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Tranquility

Yuki x Shindou
von

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Tranquility

Shindous rote Wangen waren kein seltener Anblick.

Als Yuki sie am Vorabend des Aufbruchs nach Hakone im flackernden Licht der ausgedienten Glühbirne im ersten Stock – hatte nicht Nico-chan-senpai versprochen, sie zu wechseln? – erblickte, kroch ein unangenehmer Schauer seine Wirbelsäule hinab, der an den ersten Schnee im Herbst erinnerte, welcher einen überraschte, wenn man nicht mehr als eine dünne Jacke trug.

Yuki öffnete den Mund, um die offensichtliche Frage zu stellen, doch Shindou taumelte nicht und trug auch nicht das glückselige Lächeln auf den Lippen, für dessen Werbeeffizienz ihm sämtliche Alkoholproduzenten bezahlen sollten. Stattdessen erhaschte er einen Blick auf das verschlossene, besorgte Gesicht Shindous, das sich jedoch sofort veränderte, kaum dass er Yukis Anwesenheit bemerkte. Er war nicht betrunken. Shindou lächelte so sanft und zuvorkommend wie immer und zum ersten Mal drehte es Yuki den Magen um, weil es aufgesetzt wirkte.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, erkundigte sich Shindou und machte keine Anstalten, sich an Yuki vorbeizuschieben. Er wahrte einen Sicherheitsabstand, der sich unnatürlich anfühlte und Yuki skeptisch die Stirn runzeln ließ.

„Ich wette, das halbe Haus schläft nicht“, erwiderte Yuki schnaufend, auch wenn sein Blick weiterhin argwöhnisch die freundlichen Gesichtszüge studierte. Er machte sich nichts vor – es war kein sechster Sinn, sofort eine Lüge von der Wahrheit unterscheiden zu können, mit dem Jurastudenten gerne prahlten, der ihn erkennen ließ, dass Shindou mit allen Mitteln versuchte, von sich selbst abzulenken. Für diese Feststellung brauchte man nur Augen im Kopf. Und Yuki hatte sogar zusätzlich noch eine frisch geputzte Brille.

„Ich wollte mir nur ein Glas Wasser holen“, erklärte Shindou und deutete auf die Treppe, zu deren Zugang ihm der Weg versperrt wurde.

Yuki hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Er hatte genug von diesem Schauspiel – vielleicht hatte er aber auch nur genug von dem übelkeitserregenden Gefühl in seiner Bauchgegend. Die Vorahnung, die er nicht wahrhaben wollte, würde ihm keine Ruhe lassen, egal wie gern er sie ignoriert hätte. Die Fakten, die Yuki normalerweise so mochte, waren skrupellos und unnachgiebig.

Entschieden trat er auf Shindou zu, reduzierte den Abstand auf ein akzeptables Minimum und presste bitter die Lippen aufeinander, als er sah, wie Shindou zurückweichen wollte. Er war jedoch nicht schnell genug. Eine von Yukis Händen lang bereits im nächsten Moment auf Shindous Schulter und die andere auf seiner Stirn.

Die Haut war warm. Viel zu warm.

Langsam, als müsste sein Gehirn die erschütternde Bestätigung seiner Sorgen zunächst verarbeiten, weiteten sich Yukis Augen.

„Du –“, setzte er an und stockte.

„Alles in Ordnung“, versuchte Shindou ihn zu beruhigen, doch der dezente Unterton in seiner Stimme drückte die Panik aus, die Yuki fühlte.

„Verdammt, Shindou…“ Die Luft, von der er nicht gewusst hatte, dass er sie anhielt, stieß Yuki geräuschvoll aus.

„Yuki-san, bitte“, murmelte Shindou im nächsten Moment und seine Finger schlossen sich flehend um Yukis Handgelenk. Dieser wusste bereits, worum Shindou ihn bitten wollte, noch bevor er es überhaupt aussprach. „Sag es den anderen nicht.“

„Das kann ich nicht versprechen“, protestierte Yuki, der in Gedanken bereits an Haijis Zimmertür klopfte.

