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Magnetismus

von

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Diese Woche sind`s Vampire

Mir sind beim nochmaligen schauen der Seasons 1 und 2 ein paar grobe Schnitzer in meiner Chronologie in den ersten Kapiteln aufgefallen. Einige habe ich jetzt korrigiert, andere habe ich, weil meine Geschichte sonst nicht mehr so richtig funktioniert hätte, so gelassen. Ich hoffe, niemand von euch hat sich bislang allzu sehr darüber geärgert.
 


 

„Vampire?“ Stiles schaute Scott ungläubig an: „Du verarschst mich doch! So etwas wie Vampire gibt es nicht!“

„Hallo! Dir ist klar, dass du das gerade mit einem Werwolf diskutierst? Also mal im Ernst: Nach allem was wir schon gesehen haben? Und Derek sagt immerhin, dass er sich sicher sei. Wir müssen also dringend etwas tun, wenn wir unser Team unversehrt wieder zurückbekommen wollen! Danny, Greenburg und die ganzen anderen: Alle weg!“

Stiles blickte sich auf dem Spielfeld um und musste zugeben, dass sich die Reihen seit zwei Tagen wirklich ganz schön gelichtet hatten.

„Diese Woche sind`s also Vampire!“ murmelte er genervt: „Ist dir schon mal aufgefallen, dass unser Leben ein ziemlich abgedrehter Fiebertraum ist, seit du dich von einem Werwolf hast beißen lassen?“ „Soll das heißen, ich bin irgendwie daran schuld?“ fragte Scott empört:

„Ach Blödsinn, Alter!“ erwiderte Stiles beschwichtigend: „Ich bin nur irgendwie schlecht drauf und mir geht dieser ganze übernatürliche Zirkus gerade ziemlich auf den Wecker.“

„Echt jetzt? Ich war immer der Meinung, du liebst das alles und bist süchtig nach dem Adrenalin.“ Scott runzelte die Stirn.

Stiles zuckte mit den Schultern:

„Zur Hölle! Vielleicht hat die ganze Sache in letzter Zeit ihren Glanz verloren? Oder vielleicht ist es einfach gerade `diese Zeit im Monat´. Was weiß ich?“

In Wirklichkeit wusste Stiles ganz genau, was mit ihm los war, aber er würde den Teufel tun und darüber sprechen.

Er war eine Woche lang mit hochgeschlossenen Pullovern herumgelaufen und hatte sich selbst beim Umziehen fürs Lacrosse-Training hinter seiner Spindtür versteckt, damit niemand die blauen Flecken auf seiner Brust sehen konnte, die Derek dort hinterlassen hatte.

Er hatte auch keinem von der Gehirnerschütterung erzählt, die er davon zurückbehalten hatte, dass Derek ihn gegen eine Wand geschleudert hatte wie einen Squash-Ball.

Er hatte sich einfach den Rest des Tages ins Bett gelegt und seinem Vater gegenüber Kopfschmerzen vorgegeben. Und das war ja nicht einmal gelogen gewesen: In seinem Schädel hatte in der Tat an diesem Tag ein ziemlich heftiges Unwetter getobt.

Und vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte einen Arzt aufgesucht, aber nun ja: Stiles stand nun mal nicht im Verdacht, sonderlich vernunftbegabt zu sein.

Nicht einmal Scott gegenüber hatte er sich etwas anmerken lassen.

Oder vielmehr insbesondere nicht Scott gegenüber, denn wenn sein bester Freund geahnt hätte, wie sehr ihm der Zusammenstoß mit dem Alphawolf körperlich zugesetzt hatte, wäre der mit Sicherheit losgegangen und hätte etwas sehr Dummes versucht.

Und wäre dabei möglicherweise verletzt worden.

Oder Schlimmeres, denn Derek war schließlich noch längst nicht über den Berg!

Stiles hatte das recherchiert: Die hormonelle Umstellung würde den Alpha noch einige Wochen lang aggressiver und irrationaler sein lassen, als gewöhnlich und so lange würde er ein Auge auf ihn haben müssen.

