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Psiana aus der Gegenwelt

von

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"Ich leide ..."

Ohne Psiana an meiner Seite fühlte ich mich komisch. Wie lange wollte Giratina es noch in der Gegenwelt behalten? Nach dem Ding im Landgut rannte ich bis nach Herzhofen und quartierte mich sofort im Pokémon-Center ein, es war schon dunkel. Schlafen konnte ich allerdings schlecht. Horror-Visionen malte ich mir aus, wie Gregory und Hannah in mein Zimmer stürmen und mich sofort umbrachten oder irgendwas in diese Richtung. Das gefiel mir gar nicht. Aus einem Dachfenster konnte ich auch nicht sehen, nur an eine weiße Decke. Viele Kleinigkeiten die mir nicht sehr behagten. Zum Glück war ich so sehr erschöpft nach diesem Tag, weshalb die Horror-Visionen irgendwann verblassten und sich die weiße Decke in meinen Gedanken zu einem Panorama-Glasdach verwandelte. So schlief ich dann doch irgendwann ein.
 

Ich hörte Tornupto bedrohlich knurren, doch ich schlief noch. Das konnte nicht sein. Plötzlich riss ich die Augen auf und schnellte hoch. Ohne mir die Augen reiben zu müssen stand Tornupto tatsächlich auf allen Vieren in der Raummitte und knurrte die Tür an. Diese war einen Spalt offen. Doch ich wusste ich hatte sie geschlossen. Ich wusste allerdings auch, dass Tornupto in seinem Ball war. Es hat sich wohl selbst gerufen, vielleicht zu meinem Schutz?

Ich stand auf und beruhigte Tornupto erst einmal. Es hörte auf zu knurren und bekam sogleich einen kleinen Frühstückshappen. Ich wollte raus auf den Gang schauen, um die Ursache für Tornuptos Verhalten zu erfahren, doch ich musste gar nicht auf den Gang. Ein Brief lag vor der Tür im Zimmer. Während sich mein Feuerigel auf dem Boden zusammenrollte und noch etwas schlief öffnete und las ich den Brief.
 

Hey Nathaniel,

da du jetzt bestimmt nicht mit mir reden möchtest, schreibe ich dir lieber diesen Brief und hoffe du wirst ihn durchlesen.

Zuerst tut es mir Leid. Die ganze Sache mit dem Landgut tut mir aufrichtig Leid, Nathaniel, das musst du mir glauben.

Es war alles nicht so geplant und sollte eigentlich zu deinen Gunsten ablaufen. Doch ich hab‘s mal wieder vermasselt. Irgendwo hoffe ich einfach, dass du mich noch magst, mir noch vertraust, so wie damals, als wir zusammen trainiert haben und zusammen diese Reise durchstehen wollten. Ich weiß, es lag und liegt an mir, dass wir jetzt nicht mehr zusammen unterwegs sind, doch auch das war nicht so geplant. Eigentlich wollte ich durch dich all das hinter mir lassen.

Aber gut, ich möchte das auf sich beruhen lassen und dir nicht etwas vorsülzen, nur damit wir uns wieder näher kommen.

Mein Vater ist auf eine gewisse Weise beeindruckt von dir. Er sagte, würde er mehrere wie dich im Team Rocket haben, würde er schon die ganze Welt regieren. Er mag dein Selbstbewusstsein, dein Auftreten, deine Überheblichkeit. Natürlich, sagt er, ist das vielleicht nur so, weil du ein Pokémon wie Psiana besitzt, doch für ihn schmälert das deinen Auftritt nicht. Besonders als ich ihm gesagt habe, dass du das ganze Landgut ohne Psiana aufgeräumt hast, war er schier begeistert. Wieso er so begeistert ist, obwohl er quasi vernichtend geschlagen wurde, darfst du nicht mich fragen.

Leider habe ich ihm auch gesagt, dass irgendein Ding aus einem lila Strudel Psiana mit in die Tiefe gerissen hat. Davon war er nicht mehr so begeistert, aber ich glaube, du weißt was das war und wirst Psiana vielleicht schon wieder haben.

Ich bin vorerst mit meinem Vater nach Kanto gegangen. Ich habe diesen Trottel Dwayne da gelassen, wo er war. Ich werde nicht mehr mit ihm reisen. Bald werde ich sowieso wieder in Sinnoh sein, dann gibt es keinen Dwayne mehr für mich. Aber ich hoffe, wir werden uns früher oder später über den Weg laufen und werden vergangene Dinge aus der Welt schaffen und womöglich gemeinsam weiterreisen.

