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It´s a wonderful life

von

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Strike One

Gute Frage!

Was war das gerade für ein Kuss gewesen?

Stiles blickte Derek erschrocken an und zuckte mit den Schultern.

Sie saßen eine Weile ratlos voreinander und schließlich sagte Derek:

„Komm´ ins Bett!“ Dann wurde er blass und rief aus: „SCHLAFEN! Ich spreche bloß vom schlafen! Is´ klar oder?“

„Is´ klar!“ Murmelte Stiles und folgte dem Werwolf zu seiner Bettstatt.

Sie ließen sich steif und unbehaglich nebeneinander nieder und Stiles erkundigte sich:

„Willst du darüber reden?“

„Nein!“ erwiderte Derek von der anderen Bettseite her grollend:

„Und wenn ich darüber sprechen will?“ Wollte Stiles wissen:

„Dann wird das ein Selbstgespräch!“ lautete die deutliche Antwort.

Stiles seufzte und drehte sich zum Schlafen auf die andere Seite.
 

Derek leckte sich über die Lippen und wurde sich erst da bewusst, dass es ein Versuch war, den Kuss noch einmal zu schmecken.

Verdammt!

Stiles lag wach und lauschte auf Dereks Atemgeräusche. Der Andere war mittlerweile offenbar in einen leichten Schlaf gefallen, doch er war wahnsinnig unruhig. Er wälzte sich hin und her, seufzte und knurrte. Das ging so über Stunden und Stiles warf einen Blick aus dem großen Fenster über dem Bett. Der riesige, silbrige Vollmond schien ihm ins Gesicht.

Und plötzlich wurde das Knurren an Stiles Seite lauter und die Bewegungen lebhafter. Stiles drehte sich um und erschrak beinahe zu Tode: Im Schlaf hatte Derek sich vollständig verwandelt und nun stand ein riesiger Wolf über ihm, knurrte und bleckte die Zähne. Stiles Augen waren ängstlich aufgerissen und er bot seine Kehle als Zeichen der Unterwerfung dar, weil er hoffte, damit die Beißhemmung in dem Wolf auszulösen:

„Bitte Derek!“ flüsterte er: „Du willst mir nichts tun. Ich bin es, Stiles!“

Sehr, sehr vorsichtig streckte Stiles sein Hand nach dem Wolfskopf aus und murmelte:

„Bitte tu mir nicht weh, mein Großer, ja? Komm zurück zu mir Derek, bitte!“

Er streichelte sanft die Stirn und die Ohren des Wolfes und dieser beruhigte sich ein wenig:

„Verwandle dich! Bitte! Verwandle dich für mich!“ flehte Stiles furchtsam.

Und das tat Derek dann auch. Plötzlich war es wieder der Mann, der in seinem zerrissenen Pyjama über Stiles kauerte und entsetzt auf ihn hinabblickte. Und mit einem Satz war Derek in der Dunkelheit des Lofts verschwunden. Stiles knipste eine kleine Lampe an und machte sich auf die Suche nach ihm.
 

Er fand Derek zitternd und klatschnass geschwitzt neben der Tür des Lofts in einer Ecke zusammengekauert.

Stiles ging vor ihm in die Hocke und streckte eine Hand nach ihm aus:

„Verschwinde Stiles.“ knurrte Derek: „Es ist nicht sicher!“

„Unsinn, Kumpel!“ flüsterte Stiles: „Es ist wieder gut! Du hast dich zurückverwandelt. Du hast mir nicht wehgetan. Und jetzt komm wieder ins Bett, ja?“

Immer noch bebend schüttelte Derek heftig mit dem Kopf.

Stiles hockte sich dicht neben ihn und schmiegte sich an ihn:

„Geh´ weg!“ forderte der Werwolf gequält:

„Das glaubst du doch selbst nicht, dass ich dich in diesem Zustand allein lasse, mein Herz!“ entgegnete Stiles, der damit begonnen hatte, Derek über das Haar und die Schultern zu streicheln.

