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Der Wolf

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Rheinstedt - 1744

[WICHTIG - EDITED 27.09.2003]

Wenn euch der Anfang dieser Geschichte gefällt, bitte ich euch, auch ein Kommentar zu hinterlassen, da ich [wenn das Ding eh niemand liest und/oder meint, daß die Story shite is] sonst an dieser Geschichte nicht weiterschreibe.
 

Danke =)

[END OF WICHTIGER TEXT ^^]
 

Dicker Schnee fiel auf die hügelige Landschaft und tauchte die Gegend um Rheinstedt in ein weißes gewandt. Heinrich Fehnken, Pastor in der 300-Seelen-Gemeinde, stapfte keuchend durch den hohen Schnee. Sein Gesicht war gezeichnet durch diverse Blutergüsse und Wunden.
 

"Verdammt, bei dem Schneesturm komme ich nicht schnell weiter" dachte er. Hinter ihm tauchten im dichten Schneetreiben zwei helle, gelbe Punkte auf. Fehnken drehte sich um und schnappte nach Luft. "Herr im Himmel, beschütze mich vor dieser Bestie!" schrie er Richtung Himmel und versuchte, schneller zu laufen. Es gelang ihm nicht, er verlor das Gleichgewicht und fiel in den Schnee.
 

Die gelben Punkte wurden heller und es erschienen die Umrisse wie die eines Wolfes. Das Tier war aber mindestens doppelt so groß. Fehnken drehte sich um und startete den Versuch, aufzustehen. Doch es war bereits zu Spät. Das Tier war direkt vor ihm und riss sein monströses Maul auf. Fehnken wusste, dass er die nächsten Sekunden tot ist.
 

Ein greller Schrei durchschnitt die Stille der Landschaft. Er war laut, schrill - und verstummte schenll. Danach war nur nach das sanfte heulen des Windes zu hören, der durch die Bäume pfiff.
 

Ein Suchtrupp am nächsten Tag fand nur eine Blutlache am Rande des Waldes, aber von Fehnken war nichts zu sehen. Auch die Spuren, die er im Schnee hinterließ, reichten nur bis 400 Meter an die Blutlache heran. Die Spuren des Tieres waren nicht mehr zu sehen. Und wie Fehnkes Körper verschwand, konnte niemand sagen. Einzig die Spuren der Pferde, auf welchen die Männer nach Fehnken gesucht haben waren im Schnee auszumachen.

Bremen - Gegenwart

"Wie weit bist du?" fragte Maria. Ralph schaute zu ihr rüber und schluckte. Ihre roten Haare wehten im Wind wie eine lodernde Flamme. Das lächeln, was sie fast immer überzeugt den Leuten zeigt, könnte Eis schmelzen. Die blauen Augen glänzten und einige von ihren Haaren fielen quer über ihr Gesicht. Für ihre 19 Jahre sah sie noch sehr jung aus, man würde sie glatt auf nur 15 Jahre schätzen.
 

"Ich muss noch ein Foto machen, dann bin ich fertig." Ralph bewegte die Kamera solange, bis die Reste des ausgegrabenen Brunnens vollständig im Sucher zu sehen war. Er drückte auf den Auslöser und bannte das Bild auf den Film. Anschließend nahm er das Objektiv ab und verpackte es sorgfältig in seiner Tasche, befestigte die Abdeckung an der Kamera und packte diese ebenfalls weg. Er drehte sich erneut zu Maria um, die bereits Richtung Auto schlenderte. "Beeil dich", sagte sie, "wir haben heute noch viel zu tun". Sie grinste Ralph an und stieg ins Auto, startete den Motor und deutete mit leichtem Druck aufs Gaspedal, dass sie es trotzdem ernst meint.
 

Er beeilte sich und stieg ebenfalls ein. Im gleichen Augenblick ließ Maria die Reifen quietschen und fuhr auf dem schlammigen Feldweg Richtung Straße. "Du musstest ja ausgerechnet bei diesem Mistwetter hier raus!" sagte Maria und stieß lächelnd mit ihrem Ellbogen leicht an Ralphs Arm. Ralph grinste sie an. Maria steuerte den Wagen Richtung Autobahn und nach kurzer Zeit waren sie bei sich Zuhause. Sie stiegen aus und gingen ins Haus, wo ihre bereits gepackten Koffer standen.

Der Fund

Rheinstedt - Eine Woche früher...
 

"Haaaaaalt" rief der Mann im blauen Arbeitsanzug, "hier ist etwas, das solltest du dir mal anschauen". Er Stand in einer Baugrube, zirka fünf Meter tief. Marco, so hieß der Mann, winkte Willhelm, der vorher den Schaufelbagger bediente, zu sich herunter. "Was ist DAS denn?" fragte Willhelm. Vor Ihnen klaffte eine Kuhle, die ungefähr vier Meter tief und fünf Meter breit und lang war und in der sich Knochen stapelten. Ein muffiger Geruch drang von dort herauf.
 

Eine halbe Stunde später standen diverse Wagen der Polizei. Zwischen der Bauleitung, dem Grundstückseigner und einigen Polizisten entstand eine Unterhaltung. "Wie lange lag denn dieses Grundstück brach, bevor der Bau hier begann?" frage einer der Polizisten den Grundstückseigentümer. Dieser überlegte kurz. "Vielleicht fünf Jahre, davor war hier ein altes Fabrikgebäude, das selbst aber auch schon zehn Jahre leer stand." Der Polizist kritzelte die Information in sein Protokoll. "Und das Fabrikgebäude wurde vollständig abgerissen?" fragte der Polizist emotionslos. "Nein, die der Keller wurde teilweise nicht abgetragen, weil man es damals nicht für nötig hielt. Sehen sie darüber, dort sind noch weitere Kellerwände", sagte der Grundstückseigner und zeigte auf einige Ziegelsteinreste. "Und das da war auch ein Teil der Kellerräume", fuhr er fort und blickte kurz zu der Kuhle. "Herr Oetjen, wurde irgendetwas am Fundort verändert?" fragte der Polizist jetzt den Bauleiter. "Nein, meine Leute haben mich umgehend angerufen und die Baugrube sofort verlassen. Der Bagger hatte lediglich die Decke des Raumes dort beschädigt." antwortete er und wies selbst noch einmal auf die Kuhle.
 

