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Durch Aarsòns Augen

von

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Kapitel 5

 

 

„Du heißt also Laduè?“, meinte Aarsòn im spöttischen Tonfall. Der Nachtwind verfing sich in seinen langen, schwarzen Haaren, wie auch in denen seines Gegenübers.

Die beiden mystischen Wesen standen mitten auf einer Insel auf einem felsigen Vorsprung umgeben vom Ozean. Der Himmel über ihren Köpfen war sternenklar.

In der Dunkelheit sah die Insel noch schöner aus. Der Mond schien auf die beiden Wesen herab, als ob sie alleine auf dieser Welt wären und die Sterne spiegelten sich im Wasser wie Diamanten.

„Ja, so nennt man mich. Gibt es an meinem Namen etwas auszusetzen, Aarsòn, der Gefürchtete, der Böse?“, gab sich Laduè nun ebenfalls spöttisch und verzog dabei säuerlich sein Gesicht, weil ihm nicht gefiel, wie der Andere seinen Namen aussprach.

„Oh, wie zynisch. Nein, eigentlich nicht. Aber können Geschöpfe wie du böse werden? Ich weiß, dass ich erschaffen wurde, so zu sein, aber du? Hat dein Schöpfer an dir etwas falsch gemacht, Laduè?“, zog ihn Aarsòn weiter auf und lächelte dabei. Ihm gefiel die Art, wie dieser Tagler sich aufregte. So im Gesamten gut zu sein schien er ja nicht. Auch wenn er mit seinen langen, weißen Haaren und seinen blauen Augen, die einem tief in die Seele blicken konnten, einen anderen Eindruck vermittelten. Aarsòn war sich ziemlich sicher, Laduè hatte eine dunkle Seite. Sonst würde er sich nicht so zu diesem Wesen hingezogen fühlen. Zudem gefiel es ihm, wie Laduè mit ihm sprach.

„Natürlich, warum nicht? Das hat nichts mit Bösartigkeit zu tun. Und sprich meinen Namen bitte richtig aus.“ Er schien verärgert und das war er auch. Aarsòn machte ihn nervös, sehr sogar. Jetzt wo er ihm so nahe war, verließ ihn beinahe der Mut, sich gegen ihn weiter zu behaupten. Er fühlte sich so schwach und so wehrlos und gleichzeitig auch beschützt.

„Und wie? Etwa Lanüöe?“ Aarsòns Grinsen wurde immer breiter, während sich Laduès Gesicht zunehmend verfinsterte.

Sie taxierten sich mit Blicken.

Was war an diesem Geschöpf nur so reizvoll?, fragte sich Aarsòn, als er seinen Blick abwandte. Es ärgerte ihn, sich nicht unter Kontrolle zu haben und schnaubte, während er seine Krallen kurz zu einer Faust ballte. Dann aber beobachtete er leicht amüsiert darüber, wie der Tagler sich weiter ärgerte, weil er ihn so aufgezogen hatte.

Aarsòn wusste bereits jetzt schon, dass er mehr als nur an Laduè interessiert war, obwohl ihn die guten Geschöpfe nie interessiert hatten, aber der hier? Selbst der Name gefiel ihm, es passte zu ihm. Alles an ihm erregte ihn beinahe, auf eine Art und Weise, die er niemals für möglich gehalten hätte. Auf einmal wollte Aarsòn dieses Wesen besitzen, ihn sein Eigen nennen. Niemand sollte Hand an ihn legen.

Einerseits verwirrte es ihn, so darüber zu denken, andererseits war er fasziniert, was für Gefühle es in ihm wachrüttelte.

Kein Weib seiner Spezies hatte es jemals erreicht, dass er sich so für jemanden interessierte. Alles an dem Lichtwesen fand er interessant und er konnte sich ihn gut als Weggefährten vorstellen. Mit ihm durch die Lüfte segeln, um mit ihm auf die Jagd zu gehen. Es war eine perfide Vorstellung für ihn, dass Laduè genauso böse werden konnte wie er. 