Sie hockten eine ganze Weile so da, ehe Stiles fragte:

„Sag´mal, können wir jetzt vielleicht ENDLICH wieder ins Bett gehen? Mir wird langsam wirklich kalt!“
 

Er erhob sich, ergriff Dereks Hand und zog in hinter sich her, zu dessen Schlafstätte. Er nahm einen neuen Pyjama aus dem Kleiderschrank, half Derek aus den Fetzen und zog ihm behutsam die frischen Sachen über. Dann kroch er ins Bett, zog Derek zu sich heran und bettete dessen Kopf auf seiner Brust. Der Werwolf ließ all´ das passiv über sich ergehen:

„Ich wollte das nicht!“ murmelte Derek kleinlaut:

„Weiß ich doch, mein Großer!“ gab Stiles beruhigend zurück:

„Ich habe Angst, dass es wieder geschieht!“ fügte der Werwolf leise hinzu:

„Das wird es nicht!“ versprach Stiles: „Hör einfach auf meinen Herzschlag. Der andere Derek sagt, das würde ihn beruhigen. Und nun versuch, noch ein bisschen zu schlafen, tust du das für mich?“ Stiles ging sanft und gleichmäßig mit den Fingern durch Dereks Haar: „Es ist alles gut!“ versicherte er: „Es waren nur der Mond und der Kuss. Das hat dich verwirrt. Jetzt ist wieder alles in Ordnung! Ich passe auf dich auf; versprochen!“

Derek antwortete nicht. Er versuchte aber auch nicht von Stiles abzurücken, oder sich aus dessen Umarmung zu befreien. Er zitterte immer noch ein wenig und so fuhr Stiles damit fort, ihm das Haar zu streicheln, bis Derek wieder eingeschlafen war und endlich auch Stiles sich traute, sich in Morpheus Hände zu begeben.
 

Als er die Augen wieder öffnete, war bereits helllichter Tag. Sein erster Blick fiel auf die Uhr auf dem Nachttisch: zwanzig nach acht.

Er drehte sich um und da war Derek und hatte zwei Becher in der Hand, von denen er ihm einen am lang ausgestreckten Arm herüberreichte:

„Ich wusste nicht, wie du ihn trinkst.“ murmelte der Werwolf kleinlaut:

„Schwarz ist super!“ gab Stiles strahlend zurück: „Aber ich dachte, ICH hätte versprochen DEIN kleiner Kaffeesklave zu sein.“

Derek verzog keine Miene und erwiderte finster:

„Wie kannst du so munter sein und Scherze machen? Ich hätte dich letzte Nacht beinahe gefressen!“

„Also bitte Derek! Du übertreibst doch total! Du hast mir einen kleinen Schrecken eingejagt, aber mir abgesehen davon kein Haar gekrümmt!“ gab Stiles bestimmt zurück:

„Ich hatte mich überhaupt nicht unter Kontrolle! Es hätte sonst was passieren können! Wenn du nicht so gut reagiert hättest, wäre die ganze Sache sicher anders ausgegangen.“ erklärte Derek bedrückt:

Stiles schüttelte mit dem Kopf:

„Ich weiß, für dich ist er neu, Derek, aber ich kenne deinen Wolf. Er ist ein großartiger Bursche und wir zwei vertragen uns gut. Du musst ihn wirklich nicht fürchten. Du musst bloß lernen, ihn zu lenken, O.K.? Und außerdem: Gratuliere zur gelungenen Verwandlung!“

Derek zuckte mit den Schultern.

Stiles wollte ihn umarmen, doch dann hielt er sich selbst zurück und bat zunächst um Erlaubnis:

„Darf ich?“

Derek nickte und Stiles umfasste den Anderen sehr sanft; legte eine Hand auf dessen Rücken und die andere platzierte er Schutz spendend in dessen Nacken.
 

„Gestern haben sie sich noch gehasst und jetzt überraschen wir sie beim Vorspiel!“ spottete eine böse Stimme im Hintergrund und Derek riss sich ruckartig von Stiles los:

„Kannst du nicht einmal dein blödes, vorlautes Maul halten, Peter?“ keifte Stiles böse: „Warum verpisst du dich nicht einfach?“

Scott an Peters Seite zuckte bei den Worten zusammen, Peter hingegen zuckte lediglich gleichgültig mit der Schulter:

„Was ist denn mit meinem Neffen? Probleme beim Vollzug? Hast du ihm verständnisvoll versichert, dass es halb so wild ist und ihr es später noch einmal probieren könnt?“

Scott stieß seinem Freund den Ellenbogen in die Rippen, Derek knurrte und Stiles, der sich mittlerweile erhoben hatte, rempelte Peter auf dem Weg in die Küche mit einem bösen Seitenblick an, ohne sich zu einem weiteren Kommentar hinreißen zu lassen.
 

Nach und nach folgten ihm die Werwölfe und man schwieg sich über die Cornflakes hinweg an. Stiles war nicht entgangen, dass sich Derek so weit entfernt wie möglich von ihm platziert hatte.

