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Ein Jahr für die Ewigkeit

von

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Abschiede und Neuanfänge

„Und jetzt?“, fragte Aiko, als ich ihr erzählte, was bei dem Gespräch mit der Direktorin heraus gekommen ist. Wir saßen zusammen auf meinem Bett.

„Jetzt kommt Aoi mich heute Abend abholen und wir fahren zu ihm.“

„Wie romantisch.“ Aiko legte den Kopf schief.
 

Ich musste bei dem Gedanken an Aoi strahlen. Es war so unglaublich, dass ich nun die restliche Zeit in Japan bei ihm verbringen konnte.
 

„Das wird es sicherlich. Nur ich bin auch traurig, denn das bedeutet, dass wir uns heute zum letzten Mal sehen.“ Ich sah sie traurig an.

„Ja aber wir halten Kontakt und telefonieren hin und wieder. Und irgendwann kommst du zurück nach Japan.“
 

Ich wunderte mich immer über Aiko´s Optimismus. Sie war so zuversichtlich. Das konnte ich von mir leider nicht behaupten. Japan ist sehr teuer. Es würde sicherlich Jahre dauern, bis ich wieder hier her zurück käme.
 

„Du wirst mir trotzdem fehlen. Und Mika auch. Kommt sie noch her?“, fragte ich niedergeschlagen.

„Ja, ich hab ihr bescheid gesagt. Sie wollte noch gerade eine Hausarbeit zu Ende schreiben, dann kommt sie vorbei.“
 

Wir saßen noch eine Weile alleine auf meinem Bett. Lachten über die verrückten Sachen, die wir getan haben und hörten Musik.

Nach einer Weile gesellte sich Mika zu uns. Wir beschlossen noch etwas Sake zu trinken und zu feiern, dass wir uns kennengelernt haben.

Irgendwann aber war die Party vorbei und so wie es bei allen schönen Dingen ist: Sie mussten Enden wenn´s am Schönsten ist.

Ich begleitete die beiden noch an die Tür.

„Leni, ich werde dich sehr vermissen.“, sagte Mika und umarmte mich.

„Ja, ich ebenfalls. Pass gut auf Aiko auf.“

„Ich glaube ich passe besser auf sie auf.“, erwiderte Aiko schnippig.

„Das stimmt, du passt immer gut auf mich auf.“
 

Dann trat Mika zurück und Aiko kam auf mich zu. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schlang ihre Arme hastig um meinen Hals. Ich musste ebenfalls weinen und so verweilten wir einen Moment.
 

„Du bist meine beste Freundin, weißt du das?“, sagte Aiko unter Tränen.

„Und du bist meine.“

Aiko schluchzte heftig. Mika legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Ich hab dich sehr lieb.“, flüsterte Aiko in mein Ohr.
 

Das gab mir den letzten Rest und ich weinte bitterlich. Ein Teil meiner Welt zerbrach in Aiko´s Armen.
 

Ich sah auf die Uhr, als ich wieder allein auf meinem Sofa saß. Es war schon kurz nach 8 und Aoi noch nicht zu sehen. Erneut – wie ich es schon hundert mal getan hatte – ging ich zum Fenster und hielt Ausschau nach dem gutaussehenden schwarzhaarigen Mann.

Nervös ging ich durch die Wohnung und betrachtete dabei mein Gepäck. 2 Koffer und 2 Handtaschen lagen im Flur und warteten auf ihren Transport.

1 Jahr Japan und es passte alles in 2 Koffer und 2 Handtaschen.
 

Endlich klingelte es. Ich rannte wie wild auf die Tür zu und drückte den Türsummer. Als ich die Tür öffnete stand jemand vor der Tür, mit dem ich am wenigsten gerechnet hatte.

„Hi.“, sagte ich zu meinem Erstaunen.

„Hallo. Du fragst dich sicher, warum ich hier bin“, sagte Uruha trocken.

„Ja schon. Aoi wollte mich abholen.“

„Ja ich weiß. Er hat mich gebeten zu fahren, weil er noch was zu erledigen hat.“
 

Noch was zu erledigen? Ist ihm die Zeit mit mir so wichtig, dass er mich noch nicht mal abholen kann? Ob das wirklich so eine gute Idee war bei ihm zu wohnen?
 

„Aber jetzt bin ich da. Mein Auto parkt unten und ist bereit um dich zu ihm zu bringen.“ Er grinste freundlich. Es wirkte etwas gekünzelt, darüber sah ich aber hinweg.
 

Wir schleppten meinen Kram nach unten und stiegen in sein Auto.

„Und was hat er noch zu erledigen?“, fragte ich und sah gespannt zu Uruha.

Er zuckte mit den Schultern.

Ich ließ mich in den Sitz fallen und stieß ein „hmm“ aus.
 

Die Fahrt war lang, endlos. Wir sprachen kaum miteinander. Nur kurz über das Wetter und den Verkehr. Anfangs versuchte ich noch angestrengt Themen zu finden, über die wir uns unterhalten könnten, als ich aber merkte, dass Uruha nicht an einer Unterhaltung interessiert war, drehte ich meinen Kopf zur Fensterseite und sah die Landschaft an mir vorbei fliegen.
 