Traurig und schuldbewusst schlug Shindou die müden Augenlider nieder, was Yukis Gewissensbisse auf den Plan rief, doch er konnte die Neuigkeit über Shindous Gesundheitszustand unmöglich für sich behalten. Die Gründe waren endlos und keinen davon musste er wirklich aussprechen. Shindou waren sie alle auch schon durch den Kopf gegangen – sein Schweigen sprach Bände darüber.

„Geh dich hinlegen“, wies Yuki ihn behutsam an. „Ich hol dir ein Glas Wasser.“ Er verscheuchte den geknickten Shindou zurück in sein Zimmer, ehe er sich mit wild klopfendem Herzen abwandte und die Treppen, seltsam betäubt, hinunter stieg.

Sein Handy aus der Hosentasche fischend, schrieb Yuki dem restlichen Team eine knappe Nachricht.
 

Küche, jetzt. Notfall.
 

Es dauerte keine halbe Minute, da ertönte im gesamten Haus das Knarren von aufgehenden Zimmertüren.

Yuki hätte sich am liebsten übergeben.
 

***
 

Leise schloss Yuki die Tür hinter sich. In der Hand hielt er bereits das dritte Glas Wasser, das er Shindou brachte. Er könnte sich den Weg sparen und gleich zwei ganze Flaschen nach oben bringen, doch er tat es nicht. In die Küche zu gehen war die einzige Tätigkeit, durch die er sich nützlich fühlen konnte. Nichts anderes konnte er für Shindou tun.

Im Schneidersitz ließ er sich neben dem Futon nieder, auf dem sich Shindou zusammengerollt hatte. Ein trockener Husten riss ihn immer wieder aus dem Halbschlaf, gönnte ihm nicht die Ruhe, die er dringend brauchte.

Schweigend stellte Yuki das Glas auf dem Boden ab und tunkte seine Finger in die Schüssel voll Wasser, die er für die kühlen Umschläge verwendete. Es war bereits wieder lauwarm, dabei hatte er den Lappen erst zweimal gewechselt.

Es war bereits mitten in der Nacht und doch war er sich nun absolut sicher, dass niemand schlief. Haiji hatte darum gebeten, mit Shindou unter vier Augen zu sprechen und Yuki war völlig klar, wie das Endergebnis dieses Gesprächs ausgesehen hatte – die Tatsache, dass Haiji sie danach alle ausdrücklich zurück ins Bett geschickt hatte, reichte aus, um die nötigen Schlüsse zu ziehen.

„Mach dir keine Sorgen, Yuki-san.“

Die kratzige, schwache Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. In jeder anderen Situation hätte er einen trockenen oder neckenden Kommentar abgelassen, doch seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an.

„Ich werde morgen rennen“, fuhr Shindou ruhig fort und obwohl Yuki es längst geahnt hatte, überraschte ihn die Intensität seiner Angst vor diesem Entschluss, der nicht einmal der seine war. Vor einigen Monaten noch hätte er den Kopf geschüttelt und nicht an Worten gespart, um Shindou seine Leichtsinnigkeit vor Augen zu führen, doch jetzt… konnte ein winziger Teil von ihm es verstehen.

Der gekrümmte, bebende Körper vor ihm wirkte so zerbrechlich wie Glas, doch in den fiebrig glänzenden Augen, die er in der Dunkelheit nur schemenhaft sah, erkannte er den eisernen Willen, den Shindou besaß. Es war ihm nie aufgefallen, wie standhaft seine Ruhe war, wie unnachgiebig seine Sanftheit, wie kraftvoll seine Zurückhaltung.

„Ich weiß“, murmelte Yuki leise. Haiji hatte die Bürde der Zustimmung auf sich genommen, aber die Verantwortung trugen sie alle. „Hat er versucht dich umzustimmen?“

Shindou hustete erneut und richtete sich ein wenig auf. Instinktiv reichte Yuki ihm das Trinkglas.

„Er hätte es nicht geschafft“, antwortete Shindou vage. Seine Stimme wurde vom Mundschutz gedämpft, doch sie klang dennoch etwas kräftiger als zuvor. „Also mach dir bitte keine Sorgen, Yuki-san.“

„Es bringt wirklich nichts, wenn du das immer wieder wiederholst, weißt du?“, merkte Yuki an und stieß ein übertrieben langes Seufzen aus. „Stattdessen solltest du versuchen zu schlafen, damit du dich morgen besser fühlst.“

Wie hohl und naiv seine Worte waren, musste Yuki niemand sagen. Keiner von ihnen klammerte sich an eine so unrealistische Hoffnung – Shindou womöglich am allerwenigsten.

