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Whispering Wind

Die richtigen Menschen stören nie!
von

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Drei Uhr und dreißig Minuten

Der starke Wind ließ die Äste der Bäume, welche sich außerhalb des Wohnheims befanden, laut knarrend gegen die Mauern des Gebäudes schlagen. Ein lautes Geräusch welches einem wohl erst richtig bewusst wurde wenn man das warme Gefühl des Schlafes hinter sich gelassen hatte und mit geöffneten Augen starr gegen die Wand neben dem Bett blickte. Durch den Schein des Mondes warfen die Bäume gespenstische Schatten auf die Wände, welche sich im Wind gierig wie Krallen nach ihren Opfern ausstreckten. Im Grunde wusste der junge Mann dass an all diesen gespenstischen Phänomenen einzig und alleine ein Naturschauspiel Schuld war, doch das änderte nichts an der Tatsache dass er seine Decke bis hoch zu seinen Ohren gezogen hatte in der Hoffnung unter dieser Schutz vor eventuellen „Geschehnissen“ zu haben. Hinzu kam das sanfte Schnarchen seines Mitbewohners welches im Grunde nicht störend war doch im Moment nicht gerade positiv zu seiner Gesamtsituation beitrug. Wie konnte man bei solch einem Lärm Seelenruhig weiter schlafen während es so klang als würde ein gewaltiges Monster sich darauf vorbereiten die Mauern des Wohnheims ein zu reißen und all die darin befindlichen Kinder zu fressen?
 

„Jetzt geht deine Fantasie mit dir durch, es gibt kein Wesen auf dieser Welt welches sich in diesem Moment außerhalb des Gebäudes herum treiben könnte das Kinder frisst...“
 

So gesehen glaubte Shirabu Kenjirou nicht an Monster. Oder Geister. Oder mutierte Tierwesen welche Nachts ihr Unwesen trieben. Und eigentlich hatte er auch niemals zuvor Probleme damit gehabt Nachts wieder einzuschlafen außer als er noch ein kleines Kind gewesen war. Heute war allerdings alles anders. Möglicherweise lag es an dem langen Gespräch mit dem Team, die lächerliche Diskussion mit Tendou welcher der Meinung war dass Geister durchaus existierten oder an der Drohung Seitens Semi, welcher mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht erläutert hatte wieso ein Geist gerade IHN holen würde. Schließlich wäre es kein Verlust, sondern eher eine Bereicherung.
 

Mieses, dreckiges Arschloch. Er hatte es verdient auf der Ersatzbank zu sitzen, während Shirabu seinen Platz übernommen hatte! Absolut verdient, so wie er immer mit ihm umging!
 

Ein weiteres Poltern außerhalb des Fensters ließ Shirabu zusammen zucken und er griff hastig nach seinem Handy welches auf dem Nachtisch neben seinem Bett lag. Das kleine Gerät wurde zusammen mit seinem Arm zurück unter die Bettdecke gezogen und nun blickten er dankbar gegen den hellen Bildschirm, welcher zumindest ein wenig Licht in diesem dunklen Raum spendete. Dabei ließ ihm die Anzeige der Digitaluhr auf seinem Handy leise seufzen. Obwohl sie am Morgigen Tag lediglich Training und keine Schulstunden hatten war Drei Uhr dreißig nun wirklich keine Zeit um wach im Bett zu liegen und mit einem beklemmenden Gefühl zu kämpfen, welches er einfach nicht ablegen konnte. Wieder ein Poltern, ein lauter Windhauch. Sein Mitbewohner schlief weiterhin Seelenruhig während Shirabu das Gefühl nicht los wurde dass in Jemand beobachtete. Dass dieses Etwas nur darauf wartete dass er die Augen wieder schloss und er leichte Beute sein würde. Und obwohl sein Körper nach dem erlösenden Schlaf schrie, die braunen Augen blieben dennoch geöffnet und blickten auf den Nachrichten Icon auf seinem Handy.

Ob irgendjemand aus dem Team noch wach war...?
 

