsuya vermisste die Blonde jetzt schon. Nachdem sie sich getrennt hatten, kamen sich die beiden näher und schon bald hatten sie eine Beziehung, wie Geschwister aufgebaut. Doch da Mai nur unterwegs war, war der Kontakt meist sporadisch. Seto hatte kein Wort mit ihm gewechselt und wenn, dann war es nur das nötigste.

„Ich geh spielen.“ Seto nickte, dann drehte er sich zu dem Blonden um.

„Welche Eigenheiten?“ Verwirrt zog Katsuya die Augenbrauen nach oben und legte den Kopf leicht schief.

„Welche Eigenheiten?“, wiederholte er die Frage und der Brünette nickte.

„Was meinst du?“ Noch immer verwirrt, ging der Blonde in das Wohnzimmer und der Brünette folgte ihm.

„Welche Eigenschaften du an Mai interessant fandest.“ Katsuya blieb ruckartig stehen und Seto lief in diesen hinein. Dann drehte sich der Blonde grinsend um.

„Warum willst du das denn wissen?“ Rückwärts ging er von dem Brünetten weg, bis er an die Lehne des Sofas stieß. An diese lehnte er sich an und wartete auf die Antwort. Er konnte sehen, dass der Brünette nachdachte und jegliche Möglichkeiten abwägte.

„Es interessiert mich nur. Ich sehe nichts interessantes an Kujaku, deswegen bin ich neugierig.“

„Neugierig? Hm, mal sehen. Sie ist sehr eigensinnig. Sturköpfig. Hat das Herz am rechten Fleck. Am Anfang skeptisch, aber dennoch nicht abgeneigt, Freundschaften aufzubauen. Außerdem hat sie eine gute Portion Humor und wir beide mögen einige, identische Filme. Außerdem sind wir beide Duellanten und haben mit einer ungewöhnlichen Strategie gespielt, oder spielen es noch.“

„Ihre Parfüm-Strategie, wenn man es denn Strategie nennen könnte, war mehr Betrug, als wirkliches Können.“

„Außerdem ist sie ein guter Alpha“, beendete der Blonde seine Aufzählung und er konnte ganz genau sehen, wie sich Seto verspannte. Dass sie ein Alpha war, hatte er bewusst gesagt. Er wollte wissen, wie der andere reagieren würde. Dieser stand wie versteinert da und Katsuya musste sich das Lachen verkneifen.

„Sie hat auch gemeint, sollte irgendwas vorfallen, ihre Tür wäre für mich immer offen“ Es war eine Lüge, auch wenn er wusste, dass sie ihn nie abweisen würde. Bewegung kam in den Brünetten, doch war es nicht die gewünschte Reaktion. Er drehte sich um und verschwand. Katsuya blickte verwirrt dem anderen nach und wusste nicht was er machen sollte.
 

~
 

„Du hast was getan?“, Ryuji starrte fassungslos in die Kamera. Sie hatten sich darauf geeinigt, mehr über Skype zu reden, als sich wirklich zu treffen. Zumindest solange, bis es klar war, dass der Schwarzhaarige kein Interesse an Katsuya hatte.

„Ich wollte ihn nur ärgern. Wissen, wie er reagieren würde. Hätte ich gewusst, dass er sich dann in sein Büro einsperrt, hätte ich das nicht getan!“ Ryuji schüttelte nur den Kopf. Manchmal dachte der Blonde wirklich nicht nach.

„Wie läuft das Studium?“, er wollte das Thema in ein besseres wechseln, merkte aber, dass das wohl auch nicht gut war.

„Was ist? Ich dachte, du magst dein Studium?“

„Es…ist interessant. Aber ich bin mir, zurzeit unsicher. Die Schule für Ito hat zwar wieder angefangen, aber es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Mokuba ist in den Staaten und studiert da. Außerdem hat er da einen besseren Überblick auf die Zweigstelle der Kaiba Corp. Er entlastet damit Seto. Ich war auch wieder in ein oder zwei Vorlesungen, aber es bleibt einfach nichts hängen.“ Katsuya ließ den Kopf hängen und Ryuji brummte nur. Schweigen erfüllte den Raum und Katsuya hing seinen Gedanken nach.

„Liegt es vielleicht darin, dass du Trennungsängste hast?“

„Trennungsängste? Wie kommst du darauf? Ich hatte nie solche Probleme, als Ito in den Kindergarten ging.“

„Woran liegt es dann? Es muss ja einen Grund haben, warum du dich nicht konzentrieren kannst.“ Katsuya wurde rot. Er wusste genau, warum er sich nicht konzentrieren konnte. Angefangen hatte es mit dem Kuss. Seitdem war er hoffnungslos verloren. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu dem Brünetten und gingen meistens auch weiter als nur eine Knutscherei.

„Was ist los? Warte! Ihr habt endlich-?“

„Nein!“

„Nein?“ Katsuya schüttelte den Kopf, wurde aber noch röter.

„Sondern?“

„Wir…wir küssen uns nur.“

„Küssen? Mehr nicht? Wer bist du und was hast du mit Katsuya gemacht?“, lachte der andere und Katsuya streckte ihm die Zunge heraus.

„Es ist einfach ungewohnt von Seto geküsst zu werden. Er überrascht mich damit noch immer.“

„Warte. Noch immer? Das heißt, es ist wirklich eine Regelmäßigkeit?“

„Ja. Er…er hat mich zuerst damit zum Schweigen gebracht. Der Tag, an dem ich erfahren hatte, dass Shiro und Shino verwandt waren? Das war er. Ich war so aufgebracht und wütend und er hat mich einfach geküsst, damit ich den Mund halte. Hat funktioniert. Und seit dem küssen wir uns regelmäßig. Morgens, wenn er geht, mittags wenn er da ist, wenn er wieder kommt, wenn wir zu Bett gehen. Und manchmal zwischendurch. Das ist das Überraschende. Ich weiß nie, wann es wieder passieren wird.“

„Und? Musst du es wirklich wissen? Ist es nicht schöner, zu wissen, dass er dich mag. Und dass es weiter gehen kann?“
 

Katsuya schwieg erst einmal und dachte darüber nach. Es machte ihn schon glücklich, auch wenn es ihn noch immer aufwühlte. Es war einfach ungewohnt den Brünetten so emotionsvoll zu sehen. Und er mochte es wirklich. Aber es war auch der Grund, warum er das Studium nicht mehr so mochte, wie zuvor. Er würde lieber direkt arbeiten oder komplett zu Hause bleiben. Er wusste nicht, was er mehr mochte. Doch das Studium wirkte auf einmal so unwirklich.

„Katsuya? Alles in Ordnung?“

„Ja.“ Er seufzte und richtete seinen Blick wieder auf den Bildschirm.