Warum er allerdings glaubte, dass ausgerechnet ihm (unterlegen, schwach auf der Brust und sehr, sehr menschlich) die Rolle des Raubtierdompteurs zufiel, blieb rätselhaft.

Vielleicht deswegen, weil er als Mensch ein Außenstehender in dieser ganzen Werwolfsache war und eine einzigartige Sichtweise mitbrachte?

Oder weil er bereits Scott damals nach dem Biss mit einigem Erfolg dabei geholfen hatte, mit den Veränderungen klar zu kommen und nicht überzuschnappen?
 

So viel anders konnte das doch mit Derek und seiner Alpha-Problematik auch nicht sein, oder?

Er war sich halbwegs bewusst, dass die Konfrontation, die er vor einer Woche mit Derek gehabt hatte, gefährlich gewesen war, dass es auf der Kippe gestanden hatte und dass es sehr gut auch viel schlimmer hätte ausgehen können.

Er hatte die mörderische Wut in Dereks Augen gesehen.

Warum er dennoch keine Angst gehabt hatte, wusste er selbst nicht so genau. Vermutlich weil er ahnte; nein, weil er wusste, dass es nicht sein Schicksal war, an diesem Tag durch Dereks Hände zu Schaden zu kommen.

Weil das Leben etwas anderes für sie beide vorgesehen hatte!

Und natürlich war er sich darüber im Klaren, dass solche Überzeugungen sehr gut auch ein Zeichen beginnender Wahnvorstellungen sein mochten.

`Killing with Kindness!´

Das war jetzt Stiles Strategie.

Und bislang war sie doch auch aufgegangen, richtig?

Darin wurde er zumindest durch das bestätigt, was in der Nacht geschehen war, nachdem Derek ihn verletzt hatte.

Stiles war plötzlich davon aufgewacht, dass er fremde Hände auf seinem Oberkörper gefühlt hatte. Er hatte die Augen geöffnet und gegen das Licht, welches durch sein Fenster schien, konnte er die vertrauten Umrisse von Derek erkennen.

Keiner von ihnen hatte in jenem Moment etwas gesagt.

Das war auch nicht nötig, denn Stiles wusste genau, was Derek tat. Er konnte es deutlich fühlen: Der Werwolf nahm ihm die Schmerzen!

Und das war weit besser als Blümchen und eine Karte mit der Aufschrift: `Sorry dass dich gefaltet habe wie einen Origami-Schwan und dass um deinen Kopf nun diese nervtötenden kleinen Cartoon-Vögelchen kreisen!´

Vom Stil her vielleicht ein wenig übergriffig, aber immerhin eine sehr nette Geste.

Derek musste auf dem Weg der Besserung sein, oder wenigstens Reue empfinden, wenn er mitten in der Nacht bei ihm auftauchte und die Krankenschwester mimte.

Und dann hatte er sich Derek für einen ganz kurzen Augenblick in einer knappen sexy Schwesternuniform vorgestellt und hätte beinahe laut losgelacht.

Doch im Grunde genommen war die ganze Situation überhaupt nicht witzig. Derek war vielleicht immer schon ein Arsch gewesen, aber gerade ging es doch irgendwie nur noch bergab mit ihm:

Er hörte einfach nicht damit auf, Scott zuzusetzen, damit er sich ihm anschloss.

Stiles gefiel auch nicht, wie Derek die Kids in seinem Rudel behandelte. Scheinbar waren sie für ihn ausschließlich Mittel zum Zweck; kaum mehr als Lakaien.

Und nicht zuletzt hatte er vor kurzem versucht, Lydia umzubringen, als er sie für den Kanima hielt. Auch wenn seine Gefühle für Lydia sich ein wenig verschoben haben mochten, er würde sie mit Sicherheit immer irgendwie lieben und er würde alles tun, um sie zu schützen. Sogar, sich vor sie stellen, in dem gut gemeinten und zum Scheitern verurteilten Versuch, Derek irgendwie aufzuhalten.

Und jetzt also auch noch Vampire! Als ob sie nicht schon genug Sorgen hatten, auch ohne dass Nosferatu auf einen Sprung hereinschaute.

