„Assistentin Kang! Wo bleiben Sie? Warum ist der Fahrer noch nicht da?“ Jumin Han war deutlich anzuhören, dass er mehr als unzufrieden war, als er am Wellingtoner Flughafen die Sicherheitszone verließ. Er strich sich seinen maßgeschneiderten Anzug glatt, während er darauf wartete, dass seine Assistentin ihm endlich folgen würde. Das jene aber das ganze Gepäck plus Elizabeth 3rd organisieren und bewegen musste, ließ ihn vollkommen kalt. Normalerweise hatte sie immer jemanden organisiert, der Jumin und seine Katze vom Flughafen abholte und ins Hotel brachte. Assistentin Kang blieb normalerweise im Büro und erledigte ihre Aufgaben oder kümmerte sich auch noch zusätzlich um seinen Schatz, wenn er sie nicht mitnehmen konnte. Da dies aber eine gemeinsame Reise der RFA-Mitglieder war, nachdem ganzen Chaos vor und nach der letzten Party, die sie gehalten hatte, war dies nicht möglich.
Er schnalzte mit der Zunge, als er sah, wie Jaehee den voll beladen Kofferwagen schob. Elizabeth 3rd thronte oben darauf, hatte einen Buckel gemacht und krallte sich in die weiche Decke, die er vor der Reise sorgsam hinein gelegt hatte. Es sollte für sie immerhin so gemütlich wie möglich gemacht werden und da sie im Privatjet angereist waren, musste sie auch nicht in den Gepäckraum. Sie gab abwechselnd ein anklagendes Maunzen und Fauchen von sich, welches nur zu deutlich machte, wie unwohl sie sich fühlte. Es brach ihm das Herz sie so leiden zu sehen, daher war er auch mit wenigen Schritten bei ihr und hob sie vorsichtig von den Wagen hinunter.
„Assistentin Kang, was haben Sie sich dabei gedacht, Elizabeth 3rd SO zu transportieren?“, ging er die Brünette auch sofort an, die ihm einen wütenden Blick über ihre Brillengläser hinweg zu warf. „Was hätten Sie getan, wenn sie herunter gefallen wäre? Sie wären nicht einmal schnell genug gewesen, wenn man versuchte hätte zu klauen! Das war verantwortungslos von Ihnen!“ Natürlich musste er seine Empörung sofort Luft machen, ehe er beruhigend auf seine Katze einsprach und Jaehee weiterhin mit dem schweren Kofferwagen alleine ließ.
Sie seufzte leise, rückte ihre Brille zurecht und hoffte, dass sie nicht noch wirklich jemanden anrempeln würde und die Koffer schlussendlich herunterfallen würde. Es wäre äußerst blamabel und würde nur dafür sorgen, dass Jumin Han wieder auf der Matte stand um sie auszuschimpfen. Darauf konnte sie gut und gerne verzichten, immerhin hatte sie auch Urlaub und nicht vor ihn sich von ihrem Chef verderben zu lassen, nur weil sie beide in der RFA waren.
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„Zen, schau mal!“, aufgeregt hüpfte Yoosung Kim, das Küken der RFA, von einem Bein auf das Andere, während er versuchte die Aufmerksamkeit von Zen auf sich zu ziehen. Dieser wollte, aber partout nicht zu ihm sehen, sondern starrte lieber auf seine Handy, als würde es dort irgendwas Interessantes zu lesen geben. Im RFA Chat gab es auf keine Neuigkeiten, obwohl Jumin und Jaehee längst gelandet sein müssten und nun auch auf dem Weg zu ihnen sein sollten.
Yoosung zog einen Schmollmund und verließ seinen Platz an dem Teich um zu den Grauhaarigen zu gelangen. Oder schrieb er mit einer anderen Person? Nachdenklich legte er die Stirn in Falten, als er über eine kleine Brücke ging. Yoosung selber chattete natürlich auch mit Anderen, wie zum Beispiel Leuten aus seiner Gilde bei LOLOL, aber er hatte sich für den Urlaub entschuldigt und bis jetzt hielt er sich auch daran und war nicht online gegangen – in seinem Fall hieß das, dass er ganze vier Stunden und er war mächtig stolz auf sich. Aber mit wem sollte Zen schreiben? Seine Agentur wusste, dass er im Urlaub war. Es war eine Vereinbarung unter den Mitgliedern, dass sie wirklich abschalten wollten und daher die Arbeit sein ließen. Yoosung war sich sicher, dass sie alle daran halten würden bis auf Jumin. Er konnte sicherlich nicht ohne Arbeit, aber auch dafür hatten sie sich schon einen Plan überlegt. Jaehee brauchte nämlich eine Pause, vor allem vor irgendwelchen abstrusen Katzenprojekten.
Er verließ die Brücke und ging über den Kiesweg auf Zen zu. Bei jedem Schritt, den er machte, klickerten die Steinchen unter seinen Füßen, wodurch der Ältere eigentlich bemerken müsste, dass sich ihm jemand näherte, aber der Ältere rührte sich immer noch nicht, daher stellte er sich neben ihn und schielte auf das Handydisplay.
„Eh?!“ Ein überraschter Ausruf verließ Yoosungs Lippen, als er die Person auf dem Display erkannte. Es handelte sich um einen schlafenden jungen Mann mit schwarzen Haaren, der Jumin hat viel zu ähnlich sah. Wenn man es genau nahm, sah er genau so aus, wie er. Aber warum starrte er das Bild so intensiv an? Eigentlich konnten sich die beiden RFA Mitglieder nicht riechen und verhielten sich wie Katz und Maus. Es musste sich also um jemand Anderen handeln. Zen war eigentlich auch vollkommen begeistert vom weiblichen Geschlecht, während es immer wieder Gerüchte um Jumin Han gab, dass er schwul sein könnte. Sie hielten zumindest an, dank Seven oder Luciel oder Saeyoung. Yoosung war sich immer noch nicht sicher, wie den Hacker nun eigentlich nennen sollte. Aber das war auch gerade nicht so wichtig. „War... war das gerade Jumin, den du angestarrt hast?“
Zen hatte mittlerweile einen Satz zur Seite gemacht und starrte ihn ertappt und mit hochroten Kopf an. Gab es da etwa ein Geheimnis, welches man lüften konnte?
