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I gave you all the love I had

... untold lovesickness of lily evans (Severus x Lily)
von

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lovelornness.

Die heißen Tränen, die ihre Wangen hinab liefen, brannten sich wie feurige Narben in ihr Fleisch. Lily hatte vergessen, wie lange sie schon hier gelegen und geweint hatte. Der bittere Schmerz in ihrem Herzen verstummte nicht. Es schien als würde er mit jeder Träne nur noch größer werden. Es war der dritte Tag in Folge, indem sie nicht zum Unterricht erschien. Wie lange die Krankenschwester ihr noch glauben würde, war fraglich. Doch Lily konnte es nicht ertragen: Den Gedanken ihn sehen zu müssen. Ihren besten Freund. Jetzt wohl eher ihren ehemaligen besten Freund.
 

Noch immer hallten seine Worte in ihrem Kopf, wie nie endendes Echo, wider: „Du brauchst mich nicht ständig verteidigen, Schlammblut“, seine Worte rammten sich wie ein Messer in ihre Brust. Severus hatte sich schon seit längerem von ihr entfernt. Hatte ihr oftmals abgesagt, weil er mit seinen neuen Freunden experimentieren wollte. Experimente, die dunkle Magie beinhalteten. Lily wusste nicht, warum Severus sich immer mehr dafür interessiert hatte, vermutlich, weil er zu viel mit Mulciber rumhing und sich von diesem beeinflussen ließ. Mulciber war ein Reinblüter und besonders stolz darauf. Er war ein arroganter Bramarbas und hatte ihre Freundin Mary schon oft beleidigt, als sei es seine Berufung Muggel-geborene in die Schranken zu weisen.

Vermutlich hatte er Snape dazu angestiftet, es ihm gleich zu tun und mit der Zeit hatten seine Beeinflussungen Früchte getragen. Severus redete kaum noch mit Schülern aus anderen Häusern außer Slytherin, er verkroch sich nachmittags in der Bibliothek und las heimlich verbotene Bücher. Einmal hatte sie ihn dabei erwischt, was er nur mit einem Knurren zur Kenntnis nahm. Dass sie ihn nicht verpetzen würde, wusste er wahrscheinlich. Immerhin glaubte sie noch an seine Freundschaft und lief ihm regelrecht nach dem Unterricht hinterher. Sie löcherte ihn mit Fragen, warum er keine Zeit mehr für sie hatte und ob er ihr nicht zeigen wolle, was er immer mit den anderen Schlangen nach Schulschluss tat. Doch Severus verweigerte ihr jedes Mal ein gemeinsames Treffen und formulierte es zuerst noch recht freundlich, dass nur Reinblüter bei diesen Treffen erwünscht waren.
 

Bis zu jenem Tag, als er wieder einmal von James Potter gehänselt wurde, und Lily ihn wie immer verteidigen wollte. Von Beginn des ersten Schuljahres wurde Severus von einer kleinen Gruppe immer wieder gepiesackt. Remus Lupin, der noch der harmloseste von allen Vieren war und sich meist raushielt, Peter Pettigrew, der anscheinend nur in der Gruppe ein großes Mundwerk hatte, Sirius Black, der Anführer der Gruppe und James Potter, den Lily wohl am meisten verabscheute. Denn er war derjenige, der am meisten auf Severus herumhackte, warum war ihr bis heute schleierhaft. Vielleicht weil sie ihm schon mehrfach einen Korb gegeben hatte? Manchmal hatte sie sogar ein schlechtes Gewissen, weil sie glaubte, James Zorn auf sie übertrug sich auf Severus. Er verbrachte immer viel Zeit mit ihr, die Potter nicht bekam. War es blinde Eifersucht? Gekränkter Stolz? Was auch immer es war, Lily konnte es nicht nachvollziehen und sie würde es auch nie.
 

Sie hasste James Potter, weil sie … Severus Snape liebte.

Diese stille Erkenntnis hatte sie selbst erschüttert. Vielleicht war das der Grund, warum ihre Tränen einfach nicht aufhörten zu fließen. Sie war gerne in seine Nähe, doch es war Gewohnheit, fast Selbstverständlichkeit. Jetzt wo er nicht mehr bei ihr war, vermisste sie ihn schmerzlich. Jeden einzelnen Tag, jede einzelne Stunde, jede einzelne Minute… wenn nicht gar Sekunde.

Immer wenn sie ihn irgendwo erblickte pochte ihr Herz wie verrückt, ihr Magen verdrehte sich und eine innere Stimme befahl ihrem Körper die Flucht.

Wo war ihr liebevoller, leicht trotteliger Sev…ihr bester Freund seit Kindergarten…

Die dunkle Magie hatte ihn verschluckt wie ein schwarzes Loch. Wie ein Dieb hatte diese dunkle Aura ihn gestohlen, hatten ihn manipuliert und verdreht. Fast kam es Lily so vor, als würde die dunkle Seite auch langsam von ihr Besitz nehmen, denn sie hatte düstere Gedanken. Sie stellte sich oft vor wie sie Mulciber mit einem bösartigen Fluch vom Hogwart verbannte, manchmal ließ sie ihn auch in ihrer Fantasie sterben… und sie schämte sich im nächsten Moment dafür. Obgleich er ein mieses Schwein war, war es nicht ihre Art jemanden den Tod zu wünschen. Doch der Verlust ihres Freundes ließ Gefühle in ihr aufsteigen, die ihr Angst machten. Sie wollte Severus zurück, um jeden Preis. Noch nie hatte sie solch einen Drang verspürt etwas zu tun, was anderen eventuell schaden könnte. Zumal man auch niemals eine Person zwingen sollte zurück zu kommen. Severus mit einem Wahrheitszauber oder schlimmeren zu belegen, war ihr auch schon in den Sinn gekommen. Zumindest würde er dann wieder mit ihr sprechen. Einen Zwang oder Besinnungszauber würde er vielleicht sogar im Voraus erahnen, er war schließlich sehr begabt was Zaubertränke und Schutzzauber anging. Oder ein Lehrer würde es bemerken, immerhin verhielten sich Personen, die unter einem Bann standen immer merkwürdig. Lily biss sich auf die Unterlippe und lugte aus ihrem Kissen hervor.

Jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie hatte noch eine andere Alternative in der Bibliothek gefunden. Sie hatte es unter ihrer Matratze versteckt gehabt. Mit einem leichten Stöhnen erhob sie sich und griff mit einer Hand unter ihr Bett. Nach ein einigen Minuten hatte sie endlich ein altes rostfarbenes Buch in beiden Händen. Sie schmiss sich zurück in die Kissen und blätterte darin. Wo war es noch gleich? Dieses eine Zauberritual…
 

Nach einigen Minuten stoppte ihre Suche. Seite 777, was eine beunruhigende Seitenzahl. Aber diesmal musste sie alles ignorieren, denn hier stand es: Die Lösung ihres Problems! Falls dieses Ritual wirklich funktionieren sollte. Lily lass die Zeilen leise vor sich hin.
 

Zauber, um Liebeskummer zu heilen
 

Zutaten: Eisenkraut, Band (Faden oder Garn), drei Kerzen
 

Vorbereitung für das Zauberritual:

Dusche ohne Seife.

Wasche unter der Dusche dein Gesicht 7mal (Kinn bis Hinterkopf).

Trockne dich sorgfältig ab und trage ausschließlich weiße Kleidung (kein Schmuck am Körper!).

Während der folgenden Schritte denk innig an deinen Wunsch, ohne ihn in eine bessere Zukunft zu blicken und glücklich zu sein, wenn man dich von deinen Gefühlen zu ihm befreit.
 

Anleitung zur Ritualausführung:

Führe Schritt Eins genau sieben Tage vor Neumond aus

Binde das Band um das Eisenkraut und trage es für sieben Tage in der rechten Hosentasche

Löse das Band von dem Eisenkraut. Zünde drei Kerzen an und vergrabe das Eisenkraut und das Band in der Neumondnacht unter einem Baum. Nachdem du es vergraben hast, puste nacheinander die Kerzenaus und sage folgendes:
 

- Kerze Nummer 1 (sein/ihr Name),

Ich gebe dich und meine Liebe zu dir, wie dieses Eisenkraut zurück in die Natur

- Kerze Nummer 2 (sein/ihr Name),

Ich bin von meinem Kummer gelöst, wie das Eisenkraut vom Band

- Kerze Nummer 3

Mit dieser letzten Kerze erlischt meine Liebe für dich und wird wie das Eisenkraut für immer ruhen
 

Dreimal mit dem Zauberstab auf die vergrabende Stelle tippen, dann an dein Herz.

Am nächsten Morgen wirst du dich vermutlich einmal übergeben, danach bist du befreit.
 

Lily kratze sich am Kopf und blickte sich im Zimmer um. Sie hatte weder Kerzen, noch ein Garn. Eisenkraut war nicht mal in der Schulkantine zu finden. Also musste sie wohl oder übel nach Hogsmeade die Tage. Hieß zusätzlich, sie musste morgen wieder zum Unterricht, wenn sie freien Ausgang haben wollte. Seufzend legte sie das Buch wieder unter ihre Matratze und holte einen Zettel hervor, um sich die Zutaten zu notieren, die sich brauchte. In letzter Zeit vergaß sie einfach zu viele Dinge, ein Erinnerungszettel würde von Vorteil sein. Immerhin wollte sie das alte Zauberbuch nicht in Marys Anwesenheit heraus kramen. Denn Mary würde Fragen stellen. Und normalerweise war sie auch berechtigt dazu Fragen zu stellen: Denn Mary McDonald war ihre beste Freundin, aber was Severus anging, war ihre Schmerzgrenze durch die Kränkungen von Muliciber sehr gering.
 

~*~
 

Lilys Fußspitzen waren halb eingefroren als sie durch den hohen Schnee stampfte. Dass es einen so unvorhersehbaren Schneesturm geben würde, hatte sie nicht erwartet. Oder sie hatte mal wieder vergessen, die Wettervorhersagen durchzulesen. Warum hatte sie Mary bloß gesagt, sie solle schon einmal vorgehen zur Schule? Die Geschäfte waren zu weit weg, Hogwarts war auch noch nicht in Sicht, Lily steckte mitten zwischen Hogsmeade und der Schule fest. Das einzige was sie noch halbwegs durch ihre zusammengekniffenen Augen erkennen konnte, war die heulende Hütte.

Noch nie hatte sie sich getraut hineinzugehen, man munkelte dort würde es spucken. Jene Geister, die noch Unheil über die Welt bringen wollten, würden in diesem Haus herumfliegen und freudig auf verirrte Gäste warten. Doch was blieb ihr anderes übrig? Es war eindeutig zu kalt, um weiter zu gehen. Außerdem hatte sie ihre Umhängetasche recht vollgepackt, ihre Schultern schmerzten bereits. Seufzend nahm Lily Evans den kleinen Marsch zur heulenden Hütte auf sich. Die harten Schneeflocken glichen fast einem Hagelsturm und peitschen gegen ihre Wangen.