Das Telefon klingelte. Ralph stand vom Sofa auf und nahm den Hörer ab. "Oetjen" meldete er sich. "Hallo Sohn! Na, wie schaut es bei dir aus?" drang aus dem Hörer. Ralph verdrehte leicht die Augen. "Hallo Dad!" sagte er und überlegte sich, was sein Vater wohl von ihm wolle. Seit seine Mutter gestorben ist, ist der Kontakt zu ihn fast völlig abgebrochen, vorher hatte sie wenigstens einmal im Monat miteinander telefoniert. "Mir geht's recht gut. Aber ich denke, dass nicht deswegen anrufst!". Ralph hasste es, zu telefonieren. Er muss einen Menschen in die Augen sehen können, um mit ihm eine nahezu vernünftige Unterhaltung führen zu können. Und solche "mir geht's gut - wie geht's dir"-Fragen gingen ihn besonders gegen den Strich, wenn er weiß, dass der Grund des Anrufes ein ganz anderer ist. "Du hast Recht, Ralph", sagte sein Vater. "Wir haben hier Probleme in Rheinstedt. Das Bauvorhaben für das Einkaufszentrum, was wir bauen wollen, muss eingestellt werden, weil sich auf dem Gelände Knochen gefunden wurden. Menschenknochen, um genau zu sein." Ralph fragte sich gerade, warum ihn das interessieren sollte, als sein Vater ihm direkt die Antwort gab "Außerdem wurden zwischen den Knochen Reste von Tierhaaren gefunden. Das hat die Polizei nicht sonderlich interessiert, aber ich glaube, dich könnte es interessieren. Es sind nämlich Haare von einem Wolf." Ralph wurde jetzt neugierig. Eine Legende besagte, dass ein Wolf damals in der Gegend um Rheinstedt sein Unwesen trieb, und immer wieder Menschen verschwunden sind. Diese Legende aus seinem Geburtsort faszinierte ihn immer wieder. "Ja, du hast Recht, Dad - es interessiert mich wirklich. Pass auf, ich habe ab nächster Woche ein paar Tage frei. Hast du noch Platz für mich und eine Freundin von mir?" "Ja, habe ich. Aber sagt mir bitte vorher bescheid, wann ihr genau kommt", sagte Ralphs Vater und legte auf.

Lukas

"Was meinst du, Ralph, was wird uns in Rheinsted erwarten?" fragte Maria. Als Ralph ihr vom Telefonat mit seinem Vater erzählte, schaute sie ihn ungläubig an. Sie glaubte weder an alte Legenden noch an einen Wolf, der damals wie heute sein Unwesen treiben sollte. Für zählten nur Fakten, etwas worauf sie sich verlassen kann, was sie glauben und beweisen konnte. Alles andere war für sie nur Fiktion und gehörte ins Land der Märchen. So glaubte sie an UFOs genauso wenig wie an Gott. Alles, was sich nicht beweisen ließ, existierte für sie nicht. "Ich kann es dir nicht sagen. Vielleicht hat mein Vater einfach nur übertrieben. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand nachträglich Wolfshaare dort rein geworfen hat, um die alte Legende wieder aufleben zu lassen", sagte Ralph. Sie nahmen ihre Koffer und verstauten sie in Marias Auto. Der große Kofferraum wurde kaum ausgefüllt, obwohl jeder Gepäck für mehr als eine Woche, Schlafsack und Zelt eingepackt hat. "Mehr als 350km nur wegen einer vagen Vermutung", dachte Maria. Sie stieß einen leisen Seufzer aus, den Ralph trotzdem gehört hatte. Er schaute sie mit leicht gesenktem Kopf an. Er wusste, dass sie nicht gerne nach Rheinsted fährt. Sie mochte die Gegend dort überhaupt nicht. Sie wusste nicht wieso, aber das letzte mal, wo sie mit Ralph dort war, hatte sie ein seltsames Gefühl, was ihr Angst machte. Und da sie normalerweise nichts auf solche Gefühle gibt, beunruhigte sie dies. Seitdem hat sie eine Abneigung gegen diese Kleinstadt. Sie stiegen ins Auto und fuhren los. 3 Stunden sollten vergehen, bis sie die A1 Richtung Rheinsted verlassen sollten...
 

"Na toll, kaum von der Autobahn runter, schon steht alles!" Maria trat etwas wütend auf die Bremse und kam kurz hinter einem roten Transporter zum stehen. "Dabei ist doch längst kein Berufsverkehr mehr." murmelte sie. Draußen ist es schon längst dunkel geworden. Ralph schaute auf die Uhr. "Schon halb sieben", dachte er. Er griff zum Mobiltelefon und wählte die Nummer seines Vaters. "Ja?" fragte die Stimme am anderen Ende. "Jep, Dad! Ich bin's. Wir sind noch etwa 20km von Rheinsted entfernt. Und nun stehen wir in einem Stau. Ich denke, wir sind erst in so einer Stunde da, wenn es hier nicht schneller voran geht." erzählte Ralph. Am anderen Ende war zunächst nur schweigen zu hören, dann fing sein Vater an zu reden. "Du wirst es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber eben kam ein Bericht im Radio über einen Unfall auf der Straße nach Rheinsted, der soeben passiert ist. Man sagte, dass eine Autofahrerin ein Tier angefahren haben soll, sie stehen blieb um nachzusehen. Sie wurde dann von diesem Tier angefallen und getötet." Ralph schluckte. Er schaute Maria an. Sie saß immer noch wütend da und schaute auf die sporadisch entgegenkommenden Fahrzeuge. "Nein, ich erzähle ihr jetzt besser nichts davon", dachte Ralph. "Sohn? Bist du noch dran?" fragte Ralphs Vater. "Äh, ja. Du, lass uns darüber reden, wenn wir angekommen sind. Meinst du, du hast was für uns zum Essen, wenn wir ankommen?" fragte Ralph. "Ja sicher. Wie sehen uns dann in etwa einer Stunde, okay?" war aus dem Telefon zu hören. Ralph kam noch ein "Japp" über die Lippen, bevor sein Vater auflegte. "Verdammt, kann es endlich mal weiter gehen?" fragte sich Maria wohl selbst. "Ich spreche sie jetzt lieber nicht an", dachte sich Ralph und kicherte leise. Maria muss dies gehört haben, denn im nächsten Augenblick fühlte er ihren Ellbogen in seiner Seite.
 