Schließlich brach Stiles das Schweigen und erklärte, was er für heute geplant hatte:

„Ich werde zu Deaton hineingehen und checken wie es ihm geht. Es ist nur ein bisschen heikel, denn das was ich vorhabe, habe ich erst ein einziges Mal gemacht und dann...na ja, dann war ich hier bei euch!“

Scott runzelte die Stirn:

„Dann solltest du es nicht versuchen; was auch immer du vorhast. Wer weiß, wohin es dich dann wieder verschlägt!“ meinte er besorgt:

„Schlimmer kann´s doch nicht werden. Ich bin doch schon in meinem persönlichen Alptraum gelandet!“ Erwiderte Stiles mit dem Versuch eines Lächelns und fügte dann hinzu: „Nein, im Ernst: Ich glaube mittlerweile immer weniger, dass es nur ein Unfall war, dass ich nun hier bei euch bin. Ich glaube...ich weiß nicht...ihr habt mich irgendwie hier herbestellt, oder so?“ Stiles blickte in zweifelnde Gesichter, also fuhr er fort: „Wie dem auch sei: Wer möchte heute mein `Back up´ sein?“

„Ich kann nicht.“ verkündete Peter: „Ich habe heute Vormittag eigene Pläne.“ Stiles blickte ihn gespannt an und so ließ der Alpha sich nicht lange bitten: „Ich werde Vorstellungsgespräche mit ein paar Losern führen.“

Stiles grinste und küsste ihn sogar auf die Wange:

„Danke! Dafür verzeihe ich dir sogar, dass du so ein blöder Penner bist!“ an Scott gerichtet bat er: „Gehst du mit ihm, damit der Typ es nicht vergeigt?“ Scott nickte grinsend und Peter klagte beleidigt: „Besten Dank für dein Vertrauen, Merlin!“

Stiles zuckte mit den Schultern und fragte Derek:

„Willst du dann mein Wachhund sein?“

„Wenn du es anders formulierst, dann vielleicht!“ erwiderte der Angesprochene grollend:

„Also abgemacht!“ sagte Stiles und versprach noch: „Und mittags treffen wir uns wieder hier und es gibt Lasagne!“
 

Im Wagen sagte Derek kein Wort und heftete seinen Blick stur auf die Straße. Irgendwann wurde es Stiles zu blöd und er fragte:

„Sprichst du nicht mehr mit mir?“

„Worüber willst du reden?“ bellte Derek: „Politik, Sport, Kultur, das Wetter?“

„Oder vielleicht etwas Naheliegenderes, wie die Ereignisse der letzten Nacht?“ schnappte Stiles.

Derek schüttelte den Kopf, doch Stiles ignorierte es und fuhr fort:

„Immerhin warst DU derjenige der MICH geküsst hat! Was war das Derek?“

„Ich erkläre es mir so, dass du irgendeinen Zauber über mich ausgesprochen hast.“ erwiderte Derek kühl:

„Du Arsch! Halt sofort den Wagen an und lass´ mich aussteigen!“

Wiederum ein Kopfschütteln von Derek:

„Deine Borderline-Soziopathischen Allüren sind nicht so attraktiv, wie du vielleicht denkst, Kumpel!“ pöbelte Stiles, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen: „Wieso bist du so zu mir? Ich hab´ dir doch nichts getan, oder? Ich weiß einfach nicht, woran ich mit dir bin: in einem Moment bist du lieb, sorgst dich um mich und dann wieder tust du so, als würdest du mich hassen! Was soll das, Mann?“

Und jetzt war es soweit und Stiles wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.

Nun brachte Derek den Wagen wirklich zum Stehen:

„Sorry!“ murmelte er und streckte die Hand nach Stiles Arm aus, den dieser ihm jedoch sofort entzog:

„Ich bin einfach durcheinander!“ fügte Derek kleinlaut hinzu.

Stiles warf einen skeptischen Seitenblick auf den Fahrersitz. Dann nickte er und straffte seine Schultern:

„O.K., vergessen wir es einfach! Lass uns tun, wofür wir hergekommen sind!“
 

Sie fuhren das letzte Stück bis kurz vor das Gebäude, in welchem die Alphas ihr Domizil hatten und parkten ein wenig verborgen. Stiles brauchte noch einen Moment, um die emotionale Kontrolle wiederzuerlangen und dann stiegen sie aus:

Sie versteckten sich hinter einem Müllcontainer vor dem Haus:

„Und wozu brauchst du mich nun?“ Wollte Derek wissen.

