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Stand my ground

von

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Infiltration Teil 3 - The truth among lies

„… Dass sie Sharon Vineyard ist und weder den Boss, noch meinen Vater leiden kann“, beendete Wataru den Satz von Takeshi. Es war unverschämt, das wusste er, deswegen sah er den Polizeipräsidenten entschuldigend an, aber er konnte einfach nicht an sich halten und musste es sagen. Sofort richteten sich alle Blicke auf den Kriminalisten – keiner kam umhin, ihm seine Aufmerksamkeit zu schenken.

„Du überraschst mich immer wieder, mein Lieber“, meinte Shina grinsend, aber auch ein wenig stolz wirkend. „Wieso glaubst du, dass sie Sharon Vineyard ist?“

Auch Takeshis Blick ruhte auf dem jungen Mann, dabei wirkte er nicht, als wenn ihn die Aussage allzu sehr überraschen konnte, was Ryochi auffiel – er fragte sich, ob Sêiichî auch so ruhig geblieben wäre…

„Weil sie zu Miwako gesagt hat, sie hätte Probleme mit meinem Vater, der aber eine Art Besessenheit an Sharon an den Tag gelegt hat. Außerdem habe ich sie getroffen. Ich könnte schwören, dass Chris und Sharon dieselbe Person sind. So ähnlich kann man seiner Mutter nicht sein.“

„Und, wollen Sie Ihrem Sohn unter den Umständen immer noch Ihren Segen geben, Akaja-san?“

Conan war ziemlich gehässig, das sollte man ihm aberziehen, fand Takeshi, weshalb er nun bestimmt nicht das antwortete, was der Junge von ihm erwartete. „Wir sprachen von diesem Gift, was Menschen tötet, oder verjüngen kann, so wie dich, Shinichi Kudô“, begann der Schwarzhaarige, dabei sah er ihm eindringlich in die Augen. „Sharon wurde nichts geschenkt im Leben. Sêiichîs Mutter hat sie aus ihrer Familie versucht rauszuhalten, aus reiner Gehässigkeit. Kinder hatte sie nie welche, weil sie wegen Keichiro Takagi in diese Sache geraten ist und es besser für alle gewesen ist, dass sie keine Kinder in die Welt gesetzt hat. Sie hat lange gewartet, um ihr – ihrer Meinung nach – armseliges Leben zu beenden. Zwar hatte sie noch vieles vor, aber sie hat sich entschieden, besser zu gehen. Damit hat sie ihren Verehrer sehr wütend gemacht. Unter Chris Vineyard hat sie versucht ihre Ziele zu erreichen, die ihr als Sharon unerreichbar schienen. Sie versucht ein neues Leben anzufangen. Nachdem ihr vor etwas mehr als eineinhalb Jahren die Augen geöffnet wurden. Findest du nicht, Junge, man sollte ihr diesen Wunsch lassen? Der Wunsch nach einem neuen, zufriedenen Leben, darauf wartet sie seit so langer Zeit. Ich wäre ein Unmensch, wenn ich ihr das missgönnen würde. Sie hat dieses Teufelszeug zu sich genommen – mehr unfreiwillig und empfand es als Fluch. Viele Jahre lang, dann hat sie Sêiichî getroffen. Das ist so etwas wie ein Licht am Ende des Tunnels, denn er liebt sie wirklich. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert, wenn ihm etwas Schlimmes zustoßen würde. Die Person, die ihn seines Lebens beraubt, würde auch nicht mehr lange haben, schätze ich. Es gibt Schlimmeres als ihr Alter. Darauf hast du doch abgezielt, Shinichi, nicht wahr? Selbst wenn sie 80 wäre, solange beide sich lieben, sollte es mir egal sein. Manchmal kann man sich eben einfach nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Und nun will ich nicht weiter auf diesem Thema herumreiten.“ Bestimmt gefiel dem Jungen diese Antwort kein bisschen. ‚Meine Frau hat Chris bereits ins Herz geschlossenSie ist sogar ziemlich amüsiert darüber, was diese Frau mit Sêiichî anstellen kann und damit durchkommt. Das, was keine Frau dieser Welt bisher geschafft hat. Sie bemüht sich seit langer Zeit, dass es Sêiichî gut geht. Dafür schürt sie den Hass zu seiner richtigen Mutter ganz gewaltig… Seine richtige Mutter sollte man schnellstmöglich aus dem Verkehr ziehen. Sie wäre die erste, die beiden ihr Glück kaputtmacht. In der Sache sind wir uns einig, er darf es nie erfahren… Ich werde mein Möglichstes tun, um das zu verhindern, Akiko ebenfalls.’

„Verrückte Geschichte“, meinte Miwako und griff sich an den Kopf, der ihr bereits schwirrte. So etwas sollte funktionieren. „Schon irgendwie merkwürdig, dass sie jetzt das Leben ihrer Tochter führt. Aber anscheinend hat sie das auch nicht vor dem Typen gerettet.“

„Bestimmt weiß der Kerl es längst, wer sie wirklich ist“, meinte Shina, „Menschen, die so besessen sind, merken so etwas äußerst schnell. Es würde mit dem Teufel zugehen, wenn er es nicht bemerkt hätte. Obwohl sie sich große Mühe darin gibt, ein richtiges Miststück zu sein und total anders als Sharon, es gibt Momente, da kann sie nicht verbergen, wer sie wirklich ist. Das würde meine Mutter so auch behaupten. Vor ihr kann sie nämlich auch nicht komplett in die Trickkiste greifen, weil es sie emotional beeinflusst, dass die Beiden eben befreundet waren.“ Shina blickte zu ihrem Bruder, nachdem sie das gesagt hatte – gerade war sie unschlüssig, wie sich Takeshis Worte auf ihn auswirkten. „Ich verstehe sie nicht“, kam schließlich. „Ich will nicht so bleiben, wie ich jetzt bin. Die Vorstellung ist grausam… Sie kann es wohl nur genießen, weil sie so viel älter ist, als ich.“

„Sie versucht nachzuholen, was sie versäumt hat, schätze ich“, fügte Ryochi an – er kannte Chris, hatte sie live erlebt. Kein Mensch würde merken, wie alt sie wirklich war – was sollte es ihn also so erschüttern? Sêiichî liebte ja schließlich auch das, was sie ihm vorlebte, er kannte sie nicht anders. Kurz tauschte er einen Blick mit Shina aus und sie bemerkte sofort, dass er sich fragte, inwieweit Sêiichî wusste, wer sie war. Sie schwieg dazu besser. Sêiichî war nicht blind und auch nicht dumm… Er würde diese Frau aber wohl nie in die Verlegenheit bringen, sie auf die Sache anzusprechen, dafür war er zu sensibel.

„Wenn diese Frau nur halb so böse ist, wie sie immer tut – darauf würde meine Mutter schwören, Sharon sei keine schlechte Person, auch jetzt noch… Wieso zum Teufel jagt sie Haibara so große Angst ein? Diese Frage stelle ich mir schon ziemlich lange. Deswegen fällt es mir so schwer, an das gute Herz dieser Frau zu glauben… Sie ist perfekt in ihrem Schauspiel, also ist eigentlich auch möglich, dass sie vieles nur spielt. Man weiß jedoch nie, was genau sie spielt…“

Shina schloss die Augen. „Tja – Schauspielerin hin oder her, auch deine kleine Freundin beherrscht zu lügen. Schon mal dran gedacht, dass sie ihre Angst nur vortäuscht? Selbst, wenn nicht, sie hat bestimmt Gründe, Chris zu fürchten. Sie kennt diese Frau besser, als du vielleicht glaubst. Wenn du sie direkt fragst, wird sie sich entscheiden zu schweigen und sagen, dass sie dich nicht in Gefahr bringen will. Dabei ist sie die größte Gefahr für dich… Nicht Vermouth… Denn Gin…“ Shina stoppte, denn sie überlegte, wie sie es am besten ausdrückte. „Gin ist hinter Sherry her, wie der Teufel. Solange sie bei dir ist, Shinichi, bringt dich das in Lebensgefahr. Wenn er euch beide zusammen sehen würde, war’s das mit seinem Verstand. Wobei der sowieso nie präsent ist, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob eine Person am Leben bleiben soll – er entscheidet in der Regel lieber das Gegenteil. Dich würde er bestimmt erstmal quälen – du hast ihm seine Sherryweggenommen.“

Conan wurde blass, der Schweiß begann ihm übers Gesicht zu rennen. Er hatte einmal in die eiskalten Augen von Gin gesehen und wusste seit diesem Moment, dass er eiskalt und skrupellos war.

„Seine… Sherry…?“ Die Worte schienen dem Kleinen nicht besonders in den Kram zu passen, weil sich ihm sofort alle möglichen Bilder im Kopf auftaten…

 

„Are you surprised to see me, little girl?” sprach sie eine tiefe Stimme an, die ebenso bedrohlich wirken konnte, je nachdem in welcher Beziehung man zu dieser stand.

Die Kleine wirkte, als sah sie ein Schreckgespenst, was jetzt aus einem Traum entfleucht war, um sie hier heimzusuchen. Ihr Herz raste und sie wollte instinktiv einen Schritt rückwärts, wobei sie gegen den rundlichen Bauch des Professors stieß. Dieser bemerkte das Zittern, da er sie intuitiv festhielt. Dass der Mann jetzt Englisch sprach, wunderte Agasa zwar, aber er wirkte auf ihn nicht gefährlich. Manchmal war er auch einfach zu einfältig und leichtgläubig – dann mussten Shinichi und Shiho ihn meistens aufklären, doch gerade war der kleinen Sherry der Atem im Rachen steckengeblieben und sie konnte erst einmal nichts erwidern, da sie noch immer wie schockgefrostet in die Augen des Polizisten starrte.

„Der ist kein Polizist“, wisperte sie leise nach einer Weile. „Gehen Sie zurück ins Labor… Damit haben Sie nichts zu tun.“ Sie wollte nicht, dass er hörte, was sie sich zu sagen hatten… obwohl sie so tat, als ginge eine Gefahr von dem Kerl aus. „Er ist einer von denen.“

Doch damit erreichte er das Gegenteil – sie erweckte den Beschützerinstinkt des Älteren, der sie nun noch fester hielt und dem Kerl mit einem widerspenstigen Blick begegnete.

„What do you want?“ Gerade wirkte ihm der Mann noch nicht gefährlich, er hatte noch nicht einmal eine Pistole gezogen, was schon eher nach denen aussehen würde… Instinktiv dachte er an Vermouth, die ihnen einen Besuch abstattete, immerhin hatte er Englisch gesprochen. Der Professor versuchte keine Angst zu zeigen, denn Conan hatte ihm erzählt, sie würde es nicht wagen, auf einen von ihnen zu schießen, wenn es nicht sein musste, deswegen schob er die kleine Sherry hinter sich und stellte sich dem Schwarzhaarigen entgegen.

„Nothing – especially not from you. I want to ask the little girl a few questions – nothing more, really.”

„But I have nothing to talk about”, kam aus dem Hintergrund von Ai, weshalb sich jetzt ein kleines Grinsen im Gesicht des Schwarzhaarigen bildete. „That’s nothing you decide!“ fauchte die schwarz-weiß gekleidete Person den Beiden entgegen, fügte dann aber mit einem heimtückischen Unterton an: „Ich verspreche Ihnen, dass weder Ihnen, noch der Kleinen etwas geschieht, wenn sie beide meinen Anforderungen genügen. Seien Sie also vernünftig, Professor.“

„Warum sollte ich auf Ihr Wort vertrauen?“ hinterfragte der Angesprochene skeptisch, dabei blitzten die Augen des Schwarzhaarigen gefährlich auf.