"Da bekomme ich jetzt sicher einen blauen Fleck" sagte Ralph mit einem lächelnden Blick. Sie schaute ihn zunächst verständnislos an, lächelte dann aber auch. Sie drehte den Kopf wieder in Richtung Wagenkolonne und ihr Blick fiel auf einen blauen Golf, der ihnen entgegen kam. In diesem Wagen saß ein schmächtiger Mann mit schwarzen, teilweise aber schon grauen Haaren. Sein Blick kam ihr finster vor. Er drehte seinen Kopf und schaute Maria direkt in die Augen. Plötzlich lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. "Verdammt, den kenn ich doch" dachte sie. Nur wo sie ihn schon einmal gesehen hat, daran konnte sie sich nicht erinnern. Nur dass er Gefahr bedeutet, dass wusste sie. Sie richtete den Blick schnell auf den Transporter vor ihnen. Sie versuchte das Gesicht wider zu vergessen. Ralph hat dies alles nicht bemerkt und schaute selbst aus dem Fenster. Es hat mittlerweile angefangen zu Regnen und die bereits in fast vollständiger Dunkelheit verhüllte Landschaft bekam dadurch einen trostlosen Eindruck. Ralph seufzte und richtete seinen Blick wieder auf Maria, die immer noch auf den Transporter starrte. "Lukas" dachte sie. "Lukas heißt der Mann". Ihr Verstand versuchte herauszufinden, woher sie diesen Namen wusste. Denn sie konnte sich nicht erinnern diesem Mann schon einmal getroffen zu haben. "Maria?" Ralph tippte ihr auf die Schulter. Ruckartig drehte sie sich zu ihm. Sie sah aber nicht Ralph, sondern den Mann aus dem blauen Golf. "Öffne deine Augen und deinen Verstand" sprach er zu ihr. Seine Stimme hatte ein leichtes Beben in sich. Sie klang hart und rau, aber vertraut. "Es ist Zeit, dass du wiedergeboren wirst". Sie schloss kurz ihre Augen, dann war der Spuck vorbei. "Was ist los, Maria? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!" Ralph schaute sie immer noch an. Sie schluckte. "Nichts ist. Mir war nur schwindelig" sagte sie. Sie konnte es selbst nicht glauben, was sie gesehen hat. Was auch immer das war. "Und du bist sicher, dass du weiterfahren kannst?" Ralph schaute Maria besorgt an. "Klar" sagte sie und versuchte zu lächeln. Ralph bemerkte, dass das Lächeln nicht wirklich real war, vermutete aber dass sie einfach nur genervt von der Fahrt war. Sein Blick richtete sich wieder auf die Dunkelheit, welche die Straße einhüllte.
 

Die Wagenkolonne setzte sich wieder in Bewegung und Maria versuchte das ganze wieder zu vergessen während sich der Wagen langsam vorwärts bewegte. "Es ist nichts passiert. Du hast nur einen kurzen Moment einen kleinen Tagtraum oder etwas in der Richtung gehabt" dachte sie. Sie blickte wieder kurz zu Ralph und hoffte insgeheim auf eine Erklärung. Nein, es musste einfach eine Erklärung für sie geben. Der Regen prasselte auf die Scheibe und der Scheibenwischer hatte mühe, den immer stärker werdenden Regen zur Seite zu schieben. Die gesamte Straße war in rotes und weißes Licht getaucht, umgeben von völliger Dunkelheit. Ralph schaute immer noch nach draußen und schluckte, als er zwei gelbe Punkte in der Finsternis vorbeihuschen und in der Dunkelheit verschwinden sah. "Was war das? Ich kann mich nicht erinnern, dass dort noch eine weitere Straße oder ein Weg ist" sagte er zu sich selbst. Den Rest der Fahrt sprachen die beiden nicht miteinander.
 

Kurze Zeit später erreichten sie einen schmalen Schotterweg, welcher sanft an einem Hügel entlang lief. Man konnte bereits schon das Haus von Ralphs Vater sehen - oder zumindest die Lichter, die in den Zimmern leuchteten. Maria seufzte erleichtert und auch Ralph war froh, dass sie ihr ziel erreicht haben. Der Wagen kam neben dem Haus zum stehen. Die Tür des Hauses öffnete sich und Jürgen, so hieß Ralphs Vater, kam mit zwei Regenschirmen nach draußen. "Hier, damit ihr nicht so nass werdet" sagte er zu den beiden, als sie ausstiegen, und drückte ihnen je einen Regenschirm in die Hand. Der Regen hat nicht nachgelassen und so haben sich auf dem Schotterweg eine Menge Wasserlachen gebildet. Ralph lud das Gepäck aus dem Auto und folgte Maria und Jürgen ins Haus. Das Haus verfügte über 5 Zimmer, welche auf zwei Stockwerke verteilt waren. Flur und Wohnzimmer waren rustikal eingerichtet, viel Holz, und es roch dort sehr angenehm. Die Küche war hingegen in einem sehr modernen Stil. Der Herd war in der Mitte, umgeben von Arbeitsflächen, Schränken, einer Essecke und einer kleinen Bar. Ein Arbeitszimmer befand sich ebenfalls im unteren Geschoss, sowie ein großes Bad mit Sauna. Oben befanden sich zwei Schlafzimmer und ein WC mit Dusche. "Sag mal, lebst du immer noch alleine hier?" fragte Ralph und schaute seinen Vater dabei an. "Sicher doch. Das Haus ist abbezahlt, also warum sollte ich hier ausziehen? Vielleicht finde ich ja auch irgendwann noch einmal einen Menschen, mit dem ich zusammenleben kann", antwortet er. Ralph machte ein leicht überraschtes Gesicht. "Mutter ist erst seit 1 1/2 Jahre tot, wie kann er dann schon wieder nach einen anderen Partner umschauen?" dachte er. "Sorry, aber ich würde gerne duschen und etwas anderes anziehen. Ginge das klar?" fragte Maria Jürgen. "Äh, natürlich! Du kannst hier unten Duschen, warte ich zeige eben das Bad. Ralph, du kannst dir ja schon mal ein Kaffee oder so machen, du weißt ja, wo alles steht." antwortete er und führte Maria zum Bad. Ralph ging in die Küche, holte sich ein Glas Wasser und setzte sich dann im Wohnzimmer in den Sessel. "Hier hat sich in all den Jahren seit ich hier ausgezogen bin nichts verändert", dachte er. Er blickte in Richtung Kamin und fand dort ein gemaltes Portrait, von dem er fest der Meinung war, dass es Maria zeigen würde. Aber als er genauer hinschaute, erkannte er dass dies die alte Frau Niemann war. Frau Niemann war selbst schon eine Legende in Rheinstedt. Sie hat siebzig Jahre in dem Dorf gewohnt und ist dann von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Man hat sie niemals mehr gesehen. Sie galt als schrullige Frau, die immer wieder die Schauergeschichten über die Wolflegende erzählte. Auch er ist damals durch diese alte Dame mit dem Wolfsfieber, wie die Dörfler die Faszination an dieser Geschichte nannte, infiziert worden. Was aus der Tochter von Ihr geworden ist, wusste auch niemand. Als sie 18 war, ist sie aus Rheinstedt ausgezogen. Niemand hatte danach Kontakt mit ihr gehabt. "Seltsam, wie gut ich mich an die Niemann erinnern kann. Aber sie hat echt verdammt viel Ähnlichkeiten mit Maria", sagte er zu sich selbst. "Ja, das stimmt, das ist mir auch aufgefallen, als du mir Maria vorgestellt hast", sagte Jürgen zu ihm. Ralph hat nicht bemerkt, wie er wieder zurückgekommen ist und sich auf das Sofa gesetzt hat. "Maria ist aber in Bremen geboren worden, oder?" fragte er Ralph. "Hm, so genau weiß ich das nicht. Aber sie hat ihr ganzes Leben dort gelebt, das hat sie mir gesagt. Und bevor du fragst: Ihre Mutter ist viel zu alt um die Tochter von Frau Niemann zu sein", sagte Ralph und lächelte. "Wie ich merke kannst du immer noch meine Gedanken lesen, was Sohn?" "Da ist was dran", sagte Ralph, "ich konnte deine Sätze was immer fortführen."
 