Stiles zeigte auf das Gebäude:

„Diese Fensterfront gehört zum Apartment der Alphas. Das Fenster mit den vorgezogenen Vorhängen ist Deatons Gefängnis. Könntest du deine Spinnensinne aktivieren und schauen, wer zuhause ist.“

Derek blickte ihn verständnislos an:

„Ach richtig: Popkulturreferenzen verstehst du ja nie! Also mit anderen Worten: Sperr´ deine Lauscher auf!“

Derek nickte und konzentrierte sich:

„Deaton ist immer noch da. Er ist allein Zimmer. Die Zwillinge sind in einem großen Raum nebenan, gemeinsam mit Danny und Lydia. Alle anderen Vögel sind ausgeflogen.“ verkündete er.

„Das ist gut. Wartest du hier auf mich? Aber lass´ dich bloß nicht erwischen!“

„Werd´ ich nicht!“ erwiderte Derek: „Aber erklärst du mir jetzt vielleicht mal, was du vorhast?“

„Teleportation!“ erklärte Stiles knapp und schloss die Augen.

Er machte einige tiefe Atemzüge, dann visualisierte er die Tür, vor der er gestern gestanden hatte und stellte sich vor, wie er hindurch schritt. Der Boden unter ihm schien sich zu bewegen und einen Moment lang wurde ihm kotzübel, doch als er dir Augen wieder öffnete, stellte er zufrieden fest, dass er sein Ziel erreicht hatte: Deaton, gefesselt an einen Stuhl, blickte ihn mit großen Augen an und Stiles hielt sich den Zeigefinger an die Lippen. Er hatte sich etwas überlegt, damit die feinen Ohren nebenan sie nicht hören könnten, doch es war etwas Neues; nichts, was er von seinem Deaton gelernt hätte und er hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde. Es war eine Art Weiterentwicklung des Tarnkappenzaubers, wobei es hier darum ging, lediglich Gerüche und Geräusche zu verbergen. Und gerade fragte er sich ärgerlich, warum er das nicht vorher einmal ausprobiert hatte.

Er wurde wohl langsam ein wenig übermütig!

Nein eigentlich wusste er, was los war: Die Sache mit Derek hatte ihn verwirrt und das machte ihn unvorsichtig.

Verdammt!

Stiles legte das Dämpfungsfeld über sich und Deaton und hoffte das Beste:

„Hey Doc! Wie geht` s?“ fragte er, mit ängstlichem Blick auf die Tür. Nichts geschah, also hatte es scheinbar funktioniert:

„Du bist tot!“ sagte der Tierarzt mit kratziger Stimme. Dann schüttelte er den Kopf: „Nein falsch, das ist es nicht!“sinnierte er: „Du gehörst gar nicht hier her.“ Er grinste: „Du bist es und du bist endlich da! Du bist der, der Deucalion solch eine Angst einjagt.“

„Er weiß, dass ich hier bin?“ fragte Stiles unsicher.

Deaton schüttelte den Kopf:

„Er weiß nicht, dass du es bist. Er weiß lediglich, dass jemand kommen wird, der die Spielregeln verändert und das passt ihm ganz und gar nicht. Darum hat er mich gefangen genommen. Er erwartet, dass ich ihm helfe, dich zu besiegen!“ Stiles betrachtete den Druiden misstrauisch, doch der beeilte sich zu versichern: „Keine Sorge! Wenn ich das vorhätte, dann wäre ich nicht so lädiert.“

Stiles betrachtete das Gesicht des Doppelgängers seines Lehrers. Überall wies die braune Haut dunkle Verfärbungen auf, wo Deucalion ihn geschlagen hatte:

„Tut mir leid, dass sie wegen mir leiden müssen Doc. Was kann ich tun? Ich könnte jetzt versuchen, sie hier rauszuholen, wenn sie wollen?“

Deaton schüttelte den Kopf:

„Wenn ich verschwinden würde, dann hätten deine Wölfe und du keine ruhige Minute mehr und du hast noch einen Haufen Arbeit vor dir, nehme ich an, Stiles. Ich halte noch eine Weile durch, aber selbst wenn nicht: Es gibt Wichtigeres, als meine Sicherheit. Diese Alphas müssen aufgehalten werden, ehe sie die ganze Stadt übernehmen.“

„Können sie mir vielleicht irgendetwas sagen, was mir hilft?“ Wollte Stiles wissen: „Wie stehen die Alphas zueinander?Gibt es irgendwelche Unstimmigkeiten, die wir ausnutzen können?“