„Weil Ihnen keine andere Wahl bleibt. Außerdem ist die Polizei der Freund und Helfer der Menschen, nicht wahr? Ich habe Ihnen meinen Dienstausweis gezeigt. Ist das nicht Grund genug, mir zu vertrauen?“

„Wir kennen Sie nicht und bitten Sie jetzt das Haus zu verlassen.“

„Oh, wirklich? Dabei haben Sie wirklich nichts zu befürchten. Nur, weil die Göre mir misstraut, wollen Sie einen freundlichen Polizisten des Hauses verweisen?“

Es war eine Fangfrage und die kam auch nicht gerade wenig stichelnd – bisher hatte der Kerl aber nichts gesagt, was Sherry redselig machen würde. Sie schwieg weiter und der Professor versuchte sie zu beschützen. Es war eine Sache der Höflichkeit der Polizei zu helfen, so war das eben in Japan, aber er musste doch darauf vertrauen, dass Ai die Wahrheit sagte. Manchmal konnte man aber nicht mit Sicherheit sagen, dass das der Fall war, das hatte der Mann auch schon mitbekommen.

„Belmot hat versprochen, dass sie uns in Ruhe lässt. Nun schickt sie dich hierher. Meinst du, ich weiß nicht, dass du für sie arbeitest?“ entgegnete Ai. „Dir kann man nicht trauen – auch deiner Dienstmarke nicht. Wer weiß, ob die echt ist? Die gute Belmot ist bekannt dafür, Ausweispapiere und dergleichen zu fälschen. Wer sagt also, dass du wirklich zur Polizei gehörst?“

„Du strapazierst meine Geduld, Kleine. Außerdem arbeite ich nicht für irgendwen. Wovor hast du eigentlich wirklich Angst? Wirklich vor mir? Vor der besagten Belmot oder eher vor dir selber? Machen wir uns doch nichts vor, du hast Angst, dass ich vielleicht Dinge über dich wissen könnte, die deinem Ansehen schaden könnten – ist es nicht so? Nun sei ein liebes Mädchen und unterhalte dich mit mir! Es gibt da nämlich einiges, was mich brennend interessiert. Zum Beispiel dein Wissen über die Familie Iwamoto. Ich will wissen, was du darüber weißt! ALLES!“

Ein schweres Seufzen kam von der Rotbraunhaarigen, die alles andere als gerne mit diesem Kerl redete, der dieser HEXE in den Schoß kroch, wo er nur konnte. Aber das tat er nicht nur bei dieser einen.

„Du meinst Merlot und Gotano“, entgegnete Ai und drückte sich jetzt am perplexen Agasa vorbei. „Ja, ich kenne sie.“

„Und weiter?“ fragte der Schwarzhaarige, woraufhin Sherry ihm einen kühlen Blick schenkte, als sie an ihm vorbei ging.

„Sie arbeiteten für die Organisation – zusammen mit meinen Eltern. Also zumindest Merlot war in ihre Projekte eingebunden. Merlot und Belmot haben sich gehasst, so sehr, dass sie immer wieder aneinander geraten sind. Hat dir das deine heißgeliebte Belmot etwa nicht erzählt? Wieso kommst du mit deinen Fragen zu mir? Geh doch zu deinem Miststück.“

„Für eine kleine Verräterin bist du ganz schön frech!“ kam von ihm mit einem leichten Zischen, daraufhin griff er in seine Tasche und zückte die Waffe. „Vielleicht hörst du jetzt auf mit den Frechheiten.“

Natürlich erschreckte er damit Agasa fast mehr als Sherry. Deswegen warf er diesem einen Blick zu. „Halten Sie sich da raus! Das geht nur die Kleine und mich etwas an!“

Der Professor hielt inne, hoffte aber auch, dass Ai nicht auf die Idee kam, den Kerl jetzt noch mehr zu reizen.

„Und jetzt gib mir die Antworten, die ich will! DU bist die Wissenschaftlerin, die vor der Organisation getürmt ist, nicht BELMOT, oder sonst wer! Sie hat damit nichts zu tun.“

„Oh – sie hat dich wirklich im Unklaren gelassen.“

Damit erzürnte sie den Schwarzhaarigen sichtlich, so dass dieser nun einen gefährlichen Blick im Gesicht hatte. „Scheint so, dass nicht nur meine Mutter etwas gegen sie hatte. DUbist anscheinend noch viel schlimmer.“ Der junge Mann hatte sofort bemerkt, dass sie von seinen Eltern ablenkte und viel lieber von Vermouth sprechen wollte – natürlich auf besonders liebevolle Weise, so wie man es von ihr gewohnt war.

„Dass ein Kerl, wie du, das nicht verstehen kann, ist klar. Bei dir ist alle Hoffnung verloren. Meinst du ernsthaft, ich glaube, dass du aus freien Stücken hier bist? Wegen Merlot und Gotano? Warum sollte dich das interessieren?“

„Du hattest engen Kontakt zu ihnen, daher musst du Dinge über ihre Forschungen wissen, zumal deine Mutter und Merlot gute Freunde gewesen sein sollen. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, hat Merlot versucht Elena Miyano zu ersetzen, nachdem sie bei einem Unfall ums Leben kam. Daraufhin haben sie dich nach Amerika geschickt, damit du dort so gut ausgebildet wirst, um die Forschungen deiner Eltern weiterzuführen. Was genau haben Merlot und Gotano dann getrieben? Vorwiegend interessiert mich, welche Tätigkeiten Gotano dabei verübt hat. Sein Bereich liegt weniger in der Medizin – Merlot ist die Ärztin von Beiden. So ist es doch. Was weißt du also über Gotanos Gebiet?“

Darauf lief die Sache also hinaus – fast hatte Sherry damit gerechnet. Sie schwieg und antwortete dann: „Ich weiß es nicht.“

Seine Eingebung sagte ihm, dass dieses Kind log wie gedruckt. „Du weißt es nicht! Dann werde ich deiner Erinnerung auf die Sprünge helfen…“

Die Waffe wurde mit einem Klacken geladen, dabei bekam er einen wahnsinnigen Gesichtsausdruck. „Erinnerst du dich immer noch nicht?“ fragte er heimtückisch und erinnerte das Mädchen teuflisch an diesen Abend, an dem sie zum Hafen gelaufen war und man eine Waffe haargenau so auf sie gerichtet hatte. Mit haargenau demselben perfiden Grinsen im Gesicht. Er erinnerte sie so sehr an ihre Feindin, dass sie nun zuckte und ihre Augen in grenzenloser Panik hervorstachen…

 

„Also eine sehr verschwiegene Person, dabei sagt man anderen Personen das nach – schon lachhaft.“ Was Takeshi sagte, ließ seinen Sohn aufsehen und an etwas denken, was ihn grunsätzlich beschäftigte, aber Miwako legte den typischen Detektivausdruck an den Tag und schien laut zu denken, allerdings gerade so laut, dass man es noch mitbekam, weil die anderen Personen im Raum nicht flüsterten. Ryochi zog bei ihrem gemurmelten „Sherry und Vermouth, mhm… Das sind alles Weine“ seinen Notizblock und einen Kugelschreiber aus der Tasche, wo er begann nach und nach Namen aufzulisten.

 

Mitgliedsnamen:

 

Gin (Auftragskiller unbekannter Herkunft)

Sherry (Ai Haibara / Shiho Miyano)

Belmot / Vermouth (Chris Vineyard / Sharon Vineyard)

Chardonnay (Keichiro Takagi)

Pinot (Takeshi Iwamoto / Sêiichîs und Watarus Halbbruder)

Merlot (Yohko Iwamoto / Sêiichîs leibliche Mutter)

Gotano (Kenichi Iwamoto / Sêiichîs leiblicher Vater)

Bourbon (Toru Amuro / Rei Furuya)

 

Den Zettel steckte er Miwako klammheimlich zu, was nur Shina als einzige mitbekam. Darauf wären sie noch gekommen, aber sie wusste auch, dass die Polizistin so dem Gespräch besser folgen konnte. Sie blickte auf den Zettel, dann zu dem Detektiv. Die Iwamoto-Familie gehörte also komplett zu ihnen…

Ryochi fühlte sich schon ein bisschen schlecht, weil er weder Sêiichî, noch seinen Bruder Yuichi auf die Liste gesetzt hatte. Aber sein Vater hatte nicht direkt von ihm gesprochen. Daher wäre es ihm wohl sogar nicht recht. Er wusste gerade nicht,w as sein Vater plante. Weshalb diese Besprechung stattfand – aber er glaubte, dass Shina es nicht für richtig hielt, so viele Menschen uneingeweiht zu lassen, vor allem dann nicht, wenn höchste Gefahr drohte. Sêiichî war nicht umsonst hier… Er hielt es für riesengroßen Blödsinn, dass er wegen Chris hier war. Die war schon ziemlich lange hier und auf einmal war Sêiichî auch da – wen er hätte bei seiner Freundin sein wollen, dann wäre er schon viel eher hierher gekommen.

„Dazu kommt, dass Sêiichî auch die Wahl hatte. Und er hat diese Welt gewählt, wo er bei ihr sein kann. Um sie zu unterstützen. Eigentlich will er sie aus den Fängen der Organisation befreien… Natürlich würde sie wieder behaupten, sie braucht keine Hilfe, aber er wird ihr trotzdem beistehen.“ Takeshi zuckte mit den Schultern. „Er tut nur das, was jeder Mann tun würde, um die Frau zu beschützen, die er liebt. Dafür würde er drauf gehen, wenn es sein muss. Das ist nicht schön, zu wissen, aber abhalten kann man ihn trotzdem nicht. Er hat schon mit 17 entschieden, ihr zu folgen, wo auch immer ihn der Weg hinführt und sei es die Hölle – so und nicht anders sagte er es mir. Und ja, es ist die Hölle. Die Hölle für jeden, der ein Herz besitzt. Sêiichî ist nämlich nicht der Einzige, der jemanden beschützen will. Mein Ältester ist auch diesem Verein beigetreten – um sie daran zu hindern, dass sie sich seinen kleinen Bruder schnappen. Das ist für alle von uns schlimm, aber auch wenn es so ist, wir können nur unser Bestes tun, um diejenigen zu beschützen, die uns lieb und teuer sind. Ich muss vor allem eine vorwitzige, tatkräftige Frau daran hindern, sich zu viel zuzumuten, weil sie glaubt, sie hat etwas wiedergutzumachen. Chriswill die Polizei dabei unterstützen, die Organisation zu stürzen – und unsere ebenso tatkräftige NPA leckt sich bereits die Finger…“

Während Miwako noch den Zettel las, hörte sie beiläufig zu, hob dann den Kopf. „Ihr Ältester ist diesen Leuten beigetreten? Um seinen kleinen Bruder zu beschützen? Und Sêiichî hat bitte was entschieden, als er 17 war? Ist er etwa auch… warum frage ich so etwas überhaupt? Er schnüffelt doch nicht etwa bei denen? Was sind das bloß für schreckliche Leute?“

„Dieser Verein existiert seit über 50 Jahren – behauptete so jedenfalls Chris Vineyard“, antwortete Takeshi, „und ja, beide sind Mitglieder in dieser Organisation. Mein Sohn Yuichi kooperiert mit Interpol und Sêiichî macht sein eigenes Ding – mehr oder weniger. Er wollte damals die Wahrheit herausfinden und hat sich deswegen unter sie geschmuggelt. Der Junge war schon immer ein Wildfang, wir hatten sehr viel zu tun, ihn zu bändigen.“ Seine Worte klangen nicht wütend.

„Tja, Sêiichî wollte sich höchstpersönlich bei der Frau bedanken, die ihm das Leben gerettet hat… Ganz schön dumm von ihm, weil er wohl dachte, dass er genauso schnell wieder austreten kann, wie er eingestiegen ist. Man macht Fehler, wenn man jung ist. Mittlerweile sind beide schon sehr lang unter ihnen. Manchmal würde ich gerne wissen, wie Sêiichî das mit seinem Gewissen vereinbart… Er ist bei der Polizei und gleichzeitig unter Verbrechern. Wahrscheinlich muss er sich immer wieder einreden, dass seine Mitgliedschaft auch sein Gutes hat. Zum Beispiel kann er so manche Sache verhindern – jedoch nicht alles.“ Jedenfalls war das Ryochis Vermutung. Sêiichî neigte dazu, solchen Themen lieber auszuweichen.