"Sohn, ich glaube wir sollten gleich zum Thema kommen. Also, ich habe dir ja am Telefon gesagt, was wir bei dem Bau vom Einkaufszentrum gefunden haben. Leider ist dies nicht alles, was bis heute passiert ist" fing Jürgen an zu erzählen. Ralph trank einen Schluck Wasser und hörte interessiert zu. "Das ganze ging vor 4 Monaten los. Ein Autofahrer hat auf der Straße zur Autobahn einen Unfall gehabt. Er ist von der Straße abgekommen und im Feld gelandet. Als die Polizei ihn fragte, warum dies passiert ist, sagte er dass er einem Tier ausweichen wollte." "Hm, und?", fragte Ralph, "so was passiert immer wieder." "Nun ja", fuhr Jürgen fort, "er meinte, er wäre einem großen Wolf ausgewichen, der auf der Straße stand und in seine Richtung blickte. Der Fahrer war auch fest der Meinung, dass der Wolf zum Auto hin gesprungen ist als ob er ihn angreifen wollte. Er ist dem Tier ausgewichen und im Feld gelandet. Die Polizei hat ihm das alles natürlich nicht abgenommen und gemeint, dass er wohl nur einen Fuchs gesehen hat. Vor allem weil es hier ja keine Wölfe gibt." "Hm, nun ja, außer unseren Legendenwolf" fügte Ralph hinzu. "Genau", sagte Jürgen, "Letzten Monat wurde viele Tiere tot aufgefunden - Zerfleischt. Und heute halt das!" Er zeigte auf den Fernseher, auf dem gerade die Regionalnachrichten liefen. "Wieso? Was ist denn da passiert? Wie haben ja nichts gesehen, weil der Verkehr umgeleitet wurde" fragte Ralph. "Nun ja, ein Autounfall, so sagen es halt die Nachrichten. Aber ein Freund war nur drei Autos hinter dem Unfall selbst und berichtete was ganz anderes. Denn die Fahrerin des ersten Autos hat abrupt gebremst, dann ist ein zweites Auto aufgefahren. Er konnte gerade noch so bremsen uns sah, wie ein großes Tier auf das erste Auto gesprungen ist. Es heulte so laut, so dass er Schmerzen im Kopf verspürte. Dann hat die Frau versucht, auszusteigen und zu flüchten... das Tier hat sie allerdings erwischt und regelrecht zerfleischt. Danach ist es geflüchtet. Der Fahrer vor ihm war durch den Aufprall beim Unfall ohnmächtig geworden." "Und wie sehr kann man diesem einzigen Zeugen glauben?" fragte Ralph skeptisch. "Sehr, denn es ist Pater Friedrich." Pater Friedrich war der Pastor der Gemeinde. Er war trotz seines Glaubens weltoffen und verschloss sich auch nicht gegen moderne Einflüsse. Er versuchte erfolgreich eine Brücke zwischen Weltgeschehen, Technik, Forschung und Glauben zu schlagen. Der Legende gegenüber war er immer Skeptisch. "Hm, okay, von Pater Friedrich glaube ich nicht dass er sich das einfach ausdenkt. Also wird auch was dran sein", sagte Ralph. "So ist es. Nun, außerdem hat Bernd Schmidt das ganze bestätigt, zumindest dass man eine mies zugerichtete Leiche gefunden hat, welche wohl die Fahrerin des Autos war." Ralph grübelte. Bernd war einer seiner besten Freunde während seiner Schulzeit in Rheinstedt. "Wieso Bernd Schmidt? Was hat der denn damit zu tun?" "Habt ihr keinen Kontakt mehr seit damals gehabt?" fragte Jürgen. Ralph verneinte diese Frage. "Bernd hat eine Ausbildung zum Polizisten gemacht und arbeitet entsprechend hier als Streifenpolizist. Und er war einer der ersten, die hier vor Ort waren. Er hat berichtete, dass er kurz nachdem Sie angekommen hat, ein leises Knurren gehört hat. Er hat sich umgeschaut, aber es war ja schon sehr dunkel geworden. Aber dann hat er zwei gelbe Punkte in der Dunkelheit gesehen, die kurz darauf über den Hügel Richtung Obergansbach verschwanden." "Als wir um Stau standen, habe ich auch zwei gelbe Punkte gesehen, die Richtung Obergansbach verschwanden. Ich dachte allerdings, dass dies ein Auto wäre", sagte Ralph. "Wie denn? Dort führt ja keine Straße lang. Die einzige Straße geht von hier nach Obergansbach, und seitdem wurde auch keine neue gebaut."
 

Nebelschwaden zogen über den Rheinstedt und den umliegenden Hügeln, sie hüllten die Gegend in ein gespenstisches Grau. Nachdem Maria, Jürgen und Ralph eine Kleinigkeit gegessen hatten, gingen sie zu Bett. Maria blinzelte zu Ralph, der bereits schon schlief. Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn, legte sich hin und schloss die Augen. Ein paar Minuten später schlief auch sie tief und fest...
 