„Es ist nur recht kompliziert. Ich mag es. Das Küssen. Ich weiß nicht, ob es nur das Küssen ist, oder ob es durch die Verbindung kommt, oder ob ich ihn mag. Also mehr als das, was ich jetzt fühle. Ich möchte mit ihm ins Bett. Ich weiß nur nicht, ob das auch von der Verbindung kommt. Shi-chan meinte zwar, dass ich genau das machen müsste, aber wirklich geholfen hat es mir nicht.“

„Moment. Shizuka-chan hat was?“

„Es…es war nicht wirklich der erste Kuss? Es war nur der erste außerhalb meiner Heatphase. Und trotzdem bin ich noch immer verunsichert. Mit allem. Es ist alles so neu und wieder auch nicht. Und ich glaube, deswegen will ich nicht mehr studieren.“

„Deswegen? Oder möchtest du nur einfach mehr Zeit mir deiner Familie verbringen? Ich weiß, dass ein Studium anstrengend sein kann, aber Arbeit auch. Möchtest du vielleicht einfach nur zu Hause bleiben und deine Familie um dich herum haben?“

„Ja, ich möchte mehr Zeit mit ihr verbringen, aber ich möchte nicht zu Hause bleiben. Ich drehe durch, wenn ich Hausmann wäre. Glaube ich.“

„Du warst doch die letzten Wochen nur zu Hause. War das wirklich so schlimm?“ Katsuya schüttelte den Kopf.

„Was ist dann der Grund? Ich habe dich noch nie so unschlüssig gesehen.“

„Wenn ich das wüsste. Ich mag es hier. Ich mag Seto. Aber ich will was machen. Ich will nicht abhängig von ihm sein. Und doch will ich es.“ Er ließ sich nach hinten auf seine Matratze fallen und starrte die Decke an. Ryuji seufzte nur auf.

„Du musst mit ihm reden und nicht mit mir. Es betrifft euch beide und ich kann sagen, egal was du machst, er wird hinter dir stehen. Und wenn du arbeiten willst, habe ich eventuell etwas für dich.“ Mit Schwung richtete sich der Blonde wieder auf und starrte den Schwarzhaarigen an.

„Du hast was für mich?“ Ryuji nickte.

„Was ist es?“ Ungeduld und ein neugieriges Glitzern, war in dem Blick von dem Blonden zu sehen.

„Mein Vater hat mir sein Café überschrieben und ich möchte ein weiteres eröffnen. Und dazu brauche ich Leute. Du hast Erfahrung darin und ich könnte was Gutes, für die Gesellschaft aufbauen. Ein Omega Café mit Rückzugsmöglichkeiten. Ein richtiges Omega Café.“

„Das würdest du machen wollen? Das ist ein ziemlicher Schritt. Besonders da du ein Alpha bist. Man würde dir einiges Vorwerfen.“

„Ich weiß und ich bin darauf vorbereitet. Aber nachdem du ein Omega bist und ich mitbekommen habe, wo du gearbeitet hast und was das Ziel war, war ich angewidert. Ich hätte nicht gedacht, dass einige noch immer nach diesem Modell hinleben. Das waren Zustände von vor 10 oder 20 Jahren. Außerdem muss die Gesellschaft sich ändern und warum sollte ich nicht den ersten Schritt machen? Oder zweiten, wenn man Kaiba betrachtet. Das er dich aufgenommen hat und keinen Alpha, oder weiteren Omega haben will, war auch schon sowas, wie ein kleiner Kulturschock. Japan hängt da sehr zurück. Die Staaten haben Omegas schon lange akzeptiert und einige haben sogar eine recht hohe Position. Hier fehlt das noch komplett.“

„Und das willst du mit so einer Aktion ändern. Ich…ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dazu sagen soll. Ich weiß auch nicht, ob ich die richtige Person dafür bin.“

„Überlege es dir und rede mit Kaiba. Er wird es verstehen und zusammen könnt ihr eine Lösung finden.“ Im Hintergrund war eine Klingel zuhören und Ryuji drehte seinen Kopf zur Seite.

„Schon so spät? Ich muss Schluss machen. Ich bekomme gerade Besuch“ Er grinste und Katsuya konnte nur den Kopf schütteln. Sie verabschiedeten sich schnell, dann wurde der Bildschirm dunkel. Katsuya beendete die App auf seinem Tablet und seufzend starrte er die Tür an. Er musste mit dem Brünetten reden, da führte kein Weg daran vorbei. Besonders, nachdem dieser einfach gegangen war.
 

~
 

Katsuya klopfte eine halbe Stunde später an die Tür des Büros und hörte nur ein Brummen als Antwort. Er versuchte die Tür zu öffnen, welche mit einem leisen klacken aufging, trat ein und blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte gedacht, dass der Brünette sich in die Arbeit stürzen würde. Doch dieser schien nichts getan zu haben und lag nun auf dem Sofa, in der hinteren, rechten Ecke des Raumes. Davor war eine fast leere Flasche Whiskey.

„Seto?“

„Hm?“ Angesprochener bewegte sich keinen Millimeter und starrte weiterhin die Decke an. Katsuya schloss die Tür hinter sich, drehte den Schlüssel herum und trat vorsichtig an das Sofa heran.

„Seto? Hast du die ganze Flasche leer getrunken?“

„Was wäre wenn?“ Die Stimme war gefasst und zeigte keinerlei Spuren, dass Alkohol im Spiel war.

„Hast du oder nicht?“ Katsuya stemmte seine Hände in die Hüfte und starrte auf den Brünetten hinunter.

„Nein, ich wollte zwar etwas trinken, aber ich habe die Lust verloren.“ Der Blonde seufzte erleichtert auf. Er wollte wirklich nicht, dass der Brünette sich betrank.

„Es tut mir leid wegen vorhin. Ich wollte dich nur ärgern.“

„Was du erfolgreich geschafft hast.“

„Und es tut mir leid!“ Seto setzte sich auf und zog den Blonden zu sich hinunter.

„Tut es das? Soll ich das erst einmal überprüfen, oder wirst du dann direkt verschwinden und zu Kujaku rennen? Immerhin ist sie dir ja so ähnlich und ein guter Alpha“ Seto knurrte und Katsuya spürte leichte Panik aufsteigen. Dann tat er das einzige, was ihm in dieser Situation einfiel. Er beugte sich weiter zu ihm und legte seine Lippen, auf die des anderen. Sofort zog Seto den Blonden auf sich und sie lagen zusammen auf dem Sofa. Seto strich mit seiner Zunge, über die Unterlippe des Blonden und dieser öffnete bereitwillig seinen Mund. Ihre Zunge kämpften miteinander, keiner gewillt den anderen gewinnen zulassen. Hände wanderten über den Körper des Blonden und dieser erzitterte leicht. Nach Luft schnappend, stützte sich Katsuya auf dem Sofa ab und brachte etwas Raum zwischen sie. Er atmete in kurzen Zügen, die Luft ein und sein Fokus legte sich dann auf den Brünetten. Dieser grinste ihn einfach nur an und eine Hand fuhr durch die blonden Haare.

