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Schlaflos

Wenn deine Träume beginnen dich umzubringen
von

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Und wo die Wirklichkeit aufhört


 

„Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit“

~ Søren Aabye Kierkegaard ~
 

Links und rechts rollte Nami sich im Bett, versuchte noch zu schlafen, oder zumindest einfach nur zu ruhen. Doch ihre Gedanken drifteten, trotz aller Versuche, immer wieder zurück zu diesem schrecklichen Albtraum und den Schmerzen in ihrem Bauch, welche nur langsam begannen zu verblassen.

Doch es half alles nichts. Ihre Ruhe konnte die junge Frau einfach nicht mehr finden. Und bevor sie ihre Freundin auf der anderen Seite des Zimmers wecken würde, stand Nami langsam auf und streckte sich.
 

Es war mittlerweile fast sechs Uhr und durch das Bullauge konnte Nami erkennen, das die Sonne langsam drohte aufzugehen. Hastig uns leise suchte sie sich etwas aus dem Kleiderschrank zum Anziehen aus, bevor sie auf Zehenspitzen das Zimmer verließ. Nicht einmal die Tür knarrte, als sie das kühle Deck betrat und direkt bis zum Bad sah, um mit Freuden festzustellen, dass sich dort niemand aufhielt. Und wie die junge Frau die anderen Crewmitglieder kannte, so würden diese erst aufstehen und sich fertigmachen, wenn die Sonne aufging und sie hungrig wurden. Somit sollte sie zumindest noch eine Stunde Zeit haben, nur für sich.

Langsam stieg Nami die Treppe hinab und schloss die Augen, wohlig seufzend, als sie ihre nackten Füße das kühle Gras berührten. Es hatte etwas Wohltuendes, gar Entspannendes an sich und für einen Moment vergaß sie die Schrecken der Nacht.

Gerade als sie einmal tief Luft holte, konnte sie einen leisen Gesang über ihr hören, begleitet von dem sanften Klang einer Geige.

„Brook...“, flüsterte sie und öffnete erschrocken die Augen. Schließlich hatte er, genau wie in ihrem Traum den Posten des Ausgucks inne.

Irritiert und gleichzeitig auch ein wenig beängstigt sah sie in die Richtung der Railing, welche aber zu ihrer Erleichterung kein einziges Anzeichen einer Zerstörung aufwieß.

Dennoch machte sie einen großen Bogen um diesen Bereich, um zur Bibliothek gelangen, durch welche sie ins Bad kommen sollte.
 

Dass es nur ein Albtraum gewesen war, sagte sie sich immer wieder, auch wenn sie spürte, dass sie wieder leicht zu zittern begann, als wäre sie gerade erst wieder aufgewacht.

Gerade als Nami nach der Klinke reichte, ging die Tür mit einem Mal auf und überraschte sie sehr. Schließlich rammte sie dabei genau in Sanjis Brust, welcher ebenso erstaunt war, wie sie und welcher dazu noch gleichzeitig das Teeservice auf dem Tablett in seiner Hand zu balancieren versuchte. Die Tasse, welche sich dort befand, folgte allerdings dem Ruf der Schwerkraft und ging zu Bruch. Zudem war sie es, die durch den Aufprall nach hinten fiel, als sie ihr Gleichgewicht verlor und auf ihren, nun schmerzenden, Hintern landete. Wie auch das gute Porzellan, fielen auch ihre Kleider zu Boden.

„Was zum-“, begann der Smutje gleich grimmig, hielt dann aber sofort inne, als er erkannte, wer da gegen ihn gestoßen war.

„Namilein! Das tut dir wirklich ausgesprochen leid!“

Er reichte ihr die Hand, welche sie dankend nahm, und half ihr auf die Beine. Sein Ton hatte sich sofort verändert, war nun warm und voller Sorge, dass er sie verletzt haben könnte.

„Hast du dir weh getan?“, fragte er sofort nach, strich dabei sorgsam etwas imaginären Staub von ihren Armen.

„Nein, nein, alles gut!“, erwiderte die junge Frau gleich und strich über ihr schmerzendes Gesäß. „Wir konnten schließlich beide nicht wissen, dass wir ineinander laufen.“

Als sie erkannte, dass ihre Unterwäsche zu seinen Füßen gelandet war, bückte sie sich hastig, um all ihre Sachen aufzuheben, bevor der Smutje einen Blick riskieren konnte und dadurch an zu viele Informationen gelangte.

„Das stimmt, Namilein. Doch sag...“, begann der junge Mann, als auch er auf seine Knie ging, um die Scherben der Tasse aufzuheben, „..., was machst du so früh am morgen auf deinen schönen, schlanken Beinen? Hat dich der Idiot mit der Geige, dort oben, geweckt? Wenn dem so ist, werde ich ihn in den Hintern treten!“

Bevor sie antworten konnte, inmitten eines kleines Augenblicks der Unachtsamkeit, berührte Nami statt ihres BH's, welcher zuletzt zu ihren Füßen lag, eine Scherbe und schnitt sich am Finger.

„Autsch...“, murmelte die Navigatorin stattdessen und fluchte innerlich, um den Finger sich dann, in einem Reflex, in den Mund zu stecken. Doch der eiserne Geschmack ihres Blutes erinnerte sie wieder an den Traum, sodass sie ihn wieder herauszog und ansah.

„Und wieder habe ich dich durch meine grenzenlose Unachtsamkeit verletzt, Nami-Mäuschen...“, sagte Sanji gleich mit trauriger Stimme und ergriff ihre verletzte Hand, um sich die Wunde anzusehen.