„Lustig, was für Märchen dir der Junge da so auftischt. Sein eigentlicher Grund für diesen Einstieg war wohl eher den Mann zu fassen, der ihn damals töten wollte… Ein kleiner Macho war er ja schon immer, da kam es ihm gelegen, dass er seine Retterin auch gleich gefunden hat.“ Seine Informationsquelle würde Takeshi nun aber nicht auch noch verraten – er wusste jedoch den wahren Grund, wie er damit verdeutlichte.

„Aber Rei Furuya ist Mitglied der Sicherheitspolizei – all seine Informationen wandern zu seinen Kollegen, richtig? Und mit wem arbeitet Iwamoto? Mit Ihnen, Akaja-san?“ fragte Miwako interessiert. Sie würde den Kerl jetzt mal netterweise nicht verteufeln, weil er so etwas machte. Zwar benahm er sich äußerst merkwürdig, aber er war gerade einmal einen Tag hier – etwas kurz für eine Beurteilung. Das fand sogar sie.

„Ja, das stimmt. Mit wem Sêiichî arbeitet? Mit keinem wirklich. Dass ich so gut bescheid weiß, hat andere Gründe. Der Junge hat den Mist, den er damals verzapft hat, natürlich nicht breitgetreten.“

Shina seufzte. „Passend zu Vermouth – sie spielt auch gern die Heldin, so wie Sêiichî den Held. Hoffen wir doch mal, dass beide dabei nicht ihr Leben lassen müssen, weil sie die Lage falsch einschätzen. Mir wird Vermouth wegen ein paar Sachen ein bisschen zu nervös… Wenn sie nicht aufpasst, wird sie noch auffliegen… Gin misstraut ihr sowieso – da hilft auch nicht, dass sie mit ihm flirtet und versucht ihn zu beeinflussen – hat noch nie sonderlich funktioniert, weil dieser Kerl die Loyalität in Person ist.“

„Nervös werden? Wie meinst du das?“ fragte nun Conan, der eine ganze Weile nur gelauscht hatte. „Was weißt du da wieder?“

„DU machst sie gern nervös, indem du losstürmst und im Alleingang handelst. Das solltest du lassen. Ich habe es dir ja schon einmal gesagt. Zum Anderen ist da unsere Mutter, die jedes Geheimnis aufdecken will, weil sie Tatsachen nicht akzeptiert. Dann sind da noch ein paar weitere Personen, die in Gefahr geraten können – dann wird sie so richtig nervös werden.“

„…Du meinst Ran. Oder? … Nein, du meinst ANGEL.“ Conan seufzte, den Namen hatte er von Amuro, er fragte sich auch immer noch, was genau es damit auf sich hatte.

„Ja, Angel zum Beispiel. Die macht Vermouth mehr als nervös, wenn sie ihre Nase irgendwo reinsteckt. Da kann sie nicht mehr klar denken. Da würde sie sogar zu Gin hinstürmen und ihn von etwas abhalten. Dann würde er sie aber postwendend erschießen. Also pass wenigstens auf Ran auf, damit sie nicht komplett durchdreht.“

„Warum nennt sie Ran Môri denn Angel?“ wollte jetzt Takeshi wissen, weil es ihn schon wunderte.

„Ihr ist etwas Ähnliches passiert wie Sêiichî – er nennt ja auch jemanden seinen Schutzengel.“

Shinichi dachte kurz darüber nach und erinnerte sich jetzt wieder, was seine Mutter Ran ausrichten sollte. „Das hat Sharon Vineyard damals gemeint, als sie unserer Mutter am Telefon mitteilte, dass es doch einen Engel für sie gibt…“

Es herrschte Schweigen für einen Moment, denn im Gegensatz zu Shinichi war sie schon viel weiter gekommen – sie war auch dort gewesen, aber ohne dass ihr Bruder es mitbekommen hatte.

„Wenn ihr etwas Ähnliches passiert ist, soll das etwa heißen, dieser Serienkiller…?“ Shinichi konnte es kaum aussprechen, so nebulös fand er die Geschichte. „Sharon hat sich als dieser Serienkiller verkleidet? Irgendwie kann ich sie dadurch nicht besser leiden, Shina.“

Die Detektivin holte Luft. „Warum? Weil sie ihre Waffe auf Ran gerichtet hat? Weil sie todsicher geschossen hätte? Du darfst an dieser Geschichte nicht vergessen, dass sie verletzt war und vom FBI wie ein Tier gejagt wurde – an diesem Tag hatte sie glaube ich durch den Blutverlust und einige andere Dinge ein bisschen den Verstand verloren. Aber gut fand sie noch lange nicht, was sie da vorhatte.“

„Du glaubst nicht, wie egal mir ist, dass sie nicht geschossen hat. Sie wollte es! Also ist sie kein guter Mensch. Darüber brauchen wir auch nicht mehr reden.“

„Kein Mensch ist nur gut oder nur böse, Shinichi. Ich will dich auch nicht eines Besseren belehren. Fakt ist aber, dass deine Freundin dafür gesorgt hat, dass sie endlich den richtigen Weg einschlägt.“

„Das interessiert mich auch herzlich wenig. Ich würde mich nur dafür interessieren, was der gute Iwamoto dazu sagen würde, wenn er erfährt, dass seine Freundin zwei Oberschüler aus zweifelhaften Gründen erschießen wollte.“

„Es hinnehmen“, konnte sich Ryochi nicht verkneifen. „Wahrscheinlich würde er sich noch einreden, es sei seine Schuld. Weil sie nicht glücklich gewesen ist zu dieser Zeit. Sêiichî ist manchmal ein riesengroßer Spinner.“ Es war traurig, dass Sêiichî zu solchen Mitteln greifen würde, nur damit sie gut wegkam. Aber so zeigte sich, dass auch sein Freund ein schlechtes Gewissen hatte – wegen der Dinge, die er ihr zugemutet hatte. Seine Seitensprünge hatten ihre Welt wohl mehr aus den Fugen geraten lassen, als man auf den ersten Blick wirklich wahrnahm, aber instinktiv wusste Sêiichî ganz genau, was er angerichtet hatte. Mittlerweile sagte er immer, dass er sich Mühe geben wollte, damit sie glücklich war… Ihre Welt sei schon so oft in sich zusammengebrochen – da fragte man sich glatt, was sein bester Freund wirklich über Vermouth wusste – über sie, ihre Taten und ihre böse Vergangenheit.

 

Unterdessen hatte sich Agasa zum Leidwesen der jungen Shiho wieder in die Sache eingemischt. „Sie weiß nichts! Wie oft soll sie das denn noch sagen? Sie wollen die Kleine doch nicht etwa hier erschießen?“

„Zwecklos“, meinte die Kurzhaarige, auch wenn ihr Körper zitterte. „Ich sagte doch, dass diese Leute keinen verschonen werden.“ Sherry versuchte sich zu fassen, dabei ballte sie ihre Hände zu Fäusten und wirkte dadurch ein bisschen weniger erschüttert.

„Gin wird das nicht lustig finden, ~Cognac~“, meinte die 8-jährige jetzt mit einem Lächeln, was man an Dreistigkeiten nicht überbieten konnte. „Wir beide wissen doch, dass er sich als den einzig Wahren ansieht. Der Einzige, der mich töten darf. Willst du dir echt so viel Ärger aufhalsen?“

Dass dieses Mädchen mit allen Wassern gewaschen war, wusste Cognac zwar, aber dass sie so frech werden würde, hätte er ihr nicht zugetraut.

„Respekt – du hast ganz schön Mut. Was, wenn mich dein Gin aber nicht interessiert? Du bist offiziell Freiwild für die Organisation, es ist also erlaubt, dich einfach so umzubringen. Natürlich könnte ich dich auch verschleppen, aber nein, das wäre unschön. Wir beide wissen, dass Vermouth das am wenigsten schmecken würde. Sie war eigentlich nicht wirklich unglücklich, dass du der Organisation verloren gegangen bist. Wärst du nicht zu diesem Kudô gerannt, wäre alles gut gewesen. Dass du ihn als dein Versuchskanickel benutzen könntest, hat sie sehr wütend gemacht. Sie weiß mit am besten, wie schrecklich so etwas sein kann. Und nun erzähl mir nicht, dass du das nicht wusstest. Ich glaube dir kein Wort, du kleines Miststück! Du wusstest, dass dein Gift ein Roulettespiel ist und hast es Gin zu Testzwecken gegeben – frei nach dem Motto ~da hast du was zum spielen~.Wahrscheinlich wolltest du die Ergebnisse dann auch wissen, was? Ihr beide – du und Gin – allein der Gedanke ist ekelerregend. Es war dir recht, dass er ein sauberes Töten gut findet, da hast du ihm dein Gift gegeben, damit er für dich das Zeug an Menschen testet. Du wolltest mehr Laborratten – richtige Ratten. Wie dieser Numabuchi. Auch wenn er geisteskrank war – ich finde es verabscheuungswürdig, was du verlangt hast.“

„Wenigstens gibst du nun zu, auf wessen Seite du stehst, Cognac“, meinte das Mädchen mit einem Lächeln im Gesicht. „Vermouth würde also nicht gefallen, wenn du mich verschleppst…“

„Just like it is, my dear“, entgegnete der Angesprochene jetzt, ebenfalls lächelnd. „Her principle and mine fit each other quite good. Wir beide finden Versuche an Menschen widerwärtig, ebenso wie diese Pläne, die schon deine Eltern verfolgten. Und jetzt sag mir endlich die Sachen, die ich wissen will, du kleines Biest! Warum willst du mir nichts von Gotano erzählen? Dein Schweigen ist sinnfrei.“ Cognacs Blick fiel kurz auf den Professor. „Achso, die Anwesenheit des Professors stört dich. Deswegen willst du nicht reden. Dann müsstest du zugeben, dass du deinem Freund wissentlich Dinge vorenthältst. Du willst nämlich nicht, dass er die Organisation stoppt. So ist es, nicht wahr? Mir kannst du nichts vormachen, Kleine. Genauso wenig kannst du Vermouth etwas vormachen. Sie ist Meister darin, Menschen, wie dich, zu durchschauen. Wenn sie sagt, dass du ein Miststück bist, wird es so sein – sie ist selbst eins. Daher kann sie ihresgleichen sehr gut erkennen.“ Ein gefährliches Grinsen lag im Gesicht des Killers, der nun einen neuen Plan ins Auge gefasst hatte. Wenn sie der Professor so sehr störte, dann würde er dafür sorgen, dass sie allein waren… Und dann redete dieses Biest, das schwor er sich.

 

Obwohl es recht früh am Morgen war, an einem Wochenende, war auch Ran bereits unterwegs. Sie stellte sich sehr viele Fragen zum letzten Gespräch mit Amuro, wo er sie auf ein paar Dinge hingewiesen hatte. Natürlich konnte sie diese nicht vergessen – sie hatte ihren Verdacht direkt ausgesprochen – diese Einladung von damals hatte sie in ihrer Tasche, mit der sie das Haus von Shinichi ansteuerte. Sie würde Yukiko darum bitten, das Haus auf den Kopf zu stellen – sie wusste, dass Yukiko hier war und dachte sie da auch anzutreffen.

Es gab nicht den geringsten Zweifel an der Tatsache, dass Sharon Vineyard am Leben war, trotzdem wollte sie dieses Taschentuch unbedingt finden. Es war das Letzte, was diese Frau ihr dagelassen hatte – jetzt war sie jemand anders. Amuro hatte ihr so viele Dinge gesagt, die sie heute noch beschäftigten – sie brauchte jemanden, mit dem sie diese Geschichte teilen konnte – mit wem sollte sie das eher tun, als mit Shinichis Mutter? Sie war immerhin ja Sharons Freundin – sie konnte das doch nicht vor ihr geheim halten. Auch wenn Amuro ihr fast schon befohlen hatte, niemandem von diesen Dingen zu erzählen. Auch jemand, der einfältig war, würde bemerken, dass er keine große Lust hatte, sich mit der Sache zu beschäftigen. Warum nicht, wusste sie nicht. Sein jämmerlicher Versuch, ihr auszureden, dass der Name Vermouth und Chris Vineyard in Verbindung standen, machte es nicht besser für die Oberschülerin. Sie wusste nicht mehr weiter, wem konnte man noch vertrauen, wenn nicht diesem Detektiv? Da war ihr Shinichis Mutter eingefallen.