Aber vielleicht war das andererseits gar nicht so schlecht! Wenn man Derek etwas zum Draufhauen gab, kriegte er sich ja möglicherweise umso schneller wieder ein?

Vorausgesetzt, es interessierte Derek überhaupt und er würde ihn und Scott unterstützen.

Stiles kehrte aus seinen düsteren Gedanken zurück zu Scott ins Hier und Jetzt auf den Lacrosseplatz: „Und unsere ganzen geschätzten Teamkollegen sind also nach dieser Party in der stillgelegten Papierfabrik verschwunden?“ fragte Stiles stirnrunzelnd: „Warum waren WIR eigentlich nicht dabei? Sind wir zu uncool, um zu so etwas eingeladen zu werden?“

„Wir haben Eltern, die sich kümmern!“ antwortete Scott und fügte listig hinzu: „Und die hatten dummerweise beide an diesem Abend keine Nachtschicht.“

„Ach deshalb!“ erwiderte Stiles mit einem kleinen Schmunzeln: „Also sollten wir wohl damit beginnen, dass wir uns heute Nacht mal am Tatort umschauen. Wirst du Derek bitten, uns zu helfen? Ich schätze, wir könnten Rückendeckung gebrauchen.“

Scott nickte unglücklich:„Ich höre ihn schon: Komm` in mein Rudel, dann kriegst du alle Unterstützung, die willst. Bla, bla,bla!“

„Du hast recht! Dumme Idee! ICH werde ihn fragen.“

Scott blickte ihn zweifelnd an, sagte aber nichts.

Stiles blickte sich misstrauisch in dem stillgelegten, verrotteten Bahnhofsgebäude um, dass Derek neuerdings sein zuhause nannte, seit es wegen der Verfolgung durch die Argents für ihn in seinem Haus nicht mehr sicher war.

Stiles war überzeugt, wenn Derek nur gewollt hätte, hätte er sicherlich ein heimeligeres Plätzchen für sich und seine Babywölfchen finden können, doch das hatte er nicht.

Er schätzte, dass diese Behausung; zugig, feucht, kalt, dunkel und halb verfallen, auch symbolisch war für seinen gegenwärtigen Gemütszustand:

„Welchen Grund sollte ich haben, euch bei eurem kleinen Reißzahnproblem zu helfen, Stiles? Sind wir etwa Freunde, oder so etwas?“ fragte Derek und es klang so kalt, dass Stiles ein kleines bisschen zusammenzuckte.

Aber so leicht würde er sich nicht abwimmeln lassen:

„Ich weiß nicht Derek? Vielleicht ist es so eine `eine-Hand-wäscht-die-andere-Sache´? Es ist nicht sehr lange her, als ich dich zwei Stunden lang in einem Swimmingpool am Leben und oberhalb der Wasseroberfläche gehalten habe, als der Kanima dich paralysiert hatte. Vielleicht willst du dich ja netter Weise revanchieren, indem du uns bei der Suche nach unseren Freunden hilfst?“

Stiles Stimme triefte vor Sarkasmus.

Und er behielt natürlich für sich, dass diese Lebensrettungssache durchaus auch einen persönlichen Lustgewinn für ihn bedeutet hatte – nicht in dem Augenblick, als es geschehen war selbstverständlich - das war einfach nur anstrengend gewesen und er hatte vom Strampeln im Wasser nach drei Tagen immer noch Muskelkater in den Beinen gehabt, aber immerhin waren sie sich in diesen beiden Stunden körperlich ziemlich nahe gekommen und ganz nebenbei hatte es Stiles die Möglichkeit gegeben, sich mit Dereks Anatomie vertraut zu machen – ganz legal!

Und zumindest im Nachhinein war das sehr...inspirierend gewesen.

„Du hättest durch deine Kooperation auch die Chance, dir wenigstens ein kleines bisschen meiner Achtung zurück zu verdienen!“ fuhr Stiles, aufgeblasen von unbegründetem Selbstbewusstsein fort.