„Würdest du mir mit dem Kissen helfen?“, fragte Shindou, nachdem er getrunken und Yuki das Glas zurückgegeben hatte.

Einen Blick auf das durchgelegene und klamme Kissen werfend, machte Yuki eine grimmige Miene.

„Ich habe eine bessere Idee. Du solltest ohnehin nicht so niedrig liegen.“ Er griff nach dem Kissen, klopfte es aus und legte es über seine Oberschenkel.

„Yuki-san, aber…“

„Meine Beine schlafen schon nicht ein. Die haben Dinge drauf, die ich vor wenigen Monaten noch nicht geahnt hätte.“ Die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln verziehend, klopfte er einladend auf das Kissen.

Er hielt Shindous unsicherem Blick stand, um seine eigene Hilflosigkeit abermals auszutricksen und stellte zufrieden fest, dass sich der braune Haarschopf langsam gegen seinen Schoß lehnte. Es dauerte nur einen Augenblick, da bemerkte Yuki, dass Shindou tatsächlich etwas leichter atmete.

„Danke, Yuki-san.“

„Mhm“, brummte er, beinahe heuchlerisch, denn aus irgendeinem Grund hatte Yuki das Gefühl, als wäre er es, der sich bei Shindou bedanken sollte.
 

***
 

Keiner beschwerte sich über den wenigen Schlaf. Dafür, dass Yuki nur zwei Stunden gedöst hatte, fühlte er sich erstaunlich munter. Aber vielleicht war dies auch nur sein Instinkt, der seinen Körper ankurbelte – er war auch nicht der Einzige, der merkwürdig energisch seine Tasche in Haijis Wagen lud.

Die Munterkeit war eine Farce. Keiner von ihnen wollte sich anmerken lassen, wie sehr die Umstände an ihnen nagten, erst recht nicht vor Shindou. Diesem entging sicher nicht, dass man ihn wie ein rohes Ei behandelte, doch selbst Yuki, der den ersten Schock mittlerweile verarbeitet hatte, brachte es nicht übers Herz, über die große Gefahr zu sprechen, der sich Shindou auslieferte. Jeder Arzt – nein, jeder vernünftige Mensch hätte ihm davon abgeraten.

Was sagte es also über ihn aus, dass er es nicht tun konnte?

Yuki erinnerte sich an die unzähligen Male, in denen er Nico-chan-senpai verbal angegriffen hatte, wann immer er sich eine Zigarette angezündet hatte. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzte, sie mit Füßen trat und damit anderen zur Last fiel.

Doch als er sich von den anderen verabschiedete und mit Shindou den Bahnhof betrat, um mit dem nächsten Schnellzug nach Hakone zu fahren, konnte er Shindou dafür keine Vorwürfe machen. Die Zweifel, ob dieses Rennen es wert war, die Priorität der eigenen Gesundheit hinunter zu schrauben, erreichten Yukis Herz dieses Mal nicht.

„Du hättest auch mit den anderen fahren können“, murmelte Shindou, als sie ein paar Minuten später im Zugabteil ihre Plätze suchten.

„Unsinn, Zufahrten sind bequemer und sicherer, insbesondere wenn man Haijis Fahrkünste bedenkt“, winkte Yuki ab. „Ah, da, unsere Plätze. Nimm du den am Fenster.“

Er schob Shindou in Richtung des Sitzes und ließ sich neben ihm nieder.

„Yuki-san, ich werde kein Nickerchen machen. Wir fahren nur eine halbe Stunde“, meinte Shindou beschwichtigend, durchschaute Yukis Plan, ihm den vorteilhafteren Platz am Fenster zu überlassen, sofort. Aus den Augenwinkeln sah Yuki, dass Shindou sein Handy aus der Tasche holte, um sich damit zu beschäftigen.