Als wir endlich das Haus erreichten staunte ich nicht schlecht. Es war zwar nicht groß aber es gab einen großen Vorgarten und es sah gemütlich aus. Aoi wirkte nicht, als hätte er ein kleines Landhaus.

Doch dort stand es. Und ich fühlte mich direkt heimisch.
 

Langsam stand ich auf, ohne den Blick von dem Gebäude zu nehmen. Uruha sah grinsend zu mir.

„Es ist schick nicht?“, fragte er.

„Ja es ist wirklich toll.“

„Ich beneide Aoi manchmal für dieses Haus. Es ist eigentlich ziemlich perfekt.“
 

Langsam ging ich auf das Haus zu. Hier würde ich jetzt die restliche Zeit verbringen. Auch wenn ich mich freute bei Aoi zu sein, es machte sich auch Wehmut breit. Ich würde ohne Aiko da sein, ohne Mika und ohne meine Schüler. Es war ungewohnt.
 

Uruha klingelte und kaum eine Sekunde später öffnete sich die Tür.

„Hey.“, begrüsste Aoi uns, wobei er Uruha die Hand schüttelte und mich küsste.

„Ich bin dann auch wieder weg.“, stieß Uruha hervor und stellte den letzten Koffer ab.

„Danke, dass du mich abgeholt hast.“, sagte ich freundlich und verbeugte mich leicht.

„Keine Ursache.“
 

Dann verschwand Uruha. Ich sah ihm noch einen Moment hinterher und fragte mich, ob er mich doch so sehr verabscheute, als dass er mir nicht eine Nettigkeit schenkte. Dann warf ich diesen Gedanken aber über Bord und ging mit Aoi ins Haus.
 

Ich ging in einen Flur der völlig dunkel war.

„Ist bei dir der Strom ausgefallen?“, fragte ich irritiert und sah zu Aoi, wenigstens erahnte ich, wo er stehen könnte.

„Nein. Komm mit ins Wohnzimmer.“ Er grinste.
 

Ich folgte ihm widerwillig, nichtsahnend, was mich dort erwarten würde. Denn was da auf mich wartete war fast nicht in Worte zu fassen.

In dem großen, geräumigen Wohnzimmer, bestehend aus einer großen U-förmigen Couch, einem kleinen Tisch und einem Fernseher war es nicht mehr so dunkel. Überall standen Kerzen und Teelichter und erhellten den Raum auf eine besondere Art und Weise. Auf dem Tisch stand eine kleine Schachtel, die schön verpackt war.
 

Ich ließ meine Blicke durch den Raum wandern und betrachtete das Wunderwerk von Aoi.

„Wow.“, ließ ich verlauten und sah rüber zu Aoi.

„Ich wollte, dass du dich gleich an deinem ersten Abend willkommen fühlst.“, sagte Aoi und schlang seine Arme um meinen Körper.

Wohlig schmiegte ich mich an ihn.
 

„Ich hätte mich aber auch ohne die Kerzen und Teelichter willkommen gefühlt.“, antwortete ich lächelnd.

„Ich kann auch schnell wieder abbauen.“, entgegnete Aoi verwirrt.

„Nein.“ Ich stieß ein Lachen hinaus. „Nein, bitte. Es ist so wunderschön.“
 

Er nahm meine Hand und führte mich zur Couch. Er zeigte auf das Päckchen. Eine silberne Verpackung zierte es.
 

„Aber du musst mir doch nichts schenken.“, sagte ich verlegen.

„Machs auf.“
 

Ich sah noch einmal kurz zu Aoi rüber, in seine leuchtenden Augen. Dann griff ich aber das Packet und machte es langsam auf. Darin befand sich eine Schachtel. Mein Herz klopfte vor Aufregung. Meine Finger umfassten die Schachtel und ich schob den Deckel weg. Darin befand sich eine silberne Kette mit einem Engel-Anhänger – ebenfalls aus Silber. Meine Augen verweilten auf der Kette. Immer noch pochte mein Herz.
 

„Was? Gefällt sie dir nicht?“, fragte Aoi unsicher, als er bemerkte, dass ich mich nicht rührte.

Als ich ihn ansah füllten sich meinen Augen mit Tränen.

„Sie ist so wunderschön.“

Aoi lächelte. „Das ist schön, dass du sie magst.“

„Mögen? Mögen beschreibt mein Gefühl nicht annähernd.“ Ich streichte mit dem Finger über den Engel. „Ich liebe sie.“

„Komm, ich zieh sie dir an.“ Er entnahm mir die Schachtel und legte sie mir um den Hals.

„Und?“ Ich drehte mich wieder zu ihm.

„Sie ist Perfekt.“
 

Ich fiehl Aoi um den Hals. „Danke.“

„Gern geschehen.“
 

„Hast du Hunger?“, fragte er.

Ich antwortete nicht. Stattdessen legte ich meine Lippen auf seine und wir küssten uns leidenschaftlich. In diesem Moment wollte ich nicht reden, nicht essen. Ich wollte nur mit Aoi glücklich sein.
 

Wenigstens für einen Moment. Denn das nächste Mal, als ich meine Augen öffnete, sah ich bereits dem Tod in die Augen. Ach, wäre es nicht schön, einfach mal glücklich zu sein? Im nächsten Moment würde sich mein Leben auf Grund verändern.



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