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Metamorphosis

von

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Fight


 

o9. Fight

–    ∙   ◦  ☽  •  ☾  ◦   ∙    –


 

Kampf.
 

Im Leben gab es Dinge, die man sich antrainieren konnte und es gab Dinge, die man im Blut haben musste. Ich hatte schon als Kind gewusst, dass ich fürs Kämpfen geboren worden war.

Damals hatte ich mich oft zum Kräftemessen mit Gleichaltrigen gerauft, mich aus dem Dorf geschlichen, um im Wald mit Kunais zu üben. Ich folgte meiner Bestimmung, absolvierte die Akademie, stieg als junger Mann zur Elite auf und durfte mich schließlich zu den Besten zählen, die Taki hervorbrachte.

Ich ruhte mich jedoch nicht auf meinem Erfolg aus. Getrieben von Ehrgeiz stählte ich meinen Körper, schärfte meine Sinne und trainierte meinen Verstand. Ohne zu wissen, dass ich all dies einmal dazu verwenden würde, meinen Weg mit Blut zu tränken.

Als Gesetzloser geächtet und gejagt, hatte ich schnell lernen müssen, dass nur der Sieger lebend aus einem Kampf hervorging. Anfänglich trauerte ich den Leben nach, die durch meine Hand ausgelöscht wurden. Sie taten nur ihre Pflicht, so wie ich es stets getan hatte – sie waren nicht anders als ich. Ihre Gesichter verfolgten mich in meinen Träumen, ihre toten Augen ließen mich keinen Schlaf mehr finden. Doch mein Bedauern wandelte sich mit den Jahren in Resignation und schließlich zu Gleichgültigkeit. Das Töten machte mir nichts mehr aus, es war zur Gewohnheit geworden. Manchmal durchfuhr mich sogar ein erregter Schauder, ich verspürte eine faszinierende Genugtuung, wenn die Augen ihren Glanz verloren und ich beobachten konnte wie das Leben aus dem Körper wich. Und so verlor für mich das Leben, der Tod und alles was damit einherging an Bedeutung.

Doch ganz egal was für einen Lauf die Dinge genommen hatten, das Kämpfen war schon immer ein Teil von mir gewesen. Als Kind kämpfte ich aus Spaß. Als heranreifender Mann um mich zu beweisen. Als frisch Geächteter um zu überleben. Und heute tat ich es, weil es das war, was ich am besten konnte.
 

Es war das Einzige, das mir noch geblieben war. Und das war weder gut noch schlecht – es war ganz einfach genug.
 


 

Es war groß.
 

Ich hatte mit Angreifern gerechnet, ein Trupp bestehend aus ein paar Mann. Feindlichen Shinobi, Söldnern, Banditen oder einfaches Gesindel. Doch ich hatte mit keinem Tier gerechnet. Wenn man es denn so nennen konnte. Seine Größe übertraf alles, was ich bis dato gesehen hatte – sofern es natürlichen ursprungs war. Doch ob Laune der Natur oder fehlgeschlagenes Experiment, wir hatten es mit einem gut acht Meter großen Insekt zu tun.
 

Bei seinem Anblick dachte ich wie automatisch an die Biju – doch das vor uns war unmöglich eines davon. Weder spürte ich Chakra von ihm ausgehen, noch wäre mir bekannt, dass es eines in Form einer Gottesanbeterin geben würde.
 

Die großen, starren Augen des Tiers waren auf Hidan fixiert, während es den Silberhaarigen mit einem ihrer Fangarme hochriss. Dieser fluchte lautstark – er wurde eingeklemmt wie in einem Schraubstock. Die längere Seite des Fangarmes war mit Dornen besetzt, zwei davon bohrten sich in Hidans Bauch. Sollte das Tier die Scheren weiter zuziehen, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass Hidan entzwei geteilt wurde, wenn man die Größe und die Kraft des Insekts bedachte.
 

«Verdammte Scheiße, was ist das denn für ein hässliches Ding! Lass mich los du kack Vieh!», brüllte Hidan, nachdem er sich in dem Klammergriff immer wieder ungläubig über die Schulter sah. Beim Anblick des hochgewachsenen, schlanken Insekts zappelte er wie wild, versuchte sich aus ihren Fängen zu befreien. Als das nicht klappte, griff er nach seiner Sense, versuchte diese zu ziehen. Doch da sie sich an seinem Rücken befand, war sie zwischen ihm und dem Fangarm eingeklemmt. Sie steckte genauso fest wie er selbst.