„Eh... WAS?“, kam es von dem Grauhaarigen, während er seine roten Augen noch etwas weiter aufriss. Yoosung war nicht bewusst, dass dies überhaupt noch möglich war, aber es sah äußerst amüsant aus und daher holte er nun sein Handy heraus um ein Foto zu machen. „Hey! Was tust du da?“
„Ein Foto“, kam die knappe Antwort des Blonden, der schnell das Foto in den RFA Chat schob mit dem Titel: So sieht Zen auf frischer Tat ertappt aus.
Keine zwei Sekunden später, war da auch schon ein Schatten über ihm. Ob es Sinn machte, wenn er einfach weg lief? Wahrscheinlich nicht. Zen war im Gegensatz zu ihm fit und um einiges sportlicher.
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„Hey V! Hast du das Bild gesehen, was Yoosung in den Chat geschickt hat?“, wollte Saeyoung von sein seinem Platz am Laptop wissen. Der Rotschopf hatte seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen. „Ich frage mich, was Zen so aus dem Konzept gebracht hat.“
„Hm? Was ist mit Zen?“, kam es aus einem anderen Zimmer. Saeyoung wusste gerade nicht, in welchem Zimmer sich V herumtrieb, aber immerhin hatte er seine Aufmerksamkeit bekommen.
Er hörte langsame Schritte, ehe er sich mit seinem Drehstuhl umdrehte, V hinter ihm stand und dabei war seine Haare zu trocknen.
„Yoosung hat ein Foto geschickt, auf dem Zen nicht gerade vorteilhaft aussieht“, erklärte er dem Anderen und öffnete den Chat auf seinem Bildschirm, damit das Bild größer zu sehen war. „Kannst du es erkennen?“
V kam mit langsamen und bedächtigen Schritten näher, während er keine Miene verzog, Saeyoung aber genau wusste, dass er sich anstrengte, um etwas zu sehen. „Unscharf. Seine Mimik kann ich mehr erahnen, als das ich sie sehe.“
Saeyoung seufzte schwer. „Wie lange noch bis du nichts mehr siehst?“
V schwieg, wie so oft, wenn das Thema mit seinen Augen auf den Tisch kam. „Weißt du, wie das Foto entstanden ist?“
„Der Themenwechsel ist etwas offensichtlich, findest du nicht auch?“ Dieses Mal war es V, der seufzte. Immer noch weigerte er sich über die Problematik mit seinen Augen zu sprechen. Jedem war mittlerweile klar, dass er erblinden würden über kurz oder lang, aber niemand wusste genau, wie es um die Augen von V aussah. Da Saeyoung wusste, dass es keinen Sinn machte jetzt weiter zu bohren, ließ er das Thema fallen und beantwortete lieber die vorige Frage. „Nein, leider nicht. Yoosung ist danach äußerst schweigsam, aber auch von Zen kam bis jetzt nichts“
„Ich bin mir nicht sicher, ob das etwas Gutes bedeutet. Weißt du, wo sie hin wollten?“
„Ja, klar. Sie waren neben an bei den Aalteichen. Gu...“ Saeyoung schaute auf den Bildschirm, auf dem zwar eben noch die beiden RAF Mitglieder zu sehen waren, aber im Moment niemand mehr zu sehen war. „Ähm, sie waren eben noch da, aber weit können sie nicht gekommen sein.“
Sie waren auch nicht weit gekommen, sondern mit einem lauten Platscher im nahegelegenen Teich gelandet und hatte damit sofort die volle Aufmerksamkeit der zutraulichen und reichlich verfressenen Aale auf sich gezogen. So schnell sie im kühlen Nass gelandet waren, so schnell flüchteten sie auch wieder aus jenem heraus. Die schlängelnden Körper der Fischer folgten ihnen noch ein Stück aus dem Wasser heraus und die unmännlichen Ausrufe der beiden RFA Mitglieder zogen eine ganze Menge an Aufmerksamkeit sich. Auch die des Personal vom dem Naturresort, welches sich nun beeilte zum Schauplatz zu gelangen. Es war auf der Kamera nicht zu erkennen, aber Saeyoung bezweifelte, dass dort große Begeisterung für die beiden Koreaner zu sehen war.
„Hast du sie wiedergefunden?“, hörte er V hinter sich, während er in seine Hand prustete. „Was ist so lustig, Saeyoung?“
„Earth Defender 707 hat sie natürlich wiedergefunden.“, spöttelte der Rothaarige, während er sich ein paar Lachtränen aus dem Augenwinkel strich. Eines seiner Synonyme war ganz spontan über seine Lippen gekommen und sorgte dafür, dass V eine Braue skeptisch in die Höhe wandern ließ. Saeyoung ging nicht darauf ein. „Sie werden gerade klitschnass aus dem Naturresort geworfen.“
Der Anführer der RFA seufzte tonlos und überhörte die nächsten Livekommentar dazu einfach. Allzu viel erkennen konnte er eh nicht. Vielleicht sollte er Jumin vorwarnen, dass gleich ein ziemlich miesgelaunter Zen aufschlagen würde. Andererseits musste sein langjähriger Freund auch nicht auf alles vorbereitet sein.
