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Das Medaillon der Götter

NaNoWriMo Projekt November 2015
von

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Die Ratssitzung

„Können wir jetzt bitte anfangen? Ich möchte ehrlich zu euch sein: Ich will das hier schnellstmöglich hinter mich bringen“, stellte Zacharias, nachdem sich der letzte seiner Berater gesetzt hatte, ohne Umschweife klar. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Zudem wäre es die Pflicht des Beraterstabs gewesen mir anzukündigen, dass eine Spontansitzung einberufen werden soll. Ich habe schließlich auch noch andere wichtige Dinge zu tun“, fügte er ungeduldig hinzu.

„Verzeiht, wenn ich das sage Majestät, aber eines Eurer Mädchen dürfte wohl kaum wichtiger sein als unsere Sitzungen“, das war Oric, ein Alchimist und Magier.

Zacharias verengte die Augen zu Schlitzen, was niemals ein gutes Zeichen war. So auch in diesem Fall. „Ich habe es Solras schon gesagt. Alle hier an diesem Hof werden ihr den nötigen Respekt erweisen, wenn ich sie euch morgen vorstelle. Sollte es auch nur einer von euch wagen sie zu beleidigen oder in Verlegenheit zu bringen und ich davon erfahren... So wird sich derjenige vor mir zu verantworten haben!“

Oric deutete eine Verbeugung an. „Selbstverständlich, mein König“.

„Gut“, Zacharias nickte zufrieden. „Um also jetzt direkt zum wichtigsten Punkt zu kommen: Was war heute Mittag los?“
 

Ein geradezu peinliches Schweigen entstand auf Zacharias Frage hin. „Würde sich bitte einer wiederholen? Ich befürchte ihr habt zu leise gesprochen!“, es war nicht zu übersehen oder zu überhören, dass Zacharias, zumindest im Moment äußerst schlecht gelaunt war. Er räusperte sich vernehmlich. „Zudem möchte ich daran erinnern, dass nicht ich es war der diese Sitzung einberufen hat. Ebensowenig wie mir erklärt wurde, was der Grund für dieses ganze Theater ist. Also warum seid ihr so überrascht, dass ich wissen will was hier los ist? Außerdem wäret ihr wohl äußerst schlechte Berater wenn ihr mir die Erklärung vorenthalten würdet!“, stellte Zacharias ohne Umschweife klar und sah nicht nur Solras ermahnend an. „Also zum letzten Mal: Was war los, dass so eine Menschenmasse entstehen konnte? Und warum habe ich nicht sofort davon erfahren, als dies bekannt wurde?“, Zacharias Stimme klang gefährlich leise. Wieder blickte er Solras an. Der jedoch zuckte nur mit den Schultern. Zacharias Blick verfinsterte sich zusehends, noch mehr als ohnehin schon was beinahe an ein Ding der Unmöglichkeit grenzte, da er so schon aussah als ob der nächste Zornausbruch, zu denen er eigentlich nicht neigte, nicht mehr weit entfernt war. Und wenn eines wirklich bekannt war über den König von Aranica, dann war es dieses: Seine Zorn- und Wutausbrüche mochten zwar selten sein, waren dafür allerdings auch umso heftiger. Es war für keinen besonders schön sich dann in seiner Gegenwart wieder zu finden. Vor allen Dingen wenn man den Streit selbst provoziert hatte oder höchstpersönlich dafür verantwortlich war. Was hier durchaus auf jedes einzelne Ratsmitglied zu traf.
 

Zornig schlug Zacharias mit der Faust mit der Faust auf den Tisch. So sehr, dass die gefüllten Weinkelche für einen Moment umzufallen drohten. „Wenn mir jetzt sofort niemand erklären wird was eigentlich los ist, wird das ein Nachspiel haben! Und zwar eines, dass keinem von euch gefallen wird!“, Zacharias schrie fast.