Ushijima und Tendou schliefen sicher bereits seit Stunden, oder aber Tendou saß wieder einmal mit seinem Laptop unter der Bettdecke und studierte diverse Serien. Im Grunde würde es nichts bringen ihm zu schreiben, denn am Ende würde er sich lediglich darüber lustig machen dass er all die Geschichten welche sie ihm erzählt hatten, zu ernst genommen hatte. Und diese Blamage würde sich Shirabu sparen! Reon? Nein. Er würde sich nur unnötig Sorgen machen und am Ende in sein Zimmer kommen in der Hoffnung ihn irgendwie beruhigen zu können. Und das letzte das Shirabu wollte war Mitleid. Auch wenn es gut gemeintes Mitleid wäre. Wie eine Mutter welche erfahren hatte dass ihr Kind nicht schlafen konnte und zu ihm ins Zimmer kam um tröstend seinen Rücken zu streicheln. Alleine die Vorstellung ließ Shirabu hastig den Kopf schütteln obwohl niemand sonst diese Geste sehen konnte. Nein, nein. Er brauchte nun wirklich keinen Mutterersatz an seiner Seite welcher alles nur noch schlimmer machte in dem Glauben zu helfen.

Yamagata? Nein. Bloß nicht. Wenn er ihn wecken würde, würde dass seinen Tod bedeuten. Kawanishi? Er würde wahrscheinlich nicht einmal zurück schreiben, wobei sich Shirabu nicht einmal sicher war ob er die Nummer des Middle Blockers in seinem Handy gespeichert hatte.
 

Goshiki? DEN TEUFEL WÜRDE ER TUN UND DIESES BALG WECKEN!
 

Damit blieb im Grunde nur noch eine Person übrig. Eine Person dessen Namen er schon die ganze Zeit auf dem Display seines Handys anstarrte. Und der Grund dafür war der Zeitpunkt des letzten geänderten Online Status. Vor zwanzig Minuten...

Zwanzig Minuten? Was machte dieser Kerl zu solch einer späten Uhrzeit noch wach? Konnte er etwas auch nicht schlafen? Stört ihn der Wind? Das Schnarchen seines Mitbewohners? Oder hatte er einfach nur die Toilette aufgesucht? Oder... Dinge getan über die Shirabu im Grunde gar nicht so genau nachdenken wollte...? Allerdings, wollte Shirabu sich wirklich die Blöße geben und dem Älteren eine Nachricht schicken welche zwei mögliche Reaktionen für ihn bereit hielt? Entweder war Semi Eita bereits wieder eingeschlafen und würde die Nachricht gekonnt ignorieren und sich erst am nächsten Morgen darüber lustig machen oder aber er würde sich sofort darüber lustig machen wie der Jüngere auf die Idee kam gerade IHN zu kontaktieren.
 

Shirabu: - Schläfst du schon? -
 

Hinterher hätte sich Shirabu aufgrund dieser für seine Verhältnisse idiotischen Frage am liebsten selbst mit der Toiletten Spülung in die Kanalisation befördert, doch schob er es gekonnt auf die späte Uhrzeit und den immer lauter währenden Unwetter welches sich dem Wohnheim näherte. Wer sollte bei solch einem Lärm und solch einem hohen Grad an Müdigkeit nach vernünftig denken können?
 

Semi: - Jetzt nicht mehr. -
 

Die Antwort kam ungewöhnlich schnell und sorgte dafür, dass Shirabu das Gefühl hatte als würde sein Herz genau in dem Moment als er die drei kurzen Worte las in die Hose rutschen. Endgültig. Großartig. Wirklich großartig. Sollte er schweigen? Nicht weiter darauf eingehen? Sein Leid klagen? Sich entschuldigen und das Handy beiseite legen? Was war grundsätzlich eine gute Antwort auf solch eine doch sehr patzig wirkende Nachricht. Er hatte ihn geweckt. Daran bestand kein Zweifel. Und obwohl Semi und er nicht zwingend die besten Freunde waren fühlte Shirabu so etwas wie ein schlechtes Gewissen in seinem Brustkorb rumoren. Ein stechender Schmerz. Nur für dein Bruchteil einer Sekunde, so lange, bis die nächste überraschende Nachricht sein Handy zum vibrieren brachte.
 

Semi: - Wieso? Kannst du nicht schlafen? -
 

Erwischt. Scheiße. Wobei, eigentlich war die Frage von Semi genauso idiotisch wie die, die er dem Älteren zuvor gestellt hatte. Natürlich konnte er nicht schlafen. Wieso sonst sollte er zu solch einer unmenschlichen Uhrzeit wach liegen und ihm eine Nachricht schicken? Wollte er ihn unterschwellig aufziehen? Oder war er wirklich besorgt?
 

