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Urlaub auf göttliche Art

Kapitel 16 Up
von

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Traumreisen

"Urlaub auf göttliche Art"

Eine Ranma ½ Fanfiction

von Yalene
 

Disclaimer:

Die Figuren gehören bekanntermaßen Takahashi-sama und Fujishima-sama.

Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen FFs sind reiner Zufall.
 

Kommentare der Autorin sind am Ende des Kapitels zu finden.
 

"...gesprochen..."

*...gedacht...*

'...betont...'

LAUTE GERÄUSCHE
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~

Kapitel 4: Traumreisen

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Doch diese Frage konnte bis zum Ende des Abendessens unausgesprochen bleiben.

Die Zeit verging, die Schüsseln leerten sich auf wundersam schnelle Weise. Schneller jedenfalls als es sonst im Chiba-Ken-Tempel üblich war, was nicht wenig an dem männlichen Part der Neuankömmlinge lag. Bis...

Ranma legte die Stäbchen auf den Tisch und stellte die nun schon zum achten Mal geleerte Schüssel daneben. Dass Belldandy die ganze Zeit in der Lage war, Nachschub liefern zu können, war fast schon ein Wunder.

"Schluss, Aus, Ende! Ich kann nicht mehr. So gut dein Essen auch schmeckt, Belldandy, ich bekomme keinen Bissen mehr runter." Mit diesen Worten lehnte er sich satt zurück und hielt sich den Bauch. "Ich glaube, ich hab mich überfressen."
 

Akane war ja schon viel von ihm gewöhnt, aber dass er so viel verputzen konnte war selbst für sie erstaunlich. Von den anderen, die dem Ganzen nur stillschweigend zusahen, soll hier lieber nichts erwähnt werden. Tadelnd erhob sie die Stimme.

"Du bist doch selbst schuld. Hättest ja nach der sechsten Schüssel aufhören können. Aber nein, der Herr musste ja weiter essen. Dein Vater ist nicht hier, also brauchst du auch keine Angst haben, dass dir jemand dein Essen streitig macht."
 

Ranma verengte die Augen und spähte zu ihr hinüber. Er wusste, was gleich kommen würde, aber das war es ihm wert. "Das musst du gerade sagen. Du hast doch selbst vier Schüsseln Reis und jede Menge Beilagen hinter geschlungen. Von wegen 'mein Vater'! Du hast doch nur Sorge, dass ich dir zu viel wegesse. Dabei hättest du 'ne kleine Diät nötig, Pummelchen."
 

Es sah so aus, als wolle er noch etwas sagen, aber Akanes Ellenbogen war schneller und teilte ihm mit, dass sie keine weiteren Kommentare mehr zu hören wünschte.

Die vier Personen, die ebenfalls mit am Tisch saßen, sahen interessiert zu.

Als Akane die Blicke bemerkte, wurde sie leicht verlegen und nahm errötend den Arm aus Ranmas Gesicht.
 

"Sag mal, Ranma, tut das nicht weh? Oder ist das bei euch normal?", fragte Keiichi verwundert.

Der Angesprochene rieb sich die schmerzende Nase. "Ich bin daran gewöhnt. Dieses Machoweib hier", er deutete auf Akane, "reagiert fast auf alles so, was ich sage."
 

ZACK

Und der Reislöffel dekorierte sein Gesicht.

"Sag ich doch."

WHAMM

Der Reiskocher folgte.
 

Die jüngste Tendo explodierte innerlich. "Du hast doch selbst Schuld daran. Da ich aus deinem Mund immer nur Beleidigungen höre, kannst du von mir auch nichts anderes erwarten!"

Sie hmpfte kurz, zwang sich selbst unter Kontrolle und ließ das Thema dabei bewenden.
 

Belldandy lächelte fröhlich vor sich hin. "Nun ja, ich würde sagen, ihr zwei führt eine recht lebhafte und temperamentvolle Beziehung."

