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Frosttage

Eine "Mythos Academy"-Fanfic
von

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Frosttage

Ich wusste, dass ihn irgendetwas beschäftigte, aber man musste auch nicht Anton Gorodezki(1) heißen, um auf diese Idee zu kommen. Da war etwas Melancholisches an ihm, das so recht nicht zu dem aschblonden Haar und den neugierigen grünen Augen passen wollte, die mir so gut gefielen.

Ich wusste nur nicht, wie ich meine Bedenken auf den Tisch bringen sollte.

Wir kannten uns seit drei Tagen und Oliver war das offensichtlich noch nicht lange genug um freiwillig mit der Sprache herauszurücken.

Nachdenklich blickte ich auf die Wiese unter uns herab. Ich hatte gehofft Skifahren würde ihn ein wenig ablenken, aber bislang schien diese Idee ein absoluter Schuss in den Ofen gewesen zu sein. Olivers Laune war schlechter denn je und fast hätte ich behauptet, es läge am Schnee.

 

Der Skilift schaukelte ein wenig, während er die letzten Meter bis zum Ziel zurücklegte und insgeheim war ich froh, dass dem so war. Solange der Lift schaukelte, stürzte er wenigstens nicht ab so wie damals in Absakowo(2).

Für einen Moment roch ich Feuer, doch ich wusste das es kein echtes war. Der Geruch hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt und stieg jedes Mal wieder in mir hoch, wenn ich an das Skigebiet zurückdachte.

Neben mir hob Oliver träge den Kopf.

 

„Sind wir schon da?“

 

Ich nickte, erfreut das ich nicht versuchen musste, ihn aus seinem selbstgewählten Schneckenhaus zu locken. Für einen Moment strahlten seine Augen. Ein Ausdruck den ich gerne öfter gesehen hätte, aber ich wusste schon, dass ich davon im Augenblick höchstens träumen konnte.

Was auch immer Oliver bedrückte, es war zu präsent um einfach zu verschwinden.

Ich umklammerte meinen Rucksack, schenkte Oliver ein, wie ich hoffte, aufmunterndes Lächeln, dann sprang ich aus dem Lift und hechtete aus der Bahn. Oliver machte es mir nach.

Er war kein Römer, dessen war ich mir seit dem ersten Abend sicher, als ich ihn beinahe mühelos unter den Tisch gesoffen hatte, trotzdem war er schnell. Zumindest schneller als ich es mit dem Rucksack war.

Die anderen Urlauber dachten vermutlich ich hätte darin Essen verstaut oder Alkohol. Vermutlich glaubten sie an Alkohol, aber die Wahrheit war, hinter dem gepolsterten Rückenstück transportierte ich meine Schwerter.

Ich hatte Oliver gefragt, ob ich seine Waffen auch verstauen sollte, aber er hatte nur den Kopf geschüttelt und war unbewaffnet aus der Berghütte marschiert, in der er zur Zeit mit seinen Eltern wohnte.

Ich mochte das nicht.

Wir waren zwar in den Ferien, trotzdem wusste ich, dass die Reaper keinen Urlaub machten. Sie waren hier, genauso wie sie sonst in den Schulen waren und sie warteten nur darauf, dass ein netter, unbewaffneter Junge wie Oliver ihnen über den Weg lief.

Unwillkürlich erwischte ich mich dabei, wie ich den Blick über die anderen Skifahrer gleiten ließ. Welcher von ihnen war wohl ein potentieller Feind? Das Mädchen in dem pinken Anzug, das aussah, als hätte es seine erste Skistunde erfolgreich geschwänzt? Der Mann mit dem dicken Bart, der eigentlich fast schon ein bisschen zu alt für einen der unseren zu sein schien? Oder war es doch der Kerl, der gerade hinter der Tür mit dem gelben „Nur für autorisiertes Personal“-Schild verschwunden war?

 

Halt! Was?

 

Plötzlich war ich wieder in Absakowo, hörte die Schreie, hörte Dads Stimme seltsam verzerrt wie durch Watte... Ich schüttelte den Kopf um die Erinnerungen zu vertreiben und merkte erst dann, dass ich bereits auf die verdächtige Tür zulief.