Bis dahin … Ciao

Deine Hannah
 

Schwierig diesen Brief im ersten Moment einzuschätzen. Als allererstes gingen mir verschiedene Theorien durch den Kopf. War ihr Vater daneben gesessen, hat er diesen Brief mitgeschrieben? War das alles die Wahrheit? Wieso ging sie jetzt mit ihrem Vater nach Kanto und kommt dann irgendwann zurück und soll nichts mehr Böses im Schilde führen? Als würde sie nicht weiterhin von ihrem Vater beauftragt bekommen, mein Psiana zu stehlen. Alles etwas irreführend, doch ich beschloss den Brief nicht wegzuschmeißen. Sollte sich etwas aus diesem Brief nicht bewahrheiten, habe ich einen Beweis. Einen von ihr geschriebenen Brief in dem sie sich ja anscheinend um 180° Grad drehen will. Das möchte ich wissen. Doch am meisten stört mich dieser vermeidliche Anbaggerversuch ‚Deine Hannah‘. Was sollte das denn bitte? In letzter Zeit war sie sicher nicht ‚Meine Hannah‘ gewesen und das wollte ich auch gar nicht. Aber wie gesagt ließ ich den Brief in meinen Rucksack verschwinden und begab mich endlich zum Frühstück.
 

Frühstück war irgendwie nicht dasselbe wenn Psiana neben mir nicht aus seinen Napf fraß. Ich wollte nur noch schnell weiter. Während ich mein Frühstück verschlang, sah ich auf dem Fernseher in der Lobby einen Bericht. Officer Rocky gab gerade ein Interview vor dem Landgut. Ausgebrannte Rocket-Fahrzeuge standen im Hintergrund. Eigentlich waren sie nicht mehr als Rocket-Fahrzeuge erkenntlich, doch ich war derjenige, der diese Fahrzeuge so hergerichtet hat. Auch der Rest des Vorplatzes sah nicht mehr ganz frisch aus. Zum Glück sagte Rocky, sie würden noch im Dunkeln tappen.
 

Nach dem Essen verließ ich das Pokémon-Center und war schon drauf und dran die Stadt wieder zu verlassen, als mir einfiel wieso ich eigentlich in diese Stadt gekommen war. Ich wollte hier um einen Orden kämpfen. Wollte meinem großen Ziel näher kommen, Pokémon-Champ zu werden.

Doch konnte ich das ohne Psiana noch? Meine fünf Pokémon hatte ich doch auch ohne Psiana gefangen. Wäre ich nicht auf dem Ferienparadies in diese Höhle gegangen, würde ich immer noch ohne Psiana dastehen. Die Frage war, wollte ich das? Klar, ich fühlte mich mit Psiana um einiges stärker, doch ich habe doch auch so ein starkes Team. Aber ohne meiner kleinen, übermächtigen Katze fehlte einfach etwas.

Erst jetzt merkte ich, dass ich so austat, als wäre Psiana für immer weg. Giratina hat es doch nur mitgenommen. Es ist in der Gegenwelt, es ist sicher, und es wird wiederkommen. Ich würde mir jetzt meinen Orden holen, dann weiterreisen und auf dem Weg nach Psiana suchen. Oder besser gesagt Psiana finden, und ich wusste auch schon wie.
 

Da stand ich nun. Vor der Arena von Herzhofen. Lange wollte ich mich hier nicht aufhalten. Hinein spazieren, kämpfen, siegen, Orden nehmen, Ciao sagen. So der vorgesehene Plan. Zuerst müsste ich jedoch eintreten und nicht weiter nachdenken.
 

„Hallo? Haaallo?“

„… Hat hier jemand ‚Hallo‘ gesagt?“

„Ja, hier, ich. Ich möchte hier um einen Orden kämpfen.“
 

Eine große Frau in einem violetten Kleid kam um die Ecke. Sie hatte eine sehr extravagante Frisur und einen äußerst französischen Akzent.
 

„Dann bist du bei mir richtig. Du hast Glück, dass ich gerade Zeit für einen Kampf habe. Ich bin eine viel beschäftigte Frau, musst du wissen.“

„Ja, danke …“
 

Was war das denn für eine? Als wäre es mein größtes Glück das ausgerechnet sie, die auserwählte Arenaleiterin, Zeit für jemandem wie mich hat. Ich fühlte mich geehrt … kein Stück. Ich wollte einfach nur diesen Orden und dann schnellstmöglich weiter.

Wir betraten einen Raum, der einer Wettbewerbsbühne ähnelte. Als wir unsere Kampfpositionen einnahmen gingen große Scheinwerfen an, die uns und das Spielfeld beleuchteten. Ich hoffte ich bestritt hier auch wirklich einen Arenakampf.

Ein Schiedsrichter, der übrigens auch nicht wie ein gewöhnlicher Schiedsrichter aussah, sondern eher etwas von einem Wettbewerbsjuror hatte, erklärte uns die Regeln.