Eigentlich paarten sich nur weibliche mit männlichen Dämonen, woraus dann ab und an Nachwuchs entstand, wenn der Mann seinen Samen dafür hergeben wollte. Ableger aus purem Übel waren meist genauso böse wie dessen Eltern. Wenn aber Männliche miteinander turtelten, das kam auch vor, wurde es nicht so gerne gesehen - aber man sagte nichts. Solange man es nicht damit übertrieb, wurde es untereinander und vom Schöpfer toleriert.

Verhielt es sich bei den Guten ebenso?, fragte sich Aarsòn und sprach dann seinen Gedanken laut aus.

„Wie vermehrt ihr Euch, wenn nicht gerade der Schöpfer euch macht?“, fragte Aarsòn interessiert.

„Wie ihr, paaren wir uns, damit das Gute stärker wird.“ So wie der Tagler die Worte aussprach, klangen sie weder freudig, noch interessiert, eher verächtlich, wie Aarsòn trocken feststellte.

War er eher dem Männlichen zugetan?

Auf einmal wünschte sich Aarsòn, dass er es wäre, der Laduès Interesse weckte.

„Du bist nicht gerade erpicht darauf dich zu vermehren?“, bohrte er darum in eine offensichtliche Wunde.

Ein Schwarm Nachtflügler schwirrte über ihren Köpfen hinweg und Aarsòns Magen knurrte, als er kurz hochsah.

Er brauchte Nahrung, zwang sich aber es zu verschieben.

Was stellte dieses Wesen nur mit ihm an?

„Nein, nicht wirklich. Dazu liebe ich die Einsamkeit und ich liebe vor allem diese Lebewesen, die vorhin noch friedlich grasten, bevor du kamst und mich wegbrachtest.“ Laduè sah ihn grimmig an. Zumindest versuchte er es.

„Ich muss mich ernähren“, versuchte der sich zu verteidigen. „Wie ernährst du dich? Ach, sag nichts, von Pflanzen und Luft.“

„Genau, nicht wie du von Fleisch und Wollust“. Der Tagler hatte auf einmal seinen Blick etwas weiter runtergesetzt. Warum auch immer zog es ihn magnetisch dorthin.

„Das habe ich nicht gesagt!“ Aarsòn gefiel dieses Wesen immer besser. Ein Kribbeln in seinen Lenden begann und als er an sich hinuntersah, den Blicken von dem Wesen folgte, hatte er bereits einen mächtigen Ständer.

„Ich sagte doch, von Wollust. Das kommt dann bei dir vor der Fleischeslust.“ In Laduès Stimme klang ein kleiner Spott.

„Gefällt er dir?“ Aarsòn ging in die Offensive. Warum groß drumherum reden, er wollte ihn, jetzt auf der Stelle und danach musste er jagen gehen und zwar mit ihm. Er würde ihm schon seinen veganen Speiseplan austreiben. „Ich reagiere nur, wenn mir was gefällt, so wie du!“ Er ging einen Schritt auf den Tagler zu.

Laduè ging keinen Schritt zurück, sondern ging ebenfalls in die Offensive. Wie lange hatte er sich gewünscht, dem Wesen so nahe zu sein. Verdammt sei das Gute. Verdammt sei sein Erschaffer. Er wollte Aarsòn und wie er ihn wollte und nun wusste er, dass der Andere ihn auch wollte. Er würde das Risiko eingehen, vielleicht danach von ihm umgebracht zu werden, denn schließlich war Aarsòn doch böse, oder nicht?

„Dann zeig mir mal, wie böse du wirklich bist, und ich zeige dir meine gute Seite.“ Der Tagler fing zu grinsen, auch wenn sein Herz rasch in seiner Brust schlug, auch, weil er genau fühlte, dass der Andere genauso intensive Gefühle für ihn entwickelt hatte. Woran er es erkennen konnte, er sah es in seinen Augen. Durch Aarsóns Augen eben.

 

 

©Randy D. Avies August 2016

 

Betaleser: peonie



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