Semi: - Sag nicht du hast mich geweckt um kurz darauf wieder einzuschlafen, Shirabu. -
 

Nein, niemals. So dreist wäre er nicht.
 

Shirabu: - Nein. Ich bin noch wach. Keine Ahnung wieso ich nicht schlafen kann. Der Wind ist so laut. Ich dachte du wärst noch wach weil ich gesehen habe dass du vor ein paar Minuten noch online gewesen bist. Deswegen dachte ich... ist auch egal. Tut mir Leid dass ich dich geweckt habe. Schlaf ruhig weiter. -
 

Das war eine dumme Idee gewesen. Was hatte er eigentlich erwartet? Nichts. Im Grunde nichts. Und dennoch war es schwer zuzugeben dass er gehofft hatte dass ein kurzer Nachrichten Austausch mit Semi Eita ihm irgendwie helfen würde. Im Grunde war allerdings eher der gegenteilige Fall eingetreten. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Dabei hätte dieser Idiot es eigentlich verdient dass auch ihm der Schlaf gestohlen würde, schließlich hatte er zusammen mit Tendou erst dafür gesorgt dass durch ihre Geschichten bei Shirabu der Schlaf in der heutigen Nacht ausblieb. Mit einem leisen Seufzen legte Shirabu das Handy neben sein Kopfkissen und schloss die Augen. Augenblicklich hatte er das Gefühl dass der Wind noch lauter zu heulen begann, die Äste der Bäume noch erbarmungsloser gegen die Außenwände des Wohnheims krachten und das Gebäude jeden Moment in sich zusammenstürzen würde. Ein Wimmern, leise, kaum wahrnehmbar. Gefolgt von dem leisen Vibrieren seines Handys. Er konnte das Licht des erhellten Bildschirms durch seine geschlossenen Augen wahrnehmen. Wahrscheinlich würde ihn Semi für diese kindische Aktion zurecht weisen und darüber klagen dass er nun morgen früh aussehen würde als hätte er die Nacht durchgemacht. Wegen seiner lächerlichen, kindlichen, unwichtigen Störung. Morgen Früh würde er vor der versammelten Mannschaft verkünden dass Shirabu nichts besseres zu tun hatte als seine Teamkollegen des Nachts wach zu halten. Und dann würde es eine saftige Bestrafung geben, wahrscheinlich in Form eines Extratrainings. Wie immer. Sie würden sich über ihn lustig machen, zumindest Tendou. Und er? Er hätte im Grunde nichts erreicht. Rein gar nichts.
 

Semi: - Hast du Angst, Ken? -
 

Letztendlich hatte sich Shirabu doch dazu entschieden die letzte eingegangene Nachricht von Semi zu lesen. Und sie sorgte dafür dass dem jungen Setter augenblicklich heiß wurde, während seine braunen Augen fassungslos auf den Display seines Handys blickten. Woher...? Und wieso kürzte er seinen Namen auf solche Art und Weise ab? Seit wann waren sie so eng miteinander befreundet dass Semi sich dazu berechtigt fühlte ihn SO zu nennen? Oder war das nur ein weiterer seiner Scherze? Völlig in einem Strudel aus Fragen gefangen biss sich Shirabu unbewusst auf die Unterlippe.
 

Semi: - Willst du zu mir kommen? -
 

Bitte was?
 

Shirabu: - Hast du geraucht? Oder irgendetwas getrunken? Wie kommst du darauf dass ich zu dir kommen wollen würde? Außerdem würde mich die Zimmeraufsicht in der Luft zerreißen wenn sie mich dabei erwischt wie ich mich in ein anderes Zimmer schleiche! Du bist verrückt! -
 

Er war verrückt geworden. Oder war es gar nicht Semi der mit ihm schrieb sondern irgendeiner der anderen Jungs welcher sich einen Scherz aus seiner Situation machte? Nein. Das würden sie niemals wagen. Oder doch? Tendou würde. Doch wieso sollte sich Tendou bei Semi im Zimmer herum treiben. Vor allem zu solch einer Uhrzeit. Nein, das war unwahrscheinlich.
 