"Wir können so nicht weitermachen. Es kann nicht sein, dass dies unser Schicksal sein soll. Hanoba kann nicht so grausam sein. Wir hätten ihn nie beschwören dürfen". Eine junge Frau um die zwanzig Jahre lief unruhig um eine Feuerstelle, zwei weitere Frauen saßen in einer Ecke der Hütte, welche spärlich eingerichtet war. "Es war einfach ein großer Fehler" fuhr die junge Frau fort. Sie hatte ein langes, rotes Gewandt an. Ihre blonden Haare gingen ihr bis zur Mitte ihres Rückens, sie waren glatt und glänzten im Feuerschein. "Ganoia, das wissen wir. Aber wir haben keine Möglichkeit es zu verhindern" sagte eine der anderen beiden Frauen zu ihr. Sie war jünger, wohl um die 15 Jahre. Sie trug einen weißen Samtmantel. Ihr feuerrotes gelocktes Haar bewegte sich harmonisch im Luftzug, welcher durchs Haus ging. Ganoia schaute sie verständnislos an. "Karina leidet! Sie hat sich nicht unter Kontrolle, wenn es soweit ist!" sagte Sie und zeigte auf die dritte Frau. Sie war so alt wie Ganoia und wirkte unscheinbar in ihrem blauen Kleid. Ihre pechschwarzen Haare waren zu einem kunstvollen Zopf geflochten. Auf ihren Wangen konnte man das glitzern von Tränen sehen. "Du hast Recht, Falla. Ich leide. Aber manchmal füllt mich diese Macht mit Genugtuung. Ein Teil von mir will dieses Gefühl nicht missen!" Ganoia stürmte auf Karina zu. "Wie kannst du so etwas nur sagen? Tot und verderben kommen über dieses Land, und wir sind schuld!" In diesem Moment flog ein Stein durch eines der kleinen Fenster. Draußen war Rumoren zu hören. Falla blickte nach draußen. Dort versammelten sich an die vierzig Menschen, mit Fackeln und Mistgabeln, Dreschhlägel und Knüppeln bewaffnet. "Ganoia, Karina! Wir sitzen in der Falle" Ihr blick war sehr besorgt. Ganoia trat zur Tür und öffnete sie mit Schwung. "Lasst und in Ruhe! Sonst können wir für nichts garantieren!" rief sie der Menge entgegen. Einer von ihnen griff nach einem Stein und schleuderte diesen auf Ganoia. "Bohiona Gipolba!" flüsterte sie und hob die Hand. Ihre Haare wehten im Wind während sich zwischen ihren Fingern eine Lichtfläche bildete. Der Stein fiel in diesem Moment senkrecht auf den Boden. Stille kehrte ein. "Hexe!" rief plötzlich einer aus der Menge, welche sich Ganoia gleich darauf bedrohlich näherte. "Falla, Karina, wir gehen!" rief sie in die Hütte. Die anderen beiden kamen heraus und stellten sich neben ihr. Die Menge kam immer näher, als Ganoia wieder etwas flüsterte. "Dimonis Friga" und es bildete sich eine Schneise zwischen den Menschen, welche sich gegen ihren Willen bewegten. "Elias Bophanis Vo Domi" sprach sie. Die Menge blieb bewegungslos stehen. Die drei gingen langsam durch die Menschenschschneise und verschwanden im Dunkeln der Nacht. Die Blicke der Leute verfolgten sie, doch sie waren unfähig sich zu bewegen. Erst nach zehn Minuten wurden sie ihrem freien Willen übergeben.
 

Maria wachte plötzlich auf. Sie schaute sich um und realisierte erst nach 2 Minuten, wo sie sich befand. "Was für ein verrückter Traum" sagte sie zu sich selbst. Ihr Blick fiel auf Ralph, welcher immer noch schlief. Sie stand auf und ging ins Bad um etwas Wasser zu trinken. Als sie in den Spiegel blickte, sah sie nicht sich, sonder einer dieser Frauen in ihrem Traum. "Falla" sagte sie leise. Doch diese Person im Spiegel sah ihr nicht nur ähnlich, sie glich ihr bis aufs Haar. Sogar die kleine Narbe am Hals, welche sie seit ihrer Kindheit hatte, war im Spiegel zu sehen. Sie war eingehüllt in einem kurzen weißen Kleid. Aus dem Schatten des Flurs hinter ihr sah sie eine Person näher kommen. Geschockt drehte sich zur Tür herum, doch dort war niemand. Sie richtete den Blick wieder auf den Spiegel und sie schluckte einen Schrei herunter... Im Spiegel war nicht nur Falla, sondern auch der Mann aus dem Golf von heute Nachmittag zu sehen. "Erwache, Falla! Die Zeit ist gekommen, auf dass du wiedergeboren wirst!". Sie schloss kurz die Augen, und der Spuk endete so schnell wie er begonnen hat. Ihr Herz raste, und sie war naßgeschwitzt. Sie ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an, den Rest der Nacht konnte sie nicht mehr schlafen.

Ganoia

Ralph war überrascht, als er ins Wohnzimmer kam. Maria schaute ihn verschlafen an. "Seit wann bist du schon wach?" fragte er. Sie schaute auf die Uhr und überlegte kurz. "So seit ungefähr 6 Stunden", sagte sie und versuchte ein Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen. "Du bist schon seit zwei Uhr wach? Warum? Hast du etwa schlecht geschlafen?" "Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Ich habe einen sehr üblen Traum gehabt und der hat mir soviel angst gemacht, dass ich einfach nicht mehr im dunklen Zimmer liegen konnte. Und schlafen wollte ich auch nicht mehr." Sie schaltete den Fernseher aus, stand auf und ging langsam zu Ralph. Sie legte ihre Arme um ihn und schaut ihn mit großen Augen an. "Magst du mir vielleicht einen Kaffee machen? Ich brauch wirklich etwas, was mich wieder wacher macht", sagte sie und lächelte Ralph an. "Aber klar doch. Ich mach für uns alle Kaffee und Toast. Möchtest du mir nicht vielleicht erzählen, wovon du geträumt hast?" "Nein, ich möchte das alles nur noch vergessen." Sie richtete ihren Blick nach draußen. Es war schon sehr hell für diese Uhrzeit, der Himmel war strahlend blau und die Vögel zwitscherten laut. Die meisten Pfützen waren mittlerweile getrocknet, nur die großen waren noch nicht ganz verschwunden. Die beiden gingen in die Küche. Maria setzte sich an den Küchentisch während sich Ralph um das Frühstück kümmerte.
 

"Guten Morgen ihr zwei", rief Jürgen als er zur Tür hereinkam. Ralph schaut wieder auf die Uhr und kratzte sich leicht den Kopf. "Du warst schon unterwegs?" fragte er verwundert. "Ja, ich wollte etwas spazieren gehen. So einen schönen Morgen sollte man immer ausnutzen", grinste er. "Außerdem habe ich die Chance genutzt und die Zeitung aus dem Dorf mitgebracht." Er drückte Ralph die Zeitung in die Hand und setzte sich selbst zur Maria an den Küchentisch. Ralph legte die Zeitung zur Seite, griff im Schrank nach drei Tassen und stellte diese auf den Tisch, anschließend schenkte er Kaffee ein, nahm die Zeitung und setzte sich zu den beiden an den Tisch. Jürgen tippte auf die erste Seite der Zeitung. "Hier, das ist ein Artikel über den Unfall", sagte er. Wildunfall fordert ein Todesopfer stand dort. Ralph fing an, den Artikel laut vorzulesen...
 

