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Trauertränen & Feuerwhisky

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Trauertränen & Feuerwhisky
 


 


 


 


 


 


 


 

"Ein Mensch der uns verlässt, ist wie eine Sonne, die versinkt.

Sie ist verschwunden, doch ihr Licht leuchtet in unseren Herzen."
 


 


 


 


 


 


 


 

Der 2. Mai war ein Tag, der für immer in den Herzen der Hexen und Zauberer Britanniens bestehen würde. Sie alle hatten Verluste hinnehmen müssen, die tiefe und kaum heilbare Wunden geschlagen hatten. Und doch war er sich sicher, dass sein Verlust den aller anderen, überragte. Er hatte nicht irgendjemand verloren. Er hatte sein zweites Ich verloren – und es wurde mit jedem Tag, der seither verstrichen war, präsenter. „Du hast gelogen. Du hast nicht eingehalten, was du mir Versprochen hast.“, wisperte die leise Stimme und verlor sich im Wind, welcher sanft sein Haar zerzauste.
 


 

Er stand vor einem schmucklosen Grabstein, auf dem in leicht verschnörkelter Schrift, der Name seines Bruders gemeißelt stand. Seine Beine wurden weich und mit der Befürchtung, bald nicht mehr stehen zu können, setzte er sich in den Schnee vor das Grab. „Schau, was ich mitgebracht habe! Wundert mich eh, das wir nie den passenden Moment gefunden haben.“, sagte er und zog im selben Atemzug eine Flasche Feuerwhisky und zwei kleine Gläser hervor. „Weißt du noch, als Charlie die zur Eröffnungsfeier des Ladens mitgebracht hat? Wir wollten ihn für einen ganz besonderen Moment aufheben, das habe ich nicht vergessen.“, seine Stimme, brüchig und abgehackt, brach ab.
 


 

Er stellte eines der Gläser vor das Grab und goss die feuerrote Flüssigkeit hinein, ehe er sich selbst auch etwas eingoss und die Flasche dann in den Schnee stellte. Trotz der warmen Kleidung drang die Kälte langsam bis in seine Knochen und ließen seinen Körper zittern, doch das interessierte ihn nicht. Wenn er das Aufnehmen müsste, um bei seinem Bruder zu sein, dann tat er es. Schweigend hob er sein Glas, wie, als würde er mit jemanden anstoßen und schluckte den Alkohol in einem runter. Die Flüssigkeit bahnte sich einen Weg durch seinen Hals und hinterließ ein unangenehmes brennen in der Kehle, welches ihn für einen Moment das Gesicht verziehen ließ. Früher hatte er keinen Alkohol gemocht, doch mittlerweile war er ein Teil seines Alltags geworden. Er ließ ihn für ein paar Stunden alles Grauen, das er gesehen hatte, vergessen.
 


 

Er sah schlecht aus, das sagte jeder. Seine Augen hatten das übliche funkeln verloren, tiefe Schatten lagen unter seinen Augen und sein Körper wirkte seltsam mager und kraftlos. Der Krieg war an niemanden spurlos vorbei gegangen. Er hatte nicht nur seelische Wunden hinterlassen.
 


 

Er hob seine freie Hand und hielt sie sich vor die Augen. Überall war Blut gewesen, so viel Blut. Er blinzelte und für einen Moment schien seine gesamte Hand mit dem Blut seines einstigen Ichs besudelt zu sein. Er schnappte nach Luft, da sich seine Kehle zusammen geschnürt hatte. Er sah auf den Boden und auch der Schnee vor ihm war in Blut getränkt. „Nein“, krächzte er panisch und wischte sich die Hand ruckartig an der Hose ab. Er wusste, dass dort kein Blut mehr klebte und auch, das vor ihm der Schnee so weiß wie immer glänzte, doch sein Kopf wollte ihm etwas anderes sagen. Sein Herz begann schneller zu schlagen und er griff so fest um die Flasche Feuerwhisky, das seine Fingerknöchel schon weiß hervor traten.
 