Würde er seine Waffe dennoch mit Gewalt zu ziehen versuchen, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass er sich dabei selbst verletzte. Und bereits am Anfang eines Kampfes mit einer Gliedmaße weniger dazustehen, war etwas, das man bei Möglichkeit vermeiden sollte. Glücklicherweise war das auch Hidan bewusst, da er von seinem Vorhaben absah und sich stattdessen hilfesuchend an mich wandte.
 

«Verdammt, nun tu doch was Kakuzu!»
 

Ich rührte mich nicht, starrte das Getier an und analysierte sein Verhalten, mir entging keine seiner Bewegungen. Die Aufmerksamkeit des Insekts lag augenscheinlich nur auf Hidan, so interessiert wie es an ihm war. Es begutachtete ihn von allen Seiten, seine Kauwerkzeuge mahlten vorfreudig, was mich vermuten ließ, dass es meinen Partner als Beute ansah.
 

«Kommst du mal in die Gänge?! Mach es platt, so lange es mit mir beschäftigt ist!», beschwerte sich der Jüngere aufgebracht. Anscheinend war ihm das Vieh nicht geheuer, da er immer wieder erschrocken zurückzuckte, sobald ihm das Ding mit dem Kopf zu nahe kam. Einmal bekam das Insekt Hidans Haar zu fassen, was diesem einen Schrei entlockte. Die Kiefer des Tiers arbeiteten und seine Kauwerkzeuge mahlten – es knabberte an Hidans Haupt als testete es, ob dieser genießbar war.
 

«KAKUZU?!», brüllte der Jüngere nun ungehalten.
 

«Bleib ruhig, ich überlege ja schon.»
 

«Was gibt es da noch zu überlegen, hä!? Mach es einfach platt!»
 

Hidan hatte es wohl nicht bemerkt, denn obwohl das Ding beschäftigt wirkte, war es sich meiner Anwesenheit und der möglichen Gefahr, die von mir ausging, durchaus im klaren. Vorhin hatte ich mich nur einen halben Schritt vor bewegt und die Fühler des Tiers hatten sofort darauf reagiert. Auch wenn es bisher keine Anzeichen dafür gab, dass es von jemanden gesteuert wurde, sondern vermutlich nur ein Tier war, das über keine übermäßige Intelligenz verfügte, hatte es dennoch Instinkte. Gegenwärtig zeigte es sich nicht aggressiv, zur Wehr setzen würde es sich aber dennoch, sollte es sich bedroht fühlen.
 

Das vermutete ich zumindest – normalerweise hatte ich es mit menschlichen Gegnern zu tun, daher fiel mir eine Einschätzung schwer.
 

Sollte ich also unbedacht eingreifen, würde es Hidan entweder entzwei teilen und sich mir dann stellen, was die bessere Möglichkeit für uns wäre. Denn obwohl wir Zeit verlieren würden, da ich Hidan zusammensetzen müsste, könnte ich das Ding auf diese Weise schnell erledigen.

Die andere Vermutung war, dass es sich samt Beute aus dem staub machte. Und da ich nicht wusste, wie flink das Vieh war und ob ich mithalten könnte, wäre das der unangenehmere Ausgang.
 

Am besten war es, wenn ich ihm den Kopf abschlug, noch bevor es den Angriff überhaupt kommen sah. Dafür müsste ich nur unbemerkt näher ran...
 

«Du überlässt mich ihm echt, oder??»
 

«Nur noch einen Moment, Hidan.»
 

«Was für nen scheiß Moment denn?! Fuck, Kakuzu, ich glaube, der will mich fressen! Gleich liege ich zerschnibbelt am Boden!»
 

«Wirst du nicht, keine Sorge. Uns bleibt noch etwas Zeit...»
 

«Ahja, woher willst du das wissen?», fragte er gehässig.
 

Hidan fuchtelte mit den Armen, um das Tier zu verscheuchen, doch dieses schnappte erneut nach ihm, bekam seinen Mantel zu fassen und riss ihm ein Stück Kragen ab. Der Stoff verschwand nach und nach zwischen den Kauwerkzeugen des Tiers.
 