„Mein König, dürfte ich wohl etwas dazu sagen?“, meldete sich eines der jüngeren Ratsmitglieder vorsichtig zu Wort.
 

Anerkennend blickte Solras ihn an. Es brauchte schon einen ziemlichen Mut um Zacharias in solch einer Situation anzusprechen. Eine Selbstverständlichkeit war es jedenfalls nicht. Vor allen Dingen nicht, wenn er so mies gelaunt war, wie es im Moment der Fall war.

„Habe ich mich etwa nicht klar genug ausgedrückt?“, erkundigte sich Zacharias giftig.

„Nein, mein König“

„Dann redet endlich!“
 

Was Zacharias dann erfuhr kam ihm mehr wie ein schlechter Witz, denn eine ernst gemeinte Tatsache vor. Um es kurz zu machen: Er konnte und wollte einfach nicht glauben was er da erfuhr.

„Und was bringt Euch auf den Gedanken, mir das nicht alles sofort zu berichten?“, Zacharias Stimme klang schneidend und die Miene seines Gesichts war finsterer als jeder Gewitterhimmel.

„Weil es nichts gebracht hätte, Majestät- Schon Eure Vorfahren haben das Gesetz festgelegt und geachtet, dass jeder die alten Götter anbetet bestraft und hingerichtet werden muss“
 

„Soll das heißen, dass ihr alle euch ohne mich zu fragen nach den Gesetzen meiner Vorfahren richtet, statt nach meinen Befehlen und Anordnungen?“, die Lautstärke mit welcher Zacharias sprach, war nun wieder kontinuierlich gestiegen. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Und sollte sich erweisen, dass dies der Fall ist würde ich gerne wissen, ob ihr auf den alten Gesetzen bestehen bleibt, weil ihr mich für unfähig haltet ein Volk wie Aranica zu führen“.
 

Solras hatte sich die ganze Zeit eher zurück gehalten, doch so langsam sah er sich gezwungen einzugreifen. Zumindest dann, wenn er nicht wollte dass das hier in einem Desaster endete. Allerdings fiel ihm auch so auf die Schnelle nicht ein, wie er dem entgegen wirken konnte. Nicht, dass er keinen Mut hatte. Doch war Zacharias derart schlecht musste man sich zweimal überlegen was man sagte. Denn tat man dies war Ärger zu erwarten und das nicht zu knapp. Vor allen Dingen was das Thema anging von welchem Zacharias eben gesprochen hatte. Nämlich, dass er ihnen vorwarf, dass sie sich an die, wie Zacharias gerne sagte, verstaubten Gesetze hielten und nicht an das was er befahl. Das galt zwar nicht für Solras, doch dieser wusste, dass es nichts bringen würde dies jetzt zu erwähnen. Zumindest nichts außer noch mehr Ärger. Denn dieser Vorwurf war durchaus berechtigt. Besonders was die anderen Ratsmitglieder betraf, so viel war schon einmal sicher. Und Solras tat auch schon sein bestes um das zu ändern, doch obwohl er der Bruder war von Zacharias und der oberste Ratgeber, und das was er sagte durchaus Gewicht hatte, war dies nicht gerade leicht. Im Gegenteil. Es war sogar richtig schwer. Doch

Solras hatte sich immer bemüht. Nicht nur weil er wusste, dass Zacharias auf ihn zählte sondern auch weil er das von sich selbst erwartete. Es war eines der Dinge die er zu seinen Pflichten zählte. Doch nicht nur zu seinen Pflichten, sondern auch zudem was er Zacharias schuldete. Denn wie oft schon hatte dieser ihm geholfen, ohne sich auch nur mit einem Wort bei ihm zu beschweren? Dabei hätte er nicht nur einmal guten Grund dazu gehabt. Doch Zacharias vertraute ihm. Vielleicht nicht blindlings, was auch nicht professionell gewesen wäre, aber weit mehr als diesen Einfaltspinseln. Wobei Einfaltspinsel nicht ganz passend war. Richtiger wäre es zu sagen, dass sie alte Sturköpfe waren, die sich an nichts Neues wagten und deshalb an verstaubten Traditionen und Gesetzen fest hielten. Sturköpfe, die es zu überzeugen galt dass Zacharias Politik besser war als die von vor hundert Jahren oder gar noch länger. Doch dies war leichter gesagt als getan. Auch wusste er schon jetzt, dass er sich nachher noch würde mit seinem Bruder unterhalten würde müssen. Dessen Laune dann hoffentlich besser war als jetzt. Er täuschte sich nicht.
 