Es dauerte einige Minuten, bis sie sich zur Hütte durchgekämpft hatte. Als sie nach dem Türgriff greifen wollte, entdeckte sie ein merkwürdiges gelbes Schild, welches schon fast komplett zugeschneit war. Mit ihrer freien Hand wischte sie kurz darüber und lass die seltsamen Zeilen, die darauf graviert waren: „Herzlich willkommen! Krone, Moony, Tatze und Wurmschwanz präsentieren das tödliche Ende. Viel Vergnügen und kommen Sie nach ihrem Besuch heil nach Hause“

Unter dem Schriftzug waren einige Fratzen hineingekritzelt, darunter eine Art Wolf und weitere Tiere. Lily hob eine Augenbraune und musste kurz überlegen, ob sie wirklich den Schritt ins Haus wagen sollte. Jedoch besann sie sich schnell als ein weiterer heftiger Wind ihren Rücken streifte. Sie einigte sich mit ihrem warnenden inneren Ich darauf, dass es vermutlich nur ein dummer Schülerscherz war und drückte die Klinke schlussendlich nach unten.
 

Es war düster und knarrte. Lily schluckte und kramte ihren Zauberstab aus dem Beutel heraus. Mit einem leisen „Lumos“, wurde ihre Sicht klarer.

Alte abgestandene Möbel standen überall unübersichtlich herum, bedeckt mit Spinnennetzen und Staub. Lily rümpfte die Nase, es roch seltsam, dennoch konnte ihr Geruchsinn nicht genau definieren, was es war, was sie so abstieß. Unter ihren Füßen gab der Boden an ein paar Stellen nach, man konnte nur hoffen, dass nichts zusammenbrechen würde.

Dann hörte die Gryffindor plötzlich ein anderes Geräusch, es schien aus einem anderen Raum zu kommen. Ihr Herz machte einen Hüpfer vor Aufregung, doch sie versuchte tapfer weiter zu gehen. Auf leisen Sohlen führte ihr Weg an die nächste Türe, die sie mutig aufzog und ihren Zauberstab hastig hervorschellte als sie weiter Geräusch vernahm. Dann passierte alles ohne viel Nachzudenken und in solcher Eile, das sie instinktiv reagierte. Eine Gestalt, ein Gesicht, das sie nicht auf die Schnelle erkannte. Ein Zauberspruch, den sie ohne bedacht anwandte.
 

„Levicorpus“, just als sie diese Worte ausgesprochen hatte hing besagte Gestalt mit einem Fuß kopfüber in der Luft. „Bei Merlins Bart“, fluchte derjenige und zappelte zunächst hilflos umher. Lilys Magen verkrampfte sich als sie die Stimme erkannte. „Sev…“, murmelte sie leise und hob sofort ihren Zauberstab erneut, um einen „Liberacorpus“ auszusprechen. Weniger Sekunden später fiel Severus kopfwärts voraus auf den Boden.

Ein schmerzliches Brummen verließ seinen Mund. „Bist du verrückt, Evans?“, maulte er knapp und rieb sich den Hinterkopf. Lily hätte beinahe Mitleid mit ihm gehabt, hätte er sie nicht so abwertend mit ihrem Nachnamen angesprochen. Somit blieb eine Entschuldigung aus und sie zog nur fragend eine Augenbraue in die Höhe.

„Was machst du denn hier, Snape?“, die Betonung lag auf seinem Nachnamen, um ihm zu verdeutlichen, wie kalt ihr Verhältnis mittlerweile wirklich war.

Leider pochte ihr Herz innerlich so schnell gegen die Brust, dass sie Angst hatte, er würde es hören.
 

Der Syltherin rollte mit den Augen „Vermutlich dasselbe wie du. Es schüttet wie aus Eimern draußen, nur leider keine Regentropfen, sondern Hagel. Und zudem zieht ein Schneesturm auf“, prahlte er mit erhobenem Haupt. Das er schon immer eine Wetterfeinfühligkeit besaß und diese Nutzen sollte, hatte ihm Professor Trelawney ihm im Unterricht schon mehrfach ans Herz gelegt. Lily allerdings fand die Idee albern, dass ein Zauber nur das Wetter vorhersehen konnte, aber alles andere ihm verborgen blieb. Eventuell war sie einfach auch ein wenig neidisch gewesen, Severus hatte viele versteckte Talente. Obwohl sie eine exzellente Schülerin war, empfand sie ihren Ehrgeiz nicht als sonderlich außergewöhnlich. Severus dagegen überraschte sie immer wieder. Zwar zum Unheil der Lehrer, aber immerhin glänzte er am Ende mit zufriedenstellenden Ergebnissen. Ganz im Gegensatz zu James Potter, der nur Flausen im Kopf hatte, und dessen explosive Mischungen meist nur den Ärger der Lehrer auf sich zogen. Severus verblüffte die meisten, da er auf anderem Weg zum Ziel gelang, anders als es in den Bücher stand, anderes als sie Lehrer es verlangten.

Vielleicht war er zusätzlich deshalb auch von Potter verhasst, da Severus sich einen Teufel scherte ihm jemals etwas zu verraten. Selbst als James ihn anfangs noch vernünftig ausfragte und um Hilfe bat, da er schon wieder einmal nur Bahnhof verstand, was die Schularbeiten anging.
 

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte Lily plötzlich wie Severus sie ansah. Wieder zuckte alles in ihr zusammen. Diese verdammten Gefühle würden sie noch umbringen, ebenso wie seine tiefbraunen, fast schwarzen Augen, die ihr Herz nur noch mehr flattern ließen.

Zu ihrem Glück spürte sie ihre Zehen kaum noch und blickte auf ihre Schuhe. Sie hatte zwar ihre Winterstiefel angezogen, dennoch waren sie durch den tiefen Schnee durchnässt.

„Einen funktionierenden Ofen gibt es hier sicherlich nicht, ich sollte ein Feuer zaubern“, gab Lily noch halbwegs in Gedanken von sich. Sie war schon dabei ihren Zauberstab zu zücken als Severus ihn ihr abnahm. Verwirrt runzelte Lily die Stirn und wollte wieder nach ihrem Eigentum greifen als Severus den Kopf schüttelte. „Denk doch nach, bist du schon so sicher im Element-Bändigen, dass du nicht ausversehen das Haus abfackeln könntest? Sieh dich einmal um, alles hier ist aus Holz“
 

Lily wusste nicht, ob sie empört sein sollte, weil er ihr nichts zutraute, anderseits wusste sie wie vernünftig Severus immer gewesen war, und er oftmals auch recht behielt mit seinen Bedenken.