Yuki fragte nicht nach, wem er schrieb. Er hing seinen eigenen Gedanken nach und lauschte dem schweren Atem neben sich, der ihn unwillkürlich an das Gesicht des rothaarigen Wichts erinnerte, mit dem Kakeru zur Schule gegangen war. Yuki hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich seinen Namen zu merken, aber kalte Wut brodelte in seinem Bauch, wenn er sich das selbstgefällige Grinsen vorstellte, das dieser Idiot tragen würde, sobald er davon erfuhr, dass seine Prophezeiung wahr geworden war.

Yukis Hände krallten sich in die Armlehnen, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Das nächste Mal würde er Kakeru nicht aufhalten. Das nächste Mal würde er…

Erschrocken zuckte er zusammen, als plötzlich etwas seine Schulter berührte. Ein kurzer Blick genügte, um festzustellen, dass es Shindous Kopf war, der zur Seite gekippt war. Im ersten Moment durchströmte Yuki blanke Panik, dass er ohnmächtig geworden war, doch Shindous Atmung ging weiterhin regelmäßig, wenn auch geräuschvoll. Sein Mobiltelefon lag locker in seiner Hand, welche entspannt auf seinem Schoß ruhte. Shindou war, entgegen aller Ankündigungen, eingeschlafen.

Zwanzig Minuten waren nicht viel. Nur mehrtägige Bettruhe könnte Shindou in diesem Moment helfen. Und doch rührte sich Yuki den Rest der Fahrt über keinen Millimeter, um Shindou nicht zu wecken.
 

***
 

Es brach ihm das Herz, der torkelnden Gestalt hinterher sehen zu müssen und nichts für sie tun zu können. Yuki fühlte sich seltsam leer und hohl, Shindous Rücken anzustarren, obwohl er die letzten Stunden damit verbracht hatte, ständig prüfende Blicke in sein Gesicht zu werfen. Seine gesamte Konzentration hatte er dafür verwendet, Veränderungen in Shindous Zustand wahrzunehmen und er brauchte kein Thermometer, um zu wissen, dass das Fieber wieder gestiegen war.

Seine zur Faust geballte Hand zitterte, als er sich abwandte, um Joji zu suchen und nicht an den dünnen Arm zu denken, nach dem er hatte greifen müssen, um Shindou vor einem Fall zu bewahren.

Auch nicht an das Versprechen, das Shindou ihm gegeben hatte. Yuki wünschte sich, er hätte es nicht gehört, dann würde es auch nicht penetrant in seinem Kopf widerhallen.
 

Ich werde es bis dorthin schaffen.
 

***
 

Nichts und niemand hatte ihn auf die emotionale Qual vorbereiten können, die er verspürte, als er Shindous Kampf gegen sich selbst auf dem kleinen Display verfolgte. Yuki hatte gelitten, als ihm bewusst geworden war, dass seine Familienverhältnisse sich nicht bessern würden, nur weil sie nicht mehr in demselben Haus wohnten. Er hatte auch gelitten, als die harsche Realität des Studienalltags ihn eingeholt und ihn für die zahlreichen Nächte im Club bestraft hatte.

Doch nichts kam auch nur ansatzweise an diesen Moment heran, an den herzzerreißenden Schmerz, der ihm die Brust zu sprengen drohte. Am liebsten hätte er weggesehen, doch stattdessen wagte es Yuki kaum zu blinzeln. Dies war er Shindou und seiner unglaublichen Kraft schuldig. Yuki beneidete ihn um sein Durchhaltevermögen, um sein entschlossenes Herz, das so viel mutiger war als sein eigenes. Er schämte sich für jede Unsicherheit, für jede bequeme Entscheidung, für sein besserwisserisches Verhalten. Er würde alles zurücknehmen, wenn er könnte.

Keiner von ihnen konnte Sugiyama Takashi das Wasser reichen. Er am allerwenigsten.

Die Maske der Beherrschung fiel endgültig von ihm ab, als Haiji und Kakeru den schlaffen, bis an die Grenzen des Erträglichen getriebenen Körper auffingen. Ohne sich bewusst dafür entschieden zu haben, stürzte Yuki los.

„J-Joji-kun!“, rief Hana überrumpelt, woran Yuki erkannte, dass er nicht der Einzige war, der losgestürmt war.
 