Ein leises Stöhnen kam vom Fußboden, dort, wo Ranma zurzeit lag.

"Wohl eher eine zornerfüllte und explosive, was natürlich nur von einer Person verursacht wird und das ist A..."
 

RUMMMS

Eben von ihm angedeutete Person vollführte gerade eine recht gute Imitation des Vesuvs zu Pompejis Zeiten. "Wirst du jetzt wohl endlich still sein!"

Sie sah auf den Hammer in ihren Händen. "Nanu, wo hab ich denn den plötzlich her? Das ist doch nicht mein Hammer."
 

Die jüngste Göttin des Hauses, welche von dem Schauspiel teils fasziniert und teils schockiert war, sprach beinahe zögerlich in der Angst, dass das kurzhaarige Mädchen sich vielleicht ein neues Ziel suchen könnte. "Das ist meiner. Du hast wie aus einem Reflex heraus zu ihm gegriffen. Verhaust du ihn öfters so?"

Sie blickte mitleidig auf die in den Boden gerammte Gestalt.
 

Akane nickte energisch, noch immer über die Worte ihres Verlobten verärgert. "Meistens hilft nur das, ja. Wie soll ich mich denn sonst gegen ihn wehren? Aber wozu brauchst du einen Hammer? Noch dazu einen so großen?"

Sie betrachtete ihn nun näher. Der Stiel maß mindestens einen Meter in der Länge und der Kopf war ca. 20 cm lang und etwa 8 cm breit.

Mit einem Fragezeichen auf der Stirn gab sie Skuld die Leihgabe wieder zurück.
 

Diese erklärte grinsend. "Den brauch ich, um meine Lieblinge zu bauen. Du musst wissen, ich bin nämlich im Umgang mit Maschinen und Elektronik ein Genie. Außerdem ist er schon so eine Art Markenzeichen geworden. Da fällt mir ein, ich muss dir noch unbedingt Banpai vorstellen..."

Während der Unterhaltung hatte Belldandy den Tisch abgeräumt. Als sie wieder ins Zimmer kam, bemerkte sie, dass sich am Boden etwas regte.

"Oh, ich glaube Ranma ist wieder bei Bewusstsein."
 

Akane würdigte ihn keines Blickes. In ihrem Inneren kämpfte sie mit sich, ihm nicht doch noch eine runterzuhauen. Doch wollte sie sich hier nicht so gehen lassen und entschied sich für einen vorläufigen Waffenstillstand.

"Da Ranma nun auch wieder zuhören kann... Belldandy, du hattest gesagt, du wüsstest eine Möglichkeit, wie wir mit unseren Familien reden könnten."
 

Die Angesprochene setzte sich wieder an den Tisch und faltete die Hände.

"Ich fürchte, direkt sprechen wird nicht funktionieren. Aber wir können eine Botschaft übermitteln."

Urd, die sich bis jetzt nur dem verprügelten Ranma gewidmet hatte, zumindest in Gedanken, richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf ihre Schwester.

"Und an was hast du da gedacht? Selbst hingehen?"

"Nein. Es gibt einen viel einfacheren Weg. Und zwar über die Traumebene."
 

Ranma rappelte sich vom Boden auf. "Was ist das?"

"Die Traumebene ist eine Art Bewusstseinsdimension. Dabei rede ich nicht von einer parallelen Welt, sondern von einer vierten Dimension neben unseren hier wahrnehmbaren drei Länge, Breite und Höhe."

Die Augen der jungen Tendo weiteten sich voller Staunen. "Es gibt noch mehr als diese?"

"Ja, es gibt insgesamt elf. Da diese Welt hier aber auf Naturgesetzen beruht, die nur an diese drei Dimensionen gebunden sind, kann man die anderen nicht wahrnehmen. Aber sie existieren und die Traumebene ist eine von ihnen."