Zu meinem Erstaunen rief der Schiedsrichter nur einen Zwei-Runden-Kampf aus. Ungewöhnlich für Arenen, doch mir würde das doch nichts ausmachen, oder? Sollte immerhin schneller gehen.
 

„Traunmagil, du bist dran!“

„Ich wähle Frosdedje, los!“

„Der Herausforderer beginnt!“

„Na dann, Frosdedje, Eisstrahl!“

„Blocke den Eisstrahl mit einem Spukball, Traunmagil!“
 

Das hat geklappt. Der Spukball absorbierte den Eisstrahl und explodierte in der Mitte des Spielfeldes.
 

„Dann Blizzard!“
 

Der Blizzard traf voll ins Schwarze. Doch Traunmagil war noch lange nicht besiegt.

„Traunmagil, Spukball!“

„Du auch Spukball, Frosdedje!“
 

Doch mein Spukball kam zu spät. Es hatte fatale Wirkung, denn so bekam Frosdedje beide Spukbälle ab. K.O. fiel es um. Ich war etwas überrascht. War ich ohne Psiana wirklich schwächer? Zweifel kamen in mir auf, doch den Kampf würde ich jetzt doch wohl noch gewinnen.
 

„Despotar, du bist dran! Fang gleich an mit Donnerblitz!“
 

Traunmagil war zu überrascht, es traf. Und es zweigte Wirkung, Traunmagil war paralysiert.
 

„Despotar, Feuerschlag!“
 

Auch dieser traf, doch Traunmagil war nach dieser Attacke nicht mehr bewegungsunfähig. Das ging schnell, und so musste ich auch gleich einen Treffer einstecken.
 

„Traunmagil, Zauberblatt!“

„Halte durch, Despotar. Beende es mit Finsteraura!“
 

Die Finsteraura ließ bei Traunmagil die Lichter ausgehen. Doch jetzt wird es erst richtig hart für mich. Mein angeschlagenes Despotar gegen …?
 

„Drifzepeli, raus mit dir!“

„Fang gleich mit Donnerblitz an, Despotar!“
 

Gleich ein Treffer. Das war wichtig für uns.
 

„Setzte Irrlicht ein, Drifzi!“
 

Auch das Irrlicht traf. Jetzt wird es verdammt schwer. Despotar war verbrannt, das hieß Schwächung bis zum bitteren Ende. Ich musste schnell handeln.
 

„Despotar, Finsteraura!“

„Drifzi, Unheilböen!“
 

Beides Treffer. Es schien so, als würde keiner ausweichen. Fast alle Attacken trafen das Ziel. Doch nun würde ich es mit einer Kombination zu Ende bringen.
 

„Despotar, Steinkante! Danach gleich Feuerschlag!“
 

Auch die Steinkante saß und schleuderte Drifzepeli, oder Drifzi, wie es von der Arenaleiterin genannt wurde, zu Boden. So konnte auch der Feuerschlag treffen, der aufgrund der Verbrennung Despotars womöglich etwas stärker ausfiel.

Es reichte zum Sieg. Despotar, sichtlich erschöpft durch Schaden und Verbrennung fiel auf allen Vieren und keuchte. Ich rannte zu ihm hin, bedankte mich für seinen Einsatz und streichelte es etwas.

Die Arenaleiterin kam zu mir. Zu meiner Verwunderung stellte sie sich erst einmal vor. Das hatte sie vorhin gar nicht getan. Sie sagte auch, dass sie schon von mir gehört hatte und ihr bewusst war, dass ich stark sein würde. Deshalb wollte sie mich mit einem Zwei-Runden-Kampf etwas aus dem Konzept bringen. Fast wäre es aufgegangen. Sie drückte mir den Reliktorden in die Hand und wünschte mir weiterhin viel Glück für meine Reise. Ich bedankte mich freundlich und ging Richtung Ausgang.
 

Puh, endlich geschafft. Bei Arenaleitern immer auf freundlich zu machen und dieser Smalltalk dann noch. Ich war froh, dass das vorbei war. Der Kampf war zudem auch nicht das Wahre. Ich konnte nie ausweichen, war abgelenkt und dachte an Psiana. Es war erst Nachmittag und ich musste nochmal zurück zum Pokémon-Center um Despotar und Frosdedje behandeln zu lassen. Das würde sicherlich bis in den frühen Abend dauern. Dann wollte ich unbedingt noch los und Psiana finden. Das hieß eine Nacht im Freien, doch für Psiana war es das allemal wert.

Wie überbrücke ich die Zeit der Behandlung? Da ich sehr schlecht geschlafen hatte, versuchte ich mich etwas hinzulegen, einfach vor sich hin dösen. Bald schlief ich in der Lobby ein.
 