Derek lachte hart:

„Warum sollte mir deine Achtung irgendetwas bedeuten? Für was hältst du dich eigentlich Junge, hmm?“

Stiles antwortet auf diese Frage nicht.

Nicht verbal wenigstens, doch der Blick den er Derek zuwarf, sagte mehr als tausend Worte und am Gesicht des Werwolfs konnte der Junge sehen, dass er mitten ins Schwarze getroffen hatte:

„Wann soll die Sache starten? Heute Abend?“ murmelte Derek also finster: „Du hast Glück, denn da habe ich zufällig auf meiner Tanzkarte noch etwas frei!“

Stiles nickte und widerstand dem Verlangen, breit und triumphierend zu grinsen:

„In Ordnung Hale! Tanzen wir! Bis heute Abend! Gegen acht?“
 

Als er wieder allein war, hätte Stiles vor Freude beinahe laut gejauchzt. Er hatte einen Trumpf ausgespielt, von dem er sich vorher eigentlich gar nicht sicher war, ob er ihn besaß.

Und nun hatte er die Bestätigung für...naja...Derek und seine Gefühle!“

Als sie sich vor der Papierfabrik trafen, stellte Stiles fest, dass Derek allein gekommen war:

„Na, Kumpel! Hast du dein Rudel vom Restposten-Markt heute mal zuhause gelassen? Es ist ja auch schon ganz schön spät und ich schätze, in dem Alter brauchen Welpen noch viel Schaf, richtig?“ Derek ließ ein Knurren vernehmen:

„Fein Stilinski. Ich kann auch einfach wieder gehen, kapiert?“

Derek machte Anstalten zu verschwinden, doch Stiles hielt ihn am Arm zurück:

„Ach komm` schon, Grummelwolf. Sei nicht so humorlos. Jetzt hast du deinen süßen Hintern doch schon von der Fernsehcouch geschwungen, also kannst du dich auch nützlich machen.“

Dereks Knurren wurde lauter:

„Aus, Stiles!“ befahl Scott scharf und erntete dafür einen verdutzten Blick von seinem besten Freund.

Seit wann gaben die Hundeartigen den Menschen denn die Kommandos?

Das wurde ja immer schöner!

Aber Wunder über Wunder: Stiles hielt seine Klappe.

Sie sahen sich in der dunklen Halle gründlich um, doch natürlich taten die verschwundenen Jungen ihnen nicht den Gefallen, ganz offensichtlich irgendwo mit ihren Entführern bei Tee und Keksen herumzusitzen:

„Woher wollt ihr eigentlich wissen, dass eure kleinen Spielkameraden nicht schon längst leergelutscht und irgendwo in einem See, einem Müllcontainer, oder sonst wo entsorgt worden sind?“ fragte Derek überaus feinfühlig:

„Der gute alte Optimismus!“ erwiderte Stiles gereizt: „Etwas, dass du vielleicht auch mal mehr in dein alltägliches Repertoire übernehmen könntest!“

„Ich denke ich weiß, wo wir suchen müssen!“ Mischte Scott sich ein und deutete auf einen, etwas verborgenen gelegenen Zugang zur Kanalisation in einer Ecke der Halle.

Derek nickte:

„Es ist typisch für diese Blutratten, sich im stinkenden Untergrund von Städten zu verstecken!“ kommentierte er: „Kein Sonnenlicht!“

„Und wie erledigt man diese Dinger überhaupt? Der gute altmodische Faustkampf, oder wie?“ Wollte Stiles wissen.

Als Antwort zog Derek zwei Holzpflöcke aus der Jackentasche, von denen er einen an Scott weitergab:

„Den hier, mit der spitzen Seite voraus ins Herz und dann muss hinterher nur noch einer zum Staubwischen kommen.“

„Aha! Also so wie bei Buffy!“ kommentierte Stiles begeistert und blickte in Dereks leeres Gesicht:

„Die Vampirjägerin?“ fügte Stiles im Versuch einer Erklärung hinzu.