Akane hörte fasziniert den Ausführungen von Skuld zu. Und da sollte noch wer behaupten, Nerima wäre ein verrückter Ort mit allerlei seltsamen Begebenheiten. Zugegeben, seit Ranma dort residierte war es wirklich so, aber für die Anwohner und speziell die Tendos war das Chaos ja schon fast Alltag. Hier hingegen gesellte sich dazu noch die Magie. Und die Aussage in sich war schon fast verrückt.

"Aber wenn wir sie nicht wahrnehmen können, wie wollt ihr dann mit ihr arbeiten?"
 

Skuld hatte die Frage erwartet. Erstaunlicherweise hatten Ranma und Akane sich schnell an den Fakt gewöhnt, dass sie es hier mit Göttinnen zu tun hatten, aber es war nicht einfach sich an alles zu gewöhnen, was für Belldandy, Urd, Skuld und mittlerweile auch Keiichi normal war. "Wir können mit unserer Magie auch die Zeit beeinflussen. Das heißt aber nicht, dass wir so ohne weiteres ohne unsere Zauberhilfsmittel in die Vergangenheit reisen können. Verstehst du? Man kann sie beeinflussen, aber nur durch übersinnliche Hilfe. Wenn es nicht so wäre, dann könnte zum Beispiel alles was du träumst Realität werden. Denn dann wäre die Traumebene auch wahrnehmbar."

Akane lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ihre schlimmsten Kindesalbträume schienen sich auf einen Schlag ins Gedächtnis zu drängen und vor ihrem geistigen Auge lebendig zu werden. Sie konnte es sich schon fast bildlich vorstellen, wie riesige Ungeheuer jede Nacht in ihrem Zimmer auftauchten. Ein wahrhaft verstörender Gedanke.
 

Belldandy nahm den Faden wieder auf. "Ich kann nun mit eurer Hilfe und die eines Zauberspruches Kontakt zu ihr aufnehmen. Da sie wie die anderen zehn auch überall existent ist, kann ich über sie in die Träume eurer Familien sprechen."

Akane und Ranma machten große Augen. So etwas hätten sie nie erwartet! Von einer Welt in eine andere mit Hilfe von Träumen sprechen. Wer glaubt so was auch schon?
 

"Ich würde vorschlagen, wir machen es gleich heute Nacht. Dann machen sich ihre Eltern nicht unnötige Sorgen.", fügte Urd, die lange Zeit geschwiegen hatte, fast beiläufig hinzu.

Plötzlich waren alle Augenpaare auf sie gerichtet. Solch einen fast menschliche Gefühle anmutenden Vorschlag hatten sie von ihr nicht erwartet.

"Was ist? Hab ich was im Gesicht oder warum starrt ihr mich so an?"

Skuld fand als erste ihre Stimme wieder. "Urd, bist... bist du krank? Du wirkst so... mitfühlend."

Eben selbige rümpfte die Aussage missbilligend die Nase. "He, was soll das heißen? Ich bin immer um das Wohl anderer besorgt. Das ist meine Lebensaufgabe."
 

Man konnte Keiichi förmlich ansehen, dass er diese Aussage als weniger wahrheitsgemäß empfand als Urd es lieb gewesen wäre. *Ja klar. Und der Weihnachtsmann hält sich den Osterhasen und den Yeti als Haustiere in seinem Landhaus auf Atlantis.*

Da Belldandy bereits einen heraufziehenden Streit und somit eine Menge explodierte und von Blitzen gegrillte Gegenstände sah, lenkte sie schnell wieder vom Thema ab. "Urd, ich glaube du hast Recht. Würdest du bitte schon mal die Schale holen? Und du Skuld, bitte hol das Wasser, ja?"

Was sollte man tun? Diesem Lächeln konnten selbst die beiden nichts abschlagen.

Also zogen sie von dannen und die Einrichtung durfte noch etwas länger leben.
 

Akane blickte ihnen verwundert nach. "Ist das normal bei denen? Die sind ja fast so schlimm wie wir beide."

Ihr Verlobter nickte unwillkürlich zustimmend. "Ich glaub sogar fast, sie sind schlimmer."