„Wir sollten es nicht zu weit treiben.“ Ein weiter Kuss wurde zwischen den beiden ausgetauscht und Katsuya stöhnte leise auf.

„Katsuya, ich meinte es ernst. Wir sollten aufhören.“

„W-warum?“ Seine Stimme zitterte und er wollte nichts lieber, als sich dem Brünetten ganz hingeben.

„Du bist nicht du selbst. Du hast es wohl selber noch nicht bemerkt, aber deine Pheromone verteilen sich gerade komplett in meinem Büro. Wenn wir jetzt weitergehen, wird dieser Raum für uns beide gefährlich.“

„Wer ist wohl schuld daran, dass meine Pheromone sich verteilen?! Falls du es vergessen hast, du bist derjenige!“ Schmollend stieß sich Katsuya vollständig von dem Sofa ab und stand mit wackeligen Beinen auf. Seto setzte sich auf und seufzte nur.

„Ich habe es nicht vergessen. Aber wenn du nur durch deine Pheromone und Heatphase so wirst, ist es sinnlos.“

„Wie bitte? Hast du ‘nen Knall?! Du löst das bei mir alles aus! Ich kann dafür nichts. Also schieb die Schuld nicht auf andere!“

„Die Pheromone werden nur dann ausgelöst, wenn deine Heatphase sehr nahe ist. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass diese in ein oder zwei Tagen eintreffen wird.“

„Und warum hast du mich dann von Anfang an abgewiesen? Wenn es dir wirklich nur darum ging, dann wäre es vor 4 Wochen gegangen!“

„Und damit rechnen, dass du nur aus einer Laune heraus mit mir schlafen willst? Wie würdest du dich fühlen, wenn du der Initiant wärest und ich direkt mit dir ins Bett springen würde? Würdest du glauben, dass geschieht wegen den Gefühlen? Oder einfach nur, weil es der Situation entspringt?“ Katsuya schwieg, doch er konnte verstehen, was der Brünette meinte. Er hatte jeden anderen auch verweigert und das der Brünette so weit dachte, zeigte ihm, dass er ihm wichtig war.

„Ok. Ich…ich werde mich zusammenreißen“ Er grinste den anderen an und dieser nickte. Dann setzte sich Katsuya neben ihn und seufzte leise.
 

„Ich wollte sowieso mit dir reden. Ich habe nachgedacht.“

„Schon wieder?“ Leises Lachen war zu hören und Katsuya verdrehte nur die Augen.

„Ja, schon wieder. Wegen dem Studium. Ich…ich glaube, ich werde es abbrechen.“

„Was?!“ Geschockt drehte sich der CEO zu dem Blonden um. Dieser zog leicht den Kopf ein und nickte.

„Warum? Ich dachte, du wolltest unbedingt studieren, damit du Kindern helfen kannst?“

„Ja, schon. Aber ich bin im Moment einfach nicht Aufnahmefähig. Ich kann mich nicht konzentrieren. Du erinnerst dich, dass ich in zwei Vorlesungen war? Nichts ist hängen geblieben und die Unterlagen, die ich dazu habe, kapier ich nicht! Es ist, als wäre es alles in einer anderen Sprache geschrieben, die ich noch nie gesehen habe. Ich habe Spaß daran etwas zu machen, aber ich weiß, dass ich ohne ein Studium wahrscheinlich keine Chance habe. Und vergiss es direkt, ich werde nicht mit deinem Einfluss mir einen Job ergattern.“ Seto grinste leicht, denn er hatte wirklich kurz daran gedacht. Er wusste aber auch, dass der Blonde es niemals annehmen würde, weshalb er es direkt verworfen hatte.

„Ich weiß das. Aber ist es wirklich richtig, dein Studium deswegen hinzuschmeißen? Es zählt ja nicht nur für den Beruf, sondern generell. Für jeden sozialen Beruf kannst du dein Studium nutzen.“

„Das ist mir bewusst. Aber…keine Ahnung. Mir fällt einfach die Decke auf den Kopf.“ Katsuya warf seine Hände nach oben und ließ sich gegen die Lehne fallen.

„Wie wäre es, wenn du neben deinem Studium, einfach einen kleinen Beruf ausübst. So kannst du arbeiten gehen, hast was zu tun und dein Studium ist nicht nur lernen.“ Katsuya sah ihn skeptisch an. Es war für ihn noch immer unwirklich studieren zu gehen. Er war noch nie der Typ fürs Lernen gewesen, selbst in der High School hätte er wohl ohne Yugi und Anzu nichts auf die Reihe bekommen.

„Du solltest dein Studium nicht einfach so hinschmeißen. Es ist wichtig.“ Verwirrt blickte der andere zu dem CEO und bei Katsuya ging ein Licht auf.

„Du hast nie studiert?“ Ungläubig wurden die Augen größer, als der Brünette nickte.

„Aber…du hattest die Noten dafür. Bist sogar früher aus der Schule raus! Warum nicht?“

„Kannst du dir das nicht denken? Ich habe eine Firma die ich leite. Da brauche ich kein Studium. Außerdem wäre sämtlicher Stoff zu langweilig. Ich habe theoretisch mein Studium mit 14 abgeschlossen. Nur mit dem Unterschied, dass es keinen Beleg dazu gibt. Ein Nachteil von Gozaburos Erziehung.“

„Dann nimm es doch nach. Wenn du mir raten kannst, ein Studium zu machen, dann kannst du es doch auch einfach nachholen.“

„Ich habe dafür keine Zeit. Die Firma frisst schon verdammt viel davon und den Rest möchte ich mit meiner Familie verbringen und nicht noch ins Lernen investieren.“

„Aber ich soll es machen?“

„Bei dir wäre es was anderes. Du würdest nicht Vollzeit arbeiten, sondern nur Stundenweise. Dadurch hättest du Zeit übrig.“ Katsuya rutschte zu dem Brünetten ran und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Kurz verspannte sich dieser, dann lockerte er sich wieder.

„Ich wusste wirklich nicht, dass du so ein Familienmensch bist. Und dass du mich als wichtig erachtest.“

„Ich leite eine Spielefirma, warum sollte mir also das Konzept Familie nicht wichtig sein? Gerade dieses Konzept ist meine Haupteinnahmequelle. Außerdem war Familie mir schon immer wichtig. Ich habe früher alles für Mokuba getan, damit er es gut hatte. Nun sind halt zwei Personen dazugekommen. Und Ito wächst einem sehr schnell ans Herz.“ Seto murmelte noch etwas, doch Katsuya verstand nichts. Er brummte nur zustimmend zu und schloss die Augen.