Semi: - Wow, Ken. Ehrlich? Die Antwort ist doch offensichtlich. Weil du MIR geschrieben hast. Muss doch einen Grund haben, nicht wahr? Schleich' dich aus dem Zimmer und sei bloß leise. Dann erwischt sie dich nicht. Sie ist gerade bei den letzten Zimmern. Du hast fünf Minuten Zeit. Deine Entscheidung. Ansonsten schlafe ich nun weiter. -
 


 

Lächerliche fünf Minuten...?

Moment, dachte er gerade wirklich darüber nach zu...?
 

Wie genau es Shirabu letztendlich geschafft hatte nicht entdeckt zu werden und wie er es geschafft hatte seinen Mut zusammen zu kratzen um die Füße aus seinem Bett gleiten zu lassen war ihm hinterher schleierhaft. Eigentlich hatte er damit gerechnet von dem angekündigten Monster, Geist, was auch immer unter das Bett gezogen zu werden woraufhin man seine Seele verspeist hätte. Was allerdings nicht geschehen war. Glücklicherweise. Und auch Semi wirkte zunehmend überrascht als der junge Setter mit einer völlig zerzausten Frisur und einem nervösen Blick in den braunen Augen vor seiner Zimmertür gestanden hatte.

Und nun? Nun stand er in dem fast vollständig verdunkeltem Zimmer von dem Älteren, lauschte abermals einem leisen Schnarchen und kam zu der Erkenntnis dass der Wind in diesem Abschnitt des Wohnheims nur NOCH LAUTER zu poltern schien. Unsicher zog Shirabu die Schultern hoch und blickte auf seine nackten Füße. Er hatte sich lediglich seine Sportjacke über geworfen und stand nun in einem für sein Alter angemessenen Pyjama, in einem schlichten Rotton welcher sich herrlich mit dem Lila der Sportjacke biss, während er fühlen konnte wie der Blick des Älteren ihn förmlich durchbohrte. Wundervolle Situation!
 

„Semi-san... weißt du“, doch zu mehr kam der junge Setter nicht. Er spürte einen starken Griff an seinem Handgelenk, ein Ruck welcher dafür sorgte dass er unweigerlich näher an das Bett des Älteren heran treten musste. Fragend hob Shirabu den Blick an doch mittlerweile würdigte ihn Semi keines Blickes, stattdessen zog er ihn weiter mit sich, achtete kleinlichst darauf dass keiner von ihnen über herumliegende Schulsachen stolperte bis sie letztendlich das Ziel dieser kurzen Reise erreicht hatten. Ein völlig chaotisch wirkendes Bett auf welchem die Bettdecke so wirkte, als hätte man einen glorreichen Kampf mit ihr ausgetragen.

„Du musst leise sein. Setz dich. Und dann erzählst du mir was genau vorgefallen ist und warum genau wir jetzt eigentlich in dieser Situation sind“, umständlich kletterte Semi zurück in sein Bett während sich Shirabu zunehmend unwohl in seinem Körper fühlte. Er nutzte die große Fläche des Bettes aus um sich so weit wie möglich von dem Älteren zu entfernen und am anderen Ende der Matratze Platz zu nehmen. Es folgte ein kurzes Schweigen, Semi zog die Augenbrauen zusammen. „Was genau hast du an meinen Worten eben nicht verstanden? Denkst du, du kannst leise mit mir sprechen wenn du dich ins letzte Eck der Matratze verziehst? Idiotisches Kleinkind, komm näher“, unbewusst ließ Shirabu ein leises Seufzen von sich hören. Es hatte wohl keinen Zweck mit dem Älteren über den angemessenen Abstand zwischen ihnen zu diskutieren weshalb Shirabu es vorzog ein STÜCKCHEN näher zu rutschen. Bloß nicht zu viel. „Näher“, wieder ein Seufzen. Gefolgt von einem weiteren Stück. „Willst du mich eigentlich verarschen, Kenjirou?“
 