„Heißt im Klartext, ich muss es in Kauf nehmen krank zu werden, falls meine Füße nicht vorher schon abfallen“, gab Lily also nach und zog eine unzufriedene Schnute. Fast hätte sie schwören können ein kleines Lächeln über Severus Lippen ziehen zu sehen, doch er drehte sich rasch um und zuckte mit den Schultern. „Du wirst es schon überleben“

Nun war es die Gryffindor, die mit den Augen rollte und beschloss das Beste aus ihrer Situation zu machen. Es war zwar ihr großes Pech, dass sie ihren Liebesheilzauber noch nicht angewandt hatte, aber zurück nach draußen, in den kommenden Schneesturm, wollte sie keinesfalls.

Sie stellte ihre Einkaufstasche beiseite und ließ sich auf den Boden nieder. Er war kalt und füllte sich unbequem an. „Ein fünf Sternehotel, warum bleiben nur die Besucher aus?“, erwiderte sie ironisch und zog ihre Beine an ihren Körper. Dann rubbelte sie sich ihre Knie. Severus ignorierte ihr Gerede und sah sich um. Er hatte ebenfalls einen Lumos-Zauber ausgesprochen und ein kleiner Lichtstrahl erhellte die Decke. Der Wind pfiff hart gegen die Fenster. Es rappelte und Lily fühlte sich wie in einem Spuckhaus. Doch vor Severus wollte sie kein Angsthase sein, immerhin würde er darauf plädieren, dass es nur der Wind war der sie in die Irre führte und es keinen Grund gab für irgendeinen Geist sie heimzusuchen. Er war definitiv nie abergläubisch gewesen und dass Geister von Natur aus böse waren hatte er auch nie geglaubt. Wenn sie eine bestimmte Person erschrecken wollten, hatte dies auch einen Grund oder derjenige hatte es verdient.
 

„Ich sehe mich kurz um“, sagte Severus trocken. Lily hätte ihm gerne gesagt, dass er nicht gehen sollte oder sie zumindest mitnehmen sollte, doch sie schwieg. Nach einigen Sekunden der Überlegung folgte nur ein stummes Nicken ihrerseits, welches er durch seinen Blick für einen kurzen Moment erwiderte, dann verschwand er durch die nächste Tür. Lily legte ihre Stirn auf ihre Knie und biss dabei ihre Zähne fest zusammen. Sie durfte auf keinen Fall wieder anfangen zu weinen, denn sie spürte schon die übliche Trauer, die in ihr hochstieg.

Wie sehr wollte sie Merlin noch bestrafen? Reichte dieser verdammte Liebeskummer nicht schon? Nein, Merlin setze noch einen drauf und schloss sie mit Severus in einem unheimlichen Haus ein.

Nicht nur ihr Herz schmerzte, sondern auch ihre Zehen. Mürrisch band sie ihre Schnürriemen auseinander und schlüpfte aus den feuchten Schuhen. Auch ihre Socken waren bereits von Nässe durchzogen, was Lily noch mehr verärgerte.

Sie legte ihre Finger um ihren großen und ihre kleinen Zehen und fing an diese zu massieren. Ihr fiel auf die Schnelle kein Zauber ein, der ihr helfen konnte und dabei kein Feuer heraufbeschwor. Also musste sie es wie die Normalsterblichen, die Muggel, versuchen. Reibung erzeugt Wärme.

Es kribbelte bereits an ihrem Fußende, was meistens nichts Gutes zu verheißen hatte. Etwa ihre Zehen waren eingeschlafen oder starben gerade ab, dachte Lily theatralisch und fing neben ihrer Massage an zu wackeln. Es knackste als sie ihre Zehen nach oben und unten bewegte.
 

„Nicht, dass du in deinem Alter schon Gicht hast“, hörte sie plötzlich eine widerkehrende Stimme und sah auf. Severus betrachtete ihr Tun mit skeptischem Gesichtsausdruck und schüttelte den Kopf.

Lily zischte ein „Weißt du etwas Besseres, du Drei-Mal-Klug?“, und streckte ihm die Zunge heraus.

Severus Gesichtsmuskeln zuckten missfallend dann setze er sich, fast schon etwas widerwillig, zu ihr auf den Boden und streckte seine Arme aus. Lily verstand zunächst nicht, was er meinte.

„Gib mir deine Füße“, befahl er barsch und deutete auf seinen Schoß. Lily errötete leicht und sah ihren alten besten Freund fragend an. „Was soll das bringen?“
 

„Skepsis steht dir nicht, also vertrau mir. Nur dieses eine Mal noch“, gab der Slytherin kühl von sich, jedoch in einem leicht freundlicheren Ton als zuvor. Lily wusste nicht was er vorhatte, aber sie folgte seinem Befehl und legte ihre Beine vorsichtig in seinen Schoss.

Severus zog seinen Zauberstab hervor und murmelte ein paar unverständliche Worte, die Lily nichts sagten. Zumindest kannte sie keine Zauberformel, die so lautete.

„Cutis calefacere“, waren seine ersten Worte, danach folgte ein „Manus dextra sinistra“, und er tippte mit seinem Zauberstab zuerst an seine rechte, dann an seine linke Hand. Kurz glühten diese auf, danach machte er sich an Lilys Socken zu schaffen.
 

„Öhm, was hast du vor?“, fragte die Löwin überrascht und wollte gerade ihre Füße wieder wegziehen als Severus sie schon gepackt hatte. „Ganz ruhig, du wirst schon fühlen, was ich gezaubert habe“, antwortet die listige Schlange mit einem süffisanten Grinsen und schaffte es zumindest halbwegs ihre Socken herunterzuziehen. Als seine Hände sich auf ihre kalte Haut legten, verstand Lily was er getan hatte. Seine Handflächen waren wie eine Wärmflasche, die sich um ihre kalten Glieder legten.