Immer noch kein Erkennen in Dereks Mimik und darum gab Stiles auf und fragte anstatt dessen:

„Wo ist mein Pflock?“

„Weißt du, wie viel Kraft man braucht, um angespitztes Holz in eine Brust zu treiben?“ fragte Derek.

Stiles zuckte mit den Schultern und Derek fuhr fort: „Mehr als du je haben wirst, Kleiner!“ Und an Scott gerichtet erkundigte er sich: „Kommst du?“

„Hey! Und was ist mit mir?“ beschwerte sich Stiles sogleich:

„Stiles! Bleib!“ befahl Derek.
 

Schon wieder diese Hundekommandos!

Das war jetzt wirklich nicht mehr witzig!

„Aber...“ setzte Stiles zu einem Protest an, in welchem er sogleich von Derek unterbrochen wurde:„Da unten ist es eng. Wir wissen nicht, mit wie vielen Vampiren wir es zu tun haben und du bist ungeschickt und im Kampf absolut nicht zu gebrauchen. Dich halten sie allenfalls für einen Snack! Du bleibst hier, weil wir dich sonst nicht wirksam beschützen können!“

„So, so! Na dann mal los ihr tapfere Kerle. Bringt mir einen Reißzahn als Souvenir mit. Ich hüte dann hier so lange das Herdfeuer, einverstanden?“ erwiderte Stiles beleidigt und kickte ärgerlich eine, am Boden liegende Bierdose beiseite.

Als Stiles wieder allein war, hockte er sich auf das, nun leere DJ-Pult und ließ die Beine baumeln. Die Dämmerung setzte ein und durch die Fabrikfenster fiel nicht mehr viel Licht herein. Und es war ganz schön einsam hier ohne die Anderen, stellte er mit einem Mal fest. Er schlang fröstelnd die Arme um seinen Oberkörper und lauschte eine ganze Weile in die Stille hinein.

Und dann hörte er Schritte auf sich zukommen!

„Sieh´ an! Was haben die beiden Hündchen denn da für mich zurückgelassen?“

Stiles konnte nicht sehen, wer da mit ihm sprach.

Die Stimme klang sexy und kehlig und vollbrachte überdies das Kunststück, zur selben Zeit unwahrscheinlich anziehend und dennoch tendenziell furchteinflößend zu sein:

„Wer ist da? Wieso versteckst du dich im Schatten?“ rief Stiles selbstbewusster, als er sich fühlte: „Sei ein braves Monster und zeig dich, damit ich dich sehen kann!“

Es ertönte ein beinahe gesungenes Lachen:

„Sieh´ an!“ Raunte die Stimme: „Der Knabe hat Mut!“

Und dann trat der Vampir aus dem Schatten und nahm neben Stiles Platz.

Woher dieser wusste, dass er es mit einem Vampir zu tun hatte?

Nun, die Reißzähne gaben einen ganz guten Hinweis darauf.

Stiles Körper spannte sich an. Er nahm seinen Mut zusammen und musterte das Wesen neben sich eingehend: Der Vampir war auffallend schlank, von der eleganten Erscheinung eines Tänzers und trug einen japanisch anmutenden Anzug in schwarz mit Stegknöpfen, welcher der körperlichen Erscheinung ausgesprochen schmeichelte. Das Gesicht war bleich und wunderschön, die Haare kinnlang und dunkel gefärbt. Lediglich die türkisfarbenen Augen verrieten, dass in diesem Körper eine uralte Seele steckte.

Stiles sah genau hin, doch er konnte beim besten Willen nicht sagen, ob er einen Mann oder eine Frau vor sich hatte.

Seltsam!

Der Vampir streckte vorsichtig eine Hand nach Stiles aus und legte sie an dessen Gurgel:

„Was für einen wunderschönen weißen Hals du hast! Wie stehst du dazu, diesen für die Ewigkeit zu erhalten? Zusammen mit dem attraktiven Rest von dir?“

Attraktiv, ja?