Schwerster Joy weckte mich, meine Pokémon wären wieder fit. Das ging schnell, es war gerade mal vier Uhr. Eine Stunde um zwei Pokémon wieder fit zu kriegen? Das war rekordverdächtig.

Ich ging nach Osten in die Route 209. Dort war Wasser, genau das was ich gebraucht habe. Ich suchte einen versteckten Tümpel hinter ein paar Büschen und Bäumen, damit auch wirklich niemand sehen konnte was sich hoffentlich gleich ereignen würde. Ich holte das abgebrochene Stück Platinum-Orb aus meinen Rucksack, um ein Portal in die Gegenwelt zu öffnen. Doch ich wartete und wartete, nichts tat sich. Und wie es immer so ist, tut sich genau dann etwas, wann man es nicht erwartete. Ich wollte gehen und wandte mich bereits ab, als ich hinter mir einen kleinen Sog spürte. Das Tor zur Gegenwelt hatte sich urplötzlich geöffnet.

Ohne Ansage kamen alle meine Pokémon aus ihren Bällen. Als sie vor mir standen erschrak ich. Die Augen aller meiner Pokémon leuchteten blau, so wie damals, als sie ihre Spezialattacke von legendären Pokémon erlernten. Sie sahen böse aus. Kabutops fuchtelte mit seinen Klauen, Tornuptos Rückenflammen loderten auf, Noctuh flatterte wild umher, Despotar schrie mich an und Frosdedje warf mit kleinen Eisbrocken. Alle kamen sie näher auf mich zu, ich fragte mich was hier los war.

Ich spürte den Sog hinter mir immer stärker und als ich kurz vor dem Tümpel war sprang Kabutops auf mich zu und hätte mich mit seiner Klaue zerteilt wäre ich nicht rückwärts in den Strudel gefallen. Meine eigenen Pokémon hatten sich gegen mich gewendet?
 

Ich war mal wieder in der Gegenwelt. Meine Pokémon waren anscheinend nicht hier. Es war eine eigenartige Spannung in der Luft. Ich ging zwei Schritte, oder besser gesagt ich sprang zwei Schritte. Eine Zone, in der die Anziehungskraft nicht sehr stark war. Ich wollte einen dritten Sprung wagen, doch ich kam nie mehr auf dem Boden an. Eine blaue Aura umgab mich. Ich strampelte mit Armen und Beinen, doch es half nichts. Ich beruhigte mich und sah mich um. Auf einen Felsen hinter mir stand Psiana. Endlich hatte ich es wieder, mein Psiana! Ich wollte vor Glück schreien, doch es kam nichts aus meinem Mund. Meine Glücksgefühle verebbten so schnell wie sie gekommen waren. Und nun bemerkte ich auch die blauen Augen bei Psiana. Es hatte mich in seiner Psychokinese gefangen. Wieso nur? Ich wollte fragen, doch es kam immer noch nichts aus meinem Mund. Erst die anderen Pokémon, jetzt auch noch Psiana?

Psiana trug mich mit seiner Psychokinese durch die Gegenwelt. Ich ließ es einfach über mich ergehen, was blieb mir auch anderes übrig? Sagen konnte ich nichts und weggehen konnte ich auch nicht. Und langsam fing die Sache an, spannend zu werden. In der Ferne sah ich Giratina. Ich erkannte den Schlafplatz, bei dem ich das allererste Mal in der Gegenwelt war. Als ich dachte, Giratina würde mich gleich fressen. Doch meine Erinnerungen wichen, als ich mich näherte. Etwas stimmte nicht mit dem Herrscher der Gegenwelt. Es sah aus, als wäre Giratina ein schlechtes Hologramm. Es flimmerte, verschwand immer wieder kurz, so als wäre es schlecht projiziert. Ich verstand gar nichts mehr.

Psiana blieb stehen. Ich schwebte gut zehn Meter vor Giratina, immer noch gefangen in der Psychokinese. Es war still, nichts geschah.
 

„Ich leide …“
 

Das kam von Giratina. In einer undefinierbaren Stimme. In einer kaputten und leidenden Stimmte. Psiana nickte Giratina zu. Was hatte das nun zu bedeuten? Ich konnte nicht nachdenken, denn im nächsten Moment schoss der gewaltige Drache einen Strahl aus seinem Maul ab. Direkt auf mich, direkt durch mich hindurch. Ich spürte wie ich anfing, mich aufzulösen. Ein unendlicher Schmerz durchdrang mich. Bis ich nichts mehr spürte, bis ich komplett weg war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  catgirl13
2016-04-15T16:51:08+00:00 15.04.2016 18:51
Wtf


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