„Ich schaffe es irgendwie noch nicht andere mit dem Zauber zu belegen, also deine Füße zu erwärmen. Es klappt nur bei meinen eigenen Gliedmaßen. Ich muss noch an dem Zauber feilen“, fast klang er unzufrieden mit sich selbst. Dabei hätte Lily nicht gewusst, in welchem Unterricht er diese Formel erlernt hatte, und sie hatte doch stets aufgepasst, oder etwa nicht?

Sie spürte wie er leicht ihre Vorderseite massierte und dann zur Innenseite ihres Knöchels wanderte. Sie hatte nicht gewusst, dass Severus so geschickt war, denn die kleine Massage war wohltuend und fast auch etwas erregend. Immer wenn er dichter an ihre Innenfläche kam zuckte ihr Unterleib beschämend zusammen. Lily legte verkrampft ihre Hände übereinander auf ihren Schoß. Sie wollte auf der Stelle sterben, wenn er mitbekam, dass seine Berührungen sie stimulierten. Das Blut kochte in ihren Wangen, sie war hin und her gerissen ihre Füße von seinem Schoß zu nehmen, doch dieses warme und aufheizende Gefühl war überwältigend.
 

„Tue ich dir weh?“, fragte Severus auf einmal und Lily blickte ihn etwas irritiert an.

„Nein, wieso?“, erwiderte sie und versuchte matt zu lächeln.

„Weil du so steif wirkst, als würde ich dir Schmerzen bereiten. Viele Leute sind empfindlich an den Füßen, es ist also nichts wofür du dich schämen müsstest, besonders, weil deine Zehen halb eingefroren sind. Somit sind sie noch sensibler“, gab er altklug von sich und Lily versuchte ein Augenrollen zu vermeiden. Wenn er wüsste, welche Art von Schmerzen er zwischen ihren Beinen verursachte, würde er die Massage vermutlich sofort beenden.

Doch als er erneut die Reflexzone des Uterus traf, musste Lily kurz keuchen. Severus stoppte sein Tun, behielt aber seine Hände an ihren Füßen.

„Bitte mach weiter“, sagte Lily ohne dass er etwas erwidern konnte.

„Bist du dir sicher?“, fragte er trotzdem darauf hin und sie nickte eifrig und drückte ihre Zehen an seine Hände, sodass ihre Socken noch weiter von den Knöcheln rutschten. Severus beendete dieses Szenario und half ihr schließlich komplett die Strümpfe auszuziehen. Er legte sie neben sich auf den Fußboden und ummantelte wieder seine Hände um ihre kalte Haut.

Unbewusst streckten sich Lilys Beine immer weiter zu ihm, ihr großer Zeh bohrte sich in seine Hose, die kleinen Zehen folgten ihm von Minute zu Minute.

Als ihr Fuß sich immer tiefer in seine untere Region bewegte, hob Severus eine Augenbraue und stellte fest, dass Lily ihre Augen geschlossen hatte und schwer atmete.

„Was machst du da?“, riss er sie aus der Trance, in der sie sich anscheinend befand und Lily erschrak zutiefst, als sie bemerkte auf was sie ihre Fußspitze gedrückt hatte.

Ihre Ohren wurden puterrot und Scham stieg in ihr auf. „Oh bei Merlin, es tut mir leid, ich habe mich total vergessen“, entschuldigte sie sich peinlich berührt und schlug die Hände über ihr Gesicht. Rausreden konnte sie sich jetzt wohl nicht mehr. Als wäre ihr Verhältnis nicht schon kompliziert genug, sie musste es noch verhärten. Diese dummen pubertierenden Gefühle, dachte sich Lily verärgert und lugte aus ihren Händen ein wenig hervor.

Severus machte ein seltsames Gesicht, welches sie nie zuvor gesehen hatte. Es sah unwissend und völlig perplex aus, und es schien ihn zu stören, dennoch hatte er ihre Füße immer noch in sich gebetet. „Du verhältst dich eigentümlich, Lily Evans.“
 

„Ich verhalte mich eigentümlich? Aber du ganz normal?“, prustete sie hervor, es war eine unüberlegte Reaktion ihrerseits, doch die letzten Wochen und Monate stiegen wieder in ihre Erinnerung. Er hatte sie zutiefst gekränkt, aber sie verhielt sich sonderbar?

„Du trägst viel Zorn in dir. Mir gegenüber und es ist verständlich. Ich sage nichts dagegen. Dennoch entschuldigst du dich bei mir und du machst Dinge, die ich nicht deuten kann.“

Fast besänftigen seine Worte sie wieder. Er hatte als mitbekommen, dass sie wütend war und er fand es angemessen. Wie nobel. Doch alles andere konnte er sich also nicht zusammenreimen?

„Vielleicht bist du doch nicht so clever wie du dachtest, Severus Snape.“
 

~*~


 

Severus hatte in seinem Leben nie gerne diskutiert, also hatte die Unterhaltung, die ein drohender Konflikt werden konnte, schnell ein Ende gefunden. Lily wusste nicht, ob sie diesen Verlauf als positiv oder negativ einstufen sollten. Doch eines wusste sie: Ihr war kalt. Und dieses Mal nicht nur an den Füßen. Severus hatte irgendwann das Licht erloschen und sich auf die Seite gerollt. Er schien friedlich zu schlummern, aber sie tat kein Auge zu. Mit seinem Wärmezauber hatte er natürlich Vorteile, wenn diese dennoch wirkte. Lily wusste es nicht und wollte es eigentlich auch nicht herausfinden. Aber was blieb ihr anderes übrig? Wie man eine Decke herbei zauberte, musste ihr entfallen sein und er hatte anscheinend auch keine. Brummig rollte sie sich näher an den Slytherin und sofort konnte sie eine seichte Wärme spüren, die sein Körper ausstrahlte. Es wirkte also doch noch.