Stiles war nicht zurückgezuckt, als der Vampir ihn berührt hatte:

„Konservieren? Wie denn?“ stotterte er nervös: „Tupperware?“

„Du bist witzig!“ kommentierte der Vampir:

„Ja richtig! So ist das bei mir.“ Erwiderte Stiles: „Wenn ich starr vor Angst bin, bringt das meinen jedes mal Witz zum sprühen. Sag´ mal, liegt es vielleicht im Bereich des Möglichen, dass du mich am Leben lässt?“

„Aber hast du denn nicht zugehört, Junge? Ich habe dir doch sogar gerade ewiges Leben angeboten.“

Erwiderte das androgyne Nachtschattengewächs schmunzelnd und es klang irgendwie wie ein sehr schmutziges Angebot:

„Ewiges Leben, wie? Zumindest, solange niemand mit einem angespitzten Zweig vorbeikommt zumindest!“ antwortete Stiles ein wenig nervös: „Machst du das denn mit jedem Tom, Dick und

Harry der vorbeikommt so? Du fragst ihn einfach, ob er ein Vampir werden will? Müsste es dann nicht wesentlich mehr von deiner Sorte geben?“

Der attraktive Blutsauger schenkte Stiles ein kleines Lächeln:

„Keineswegs! Ich habe mir seit fast zweihundert Jahren keinen Gefährten mehr erschaffen. Ich habe wohl auf ein Gesicht wie deines gewartet!“

Stiles schluckte:

„Gefährte sagst du? Was bedeutet das denn genau?“

Der Vampir lächelte wieder und die Hand, die bis gerade eben noch an Stiles Hals gelegen hatte, wanderte nun sehr langsam weiter nach unten über seine Brust, seinen Bauch und...

...hey, Moment Mal!!

Und in diesem Moment waren Stiles und der Blutsauger plötzlich nicht mehr unter sich. Derek stürzte sich brüllend auf sie beide, während Scott sich mit den sechs vermissten Jungs, die allesamt ziemlich blass, angeknabbert und mitgenommen aussahen, ein wenig im Hintergrund hielt.

Derek hatte seinen Pflock im Anschlag und ging auf den Vampir los, doch trotz seiner (oder ihrer?) schmächtigen Erscheinung, hatte der Blutsauger offensichtlich einiges auf dem Kasten. Ein einziger Streich der Rechten reichte aus, um den Alpha-Wolf quer durch den Raum zu schleudern:

„Die Anderen habt ihr wohl erledigt vermute ich?“ fragte der Vampir bedauernd: „Tja, was soll´s! Sie waren jung. Mit MIR solltet ihr zwei Köter euch allerdings besser nicht anlegen. Ich bin mehr als zweitausend Jahre alt. Ich habe die Kreuzigung live gesehen. Und ich wäre heute nicht hier, wenn ich einfach zu töten wäre!“

Ohne auf die Worte des Vampirs zu hören, machte nun auch Scott einen Angriffsversuch – mit ebenso mäßigem Erfolg, wie zuvor Derek. Auch er bewies bei seinem Flug durch die Fabrikhalle seinen aerodynamischen Qualitäten und blieb nach seinem Aufprall zunächst einmal ein wenig benommen am Boden liegen.

Nun wandte sich der Vampir wieder Stiles zu, legte sanft die Hände auf dessen Schultern und zog ihn nah; sehr nah zu sich heran:

„Mir wird es hier gerade zu ungemütlich, aber wenn du es irgendwann satt hast, auf dieses Tier dort zu warten...“ er deutete auf Derek, der gerade mühsam versuchte, sich vom Boden aufzurappeln: „...dann musst du mich einfach nur rufen! Ich werde kommen, Süßer!“

„Ich werd` s mir merken!“ Konnte Stiles gerade noch mit zittriger Stime sagen, ehe er geküsst wurde, wie noch nie zuvor.
 

Wow!
 

Zweitausend Jahre Erfahrung machten sich wirklich bezahlt, schoss es Stiles durch den Kopf. Als sich der Vampir wieder von ihm löste, wäre Stiles beinahe auf die Nase gefallen, wenn er oder sie ihn nicht aufgefangen hätte:

„Hey Kleiner! Willst du mal was Cooles sehen?“ fragte der Blutsauger zwinkernd. Und noch ehe Stiles etwas erwidern konnte, hatte der Vampir sich in eine große Fledermaus verwandelt und flog davon.