«Gottesanbeterinnen pflegen ihre Beute lebend zu verspeisen*. Kann sein, dass es dich nur etwas anknabbert.»
 

«Wow, danke! Das ist sehr beruhigend!»
 

Ich ignorierte meinen keifenden Partner, konzentrierte mich stattdessen darauf den Abstand richtig einzuschätzen. Mein Arm hatte sich nämlich unbemerkt zum Boden hin verlängert, meine abgekapselte Hand grub sich in diesem Moment durch die Erde, arbeitete sich im Untergrund näher zu den beiden hin.

Als sich meine Hand nahe eines Beines der Bestie aus der Erde erhob, entschied ich mich kurzerhand dazu um, ihr nun doch vorher die Gliedmaße samt Hidan vom Körper zu trennen. Falls etwas schief ging, würde sie immerhin nicht mehr mit meinem Partner abhauen können.
 

Gerade als ich meine Hand verhärtete und mit ihr einer Klinge gleich unbemerkt zum Angriff ansetzen wollte, gab das Tier ein klickendes Geräusch von sich und schlug hektisch mit den Schwingen. Mein Blick schnellte zu Hidan und ich fand sofort den Grund für die Aufregung des Tiers. Mein Partner hatte ein Kunai in die Klaue der Bestie geschlagen und als Reaktion darauf wurde er – zu seinem Glück – fallen gelassen und nicht zerteilt wie in einem Klappmesser.
 

«Ah, fuck!», fluchte er, als er am Boden aufkam.
 

Ich schluckte meinen Ärger über ihn für den Moment runter – warum konnte er nicht einmal auf mich hören? Schnell zog ich meine Hand zu mir zurück, da das Tier, aufgescheucht durch Hidans Aktion, sich vor uns aufbaute und in Angriffshaltung überging. Es hob seine Fangarme in die Luft, streckte sie weg vom Körper, wodurch es noch ein Stück größer wirkte. Seine Flügel schlugen unablässig, während es mich ins Visier nahm – vermutlich stellte ich für ihn gegenwärtig die größere Bedrohung dar, da Hidan sich erst noch aufrappeln musste. Es schlug einige male nach mir, jedoch wich ich jedem seiner Angriffe aus, sprang zur Seite weg, während es mir trippeld nachsetzte.
 

Seine Geschwindigkeit war nicht außer acht zu lassen. Bei jedem seiner Hiebe sauste sein Arm durch die Luft und erzeugte ein pfeifendes Geräusch. Nachdem ich einen Satz nach hinten gemacht hatte, um Anlauf zu holen, setzte ich zum Gegenangriff über. Ich preschte vor, direkt auf ihn zu. Es holte erneut mit seiner Klaue aus, doch darauf hatte ich bereits gewartet. Kurz bevor er mich erwischte ließ ich mich nach hinten fallen, so dass ich über den rutschigen Boden schlitterte und seine Attacke nur haarscharf über mir vorbei zog. Dabei löste ich meine Arme vom Körper, packte die Bestie an den Hinterbeinen und während ich zwischen seinen Läufen unter ihm entlang glitt, brachte ich ihn durch meinen Schwung zu Fall.
 

Im nächsten Satz sprang ich hinter ihm in die Lüfte, holte mit meiner verhärteten Rechten zum Schlag aus. Das Tier lag vornüber gekippt vor mir, sein wunder Punkt, der Nacken, offen dargelegt.
 

«Fuck, pass auf!», hörte ich Hidan rufen.
 

Nicht sicher, was genau er damit meinte, brach ich vorsichtshalber den Angriff ab und brachte vorerst etwas Abstand zwischen mir und der Bestie.

Hatte mein Partner etwas gesehen, was mir entgangen war? Eine Gefahr, in die ich blind rein gestürmt wäre?

Ich beobachtete das Insekt, wie es sich wieder aufrichtete, aber konnte keinen Hinweis darauf entdecken. Die Gelegenheit, das Vieh zu erledigen, war nun jedenfalls ungenutzt verstrichen.
 

«Hidan, ich hoffe du hast einen guten Grund mich abzuhalten.»
 

Knurrend wandte ich mich dem Jüngeren zu, der nur ein paar Schritte von mir entfernt war. Nun fiel mir auch auf, dass etwas merkwürdig war – was hatte mein Partner die ganze Zeit getrieben? Und was war mit seiner Hand, dass er so gebannt drauf starrte?
 