Deaton nickte:

„Kali ist schwanger und vielleicht sind Ennis und sie da ja weniger geneigt, ihr Leben für Deucalions Machtspielchen zu riskieren. Und dann ist da noch Ethan. Er hat mehr Angst vor seinem Bruder als vor seinem Über-Alpha und ich glaube manchmal, er würde sich am liebsten seinen Gefährten nehmen und verschwinden, aber er traut sich nicht!“

Stiles nickte:

„Gut zu wissen, Doc!“ erwiderte Stiles. Dann wollte er wissen: „Gibt es denn gar nichts, was ich für sie tun kann?“

„Tritt Deucalion kräftig für mich in den Arsch!“ gab der Tierarzt scharf zurück.

Es war sehr ungewohnt, ihn solche Worte benutzen zu hören. Daran konnte Stiles sehen, dass der Mann unter seiner gewohnt ruhigen Fassade eine verdammte Wut auf das hatte, was ihm zugestoßen war: „Und tu´ mir einen Gefallen und unterschätze die Alphas nicht!“ warnte Deaton und fügte mit einem kleinen Schmunzeln hinzu: „Ein paar nette Tricks hast du auf Lager, Junge! Und dass mit der Ebereschenasche hat Deucalion gestern für Stunden festgesetzt. Erst als Lydia nachhause kam, konnte er wieder befreit werden. Die Wölfe waren stinksauer!“

„Ich hatte einen guten Lehrer!“ erklärte Stiles und gab das Lächeln zurück: „Ich komme wieder, wenn ich kann. Können sie mich rufen, wenn sie mich brauchen? Wissen sie, wie das geht?“

Deaton nickte und Stiles verabschiedete sich schweren Herzens.
 

Derek zuckte zusammen, als Stiles unerwartet wieder an seiner Seite auftauchte.

Wieder war dem Magier schwindelig und es drehte sich ihm der Magen um, doch diesmal konnte er nicht an sich halten und er erbrach sich auf den Asphalt:

„Alles in Ordnung bei dir?“ Wollte Derek wissen.

Stiles holte einige Male tief Luft, ehe er erwiderte:

„Ja, geht schon. Es war ein unruhiger Flug. Lass´ uns verschwinden, ehe Daddy heimkommt!“

Als sie wieder im Wagen auf dem Heimweg waren, fragte Stiles, einem Impuls folgend:

„Können wir kurz am Friedhof Halt machen?“

Derek schenkte Stiles einen zweifelnden Blick, doch er kam seiner Bitte nach.

Wie Stiles erwartet hatte, war sein Grab direkt neben dem seiner Mutter. Beide Grabstellen waren ungepflegt und weil ihm das aus irgendeinem Grund etwas ausmachte, begann er als erstes, das Unkraut auszureißen. Als er einigermaßen zufrieden mit seinem Werk war, betrachtete Stiles den Grabstein mit seinem Namen darauf und die kurze Spanne von Jahren, die da in den Granit gemeißelt war, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wahrscheinlich führte einem nichts die eigene Sterblichkeit so deutlich vor Augen, wie ein Besuch am eigenen Grab, dachte Stiles bei sich. Aber es gab wohl auch nicht allzu viele Leute, die diese Erfahrung schon einmal gemacht hatten:

„Warst du eigentlich auf meiner Beerdigung?“ wollte Stiles unvermittelt von Derek wissen:

„Nein!“ die einsilbige Antwort in Stiles Rücken war wie ein Messer, doch dann fügte Derek sehr leise hinzu: „Ich konnte es nicht! Ich habe schon zu viele Personen begraben. Es wäre dadurch so...real geworden!“

Die Erkenntnis traf Stiles wie ein Schlag: Er wusste plötzlich, warum sich Derek ihm gegenüber so merkwürdig und abweisend verhielt:

„Lass´ uns von hier verschwinden!“ sagte er und nahm Derek bei der Hand.
 

Als die dampfende Lasagne auf dem Tisch stand, wollte Stiles wissen:

„Wie geht es Isaak?“

„Ich habe einen Deal mit ihm!“ Erwiderte Peter: „Wir werden morgen seinem Vater einen Besuch abstatten und ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten. Beinahe hoffe ich, dass der Dreckskerl sich weigert. Ich habe große Lust, ein paar Knochen zu brechen und ihm wehzutun! Ich weiß tausend Wege, wie man das Macht, ohne dass es auf den ersten Blick zu sehen ist!“

Stiles grinste. Scheinbar hatte der Anblick des verzweifelten Isaak Peters Schneeköniginnenherz zum Schmelzen gebracht.