Sie hatte das Haus erreicht, wo sie anschließend klingelte. Zwar fiel das schwarze Auto bei Agasa sofort auf, aber sie kümmerte sich nicht weiter darum.

Es dauerte nicht lange, da wurde ihr von Yukiko geöffnet, die sehr verwundert schien, als sie die Oberschülerin sah. „Guten Morgen“, meinte diese freundlich wie sie stets war und bemerkte zwar das überraschte Gesicht von Shinichis Mutter, das sogar etwas nervös wirkte.

„Hallo, Ran! Was treibt dich denn in aller Frühe hierher?“ fragte die hellbraunhaarige Schauspielerin, woraufhin Ran ihr einen leicht entschuldigenden Blick zuwarf.

„Mir fällt die Decke auf den Kopf. Conan wurde heute Morgen von Shina und Ryochi abgeholt. Außerdem ist da so eine Sache, die ich dringend mit dir besprechen muss, Yukiko-san. Es ist wirklich wichtig. Dringend!“

„Ohje. Wirklich so dringend? Ich habe gerade Besuch da und eigentlich keine Zeit…“ Es fiel einem schwer, dem Mädchen einen Wunsch abzuschlagen, aber leider musste das heute sein. Sie wollte eigentlich nicht, dass Ran die Leute, mit denen sie gerade sprach, zu Gesicht bekam…

Ran war nicht so dreist sich aufzuzwingen, aber Yukiko ertrug den traurigen Blick kaum, mit dem die Braunhaarige sie wenig später ansah „Tut mir Leid…“ Mit den Worten wollte das Mädchen, was kurz vorm Weinen wirkte, sich herumdrehen und gehen, da griff sich Yukiko ihr Handgelenk und hielt sie davon ab. „Warte! Ich werde mich kurz bei ihnen entschuldigen, dann können wir ein Stück gehen.“

Es war schon merkwürdig, geradezu verdächtig, wie Yukiko die Tür zumachte und dann wieder hinein ging.

„Na so was“, wunderte sich Ran – das heimliche Getue machte sie nun fast etwas wütend. Sie zog einen Schmollmund. „Was verheimlicht sie mir? Jetzt weiß ich auch, woher Shinichi dieses Verhalten hat…“

Obwohl es sich nicht gehörte, die Tür hatte Yukiko nicht komplett ins Schloss geworfen, weshalb es Ran möglich war, hineinzugehen. Normal war sie nicht so ungezogen, aber sie wollte unbedingt wissen, was hier gespielt wurde. Sie sah die Schuhe, die im Eingang standen – zwei Paare – Männerschuhe und Frauenschuhe. Dann hörte sie die Stimmen aus dem Wohnzimmer, denen sie einen Moment lauschte.

 

„Ja, es ist wichtig. Sie sah furchtbar traurig aus, das kann man ja nicht mitansehen. Ich muss mich mit dem Mädchen eine Weile außerhalb des Hauses unterhalten. Sie soll nicht in irgendetwas verwickelt werden. Ich bleibe nicht lange. Aber schließlich gehört sie ja irgendwann zur Familie, da muss ich schauen, dass es ihr gut geht, bei dem Mist, den Shinichi immer verbockt.“ Yukiko seufzte, das war auch draußen noch zu hören.

 

Ran war es langsam Leid, dass man sie überall heraushalten wollte, doch dann hörte sie eine Stimme, die Yukiko antwortete, es war eine weibliche, die ihr sehr vertraut war…

Das veranlasste das Mädchen dazu nun noch ungezogener zu werden. Sie warf ihre Schuhe förmlich in die Ecke und lief zum Wohnzimmer, wo sie die Tür aufriss.

Erschrocken blickten die drei Personen zu der Schülerin, die aber nun keine Anzeichen von Wut oder Missmut zeigte. „Jodie-Sensei!“ verfiel sie in alte Muster und begrüßte ihre heißgeliebte Englischlehrerin, von der sie aber wusste, dass sie Urlaub in Japan machte und eigentlich eine FBI-Agentin war. Man merkte ihr sofort an, dass sie die Blondine mochte. „Ich dachte, Sie seien längst zurück nach Amerika gegangen.“ Wenig später beruhigte sie sich ein bisschen und lief auf sie zu. „Tut mir Leid, Yukiko. Ich weiß, dass sich das nicht gehört, aber ich konnte einfach nicht widerstehen.“ Sie blickte zu dem Mann, der neben Jodie saß und musterte ihn zwar kurz, aber interessierte sich viel weniger für ihn, als für die Frau.

„Also wirklich! Ich hatte doch gesagt...“

„Ja, ich weiß! Tut mir wirklich Leid, aber gerade freue ich mich einfach Jodie wiederzusehen.“ Sie lächelte fröhlich und Jodie wirkte doch ein wenig erschrocken, das Mädchen hier zu sehen. Es machte sie nervös, weil sie eigentlich nicht hier von ihr erwischt werden wollte.

„Ja, ich bin noch hier… Mir gefällt Japan eben.“ Natürlich würde sie dem Mädchen nichts sagen, weshalb sie nicht schon zurückgegangen war. Sie konnten nicht wissen, dass die Schülerin ihre geäußerten Bedenken mitbekommen hatte.

Da kam es, dass sie relativ schnell das Spiel durchschaute und nun leicht bekümmert wirkte. „Sie müssen mir nichts vormachen, Jodie. Vielleicht ist es auch ein glücklicher Umstand, dass ich Sie hier antreffe.“

Ertappt sah die Blonde Ran an und Yukiko stemmte die Hände in die Hüften. „Also wirklich, das macht man nicht!“

Ran funkelte jetzt Yukiko an. „Ich habe es begriffen! Es reicht jetzt mit dem Theater! Ich weiß, dass Shinichi Kudô und Conan Edogawa dieselbe Person sind! Wie auch immer das möglich ist! Ich weiß auch, dass man mich aus einem seiner Fälle heraushalten will! Der Fall hat nicht rein zufällig mit einer Person zu tun, deren Deckname Vermouth lautet, oder? Und jetzt keine Ausflüchte! Ich bin doch nicht dumm!“

„Oi, Ran-chan! Beruhige dich bitte…“ Yukiko versuchte Ran zu beruhigen, doch diese wollte anscheinend nicht.

„Nein, ich werde mich nicht beruhigen!“ Es standen Tränen in ihren Augen. „Wie lange wollt ihr mir noch all das verschweigen? Wieso darf ich das nicht wissen? Ich will endlich wissen, was hier los ist! Was hat Shinichis Zustand mit Vermouth zu tun und warum hat er solche Angst davor, dass ich davon etwas mitbekomme? Die ganze Zeit versucht man mich für dumm zu verkaufen!“

Subaru, der direkt neben Jodie saß, griff sich mit der Hand mitten ins Gesicht und äußerte sich lediglich mit einem „Ach herrje.“

Jodie hingegen konnte sehr viel sensibler sein. „Oh, Ran-chan, wir wollen dich nur beschützen. Vermouth ist sehr gefährlich, musst du wissen, deswegen will dein Freund wohl auch nicht, dass du davon erfährst.“

Rans Augen, gefüllt mit Tränen, weiteten sich voller Schockierung. Yukiko wollte Jodie gerne stoppen – sie sollte ihr nicht diese Dinge sagen… Das wollten sie ihr alle ersparen.

„Ja, diese Leute – Vermouth ist eine davon – sind sehr gefährlich. Du solltest dich nicht in so etwas einmischen. Diese Leute sind skrupellose Mörder.“

„Oh Gott…“ Für sie klang das alles völlig anders, als es gemeint war. „Dann ist sie in größter Gefahr – als wenn ich es geahnt hätte.“

Subaru beobachtete Ran und zog dabei eine Augenbraue hoch. „In Gefahr? Meinst du Vermouth?“

„Ja – ich habe ein ganz schreckliches Gefühl.“

Für Jodie musste das wie ein Schock kommen, denn sie schloss die Augen. „An diese Person solltest du keine Gedanken verschwenden.“

Etwas derartig Kaltes war sie von Jodie nicht gewohnt, was das Mädchen noch mehr erschütterte. „Wie können Sie so etwas nur sagen, Jodie?“

Der Mann im Raum sah das Mädchen weiter an, ohne etwas zu sagen – es war jedenfalls ziemlich interessant, dass Jodie sie so schockieren konnte.

„Vielleicht sollten wir uns anhören, was Ran zu sagen hat.“

„Aber, Subaru-san…“ Die Amerikanerin schien fassungslos, sah dann aber zu Ran, die völlig aufgelöst wirkte. „Wie ich so etwas sagen kann? Ich kenne Vermouth – das sind nicht die besten Erinnerungen. Es wundert mich, dass du das anders siehst. Wie kannst du dir denn Sorgen um diese Person machen? Sie hat auf dich geschossen – nicht nur einmal! Es ist ein großes Wunder, dass dir nichts Schlimmes passiert ist.“ Jodie stand nun auf, ging zu Ran hinüber und legte ihr beide Hände auf die Schultern. „Deswegen musst du nicht weinen. Alles ist gut. Aber glaube mir, man muss sich um diese Person nicht sorgen. Und nun wisch dir die Tränen weg…“ Jodie fasste in ihre Tasche und holte ein Taschentuch hervor, welches sie Ran reichte. Dass sie das Mädchen damit noch mehr zum Weinen brachte, ahnte sie nicht, weil sie nicht wusste, woran sie das Mädchen gerade erinnerte.

Vor ihrem geistigen Auge tat sich eine freundlich lächelnde Sharon auf, die ihr das Taschentuch reichte, was ihr Freund verschlampt hatte.

„Aber… Sie ist doch…“ Ran schniefte und versuchte sich die Tränen wegzuwischen, diese kamen ihr immerzu und wollten einfach nicht stoppen.

„Was wolltest du da sagen, Ran?“ fragte Yukiko, die ein bisschen perplex war, aber Ran bekam kaum Worte zusammen, weil sie gerade wohl ganz fürchterlich anfangen wollte zu weinen. Sie fing an nachzuvollziehen, was Shinichi gemeint hatte, als er gesagt hatte, Ran durfte davon nicht erfahren, es würde ihr ja das Herz brechen. In ihr herrschte unglaubliche Angst, denn wenn sie erfuhr, wer Vermouth wirklich war, nicht auszudenken.

„Vermouth ist…“ Bei den Worten blickte sie Jodie ins Gesicht und schniefte nochmals. „Ich glaube nicht, dass sie so schrecklich ist“, sagte die Oberschülerin nun, obwohl sie etwas ganz anderes sagen wollte. „Sie wollte mich nicht erschießen.“

Subaru verschränkte die Arme. ‚Wie Recht sie hat. Das wollte sie in der Tat nicht. Sie konnte ohne Probleme mithilfe eines Spiegels einen Benzintank zur Explosion bringen. Sie stand direkt vor dem Mädchen und hat ein gesamtes Magazin leer geballert. Eine professionelle Killerin verfehlt ihr Ziel nicht so einfach. Das Mädchen ist unglaublich schlau. Soziale Intelligenz ist immer wieder von Vorteil. Sie besitzt davon sehr viel… Und Jodie…’Ein besorgter Blick ruhte auf seiner FBI-Kollegin. Sie hatte ein reines Herz, aber sie hatte Vermouth ziemlich übel ans Bein gepisst, das bekam kaum einer Person. Diese Frau war Leute aus ihren eigenen Reihen gewohnt, dort herrschte ein Überlebenswille, den trug man automatisch mit nach draußen. Trotzdem hatte Vermouth nicht noch einmal versucht Jodie etwas anzutun – am Ende war sie ihm noch dankbar, dass er sie in die Flucht geschlagenhatte. Der Frau war alles zuzutrauen…

„Wie kannst du wissen, dass sie dich nicht erschießen wollte?“

Ran wischte sich jetzt die Tränen aus dem Gesicht und lächelte. „Sie hat mich mehrfach dazu aufgefordert, von dem braunhaarigen Mädchen abzulassen und schrie mich dann voller Verzweiflung mit Move it, Angel an! Da wurde mir schon ein bisschen angst und bange. Danach bin ich ganz offensichtlich in Ohnmacht gefallen. Tja“, meinte Ran und seufzte dann. Sie erinnerte sich an Azusa-san, die ihr beim Konzertsaal mitgeteilt hatte, dass sie ihr Schatz sei – dass sie ihr das schon eher hätte sagen sollen. Das behielt die Schülerin nun aber für sich. „Glauben Sie mir, Jodie… Wenn sie mich wirklich hätte erschießen wollen, wäre ihr das bestimmt möglich gewesen.“

Die FBI-Agentin musste sich eingestehen, dass die Schüsse wirklich überallhin gegangen waren, aber nicht direkt auf Ran. Bei dem kleinen Mädchen sah es anders aus, das Kind hatte sie töten wollen – sie wusste ja nicht einmal wirklich, warum. Und nicht nur sie.