 

Schließlich wagte er es wieder seine Hand anzusehen. Sie war sauber, kein Blut klebte an seinen Fingern und sein Herz begann sich zu beruhigen. Das passierte oft. Manchmal sah er auch das Gesicht seines Bruders neben sich, die bleiche Haut und das Blut, das sich dann so kräftig hervorhob. Er schenkte seinem Glas keine Beachtung mehr und setzte den Alkohol gleich an seine Lippen an und nahm einen kräftigen Schluck, der ihn danach sofort Husten ließ. Tränen brannten in seinen Augen.
 


 

Kaum hatte sich seine Kehle an das brennen gewöhnt, setzte er die Flasche wieder an. Tränen traten nun aus seinen Augenwinkeln. Den Alkohol stellte er neben sich im Schnee ab und sein Körper sackte ein wenig in sich zusammen. „Warum, Freddie? Warum?!“, krächzte er und schluckte. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, der sich nicht so leicht herunter schlucken ließ. „Wir haben doch Versprochen, zusammen zu gehen. Du hast gesagt, wir bleiben für immer zusammen“, hauchte er und Tränen tropften von seinen Wangen. „Du hast mich angelogen, hörst du?! Wie konntest du mir das antun?!“, versuchte er zu brüllen, doch seine Stimme war kratzig und rau.
 


 

Wut und pure Verzweiflung machten sich in dem Zauberer breit. Mit dem Körper wiegte er sich ein wenig vor und zurück, ließ seiner Trauer freien Lauf, wie er es nur bei seinem Bruder konnte. „Ich kann nicht ohne dich Leben, Freddie“, sagte er mit tränenersticker Stimme und wollte nach dem Feuerwhisky greifen, doch er verfehlte sein Ziel und griff ins Leere. Wie sollte er so weiter machen können? Mit jedem Tag fühlte er sich unvollständiger, innerlich leerer. Sein Leben hatte keinen Sinn mehr. Ohne seinen Bruder würde es nie wieder gut werden und dennoch war er zu feige, um seinem erbärmlichen Leben ein Ende zu bereiten. Die Tränen verschleierten seine Sicht, als er gen Himmel sah. „Ich vermisse dich. So sehr.“.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

"Ich halte meinen Kummer auf dem Schoß.

Ließe ich ihn in mein Herz hinein, er würde mich umbringen."
 


 


 


 


 


 


 


 


 

Der Krieg war an niemanden spurlos vorbei gegangen, so auch nicht an ihr. Sie hatte Menschen verloren, die ihr viel bedeutet hatten und das hatte Wunden hinterlassen, die nicht leicht verheilen würden. Wahrscheinlich würden sie niemals vollkommen heilen, das war ihr bewusst. Und dennoch hatte sie versucht, sich so gut wie möglich an das neue Leben zu gewöhnen. Sie hatte für eine Weile für eine unbekannte Quidditschmanschaft gespielt, bis sie beschloss, dass es das Beste war, damit aufzuhören. Zu viele Gedanken und Erinnerungen hingen an diesem Spiel, zu erdrückend war es, immer wieder damit konfrontiert zu werden. Sie konnte nur noch daran denken, wie sie in ihrer Schulzeit zusammen mit ihren beiden besten Freunden gespielt hatte – ohne sie war es einfach nicht mehr das gleiche.
 

Den Kontakt zu ihren einstigen besten Freunden hatte sie verloren. Sie sah nur ihn in ihm, das wäre ihm gegenüber nicht fair. Also hatte sie ihn mit seinem Verlust allein gelassen, ihn im Stich gelassen, da es ihr dummes, kleines Herz nicht ertragen hatte. Sie war grausam, das wusste sie nur zu gut.
 


 

Vielleicht war es nun auch zu spät, um Reue zu zeigen, doch sie wollte nicht länger mit dem Gedanken Leben, zu wissen, wie es um ihren besten Freund stand. Er hatte seine zweite Hälfte verloren, es konnte wohl niemand ahnen, wie das sein musste. Genau deswegen musste sie ihre dummen Gefühle hinten anstellen. Er hatte so lange allein gelitten, da war es nur fair, wenn sie sich dem endlich stellte.
 