So gefiel ihm das!

„Und was ist mit Boyd und Erica?“

„Sie leben jetzt in einem Motel.“ erklärte Scott: „Als wir ihnen gesagt haben, was wir anzubieten haben, wollte Boyd uns erst rausschmeißen. Dann hat Peter sich verwandelt und ich dachte, Boyds Herz würde vor Schreck stehenbleiben. Wir werden ihnen in ein paar Tagen wieder einen Besuch abstatten. Ich denke, Erica will es auf jeden Fall. Boyd ist misstrauisch und fragt sich, wo der Haken bei der Sache ist.“

„Der Haken ist die Lebensgefahr, in die sie sich begeben würden!“ erwiderte Stiles, dem der Tod der beiden noch allzu lebhaft vor Augen stand: „Das müssen sie wissen, ehe sie sich darauf einlassen. Versprecht mit, dass ihr ihnen das nicht vorenthaltet, ja?“
 

Nach dem Essen machte sich Stiles wieder einmal auf den Weg zu seinem Besuch bei Malia und er wurde dabei erneut von Derek begleitet. Er hatte heute für sie die Reste der Lasagne eingepackt und war gespannt, wie ihr diese schmecken würden. Wie auch gestern schon, wartete die Koyotin bereits auf sie und als sie sie kommen sah, lief sie ihnen sogar in ausgelassenen Sprüngen entgegen. Da ahnte Stiles, wie einsam das Leben für Malia in den letzten Jahren gewesen sein musste und wie groß ihre Sehnsucht war, endlich zu einem Rudel zu gehören. Als sie ihn erreicht hatte, sprang die Koyotin an Stiles hoch und schleckte ihm über das Gesicht:

„Uagh! Ich freue mich ja auch, dich zu sehen!“ verkündete er: „Aber das muss doch jetzt nun wirklich nicht sein.“

Er ging vor ihr in die Knie, holte das Nudelgericht aus dem Rucksack, stellte es vor sie hin und schaute ihr zufrieden dabei zu, wie sie es verspeiste:

„Sie hat Pasta immer schon geliebt!“ verkündete Stiles über seine Schulter hinweg an Derek gerichtet und stellte dann verwundert fest, dass dieser mittlerweile nackt war:

„Upps...“ murmelte er verlegen und erkundigte sich dann: „Was wird DAS denn jetzt?“

„Na das, was du dir gewünscht hast!“ gab Derek zurück und verwandelte sich.
 

Malia zog sich unsicher ein wenig zurück, als sie den riesigen schwarzen Wolf erblickte. Derek trat zunächst auf Stiles zu und schleckte ihm ein paar Mal über das Gesicht:

„Sehr Witzig Hale!“ schimpfte Stiles mit einem kleinen Grinsen und bildete sich ein, der Wolf würde ihn ebenfalls anlächeln: „Was habe ich denn gerade gesagt? Ich hasse das, wenn ihr Vierbeiner das tut!“ Er schob die ungezogene Schnauze beiseite und fügte hinzu: „Geh´ und spiel´ mit deiner Cousine!“

Der Wolfs-Derek war viel gehorsamer, als die Standardausführung und tat wie ihm geheißen. Vorsichtig machte er ein paar Schritte auf Malia zu. Die Koyotin klemmte den Schwanz zwischen die Beine und senkte den Kopf:

„Es ist O.K.!“ versicherte Stiles und kraulte Dereks Kopf: „Er tut dir nichts!“

Derek wagte sich näher an Malia heran und diese ließ es nun zu. Sie schauten einander einen Augenblick lang an und dann begannen sie, die haarigen Köpfe zusammenzustecken und sich zu beschnüffeln. Stiles lächelte zufrieden.

Nachdem die beiden Vierbeiner sich ausreichend miteinander bekannt gemacht hatten, beschlossen sie wohl, einen kleinen Ausflug machen zu wollen. Seite an Seite sprangen sie in den Wald und überließen Stiles einfach sich selbst.

Dieser legte sich auf ein sonnenbeschienenes Fleckchen Gras und wartete dort auf ihre Rückkehr.
 