Des Studenten Blick war ebenso auf die sich entfernenden Rücken gewandt. "Ich würde sagen, ihr seid gleich gut. Aber lasst euch nicht davon täuschen. Sie sind trotz allem zwei Schwestern, die sich lieben. Wenn auch auf ihre Art und Weise."

Im Haus konnte man die Schreie der sich liebenden Schwestern hören. "Urd, ich hasse dich!" "Na warte, das kriegst du zurück!"
 

Zwei Augenpaare richteten sich auf Keiichi.

"Hehe, wie gesagt..."
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Die Nacht breitete ihren Schleier aus. Sterne und Mond zeigten unverhüllt ihr Antlitz.

Die Menschen beziehungsweise Göttinnen, die den Chiba-Ken-Tempel bewohnten, versammelten sich wieder im Wohnzimmer. Doch war ihr Anliegen ein wichtigeres als das gemütliche Beisammensein.
 

Auf dem Tisch hatte Urd eine große silberne Schale gestellt.

Skuld, die beauftragt worden war, Wasser für die Beschwörung herbeizubringen, hatte dies in einer kleinen Amphore neben die Schale gestellt.

Akane, Ranma und Keiichi nahmen an der Stirnseite des Tisches Platz, die drei Göttinnen stellten sich ihnen gegenüber an die andere Seite des Tisches, an dessen Ende auch die Schale stand.

Belldandy erhob als erste das Wort. "Ich werde jetzt versuchen, mit eurer Familie über die Traumwelt Kontakt aufzunehmen. Um diese Uhrzeit müssten sie eigentlich schon schlafen. Ranma, Akane, kann ich bitte jeweils ein Haar von euch haben?"
 

Ranma zupfte sich ohne große Gegenwehr eines seiner Haare aus dem Zopf. Er gab es Skuld, die an ihn herangetreten war und es entgegennahm. "Aber wofür braucht ihr es?"

Akane hatte ihrerseits eines von ihren Haaren an Urd ausgehändigt, welche es, genau wie Skuld, in die Schale vor Belldandy legte.
 

Urd, den Blick unverwandt auf das silberne Gefäß gerichtet, setzte an es zu erklären. "Belldandy will versuchen, in die Träume von speziellen Personen einzudringen. Dazu muss sie die gesamte Traumebene absuchen. die aber alle Realitäten umfasst. Um nun genau eure Welt zu finden, braucht sie so etwas wie eine Spur. Und diese liefern ihr eure Haare."

Akane schien das zu verwirren, was nicht sonderbar verwundern dürfte. "Aber wieso denn das? Wie können sie ihr denn bei dieser Aufgabe schon helfen?"

"Jede Welt hat eine bestimmte Signatur. Man könnte es mit einem Fingerabdruck vergleichen. Ihr tragt die Signatur eurer Welt in euch. Eure Haare werden in den Zauber einbezogen und sollen ein Wegweiser zu eurer Heimat sein."
 

Belldandy nickte zustimmend. Doch die Haare allein wären nicht ausreichend gewesen. "Aber ihr müsst euch während meiner Suche auch die ganze Zeit auf eure Eltern und Geschwister konzentrieren. Ich versuche eure Empfindungen und Gedanken aufzunehmen und diese Personen zu finden. Es kann also eine ganze Weile dauern. Glaubt ihr, dass ihr es schafft?"
 

Ranma grinste. Da hatte sie die richtigen Leute gefragt. „Ein Ranma Saotome ist noch nie vor einer Herausforderung davongelaufen oder hat aufgegeben. Ich schaffe es."

Seine Zuversicht schien ebenso Akane zu erfassen. "Ich auch. So schwer kann es ja nicht sein, an seine Familie zu denken."
 

„Nun gut, dann können wir anfangen. Skuld, du und ich, wir werden Belldandy überwachen und ihren Weg verfolgen, sodass sie nicht verloren geht. Hältst du das aus?"