„Ich habe dir noch gar nicht ‚danke‘ gesagt.“

„Danke? Wofür? Wegen den Reportern? Du gehörst zur Familie, ich sagte doch gerade, dass zwei Personen dazugekommen sind. Und meine Familienmitglieder werde ich beschützen.“

„Ja, auch dafür. Aber deswegen wollte ich es dir nicht sagen. Ich habe die Unterlagen von den letzten vier Jahren gesehen.“

„Du hast was? Wie kamst du da dran?“

„Mokuba erwähnte, dass du sämtliche wichtigen Unterlagen in einem Safe gelagert hast. Ito kannte den Code und ich habe mir einige Unterlagen angesehen. Deswegen danke. Du hast dadurch schon so viel getan und mir ist es nie aufgefallen. Ich dachte immer, ich hätte einfach besonders viel Glück. Nie habe ich eine Person dahinter vermutet, die mir helfen würde. Schon gar nicht du. Aber ich hätte es wissen müssen. Du bist immerhin Kaiba Seto! Du weißt über alles in deinem Umfeld Bescheid“ Wieder grinste der Blonde und Seto seufzte kurz auf.

„Bitte. Ich muss zwar jetzt den Code ändern und wir werden Ito testen lassen.“

„Testen?“ Seto blickte auf den Boden und zögerte. Er wusste, dass er einiges verschwiegen hatte. Nicht mal Mokuba wusste von einigen Sachen.

„Ja, testen. Ich weiß nicht, ob Ito betroffen ist. Sie zeigt kein typisches Verhaltensmuster auf und scheint normal zu sein.“

„Sie ist nicht ganz normal. Sie ist überdurchschnittliche intelligent. Und das hat sie eindeutig von dir.“ Seto seufzte wieder, dann zog er Katsuya näher an sich.

„Können wir einfach den Test machen? Es wird ihr nicht schaden, glaub mir. Es wird mir nur Erleichterung bringen.“ Kurz hielt er inne, dann schielte er auf den Blonden. Dieser beobachtete ihn genau.

„Eventuell auch zwei Tests? Ich war vor vier Wochen beim Arzt, weil der Verdacht bei mir auf Diabetes aufkam. Ich möchte nur sicher gehen, dass Ito vollkommen gesund ist.“ Etwas geschockt nickte der Blonde, dann drückte er den Brünetten.

„Natürlich. Aber ich kann dir versichern, dass alles in bester Ordnung ist.“

„Das hoffe ich."

Kapitel 22

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 23

Kapitel 22
 

„Alter, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Honda stand in der Tür zu seinem Appartement. Die anderen konnte der Blonde bereits hören und er drängte sich an dem Brünetten vorbei.

„Was mir über die Leber gelaufen ist? Das Omega sein!“, knurrte er und riss sich die Jacke vom Leib. Die Schuhe wurden achtlos liegen gelassen und er stapfte ins Wohnzimmer zu den anderen.

„Jou! Schön, dass du kommen konntest“, Yugi klopfte neben sich auf den Boden und der Blonde setzte sich. Er winselte leicht und verfluchte den CEO. Seine Heatphase war endlich verklungen, doch er fühlte sich erschöpfter als währenddessen.

„Alles in Ordnung?“ Anzu sah besorgt zu dem Blonden und dieser nickte nur.

„Er ist pissig, weil er ein Omega ist“, Honda stellte ihm etwas zu trinken hin – Cola – und setzte sich neben die junge Frau.

„Weil du ein Omega bist?“ erstaunt blickten ihn die anderen an.

„Das ist das erste Mal, dass ich das von dir höre?“, Ryuji zog eine Augenbraue nach oben und trank einen Schluck aus seinem Bier.

„Hat Kaiba was angestellt?“ Katsuya schwieg. Konnte er es ihnen sagen? Es war ihm noch immer so peinlich und er war ja auch mehr auf sich sauer. Er seufzte und trank einen Schluck aus seinem Glas. Dann verzog er das Gesicht.

„Alter, ernsthaft? Cola? Womit hab ich das verdient?“, er schob das Glas auf Seite und funkelte den Brünetten an.

„Ich wollte nur sicher sein. Nicht das du den nächsten Braten in der Röhre hast und Alkohol trinkst. Außerdem hat Kaiba uns ja gesagt, dass ihr beide nicht erreichbar wart, wegen deiner Heatphase“, er zuckte mit den Schultern und Katsuya ließ den Kopf auf den Tisch fallen. Die Gläser sprangen leicht in die Luft und Yugi tätschelte seinen Rücken.

„Als ob ich jetzt schon wieder Schwanger werden würde. Wir haben mit Ito schon genug zu tun, da kann ich nicht schon wieder ein Kind bekommen.“ Sie hatten darüber gesprochen und waren beide zu dem Entschluss gekommen, dass es besser wäre, wenn sie noch warten würden. Sie waren beide noch jung und wollten sich erst mal auf Ito konzentrieren. Besonders, da Katsuya das Angebot von Ryuji annehmen würde. Er drehte den Kopf, sodass sein Kinn auf der Tischplatte lag und sah zu dem Schwarzhaarigen.

„Ryuji? Ich nehm an.“ Überrascht blickten die Anwesenden zu dem Blonden und selbst der Angesprochene schien nicht direkt zu wissen, was der Blonde meinte. Dann machte es deutlich klick bei ihm und er grinste.

„Wirklich? Das ist ja super. Ich kann dir morgen einen Vertrag vorbeibringen und wir können den zusammen durchgehen, wenn du magst. Du kannst natürlich auch Kaiba drüber sehen lassen.“

„Ne, lass mal. Ich vertraue dir da. Aber ich werde Vollzeit bei dir Arbeiten.“

„Vollzeit? Was ist mit deinem Studium?“

„Kann uns mal bitte wer aufklären?“, Anzu blickte zwischen den beiden hin und her und die anderen beiden nickten.

„Ich werde bei Ryuji im Café arbeiten.“

„Das hast du doch schon während der Schulzeit gemacht.“

„Da war ich nur eine Aushilfskraft. Jetzt wird es Vollzeit werden. Und ja, ich schmeiß mein Studium hin. Ich komm mit dem Stoff schon klar und so, aber es ist nicht wirklich was für mich. Ich bin eher mehr fürs praktische“, er grinste und richtete sich wieder auf. Die anderen nickten zaghaft, schienen doch alle etwas verwundert, dass der Blonde sein Studium aufgab.

„Dann werde ich dir deinen Vertrag morgen vorbei bringen.“
 

~
 

Es war spät gestern geworden. Sie hatten aufgrund der Zusammenarbeit zwischen ihm und Ryuji gestern noch etwas gefeiert und es war recht viel Alkohol geflossen. Jetzt bereute er es so viel getrunken zu haben. Die Sonnenstrahlen blendeten ihn und murrend zog er sich sein Kissen über den Kopf. Zufrieden über die Dunkelheit, atmete er erleichtert ein und aus und stockte. Das war nicht sein Bett. Erschrocken richtete er sich auf und blickte um sich. Er war nicht in seinem Zimmer, sondern im Zimmer von Seto. Hatte er den Weg nicht gefunden und wurde von Seto hergebracht? Nein, er hätte ihn in sein Zimmer verfrachtet. Auch wenn sie sich näher gekommen waren, hatten sie ausgemacht, jeder ein eigenes Zimmer zu behalten. Erinnerungsfetzen drangen an die Oberfläche und er war sich sicher, dass er selber hier hingekommen war. Er hoffte nur, dass er den CEO nicht geweckt hatte und das dieser nichts dagegen hatte, dass er bei ihm geschlafen hatte. Katsuya seufzte und schwang seine Beine über die Bettkante. Vorsichtig stand er auf. Er sah sicherlich beschissen aus und eine Dusche sowie frisch geputzte Zähne hörten sich fantastisch an. Er trat ins angrenzende Badezimmer, putzte sich die Zähne ausgiebig und stand dann einige Minuten später unter dem lauwarmen Wasserstrahl der Dusche. Er seufzte wohlig auf und ließ das Wasser seinen Körper hinunterlaufen. So sehr er auch das Trinken im Nachhinein bereute, umso mehr freute er sich über diese Dusche.