„Musstest du ihm…oder ihr, oder was auch immer das Ding war wirklich deine Gurgel anbieten, wie irgendein Flittchen?“ fragte Derek später, als alles vorbei war knurrend.

Huh!

Flittchen?

Merkwürdige Wortwahl, oder nicht Hale?

War da etwa jemand eifersüchtig und bildete sich ein in Sachen Beißerei irgendein besonderes Vorrecht zu besitzen?

„Du weißt, dass diese Dinger es nur auf deinen Körper abgesehen haben, oder?“ fragte Derek ärgerlich

„Endlich mal einer!“ gab Stiles schulterzuckend zurück und schmunzelte in sich hinein:

„Was ist das für ein Gesichtsausdruck, Stilinski?“ fragte Derek scharf.

´Wie? Was? Ach das! Das ist nur die gute, alte, ekelerregende Selbstzufriedenheit darüber, dass ich dir mittlerweile so ins Blut gegangen bin; um es mal vampiristisch auszudrücken, dass du mich auf keinen Fall mit irgendeiner anderen Kreatur der Nacht teilen willst, Kumpel. Weiter nichts.´

Laut sagte Stiles:

„Wovon sprichst du bitte? Was für ein Gesichtsausdruck? Das ist dieselbe, gewöhnliche, wiederkäuende Einfalt, die ich alle Tage zu Markte trage. Nichts Besonderes!“

„Jetzt mal ganz im Ernst, Stiles.“ versuchte Derek es mit Vernunft: „Das war eine ziemlich gefährliche Situation. Wieso bleibst du nicht besser zuhause, wenn wir solche Ausflüge machen?“

„Keine Sorge, Alter! Ich hatte alles im Griff. Ich hatte nämlich einen Plan!“ behauptete Stiles:

„Ach ja?“ fragte Derek skeptisch: „Und welchen?“

„Ich hätte mich beißen und verwandeln lassen und wäre dann jetzt Teil der dunklen Seite der Macht! Dann hätte sich die Sache mit `Stiles, dem armen, schutzbedürftigen Kätzchen´ ein für alle Mal erledigt!“

„Ist das eigentlich pathologisch bei dir. Hast du dir mal überlegt, warum du immer das letzte Wort haben musst, Stiles?“ Wollte Derek wissen.

Der Jüngere gab vor, über die Frage nachzudenken und erwiderte dann:

„Der Grund ist wohl die natürliche Überlegenheit meines Geistes, gepaart mit der feststehenden Tatsache, dass alle Anderen den ganzen Tag lang so viel dummes Zeug reden, dass ICH dann wieder berichtigen muss!“

Derek stöhnte augenrollend:

„Du bist echt eine Nervensäge, Stilinski!“

„Ich halte dich auf Trab!“ erwiderte Stiles mit einem schiefen Lächeln: „Das hält dich jung, Hale!“

Als Derek später allein in seinem Schlupfwinkel war und versuchte, ein wenig zu schlafen, erlaubte er sich ein paar sehr private Gedanken, die er im Leben niemals vor irgendwem zugeben würde. Nicht mal unter Androhung von Gewalt:

Dieser Stiles ließ sich von seiner aggressiven Abwehr einfach nicht beeindrucken, so wie alle anderen, egal ob Mensch oder Wolf und rückte ihm damit näher als irgendein anderes Wesen. Beinah ging er ihm bereits unter die Haut und das war so quälend und gleichzeitig so befreiend, dass es beinahe nicht zu ertragen war.

Das Einzige, was Derek jetzt noch tun konnte, um diesen Burschen auf Distanz zu halten war, eine seiner unzähligen Mord- und Verstümmelungsdrohungen in die Tat umzusetzen. Aber waren wir einmal ehrlich: Das würde er nicht tun. Nicht einmal in einer Vollmondnacht.

Es tat nur dann und wann einmal gut, es sich detailreich auszumalen!



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