«Das brennt wie Sau», keuchte er mit schmerzvoll verzogenem Gesicht. «Es ist sein Blut... bekomm das besser nicht ab.»
 

Ich trat neben ihn, um mir seine Hand anzusehen. Sein Handrücken war mit einer grünlichen Substanz bedeckt. Blasen hatten sich gebildet, wobei die Haut praktisch nicht mehr vorhanden war. Fleisch, Muskeln und Sehnen lagen frei, die Substanz hatte sich durch seine Haut gefressen und schien seine Hand noch immer weiter zu verätzen.

Hidans Schmerzempfinden war eine Sache für sich, er steckte vieles unbekümmert weg. Dass ihn die Verätzung nicht kalt ließ, musste zwangsläufig bedeuten, dass mit der Verletzung nicht zu spaßen war. Und da ich gerne darauf verzichten konnte, dass mir das Fleisch von den Knochen schmolz, musste ich mir eine andere Strategie überlegen um dem Tier den Garaus zu machen.
 

«Wo ist es hin?», fragte Hidan plötzlich.
 

Ich hatte nur eine Sekunde nicht aufgepasst und die Gottesanbeterin war wie vom Erdboden verschluckt.
 

«Bestimmt noch in der Nähe», erwiderte ich.
 

Wir hielten Ausschau nach den Vieh und suchten Rücken an Rücken die nähere Umgebung ab. Als ich hörte wie Hidan seine Sense zog, gab ich ein Schnauben vor mir.
 

«Keine gute Idee.»
 

Jeder Angriff, der der Bestie blutige Schnitte und Wunden zufügte, traf im Umkehrschluss nur uns. Ach wenn man vorsichtig vorging, in Kämpfen nicht von umherfliegenden Blutspritzern getroffen zu werden war beinahe unmöglich. Vor allem, wenn der Gegner eine kurze Reichweite besaß und zwangsläufig deine Nähe suchen wird.
 

«Ich weiß, aber wie zum Teufel soll ich mich denn sonst verteidigen, wenn es mich wieder fressen will?»
 

«Lass dich halt erst gar nicht von ihm fangen», grunzte ich. Mein Partner zog durch den unterschwelligen Seitenhieb nur eine Grimasse.
 

Der Wald blieb weiterhin still, nirgendwo eine Spur von unserem Gegner. Und da dieser kein Chakra besaß, konnten wir ihn auch nicht auf diese Weise orten. Ich fragte mich, ob es möglicherweise die Flucht ergriffen hatte. Andererseits hatte es sich dafür bis dato viel zu furchtlos verhalten.
 

Das war ganz gewiss nicht die erste Begegnung, die das Vieh mit Menschen hatte.
 

«Glaube das Mistding ist abgehauen», meinte Hidan nach einer Weile und ließ meiner Meinung nach viel zu schnell alle Vorsicht fallen.
 

«Wollen wir weiter? Gibt keinen Grund dem Vieh hinterher zu jagen...» Als ich nicht reagierte seufzte Hidan auf.
 

«Die Bohnenstange hat sich bestimmt schon ins nächste Loch verzogen, hast doch gesehen wie es den Schwanz eingezogen hat. Naja, ist mir nur recht, weil mir echt langsam etwas kalt wird, wenn wir weiter so blöd in diesem Sauwetter rumgammeln. Auch wenn ich sagen muss, dass der Regen meiner Hand echt gut tut. Spült wohl die Kacke weg und so.» Hidan war bereits losgelaufen, drehte sich im Gehen jedoch zu mir um, als er merkte, dass ich ihm nicht folgte.
 

«Ey, willst du da Wurzeln schlagen? Lass uns endlich los.» Er winkte mir mit der Hand zu, während er rückwärts weiter lief. Es kam nicht sehr überraschend, dass er mit einem Baum kollidierte – das kam davon, wenn man nicht schaute wo man hin lief. Manchmal kam er mir vor wie ein Baby.

Mein Partner fluchte, drehte sich ärgerlich um und schlug mit der Faust gegen den Stamm.
 

«Wo kommt der denn her, der war vorhin doch noch nicht da!»
 