„Du bist also wach“, ertönte plötzlich Setos Stimme hinter ihm. Erschrocken zuckte er zusammen, wirbelte herum und verlor das Gleichgewicht. Mit Mühe konnte er sich aufrecht halten und funkelte den anderen wütend an.

„Mach nächstes Mal auf dich aufmerksam! Ich hätte mir das Genick brechen können.“

„Ich habe nach dir gerufen und geklopft. Wenn du zu sehr in Gedanken vertieft bist, kann ich auch nichts dafür. Und wenn du den Alkohol nicht vertragen kannst, dann lass ihn das nächste mal weg.“ Schuldbewusst blickte der Blonde zu Boden.

„Otogi ist da. Wir warten unten im Wohnzimmer auf dich.“ Damit verschwand der Brünette wieder und Katsuya winselte leicht auf. Er hatte einen Streit nicht gewollt und doch schien es so, als ob sie einen hätten. Ja, er hätte ihn nicht anmeckern müssen, doch er hatte sich eben erschrocken. Und was konnte er denn dafür, wenn sie es feierten, was Ryuji geplant hatte? Katsuya schnaubte. Er hatte ja gedacht, dass es zwischen den beiden endlich gut war, doch anscheinend hatte er sich geirrt. Ausgerechnet jetzt, wo er sich seiner Gefühle doch sicher war! Er hatte ja nicht Monate damit verbracht, herauszufinden ob er den Brünetten wirklich mochte. Er drehte das Wasser ab und stapfte aus der Dusche. Abgetrocknet trat er wieder in das Schlafzimmer und sah auf seine Kleider hinunter. Er wollte sie eigentlich nicht anziehen, aber er musste. Zumindest bis er in seinem Zimmer war, dann konnte er sich frische Kleider anziehen. Aus den Augenwinkeln sah er den Kleiderschrank von Seto und sein Herz hüpfte kurz. Er könnte auch Kleidung von dem anderen anziehen. Er hatte schon frühzeitig gemerkt, dass er das Klischee des ‚Nestbaus‘ voll ausschöpfte. Damals hatte er sich Anzüge gekauft, die denen ähnlich sahen, die der Brünette anhatte. Jetzt schnappte er sich alles, was nach ihm roch. Bevor er es registrierte hatte er auch schon einen Rollkragenpullover von Seto an. Er war weich und roch definitiv nach diesem. Wohlig seufzte der Blonde auf und griff sich eine Unterhose. Sie saß etwas eng an, doch es machte ihm nichts. Die Hose war da ein ganz anderes Problem. Sie passte an der Hüfte, doch war sie viel zu lang.

„Wie kann man nur so lange Beine haben?“, murmelte Katsuya während er die Beine ein wenig umschlug. Zum Glück musste er das nicht an den Ärmeln machen, sonst hätte er sich wie ein Kind gefühlt, dass verkleiden mit der Kleidung seiner Eltern spielte. Die Jeans war grau und Katsuya wunderte sich, dass der Brünette generell so etwas besaß. Er hatte ihn noch nie in einer normalen Hose gesehen. Mittlerweile wusste er bereits anhand der Anzüge, was bei dem Anderen anstand. Auch die Farben wunderten ihn. Grau und Rot. So gar nicht passend zu dem Brünetten, doch vielleicht irrte sich der Blonde auch. Oder…oder diese Kleider gehörten einer anderen Person und hängen einfach schon zu lange in dem Kleiderschrank, sodass sie den Geruch des anderen angenommen hatten. Vehement schüttelte der Blonde den Kopf. Nur nicht daran denken. Jetzt eine Eifersuchtsattacke zu bekommen, wäre nicht vorteilhaft.
 

Katsuya fand die beiden CEOs, wie Seto gesagt hatte, im Wohnzimmer. Sie unterhielten sich und Katsuya konnte von der Tür aus sehen, dass der Brünette den Vertrag begutachtete. Ryuji bemerkte den Blonden als erstes und grinste schief.

„Da ist ja Dornröschen. Ausgeschlafen?“

„Warum siehst du so aus, als ob du nichts getrunken hast? Du hast sogar mehr getrunken als ich und ich fühl mich scheiße. Und Neujahr hast du auch nicht gut verkraftet!“

„Da hab ich zu viel gemischt getrunken.“ Er lachte kurz, dann blickte er den Brünetten an.

„Und? Alles zu deiner Zufriedenheit?“ Seto blickte kurz auf, nickte und blickte dann wieder auf den Vertrag. Katsuya setzte sich neben ihn und lehnte sich zurück. Sie schwiegen und nur das rascheln des Vertrages war immer mal wieder zu hören. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, legte Seto den Vertrag auf den Tisch und blickte Katsuya an.

„Und du willst das wirklich machen?“ Verwirrt richtete sich der Angesprochene auf.

„Ja, aber warum fragst du? Also warum fragst du jetzt?“

„Warum sollte ich nicht fragen? Jetzt ist noch der Moment, in dem du ablehnen kannst. Sobald deine Unterschrift drauf ist, wäre es nur feige einen Rückzieher zu machen. Und wenn du dir nicht sicher bist, solltest du es auch bleiben lassen.“

„Ich bin mir sicher! Kannst du mir da nicht einfach vertrauen?“, leicht eingeschnappte nahm er den Kugelschreiber in die Hand, unterschrieb und setzte dann seinen Stempel daneben.

„So, damit ist es offiziell. Wann soll ich morgen anfangen?“

„Wenn es dir nichts ausmacht, um 8 Uhr. Allerdings ist das Café, in welchem du arbeiten wirst, noch eine reine Baustelle. Ich würde aber gerne mit dir einige andere Dinge besprechen.“ Katsuya nickte und Ryuji stand zufrieden auf.

„Dann sehen wir uns morgen früh.“ Er verabschiedete sich und ließ die beiden alleine.

„Ich bekomme wohl noch immer keine Antwort von dir?“, der Brünette musste sich zusammen nicht zu Grinsen. Er wusste, dass es gemein war, doch er konnte es einfach nicht lassen.