Man konnte von Urd sagen, was man wollte. Sie war egoistisch, zickig und unverantwortlich, mischte sich in alles ein, besonders das, was sie nichts anging und sie nutzte die Naivität von Menschen skrupellos aus.

Aber sie tat alles, was in ihrer Macht stand, sei es mit fairen oder unfairen Mitteln, um die zu schützen, die sie liebte. Und dabei würde sie auch sich selbst aufopfern. Doch das ist eine Urd, die leider viel zu selten zu Tage trat.
 

Und Skuld hasste es, wenn man sie für zu schwach hielt, eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen. "Pah, ich bin doch kein Kind mehr. Und keine Angst, Belldandy, ich werde auf dich aufpassen. Ich lass doch meine große Schwester nicht im Stich."

Ein warmes Lächeln war die Antwort.

Dann kniete Belldandy sich vor die Schüssel und machte sich bereit.
 

Keiichi schenkte seiner Freundin ein aufmunterndes Lächeln. Er hoffte dies würde weniger von seiner Sorge verraten, die er innerlich verspürte. "Viel Glück und pass auf dich auf, ja?"

Seine Worte erwiderte die Angesprochene mit einem Kopfnicken und dankbaren Gesichtsausdruck.

"Macht euch bereit. Schließt jetzt bitte eure Augen und konzentriert euch auf eure Familienmitglieder. Erinnerungen an vergangene Tage, Vertrautheiten, das alltägliche Leben bei ihnen, ihre Stimmen und ihre Gesichter. Seht dies alles vor eurem inneren, geistigen Auge und lasst es all eure Gedanken einnehmen."
 

Ihre Stimme hatte eine hypnotisierende Wirkung. Die beiden hatten die Augen bereits geschlossen und waren wie in einem leichten Schlaf. Doch trotz allem nahmen sie noch alles wahr, was um sie herum geschah.

Nun griff Belldandy nach der Amphore, schaute noch einmal in die Gesichter ihrer Schwestern, die neben ihr knieten und zuletzt in das Keiichis.
 

Dann öffnete sie die Amphore und goss den Inhalt in die Schale. Während sie das tat, sprach sie den Zauberspruch und ihr Körper fing an zu leuchten. Es war ein schwaches Licht und verbreitete Ruhe und das Gefühl von Geborgenheit.

"Hört mich an, Morpheus, Gott des Traumes. Ich bin Belldandy. Lasst mich ein. Öffnet mir die Tür zur Welt der Träume, denn meine Suche führt mich dahin."
 

Das Wasser in der Schale begann Wellen zu schlagen und als es sich beruhigt hatte, sah man auf der Oberfläche die Traumwelt. Doch diese war nicht etwa ein üppiger Garten, dem Paradies gleich. Nein, eigentlich konnte man nur so etwas Ähnliches wie Wolken erkennen. Es hatte eine gewisse Vergleichbarkeit mit dem, was Ranma und Akane bei ihrer Reise in die Welt der Göttinnen erlebt hatten. Doch dieses hier war greifbarer, wirklicher.
 

Nun hatte Belldandy das Gefäß wieder auf den Tisch gestellt und schloss die Augen. Leise murmelte sie den zweiten Teil der Beschwörungsformel vor sich hin. Immer und immer wieder dieselben Worte.

"Wegweiser, vernehmt meinen Ruf. Steht mir bei, bei meiner Suche. Führt mich. Führt mich zu euren Landen. Weist mir den Weg, den eure Herren beschreiben. Zeigt mir die Wesen, die ihre Gedanken einnehmen. Führt mich in ihre Träume."
 

Die Zeit verging und noch immer hatte sich nichts geändert. Man merkte, wie Ranma, Akane und auch Belldandy langsam ermüdeten. Belldandys Worte wurden immer unverständlicher, denn noch immer murmelte sie die Formel vor sich hin damit der Kontakt nicht abbrach. Vor Anstrengung bildeten sich kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn.
 