„Das ist doch nicht deine Schuld! Heute ist einfach nicht mein Tag“, antwortete die junge Frau hastig, um so schnell wie möglich ihm die Hand wieder zu entziehen. Die Erinnerung, wie er ihre Hand im Traum gehalten hatte, als sie in diesem verstarb, blitzte plötzlich vor ihrem Auge auf, erschrak sie etwas.

Er lächelte traurig, ahnungslos über das, was in ihr vorging, sammelte dann die Scherben weiter auf das Tablett.

„Speichel hat zwar eine desinfizierende Wirkung, aber du solltest das trotzdem auswaschen. Ich will schließlich nicht, dass es sich entzündet. Und das, wegen deiner Tasse tut mir auch leid.“

„Meine...meine Tasse?“, fragte sie verdutzt, erkannte dann das farbige Blumenmuster auf weißem Hintergrund. Es war ihre Lieblingstasse, die zu Bruch gegangen war. Normalerweise, wenn sie etwas ausgeschlafener und weniger verwirrt wäre, hätte es sie verärgert. Vielleicht. Schließlich hatte nun wirklich niemand Schuld an diesem Missgeschick.

„Im nächsten Hafen werde ich dir auf jeden Fall eine noch Schönere kaufen!“

„Ach, schon gut“, murmelte sie, als sie aufstand, „Aber was hat meine Tasse eh in der Bibliothek zu suchen?“

Als Sanji aufstand war er es, der sie nun verdutzt ansah.

„Nach dem Abendessen hattest du mich doch gefragt, ob ich dir einen Tee zubereiten könnte, um ihn dir dann zu bringen. Du hast doch noch ein paar Karten gezeichnet.“

Ihr stockte der Atem, versuchte aber, sich ihre Beunruhigung noch anmerken zu lassen.

„A-ach ja...“, stotterte sie.

„Nach Lysops Geschichte kann ich dir das auch nicht verdenken. Wer kommt bitte darauf, sich einen Fisch in die Hose zu stecken – auch wenn es nur eine Lüge war.“

Sanji wusste gar nicht, was diese Worte in ihr auslösten und hastig drängte sie sich nun an ihm vorbei.

„Ach ja, entschuldige mich, ich werde nun duschen!“, erklärte sie eilig und mit zittriger Stimme, in der Hoffnung, er würde nichts bemerken.

Viel zu verwirrt wegen ihres plötzlichen Benehmens, nickte der Smutje nur knapp, rief: „Gut, ich werde dann das Frühstück vorbereiten!“, ihr hinterher, um dann die Bibliothekstür hinter sich zu schließen.
 

Hastig stieg sie die Leiter hinauf zum Bad, schloss schnell die Luge, damit ihr niemand folgen konnte, und niemand sie störte. Die Karten, welche auf einen Tisch im Raum der Bücher lagen und von ihr die Nacht zuvor gezeichnet wurden, ignorierte sie, wie auch das leichte Stechen, nun in ihrem Finger.

Ihre Sachen schmiss die Navigatorin in die nächste Ecke beim Waschbecken, bevor sie den Wasserhahn aufdrehte und eiskaltes Wasser ins Gesicht warf.

„Es war nur ein Albtraum...“, sagte sie zu sich selbst im Spiegel, als glasklare Tropfen über ihre Stirn, Wangen und Kinn liefen und ihre Lippen leicht benetzten. Einige ihrer Haare klebten dabei an ihrer Haut und sie begann schwer zu atmen.

Wieder überströmten sie Fluten – eiskalte Erinnerungen an diesen Albtraum.

Das Abendessen.

Die Fischgeschichte des Schützens.

Das Gespräch mit Robin.

Der Seekönig und sein Angriff.

Der Geschmack des Blutes auf ihrer Zunge und die Schmerzen, als sie sich mit dem Tod langsam vereinte.

Das war alles nicht real. Das konnte es nicht gewesen sein! Schließlich war sie nun wach. Lebte. War unverletzt.

„...und doch fühlt es sich so echt an...“, flüsterte sie leise, wischte mit beiden Händen das Wasser aus ihrem Gesicht.
 

Wieder sah sie sich an, holte tief Luft und lachte leise.

Wie dumm sie doch war!

Das war es nunmal – nur ein dummer, kleiner Albtraum. Nichts, was sie beunruhigen sollte. Ein jedes Wesen auf dieser Welt hat mal Albträume und sie konnte nun nicht jede Nacht von Gold und Reichtum träumen. Und auf dem Meer konnten Kämpfe gegen Seekönige nun mal vorkommen. Viele starben nun auch mal dabei.

Sie war schließlich noch am Leben. Und Menschen verarbeiten in ihren Träumen auch das, was Geschehen war und was sie beschäftigte.

Und der vergangene Abend mit Lysops-Hosen-Fisch-Geschichte hatte sie nun mal beschäftigt – traumatisiert sogar. Da war es doch abzusehen, dass sie davon träumt, alles verarbeitet.
 

Noch immer den Kopf schüttelnd über ihre eigene Dummheit zog sie ihr Nachthemd aus, warf es zu Boden und stieg in die Dusche.

Als das warme Wasser auf ihren Körper herabregnete, kam ihr aber noch ein Gedanke:

„Sanji hat meine Unterwäsche gesehen...Dafür sollte er mir ein paar Berry schulden.“



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