***
 

Haiji und der Coach telefonierten mit Shindous Familie. Kakeru und Joji waren aufgebrochen, um Besorgungen in der nahegelegenen Apotheke zu machen und Yuki… saß abermals an Shindous Bett, betrachtete die fragile Gestalt, die soeben 20,7 Kilometer gerannt war und konnte die Erleichterung immer noch nicht verarbeiten, die er verspürte, aus Angst, ihr auf den Leim zu gehen und festzustellen, dass dieser Horror noch nicht vorbei war. Er wagte es kaum, die Augen von Shindou zu nehmen. Er wollte sich sein schlafendes Gesicht einprägen, nicht das vor Pein verzerrte, das er auf dem Handydisplay beobachtet hatte.

Die Röte auf den erschöpften Gesichtszügen war blasser geworden. Vorsichtig berührte Yuki Shindous Wange und atmete tief aus. Mit dem Erreichen des Ziels seiner Sektion und dem Abfallen des unmenschlichen Drucks, schien auch das Fieber ein wenig von Shindou abgelassen zu haben.

Zu spät bemerkte Yuki, dass Shindou die Augen aufgeschlagen hatte und ihn ansah. Zu spät bemerkte er auch, dass seine Finger noch immer die warme Haut berührten.

Hastig zog Yuki seinen Arm zurück und räusperte sich.

„Wie fühlst du dich?“

Das sanfte Glänzen in Shindous Augen zeugte davon, dass er unter dem Mundschutz lächelte.

„Besser“, antwortete er.

„Du nimmst deine Versprechen ganz schön ernst, huh?“ Pikiert hob Yuki eine Augenbraue.

Shindou erwiderte nichts, sondern lächelte nur noch breiter.

„Es ist schade“, sagte er nach einer Weile und erntete einen fragenden Blick seitens Yuki. „Es ist schade, dass ich nicht alles geben konnte.“

„Oi!“, empörte sich Yuki. „Wenn hier einer alles gegeben hat, dann du.“

„Du weißt, was ich meine, Yuki-san“, lenkte Shindou ein und hatte damit absolut recht. Yuki hätte ihn auch gerne in Bestform gesehen, hätte gerne seinen glorreichen, persönlichen Rekordbruch gefeiert, doch er verstand auch, dass diese Tür noch nicht komplett verschlossen war.

„Hey, Shindou… wenn du willst, kehren wir irgendwann hierher zurück, damit du dich noch einmal mit diesem Alptraum von Sektion messen kannst. Wenn du gesund bist. Ich kann zwar nicht versprechen, dass wir alle zu zehnt noch einmal laufen, aber wenn dir meine Gesellschaft ausreicht, dann…“ Yuki beendete seinen Satz nicht, weil es nicht nötig war.

Überrascht starrte er auf die Hand hinab, die plötzlich in seinem Schoß lag und die seine Finger ergriffen hatte. Mit mehr Kraft, als er Shindou zugetraut hätte, hielt dieser ihn fest.

Er musste endlich damit aufhören, ihn zu unterschätzen.

„Das wäre toll“, murmelte Shindou und entlockte Yuki unwillkürlich ein zufriedenes Lächeln.

Es war mächtig uncool, händchenhaltend und schweigend in einem Raum zu sitzen, den jederzeit jemand betreten konnte, aber Yukis Scham darüber hielt sich in Grenzen – immerhin handelte es sich hier um Shindou. Und Shindou war die coolste Person, die er kannte. Für ihn würde er sich dieses ganze Theater noch einmal antun.
 

***
 

Er war ein wenig enttäuscht gewesen, als der Coach verkündet hatte, ebenfalls in Shindous Zimmer zu schlafen. Für Yuki war es selbstverständlich gewesen, dass er weiterhin auf ihn aufpassen würde und er war davon ausgegangen, dass dies ausreichend war. Er war es gewesen, der Shindous Zustand bemerkt hatte und er fühlte sich dazu verpflichtet, an seiner Seite zu verharren, bis er wieder gesund war.

Dass dies jedoch nicht möglich sein würde, hatte Yuki nur allzu gut vor Augen. Der Gedanke an den morgigen Tag ließ ihn schon die zweite Nacht in Folge keinen Schlaf finden, doch dieses Mal dachte er an seine eigene Aufgabe. Shindou hatte seine bravurös gemeistert, er durfte also nicht versagen. Nicht, wenn er gerade erst gelernt hatte, was wahre Stärke bedeutete.