"Rheinstedt. Am gestrigen Nachmittag kam es auf der Ausfallstraße nach Neustadt zu einem Unfall, bei welchem ein Bürger aus unserer Gemeinde ums Leben kam. Die Straße musste in Richtung Rheinstedt für eine Stunde gesperrt werden. Laut Polizeiangaben hat ein Autofahrer auf der regennassen Fahrbahn eine Vollbremsung gemacht, um nicht mit einem Wildtier zu kollidieren. Die Polizei gab an, dass es sich hierbei wohl um einen Fuchs handelte. Dich nachfolgenden Fahrzeuge konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhren dem ersten Fahrzeug auf. Wie die Polizei weiter berichtet, hatte der Autofahrer des ersten Fahrzeuges eben dieses verlassen, um zu schauen mit was er kollidiert ist und vermutlich wie groß der Schaden wäre. Da die nachfolgenden Autos auffuhren und im ersten Wagen weder Handbremse noch ein Gang eingelegt war, kam diese ins Rollen, erfasste den Autofahrer und überrollte ihn. Er starb noch an der Unfallstelle. Durch den Unfall und die daraus folgende Sperrung der Straße bildete sich ein Kilometerlanger Stau, der bis zur Autobahn reichte."
 

Ralph schaute verwundert zu Maria. "Was ist?" fragte sie. "Sag mal, wann genau hat es denn angefangen zu regnen?" fragte er. "Hm, so etwa eine halben Stunde nachdem wir in den Stau gekommen sind." Jetzt schaut auch sie verwundert. "Außerdem... wenn jemand abrupt bremst, dann fahren die nachfolgenden doch sofort auf und warten nicht, bis jemand ausgestiegen ist. Da hat aber jemand sicher sehr schlecht nachgeforscht." Ihr verwunderter Blick verwandelte sich in ein Lächeln. Sie tat den Bericht in diesem Moment als Unsinn ab. Ralph hingegen nahm das alles sehr ernst. Dann fiel sein Blick auf einen kurzen Artikel im unteren Bereich unter Verschiedenes. Wieder Vieh gerissen las er dort. Der Artikel berichtete darüber, dass ein Huhn wohl von einem Fuchs gerissen wurde. Das ganze wurde am selben Abend in Obergansbach entdeckt. Der betroffene Landwirt berichtete, dass er um acht Uhr abends zum letzten Mal nachgeschaut habe, da hat das Huhn noch gelebt. Eine Stunde später war es tot. Ralph rekonstruierte den Abend und bemerkte, dass er um ungefähr kurz vor acht die gelben Punkte gesehen hat die sich nach Obergansbach bewegten. "Also war das keine Einbildung", sagte er leise zu sich selbst.
 

Ralph nippte an seinem Kaffee, las sich den Zeitungsartikel noch einmal durch und schüttelte daraufhin den Kopf. "Ich glaube, ich fahre mal zur Redaktion der Zeitung", sagte er zu Maria. "Willst du mitkommen oder dich lieber etwas ausruhen? Du siehst immer noch recht mitgenommen aus." Maria blinzelte zu ihm herüber und schüttelte langsam den Kopf. "Ich bleibe hier", sagte sie. "Vielleicht kann ich ja jetzt etwas Schlaf nachholen. Irgendwie habe ich das wohl nötig." Sie lächelte Ralph an, schnappt sich die Tasse mit dem Kaffee und verschwand wieder in Richtung Wohnzimmer. "Ich lege mich etwas aufs Sofa", sagte sie und verließ die Küche. "Achtest du etwas auf sie, Vater?" fragte er Jürgen. "Sie scheint irgendwas zu haben, was sie uns nicht sagen will." Jürgen biss in sein Toast und nickte dabei. "Das werde ich machen, Sohn. Ich habe ja heute dafür Zeit." Ralph stand auf, griff nach dem Autoschlüssel, stieg ins Auto und fuhr los. Nach zwanzig Minuten erreichte er die Redaktion der lokalen Zeitung. Er stieg aus und ging hinein. Am Empfang saß ein junger Mann, welcher gerade die Post sortierte. Er richtete den Blick auf Ralph. "Kann ich Ihnen helfen?" fragte er freundlich und lächelte. "Ja." sagte Ralph, schaute kurz auf die Zeitung und suchte nach dem Kürzel des Reporters unter dem Artikel. "Wer schreibt für diese Zeitung unter dem Kürzel GHE?" fragte er den Mann. "Einen Moment bitte, ich schaue nach", sagte dieser und blätterte in einem Verzeichnis. "Ah, genau. Das ist Frau Heinemann", sagte er zu Ralph. "Sie müsste zur Zeit sogar in der Redaktion sein. Soll ich Sie bei ihr anmelden?" fragte er. Ralph überlegte kurz und nickte anschließend. "Ja bitte", sagte er. Der Mann griff zum Telefon, sprach kurz und legte wieder auf. "Bitte warten Sie hier einen Moment, Frau Heinemann wird gleich zu Ihnen kommen. Sie können sich solang dort hinsetzen." sagte er und zeigte auf eine kleine Sitzgruppe neben dem Eingang. Ralph bedankte sich freundlich, ging zur Sitzgruppe und setzte sich hin.
 

Maria starrte nun schon seit einer halben Stunde an die Decke des Wohnzimmers. Sie konnte einfach kein Auge zumachen und versuchte sich immer wieder an den Traum zu erinnern, den sie letzte Nacht hatte. Sie hatte noch die Gesichter vor Augen, welche die drei Frauen in ihrem Traum hatten. Und sie erinnerte sich langsam wieder an das, was sie in dieser seltsamen Sprache gesagt haben. "Ob das wohl Hexensprüche waren?" fragte sie sich selbst. Sie bewegt ihre Hand dabei so, dass ihre Handfläche zum Tisch zeigte. "Und was mag Bohiona Gipolba bedeuten?" In diesem Moment zuckte sie zusammen. Sie drehte schnell den Kopf und schaute zum Wohnzimmertisch, auf welchem sie die Tasse, welche sie aus der Küche mitgenommen hat, über den Tisch gleiten und dort am Ende des Tisches zu Boden fallen sah. Sie stieß einen kurzen Schrei aus, welchen Jürgen in der Küche gehört hatte. Er lief sofort ins Wohnzimmer und sah, wie Maria entsetzt auf die zerbrochene Tasse auf dem Boden starrte. "Was ist denn los, Maria?" fragte er. Maria brachte kein Ton heraus. Erst eine Minute später, in welcher Jürgen sie leicht schüttelte und immer wieder versuchte, sie zum Reden zu bewegen, verzog sich ihre Starre. "Ich... ich weiß nicht... ich weiß nicht, was los war", sagte sie mit zittriger Stimme.
 