Ihre Schwestern wachten über sie und schauten ununterbrochen auf den Wasserspiegel. Durch ihre göttlichen Sinne konnten sie fühlen, dass Belldandy weitersuchte und dabei unvorstellbare Entfernungen durchquerte. Doch spürten sie auch, dass Ranma und Akane kämpften, nicht ihre Konzentration zu verlieren. Und das war angesichts der bereits verstrichenen Zeit eine achtbare Leistung. Sie sollten noch öfters davon überzeugt werden, dass es sich bei den beiden um wahre Kämpfer handelte, die niemals aufgeben würden, egal welchem Feind sie gegenüber standen.

Und so standen sie auch diesen Kampf aus.
 

Dann schien sich bei Belldandy eine Veränderung bemerkbar zu machen. Sie hob den Kopf, der bis jetzt abgesunken auf ihrer Brust geruht hatte, an, ließ die Augen aber geschlossen und verkündete mit sicherer Stimme: "Ich habe sie gefunden." Und tatsächlich erschien auf dem Wasser erst das Gesicht von Kasumi, dann von Soun, Nodoka, Nabiki und schließlich Genma.

"Wacht nun auf, Ranma und Akane."
 

Kaum hatte sie die Worte gesprochen, öffneten Besagte die Augen. Urd bedeutete den beiden und Keiichi, näher zu kommen. Sie versammelten sich alle um die Schale und blickten gespannt auf die Oberfläche. Wieder flimmerten die Gesichter darüber hinweg.

"Das sind sie. Da sind meine Schwestern und das ist mein Vater. Wie geht es nun weiter?" Akanes Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch wurde sie in dem totenstillen Raum sehr gut gehört.
 

Belldandy, scheinbar noch immer in dem Zauber gefangen, antwortete ihr mit einer Stimme von fast überirdischem Klang. "Bündelt all eure positiven Empfindungen für sie in einem Gedanken. Versucht es. Ich werde ihn auffangen und ihn mit meinen Worten zu ihnen in ihre Träume schicken. Sie werden nicht wissen, wo ihr seid, sie werden nicht wissen, was mit euch passiert ist. Aber sie werden die hundertprozentige Sicherheit haben, dass es euch gut geht, dass ihr versorgt seid und dass ihr zurückkehren werdet. Mehr kann ich ihnen und auch euch nicht geben. Helft mir, indem ihr ihnen einen Teil eures Vertrauens in meine Worte vermittelt."
 

Ranma und Akane nickten nur und schlossen wieder die Augen. Man konnte sehen, wie sie sich entspannten. Die Ruhe, die Belldandy ausstrahlte, schien auf die beiden überzugehen. Sie breitete sich aus und ließ sie jetzt nur einen Gedanken haben: Den an ihre Familien und Freunde, dass sie sich nicht zu Sorgen brauchten.

Belldandys Stimme erklang erneut. "Ihr schlafenden Seelen, die ihr Furcht in euch tragt um die, die nicht bei euch sind, habt keine Angst. Lasst die Hoffnung auf ein Wiedersehen eure Herzen erfüllen. Sie werden wiederkehren in die vertraute Heimat. Sie sind wohlauf und voller Mut. Vertraut meinen Worten so wie sie es tun. Sie werden wiederkehren zu denen, die sie lieben und von denen sie geliebt werden."
 

Auf der Wasseroberfläche konnte man nun die vor Zufriedenheit und Ruhe strahlenden, schlafenden Gesichter sehen. Doch das Bild wurde dunkler und verschwand dann gänzlich. Auch das Licht, welches von Belldandy ausging, nahm an Kraft ab und bald war es aus dem Raum entwichen. Akane und Ranma öffneten die Augen und sahen glücklich in die Runde.