Augenblicklich warf der jüngere Setter seinem Teamkollegen einen bösen Blick zu. Er hasste es. Er hasste es so sehr wenn man es wagte ihn ohne Erlaubnis bei seinen Vornamen anzusprechen. Das war zu persönlich. Zu intim. Und auf solch eine Annäherung würde er sich sicherlich nicht einlassen! „Hör gefälligst auf damit mich bei meinem Vornamen anzusprechen, Senpai. Ich kann mich nicht daran erinnern es dir erlaubt zu haben...“, das Wörtchen 'Senpai' ließ Shirabu dabei wie Gift über seine Lippen wandern. Die hübschen braunen Augen hatten sich ein Stück weit geschlossen, sich zu Schlitzen geformt. Und obwohl es im Raum dunkel war und lediglich eine kleine Lampe an Semis Nachtkästchen dafür sorgte dass sie sich nicht in völliger Dunkelheit gegenüber saßen so konnte Shirabu durchaus sehen, wie der zuvor noch neutrale Blick des älteren Setters sich verfinsterte.

„Ach? Plötzlich stört es dich? Komisch, als wir neulich noch eine heiße Nummer in der Umkleide geschoben haben war es dir nur Recht wenn ich dir deinen Vornamen ins Ohr gehaucht habe während ich schön tief in dir war. Außerdem hatte ich dir auch nicht erlaubt mich Eita zu nennen und du hast ziemlich oft diesen Namen gestöhnt. Oder nicht?“
 

Heilige Scheiße was sollte das denn jetzt werden....?!
 

Unglücklicherweise hatte Semi recht. Und unglücklicherweise verriet die aufkeimende Röte welche Shirabus Kopf wie eine Tomate färbte ebenfalls dass dieses Gespräch alles andere als ein angenehmes Thema für ihn darstellte. Dabei verließ ein kurzes, hohes Wimmern die Lippen des Jüngeren und er wandte hastig den Blick ab.
 

„Und jetzt hat es dir die Sprache verschlagen.“

„Halt den Mund.“

„Du wolltest mir erzählen wieso du nicht schlafen kannst.“

„Und du wolltest über die Sache in der Umkleidekabine kein Wort mehr verlieren.“

„Wollte ich das? Daran kann ich mich nicht erinnern.“

„DU hast gesagt dass es ein unausgesprochenes Geheimnis bleiben wird!“

„Zwischen uns, richtig. Und jetzt senk' deine Stimme wieder. Kein Grund gleich laut zu werden.“
 

Das nachfolgende Geräusch war ein leises Zähneknirschen Seitens Shirabu. Mittlerweile waren seine nackten Zehen ganz kalt geworden, er hatte die Beine angezogen und die Arme darum gelegt während er innerlich versuchte Semi auf irgendeine Art und Weise so erfolgreich zu verfluchen dass er augenblicklich tot umfallen würde. Leider funktionierte es nicht sonderlich gut.
 

Nun, es entsprach der Wahrheit. Tatsächlich hatten sie erst vor wenigen Tagen ein ziemlich heißes Erlebnis in der Umkleide gehabt nachdem alle anderen diese verlassen hatten. Wie es dazu gekommen war konnte Shirabu nicht einmal genau sagen. Sie hatten sich über irgendetwas unterhalten, wahrscheinlich über Volleyball und waren sich von einer Sekunde auf die andere plötzlich ZU nahe gewesen. Sein eigener Herzschlag hatte ihm dabei bis hoch in die Ohren gedröhnt und als Semi ihn mit einem frechen Grinsen auf den Lippen geküsst hatte, wieso auch immer, war es endgültig um Shirabu geschehen gewesen. Dabei musste nicht einmal erwähnt werden dass er eigentlich schon sehr viel länger gewisse Gefühle für den älteren Setter empfunden hatte. Gefühle die weit über eine Freundschaft im Team hinaus gegangen waren. Doch Shirabu war nicht der Typ Mensch um über solche Dinge zu reden. Und er war froh gewesen als Semi den ersten Schritt gewagt hatte. Mittendrin. Hinterher bereute er es allerdings zu tiefst.
 

„Eure Geschichten haben mir Angst gemacht“, kam es letztendlich kleinlaut von dem Jüngeren, er zog die Beine noch weiter an seinen Körper heran und wandte den Blick letztendlich von seinem Senpai ab. Dabei entging ihm das leise Lachen nicht welches von Semi Eita ausging. Großartig.

„Sehr süß. Und du hast bis knapp vor vier Uhr darauf gewartet in irgendeiner Form zu reagieren? Wieso bist du nicht gleich zu mir gekommen?“, berechtigte Frage. Eigentlich.