Eine junge Frau kam langsam auf Ralph zu. "Guten Morgen", sagte sie und reichte ihm die Hand zum Gruß. Ralph stand auf und entgegnete dem Gruß. "Guten Morgen, Frau Heinemann. Mein Name ist Ralph Oetjen." sagte er und lächelte dabei, während er sie musterte. Sie war eine attraktiv aussehende junge Frau, vielleicht so um die fünfundzwanzig Jahre alt. Sie hatte blonde Haare, welche sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie war einen Kopf kleiner als Ralph und hatte eine schlanke Figur, bei welcher ihre etwas größere Oberweite sehr zur Geltung kam. "Man hat mir gesagt, Sie wollen mit mir sprechen, Herr Oetjen. Darf ich erfahren, um was es sich handelt?" fragte sie Ralph. "Aber sicher doch. Es geht um Ihren Artikel, der heute Morgen erschienen ist." Frau Heinemann schaute Ralph etwas verwundert an. "Stimmt etwas nicht mit dem Artikel?" fragte sie. "Das weiß ich noch nicht." sagte er. "Es geht um einige Details, die mich etwas verwundern", sagte er. "Können wir das vielleicht woanders bereden?" fragte Sie. "Hier um die Ecke gibt es ein Cafe. In der Redaktion ist ein Gespräch meist kaum möglich, vor allem wenn soviel los ist wie in den letzten Tagen. Sie wissen ja, der Leichenfund beim Bau des Einkaufszentrums, der Unfall gestern und den Sachbeschädigungen heute." Ralph schaute sie fragend an. "Sachbeschädigungen?" fragte er. "Das erkläre ich ihnen gleich", antwortete sie. "Ich hole eben meine Jacke und meine Handtasche. Bitte warten Sie einen kurzen Moment." Frau Heinemann verließ den Eingangsbereich und kam kurz darauf wieder zurück, geleitete Ralph hinaus und wies ihn den Weg zum Cafe.
 

Jürgen sammelte die Scherben vom Boden auf während Maria, immer noch leicht zitternd, einen heißen Tee trank. Sie verstand immer noch nicht, was passiert ist. "Vielleicht bin ich mit der Hand unterm Tisch hängen geblieben und habe ihn ein Stück hochgehoben, so dass die Tasse wegen dem Gefälle den Tisch heruntergerutscht ist", dachte sie sich. Doch sie wusste, dass dies nicht sein konnte. Doch es war eine Erklärung. Lieber eine Erklärung die vielleicht nicht ganz passt als zuzugeben, dass sie nicht wusste was passierte. Jürgen trug den Scherben in die Küche um sie wegzuwerfen, als es an der Tür klingelte. Er warf die Scherben in den Abfalleimer, ging dann zur Tür und öffnete sie. Maria schaute zur Tür hinüber. Die Stimme, welche von draußen zu hören war, kam ihr bekannt vor. "Guten Morgen Jürgen", sagte diese Stimme. Maria schluckte. "Woher kenne ich diese Stimme?" fragte sie sich selbst. "Oh, guten morgen Lukas. Was führt dich denn zu mir?" frage Jürgen. Maria zuckte wieder zusammen. "Lukas? DER Lukas, dessen Namen mir gestern einfiel, als ich den Mann im Wagen gesehen habe? Der Mann, der mir gestern im Traum erschienen ist? Nein... nicht IM Traum. Danach, im Bad!" sagte sie zu sich selbst. Sie spürte, wie sie wieder zu zittern anfing. Der Mann trat langsam in die Wohnung. Zunächst konnte Maria nicht viel sehen, aber dann trat der Mann ins Licht, welches durch die Küche in den Flur schien. Wieder schluckte sie. Der Mann war der gleiche, welcher ihr gestern im Golf entgegen kam. Die gleichen Haare, die gleiche Frisur, das gleiche leicht knochige Gesicht. Nur hatte er jetzt einen Bart. "Naja, ich wollte nur Transporter abholen. Ich habe die ja gestern gesagt, dass ich ihn heute brauche um den Sand zu meiner Baustelle am Haus zu transportieren." sagte Lukas. Jürgen nickte und drehte sich um. Dabei schaut er zu Maria. "Das ist die Freundin von Ralph, Maria Gunther." sagte er zu Lukas, welcher Maria freundlich anlächelte. "Guten Morgen Fräulein Gunther!" sprach er. "Und das ist Lukas Nimlein, ein Kollege von mir", sagte Jürgen zu Maria. "Gu... guten Morgen Herr Nimlein", stotterte sie. Lukas schaute Jürgen fragend an. "Sie hat die Nacht schlecht geschlafen und dann ist ihr vorhin auch noch eine Tasse auf den Boden gefallen", entschuldigte er Maria. "Naja, sowas kommt manchmal vor. Nur nicht unterkriegen lassen", sagte Lukas und lachte etwas. Dann griff Jürgen nach einem Schlüssel und beide verließen das Haus. Maria schaute den beiden durch ein Fenster hinterher. Sie zitterte wieder. "Das kann einfach nicht sein. Sowas verrücktes habe ich bis heute noch nie erlebt. Ein Traum kann doch nicht lebendig werden", dachte sie. Lukas stieg derweil in den Transporter, welcher neben dem Haus abgestellt war und verließ das Grundstück, während Jürgen wieder zurück ins Haus kam. "Na, noch etwas schreckhaft wegen dem Albtraum?" fragte er sie. Maria nickte. "Das geht vorbei. Trink noch etwas vom Tee, der wird dich beruhigen", sagt er und ging wieder in die Küche, schlug die Zeitung auf und las weiter.
 