 

„Alexei?“

 

Ich spürte Olivers Hand an meinem Arm, spürte seine Verwirrung, weil ich ihn und die Ausrüstung zurück ließ, doch ich fühlte mich nicht in der Lage es ihm zu erklären. Wenn ich mich irrte, würde er mich für einen paranoiden Idioten halten, das wusste ich. Also zog ich stumm die verbotene Tür auf und stapfte in einen engen Gang, bestehend aus Beton, Seilen und Rohren.

 

Vielleicht machte ich mich damit zum Affen, vielleicht würde Oliver nie wieder mit mir reden, aber ich wusste, würde ich jetzt gehen und recht behalten, ich würde mir nicht mehr in die Augen schauen können.

Neben mir war Oliver schlagartig verstummt. Auch wenn er nicht wusste wieso, er schien instinktiv zu spüren, dass jetzt nicht die Zeit für Fragen war. Kurz überlegte ich, ihn zurück zu schicken, zu hoffen, dass er ohne Waffen draußen besser aufgehoben war, doch ich traute mich nicht. Wenn es wie in Absakowo war, würde ihn das nicht retten. Dann war er sicherer hier drinnen, bei mir.

Vorsichtig schlich ich auf eine Ecke zu und spähte herum.

 

Da war er, der Junge, den ich durch die Tür hatte gehen sehen. Er und ein Meer aus verschiedensten Seilen. Lautlos ließ ich den Rucksack von meiner Schulter gleiten, öffnete den Verschluss und zog zwei Schwerter hervor. Ob das klug war? Ich wusste es nicht. Ich ahnte nur, was ich anrichten würde, würde mein Schwert anstelle des Reapers die Seile durchtrennen.

Neben mir ließ Oliver tonlos die Luft entweichen.

Ich musste ihn nicht ansehen um zu wissen, dass er es verstanden hatte. Er wusste, was ich draußen geahnt hatte und er ahnte was ich inzwischen wusste und vermutlich verfluchte er gerade, dass er keine Waffe mitgenommen hatte.

 

Stumm griff er nach dem leeren Rucksack. Dann war er um die Ecke und ich konnte nur noch hinterher stürzen und beten.

 

Platz hatten wir keinen.

Da war die Seilwinde, die laut und unnachgiebig ihrer Arbeit nachkam, das feindliche Schwert und mein Rucksack, der den Reaper ziemlich zielsicher im Gesicht traf.

Ich stürzte mich auf die Klinge, versuchte zwischen sie und die Seile zu kommen, doch durch den Platzmangel war das nicht leicht.

Der Feind würgte.

Irgendwie hatte er einen den Träger um den Hals bekommen und Oliver hielt es wohl für klug daran zu zerren. War es auch. Die feindliche Klinge verlor merklich an Präzision, hackte nur noch planlos um sich und wurde einfacher zu blocken, weil auch der Reaper nicht den Platz hatte, um groß auszuholen.

Die Seilwinde quietschte unzufrieden und bei dem Gedanken daran, dass eben noch mein Leben in ihren Händen gelegen hatte, wurde mir schlecht. Nicht das ich Zeit dafür gehabt hätte.

Die Klinge mochte nicht präzise geschwungen werden, aber sie wurde geschwungen und hätte auf dem engen Raum viel Schaden anrichten können, hätte ich nicht versucht, sie irgendwie in Zaum zu halten.

 

Die Bewegungen des Reapers wurden langsamer, unkontrollierter. Der Luftmangel verlangte seinen Tribut.

Es röchelte noch einmal. Das Geräusch ging mir durch Mark und Bein. Ich hasste den Moment wenn sie vor mir zusammenbrachen, aber ich wusste, ich würde es noch mehr hassen, wäre ich es, der letztlich geschlagen auf den Boden fiel.

 

Neben mir ließ Oliver endlich den Träger los und erlaubte dem Reaper damit endgültig in sich zusammenzusinken. Wir hatten ihn erledigt, oder eher Oliver hatte.

 

Mein ruhiger, nachdenklicher, unbewaffneter neuer Freund.

 

Ich musste ihn eine Spur zu lange gemustert haben, denn plötzlich zuckte er mit den Schultern und schenkte mir ein seltenes Lächeln.

„Guck nicht so, ich hab halt Erfahrung mit denen“, erklärte er und dann begann er zu erzählen. Von Gwen, dem Mädchen das sich immer in Schwierigkeiten brachte, von Logan, seinem Spartanerfreund und von Kenzie, dem Jungen, in den er verliebt gewesen war, obwohl er nie eine echte Chance bei ihm gehabt hatte. 



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