„Du weißt ganz genau, dass ich keine Ahnung habe, was du meinst! Wenn du mir endlich sagen würdest, auf was du eine Antwort willst, dann kann ich dir deine Antwort geben.“ Katsuya verschränkte die Arme und starrte den anderen eindringlich an. Dieser seufzte gespielt und drehte sich dann um.

„Ich werde Ito zu ihrer Freundin fahren. Die Tasche ist gepackt?“

„Bitte was?“ Verwirrt ließ er die Arme sinken, dann fiel es ihm wieder ein. Heute sollte Ito das erste Mal alleine bei einer Freundin schlafen!

„Ich…ich glaub, ich hab die Tasche gestern schon gepackt.“ Er war sich allerdings nicht so sicher. Diesmal seufzte der CEO wirklich auf und ging dann in das Zimmer von Ito. Katsuya wollte ihm folgen, entschied sich aber dagegen. Er hatte das Gefühl, dass sie etwas Abstand brauchten. Auch wenn es nur für den heutigen Tag sein sollte. Stattdessen überlegte er, was er zu Essen machen konnte. Es wäre der erste richtige Abend, an dem nur sie beide da sein würden. Es könnte ein romantisches Essen im Garten werden. Oder einfach nur in der Küche. Sie könnten sich auch einen Film anschauen! Ideen über Ideen sprangen durch seine Gedanken und beinahe hätte er den Brünetten wieder nicht gehört.

„Wir fahren jetzt.“ Ito strahlte über ihr ganzes Gesicht und wippte aufgeregt hin und her. Katsuya lächelte sie an und erklärte ihr ausgiebig auf was sie alles achten sollte. Dann gab er ihr noch einen Kuss auf die Wange und sah ihr dann dabei zu, wie sie sich ihre Schuhe anzog. Kaum zu glauben, dass sie bald in die Schule gehen würde. Katsuya spürte ein leichtes Ziehen und wie sein Herz kurz aussetzte. Hatte er doch Trennungsängste?

„Alles in Ordnung?“ Erschrocken zuckte er zusammen als er die Stimme des anderen hörte und die Hand auf seiner Schulter spürte.

„J-ja. Alles in Ordnung“, peinlich berührt wandte er leicht den Blick ab und spürte, wie er rot wurde.

„Ich werde noch in die Firma fahren, wenn dir das nichts ausmacht.“

„Was?!“, sein Blick huschte zu dem CEO.

„Warum? Du hast noch nie samstags gearbeitet!“, er spürte wie sich dieses seltsame Gefühl verstärkte.

„Natürlich habe ich schon samstags gearbeitet. Nur ist das schon etwas länger her. Es wird auch nicht lange sein, vielleicht ein oder zwei Stunden.“ Er gab dem Blonden einen kurzen Kuss, dann verabschiedete er sich und verließ das Haus mit Ito. Katsuya musste unbedingt auf andere Gedanken kommen. Doch wusste er nicht wie. Dann kam ihm eine Idee. Er eilte auf sein Zimmer, kramte seine Badehose heraus und packte sich eine kleine Tasche. Er würde etwas schwimmen gehen.
 

~
 

Seto bedankte sich noch einmal bei den Eltern der Freundin und verbeugte sich. Dann stieg er wieder ins Auto ein und fuhr los. Jedoch nicht zu seiner Firma wie er es Katsuya gesagt hatte. Gedankenverloren fuhr er die Strecke ab, hielt an Ampeln an, fuhr weiter und bog auf den Parkplatz ein. Dort stellte er den Wagen in einer Parklücke ab. Doch aussteigen konnte er noch nicht. Er fühlte sich, als wäre er mit dem Sitz verwachsen. Sie hatten nur per Post die Ergebnisse von Ito bekommen und nachdem Katsuya angedeutet hatte, dass seine Krankheit nur von Gozaburo aus kam, hatte er sich selber noch mal testen lassen. Sein Arzt hatte ihm direkt gesagt, dass es sich um eine Falschdiagnose gehandelt hatte, was ihn erleichterte. Er hatte einige Ticks, doch sie waren nicht wegen einer Krankheit entstanden, sondern weil er es so wollte. Doch das wichtigste Ergebnis stand noch aus und nun war er hier auf dem Parkplatz. Langsam löste er den Sicherheitsgurt, öffnete die Tür und stieg aus. Die Tür schloss er, schloss den Wagen ab und lehnte sich an diesen. Er kam sich noch nie so feige vor wie jetzt. Nein, das letzte Mal, als er so feige war, war schon Jahre her. Er verdrängte die Bilder, die versuchten hoch zu kommen. Sie hatten sich vertragen, sich ausgesprochen. Alles war gut. Seto straffte die Schultern und trat mit festen Schritt auf die Klinik zu. Es würde ihm nichts bringen, draußen stehen zu bleiben.

„Kaiba-sama! Wie schön sie zu sehen. Dr. Sanada-san ist sofort für Sie da. Bitte nehmen Sie doch noch ein paar Minuten im Wartezimmer platz.“ Die Arzthelferin stand eilig von ihrem Stuhl auf, wies auf den kleinen Wartebereich und eilte den Gang entlang. Seto setzte sich und blätterte in einer der Zeitungen.

„Kaiba-sama. Wie schön Sie zu sehen.“ Dr. Sanada war ein älterer Mann mit Brille und angegrautem Haar. Seto stand auf und verbeugte sich kurz.

„Sanada-san. Ich hoffe, die Ergebnisse sind zufriedenstellend?“, Seto hatte seinen Geschäftston aufgelegt. Er wollte die gesamten Fakten haben und nicht darum herum reden.

„Zufriedenstellend? Kommt darauf an, wie Sie eingestellt sind. Aber lassen Sie und lieber in eines der Zimmer gehen.“ Er wies auf eine der Türen an und Seto trat hinter dem Mann durch diese durch. Das Zimmer bestand nur aus einem Schreibtisch, Aktenschränke und zwei Stühlen vor dem Schreibtisch. Sanada setzte sich auf den Schreibtischstuhl und zog eine Akte zu sich, bevor er sie aufschlug. Seto konnte seinen Namen lesen, doch der Rest war für ihn unverständlich.

„Also? Was können Sie mir jetzt sagen?“, er mochte es nicht, dass er so Neugierig klingen musste, doch das der Arzt so lange schwieg gefiel ihm nicht.

„Wir hatten uns ja beim letzten Mal darüber unterhalten, dass sie den Test für Asperger wiederholen wollten und dieser ist, wie Ihnen ja bekannt ist, negativ ausgefallen.“

„Ich bin nicht hier, um über vergangenes zu reden. Ich möchte das Ergebnis haben, damit ich wieder fahren kann. Ich habe meinem Partner gesagt, dass ich bald wieder da bin und das hier hält mich nur auf“, unterbrach er den Arzt direkt und funkelte ihn leicht genervt an.