„Du Egoist“, zischte sie leise zwischen ihre Zähne und rückte noch ein Stück näher an ihn. Ihre Nase stieß an seinen Rücken, ebenso wie ihre Knie. Einige Sekunden verharrte sie in diese Position bis sich schließlich ihre Finger in seinen Pullover vergruben. Seine Jacke hatte er als Kopfkissen benutzt, weswegen sie diese auch nicht als Decke nutzen konnte.

Ihr rechter Fuß hangelte sich durch den kleinen Raum, der zwischen seinen Beinen entstanden war. Jedoch blieb dies nicht unbemerkt. Severus erwachte halbwegs und drehte sich perplex leicht zu ihr um.

„Was machst du da schon wieder?“, doch seine Worte verstummten als er ihr Zittern bemerkte. Seufzend wandte er sich nun komplett auf die andere Seite und fasste ihre Hände, dann zog er sie leicht zu sich. Lily erwiderte seine Geste sofort dankend und drückte sich fest an seine Brust. Severus stöhnte etwas verwirrt auf, ließ sie aber gewähren. Frauen waren wirklich anstrengend. Mulciber hatte Recht, dennoch konnte er nicht mit ansehen, wie seine ehemalige beste Freundin zu einem Eisenklumpen gefror. Ihre schmalen Finger hatten sich in seinem Shirt vergraben und ihr Kopf schien mit seinem Oberkörper zu schmusen. Es verschaffte ihm ein seltsames Gefühl in der Magengegend, er wollte es nicht für gutheißen, konnte sich aber nicht dagegen wehren. Sie jetzt wegzustoßen wäre ein Unding gewesen, sogar für ihn kam dies nicht in Frage.
 

Lily hörte seinen Herzschlag, sie wusste nicht einzuordnen, ob er normal oder schneller schlug als sonst. Dafür vernahm sie ihren umso deutlicher.

Obgleich sie noch sauer auf ihn war, überkam sie ein unerwartetes Gefühl der Sehnsucht. Seine Körpernähe fühlte sich so wahnsinnig gut an. Immer fester krallten sich ihre Finger in den Saum seines Pullovers, und ihr Becken drückte sich enger an seines, obgleich sie glaubte noch näher könne sie ihm gar nicht mehr kommen. Und dann passierte es wieder… diese unfassbare Trauer und Leere, die sich seit Wochen in sich trug, stieg in ihr auf. Tränen sammelten sich in ihren Augenhöhlen. Sie presste ihr Gesicht so fest an seine Brust, dass er aufstöhnte und dann beunruhigt zu ihr niederblickte. „Lily?“, hörte sie ihn leise rufen. Es klang so unsicher und hilflos, dass sie fast glaube er würde sich um sie sorgen. „Lily?“, wiederholte er ein weiteres Mal.

„Ich finde es so schrecklich, dass wir keine Freunde mehr sind, Sev“, entkam es ihr sacht und es fühlte sich an als würde ein Tausendkilo Ballast von ihr genommen werden.

Sie hob leicht ihren Kopf, um in sein Gesicht blicken zu können. Dabei drückte sie sich weiter nach oben. Ihr Kinn schob sich an seinem halbwegs vorbei und sie spürte seinen heißen Atem auf ihren Lippen. Severus war wie erstarrt in seiner Haltung. Er schien den Atem angehalten zu haben.
 

Lily wusste, wenn sie jetzt nicht weiter handeln würde, würde es wie immer enden. Wie vor ein paar Stunden. Und je länger sie so dicht an seinem Körper lag, desto mehr wollte sie ihn spüren. Vielleicht würde sie es bereuen, vielleicht würde sie sich selbst am nächsten Morgen dafür hassen, aber gerade in diesem Augenblick, konnte sie einfach nicht mehr innehalten. „Sev, kannst du mich bitte ansehen“, es war fast ein Flehen und der junge Mann zuckte zusammen.

Seine Augen richteten sich zu ihr nach unten, seine Miene schien jedoch nach wie vor versteift.

„Lily, es ist besser so, glaub mir, … es ist besser, wenn du dich von mir fernhältst. Vorerst zumindest“, seine Stimme war zittrig und fast klang sie auch etwas nervös. Lily konnte darin ihren alten besten Freund wiedererkennen, doch er sträubte sich noch, das wusste sie durch seine angespannte Haltung.

Ihre Lippen bebten als sie noch näher an ihn heranrückte, Severus wich kurz zurück, doch sie folgte ihm beharrlich. „Ja, vielleicht ist es besser, wenn wir keine Freunde mehr sind, vielleicht will ich auch gar nicht mehr deine beste Freundin sein…“, sie streifte mit ihren Lippen sein Kinn und ihre Hände legten sich an seine Brust.

„Lily…was hast du vor?“, wisperte Severus und seine Augen hafteten auf ihren Lippen, die seinen bedrohlich näher kamen. Jetzt konnte sie sein trommelndes Herz deutlich unter ihren Fingerkuben spüren. „Hier ist kein Mulciber oder sonst jemand, der uns sehen könnte“, begann sie flüsternd, „Gib mir meinen besten Freund zurück, nur für einen Augenblick, bitte“, dann schlossen sich ihre Lider und ihr Mund streckte sich ihm demonstrativ entgegen. Er wusste plötzlich, was sie wollte. Sein Verstand befahl ihm sie wegzudrücken, ihr zu sagen, sie solle wieder zu Sinnen kommen, doch sein Körper schrie nach ihren Lippen. Diesen roten vollen Lippen…
 

Einige Sekunden hielt er den Atem wieder an und seine Lippen hingen zittrig über ihren. Er spürte wie der Druck ihrer Hände intensiver auf seiner Brust wurde, und dann erhörte er endlich ihre stumme Bitte. Er schloss ebenfalls die Augen und hauchzart legte er seine Lippen auf ihre.