„Weißt du, Ran. Du hast wahrscheinlich Recht, aber mich wollte sie nicht verschonen.“

„ Du bist ja auch eine FBI-Agentin, die ihr zu nahe gekommen ist“, meinte jetzt Subaru, so dass Jodie einen leicht schmollenden Ton von sich gab.

„Das war nicht lustig! Sie hat mit ihrer Waffe auf meinen Kopf gezielt.“

„In der Tat nicht sehr nett“, seufzte Yukiko und schenkte Ran einen besorgten Blick. Anscheinend wusste sie nicht, um wen es sich bei dieser Person handelte – Gott sei Dank.

Ran überlegte, aber es widerstrebte ihr, die ganze Sache mit dem FBI zu bereden – denn Jodie schien nicht gerade eine gute Meinung über sie zu haben. Ein hilfesuchender Blick auf Yukiko verwunderte diese schon ein wenig.

„Du bist also nur hierher gekommen, weil du besorgt warst? Das musst du nicht, wirklich.“

„Anscheinend schon, wenn diese Leute so gefährlich sind und Shinichi mit ihnen zu tun bekommt.“

„Keine Sorge, Ran, wir sind dann da und beschützen deinen Freund“, meinte Jodie zuversichtlich, woraufhin die Angesprochene aber sehr traurig dreinblickte.

‚Und wer hilft ihr? Was soll ich nur machen? Ich weiß ja noch nicht einmal, wo sie sich jetzt aufhält. Jodie wird mir bestimmt nicht dabei helfen, sie ausfindig zu machen. Und was ist mit Shinichis Mutter…?’ Ihr Blick ruhte lange auf der Hauseigentümerin, ehe sie seufzte.

 

Takeshi Akaja hatte die Unterredung mit den beiden Kriminalisten aus der 1. Dezernat nun beendet, behielt aber Conan, seinen Sohn und dessen Verlobte noch bei sich. Sie wollten Miwako und Wataru zwar aufklären, hatten aber auch noch etwas Privates zu besprechen.

„Das Gespräch wurde tiefgründiger, als ich dachte, Vater“, meinte Ryochi und wirkte dabei doch reichlich bedrückt. „Shina hat mir so manches über ihre Doppelidentität erzählt. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr glaube ich, dass sie Sêiichî eingeweiht hat.“

Die Detektivin gesellte sich zu beiden an den Tisch und schüttelte den Kopf. „Ich glaube eher, dass sie ihn unterschätzt und er das ganz allein herausgefunden hat.“

„Was hast du nur in deiner Zeit in Amerika getrieben?“ fragte Takeshi.

„Menschen beobachtet, dabei findet man am meisten heraus.“

„Du hattest dein Augenmerk wohl ziemlich gut auf Sharon“, entgegnete der Schwarzhaarige daraufhin.

„Das liegt daran, dass sie Kontakt zu meiner Familie hatte – das störte mich gewaltig.“

Ryo linste zu ihr. „Und nebenbei hast du dein Augenmerk dann auch auf Sêiichî gerichtet.“

Takeshi merkte man an, dass ihn die Geschichte weniger beeindruckt hatte, als zum Beispiel Miwako. „Takagi schien wenig überrascht darüber, als er sagte, dass sie Sharon Vineyard ist. Etwas an dieser Sache missfällt mir. Ich wollte ihn nicht direkt darauf ansprechen, inwiefern er sie getroffen hat, um festzustellen, dass die beiden sich zu ähnlich sind“, seufzte Takeshi. „Damit ist er bestimmt nicht der Erste, der so etwas spitz kriegt.“

„Deswegen kann ich nicht glauben, dass Sêiichî all die Jahre dumm und unwissend durch die Welt gelaufen ist.“

„Menschen, wie er, werden oft unterschätzt, das sagte auch Heizo einmal zu mir, dass er positiv überrascht gewesen sei. Er hatte sich geärgert, dass ich ihm mehr oder weniger Sêiichî untergeschoben habe.“

Shina schien es, als hätte Takeshi damit bezweckt, Sêiichî aus Tokyo wegzubekommen, damit er hier nicht ins Kreuzfeuer geriet, was durchaus der Fall sein könnte. „Tja, nun ist Sêi-chan hier und leckt sich die Finger nach Chardonnay. Hast du Chris gefragt, wie sie das findet?“ fragte Ryochi seinen Vater.

„Ist empört darüber, dass er ihr versucht einzureden, er sei ihretwegen hier – das kauft sie ihm natürlich nicht ab. Sie weiß, wann der Teufel in ihn fährt.“

„Wahrscheinlich hat sie damit Erfahrung, wie es ist, wenn der Teufel in einen gefahren ist…“

„Also Shina, das war nicht nett“, sagte Ryochi, lachte aber, was ausschloss, dass er sie kritisieren wollte.

„Oh, ich weiß, wie sie dann ist, wenn das passiert“, sagte Conan, ohne seine Abneigung nun in der Stimme mitschwingen zu lassen. „Sie wollte meine Freundin umbringen, da war sie nicht ganz bei Trost. Damit hat sie sich aber ziemlichen Ärger mit dem FBI eingehandelt.“

Takeshi holte einen Stapel Papier zu sich heran, der auf seinem Bürotisch lag und breitete ein paar Dinge vor sich aus. „In jeden fährt mal der Teufel. Es ist fast ausgeschlossen, dass einem das nicht passiert, wenn man unter diesen Leuten ist. Die Wissenschaftsabteilung sollte man meilenweit entfernt beschäftigen, wo sie das nicht mitbekommt. Bei dem, was sie weiß, wundert mich das aber nicht. Sie sieht es als so etwas wie ihre Aufgabe an, zu verhindern, dass die Organisation in diesen Dingen erfolgreich ist. Sollte sie das nämlich irgendwann sein, dann willkommen in der Hölle, meine Lieben.“

„Mit diesem Gin ist auch etwas nicht ganz in Ordnung. Irgendwas haben sie auch mit dem gemacht – wenn es nicht sogar Sherry gewesen ist“, verriet jetzt Shina, zu Conans Entsetzen, dieser lauschte aber erst einmal nur, anstatt sich zu äußern. Nicht nur Beobachten war von Vorteil, auch einfach nur Zuhören. Dinge von Gin interessierten ihn fast sogar mehr, als über Vermouth. Das würde diese wohl eher unlustig finden, weil sie sich furchtbar spannend und interessant fand…

„Gin ist einer der größten Teufel der Organisation – nur Chardonnay ist schlimmer, allerdings besitzt er ein Gewissen – zwar in sehr wenigen Dingen, aber er ist bei Verstand. Bei Gin kann man sich da nicht so sicher sein. Sich mit Chardonnay wegen Sêiichî anzulegen ist bei weitem nicht so gefährlich, wie sich mit Gin anlegen. Trotzdem tut Vermouth das mit Freuden. Dabei lacht sie ihm auch ziemlich frech ins Gesicht, weil sie sich auf der sicheren Seite bewegt. Ist schon von Vorteil, wenn der Boss einen mag, nicht? Der wird eines Tages sicher auch noch aufwachen – wie so viele. Allerdings glaube ich, dass er sehr wohl weiß, dass sie Sharon Vineyard ist“, grinste Shina und fand diesen Umstand eigentlich viel eher amüsant. „Das sagt er nur nicht jedem, weil man sie ihm dann sofort umbringt.“

„Meinst du, das ist der Grund, weshalb die Organisation dich jetzt nicht mehr töten soll? Weil er weiß, dass sein Liebling sich in die Sache einmischen würde?“ fragte Ryochi seine Verlobte interessiert.

„Oh, davon lässt er schnell ab, wenn er merkt, dass ich gegen die Organisation vorgehe. Ich war sehr untätig, daher sieht er davon ab, sich Ärger zu machen. Ich weiß aber auch, dass sie dich auch in Ruhe lassen sollen. Das wurde mir zugetragen.“

„Wer um alles in der Welt hat dir das denn zugetragen?“ seufzte Ryochi, denn er wusste, dass Shina ihm nicht alles auf die Nase band – das lag aber nicht daran, dass sie es nicht wollte, sondern dass sie ihn forderte – er sollte es – wenn schon – selbst rausfinden. Nur, wenn etwas gefährlich war, weihte sie ihn sofort ein. „Wahrscheinlich hat mein Bruder für ganz schön viel Ärger gesorgt – deswegen. Und nun will ich aber schon wissen, mit wem aus der Organisation du Kontakt hast, Shina. Wer kann das nur sein?“

„Oh – Teran war so freundlich, es mir direkt zu sagen… Syrah ist mit Sicherheit explodiert, weil sie mich doch am liebsten tot sehen will. Vermouth tut dann wohl auch immer so, als wenn sie diese Abneigung teilt. Dabei lächelt sie mir bei unseren Familientreffen ins Gesicht, als seien wir enge Freunde. Aber ich bin mir da nicht so sicher, ob sie mich noch leiden kann – ich bin ihr in Amerika nicht nur einmal auf die Nerven gegangen.“

„Sie würde jedoch nie wagen, dir etwas anzutun“, sagte Ryochi, „auch wenn sie dich hassen würde.“

„Wenn diese Frau jemanden hasst, dann findet sie Wege, demjenigen Ärger zu machen.“

„Nimmt sie andauernd in Schutz und nun redet sie so. Versteh das, wer will“, seufzte Conan und blickte Shina mit Halbmondaugen an.

„Hey, wenn sie mich nicht ausstehen kann, ist es ihr hoch anzurechnen, dass sie mir trotzdem geholfen hat, oder etwa nicht? Das kannst du kaum leugnen. Denn ich weiß zweifelsfrei, dass es Leute gibt, die sie mehr leiden kann.“

Conan und Ryochi setzten beide zu einem Satz an, stoppten dann aber, dabei sahen sie sich an.

„So, Ter-“, fing der Ältere an.

Gleichzeitig kam von Conan : „Was ist nun mit-?“

Ryo stand auf und drehte sich herum. „Ich hab noch was vor…“ Mit den Worten wollte er sich nach einem angefangenen Satz aus dem Staub machen, weshalb nun Shina seinen Arm ergriff.

„Erzähl keinen Blödsinn! Du bleibst hier! Wir fahren gemeinsam.“ Sie hatte das einfach so entschieden und der Braunhaarige setzte sich dann auch wieder hin, was sein Vater nur belächelte. Sêiichî benahm sich ähnlich, wenn Chris etwas anordnete, aber beide waren sehr gut in der Lage, auch einmal zu bocken. Wobei Sêiichî sehr viel schlimmer war, wenn er bockig wurde.