„Weil es mitunter deine Schuld ist dass ich nicht schlafen konnte? Wieso sollte ich also letztendlich zu dir kommen? Nenne mir auch nur einen Grund dafür“, das hier hatte keinen Sinn. Diese Diskussion hatte keinen Sinn. Und er war es Leid. Er war müde, genervt, verletzt und fühlte sich als hätte man ihn nackt in einen Basketballkorb gehangen damit jeder ihn sehen konnte. Und auch Semi schien kein Interesse daran zu hegen weiter zu diskutieren.

„Komm her, Shirabu“, hastig schüttelte der Jüngere den Kopf. „Nun komm schon her. Es ist kalt ohne Decke. Und sehr wärmend sieht das Stück Stoff das du da trägst nun wirklich nicht aus“, natürlich nicht. Es war auch ein Sommer Pyjama. Wer konnte denn ahnen dass das Wetter solch einen rapiden Wechsel hinlegen würde? „Ich will nicht. Lass mich. Wenigstens sieht mein Pyjama besser aus als das hässliche blaue Teil das du trägst“, nichts weiter als ein leises Flüstern welches die Lippen von Shirabu verließ. Natürlich war ihm kalt. Natürlich würde er lieber unter eine wärmende Decke und am liebsten wäre er genau in diesem Moment in seinem Bett und hätte den Gedanken niemals in Erwägung gezogen hier in das Zimmer von Semi Eita zu kommen. Doch nun saß er hier und eine Flucht war alles andere als einfach...

Wieso?

Weil er eigentlich gar nicht weg wollte... Das hier war alles so widersprüchlich. So verwirrend. So anstrengend. Shirabu konnte fühlen wie sein Kopf mittlerweile zu schmerzen begann und seine Beine zitterten. Beschissene Situation, wahrlich. Und das alles nur weil er sich von ein paar Idioten hatte Angst machen lassen. Wobei, nein. Eigentlich war die nächtliche Angst nun gar nicht mehr Thema seines Unwohlseins. Eigentlich...
 

Mit einem schweren Seufzen welches eher an ein genervtes Schnauben erinnerte hatte Semi die Arme um den schmäleren Körper gelegt, Shirabu an sich gezogen und letztendlich die wärmende Decke über ihre Beine gezogen. Als Dank folgte ein kurzer Schlag gegen das Kinn welcher Semi ein genervtes Brummen entlockte, ein leises Wimmern gefolgt von einem beschämten Blick Seitens des Jüngeren. „Lass mich los“, ein etwas lauteres Zischen der Stimme. Sie wirkte leicht erhöht und nervös. Semi schnaubte. Wieso war dieses Kind nur so ungemein kompliziert und anstrengend? Wieso konnte er die Situation nicht einfach akzeptieren und sich damit zufrieden geben? Wieso mussten immer solch anstrengende Diskussionen folgen die ihnen lediglich Zeit und Nerven raubten? Eine Sache die Semi Eita niemals verstehen würde. Wiederrum wusste er dass dies eine Charaktereigenschaft seines Teamkollegen war welche wohl niemals wirklich abgelegt werden würde. Sie hatten alle ihre Fehler, Macken und... Eigenarten.

Shirabu war anstrengend.

Aber Semi war es mindestens genauso sehr.
 

„Tut mir Leid...“

„Was genau jetzt?“

„Das ich dich eben geschlagen habe. Tut es weh?“

„Es ist in Ordnung.“

„Und das ich dich geweckt habe.“

„Ich war noch wach.“

„Du sagtest doch dass...“

„Ich war noch wach und habe wie immer darüber nachgedacht wieso du solch ein komplizierter und anstrengender Mensch bist und wieso gerade du es, unter all den möglichen Menschen sein musst den ich so sehr verehre.“

„Das war das unromantischste Geständnis überhaupt. Vielen Dank auch, du solltest mehr Liebesfilme schauen. Würde dir vielleicht helfen.“

„Find' dich damit ab, nerviges Kleinkind. Und jetzt schlaf endlich, verstanden? Wir müssen in ein paar Stunden schon wieder aus den Federn und ich habe keine Lust darauf nicht einmal eine Minute Schlaf zu bekommen.“

„Aber...“

„Es gibt keine Geister“, ihre Stimmen wurden immer leiser. Schläfriger. Die wollige Wärme des Jeweils anderen schien die beiden jungen Männer in eine eigene Welt einzuhüllen und sanft in das Traumland abdriften zu lassen.