Tausend Schmetterlinge flogen durch ihren Körper und sie glaubte vor Glück fast zu zerspringen. Leise Tränen liefen über ihre Wange, doch dieses Mal waren es Freudentränen. Der Kuss wurde stürmischer, härter und Lily zog ihn über sich. Der kalte und harte Boden presste sich gegen ihren Rücken, doch das war ihr egal, hauptsache sie konnte ihn spüren. Sie winkelte leicht ihre Beine an, sodass er zwischen sie rutschte. Sogleich als er zwischen ihr Platz genommen hatte, umschlangen ihre Beine seinen Körper, fast als habe sie Angst er könne sich ihrer wieder entziehen.

Die Hitze, die sich in ihrem Körper ausbreitete, stieg ihr so sehr in den Kopf, dass sie fast vergaß, was sie hier tat. Wie weit wollte sie noch gehen? War das überhaupt der richtige Zeitpunkt? Der richtige Ort? Sie wusste nur, dass wenn Severus nicht der Richtige war, wer dann?

Sie wusste einige Verhütungszauber auf Anhieb, aber sollte sie diese wirklich nutzen? Würde Severus es einfach zulassen, dass sie ES taten? Hier in der heulenden Hüte? Die Lust vernebelte ihren Verstand, am besten sie würde ihn gar nicht erst fragen. Einfach ihren Zauberstab packen und ein leises „praesidium desiderium“ murmeln…

Sollte sie? Sollte sie nicht?
 

~*~
 

Der Ruf eines Vogels, der wohl nicht in den Süden geflogen war, ließ Lily erwachen. Müde rieb sie sich die Augen und bemerkte schnell, dass sie nackt war. Ihre Jacke lag schützend über ihr, dennoch spürte sie eine leichte Kälte, die in ihre Glieder fuhr. Nicht so heftig wie gestern Abend, aber immerhin war sie auch nackt. Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder an alles erinnert und registrierte, dass Severus nicht mehr neben ihr lag.

„Sev?“, rief sie halb verschlafen durch den Raum, ihre Hände suchten den Boden ab, fanden aber nichts. Seine kompletten Klamotten und auch seine Tasche waren nicht mehr hier. Lily traf es wie ein Schlag, war er etwa gegangen? Sie schluckte bitter und sah sich um. Es musste so sein, nicht einmal den Lumos-Zauber hatte er zurückgelassen. Sie lag komplett im Dunklen und war allein. Hastig richtete sie sich auf und stülpte ihre Socken über. Dann folgte Unterwäsche, Pullover und schlussendlich ihre Jeans. Etwas schockiert betrachtete sie den leeren Raum, zumindest kam er ihr völlig leer vor. Ohne ihn. Sie begriff nicht, wie Severus gestern Nacht so voller Zärtlichkeit sein konnte und nun hatte er sie tatsächlich alleine gelassen?

Lilys Verstand stolperte bei den Erinnerungen an all seine zaghaften und dennoch intensiven Küsse, er war mehr als vorsichtig gewesen als er sich an ihren Körper heran getastet hatte, und sie hatte jede Sekunde mit ihm genossen. Doch sein Fehlen zerbrach die gestrige Nacht in tausend Stücke.

Rasch lief sie zum Fenster und blickte hinaus. Es hatte aufgehört zu schneien.

Sie ergriff ihre Winterjacke und zog sie über, packte ihre Einkaufstaschen zusammen und drückte kräftig gegen die Eingangstüre, die noch mit Schnee zugeschüttet war. Mit einem heftigen Ruck hatte sie es geschafft. Hatte Severus einen anderen Weg hinaus genommen? Warum kam ihr das Ganze nur so seltsam vor? Am besten sie würde ihn fragen was passiert war, wenn sie ihn wiedersehen würde, doch auch Trauer und Wut mischte sich in ihre Ahnungslosigkeit. Sollte sie ihm wirklich ein weiteres Mal hinterherlaufen? Nun hatte er schon alles von ihr bekommen, ihre Seele, ihren Körper und ihr ganzes Herz, und er hatte sie wieder enttäuscht. Sie konnte sich nur düster an seine Worte erinnern, die er ihr vor dem Kuss geschenkt hatte, sie klangen verzweifelt, fast als wollte er sie vor irgendetwas beschützen. Doch was bei Merlins Namen konnte so schlimm sein, dass er sie ignorieren und beschimpfen musste? Eigentlich gab es dafür keine Entschuldigung mehr…
 

~*~
 

Drei Kerzen glühten auf dem Rasen ihres Hintergartens. Lilys Herz schmerzte, doch sie hatte sich bereits daran gewöhnt. Noch immer war sie sich nicht hundertprozentig sicher, ob sie dies hier tun sollte. Aber wie sollte es sonst weitergehen? Es waren bereits Ferien und Severus hatte immer noch nicht mit ihr über diese eine Nacht gesprochen. Lily biss sich auf die Unterlippe, sie hatte es satt ihre Mutter anzulügen, warum es ihr so schlecht ging. Und ihren Vater hinzuhalten, weil sie auf nichts Lust hatte, dabei hatte sie die Ferienzeit gerne mit ihm genossen. Besonders in der Weihnachtszeit.
 

„Severus Snape, ich gebe dich und meine Liebe zu dir, wie dieses Eisenkraut zurück in die Natur“, wisperte Lily in die Stille der Nacht und vergrub das Eisenkraut. Dann pustete sie die erste Kerze aus.

„Severus Snape, ich bin von meinem Kummer gelöst, wie das Eisenkraut vom Band“, sprach sie weiter und legte das Band ebenso in die Erde und schüttete etwas Erde darüber. Dann ließ sie die zweite Kerze erlöschen.