Er war ein wenig eingedöst, als ihn ein ausgelassenes Kläffen wieder weckte. Stiles blickte auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass die zwei ihn beinahe eine Stunde allein gelassen hatten. `Tja, die Zeit vergeht eben wie im Flug, wenn man Spaß hat!´ dachte Stiles zufrieden. Und wie zur Bestätigung seiner Annahme verwandelte Derek sich in diesem Moment zurück, hatte ein Lächeln auf den Lippen, dass die Sonne in den Schatten stellte und etwas griff bei dem Anblick nach Stiles Herzen:

„Sag´ ich doch, Mann! Du liebst es ein Wolf zu sein.“ rief er strahlend aus.

Derek zog sich wieder an:

„Es ist unbeschreiblich!“

In diesem Ausruf lag eine unglaubliche Aufrichtigkeit.
 

Strike!
 

Und nun passierte auch das, was sich Stiles erhofft hatte: Malia verwandelte sich ebenfalls, lag nun nackt, schmutzig und mit zerzaustem Haar am Boden und blickte unsicher zu den beiden Männern auf:

„Mommy? Daddy?“ fragte sie und ihre Stimme war brüchig, weil sie sie jahrelang nicht benutzt hatte.

Stiles setzte sich zu ihr und sagte bedauernd:

„Deine Mom ist leider nicht mehr hier, Süße. Aber dein Dad, dein richtiger Dad ist noch da. Willst du heute mit uns kommen und ihn kennenlernen?“

Er zog sich seine Jeansjacke aus und legte sie Malia um die Schultern, weil sie ohne ihr Fell zu frieren schien. Er half ihr auf und es schien, als müsse die junge Frau sich erst einmal wieder daran gewöhnen, auf zwei Beinen zu stehen. Sie schwankte ein wenig.

Stiles legte ihr einen Arm um die Taille und versicherte:

„Keine Sorge. Ich hab Dich!“
 

Vor dem Auto wich Malia im ersten Moment zurück. Sicherlich wurden in ihr Erinnerungen daran wach, wie sie ihre Familie verloren hatte:

„Ich weiß, mein Liebes. Du hast Angst. Aber dir kann gar nichts passieren!“ Stiles festigte den Griff an Malias Hüfte. Er berührte das Auto, um zu zeigen, dass es ihr nicht wehtun wollte: „Siehst du? Ungefährlich!“ versprach er.

Derek musterte die beiden skeptisch. Dann öffnete er die Hintertür.

Sehr behutsam führte Stiles die Werkoyotin zum Wagen, stieg selbst ein, öffnete die Arme und machte beruhigende Laute, damit sie ihm folgte. Sie schüttelte den Kopf.

„Na, komm schon Süße! Du willst doch nicht allein hier bleiben, oder?“ fragte Stiles: „Wir fahren jetzt nachhause!“

Sehr zögerlich kletterte Malia zu ihm auf die Rückbank und rollte sich dort zusammen, den Kopf in Stiles Schoß gebettet:

„Das hast du toll gemacht!“ lobte er sie.

Als Derek die Wagentür zuschlug, zuckte Malia zusammen, doch sie ließ sich von Stiles, der ihr wirres Haar streichelte wieder beruhigend.

Als Derek den Wagen startete schaute Malia noch einmal verstört aus dem Fenster, doch dann legte sie sich wieder hin und schlief ein.
 

Derek wurde bei einem Zwischenstopp von Stiles mit einer Einkaufsliste in den Supermarkt geschickt. Heute würde es Wild geben, hatte dieser beschlossen, sozusagen Hausmannskost für Malia, um den Kulturschock für sie möglichst gering zu halten.

Derek kam mit dem Gewünschten zurück und auch mit einer billigen Sporthose für Malia:

„Wenn wir mit einer halbnackten Frau in diesem Zustand vom Parkplatz zu Haus wollen, haben wir doch sofort die Cops auf dem Hals!“ begründete er seinen Kauf. Stiles nickte.
 

Zurück im Loft staunten Scott und Peter über den unerwarteten Besuch:

„Das ist deine Tochter Malia, wenn sie nicht gerade auf vier Pfoten unterwegs ist!“ stellte Stiles die junge Frau vor: „Würdet ihr sie vielleicht mit Wasser, Seife und Kamm bekannt machen, während ich für das Abendessen sorge?“

Stiles wollte in die Küche verschwinden, doch Malia folgte ihm:

„Derek?“ rief er genervt:

„Ich mache schon!“ erwiderte dieser: „Na, komm Cousine! Zeit, die Flöhe loszuwerden!“ Malia knurrte ein wenig, doch Derek ließ sich nicht beirren: „Na los! Duschen wird dir gefallen. Es ist wie Regen, nur wärmer.“

Er führte Malia hinüber ins Bad.
 