„Bleib bitte noch einen Moment da Solras!“, es hörte sich vielleicht wie eine Bitte an, die Zacharias äußerte, doch war es ganz klar ein Befehl. Um das zu verstehen musste man kein Hellseher sein.

„Natürlich“, Solras verneigte sich knapp vor seinem Bruder. Schon jetzt ahnte er dass das Gespräch nicht besonders schön werden würde. Auch wenn Zacharias nicht mehr ganz so wütend wie zuvor zu sein schien. Womit sich wenigstens ein Hoffnungsschimmer auftut, dass man vernünftig mit Zacharias reden kann, überlegte Solras.

„Wir unterhalten uns in meinen Gemächern Solras. Wenn ich noch einen Moment länger hier bin dann...“, Zacharias brach ab, doch Solras war auch so klar was sein Bruder ihm sagen wollte.
 

„Wieso hast du mir nichts von alledem erzählt, als ich bei dir war?“, fragte Zacharias Solras dann auch wenig später. Solras setzte sich auf einen der freien Sessel in Zacharias Gemächern.

„Weil ich persönlich auch nichts davon wusste“, versicherte Solras seinem Bruder.

„Was soll das heißen?“, Zacharias verengte die Augen zu Schlitzen.

„Exakt das was ich gesagt habe“

Zacharias fluchte leise und Solras war überaus glücklich darüber, dass er nicht verstand was sein Bruder sagte.

„Komm mit“, meinte Zacharias dann.

„Wohin?“

„In den Thronsaal. Ich habe etwas zu erledigen und du musst dabei sein“

„Zacharias, ich weiß du bist wütend aber denkst du nicht...“

„Wütend? Oh nein, ich bin nicht wütend. Für die Laune, in die mich diese steinalten Lackaffen versetzt haben gibt es keinen Ausdruck glaub mir“, knurrte Zacharias.

„Aber gerade dann solltest du nicht...“

„Willst du dich mir etwa ebenso wiedersetzen?“

Solras seufzte. „Nein, natürlich nicht“ und hängte schnell ein „mein König“ dran.
 

Es dauerte nicht lange bis Zacharias mit Solras den Thronsaal erreichte. Ohne zu zögern, stieß er die großen Flügeltüren auf und trat mit energischen Schritten ein. Kaum hatte er dies getan, verstummten die Gespräche die bisher geführt wurden. Alle Augen richteten sich auf Zacharias, dann verneigten die Anwesenden sich höflich vor ihm. Ungeduldig winkte Zacharias ihnen zu, zum Zeichen, dass sie aufstehen konnten.

„Sind die wichtigsten da?“, Zacharias warf einen Blick in die Runde. „Gut“
 

Entgegen aller Gewohnheiten, zumindest sahen das wohl die meisten so, setzte sich Zacharias nicht auf den Thron am Ende der Halle sondern baute sich vor den Anwesenden auf.
 