„Severus Snape, mit dieser letzten Kerze erlischt meine Liebe für dich und wird wie das Eisenkraut für immer ruhen“, die letzten Worte fielen ihr besonders schwer und sie zögerte einen Moment lang, die Kerze auszupusten, doch sie musste einfach. Und sie tat es. Dann tippte sie mit dem Zauberstab auf die Erde und dann auf ihr Herz. Es war vollbracht. Morgen würde sie sich erbrechen.
 

Eine Träne lief über ihre Wange, dann strich sie über das Buch, welche neben ihr lag. Zittrig blätterte sie einige Seiten weiter und starrte auf den Zauberspruch, den sie sich eigentlich geschworen hatte noch hinten drauf zu setzen. Denn er hatte es verdient genauso zu leiden wie sie. Er hatte ihre Freundschaft mit Füßen getreten, ihre Jungfräulichkeit mit kaltem Herzen geraubt und sich nicht einmal dafür entschuldigt. Egal, wie seine Beweggründe auch waren, sei es ein Beschützerinstinkt vor Mulciber und den anderen Slytherins, oder gar Schlimmeres, es gab keine Rechtfertigung für sein Handeln, denn ihre Freundschaft hatte immer auf blinden Vertrauen beruht. Dachte sie zumindest.
 

Sie wollte eine Entschuldigung. Nicht einmal eine wirkliche Erklärung, nur seine flehenden Worte, ihr zu verzeihen. Doch sie würde es nicht tun, sie würde ihn spüren lassen, wie sie sich gefühlt hatte, als er sie links liegen gelassen hatte.
 

Im Garten hatte ihre Mutter Christrosen gepflanzt, die bekanntlich von Dezember bis Februar noch blühten. Lily riss eine von ihnen aus der Erde und legte sie unter den Baum, vor dem sie zuvor das Eisenkraut und das Band vergraben hatte.
 

„Deine Liebe war nur Schein. Also möge diese Blume dein Verderben sein. Fühle nun die gleichen Schmerzen, wie ich sie erdulde in meinem Herzen“, dann zertrat sie die Blume und ein heftiger Windzug schepperte gegen das Fenster ihrer Nachbarn.
 

Dass Severus Snape, an jenem Morgen, nur zurück nach Hogsmeade gegangen war, um zwei Becher heißen Kakao zu kaufen, dabei von einem Lehrer erwischt wurde und zur Rechenschaft gezogen worden war, warum er noch nicht in Hogwarts war, würde Lily Evans wohl nie erfahren. Und selbst wenn, hätte sie es am nächsten Morgen nicht mehr interessiert. Wie mächtig der Zauberspruch eines jungen Mädchens, dessen Herz gebrochen war, sein konnte, würde er sein Leben lang am eigenen Leibe spüren. Das Herz kannte keine Gnade…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Risa_
2019-04-25T21:11:15+00:00 25.04.2019 23:11
Hallo liebe [[Natsumi_Ann_]], es tut mir leid, dass der Kommentar nicht früher kam. Bin hier leider etwas sprunghaft unterwegs und gedacht, ich hätte schon Feedback gegeben. :/

Vielen lieben Dank, dass du dir gleich zwei Pairings, die ich wirklich gerne mag, angenommen und dir so viel Mühe mit beiden Kurzgeschichten gemacht hast!

Erstmal zum Schreibstil: Ich mag deinen Schreibstil. Er ließ sich flüssig lesen und war sehr bildhaft und da ich eher ein visueller Mensch bin, mag ich das persönlich auch gerne so.

Was ich aber besonders mochte und mich an deiner Story freute war, dass du beide IMO schon sehr in character gehalten hast und ich mir vor allem bei Severus vorstellen kann, dass er so handeln und das auch vielleicht sagen würde, was er sagt. Über Lily ... nun, für mich war sie immer ein wenig farblos, aber du hast ihr Gedanken und mehr eigenständige Persönlichkeit (für mich) gegeben.

Die Atmosphäre der Szene in der heulenden Hütte ist sehr schön und du hast sie in meinen Augen gut aufgebaut und weißt, wie du die Spannung zwischen zwei Menschen halten kannst. ;)
Dafür fand ich das Ende so bitter, aber passte sehr gut zum Canon und integriert sich darin. Ich kann mir das jedenfalls so vorstellen, sowie auch, dass Lily das Loslassen schwerfiel. Der letzte Absatz ist hierbei besonders gut geglückt.

Danke dafür,
LG Charizard.

Von: irish_shamrock
2019-03-01T17:20:19+00:00 01.03.2019 18:20
Hallo meine liebe Natsu,

wie immer hat deine kleine Geschichte Wiedererkennungswert♥.
Sprachlich hat mir der Beginn sehr gefallen und ich weiß, dass in deinen Werken meist (eigentlich immer) eine Prise Erotik vorhanden ist. So auch in dieser.
Ich gehöre auch eher zu den Leserinnen, die Lily Evans an Severus' Seite sehen. Dass sie sich ihrer tiefen Gefühle ihm gegenüber so sehr bewusst ist, dass sie, aus aller Kränkung heraus, einen solchen Zauber anwenden will (und auch anwendet), zeigt, wie sehr ihr Herz leidet und wie schändlich Severus' Worte und Verhalten (zumindest in deinem Werk) sind.
Die Idee mit der Heulenden Hütte, seiner Hilfsaktion (und Lilys Reaktion), bis hin zum wirklich traurigen Ende, das eine beklommene Stimmung zurücklässt, gefällt mir sehr.
Und natürlich sind die Charakterbilder wieder einmal ein Augenschmaus ♥!! (Wen hast du dir denn da als Sev rausgepickt? yammi♥)

Ich hoffe, dass du noch ein paar Reaktionen auf diese Geschichte bekommst♥,

alles Liebe
irish C:


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