Rastlos, aber gleichzeitig seltsam ruhig, setzte sich Yuki in der Dunkelheit auf. Stumme Entschlossenheit zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Danke, Shindou“, nuschelte er in die Stille der Nacht. „Mach dir keine Sorgen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Votani
2019-03-23T17:53:11+00:00 23.03.2019 18:53
Der OS ist echt niedlich. :D Das Lesen hat sehr viel Spass gemacht + die Charaktere hast du mal wieder super getroffen. Ich fand die Perspektive von Yuki gut gewaehlt, ebenso wie du den Unterschied zwischen dem coolen, manchmal unnahbaren Yuki mit der fuehrsorglichen Art abgewechselt hast. Es war sehr niedlich, wie er sich um Shindou gesorgt hat + wie beeindruckt er von seiner mentalen Staerke war. Die Szene am Ende hat mir am meisten Feels bereitet, als Yuki denkt, dass es maechtig uncool ist, haendchenhaltend und schweigend dazusitzen. :'D Daran muss er sich wohl gewoehnen, da es sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein wird. *lach*
Jedenfalls passt der OS super in die Folgen und die Storyline hinein und bereitet eine Menge Feels. <3
Von:  Rix
2019-03-10T19:59:25+00:00 10.03.2019 20:59
Woooooow, als hätte man nicht schon genügend Gefühle für Shindou und die ganze Sache gehabt, steigerst du sie noch einmal um 200%!
Ich muss sagen, du hast Yuki und Shindou echt super gut geschrieben, hatte das Gefühl ich schaue den Anime~ Generell mochte ich, wie du Yuki immer zwischen Gesichtwahren und dann doch die Mutterhähne spielen lassen hast bzw er versucht hat so zu tun, als wäre er gar nicht so besorgt, wenn er es doch war, wie bei der Zugfahrt (so süß, aber urgh, warum auch so traurig). Und die Szene mit dem Schoss awwweee und gleichzeitig wieder autsch, weil all das nur passiet, weil Shindou förmlich am Abnippeln ist xD''
Aber am meisten mochte ich es, wie Yuki gedanklich eigetlich den Hut vor Shindou zieht und förmlich sich in dessen Entschlossenheit und Stärke verliebt~ Das war übrigens mein Lieblingssatz, weil uff, so passend für Shindou, kann man einfach nicht besser ausdrücken:
Es war ihm nie aufgefallen, wie standhaft seine Ruhe war, wie unnachgiebig seine Sanftheit, wie kraftvoll seine Zurückhaltung.
Und das Ende war natürlich knuffig, dass Yuki in Shindous Anwesenheit gerne uncool ist, weil Shindou eh nach seiner Meinung die coolste Sau der Erde nun ist *lach* So passend, achja. Aber jetzt so alles sozusagen aus Yukis besorgter Sicht nochmal zu lesen, macht die ganze Angelegenheit noch einmal schlimmer, aber auch irgendwie besser? Weil...es ist schön zu sehen ist, wie Shindou indirekt eigentlich Yuki hier beeinflusst und ihn dadurch selbst Entschlossenheit und alles gibt.
Bin echt froh, dass dich da die Gefühle übermahnt haben und du es geschrieben hast~
Antwort von: Swanlady
10.03.2019 21:24
Naw, danke für dein Feedback, ich freu mich, dass du's magst!!! :D Ich hatte einfach... sehr viele Feels, vor allem für Shindou und die konnte ich mit Yukis POV so schön ausdrücken *hust* Irgendwann will ich auch soft, soft Shindou POV schreiben. *__*
Glucke!Yuki = best Yuki. <3 Er ist wohl davon ausgegangen, dass er für Shindou stark bleiben muss... nur um am Ende festzustellen, dass Shindou sehr viel stärker ist. Passiert. XD Und ja, die mini-shippigen Szenen wären so viel schöner, wenn Shindou gesund gewesen wäre. ;__; (Ich musste mich stellenweise auch daran erinnern, dass ich das hier als Ship schreiben wollte... so... wenigstens angehaucht!)
Natürlich ist Shindou die coolste Sau der Erde, es soll mal jemand versuchen das nachzumachen!! :D
Ich freu mich, dass ich die Feels teilen konnte. <3


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