„Einige von euch, oder vielleicht sogar alle das vermag ich im Moment noch nicht zu sagen, scheinen zu glauben, dass ich für mein Amt untauglich bin“, begann Zacharias mit ungewohnter Schärfe in seiner Stimme. „Doch das wäre noch etwas was ich akzeptieren würde, so lange man dies persönlich mitteilt und auch begründet. Was ich allerdings nicht, um nicht zu sagen niemals, dulden werde ist dass man sich über meine Befehle hinwegsetzt. Mich nicht in Dinge einweiht die in, ich will es mal drastisch ausdrücken, meiner Hauptstadt geschehen. Dass man nicht meine Befehle abwartet sondern sich nach den alten und teilweise überholten Gesetzen meiner Vorfahren richtet. Das werde ich keinen Tag länger dulden. Jeder der irgendwelche Beschwerden vorzubringen hat, soll diese mir persönlich mitteilen. Ich hoffe das wurde verstanden. Und noch etwas: Ich habe eine Ankündigung zu machen. Morgen werde ich den Beraterstab neu besetzen, da mein Vater es anscheinend versäumt hat mir loyale und taugliche Berater zur Seite zu stellen. Also muss ich wohl selbst dafür sorgen. Das wäre es fürs erste von mir. Hat noch irgendjemand was dazu zu sagen oder sind irgendwelche Fragen offen geblieben?“, Zacharias sah alle der Anwesenden der Reihe nach an. Keiner rührte sich oder sagte auch nur ein Wort. Wäre vermutlich auch überflüssig gewesen, denn jeder wusste was Zacharias im Thronsaal äußerte war nicht einfach nur daher gesagt. Doch nicht nur daran lag es, dass es keiner wagte ihm zu widersprechen. Es war etwas in seiner Ausstrahlung, dass selbst Solras bestimmen konnte.

„Bist du sicher, dass du das wirklich tun willst?“, fragte Solras seinen Bruder dann aber doch leise.

„Sehe ich aus als ob das Gegenteil der Fall wäre?“

„Natürlich nicht, mein König“
 

Zacharias nickte zufrieden. Normalerweise legte er nicht besonders viel Wert darauf, dass Solras ihn mit seinem Titel ansprach, doch jetzt war das nicht der Fall. Denn nur zu gut wusste er, wenn die anderen mitbekommen würden, dass Solras ihn normal ansprach hatte er verloren. Die warteten doch nur auf einen guten Grund um ihm sagen zu können, dass er ungeeignet war, das Amt seines Vaters fortzuführen. Obgleich nie darüber Zweifel aufkommen lassen, dass er Zacharias für geeignet hielt. Um meinem Vater auf die Nase zu binden, dass ich nicht geeignet bin hätte es auch wirklich viel Mut gebraucht, überlegte Zacharias einen Moment. Dann räusperte er sich. Und nur mit diesem Räuspern hatte er wieder die Aufmerksamkeit aller. „Morgen um acht Uhr werde ich euch die neue Zusammensetzung des Beraterstabes verkünden. Und danach werde ich euch einen Gast von mir vorstellen und ich erwarte dass ihr meinen Gast mit dem ihm zustehenden Respekt behandelt“, fuhr Zacharias schließlich fort. Und fügte hinzu: „Das wird wohl kaum zu viel verlangt sein“.
 

„Zacharias! Ist dir eigentlich klar was du da gerade getan hast?“, wollte Solras als sie wieder allein waren wissen.

„Voll und ganz. Deshalb gibt es auch keinen Grund mich anzuschreien“, entgegnete Zacharias stoisch.

„Das erscheint mir aber nicht so! Weswegen um aller Götter Willen willst du dieses Mädchen dem ganzen Hof vorstellen? Das wird ein Skandal!“

Zacharias schnaubte missfällig. „Ein Skandal? Es soll ein Skandal sein wenn ein König sich dazu entschließt seinen Beraterstab neu zu besetzen?“

„Wenn er es auf diese Weise tut, dann ja!“

„Und was hättest du an meiner Stelle getan? Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass das androhen von Strafen hier noch ausreicht?“

„Jedenfalls hätte ich nicht so impulsiv gehandelt! Sondern wäre es mehr überlegt angegangen!“

„Du meinst wohl, dass du alles mehr wie Vater angegangen hättest!“, Zacharias Stimme klang nicht vorwurfsvoll, auch war sie nicht besonders laut, doch Solras zuckte zusammen.