„Ich weiß, dass es dir nicht schmeckt, wenn ich Kontakt zu Teran habe – in dem Fall solltest du aber froh darum sein – es war auch nichts weiter. Man kann sagen, er wollte sich einschleimen, indem er mich warnt. Denn eigentlich will dieser Mistkerl ja, dass ich ihn leiden kann. Ähnliches Szenario wie bei Keichiro, wenn es um Sharon ging. Beide können unglaublich schleimen.“

„Was ich fragen wollte – was meinst du damit, Shina? Was ist merkwürdig an Gin?“

„Bei deinen Begegnungen ist dir das doch sicher auch aufgefallen… Erstens Mal ist es nur sehr schwer, diesen Kerl lahmzulegen, egal mit was. Zweitens finde ich seine Gedächtnisprobleme auch sehr merkwürdig. Das erinnert mich an meinen eigenen Fall. Manchmal bin ich nicht sicher, ob dieser Kerl noch weiß, wer er ist. Am Ende kennt er seinen richtigen Namen nicht einmal und ist immer nur Gin. Das Gleiche gilt für Vodka. Man könnte meinen, die haben kein anderes Leben, als das in der Organisation. Im Vergleich zu Sharon, beziehungsweise Chris, führen sie beide kein Leben außerhalb.“

„Du meinst doch nicht etwa, dass Sherry irgendwas an Gin getestet hat, oder? Etwas, was ihn besonders macht.“

„Es kann genauso gut sein, dass sie etwas mit ihm machen musste, also schieb nicht gleich Panik. Ich will deiner Freundin nichts unterstellen – es ist nur merkwürdig. Es würde mit dem Teufel zugehen, wenn ihm nie etwas verabreicht worden wäre.“ Außerdem redete Gin manchmal so merkwürdige Sachen – dass es alte Geschichten zwischen ihm und Sherry gab – dass sie vieles gemeinsam durchgestanden hatten. Für sie wirkte das mehr als nur verdächtig… Seine leichte Unverwundbarkeit war nur eine der Dinge, die durch APTX kommen konnten. Sharon konnte mit schweren Verletzungen schließlich auch noch sehr gut um ihr Leben rennen… Shina glaubte eben nicht an Zufälle.

„Genau aus diesem Grund verabscheut Chris diese Experimente. Weil dann solche Gestalten, wie dieser Gin, zu viel Macht bekommen und dabei die Guten Schaden nehmen. Jedenfalls hat sie etwas in die Richtung fallen lassen. Sollte die Organisation von der Wirkung des Giftes erfahren, wird der Boss sie nicht nur einsperren, sondern noch ganz andere wahnsinnige Dinge tun.“

„Also ist der Grund nicht, dass sie mich besonders mag“, lachte Conan, „das erleichtert mich fast.“

„Oh doch, dich mag sie – tausend Mal mehr, als mich.“

Ryo senkte den Blick, denn das gefiel ihm weniger. „Bestimmt gibst du ihr auch nicht sonderlich viele Gründe, dass sie dich mögen kann.“ Jemand, der sie so gut kannte, wie der 23-jährige, konnte das eben nicht nachvollziehen. Er würde seine Verlobte als ziemlich loyalen und guten Menschen bezeichnen, den man eigentlich mögen musste. Wahrscheinlich verstand diese Syrah es aber andersherum auch nicht wirklich. Dass man Shina mögen konnte…

„Glaub mir, Ryo. Es ist besser so, wenn sie ihre Nächstenliebe für mich nicht entdeckt. Du kannst dir sicher denken, was dann los wäre. Gerade wegen Syrah. Dann hätte sie einen Grund mehr, um mich zu hassen. Außerdem gibt es genug Leute, die sie mag. Noch mehr davon und sie kommt nicht mehr klar.“

„Mit dem großen Ziel, unsterblich zu sein, forschen diese Leute nun seit knapp 50 Jahren. Ihr Ziel ist nahezu erreicht. Die Situation ist bedrohlich – glaubt mir, meine Lieben. Dass Chris die ganze Zeit über hier ist, deutet eigentlich darauf hin, dass die Gefahr so groß ist, dass sie sich nicht erlauben kann, nicht da zu sein. Es wird also etwas in Tokyo passieren und das wird fürchterlich sein.“

„Ist das eine Offenbarung?“ fragte Conan. „Sagt die etwa zu Ihnen auch ständig solche Sachen?“

„Klingt ganz nach Sharon“, amüsierte sich Shina, „sie erlaubt sich bei dir wohl ziemlich viel“, schlussfolgerte sie und grinste ihren zukünftigen Schwiegervater ein klein wenig forsch an.

„Was soll das denn heißen?“ lachte er. „Wahrscheinlich hat sie endlich verstanden, dass man mir vertrauen kann.“

„Solches Vertrauen muss man sich hart erarbeiten, wenn man jemand, wie sie ist“, meinte Ryochi jetzt, er wusste aber, dass diese Dame bestimmt schon lange bemerkt hatte, was für eine treue Seele sein Vater sein konnte, ebenso wie seine Frau.

 

„Sie weiß sehr gut, wann jemand es wirklich gut mit ihr meint und wann er falsch spielt. Sie ist umgeben von solchen Leuten. Gin zum Beispiel schleimt sie auch gern voll, aber sie weiß, dass die einzige Loyalität, die er an den Tag legt, der Organisation gilt. Ziemlich bedauerlich, was in der Vergangenheit zwischen den Beiden abgelaufen ist. Aber man sagt ja keep your enemies close. Gin war nie ihr Verbündeter, auch wenn sie gern so tut. Man muss diesen Kerl in Sicherheit wiegen. Ratten machen ihn nervös, vor allem seine linke Hand“, sagte Shina, dabei hielt sie trotz des langen Satzes einiges hinter dem Berg. Zum Beispiel, wie dieser ständige Kontakt zu Gin zustande gekommen war – in dem Punkt tat sie ihr schon etwas leid, obwohl es zu diesem Miststück goldrichtig passte – allerdings hatte sie das einem anderen Miststück zu verdanken.

„Dasselbe hat sie bei Chardonnay getan“, verriet Ryochi ihr daraufhin mit leichtem Angewidertsein, als wäre er in dem Moment in seines Freundes Fußstapfen getreten. Mit Gin konnte Sêiichî mehr leben, als mit Chardonnay – der war für ihn mehr als er ertragen konnte – er würde sogar so weit gehen, anzunehmen, dass seine Seitensprünge damit zu tun hatten.„Das fand Sêiichî bestimmt über alle Maßen widerlich.“

„Lieber nicht drüber nachdenken“, murmelte Conan, er war ja nicht auf den Kopf gefallen. Mit Leuten wie Gin um einen herum, konnte man nicht normal bleiben. Um mit dem klarzukommen, musste man aber perfekt den Bösewicht mimen können, damit er einen mochte. Er war aber davon überzeugt, dass Sharon auf ihrem Gebiet ziemlich perfekt war und es beherrschte, wirklich böse zu wirken. Nein, er hielt sie nicht für ganz und gar böse – aber er wollte auch nicht zu viel in ihr sehen. Er weigerte sich – schon damals war sie ihm nicht geheuer. Kurz gesagt, gemocht hatte er sie noch nicht einmal, als sie nett getan hatte. Ja, er hielt das alles von damals für eine Show. Sie hatte nicht gerade tief blicken lassen, wie sie wirklich dachte und fühlte. Das einzige, was sie getan hatte, war reden – und zwar schlecht von ihrem eigenen Kind. Um zu rechtfertigen, wie sie als diese agierte.

„Was ist?“ wollte nun Shina von Conan wissen, denn er wirkte schon ein wenig nachdenklich, so dass er erschrak, als sie ihn ansprach.

„Ach, weiß du, ich will gern alles wissen… Ich habe heute so viel erfahren, da arbeitet mein Kopf. Was glaubst du denn?“

„Wo wir vom Teufel sprachen, den es zu besiegen gilt. Einer davon ist Sêiichîs Mutter. Mit ihr bekriegt sich Sharon eigentlich fast am meisten. Aber kein Wunder, sie mögen sich nicht, und dann ist da noch diese Forschungssache.“

„Ach du Schande“, seufzte Shina. „Sie lebt also wirklich noch?“

„Chris würde wohl sagen leider. Aber sie hat sie nicht umgebracht – warum kann ich euch nicht sagen. Genug Gründe würde sie dafür finden, um es zu rechtfertigen.“

Ryochi senkte den Blick. „Warum will ich diese Gründe nur nicht wissen, Vater? Ich konnte die Frau eh nie leiden. Sie fühlte sich immer als etwas Besseres, als der Rest. Wenn sie geblieben wäre, hätte sie ihren Sohn wohl ziemlich verdorben.“

„Glaubt mir, sie ist der größte weibliche Teufel in der Organisation. Sie hat geschafft, eine Frau dermaßen wütend zu machen, dass sie vergisst, wohin sie gehört. Chris sagte, sie wollte nie gegen ihre eigene Familie vorgehen müssen, aber Yohko Iwamoto stellt eine Ausnahme dar. Sie sind aus gutem Grund heftig aneinander geraten – und zwar wegen Sêiichî. Als Chris für eine Weile aus Japan verschwinden musste, hat sie Yohko, die sie sehr gut kennt, damit beauftragt, die Stellung zu halten. Ich weiß nicht, wieso sie ihr damals vertraut hat, um so etwas zu tun. Vielleicht lag es daran, dass Yohko nicht wusste, dass sie Sharon ist, da konnte sie Madam wahrscheinlich sogar mögen. Denn Sharon redet schlecht von ihrer Tochter und Chris schlecht von ihrer Mutter. Sie können sich offiziell also nicht riechen. Solche Leute mag die liebe Yohko natürlich. Als Chris außer Landes war, hat Yohko die Situation genutzt, um sich Sêiichî zu nähern, der zu der Zeit ziemlich großes Interesse hatte, Vermouth nahe zu sein. Den Rest werde ich nicht erläutern. Aber ich werde mich mit ihrem Fall jetzt intensiver beschäftigen…“

„Uah… Vater, ich glaub mir wird schlecht, ich mach das Fenster auf.“ Der Braunhaarige stand auf und tat, wie er es zuvor angekündigt hatte. Ihm war wirklich schlecht, es war nicht nur so daher gesagt. Als er aus dem Fenster sah, holte er tief Luft. „An ihrer Stelle hätte ich sie umgebracht, wenn ich davon erfahren hätte“, sagte er vor sich hin, spürte aber auch, wie wütend die Sache seinen Vater machte – was man nachvollziehen konnte, da er wie ein richtiger Vater für Sêiichî fühlte und ihn in dem Punkt vor seiner richtigen Familie beschützen wollte. „Wenn Yuichi davon wüsste…“

„Er würde sie nicht anrühren, weil sie eine Frau ist. Aber wirklich davon gekommen, ist sie auch nicht. Chris sagte, dass sie im Eifer des Gefechtes, Säure über ihr Gesicht geschüttet hat. Ich frage mich, ob man das Gesicht der Frau noch erkennen kann, oder nicht.“

„Säure? Ich frage mich, ob es das Einzige ist, was sie mit dem Gesicht von anderen Personen machen könnte.“ Conan kam nicht umhin, einen kurzen Moment an Rum zu denken… Er hatte sich keine allzu großen Gedanken darum gemacht, wie Sêiichîs Mutter sich ihrem Sohn genähert haben könnte, weil er bestimmte Dinge nicht wusste, konnte er das auch gar nicht so gut, wie andere. Aber nur wegen einer Annäherung an das eigene Kind so auszuflippen… Gut stand Vermouth jetzt sicher nicht vor ihm da. Aber er fand, dass Takeshi es gesagt hatte, als würde er sie beglückwünschen wollen. Da musste er sich einfach fragen, wie schlimm besagte Person sein musste, dass sogar der Polizeipräsident sie höchstwahrscheinlich hasste.

 

Ran wirkte nicht sonderlich glücklich. Deswegen zog Yukiko sie beiseite. „Du meintest das wahrscheinlich ernst, dass sie in Gefahr sein könnte, oder? Hör bitte auf, dir um Chris Vineyard Gedanken zu machen. Das würde sie nicht gut finden.“ Shinichis Mutter hatte leise geflüstert.

„Komm mit raus“, sagte Ran und verließ dann den Raum, so dass Jodie und Subaru ihr nachsahen.

„Was stimmt nicht mit diesem Mädchen?“ fragte Jodie Subaru und dieser schloss die Augen, dabei schwieg er. Die Blondine hatte das Gefühl – und das nicht erst seit gestern, dass man ihr Dinge vorsätzlich verschwieg. Einen Moment war Jodie abgelenkt, weil sie eine Mail erreicht hatte, die sie kurzerhand checkte, da kümmerte sie sich nicht weiter um Ran, die mit Yukiko nach draußen verschwand.