"Sagen Sie, Frau Heinemann, was hat es mit den Sachbeschädigungen auf sich, von denen Sie vorhin gesprochen haben?" Beide saßen im Kaffee, Ralph hatte sich einen Cappuccino bestellt, Frau Heinemann trank einen Milchkaffee. "Darf ich Sie um eine Kleinigkeit bitten, Herr Oetjen?" fragte sie. Ralph nickt. "Ich mag es nicht besonders, wenn man mich mit Frau Heinemann anspricht. Mein Name ist Ganoia", sagte sie und lächelte Ralph an. "Nur, wenn Sie mich auch Ralph nennen", entgegnete er freundlich. "Gut, Ralph. Also kommen wir zum Thema. Heute Morgen, so gegen sieben Uhr morgens wurden eine Reihe von Autos zerkratzt, bei einigen wurden auch die Scheiben eingeschlagen. Leider gibt es keine Zeugen. Nur entstand dadurch ein großer Schaden." "Das kann ich gut verstehen. Aber was ich Sie eigentlich fragen wollte: Haben Sie zu dem Artikel von heute selbst recherchiert oder nur den Artikel verfasst?" fragte Ralph und trank einen Schluck von seinem Cappuccino. "Ich war gestern selbst vor Ort, wenn Sie das meinen, Ralph. Und ich weiß, was sie wirklich fragen wollen: Ja, der Bericht gibt nicht das wieder, was tatsächlich passiert ist. Aber leider darf ich Ihnen nicht sagen, was ich gesehen habe, denn es gibt eine laufende Untersuchung der Kriminalpolizei. Ich kann Ihnen nur sagen, dass wohl ein Mord untersucht wurde, denn die Person gestern starb nicht zufällig und schon gar nicht durch einen Autounfall. Mehr darf ich ihnen aber nicht sagen." Sie lächelte Ralph an. "Hm, das ist zwar nicht wirklich das, was ich erwartet habe, aber es bestätigt wenigstens meine Zweifel." "Tut mir leid, aber... ich würde Ihnen mehr sagen, aber ich darf einfach nicht. Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, werde ich natürlich darüber berichten." Ralph faltete die Zeitung wieder zusammen. "War das alles, was Sie wissen wollten, Ralph?" fragte sie. "Ja. Bis jetzt jedenfalls." antwortete er. "Was ist Ganoia eigentlich für ein Name", fragte er sie. "So einen Namen habe ich bis heute noch nie gehört". Sie nahm den letzten Schluck Milchkaffee, der sich noch in der Tasse befand. "Nun ja, da müssen Sie schon meine Urgroßmutter fragen, Ralph. Meine Eltern gaben mir nämlich ihr zuliebe diesen Namen, den ich genauso seltsam finde wie sie dies wahrscheinlich tun. Aber immer wieder gab es in unserer Familie diesen Namen, also ist er in unserem Stammbaum keine Seltenheit. Und wenn ich ehrlich bin, ich finde ihn ich nur exotisch, sondern auch sehr schön." sagte sie. "So, ich muss leider wieder los, Ralph." Sie stand auf. Ralph tat dies ebenfalls und schüttelte ihre Hand. "Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben, Ganoia." "Kein Ursache, sowas mache ich gerne." Sie wollte gerade in ihrer Handtasche nach ihrem Portemonnaie zu suchen als Ralph abwinkte. "Ich zahle schon", sagte er lächelnd und öffnete seine eigene Brieftasche, um der Bedienung den Betrag für die Rechnung zu geben. Dabei fiel ein Bild, was ihn und Maria zeigte, aus dem seiner Brieftasche und gleitete langsam zu Boden. Ganoia bückte sich und griff nach dem Bild. "Falla!" murmelte sie leise, was Ralph allerdings trotzdem gehört hat. Sie reichte Ralph das Foto. "Darf ich fragen, wer das Mädchen neben Ihnen ist?" fragte sie. Ralph nahm das Foto und steckte es wieder in seine Brieftasche. "Das ist meine Verlobte Maria", antwortete er. "Und ist sie zur Zeit auch hier in Rheinstedt?" "Tut mir leid, Ganoia, aber ich glaube nicht, dass mein Privatleben hier zur Sache gehört", sagte er in einem freundlichen, aber deutlichen Ton. "Tut mir leid", erwiderte Ganoia. "Ich wollte nicht so neugierig sein. Aber sowas liegt mir als Journalistin im Blut." sagte sie lächelnd. "Einen schönen Tag noch, Ralph. Und einen netten Gruß an Ihre verlobte." Ganoia verließ lächelnd das Cafe und winkte Ralph an der Tür noch einmal zu. Dieser schaute ihr hinterher und fragte sich, was sie wohl damit meinte, als sie den Namen "Falla" erwähnte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von: abgemeldet
2004-09-20T20:19:02+00:00 20.09.2004 22:19
Hier musst ich auch reinschauen. Klang sehr interessant und wurde bestätigt. Der Aufbau und der Stil gefällt mir. Der Gedanke an diesen Wolf....unheimlich. Und dieser Lukas...da kommt doch auch nochwas. Hoffe das du bald weiterschreibst. Möchte zu gern wissen was da noch alles hintersteckt.
Gruß
mizu
Von: abgemeldet
2003-10-28T06:43:46+00:00 28.10.2003 07:43
*ggg* armer Ralph. Maria ist wohl ganz schön schlecht gelaunt *gg* kann ich aber verstehen wenn man in Stau steht...
Bin schon gespannt was sie finden wen sie angekommen sind. *nervösaufdenfingernkau*
hoffentlich schreibst du balt weiter

ciau
Von: abgemeldet
2003-09-30T17:29:30+00:00 30.09.2003 19:29
Gefällt mir sehr gut. Besonders die Legende interesiert mich.
Schön weiterschreiben!!!!
Von: abgemeldet
2003-09-30T17:19:26+00:00 30.09.2003 19:19
Wirklich gut um nicht zu sagen absolut cool. Deine Story macht süchtig. Komm nicht auf die Idee aufzuhören!!!!
Von:  Motrix
2003-09-30T13:01:27+00:00 30.09.2003 15:01
Heyho, also sodele nuin hab ich diesen teil gelesen. also vorweg mach weiter so, es wird so langsam einige sklarer *aufteil1 und prolog zeig*... aber versuch das ganze nicht zu sehr durcheinander zu machen (gerad enicht mit vergangenheit gegenwart und woche früher,später etc.) . Also für mcih war das ganze sehr gut zu lesen, aber wie gesagt das mit den durcheinander, aber sonst super spannen, kann ich nur weiter empfehlen, und schwreib unbedingt so weiter, ändere nichts am still ^^

gruß mööö~öö
Von:  Motrix
2003-09-30T12:54:54+00:00 30.09.2003 14:54
QAlso, ich finde es fängt zu schnell an, ich weiß am anfang garmnicht was überhaupt los ist?, irgendwie eine bessere einleitung wäre gut, und schade ist das dieser teil wiede so schnell endet, naja weiter zu teil 2 :))
aber sonst, wiedermalö spannend und detailiert erzählt.
Von:  Motrix
2003-09-30T12:52:12+00:00 30.09.2003 14:52
Wie versprochen mein Comment.

Also hammer geil, weil das schon richtig fesselt. ist ziemlich spannend geschrieben ^^
also mal sehen wie deine anderen teile so sind, aber der hioer ist zwar etwas kurz, aber ziemlich detailiert und gut geschrieben


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