„Zacharias nicht. Wir haben schon oft darüber gesprochen. Sehr oft. Wir müssen dieses Thema nicht wieder aufwärmen. Ich jedenfalls kann gut darauf verzichten. Meine Meinung habe ich dir bereits häufig genug dazu gesagt und diese hat sich seit Vaters Tod nicht verändert. Also sag es bitte nicht. Ich habe keine Lust mich mit dir zu streiten. Vor allen Dingen nicht wegen so einem Anlass“, sagte er warnend.

„Ich auch nicht. Aber dann akzeptiere bitte auch meine Entscheidungen. Und damit meine ich alle, die ich treffe“

„Natürlich“, Solras nickte und ließ ihn ohne ein weiteres Wort zurück.
 

Zacharias seufzte schwer. Es war nicht das erste Mal, dass er sich mit Solras stritt. Bei weitem nicht. Und es war auch nicht so, dass er ein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Bruder hatte, nein. Doch es brachte nichts darüber nachzudenken. Zudem hatte er wirklich ganz andere Probleme als ein Streit mit Solras. Denn schließlich galt es den Beraterstab neu zu besetzen. Eine Aufgabe die nicht leicht werden würde.

„Herr? Darf ich eintreten?“, fragte plötzlich jemand von der Tür her.

„Wenn es nicht allzu lange dauert“, knurrte Zacharias.

Der Junge der an der Tür stand, nahm das als ein Ja, ging zu Zacharias und hielt ihm einen Brief hin. „Der wurde für Euch abgegeben“

„Danke. Von wem ist er?“

„Keine Ahnung. Es steht ja kein Absender darauf, mein König“

Blitzmerker, dachte Zacharias verkniff sich allerdings den Kommentar. Stattdessen sagte er bemüht freundlich: „Das ist mir auch schon aufgefallen. Also nochmal: Wer hat dir diesen Brief gegeben?“

„Toban, von der Hauptwache. Er sagte es wäre dringend und ihr würdet ihn kennen“

Zacharias nickte zerstreut. Was kann der Begleiter von Latoya wohl von mir wollen? Er runzelte die Stirn und öffnete dann geschickt den Brief aus dem ein weiterer Brief und ein zusammengefalteter Zettel fiel.
 

An Zacharias, König von Aranica. Ich grüße Euch und möchte Euch noch ein weiteres Mal für vorhin danken. Insbesondere dafür, dass Ihr Latoya unter Eure Fittiche genommen. Es sei darauf jedoch auch hingewiesen, dass ich weder der Verfasser noch der eigentliche Überbringer des zweiten Briefes bin. Mit diesen Nachrichten habe ich nichts zu tun.
 

Mit hochverehrtem Gruß an Eure Majestät

Euch treu ergeben in Leben und Tod

Toban
 

Zacharias runzelte die Stirn. „Hat er noch irgendwas sonst gesagt?“, erkundigte er sich.

„Leider nein. Ich wollte ihn auch selbst noch darauf ansprechen, doch da war schon verschwunden“, der Junge zuckte mit den Schultern.

„Da kann man wohl nichts machen. Zumindest vorerst“, murmelte Zacharias und öffnete den nächsten Brief. Er war verschlüsselt.

„Junge, kannst du bitte nachher wieder kommen?“, bat Zacharias ihn. Der Junge nickte.
 

Zacharias setzte sich an den Schreibtisch. Den Brief zu entschlüsseln fiel ihm leicht denn es gab nur zwei Männer die ihm, zugegeben sehr selten, auf diese Art schrieben. Dass er gerade jetzt ein solcher Brief kam konnte kein Zufall sein.
 

An Zacharias, den König und Herren von Aranica, in ewiger Treue in Leben und Tod verbunden, ich grüße Euch. Mögen die Tage Eurer Herrschaft von Erfolg gekrönt sein.
 