Ihm fiel wohl im gleichen Augenblick wie mir auf, dass etwas mit dem Baum nicht stimmte, da er verdutzt auf die merkwürdig aussehende Rinde starrte. Dann bewegte sich der Stamm plötzlich, er änderte seine Form, ehe Hidan erschrocken einen Satz zurück machte.

Das verdammte Vieh hatte einen Baum gemimt, dabei die natürliche Beschaffenheit seines Körpers genutzt und sich auf die Lauer gelegt. Durch seine langen Gliedmaßen, der Färbung und Maserung seines Körpers, die an welke Blätter erinnerten, hatte es, in vollkommener Reglosigkeit, einem Baumstamm zum verwechseln ähnlich gesehen.
 

Wahrlich ein Meister der Tarnung.
 

Nachdem Hidan der Klaue einmal ausgewichen war, stürmte er mit erhobener Sense kopflos auf das Vieh zu. Innerlich schimpfte ich ihn einmal mehr einen Idioten.
 

«Gahahahaha!! Jetzt bist du fällig! Stiiiiirb du elendiges Vieh!» Hidan lachte wie ein Wahnsinniger, als er seine Sense erst über dem Kopf kreisen, dann auf die Kreatur niedersausen ließ. Doch dessen Körper wurde nicht wie erwartet zerteilt... Hidan entgleisten die Gesichtszüge, als seine Sense am überraschend harten Panzer des Tiers zerschmettert wurde. Eine Sekunde zu lange abgelenkt und mein Partner war wieder in ihre Fänge geraten.
 

Am Fuß gepackt, hing Hidan nun kopfüber in der Luft, seine zerbrochene Sense verloren unter ihm im Matsch liegend. Durch die Schwerkraft fiel ihm der Mantel vors Gesicht, welchen er immer wieder wütend zur Seite schlug.
 

«Warum immer ich verdammte Scheiße!!»
 

Das war einfach zu erklären – wäre ich an Stelle des Insekts, hätte ich auch eher Hidan als Leckerbissen angesehen.
 

«Hast du denn gar nichts gelernt?», herrschte ich meinen Partner geduldlos an, als ich bemerkte, wie er erneut nach einem Kunai greifen wollte.
 

«Was zum Fick soll ich denn sonst tun, hä?! Diesmal scheint es erst zu machen!»
 

Er hatte recht, das Insekt hatte jede Zurückhaltung verloren, navigierte Hidan über seinen Kopf und öffnete seinen Schlund.
 

«Einmal auf mich hören sollst du! Also halt einfach still!» Ich riss mir den Mantel von den Schultern, damit sich die Blitz-Maske aus mir erheben konnte. Schwarze Masse floss aus meinem Rücken, formte sich neben mir zur altvertrauten Gestalt, gerade als mich noch Hidans unsicherer Blick traf. Im nächsten Moment war sein Kopf im Schlund des Tiers verschwunden.

Abgelenkt durch dieses kuriose Bild, welches sich mir bot, verharrte ich eine Sekunde lang. Mein Partner glitt tiefer, steckte schon bald bis zur Hälfte im Rachen des Untiers und wölbte dessen Hals auf perverse Weise. In einem Stück wurde er verschlungen, bis nur noch seine Sandalen oben rausschauten.
 

Ich löste mich aus meiner Starre – man sah ja schließlich nicht jeden Tag, wie ein Mann verschluckt wurde – und sprang ein Stück zurück an einen Baum, hielt mich an einem Ast fest. Von Hidan war mittlerweile gar nichts mehr zu sehen, weswegen sich der Blitzelementargeist zum Angriff bereit machte.
 

Mein Plan war nicht der beste und Hidan würde es wahrscheinlich nicht gefallen und sich später darüber aufregen, doch um einen gewiefteren auszuklügeln blieb keine Zeit.

Die Blitz-Maske schmiedete Chakra und entließ das Raiton: Gian in Form eines riesigen Blitzstrahls auf die Bestie ab, welche den Angriff zwar kommen sah, sich ihm jedoch entgegen stellte anstatt auszuweichen. Erneut baute es sich eindrucksvoll auf, als bestünde seine einzige Abwehr darin, was auch immer auf ihn zukam, einzuschüchtern.
 