„Natürlich. Dann komme ich direkt zum Punkt. Das Ergebnis ist positiv ausgefallen. Sie haben Diabetes, jedoch kann dies auch nur mit den Medikamenten zu tun haben. Ich rate Ihnen, diese erst einmal nicht zu nutzen. Im besten Fall verschwindet das Diabetes wieder, im schlimmsten bleibt es.“

„In Ordnung. Sagen Sie mir jetzt nur, warum es so lange gedauert hat, mir dieses Ergebnis mitzuteilen!“, Setos Gesicht verfinsterte sich. Die Nachricht von Itos Untersuchungen hatten sie immerhin schon vor mehreren Tagen bekommen und seine erst jetzt?

„Kaiba-sama, Sie haben Ihr Ergebnis jetzt doch bekommen.“

„Und man hatte mir versichert, dass ich es innerhalb von ein paar Tagen bekommen werde. Per Post. Stattdessen ist über eine Woche her und ich musste her kommen. An einem Wochenende. Sie wissen, dass ich Familie habe und diese musste ich nun links liegen lassen, damit ich hier ein Gespräch von 5 Minuten mit Ihnen führen muss.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte den Arzt an. Dieser zuckte leicht zusammen, versuchte dies aber mit einer Gelassenheit zu überspielen.

„Natürlich Kaiba-sama. Es tut mir auch Leid, dass Sie den Weg hier her auf sich nehmen mussten. Doch es war mir lieber, es Ihnen persönlich zu sagen. Außerdem wollte ich mit Ihnen einige mögliche Veränderungen ansprechen. Nicht jeder weiß, wie er oder sie das Leben umstellen muss, wenn die Diagnose Diabetes heißt.“ Seto schnaubte und stand dann auf.

„Darüber informieren kann ich mich auch selber. Guten Tag“, er rauschte aus dem Zimmer und dann aus der Klinik hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Was fiel diesem Arzt auch bitte ein? Erst verzögert er die Bekanntgabe des Ergebnisses und dann meint er, ihm zu sagen wie er leben soll. Wieder schnaubte er, bevor er sich hinter das Steuer setzte. Und für das war er hier her gefahren und hatte Katsuya belogen. Bei dem Gedanken den Blonden belogen zu haben, machte sich ein leichtes Schuldgefühl in ihm breit, doch er schob die Gedanken schnell beiseite. Was er jetzt wollte, war tatsächlich Arbeiten. Doch er würde nicht in der Firma arbeiten, denn wenn er dies jetzt tat, würde er die Zeit vergessen. Und er hatte Mokuba schon früher versprochen, wenn er am Wochenende arbeiten würde, es nur noch von Zuhause zu machen. Er startete den Wagen und machte sich auf den Weg nach Hause.
 

~
 

Katsuya grinste leicht, als er vor dem Hallenbad stand. Schnell bezahlte er den Eintritt, ging Richtung Umkleidekabinen und blieb verdutzt stehen. Das Schwimmbad war vor circa einem Jahr geschlossen worden, damit Umbauarbeiten stattfinden konnten, doch was darauf hervorkam, hatte der Blonde nie angeschaut. Er hatte das Schwimmen auch eher schleifen lassen, nachdem Ito nicht mehr so viel schwimmen gehen wollte. Er hatte noch immer das Gefühl, dass da was im Busch war, jedoch hatte das Mädchen nie etwas gesagt und er wollte sie auch nicht drängen. Nun stand er jedoch vor der Umkleide der Männer und ihm entgegen prangten die Zeichen für Alpha und Beta entgegen. Verwirrt blickte er sich und zögerte. Domino war zwar eine Kleinstadt und viele hatten ihn im Fernsehen gesehen, aber sicherlich nicht alle. Er machte einen zögerlichen Schritt auf die Tür zu.

„Hey!“ Er zuckte zusammen und blickte über die Schulter. Hinter ihm eilte ein muskelbepackter Mann entgegen, der anscheinend Bademeister hier war.

„Du hast wohl das Schild nicht richtig gelesen, was?“, er grinste selbstgefällig und packte den Blonden grob am Oberarm. Doch so leicht ließ sich der Blonde nicht herumkommandieren und riss sich los.

„Was soll der Mist? Erst werde ich einfach gedutzt und dann herumgezogen? Springt man neuerdings so mit den Kunden um?“, trotzdem reckte er das Kinn nach oben und machte einen Schritt nach hinten.

„Ach, soll ich jetzt auch noch mit jedem verdammten Omega höflich umgehen? Tja, wenn du dich direkt an die Regeln halten würdest, dann würde ich auch den nötigen Respekt an den Tag legen. Omegas haben hier nichts mehr zu suchen. Die können das Schwimmbad in der Nähe des Hafens nutzen.“

„In der Nähe des Hafens?! Das ist eine knappe Stunde von hier entfernt!“ Entsetzt blickte er den Mann an, der nur mit den Schultern zuckte.

„Hab ich mir nicht ausgesucht. Jetzt verschwinde besser, bevor dich noch andere sehen. Hab keinen Bock, dass hier eine Gruppenvergewaltigung stattfindet“, erstaunlich, wie der Bademeister plötzlich freundlicher wurde.

„Bekomm ich wenigstens mein Geld wieder?“

„Von mir aus. Hauptsache, ich muss dich nicht vor anderen Alphas schützen. Darauf hab ich ehrlich gesagt keine Lust und dafür werde ich auch nicht bezahlt.“ Katsuya schüttelte nur den Kopf. Er war leicht angewidert, doch konnte er ihn auch verstehen. Einige Alphas nahmen es anderen übel, wenn sie sich zwischen sich und einem Omega stellen. Ihm war nun auch gründlich die Lust am Schwimmen vergangen, weshalb er sich wieder auf den Weg nach Hause machte. Auf dem Weg nach draußen kamen ihm zwei halbstarke entgegen, die ihn angrinsten, dann kurz was tuschelten, nur um lautstark zu lachen anzufangen. Katsuya legte einen Zahn zu und war sogar froh, als er auf die belebte Straße wieder trat.