Nicht dass es Ranma wichtig gewesen wäre, dass sein Vater sich keine Sorgen zu machen brauchte. Nein, das tat der eh nicht. Aber seine Mutter wollte er ohne Angst um seine Unversehrtheit wissen. Und dass Akane erleichtert war, ihren Vater und ihre Schwestern nicht zu beunruhigen, war selbstverständlich.
 

Urd nickte der erschöpften Belldandy anerkennend zu. "Nicht schlecht, Schwesterherz. Das hast du gut gemacht. Und nun ruh dich aus."

Keiichi war sofort nach Beendigung der Beschwörung zu Belldandy geeilt und hielt sie nun im Arm. Besorgt sah er zu ihr hinunter.

"Und? Ist alles in Ordnung mit dir?"

Ein lächelndes Gesicht sah ihm entgegen. "Ja, jetzt schon. Keiichi, ich bin so furchtbar müde..." Noch während sie das sprach, fielen ihr immer wieder die Augenlider zu.

"Ich bring dich in dein Bett" In seiner Stimme lag eine unglaubliche Wärme.
 

Zusammen mit Skuld begleitete er Belldandy zu ihrem Zimmer, wo er aber schon bald von der kleinen Göttin hinausgeworfen wurde, da Belldandy Schlaf benötigte. Unnötig zu erwähnen, dass Skuld nicht wollte, dass Keiichi die Nacht bei ihrer Schwester verbrachte, in welcher Weise auch immer.
 

Ranma und Akane hatten dem interessiert zugesehen. Nachdem die drei aus dem Zimmer verschwunden waren, wurde Urd auch schon befragt.

"Sag mal, Urd… Keiichi und Belldandy sind doch ein Paar, nicht wahr?"
 

Die Angesprochene nickte. "Ja, sind sie. Aber sie wären mit ihrer Beziehung schon sehr viel weiter, wenn Skuld nicht immer dazwischen gehen würde. Aber ist ja jetzt auch egal." Sie streckte sich und gähnte herzhaft. "Aah, Gutes zu tun ist ganz schön ermüdend. Ich geh jetzt schlafen und das solltet ihr auch."
 

Und schon war sie aus dem Zimmer verschwunden. Ranma und Akane sahen sich noch einmal an und machten sich dann ebenfalls auf den Weg in ihre Zimmer, die sie für einige Zeit ihr zu Hause nennen würden.
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Der Morgen war noch nicht hereingebrochen. Die Sterne strahlten in dieser Welt mit der gleichen beruhigenden Kraft. So kam es Akane jedenfalls vor. Und wenn sie hier auf dem Dach saß und zu ihnen hinaufsah, fühlte sie sich nicht ganz so verloren.
 

Ein Geräusch hinter ihr ließ sie aufschrecken.

Sie dreht sich um und erblickte eine ihr vertraute Gestalt.

"Ranma? Du hier?"

Ihr Angetrauter sah überrascht aus, sie hier oben zu sehen. Offenbar hatte er so wenig wie sie damit gerechnet, dass jemand um diese Uhrzeit anzutreffen war, geschweige denn auf dem Dach saß. "Du konntest wohl auch nicht schlafen. Es ist irgendwie ungewohnt hier, finde ich."
 

Er setzte sich neben sie und lange Zeit sagte keiner von beiden etwas. Sie hingen ihren Gedanken nach und wollten einfach nur nicht alleine sein.

Jetzt fielen Akane auch wieder Belldandys Worte ein. 'Ihr beiden kennt euch und könnt euch gegenseitig Trost spenden. Das ist sehr viel besser als wenn du ganz alleine wärst.’

Im Nachhinein betrachtet hatte sie damit Recht. Es hatte etwas angenehm Vertrautes, ihn neben sich zu haben. Selbst wenn man nicht miteinander sprach.
 

Doch eine Frage brannte Akane schon die ganze Zeit auf der Zunge und schließlich durchbrach sie die Stille. "Ranma, kann ich dich was fragen?"

"Mhm, klar, was gibt's?" Sein Blick war noch immer auf die Sterne gerichtet.