~Vermouth hat vor sich mit Gin und Vodka zu treffen. Die planen etwas. Genaueres konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, weil sich diese Frau immer so geheimnisvoll ausdrückt. Da sind aber einige Sachen über die wir reden müssen.

– Asaki Tamura

~

Ihre Arbeitskollegin war dem blonden Miststück auf den Fersen, das wusste sie, aber sie auszuspionieren war gefährlich, deswegen antwortete sie ihr gleich.

~ Ich hoffe, du hast Unterstützung. Alleine hinter ihr her zu sein, ist total riskant. Pass gut auf dich auf.~

 

Die Braunhaarige seufzte ein wenig erleichtert, als sie draußen im Hof waren, weit weg vom FBI.

„Ob es dir passt, oder nicht, mache ich mir Gedanken um Chris Vineyard!“ Beharrlich wirkte das Mädchen, was Yukiko schon wunderte.

„Aber Sharon hat uns doch erzählt, dass man sich um ihre Tochter nicht scheren muss.“

„Das könnte dieser Frau so passen!“ Jetzt wirkte Ran leicht verstimmt, was man an ihrer etwas lauter gewordenen Stimme merkte. „Auch wenn sie tausend Mal schlecht von ihrer Tochter redet, damit man sie nicht leiden kann. Ich werde ihr den Gefallen nicht tun, sie einfach zu vergessen.“

„Aber Ran-chan“, sagte Yukiko schockiert, fragte sich aber, warum Shinichis Freundin so daran festhalten wollte. „Sie ist eine böse Frau, verstehst du das denn nicht?“

Sofort schüttelte die Schülerin den Kopf. „Hat das Jodie so gesagt? Natürlich denkt sie das. Vermouth wollte sie töten. Zwar hat sie auf mich geschossen, aber sie konnte mir nichts antun. Weil sie…“ Rans Stimme zitterte merklich und sie holte einmal tief Luft, flüsterte dann aber den Rest nur noch…

Man konnte in Yukikos Gesicht sehen, dass das, was Ran ihr zugeflüstert hatte, sie zutiefst erschütterte. Es dauerte einen Moment, dass die Schauspielerin sich fassen konnte, sie atmete mehrmals ein und aus, bevor sie etwas sagte.

„Hör zu, Ran. Ich weiß, dass das furchtbar ist. Du hast sie für eine gute Person gehalten… Es tut mir so leid. Ich wünschte, dass du das nie erfahren hättest.“

Man konnte es nicht mehr ändern, auch wenn sie sich die Frage stellte, wie Ran es herausgefunden hatte.

„Ich habe sie für eine gute Person gehalten. Hältst du sie denn für eine böse Person? Ich kann es nicht glauben. Du arbeitest doch nicht etwa mit dem FBI? Gegen sie? Bin ich die einzige Person, die ihr helfen will?“

„Manche Leute wollen nicht, dass man ihnen hilft“, antwortete Yukiko, aber sie wirkte dabei auch deutlich mitgenommen. „Du traust mir Einiges zu. Natürlich arbeite ich nicht mit dem FBI gegen sie. Aber ich werde diese Menschen auch nicht bei ihrer Arbeit behindern.“

Das allein schien schlimm genug, dass Ran die Augen zukniff. „Sie arbeitet für diese Organisation – du weißt doch, was mit Leuten passiert, die solche Aufträge ausführen. Sowohl hier, als auch in Amerika, wird man sie hart dafür bestrafen. Findest du das nicht auch gemein? Das macht sie doch nie und nimmer freiwillig. Sie wird dazu gezwungen.“

Yukiko war auf gewisse Weise schockiert, aber irgendwie berührte es sie sogar, dass Ran so sehr daran glaubte, dass ihre Freundin gezwungen wurde.

„Das ist eine schöne Vorstellung, dass dem so ist“, sagte sie traurig und seufzte einmal, dabei ging sie ein Stück zum Tor. Yukiko hatte sich herumgedreht, so dass Ran ihr nachging. Das Verhalten von Yukiko wunderte sie, denn sie vermied, dass man sie nun ansehen konnte.

„Es war auch für mich hart, davon zu erfahren. Du darfst dich unter keinen Umständen an diese Frau klammern. Sie ist tot und dabei sollte man es belassen.“

„Das sagst ausgerechnet du?“ Das Mädchen war erschüttert, dass Yukiko offensichtlich ihre Freundin dermaßen im Stich lassen wollte. Sie war so enttäuscht, dass sie gerade an dieser vorbei gehen wollte, dann aber die bitteren Tränen der Verzweiflung sah, die in den Augen der Schauspielerin standen. Als sie ihr ins Gesicht sehen konnte, legte die Frau beide Hände in dieses, dabei schluchzte sie auf. „Es ist furchtbar, dabei zuzusehen. Alles, seit diesem Tag damals ist schrecklich, Ran. Ich kann sie nicht retten, niemand kann das. Meinst du, das ist einfach für mich?!“

Die 17-jährige ging zu ihr und umarmte sie. In dem Moment verbarg sie auch ihre eigenen Tränen, die in ihren Augen standen – gerade wollte sie alles, nur nicht schwach sein, für Yukiko.

„Hör auf zu weinen“, flüsterte sie, „sie ist doch am Leben. Also sag nicht, dass sie tot ist. Das ist sie nicht. Ich habe nichts gesagt. Daher weiß sie nichts davon. Sie wirkte glücklich in diesem Moment, da wollte ich die Sache nicht durch so etwas kaputtmachen. Auch ich will die Wahrheit wissen. Ich will erfahren, warum sie so etwas tut. Trotzdem musst du an deine Freundin glauben. Sharon ist nicht böse, und das, was wir in Amerika gesehen haben, war auch keine Täuschung, davon bin ich überzeugt.“

Ran sagte das total ruhig, während Yukiko die Tränen nicht mehr halten konnte und sich deswegen noch mehr an das Mädchen drückte. „Was soll ich denn machen? Soll ich sie ohrfeigen und schütteln, damit sie damit aufhört? Ich kann immer noch nicht begreifen, dass sie nicht nur zur Show mit Waffen hantiert.“

Obwohl beide einen herzzerreißenden Moment hatten, wurden sie beobachtet, aber beide merkten das noch nicht. Erst als Ran in die Richtung der Person schaute, weiteten sich ihre Augen und besagte Frau sprach sie an.

„Tut mir leid. Aber es ist die Wahrheit. Seit über 20 Jahren ist das FBI hinter dieser Ganovin schon her. Man konnte ihr bisher nur nie etwas nachweisen. Weil sie sämtliche Spuren beseitigt…“

„Nein, bitte, Jodie, sag ihr das nicht…“ bat Yukiko, die FBI-Agentin schüttelte aber den Kopf.

„Es bringt nichts, die Wahrheit zu leugnen. Sie hat meinen Vater getötet und hat anschließend das gesamte Haus niedergebrannt. In diesem Feuer hätte ich sterben sollen. Aber ich bin noch hier. Und ich werde sie kriegen, sobald ich etwas gegen sie in der Hand habe. Du musst sie nicht bedauern. Sie hat es verdient. Ein Verbrecher, wie sie, muss bestraft werden.“

„Achja? Wirklich?“ meinte Ran, löste sich dann von Yukiko und ging auf Jodie zu.

„Und was, wenn sie unschuldig ist? Mhm? Was dann? Wollen Sie dann eine Unschuldige einsperren?“

„Unschuldig? Wie kommst du nur zu der Annahme, dass sie unschuldig sein könnte? Es macht ihr Spaß, andere Leute zu demütigen, so wie mich. Sie fühlt sich überlegen, mit ihren Schauspielkünsten. Ich werde sie nicht so weitermachen lassen.“

„Ach, aber Sie wissen so genau, dass sie schuldig ist?“ entgegnete Ran und wirkte dabei mehr als nur wild entschlossen.

Überrascht blickte Jodie das Mädchen an. „Sie ist wirklich gut, das muss man ihr lassen. Sie schafft sogar, dich zu täuschen.“

Ein unverschämtes Lächeln war in Rans Gesicht aufgetaucht, um diesen Worten zu begegnen. „Ich glaube eher, Sie sind es gewesen, die getäuscht wurde.“

„Was?“ Die FBI-Agentin war schockiert. Mit so viel Frechheit hatte sie nicht gerechnet, schon gar nicht seitens Ran.

„Ich denke mir erlauben zu können, dass Sharon Vineyard Ihnen beipflichten würde. Sie würde wohl sagen, ja, Verbrecher verdienen ihre Strafe. Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, dass sie auf der Flucht ist? Dass sie um ihr Leben kämpft? Warum sonst sollte sie sterben müssen? Ich weiß hundertprozentig, dass ihr Tod dazu diente, einer Sache zu entfliehen. Warum sollte sie sonst so ein Mensch werden? Sie wissen doch, wer sie jetzt ist! Selbst als ihre so genannte bösartige Tochter war sie nicht dazu fähig, mir auch nur ein Haar zu krümmen! Sie hat auf ganzer Linie versagt, sich zu beerdigen. Ich bin ihr begegnet – nicht nur in dieser einen Nacht. Sie konnte nicht gemein zu mir sein, so wie man es Chris Vineyard nachsagt. Ihre so böse Verbrecherin hat ein ganz schön weiches Herz, was das angeht.“

„Wie kann diese Person ein weiches Herz besitzen, wenn sie eiskalt den Kopf von Menschen anvisiert?“

„Sie ist Schauspielerin. Es sollte ihr also nicht allzu schwer fallen, wenn sie mit der Person kein allzu enges Verhältnis pflegt. Aber sie würde weder mir noch Yukiko irgendetwas antun!“

Yukiko ging zu Ran und ergriff ihre Schultern, da sie ziemlich laut geworden war und Jodie wohl den Kopf waschen wollte, was sie aber nicht sollte. „Beruhig dich, sie hat schlimme Sachen durchgemacht, man kann ihr das kaum vorwerfen, dass sie Sharon nicht so gut leiden kann, wie wir das vielleicht taten.“

„Du bist nicht die erste Person, die auf sie hereinfällt, Ran-chan. Außerdem ist falsch, dass es mir um Rache geht. Ich will wissen, was mein Vater ihr Schlimmes getan hat, damit sie ihn umgebracht hat. Ich kann nicht ruhig schlafen, ohne die Wahrheit zu erfahren.“

„Was wird er wohl gemacht haben?“ fragte Yukiko. „Gegen sie ermittelt. Das reicht als Grund doch aus, oder nicht? Versager werden eliminiert, daher ging es ihr damals wohl ums Überleben.“

„Da seid ihr euch wohl einig. Wir sollten wieder reingehen. Es ist nicht gerade warm heute Morgen. Ihr erkältet euch noch“, meinte Jodie und wirkte dabei eigentlich immer noch genauso nett, wie zuvor auch.

„Ich habe wirklich Angst, dass jemand sie umbringt und ich sie dann endgültig verliere. Sie werden doch verhindern, dass so etwas geschieht oder?“ fragte das Mädchen.

„Das Letzte, was ich will, ist, dass jemand sie umbringt. Strafe muss nicht immer gleich so aussehen. Schon lustig, mir hat schon einmal jemand vorgeworfen, ich würde wollen, dass man sie umbringt. Das ist falsch. Ich habe auch ihm damals verständlich gemacht, dass das nicht ist, was ich will. Du kannst also beruhigt sein.“

„Wirklich?“

„Du kannst ihr glauben“, rief ihnen Subaru aus der Haustür entgegen. „Ihr solltet aber nicht über so etwas reden, wenn ihr da draußen seid. Wenn das die falschen Personen mitbekommen, bekommen wir alle großen Ärger. Und nun kommt wieder rein.“

Erschrocken drehte sich Jodie zu Subaru herum. „Irgendwie hat es uns alle nach draußen gezogen.“

Wegen dieser Aufforderung gingen alle wieder nach drinnen, dabei versuchte Yukiko sich die Tränen wegzuwischen. Was war nur in sie gefahren, so die Beherrschung zu verlieren?