Eine halbe Stunde später war der Hirschbraten im Ofen und erfüllte die Luft mit seinem Duft und Malia kehrte aus dem Bad zurück: tropfnass, im Kampf mit einem Kamm und ihrer wüsten Mähne und splitterfasernackt. Sie störte sich kein Stück daran, dass vier Männer um sie herum sie verblüfft anschauten; warum sollte sie auch, schließlich hatte sie elf Jahre lang keine Kleider gebraucht:

„Würdest du deinen Kleiderschrank auch noch mit einer weiteren Person teilen?“ Wollte Stiles von Scott wissen.

Es war wohl eine Weile her, dass sein bester Freund ein nacktes Mädchen gesehen hatte und wie es schien, hatte er den Geschmack daran nicht verloren, denn er reagierte nicht gleich:

„Sie ist meine Tochter!“ grollte Peter böse.

Scott blickte ein kleines bisschen schuldbewusst zu seinem Liebhaber auf und trabte nun artig in ihr Schlafzimmer, um Jeans, Pullover, Socken und Boxershorts für Malia zu besorgen.

Stiles übernahm von hier, erinnerte Malia daran, wie man Kleidung anzog und half ihr im Anschluss noch dabei, ihr Haar zu entwirren.
 

Später beim Essen benutzte Malia die Hände und schlang, als würde sie befürchten, dass man ihr etwas wegnehmen wollte und Peter knurrte angewidert:

„Wahrscheinlich würde wir der Kleinen einen Gefallen tun, wenn wir ihr einen Napf an die Erde stellen, wie?“

Stiles schüttelte den Kopf, hockte sich neben die junge Frau und zeigte ihr behutsam, welche Bewandtnis es mit dem Besteck neben ihrem Teller hatte. Es wirkte nicht unbedingt anmutig, doch Malia war durchaus lernwillig.
 

„Wo soll sie schlafen?“ erkundigte sich Derek missmutig später am Abend, doch Malia nahm ihnen die Entscheidung ab, indem sie sich auf dem Sofa zusammenrollte. Stiles brachte ihr noch eine Decke, legte ihr ihre Puppe in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Nun war er jedoch unschlüssig, wo er nun selbst die Nacht verbringen sollte:

„Soll ich bei Peter klopfen und auf sein unsittliches Angebot von vor ein paar Tagen eingehen?“ fragte er Derek mit gesenktem Kopf.

Der Werwolf schenkte ihm ein schiefes Lächeln und erwiderte:

„Damit ich dann sogar schon zwei Jungs dabei zuhören muss, wie sie den Namen meines Onkels stöhnen? Ich glaube, eher nehme ich mir einen Strick!“

Stiles schüttelte sich ein wenig bei der Vorstellung und fasste Dereks Worte als Einladung auf, ihm zu folgen.
 

Als sie nebeneinander im Bett lagen, wollte Derek wissen:

„Hast du meinen Doppelgänger schon einmal geküsst?“

„Yupp!“ bestätigte Stiles mit einem kleinen Grinsen:

„Heißt dass, das du Sein bist?“ fragte Derek weiter:

„Das hätte er sicherlich gern, dass ich das so sehen würde!“ gab Stiles zurück: „Aber Nein: wir führen eine moderne, menschliche Beziehung, in der jeder sich selbst gehört!“

„Verstehe!“ erwiderte Derek und scheinbar hatte sich das Thema für ihn damit vorerst erschöpft.
 

Eine Stunde später, alle anderen schliefen bereits, lagen Derek und Stiles immer noch wach nebeneinander und ohne Vorwarnung rollte sich der Ältere plötzlich auf den Jüngeren und küsste ihn.

Stiles jedoch löste seine Lippen recht bald wieder von denen des Werwolfs, um zu sagen:

„Damit das Eine klar ist: Das hier ist DEINE Entscheidung! Blöde Ausreden wie Magie gelten nicht, klar!“ Im Mondlicht konnte er sehen, dass der Werwolf über ihm nickte: „Und nur Küssen, mehr nicht!“ bestimmte Stiles.

Derek nickte erneut und senkte den Kopf, um Stiles Lippen wieder mit den seinen zu verschließen.

Stiles zog ihn eng an sich, krallte sich in sein Pyjamaoberteil, ließ seine Zunge ein und musste schnell feststellen, dass die Regel, die er selbst aufgestellt hatte, gar nicht so leicht einzuhalten war.



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