„Eita?“

„Mhm...?“

„Ich finde dich wirklich toll“, ein Lächeln folgte als diese Worte an die Ohren von Semi drangen. Er lehnte seinen Kopf ein Stück weiter nach vorne, berührte die Stirn von Shirabu mit der Seinigen und nickte kurz. Fühlbar.

„Ich dich auch Kenjirou“, eine leise Erwiderung auf dieses doch sehr unpassende und doch sehr typische Geständnis. Sie waren Beide nicht gut darin die Dinge klar beim Namen zu nennen. Und sie waren Beide nicht sonderlich gut darin über den eigenen Tellerrand zu blicken. Sie waren manchmal zu egoistisch und manchmal zu aufopfern. Manchmal zu direkt und manchmal zu zurückhaltend. So wie Menschen, Kinder, Jugendliche nun einmal waren. Und obwohl es am nächsten Tag wahrscheinlich sehr viele verwirrte Fragen Seitens Semis Mitbewohner geben würde schien es im Moment keinen passenderen Abschluss für diese Situation zu geben als Arm in Arm einzuschlafen.
 

Während der eine keine Angst mehr zu haben brauchte,vor Monstern die nicht eine Sekunde lang existiert hatten außer in seiner eigenen Vorstellung musste der Andere nicht mehr seine Sehnsucht in Schlaflosigkeit ersticken. Eine Hand wäscht die Andere. Sozusagen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2019-01-08T19:45:40+00:00 08.01.2019 20:45
Mhhh, hab den OS doch net gelesen, Schande über mein Haupt!
Aber jetzt hab ichs getan und ich feier den OS. Ich feier dich, wie geil du Semi und Shira dargestellt hast. Shira, so kratzbürstig wie eh und je, aber doch so knuffig und Semi ist ein Blödmann, aber ein charmanter Blödmann xD Ich hab oft lachen müssen.
Geil fand ich die Stelle, wo Shira darüber nachdachte, Reon zu wecken. Gott, dieses Kopfkino, wie der große Mann den Kleinen in die Arme nehmen würde und ihn streichelte, damit er keine Angst mehr vor großen bösen Monstern hatte. *lach*
Eins muss ich aber erwähnen.
Shirabu und Kawanishi sind beste Freunde. Wenn er eine Nummer in seinem Handy hat, dann Taichi seine. Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass Shiras Mitbewohner auch Taichi ist, sie sind ja unzertrennlich.
Aber nun gut, ist ja nur nebensächlich. Mir hat es gefallen, wie du die Neckerei zwischen ihnen beschrieben hast.
Von mir aus hätte es noch ewig weitergehen können, war sogar schon fast traurig, als es ins Romantische umgeschlagen hat xD
Für mich gibts nix besseres wie ein kabbelnder Semi und Shira. Ich feier das immer so hart.

Toller OS und bitte hab irgendwann mal mehr Zeit xDD Ich will mehr von dir über die beiden lesen <3
Antwort von:  -Nox-
08.01.2019 20:48
Das mit Taichi ist mir erst hinterher eingefallen und ich war dann zu faul es zu ändern |D Aber da man im Leben nicht immer das Glück hat sich mit den besten Freunden ein Zimmer zu teilen fand ich diese Option ganz in Ordnung ^~^

Und danke für dein Kommentar. Jaaa... vllt irgendwann einmal wieder mehr dazu |D

NECKEND sind die Beiden am Besten <3
Antwort von: abgemeldet
08.01.2019 20:53
Ist ja auch eher nebensächlich, war nur ein wenig verwundert, aber find das jetzt net super tragisch. Wir sind da ja flexibel, wa? :DD

streich das "vllt", das dulde ich nicht.
Gott ja, das ist grad das reizende an dem Pair. Fauch fauch, knutsch. x'DD
Antwort von:  -Nox-
08.01.2019 20:55
XD Ich fühle mich genötigt! <3
Antwort von: abgemeldet
08.01.2019 21:01
Es ist eine SemiShira-Nötigung, akzeptiere es!


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