Nachdem Ran die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, betrachtete sie Subaru einen Moment länger. „Mhm…“ Es wirkte äußerst skeptisch, wie sie den Mann ansah.

„Keiner von uns will, dass man sie umbringt. Leider werden wir nur gern missverstanden, weil wir vom FBI sind. Von uns hält man nicht viel. In manchen Punkten kann ich das sogar verstehen.“ Es lag ein Grinsen in seinem Gesicht.

„Wir haben nicht einmal die Erlaubnis hier zu ermitteln. Bisher hat sie niemanden hierzulande umgebracht. Solange haben wir nicht das Recht, zu fordern, hier ermitteln zu können, verstehst du. Wenn sie wieder etwas machen will, halten wir sie schon davon ab. Das musste ich Yukiko-san auch versprechen, da willigte sie ein, uns zu helfen. Wir wollen auch wirklich nur das. Menschen helfen.“

Das Mädchen wirkte noch nicht ganz überzeugt, weshalb sie den Boden anvisierte und lediglich mit den Augen nach oben schaute.

„Ich muss aber auch sagen, dass es mich überrascht hat, von dir zu hören, dass du glaubst, Sharon will bestraft werden.“

Jodie wunderte sich immer mehr. So etwas in die Richtung hatte ihr Kollege bisher nie gesagt. „Warum sagst du das jetzt so verheißungsvoll?“

„Ganz einfach. Sie ist ein Profi auf ihrem Gebiet. Nicht nur in Sachen Verkleidung, ist sie das. Mittlerweile jedenfalls. Als sie damals deinen Vater getötet hat, war sie dafür bekannt, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Wieso sollte eine Profikillerin ohne Handschuhe arbeiten? Diese Leute tragen immer Handschuhe. Sie hat die Spuren also selbst gelegt – vielleicht in der Hoffnung, dass man sie überführen kann und der Organisation auf die Schliche kommen könnte. Dieser eine Mord ist der einzige, von dem wir wissen. Oder sagen wir, du weißt nur von diesem Mord. Ein einziger, bedauerlicher Fehler kann ausreichen, dass man jemanden seines Lebens berauben muss. Das ist schon eine sehr bittere Erkenntnis. Glaub mir.“

„Ich kann mich noch sehr genau an diese Nacht erinnern, obwohl ich so klein war, Subaru-san“, sagte Jodie und senkte anschließend den Blick. „Ich hätte damals geschworen, dass sie eine nette Person ist. Aber ich war ein Kind. Das konnte wohl kaum entscheiden, ob jemand gut oder böse ist. Es fällt mir jetzt etwas schwer, zu glauben, dass sie auch nur eine Tat bereut. Wie viele es auch waren.“

„Sie ist nicht die einzige Person an diesem Ort, die irgendetwas beseitigen muss. Aber von Spaß kann man in ihrem Fall auch nicht reden. Alles, was sie tut, muss sein. In ihren Augen jedenfalls.“ Was genau der Hellbraunhaarige damit meinte, verriet er nicht.

„Die ganze Zeit frage ich mich, was du vielleicht weißt, was ich nicht weiß. Von ihr, meine ich.“

„Genug, um das Schlimmste zu verhindern. Zum Beispiel, dass sie dich anrührt. Wahrscheinlich würde es sie noch entsetzen, wenn sie uns hören würde – weil sie nämlich glaubt, dass wir ihr Böses wollen. Aber das muss auch schön so bleiben, dann tut sie genau das, was wir von ihr wollen.“

Ran mochte ihn nicht – er redete, als würde alles nach Plan laufen – geradezu, als wenn sie sie nur benutzten.

„So etwas ist nicht helfen, sondern benutzen! Sie wollen ihr nicht helfen.“

„Ach na ja, indirekt tun wir das aber. Bisher ist sie immer entkommen…“ Jetzt grinste Subaru doch mehr als gehässig und Jodie sah ihn mit Halbmondaugen an.

„Ich wusste schon damals, dass du dich ganz und gar komisch verhältst, sie auch noch zu beglückwünschen. Besorgt um den Jungen bist du auch nicht gewesen. Du wusstest, dass sie Kindern nichts antut. Außer in diesem einen Fall. Ich habe immer noch nicht verstanden, was sie gegen das kleine Mädchen hat.“

„Tja… Das ist eine Sache, die ich noch nicht herausfinden konnte, weil ich dafür nicht lange genug unter ihnen war. Ich will auch nie mehr freiwillig unter ihnen sein. Es gibt da andere Leute, die freiwillig unter ihnen sind. Denen ergeht es dort auch nicht besonders gut.“

Ran wirkte ernstlich verstimmt, aber Subaru konnte nachvollziehen, warum. Er wusste, wie schäbig es geklungen haben musste, was sie mit dieser Frau machten.

„Es ist besser für dich, wenn du dich aus der Sache raus hältst. Das Ganze ist gefährlich. Indem du dich einmischst, hilfst du ihr auch nicht.“

Was genau sich aus der Sache raushalten zu bedeuten hatte, war nicht ganz klar. Allen Beteiligten wäre wohl am liebsten, sie vergaß einfach alles, was sie herausgefunden hatte.

‚Ich muss dringend mit meiner Mutter mal über diese Sache reden. Irgendwie glaube ich nicht, dass ich hier allzu viel erreichen kann. Für diesen Kerl ist sie nur Mittel zum Zweck. Was würde Shinichi wohl dazu sagen? Er war ziemlich besorgt um mich. Aber was würde er nun tun?’

 

Jodie glaubte, es war Zeit, sich zu verabschieden. Subaru war ja bei Yukiko, also konnte ihr schon einmal nichts passieren. Die Mail von vorhin ließ sie aber nicht los, deswegen wollte sie sich mit diese Kollegin ganz gern treffen. Sie hatten bisher nicht das Vergnügen gehabt, viel miteinander zu schaffen zu haben, aber sie wollte ihrer Bitte gerne nachgehen. Subaru hingegen blickte aus dem Fenster, wo er den schwarzen Porsche sah, was ein Grund für ihn war, sich doch ein bisschen zu sorgen…

Er sah zu Ran hinüber, die zum Glück keine Fragen über Ai Haibara gestellt hatte – immerhin hatte sie das Mädchen vor Vermouth beschützt – mit ziemlich großem Erfolg.

‚Was macht dieses Auto eigentlich dort? Irgendetwas sagt mir, dass ich der Sache mal nachgehen sollte…’

 

In einem günstigen Moment telefonierte eine Frau mit einer anderen Person.

„In der Tat, sie schleicht im Polizeipräsidium herum, als könne sie kein Wässerchen trüben. Diese Leute sind entweder dumm – oder sie tun nur so, als wenn sie nicht bescheid wissen. Es ist schon ein listiges Schauspiel, wie dieses Frauenzimmer einfach hier rumgeistert und völlig freundlich mit so manchem Polizisten plaudert, als wäre das nichts Besonderes. Sie wiegen sie also entweder in Sicherheit, um im rechten Moment zuzuschlagen, oder das Weib macht gemeinsame Sache mit denen. Ich werde die Zielperson weiterhin im Auge behalten. Einer von ihnen spielt falsch – zuzutrauen ist es jedem.“

„Übernimm dich nicht, deine Tarnung darf unter keinen Umständen auffallen. Am Ende ist dieses Weib wirklich mit im Boot, dann würde die uns ziemlich alt aussehen lassen. Denk immer daran, sie ist Schauspielerin, ihr Spezialgebiet ist die Täuschung. Sie versteht es wie kaum eine Zweite ihr Handwerk für ihre Ziele zu benutzen.“

„Lächerlicher geht es kaum. Einfältige Zuschauer – vor allem die Männer. Sêiichî Iwamoto ist ihr deutlich wohl auch total verfallen…“

„Erzähl mir nicht so langweilige Sachen, finde lieber etwas Neues heraus. Der Kerl ist ihrhörig, die Polizei kann einem leid tun. Wenn es um sie geht, wird er die  verraten…“

„Im Ernst? Ach Gott – der meinte das doch nicht etwa ernst, dass Chris Vineyard seine Freundin ist…“ Sie machte eine kurze Pause, grinste dann aber höhnisch. „Am Ende gilt seine Loyalität noch der Organisation und alle denken nur, er sei gut. Wie kann ein Kerl auch gut sein, der von den Intrigen dieses Frauenzimmers weiß?“

„Nothing is impossible in this world. Especially not in love”, erwiderte die Andere geheimnisvoll und lachte anschließend auf. „Ich erwarte von dir, dass du deine Tarnung aufrecht erhältst, egal was geschieht, hast du verstanden? Keine waghalsigen Aktionen, weil’s dir wegen der Pute in den Fingern juckt.“

„Oh, Schätzchen, ich bin eine Weile in diesem Business, so etwas ist doch ein Kinderspiel für mich.“

„Wie auch immer – ich erwarte Ergebnisse, also enttäusch mich nicht! Unser Goal ist vorwiegend abzuwarten, bis sie das Präsidium hinter sich gelassen hat – dann sitzt unser Target in der Falle.“ Die zweite Person mixte unverkennbar Japanisch mit englischen Worten, die in Japanisch wohl das Gleiche bedeutet hätten, aber in Englisch unterschiedliche Dinge beschrieben.

Ein Ziel, das es zu erreichen galt und ein Ziel, was zu treffen war.

„Wer muss sich wohl mehr in Acht nehmen? Sharon Vineyard oder Sêiichî Iwamoto?“ hinterfragte die Telefonierende skeptisch, dabei klang sie aber auch außerordentlich verschlagen.

„At the end of the show, you will know.“ Nach den Worten hatte die Person aufgelegt und die Zweite blickte ihr Handy mit einem mürrischen Blick an. „Wenn du auf Sharons Seite bist, leg ich dich um, du elendes Miststück! Der alte Sack wird mir bestimmt gern dabei helfen. Zumindest, wenn ich ihm bald sage, was sein Schätzchen mit den Bullen so zu schaffen hat…“

 

Mittlerweile hatte sich Ran von Yukiko verabschiedet, nachdem sie versprochen hatte, nicht mehr allzu viel zu grübeln. Es war ja geradezu fahrlässig, ihr das auch noch abzukaufen – aber sie, die oft in Theaterstücken mitspielte, wusste ebenfalls um die Kunst des Schauspielens, nicht ohne Grund bewunderte sie Sharon Vineyard. Auch heute noch war sie fasziniert von ihrer Schauspielerei, daher war es Ran ein Leichtes, jemanden zu täuschen. Bei Shinichi hatte das bisher auch immer bestens funktioniert. So viele Menschen waren ihr zunächst eingefallen, die ihr helfen könnten, mittlerweile war die Zahl erheblich gesunken. Nicht einmal Yukiko – ja, nicht einmal die wollte ihr wirklich helfen. Da war ihr eine weitere Person eingefallen, die mit Freuden für sie tätig werden würde, davon war die Schülerin überzeugt, denn diese war Detektiv, ebenso wie Shinichi. Allerdings spezialisiert auf einem Gebiet, was ihr gerade mehr als gelegen kam, außerdem vertraute sie ihr.

Sie sah nicht die Person, die sie heimlich dabei beobachtete, wie sie ins Polizeipräsidium ging, was auch nichts besonderes war, da sie als Môris Tochter Derartiges ständig tat. Dennoch hatten die Augen das Mädchen gierig erfasst und verfolgten sie bis ins Innere des Gebäudes. Bis sie zum Fahrstuhl eilte und in diesem verschwand, dann begann auch die besagte Person zu rennen. Im letzten Moment konnte sie noch verfolgen, in welchen Stockwerken dieser anhielt. Natürlich konnte derjenige nicht wissen, welche der vielen Haltestationen das Mädchen anstrebte und ärgerte sich darüber, dass sie ihr nicht so schnell folgen konnte.

‚Wo will sie hin? Ohne ihren Vater hat sie hier nichts verloren!’ dachte die schwarze Gestalt, verdrückte sich anschließend jedoch wieder, als jemand auf sie zusteuerte – derjenige durfte sie unter keinen Umständen erwischen…

 

Es kam, wie es kommen musste…



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