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Luminos

In den Schatten
von

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I


 

Liebe und Mitgefühl sind Notwendigkeiten, kein Luxus. Ohne sie kann die Menschheit nicht überleben.

~Dalai Lama~
 

Eliott starrte seine ältere Schwester wütend an.

„Du bist einfach unmöglich!“, fauchte er, doch Nanine zuckte nur mit den Schultern.

„Und du bist trés naiv!“, antwortete sie und schnippste mit den Fingern. „Tu m’enerve!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, warf ihre langen goldenen Haare zurück und stolzierte davon, ihre Anhängerinnen folgten ihr stumm. Eliott schnaubte entgeistert und drehte sich zu Laura.

„Sorry. Eigentlich war klar, dass sie so reagiert. Ich wollte dich nicht in diesen Konflikt ziehen“ Er sah sie entschuldigend an und kratzte sich verlegen am Kopf, dann lächelte er. „Übrigens, im Gegensatz zu Nanine mag ich wie du dich kleidest.“ Laura wurde rot und betrachtete ihr kurzes, weißes Kleid mit den aufgestickten Erdbeeren.

Es war nicht der teure, modische Schnick-Schnack, den Nanine immer trug, aber es gefiel ihr. Ihre Mutter hatte es selbst genäht. Eliott vergrub die Hände tief in seinen Hosentaschen.

„Alors. Wohin jetzt?“, fragte er leise und sah sich etwas ratlos um.

„Gehen wir doch ein Eis essen!?“, schlug Laura vor. „Die Eisdiele ist gleich da drüben.“ Sie deutete auf den kleinen, bunten Laden am Ende der Straße. Eliott nickte nur und ließ sich von ihr mitziehen.

„Einmal Erdbeere und einmal Vanille bitte.“, sagte Eliott und reichte dem Mann einen 50€ Schein. Einen Moment sah der Verkäufer den 15 Jährigen Jungen misstrauisch an, bevor er ihnen die Eistüten und die 48€ Rückgeld gab. Sie setzten sich auf ein paar Steine, die nicht weit von der Eisdiele entfernt um einen Baum herum lagen.

„Ist deine Schwester immer so?“, fragte Laura und sah Eliott erwartungsvoll an doch der betrachtete nur sein Eis und schwieg. Als Laura schon glaubte, er wollte nicht mehr antworten, sagte er:

„Nicht immer. Erst seit Dad tot ist. Sie kommt damit nicht so richtig klar. Dann auch noch der Umzug nach Deutschland… Es ist für alle etwas schwer.“ Dann schwieg er wieder und auch Laura betrachtete stumm die Umgebung, während sie ihr Eis aß.

Eliott, Nanine und ihre Mutter Lady Evelyn Duchan waren erst vor kurzem nach Deutschland gezogen. Vorher lebten sie in Frankreich, in Paris. Sie sind sehr reich, doch Eliott hasste das. Er wäre am liebsten ein ganz normaler Junge mit einem ganz normalen Leben. Und noch viel mehr wollte er seinen Vater zurück haben. Und während Nanine mit ihrem Reichtum überall angab, versteckte Eliott sich nur.

Überall in den Zeitungen konnte man von Lord Duchans Tod lesen: Erschossen, durch einen glatten Schuss direkt ins Herz. Laura konnte sich vorstellen, wie schwer es für Eliott gewesen sein musste. Er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vater gehabt, hatte Lady Duchan gesagt und Laura gebeten, auf ihn Acht zu geben. Sie war eine nette, fürsorgliche Frau, wenn auch ein wenig zerstreut. Laura musterte Eliott nachdenklich.

Die eisblauen Augen hatte er definitiv von seiner Mutter, die kurzen schwarzen Haare fielen ihm sanft ins Gesicht, an seiner Hand konnte man die neuste Schramme vom letzten Hockeyspiel sehen. Er trug ein kurzärmliges, schwarzes Hemd, schwarze Jeans und Lederstiefel, die ihm bis zu den Knöcheln reichten. Laura wusste auch, dass er eine dicke Narbe an der Innenseite seines linken Handgelenks hatte, auch wenn man diese gerade nicht sehen konnte. Er hatte ihr nur nie erzählt, woher er sie hatte und sie ihr auch nie selber gezeigt.

Er sah wie ein normaler Junge aus und nicht wie der Sohn eines toten Milliadärs. Und genau darum bemühte Eliott sich ja auch. Manchmal fragte Laura sich, was in Eliotts Kopf vor sich ging.

Er war sehr schweigsam, erregte niemals viel Aufsehen. Aber wenn er etwas sagte, wählte er seine Worte mit Bedacht und überzeugte alle. Und wenn er etwas anfing, dann mit voller Begeisterung und niemand konnte ihn mehr stoppen. Nur selten öffnete er sich anderen gegenüber, er schien niemandem wirklich zu trauen. In Frankreich hatte er zu Hause einen Privatlehrer, der ihn unterrichtet hatte. Für ihn und seine Schwester war es eine riesige Umstellung gewesen, auf eine öffentliche Schule zu gehen. Nanine hatte sich mit Hilfe ihres Reichtums schnell beliebt gemacht, Eliott stand immer etwas zurück, doch letztendlich hatten sich beide eingefunden.

Laura lief Eis auf die Finger und sie leckte es schnell ab. Eliott aß den Rest seiner Eiswaffel auf und starrte Löcher in die Luft. Als sein Handy klingelte, zuckten sie beide zusammen, bevor er nach einem kurzen Blick auf das Display den Anruf entgegen nahm.

„Oui Maman?“ Laura konnte nicht verstehen, was Eliotts Mutter sagte, aber sie klang aufgeregt. Und aus dem Kontext verstehen konnte sie auch nicht, da Eliott mit seiner Mutter fast nur Französisch sprach. „Arettez, Maman! Restez a la maison! … Oui, je vais. … Oui. .. Quoi?… Oui, Mam! Bye!“ Eliott legte auf und erhob sich matt lächelnd.

„Ich muss nach Hause!“, erklärte er leise. Wieder einmal fiel Laura auf, wie Akzentfrei er Deutsch sprach. Sie nickte betrübt.

„Ok. Dann bis heute Abend.“ Eliott nickte, doch er hatte sich schon halb umgedreht und ging, ohne sich weiter zu verabschieden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Alle Kapitel werden von der Formatierung her Nathan noch einmal nach bearbeitet!
Nur ist die Geschichte eigentlich schon fertig (ich arbeite schon an Teil 2), also möchte ich mich etwas beeilen mit hoch laden :3 Komplett anzeigen

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