Zacharias seufzte leise. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es diese förmliche Anrede, mit denen er so gut wie immer in Briefen bedacht wurde. Aber was sollte er schon dagegen tun? Nichts. Vor allem nicht jetzt. Zacharias las den Brief weiter und während er das tat wurden seine Augen immer größer und größer.
 

Ich, Enba, Spion in Euren Diensten um Eure Macht, Herrschaft und Euren Glanz zu stärken, muss Euch sehr zu meinem Bedauern und Missfallen schlechte Neuigkeiten melden. Wie Ihr wisst, Herr, bin ich zur Zeit in Otharas stationiert. Der König von Otharas, Mariv, möge er nie mehr Glanz und Ruhm ernten als Ihr, lässt verbreiten, dass er durch Quellen erfahren hat, dass Ihr nicht Eures Vaters wahrer Sohn seid sondern Eurem verehrten Bruder Solras der Thron von Aranica zu steht. Mein König, ich möchte weder Euren Bruder einer Tat beschuldigen, die er nicht getan hat noch möchte ich Euch in Sicherheit wiegen. Denn Sicherheit ist etwas was kein Mensch jemals ganz von sich behaupten kann zu besitzen. Mir ist jedoch zu Ohren gekommen, Majestät, dass einige Eurer Berater Kontakte zu wichtigen Leuten in Otharas pflegen. Und zwar regelmäßig. Daher sehe ich mich gezwungen Euch zu raten, mein König, besetzt Eure Berater neu. Selbstverständlich müsst Ihr meinen Rat nicht annehmen. Doch es wäre schön wenn Ihr mir den Gefallen tätet darüber nachzudenken. Solltet Ihr dies jedoch in Erwägung ziehen, sei es wegen meinen Informationen oder etwas anderem nur dies noch: Der Überbringer dieser Nachricht ist jemand dem ihr zwar nicht in seiner Ehrlichkeit vertrauen könnt, doch auf jeden Fall was seine Fähigkeiten angeht. Er ist äußerst präzise in dem was er tut und führt jeden Auftrag sorgfältig und ohne Fehler aus. Und wenn ich sage, jeden Auftrag dann meine ich das auch, mein König. Sein Name ist Damian. Ich persönlich hoffe dennoch, dass Ihr seine Dienste niemals werdet in Erwägung ziehen müssen. Doch das obliegt wie so vieles andere allein Eurer Entscheidung.

Mit treuen und für immer ergebenen Grüßen

Enba
 

Zacharias starrte auf den Brief. Er konnte noch nicht so ganz fassen was er da gerade gelesen hatte. Der König und Rat von Otharas zweifelte seine Herkunft an und wollte statt seiner Solras auf dem Thron. Zacharias schnaubte. Solras jedoch bestand auf seinem Leben mit seinen Büchern. Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht. Und mal ganz davon abgesehen hatte Solras Zacharias höchstpersönlich oft genug klar gemacht, dass er absolut nicht daran interessiert war König zu sein oder zu werden. Das war eines der Dinge, die Zacharias auch ohne Vorbehalt glaubte. Vielmehr beunruhigte ihn was Enba ansonsten noch berichtet hatte. Vor allem, dass einige seiner Berater Kontakt zu wichtigen Leuten aus Otharas pflegten. Zwischen Otharas und Aranica herrschte zwar kein Krieg und auch das Friedenabkommen war, zumindest nach Zacharias Einschätzung, sicher. Dennoch gab es zwischen den beiden Reichen noch immer einen großes Konkurrenzverhalten in allen Belangen. Man beäugte sich misstrauisch, analysierte das Verhalten eines jeden auf den Punkt genau und handelte entsprechend. Das alles geschah natürlich nicht offiziell, sondern inoffiziell. Dennoch war es, obwohl man es niemals laut aussprach, sogar den Bürgern in beiden Reichen bekannt. Zacharias sah noch einmal auf den Brief. Der morgige Tag würde mit Sicherheit anstrengend aber auch sehr interessant werden.



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