Schrill kreischte das Insekt auf, als ihn die Attacke frontal traf und es kurzzeitig paralysierte. Die Luft knisterte und kleine gelbliche Blitze zischten, einem statischen Feld gleich, noch ein gutes Stück weit ab vom Zielpunkt über den nassen Boden, geleitet durch Regen und Pfützen. Unglücklicherweise reichte das Raiton nicht aus um das Vieh zu erledigen – was mich erneut an seiner Natürlichkeit zweifeln ließ. Jemand musste das Ding in einem Labor gezüchtet haben.

Immerhin setzte ihm die Attacke stark zu. Durch die Paralyse geriet es ins Wanken, es wirkte orientierungslos und doch kämpfte es sich langsam wieder auf die Beine. Seine Bewegungen waren von nun an jedoch steif und eingeschränkt, die Elektrizität lähmte seinen Körper.
 

Im Stillen befahl ich der Blitz-Maske weiterzumachen – die Bestie würde das nicht ewig durchhalten.
 

Es hatte deutlich an Schnelligkeit eingebüßt, da es der nächsten Attacke nicht entgehen konnte, auch wenn es dieses mal hatte ausweichen wollen. Wieder ging es kreischend zu Boden, als ihn der Blitzstrahl erfasste. Ich ließ ihm nicht mal die Zeit sich aufzuraffen – meine Blitz-Maske feuerte einen Strahl nach dem anderen ab. Das Tier versuchte kläglich standzuhalten, doch es schaffte es nicht mal mehr sich vom Fleck zu rühren. Ich zwang es mit jedem Angriff tiefer in die Knie.
 

Das war kein Kampf mehr – das war Quälerei.
 

Obwohl ich kein Mitleid verspürte, war es doch eine unnötige Tortur. Aber wer hätte denn ahnen können, dass das Vieh so zäh war und mehrere meiner Angriffe überlebte? Sogar Hidan musste im Inneren der Kreatur längst tot sein oder zumindest das Bewusstsein verloren haben. Außer die Widerstandsfähigkeit des Insekts rührte aus einer Art genetischen Manipulation? War jedenfalls naheliegend, dass seine Größe nicht das einzige Ungewöhnliche an ihm war. Vielleicht besaß es eine bedingte Immunität gegenüber Ninjutsu? Nach seinem Panzer, der hart genug war um Stahl zu brechen, würde mich das nicht wundern.
 

Was man für meinen Partner nicht hoffen wollte, denn dann war es gut möglich, dass die Angriffe nur abgeschwächt bis zu Hidan vorgedrungen waren und dieser litt genauso wie das Insekt es tat.
 

Überraschenderweise schaffte es die Gottesanbeterin nun doch aus dem Teufelskreis auszubrechen. Obwohl erneut Blitze über sie hinweg zischten, setzte sie mit letzter Kraft zum verzweifelten Gegenangriff über. Besinnungslos kreischend stürmte sie auf mich zu und holte mit ihren Klauen nach mir aus. Ich ließ den Ast, an dem ich bis dato gehangen hatte, los und ließ mich fallen, entging so den Hieben, die, anstelle von mir, auf den dicken Stamm einschlugen. Die Dornen der Fangklauen gruben sich ins Holz, verhakten sich und blieben darin stecken.

Ich befand mich nun unter dem Tier und blickte auf, sah wie dieses versuchte sich zu befreien. Dann gab es erneut ein ohrenbetäubendes Kreischen von sich, ehe im nächsten Moment etwas auf meine Schulter tropfte.
 

Ich sah hoch und erkannte direkt über mir eine Kunaispitze, die aus dem Bauch der Bestie ragte. Augenblicklich sprang ich zur Seite, bevor ich noch mehr Blut abbekam. Meine Schulter- und Nackenpartie fing sofort an fürchterlich zu brennen. Ich fasste an die Stelle, versuchte die Substanz wegzuwischen, was keine gute Idee war, da sich das Zeug nun auch auf meine Hand übertrug. Doch der Schmerz war so unerträglich, dass mein Körper von alleine reagierte. Die aufflammende Wut auf meinen idiotischen Partner wurde dadurch nur noch größer.
 

«Warum kannst du nicht einmal auf mich hören?!», grollte ich erzürnt. Doch dafür schien mein Partner gerade kein Ohr zu haben.
 

