Dunkelheit
Dunkelheit
Langsam taste ich mich durch den dunklen Gang, ich fühle nassen, kalten Stein unter meinen nackten Füßen.
An meinen Gelenken ziehe ich schwere Eisenketten hinter mir her.
Ihr klirren hallt unheilvoll an den hohen Wänden wieder.
Ich friere, denn nur ein dünnes Leinenkleid bedeckt meinen geschundenen Körper und ein eisiger Wind bläst durch den Tunnel und lässt mich zittern.
Das einzig wärmende ist das Blut, welches an meinem Leib herunterläuft.
Wo bin ich nur?
Meine Beine schmerzen von der langen Wanderung, sind taub von der Kälte.
Werde ich je wieder Tageslicht sehen?
Plötzlich höre ich Geräusche hinter mir.
Ich versuche zu rennen, doch die Ketten hindern mich daran, zerren immer mehr an meinem wunden Fleisch.
Ich falle auf die Knie, meine Kräfte lassen mich im Stich und ich fühle Schwindel aufkommen...
...und plötzlich wird es kalt...
Vorsichtig öffne ich die Augen.
Grelles Licht umgibt mich...
Eine dunkle Stimme redet zu mir...doch ich höre nur dumpfes Gemurmel.
Ein kräftiger Schlag trifft mein Gesicht...ich friere...
Ich blinzle leicht und erkenne eine riesige Gestalt vor mir.
Aber sie war nicht menschlich.
Eine lange schwarze Kutte hüllte sie ein.
Ein lachen, so grausam kalt wie der Tod, hallt in meinem Kopf wieder.
Ich bin angekettet, an einer modrigen, kahlen Wand.
"Du bist für immer mein!"
Kalte Hände greifen nach meinem Gesicht, ziehen meinen Kopf ruckartig nach vorn...
ich schaue in helle,blaue Augen...
Sie sind kalt...doch so lebendig...
"Stirb für mich! Gib mir deine unsterbliche Seele und du wirst für immer von diesen Qualen erlöst."
"Warum soll ich sterben?"
Meine Worte hallen brüchig und fahl von den Wänden wieder...
"Ich will dich in meine Welt holen..."
Die dunkle Stimme erklingt so klar in meinem Kopf...
...nichts zu verlieren...
"Erlöse mich...bitte..."
Tränen liefen mir die Wangen herunter.
Die großen Hände griffen wieder nach mir.
Ein Ruck ging durch mein Innerstes...
...dunkler Engel...gefallen...
schwarzes Haar...schwarze Flügel...
"Nimm mich mit, bitte!"
Ich schrie die Worte.
Plötzlich erfasste ,ich eine angenehme Kälte, mein Herz hörte auf zu schlagen und mein Blick wurde trüb.
Er nahm meine Seele mit sich und mein Körper liegt noch heute dort in diesem Kerker und verwest.
Meine Seele lebt in einer anderen Welt weiter...ohne Schmerz...ohne Trauer...ohne Erinnerung...
Kälte, Tränen die meine geschundenen Wangen hinunter fließen...
"Du wolltest mich doch erlösen...", flüsterte ich in die Finsternis.
Eine schwere Hand legte sich auf meine Schulter.
"Zeig mir wie stark du bist und ich gebe dich frei..."
Unter Schmerzen, die sich wie tausend nadeln durch meinen Körper bohrten, schrei ich auf, wehre mich dagegen.
Mit angstverzerrtem Gesicht schaue ich auf und Blicke blauen Gletschern entgegen, die mich vergessen ließen.
"Warum tust du mir das an, warum?"
Meine tränenerstickte Stimme flehte regelrecht nach dem Ende.
"Zeig mir deine Stärke, deine wahre Gestalt!"
Verwirrung...Schmerz...
Was wird noch geschehen?
Was bin ich...
Ein blutroter Mond scheint am Himmel, sendet seine Strahlen auf die kalkweiße Haut und brachte sie regelrecht zum glänzen.
Nackt und ohne Schutz steht sie da, das Haupt gen Himmel gereckt.
Das schwarze Haar fällt bis auf ihre Hüfte, ihre dunklen Augen voller Tränen, von schwarzen dichten Wimpern umgeben.
Auf ihrem Rücken prangen riesige schwarze Flügel, so wunderschön und von blutrotem Schimmer durchzogen.
sie wurde verbannt, geschändet, gequält, seid ihrer Geburt verdammt...
Aus der Hölle geflohen... meine geliebte Seele Sonja...