Nachwort zu diesem Kapitel:
MMORPG: Massive Multiplayer Online Role-Playing Game (Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspiel)
O-Kyaku-sama: Höfliche Anrede für Kunden
Micropayments: Transaktionen innerhalb eines Spieles mit Echtgeld
Kabuki: japanisches Theater mit Gesang, Pantomime und Tanz
Nomikai: soziales Zusammentreffen von Mitarbeitern und Chefs einer Firma, meist um einen wichtigen Abschnitt zu feiern, der abgeschlossen wurde
Izakaya: japanischer Begriff für Kneipe
Thiazid-Diuretika: Medikament um Bluthochdruck zu senken
Ojama Shimasu: Satz, den man sagt, wenn man eine fremde Wohnung bzw. Haus betritt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (101)
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Von:  mor
2022-08-12T17:36:37+00:00 12.08.2022 19:36
die fortsetzung ist sehr gut geworden und ich freue mich schon sehr auf das nächste kappitel
Von:  kurai_hana
2022-08-11T15:07:15+00:00 11.08.2022 17:07
Hallo erstmal,

Hab die FF vor 2 Tagen entdeckt und musste sie gleich bis hierhin durchsuchten ;)
Hab mich echt verguckt, dachte die Story wäre schon abgeschlossen... Man jetzt ärger ich mich richtig >.< sie ist wirklich spannend und in der Richtung hab ich noch nichts gelesen *.*

Ich hoffe sehr, dass du die FF noch nicht abgeschrieben hast und es bald weitergeht!!! Ich hab schon mal mit dem beten angefangen;)

Ich hoffe, nein bete, bald was von dir zu hören bzw zu lesen ^____^

Also auf bald :-*
Antwort von:  Tsumikara
18.02.2023 18:41
Hey, vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Tatsächlich ist die Story noch nicht abgeschrieben und ich versuche derzeit weiterzuschreiben. Letztes Jahr war für mich recht turbulent, weshalb es nicht weiter ging. Aber keine Sorge, ich bin dran ^^
Von:  Akikou_Tsukishima
2021-12-22T20:32:28+00:00 22.12.2021 21:32
Wow, echt krasse story


Ich freue mich auf weitere Kapitel.
Von:  Shiasa
2021-10-25T17:31:12+00:00 25.10.2021 19:31
Sooo, hab ich mir heute die ganze Fanfic bis hier her reingezogen :3 geile Sache.
Ich liebe deinen Schreibstil, so easy und flüssig zu lesen.
Ich hoffe doch wirklich sehr, bald wieder was von dir zu lesen. Very delicious <3

Mit aller besten Grüßen
Shiasa
Von:  Alistor
2021-09-13T06:55:51+00:00 13.09.2021 08:55
Ich bin mir ziemlich sicher, dass in Setos Schrank schon die Klamotten von Katsuya hängen

Ich glaube bei den beiden wird uns noch so einiges überraschen. Seto darf seinen Mann aber ruhig ein bisschen mehr ärgern
Fies dass sie die Omegas trennen von den anderen
Seto sollte ein eigenes für Omegas bauen lassen, was zentral liegt
Von:  Neko20
2021-09-12T16:14:21+00:00 12.09.2021 18:14
Ein sehr aufschlussreiches Kapitel.
Ich bin sehr gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen Seto und Katsuya weiterentwickelt. Hat er eigentlich schon gemerkt, dass Seto den Biss erneuert hat?
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Kapitel.
Wünsche dir einen schönen Abend.
LG Neko20
Von:  isy
2021-04-13T12:50:52+00:00 13.04.2021 14:50
ooooh ich freu mich so mega das es weiter geht! normaler weise lese ich mehr auf FF und das war gerade nur zufall das ich das neue Kapitel entdeckt habe aber umso happier bin ich gerade! und ich kann @Alistor nur zustimmen wirklich schade das er es nicht mehr mitbekommen hat. Aber bei einem solchen Gefühls und Lusttaumel auch kaum verwunderlich. Bin jetzt schon gespannt wies weiter geht!!!
Von:  Alistor
2021-04-11T08:46:45+00:00 11.04.2021 10:46
Wie ich dir schon gesagt habe, schade, dass Katsuya das nicht mitbekommen hat, dass Seto "Ich liebe dich!" gesagt hat. Aber ja....ENDLICH! Endlich ist er ganz und gar Setos Mann. Hat lange gedauert, aber so wie Katsuya am Anfang, als er ihm Ito vorgestellt hatte, reagiert hat, musste dieser lange Weg sein. Du hast sowas einfach drauf. Danke für dieses wunderbare Kapitel voller wahrer Liebe. Das war Balsam für meine Seele.
Ich bin gespannt, ob es nach dieser Nacht schon mit einer neuen Schwangerschaft funktioniert hat, oder sie noch ein paar mal mehr so heißen Sex haben. Aber beim ersten Mal hat es ja auch schon so geklappt.
Und was wird Ito sagen, wenn sie plötzlich eine große Schwester wird? Heiraten die beiden irgendwann?
Ich kann es kaum erwarten, bis du mir wieder ein Kapitel zum Beta lesen schickst. <3
Antwort von:  Tsumikara
11.04.2021 12:29
Ja, aber das war geplant. Also, dass Katsuya es nicht mitbekommt. Ich habe da schon eine Idee für. Es musste aber auch lange dauern, bis die beiden so weit waren. Es wäre nicht richtig gewesen, wenn die beiden so schnell zusammen kämen. Dafür hat sich das warten aber gelohnt!
Was noch alles passieren wird, wirst du ja als erstes lesen :)
Von:  Neko20
2021-04-11T07:01:34+00:00 11.04.2021 09:01
Toll, dass es weitergeht!
Das Kapitel ist soooo schön! Es war trotzdem gut, dass sich die beiden mit diesem Schritt Zeit gelassen haben. Du hast das so toll geschrieben.
Bin sehr gespannt, wie Katsuya darauf reagiert, dass Seto den Biss erneuert hat. Es war ja diesmal eine bewusste Entscheidung, die zeigt, wie wichtig ihm Katsuya ist und wie sehr er ihn liebt. Ich glaube das Thema Familienplanung wird nochmal zur Sprache kommen.
Hoffe, es geht schnell weiter. Dieses Kapitel endet an einer sehr spannenden Stelle.
Wünsche dir einen schönen Tag.
LG Neko20
Antwort von:  Tsumikara
11.04.2021 12:27
Vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich, dass es gut ankam :) Ich werde zum Thema Familienplanung nur so viel sagen: Ich habe da schon was im Hinterkopf ;)
Ich hoffe auch, dass es schnell weiter geht, kann es aber nicht garantieren v.v
Von:  CharlieBlade1901
2021-04-10T20:12:01+00:00 10.04.2021 22:12
Charlie: „MA NA ENDLICH. Scheiße es wurde Zeit.“
Yugi: „Aber echt.“
Bakura: „Kommen wir zum geschäftlichen.“
Charlie: „Stimmt Serenity du hast den Pott aufbewahrt, wer hatte April?“
Serenity: „Ich, Bakura und Mokiba.“
Seto: „Ihr schließt Wetten drüber ab, ob wir uns unsere Liebe gestehen.“
Charlie: „Nein nicht ob, wann. Ich hatte mai. Hättet ihr nicht noch einen Monat warten können?“
Seto: „Fick dich. Moment wie viel war im Topf.“
Charlie: „Äääähhmmm etwas mehr als 3500. verdammt.“
Serenity: „Sieh es positiv neues Video für YouTube.“
Charlie: „Na wenigstens etwas positives. Egal genießt es nächstes mal gewinne ich.“
Antwort von:  Tsumikara
11.04.2021 12:26
Erst einmal: Vielen Dank für deinen Kommentar. Und ja, ich weiß, es wurde langsam wirklich Zeit^^''
Deute beim nächsten Mal einfach nur kurz was an, dann schau ich, dass du gewinnst ;)


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