Denn dieser war gerade dabei, sich durch das Innenleben des Tiers zu arbeiten und sich einen Weg ins Freie zu kämpfen. Am Bauch, zwischen zwei Panzerplatten, kamen Hidans Arme schon bald herausgeschossen wie bei einem Ertrinkenden auf See. Mein Partner schrie dabei unentwegt, was mit der Bestie zusammen ein skurriles Duett ergab. Als er sich mit dem Oberkörper herausdrückte, war er überall mit grünem Blut bedeckt. Einer grotesken Geburt gleich, kam er aus dem Tier gekrochen, welches leidend zusammenbrach, inzwischen nur noch ersticktes Geheul von sich gab und schon bald ein kümmerliches Ende finden würde.
 

Währenddessen wusste ich mir nicht anders zu helfen und versuchte die Verätzung an meiner Schulter mit Hilfe von Schlamm zu stoppen. Rasch presste ich eine Handvoll auf die Wunde, was jedoch nur eine schwache Linderung zur Folge hatte.

Ich biss die Zähne zusammen. Verdammt, das war ein größeres Problem als angenommen. Zudem reagierte mein Körper darauf, als wäre mir eine Gliedmaße abgetrennt worden. Adrenalin jagte durch meine Venen, mich überkam eine plötzliche Hitzeattacke und ein Schwächegefühl setzte ein.
 

Wasser. Hidan meinte doch, das würde helfen. Die Wunde ausspülen.
 

Mit Blick auf meinen Partner sollte ich wohl froh sein nur wenig abbekommen zu haben. Doch leid tat er mir gewiss nicht – es war immerhin Hidans Schuld, dass wir überhaupt in dieser Lage waren. Deshalb geschah es ihm ganz recht, dass er wie von Sinnen schrie, zuckte und sich unkontrolliert auf dem Boden herumwälzte. Zu seinem Pech sammelte sich genau dort eine Pfütze aus Blut – die grüne Flüssigkeit floss noch immer aus dem toten Leib der Bestie und mischte sich mit dem schlammigen Erdboden. Doch Hidan schien so besinnungslos durch den Schmerz, dass er alles um sich herum gar nicht mehr wahrnahm.

Ich erinnerte mich an den kleinen Tümpel, an dem wir vorbeigekommen waren und zögerte keine Sekunde länger. Ungeachtet meiner Hand, packte ich Hidan am Oberarm und zog ihn mit mir, überwand die kurze Entfernung im Eiltempo.
 

Beim Tümpel angekommen schmiss ich Hidan ins dreckige Wasser und stürzte mich dann selbst hinein, um mit der verätzten Stelle im flachen Wasser untertauchen zu können. Das teuflische Brennen sank langsam auf ein erträgliches Maß, als ich die Wunde lange und gründlich auswusch. Das musste ich später dringend noch mit sauberem Wasser tun – Mücken und anderes Gefleuch schwirrte hier zuhauf umher, das Wasser – trüb und übelriechend – war bestimmt voller Bakterien.

Als ich ein letztes mal darüber strich, ertastete ich deutliche Vertiefungen und Krater überall dort, wo sich Haut und Fleisch angenfangen hatten aufzulösen. Meine Rechte war der Säure weniger lang ausgesetzt gewesen, war aber dennoch stark gerötet, die Haut spannte und sah aus wie die einer angeschwitzten, halb garen Bratwurst.
 

Hidan derweil, zappelte in dem kniehohen Wasser wie ein Fisch auf dem Trockenen und tat weiterhin nichts anderes, als sich die Seele aus dem Leib zu brüllen, was meine Wut auf ihn gerade nur noch steigerte. Es reichte ihm anscheinend nicht, den Kampf zu vermasseln, zu allem Überfluss ging er mir nun auch noch auf die Ohren.
 

Er sollte endlich still sein.
 

Ich watete zu ihm, packte ihn am Mantel, um ihn zu mir zu drehen. Wild und ziellos schlug er um sich und ich musste aufpassen, dass er mich nicht traf, so unberechenbar wie er sich bewegte. Mir wurde erst bewusst wie schlimm es ihn erwischt hatte, als ich seine Vorderseite erblickte.