"Du erinnerst dich doch bestimmt noch, wie Urd gesagt hat, dass ihre Programme hier unsere Daten nicht verarbeiten können?"

Er nickte. "Ja, aber ich hab ehrlich gesagt nicht richtig kapiert, was sie damit gemeint haben."
 

Das verstand Akane nur zu gut. Sie fand, dass es für einen Tag genug Informationen gewesen sind. Doch als sie gestern Nacht allein in ihrem neuen Bett lag, ging es ihr noch einmal durch den Kopf. "So wie ich das verstanden habe, ist unser Leben hier und auch das von allen anderen Menschen so eine Art Computerprogramm. Und wir sind fremde Daten. Wenn wir also nicht verarbeitet werden können, dann kann es sein, dass dein Fluch hier gar nicht funktioniert."
 

Ranma horchte auf. "Meinst du wirklich? Aber wenn ich es recht bedenke, stimmt, ich bin bis jetzt noch nicht mit kaltem Wasser in Berührung gekommen. Au Mann, das wär ja klasse. Ganz wegzaubern mag ja nicht gehen, da sie ihrer Sprüche nicht auf uns anwenden können, aber vielleicht bleibe ich wenigstens vor ihm in dieser Welt verschont.

Das werde ich dann am Morgen sehen. Ich geh jetzt aber erst mal wieder ins Bett und gönn' mir 'ne Mütze voll Schlaf."

Er stand auf und sprang vom Dach. "Gehst du auch?" Sein Gesicht richtete sich wieder nach oben.
 

Die junge Tendo war immer wieder von seiner Akrobatik beeindruckt, doch das würde sie ihm niemals sagen, würde er sie doch mit dem Wissen aufziehen wollen. "Nein, ich bleibe noch etwas hier sitzen."
 

Ranma zuckte nur kurz mit den Schultern. "Wie du willst. Aber verkühl dich nicht, Pummelchen." Er hatte langsam gefallen daran gefunden, sie so zu nennen. Ein weiterer Spitzname, der in seiner Ruhmeshalle der Beleidigungen gleich neben Machoweib seinen Platz fand. Und der genauso wirksam war. Noch bevor er im Haus verschwinden konnte, hatte Ranma auch schon einen Dachziegel per Luftpost in Empfang genommen.
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Die Nacht wich dem Morgen und für Ranma wurde es Zeit zu testen, ob er wieder als Teilzeitmädchen herumlaufen würde müssen, oder ob er mal Glück haben sollte.

Er ging deshalb noch vor dem Frühstück ins Bad. Der Moment der Wahrheit.
 

Was Ranma allerdings nicht wusste war, dass Urd bemerkt hatte, wie er schon im Bad verschwunden war und ihm nun hinterher schlich. Sie hoffte auf einen Moment der ungestörten Zweisamkeit am Morgen, da es ja zwischen ihm und Akane nicht so sonderlich gut zu stehen schien.

Sie entkleidete sich und legte die Hand an die Tür...
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~

Ende

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Danksagung für Kommentare geht an:

- Nex_Caedes: Danke. ^^ Es gibt ja nicht viele Crossover zwischen den zwei Serien, aber das war auch das reizvolle daran.

- Tamaryn: Harr, bei den beiden selbstbewussten Frauen ist das ja schon so gut wie vorprogrammiert. :3
 

Ich bin jeden Formen der konstruktiven Kritk, schwärmenden wie scheltenden Kommentaren und sonstigen Meinungsäußerungen nicht abgeneigt. Sie werden meinerseits auch sicher nicht negativ aufgefasst.
 

So far,

Yalene.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-09-11T14:55:20+00:00 11.09.2003 16:55
Ist echt klasse!!!
Bitte ganz schnell weiterschreiben
Von:  mitsuki11
2003-09-10T15:03:01+00:00 10.09.2003 17:03
Ich find es sehr gut! Und ich freue mich schon auf die Scene im Badezimmer! Wo Ranma dann auf Urd trifft!


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