 

Schnee knirschte unter ihren Füßen als sie das Tor aufstieß, welches sie von dem Friedhof trennte, den sie so lange gemieden hatte. Sie würde das erste Mal sein Grab sehen, sie kam unglaublich falsch dabei vor. Von seiner Mutter hatte sie erfahren, dass er an diesem Tag hier sein musste, den ganzen Tag. Fröstelnd rieb sie sich über die Arme. Er würde sich noch den Tot holen, wenn er bei diesem Wetter den ganzen Tag draußen war. Und sofort schlug das schlechte Gewissen zu. Sie war seitdem sich alles verändert hatte, nicht einen Tag für ihn da gewesen und nun dachte sie an so etwas. Ein bitteres lächeln legte sich auf ihre roten Lippen. Sie war grausam.
 


 

Sie bahnte sich ihren Weg zum Grab ihres einstigen besten Freundes durch und schluckte, als sie seinen Bruder vor dem Grab kauern sah. Er gab ein so verlorenes Bild ab, das sie am liebsten auf ihn zu gerannt und ihn in ihre Arme gezogen hätte. Das wäre nicht das erste Mal. Früher hatten sie sich oft gegenseitig Trost gespendet, klar, sie waren ja auch beste Freunde gewesen. Kurz schloss sie die Augen und Atmete tief durch. Sie musste wieder gut machen, was sie verbockt hatte. Ob es ihm besser gehen würde, wäre sie da gewesen, wusste sie nicht. Doch sie konnte jetzt für ihn da sein, das war das einzige, das sie tun konnte. Ob er es wollte? Keine Ahnung. Doch sie musste es unbedingt versuchen. Sie wollte wenigsten einen ihrer besten Freunde zurück gewinnen.
 


 

Entschlossen ballte sie die Hände zu Fäusten und näherte sich vorsichtig dem Grab. Er drehte sich nicht um, dabei musste er gemerkt haben, dass sich jemand von hinten näherte. Sie hörte seine Trauer und sofort legte sich eine unsichtbare Hand um ihr Herz. Wie hatte sie ihn nur wegen ihren eigenen Gefühlen allein lassen können? Tränen brannten in ihren Augen, als sie hinter ihm zum Stehen kam. Kurz sah sie auf den Grabstein und senkte den Blick. Ihre Brust zog sich zusammen, doch sie wollte die Tränen nicht zulassen. Sie würde jetzt für ihn da sein, sie musste stark bleiben. Es war nur schwerer, als sich ihr Kopf das vorgestellt hatte. Nun vor seinem Grab zu stehen, war wie ein zu fester Schlag vom Klatscher. Und der konnte sehr brutal sein.
 


 

Vorsichtig kniete sie sich in den Schnee und legte die Arme um den Zauberer, drückte ihn eng an sich und vergrub das Gesicht in seinen starken Rücken. Er roch nach Alkohol, doch ganz unterschwellig konnte sie den leichten Hauch von Feuerwerkspulver wahrnehmen, der die beiden schon immer umgeben hatte und es zauberte ihr ein schwaches lächeln auf die Lippen. Warum hatte es nur so weit kommen müssen? Sie hatte immer gedacht, dass sie drei eine wunderbare Zukunft vor sich hatten und dann war es doch anders gekommen. Der Krieg hatte alles zerstört und für ihre Träume und Hoffnungen keinen Platz mehr gemacht. Es hatte sich alles verändert. Sie wollte etwas sagen, doch aus ihrer Kehle drang kein einzelner Laut, zu heftig war die Wucht der Gefühle, die gerade auf sie einschlugen. Nun konnte auch sie ihre Tränen nicht mehr zurück halten und sie weinte. Weinte um einen geliebten Menschen, um zwei beste Freunde und Brüder und um eine Zukunft, die ihnen nicht vergönnt gewesen war.
 


 


 


 

Angelina konnte spüren wie George eine Hand auf ihre legte und sie wusste, es war ein Stück in die richtige Richtung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kurli
2021-01-29T19:43:52+00:00 29.01.2021 20:43
Oh, ich mag es sehr! Vielen Dank fürs teilen <3
Von:  Hermine_Weasley
2017-01-30T23:00:14+00:00 31.01.2017 00:00
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