Seine Augen waren weit aufgerissen, das eine sah aus, als würde es ihm aus dem Schädel quellen. Einen Moment später erkannte ich auch warum – ihm fehlte das komplette Augenlid. Und nicht nur das. Seine rechte Gesichtshälfte war zerfressen, Muskelstränge, Fleisch und Sehnen waren zu sehnen. Seine Nase war nicht mehr vorhanden, da war nur noch ein schwarzes Loch. Er war einseitig kahl, an einer Stelle konnte man sogar den Schädelknochen sehen. Die Backe war nicht mehr vorhanden, nur noch dünne Gewebestränge zogen sich wie ein erbärmliches Netz über das freigelegte Gebiss. Der Rest seines Körpers sah nicht viel besser aus.
 

Ein Wunder war er noch bei Bewusstsein.
 

Seine bis zum Skelett zerfressene Hand schoss in die Höhe, als ich ihn am verbleibenden Stoff seines Mantels packte und unter Wasser drückte. Die Schreie versiegten, stattdessen waren nur noch blubbernde, platschende Geräusche zu hören. Seine Instinkte schienen noch nicht ganz erlahmt, da er sich gegen mich wehrte. Das Gefühl von blankem Knochen auf meiner Haut, als er versuchte meine Hand mit seiner wegzureißen, ließ mich vor Ekel das Gesicht verziehen. Mittlerweile war das Wasser um Hidan zu einer rot-braunen Suppe geworden, in der auch kleinere Mantel- und Gewebefetzen mit schwammen.

Nachdem ich einen Kick gegen die Seite kassiert hatte und nur noch wenige Luftblasen an die Oberfläche stiegen, zog ich Hidan hoch, ließ ihn Luft holen. Ich wiederholte mein Tun ein paar mal, tauchte ihn erneut unter, um ihn kurze Zeit wieder Luft holen zu lassen. Doch beruhigen tat er sich nicht. Er tobte, nachdem er beim vierten mal hustend Wasser ausgespuckt hatte, genauso weiter wie davor.
 

Sein Anblick war noch eine Spur schlimmer geworden – er glich immer mehr einer zerfledderten Leiche. Obwohl ich über die Jahre schon weitaus Schlimmeres gesehen hatte, war sein Zustand erschreckend.

Ich legte beide Hände um den Hals meines Partners und tastete geübt nach seinem Genick. Sein Blick war panisch, voller Terror und schien das erste mal bewusst auf mir zu liegen, als ob er mich tatsächlich wahrnehmen würde. Ich konnte mir kaum ausmalen, welchen Horror er gerade durchlebte. Mit einem schnellen Handgriff knirschte und knackte es unter meinen Fingern, ehe Hidans Körper augenblicklich erschlaffte.
 

Endlich Stille.
 

Ich ließ ihn zurück ins Wasser gleiten und erhob mich. Der Regen war wieder stärker geworden, dicke Tropfen fielen hinab, verschlechterten die Sicht. Mein Blick blieb an der Blitz-Maske hängen, die mir gefolgt war und vor dem Tümpel hockte, brav auf weitere Befehle wartete. Hidans Sense – oder besser gesagt ein Bruchstück davon – lag neben ihr. Sie musste es mitgenommen haben, obwohl ich ihr nichts dergleichen aufgetragen hatte.
 

Als ich wieder auf meinen Partner hinuntersah und mich fragte, ob ich seinen Arsch nun wirklich tragen musste, fiel mir etwas auf. Ich hatte schon zuvor seine zur Faust geballte Linke merkwürdig gefunden. Er hatte besinnungslos um sich geschlagen und sich aufgebäumt wie der wildgewordene Teufel, aber die Linke immer geschlossen gehalten. Nun erkannte ich, dass er etwas umschlossen hielt und beugte mich hinab, um es ihm aus der zersetzten Hand zu ziehen.
 

Es war sein Anhänger.
 

Er musste ihn sich vom Hals gerissen und mit seinem Leib vor der Säure beschützt haben.
 


 

–    ∙   ◦  ☽  •  ☾  ◦   ∙    –

out from the infinite, the rate of growth

is hard to keep up with

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* Diese Aussage wurde von mir zurecht gebogen und ist so nicht ganz richtig. Gottesanbeterinnen Weibchen verspeisen zumeist die Männchen nach oder sogar noch während der Paarung. Wie es um normale Beute steht, da gab Wikipedia nicht viel her. Ich nehme an tot oder lebendig, Hauptsache Futter.



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